Hessen-IT NEWS 01/2014

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Hessisches Ministerium fĂźr Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-it.de

Hessen-IT NEWS Digitales Hessen Future Internet Kongress Innovationsmanagement international Telekommunikationstag Hessen 2014 Mobile Health Forum Kompetenzatlas Verkehrstechnik Š fotogestoeber - Fotolia.com

Industrie 4.0

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Hessen

IT

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Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Monaten durfte ich zahlreiche spannende Veranstaltungen, innovative Unternehmen und vielversprechende Projekte besuchen und mich davon überzeugen, dass Hessen eine lebendige und kreative Informations- und Kommunikationstechnologiebranche besitzt. Einige Eindrücke finden Sie in der vorliegenden Ausgabe der Hessen-IT NEWS.

Selbstverständlich befasst sich die Strategie auch mit den gesellschaftlichen Fragen der Digitalisierung, die unseren Alltag durchdringt und grundlegend verändern wird. Viele Entwicklungen, vom Energiemanagement bis zum Gesundheitswesen, basieren auf der Sammlung und Verarbeitung sensibler, oft auch persönlicher Daten.

Die Vielfalt innovativer Unternehmen, die hohe Zahl renommierter Forschungsstätten, die intensive Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft – all dies schafft beste Voraussetzungen, gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Das hat sich bei der Erarbeitung der Strategie „Digitales Hessen“ gezeigt.

Dies birgt Chancen, aber auch Risiken für Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger. Diese und weitere Fragestellungen werden auf unserem Future Internet Kongress am 3. Dezember diskutiert, zu dem ich Sie herzlich einlade.

INHALT

Viele unterschiedliche Partner haben ihre Ideen eingebracht und die zentralen Handlungsfelder identifiziert. Damit ist die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie geschaffen; einen ersten Einblick geben wir in diesem Heft.

1 Kurz informiert / News

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre. Ihr Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

2 Handlungsfelder für das Digitale Hessen

11 Raumfahrt und Informationstechnologie – Innovation durch Kooperation

3 Dem Fortschritt eine Richtung geben – Future Internet Kongress 2014

12 Neuauflage des Kompetenzatlas Verkehrstechnik

4 Cloud und SaaS!

13 Industrie 4.0 – mit Sicherheit smart und flexibel produzieren

6 Innovationsmanagement international 7 Das KMU-Instrument: EU-Förderung für Innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen 8 Telekommunikationstag Hessen 2014

14 Mobile Health Forum 16 Verbundprojekt „SignalTracing“ 17 Umbau eines Rechenzentrums im laufenden Betrieb 18 Termine

Impressum Das Projekt wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union

Herausgeber Aktionslinie Hessen-IT Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden

Leitung und Koordination Hessen-IT Christian Flory Themenfeldleiter Informationstechnologie Aktionslinie Hessen-IT

www.hessen-it.de

Gestaltung www.theissen-design.de EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Druck www.a-m-service.de Auflage: 7.000 Exemplare

Redaktion Hessen-IT NEWS Mirco Sander Projektmanager Telefon 0611 95017-8477, Fax - 8620 mirco.sander@htai.de

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.


Kurz informiert /News „Der Name der Rose“ ist jetzt fit für die Zukunft Nach vier Monaten Projektdauer wurde am 10. September 2014 die lang erwartete Breitbanderschließung des Klosters Eberbach offiziell abgeschlossen und das hochmoderne neue Glasfasernetz in Betrieb genommen. Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir begrüßte die Anbindung als Mosaikstein zur flächendeckenden Versorgung, die Hessen bis Ende 2018 erreichen will: „Ich freue mich, dass hier mit großem Engagement der WiTCOM eine zukunftsfähige Lösung gefunden wurde.“ Die Digitalisierung treibe nicht nur ökonomische, sondern auch gesellschaftliche und damit kulturelle Entwicklungen an: „Auch Kulturstätten wie das Kloster Eberbach können davon profitieren. Die Landesregierung begleitet diese Entwicklungen mit der Strategie Digitales Hessen.“ In den letzten acht Jahren wurden insgesamt 25 Kilometer Glasfasertrassen von Wiesbaden in den Rheingau verlegt. Das gesamte WiTCOM-Netz umfasst nun mehr als 500 Kilometer Glasfaser.

Weitere Informationen: www.witcom.de

Jetzt bewerben und MediaSurfer 2014 werden! Ab sofort können sich Schulklassen, Gruppen aus Freizeit- und Kindereinrichtungen, Vereine, Jugendclubs und andere Jugendinitiativen aus Hessen für den MediaSurfer 2014 – MedienKompetenzPreis Hessen – bewerben. Mit dem MediaSurfer honoriert die LPR Hessen die besten Medienprojekte in Hessen von und mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 18 Jahren. Eingereicht werden können medienpädagogische Projekte aus den Bereichen Film/Video, Radio/Audio, Computer/Internet oder Handy. Einzige Voraussetzung: Die Projekte müssen im Jahr 2014 durchgeführt und/oder abgeschlossen sein. Wichtig ist: Perfekte Ergebnisse sind kein Hauptkriterium für die Auswahl der Preisträger; von besonderer Bedeutung ist vielmehr der pädagogische Ertrag der Projekte. Eine unabhängige Jury bewertet Idee, Konzeption und Verlauf der Projekte.

In Kooperation mit „Schule@Zukunft“, der Medieninitiative des Hessischen Kultusministeriums und mit Unterstützung der Hessischen Medienzentren wird auch in diesem Jahr ein Sonderpreis ausgelobt. Unter dem Motto „Medien und Inklusion – gemeinsam medienaktiv in Schulen“ werden Projekte von Schülerinnen und Schülern gesucht, bei denen das Thema Inklusion medial umgesetzt wird, oder Projekte, bei denen Medien konzeptionell in der inklusiven Pädagogik eingesetzt werden. Der Preis ist mit 2.500 Euro für die Anschaffung von Medientechnik dotiert. Insgesamt warten auf die Gewinner Preisgelder von rund 15.000 Euro, die Anfang Mai im Rahmen einer Preisverleihung im Cineplex Capitol Kassel vergeben werden. Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember 2014. Weitere Informationen: www.lpr-hessen.de/mediasurfer

Hessen-IT Firmengemeinschaftsstand auf der CeBIT 2015 Die Aktionslinie Hessen-IT plant, sich im Jahr 2015 wieder an der CeBIT (16. bis 20. März) zu beteiligen und bietet kleinen und mittleren hessischen IT-Unternehmen die bewährten Leistungen des beliebten Firmengemeinschaftsstands an. Das Angebot der Aktionslinie bietet zu einem außergewöhnlich attraktiven Preis unter anderem einen PC-Arbeitsplatz inklusive Breitband-Internetanbindung, Hardware und technischem Support, Bewirtung am Stand für Ihr Standpersonal sowie für Ihre Kunden, Eintrag als Mitaussteller sowie Nutzung der Bühne und des Besprechungsraums inkl. Präsentationstechnik. Die Teilnahme am Firmengemeinschaftsstand ist aufgrund der Förderung durch das Land Hessen für die ausstellenden Unternehmen höchst attraktiv.

Anterovium | istockphoto.com

Weitere Informationen finden Sie unter

www.hessen-it.de (Rubrik „Firmengemeinschaftsstand“). Bei Interesse an einer Teilnahme als Mitaussteller wenden Sie sich bitte an Christian Flory (christian.flory@htai.de, T 0611 95017-8423).

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Handlungsfelder für das Digitale Hessen Digitale Technologien sind der Schlüssel für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Mit Informations- und Kommunikationstechnologien werden Innovationen angestoßen, die Wirtschaft und Gesellschaft und somit auch den Alltag durchdringen und neue Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft eröffnen. Hessen hat als führender Informations- und Kommunikationstechnologie-Standort und aufgrund seiner Branchenvielfalt beste Voraussetzungen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Mit der strategischen Initiative „Digitales Hessen“ möchte das Land diese digitalen Potenziale für die Entwicklung der hessischen Wirtschaft und Gesellschaft heben und so zu Wachstum, Lebensqualität, Kreativität und Effizienz beitragen. Ziel ist es, die hessische Wirtschaft und Gesellschaft fit zu machen für das digitale Zeitalter, das gerade erst begonnen hat. Auf Basis der Initiative soll eine stärkere Vernetzung zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik gefördert werden, um darauf aufbauend nachhaltige Lösungen existenzieller Herausforderungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu entwickeln. Wirtschaftlich betrachtet bietet die Digitalisierung die Basis für ungeahnte neue Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle, für neue Produkte und Dienstleistungen, für Kooperationen und Gründungen. Doch darüber hinaus leistet die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zur Lösung von globalen oder gesellschaftlichen Herausforderungen. Megatrends wie der demografischer Wandel, Urbanisierung und Klimawandel, aber auch veränderte Lebens- und Arbeitswelten erfordern kreative Lösungen, die an den Bedürfnissen der Bürger und der Unternehmen ausgerichtet sind. Mit innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien kann den Herausforderungen wie der Energiewende, dem zunehmenden Verkehr oder der Verknappung der Ressourcen begegnet werden. Gerade bei komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen können Lösungsansätze oft nur interdisziplinär entwickelt und gemeinsam umgesetzt werden.

Abbildungen Fotolia.com; von oben nach unten: © Coloures-pic, © bigpa, © santiago silver © lassedesignen, © AA+W, © WavebreakMediaMicro

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Zur Entwicklung der Strategie „Digitales Hessen“ hat das Land daher einen Dialog mit regionalen und nationalen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik initiiert. Dieser Dialog soll zur Weiterentwicklung der Strategie fortgeführt und intensiviert werden. Dabei bildet die Strategie auch

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den Ausgangspunkt für eine ressortübergreifende Diskussion und koordinierte Weiterentwicklung. Die Strategie zeigt Chancen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters für das Land Hessen auf und entwirft Ansätze, wie moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen und zur nachhaltigen Entwicklung von wirtschaftlichen Megatrends beitragen können. Auf Basis eines mehrstufigen Analyseverfahrens wurden sechs Handlungsfelder identifiziert, in denen ein verstärkter Einsatz von IKT-Technologien zur Lösung drängender Fragestellungen beitragen kann: a Autonome Wertschöpfungsprozesse a Vernetzte Gesundheitssysteme a Technikunterstütztes Wohnen a Intermodale Mobilität a Intelligente Energienetze a Digitalisierung von Kunst und Kultur Die „Digitale Strategie“ stellt die digitalen Handlungsfelder – technische, wirtschaftliche, gesellschaftliche – für Hessen dar und beschreibt mit Zielen und Maßnahmen, wie sie partnerschaftlich entwickelt werden können. Grundlage für den Erfolg der Digitalisierung ist zum einen eine ausgezeichnete Infrastruktur mit leistungsfähigen Breitbandnetzen sowie die IT-Sicherheit. Gerade die aktuelle Diskussion zeigt, wie wichtig Aspekte wie Vertrauen und Privatsphäre im wirtschaftlichen wie im privaten Umfeld sind. Um unsere digitale Zukunft sicher zu gestalten, dürfen wir Fragen der Cybersicherheit nicht außer Acht lassen. Leistungsfähige Breitbandnetze sowie IT-Sicherheit nehmen in der Digitalstrategie deshalb die Rolle von Basistechnologien ein. Darüber hinaus fördert das Hessische Wirtschaftsministerium im Rahmen eines Wettbewerbs digitale Innovationsprojekte, die beispielhaft dazu beitragen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen.

Heike Koch Projektmanagerin Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8432, Fax -8620 heike.koch@htai.de


Dem Fortschritt eine Richtung geben 3. Dezember 2014 Messe Frankfurt | Kap Europa

Fast schon eine kleine Tradition zum Jahresende: Am 3. Dezember findet der dritte Future Internet Kongress in Frankfurt statt. Er beleuchtet interdisziplinär aktuelle Fragestellungen, Aspekte und Herausforderungen in der digitalen Welt. Der Kongress wird von Hessen-IT gemeinsam mit dem House of IT veranstaltet. Unter dem Motto „Dem Fortschritt eine Richtung geben: Wie gestalten wir unsere digitale Zukunft“ wollen wir die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen diskutieren. Dabei greifen wir Themen wie Big Data und das Innovationspotenzial intelligenter, smarter Dienste, aber auch Fragen nach IT-Sicherheit und der Netzpolitik auf und beleuchten die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Die Digitalisierung beeinflusst Arbeits- und Unternehmenskultur und kann zur Verbesserung der Lebensqualität jedes Einzelnen beitragen. Sie eröffnet Hessens Unternehmen große Entwicklungspotenziale, denn die IKT sind längst wichtige Innovationstreiber. Gemeinsam mit einer Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen, Gründerinnen und Gründern, Weltmarktführern und internationalen Konzernen sowie Hochschul- und Forschungseinrichtungen arbeiten wir daran, die digitale Zukunft zu gestalten. Daten werden als der neue Treibstoff der Wirtschaft gehandelt. Sie bilden im Future Internet die Grundlage für Innovationen. Schon jetzt bietet Big Data neue Möglichkeiten, diese Daten auszuwerten – mit Chancen und Risiken für Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger. Denn jeder hinterlässt digitale Fuß spuren und eine Vielzahl verfügbarer Daten, die von Dritten missbraucht werden können – die aber auch als Grundlage für Unternehmensentscheidungen dienen. Aktuelle Diskussionen zeigen, wie wichtig die Aspekte Vertrauen und Datensicherheit im wirtschaftlichen und privaten Umfeld sind. Auf dem Kongress werden unter anderem folgende Fragestellungen diskutiert: a Wie können Daten Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft stiften und wie können Prozesse effizienter gestaltet werden? a Wie entstehen durch smarte und intelligente Technologien neue Geschäftsmodelle und innovative Gründungen?

a Welche Chancen bietet die Nachfrage nach sicheren IT-Lösungen für neue, innovative Geschäftsmodelle in der IT-Industrie? a Wie kann der digitale Fortschritt zukunftssicher und souverän gestaltet werden? a Angesichts der Chancen und Möglichkeiten von Big Data: Welche Fragestellungen ergeben sich hinsichtlich IT-Sicherheit und Netzpolitik? Die Zusammenführung und Analyse der Daten in Realzeit birgt Herausforderungen für den Informationsschutz von Unternehmen und den Schutz der Privatsphäre der Bürger. Mit dem Rhein-Main-Flughafen und der Frankfurter Börse, mit seinen Chemie- und Pharmaunternehmen, seiner Logistikbranche und seiner außergewöhnlich starken IKT-Sparte ist Hessen ein wirtschaftliches Zentrum Europas. Trends und Entwicklungen, die unsere Zukunft bestimmen werden, lassen sich hier konzentriert betrachten: Der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf Ballungsräume wie auf ländliche Gebiete, die Umsetzung der Energiewende in einer dicht besiedelten Region, der immer weiter zunehmende Individual- und Güterverkehr und eben die Digitalisierung der Wirtschaft und der Gesellschaft. Als traditioneller Innovationsmotor Deutschlands setzen wir an den Schnittpunkten dieser Entwicklungen an und führen Experten aus allen Disziplinen zusammen, um den Fortschritt gezielt voranzutreiben – zum Wohle unserer Gesellschaft und begriffen als Gestaltungsaufgabe für die digitale Zukunft Hessens. Freuen Sie sich auf Redner wie Prof. Viktor Mayer Schönberger, den Leiter des Oxford Internet Institute an der Oxford University, Jan Philipp Albrecht, Mitglied des Europaparlaments mit den Schwerpunkten Datenschutzrecht und digitale Bürgerrechte, Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG, Jens Redmer, Director Business Development Google EMEA, Markus Beckedahl von Netzpolitik.org oder Prof. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie.

Quelle: www.kapeuropa.de

Unter www.future-internet-kongress.de finden Sie die Anmeldung und weitere Informationen.

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Cloud und SaaS: Was Ihre IT meist nicht weiß, aber Geschäftsführung und Management unbedingt wissen sollten!

Cloud ist in aller Munde, kaum ein Werbeflyer kommt ohne das Schlagwort aus. Datenspeicher im Internet, Virtualisierung … alles Mögliche wird mit dem Aufkleber „Cloud“ verkauft. Doch was hat es mit dem CloudParadigma wirklich auf sich? Welche wirtschaftlichen Konsequenzen ergeben sich für die Zukunft? In der Definition von Cloud-Computing (siehe z. B. „The NIST Definition of Cloud Computing“, http://csrc. nist.gov/publications/nistpubs/800-145/SP800-145.pdf) spielen neben Kosteneinsparung (der Anwender zahlt nur, was er benötigt) vor allem Flexibilität und Agilität eine Rolle – und damit die Möglichkeit zu neuen Geschäftsmodellen und -prozessen. Betrachten wir einmal das Spielfeld und die Mitspieler mit ihren Interessen: Da gibt es die AnwenderUnternehmen und Anwender mit ihren verschiedenen Devices, dann die Softwarelieferanten (ISVs – Independent Software Vendors) und schließlich die IT–Provider mit ihrer Infrastruktur.

Abkürzungen und Modelle im Überblick a ISV: Independent Software Vendor

Welche Interessen haben die Anwender? Anwender benötigen (Problem-) Lösungen, d. h. Services als integrierte Geschäftslösungen – flexibel nutzbar und abrechenbar. Und sie möchten von der Bereitstellung und Pflege der Infrastruktur, wie Wartung, Administration und Backup, von Lizenzproblemen, unkalkulierbaren Folgekosten etc. entlastet werden. Dies wird ihnen in der Regel von der internen IT mit ihren Beschaffungswegen und deren Releasezyklen nicht schnell genug zur Verfügung gestellt (sonst müssten wir uns nicht über SchattenIT mit Dropbox u. ä. unterhalten). Anwender wollen SaaS – Cloud Business Services! Und diese sind von den traditionellen ISVs zu liefern! Die Interessen der Softwarelieferanten ISVs benötigen eine Software-Entwicklungsumgebung, um sich auf ihre Kernkompetenzen und das Geschäftsproblem ihrer Anwender zu konzentrieren. ISVs möchten von der Bereitstellung und Pflege von Entwicklungs- und Testumgebungen, Versionskontrollsystemen, dem Deployment (Ausrollen der Lösung) und allem was sonst noch dazu gehört entlastet werden. Sie benötigen PaaS (Platform as a Service) – die Entwicklungsplattformen. Diese sind von den IT–Providern zu liefern.

a SaaS: Software as a Service a PaaS: Platform as a Service a IaaS: Infrastructure as a Service

Die IT–Provider IT–Provider liefern heute die Infrastruktur, also IaaS (Infrastructure as a Service), Server und Speicher, auf die über Breitbandnetze zugegriffen wird. Was sind nun die wirtschaftlichen Konsequenzen? Die IT-Provider, die IaaS bereitstellen, werden durch die ISVs gezwungen werden, mehr zu bieten – nämlich PaaS. Die meisten Rechenzentrumsbetreiber, mit denen wir gesprochen haben, haben im Wesentlichen die Tendenz erkannt: Weg vom „reinen Blech“, hin zum Provider, der IaaS als Cloud-Angebot führt. Aber nur wenige können zurzeit PaaS liefern, wie es sich ein ISV zukünftig idealerweise wünscht. Lediglich ansatzweise Amazon, IBM, Microsoft mit Azure und wenige weitere sind hier zu nennen.

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Grafik: DriveChange!, K. Sondermann 2013

Wichtig ist dabei die geografische Verteilung: Die Anbieter sind vor allem in den USA zu finden! Dies ist eine Herausforderung für Wirtschaft und Politik in der EU und insbesondere in Deutschland. Denn die von den Verbänden, etwa dem Bitkom, prognostizierten Umsatzsteigerungen im Cloud-Markt könnten an deutschen Unternehmen vorbei gehen. Auf Druck der Anwender werden die ISVs zunehmend Cloud Business Services liefern müssen. Sie müssen zu „Independend Cloud Service Vendors” (ICSVs) werden. Das Cloud-Paradigma bietet ISVs zwar neue Lösungsmöglichkeiten und Wachstumsmärkte, aber wenn die Softwarehäuser diesen Weg nicht mitgehen, den Anwendern nicht die gewünschten Lösungen liefern, werden sie Kunden verlieren und im schlimmsten Fall ein „Going-out-ofBusiness” erleben. Erforderlich sind neue Entwicklungsprozesse, neue Strategien und gegebenenfalls neue Entwickler. Die Chancen, die Cloud-Lösungen für KMU-Anwender bieten, sind: Schnellere Bereitstellung, Flexibilität, bedarfsgerechte Kosten statt Kapitalbindung durch hohe, langfristige Investitionen. Hier sind Geschäftsprozesse und -modelle betroffen und damit nicht (nur) die IT, sondern die Geschäftsführung gemeinsam mit CIO und CFO.

In der „Cloud Economy“ greift ein Zahnrad in das andere. Im positiven Fall dreht sich das wirtschaftliche Getriebe. Wenn jedoch eines der Räder stockt, werden sich die wirtschaftlichen Konsequenzen ins Negative bewegen – für alle Beteiligten! Diese Zusammenhänge sind häufig weder der ITAbteilung noch der Geschäftsführung bewusst. Alle sind betroffen: Die Anwender in den KMU, die ISVs und die IT-Provider! Das Cloud-Business stellt ohne jeden Zweifel eine große Herausforderung dar, der sich Unternehmen jetzt zügig stellen müssen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, neue Geschäftsfelder zu besetzen und im Wandel zu wachsen. Richtige Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen, wird eminent wichtig. Fehler können später schwer zu lösende Nachteile verursachen.

Josef Peter Heger CeBJot GmbH – coaching & consulting – Rheingaustraße 125 b 65203 Wiesbaden T 0611 9601041 j.heger@cebjot.com www.cebjot.com

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Innovationsmanagement international Neue Innovationsdienstleistungen des Enterprise Europe Network Hessen

Das Enterprise Europe Network Hessen (EEN Hessen) ist die Europaberatung der Hessen Trade & Invest GmbH. Sie unterstützt Unternehmen seit 2008 mit Innovationsdienstleistungen im Auftrag der EUKommission und des Landes Hessen. Zum einen berät das EEN Hessen zu EU-Programmen für Forschung und Innovation wie zum Beispiel Horizon 2020. Zum anderen vermittelt es hessischen Unternehmen Kooperationspartner entlang der Innovationswertschöpfungskette: Forschungs-, Entwicklungs- und Technologiepartner sowie Geschäftspartner in über fünfzig Ländern der Welt. Das EEN Hessen bietet nun im Auftrag der EU-Kommission weitere Dienstleistungen zur Unterstützung von Innovationsprozessen an. Sie richten sich an innovative, wachstumsorientierte und international ausgerichtete Unternehmen, die a entweder im „KMU-Instrument“ in Horizon 2020 erfolgreich einen Antrag stellten oder a ihr Innovationsmanagement optimieren wollen. In beiden Fällen führt das EEN Hessen nach einem gemeinsamen Blick auf die Innovationsprozesse zunächst einen Intensiv-Workshop durch. Er dient zur Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens. KMU-Instrument Erfolgreiche Antragsteller im „KMU-Instrument“ (siehe Folgeseite) erhalten im Anschluss Vorschläge für einen Coach, der ihnen hilft, das Projekt zum Erfolg zu führen und die Ergebnisse zu kommerzialisieren. Die Kosten für die Beraterleistung trägt die EU-Kommission. Das EEN Hessen begleitet den Prozess.

Interessierte Coaches/Berater können sich in einer europaweiten Datenbank der EU-Kommission eintragen. Nach erfolgreicher Prüfung ist eine Empfehlung durch das EEN Hessen möglich. Nähere Informationen: www.een-hessen.de/innovationsberater

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Optimierung des Innovationsmanagements Unternehmen, die ihr Innovationsmanagement verbessern wollen, erhalten Unterstützung durch Innovationsexperten des EEN Hessen. Sie klären gemeinsam mit dem Unternehmen die Kernthemen der Innovationswertschöpfung: von der Strategieund Ideenentwicklung über die Ideenbewertung und -umsetzung bis hin zur Markteinführung. Aus den Ergebnissen des Intensiv-Workshops leiten sie Handlungsempfehlungen ab. Gemeinsam werden geeignete Maßnahmen zur erfolgreichen Umsetzung der Ziele festgelegt. Gerne begleiten die EEN-Experten die Realisierung. Mit diesen Services verfolgt die EU-Kommission das Ziel, kleine und mittelständische Unternehmen dabei zu unterstützen, erfolgversprechende Inventionen erfolgreich auf den Markt zu bringen. Sie möchte zur Wettbewerbsfähigkeit des Einzelunternehmens und damit nicht zuletzt der Europäischen Union insgesamt beitragen. Interessierte Unternehmen können sich mit dem EEN Hessen in Verbindung setzen, um Fragen zu klären und weitere Informationen zu erhalten.

Olaf Jüptner Hessen Trade & Invest GmbH Enterprise Europe Network Hessen T 0611 95017-8469 olaf.jueptner@htai.de www.een-hessen.de


Das KMU-Instrument: EU-Förderung für Innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen Die Europäische Kommission hat ein neues Förderinstrument ins Leben gerufen: Mit dem KMU-Instrument werden Innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gefördert – von der Überprüfung der Machbarkeit über Forschung und Demonstration bis zur Markteinführung.

Anträge können jederzeit eingereicht werden. Eine Bewertung findet viermal im Jahr statt. Die nächsten Stichtage für Phase 1 und Phase 2 sind der 17. Dezember 2014 sowie der 18. März, 17. Juni, 17. September und 16. Dezember 2015.

Horizon 2020 ist das neue Förderprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, das von 2014 bis 2020 läuft und mit einem Budget von rund 77 Milliarden Euro ausgestattet ist. Das Nachfolgeprogramm des 7. Forschungsrahmenprogramms bündelt alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der EU unter einem Dach. Das KMU-Instrument ist Teil von Horizon 2020. Es orientiert sich speziell an den Bedürfnissen von kleinen und mittleren Unternehmen und richtet sich an Unternehmen, die Innovationen mit hohem Marktpotenzial vorantreiben möchten. Neu ist, dass die Unterstützung entlang der gesamten Innovationskette verläuft – von Machbarkeitsstudien über Forschung und Demonstration bis hin zur Markteinführung. Antragsberechtigt sind ausschließlich KMU. Es können Einzelunternehmen gefördert werden, wenn ein europäischer Mehrwert besteht. Das KMU-Instrument gliedert sich in drei Phasen: In Phase 1 können für die Durchführung von Machbarkeitsstudien zur Ausarbeitung einer Innovationsstrategie pauschal 50 000 Euro beantragt werden. In Phase 2 werden marktnahe Entwicklungs- und Demonstrationsprojekte in einer Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro und einer Laufzeit von 12 bis 24 Monaten gefördert. Die Projekte können mit einer Förderquote von bis zu 70 Prozent bezuschusst werden. In der Kommerzialisierungsphase (Phase 3) erhalten die Unternehmen keine direkte Förderung. Die Markteinführung soll durch den erleichterten Zugang zu Finanzierungsinstrumenten wie Krediten und Beteiligungskapital beschleunigt werden. Erfolgreiche Antragsteller können sich durch einen Coach im Innovationsprozess begleiten lassen.

Kostenlose Beratung Hessische Unternehmer können sich beim Enterprise Europe Network Hessen (EEN Hessen) der Hessen Trade & Invest in Wiesbaden kostenlos beraten lassen. Die Mitarbeiter unterstützen intensiv bei der Antragstellung. Sollten in einem Konsortium noch Partner fehlen, suchen die EEN-Experten in ihren europaweiten Datenbanken nach passenden Kandidaten.

Nina Gibbert-Doll Hessen Trade & Invest GmbH Enterprise Europe Network Hessen T 0611 95017-8494 nina.gibbert-doll@htai.de www.een-hessen.de

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Telekommunikationstag Hessen 2014 Wirtschaftsstaatssekretär Samson fordert besseren Datenschutz im Internet

Mathias Samson

Karl-Heinz Neumann

Iris Henseler-Unger

Beim diesjährige Telekommunikationstag Hessen („Aktuelle Herausforderungen für die TK-Branche: Europäische Regulierung und Digitalisierung“) am 30. April in Schloss Biebrich in Wiesbaden hat Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson die Telekommunikationsbranche zum Dialog über Datensicherheit im Internet aufgerufen: „Daten werden zum Wirtschaftsgut, manche sehen in ihnen bereits das Öl unseres Jahrhunderts. Das konfrontiert uns mit der Frage, wie wir den Schutz und die Sicherheit von Daten von Unternehmen und Personen sicherstellen“, sagte Samson in seiner Begrüßungsrede vor rund 150 Teilnehmern. Bei der Nutzung personenbezogener Daten setze sich die Landesregierung für einen Einwilligungsvorbehalt der jeweiligen Personen sowie für praktikable Widerspruchsrechte und Löschungsansprüche ein: „Wir müssen darüber diskutieren, was dies für die Telekommunikationsunternehmen bedeutet.“ Am Vormittag widmete sich der TK-Tag dem Themenschwerpunkt „Regulierung des Informations- und Telekommunikationsmarkts durch die EU“. In diesem Zusammenhang stand die Frage im Vordergrund, wie nationale Gegebenheiten so berücksichtigt werden können, dass Wettbewerb erhalten bleibt und Investitionen auch im ländlichen Raum erfolgen. Europäische Regulierung: Paradigmenwechsel oder Kontinuität?

Wolf-Dietrich Grussmann

Stephan Albers

Andreas Peya

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In seiner Keynote „Die Entwicklung des TK-Marktes vor dem Hintergrund europäischer und globaler Trends“ wies Dr. Karl-Heinz Neumann, Geschäftsführer der WIK-Consult GmbH, daher auch direkt darauf hin, dass Europa bei der Breitbandversorgung weltweit gut dastehe. Der europäische – insbesondere aber der deutsche – TK-Markt sei wettbewerbsintensiv und innovativ. Somit stünde der europäische Markt aus seiner Sicht besser da, als es die EU-Kommission als Basis für den Verordnungsentwurf zum digitalen europäischen Binnenmarkt einschätzen würde. Daher sei ein Fokussieren auf eine Steigerung der Nachfrage und den Ausbau der Netze sinnvoller als eine forcierte Schaffung des europäischen digitalen Binnenmarktes und der Herstellung USamerikanischer und chinesischer Marktstrukturen. Dr. Iris Henseler-Unger, Vizepräsidentin a. D. der Bundesnetzagentur, pflichtete dem in ihrem Vortrag „Harmonisierung auf Kosten des Wettbewerbs?“ bei

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und bestätigte, dass ein Paradigmenwechsel in Europa, weg von der Wettbewerbsorientierung hin zur europäischen Industriepolitik, zu beobachten sei. Eine grundlegende Änderung in der Regulierung und einen solchen Paradigmenwechsel halte sie aber für falsch. Denn ohne Wettbewerber käme der TK-Markt nicht so gut voran, wie er es aktuell tun würde. Dem widersprach Dr. Wolf-Dietrich Grussmann von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien, in seinem Vortrag „Aktuelle Regulierungsinitiativen der EU“. Die europäischen Regulierungsinitiativen seien aus seiner Sicht keinesfalls im Gegensatz zum Wettbewerb zu sehen: Einen Paradigmenwechsel sehe er daher nicht. Festzuhalten sei aber, dass Europa bei Breitband-Investitionen gegenüber anderen Regionen zurückfalle. Daher brauche es neue EU-Regeln für die digitale Wirtschaft. Europäische Regulierung versus Wettbewerb? Den schweren Stand der Digital-Single-Market-Initiative der EU-Kommission in Deutschland unterstrich auch die anschließende Podiumsdiskussion. So sprach Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer des BREKO, von einem Irrweg der EU. Der Glasfaserausbau in Europa sei nicht von fünf Incumbents zu bewerkstelligen, denn Tiefbaukosten – die den größten Teil der Ausbaukosten ausmachten – würden nicht skalieren. Ins gleiche Horn stieß auch Dr. KarlHeinz Neumann. Ein Konsolidierungsprozess müsse aus seiner Sicht immer marktgetrieben und nicht politikverursacht sein. Dr. Andreas Peya, Director Regulatory Affairs Central & Eastern Europe bei der Verizon Deutschland GmbH, dagegen betonte, welche Vorteile ein einheitlicher Markt bieten würde. Hierbei dürfe man nicht nur Verbraucherinteressen im Blick haben, sondern müsse auch die große Gruppe der Unternehmenskunden berücksichtigen, die in zunehmendem Maße in Europa grenzüberschreitend tätig seien. Hierbei müsse ungerechtfertigten Bedenken gegen eine Zentralisierung der Regulie-


Alle Bilder zum Artikel: © Stefan Streit Fotografie

rung genauso entgegengetreten werden wie dem ständigen Versuch, durch den Verweis auf nationale Besonderheiten nationale Wege an einer nachhaltigen europäischen Harmonisierung vorbei zu finden. Dem pflichtete Marcus Isermann (Leiter der Abteilung Politische Interessenvertretung, Regulierung und Bundesländer der Deutschen Telekom AG) bei. Er hob allerdings hervor, dass aus seiner Sicht signifikante Verbesserungen am EU-Paket erforderlich seien, damit es den ursprünglich intendierten positiven Beitrag für Wettbewerbsfähigkeit und weitere Investitionen in Europa liefern könne. Zudem habe die Politik bis heute nicht die Frage beantwortet, woher die Gelder für Infrastrukturinvestitionen kommen sollten, solange die Regulierung vor allem auf niedrigere Preise setzen würde.

Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – Chancen und Herausforderungen für TK-Unternehmen Die Chancen und Risiken der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft aus Sicht der TK-Branche bildeten den zweiten Schwerpunkt der Veranstaltung. Hierbei wurde diskutiert, wie Datennetze sicherer gemacht werden können und welche Änderungen des Rechtsrahmens eventuell erforderlich sind. Zwar entwickelt sich auf der einen Seite ein Wachstumsmarkt, denn die zunehmende Digitalisierung bietet für TK- und IT-Unternehmen neue Möglichkeiten der Wertschöpfung. Auf der anderen Seite treten Defizite bei Datensicherheit und Datenschutz immer deutlicher zu Tage. Auch Wirtschaftsspionage weckt zunehmend Besorgnis. Dr. Joachim Bühler, Geschäftsleitung Politik & Wirtschaft beim BITKOM, hob in seinem Vortrag „Die Big-Data-Diskussion und ihre Auswirkung auf TK-Unternehmen“ die Vorzüge von Big Data hervor.

Moderne Datenanalysen ermöglichten, so Dr. Bühler, bessere Entscheidungen, effizientere Betriebsabläufe und völlig neue Geschäftsmodelle. In der Wirtschaft könne Big Data dazu beitragen, dass Unternehmen innovativer, flexibler und weniger krisenanfällig würden. Digitalisierung als gestaltungsbedürftiger Megatrend? Dr. Peter Knauth, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, unterstrich in seinem Vortrag „Aktuelle Fragen der Digitalen Agenda“, dass die Digitalisierung und Vernetzung Wirtschaft und Gesellschaft beträfen und gestaltungsbedürftige Megatrends seien. Die Dynamik und Komplexität der Digitalisierung erforderten innovative und umfassende Politikansätze, wie sie im Konzept der Digitalen Agenda der Bundesregierung angelegt seien. Dieser Prozess sei aber andauernd. Auch nach Ausarbeitung der Digitalen Agenda seien ständige Aktualisierungen notwendig. Prof. Dr. Michael Ronellenfitsch, Datenschutzbeauftragter des Landes Hessen, verwies in seinem Vortrag „Datenschutzrechtliche Herausforderungen und Folgen in der Big-Data-Welt“ auf die legendäre „German Angst“. Denn insbesondere in Deutschland schürten technische Entwicklungssprünge immer wieder Ängste. Im Bezug zum Datenschutz habe dies allerdings dazu geführt, dass sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten auf der Grundlage eines ausgefeilten Datenschutzrechts eine hohe Datenschutzkultur entwickelt habe. Diese Entwicklung sei aus seiner Sicht damals und auch noch heute nötig gewesen. Denn das Datenumfeld habe sich insbesondere in den letzten Jahren gravierend verändert. In der Informationsgesellschaft bestehe die Möglichkeit, automatisiert Informationen zu beschaffen und zu verarbeiten, um „Profile“ zu erstellen, die in ihrer Verknüpfung ein genaues Persönlichkeitsbild abgeben würden. Die individuelle Privatheit würde hierdurch praktisch aufgehoben. Big Data bzw. die fortschreitende Digitalisierung würde dies nun weiter verschärfen.

Hessen-IT NEWS 1 | 2014 © JohanSwanepoel, Fotolia.com

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Marcus Isermann

Joachim Bühler

Peter Knauth

Michael Ronellenfitsch

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Jürgen Grützner

Christoph Rittweger †

Michael Bartsch

Maria Rieping

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In der anschließenden Podiumsdiskussion „Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – wie schaffen wir einen digitalen Kodex?“ ging Ronellenfitsch auf die geplanten Neuregelungen im Datenschutzrecht auf europäischer Ebene ein. Obwohl er eine Fortentwicklung des europäischen Datenschutzrechts für dringend erforderlich halte, rechtfertige die unionsrechtliche Vereinheitlichung im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung aus seiner Sicht keine Beschneidung der Fortentwicklungsmöglichkeiten des deutschen Datenschutzrechts. Die europäische Grundschutzverordnung müsse daher verhindert werden. Die europäische Kommission eigne sich hiermit Kompetenzen an, die sie auf anderen Wegen nicht erhalten habe. Ähnlich sah dies Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM, indem er unterstrich, dass sich eine Verschiebung des Machtmonopols vom Staat zu anderen Institutionen abzeichnen würde. Dr. Christoph Rittweger, Head of Practice Informationstechnologie bei Baker & McKenzie, verwies allerdings darauf, dass die Höhe der Sanktionierungsmöglichkeit immerhin ein Vorteil der geplanten europäischen Grundschutzverordnung sei. Jenseits der Diskussion um die europäische Grundschutzverordnung waren sich die Diskutanten allerdings in einem einig: Die fortschreitende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft verlange nach neuen bzw. aktualisierten Gesetzen. Insbesondere für die Nutzung von Big Data seien Regeln notwendig, die den bisherigen Rechtsrahmen erweitern. Unstrittig war zudem, dass sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft nicht an Themen wie Industrie 4.0 und Big Data vorbei kämen. Michael Bartsch, Leiter Vertrieb- und Geschäftsentwicklung Sichere Mobile Kommunikation bei T-Systems Public&Health, brachte dies auf den Punkt: „Wenn wir uns dem Trend verschließen und Daten vermeiden, werden wir bald auch Arbeitsplätze vermeiden“. Maria Rieping, Fachreferentin Telekommunikation im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, fasste am Ende die Ergebnisse des diesjährigen TK-Tags Hessen zusammen: Die zurückliegenden Vorträge hätten gezeigt, dass sich die Wettbewerbsentwicklung im Telekommunikationsmarkt nach wie vor positiv darstellt. Dies bestätige die wettbewerbsorientierte TK-Politik der letzten Jahre auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Die Regulierungs- und Wettbewerbspolitik

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stehe einer Marktkonsolidierung nicht entgegen. Allerdings müsse sich eine solche Konsolidierung im Rahmen wettbewerbsrechtlicher Begrenzungen aus dem Markt ergeben. „Wir wollen starke Telekommunikationsunternehmen, die in guter Verzahnung zur IT-Branche Arbeitsplätze und vielfältige Dienste für Bürger und Unternehmen bieten“, so Rieping. Sie führte weiter aus, dass der Tag hinsichtlich der überragenden wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Bedeutung der Digitalisierung gezeigt habe, dass es bezüglich des rechtlichen und institutionellen Rahmens der Telekommunikationspolitik durchaus den Bedarf gebe, diese den Erfordernissen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen. Neben den Risiken der Digitalisierung sehe man aber die Chancen. So bestünde jetzt die Möglichkeit für Hessen, Deutschland und Europa, eine Führungsrolle bei der konsequenten, sozialverträglichen, vertrauenswürdigen und sicheren Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft einzunehmen. Der Telekommunikations-Tag Hessen hat eine jahrelange Tradition. Seit über 10 Jahren treffen sich einmal im Jahr Experten der Branche in Hessen, um hier über die wesentlichen regulatorischen Herausforderungen zu diskutieren und damit den Weg für geeignete Regeln für morgen zu ebnen.

Weitere Informationen … zum TK-Tag Hessen 2014 sowie die Vorträge vom 30. April finden Sie unter www.hessen-it.de/tk-tag

Save the date:

Telekommunikationstag Hessen 2015 7. Mai 2015 baden Schloss Biebrich, Wies

Christoph Hahn Projektmanager Telekommunikation & Breitband Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8475, Fax -8620 christoph.hahn@htai.de


Raumfahrt und Informationstechnologie – Innovation durch Kooperation 29. Oktober 2014 | European Space Operation Center (ESOC) | Darmstadt Unter diesem Motto veranstalten das DLR Raumfahrtmanagement im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und das Land Hessen eine branchenübergreifende Fachtagung im europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC (European Space Operation Center) in Darmstadt. Mit dem Ziel der gegenseitigen Information und des Austauschs sollen in Workshops konkrete Ansätze für Synergien und Technologietransfers erarbeitet werden. In die Tagung einführen werden Brigitte Zypries, Staatssekretärin im BMWi und Koordinatorin für Luftund Raumfahrt, der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Dr. Gerd Gruppe, Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements. Die Keynote-Speaker sind Dr. Wolfram Jost, Mitglied des Vorstandes der Software AG und Prof. Werner Enderle, Leiter des Navigation Support Office im ESOC. Im Anschluss finden technologie- und lösungsorientierte Workshops statt. Hierbei werden Schnittstellen und Synergien zwischen Informationstechnologie und Raumfahrt erarbeitet. Der Workshop „Industrie 4.0“ thematisiert die Potenziale von cyber-physischen Systemen sowohl für die Raumfahrt als auch für irdische Anwendungen. Wie lassen sich durch die kommunikationsfähigen, sich selbststeuernden Objekte flexible und anpassbare Ablauforganisationen schaffen, wie werden Wertschöpfungsnetzwerke optimiert und neue Geschäftsmodelle ermöglicht? Im Fokus stehen die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden sowie die Frage nach möglichen Synergien. IT-Infrastruktur und satellitengestützte Systeme, insbesondere der Navigation und der Kommunikation, sind inzwischen zu unverzichtbaren Bestandteilen des täglichen Lebens und ökonomischer Prozesse geworden. Natürlich oder künstlich verursachte Störungen dieser Systeme können daher zu gravierenden Auswirkungen für Wirtschaftszweige und die Gesellschaft insgesamt führen. Im Workshop „Kritische Infrastrukturen“ sollen Ideen erarbeitet werden, wie erdgebundene und orbitale kritische Infrastrukturen robuster gestaltet werden können. Im Bereich Mobilität ist Big Data einer der Innovationstreiber. Die Vernetzung von Verkehrsteilnehmern, Fahrzeugen und Infrastrukturen führt zu großen Datenmengen.

Mit Big Data, also der intelligenten Verknüpfung und Auswertung dieser Daten in Echtzeit, entstehen innovative Mobilitätslösungen der Zukunft. Doch welche Anforderungen bestehen auf Seiten der Verkehrsträger, auch hinsichtlich Intermodalität und intelligenter Verkehrsführung, sowie in der Produktion und Logistik? Die Verarbeitung großer Datenmengen in Echtzeit und die Datenvielfalt stellt auch bei Raumfahrtprogrammen wie Copernicus eine Herausforderung dar. Welche Schnittmengen ergeben sich in Vorbereitung zukünftiger Produkte und Dienstleistungen? Im Workshop „Big Data und Mobilität“ werden gemeinsame Ansätze diskutiert. Unterstützt wird die Fachtagung durch das Centrum für Satellitennavigation Hessen/cesah, die Aktionslinie Hessen-IT und die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. Am Rande der Fachtagung besteht ausreichend Gelegenheit, mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen.

Die Innospace Fachtagung findet im European Space Operation Center (ESOC), Robert-Bosch-Straße 5 in Darmstadt, statt. Eine Anmeldung ist erforderlich, da die Plätze begrenzt sind. Bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Heike Koch Projektmanagerin Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8432, Fax -8620 heike.koch@htai.de

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Neuauflage des Kompetenzatlas Verkehrstechnik Die Mobilität von Personen und Gütern hat entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung sowie den Wohlstand eines Landes. Eine intakte und funktionierende Verkehrsinfrastruktur zählt deshalb zu den wichtigsten Standortfaktoren und prägt maßgeblich die Lebensqualität und Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Hessen hat als zentrales Transitland und europäische Verkehrsdrehscheibe seit langem eine besondere Bedeutung im nationalen und internationalen Verkehr. Veränderungen der Lebensgewohnheiten und der zunehmende Warenaustausch führen vorhandene Infrastrukturen an die Kapazitätsgrenze. Der weitere Ausbau von Straßen und Autobahnen, Bahntrassen sowie Start- und Landebahnen ist mit erheblichen Investitionen verbunden und darüber hinaus aus ökologischen und gesellschaftlichen Gründen nur eingeschränkt möglich. Daher kommt der effizienten Nutzung der vorhandenen Infrastrukturen durch intelligente Verkehrssysteme eine herausragende Bedeutung zu.

Abbildungen: Hessisches Landesamt für Straßenund Verkehrswesen (Verkehrszentrale); horizont group gmbh Division klemmfix; tim – traffic information and management GmbH

Überall dort, wo Verkehrsteilnehmer oder Fahrzeuge mit ihrer Umwelt in Kontakt treten, sind verkehrstechnische und -telematische Lösungen gefragt. Aufgrund der steigenden Anzahl der Verkehrsteilnehmer sowie der Anforderungen an eine sichere, umweltbewusste und ressourcensparende Mobilität sind innovative Lösungsansätze erforderlich. Die Digitalisierung ermöglicht es, den Herausforderungen des Megatrends Mobilität gezielt und wirkungsvoll zu begegnen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien leisten dabei wertvolle Dienste und ermöglichen oft erst effiziente Prozesse und die Lösung der verschiedenen Verkehrsaufgabenstellungen. Das Land Hessen hat durch die hier ansässigen leistungsfähigen und innovativen IT-Unternehmen der Verkehrstechnik und -telematik sowie der Forschungseinrichtungen großes Potenzial in diesem Bereich. ITS Hessen e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vorhandenen Kompetenzen in Hessen aufzuzeigen und über Hessen hinaus auf nationaler und europäischer Ebene bekannt zu machen sowie die Kommunikation innerhalb der Branche zu fördern.

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Ein wichtiger Baustein dazu ist der Kompetenzatlas Verkehrstechnik, der in Kürze in neuer Auflage erscheint. Hessische IT-Unternehmen, die sich im Mobilitäts- und Verkehrstelematikumfeld bewegen, können sich kostenfrei mit einem Kurzportrait präsentieren.

Bei Fragen zur Aufnahme Ihres Unternehmensporträts wenden Sie sich bitte an: Cristine Heisel, T 06151 66682-51 cristine.heisel@trapezegroup.com Bitte reichen Sie Ihr Portrait sowie Ihr Firmenlogo bis zum 30. Oktober 2014 ein.

Die Verkehrstechnik ist ein Zukunftsmarkt. Die Entwicklung wird vorangetrieben durch die rasante Entwicklung der Informationstechnologie. Die Optimierung der Verkehrsflüsse sowie die Vernetzung von Verkehrsteilnehmern und Steuerungsanlagen sind auf die modernen Kommunikationstechnologien angewiesen. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel von Anbietern und Anwendern, öffentlichen und privaten Nutzern. Der Kompetenzatlas gibt einen Überblick über das weite Tätigkeitsfeld der Verkehrstechnik- und Telematik-Akteure in Hessen. Als Instrument der Vernetzung und der Kontaktaufnahme informiert er über Entwicklungen, Dienstleistungen und Produkte einer bedeutenden und hochinnovativen Branche.

ITS Hessen e.V. (Intelligente Transport- und Verkehrssysteme Hessen) www.its-hessen.de Dr.-Ing. Philip Krüger Mitglied des Vorstandes T 06151 16-5389 philip.krueger@its-hessen.de krueger@verkehr.tu-darmstadt.de


Industrie 4.0 – mit Sicherheit smart und flexibel produzieren Der globale Wettbewerb fordert produzierende Unternehmen am Wirtschaftsstandort Deutschland heraus. Die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland, verkürzte Produktlebenszyklen sowie die zunehmende Individualisierung von Produkten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Hinzu kommen Ressourcenknappheit und steigende Energie- und Rohstoffkosten.

Hessen hat als innovativer Industriestandort eine hervorragende Ausgangsbasis im Wettbewerb. Durch den gezielten Ausbau und die Förderung innovativer Technologien sowie durch Bündelung von Kompetenzen und Vernetzung der Aktivitäten und Akteure kann hier ein Schmelztiegel innovativer, smarter Produktionen und Dienstleistungen entstehen.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind darüber hinaus als Zulieferer zunehmend dem Druck ausgesetzt, ihre Prozesse über Schnittstellen in die Prozesse ihrer Kunden einzubinden. Dabei werden sich KMU über kurz oder lang dem Industrie 4.0Trend nicht entziehen können, wollen sie auf dem europäischen und globalen Markt bestehen.

In der Kombination von traditioneller oder klassischer Industrie mit Informations- und Kommunikationstechnologien (insbesondere im Internet der Zukunft) und Dienstleistungen kann sich das volle Potenzial Hessens als innovativer Industriestandort entfalten.

Um im Wettbewerb bestehen zu können und zugleich die geforderte Flexibilität der Produktion zu ermöglichen, sind intelligente Ansätze gefragt. Industrie 4.0 und das Konzept der smarten Fabrik können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Grundlage hierfür sind cyber-physikalische Systeme. Diese Systeme verfügen über eingebettete Software, kommunizieren in Netzwerken miteinander und nutzen verteilte Dienste aus dem Internet. Ohne Future Internet ist Industrie 4.0 nicht umsetzbar. In der Fabrik der Zukunft sind Menschen, Maschinen, Werkstücke, Transportmittel und Zwischenprodukte über das Internet vernetzt. Sie kommunizieren miteinander und tauschen Informationen aus. Sogenannte Manufacturing Execution Systems erfassen alle Produktions-, Qualitäts- und Personalinformationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Produkt bzw. jedes Werkstück erhält sein eigenes Produktgedächtnis. Dadurch können Produkte ihre Produktion quasi selbst steuern, denn sie liefern im Produktionsprozess ihren eigenen Bauplan mit.

Einen wichtigen Beitrag dazu leisten zum Beispiel Projekte wie die „Effiziente Fabrik 4.0“. Dieses mit Landes- und EFRE-Mitteln geförderte Projekt der TU Darmstadt untersucht, wie vorhandene Technologien und Ansätze intelligent miteinander verknüpft werden können, wie der Einsatz in bereits bestehenden Produktionsumgebungen aussehen kann. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist dies ein wichtiges Kriterium, um neue Technologien aufnehmen zu können.

Heike Koch Projektmanagerin Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8432, Fax -8620 heike.koch@htai.de

Mit zunehmender Standardisierung der Software und der Vernetzung nehmen andererseits die Möglichkeiten zu, dass Schadsoftware eingeschleust wird, wichtige Betriebsgeheimnisse verloren gehen oder Betriebssysteme geschädigt werden. IT-Sicherheit hat deshalb in der Industrie 4.0 einen ganz besonderen Stellenwert und ist wettbewerbsentscheidend.

© industrieblick, Fotolia.com

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„Hessen hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt“ Zu diesem Urteil kamen Teilnehmer des ersten Mobile Health Forums am 22. Juli 2014 in der Frankfurter IHK. Über 100 Teilnehmer informierten sich in Impulsvorträgen, Best Practice-Präsentationen und in einer abschließenden Podiumsdiskussion über die Entwicklungen und Perspektiven von mobilen Informationsund Kommunikationstechnologien (IKT) im Gesundheitswesen. Die Entwicklung ist beachtlich: Der Umsatz mit Apps (kurz für: Applikationen) steigt 2014 in Deutschland gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um rund ein Drittel auf 717 Millionen Euro, die Zahl der Downloads hat sich in drei Jahren mehr als verdreifacht. Und dynamisch halten mobile Technologien und Apps nun Einzug in den Gesundheits- und Fitnessmarkt. Immer häufiger werden mobile Geräte und medizinische Applikationen von Krankenhäusern, Arztpraxen, Patienten und Privatpersonen eingesetzt. Das betrifft den ersten, aber auch den so genannten zweiten Gesundheitsmarkt – also den Bereich gesundheitsrelevanter Dienste und Waren, der nicht von einer Krankenkasse im Rahmen der gesetzlichen Krankversicherung übernommen oder durch Steuern finanziert wird. Analysten gehen davon aus, dass a die 20 am weitesten verbreiteten Gesundheits-, Fitness- und Sport-Apps weltweit schon 231 Millionen Mal heruntergeladen wurden; a bis 2017 3,4 Milliarden Menschen weltweit ein Smartphone besitzen und jeder zweite von ihnen dann Mobile Health-Apps verwendet; a im Jahr 2017 Mobile Health-Dienste in der EU zur Einsparung von Gesundheitskosten in Höhe von 99 Milliarden Euro führen können und a im Jahr 2017 der weltweite Mobile Health-Markt ein Volumen von 23 Milliarden US Dollar erreichen wird – wovon 6,9 Milliarden auf Europa entfallen. (Quelle: Europäische Kommission, 2014)

Mit anderen Worten: Mobile Health bietet heute die Perspektive, künftig bei vielen Menschen die Gesundheit zu verbessern und gleichzeitig Geld einzusparen und zu verdienen. Diese Einschätzung hat dazu geführt, das Mobile Health Forum 2014 ins Leben zu rufen. Es wurde vom Hessischen Wirtschaftsministerium und der IHK-Innovationsberatung Hessen in Kooperation mit der Hessen Trade und Invest GmbH als Projektträger und weiteren wichtigen Kernpartnern veranstaltet. Das Mobile Health Forum verfolgt zwei Ideen: Die IKT-Branche und die Gesundheitsbranche zusammenführen und vernetzen Denn Mobile Health gelingt nur, wenn sich Vertreter der mobilen Informations- und KommunikationsTechnologie auf der einen und Vertreter der Gesundheitstechnologie auf der anderen Seite treffen und gemeinsam vorangehen. Hessen bietet hierfür eine gute Ausgangsituation und großartige Chancen, denn beide „Megabranchen“ – Gesundheit und IKT – sind in Hessen exzellent positioniert. Die hessische Gesundheitswirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und ein Wachstumsmarkt mit großem Beschäftigungspotenzial. Mit 345 000 Personen ist etwa jeder siebte Hesse in der Gesundheitswirtschaft tätig, die mit rund 45 Milliarden Euro etwa 10 Prozent des Gesamtumsatzes in Hessen erwirtschaftet. Deutschlandweit liegt das Verhältnis von Umsatz der Gesundheitswirtschaft zu Umsatz der Gesamtwirtschaft nur bei etwa 6 Prozent (Quelle: HA Hessen Agentur GmbH, 2010). In der hessischen IKT-Branche erwirtschaften über 120 000 Menschen einen Jahresumsatz von rund 39 Milliarden Euro – wohlgemerkt: die IKT-bezogenen Beschäftigten und Umsätze der vielen Anwenderbranchen sind darin noch gar nicht enthalten. IKT ist nicht nur die stärkste hessische Technologiebranche, sondern in Hessen – wie die Gesundheitswirtschaft – auch überproportional erfolgreich. Hessische Unternehmen erwirtschaften etwa 13 Prozent der deutschen IKT-Umsätze und stellen etwa ein Siebtel der gesamten deutschen IKT-Beschäftigten.

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© Kirill Kedrinski, Fotolia.com


Alle Bilder zum Artikel: © Jochen Müller

Ein Forum gestalten Das Mobile Health Forum ist eine interaktive, interdisziplinäre Plattform, in dem Impulse von den Referenten, aber auch aus dem Plenum kommen – dies ist der zweite Ansatz hinter dem Forum. Es versteht sich als Treffpunkt von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Denn Wirtschafts-, Technologie- und Innovationspolitik umfassen immer auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Nicht nur die globalen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind komplex: Klimawandel, demografischer Wandel, Energiewende, um einige Stichworte zu nennen. Auch einzelne innovative Technologien werfen zum Teil Fragen auf, die aus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung zu thematisieren sind und im Forum diskutiert werden: Wie steht es um die Sicherheit der Gesundheitskommunikation, wie geschützt sind personenbezogene Daten und was könnte Datenmissbrauch zur Folge haben? Neben medizinischen, informationstechnischen und wirtschaftlichen Aspekten sind etwa regulatorische und rechtliche Aspekte zu beleuchten.

Impressionen und Vorträge …

Die bestmöglichen Lösungen werden sich nur im Dialog entwickeln und partnerschaftlich umsetzen lassen. Auch wenn man nicht auf alle Fragen gleich eine Antwort hat: Die Chancen, die digitale Technologien heute eröffnen, sind so groß, dass man versuchen sollte, sie zu nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass Mobile Health-Technologien beispielweise dazu beitragen können, Älteren ein längeres, sicheres und gesundes Wohnen zu Hause zu ermöglichen, den Ärztemangel abzuschwächen und ländliche Wohn- und Lebensräume weiter attraktiv zu erhalten. In der Strategie „Digitales Hessen“ zur zielgerichteten und nachhaltigen Digitalisierung der hessischen Wirtschaft und Gesellschaft gehören Mobile und E-Health deshalb dazu – für mehr Wachstum und mehr Effizienz, aber auch mehr Lebensqualität, mehr Kreativität und persönliche Chancen.

Dr. Matthias Donath Projektmanager Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8963, Fax -8620 matthias.donath@htai.de

… des Mobile Health Forums vom 22.07.2014 sowie Studien, Dokumente, Meldungen zum Thema finden Sie unter: www.mobilehealthforum.de

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Verbundprojekt „SignalTracing“

Frühe Markt- und Technologiesignale softwaregestützt erkennen

Screenshot des „Signal Tracing“Demonstrators

Die Firma Conweaver aus Darmstadt realisierte zusammen mit drei Partnern erfolgreich das Projekt „SignalTracing“. Die Hessische Landesregierung hat das Projekt im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms LOEWE unterstützt. Das Projekt „SignalTracing“ (HA-Projekt-Nr.: 290/11-35) wurde im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE-LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlichökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMUVerbundvorhaben, gefördert.

In dem gemeinsamen Projekt ging es um Methoden, mit denen sich Technologie- und Marktveränderungen erkennen lassen. Solche Veränderungen zeichnen sich schon früh ab. Beispielsweise hinterlassen Unternehmen im Web les- und nutzbare Spuren und Signale. Gleichzeitig sind selbst professionelle Marktbeobachter oft überfordert mit der wachsenden Informationsflut: Welche Themen sind aktuell? Wer arbeitet in diesen Gebieten? Wer arbeitet mit wem zusammen? Wie stark sind die Zusammenhänge? Um solche Fragen für beschränkte Domänen genauer als bisher beantworten zu können, entstand die Idee, einen Beratungsprozess mit automatisierten semantischen Verfahren und intelligenten Visualisierungen zu koppeln. „Mit dem Projekt wollten wir eine neue Verbindung zwischen manueller und automatischer Analyse erforschen. Dabei bündelten die Projektpartner in bisher einmaliger Weise ihre Kernkompetenzen: Ein umfassender Beratungsprozess von C21 Consulting erlaubt die Fokussierung und Modellierung einer Beobachtungsdomäne im Web, die dann mit einem

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IT-Tool von Conweaver und Fraunhofer IGD interaktiv analysierbar wird“, so Joachim Caspar, Projektleiter von Conweaver. Die neuen Methoden zur Erkennung von Technologie- und Marktveränderungen wurden anhand eines konkreten Technologiethemas der SGL Group entwickelt und getestet. Eine Kombination von Beratungsprozess und semantisch-visuellem IT-Tool ermöglicht es nun, zielgenau wichtige Themen, Unternehmen, Verläufe und Zusammenhänge in definierten Web-Ausschnitten zu identifizieren. Analysen des Status Quo und begleitende Handlungsempfehlungen können Entscheidungen bei der Strategieentwicklung, bei Investitions- oder F&I-Planung unterstützen.

Der im Projekt entstandene Demonstrator ist passwortgeschützt verfügbar unter: http://signaltracing.semavis.net. Interessierte können eine E-Mail an signaltracing@igd.fraunhofer.de senden, um die Zugangsdaten zu erhalten.

Joachim Caspar CONWEAVER GmbH T 06151 59992–180 joachim.caspar@conweaver.com


Wie erleichtert man den Umbau eines Rechenzentrums im laufenden Betrieb? VEKA Gruppe nutzt Data Center Infrastructure Management-Lösung (DCIM) für Planung, Umbau und Verwaltung ihrer Rechenzentren

Im Bereich des nachhaltigen Bauens und dementsprechenden Spezialprodukten wie PVC-Systeme für Fenster, Türen und Rollläden zählt die VEKA Gruppe aus Sendenhorst zu den führenden Anbietern in diesem Markt. Mit über 3 700 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 800 Millionen Euro im Jahr 2012 erlebt das Unternehmen dank stetig steigender Nachfrage aus Europa und dem Weltmarkt großes Wachstum. Umso wichtiger ist für das Unternehmen, dass interne Prozesse effizient ablaufen. Dies gilt insbesondere im Bereich der internen IT und damit auch in den zentralen Rechenzentren für die lokalen Tochterfirmen sowie die weltweiten Landesgesellschaften. Umstrukturierung im laufenden Betrieb VEKA betreibt am Standort in Sendenhorst zwei Rechenzentren mit insgesamt 160 m2 Fläche, die in den letzten Jahren komplett umgebaut und im laufenden Betrieb umstrukturiert wurden – eine große Herausforderung. So wurde beispielweise die gesamte neue Stromverkabelung im DCIM Kabelmanagement-Modul gleich mitgeführt. Inzwischen ist im IT Asset Management Bereich das gesamte Inventar erfasst und die Systemkennzahlen sind den Objekten zugeordnet. „Nun wird physikalisch sichtbar, wo jeder Server steht“, betont Tobias Döhring, der verantwortliche Systemadministrator im Bereich IT Services. Bei der Durchführung der Maßnahmen im Rechenzentrum ergaben sich Fragen wie etwa: a Wo wird welches Objekt zukünftig eingebaut? a Wie wird die Rechenzentrumsfläche optimal genutzt? a Welche Geräte gehören funktional zusammen? Durch die Nutzung der Rechenzentrumslösung wurden diese zielführend beantwortet. Jedes einzelne Rack wurde im System geplant und aufgebaut. Die Verantwortlichen legten genau fest, welches Gerät und welcher Anschluss wo platziert werden sollen. Mit Hilfe dieser graphischen Anleitung wurde vor Ort gemäß Planungsdokumentation jedes Rack bestückt.

Nützliche Unterstützung beim Umbau Auf diese Weise lief der Umbau viel schneller als vorgesehen ab. Um die Ergebnisse der Arbeit im Rechenzentrum intern sichtbar zu machen, wird eine Management-Ansicht in 3D generiert, sodass der CIO des Unternehmens, Thomas Sauerland, einen virtuellen Rundgang durch das Rechenzentrum unternehmen kann. Bei der angestrebten Zertifizierung der Rechenzentren wird auch das Stromkabelmanagement mit zertifiziert. Hierzu werden Reports und Auswertungen benötigt, die das System liefert. Dafür wurden sämtliche Stromkabel eingepflegt. Spezielle Reports über Stromkabel liefern zwei Sichtweisen: Welche Stromschiene versorgt welche Geräte (dies zu wissen ist bei einem Ausfall der Stromschiene wichtig)? Mit welchen Stromschienen ist ein Server verbunden? „Diese Fail-over Reports erhöhen die Sicherheit im Rechenzentrum und man sieht das jetzt auch graphisch im System“, führt Döhring aus. Über die Verbrauchswerte der einzelnen Geräte werden Energiereports generiert, die aufzeigen, welcher Bereich des Rechenzentrums wie viel Energie verbraucht und welchen Anteil das Rechenzentrum am Gesamtenergieverbrauch des Unternehmens hat.

© xiaoliangge, Fotolia.com

Nächste Schritte und Ausblick Nachdem alle Stromkabel im System aufgenommen sind, will man zukünftig auch die Netzwerkkabel in Angriff nehmen. Hierzu wird es ebenfalls spezielle Berichte geben, die bei der Dokumentation und Verwaltung der Verkabelung als Unterstützung dienen. „Uns steht nun ein Werkzeug zur Verfügung, das alle Rechenzentrumsdaten konsistent auf einen Blick liefert. Die Softwarelösung aus dem hessischen Bensheim bringt uns deshalb entscheidenden Nutzen“, fasst Systemadministrator Döhring zusammen.

Hans Werner Eirich speedikon Facility Management AG Berliner Ring 103, 64625 Bensheim T 06251 584–107 H.Eirich@speedikonfm.com www.speedikonfm.com

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Termine 17.10.2014, darmstadtium, Darmstadt

1. eHealth-Kongress Vernetzte Gesundheit in Rhein-Main und Hessen www.hessen-it.de 29.10.2014, ESOC, Darmstadt

Innospace Fachtagung Raumfahrt und Informationstechnologie – Innovation durch Kooperation www.hessen-it.de 3.11.2014, Stadthalle, Wetzlar

Industrie 4.0 – Für die Zukunft gerüstet sein! Die IT revolutioniert die Industrie. Fachvorträge und Podiumsdiskussion zeigen Herausforderungen, Chancen und Risiken auf. www.htai.de

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

3.12.2014, Kap Europa, Frankfurt

3. Future Internet Kongress Motto: „Dem Fortschritt eine Richtung geben: Wie gestalten wir unsere digitale Zukunft?“ www.future-internet-kongress.de 11.12.2014, HA Hessen Agentur, Wiesbaden

Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“ www.hessen-it.de 16. – 20.3.2015, Messegelände, Hannover CeBIT 2015: Das Top-Thema lautet „d!conomy“ – die vierte industrielle Revolution, die radikale Innovationen und desruptive Geschäftsmodelle hervorbringen wird. Das Land Hessen ist mit drei Messeständen vertreten: Dem Firmengemeinschaftsstand von Hessen-IT, dem Stand der Hessischen Hochschulen sowie dem Stand für E-Government und Verwaltungsmodernisierung des Hessischen Innenministeriums. Beteiligungsmöglichkeiten am Firmengemeinschaftsstand unter: www.hessen-it.de 7.5.2015, Schloss Biebrich, Wiesbaden

Telekommunikationstag Hessen 2015 www.hessen-it.de/tk-tag

3. DEZEMBER 2014 MESSE FRANKFURT | KAP EUROPA

Mobile Anwendungen, Cloud Computing und Social Media führen zu nachhaltigen Änderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Big Data und Algorithmen bieten neue Möglichkeiten, die anfallenden Daten auszuwerten. Diskutieren Sie mit nationalen und internationalen Experten die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger. www.future-internet-kongress.de Kofinanziert durch:

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EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung


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