Kasseler Praxis-Dialog Tele@rbeit - Analysen, Erfahrungen, Positionen

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Hessen-media Band 29

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Schriftenreihe der Landesinitiative Hessen-media bisher erschienen: Band 1: Projektdokumentation

Band 13: Hessische Kommunen im Internet

Band 2: Online-Anbieter in Hessen

Band 14: Strategisches kennzahlengestütztes Controlling für kleine und mittlere DV-Beratungs- und Softwareunternehmen

Band 3: Software-Dialog Hessen (1) Band 4: Leitfaden zur Einführung eines Qualitätsmanagementsystems in Software-Unternehmen Band 5: Leitfaden zum Aufbau eines Ratingsystems für Software-Unternehmen in Hessen Band 6: Leitfaden für ein kennzahlengestütztes Finanzund Projektcontrolling für DV-Beratungs- und Software-Unternehmen Band 7: Leitfaden Webdesign Band 8: Medienmanagement in Schulen Band 9: Leitfaden „Software-Qualitätsmanagementsystem für den Maschinen- und Anlagenbau” Band 10: Software-Dialog Hessen (2) – Software-Trends Band 11: Analyse des softwaretechnischen Problemlösungsbedarfs der Medienwirtschaft in Hessen Band 12: Entwicklung eines Konzeptes für die Errichtung eines Software-Kompetenz-Netzwerks für die chemisch-pharmazeutische Industrie

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Geschäftsstelle Hessen-media www.hessen-media.de

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Band 15: Die virtuelle Universität Band 16: Leitfaden eShop Band 17: Software-Dialog-Hessen (3) Band 18: Leitfaden zur Anwendung eines Ratingsystems für IT-Unternehmen in Hessen Band 19: Hessische Handwerker entdecken das Internet Band 20: eShop-Software Band 21: Der Telekommunikationsmarkt in Hessen Band 22: Leitfaden Webauftritt international Band 23: Bildung ans Netz Band 26: Hessen-infoline-Netzwerk Band 27: Entwicklung und Einsatz elektronischer Medien als Lehr- und Lernmittel an hessischen Hochschulen


Kasseler Praxis-Dialog Tele@rbeit Analysen · Erfahrungen · Positionen 1. Auflage

Redaktion Christoph Graß Dr. Ulrich Schneider

Die Berichte sind Ergebnisse einer Veranstaltung am 28. November 2000 in der Universität GhK Kassel

Veranstalter: Universität Gesamthochschule Kassel (FPN Arbeitsforschung + Raumentwicklung) und Aktionslinie „Hessen-teleworking“

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Hessen-teleworking Christoph Graß Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH Regionalbüro Kassel Kurfürstenstraße 7 34117 Kassel Telefon 05 61 / 7 28 99-23 E-Mail Christoph.Grass@feh-hessen.de Anette Knierriem-Jasnoch IKTT – Forum für Informationsund KommunikationsTechnologie-Transfer des ZGDV e.V. Marktplatz 9 (Schloss) 64711 Erbach Telefon 0 60 62 / 94 20-20 E-Mail Anette.Knierriem@zgdv.de

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, verboten © Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Geschäftsstelle Hessen-media, Wiesbaden 2001 in Zusammenarbeit mit Hessen-teleworking Layout / Satz: WerbeAtelier Theißen, Lohfelden Druck: Druckerei Boxan, Kassel ISBN: 3-933732-29-8

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Vorwort Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken sind aus unserem Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken. Damit einhergehend ermöglichen neue Arbeitsformen wie Telearbeit, Teleteaching und Telekooperation den Unternehmen effizientes und flexibles Handeln. Dennoch führen gerade kleine und mittlere Unternehmen Telearbeit nur zögerlich ein. Teilweise stehen Firmen dieser Arbeitsform auch skeptisch gegenüber, da der unmittelbare Nutzen ihnen nicht ersichtlich ist. Hier besteht offensichtlich ein Informationsdefizit, das die vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung ins Leben gerufene Aktionslinie „Hessen-teleworking” mit Informationsveranstaltungen, Pilotprojekten und Betriebsbesuchen vor Ort zu schließen versucht. Die vorliegende Veröffentlichung beruht auf einer gemeinsam mit der Gesamthochschule Kassel im November 2000 in Kassel durchgeführten Tagung. Ziel der Tagung war eine erste Positionsbestimmung zum Thema Telearbeit in Hessen. Vor dem Hintergrund erster Erfahrungen von hessischen Unternehmen mit Telearbeit und Telekooperation wurden Positionen erörtert und erste Analysen erstellt. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen von Telearbeit auf den Arbeitsmarkt, insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund der Rekrutierung von IT-Arbeitskräften, diskutiert. Ich würde mich freuen, wenn dieser Bericht mit seinen praxisnahen Themen Sie als Unternehmer motiviert, sich mit Telearbeit und Telekooperation intensiver zu beschäftigen. Vielleicht ist die Einführung dieser Arbeitsform auch für Ihr Unternehmen praktikabel und gewinnbringend. Unsere Aktionslinie Hessen-teleworking berät Sie gerne dabei!

Dieter Posch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

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Inhalt Vorwort

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Telearbeit in Hessen

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Telearbeit in Hessen: Eine vorläufige Bestandsaufnahme Dr. Ulrich Schneider

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Die Aktionslinie „Hessen-teleworking“ Christoph Graß

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Erfahrungen aus der Praxis

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2.1

Telekooperation im orthopädischen Handwerk – ein Pilotprojekt der IETEC® Michael Jahn

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2.2

Virtuelle Kooperation im Netzwerk: Telekooperation von Unternehmensberatungen Dr. Imke Troltenier / Britta Trompeter

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

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3.1

Telejobservice im Internet – die Kontaktbörse für Telearbeit Anette Knierriem-Jasnoch

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3.2

Informationstechnologie und Arbeitswelt: Neue Infrastrukturen der Arbeit Welf Schröter

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3.3

Internet – neue Möglichkeiten für Telearbeit? Michael Kaufmann

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Resümee Dr. Ulrich Schneider / Christoph Graß

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Hessen-media: Eine Initiative stellt sich vor

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Telearbeit in Hessen

1.1 Telearbeit in Hessen: Eine vorläufige Bestandsaufnahme Dr. Ulrich Schneider Es ist Aufgabe der Wissenschaft, nicht allein Daten und Fakten zusammenzutragen, sondern auch die Grundbegriffe des zu untersuchenden Gegenstands zu klären. Auf Grund der unterschiedlichen Verwendung des Begriffs „Telearbeit“ geht es zuerst einmal um eine begriffliche Trennschärfe, um sich auf Grund der Entwicklung der Debatte über diese neue Arbeitsform darüber klar zu werden, wann eigentlich von „Telearbeit“ gesprochen werden kann: Ich spreche dann von Tele(-erwerbs)arbeit, wenn eine bewusste und längerfristige Verlagerung von Arbeiten und Tätigkeiten, die zuvor im Unternehmen erledigt werden mussten, in externe Räume (wobei der Begriff des Raumes sehr weit zu fassen ist, d. h. nicht nur Arbeitsräume, Büros, Heimarbeitsplätze, sondern auch mobile Tätigkeiten umfasst) mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie erfolgt. Diese Definition weicht wenig von der 1997 von der Bundesregierung vorgegebenen Beschreibung ab. Deutlicher ist die Diskrepanz jedoch in der daraus folgenden Zuordnung, was m. E. nicht unter dem Begriff Telearbeit zu fassen ist, auch wenn es in journalistischen Beiträgen und sogar in Bestandsbeschreibungen und Prognosen unter diesem Begriff auftaucht. Ich verstehe unter Telearbeit nicht • Formen von Online-Banking, die zwar Arbeit substituieren, d. h. Arbeitskräfte in den Banken ersetzen, aber nicht als Erwerbsarbeit angesehen werden können, • den Heimarbeitstag eines Mitarbeitenden, der auch früher bereits konzeptionelle und kreative Tätigkeiten zu Hause erledigt hat (Ruhe statt Bürohektik) und der nun eine Online-Verbindung zum betrieblichen Rechner herstellen kann, • den Wissenschaftler, der durch Onlinezugriff auf das universitäre Hochschulnetz Arbeiten, wie Seminarvorbereitung, Korrespondenzen und anderes von Auswärts erledigen kann. Anderenfalls wären gut 50 Prozent der Hochschullehrer als „Telearbeiter“ zu bezeichnen.

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Telearbeit in Hessen

Und zum Telearbeiter wird auch nur bedingt derjenige Aussendienstler, der seine Aufträge nun statt auf einem Bestellformular in den Laptop eingibt und statt Fax nun per Datentransfer die Bestellung übermittelt ohne weitere Routinen damit zu erledigen. Hier verändern sich weder Arbeitsort, noch Arbeitsform, sondern lediglich der Datentransfer. Dabei ist mir klar, dass in diesem Fall die Abgrenzung zur Telearbeit komplizierter, möglicherweise etwas puristisch erscheint. Was sind dabei die betrieblichen Voraussetzungen, um von Telearbeit zu sprechen? (Das gilt für Verwaltungen ebenso, wie für Unternehmen des produzierenden Gewerbes) • Einrichtung von (neuen) Arbeitsplätzen außerhalb der Räumlichkeiten des Unternehmens, • Dauerhaftigkeit von Telearbeitsplätzen (das meint: keine Übergangslösung für wenige Tage etc.), • ein Beleg für Dauerhaftigkeit und damit ein drittes Kriterium sind Betriebsvereinbarungen über die Modalitäten der Telearbeit. Hinzu kommen jene Formen selbstständiger Tätigkeit, die mit Hilfe der neuen technischen Möglichkeiten von Internet und Intranet Telekooperationen ermöglichen. Dazu gehören Kooperationsnetze ebenso, wie die sogenannte „freelancer“-Arbeit. Man mag einwenden, dass dieses Verständnis von Telearbeit eine sehr enge Definition sei, die den tatsächlichen Veränderungen, sprich der Flexibilisierung der betrieblichen Arbeitswelt, der neuen Mobilität nicht gerecht wird. Es kommt m.E. jedoch darauf an, mit Hilfe dieser Begriffsdefinition die tatsächliche Dimension von Telearbeit in Hessen realistisch einschätzen zu können. Denn wenn man solche Kriterien anlegt, dann reduziert sich die Zahl der Telearbeitsplätze in Hessen deutlich gegenüber den Zahlen, die durch verschiedene Studien und die Medien unseres Landes geistern. Ich erinnere nur an die Zahl der Studie von empirica, die bereits im Oktober 1999 von über 2,1 Millionen existierenden Telearbeitsplätzen in Deutschland gesprochen hat, wobei man – diese Zahl sinnvoll herunterbrechend – von etwa 250.000 Telearbeitsplätzen in Hessen sprechen müsste. Das wären etwa 9 Prozent der Erwerbstätigen in Hessen. Nach kritischer Bewertung der vorliegenden Informationen und Studien muss man m. E. jedoch eine Größenordnung von deutlich weniger als 100.000 Telearbeitsplätzen in Hessen annehmen, wobei sich noch gut die Hälfte auf den Bereich der Außendienstmitarbeiter (mit den eingangs genannten Ambi-

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valenzen) konzentriert, so dass sich Telearbeit gegenwärtig in einer Größenordnung von 2 bis 3 Prozent aller Erwerbstätigen, worunter auch Unternehmer und Selbstständige zu fassen sind, bewegt. Bestätigt wird diese Einschätzung durch eine Studie der Uni Trier vom Sommer 2000, die davon spricht, dass weniger als ein Prozent der abhängig Beschäftigten in alternierender Telearbeit tätig ist. (Spiegel-Online, 14. Juni 2000) Es ist also nicht zu übersehen, dass – selbst bei wohlwollender Berechnung – Telearbeit in Hessen keine massenhaft verbreitete Arbeitsform darstellt. Bislang fehlt jedoch noch eine ernstzunehmende quantitative und qualitative Untersuchung zur Telearbeit in Hessen. Aussagen – auch die von mir eben genannten Hinweise zur Zahl der Beschäftigten – beruhen auf Schlussfolgerungen, die aus den erkennbaren und bekannten Beispielen für Telearbeit in Hessen gezogen werden können. Ich betone das auch deswegen, weil ich dies für ein entscheidendes Desiderat halte, was angesichts der enormen finanziellen Mittel, die für die Förderung solcher neuen Arbeitsformen aufgewendet werden, nur schwer nachvollziehbar ist. Auch fehlt ein Überblick, welche Arbeitsbereiche in Telearbeit realisiert werden. Die statistische Erhebung in Auswertung der Initiative „Telearbeit im Mittelstand“ ist deshalb immer noch die präziseste Beschreibung und dürfte – mit Abstrichen – auch auf Hessen anwendbar sein. Dabei müsste sich eine solche Untersuchung weniger von den Prognosen zum Internet und zur Telearbeit leiten lassen, sondern von den realistischen Einschätzungen, die aus den Erfahrungen der betrieblichen Praxis und den tatsächlichen betrieblichen Notwendigkeiten resultieren. Nur so kann es gelingen einen Blick dafür zu gewinnen, welche tatsächlichen (qualitativen und quantitativen) Veränderungen in der betrieblichen Ablauforganisation und der Arbeits und Unternehmensstruktur durch den Einsatz von Telearbeit festzustellen sind. Vorschläge zur Anpassung von Tarifrecht und Arbeitszeitregelungen oder Programme zur Förderung des Wandels in der Arbeitswelt sollten sich an solchen realen Befunden orientieren. Und nach meinem sicherlich selektiven – Blick auf die Situation in Hessen ergibt sich folgender Befund:

1. Wir haben ein deutliches Gefälle zwischen Nord- und Südhessen zu verzeichnen: Wie in fast allen Bereichen der IT-Branche wird dieser Bereich von südhessischen Unternehmen, vorrangig aus dem Rhein-Main-Gebiet dominiert. Die beeindruckenden Zahlen, die Staatssekretär Dr.Hirschler auf dem

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Telearbeit in Hessen

4.Online-Tag Hessen vortrug, dass rund 3.600 Unternehmen der Internet-Ökonomie und rund 200 lizensierte Telekommunikationsunternehmen hier ihren Standort haben, unterstreicht diese Bedeutung. Diese Bestandsaufnahme lässt sich auch auf den Einsatz von Telearbeitsformen übertragen. Es fällt ins Auge, dass in der nordhessischen Region Telearbeit wenig ausgeprägt ist. Selbst die „Deutsche Telekom“, eigentlich Vorreiter in Sachen Telearbeit, hat im gesamten Bezirk nicht einen einzigen Telearbeitsplatz eingerichtet (aus Kosten- und Strukturgründen), während in Südhessen bereits Erfahrungen mit dieser Arbeitsform gesammelt werden.

2. Noch haben wir eine deutliche Dominanz der Telearbeit in Verwaltungen: Das verwundert nicht, wenn man den Untersuchungen folgt, denen zufolge Telearbeit schwerpunktmäßig noch in der Textver- und Belegbearbeitung eingesetzt wird. Die öffentliche Verwaltung befinde sich „im Stadium der Überlegung“, wie man im Februar der Presse entnehmen konnte. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Ansätze: Im Rechnungsprüfungsamt des Odenwaldkreises (Modellprojekt von „Hessen-teleworking“) wurden bereits mehrere mobile Telearbeitsplätze eingerichtet, das Regierungspräsidium Kassel schuf 1 (einen) Telearbeitsplatz und die Stadtverwaltung Kassel hat bislang ebenfalls 1 (einen) Telearbeitsplatz, weitere sind jedoch im Zusammenhang mit der Neustrukturierung des Internet-Portals im Gespräch. Der Kreis Waldeck-Frankenberg hat fünf Arbeitsplätze in Telearbeitsplätze umgewandelt. Während man im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Kassel immer noch darüber nachdenkt. Weiter ist in dieser Frage die Stadt Alsfeld, die im Zusammenhang mit dem Projekt DATEL (Datensichere Telekooperation in öffentlichen Verwaltungen) mehrere Telearbeitsplätze eingerichtet hat. Im Herbst 2000 ist auch in der hessischen Landesverwaltung ein auf zwei Jahre befristeter „Modellversuch zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer durch alternierende Telearbeit im Bereich der Hessischen Landesverwaltung“ angelaufen. Nach derzeitigen Planungen werden ca. 90 Personen an dem Modellversuch teilnehmen. Auch für selbstständige Dienstleister, von Unternehmensberatungen bis hin zu Informationbrooker, sind Beispiele von Telearbeitsplätzen in Hessen

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bekannt. Im Zusammenhang mit solch selbstständiger Tätigkeit sind besonders Telekooperationsmodelle von Interesse, wie z. B. die Kooperation im Unternehmensberatungsbereich. Einzelne Dienstleistungsunternehmen aus der Beratungs- und Versicherungsbranche setzen zunehmend auf die Vernetzung ihrer selbstständigen Vertretungen in Satelliten-Büros mittels Internet. Dabei scheue ich mich etwas, dies als Telearbeit zu bezeichnen, da sich die räumliche Trennung zwischen Unternehmen und Arbeitsplatz eigentlich nicht verändert hat, sondern nur die Kommunikationsströme durch neue Technik effektiviert wurden. Anders stellt es sich beispielsweise bei der LVM-Versicherung dar, die auch in Hessen tätig ist. Sie hat in einem bundesweiten Modellprojekt AbAp („außerbetrieblicher Arbeitsplatz“) 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in alternierender Telearbeit integriert. Vergleichbare – wenn auch in der Quantität bescheidenere – Ansätze gibt es bei der Barmenia-Versicherung und der Signal Iduna-Versicherung. Auch im Bankenbereich werden Telearbeitsformen erprobt. Modellversuche der Sparkassen aus Nordrhein-Westfalen sollen nach Hessen übertragen werden. Großbanken in Frankfurt/M. sollen bereits Telearbeitsplätze eingeführt haben. Genauere Informationen, vor allem bezogen auf die Zahl der Arbeitsplätze, liegen mir jedoch nicht vor.

3. Telearbeit erweist sich auch in Hessen als Arbeitsform für unterschiedliche Branchen: Es wird niemanden überraschen, dass man Unternehmen, in denen häufiger Telearbeit umgesetzt wird, natürlich in der Software-Branche findet. Vorreiter sind dabei IBM und seine Beratungs- und Servicetochter Sercon und Siemens. IBM und Siemens haben im Gesamtunternehmen sehr detaillierte Betriebsvereinbarungen zur Umsetzung von Telearbeit. Für die nordhessische Region sind natürlich auch SBK und data process zu nennen. In dieser Branche findet man alle gängigen Formen der Telearbeit, nämlich alternierende Teleheimarbeit, On-Site-Telearbeit oder Telearbeit von Freelancern, die projektbezogene Aufträge abwickeln. Dabei ist die Zahl solcher „Freelancer“ – gerade für Nordhessen – schwer abzuschätzen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der Unternehmen händeringend IT-Fachkräfte suchen, reduziert sich der Kreis der „Freelancer“ häufig auf Studenten und Schüler, die neben ihrer Ausbildung IT-Aufgaben (von Web-Site Gestaltung bis zur Programmierung) übernehmen, auf Einzelunternehmer/innen und andere, die nicht für eine feste Anstellung zur Verfügung stehen, da sie z.B. diese Dinge nur nebenberuflich umsetzen.

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Telearbeit in Hessen

Im Medienunternehmen (HNA, Bernecker-Media, Theißen) der Region funktioniert die Zuarbeit von „freien Kräften“ oftmals ebenfalls Telematikgestützt, so dass auch hier von Telearbeit – oftmals auf der Basis von „Freelancern“ – gesprochen werden kann. Für das Unternehmen Bernecker-Media ergab sich Telearbeit auch aus betrieblicher Notwendigkeit. Wurde doch vom Sitz in Melsungen ausgehend, eine Dependence in Frankfurt am Main auf- und ausgebaut. Interessant sind auch die Ansätze bei verschiedenen Bildungsträgern, die nicht nur IT-Kenntnisse vermitteln, sondern selber Telearbeit praktizieren. Zu nennen wäre die Firma „Sprache und Bildung – Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung mbH“ mit Hauptsitz in Gießen. Von den über 100 Mitarbeitenden dieses privaten Bildungsträgers arbeiten mittlerweile 10 Prozent als Telearbeitskräfte in Form der alternierenden Telearbeit. Sie kommen aus der EDVAbteilung, der Verwaltung (Personalbereich, Kosten- und Leistungsrechnung und Buchhaltung), sowie der Seminarentwicklung und sind qualifizierte Fachkräfte mit zum Teil universitärer Ausbildung. Aufgrund der internationalen Ausrichtung des Unternehmens ist geplant, weitere 10 Telearbeitsplätze in verschiedenen europäischen Staaten anzusiedeln. Auch die GfQ „Gesellschaft für berufliche Weiterqualifizierung“ setzt im Rahmen eines „Hessen-teleworking“-Projekts Telearbeit in der Verwaltung ein. Weitere Unternehmen haben mittlerweile begonnen, alternierende Telearbeit einzusetzen, wobei hier der Bereich der Steuerung und Überwachung von Rechneranlagen (Servern etc.) der erste Schritt der Telearbeit darstellte (KGRZ, SMA etc.). Mit dieser Arbeitsform gelang es, Nachtschichten und Wochenendarbeit für die Beschäftigten zu reduzieren. Dabei ist jedoch die Zahl der Mitarbeiter/innen in dieser Form der Telearbeit gering.

4. Telearbeit ist auch im Produzierenden Gewerbe einsetzbar: Zwar sind, wenn man auf das Produzierende Gewerbe schaut, die Anwendungsebenen und realisierten Möglichkeiten deutlich schwächer vertreten, dennoch lassen sich auch hier einige Beispiele benennen: Bekannt ist der Einsatz bei einigen Ingenieur-Büros bzw. in den Entwicklungsabteilungen überregional tätiger Unternehmen in der Region. Dies ergab sich sowohl aus betrieblichen Notwendigkeiten wie auch praktizierter Telekooperation im Rahmen von Zulieferbeziehungen. Aber auch Einzelunternehmen versuchen mit Hilfe von Telearbeit betriebliche Restrukturierungen umzusetzen. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Pilotphase wurde jetzt bei der Schott Glas AG in den Werken Mainz und Wiesbaden alternierende Telearbeit eingeführt.

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HEWI Heinrich Wilke GmbH Bad Arolsen (z. B.) Führender Hersteller für Bad Accessoires und Innenausbau. Etwa 1000 Beschäftigte in Bad Arolsen, Marsberg und vier Auslandsstandorten. Hier befindet sich die Einrichtung von Telearbeitsplätzen noch im Aufbau. • Verbindung zu unterschiedlichen Produktionsstandorten im Netzwerk, • Anbindung von Außendienstmitarbeitenden • und einzelnen Designern/Konstrukteuren in Telearbeit • Geschäftsführung und Netzwerk-Administrator mit Fernservice-Möglichkeit. Dabei wurde eine technische Lösung gewählt, die die vorhandenen Datenkanäle wahlfrei für Remote Access, Routerverbindungen, Internet-Zugänge u. ä. zu- bzw. abschaltbar macht. Ein bekannteres Beispiel, das auch durch Mittel von „Hessen-teleworking“ unterstützt wurde, ist der Büroartikelhersteller Maul GmbH, Bad König. Die Firma Maul hat 120 Mitarbeitenden, wobei in die Umsetzung von Telearbeit vor allem Beschäftigte aus dem Bereich Vertrieb und Entwicklung eingebunden sind. Den Anstoß ergab die organisationstechnische Integration eines Kooperationspartners an einem anderen Standort. Im Zusammenhang mit der Entwicklung des hausinternen Netzwerkes wurden auch Telearbeitsplätze geschaffen: • Besonders der Außendienst ist auf diese Weise an das Hausnetz angeschlossen. Das bedeutet: Tagesaktueller Informationsabgleich – sowohl Umsatzdaten, wie auch auftragsbezogene Informationen zurück ins Unternehmen. • Der Exportleiter hat die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten (Zugriff auf Betriebsdaten, Arbeit über die Zeitzonen hinweg etc.). • Fernwartung des Netzes der Firma Maul, die an mehreren Standorten entwickelt und produziert. Ein Teleconferencing-System sollte • die Verbindung zum Designer-Team, • die Verbindung zur Werbeagentur realisieren. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dieses System gewöhnungsbedürftig ist. Niederländische Kooperationspartner der Firma Maul nutzen diese technischen Möglichkeiten nur ungern.

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Telearbeit in Hessen

Ein weiteres erfolgreich umgesetztes Beispiel bietet die Firma Gerhard Electronic. Doch auch hier zeigt sich, dass die telearbeitsmäßige Anbindung der Entwicklungsabteilung und der Geschäftsleitung direkte Kooperationen (face to face) im Unternehmensverbund nicht ersetzen kann.

Kundenumsatzdaten E-Mail, Dokumente Dateien allgemein

remote Login Außendienst Notebook

ISDN MAUL-Netz

ISDN-Router (Bianca-Brick)

remote Login

Reisekosten E-Mail, Dokumente Dateien allgemein

Exportleiter / Homeoffice (geplant)

remote Login

Fernwartung

Supervisor (zu Hause) Abb. 1: Telekooperation bei der MAUL GmbH – Anbindung von Außenstellen. Pilotprojekt mit Hessen-teleworking

Diese – zugegebenermaßen – selektive Betrachtung legt folgende Schlussfolgerungen nahe: Telearbeit als Arbeitsform ist in Hessen in ganz unterschiedlichen Branchen erfolgreich umgesetzt worden, wobei die Potenziale von Telearbeit noch lange nicht ausgeschöpft sind. Das bezieht sich sowohl auf bestimmte Branchen, die sich mit IuK-Technologieanwendungen ingesamt schwerer tun (Handwerksbereich) wie auch auf bestimmte Regionen. Es ist erkennbar, dass in manchen Bereichen die Entwicklung erst jetzt angelaufen ist. Besonders im Verwaltungsbereich sollen in absehbarer Zeit weitere Telearbeitsplätze entstehen. Versicherungsunternehmen, wie auch Teile der öffentlichen Verwaltung (und nicht allein die Hessische Landesregierung) denken darüber nach, wie sie in ihren Bereichen auf unterschiedlichen Ebenen Telearbeit realisieren könnten. Dabei wird sich – nach den gegenwärtigen Informationen – die Zahl der Telearbeitsplätze in Grenzen halten.

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Im gegenwärtigen Stadium geht es diesen Unternehmen darum genau zu klären, welcher einzelne Arbeitsplatz sich für ein solches Arbeitsorganisationsmodell eignet. So versucht – nach meinen Informationen – beispielsweise B. Braun in Melsungen mit dem Konzept Büro 2000 ebenfalls Telearbeitsformen in die Arbeitsorganisation zu integrieren. So bestätigt sich durch die gegenwärtige Praxis eines ganz deutlich: 1) Telearbeit ist kein Patentrezept für neue Arbeitsplätze, sondern eher ein Ansatzpunkt für innerbetriebliche Restrukturierung. 2) Neue Arbeitsplätze entstehen – wenn überhaupt – durch personelle Expansion oder durch die Einrichtung von Satelliten-Büros. 3) Telehäuser und Telecenter, deren Start teilweise durch „Hessen-teleworking“ unterstützt wurde, konnten ebenfalls neue Arbeitsplätze für Telearbeitskräfte bieten. Dabei ist jedoch nicht zu übersehen, dass solche Telecenter, die zum Teil als Angebote zur alternierenden Telearbeit bereitgestellt wurden, erkennbare Akzeptanzprobleme haben. Die Probleme – die in den Projektplanungen oftmals so nicht erwartet wurden – beziehen sich sowohl auf die Nachfrageseite, wo – regional unterschiedlich – ein deutlich höherer Bedarf prognostiziert wurde. Wie auch auf die Dienstleistungsseite. Es erfordert eine intensivere Überzeugungsarbeit gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen, solche Angebote wahrzunehmen. Nur dort, wo eine Verbindung von Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen und Angeboten zur Qualifizierung verbunden z. B. mit der Umsetzung von ESF-Maßnahmen gelang, entstand bislang eine tragfähige Basis. In bestimmten ländlichen Regionen – und dabei bin ich wieder in Nordhessen – sind solche Ansätze aus mangelnder Wirtschaftlichkeit bereits wieder eingestellt worden bzw. stehen unter erheblichem Druck. Welche Konsequenzen sind hieraus zu ziehen? Offensichtlich besteht in Hessen – und noch verstärkt in Nordhessen – ein erheblicher Sensibilisierungs- und Beratungsbedarf in Sachen „Telearbeit“. Dabei geht es nicht vorrangig um die Wiederholung der Untersuchungsergebnisse über die positiven Effekte von Telearbeit für Unternehmen und Beschäftigte, die ich durchaus unterschreiben kann. Entscheidender ist zuerst einmal eine genaue Bestimmung dessen, was man in einem Unternehmen, im betrieblichen Ablauf mit Telearbeit erreichen will und kann. Und diese Betrachtung hat – soweit sie denn schon angestellt worden ist – bei vielen hessischen Unternehmen nicht – oder noch nicht – zu dem Ergebnis geführt, dass Telearbeit sinnvoll und notwendig ist.

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Telearbeit in Hessen

Daher ist es geboten, im Rahmen der Hessen-Media Aktionslinie „Hessenteleworking“ weitere Modellprojekte zu unterstützen, um auf diese Weise konkrete Anwendungen von Telearbeit und Telekooperation zu schaffen. Die Zielvorgabe für solche Projekte kann dabei nicht lauten, möglichst viele Arbeitsplätze in „Telearbeitsplätze“ umzuwandeln. Im Mittelpunkt müssen stattdessen die Praktikabilität und der ökonomische Nutzeffekt solcher Anwendungen stehen. Nur so kann kleinen und mittleren Unternehmen die betriebliche Notwendigkeit der Reaktion auf die Veränderungen in der Arbeitswelt hin zu dem vorhin genannten E-Business vedeutlicht werden.

Ansprechpartner: Dr. Ulrich Schneider GhK Universität Gesamthochschule Kassel, FB 10 Forschungsgruppe FPN – Arbeitsforschung + Raumentwicklung Nora-Platiel-Straße 5 34109 Kassel Telefon 05 61 / 804 - 28 75 E-Mail schneid@hrz.uni-kassel.de

Weiterführender Literaturhinweis: Krömmelbein, S. 2000: Bedeutung der Telearbeit für Beschäftigung und Arbeitsmarkt aus betrieblicher Sicht und am Beispiel der Region Rhein-Main, in: MittAB, 33. Jg., S. 136 – 153

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1.2 Die Aktionslinie „Hessen-teleworking“ Christoph Graß Telearbeit ist die Arbeitsform der Zukunft. Sie ist in vielen Berufs- und Tätigkeitsfeldern einsetzbar und steht für Flexibilisierung von Arbeit, Produktivitätsgewinn, Zeitsouveränität sowie Verkehrs- und Umweltentlastung. Telearbeit ist freilich kein neues Berufsbild, sondern eine neue Arbeitsform, die neue Organisationsformen bedingt: weg von starren Arbeitsorganisationen, hin zum ergebnisorientierten Führen mittels Zielvorgaben. Telearbeit ist jede, auf Informations- und Kommunikationstechnik gestützte Tätigkeit, die ausschließlich oder zeitweise an einem außerhalb der zentralen Betriebsstätte liegenden Arbeitsplatz verrichtet wird. Dieser Arbeitsplatz ist mit der zentralen Betriebsstätte durch elektronische Kommunikationsmittel verbunden. Arbeitgeber, die sich mit Informations- und Kommunikationstechnik kompetent den Wettbewerbsanforderungen des Marktes stellen möchten, die Kosten für Räume, Mieten und Energie sparen wollen, sollten sich mit Telearbeit näher beschäftigen. Für die Einführung von Telearbeit in einem Unternehmen sprechen zahlreiche Gründe: • • • • • • • • • • •

Steigerung der Wirtschaftlichkeit, Produktivitätssteigerung, Qualitätssteigerung des Arbeitsergebnisses, Bessere Kapazitätsauslastung durch flexiblere Arbeitszeiten, Einsparung von Büroeinrichtungen und Räumlichkeiten, Verbesserung der Kundenorientierung und des Services, Geringere Fehlzeiten von Mitarbeitern, Geringere Kosten für Sonderleistungen, Energieeinsparung, Besseres Arbeitsergebnis durch störungsfreieres Arbeiten, Erhalt qualifizierter Arbeitskräfte.

Zur Telearbeit geeignet wurden früher vor allem Tätigkeiten wie Daten- und Texterfassung, Programmieren, Schreiben und Redigieren angesehen. Inzwischen werden auch komplexere Arbeiten wie CAD-Konstruktionen, Design, Vertrieb, Marketing, Training und Ausbildung, Forschung und Beratung in Telearbeit durchgeführt. Die Gründe, warum Telearbeit bei Erwerbstätigen sehr gefragt ist, sind effizientes Arbeiten, reduzierte Fahr- bzw. Pendelzeiten zur Arbeitsstätte, Arbeitszeitflexibilität sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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Telearbeit in Hessen

Unterstützung durch „Hessen-teleworking“ Kleinen und mittleren Unternehmen bereitet die Einführung von Telearbeit vielfache Probleme, angefangen bei organisatorischen Veränderungen bis hin zu technischen Lösungen. Hier setzt die Aktionslinie „Hessen-teleworking“ an. Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung führt die Aktionslinie insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen an Telearbeit, Telekooperation und Telelearning heran. Neben der Förderung von Pilotprojekten führt die Aktionslinie in Hessen zusammen mit regionalen Akteuren Informationsveranstaltungen durch und bietet Unternehmen, die die Einführung von Telearbeit planen, kostenlose Beratungstage an. Bisher wurden zehn Pilotprojekte gefördert und evaluiert.

1 Teleteaching (insb. CAD) 2 Mobile Telearbeit im Rechnungsprüfungsamt 3 Telekooperation in Vertrieb und Konstruktion

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4 Telekooperation von Unternehmensberatungen

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5 Telearbeit im orthopädischen Handwerk

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6 Telepathologie / Telekonsultation 7 Teleteaching für Erziehungsurlauberinnen 8 Telearbeit in der beruflichen Weiterqualifizierung 9 Telekooperation in Marketing und Vertrieb

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10 Telekooperation im „Techno-Pool“

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Abb. 2: Pilotprojekte der Aktionslinie Hessen-teleworking (Stand: Juni 2001)

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Die Projektpartner erwarten im Rahmen von „Hessen-teleworking“ Ergebnisse in folgenden Themengebieten: • Erprobung der technischen Infrastruktur in der betrieblichen Praxis, • Organisatorische, ökonomische und soziale Auswirkungen des Einsatzes von Telekooperation/Telearbeit/Telelearning auf Unternehmen und Mitarbeiter, • Projekte mit Modellcharakter zur Stärkung der Innovation und damit Schaffung einer Best-Practice-Referenz für den Einsatz von Telearbeit. Unter Einbeziehung von Institutionen, Firmen und Vereinen, die sich ebenfalls mit Telearbeit befassen, soll ein Kompetenznetzwerk „Telearbeit/Telekooperation in Hessen“ eingerichtet werden.

Abb. 3: Zielsetzung der Aktionslinie

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Telearbeit in Hessen

Projektträger der Aktionslinie Die Projektträger sind die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH (FEH) Wiesbaden und das IKTT – Forum für Informations und Kommunikations-Technologie-Transfer – des ZGDV e.V., mit Sitz in Erbach. Kleine und mittlere Unternehmen sind aufgefordert, bei Interesse mit der Aktionslinie „Hessen-teleworking“ in Kontakt zu treten. Aktuelle Informationen über die Aktionslinie gibt es unter www.hessen-teleworking.de.

Ansprechpartner: Christoph Graß Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH Regionalbüro Kassel Kurfürstenstraße 7 34117 Kassel Telefon 05 61 / 7 28 99 -23 E-Mail Christoph.Grass@feh-hessen.de Anette Knierriem-Jasnoch IKTT – Forum für Informationsund KommunikationsTechnologie-Transfer des ZGDV e.V. Marktplatz 9 (Schloss) 64711 Erbach Telefon 0 60 62 / 94 20-20 E-Mail Anette.Knierriem@zgdv.de

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FE Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH

IKTT


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Erfahrungen aus der Praxis

2.2 Telekooperation im orthopädischen Handwerk – ein Pilotprojekt der IETEC ® Michael Jahn

Einleitung Die IETEC ®‚ Orthopädische Einlagen GmbH Produktions KG mit Sitz in Fulda ist ein Partnerschaftsverbund von Orthopädieschuhtechnikern. Die IETEC ®‚ produziert Einlagen, Fußbettungen, orthopädische Maßschuhe und Orthesen. Die Produkte werden für Probleme mit dem Fuß, dem Knie und der Hüfte hergestellt. Ihren Einsatz finden diese Produkte bei orthopädischen Problemen, wie z. B. bei Fußdeformitäten, Diabetes und Spastiken der unteren Extremitäten, bei Rheuma und auch bei Sportlern. Der Grundsatz der Versorgungsstrategie der IETEC ®‚ ist, dass jeder Fuß sich vom anderen unterscheidet und somit zwingend notwendig jede Fußproblemlösung individuell sein muss. Unter der Berücksichtigung einer individuellen medizinischen Anamnese und einer individuellen statischen und dynamischen biomechanischen Analyse müssen Lösungen zur vollen Patientenzufriedenheit angepasst werden. Gerade bei Diabetikern ergibt sich eine besondere Problematik: Die Patienten sind oftmals ohne Empfindungen in den peripheren Extremitäten. Möglichen Folgen sind unter anderem: Ulzerationen an der plantaren Fußfläche mit Entzündungen oder Verschließung der Arterien mit massiver Durchblutungsstörung und deren Konsequenz – das Absterben von Fußteilen.

Ziel des Pilotprojektes IETEC ®‚ beabsichtigt, ihre Partner mit dem Pilotprojekt telekooperativ zu unterstützen. Dies soll zum einen in Form einer direkten Unterstützung (z. B. im Bereich der Diabetes-Patienten) realisiert werden, sich zum anderen aber auch auf den Service und die allgemeine Beratung der Partner beziehen.

Umsetzung Bei diesem Pilotprojekt, welches das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung gefördert hat, wurden bei der IETEC ®‚ und den Partnerbetrieben PC-gestützte Videokonferenzsysteme eingerichtet. Diese waren mit einer innerhalb des Pilotprojektes aufgebauten Datenbank gekoppelt.

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Erfahrungen aus der Praxis

TelearbeitDeutschlandweit · Praxisbericht nach Fulda

Deutschlandweit nach Fulda

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Anfertigung / Kontrolle / Prüfung Abb. 4: Partnerverbund bei IETEC ®

Im Bereich der Diabetesfälle erlauben die Einsatzmöglichkeiten des Videokonferenzsystems eine Analyse von problematischen Fällen und Hilfestellungen direkt „vor Ort“ beim Orthopäden oder auch beim Facharzt. Darüber hinaus kann eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Arzt und Orthopädieschuhtechniker oder Meister erfolgen. Des Weiteren ist eine schnelle Rücksprache mit der Fertigung bei IETEC ®‚ bzw. dem Außendienst möglich. Darüber hinaus bietet das System die Möglichkeit, Mitarbeiter an Mess- und Analysesystemen telekooperativ zu schulen.

Telearbeit · Praxisbericht

Deutschlandweit nach Fulda

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Anfertigung / Kontrolle / Prüfung Abb. 5: Anfertigung von Schuheinlagen für Diabetiker

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Bei der technischen Umsetzung wird das Videokonferenzsystem Elsa Vision II verwendet: Hierbei handelt es sich um ein kombiniertes ISDN-Videosystem mit Kamera, Kopfhörer und Mikrofon. Mit diesem System wurden bis heute elf Partnerfirmen von IETEC ®‚ ausgestattet. Bei IETEC ®‚ selbst sind vier Systeme installiert. Bei der Systemimplementierung kam es zu kleineren technischen Hindernissen, wie unterschiedliche Anschlüsse, Telefonanlagen und Computer. Sobald das Videokonferenzsystem funktioniert, weist IETEC ®‚ die Partner in die Funktion ein und erklärt den Nutzen anhand konkreter Anwendungsfälle. Es wurde festgestellt, dass folgende Aufgaben mit dem Videokonferenzsystem gut gelöst werden können: • Direkter Anwendungsfall beim Patienten (z. B. digitale Abnahme der Fußoberfläche durch Scannen und Anfertigung eines Leistens (Abbildung eines Fußes in Holz) oder einer Fußbettung für Diabetes-Patienten), • Online-Fachbetreuung (visuell und akustisch) durch IETEC ®‚ im Bereich von Fragen zu Produkten, zur Anfertigung und zur Technik des Systems sowie zum medizinischen Fachgebiet und zur Bewegungsanalyse.

Was erwartet IETEC ®‚ von dem Telekooperationssystem? Wichtig sind der IETEC ®‚ vor allem folgende Punkte: • Partnerunterstützung und Partnerservice, • technischer Vorsprung, • Kostenreduktion.

Was erwarten die Partner von dem Telekooperationssystem? Die Partnerfirmen erwarten vor allem Servicezuwachs sowie betriebswirtschaftlichen Nutzen. Dazu gehören im Einzelnen: • • • • • •

Service, Zeitersparnis, Wettbewerbsvorsprung, Hilfefunktion, Zuverlässigkeit des Systems, Kostenreduktion.

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Erfahrungen aus der Praxis

Telearbeit · Praxisbericht Das System

Elsa Vision II Kombiniertes System: • ISDN-Video • Kamera • Kopfhörer-Mikrofon

Abb. 6: Einsatz des Videokonferenzsystems

Ausblick Der Einsatz der Systeme wurde in der Praxis erfolgreich getestet. Dieses Projekt bewirkte bei den Anwendern aus dem handwerklichen Bereich ein Umdenken im Bezug auf technologische Anwendungen als nützliche Hilfsmittel! Es wurden sowohl die Möglichkeiten von Telekooperationssystemen veranschaulicht als auch aufgezeigt, dass der Einsatz solcher Systeme wirtschaftlich und medizinisch sinnvoll ist. Ein noch umfassenderer Nutzen ist zu erwarten, wenn weitere Anwender einbezogen werden und die Systembenutzung zu Gewohnheit wird – dies ist jedoch derzeit noch nicht ausreichend realisiert. Aus diesem Grunde planen die Partner die Anschaffung weiterer Systeme, wobei sie von IETEC ®‚ unterstützt werden.

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Resümee In der orthopädischen Handwerksbranche ist der Einsatz von Videokonferenzsystemen sinnvoll. Dies belegt auch die Nachfrage nach solchen Systemen bei den beteiligten Fachärzten. IETEC ®‚ ist optimistisch und setzt auf solche Systeme, da sowohl der medizinische als auch der wirtschaftliche Nutzen gegeben ist.

Ansprechpartner: Michael Jahn IETEC ® – Orthopädische Einlagen GmbH Produktions KG Bahnhofstraße 21 36037 Fulda Telefon 06 61 / 97 17 32 E-Mail mjahn@ietec.de

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Erfahrungen aus der Praxis

2.2 Virtuelle Kooperation im Netzwerk: Telekooperation von Unternehmensberatungen Dr. Imke Troltenier / Britta Trompeter Die hessische Unternehmensberaterin Rita Rat hat einen „großen Fisch an Land gezogen“, einen Auftrag zur Organisationsentwicklung in einem mittelständischen Unternehmen. Der Auftrag übersteigt ihre zeitlichen und personellen Kapazitäten und auch die Bereiche ihrer Kernkompetenz und so startet sie ihre Partnersuche ganz selbstverständlich virtuell: Sie „postet“ ihre Suche nach Kooperationspartnerinnen im Internet, auf der virtuellen Plattform des Unternehmerinnen Netzwerkes. In diesen passwortgeschützten Internetbereich „loggen“ sich alle Netzwerkteilnehmerinnen regelmäßig ein. Er dient dem Informations- und Erfahrungsaustausch, bietet Qualifikation via Teleteaching und ist virtueller Marktplatz für Kooperationsanfragen. Die Resonanz kommt per eMail. Schnell hat Rita Rat ein virtuelles Team zusammengestellt. Auch in der späteren Kooperation werden eine Vielzahl der Arbeitsschritte und Abstimmungsprozesse über das virtuelle Forum im Internet bzw. per eMail abgewickelt. Um sich im Schwerpunkt ganz auf die beraterischen Kernkompetenz zu konzentrieren, greifen die Netzwerkteilnehmerinnen für Aufgaben im Bereich der Büroorganisation auf die Service-Dienstleistungen eines Backoffice zurück. Auch hier werden die Aufgaben und Arbeitsergebnisse elektronisch transportiert. Bei technischen Pannen steht das Backoffice als kompetente Ansprechpartnerin zur Verfügung. – Virtuelle Unternehmenszusammenschlüsse, Angebots-Sharing, Teleservice – eine Vision?

Abb. 7: Angebot öffentlicher Bereich

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Aus eins plus eins wird mehr als zwei Für rund 30 Unternehmensberaterinnen in Hessen ist diese Vision bereits Realität. Sie ziehen einen innovativen Nutzen aus ihrer strategischen Allianz. Seit drei Jahren arbeiten sie in dem Projekt „Telekooperation von Unternehmensberatungen“ – finanziert über das Programm ADAPT der Europäischen Union und das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Aktionslinie „Hessen-teleworking“ – zusammen. Sie setzen die neuen Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologien für die innovative Kooperation zwischen ihren Unternehmen gezielt ein und entwickeln sie weiter: im Interesse einer steigenden Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit und der Schaffung von Synergien. In einer Branche, in der Unternehmensfusionen und globale Anforderungen an der Tagesordnung sind und in der die Nachfrage nach Beratungspaketen „aus einer Hand“ und ganzheitlichen Beratungen wächst, gilt es zukunftsorientierte Marktnischen zu besetzen und flexible, innovative Kooperationsformen zu entwickeln. Die Kernfrage des Projekts lautet: Was sind die Erfolgsfaktoren für eine effektive Telekooperation?

Telekooperation erfordert Know-how Voraussetzung für die Telekooperation ist eine angemessene technische Ausstattung, eine gründliche Qualifizierung und die Kompetenz im Umgang mit den Neuen Medien. Die Inhalte und Methoden der IuK-Qualifikation wurden im Projekt und in der Zusammenarbeit mit dem transnationalen Partnerforum Focus 2000 neu entwickelt und auf den spezifischen Bedarf der Unternehmerinnen zugeschnitten. Methodisch erprobt wurde der richtige Mix aus Teleteaching und Workshops, aus zeitflexiblem Fernlernen und verbindlicher Präsenz: Ein wöchentlicher NEWSLETTER TELEKOOPERATION (eMail) informiert über aktuelle Entwicklungen im Hard- und Softwarebereich, über branchenrelevante Internetangebote, Daten- und Virenschutz, Millennium Bug, Euro, einschlägige Veranstaltungen etc. und bietet gleichzeitig Qualifikationseinheiten wie Recherche im Internet, Gebrauch von Newsgroups. Monatlich trifft sich das FORUM TELEKOOPERATION im Multimedialernzentrum des TELEHAUS WETTER, um aktuelle Fragen zu diskutieren, das virtuelle Netzwerkforum weiterzuentwickeln, Fallbeispiele zu erörtern, Expertinnengespräche und Praxisdemonstrationen durchzuführen. Mit dem wachsenden Kenntnisstand im Bereich der IuK-Anwendungen, verschiebt sich der Qualifikationsschwerpunkt im TELETEACHING und in den PRÄSENZWORKSHOPS von den informationsvermittelnden Anwendungen (MS Office- Anwendungen, eMail,

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Erfahrungen aus der Praxis

Internetrecherche etc.) hin zu den dialogorientierten bzw. vernetzungs- und kooperationsunterstützenden Anwendungen (Netmeeting, Videoconferencing, Application Sharing, Homepageerstellung etc.). Die Intensität der IuK-Nutzung hat deutlich zugenommen: Alle Teilnehmerinnen verfügen mittlerweile über einen Internetanschluss, nach jüngster Erhebung arbeiten 70 Prozent der Teilnehmerinnen täglich ein oder mehrmals im Internet: via eMail werden die allgemeine Korrespondenz und Arbeitsaufträge versand, das World Wide Web zu Recherchen genutzt.

Eine Telekooperation mit klar erkennbarem Nutzen Als zentraler Knoten des Netzwerkes bietet das Backoffice professionelle Unterstützung im Sekretariatsbereich an und hilft damit neue Formen der virtuellen Arbeitsorganisation zu erproben. Telefon- und Faxservice via Anrufweiterschaltung, Korrekturlesen und Formatieren von Gutachten, Geschäftskorrespondenz, Internetrecherchen, Datenbankaufbau- und Verwaltung, stehen den am Projekt teilnehmenden Unternehmensberatungen als Dienstleistung zur Verfügung. Die Nutzung des Backoffice wird von vielen Unternehmerinnen auch im Hinblick auf die betrieblichen Wachstumsperspektiven als zukunftsträchtig angesehen. Gerade bezüglich der Arbeit in virtuellen Kooperationen – so die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung – wird das Backoffice als Sekretariatsform der Zukunft angesehen. Das Beratungs- und Serviceprofil des Backoffice wurde als Produkt der transnationalen Zusammenarbeit im Partnerforum I.T.I._ entwickelt. Der hohe Stellenwert der kontinuierlichen Beratungsleistungen in allen Bereichen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien des Backoffice (für die Beschaffung von Hard- und Software, für Probleme bei Installation und Anwendung, für vernetztes Arbeiten und den Einsatz virtueller Kommunikationsplattformen) kristallisierte sich auf Basis der Bedarfserhebungen deutlich heraus.

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Abb. 8: Das Backoffice – zentraler Knoten des Netzwerks

Die gemeinsame Werte- und Vertrauensbasis Der Aufbau einer gemeinsamen Werte- und Vertrauensbasis ist die entscheidende Voraussetzung für die Telekooperation im Backoffice wie auch bei der Entwicklung gemeinsamer Beratungsprojekte zwischen den rechtlich selbstständigen Unternehmen. Die Teilnehmerinnen nutzen die gemeinsamen Foren und Veranstaltungen als Möglichkeiten zum persönlichen Kennenlernen und zum Ausloten von Kooperationen. Die internen Präsentationen der Unternehmensprofile und gemeinsame Seminare bilden eine geeignete Plattform zur Herausbildung von Zusammenarbeit. Meilenstein auf diesem Weg war die Gründung eines Vereins europäischer Unternehmensberaterinnen „European Females Management Consultants“ (EFMC) Ende 1998. Es war der konkrete Einstieg in das Thema Vernetzung. Prozessbegleitend moderiert und unterstützt das Projekt das Zusammenwachsen der „Euroianerinnen“, beispielsweise durch die Organisation und Durchführung einer Zukunftswerkstatt im Sommer 1999. Thematisch kristallisierten sich damals als zentrale Aufgaben die Arbeit an der gemeinsamen Netzwerkkultur, die Diskussion um Qualitätskriterien, Spielregeln für die eKommunikation und die Kompetenzentwicklung für das Arbeiten im Netzwerk heraus.

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Erfahrungen aus der Praxis

Die besondere Form der strategischen Allianz Virtuelle, zeitlich begrenzte Unternehmenszusammenschlüsse müssen sich neuen Herausforderungen stellen: im Bereich der internen und externen Kommunikation, im Umgang mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen und –wertemustern sowie hinsichtlich der Organisation. Vor diesem Hintergrund entwickelt das Projekt Telekooperation von Unternehmensberatungen eine besondere Form der strategischen Allianz: ein virtuelles Unternehmensnetzwerk. D.h. eine langfristig angelegte informations- und kommunikationstechnisch basierte Kooperationsform unabhängiger Unternehmen mit einer gemeinsamen Werte- und Vertrauensbasis. Sie bildet den Rahmen für die zeitlich begrenzten, immer wieder neu zusammengesetzten, virtuellen Teams der Netzwerkteilnehmerinnen: In der Regel schliessen sich zwei, drei oder vier Unternehmensberatungen zu einer solchen Kooperation zusammen. Die Ziele sind unterschiedlich, es geht um gemeinsame Auftragsabwicklung, um die Akquisition neuer Kunden, die Erschließung neuer Zielgruppen oder Entwicklung neuer Produkte, die jeweilige vertragliche Basis baut auf den Absprachen im Netzwerk auf. Grundvoraussetzung für die Partner in virtuellen Kooperationen ist ihre Bereitschaft zu Veränderungen, die Offenheit für Neues. Dabei sind die Kernkompetenzen die Basis für die zukünftigen Unternehmensentwicklungen. Die beteiligten Unternehmensberatungen weisen einen deutlichen Trend zur Veränderung auf. Bereits nach zwei Jahren Projektteilnahme geben 60 Prozent der Teilnehmerinnen an, Veränderungen hinsichtlich ihrer wesentlichen Leistungsbereiche vorgenommen zu haben. Die teilnehmenden Betriebe sind von Frauen geführte Unternehmensberatungen mit Standort in Hessen. Die Unternehmensprofile und Kernkompetenzen sind breit gestreut: von Organisationsberatung/-entwicklung betriebswirtschaftlicher Analyse, Coaching, Controlling, Reengineering und QM-Beratung, über Existenzgründungs- und Aufbauberatung, Finanzierungs- und Fördermittelberatung bis hin zu Kommunikationsberatung, Marketing, Werbung, Supervision, Organisation und Begleitung von Exerzitien.

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Abb. 9: Homepage: http://www.hessen-teleworking.de/Beraterinnen-Netzwerk

„Erfolgreiche Telekooperation braucht Know-how. Sie muss allen Beteiligten einen klar erkennbaren Nutzen stiften. Ihre Grundlage ist die Entwicklung einer gemeinsamen Werte- und Vertrauensbasis.“ Gabriele Fladung, Diplom-Kauffrau, Initiatorin des Projektes „Telekooperation von Unternehmensberatungen“, Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf

Ansprechpartnerin: Dr. Imke Troltenier Telehaus Wetter VeFAR e.V. Schwanallee 48 a 35037 Marburg Telefon 0 64 21 / 1 69 54 - 0 E-Mail info@telehaus-wetter.de

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Erfahrungen aus der Praxis

Literatur Jung, Dörthe: ADAPT-Projekte stellen sich vor: Telekooperation von Unternehmensberatungen. In: Inf.-Dienst des ESF-CONSULT Hessen 1/99 Jung, Dörthe: Telekooperation von Unternehmensberatungen. In: Wirtschaftsforum IHK-Frankfurt/Main 11/99 Fladung, Gabriele: Telearbeit und Teleservicezentren. Eine Alternative für den ländlichen Raum. In: Stadt und Gemeinde (Hrsg.), Deutscher Städte und Gemeindebund, Heft 4/5, 1997 Fladung, Gabriele: Zukunftsfähige Arbeitsplätze durch neue Technologien. In: Das Parlament 11/1998 Fladung, Gabriele: Telecenter statt Teleheimarbeit. In: Die Frau in unserer Zeit 2/99 Fladung, Gabriele u. I. Stolz: TELEHAUS WETTER – ein innovatives, frauengeführtes Dienstleistungsunternehmen. In: Computernetze Frauenplätze. Veronika Oechtering u. G. Winker (Hrsg.) Opladen 1998 Fladung, Gabriele: Telearbeit im TELEHAUS WETTER. In: Tele@rbeit und Telekooper@tion für Nordhessen. Dokumentation. Ulrich Schneider (Hrsg.) GhK 1999 Schmidt, Konny: Frauenpower mit Charme. In: Wirtschaft Nordhessen, Titelthema 5/99 Spies, Rainer: Von der Global-Player-Bank bis zur Kreisverwaltung. Telelearning am Beispiel von Projekten in Marburg/Weiterbildung im Erziehungsurlaub. In: Frankfurter Rundschau 23.10.1999 Troltenier, Imke: Telearbeit in der Familienphase. In: Arbeitsplatz Kind. Mechthild Jansen (Hrsg.) 1998. Troltenier, Imke: Verträglichkeit von Familie und Karriere. In: Kita aktuell, 4/1999. Troltenier, Imke: Telekooperation von Unternehmensberatungen – Ein Projekt des TELEHAUS WETTER – In: Newsletter Städtenetz Lahn-Sieg-Dill 5/1999 Troltenier, Imke: Networkerinnen unterwegs in Europa. In: ADAPT, Erfahrungen aus Modellprojekten. ADAPT, Nationale Unterstützungsstelle der Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.) 2000 Weber-Nau, Monica: Firmen-Chefinnen vernetzen sich über das „Telehaus“. In: Frankfurter Rundschau 26.05.1999

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

3.1 Telejobservice im Internet – die Kontaktbörse für Telearbeit Anette Knierriem-Jasnoch Trotz des beachtlichen Wachstums, das die Telearbeit seit Mitte der 90er Jahre in unserem Land erfahren hat, liegt Deutschland im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld. Um innovative Unternehmen zur Einrichtung von Telearbeitsplätzen zu ermutigen und qualifizierte Telearbeiterinnen und Telearbeiter zu finden, wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung das Pilotprojekt „Telejobservice im Internet“ gestartet. Kooperationspartner sind die Bundesanstalt für Arbeit, das Landesarbeitsamt Hessen und das Online Forum Telearbeit. Projektträger sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (offizieller Projektträger Multimedia), und die Aktionslinie „Hessen-teleworking“. Der Telejobservice bringt als Kontaktbörse Anbieter von Telearbeit und Telearbeitssuchende direkt zusammen. Er nimmt Stellenangebote und Stellengesuche kostenlos auf und bietet eine Zusammenstellung dieser aktuellen Stellenangebote und -gesuche. Auch zeitlich befristete Angebote – so genannte Arbeitspakete – können angeboten und nachgefragt werden, so dass die Einsatzmöglichkeiten von Telearbeit zunächst erprobt werden können, bevor sie fester Bestandteil im Unternehmen werden.

Abb. 10: Homepage des Telejobservice im Internet

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Telearbeit ist jede auf Informations- und Kommunikationstechnik gestützte Tätigkeit, die ausschließlich oder zeitweise an einem außerhalb der zentralen Betriebsstätte liegenden Arbeitsplatz verrichtet wird. Dieser Arbeitsplatz ist mit der zentralen Betriebsstätte durch elektronische Kommunikationsmittel verbunden. Wer nicht sicher ist, ob er für Telearbeit geeignet ist, kann dies anhand eines „Selbsttestes“ herausfinden. Die Selbsttests für Arbeitnehmer und Arbeitgeber machen auch Personen, die schon viel über Telearbeit gehört haben und bereits genaue Vorstellungen darüber haben, auf einige Punkte aufmerksam, die der Umsetzung noch im Wege stehen könnten. Der Telejobservice bietet weiterhin wichtige Links zu Themen rund um Telearbeit und stellt anhand eines Leitfadens Basiswissen zur Telearbeit bereit. Zu finden ist der Telejobservice im Internet unter der Adresse www.telejobservice.de.

Abb. 11: Telejobservice-Leistungen für Arbeitgeber

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Erste Erfahrungen mit der Kontaktbörse Seit Beginn des Pilotbetriebes im November 1999 wurden über 2000 Stellengesuche und fast 300 Arbeitspaketgesuche (Stand Januar 2001) an den Telejobservice übermittelt. Dieser starken Nachfrage steht bisher leider nur ein geringes Angebot an Telearbeitsplätzen gegenüber. Es wurden bisher 125 Stellenangebote und 50 Arbeitspaketangebote im Telejobservice aufgegeben. Vermittelt wurden bis heute etwa 80 Telearbeitsplätze. Auch die Anzahl der hessischen Angebote ist sehr gering. Hier setzt die Aktionslinie „Hessen-teleworking“ an. Sie informiert hessische Unternehmen, welche Vorteile Telearbeit bieten kann und analysiert in kostenlosen Betriebsbesuchen vor Ort, welche Tätigkeiten in Telearbeit oder per Telekooperation ausgeführt werden könnten. „Hessen-teleworking“ unterstützt die Unternehmen in organisatorischen, technischen und rechtlichen Fragestellungen.

Fragen zum Telejobservice: Service-Telefon 0 18 05 / 83 53 96 (0 18 05-telework) E-Mail telejob-service @iktt.de

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

3.2 Informationstechnologie und Arbeitswelt: Neue Infrastrukturen der Arbeit Welf Schröter Über die Zukunft der Arbeit in der Informationsgesellschaft hört man immer wieder: „Multimedia in der Arbeitswelt wird kommen, aber anders als wir es erwarten.“ – „Es wird viel Beschäftigung geben, aber wenig Jobs.“ Solche Aussagen verweisen auf einen Änderungsprozess, der mehr umfasst als nur eine Rationalisierung von Arbeit oder eine neue Organisationsform. Dabei bedeutet der Eintritt in die Arbeitswelten der Informationsgesellschaften insbesondere die Herausbildung „neuer Infrastrukturen der Arbeit“.

Herausforderungen für die Arbeitswelt der Informationsgesellschaft Als zentrale Herausforderungen dieses Wandlungsprozesses lassen sich fünf große Entwicklungslinien beschreiben: Die bisherige Wirtschafts- und Arbeitswelt wurde maßgeblich vom industriellen Arbeitsplatz in der Produktion und in produktionsnahen Dienstleistungen geprägt. Das Leitbild basiert bis heute auf dem Arbeitsplatz im Betrieb, der tarifvertraglich und arbeitsrechtlich zu einem „Normalarbeitsverhältnis“ geregelt wurde. Das Normalarbeitsverhältnis steht bislang im Zentrum des Denkens der Tarifpartner und der sozialen Sicherungssysteme. Doch dieses Normalarbeitsverhältnis verliert schrittweise an Bedeutung – insbesondere in den Online-Dienstleistungszusammenhängen –, dagegen nehmen atypische Beschäftigungsformen wie etwa neue Selbstständigkeiten deutlich zu. Untersuchungen rechnen mit einem generellen Rückgang der Normalarbeitsverhältnisse auf knapp fünfzig Prozent innerhalb der kommenden zehn bis fünfzehn Jahre. Soziale Standards für die neuen Selbstständigkeiten sind dringend erforderlich. Das Vordringen der IuK-Technik eröffnet insbesondere im Dienstleistungssektor neue Potentiale für die Organisation von Arbeit. Die technischen Innovationen im Bereich Telekommunikation und Multimedia erlauben die Verlagerung von Arbeit in die globalen Netze. Die Bindung von Arbeitswelten, Arbeitsvolumina und Arbeitsplätzen an den Ort Betrieb läßt nach und wird weiter gemindert werden. Die multimedialen Anwendungen führen zu einer steigenden Flexibilisierung der Faktoren ,Ort‘ und ,Zeit‘. An die Stelle des Denkens in Stundentakten beginnen Modelle von ergebnisorientierten Zielvereinbarungen zu treten. Neue Formen des Arbeitens am Netz (Teleworking,

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Telekooperation, virtuelle Arbeitswelten, virtuelle Organisationen etc.) lassen „neue Infrastrukturen der Arbeit“ erwachsen. Dazu zählen gerade auch die steigenden Zahlen in der mobilen Arbeit (,mobile working‘). Der sich abzeichnende Umbruch in den Online-Arbeitswelten verändert den Umgang mit Qualifizierungsangeboten, Ausbildungsprofilen, mit Fort- und Weiterbildung. Lehr- und Lerninhalte, wie auch die Organisation des Lernens, die Lerntechnik und die Bereitstellung von Lehrinhalten werden sich den kommenden Erfahrungen anpassen. Angebote für auftragsbezogenes Lernen und für aufgaben- und problemlösungsorientiertes Qualifizieren werden als „Module“ im Netz bereitstehen. Berufseinsteiger und Berufstätige werden sich im Umgang mit netzbasierten Weiterbildungsgängen zugleich den Umgang mit neuen Online-Arbeitsformen aneignen. Die Herausforderung besteht dabei in der Vermittlung der Fähigkeit („Online-Kompetenz“), sich eigenständig in virtuellen Arbeits- und Wertschöpfungszusammenhängen zu bewegen. Die Veränderungen in der Arbeitswelt werden in erheblichem Maße dadurch beeinflusst, dass mehr und mehr wirtschaftliche, geschäftliche Vorgänge auf das Netz verlagert werden. Die Abwicklung elektronischer Abläufe zwischen Unternehmen (business-to-business) und das Wachstum im elektronischen Handel (business-to-consumer) verschieben die Gewichte zwischen „electronic business“ und „electronic commerce“. Wertschöpfungs- und Zuliefererketten werden immer größere Anteile ihrer „Transaktionen“ über datensichere Leitungen (intranet, extranet, internet) realisieren. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Erhalt vorhandener Jobs wird durch die Verschmelzung des Online-Wirtschaftens und des Online-Arbeitens geprägt. Letztlich wird die Frage nach neuen produktiven Arbeitsplätzen mit und auf den „Datenautobahnen“ entschieden. Die Gestaltung der Wertschöpfungsprozesse im Netz ist der Schlüssel zu Kernbereichen neuer Arbeit. Mit der Digitalisierung wirtschaftlicher Vorgänge läßt aber auch die Bindung der Wertschöpfung an den Standort nach. Mit dem Wachstum neuer Dienstleistungsketten im Netz entsteht der Bedarf nach „innovativen Ansätzen für eine verstärkte Standortsicherung virtueller Wertschöpfungsketten“, um die Arbeitsvolumina innerhalb der Regionen trotz steigender medialer Flüchtigkeit (Prinzip „follow-the-sun“) halten zu können. In der Öffentlichkeit wird die Diskussion um die Informationsgesellschaft zumeist als ein Technikthema eingestuft. Der Weg in multimediale Lern- und Arbeitswelten stellt jedoch vor allem eine soziale Herausforderung dar. Ohne politisch-gesellschaftliche Gestaltung droht eine Polarisierung der Gesellschaft und eine Spaltung des Arbeitsmarktes: Menschen, die keinen aus-

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

reichenden Zugang zu Weiterbildungs- und Qualifizierungschancen erhalten, und Menschen, die in ihrer Schulzeit nicht die Fähigkeit zur Abstraktion erworben haben, Menschen, die unter Lernschwächen oder Lernbehinderung leiden, werden Gefahr laufen, zu Verlierern des Strukturwandels zu werden. Qualifizierung und Bildung – nicht Technik – müssen daher als oberste Orientierungen für das staatliche Handeln gesehen werden. Der Weg in die Informationsgesellschaft benötigt deshalb insbesondere soziale Innovationen, um das Entstehen neuer Zugangsbarrieren zu vermeiden und den Abbau vorhandener Hemmnisse gezielt zu fördern. Soziale Innovationen bilden die zentrale Zukunftsachse der Informationsgesellschaft. Ohne soziale Innovationen wird eine nachhaltige Integration der Arbeitslosen in die Arbeitswelt der Informationsgesellschaft schwer möglich sein.

Gestaltung der Arbeitswelten in der Informationsgesellschaft Der Wandel hin zu den Arbeitswelten der Informationsgesellschaft wird geprägt von der Gefährdung vorhandener traditioneller Arbeitsplätze, der Veränderung existierender Beschäftigung und der Schaffung neuer zusätzlicher Arbeit. Es ist heute schwer einzuschätzen, ob der Wandlungsprozess einen positiven oder negativen Saldo erbringt. Unverkennbar aber ist, dass bei einer Verweigerung, Verschleppung oder Verzögerung des Digitalisierungsprozesses der Arbeitswelt eine sehr viel größere Anzahl von Jobs in Gefahr geraten würde. Zur Forcierung und sozialen Gestaltung des Umbauvorganges gibt es keine Alternative. Bei zukunftsweisenden und innovativen Formen der Sicherung der Attraktivität von Unternehmensstandorten und Beschäftigung rücken zunehmend die Themen „Electronic Commerce / Electronic Business“ und „Teleworking“ in den Vordergrund. Es muss gelingen, diese Eckpfeiler einer modernen elektronischen Wirtschaftsförderung in ihrem inneren Zusammenhang zu sehen und ihre positiven Synergiewirkungen zu stärken. Wenn wir die Dynamik der neuen Online-Arbeitswelten verstehen wollen, müssen wir lernen, auch in virtuellen Wertschöpfungszusammenhängen zu denken.

win-win-Situation Qualifizierte Anwendungen von Modellen des Teleworking der neunziger Jahre ermöglichen für Geschäftsleitungen und Beschäftigte auf lokaler Ebene eine „win-win-Situation“. Unternehmen können ihre Effektivität und Produktivität erhöhen, Beschäftigte gewinnen ein deutlich erhöhtes Maß an persönlicher Zeitsouveränität. Die Tarifpartner finden in Sachen Teleworking deutlich mehr Konsense als Dissense.

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Hemmnisse Die zentralen Hemmnisse bei der Einführung von qualifizierten Telearbeitsformen rühren weniger von betrieblichen Problemen der technischen Ausstattung und den damit verbundenen Kosten her. Die anfänglichen Mehrkosten lassen sich in der Regel in einem überschaubaren Zeitraum durch höhere Produktivität, effektivere Kundenbetreuung und somit höhere Erträge kompensieren. Eines der Haupthemmnisse zeigt sich in der unzureichenden Befähigung vieler betrieblicher Akteure, in Telekooperationszusammenhängen denken und organisieren zu können. Dieser „weiche“ Faktor nimmt an Gewicht zu und dominiert langsam die Faktoren Technik, Kosten, Netze. Damit soll keineswegs die Bedeutung der Frage nach Kosten und technischen Potentialen gering geschätzt werden. Eine zu schnelle Verkürzung des Horizonts auf die „harten“ Faktoren kann aber zum Scheitern am Markt und somit zu erheblichen Fehlinvestitionen beitragen, wenn die Bedürfnisse und die Befindlichkeiten der Kunden, Anwender/innen und Nutzer/innen nicht exakt erfasst werden. Erfahrungen zeigen, dass mit dem Einstieg in den elektronischen Geschäftsverkehr und in das Arbeiten am Netz Neuorganisationen der innerbetrieblichen Strukturen erforderlich werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der qualifizierten und von den Beschäftigten akzeptierten neuen Arbeitsorganisation. Weitere wichtige Hemmnisse liegen in der Zurückhaltung des mittleren Managements, das beim Wechsel von der Verlaufskontrolle (Prozesskontrolle) hin zur Ergebniskontrolle der Leistung („management by objectives“: zielorientiertes Leiten und Handeln) an Einfluss verliert. Zum zweiten ist ein Mangel an Organisationskompetenz (Neustrukturierung und Neugestaltung von Arbeitsabläufen / work flow) in Unternehmensleitungen und in Belegschaftsvertretungen offensichtlich. Letztlich bedingt das tragfähig gestaltete neue Organisationsmodell von Arbeit den Grad der Wirtschaftlichkeit. Wer in teleworking einsteigt, benötigt befristete Formen der Begleitung (coaching) und verständliche Wegweiser in ein immer unübersichtlicheres Qualifizierungsangebot.

Abschied von der alten Tele-„Heim“-Arbeit Die neuen Formen des Telearbeitens, wie sie in den 90iger Jahren auf der Basis verbesserter technischer Netze schrittweise möglich wurden, unterscheiden sich in ihrem Profil grundsätzlich von der alten „Tele-Heimarbeit“ früherer Jahrzehnte. Die neue Form entstand vor allem in den oberen Angestelltenabteilungen und betraf hauptsächlich hochqualifizierte Personen.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

In sehr vielen Fällen wird von den Beschäftigtenvertretungen nun versucht, diese privilegierte Arbeitsform auch für Menschen mit geringeren Einstiegsqualifikationen zugänglich zu machen.

Alternierende Telearbeit Betriebsräte und Gewerkschaften suchen durch einen geeigneten Gestaltungsrahmen Telearbeit im Rahmen abhängiger Beschäftigung durch Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge zu regeln. Im Zentrum steht dabei das Modell der „alternierenden Telearbeit“, das die Interessen des Arbeitgebers und die Interessen der Beschäftigten am ehesten in Einklang bringt. Die „alternierende Telearbeit“ findet derzeit mit Zustimmung von Geschäftsleitungen und Betriebsräten mehrheitlich in großen Unternehmen statt. So haben die Deutsche Postgewerkschaft und die DTAG Deutsche Telekom AG einen Tarifvertrag für alternierende Telearbeit abgeschlossen, der eine Vorreiterfunktion besitzt. Die Konzernbetriebsvereinbarung zwischen IG Metall und debis gibt die Richtung im industriellen Dienstleistungssektor vor. Die Dienstvereinbarung für Telearbeit zwischen der Stadt Ulm und der ÖTV kann Standards in der öffentlichen Verwaltung setzen. Die Beschäftigten zahlreicher Unternehmen und Verwaltungen äussern zunehmend deutlicher ihren Wunsch nach gestalteter Telearbeit und fordern eine raschere Ausweitung. Gut gestaltete alternierende Telearbeit ist Teil einer Humanisierung der Arbeitswelt.

Neue Selbstständigkeiten Neben der Telearbeit im Rahmen abhängiger Beschäftigung entstehen Dutzende von Schattierungen selbstständiger Formen von teleworking. Es handelt sich dabei zum einen um eine große Anzahl von Personen, die bewusst die wirtschaftliche Selbstständigkeit anstrebt. Zum anderen wird eine zweite Gruppe von Personen durch betriebliche Auslagerungen (outsourcing) und durch Verlust des Normalarbeitsplatzes gegen ihren Willen in die Selbstständigkeit gedrängt. Der Begriff „Scheinselbstständigkeit“ trifft nur auf einen Ausschnitt – wenn auch steigend – der Fälle zu. Es wird zu einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe werden, ein positives Leitbild einer seriösen Ausprägung von Selbstständigkeit zu fördern.

Anwachsen des Self-Employment (Selbstangestellte) Es deutet derzeit vieles darauf hin, dass innerhalb der Breite unterschiedlichster Formen der Telearbeit die selbstständigen Formen zahlenmäßig die abhängig-alternierende Telearbeit überflügeln. Eine wichtige Herausforderung wird es sein, soziale Grundstandards für selbstständiges teleworking zu ver-

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ankern und mit den erreichten Ergebnissen der alternierenden Telearbeit schrittweise in Einklang zu bringen.

Wandel der Telearbeit und ihre Integration in den beruflichen Arbeitsalltag Zu Beginn der neuen Telearbeit hielten einige Beobachter die Telearbeit für ein neues Berufsprofil. Alle wesentlichen betrieblichen Erfahrungen belegen aber, dass Telearbeit vordringlich ein neues Modell der Organisation von Arbeit ist. In einer zweiten Phase wurden die Telearbeiterinnen und Telearbeiter als Vollzeit-Telearbeitende betrachtet. In Zukunft wird man nicht mehr fragen „Wieviele Telearbeiter gibt es?“ sondern „Wie hoch ist in der jeweiligen beruflichen Tätigkeit der prozentuale Anteil von Telearbeit pro Woche oder Monat?“ Man sollte in den Blick nehmen, dass Organisationsmodelle der Telearbeit in alle Berufe eindringen, – ihre quantitative Ausbreitung innerhalb der Tätigkeit sich aber unterscheiden wird. Viele Personen leisten heute bereits phasenweise Telearbeit, ohne dass sie sich selbst als Telearbeitende sehen oder gar bezeichnen. Dabei hinkt die Sicherstellung eines qualifizierten Datenschutzes und Datensicherheit noch hinterher.

Modelle für KMUs und Handwerk gefragt Klein- und Mittelbetriebe sowie das Handwerk können die Lösungen aus Großbetrieben nicht direkt übernehmen. Das sozial gestaltete Modell von Telearbeit für kleinere Unternehmen, das auch dort einen Interessenausgleich von Geschäftsleitung und Beschäftigten vorsieht, ist noch nicht ausgereift. In vielen dieser kleineren Betriebe wird experimentiert. In den meisten Fällen aber nicht unter der Verwendung des Begriffes Telearbeit. Im Handwerk verbirgt sich die experimentelle Suche oftmals hinter dem Wort „familienfreundliche Arbeitsorganisation“.

Frauen und Männer Das alte Modell der Tele-Heimarbeit galt als ein schlechter Weg, bei dem vornehmlich Frauen unter schlechten Bedingungen zuhause Erwerbsarbeit leisteten. Aus dieser Zeit stammt die falsche Aussage, dass Telearbeitsplätze heute vor allem Mütterarbeitsplätze seien. Zu Beginn der neuen qualifizierten Telearbeit hatten angestellte gutqualifizierte Frauen zunächst einen Vorsprung im Anteil an dieser neuen Arbeitsform. In dem Maße, wie die männlichen Angestellten erkannten, dass teleworking ein positiver Karrierebaustein werden kann, machten sie den dort bereits aktiven Frauen ihren zahlenmäßigen Anteil streitig. Heute ist erkennbar, dass in Kürze Telearbeit mehrheitlich von Männern ausgeführt wird, wenn es nicht gelingt, gezielte Initiativen für Frauen zu starten.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Zusammenhang von E-Commerce, Electronic-Business und Teleworking Die Entwicklung des „Elektronischen Geschäftsverkehrs“ (Electronic Commerce bzw. Electronic Business) und die Entwicklung der alternierenden wie selbstständigen Telearbeit bedingen einander. Mehr E-Commerce verlangt mehr teleworking. Wer Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region sichern bzw. schaffen will, wird diesen Zusammenhang erkennen. Das Konzept der „Regionalen Innovationspartnerschaften“ – wie es vom gewerkschaftlichen Forum Soziale Technikgestaltung vorangetrieben wird – basiert auf dem Gedanken, dass Arbeit in der Informationsgesellschaft nicht nur neue technische Netze, sondern insbesondere auch „neue Infrastrukturen der Arbeit“ benötigt. Zu den betrieblichen Standortinitiativen treten überbetrieblich-regionale Ansätze hinzu. Dazu zählt auch die „Anwenderplattform Telearbeit Baden-Württemberg“, gestartet auf gemeinsame Initiative von Deutsche Telekom AG Direktion Stuttgart und Forum Soziale Technikgestaltung beim DGB in enger Zusammenarbeit mit der IHK Region Stuttgart, der Handwerkskammer Region Stuttgart, dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und weiteren rund vierzig Partnern.

Die drei Ebenen des elektronischen Wirtschaftens Bei der Annäherung an das Erscheinungsbild des „Electronic Commerce“ wird in der Öffentlichkeit zumeist der elektronische Handel genannt. Die Möglichkeit des Online-Einkaufens und des Nutzens von Internet-Bestelldiensten wurde von den journalistischen Medien als Kern des „Electronic Commerce“ präsentiert. Genauso wichtig wie der Kontakt zwischen Unternehmen und privatem Endkunden/Endverbraucher (business to customer) ist jedoch die Nutzung des „Electronic Business“ zwischen den Unternehmen (business to business). Dabei verändert letzterer nachhaltig die Beziehungen zwischen Herstellern und Zulieferern, zwischen Produzenten und produktionsnahen Dienstleistern, zwischen den Akteuren in den Wertschöpfungsketten, zwischen Herstellern, Handwerk und Wartungsdiensten. „Electronic Business“ als „business to business“ verlangt nach tragfähigen Modellen des Teleworking. Eine dritte Variante des „Electronic Commerce“ wird erhebliches Gewicht erhalten, obgleich sie noch in den Anfängen steckt: Der elektronische Geschäftsverkehr zwischen Firmen und öffentlichen Verwaltungen (business to administration). Jene Kommunen, die ein elektronisch funktionstüchtiges Angebot an neuen öffentlichen Dienstleistungen im Feld der modernen Wirtschaftsförderung und der Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren/Auftraggebern („public-private-Partnership“) vorhalten, besitzen einen wesentlichen Standortvorteil für die Anbindung von e-Business, und somit eine verbesserte Standortsicherung.

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„Virtualisierung“ und „Entbetrieblichung“ Die verschiedenen Modelle des Telearbeitens haben im Kern zwei Gesichter: Sie beschleunigen die Auflösung des Normalarbeitsverhältnisses und sie ermöglichen einen rascheren Wandel hin zur „Virtualisierung der Arbeitswelten“ und zur „Entbetrieblichung von Arbeit“. Diese Prozesse vollziehen sich nicht schlagartig über Nacht, sondern bruchstückhaft, ungleichzeitig und in den Branchen unterschiedlich. Das bisherige Verständnis von Arbeitswelten, die gebunden waren in Zeit und Ort an den Betrieb und an die Arbeitsstunde, wird sich öffnen hin zu Arbeitsformen, die teilweise betriebsarbeitsplatzbezogen und teilweise außerbetrieblich organisiert sind. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme unserer Gesellschaft.

Übergang Im gegenwärtigen Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft verschieben sich die Gewichte: Im industriellen Sektor wird die Anzahl der Normalarbeitsplätze weiter zurückgehen, im Bereich der Information und Dienstleistung werden die nichtstandardisierten Beschäftigungsformen zunehmen. Industrielle Produktion wird auch in der Informationsgesellschaft ein unverzichtbarer Bestandteil bleiben. Für den Arbeitsmarkt aber werden die Wertschöpfungswege der Informationsgesellschaft mehr und mehr dominieren. Betriebe kleinerer und mittlerer Größe sowie deren Arbeitsplätze stehen vor der Herausforderung, entweder ihren Platz im „Electronic Commerce“ und im „Teleworking“ zu finden oder in den kommenden Jahren aus den sich verändernden Wertschöpfungsbeziehungen herauszufallen, an Marktanteilen und Kundenbindungen zu verlieren. „Online-Kompetenz“ und Teleworking sind für diese Unternehmen kein luxuriöser Zusatznutzen, sondern unabdingbare Voraussetzungen für die Sicherung von Standorten, Betrieben und Arbeitsplätzen. Wer an virtuellen Wertschöpfungsketten nicht partizipieren, nicht teilnehmen kann, verliert Marktanteile und gefährdet seine Firma. Umgekehrt gilt für junge Menschen zu Beginn ihres beruflichen Weges: Wer in naher Zukunft sich mit der Praxis von Teleworking-Anwendungen nicht auskennt und keine „Online-Kompetenz“ besitzt, wird vor erheblichen Problemen beim Zugang zum Arbeitsmarkt und zum Beruf stehen.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Die nachfolgenden Internetadressen geben Hinweise und zahlreiche Informationen zu den unterschiedlichsten Bereichen und Fragestellungen von Telearbeit und Telekooperation:

www.forsoztec.dgb-bw.de www.anwenderplattform-telearbeit.de www.telewisa.de www.gewerkschaftshaus.de www.business-connected.de www.job-net-online.de www.map21.de www.bloch-akademie.de www.onforte.de www.quid.de

Ansprechpartner: Welf Schröter 1) Forum Soziale Technikgestaltung DGB Landesbezirk Baden-Württemberg Willi-Bleicher Str. 20 70174 Stuttgart welf@forsoztec.dgb-bw.de

1) Welf Schröter ist Leiter der „Anwenderplattform Telearbeit BadenWürttemberg“, Leiter der Stabsstelle „arbeit 21“ im BMWi-Leitprojekt „map – Multimedia-Arbeitsplatz der Zukunft“ und Mitglied des Beirates des BMWi-Leitprojektes „media@komm“ ©

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3.3 Internet – neue Möglichkeiten für Telearbeit? Michael Kaufmann

Telearbeit Telearbeit ist an sich nichts vollkommen Neues. Sie ist, wenn man sie genauer betrachtet, eine recht alte Arbeitsform. Deswegen soll der Hintergrund der Telearbeit und ihre Entwicklung skizziert werden, bevor der Schritt zu den Neuen Medien gegangen wird. Die ursprüngliche Telearbeit oder das, was landläufig unter dem Begriff verstanden wird, ist im Grunde nichts anderes wie eine weiter entwickelte Form der Heimarbeit. Waren es im 19. Jahrhundert noch ganze Familien, die in Heimarbeit Waren, vor allem Spielzeug, herstellten oder verfeinerten, waren es in den sechziger Jahren vor allem Frauen, die Sekretärinnenaufgaben daheim „abarbeiteten“. Diese anfängliche Schreibmaschinentätigkeit entwickelte sich mit dem Fortschreiten der Technik zur computergestützten Datenverarbeitung und steht heute an dem Punkt, wo per E-Mail online Daten übertragen werden können. In den Anfangszeiten der Telearbeit wurde Telearbeit mit Heimarbeit gleichgesetzt. Darüber hinaus ging es in der Anfangszeit der Telearbeit mehr um ausführende, nicht entscheidende Prozesse. Im Mittelpunkt standen unterstützende Tätigkeiten und diese wurden überwiegend von Frauen geleistet, vielfach von Frauen im Erziehungsurlaub. Dies hat sich in den letzten Jahren aber grundlegend geändert: Inzwischen sind es mehr Männer als Frauen, die einen Telearbeitsplatz besetzten und es werden immer höher qualifizierte Tätigkeiten in Telearbeit ausgeführt. Die sich rasch entwickelnde Kommunikations- und Informationstechnik wurde anfänglich auch noch zögerlich verwendet, um bestehende Arbeitsprozesse zu vereinfachen, zu beschleunigen oder Kosten zu reduzieren. Sie wurde vielmehr eingesetzt, um einer bestimmten Mitarbeiterklientel weiterhin einen Verdienst zu ermöglichen. Das ist mit ein Grund, wieso sich die Telearbeit trotz der neuen technischen Möglichkeiten nicht rasant entwickelte, auch wenn es aus betriebswirtschaftlichen Gründen inzwischen durchaus als sinnvoll angesehen wird.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Das Internet Bevor auf die Einbindung des Internets in die Telearbeit eingegangen wird und aufgezeigt werden soll, in welche Dimensionen sich die Internet-gestützte Arbeit entwickeln kann, soll das Internet an sich dargestellt werden. Das Internet vereinigt viele Funktionen und Eigenschaften in sich, deren Auswirkungen – vor allem auf die Welt des Wirtschaftens und Arbeitens – so immens sind, dass sie nicht einfach als DIE Ergebnisse einer Technik klassifiziert werden können. Das Internet ist ein facettenreiches Instrument, dass gerade eine Klassifizierung und damit Einordnung des Mediums in irgendeine Schublade für jedes Unternehmen geradezu existenzbedrohend werden kann. Doch dazu später.

Schritt für Schritt Auch die Online-Welt wird nicht an einem Tag erfunden

E-Business Webpräsenz mit B2C-Angebot und B2B-Datenaustausch B2B-Integration Datenaustausch mit Partnern der Wertschöpfungskette Online-Verkauf Webpräsenz und E-Commerce B2C-Transaktionsmöglichkeit

Webpräsenz Marketing und Service (Information + Kommunikation) Passive online Nutzung von Internet-Diensten, keine eigene Webpräsenz Abb. 12: Der Weg zum E-Business

Das Internet ist für alle Unternehmen da, und wenn hier von Internet gesprochen wird, dann ist es stellvertretend für alle Computernetzwerke zu sehen, die protokollgestützte Kommunikation zulassen. Das Internet steht jedoch aus mehreren noch zu schildernden Gründen im Vordergrund. Es ist letztlich eben ein Medium, welches alle Unternehmen nutzen können, egal in welcher Branche sie arbeiten, wie viele Mitarbeiter beschäftigt sind, ob sie international, national, regional oder gar nur lokal tätig sind. Es spielt keine Rolle!

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Und wie schon erwähnt: Das Internet ist ein Medium. Es ist ein Medium wie Zeitungen, Fernsehen oder Radio. Nur dass in diesem Medium viele Formen der Information zusammen geführt werden, die kein Medium bisher allein leisten konnte. Aber es geht um mehr als nur die Information. Das Internet ermöglicht auch die Kommunikation, also den aktiven Informationsaustausch zwischen Personen und es erlaubt letztlich auch Transaktionen, also die Anbahnung und die Abwicklung von Bestellungen und Käufen. Dazu kommt, dass es ein Pull- und kein Push-Medium ist. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht einfach Informationen in die Zielgruppen hinein drücken (to push) können, sondern dass die Zielgruppen animiert werden müssen, bestimmte Handlungen auszuführen (to push). Marketing und Kundenkommunikation erhalten damit mehr Bedeutung. Wesentlich ist auch, dass im Internet alle Firmen gleich sind. Natürlich kann man sich über Marken und entsprechen gewählte Domains einen Namen machen, aber letztlich ist jede Unternehmung nur den berühmten „einen Klick“ vom Wettbewerber entfernt.

Internet und Unternehmensstrategien Die Quintessenz des Internets liegt auch nicht in der Unternehmenspräsentation mittels einer Homepage und auch nicht in der Abwicklung von Käufen über einen Online-Shop, sondern in der elektronischen Abbildung bestehender Unternehmensprozesse beziehungsweise in der Verknüpfung der InternetKontaktschnittstellen mit den betriebsinternen Abläufen.

Lieferant Eingangslager

Unternehmensinfrastruktur Personalwirtschaft Forschung und Entwicklung Beschaffung Produk- Ausgangs- Marketing tion lager Vertrieb

Gewinnspanne

Kunde

Services

E-Commerce E-Business

Abb. 13: Der Schritt vom E-Commerce zum E-Business

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Das heißt, das Internet ist als ein strategisches Instrument der Unternehmensführung zu sehen. Es kann einerseits die Unternehmensabläufe kurzfristig entlasten oder beschleunigen, andererseits ist damit eine Neuausrichtung des Unternehmens möglich. Des Weiteren ist es durch die Einsatzmöglichkeiten in den verschiedensten Abteilungen und Geschäftsbereichen unter einem ganzheitlichen Aspekt zu fassen. So ist auch der Electronic Commerce (E-Commerce), der Verkauf von Waren und Dienstleistungen, nur ein zusätzlicher Absatzkanal für den Vertriebsbereich. Eine echte Ausschöpfung der Ressourcen ist nur gegeben, wenn auch andere Betriebsabläufe an die schnelle und direkte Online-Bestellmöglichkeit angeschlossen werden. Dazu zählen beim Beispiel des E-Commerce Prozesse wie Beschaffungswesen, Lagerhaltung, Warenwirtschaftssystem, Rechnungsstellung, Buchhaltung, Versand, Auslieferung und andere. An dieser Stelle gelingt der Schritt zum Electronic Business (E-Business), der elektronischen Abwicklung ganzer unternehmerischer Prozesse. Damit lassen sich Wettbewerbsvorteile erzielen und nicht allein über einen Online-Shop.

Veränderte Markt- und Wettbewerbssituationen Der Einsatz von Netzwerktechniken wie dem Internet bringt es mit sich, dass traditionelle Marktstrukturen und branchentypische Abläufe aufgelöst werden. Durch das weltweite Internet reduzieren sich nicht nur die nationalen Wettbewerbsschranken, es treten auf einmal auch branchenfremde Mitbewerber auf, denn durch die stärkere Betonung des Marketing- und KommunikationsKnow-hows verliert das bisherige Branchentypische an Bedeutung. Durch die Vernetzung treten nicht nur die Unternehmen in unmittelbare Konkurrenz mit Firmen, die bisher nicht zum Markt gehörten, es entstehen auch vollkommen neue Märkte, Produkte und Dienstleistungen, die über das Internet abgewickelt werden. So gab es für Unternehmen bisher nicht die Möglichkeit, jederzeit wie über die Business-to-Business-Marktplätze im Internet Geschäfte mit anderen Firmen zu tätigen. Produkte, die als Selbstläufer wie Musik-CDs einer Lizenz zum Gelddrucken nahe kamen, werden durch digitale Musikfiles zum Herunterladen bedrängt. Eine klassische Vermittlungsbranche wie die Reisebüros sehen sich an allen Fronten neuen Konkurrenten wie Fluggesellschaften, Online-Buchungssystemen und Last-Minute-Händlern gegenüber. Ein Buchkonzern wie z.B. Bertelsmann ließ sich in wenigen Jahren das Internet-Geschäft von einem Newcomer wie Amazon vor der Nase wegschnappen, weil er zu langsam agierte und sein Bücher-Know-how im Internet nicht auszuspielen gedachte.

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Das sind nur wenige Beispiele für eine sich verändernde (Wirtschafts-)Welt. Das Scheitern von einigen Online-Shops oder anderen neuen Internet-Dienstleistungen darf nicht darüber hinweg täuschen, dass das Internet nicht mehr rückgängig zu machen ist. Es ist bereits heute aus den Informations- und Entscheidungsbereichen nicht mehr wegzudenken. Und auch wenn das Internet in naher Zukunft durch etwas anderes abgelöst werden sollte, dann wird dieses Medium noch schneller und radikaler wie alles bisher Gewohnte sein.

Das Internet und die Telearbeit – Mobiles Arbeiten Die bisherigen Ausführungen waren erforderlich, denn die moderne Telearbeit ist nur vor dieser Entwicklung zu begreifen und einzustufen. Und so wie sich das Wirtschaften grundlegend verändert, verschiebt sich auch der zu Anfang genannte Grundsatz der Telearbeit vollkommen. Vielleicht ist es angebracht, in dem Zusammenhang den neuen Begriff des mobilen Arbeitens zu wählen. Denn die klassische Telearbeit geht vom Arbeiten an einem festen Arbeitsplatz (zuhause) zu mehr oder weniger festen Zeiten aus. Im Grunde handelt es sich dabei um nichts anderes als die räumliche Verlagerung des Arbeitsplatzes aus der Firma. Dagegen stehen die Grundgedanken des Internets der Vernetzung, Schnelligkeit, Standardisierung, Individualisierung und Mobilisierung. Denn das Internet verändert das grundsätzliche Arbeiten und nicht nur das auf Telearbeitsplätzen. Im Vordergrund steht nicht mehr die mehr oder weniger standardisierte Abwicklung von Geschäftsprozessen, sondern das Informations- und Wissensmanagement. Wesentlich ist, jederzeit und überall in Prozesse eingreifen, sich mit Kollegen und Mitarbeitern abstimmen und Transaktionen vornehmen zu können. Und dabei spielt es immer weniger eine Rolle, ob dieser Zugriff in der Firma, zuhause, in der Freizeit oder im Ausland geschieht. Von Relevanz ist, dass die richtigen Personen informiert und die erforderlichen Entscheidungen schnell getroffen werden. Das bedeutet aber auch eine Verlagerung der Klientel. Waren es zuvor noch nachgeordnete Mitarbeiter, die in den Genuss der Telearbeit kamen, sind es inzwischen immer mehr die oberen Chargen, die sich des Mediums bedienen. Ein gutes Beispiel für die Entwicklung stellt auch der klassische Außendienst dar. War er früher dazu verdammt, nach Kundenbesuchen umständliche Berichte zu schreiben und diese an die Zentrale zu schicken, hat er heute während des Kundenbesuchs die Möglichkeit, auf alle relevanten Kundenund Unternehmensdaten zuzugreifen. Das heißt letztlich, ein Geschäft kann sofort zustande kommen und muss nicht zeitaufwändig abgestimmt und bestätigt werden.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Merkmale zukünftiger Arbeitswelten Das Arbeiten wird zukünftig vor allem als dezentral, mobil, vernetzt, projektorientiert, teamorientiert, temporär, selbstständig / selbstbestimmt, schnell und direkt zu bezeichnen sein. Die Differenz wird so groß sein wie zwischen dem Leibeigenen des Mittelalters und dem Fließbandarbeiter in der Ära der Gewerkschaften. Es mag im Augenblick revolutionär, utopisch oder schlicht unvorstellbar klingen, aber führt man sich vor Augen, welche Informations-, Arbeits- und Entscheidungsprozesse die Neuen Medien jetzt schon ermöglichen, erahnt man die sich anbahnenden Umbrüche.

Führung Personal

Finanzen

EDV

F&E

Anlagen

Einkauf

Lager

Produktion

Verkauf

Services

Lieferant

Kunde

Kunde

Abb. 14: Zukünftige Kundenbeziehungen

Aber es soll ja auch nicht auf ein Extrem hingewiesen werden, denn natürlich wird nicht alles Arbeiten in diese Richtung gehen. Genau so wenig wie wir in wenigen Jahren nur noch im Internet einkaufen werden, wird auch das Arbeiten, wie wir es heute zum großen Teil kennen und gewohnt sind, verloren gehen. Es wird uns erhalten bleiben, aber es werden die neuen Arbeitsformen dazu kommen und sie werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die künftigen Arbeitswelten können durch die folgenden Aspekte beschrieben werden. Einiges wird man dabei schon heute vereinzelt vorfinden. Anderes dagegen geht mit bestehenden Vorschriften und Regelungen – noch – nicht konform.

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Arbeit Die Arbeit an sich wird zunehmend projektorientiert, teamorientiert, temporär und losgelöst von den Arbeitsplätzen. Die klassischen Arbeitnehmer-Unternehmens-Beziehungen werden offener und mehr partnerschaftlicher. Bereits jetzt geht es immer öfter um die Abwicklung von Projekten. Diese werden in der Zukunft noch mehr in den Vordergrund rücken. Das Internet bewirkt dabei Folgendes: Stellen bisher bereits Unternehmen für die Projekte entsprechende Teams zusammen, werden künftig immer mehr Projekte übergreifend zwischen Unternehmen aufgeteilt. Denn das Internet verstärkt die Arbeitsteilung zwischen den Firmen und die Konzentration der Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen. Es gibt keinen Grund, dass in einer vernetzten Welt Unternehmen Aufgaben wahrnehmen, die andere günstiger oder schneller anbieten können.

Hierarchien Strukturen kosten Zeit und Geld. Je mehr Hierarchien und damit Entscheidungsebenen vorhanden sind, um so länger verzögern sich Prozesse, um so mehr fließen politische Beweggründe einzelner statt ökonomische Faktoren mit ein. Des Weiteren sind die starren Strukturen ein Widerspruch zu team- und projektorientiertem Arbeiten. In Zeiten, in denen immer mehr Mitarbeiter zeitbezogen in verschiedenen Projekten mitarbeiten und Verantwortung übernehmen, können nicht weiterhin Hierarchien gepflegt werden, die für eine gänzlich andere Arbeitswelt aufgebaut wurden.

Technologie Die technischen Entwicklungen sind der Motor der Veränderungen der Arbeitswelt. Aber nicht aufgrund der Techniken, sondern wegen der durch den Einsatz erzwungenen Sozialkompetenzen. Das Internet beruht auf Kommunikation und es erfordert Kommunikation. Mitarbeiter, die vorher nur ausführende Tätigkeiten wahrnahmen, sind auf einmal direkt in Kundenbeziehungen eingebunden. Prozesse, in die es bisher keine Einsicht gab, werden offen gelegt. Mitarbeiter können den Wert ihres Beitrags zur Lösung von Problemen erkennen. Durch den Zugriff auf Wissensund Informationsdatenbanken können neue Aufgaben wahrgenommen und das Spektrum des eigenen Arbeitsfeldes erweitert werden. Die Technologie vernetzt bisher getrennte Arbeitsfelder und macht damit bisher autarke Arbeitsbereiche offener und flexibler.

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Telearbeit und Arbeitsplatzperspektiven

Qualifikation Die klassische Qualifikation der betrieblichen Ausbildung und des Studiums verliert an Bedeutung. Das Motto des lebenslangen Lernens tritt noch stärker in den Vordergrund. Eine Ausbildung und ein Studium werden auch weiterhin zu fachübergreifendem Denken und selbstständigem Arbeiten qualifizieren müssen, aber die Berufsjahre mit der dabei gewonnenen Erfahrung werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aufgrund des technischen Fortschritts verkürzt sich die Halbwertszeit des einmal Gelernten immer mehr. Durch die Ausrichtung an Prozessen gewinnen Faktoren wie Teamfähigkeit, emotionale Kompetenz und Medienkompetenz an Bedeutung. Nicht das Herrschaftswissen als Besitztum verstanden ist der Schlüssel zum persönlichen Erfolg, sondern die Nutzung der Informationstechnologien zur Unterstützung schneller Entscheidungen. Die Neuen Medien haben aber auch den Vorteil, dass Weiterbildungsmaßnahmen direkt über die vernetzten Computer zu den einzelnen Mitarbeitern gelangen, und dass die Inhalte und der Lernfortschritt individuell auf die Möglichkeiten des Einzelnen abgestimmt werden können. Wenn es sich erst einmal durchsetzt, dass Mitarbeiter sich flexibel am Arbeitsplatz oder auch unterwegs häppchenweise in den unterschiedlichsten Bereichen weiter qualifizieren können, wird auch die berufliche Weiterbildung an Wert gewinnen. Sie wird den Ruf einer Zwangsverordnung verlieren, dass Mitarbeiter an bestimmten Maßnahmen teilnehmen und ihre Zeit absitzen müssen.

Telearbeit ade? Letztlich geht es nicht darum, Angst zu erzeugen. Es sollen vielmehr die Chancen aufgezeigt werden. Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt gab es immer und wird es immer geben. Es ist nur zu verständlich, dass an Gewohnheiten und Traditionen festgehalten wird, die einem lieb geworden sind und Sicherheit vermitteln. Was aber gestern und heute noch gut und richtig ist, muss es aber morgen nicht mehr sein. Es wird heute auch niemand mehr unter den Bedingungen arbeiten wollen, wie es die Großeltern in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts noch mussten. Veränderungen bedeuten auch immer die Chance, die Veränderungen aktiv anzunehmen, mit zu gestalten und zu prägen. Die Arbeitswelten werden sich verändern, so oder so. Es ist besser, diese neuen Strukturen positiv zu adaptieren und sich zu eigen zu machen, als sie negativ zu belegen und zu verdammen. Denn was für die Unternehmen in einer vernetzten Welt gilt, trifft auch für die Arbeitnehmer zu: Noch nie hatten Einzelne so viele Möglichkeiten an

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Informationen zu gelangen, Entscheidungen zu prägen, bisherige Geschäftsprozesse zu überdenken und zu verbessern sowie neue Geschäftsbereiche aufzubauen. Viele verweigerten sich der traditionellen Telearbeit, weil sie befürchteten als Erziehende abgestempelt, von Beförderungen ausgeschlossen zu werden oder ganz einfach das gewohnte soziale Umfeld im Betrieb zu verlieren, kurz: zu vereinsamen. Das trifft nicht nur auf Arbeitnehmer, sondern auch auf die Arbeitgeber zu. Auch diese sind es gewohnt, jederzeit auf Mitarbeiter zugreifen zu können. Ein Mitarbeiter zu Hause wird dann oft mit „nicht unter Kontrolle“ gleich gestellt. Man muss sich vor Augen führen, dass diese Vorbehalte auf allen Seiten gelten. Wir alle sind in bestehende Strukturen und Abläufe eingebunden und sehen diese sich auf einmal nach und nach auflösen. Es verändern sich Machtbefugnisse und Entscheidungsbereiche. Mitarbeiter, die bisher noch nie Entscheidungen getroffen haben, erhalten Projektverantwortung. Es wird in Zukunft auch wie bisher darum gehen, den einzelnen Mitarbeiter entsprechend seinen Fähigkeiten und den betrieblichen Erfordernissen optimal einzusetzen. Da sich jedoch die betrieblichen Faktoren immer flexibler, mobiler und teamorientierter gestalten, werden auch die Mitarbeiter, die sich die dafür erforderlichen sogenannten Soft Skills wie Teamfähigkeit, soziale Kompetenz sowie Medienkompetenz aneignen, in neuen Bereichen mit mehr Verantwortung eingesetzt werden. Und egal, ob es Telearbeit oder mobiles Arbeiten heißen wird: Es wird ein anderes, selbstständigeres Arbeiten jedes Einzelnen mit deutlich mehr Eigenverantwortung und Selbstkontrolle sein.

Ansprechpartner: Michael Kaufmann BIEG Hessen, Beratungs- und Informationszentrum Elektronischer Geschäftsverkehr Börsenplatz 4 60313 Frankfurt am Main Telefon 069 / 2197-1255 Telefax 069 / 2197-1488 www.bieg-hessen.de info@bieg-hessen.de

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Resümee

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Resümee Dr. Ulrich Schneider / Christoph Graß

Telearbeit hat sicherlich in Deutschland, und demnach auch in Hessen, noch nicht „den“ Durchbruch erfahren. Das technisch Machbare ist in der betrieblichen Arbeitswelt noch nicht das Praktizierte. Dies betrifft die Branchen in unterschiedlichem Maße, jedoch kann allgemein konstatiert werden, dass in dieser Debatte nach hochfliegenden Visionen ein deutlicher Realismus Einzug gehalten hat. Zwar ist bei vielen Unternehmen ein Trend zu mehr Flexibilisierung der Arbeit zu erkennen, aber insbesondere kleine und mittlere Unternehmen haben Schwierigkeiten neue Arbeitsformen wie Telearbeit und Telekooperation einzuführen. Hier versucht die Aktionslinie „Hessen-teleworking“ (Beitrag Annette Knierriem-Jasnoch / Christoph Graß) mit Beratungen und Informationsveranstaltungen und durch die Wiedergabe von Erfahrungen aus Pilotprojekten Abhilfe zu schaffen. Wie Dr. Ulrich Schneider, Universität GhK Kassel, in seiner vorläufigen Bestandsaufnahme von Telearbeit in Hessen festgestellt hat, erfährt Telearbeit in Hessen (wie in Deutschland insgesamt) keine massenhafte Verbreitung. Aber es gibt Ansätze und auch positive Beispiele aus der Praxis und aus Pilotprojekten, sowohl im Dienstleistungsbereich, wie auch im Produzierenden Gewerbe, die Unternehmen motivieren können, sich mit flexiblen Arbeitsformen und deren Chancen, die diese eröffnen, auseinander zu setzen. Unternehmen, die auf Telekooperation und Telearbeit setzen, kamen bei dieser Tagung zu Wort. So hat z.B. die Telekooperation im orthopädischen Handwerk bei der Firma IETEC‚ (Beitrag Michael Jahn) und hierbei der Einsatz von Videokonferenzsystemen einen hohen Stellenwert. In dieser Branche ergibt sich durch den Einsatz von Telekooperation ein sinnvoller, sowohl wirtschaftlicher als auch medizinischer Nutzen. Hieraus kann gefolgert werden, dass bei professioneller Organisation und Einführung von Telearbeit und Telekooperation positive Effekte erreicht werden. Wenn nicht neue zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, so kann die Einführung von Telekooperation und Telearbeit zumindest zum Erhalt von Arbeitsplätzen beitragen. Dies trifft auch auf den zweiten Praxisbericht zu, bei dem durch Telekooperation (Beitrag Dr. Imke Troltenier/Britta Trompeter) in Form eines virtuellen Netzwerkes die Effizienz einzelner, kleiner Beratungsfirmen insgesamt gesteigert werden kann.

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Solche Entwicklungen führen letzten Endes zur Herausbildung neuer Infrastrukturen der Arbeit (Beitrag Welf Schröter) bei dem das Normalarbeitsverhältnis schrittweise zahlenmäßig an Bedeutung verliert. In der Öffentlichkeit wird die Diskussion um die Informationsgesellschaft zumeist schnell zu einem Technikthema. Bei genauerer Betrachtung ist aber festzustellen, dass der Weg in die multimediale Arbeits-, aber auch Lernwelt, vor allem eine soziale und insgesamt gesellschaftliche Herausforderung bedeutet. Die neuen Merkmale zukünftiger Arbeitswelten (Beitrag Michael Kauffmann), wie: dezentral, mobil, vernetzt, projektorientiert, teamorientiert, temporär, selbstständig, schnell, direkt, schaffen neue Unternehmensstrukturen und erfordern neue innerbetriebliche Organisationsformen, auch bei kleinen und mittleren Unternehmen.

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Hessen-media: Eine Initiative stellt sich vor

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Hessen-media: Eine Initiative stellt sich vor

Den Wandel zur Informationsgesellschaft aktiv gestalten – mit der Initiative Hessen-media fördert die Hessische Landesregierung Multimedia-Anwendungen in allen Bereichen der Gesellschaft.

Hessen-media: Was steckt dahinter? Die Initiative der Hessischen Landesregierung bündelt die Potenziale der Multimedia-Technologien und macht sie für alle Bürger und Wirtschaftsbereiche nutzbar. So stärkt sie strategisch Hessens Position als innovativer Wirtschaftsund Technologiestandort im globalen Wettbewerb und verbessert die Arbeitsund Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger. Und das heißt konkret:

Die Anwendung fördern Reale Projekte, von Hessen-media gefördert, belegen den praktischen Nutzen von Multimedia. Standortsicherung, technische Innovation und gesellschaftliche Relevanz sind die Auswahlkriterien dafür. So ist sichergestellt, dass wirklich alle Bereiche von den technischen Neuerungen profitieren – von der Schule bis zum kleinen und mittelständischen Betrieb.

Die Umsetzung unterstützen Entwicklung, Anwendung, Ausbildung: jeder dieser Punkte wird in das Konzept einbezogen. Das erfordert die Rasanz des multimedialen Fortschritts. Dafür wurde ein Netzwerk von Kompetenz-Zentren aufgebaut. Sie bieten Beratung und Know-how für die wichtigsten Schwerpunkte:

1. Multimedia-Kompetenz-Zentren: Multimedia-Anwender müssen neben technischen Kenntnissen auch die Fähigkeit entwickeln, sich im Angebot zu orientieren und selbstbestimmt auszuwählen. Das Netzwerk hessischer Multimedia-Kompetenz-Zentren entwickelt dafür Ausbildungsinhalte und berät Lehrkräfte, SchülerInnen, Eltern und Medienschaffende.

2. Multimedia-Support-Center: Kleine und mittelständische Unternehmen benötigen passgenaue Lösungen für den Multimedia-Einsatz. Die Support-Zentren informieren, qualifizieren, beraten und vermitteln geeignete Kooperationspartner.

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3. Multimedia-Kreativ-Zentrum: Frankfurt ist die deutsche Werbe- und Kommunikationsmetropole. Gerade in diesem Markt sind die neuen Techniken eine enorme Herausforderung. Die Dienstleistungen des Zentrums reichen von der Aus- und Fortbildung von Fachkräften bis zur kooperativen Entwicklung neuer Anwendungstechniken.

Den Austausch anregen Experten aller Fachrichtungen führen ihr Know-how in Fachbeiräten zusammen. So entstehen Kooperationen zwischen Projekten, neue Konzepte und Ideen – und unnötige Parallelarbeiten werden vermieden.

Sind Sie neugierig auf Hessen-media? Auf unserer Homepage

www.hessen-media.de finden Sie vielfältige Informationen zur Landesinitiative mit Kontaktadressen und Ansprechpartnern konkreter Projekte. In diesen Themenbereichen gibt es Telematikprojekte: • • • • • • • • •

Bildung Telemedizin Umweltschutz Verkehr Wirtschaft Teleworking Verwaltung Sozialnetz Medienwirtschaft

Kontakt: Geschäftsstelle Hessen-media c/o InvestitionsBank Hessen AG (IBH) Abraham-Lincoln-Straße 38-42 65189 Wiesbaden Telefon 06 11 / 7 74 -231 Telefax 06 11 / 7 74 -3 85 E-Mail info@hessen-media.de Internet www.hessen-media.de

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