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Der persönliche Fragebogen – Dorothea Mahlknecht, www.derwaldhof.com

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Sie setzen ganz gezielt auf Wellness. Wohin wird der Weg in Sachen Wellness führen?

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Welche besonderen Angebote bieten Sie?

Wie soll Ihr Hotel in zehn Jahren aussehen?

Ihr schönster Platz, um Urlaub zu machen (außer Ihr Hotel)?

Was würden Sie durchsetzen, wenn sie Tourismus-Ministerin wären?

Das beste Hotel der Welt aus Ihrer Sicht?

Warum sind Sie Hotelierin geworden?

Praktizieren Sie selbst Wellness?

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Dorothea Mahlknecht: Ich denke, es wird eine Kombination aus Gesundheitsvorsorge, Genuss und Entspannung. Seit der Pandemie merkt man, dass die Gäste nochmals verstärkt Bewegungsprogramme in Anspruch nehmen und sich auch gerne mal was Gutes tun. Und das Bedürfnis sich im Freien zu bewegen – sei es wandern, biken, golfen, spazieren gehen – hat sich seit Beginn der Pandemie sehr gesteigert. Auch beim Essen merkt man Veränderungen: Der Wunsch nach vegetarischen Gerichten hat zugenommen und wird auch noch mehr werden. Wellness wird zum Gesamtkonzept des sich Wohlfühlens in Form von Bewegung, Entspannung, Ruhe und vor allem Natur.

Dorothea Mahlknecht: Wir bieten neben den gängigen Massagen und Kosmetikbehandlungen verschiedene Bewegungs- und Entspannungsprogramme an, die gerne genutzt werden, zum Beispiel Yoga, Klangschalenmeditation, Aqua Gym oder Zirkeltraining in unserem einzigartigen Functionalstudio. Mit dem Bau unseres genialen Infinitypools und der neuen Wald-Eventsauna haben wir das Angebot nochmals sehr gesteigert. Vor allem der Pool ist zum Aushängeschild geworden! Und weiterhin beliebt sind auch die Gästewanderungen, bei denen ich unsere Gäste begleite. Auch dieses Angebot konnten wir weiter ausbauen, durch die anspruchsvollen Touren, die mein Sohn Stefan begleitet, oder Sonnenaufgangstouren, ebenfalls mit ihm.

Dorothea Mahlknecht: Wie unser Hotel in zehn Jahren aussehen soll, entscheiden einzig und allein Stefan und seine Partnerin Jasmin. Sie werden den Betrieb weiterführen und sie haben beide ganz klare Vorstellungen davon, wo es hingehen soll. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Nachhaltigkeit. Wir sind bereits aktuell in dieser Hinsicht sehr gut aufgestellt, wollen das aber in allen Bereichen noch um einiges steigern und ausbauen. Die Liebe zur Natur haben beide verinnerlicht – die Natur wird eine zentrale Rolle spielen. Mich freut das ungemein, weil die Jungen und ich in sehr vielen Dingen „gleich ticken“.

Dorothea Mahlknecht: Wenn ich nur ein paar Tage habe, gehe ich gerne in ein Hotel der näheren Umgebung, weil ich Wellness immer mit Aktivität im Freien verbinde. Eine längere Reise gibt es einmal im Jahr – wenn man von den momentanen Einschränkungen absieht. Und dann findet man mich eigentlich überall dort, wo es Berge gibt. Ich suche im Urlaub den völligen Kontrast zu meinem Beruf, wohne deshalb auch selten in Hotels. Meistens in kleinen Lodges oder im Zelt. Ich war viel in Nepal unterwegs, in den letzten Jahren auch im Oman, Südafrika, Marokko. Immer zum Bergsteigen oder Klettern. Einfach nur chillen kann ich nicht, ich würde nervös und grantig. Ich muss mich bewegen.

Dorothea Mahlknecht: Abgesehen davon, dass ich in der Politik nicht bestehen könnte, weil ich viel zu impulsiv und ungeduldig wäre, würde ich, hätte ich etwas zu sagen, in erster Linie die Bürokratie reduzieren. Davon redet man in Südtirol schon seit Luis Durnwalders Anfängen, es ist jedoch statt besser immer schlimmer geworden. Zettel sind ein Albtraum für mich. Und ich würde die Lohnnebenkosten senken und die Kosten für Teil- und Vollzeitkräfte prozentual genau gleich halten. Es müssen auch von der Politik Anreize geschaffen werden, damit man Mitarbeitern auch in Saisonbetrieben eine gewisse finanzielle Sicherheit bieten kann.

Dorothea Mahlknecht: Es gibt kein „bestes Hotel“, weil jeder Gast individuell ein Hotel anders wahrnimmt. Der eine ist begeistert, der andere fühlt sich nicht so wohl. Im Alpenraum haben wir ein sehr hohes Niveau in der Hotellerie, das, vor allem gemessen am Preis, seinesgleichen sucht. Für mich persönlich ist es jedoch ein kleines Hotel in Patan, Katmandu, das ich über alles liebe: das Greenvich Village. Wenn ich dort ankomme, ist es für mich wie heimkommen.

Dorothea Mahlknecht: Ich wollte eigentlich immer in den Journalismus, vor allem politischen Journalismus. Ich besuchte zwar die Hotelfachschule, wollte aber nicht in diesem Fach bleiben. Dort habe ich jedoch meinen Mann kennengelernt und mich damit gleichzeitig doch für das Hotelfach entschieden, weil er den Waldhof übernehmen sollte. Es war also nie mein Ziel, Hotelierin zu werden, aber wenn ich etwas mache, dann tue ich es ganz: mit Freude, Herzblut und meiner ganzen Energie. Und ich habe es nie bereut.

Dorothea Mahlknecht: Ich gehe gerne zwischendurch einige Tage in ein Wellnesshotel. Lass es mir gut gehen, esse gut und gönne mir auch mal eine Massage. Das Wichtigste für mich ist aber immer das „Draußen“: tagsüber auf den Berg, zum Schneeschuhwandern oder Klettern und anschließend in die Sauna und in den Pool. Danach noch ein schönes Abendessen und ein Single Malt an der Bar. Das hat schon was.

„Ferienhotels müssen maßgeschneidert sein und den gesamten Lebenszyklus des Gastes bedienen“

Von bescheidenen Anfängen in Südtirol zum international erfolgreichen Touristiker: Erich Falkensteiner ist Unternehmer, Hotelier und Investor. Die Falkensteiner Hotels & Residences zählen mit rund 30 Betrieben in sieben Ländern zu den erfolgreichsten familiengeführten Ferienhotelgruppen im Raum Alpe Adria. Als Gründer, Chairman und Mitinhaber der FMTG Falkensteiner Michaeler Tourism Group ist er führender Experte in der Beratung, Entwicklung und im Management von touristischen Produkten und Dienstleistungen. Zudem investiert er mit Falkensteiner Ventures in Startup-Unternehmen in den Bereichen Hotellerie, Reisen und Freizeitwirtschaft. Im Interview mit Joachim Leiter erzählt Erich Falkensteiner seine Geschichte und gibt Hoteliers Mut zum Unternehmertum und zu Veränderungen.

Text: Joachim Leiter Foto: Hannes Niederkofler Photographer www.falkensteiner.com

Erich Falkensteiner: „Jetzt gilt: aktiv handeln und investieren.“

Joachim Leiter: Von der Familienpension im Südtiroler Pustertal hin zu einer der erfolgreichsten familiengeführten Ferienhotelgruppen Mitteleuropas – wie schafft man das?

Joachim Leiter: Die einzelnen Geschäftsfelder haben sich somit langsam entwickelt? Erich Falkensteiner: Die Basis für eine Unternehmensgruppe und für stetiges Unternehmenswachstum ist ein solides Wertefundament. Bei der Falkensteiner-Gruppe sind dies: Bodenständigkeit, Mut, Erfolgshunger und ganz wichtig – die Kommunikation miteinander und mit den Mitarbeitern. Stimmt das Fundament, benötigt man die richtigen Menschen, die mit einem gemeinsam diesen Weg des Wachstums gehen. Dabei gilt stets die Prämisse, dass diese Menschen dieselben Werte teilen, die vorher gemeinsam erarbeitet wurden. Das ist der Kern von allem Wachstum und Weiterentwicklung. Ich bin jetzt 40 Jahre im Geschäft. Alle sieben Jahre circa gibt es Phasen, in denen das Business mega läuft und die Gefahr ist groß, dass man wie ein Jäger gleich auf alles schießt, was sich bewegt. Man sieht überall potenzielle Geschäfte. Unabhängig von den Falkensteiner Hotels habe ich noch viele Betriebe in Venture und Touristik – und bei Weitem lief nicht immer alles rund. Aber ich hab’ an die Leute geglaubt, die ich mitreißen konnte. Das gelingt mir gut, mit hoch erhobener Flagge vorausgehen und die richtigen Menschen mitziehen. Warum mir die Leute folgen? Weil ich sie niemals belüge, sondern stets das sage, was ich denke.

Erich Falkensteiner: Genau – das war für mich zu Beginn ein Sprung ins kalte Wasser. Als ich 19 Jahre alt war, starb überraschend mein Vater, der mich bis dahin in allem unterstützte. Ich war von einem Tag auf den nächsten Chef im familieneigenen Hotel Ehrenburgerhof im Pustertal. Nur vier Monate später baute ich ein weiteres Hotel mit einem umgerechneten Kredit von 10 Millionen Euro. Kurz darauf hatte ich mit einem Zinssatz von 27 % zu kämpfen, die italienische Lira verlor zeitgleich um 30 %. Meinem Bruder Andreas und mir war in diesen ersten 1980er Jahren klar, wir benötigen Deutsche Mark. Wir schnappten uns das Auto und fuhren kreuz und quer durch Deutschland, während unsere Mutter daheim die Stellung hielt und alle sich darüber echauffierten, dass die Falkensteiner-Söhne die Mutter allein ackern ließen, während sie sich selbst im Ausland vergnügten.

Joachim Leiter: Lassen Sie mich raten, es handelte sich hierbei um keine reine Vergnügungsreise?

Joachim Leiter: Das heimatliche Hotel Ehrenburgerhof und die FalkTours waren somit der Startschuss für die weitere Entwicklung?

Joachim Leiter: Welche Alleinstellungsmerkmale machen die Falkensteiner Hotels & Residences zu einer starken Marke? Erich Falkensteiner: Nun ja, wir haben rund 800 Busunternehmen besucht, mit Speck und Rotwein als Proviant. Anschließend gründeten wir dank dieser Erfahrung selbst eine Incomingagentur. Im Jahr 1983/84 belieferten wir mit FalkTours an die 100 Südtiroler Hotels, wir nahmen Deutsche Mark von den Gästen ein und bezahlten die Hoteliers vor Ort in Lire. Da steckte ehrlich gesagt keine Strategie dahinter, sondern die Idee ergab sich während eines Discobesuchs zuhause in Ehrenburg, bei dem mir ein Deutscher das Wort „Incoming“ erklärte.

Erich Falkensteiner: Später forcierten wir die Dienstleistung, die Einkaufsgesellschaft GES wurde gegründet und dann begann die Zusammenarbeit mit Otmar Michaeler: Der Beratungszweig entstand. Es folgten der Bereich Hotelmanagement inklusive Erweiterung in Richtung Österreich und Kroatien, seither kann man von einer strategischen Vorgehensweise sprechen. Wir wurden von einer Hochphase, wie zu Beginn des Gesprächs erklärt, getragen. Die Falkensteiner Ventures kamen durch meine Kinder hinzu: Sie gründeten ein Startup, ich verfolgte dies natürlich interessiert und investierte schließlich. Als Unternehmensgruppe verfolgen wir seit nunmehr 20 Jahren die Strategie: Wir möchten 360 Grad Unterstützung für touristische Produkte anbieten. Die FMTG-Broschüre zeigt dies gut – ein Hotelkonzept entwickeln, das Hotel bauen, das Hotel weiterverkaufen, das Hotel betreiben, das Hotel beraten und das Hotel beliefern.

Erich Falkensteiner: Vor zwei Jahren trafen wir die Entscheidung, uns auf bestimmte Hotels zu spezialisieren und uns von der Stadthotellerie zu verabschieden. Unserer Ansicht nach müssen Hotels – um gut zu funktionieren – a) maßgeschneidert sein. Daher die Spezialisierung auf Unterhaltung, Genuss, Entschleunigung & Aktivität. Und b) den gesamten Lebenszyklus des Gastes bedienen: Als Kind besucht er das Familyhotel, mit Mitte 20 checkt er im Adults only-Hotel ein, dann wird er wieder zum Familienurlauber, um im Seniorenalter wieder andere Vorzüge zu genießen. Diesen beiden Überlegungen folgend gliedern sich alle Falkensteiner Hotels entweder in Familienhotels, Adult only-Hotels oder haben derart herausragende Alleinstellungsmerkmale wie das Schlosshotel Velden, das einfach markant an den Wörthersee gekoppelt ist. Wichtig für das Hotelmarketing dabei ist: Diese Merkmale müssen so spitz wie nur möglich kommuniziert werden. Das tun wir gerade für die Neueröffnung des ehemaligen Hotels Ehrenburgerhof – das neue Falkensteiner Family Resort Lido (Eröffnung Oktober 2021). Das Lido ist ein Familienhotel. Der Gast muss sich in der Hotelcommunity wohlfühlen, nur dann macht er Urlaub. Kurzum: Unser Alleinstellungsmerkmal ist die maßgeschneiderte Ferienhotellerie. ›››

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