Weltfriedensdienst Jahresbericht 2017

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Magazin des Weltfriedensdienst e.V.

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JAHRESBERICHT 2017

+++ Kenia: Frieden ermöglichen +++ Argentinien: Überleben sichern +++ Myanmar: Fähigkeiten entfalten



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PROJEKTE

LÄNDER

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FACHKRÄFTE IM AUSLAND*

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EINE-WELT-PARTNERSCHAFTEN

IHRE SPENDE WIRKT 82,1% Projektförderung 7,7% Projektbegleitung 3,9% Kampagnen-, Bildungsund Auf klärungsarbeit 6,3% Werbe- und Verwaltungskosten

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PARTNER WELTWEIT

Mehr zu den Projekten unserer Eine-Welt-Partnerschaftsgruppen finden Sie auf S. 16

Senegal Ernährungssouveränität für bäuerliche Familienbetriebe ENDA Pronat (Protection Naturelle) KooperantInnen: Jörg John und Laure Brun Stärkung kommunaler Friedenspotenziale USOFORAL Kooperantin: Cathy Kopp

Brasilien Guinea

Gemeindeentwicklung und Gewaltreduktion Grupo AdoleScER Kooperantin: Christina Schug

Gewaltfreier demokratischer Wandel CNPG (Nationale Koalition für den Frieden) PTDD (Plattform junger Führer der Achse für Demokratie und Entwicklung) KooperantInnen: Susanne Souaré, Aboubacar Souaré

Bolivien Programm: Prävention und Konflikt­ transformation im Süden Boliviens ZFD-Koordination: Heiko Flink

Guinea-Bissau

Konfliktbearbeitung im ländlichen Raum und Friedensjournalismus ACLO (Fundación Acción Cultural Loyola) Kooperant: Daniel Seemann

Friedensforum – Aktivierung der Zivilgesellschaft GTO-Bissau (Grupo do Teatro do Oprimido Kooperantin: Jasmina Barckhausen

Frauenrechte stärken und Friedensjournalismus CJA (Centro Juana Azurduy) Kooperantin: Britta Wiemers

Südafrika

Konfliktbearbeitung und Friedenskultur ISALP (Investigación Social y Asesoramiento Legal Potosí) Kooperant: Benedict Weiß

Mediengestüt STEPS (Social Empowermen Kooperantin: M

Argentinien Peru Prävention von Entwaldung und Vertreibung im Amazonas Kené (Instituto de Estudios Forestales y Ambientales)

Gemeindeentwicklung, indigene Teilhabe COAJ (Consejo de Organizaciones Aborígenes de Jujuy) Kooperantin: Alejandra Castro de Klede Förderung indigener Klein-UnternehmerInnen ProSoCo (Programas Sociales Comunitarios) Kooperantin: Alicia Rivero

* Wir bezeichnen unsere Fachkräfte der Entwicklungszusammenarbeit und unsere Friedensfachkräfte als KooperantInnnen, da sie in unseren Partnerorganisationen mitarbeiten. Aus Sicherheitsgründen können wir nicht die Namen aller unserer Fachkräfte nennen.


Deutschland Weiterentwicklung des ZFD-Programms ZFD (Ziviler Friedensdienst) Beraterinnen auf Zeit Wirkungsorientierung, Wissensmanagement: Anne-Doerthe Beer Projektfinanzen: Michaela Balke PME, Finanzen Konsortium: Mona Ahmed Kampagnen und Bildungsarbeit zum Thema „Wasserraub“ Projektkoordination: Stefanie Hess

o)

tzte Menschenrechtsarbeit l Transformation and nt Projects) Marianne Gysae-Edkins

Palästina

Myanmar Resiliente Gemeinschaften Koordination: Bernhard Ortmann / Elmar Langner KDG (Kachin Development Group) MPYA (Mong Pan Youth Association) MWO (Mon Women Organisation) NDI (Naushawng Development Institute) PNTK (Pyi Nyein Thu Kha) KooperantInnen: Lukas Nagel / Janine Jogwer / Christine Müller

Programm: Training for Peace & Human Rights ZFD-Koordination: Eva Grotenhuis Advocacy und Medienarbeit Al-Haq Verbesserung des psychosozialen Bildungsangebots GTC (Guidance and Training Center for the Child and Family)

Laos Kenia Stärkung der Bevölkerung gegenüber Extremismus und Landraub IPL (Isiolo Peace Link) Kooperant: Tim Bunke

Dorfentwicklung durch non-formale berufliche Bildung GLAD (German Lao Association for Development)

Burundi Gewaltfreie Konflikttransformation Mi-PAREC (Ministère Paix et Réconciliation sous la Croix) Kooperanten: Théogène Habyarimana, Matthias Hoffmeister

Simbabwe Programm: Konstruktive Konflikttransformation auf Gemeindeebene im ländlichen Simbabwe ZFD-Koordination: Andrea Case Gewaltfreie Konflikttransformation in Chimanimani CELUCT (Chikukwa Ecological Land Use Community Trust) Kooperantin: Eli Josef-Westermann Konfliktbearbeitung in ländlichen Gemeinden der Midlands-Provinz CCMT (Center for Conflict Management and Transformation) Kooperant: Christof Schmidt Prävention politisch motivierter Gewalt gegen Frauen MUSASA (Unterstützung Überlebender geschlechtsspezifischer Gewalt) Kooperantin: Vivien Martens Gemeinschaftlich Verantwortung tragen TSURO (Towards Sustainable Use of Resources Organisation) Kooperant: Uli Westermann


Organigramm

Kommunikation

Mitgliederversammlung Vorstand

Geschäftsführung Leitungsteam Internationale Kooperationen

Eine-WeltPartnerschaften

Ehrenamtliche

Kuratorium

Hier stellen wir Ihnen die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle vor: Weltfriedensdienst.de/ueber-uns

Fachkräfte

Verwaltung

WELTFRIEDENSDIENST: AUFBAU & STRUKTUR

Öffentliche Geber SpenderInnen Stiftungen

Partnerorganisationen

Wollen Sie mehr über unsere Funktionsweise erfahren? Weltfriedensdienst.de/transparent-und-sparsam

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Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Website www.Weltfriedensdienst.de

Umschlag

PROJEKTKARTE

4ORGANIGRAMM 6VORWORT 8ÜBER UNS 10KENIA: FRIEDEN ERMÖGLICHEN 12ARGENTINIEN: ÜBERLEBEN SICHERN 14MYANMAR: FÄHIGKEITEN ENTFALTEN 16EINE-WELT-PARTNERSCHAFTEN 18KAMPAGNEN, BILDUNGS- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 20SPENDENWERBUNG 22FINANZBERICHT

Impressum Herausgeber: Weltfriedensdienst e. V. Am Borsigturm 9 | 13507 Berlin | Tel.: +49 30-253 990-0 | info@weltfriedensdienst.de | Weltfriedensdienst.de | Wasserraub.de Redaktion: Jonathan Dümchen, Carola Gast, Marie Hamayel-Peters, Judith Ohene, Anne Schlüter, Karen Schulze, Katrin Steinitz, Stefanie Wurm (V.i.S.d.P.) Lektorat: Florian Schubert Grafik-Design: Andreas Langner | Druck: Spree Druck Berlin GmbH, gedruckt auf Recycling Papier Bildnachweis: Titel: istock, Cinoby, S. 6: Ursula Reich (privat), Ridvan Yumlu, S. 9, 10 11: Tim Bunke; S. 12, 13: Alicia Rivero; S. 14, 15: PNTK-Archiv; S. 16: WFD-Archiv; S. 17: Hans Jörg Friedrich; S. 18-21: WFD-Archiv; Umschlag hinten: Julious Piti

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Vorwort

BERICHT DES VORSTANDS UND DER GESCHÄFTSFÜHRUNG Liebe Leserin, lieber Leser, unser Jahres- und Transparenzbericht 2017 zeigt, wie vielfältig unsere zivilgesellschaftlichen Initiativen sich weltweit für Frieden einsetzen – und so progressiven Wandel schaffen. Wir haben unsere Partnerorganisationen in 45 langfristig angelegten Projekten unterstützt, 29 KooperantInnen waren unermüdlich in ihrem Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf der Welt – und das in 22 Ländern des Globalen Südens. Rund 4,4 Millionen Euro sind direkt in die Projekte geflossen und werden das Leben der Menschen vor Ort nachhaltig verbessern. Ihre Spenden kommen an – genau dort, wo das Geld etwas bewirken kann. Ein Großteil der Einnahmen fließt unmittelbar in die Projektarbeit und die dazugehörige Infrastruktur, wie Sie unserem Finanzbericht entnehmen können.

DIALOG UND MEDIATION Auch 2017 förderten wir konstruktive Dialogprozesse zwischen Konfliktparteien und stärkten lokale Kompetenzen zur gewaltfreien Bearbeitung der Konflikte. Wir haben Frühwarnsysteme etabliert und gezeigt, dass man Gewalt vorbeugen kann, wie zum Beispiel in Guinea. Unsere KooperantInnen vor Ort haben im letzten Jahr die Arbeit von Friedenskomitees vor allem in Guinea, Guinea-Bissau, Burundi und Simbabwe beratend unterstützt. Zahlreiche Friedensinitiativen haben Konfliktparteien an einen Tisch gebracht: lokale Autoritäten, Behörden, Rebellengruppen, Ex-Guerillas, traumatisierte Kriegsopfer, perspektivlose Jugendliche oder Marginalisierte... Den Erfolg unserer Friedensarbeit 2017 belegt auch ein Video unseres Partners Isiolo Peace Link. Kenia hat eine traurige Vergangenheit in Bezug auf Gewalt während der Wahlen. Daher hat sich Isiolo Peace Link mit anderen Organisationen vernetzt, um vor den Wahlen inter-ethnische Dialoge durchzuführen. Für die eigentliche Wahlperiode organisierten sie eine gemeinsame Einsatzzentrale unter Einbezug der Sicherheitskräfte, um entstehende Konflikte bereits im Ansatz friedlich beizulegen.

RESSOURCENGERECHTIGKEIT – SÜD WIE NORD Die Auswirkungen des Klimawandels sind auf der ganzen Welt zu spüren. Unsere Südpartner sind hautnah und tagtäglich davon betroffen. Über die Verteilung und Nutzung der Ressourcen entbrennen gewalttätige Konflikte, welche sich auf politischer Ebene fortsetzen. 2017 bauten wir unser Engagement vor allem in Myanmar, Simbabwe, Kenia, Peru und Bolivien aus. Alle diese Länder sind geprägt von großer struktureller Armut. Die Verknappung der Ressourcen Land, Wasser, Boden und Wald vertieft die Konflikte der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen. Indem wir in diesen Regionen neue Partner gewinnen und weitere Fachkräfte vermitteln konnten, unterstützten wir die lokale Bevölkerung bei Aushandlungsprozessen für eine gewaltfreie und nachhaltige Nutzung der Ressourcen. Gemeinsam mit den Initiativen vor Ort befähigten wir auf diese Weise in den besonders betroffenen ländlichen Regionen Tausende Familien, ihre Rechte aktiv und selbstbestimmt einzufordern und ihr Überleben zu sichern.

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Vorwort

Globale Ressourcenkonflikte werden auch hier in Deutschland durch unseren hohen Verbrauch von virtuellem, also in Produkten importiertem Wasser verschärft. Hier zeigen wir Wege, den eigenen Konsum zu steuern und damit den Wasser-Fußabdruck zu verkleinern. Mit der Wasserampel hat der Weltfriedensdienst dazu ein einzigartiges Online-Tool entwickelt. Rufen Sie diese auf unter www.wasserraub.de/ wasserfussabdruck und testen Sie Ihren Wasser-Fußabdruck.

VOM SÜDEN LERNEN Den Besuch von KollegInnen der Partnerorganisationen nutzen wir regelmäßig, um von ihren Erfahrungen zu lernen und diese mit der Öffentlichkeit zu teilen. MitarbeiterInnen unserer Partnerorganisation AdoleScER zeigten 2017 zahlreichen Schülerinnen und Schülern in Berlin eindrücklich, wie sich Jugendliche aus brasilianischen Favelas für eine Kultur der Gewaltfreiheit engagieren. Elaine Maane, Trainerin unserer südafrikanischen Partnerorganisation STEPS, besuchte den Weltfriedensdienst und führte uns in die Methoden der mediengestützten Menschenrechtsarbeit ein.

DAZU STEHEN WIR Auch 2017 haben wir unsere Meinung zur deutschen Friedens- und Entwicklungspolitik mit der Öffentlichkeit und den Medien geteilt: Mit Kommentaren und Stellungnahmen, z.B. zu den friedenspolitischen Leitlinien der Bundesregierung, oder zu G20 und in Presseerklärungen gemeinsam mit Verbänden und bürgerschaftlichen Organisationen. Wir haben zur Teilnahme an Petitionen aufgerufen, wie z.B. für die Erklärung der Rechte von bäuerlichen ProduzentInnen weltweit.

DANKESCHÖN Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Beispiele, die zeigen: 2017 konnten wir gemeinsam die Welt friedlicher machen! Dass wir so erfolgreich waren, verdanken wir besonders Ihnen, unseren Spenderinnen und Spendern, unseren Stifterinnen und Stiftern und allen Engagierten in unseren Eine-Welt-Partnerschaften. Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre finanzielle Unterstützung. Zudem danken wir den Ehrenamtlichen im Verein und in der Vorstandsarbeit, den PraktikantInnen, den jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr und den TeamerInnen in der Bildungsarbeit für ihren Einsatz. Unseren Fachkräften und Partnerorganisationen weltweit danken wir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Dienst des Friedens. Herzlichen Dank für Ihr und Euer riesiges Engagement! Wir wünschen viel Freude beim Lesen unseres Berichts. Mit den besten Grüßen,

Ursula Reich Judith Ohene Vorstandsvorsitzende Geschäftsführung

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Über uns

FRIEDEN ERMÖGLICHEN Um Gewalt vorzubeugen und Frieden zu ermöglichen, machen wir Gruppen auf kommunaler und regionaler Ebene dialogfähig. Wir fördern konstruktive Dialogprozesse zwischen Konfliktparteien und stärken lokale Kompetenzen zur friedlichen Umgestaltung von Konflikten und zur Mediation.

VERSÖHNUNG IN BURUNDI In dem ostafrikanischen Land herrschte jahrelang ein blutiger Bürgerkrieg. Nur langsam kommt Burundi zur Ruhe. Gemeinsam mit unserem Partner MI-PAREC ermöglichen wir, dass die Konfliktparteien aufeinander zugehen. Moderierte Treffen, gemeinsam mit traditionellen Friedensrichtern, helfen Opfern und Tätern, erstmals über die Vergangenheit zu reden. Bei der gemeinsamen Bestellung von Feldern, bei sportlichen und kulturellen Aktivitäten können sich Soldaten, Ex-Guerillas und rückkehrende Geflüchtete begegnen und gemeinsame Perspektiven entwickeln.

wfd.de/thema/burundi-versoehnung-unterstuetzen

ÜBERLEBEN SICHERN Um Überleben langfristig zu sichern, entwickeln wir gemeinsam mit KleinbäuerInnen nachhaltige Lösungen. Wir unterstützen die relevanten Akteure einer Region bei Maßnahmen und Aushandlungsprozessen für eine gemeinsame und gewaltfreie Nutzung natürlicher Ressourcen.

ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT IN SIMBABWE Die einstige Kornkammer Afrikas leidet an den Folgen des Klimawandels. Das Land trocknet aus, die Quellen versiegen. Unser Partner TSURO setzt auf eigenverantwortlich handelnde Dorfgruppen. Für KleinbäuerInnen organisiert TSURO Fortbildungen, Austauschbesuche und Best-Practice-Wettbewerbe. Oft entwickeln die Gruppen eigenständig Erfolgsmodelle, wie Regenfeldbau-Projekte, gemeinschaftliche Haltung von Geflügel, Gemeinschaftsgärten oder ganzheitliches Weidemanagement. Mittlerweile haben schon über 14.000 Haushalte solche verbesserten Wirtschaftsmethoden übernommen.

wfd.de/thema/simbabwe-gemeinschaftlicher-ressourcenschutz-ernaehrungssouveraenitaet

FÄHIGKEITEN ENTFALTEN Damit alle Menschen ihre Potentiale bestmöglich entfalten und somit zur Entwicklung ihrer Gemeinschaft beitragen, unterstützen wir unsere Partner dabei, Konzepte der Menschenrechtsarbeit zu entwickeln und sie in formale und non-formale Bildungsstrukturen zu integrieren.

SOZIALER WANDEL IM SÜDLICHEN AFRIKA Mit einem regionalen Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen erreicht unser Partner STEPS Zehntausende junger Menschen in Lesotho, Botswana, Sambia, Simbabwe, Malawi, Uganda und Südafrika. STEPS setzt von Betroffenen selbst produzierte Dokumentarfilme in moderierten öffentlichen Vorführungen ein und motiviert damit junge Menschen, in ihren Gemeinden offen über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten ihrer Probleme zu diskutieren. STEPS trägt dazu bei, dass unter anderem HIV/Aids, Frühschwangerschaften und Gewalt gegen Frauen überwunden werden und alle ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.

wfd.de/thema/suedliches-afrika-staerkung-von-menschen-und-buergerrechten

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Über uns

EMPOWERMENT AUF KOMMUNALER EBENE Seit seiner Gründung 1959 konnte der Weltfriedensdienst e.V. die Lebenssituation von Hunderttausenden Menschen weltweit verbessern und dringend notwendige gesellschaftliche Veränderungen initiieren. Weltweit führt soziale und ökonomische Ungleichheit zu Krieg und Gewalt. Sie entzieht den Menschen die Lebensgrundlage. Diskriminierung und Unterdrückung sind weit verbreitet. Viele müssen mit immer knapperen Ressourcen auskommen. Die entstehenden Konflikte schwächen die Zivilgesellschaft und den Staat gleichermaßen. Der Weltfriedensdienst arbeitet mit unseren Partnern in 45 Projekten in 22 Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien daran, Konflikte konstruktiv zu regeln und die Lebensgrundlagen aller Menschen zu schützen und zu verbessern. Wir befähigen die Menschen, ihre Rechte aktiv und selbstbestimmt einzufordern. Dabei vertrauen wir auf die Kraft der Gewaltfreiheit. Unsere lokalen Partner sind Initiativen der Zivilgesellschaft, die direkt mit der Bevölkerung zusammenarbeiten, sich aber auch im politischen Raum engagieren. Sie arbeiten mit den Betroffenen vor Ort zur Transformation und Mediation von Konflikten, zur Bewahrung und Einhaltung von Menschenrechten und zum Schutz und Erhalt der Ressourcen und befähigen sie zur Selbsthilfe. Unsere KooperantInnen sind in die Partnerorganisationen integriert. Um individuelle Haltungen oder gesellschaftliche Strukturen nachhaltig zu verändern, ist unsere Zusammenarbeit langfristig angelegt. In Deutschland verschaffen wir durch innovative Kampagnen- und Bildungsarbeit den Anliegen unserer Partner Gehör. Wir engagieren uns im Globalen Lernen und kämpfen gegen Land- und Wasserraub weltweit.

Als einer der sieben von der Bundesregierung anerkannten Entwicklungsdienste vermitteln wir solidarische Fachkräfte an unsere Projektpartner. Der Weltfriedensdienst e.V. ist einer der neun Träger des Zivilen Friedensdienstes (ZFD), einem Gemeinschaftswerk von Staat und Zivilgesellschaft für Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen.

Jahr für Jahr bestätigt uns das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI) den zweckgerichteten, transparenten und sparsamen Umgang mit den uns anvertrauten Mitteln. Unsere Überzeugung: Alle Menschen weltweit haben das Recht, friedlich in gerechten Verhältnissen zu leben. Dafür setzen wir uns ein. Seit 1959. Mit Engagement und Expertise.

Gewaltprävention vor den Wahlen in Kenia 2017

Weitere Informationen auf der Projektkarte und im Organigramm. Mehr zu Transparenz und zu unseren Netzwerken hier: www.wfd.de/ueber-uns

Updates unserer friedens- und entwicklungspolitischen Arbeit weltweit erhalten Sie monatlich über unseren Newsletter www.wasserraub.de/newsletter

Folgen Sie uns bei Facebook und Twitter facebook.com/ weltfriedensdienst

twitter.com/wfd_ev

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Kenia: Frieden ermöglichen

KENIA: FRIEDENSARBEIT MESSEN Tim Bunke berät als Friedensfachkraft unsere Partnerorganisation Isiolo Peace Link in Nordkenia. Hier nimmt er uns mit ins Büro der Organisation. Partnerorganisation: Isiolo Peace Link (IPL), Kenia Kooperant: Dr. Tim Bunke Projektbudget: 670.000 Euro (auf 4 Jahre) Ziel: Stärkung der Bevölkerung gegenüber Extremismus und Landraub Erfolge: Im Rahmen der Wahlen 2017 führte unser Partner IPL über ein Dutzend staatlicher und nicht-staatlicher Partner in einer zivilgesellschaftlichen Koalition, die erfolgreich daran arbeitete, Gewaltausbrüche während der Wahlen zu verhindern.

IPL-Team bei der Arbeit

Es ist Nachmittag, die Sonne steht hoch am fast wolkenlosen Himmel in Isiolo und es weht ein stetiger Wind. Feiner Staub legt sich über alles im Raum. Tische, Stühle, Aktenordner… Während ein junger Mann in einem karg eingerichteten Raum an einem Laptop sitzt, hört man im Hintergrund einen Muezzin Muslime zum Gebet rufen. Der junge Mann lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen und tippt stoisch weiter an einem Dokument. Eric, der hier so konzentriert arbeitet, ist mein Kollege bei unserer Partnerorganisation Isiolo Peace Link (IPL). Er ist ledig, wird bald 30, denkt oft und laut über das Heiraten nach, ist Angehöriger der Ethnie der Meru und geht jeden Sonntag in die Kirche. Als Projektkoordinator ist eine seiner Aufgaben die Planung, Durchführung und Dokumentation der vom Weltfriedensdienst unterstützten Aktivitäten in Isiolo County.

Isiolo County ist eines von 47 Counties in Kenia, die von ihrer Struktur vergleichbar sind mit deutschen Bundesländern. Es ist flächenmäßig eines der größten Counties in Kenia und befindet sich im ariden Norden. Die Region wird zu einem Großteil von Pastoralisten bewohnt, d.h. Menschen, die von und mit ihrem Vieh – Kamelen, Kühen, Ziegen, Schafen – leben und teils auch mit ihnen durch die weite Landschaft ziehen. Im Moment ist Eric dabei, eine Konfliktanalyse zu erstellen. In Garba Tulla, 120 km östlich von Isiolo Stadt, gab es gewaltsame Zusammenstöße zwischen Angehörigen der Ethnien der Borana und der Somali. Nach ersten Informationen verloren drei Menschen ihr Leben. Das Verfassen der Konfliktanalyse ist ein erster Schritt, bevor Aktivitäten durchgeführt werden. Es hat eine Doppelfunktion. Zum einen dient es als Sicherheitshinweis für alle beteiligten Akteure – MitarbeiterInnen

wfd.de/thema/ kenia-gemeinsam-fuer-eine-gerechte-landverteilung

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Kenia: Frieden ermöglichen

Der Ewaso River im ariden Norden Kenias

von IPL, dem Weltfriedensdienst und anderen – sowie als erste Grundlage für die Planung möglicher Aktivitäten oder Interventionen. Am nächsten Tag ist der Konferenzraum von IPL voll besetzt. Die Gruppe ist überaus vielfältig: Neben Eric eine Frau mit Kopftuch in traditioneller Somalibekleidung, ein älterer Herr mit Fez auf dem Kopf, eine junge Frau mit deutlich sichtbarem Kreuzanhänger um den Hals sowie mehrere junge Leute, die eifrig bei der Diskussion mitschreiben. Die Belegschaft von IPL diskutiert nächste Schritte auf Grundlage von Erics Bericht. Die Diversität der Angestellten spiegelt die vielfältige multiethnische Landschaft Nordkenias wieder: In Isiolo County allein leben Muslime und Christen sowie fünf große ethnische Gruppen mehr oder weniger friedlich zusammen. Ich begleite die Diskussion des Teams, ob und wie man den von Eric vorgestellten Konflikt bearbeiten kann. Schnell ist klar: Es geht wieder einmal um den Zugang und die gerechte Verteilung einer Ressource. Bei den beiden in den Konflikt ver­wickelten Gruppen handelt es sich

um Pastoralisten, die um Weideflächen und Wasser für ihr Vieh kämpfen.

VIER WOCHEN SPÄTER In den vergangenen Wochen ist viel passiert. Eric sitzt wieder am Computer und tippt konzentriert. Dieses Mal schreibt er an einem Bericht über die Intervention von IPL im Konflikt der Pastoralisten. IPL war seither mehrmals in der Konfliktregion unterwegs. Meine KollegInnen führten Gespräche mit den Ältesten der Konfliktparteien. Der Höhepunkt war ein gemeinsames Forum, bei dem sich die Entscheidungsträger der beiden Gruppen trafen und mögliche Lösungswege miteinander diskutierten. Danach beruhigte sich die Lage augenscheinlich wieder. Ob und wie der Frieden hält, lässt sich wie so oft erst mit einigem zeitlichen Abstand beantworten. Für den Moment jedoch ist Eric weiterhin dabei, diese komplexen Zusammenhänge unserer Intervention zu Papier zu bringen. Neben der reinen Beschreibung der Treffen, des Wie, Wo, Wer, Wann, versuchen wir in Diskussionen im Büro zu klären, welche Wirkung unsere Intervention hatte. Hierzu hat

IPL in Zusammenarbeit mit dem Weltfriedensdienst ein eigenes Format zur Messung und Darstellung von Wirkung entwickelt. Mit Indikatoren versuchen wir zu eruieren, ob und wie wir Wirkung erzielen. Hier prüfen wir, wie oft und in welcher Konstellation Angehörige der Ethnie der Borana und der Somali gemeinsam Hochzeiten, Beerdigungen, Feiertage begangen haben. Doch sind das geeignete Indikatoren, um in genau dieser Situation Frieden zu „messen“? Dieses auf den ersten Blick bürokratisch erscheinende Element der Friedensarbeit ist ein zentraler Teil des Projekts. Neben der Zusammenarbeit mit unserem Partner zu Ressourcenkonflikten, entstehenden Infrastrukturprojekten sowie aufkommendem gewaltsamem Extremismus ist diese eine meiner Hauptaufgaben: Unseren Partner durch meine externe Perspektive in seinen internen Prozessen so zu beraten und zu stärken, dass jede durchgeführte Aktivität einen Lerneffekt hat und Wirkung zeigt. Erics konzentriertes Tippen ist einer der vielen kleinen Schritte zu einem friedlicheren Zusammenleben in Isiolo County.

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Argentinien: Überleben sichern

ARGENTINIEN: INDIGENE STÄRKEN Unsere Fachkraft Alicia Rivero und Marcela Roldán von ProSoCo erklären, wie sie indigene Gemeinschaften durch die Förderung von KleinunternehmerInnen in ihrem Überlebenskampf und dem Erhalt ihrer Kulturen unterstützen.

Partnerorganisation: ProSoCo (Programas Sociales Comunitarios), Argentinien Kooperantin: Dr. Alicia Rivero Fördersumme: 603.663,50 € (auf 3,5 Jahre) Ziel: Stärkung indigener Gemeinschaften durch Förderung der KleinunternehmerInnen Erfolge: Indigene Gemeinschaften haben sich neue Einkommensmöglichkeiten erarbeitet und damit Lebensperspektiven vor Ort in ihren Gemeinschaften

Während in Argentinien insgesamt nur ca. 2 % der Gesamtbevölkerung Indigene sind, lebt in unserer Projekt­ region, dem Department General San Martín der Provinz Salta im Norden Argentiniens, eine relativ große indigene Bevölkerungsgruppe, insbesondere der Völker Guaraní, Chané und Wichí. Der Mangel an Arbeitsplätzen, die sich ausbreitende Plantagenwirtschaft (insbesondere Sojaanbau) und die damit einhergehende Landvertreibung, die Abholzung der Wälder und die Effekte des Klimawandels haben zu schwindenden Lebensgrundlagen dieser indigenen Gemeinschaften geführt und verschlimmern ihre Marginalisierung. Beträgt die Armutsrate in Argentinien insgesamt nur 12,5 % liegt sie bei den indigenen Gemeinschaften in der Projektregion bei 60-70 %.

AUF ERDÖL SITZEND UND TROTZDEM ARM Riesige Erdgasrohre führen durch Campo Durán, einer indigenen Gemeinschaft, 20 km von der bolivianischen Grenze entfernt. Hier ist der wichtigste Verteilerknoten für alle fossilen Brennstoffe, die im Norden Argentiniens gefördert werden. Doch die BewohnerInnen selbst haben keinen Zugang zum dort geförderten Gas. Bis zu ihrer Privatisierung in den 1990er Jahren waren die Ölraffinerien der Region immerhin ein bedeutender Arbeitgeber. Seitdem nahm die Arbeitslosigkeit enorm zu. 55 % der Jugendlichen des Departements sind arbeitslos. Landflucht in die großen Städte Argentiniens ist für die junge indi-

Maskenmacher René mit der Entwicklungsministerin

gene Bevölkerung daher oft der einzige Ausweg. Ihre Gemeinschaften verlieren damit ihren produktiven Nachwuchs, die Sorge um die Alten und das Land. Und sie verlieren die Fortexistenz ihrer Kultur. Viele Familien sprechen nicht mehr in ihrer Muttersprache mit den Kindern, sondern in Spanisch, da sie vor Ort keine Perspektiven mehr für sie sehen. Ohne Job- und Ausbildungsmöglichkeiten ist für die jungen Leute hier, an der Drogenroute nach Bolivien, auch die Versuchung des schnellen Geldes durch Drogenschmuggel groß. Dazu trägt auch die gesellschaftliche Diskriminierung der indigenen Bevölkerung bei, die ihre soziale und berufliche Integration erschwert. Vor diesem Hintergrund startete unser Projektpartner ProSoCo (Programas Sociales Comunitarios) mit einem an die lokalen indigenen Kulturen angepassten Modul im Lehrplan der von ihr betriebenen Berufsfach-

wfd.de/thema/ argentinien-indigene-auf-dem-weg-in-ein-besseres-leben

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Argentinien: Überleben sichern

schule „Escuela de la Familia Agrícola“ (EFA): Indigene Jugendliche lernen hier, wie sie mittels Kleinunternehmertum selbstbewusst und eigenständig Einkommen erwirtschaften können. Mittlerweile werden die Module auch an weiteren Schulen in der Projektregion unterrichtet. Neben der Ausbildung der SchülerInnen und der Fortbildung der LehrerInnen baute ProSoCo auch ein BeraterInnenteam auf, das vom KleinunternehmerInnen-Zentrum an der EFA aus berät. Die BeraterInnen begleiten die jungen UnternehmerInnen bei der Entwicklung ihrer Unternehmensidee: Welche Kleinkreditprogramme und Möglichkeiten zur Vernetzung gibt es? Wie können Synergien untereinander bei Beschaffung, Produktion und Vermarktung genutzt werden, auch in Form kollektiver Unternehmen? Wie können wir unsere Produkte hochwertiger und auch jenseits unserer lokalen Märkte vermarkten? Neben den UnternehmerInnen-Kursen und Beratungen organisieren sie Ideenwettbewerbe, lokale Produktmessen, gemeinsame Besuche anderer Messen im Land und Treffen mit staatlichen Behörden oder Unternehmerverbänden für bereits aktive indigene UnternehmerInnen.

STABILERES EINKOMMEN In Campo Durán realisierte ProSoCo im Jahr 2015 ein erstes Entrepreneur­ ship-Training. Bei dieser Fortbildung lernten die TeilnehmerInnen u.a. die Herstellungskosten einer rituellen Chané-Holzmaske abzuschätzen. Bis dahin hatten die Handwerker z.B. noch

Wissen weitergeben: das Handwerk des Korbflechtens

nie den Wert ihrer eigenen Arbeitskraft berücksichtigt. Auch andere Kosten der Herstellung lernten sie einzubeziehen. Am Ende konnten die HandwerkerInnen die Preise ihrer Produkte im Verhältnis zu den Herstellungskosten und Marktpreisen kalkulieren und sich in einem zweiten Schritt um eine entsprechende Vermarktung auch jenseits ihrer lokalen Märkte bemühen. Um das indigene Unternehmertum in der Region nachhaltig zu stärken, hat das Projekt einen Runden Tisch etabliert. Dieser setzt sich zusammen aus den Gemeindeverwaltungen vor Ort, dem

Ortsverband der KleinunternehmerInnen, dem Ministerium für Indigene Angelegenheiten der Provinz Salta und VertreterInnen der indigenen UnternehmerInnen. Er trifft sich mindestens vier Mal im Jahr. In diesem Rahmen werden gemeinsame Aktivitäten wie Produktmessen oder die Kooperation mit nicht indigenen UnternehmerInnen geplant und ein erweiterter Zugang zu staatlichen Dienstleistungen ermöglicht. Neben dieser verbesserten regionalen Zusammenarbeit werden die Interessen der indigenen UnternehmerInnen im Austausch mit verschiedenen Ministerien auch überregional eingebracht und vertreten.

Der Maskenmacher von Campo Durán René Castro lernte von seinem Vater und von seinem Großvater, wie traditionelle Masken hergestellt werden. Er und weitere Handwerker aus Campo Durán verkaufen ihre Produkte dank unserer Partnerorganisation mittlerweile auch überregional. Einen Marktzugang in der Provinzhauptstadt Salta hat ProSoCo selbst dauerhaft etabliert. Es betreibt dort einen kleinen Laden als Showroom für die Produkte aus der knapp 400 Kilometer entfernten Projektregion. Kunsthandwerk indigener Gemeinschaften wird dort zu einem fairen Preis unter anderen an TouristInnen verkauft. Den KleinunternehmerInnen bleibt so eine größere Gewinnspanne. René Castro und das Projekt konnten noch weitere Erfolge feiern: Auf einer Handwerksmesse im Dezember 2016 in Buenos Aires hat sich René länger mit der argentinischen Ministerin für Soziale Entwicklung, Carolina Stanley, über sein Handwerk und über die Situation der indigenen UnternehmerInnen und Gemeinschaften im von Buenos Aires weit entfernten Norden Argentiniens austauschen können (siehe Foto).

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Myanmar: Fähigkeiten entfalten

JUNG, WEILBLICH, GEBILDET – DAS NEUE MYANMAR? Unsere Fachkräfte Bernhard Ortmann und Lukas Nagel berichten, wie unsere Projekte zu einem nachhaltigen Frieden in Myanmar beitragen: wir stärken kritische DemokratInnen und bilden sie aus. Programm: Resiliente Gemeinschaften Partnerorganisationen: Mong Pan Youth Association (MPYA) Mon Women’s Organization (MWO) Naushawng Development Institute (NDI) Kachin Development Group (KDG) Pyi Nyein Thu Kha (PNTK) Kooperanten: Dr. Bernhard Ortmann, Lukas Nagel Ziel: Friedensprozesse auf Gemeindeebene fördern

INDIEN

Planungs-Workshop bei unserem Partner PNTK

Kachin CHINA

MYANMAR Shan State Naypyidaw

Yangon

M State on

THAILAND

Die Welt schaut nach Myanmar. Doch tut sie das wirklich? Nach der ursprünglichen Euphorie der demokratischen Öffnung, den ersten freien Wahlen unter der Ikone Aung San Suu Kyi und dem Entsetzen des Westens über die Verfolgung der Rohingya sowie Berichten über rigorose Menschenrechtsverletzungen bleibt wenig Raum für andere Themen. Massiver Landraub und rücksichtsloser Ressourcen-Extraktivismus vertiefen alte Konflikte unter den zahlreichen Minderheiten Myanmars noch weiter. So bedeutsam Rohstofferschließung und Infrastrukturprojekte für Myanmars Entwicklung sind, so zerstörerisch sind stellenweise deren Folgen: Ganze Dörfer müssen wirtschaftlichen Großprojekten weichen und Familien das Land verlassen, von dem sie seit Generationen leben. Menschenrechts-

standards werden dabei so gut wie nie eingehalten. Besonders betroffen sind die ethnischen Minderheiten, die in den rohstoffreichen, wirtschaftlich wenig erschlossenen Gebieten nahe der Landesgrenzen leben. Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen arbeitet der Weltfriedensdienst in eben diesen Regionen: Entlang des Thanlwin, einem der letzten großen weitgehend freifließenden Flüsse Südostasiens, sieht sich die Bevölkerung mit den Folgen von geplanten Dammbauten, Bergbau- und anderen Großprojekten konfrontiert. Die Mong Pan Youth Association vermittelt im Shan State jungen Menschen die Kompetenz, um sich gegen den grassierenden Landraub zu wehren. Sie lernen, belastbare Informationen zusammenzutragen, aufzubereiten und sie etwa durch Videodoku-

wfd.de/thema/ myanmar-friedensprozesse-gemeindeebene-foerdern

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Myanmar: Fähigkeiten entfalten

mentationen ebenso breitenwirksam wie zielgerichtet publik zu machen. Im Mon State, wo der Thanlwin schließlich in die Andamanensee mündet, nimmt die Mon Women’s Organization die besonders leidtragenden Frauen und Kinder in den Blick: Mittels eines breiten Netzwerks lokaler Frauengruppen erhebt sie Informationen zur lokalen Problemlage. In Schulungen erlangen Frauen ein Bewusstsein für ihre Rechte und wie sie diese gemeinsam einfordern können. Im Norden Myanmars zwischen China und Indien befindet sich der Kachin State. Der seit Jahrzehnten währende Konflikt hier kann nur verstanden und bearbeitet werden, wenn man auch die Kriegsökonomie und die daraus entstehende Ressourcenverteilung berücksichtigt. Sie beruht auf der Ausbeutung von Jademinen, mit deren Profit sich

„Es muss hier einen Ort geben, an dem Jugendliche lernen, kritisch zu denken. NDI hat mein Leben verändert.“ La Ja, NDI-Absolvent aus dem 2017er Jahrgang

die Kriegsparteien finanzieren. Hier engagiert sich die WFD-Partnerorganisation Naushawng Development Institute (NDI) mit Bildungsarbeit, Dialogprozessen und Forschung für Frieden. Junge, gut ausgebildete AbsolventInnen des einjährigen Programms setzen sich anschließend in den Kommunen für den Friedensprozess, Recht und staatliche Transparenz ein. Im Rahmen dieser Ausbildung führen die Studierenden ihr eigenes kleines Forschungsprojekt durch. In Hpakant befinden sich die größten Jademinen der Welt. 2017 interviewten dort fünf NDI-Studierende 49 der extrem margi-

„Ja, das wichtigste Problem in Myanmar mag der schleppende Friedensprozess sein – aber das zweitwichtigste ist Landraub!“ Sengli, Aktivist in Kachin State

nalisierten Jade-Sammler, die für einen kleinen Obolus in den aufgelassenen Minen nach kleineren Jadestücken suchen. Drangsalierung durch Sicherheitskräfte, sexuelle Gewalt, Mord, Drogenabhängigkeit und die Gefahr, in Erdrutschen begraben zu werden, gehören zum Alltag. In ihrem wissenschaftlichen Bericht machen die ForscherInnen auf die Zustände hier aufmerksam und geben Politikempfehlungen. Die Gruppe entschied sich für dieses Thema, weil einer von ihnen, La Ja, seit dem 14. Lebensjahr ein Jade-Sammler gewesen war. Mit 21 Jahren bewarb er sich bei NDI und hat nun zum ersten Mal eine Perspektive. „Vor meiner Ausbildung bei NDI hatte ich kein Ziel im Leben, nur meinen Tageslohn in den Minen. Aber durch NDI habe ich mein Ziel gefunden. Besonders die LehrerInnen haben mich inspiriert.“ Seit Januar 2018 ist er ein vollangestellter Englischlehrer.

Datenerhebung durch unseren Partner in Shan

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Eine-Welt-Partnerschaften

OHNE SOLIDARITÄT VERARMEN WIR ALLE Ein respektvoller Umgang miteinander gehört zu unserem Selbstverständnis ebenso wie das Eintreten für marginalisierte Gruppen. Daher sind die Eine-Welt-Partnerschaftsgruppen ein wichtiger Teil unseres Vereins.

Kindergarten in einer Favela von Rio

Vierzig Eine-Welt-Partnerschaftsgruppen deutschlandweit unterstützen 21 Selbsthilfe-Initiativen und Projekte weltweit. Dabei finden Menschen in Schulen, Kirchengemeinden, Eine-Welt-Gruppen oder privaten Freundeskreisen zusammen, die sich mit der weltweiten Ungerechtigkeit und Armut nicht abfinden wollen und für eine lebenswerte Zukunft arbeiten. Häufig aus persönlichen Verbindungen entstanden, haben die Gruppen bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam: den Wunsch, interkulturelles Lernen mit solidarischem Handeln zu verbinden. Besonders Schulen engagieren sich im Rahmen von Eine-Welt-Partnerschaften. Lebenswirklichkeiten, Herausforderungen und Wünsche junger

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Menschen im Globalen Süden werden vermittelt und gewinnen durch die enge Verbindung zu den Projekten in anderen Teilen der Welt an Authentizität. SchülerInnen können dabei ihren eigenen Alltag und ihr Wertesystem reflektieren und globale Zusammenhänge erschließen. Mit vielfältigen Aktivitäten im Schulumfeld tragen die Partnerschaftsgruppen zu einer differenzierteren Wahrnehmung anderer Länder und Kulturen bei. Unsere mit 30 Jahren erfahrenste Eine-Welt-Partnerschaftsgruppe ist an der Humpis-Berufsschule Ravensburg aktiv. „Unsere Schule wollte mit einem sozialen Projekt einen Kontrapunkt setzen gegen eine Ökonomie, die damals keineswegs nach ethischen Maßstäben gelehrt wurde. So planten wir

mit der Schülervertretung den ersten Rio-Tag“, erinnert sich der Lehrer Josef Paillon, der Initiator der Partnerschaft. Zentrales Kriterium für die Berufsschule bei der Auswahl der Projekte war stets der Bezug zur Bildung. Zunächst finanzierte sie Kindergarten-Erzieherinnen in Rio de Janeiro. Später förderte sie ein Berufsausbildungsprojekt in Ghana und schließlich wurden Umweltaktionsgruppen an Schulen in Sambia unterstützt. Alle Projekte boten den SchülerInnen die Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich mit benachteiligten Gleichaltrigen zu solidarisieren. Der jährliche „Rio-Tag“ wurde zu einem festen Termin im Schulkalender. An diesem Tag transportieren die unterschiedlichsten Aktivitäten den Eine-Welt-Gedanken: Filme, Vorträge, Ausstellungen


Stiftungen

oder Diskussionsrunden. Außerdem werden Spenden gesammelt: Einige SchülerInnen machen Straßenmusik, andere verkaufen Erdbeeren in der Fußgängerzone oder Häppchen auf dem Rio-Tag. Seit Beginn der Partnerschaft konnte die Humpis-Schule stolze 350.000 Euro für „ihre“ Projekte sammeln.

VERSTÄNDNIS UND EIN LANGER ATEM Worin liegt der Schlüssel des Erfolges? „Projektvater“ Paillon hatte früh erkannt, dass Kontinuität nur im Team möglich ist, und so koordinierte ein kleines Kernteam über all die Jahre die Aktivitäten. Doch die Eine-Welt-Partnerschaftsgruppe mit Enthusiasmus auszurüsten, erfordert Verständnis und einen langen Atem, wie auch Markus Strohmayer weiß, der Josef Paillon als Inspirator und Motor der Partnerschaftsgruppe ablöste: „Wie die Kontinuität erhalten? Wie die jüngeren KollegInnen begeistern?“ Mehr denn je ist es heute wichtig, bei den jungen Menschen ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass wir Eine Welt sind. Oder um es mit Josef Paillon zu sagen: „Ohne unsere Solidarität bleiben nicht nur die Ärmsten arm, sondern wir verarmen auch selbst.“

FRIEDENSSTIFTER Vier Stiftungen unterstützen langfristig die friedens- und entwicklungspolitische Arbeit, weil sie sich dem Weltfriedensdienst verbunden fühlen. Mit den Kapitalerlösen der Stiftungen werden vor allem Projekte gefördert, für Landrechte nutzen die es schwer fällt, eine Förderung durch öffentliche Mittel zu erhalten. Ein Beispiel ist die Unterstützung indigener Argentinier bei der Verteidigung und Nutzung ihrer Landrechte zusammen mit der Partnerorganisation COAJ. Indigene werden diskriminiert, von der Bildung ausgeschlossen und sind dementsprechend schlecht ausgerüstet, sich gegen Landraub und Menschenrechtsverletzungen zu wehren. Es ist auch der zuverlässigen Förderung der Stiftungen zu verdanken, dass die gesetzliche Grundlage für kollektive Landtitel durchgesetzt und in vielen Fällen Landnahme durch Hoteliers und Bergbauunternehmen verhindert werden konnte. Wir danken unseren StifterInnen ganz herzlich für die großzügige und verlässliche Unterstützung. Unter dem Dach der Stiftung für Internationale Solidarität und Partnerschaft (SIS), der Stiftung des Weltfriedensdienst e.V., werden die folgenden unselbständigen Stiftungen durch unsere Geschäftsstelle verwaltet: Stiftung Weltfriedensdienst Erich Grunwaldt (SWEG) Stiftung Solidarität und Menschenrechte (SUM) Stiftung Education Support Fund Africa (ESFA) Die gemeinnützigen Stiftungen unterliegen der Berliner Stiftungsaufsicht und werden durch das Finanzamt kontrolliert. Jährlich prüft ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Buchhaltung der Stiftungen und bescheinigt die satzungsgemäße Verwendung der Mittel. Zustiftungen zur Erhöhung des Stiftungskapitals sind steuerlich absetzbar und jederzeit möglich. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an: Judith Ohene (Geschäftsführung) ohene@weltfriedensdienst.de Tel: 030 - 253 990-12

Erfahren Sie mehr über unsere Stiftungen: wfd.de/ueber-uns

Guatemala: Schulbildung und berufliche Bildung indigener Jugendlicher

Palästina: Gehaltszuschuss für Kita-Erzieherinnen

Nicaragua: Schutz des Bosawas-Biosphärenreservats Benin: Schulbildung, Ausbildung und berufliche Bildung Ecuador: Integrierte Schul- und berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung

Ghana: Schulbildung Tansania: Schulbildung Brasilien (Maceió): Vorschule für marginalisierte Favela-Bewohner Brasilien (Ribeirópolis): Förderung ländlicher Gemeinden

Namibia: Schulbildung

Brasilien (Recife): Gemeindesozialarbeit und Vorschule Brasilien (Großraum Rio): Beratung und Gehaltszuschuss für Kita-Erzieherinnen

Eine-Welt-Partnerschaften: Ein weltweites Netz für Frieden & Entwicklung

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Kampagnen, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

KEIN FRIEDEN OHNE WASSER Bereits 2050 wird die Hälfte der Weltbevölkerung von Wassermangel bedroht sein. Auch unsere Partner schlagen Alarm: Wasserknappheit verursacht viele Konflikte. Daher steht Wasser im Fokus unserer Inlandsarbeit.

Kampagne gegen Wasserraub: unser Wassermobil

WASSERRAUB.DE

WASSERAMPEL

Mit der Website Wasserraub.de machen wir die Öffentlichkeit auf die Warnungen unserer Partner aufmerksam. Hier veröffentlichen wir aktuelle Nachrichten und Hintergrundberichte rund ums Thema Wasser. 19 Artikel allein in der DURST-Reihe veranschaulichen Probleme wie die Rodung des Regenwaldes für die Palmöl-Produktion im Amazonas-Gebiet oder die Wasserverschmutzung durch Bergbau in Brandenburg. Wichtig ist uns, dass die Nutzer der Website auch selbst aktiv werden können. Wir laden dazu ein, das eigene Konsumverhalten zu reflektieren, mit Unterschriften Druck auf die Politik aufzubauen und den eigenen Horizont zu erweitern. 2017 erreichten wir mit der Webseite über 90.000 Menschen.

Die Wasserampel bildet das Herzstück von Wasserraub.de. Weniger bekannt als die Idee des CO2-Fußabdrucks ist das Konzept des Wasser-Fußabdrucks. Wie bei der Reduktion von CO2 sind nicht nur Politik und Wirtschaft in der Verantwortung, sondern wir alle können durch unseren Konsum zur weltweiten Durchsetzung des Menschenrechts auf Wasser beitragen.

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Daher haben wir die interaktive Wasserampel entwickelt. Mit diesem im deutschsprachigen Raum einmaligen Tool kann man seinen eigenen Wasser-Fußabdruck anhand eines Warenkorbs abschätzen. Im Fokus steht dabei der indirekte Wasserverbrauch. Was bedeutet das: Im Schnitt nutzt jede/r BundesbürgerIn 128 Liter Was-

ser am Tag, z.B. fürs Waschen, Kochen oder Zähneputzen. Darüber hinaus gibt es noch eine erhebliche Menge an „verstecktem“ Wasser, das wir täglich verbrauchen – durchschnittlich 5.000 Liter pro Kopf! Dieses Wasser, auch virtuelles Wasser genannt, wird bei der Herstellung von Lebensmitteln, Kleidung, Elektrogeräten und anderen Produkten genutzt. So stecken in einem Kilogramm Rindfleisch beispielweise über 15.000 Liter Wasser, das unter anderem in den Anbau von Tierfutter fließt. Kaffee ist mit durchschnittlich 19.000 Litern pro Kilogramm ein ähnlich großer „Wasserfresser“. Dennoch ist sein Konsum weitestgehend unbedenklich, da er hauptsächlich in niederschlagreichen Gebieten angebaut wird. Kartoffeln aus Ägypten oder anderen


Kampagnen, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Trockenregionen hingegen haben mit 428 Litern pro Kilogramm eigentlich einen vergleichsweise niedrigen Wasserverbrauch. Die Wasserknappheit in ihren Anbaugebieten macht jedoch selbst das zum Problem. Entscheidend sind also die ökologischen und sozialen Bedingungen vor Ort. Daher gewichtet die Wasserampel die einzelnen Produkte nicht allein nach der Verbrauchsmenge, sondern auch nach potenziellen Auswirkungen auf den Wasserkreislauf in den Herkunftsgebieten. Faktoren wie nachhaltige Landwirtschaft, Verbrauch von Palmöl oder Verschmutzung durch Mikroplastik werden ebenfalls eingerechnet. Ist Ihr Wasser-Fußabdruck schon im grünen Bereich? Mit kleinen Veränderungen im Alltag können Sie ihn bereits drastisch reduzieren: Zentral ist der Dreiklang aus regionalem, saisonalem und pflanzlichem Konsum von Lebensmitteln. Wer Produkte zur Erntezeit und aus der Umgebung

kauft, entlastet Trockengebiete und verhindert beim Transport anfallende Klimagase. Pflanzliche Produkte verbrauchen im Schnitt deutlich weniger Wasser als tierische. Bei Kleidung und Elektrogeräten kann man Wasser einsparen, wenn man Second-Hand-Ware kauft und auf die Langlebigkeit der Produkte achtet.

Regionen täglich schwere Eimer nach Hause schleppen zu müssen. Das Wassermobil war 2017 an 23 Schulen im ganzen Bundesgebiet unterwegs. SchülerInnen erarbeiteten sich mit unserem Bildungsteam in Planspielen, Theaterstücken oder interaktiven Workshops, was „virtuelles Wasser“ oder „Wasserraub“ bedeuten.

WASSERMOBIL

NEWSLETTER

Zusätzlich zu unserem Online-Angebot auf Wasserraub.de erreicht unser Anliegen mit dem Wassermobil mehr Menschen denn je. Das Design des fahrenden Infostands sorgt für Aufmerksamkeit und illustriert die globalen Probleme des Wasserkreislaufs. Ob an Schulen oder auf Straßenfesten – Interessierte begreifen, dass alle Menschen sich diese Eine Welt teilen. Zum Inventar des Mobils gehört ein Einkaufskorb, der zeigt, wie viel Wasser in Produkten steckt. Auf der „Durststrecke“ erleben Kinder, wie es ist, in wasserarmen

Unser Newsletter informiert etwa alle sechs Wochen knapp 4.000 AbonnentInnen zu den Highlights unserer Arbeit im In- und Ausland. Was passiert gerade in unseren Projektländern? Was gibt es Neues beim Thema Wasser? Wo sind spannende Veranstaltungen? Mit unserem Fokus auf Wasser ist es uns gelungen, große Aufmerksamkeit zu erlangen, das zeigen ein knappes Dutzend Medienanfragen, Gastbeiträge, Vorträge. Und das Thema bleibt nicht nur aktuell, sondern wird leider immer dringlicher.

Mit wasserraub.de 90.000 Menschen erreicht

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Spendenwerbung

EIN GEMEINSAMES ZIEL Trotz Ungerechtigkeit, Gewalt und Umweltzerstörung, unser Ziel bleibt, die Welt gerechter und friedlicher zu machen. Auch 2017 konnten wir erneut erleben, dass viele Menschen unsere Vision teilen.

Weil wir wissen, dass unsere Spenderinnen und Spender unsere Werte teilen, liegt uns sehr daran, sie an unseren Erfolgen teilhaben zu lassen. Ein Spendenbrief ist immer ein Angebot, mehr zu erfahren und sich zu engagieren. Im vergangenen Jahr stellten wir in unseren Spendenbriefen Elaine Maane vor, eine inspirierende und mutige Südafrikanerin. Sie ist Projektkoordinatorin bei unserem Partner STEPS, einem innovativen Medienprojekt, das Demokratie und Teilhabe fördert. Neben den Erfolgen in der Projektarbeit motivieren uns die Unterstützung und der Zuspruch unserer Spender-

innen und Spender. So berichtete uns ein Spender, der seit über 50 Jahren die Arbeit des Weltfriedensdienst e.V. unterstützt, wie er als junger Mann von einer Hungersnot in Indien erfuhr. Er gab seinen Traum vom ersten eigenem Auto auf, um einem indischen Kleinbauern einen Traktor zu finanzieren. Doch seine Spende reichte, um eine ganze Lehrwerkstatt einzurichten: „Ich betrachtete es nicht als Opfer, sondern als Ausgleich eines ungleich verteilten Reichtums.“ Seither spendet er etwa 30 Prozent seines Einkommens an verschiedene gemeinnützige Organisationen – darunter der Weltfriedensdienst.

DANKESCHÖN! Ob Sie sporadisch oder regelmäßig, frei oder projektgebunden, privat oder als Teil einer Partnerschaftsgruppe spenden, ob Sie stiften oder zustiften – Sie sind ein unverzichtbarer Teil des Welt­ friedensdienst e.V. Für Ihr umfassendes Vertrauen in unsere Arbeit möchten wir uns, auch im Namen unserer Partner, aufs Herzlichste bedanken. Gemeinsam kommen wir Frieden und Gerechtigkeit weltweit näher. Schritt für Schritt.

Schritt für Schritt

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Spendenwerbung

Wir setzen alle uns anvertrauten Mittel sorgfältig, zielgerichtet und nachhaltig ein und achten darauf, dass unsere Arbeit nachweisbare Wirkung zeigt. • Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer attestiert uns jährlich die ordnungsgemäße Rechnungslegung. • Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kontrolliert alljährlich die Verwendung der Projektmittel. • Das Finanzamt überprüft regelmäßig, ob die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit weiter vorliegen. Was kommt bei den Betroffenen wirklich an? Diese Frage stellen sich – aus gutem Grund – fast alle Spenderinnen und Spender. Für die Finanzierung, Planung, Durchführung und Kontrolle der gemeinnützigen Aktivitäten ist eine gute Organisation und damit ein entsprechender Werbe- und Verwal-

tungsaufwand un­erlässlich. So kann sichergestellt werden, dass ein jeder Euro sinnvoll genutzt wird und Projekte langfristig erfolgreich sind. Beim Weltfriedensdienst e.V. liegt dieser Kostenanteil konstant unter 10 Prozent.

INITIATIVE TRANSPARENTE ZIVILGESELLSCHAFT

DZI-SIEGEL Der Weltfriedensdienst e.V. gehört seit 1991 zu den 230 der etwa 20.000 Spenden sammelnden Organisationen in Deutschland, die vom Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) Jahr für Jahr das Spendensiegel verliehen bekommen. Das DZI bestätigt uns damit einen sparsamen, transparenten und zweckgerichteten Umgang mit Spendengeldern.

Geprüft + Empfohlen!

TRANSPARENT UND SPARSAM

Der Weltfriedensdienst e.V. gehört von Anfang an zur 2010 auf Betreiben von Transparency International Deutschland e.V. gestarteten „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ (ITZ). Deren Selbstverpflichtung hat der Weltfriedensdienst e.V. unterzeichnet und veröffentlicht die zugehörigen Informationen auf seiner Website.

wfd.de/spendenformular

Zivilgesellschaft stärken

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FINANZBERICHT 2017 ZUR LAGE DES VEREINS

FINANZIERUNG DER FRIEDENSARBEIT

Der Finanzbericht 2017 gibt einen Überblick über die gesamte Geschäftstätigkeit des Weltfriedensdienst e.V. im In- und Ausland. Das Jahr wurde sehr positiv abgeschlossen mit einem Überschuss von 98.067,46 Euro. Dieses erfreuliche Ergebnis fließt in die Rücklagen und unterstützt dadurch die finanzielle Absicherung der Vorhaben des Weltfriedensdienst in der Zukunft.

Spenden stellen eine wichtige und geschätzte Einnahmequelle dar. Die erfreuliche Zunahme an Spenden, die wir maßgeblich einem mehr als großzügigen Einzelspender verdanken, signalisiert die Anerkennung der hohen Arbeitsqualität des Weltfriedensdienst e.V. und seiner Partnerorganisationen im globalen Süden. Im Jahr 2017 wurden Rückstellungen in Höhe von 25.138,27 Euro für spendenfinanzierte Projekte verwendet, neue Rückstellungen für Projekte wurden in Höhe von 66.593,10 Euro gebildet.

ERFOLGE UND HERAUSFORDERUNGEN Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist der wichtigste Geber öffentlicher Mittel für die Friedensarbeit des Vereins. Im Jahr 2017 fielen die Zuwendungen des BMZ entgegen der gemeinsamen Vorplanungen deutlich geringer aus. Wir konnten die Zusammenarbeit in allen Projekten dennoch fortführen; allerdings mussten unsere Partnerorganisationen dafür oft einer geringeren Finanzierung und der zeitlichen Verschiebung geplanter Maßnahmen zustimmen. Um solchen Herausforderungen zukünftig besser begegnen zu können, wurden aus dem Überschuss erstmalig freie Rücklagen gebildet. Zudem sorgen wir durch den Aufbau von Projektrücklagen kontinuierlich dafür, dass wir die Arbeit unserer Partnerorganisationen verlässlich unterstützen können.

VERWALTUNGSKOSTEN Der Werbe- und Verwaltungskostenanteil an den Gesamtausgaben 2017 beträgt niedrige 6,3%. Diese Kennzahl bestätigt den äußerst sparsamen Umgang der Geschäftsstelle mit ihren Haushaltsmitteln, der zu dem positiven Jahresergebnis beigetragen hat. Um vergleichbar mit anderen spendenwerbenden Organisationen zu bleiben, wurde 2017 die Zuordnung der Sachkosten zwischen der allgemeinen Verwaltung und der Projektarbeit geändert. Im Ergebnis verringerte sich der Anteil an Werbe- und Verwaltungskosten noch weiter.

Projektbezogene Ausgaben 2017 Afrika € 3.060.640,50

Frieden ermöglichen € 3.114.856,23

60,5%

61,5% 17,0%

Lateinamerika € 862.110,19 20,9%

15,4% 7,1%

Europa € 359.336,88 22

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Asien € 779.323,72

Überleben sichern € 1.056.030,01

17,6%

Fähigkeiten entfalten € 890.525,05


BILANZ PER 31. DEZEMBER 2017 Aktiva

2017 (€)

2016 (€)

Anlagevermögen Betriebs- und Geschäftsausstattung

12.206,90

18.019,04

0,00

1.600,00

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

227.368,34

296.428,03

Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten

1.919.791,31

1.421.078,77

2.159.366,55

1.737.125,84

Finanzanlagen Umlaufvermögen

Summe

Das Anlagevermögen erfasst die Ausstattung des Büros. Dem Umlaufvermögen werden die Guthaben bei Kreditinstituten, Kassenbestände sowie Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände zugerechnet.

Passiva

2017 (€)

2016 (€)

Rücklagen Betriebsmittelrücklagen

281.874,20

243.991,49

9.806,75

0,00

50.378,00

0,00

305.259,00

263.834,17

28.729,11

36.626,77

Verbindlichkeiten

1.483.319,49

1.192.673,41

Summe

2.159.366,55

1.737.125,84

Freie Rücklage Rücklage Projekte Rückstellungen Rückstellungen für Projekte Sonstige Rückstellungen

Der Jahresüberschuss 2017 von 98,1 Tsd € (s. Ausgaben) wurde den Rücklagen zugeführt. Er setzt sich zusammen aus 37,9 Tsd € Betriebsmittelrücklage, 9,8 Tsd € freie Rücklage und 50,4 Tsd € Rücklage Projekte. Rückstellungen für Projekte sind einzelnen Projekten zugeordnete, noch nicht in Anspruch genommene Mittel. Sonstige Rückstellungen beinhalten aus dem Jahr 2017 übertragene Resturlaube und Überstundenansprüche (19,6 Tsd €), Gebühren für die Jahresabschlussprüfung und das DZI-Spendensiegel. Die Verbindlichkeiten bilden vorwiegend die noch nicht verwendeten Mittel für die Finanzierung von Projekten ab.

VERGÜTUNGSSTRUKTUR Die Mitglieder des Vorstandes des Weltfriedensdienst e.V. sind ehrenamtlich tätig, sie erhalten keine Aufwandsentschädigung. Die Vergütung aller hauptamtlichen MitarbeiterInnen orientiert sich an den Entgeltgruppen 9 bis 11 des öffentlichen Dienstes (TVöD). Gleichwohl verzichten die Mitarbeitenden auf Zusatzleistungen wie das 13. Monatsgehalt. Da aufgrund der Größe und Struktur der Organisation auf die Höhe der Vergütung einzelner Leitungsmitglieder geschlossen werden kann, nennen wir hier nur die Summe der drei höchsten Brutto-Jahresgehälter. Sie betrug im Berichtsjahr 157.023 €.

BESTÄTIGUNGSVERMERK Wir haben dem in der gesetzlich vorgeschriebenen Form aufgestellten Jahresabschluss für 2017 (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Anhang) des Weltfriedensdienst e.V., Berlin, am 29. August 2018 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Specht Wirtschaftsprüfer

Lehmann Wirtschaftsprüfer Querbrief 3/2018

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EINNAHMEN 2017 Öffentliche Zuwendungen erhielt der Weltfriedensdienst zur Finanzierung der Auslandsprojekte und für die Bildungsarbeit im Inland vom BMZ. Zuwendungen anderer Organisationen sind im Jahr 2017 von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden und Brot für die Welt geflossen. Partnerleistungen sind Beiträge der Südpartner des Weltfriedensdienst, mit denen sich diese an den Kosten der Projekte beteiligen.

Spenden enthalten freie und zweckgebundene Zuwendungen von natürlichen wie juristischen Personen. Insgesamt stiegen diese um 121,4 Tsd €. Sie beinhalten Zuwendungen von Vereinen und Stiftungen in Höhe von 66,2 Tsd €. Mitgliedsbeiträge, regulär und regelmäßig, tragen gemäß Vereinsrecht zur Finanzierung der Vereinsarbeit bei. Im Jahr 2017 nahm der Weltfriedensdienst Bußgelder ein. Sonstige Einnahmen beinhalten vornehmlich Zuschüsse des Arbeitsamtes, Teilnahmebeiträge für Veranstaltungen, Zinsen und periodenfremde Erträge.

Einnahmen

2017 (€)

Öffentliche Zuwendungen

4.447.967,28

80,4

5.213.943,00

84,4

22.894,94

0,4

9.426,48

0,2

Partnerleistungen

193.462,86

3,5

183.045,67

3,0

Spenden

805.282,42

14,6

683.832,18

11,1

48.856,94

0,9

49.175,44

0,8

Zuwendungen anderer Organisationen

Mitgliedsbeiträge Bußgeld Sonstige Einnahmen Summe Inanspruchnahme Projektrückstellungen Summe

Öffentliche Zuwendungen

80,4%

2017 (%)

2016 (€)

2016 (%)

400,00

0,0

150,00

0,0

12.724,12

0,2

34.731,05

0,6

5.531.588,56

100,0

6.174.303,82

100,0

25.138,27

0,00

5.556.726,83

6.174.303,82

15,5%

Spenden, Mitgliedsbeiträge, Bußgeld 3,5% Partnerleistungen 0,4% Zuwendungen anderer Organisationen 0,2% Sonstige Einnahmen

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AUSGABEN 2017 Die Ermittlung und Darstellung der Ausgaben erfolgt nach den Standards des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). 2017 wurden die Sachkosten der Geschäfts­ stelle erstmalig auf die Bereiche Projektbegleitung, Kampagnen- und Bildungsarbeit, Verwaltung sowie Öffentlichkeits­ arbeit und Werbung aufgeteilt. Die Projektförderung beinhaltet die Mittel, die vollständig in die Projekte fließen. Im Rahmen der Projektbegleitung erfolgt die kontinuierliche Qualitäts- und Fortschrittskontrolle sowie Projektentwicklung.

Ausgaben

Personal

Kosten für die Bildungsarbeit des Vereins sind der satzungsgemäßen Kampagnen- und Bildungsarbeit zugeordnet. In der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sind Sach- und Personalausgaben enthalten, die der Mittelakquise und der Darstellung des Vereins dienen. Die Verwaltung weist die Personalkosten für Geschäftsführung, Finanz-, Personal- und Spendenverwaltung aus. In den Sachkosten sind Ausgaben für die Büroinfrastruktur, 6 Tsd € für die Wirtschaftsprüfung und 3,1 Tsd € für das DZI-Spendensiegel enthalten.

Sachkosten

Projektbezogene Ausgaben Projektförderung

2017 (€)

2017 (%)

2016 (€)

2016 (%)

5.061.411,29

93,7

5.575.930,08

91,9

4.436.497,50

4.436.497,50

82,1

5.150.122,18

84,9

Projektbegleitung

362.674,61

53.152,01

415.826,62

7,7

260.195,79

4,3

Satzungsgemäße Kampagnenund Bildungsarbeit

125.139,20

83.947,97

209.087,17

3,9

165.612,11

2,7

340.684,98

6,3

488.746,43

8,1

Werbe- und Verwaltungskosten Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Verwaltung

97. 107,75

32.101,72

129.209,47

2,4

138. 419,15

2,3

127.032,38

84.443,13

211.475,51

3,9

350.327,28

5,8

5.402.096,27

100,0

6.064.676,51

100,0

Summe Projektrückstellungen

66.593,10

62.549,00

Zuführung Rücklagen

98.067,46

47.078,31

5.566.756,83

6.174.303,82

Summe

Projektbezogene Ausgaben

93,7 %

6,3 %

Werbe- und Verwaltungskosten

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Geprüft + Empfohlen!

Postvertriebsstück Gebühr bezahlt A9649 F

Am Borsigturm 9 13507 Berlin weltfriedensdienst.de

UNSER SCHÖNSTER ERFOLG 2017 Julious Piti hat sein Leben der Heilung des Landes gewidmet. Als er in den 80er Jahren als junger Mann sein vom Bürgerkrieg verwüstetes Heimatland Mosambik verlassen musste, fand er Zuflucht im Chimanimani District im Nachbarland Simbabwe. Er wurde Kleinbauer. Schnell erkannte er: Seine neue Heimat hatte ein gewaltiges Problem. Durch zu intensive Bodenbearbeitung, traditionelle Brandrodung, Überweidung und die Auswirkungen des Klimawandels war der Grundwasserspiegel gesunken, die Quellen waren versiegt und Flüsse ausgetrocknet. Die Böden waren ausgelaugt, das Überleben wurde immer schwieriger. Julious wollte daran etwas ändern und tat sich mit den Nachbarinnen und Nachbarn zusammen. Sie besuchten einen Kurs für nachhaltige Landwirtschaft und setzten ihr neues Wissen dafür ein, das Land zu „heilen“ und das Wasser zurückzugewinnen. In drei Jahren harter Arbeit füllten sie die Erosionsrinnen am Berg mit Steinen und Erde, schütteten Wälle auf, hackten Löcher in den steinharten Boden und bepflanzten sie. Und schließlich wurde ihre Mühe belohnt: Gräser, Bäume und Sträucher wuchsen an und hielten zur Regenzeit das Wasser zurück. Die Quellen begannen wieder zu sprudeln! Um ihr Wissen mit den Menschen in Chimanimani zu teilen, gründete die Gruppe die Selbsthilfeinitiativen CELUCT und später TSURO, um Wasser und Leben in die Region zurück zu bringen.

WISSEN TEILEN Vor über zwanzig Jahren entstand dann ein Ausbildungszentrum für nachhaltige Landwirtschaft. Julious Piti und seine GefährtInnen suchten Unterstützung und fanden den Weltfriedensdienst. Die starke und wirkungsvolle Partner-

Nachhaltig gegen Dürre

schaft von CELUCT, TSURO und dem Weltfriedensdienst hat die Kleinbauernfamilien Chimanimanis befähigt, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und dabei genug zu erwirtschaften, um sich zu ernähren. Durch die Techniken des „Wasser-Erntens“, die Bepflanzung und Aufforstung von Terrassen auf den Bergen, sowie Maßnahmen gegen die Überweidung, stieg der Grundwasserpegel kontinuierlich wieder an und die KleinbäuerInnen hatten wieder ein Auskommen. Und nicht nur in Chimanimani: Mittlerweile kommen Menschen aus ganz Simbabwe und sogar aus den Nachbarländern, um zu lernen und sich von den zum neuen Leben erwachten grünen Hängen inspirieren zu lassen. Julious Piti wird mittlerweile als Experte nach Amerika und Europa eingeladen, um angesichts fortschreitenden Wassermangels sein Wissen darüber zu vermitteln, wie selbst wüstenähnliche Regionen wieder begrünt werden können. Das ist ein wunderbarer Erfolg des Weltfriedensdienst! Er hat Julious als Teil der Aktivistengruppe von Beginn an unterstützt und steht weiterhin an der Seite der Kleinbäuerinnen und -bauern von Chimanimani.

Spendenkonto Weltfriedensdienst e.V. Bank für Sozialwirtschaft | IBAN: DE06 1002 0500 0003 1475 05 wfd.de/spendenformular


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