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RÜCKBLICK AUF DIE SCHWINGSAISON 2022
RÜCKBLICK AUF DIE KRANZSCHWINGFEST-SAISON 2022
WIEDERUM ERWIES SICH DER THURGAUER SAMUEL GIGER MIT SEINEN FÜNF KRANZFESTSIEGEN ALS «L’ HOMME A BATTRE»
Nachdem 2020 wegen der Corona-Pandemie fast sämtliche Schwingfeste nicht stattfinden konnten und 2021 die meisten Schwingfeste ohne Zuschauer über die Bühne gingen, war 2022 wieder alles beim Alten, und die Schwingerfreunde freuten sich nach der – hoffentlich – definitiv überstandenen Pandemie endlich wieder im normalen Rahmen Schwingfeste besuchen zu können. So lag die Zahl der Schwingfestbesucher im gleichen Rahmen wie vor Corona.
KRANZVERTEILUNG NACH DEN VERBÄNDEN 1. ISV 283 Kränze
2. BKSV 245 Kränze
3. NOSV 4. NWSV 5. SWSV 236 Kränze
99 Kränze
93 Kränze
Bernisch-Kantonales Schwingfest 2022: Käser Remo – Aeschbacher Matthias
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p Bernisch-Kantonales Schwingfest 2022:
Inniger Thomas – Burger Matthieu
Bernisch-Kantonales Schwingfest 2022:
Odermatt Adrian – Walther Adrian
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HITLISTE DER KRANZGEWINNER 2022
An den 39 Kranzschwingfesten der Saison 2022 erkämpften 361 Schwinger total 956 Kränze.
11 Kränze
Kramer Lario, Galmiz (SWSV)
10 Kränze
Aeschbacher Matthias, Rüegsauschachen (BKSV) Schlegel Werner, Hemberg (NOSV) Schurtenberger Sven, Buttisholz (ISV) Staudenmann Fabian, Guggisberg (BKSV) Walther Adrian, Habstetten (BKSV)
9 Kränze
Burger Matthieu, Les Prés-d‘Orvin (BKSV) Orlik Curdin, Thun (BKSV) Schneider Domenic, Friltschen (NOSV) von Weissenfluh Kilian, Hasliberg Hohfluh (BKSV)
8 Kränze
Gapany Benjamin, Hauteville (SWSV) Giger Samuel, Ottoberg (NOSV) Kämpf Bernhard, Sigriswil (BKSV) Ledermann Michael, Mamishaus (BKSV) Odermatt Adrian, Liesberg (NWSV) Räbmatter Patrick, Uerkheim (NWSV)
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Innerschweizer Schwingfest 2022: Wicki Joel – Strebel Joel
Räbsamen Marcel, Müselbach (NOSV) Wicki Joel, Sörenberg (ISV)
7 Kränze
Alpiger Nick, Seon (NWSV) Arnold Stefan, Attinghausen (ISV) Bless Michael, Gais (NOSV) Gnägi Florian, Aarberg (BKSV) Gobeli Patrick, Oey (BKSV) Hofer Sven, Kerzers (SWSV) Lustenberger Marc, Hasle LU (ISV) Moser Steven, Rechthalten (SWSV) Orlik Armon, Maienfeld (NOSV) Rohrer Ueli, Flüeli (ISV) Schneider Mario, Rothenhausen (NOSV) Schwander Severin, Riggisberg (BKSV) Sempach Thomas, Heimenschwand (BKSV) Strebel Joel, Aristau (NWSV) Voggensperger Lars, Schönenbuch (NWSV)
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Innerschweizer Schwingfest 2022: Suppiger Werner – Aeschbacher Matthias
KRANZ-HITLISTE NACH SCHWINGKLUBS 1. Entlebuch 43 Kränze
2. Schwarzenburg 3. Ottenberg
35 Kränze 33 Kränze 4. Sumiswald 31 Kränze 5. Rottal und Umgebung 27 Kränze Kerzers 25 Kränze 7. Wiggertal 24 Kränze 8. Freiamt 21 Kränze 9. La Gruyère 20 Kränze 10. Wil 19 Kränze am Mythen 19 Kränze
DIE BERNER IN DER BREITE DAS MASS ALLER DINGE
Mit Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Kilian von Weissenfluh und Michael Ledermann hat eine neue Generation das Zepter bei den Bernern definitiv übernommen.
Von der goldenen 80-er Generation sind zwar noch die Schwingerkönige Wenger und Stucki sowie die alt bewährten Kämpen Sempach und Gnägi übriggeblieben, aber bei allen machen sich die Zeichen der Zeit bemerkbar. So konnte der Schwingerkönig 2019, Christian Stucki, bis zum ESAF 2022 kein eiziges Kranzschwingfest bestreiten. Der sympathische Turnerschwinger Florian Gnägi feierte im Jahr 2022 drei Kranzfessiege. Mit dem Sieg am Schwarzsee krönte sich der 34-jährige Seeländer erstmals zum Bergkranzfestsieger.
Fabian Staudenmann konnte zwar kein Kranzschwingfest gewinnen, aber mit seinen total acht zweiten Plätzen an Kranzschwingfesten erwies er sich trotzdem als stärkster Berner. Der grossgewachsene Habstetter Adrian Walther gewann mit dem Bernisch-Kantonalen und dem Brünig-Schwinget gleich zwei prestigeträchtige Schwingfeste. Der Jungspund wirkt zwar manchmal noch etwas gar zu keck und zu unüberlegt. Ebenso zwei Kranzfestsiege feierte mit Michael Ledermann ein weiterer Berner Mittelländer, der mit seiner unkonventionellen Schwingweise eine Bereicherung für jeden Schwingplatz ist.
Der Berner Oberländer Kilian von Weissenfluh ist von der Schwingweise her ähnlich gelagert wie sein Grossvater Peter und sein Onkel Christian. Will heissen, er operiert aus der Defensive heraus
und kontert dann blitzschnell. Auch er gewann mit dem Oberaargauischen und dem Seeländischen zwei Kranzfeste. Mit Jahrgang 1992 ist Matthias Aeschbacher so etwas wie das Bindeglied zwischen der Fraktion der «goldenen 80-er» und den «jungen Wilden». Der Emmentaler Sennenschwinger gewann den Weissenstein und das Emmentalische in seiner engsten Heimat Hasle-Rüegsau. Die Berner haben mit dem 21-jährigen Matthieu Burger, Près-d’Orvin und dem erst 17-jährigen Michael Moser vom Schwingklub Zäziwil zwei grosse Talente in ihren Reihen, von denen wir in Zukunft noch viel hören werden.
DIE NORDOSTSCHWEIZER – GUTE SAISON
Mit seinen fünf Kranzfestsiegen bewies der Thurgauer Samuel Giger erneut, dass er der Mann ist, den es schweizweit zu schlagen gilt. Giger ist noch vielseitiger geworden, greift nun am linken Gstöss mal vorne und mal hinten. Aber nach wie vor gibt es Schwinger, die dem sympathischen Senneschwinger halt gar nicht in die Finger passen. Ein grosses Versprechen für die Zukunft ist der erst 20-jährige Toggenburger Werner Schlegel, der durch seine Abgeklärtheit und seine präzisen Schwünge zu überzeugen weiss. Er gewann neben dem St. Galler Kantonalen als Gast das Nordwestschweizerische auf überzeugende Art und Weise. Endlich konnte sich auch der Glarner Roger Rychen zum Kranzfestsieger krönen lassen. Er gewann das Zürcher Kantonale. Armon Orlik konnte sein Heimfest, das Bündner-Glarner Kantonale, gewinnen. Ein Publikumsliebling sondergleichen ist der Thurgauer Domenic Schneider. Trotz seines Gewichts ist der Sennenschwinger extrem wendig, und «Dodo» ist praktisch der einzige aktive Schwinger, der den Souplesse perfekt beherrscht. Von den altbewährten Kräften gelang dem Appenzeller Raphael Zwyssig der Sieg am Heimfest. Sein
Innerschweizer Schwingfest 2022: Doppmann Urs – Nötzli Reto
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Nordostschweizer Schwingfest 2022: Riget Florian – Orlik Armon
Appenzeller Verbandskollege Michael Bless hatte eine durchzogene Saison, in der sich Hochs und Tiefs (Ausstich am Innerschweizer Schwing- und Älplerfest verpasst) abwechselten. Überraschend gewann das Mitglied des Schwingklubs Zürichsee rechtes Ufer, Shane Dändliker, das Schaffhauser Kantonale. Von den übrigen Eidgenossen der Nordostschweizer vermochte einzig noch der Winterthurer Samir Leuppi zu überzeugen. Wobei noch zu erwähnen ist, dass der Kilchberg-Sieger 2021, Damian Ott, lange an einer Fussverletzung herum laborierte. Mit sieben Kranzerfolgen bis zum ESAF wusste der erst 22-jährige Toggenburger Marcel Räbsamen zu gefallen.
Nach 151 Kranzgewinnen gab der Schwingerkönig des Jahres 2001, Arnold Forrer, nach dem Schaffhauser Kantonalen seinen Rücktritt bekannt. Sein Abschied wurde am Schwägalp-Schwinget gebührend gefeiert.
DIE INNERSCHWEIZER – WICKI/REICHMUTH UND DANACH?
Als klare Nummer 1 der Innerschweizer erwies sich einmal mehr Joel Wicki. Mit seinen 182 cm Körpergrösse bei einem Gewicht von
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Nordostschweizer Schwingfest 2022: Ambühl Joel – Bless Michael
Nordostschweizer Schwingfest 2022: Kindlimann Fabian – Giger Samuel
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Nordostschweizer Schwingfest 2022: Fausch Kjetil – Bless Michael
107 kg ist der Entlebucher Sennenschwinger nicht mit übermässigen Gardemassen ausgestattet, aber das Kraftbündel hat dank seiner engen Griffweise mit Kurz und seinen Hakenschwüngen «Waffen» im Repertoire, die auch körperlich übermächtige Gegner anerkennen müssen. Wicki gewann das Innerschweizerische, den Rigi und das Zuger Kantonale.
Der zweite absolute Innerschweizer Spitzenschwinger Pirmin Reichmuth konnte wegen Verletzungen erst am Aargauer Kantonal-Schwingfest ins Geschehen eingreifen. Mit sechs gewonnenen Gängen entschied er den Wettkampf sogleich für sich. Der mächtige Sennenschwinger verletzte sich dann im sechsten Gang am Brünig-Schwinget an der Schulter erneut, den Kranz sicherte sich der Zuger aber dennoch.
Danach klafft bei den Innerschweizern eine Lücke. Von den altbewährten Kräften sicherten sich Erich Fankhauser am Luzerner und Mike Müllestein am Schwyzer je einen Kranzfestsieg. Das Schwergewicht Sven Schurtenberger erkämpfte sich zwar total zehn Kränze und siegte am Südwestschweizerischen und am Tessiner Kantonalen, aber von seiner Durchschlagskraft früherer Tage ist der Luzerner doch etwas entfernt.
Der Schwyzer Christian Schuler steht nun bei total 108 Kränzen. Er verlor aber den Schlussgang am Stoos-Schwinget völlig überraschend gegen den Berner Oberländer Josias Wittwer. Ebenfalls hat der Zuger Turnerschwinger Marcel Bieri nicht das Leistungsvermögen früherer Jahre entwickeln können, wie auch die alten Kämpen Benji von Ah und Andi Imhof.
Durchzogen war auch die Saison des letztjährigen Siegers des Innerschweizer Schwing- und Älplerfests, Joel Ambühl. Von den Jungen haben der Luzerner Ronny Schöpfer, der Obwaldner Jonas Burch und der Urner Lukas Bissig überzeugt und sind ein Versprechen für die Zukunft.
DIE NORDWESTSCHWEIZER – ENDLICH NICHT NUR DIE AARGAUER
Die Aargauer Nick Alpiger, Joel Strebel und Andreas Döbeli sind nach wie vor die absoluten Leader der Nordwestschweizer. Alpiger konnte das Solothurner Kantonale und Döbeli das Basellandschaftliche Kantonale für sich entscheiden. Die vier anderen Kranzfeste der Nordwestschweiz gingen alle an Gastschwinger. Leider verletz-
Appenzeller Kantonal-Schwingfest 2022: Forrer Arnold kann sich den 150. Kranz aufsetzen lassen!
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Nordwestschweizerisches Schwingfest 2022: Schwegler Dominik – Schuler Christian te sich der Eidgenosse von Zug 2019, Andreas Döbeli, am Weissenstein-Schwinget so schwer, dass er den Rest der Saison ausfiel. Nicht mehr an die Leistungen der vorangegangenen Jahre kam das Aargauer Schwergewicht Patrick Räbmatter, dies obwohl er insgesamt acht Kränze gewann. Auch nicht mehr mit der Spitze mithalten konnte während der gesamten Saison der Solothurner Gammen- und Kreuzgriffspezialist Marcel Kropf. Dafür haben die beiden Baselbieter Adrian Odermatt und Lars Voggensperger zur Nordwestschwei-
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Nordwestschweizerisches Schwingfest 2022: Bundesrätin Viola Amherd, Ständerat Tierry Burkart (OK-Präsident) und Festsieger Werner Schlegel
zer Spitze aufgeschlossen. Odermatt trumpfte am Baselstädtischen gross auf und brachte im Schlussgang den haushohen Favoriten Samuel Giger an den Rand einer Niederlage. Der 21-jährige Odermatt beherrscht den Linkskurz so gut wie schon lange keiner mehr. Lars Voggensperger ist an jedem Schwingfest mit seiner offensiven Schwingweise eine Bereicherung. Der ebenfalls 21-jährige Senneschwinger ist mit 180 cm Grösse und 108 kg Körpergewicht kein schwingerischer Riese und erinnert mit seiner Schwingart als Blondschopf ein wenig an die Sensler Schwingerlegende Hans-Peter Pellet.
DIE SÜDWESTSCHWEIZER – EIN ROMAND GEWINNT DAS URNER KANTONALE
Zu Zeiten von Schlaefli, Yerly und Pellet waren Siege von Romands an Kranzschwingfesten in den übrigen Teilverbänden keine Seltenheit. Seit da ist es bis zum Stoos-Sieg von Lario Kramer im Jahr 2018 ruhig geblieben. Nun hat der 24-jährige Galmizer, der vor allem aus der Flanke schwingt, mit dem Sieg am Urner Kantonal-Schwingfest nachgedoppelt. Dazu gewann der athletische Senneschwinger auch noch das Freiburger Kantonale. Mit elf Kränzen hat das Mitglied des Schwingklubs Kerzers auch die Wertung der Kranzsammler 2022 gewonnen.
Der zweite Spitzenschwinger der Romands – Benjamin Gapany – gewann mit dem Neuenburger, dem Walliser und dem Waadtländer Kantonalen gleich drei Kranzschwingfeste in der Romandie. Zwischenzeitlich tauchte das Mitglied des Schwingklubs Gruyère etwas ab, erreichte aber immerhin doch acht Kränze.
Der dritte Eidgenosse der Romands, der Waadtländer Steve Duplan, hatte einmal mehr mit der Verletzungshexe zu kämpfen und konnte sein Potenzial in der Saison 2022 nie abrufen.
Dahinter klafft bei den Romands nach wie vor eine grosse Lücke. Am ehesten zu gefallen, wussten noch Sven Hofer und Steven Moser – zwei weitere Freiburger, die in der Saison 2022 je sieben Kränze gewinnen konnten.
Ein Problem an den Kranzschwingfesten der Romands sind die Teilnehmerzahlen. Als Beispiel sei das Walliser Kantonal-Schwing-
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p Südwestschweizer Schwingfest 2022:
Dändliker Shane – Siegenthaler Leo
Südwestschweizer Schwingfest 2022:
Gottofrey Marc – Barras André
Südwestschweizer Schwingfest 2022: u Roschi Ruedi – Collaud Romain
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fest genannt, an welchem nicht einmal hundert Schwinger an den Start gingen. Dies ist umso betrüblicher, wenn man bedenkt, dass alle versicherten Aktivschwinger des Südwestschweizer Schwingerverbands ohne Einschränkung alle Kantonal-Schwingfeste im Teilverbandsgebiet bestreiten können. Immerhin haben die Romands gemäss den Zahlen der Hilfskasse 374 Aktivschwinger versichert. Damit sollte es doch allemal möglich sein, mindestens 100 Schwinger für die Teilnahme an einem Kantonal-Schwingfest motivieren zu können. FAZIT DER SAISON 2022
Welch eine Wohltat, dass die Schwingfeste wieder vor vollen Zuschauerrängen stattfinden konnten, dies hat auch die Schwinger zu aussergewöhnlichen Leistungen motiviert. Mit Nöldi Forrer ist ein ganz Grosser zurückgetreten, und die Spitzenschwinger mit über 30 Altersjahren spüren allesamt die Verschleisserscheinungen an ihrem Körper. Schwinger wie Giger, Wicki und Staudenmann werden das Geschehen auf den Schwingplätzen auch im Jahr 2023 dominieren! Rolf Gasser