Wendezeit
Winter 2018/19 – Nr. 1/19
Zeitschrift für ganzheitliches Leben und für ein neues Zeitalter mit mehr Geist und Seele
Gesundsein durch Bewusstsein Keine Geldsorgen mehr Die Sonnentempler Jahrhunderte im Salz begraben Bild: Norbert Anspach / pixelio.de
Inhalt Gesehen • Gelesen • Gehört
Uri’s Kolumne
Die Welt berühren: Erfahrungen, die man nicht vergisst
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Rettung historischer Orgelinstrumente
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Mediennutzung dominiert Freizeitverhalten Menschen den Verzehr von Insekten schmackhaft machen Künstliche Intelligenz: Wie verlässlich ist sie?
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Die Kontrolle verlieren
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Bücher / CDs A. Mark, Reichtumsblaupause
86-94
L. Weaver, Was soll ich eigentlich essen?
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S. Bromkamp, Wunsch meets Wunder!
Gesundheit Fitness im Alter kann das Leben verlängern Guter Ausblick für Vorsätze 2019 Passgenaue Knochenimplantate aus dem Drucker Übergewicht macht depressiv
D. Church, Geist über Materie 8 8/9 10 10/11
Mehr Suizide nach traumatischen Verletzungen
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Pflanzenproteine für Fleischfreunde
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Gesundsein durch Bewusstsein Gefahr aus der Wüste
13-16 16
W. Homolka, J. Fegert, Jo Frank, «Weil ich hier leben will...» 89/90 W.-D. Storl, Die Seele der Pflanzen
17-21
Bilanz des Lebens
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Spiritualität / Religion Die Sonnentempler
25-40
Parapsychologie Magie
A. Stadler, M. Albus, Was ist Glück? Nachher weiss man es 92/93 G. Maio, Werte für die Medizin
Blauzungenkrankheit (Bluetongue BT)
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in der nächsten Ausgabe (Nr. 2/19) Parapsychologie: Hypnotismus, Somnambulismus, Trance und Heilmagnetismus
• Psychologie:
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Hyänen erholen sich nur langsam von einer Epidemie
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Macht ohne Muskeln Elf Robbenarten sind der Ausrottung knapp entgangen
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Forscher finden soziale Kulturen bei Schimpansen
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Insektenwelt bemerken, bewundern und bewahren
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Umwelt Gibt es ein neues Baumsterben in Mitteleuropa?
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Wie wir mehr aus unseren Wäldern herausholen können
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Auch die letzte Wildnis der Welt könnte verschwinden
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Durchs Netz gefallen? Weniger Tagfalter auch in Schutzgebieten 72/73 Düngen führt zum Schmetterlingssterben
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Mehr Diversität als zuvor
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Die Spinnen und das Licht
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Mehr Bioplastik führt nicht zwingend zu mehr Klimaschutz
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Smogbekämpfung fördert Solarstrom Sounding Soil - der Boden tönt
78 79/80
Gefühlsbetonte Gedanken
• «Nur» Bindenwahrheiten: Du hast nichts zu verlieren – nur zu gewinnen!
• Themen aus Ökologie/Umwelt • Tierwelt Die Welt der Gerüche
• Buch- und CD/DVD-Vorstellungen • Gesehen – gelesen – gehört • … und viele weitere Themen
Archäologie Vegetarische Höhlenbären Jahrhunderte im Salz begraben
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Zu lesen
Neuer Stall ermöglicht innovative Forschung für tiergerechte Haltungssysteme 58 Fuchs, du hast die Stadt erobert
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D. Kremler, Cagliostros Geheimrezepte
Impfung gegen Ebergeruch ist tierfreundliche Alternative 56/57
Eichhörnchen - die Kobolde des Waldes
93
A.-M. Schultz, B. Seebauer, Magische Rauhnächte
Tierwelt 47-53
91
T. Diesbrock, Von Hunden und Menschen und der Suche nach dem Glück 92
41-46
Vom 6. Sinn der Tiere: Das Rätsel des Geschmackssinnes
90/91
K. Hanser, Kosmos und Körper
Psychologie Keine Geldsorgen mehr
88 88/89
81 82-84
Wendezeit 1/19
Anfang April online
Impressum
Gedankensplitter
Wendezeit Nr. 1/19 (Winter 2019) 31. Jg. - Gesamt-Nr. 175 Erscheint 4 x jährlich: Januar, April, Juli, Oktober
Liebe Leserin,
Herausgeber: Fatema Verlag GmbH
lieber Leser,
Wendezeit
Redaktion Parkstr.14, CH 3800 Matten/Interlaken Tel. +41(0)33 826 56 51, Fax 826 56 53 E–Mail: verlag@fatema.com Internet: http://fatema.com Leitung: Orith Y. Tempelman Regelmässige Beiträge von: Uri Geller (Kolumne), Heini Hofmann (Reportagen), Ernst Meckelburg (Grenzwissenschaften), Rudolf Passian (Para psychologie). In dieser Ausgabe sind ausserdem Texte folgender Autoren erschienen: Maurice Burton, Dr. Susanne Diederich, Saskia Donath, Christina Glaser, Melanie Hahn, Carolin Haller, Dr. Anne Hardy, Jörg Heeren, Susanne Hufe, Susann Huster, Dr. Beat Imhof, Florian Klebs, Monika Landgraf, Dr. Utz Lederbogen, Georg Mair, Nathalie Matter, Dr. Eva-Maria Natzer, Boris Nitzsche, Sabine Ranke-Heinemann, Peter Rüegg, Georg Schmid, Georg Otto Schmid, Johannes Seiler, Alexandra Stark, Katharina Vorwerk, James Walker, Julia Wandt, Britta Widmann, Anja Wirsing, Rita Ziegler Copyright: Fatema-Verlag GmbH. Alle Rech te vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Nament lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandtes Material wird kei ne Gewähr übernommen. Gerichtsstand: Inter laken.
Jahresende – Zeit für gute Vorsätze. Im kommenden Jahr will man – einmal mehr – alles besser machen. Die guten Vorsätze, die man fasst, sind leider überwiegend utopischer Natur. Wir alle haben unrealistische Vorsätze mindestens schon einmal gefasst und ausprobiert – und selbstverständlich nicht eingehalten. Viele meinen es aber ernst und wollen, beispielsweise aus ökologischer Sicht, bessere Menschen werden. Ab sofort, d.h. ab dem 1. Januar jedes neuen Jahres wollen sie statt ungesundem behandelten Wasser aus noch ungesunderen Plastikflaschen nur noch unser sauberes Leitungswasser trinken. Andere wollen weniger Fleisch und tierische Produkte essen und beim Einkaufen auf Plastikbeutel und sonstige Plastikgebinde verzichten. Wiederum andere wollen mit der Wegwerfmentalität Schluss machen, d.h. weniger Lebensmittel fortwerfen und keine X-te Jeanshose oder T-shirt kaufen, nur weil sie dank gütiger Hilfe von ausgebeuteten Arbeitern in fernen Ländern spottbillig sind... Was aber machen all diejenigen, die ohnehin schon Leitungswasser trinken, kein Fleisch essen, beim Einkaufen nur Mehrweg-Taschen oder selbstgenähte Säckchen verwenden und nie – aber wirklich nie – Lebensmittel fortwerfen, die noch essbar sind? Sie bleiben bei den guten alten, allgemein bekannten Vorsätzen: aufhören zu rauchen, mehr Sport zu treiben und
Anzeigenverwaltung: Fatema Verlag Tel. +41(0)33 826 56 59, Fax +41(0)33 826 56 53
vor allem endlich abzunehmen. Ich zähle mich zu dieser
Therapeuten–/Beraterliste: Grundeintrag CHF 12,–/€ 10,–/Jahr Erweit. Eintrag: CHF 24,–/€ 20,–/Jahr
tun werde. Aber auf ein viertes iPad werde ich verzichten
Der Eintrag in die online-Therapeutenliste wird jeweils automatisch um ein Jahr verlängert, falls er nicht mindestens sechs Wochen vor Ablauf schriftlich beim Verlag gekündigt wird. Bestätigung der Kündigung nur per Mail.
Kosten pro Ausgabe: CHF/€ 5.00 (Jahres-Abo: CHF/€ 20.00) Zahlstelle: PayPal: verlag@fatema.com oder: (Schweiz): Postkonto 20–584170–8, Fatema-Verlag GmbH, 3800 Matten Übrige Länder: IBAN: CH11 0900 0000 2058 4170 8 BIC: POFICHBEXXX
Kategorie, obwohl ich nie geraucht habe und es auch nie und meinen Tagesablauf mit etwas weniger Stress absolvieren. Aber es soll auch guten, gesunden Stress geben – davon bin ich fest überzeugt (muss ich mir zwar täglich in Erinnerung rufen), und diese Überzeugung wird auch dann noch andauern, wenn nach den Festtagen der ganz normale Stress wieder eingezogen sein und sämtliche guten Vorsätze über Bord geworfen haben haben wird. In diesem Sinne: träumen wir ruhig weiter, bis zum nächsten Jahresende. Dann werden wir wieder fleissig dabei sein, gute Vorsätze zu fassen, die dann garantiert Erfolg haben werden, und so weiter, und so fort..
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scheint hier sogar zu einer Transferleistung fähig. Denn nicht nur unsere Hände erkennen die Objekte wieder, sondern auch unsere Augen, selbst wenn diese die Objekte noch nie gesehen haben. Das haben die Regensburger Psychologen Fabian Hutmacher und Prof. Dr. Christof Kuhbandner in einer Studie herausgefunden, die nun in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurde. «Die allgemeine Auf fassung in der Forschung ist bisher ge wesen, dass von den Sinneseindrücken, die permanent auf uns einströmen, we nig dauerhaft gespeichert wird. Wir hatten aber den Verdacht, dass wir viel mehr speichern, als man bisher ge glaubt hat», erzählt Fabian Hutmacher.
Die Welt berühren: Erfahrungen, die man nicht so schnell vergisst Christina Glaser, Media Relations & Com munications Universität Regensburg Wetten, dass Sie ein Objekt, das Sie beim Durchstöbern eines Wühltisches berühren ohne es zu sehen auch nach einer Woche im Detail wiedererkennen, selbst wenn Sie es dieses Mal nur sehen und nicht erneut anfassen? Psychologen der Universität Regensburg zeigen in einer Studie, dass haptische Erfahrungen detailliert im Gedächtnis haften bleiben – und in visuelles Wissen «übersetzt» werden. Kaffeetasse, Schlüssel, Nagelfeile oder Krawatte – tagtäglich berühren wir eine Unzahl verschiedener Objekte. Meist achten wir nicht darauf, wie sie sich anfühlen, und doch scheinen diese haptischen Wahrnehmungen einen handfesten Eindruck bei uns zu hinterlassen. Denn wenn es sein muss, erinnern wir uns an sie – und zwar nicht nur direkt nach dem Betasten der Gegenstände sondern auch eine Woche später und vermutlich noch länger. Unser Gehirn
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Deshalb baten die Wissenschaftler die Versuchspersonen 168 verschiedene All tagsobjekte mit verbundenen Augen zu ertasten – und zwar alle 168 direkt nach einander. Für jeden Gegenstand hatten die Probanden zehn Sekunden Zeit. Die Hälfte der Gegenstände bekamen sie gleich anschliessend noch einmal in die Hand, erneut mit verbundenen Augen. Der Clou: Gleichzeitig bekamen sie ein zweites, sehr ähnliches Objekt derselben Kategorie in die Hand, also beispielsweise ausser der zuvor betasteten Kaffeetasse noch eine weitere, ihnen nicht bekannte Kaffeetasse. Trotzdem konnten die Versuchspersonen zu 94 Prozent richtig beurteilen, welche der beiden Kaffeetassen sie schon einmal in der Hand gehabt hatten. Bei dem gleichen Versuch mit der anderen Hälfte der Objekte eine Woche später lagen die Probanden immer noch zu 85 Prozent richtig. Und das, obwohl sie zwischendurch sicherlich viele Kaffeetassen, Gürtel oder Schuhe in der Hand gehabt haben müssen. «Um eine richtige Entscheidung treffen zu können, muss man nicht nur wissen, dass man ein Objekt schon ein mal in der Hand gehabt hat. Man muss auch wissen, dass man die Tasterfah rung in einem bestimmten Kontext, nämlich dem des Experiments, gemacht hat. Die Erinnerung scheint also eine episodische Komponente zu besitzen», meint Prof. Dr. Christof Kuhbandner. In einem zweiten Experiment wurden den Versuchspersonen wieder die Augen verbunden. Diesmal sollten sie sich aber vermeintlich nichts merken, sondern
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eine ästhetische Einschätzung abgeben. Nachdem sie die Gegenstände genau ab getastet hatten, sollten sie auf einer Ska la von eins bis sieben bewerten, wie an genehm oder unangenehm sich die Objekte anfühlten. Nach einer Woche wur den die Versuchspersonen dann aber ge beten, mit verbundenen Augen die Hälfte der Gegenstände und ihre Pendants erneut zu betasten und anzugeben, wel ches der beiden Exemplare sie schon einmal berührt hatten. Und obwohl sie sich die Gegenstände nicht bewusst ein geprägt hatten, lagen sie bei diesem hap tischen Test zu 79 Prozent richtig. Die Wissenschaftler trieben das Experiment aber noch weiter. Die andere Hälf te der Gegenstände durften die Versuchs personen dann sehen. So lagen z. B. zwei Krawatten (die betastete und ihr Pen dant), vor den Versuchspersonen auf dem Tisch. Diesmal durften die Versuchsper sonen die Objekte aber nicht mehr anfassen. «Sie durften die Krawatten nur anschauen und mussten dann visuell entscheiden, welchen von beiden Gegen ständen sie schon einmal in der Hand hatten – und das funktionierte auch sehr gut», erzählt Fabian Hutmacher. Hier la gen die Versuchspersonen mit 73 Prozent ihrer Angaben richtig. «Das ist wirk lich spannend», betont Prof. Kuhbandner, «denn eigentlich ist die Farbe für den visuellen Apparat das Hauptentschei dungsmerkmal. Und trotzdem kann man den richtigen Gegenstand mit erstaun licher Zuverlässigkeit wiedererkennen». Die Wissenschaftler möchten nun in der weiteren Forschung ergründen, warum der Mensch diese Fähigkeiten hat. Sie vermuten, dass über die so erhaltenen Informationen Verhalten gesteuert wer den könnte. So könnte auf einer impliziten, unbewussten Ebene Lernen stattfinden. u
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Bundesstiftung Umwelt und der Kloster kammer Hannover geförderte Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, Massnahmen zu entwickeln, um diesen dramatischen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Durch Korrosion aufgequollener Fuss einer Prospektpfeife in der Warnfried-Kirche in Osteel. Bild: Juling/Leibniz-IWT
Rettung historischer Orgelinstrumente: Massnahmen gegen Korrosion an Bleipfeifen Carolin Haller Wissenschaftskommunikation LeibnizInstitut für Werkstofforientierte Technologien Bremer Materialwissenschaftler und ArpSchnitger-Institut für Orgel und Orgelbau präsentieren Ergebnisse eines Projekts zur Verminderung von Bleikorrosion an Orgelpfeifen. Nach über zwei Jahren Projektlaufzeit präsentierten gestern Wissenschaftler der Bremer Materialprüfungsanstalt (MPA) am Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT und des ArpSchnitger-Instituts für Orgel und Orgelbau an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen die Ergebnisse aus dem Projekt «Massnahmen zur Verminderung von Bleikorrosion an Orgelpfeifen». Das Projekt unter Leitung von Dr.-Ing. Herbert Juling, Material- und Konservierungsforscher am Leibniz-IWT, beschäftigte sich mit den immer häufiger auftretenden Korrosionsschäden an his torischen Orgeln. Mehr als 50 Gäste aus Wissenschaft und Orgelbau nahmen an der Veranstaltung in der Kirchengemein de Grasberg teil. Das von der Deutschen
Die historischen Orgeln in Deutschland bilden ein unersetzbares Kulturgut. Sie sind nicht nur das Klanggedächtnis einer längst vergangen Zeit, sondern stel len ein unwiederbringliches Zeugnis äs thetischer und stilistischer Traditionen ih rer jeweiligen Entstehungszeit dar. Auch die Handwerkskunst verschiedener Epo chen spiegeln sie auf einzigartige Weise wider. Dieser kulturelle Schatz ist jedoch seit den vergangenen Jahrzehnten einer starken Bedrohung ausgesetzt: Korrosion zerstört die Jahrhunderte alten Bleipfeifen der Orgelinstrumente. Zwei Jahre haben Juling und seine Kooperationspartner Untersuchungen an insgesamt sechs betroffenen Kirchen in Belum, Marienhafe, Osteel, Freiburg/ Elbe, Celle und Rumbeck durchgeführt. Dabei standen insbesondere klimatische Messungen, Untersuchungen der Entwicklung von Bleikorrosion sowie des im Orgelbau und der Restauration verwendeten Holzes im Vordergrund. Unterstützt wurden die Wissenschaftler dabei von insgesamt vier Orgelbauern, die das Projekt mit ihren Erfahrungen aus der Praxis begleiteten. Für die Beurteilung der klimatischen Situation in den Kirchen führte Juling Messungen über den Zeitraum eines Jahres durch. «Es gibt Probleme mit der Luftfeuchtigkeit in den Kirchen», so Juling. «Man muss diese unterhalb eines gewissen Wertes halten, um Korrosion zu vermeiden oder zumindest den Verlauf zu verlangsamen.» Die während des Projekts erfassten Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit ergaben, dass ein entscheidender Faktor für das Klima die absolute Luftfeuchtigkeit ist. Denn die Kirchen sind heutzutage besser wärmeisoliert, werden aber zu selten gelüftet. Dadurch wird es im Inneren der Kirche zu feucht. Besonders während des Sommers überschreitet die absolute Feuchtigkeit einen für die Bleipfeifen kritischen Wert. Abhilfe können hier automatisierte Lüftsysteme schaffen, die die Lüftung anhand der absoluten Luftfeuchtigkeit steuern. Aber auch re-
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guläres Querlüften oder Dauerlüften bietet eine Verbesserung der Werte. Bereits im vorangestellten Pilotprojekt wurde die Essigsäure, die von in der Res tauration verwendeten Eichenhölzern ab gesondert wird, als zentrale Ursache für die Korrosion der Bleipfeifen betrachtet. Mit einem einfachen Testverfahren, dem Oddy-Test, konnte die Emission der Essigsäure einzelner Hölzer aufgezeigt wer den. Ein Test, der auch von den Orgelbauern relativ einfach eingesetzt werden kann. «Unser Ziel in diesem Projekt war es, Massnahmen zu entwickeln, die jeder Orgelbauer auch in seiner Werkstatt umsetzen kann», so Juling. Die Unter suchungen der Wissenschaftler ergaben zudem, dass durch eine Beschichtung der Hölzer mit Kalk, die austretende Säu re neutralisiert werden kann. In einem Laborexperiment baute Juling mit seinen Partnern Teile der Orgel nach, um Messung unter authentischen Bedingungen vorzunehmen. Sein Fazit: Richtig umgesetzt, kann die Essigsäureemission durch eine Beschichtung mit Kalk um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Ein weiterer Ansatz zum Schutz der Pfeifen bildet eine nachträgliche Passivierung des Bleis durch den Einsatz von Schwefelsäure. In früheren Zeiten war dies ein automatischer Prozess, da die Luft deutlich unreiner war und eine höhere Konzentration von Schwefeldioxid in der Luft vorhanden war. Schwefeldioxid reagiert mit Bleioxid zu Bleisulfat. Genau dieser Stoff bildet die Schutzschicht, die man heute noch auf alten Pfeifen findet. Es fand also eine natürliche Passivierung der Bleipfeifen statt. Hier können die Orgelbauer nun ansetzen und die Bleioberfläche mit Schwefelsäure behandeln, um dem Bleifrass entgegenzuwirken. «Unsere Un tersuchungen haben ergeben, dass sich die Korrosion weitestgehend verhindern lässt, wenn man frisches Blei mit Schwefelsäure behandelt», sagt Juling. Ein Bad in Schwefelsäure könnte zukünftig also ein Weg sein, um die Pfeifen immun gegen die Korrosion zu machen. Die Anwendung in der Praxis muss nun in den nächsten Jahren zeigen, welche Massnahmen im Orgelbau umgesetzt werden können und wo noch nachgebessert werden muss. u
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Gesehen • Gelesen • Gehört Mediennutzung dominiert Freizeitverhalten «Freizeit-Monitor 2018» zeigt: Immer weniger Zeit für Gartenarbeit, Heimwerken oder Sport (pte) Fernschauen oder Musik hören, Zeitung lesen, Internetsurfen oder Telefonieren – wenn es um die Freizeitgestaltung der Deutschen geht, steht die Mediennutzung ganz oben. Grund dafür ist die mediale Dominanz durch das omnipräsente Angebot, die Bequemlichkeit, aber auch die Angst vieler Bürger, etwas zu verpassen. Das geht aus dem «Freizeit-Monitor 2018» der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, für die über 3000 Bundesbürger befragt wurden.
Soziale Aktivitäten «nur» zweitrangig Die eigene Freizeit ist den Menschen weiterhin lieb und teuer – doch ist es auch die Zeit, in der man genau das ma chen kann, was man möchte? Immer weniger Bundesbürger verbringen ihre freie Zeit mit klassischen Freizeitaktivitäten wie Sport, Musizieren, Gartenarbeit, Heimwerken oder auch Ausflügen. Immer mehr Zeit (bei Jüngeren bis zu 100 Prozent) geht für den passiven Medienkonsum drauf. Nur noch drei soziale Aktivitäten (Zeit mit dem Partner verbringen, über wichtige Dinge reden und Kaffeetrinken) sowie vier regenerative Beschäftigungen (seinen Ge danken nachgehen, Ausschlafen, sich in Ruhe pflegen, Faulenzen) schaffen es ins Ranking der häufigsten Freizeitbeschäftigungen.
Ob Nachrichten, Unterhaltung oder soziale Kontakte – alles lässt sich heute jederzeit und von überall aus virtuell realisieren. Gerade Jüngere glauben, schnell raus zu sein, wenn sie nicht ständig online sind. So wird in allen Lebenslagen telefoniert, auf jede Nachricht möglichst gleich geantwortet und via Social Media kommentiert. Diese Rund-um-die-Uhr-Präsenz hat jedoch ihren Preis. Zunehmend mehr Bürger fühlen sich überfordert von der Medienflut und wünschen sich, öfters mal abzuschalten.
Zwischen den Geschlechtern zeigen sich Parallelen wie Unterschiede. Frauen wie Männer würden gerne häufiger spontan sein, mehr Ausflüge machen und öfter einfach einmal ausschlafen. Deutlich grösser ist der Wunsch bei Frauen, einen Einkaufsbummel zu unternehmen, tanzen zu gehen, Wellness- Angebote zu nutzen, zu handarbeiten oder ein Musical zu besuchen. Männer würden sich dagegen gerne öfter handwerklich betätigen, zum Stammtisch gehen, mit dem Auto oder Motorrad un-
Studie zeigt, wie man Menschen den Verzehr von Insekten schmackhaft machen kann
nika Wyss von der Universität Bern sowie Christian Bärtsch von der ESSENTO Food AG und Christina Schmidt von der Universität Köln nun in einer Studie herausgefunden.
Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit Hochschule Fresenius Insekten gelten als Nahrungsmittel der Zukunft. Sie sind nicht nur nahrhaft, sondern produzieren auch deutlich weniger CO2 als Kühe oder Schweine. Doch bei vielen Menschen dominiert der Ekel davor, Insekten zu verspeisen. Wie man sie dennoch davon überzeugen kann, sie zu essen, hat Prof. Dr. Fabian Christandl von der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, in Kooperation mit den Kollegen Ass. Prof. Sebastian Berger und An
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Nicht nur der Klimawandel, auch die wachsende Bevölkerung stellen die Gesellschaft weltweit vor grosse Herausforderungen: Wie werden Frauen, Kinder und Männer zukünftig satt, ohne das Klima mit der Nahrungsmittelproduktion weiter zu belasten? Denn 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen gehen auf ihr Konto – die Viehzucht leistet dabei einen grossen Beitrag. Eine gesunde und nachhaltige Alternative sind insektenbasierte Lebensmittel. Doch wie konservativ ist die Bevölke-
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Keine Zeit mehr für Freizeit. Bild: Haywiremedia
terwegs sein sowie häufiger Sex haben – was meist aber nicht klappt.
Freizeit-Stress statt Entspannung Der Freizeitalltag vieler Menschen gleicht daher einer Stress-Rallye. Sie springen von einer zur nächsten Aktivität, üben zahlreiche Betätigungen parallel aus und wollen überall dabei sein – aus lauter Angst, etwas zu verpassen. Sie nehmen sich in ihrer Freizeit oftmals zu viel vor und versuchen, jede freie Minute zu optimieren und zu nutzen. Dabei würden sie sich eigentlich lieber mit Freunden treffen, spontan ihren Bedürfnissen folgen oder einfach gern mal faul auf der Couch liegen, um den eigenen Gedanken nachgehen zu können. u
rung in ihren Ernährungsgewohnheiten? Wie kann das Vertrauen in alternative Ernährungskonzepte gesteigert wer den? Mit diesen Fragen hat sich die Forschungsgruppe in ihrem kooperativen Projekt beschäftigt. In ihrer Studie haben sie untersucht, welche Werbeund Verkaufsargumente Menschen dazu motivieren, Insekten zu verzehren. Insgesamt 180 Probanden haben an der Laborstudie teilgenommen, die an der Hochschule Fresenius am Kölner Campus durchgeführt wurde. Die Probanden erhielten zunächst einen von sechs eigens produzierten Werbeflyern eines Startups für Insekten als Lebensmittel. Dabei wurde einer Hälfte der Probanden ein Flyer mit Werbeslogans ausgehändigt, die die gesundheitsförderlichen und umweltfreundlichen Aspekte
von Insekten betonten. So wurden darin Slogans wie «Fleisch war noch nie so gesund» oder «Fleisch war noch nie so umweltfreundlich» verwendet. Die andere Hälfte der Probanden bekam dagegen Flyer vorgelegt, in denen Insekten als Luxusprodukte angepriesen und mit einem trendigen Lifestyle in Verbindung gebracht wurden. Anschliessend wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Mehlwurm-Schokopralinen angeboten. Das Ergebnis: 76,2 Prozent der Befragten, denen Insekten als Luxusprodukt präsentiert wurden, trau ten sich, die Schokopralinen mit Mehlwürmern zu essen. Wurde dagegen herausgestellt, dass der Konsum von Insekten gut für die Umwelt oder die Gesundheit ist, waren es mit 61,3 Prozent signifikant weniger. «Aus unseren Er gebnissen lässt sich ableiten, dass die Werbung Insekten eher als Genussmit tel anpreisen sollte. Mit dieser Strategie können sie tendenziell mehr Konsumen ten davon überzeugen, Insekten mit auf den Speiseplan zu nehmen», so Prof. Dr. Fabian Christandl. u
Künstliche Intelligenz: Wie verlässlich ist sie? Dr. Anne Hardy PR und Kommunikation, Goethe-Universität Frankfurt am Main Künstliche Intelligenz (KI) führt heutzu tage Aufgaben aus, die man einst nur Menschen zutraute. In vielen Bereichen unserer Gesellschaft ist intelligente Soft ware bereits angekommen: in autonomen Fahrzeugen, der medizinischen Diagnos tik, in Übersetzungsprogrammen, Gesprächs assistenten, Suchfunktionen und der Ro botik. Doch können wir der intelligenten Software vertrauen? Kriterien für ver lässliche KI-Systeme diskutiert der Informatiker Prof. Visvanathan Ramesh im For schungsmagazin «Forschung Frankfurt». Frankfurt. Auch wenn im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz immer wieder von einer Revolution gesprochen wird, handelt es sich um eine seit 60 Jahre andauernde Evolution. Diese erfolgte in drei Wellen: In der ersten entstanden Expertensysteme, für die man menschliches Expertenwissen in
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fest definierte Regeln übersetzte. Die Systeme waren jedoch relativ unflexibel, da sie mit Mehrdeutigkeit und Unsicherheiten der realen Welt nicht gut zurechtkamen. Das führte zur zweiten Welle der KI, in der statistische Methoden des maschinellen Lernens zum Ein satz kommen. Die KI-Systeme lernen mithilfe grosser Mengen von Trainingsdaten und werden durch Optimierungs algorithmen immer besser. Heute führen tiefe neuronale Netzwerke eine Vielzahl eng gefasster Aufgaben der KI aus. Der Erfolg der zweiten KI-Welle – und damit einhergehend der explosionsartige Umfang ihrer Anwendungen – ist in den letzten zehn Jahren insbesondere durch den Fortschritt bei der Rechenleistung, Trainingsalgorithmen und weltweit verfüg bare Computernetzwerke möglich geworden. Am wichtigsten ist jedoch nach wie vor eine stetig zunehmende Menge an gesammelten und gespeicherten Daten, die die Basis des Lernens bilden. Trotz aller Erfolge weist auch die zweite Welle der KI Unzulänglichkeiten auf. Denn wie und warum ein KI-System zu Ergebnissen kommt ist, kann oft nicht erklärt werden. Erst im September gelang es einer Gruppe kanadischer Forscher, ein intelligentes Sehsystem zu nar ren. Sie forderten es auf, die Gegenstän de in einem Wohnzimmer zu benennen. Das ging solange gut, bis das Bild eines Elefanten in der Szene auftauchte. Das brachte die Software so aus dem Konzept, dass sie den Stuhl als «Sofa» bezeichnete, den Elefanten als «Stuhl» und blind wurde für Gegenstände, die sie zu vor gesehen hatte. Dazu Prof. Ramesh: «Aus diesem Grund benötigen wir gründ liche Analysen solcher Systeme, damit wir deren Leistungsfähigkeit und Zuver lässigkeit laufend überprüfen können.» Dazu müsse man wissen, wie das System die äussere Welt repräsentiert und wodurch es gestört wird, zum Beispiel durch das Auftauchen unerwarteter Gegenstän de. Um die Ursache des Problems zu ver stehen und zu beheben, muss man es schliesslich mit der spezifischen Systemarchitektur in Beziehung setzen können.
in den Vordergrund. Gerade bei sicherheitsrelevanten Anwendungen, wie dem autonomen Fahren, ist es von enormer Bedeutung, genau verstehen und nachvollziehen zu können, warum ein Algo rithmus zu einer bestimmten Entscheidung gelangt ist. Das System muss seine eigene Verlässlichkeit selbst einschät zen können, um nötigenfalls auf eine sichere Alternative umsteigen zu können. Die zunehmenden Berührungspunkte zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz (z.B. in Assistenzsystemen, der MenschRoboter-Interaktion oder beim autonomen Fahren) erfordern zudem, dass das System mit dem Menschen kommunizieren und seine Annahmen, Motivation und Argumentation nahtlos begründen kann. Als Professor für Software Engineering mit dem Schwerpunkt «Biologisch inspi rierte Sehsysteme» hat Visvanathan Ra mesh von 2011 bis 2016 den «BernsteinFocus: Neurotechnology» an der GoetheUniversität und am Frankfurt Institute of Advanced Studies (FIAS) koordiniert. Ak tuell hat er das EU-Projekt AEROBI abgeschlossen, in dem er Systems-Enginee ring für intelligente Sehsysteme weiterentwickeln und in automatisierte Werkzeuge integriert hat. Seine Gruppe verfolgt einen systemorientierten Ansatz, der alle Aspekte der drei KI-Wellen vereint. Wie man sich das vorzustellen hat, erläutert Doktorand Tobias Weis: «In Fallstudien untersuchen wir beispielsweise Systeme zur Videoüberwachung, Brems licht-Transitions-Detektion bei autonomen Fahrzeugen, Systeme, die Defekten an Bauten wie Brücken klassifizieren und sogar fussballspielende Roboter. Wir tes ten, wie diese Systeme Aufgaben lösen, besonders in komplexen Situationen. Und schauen, ob wir Anomalien entdecken wie jene, die durch den Elefanten im Wohnzimmer ausgelöst wurde.» u
Als logische Konsequenz treten in der dritten Welle der KI, der «kontextuellen Adaption», die drei Eigenschaften Erklär barkeit, Argumentation und Abstraktion
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Gesundheit
Reitlo zufolge wurden 70.000 Übungsprotokolle aus dem ersten Jahr der Studie ausgewertet. «Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer es grossteils schaff ten, sich an die vorgegebene Trainings intensität zu halten. Das ist eine wichti ge Erkenntnis, da damit belegt ist, dass ältere Menschen keine ständige Beglei tung brauchen, um mit hoher Intensität zu trainieren.»
Fitness im Alter kann das Leben verlängern Neue Erhebungen von Wissenschaftlern der Norwegian University of Science and Technology (pte) - Sport und körperliche Aktivität sind gut für die Gesundheit. Das gilt vor allem auch für ältere Menschen, die bald weltweit einen immer grösseren Anteil an der Bevölkerung ausmachen werden, sagen Forscher der Norwegian University of Science and Technology (NTNU). Laut Forschungsleiterin Line Skarsem Reitlo reicht dieses Wissen allein aber nicht aus. Denn der Grossteil dieser Menschen sei noch immer nicht körperlich aktiv genug, um von diesen möglichen Vorteilen zu profitieren.
1500 Senioren untersucht In zwei der in «BMC Geriatrics» veröffentlichten Studien hat die Cardiac Ex ercise Research Group der NTNU jetzt jene Sportarten identifiziert, die ältere Menschen auswählen. Dann haben die Experten ermittelt, wer am ehesten aus dem Trainingsprogramm wieder ausscheidet. Reitlo zufolge können diese Ergebnisse einen wichtigen Beitrag dazu leisten, älteren Menschen einen aktiveren Lebensstil zu ermöglichen. Bei der «Generation 100» handelt es sich um eine Übungsstudie, die bereits seit fünf Jahren läuft. Mehr als 1500 Teilnehmer zwischen 70 und 77 Jahren wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Übungsgruppen oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die Personen in den beiden Übungsgruppen trainierten zwei Mal pro Woche entweder mit mittlerer oder hoher Intensität. Dabei waren sie meist auf sich gestellt.
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Die Teilnehmer wurden ersucht, Protokol le auszufüllen, die dokumentieren, wie lan ge sie trainierten, wie sehr sie sich dabei anstrengten, welche Aktivitäten unter nommen wurden und ob sie alleine oder zusammen mit anderen Menschen trainierten. Der veröffentlichte Artikel ent hält die Daten der Protokolle von 618 Teil nehmern in den beiden Übungsgruppen.
Gehen am beliebtesten Spazierengehen war bei beiden Übungs gruppen die beliebteste Art der körperlichen Aktivität. Bei der weniger hart trai nierenden Gruppe entfiel mehr als die Hälfte des Trainings auf diesen Bereich. Gehen war auch bei der intensiv trainierenden Gruppe am beliebtesten. Hier wurden jedoch mehr andere Aktivitäten wie Radfahren oder Joggen in das Training integriert, so Reitlo. Alle Teilnehmer bevorzugten im Sommer, aber auch im Winter Sport im Freien. Insgesamt wurden fast zwei Drittel der Trainingseinheiten im Freien in der eigenen Nachbarschaft absolviert. «Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass es wichtig ist, gute Sportangebote für älte re Menschen genau in diesem Bereich zu schaffen», unterstreit der norwegische Wissenschaftler.
Geschlechterunterschiede Viele Senioren finden unterschiedliche sportliche Aktivitäten für sich passend und interessant. Dabei gibt es laut den Forschern auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. «Daher sollten auch verschiedene Arten von Aktivitäten an geboten werden, damit die Bedürfnisse von so vielen Menschen wie nur mög lich erfüllt werden.» Einer der Unterschiede zwischen Seniorinnen und Senioren war die Intensität
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des Trainings. Männer neigten dazu, in tensiver Sport zu betreiben. Bei einem höheren Anteil der Teilnehmer waren Jog gen, Radfahren und Langlauf Teil des Trainings. Frauen wählten eher Tanz und Spazierengehen. Es zeigte sich, dass ältere Frauen häufiger als ältere Männer mit anderen sportlich aktiv waren. «Frau en trainierten bei fast 60 Prozent der Ein heiten mit anderen. Bei Männern lag die ser Wert nur bei 40 Prozent», sagt Reitlo.
Aussteigen als Herausforderung Der zweite Artikel untersuchte, was die Teilnehmer unterschied, die aus dem Programm ausschieden. Insgesamt beendeten nur 15 Prozent der mehr als 1500 Teilnehmer das Programm in den ersten drei Jahren. Dieser Prozentsatz ist deutlich niedriger als bei den meisten vergleichbaren Studien. «Das Aus steigen ist eine Herausforderung. Aber bereits zu Beginn kann herausgefunden werden, wer am ehesten dazu neigt, nicht weiterzumachen. Diese Personen können in der Folge intensiver und et was mehr motiviert werden.» Senioren mit Gedächtnisverlust und ge ringerer Bildung beendeten das Programm eher vorzeitig. Entscheidend war auch die Fitness zu Beginn. «Personen, die körper lich weniger als 30 Minuten pro Tag ak tiv waren, beendeten das Programm fast doppelt so wahrscheinlich innerhalb von drei Jahren. Eine geringe Griffstärke und eine schlechte körperliche Fitness waren andere Faktoren, die dazu führten, dass die Teilnehmer nicht weitermachten.» u
Guter Ausblick für Vorsätze 2019: Studie zeigt, wie unser Gehirn uns vor Fehlern bewahrt Katharina Vorwerk, Presse- und Öffent lichkeitsarbeit Otto-von-Guericke-Uni versität Magdeburg Studie weist Anpassungsreaktionen unse res Gehirns in Echtzeit nach Unser Gehirn reagiert auf Fehler, indem es die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung drosselt und die Aufmerksamkeit reguliert. Während da
Gesundheit
durch unsere Leistungsfähigkeit reduziert wird, schafft es das Gehirn, uns vor vorschnellen Reaktionen und einer Wiederholung der Fehler zu schützen. Wie diese Anpassungsprozesse in Echtzeit im Gehirn ablaufen, fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in einer Studie heraus, die sie gemeinsam mit Kollegen der Freien Universität Berlin durchführten. In der im renommierten Fachjournal Nature Communications veröffentlichten Untersuchung werteten die Teams der Psychologen Dr. rer. nat. Roland Nigbur der Fakultät für Naturwissenschaften der Uni Magdeburg und Dr. Adrian Fischer von der FU Berlin Hirnströme von 863 Versuchspersonen aus, während diese wiederholt Fehler begin-
gen. Dazu bearbeiteten die Versuchspersonen eine Reaktionszeitaufgabe am Computer, bei der sie wiederholt die falsche Taste drückten, so wie man sich im Alltag gelegentlich vertippt. Die Wissenschaftler fanden spezifische Signale, die Fehleranpassungen unseres Gehirns widerspiegelten. Das Verhalten der Teilnehmer wurde anschliessend mit einem Computermodell simuliert, das wiederum Anpassungen nach den gemachten Fehlern vorhersagte. «Es ist bekannt, dass Menschen, nachdem sie einen Fehler gemacht haben, langsamer reagieren. Diese Verhaltensanpassungen nach einem Handlungsfehler sind essentiell für das menschliche Überleben», so Dr. Roland Nigbur. «Allerdings herrscht bislang überwiegend Unklarheit, ob sich diese Verlangsamung nicht auch unter Umständen negativ auf das nachfol-
gende Verhalten auswirken könnte. Wir konnten nun nachweisen, dass eine veränderte Wahrnehmung sich positiv auf unser Verhalten auswirkt.» Es handele sich bei dieser Studie um einen wichtigen Beitrag zur Klärung der Frage, wie sich das menschliche Gehirn nach einem Fehler verhält und wie zukünftige Fehler vermieden werden sollen, so Dr. Adrian Fischer. «Die einfache Vorstellung, dass bestimmte Bereiche für eine bestimmte Funktion verantwortlich sind, ist überholt. Wir können heute davon ausgehen, dass das komplexe Zusammenspiel verschiedens ter Nervenzellen in ungeheurer Geschwindigkeit die Basis für die Entdeckung von und Anpassungen an Fehler verantwortlich ist.» u
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Gesundheit Passgenaue Knochenimplantate aus dem Drucker Britta Widmann Kommunikation Fraunhofer-Gesellschaft Tumorerkrankungen, Infektionen oder schwere Frakturen können die operative Entfernung von Knochen und den Einsatz von Implantaten notwendig ma chen. Fraunhofer-Forscher haben jetzt in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Knochenimplantate aus einem speziellen Kunststoff mittels 3D-Druck äusserst passgenau, stabil und variabel herstellen lassen. Der Clou: Während des Druckprozesses werden die einzelnen Schichten mit einem kalten Plasmastrahl behandelt, um das Anwachsen von knochenbildenden Zellen an der Oberfläche zu unterstützen. Während herkömmliche Oberflächenbehandlungen mit Niederdruck- oder Atmosphärendruckverfahren kaum in die Tiefe von Knochenimplantaten vordringen, ermöglicht das neue Verfahren eine zellwachstumsfördernde Beschichtung auch im Innern der Implantate. Dafür nutzt das Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST einen sogenannten Plasma-Jet. Das Gerät bläst einen kalten Plasmastrahl, der reaktive Aminogruppen enthält, direkt auf die gedruckte Schicht. Die Aminogruppen binden an der Oberfläche und sorgen dafür, dass sich Knochenzellen hier wohl fühlen und gerne anhaften. Das Besondere: 3D-Druck und Beschichtung gehen Hand in Hand und werden in einem Gerät kombiniert. Weil für die Beschichtung keine chemische Vorbehandlung mit Lösungsmitteln notwendig ist, ist sie nicht nur kostengünstig, sondern auch umweltfreundlich. Die Gerüststruktur des Implantats, das aus einem speziellen Copolymer gefertigt ist, ist dem natürlichen Knochen nachempfunden. Das 3D-Druckverfahren ermöglicht eine sehr individuelle, passgenaue Formgebung und Stabilität. «Unser Ziel ist, dass die Knochen zellen in die künstliche Struktur mög lichst schnell hineinwachsen und das
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Implantat schliesslich überflüssig ma chen. Es wird nach und nach durch kör pereigene Enzyme abgebaut», erklärt Dr. Jochen Borris, Geschäftsfeldleiter Life Science und Umwelt am Fraunhofer IST.
Variabel durch raffinierte Füllstoffe Die mechanische Stabilität des Implantats lässt sich nicht nur über die Dichte der gedruckten Gerüststruktur steuern, sondern auch über spezielle Füllstoffe, die dem Copolymer beigemischt werden. Je höher die Füllstoffkonzentration, desto fester. «Diese Entwicklung unse rer Projektpartner von der Universität Maastricht ermöglicht es, die Stabilität innerhalb des Implantats individuell zu variieren. Wie der natürliche Knochen, so kann auch das Implantat unter schiedlich feste Bereiche haben», sagt Dr. Thomas Neubert, der das EU- Projekt am Fraunhofer IST leitet. Die Füllstoffe können zudem mit medizinischen Wirkstoffen wie Antibiotika versehen werden, die helfen, Infektionen zu verhindern. Die bisherigen Entwicklungsschritte konnte das Projektteam erfolgreich abschliessen, nun soll das Verfahren modifiziert und zur Anwendungsreife gebracht werden. Bisher befindet sich der Versuchsaufbau noch im Labormassstab. «Zurzeit arbeiten wir daran, den Prozess einfacher und stabiler zu gestalten. Um die Entwicklung weiterzuführen und kli nische Studien durchführen zu können, sind wir auf der Suche nach Partnern aus der Industrie», so Borris. Das innovative Verfahren bietet viel Potential, um Knochenimplantate sehr genau an individuelle Erfordernisse der Patienten anzupassen. «Form, Porosität, me chanische Stabilität und biomechani sche Eigenschaften können wir mit un serem Verfahren hervorragend steuern und innerhalb der Implantate variieren. Wir können also unterschiedlich feste oder poröse Bereiche herstellen, die sich zusätzlich mit verschiedenen funktio nellen Gruppen beschichten lassen.» In Zukunft könnten Ärzte ihre Patienten vermessen, individuelle Anforderungen formulieren und die Daten an Medical Print-Shops senden, wo die passgenauen Implantate dann gedruckt würden. u
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Waage: Seele leidet unter Übergewicht (Foto: pixelio.de, cameraobscura)
Übergewicht macht depressiv Psychologische Auswirkungen der Fettleibigkeit laut gross angelegter Untersuchung entscheidend (pte) Übergewicht ist die Ursache für Depressionen. Das hat eine gross angelegte Genomanalyse von Forschern der University of Exeter zusammen mit Kollegen der University of South Australia ergeben. Das gilt laut den Experten auch dann, wenn keine anderen gesundheitlichen Probleme bestehen. Ver antwortlich für die Depressionen sind die psychologischen Auswirkungen des Übergewichts und nicht die damit einhergehenden körperlichen Erkrankungen.
338’000 Datensätze analysiert Es ist bereits seit langem bekannt, dass Depressionen bei fettleibigen Menschen weitverbreitet sind. Die im «International Journal of Epidemiology» veröffent lichten Ergebnisse kommen jedoch erst mals zu dem Schluss, dass ein höherer BMI selbst Depressionen hervorrufen kann. Die Forscher analysierten Daten der UK Biobank von mehr als 48’000 Per sonen mit Depressionen und verglichen sie mit über 290’000 Kontrollen aus der Kohorte von Menschen, die zwischen 1938 und 1971 geboren waren. Diese ausgewerteten Infos stammen von Personen, die ihre medizinischen und genetischen Daten für diese riesige Gesundheitsdatenbank zur Verfügung gestellt haben. Die Forscher analysierten die Daten zu Krankenhausaufenthalten und die eigenen Angaben der
Gesundheit
Teilnehmer, um festzustellen, ob eine Depression vorlag. Mittels eines genetischen Forschungsansatzes wurde untersucht, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen den beiden Krankheiten gibt. Das Team trennte dabei die psychologische Komponente der Fettleibigkeit von den durch das Übergewicht verursachten gesundheitlichen Problemen. Dafür wurden Gene benutzt, die mit einem höheren BMI aber mit einem niedrigeren Risiko von Krankheiten wie Diabetes in Zusammenhang standen. Diese Gene korrelierten in einem genauso starken Zusammenhang mit Depression wie jene Gene, die in Verbindung mit einem höheren BMI und Diabetes standen. Damit liegt laut den Forschern nahe, dass ein höherer BMI Depressionen mit und ohne damit einhergehende Gesundheitsprobleme verursachen kann. Diese Auswirkungen waren bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.
Belastung für Gesundheitssystem Laut Jess Tyrrell von der University of Exeter Medical School handelt es sich bei Fettleibigkeit und Depressionen um weltweite Gesundheitsprobleme, die grosse Auswirkungen auf das Leben von Menschen haben und eine grosse Belastung für das Gesundheitssystem darstellen. «Wir haben seit langem ge wusst, dass es einen Zusammenhang gibt. Es war jedoch unklar, ob die Fett leibigkeit die Depression verursacht oder umgekehrt und auch, ob das Über gewicht selbst oder die damit in Verbin dung stehenden Krankheiten eine De pression verursachen.»
Autounfall: Auch die Seele leidet stark darunter (Foto: pixelio.de/Erich Kasten)
Mehr Suizide nach traumatischen Verletzungen In Kanada sind laut aktueller Studie vor allem Männer aus ländlichen Gegenden davon betroffen. (pte) Menschen, die schwere Verletzun gen durch Autounfälle oder Stürze erlitten haben, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen, verfügen über ein deutlich erhöhtes Risiko, wegen psychischer Probleme erneut ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Zusätzlich besteht bei dieser Personengruppe auch ein gestiegenes Suizidrisiko, wie Forscher der Queen‘s University ermittelt haben.
Daten von 19‘000 Patienten Laut den Forschern sind die psychologischen Auswirkungen der Fettleibigkeit wahrscheinlich die Auslöser der Depressionen. Diese Erkenntnis sei wichtig, da damit ein neuer Ansatz für die Behandlung von Depressionen zur Verfügung stehe, die ihrerseits die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil viel schwerer mache. Die Wissenschaftler überprüften ihre Forschungsergebnisse anhand einer zweiten gross angelegten Kohorte des Psychiatric Genomics Consortium und kamen dabei zum gleichen Schluss. u
Ein schweres Trauma steht laut Forschungsleiter Christopher Evans mit einer um 40 Prozent höheren Rate von Krankenhausaufenthalten aufgrund einer oder mehrer Diagnosen im Bereich der psychischen Gesundheit in Zusammenhang. «Zu den häufigsten Diagno sen gehörten Alkoholmissbrauch, Dro genmissbrauch und schwere depressi ve Erkrankungen.» Bisher gibt es nur wenige Forschungsergebnisse, die einen Zusammenhang
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zwischen schweren Verletzungen und späteren psychischen Problemen herstellen. Für die aktuelle Studie wurden die Daten von mehr als 19’000 Patienten in Ontario ausgewertet. Der Grossteil der Studienteilnehmer war mit 70,7 Prozent männlich, lebte mit 82,6 Prozent in städtischen Gebieten und hatte mit 89 Prozent Verletzungen durch einen Unfall erlitten.
Deutlich mehr Suizidvorfälle Das männliche Geschlecht, ein niedriger sozioökonomischer Status, das Leben in ländlichen Gebieten, Unfälle und die darauf folgenden Operationen standen mit mehr Krankenhausaufenthalten aufgrund psychischer Erkrankungen in Zusammenhang. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren konnte nach einem Unfall der grösste Anstieg für eine oder mehrere psychische Erkrankungen festgestellt werden. Auch Suizide sind bei Personen, die eine schwere Verletzung überlebt haben, häufiger. 70 Selbsttötungen entfielen auf 100’0000 Patienten. Zum Vergleich: In der allgemeinen Bevölkerung liegt dieser Wert bei 11,5 Suiziden. Die Studienautoren fordern in den in «CMAJ» veröffentlichten Ergebnissen eine entsprechende psychologische Unterstützung der Betroffenen. u
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Gesundheit Pflanzenproteine für Fleischfreunde Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation, – Karlsruher Institut für Technologie In Mensa, Kantine und Supermarktregal gehören pflanzliche Ersatzprodukte für Hähnchenschnitzel und Rindersteaks mittlerweile zum gängigen Angebot. Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nehmen gemeinsam mit Kollegen der TU Berlin die Herstellung dieser Produkte in den Blick. Ihr Ziel: Den proteinreichen Lebensmitteln, etwa auf der Grundlage von Sojabohnen oder Erbsen, eine möglichst fleischähnliche Textur zu verleihen. Aus gesundheitlichen, ethischen oder ökologischen Gründen entscheiden sich viele Menschen dazu, ihren Fleischkon sum zu reduzieren. Aber nicht alle, die ihren Eiweissbedarf ganz oder teilweise mit pflanzlichen Ersatzprodukten decken, möchten auch auf den für Fleisch typischen Eindruck beim Kauen verzich ten. «Dieses Mundgefühl beruht vor al lem auf der faserähnlichen Textur von Fleisch», erklärt Dr. Azad Emin vom KIT. Der Verfahrenstechniker leitet die Nach wuchsgruppe «Extrusion von Biopolyme ren» im Institutsteil Lebensmittelverfah renstechnik (LVT) des Instituts für Biound Lebensmitteltechnik des KIT. Die Lebensmittelindustrie nutzt die Extrusion – eine Technik, bei der eine Mas se durch eine Düse gepresst wird – schon seit langem, um zum Beispiel Erdnussflips oder Frühstückscerealien herzustel len. Das Verfahren eignet sich auch für
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die Produktion von fleischanalogen Pro dukten aus pflanzlichen Proteinen: In der Nassextrusion wird die mit Wasser versetzte teigartige Rohstoffmasse mittels zwei er rotierender Schneckenwellen durch ein Gehäuse befördert, erhitzt und am En de durch eine gekühlte Düse gepresst. Damit vegetarische Burger-Patties oder vegane Schnitzel den Fleischprodukten aber nicht nur in Aussehen, Geruch und Geschmack, sondern auch in der Textur zum Verwechseln ähnlich sind, wollen die Forscherinnen und Forscher am LVT dazu beitragen, die Struktur von Produkten aus Pflanzenproteinen noch genauer an die von Tierfleisch anzuglei chen. Um mehr über die Wechselwirkungen zwischen Druck, Temperatur, Strömung, Scherkräften und Rohstoffeigenschaften zu erfahren, untersuchen sie die Bedingungen in der Produktions anlage – auch «Extruder» genannt – sehr genau. Denn bislang war nur wenig darüber bekannt, wie der Prozess im Detail funktioniert. «Wir haben einen Ansatz und eine Me thode entwickelt, die es ermöglichen, den Prozess mit Fokus auf Strukturver änderungen zu untersuchen und zu kon trollieren», sagt Emin. Bisher habe sich die Produktentwicklung nur zeitaufwen dig und kostspielig empirisch, also durch Versuch und Irrtum, vorantreiben lassen. Strömungssimulationen und Strö mungsmessungen innerhalb des Extruders sowie Einblicke in das Zusammenspiel von Fliesseigenschaften und thermomechanischen Beanspruchungen ge ben Aufschluss über den Verfahrensprozess und die dadurch hervorgerufenen strukturellen Veränderungen der pflanzlichen Proteine.
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Der Fleischtextur auf der Spur: Die Mikrocomputertomographie (µCT) macht die Produktstruktur sichtbar. Abb.: Patrick Wittek, KIT
Die Untersuchungen der Karlsruher Wis senschaftler sind Teil des Forschungsprojekts «Texturierungsmechanismen bei der Nassextrusion von Soja- und Erbsenprotein» der Industriellen Gemeinschaftsforschung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen. Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie förderte das Projekt seit 2015 für die Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt 690’000, das KIT erhielt davon rund 250’000 Euro. Weitere Projektbeteiligte waren die TU Berlin und das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik in Quakenbrück. «In unserer weiteren Forschung wollen wir die Struktur und das Mundgefühl unter anderem durch Hinzufügen von Lipiden und vorstrukturierten Protein komponenten fleischähnlicher gestal ten», sagt Azad Emin und betont, dass nicht zuletzt angesichts der wachsenden Weltbevölkerung die Versorgung mit pflanzlichem Protein immer wichtiger werde. u
Gesundsein durch Bewusstsein Von Tiefe und Reichweite der Gesundheitsentfaltung Gesundheit gehört für die meisten Menschen zu den höchsten Gütern, wie das Hoffnungsbarometer 2018 der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung zutage förderte.1 Ebenso sehen sich die Menschen selbst als grösste Hoffnungsträger – die Wendung, jeder sei seines Glücks Schmied, scheint sich auch in Bezug auf die Gesundheit zu bestätigen. Daraus lässt sich schliessen, dass das Thema in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Dennoch sehen die wenigsten Leute, dass die Entfaltung der eigenen Gesundheit tiefere Wurzeln und grössere Tragweite hat als gesundheitsbewusstes Verhalten im Alltag. An diesen Punkten greift das Projekt Valeursanté an.
Valeursanté. Die Institution für Gesundheitsentfaltung in der Schweiz. Valeursanté ist ein gemeinnütziges, von Bruno Riek ins Leben gerufene und geleitete Projekt. Es sieht sich als die Institution für Gesundheitsentfaltung im Schweizer Gesundheitswesen. Die Gesundheitsentfaltung stärkt den Menschen, richtet sein Denken und Handeln, also sein Bewusstsein, auf das Positive aus, statt nur auf das Vermeiden von Risiken. In diesem Sinne ergänzt Valeursanté das bestehende Gesundheitssystem, das in der Regel auf Krankheitsbekämpfung fokussiert ist. Weitere Informationen finden Sie unter www.valeursante.life.
Gesundheitsentfaltung geht tiefer und reicht weiter als Verhaltensempfehlungen Das Projekt Valeursanté schürft einerseits tiefer, als es die oft genannten und oben angesprochenen Verhaltensemp-
fehlungen tun. Es nimmt das Innerste, das Bewusstsein, in den Blick, das wir im Wortsinn verstehen: bewusstes Sein
oder das Erkennen und Wahrhaben dessen, was ist und sich in und um uns abspielt, bildet den Anfang jeder Ge-
Valeursanté respektive Gesundheitsentfaltung orientieren sich an Werten wie Glück, Gesundheit, Integrität, Lebensfreude sowie Selbstverantwortung.
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sundheitsentfaltung. Dieses Gewahrsein führt uns vor Augen, welche Probleme uns konfrontieren, und es lässt uns erkennen, wie Lösungen aussehen könnten. So erhellt uns das Bewusstsein die Richtung, in die wir unser Leben steuern sollten. Wollen wir mit unserem ganzen Wesen gesund sein, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, geistig, sozial, ökologisch und spirituell?
Umfeld aus, wovon andere Menschen – wohl auch Tiere und Pflanzen – beseelt werden. Ebenso pflegen wir soziale Beziehungen zu unseren Nachbarn und unterstützen uns gegenseitig. Gesundheitsentfaltung spielt insofern in so gut wie allen Bereichen unseres Lebens und unseres Gemeinwesens eine Rolle. Sie erfasst uns voll und ganz, wenn wir uns darauf einlassen.
Andererseits reichen Valeursanté respektive Gesundheitsentfaltung weit über die häufig erteilten und gehörten Ratschläge – beispielsweise zu Fitness oder der Ernährung – hinaus. Sie greifen am individuellen Bewusstsein und Verhalten an. Diese setzen wir auch mit Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und unseren Nächsten in Beziehung. Denn wir sehen Zusammenhänge: Etwa kann staatliches Handeln das persönliche Bewusstsein sowie die Selbstverantwortung für Gesundheitsentfaltung fördern – aber auch verdrängen. Oder wir strahlen mit einer positiven Lebenseinstellung Freude und Glück in unser
Wie genau entfalten wir unsere Gesundheit? Einige Beispiele zur Inspiration
warum. Erkennst Du einen Zusammenhang mit unbewussten Bedürfnissen und Wünschen? • Entdecke Dein Unterbewusstes, indem Du Dich mit ihm über Träume, Rückführungen, Hypnosen etc. verbindest. Werde auch auf die Schatten Deiner selbst aufmerksam, selbst wenn dies schmerzhaft sein mag. • Überwinde allfällige Traumata und stel le Dich Deinen Emotionen, insbesondere auch den unangenehmen oder Angst machenden!
Was im Bewusstsein anfängt und bis in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft hineinreicht, findet seinen konkreten Ausdruck im Denken und Verhalten des Einzelnen. Die folgende Liste ist weder Programm noch abschliessend; sie soll aber zu einem gesundheitsentfaltenden Lebensstil inspirieren. • Überprüfe, welche Meinungen, Ver haltensweisen, Länder, Kulturen Du magst beziehungsweise ablehnst und
• Wenn Du Macht hast und für Fremdes verantwortlich best, wertest Du dann Deine eigenen Interessen ebenbürtig mit denen der anderen Menschen? • Falls Du mit anderen Personen unversöhnt bist, kläre die Hintergründe dessen! Suche Versöhnung, bevor das diesseitige Leben endet? Was erregt Deinen Zorn oder Deine Kritik, und was nützt diese?
Zur Gesundheitsentfaltung gehört, Schwächen und Probleme zwar wahrzunehmen und anzugehen, in erster Linie aber in Chancen und Lösungen zu denken und handeln.
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Gesundheit
• Bist Du integer oder nur «ehrlich», wie das heute so üblich ist? Zur Veranschaulichung: Soll ein Politiker seine Überzeugung kundtun oder eine Meinung, die ihm die Wahlchancen ver bessert? Soll ein Advokat zu Gunsten seines Klienten argumentieren oder seine Sicht zur Gerechtigkeit äussern, falls ein Unterschied besteht? Soll ein Mitarbeiter auf (ethische) Missstände in seinem Unternehmen hinweisen und dabei seine Existenz riskieren, oder soll er lieber schweigen («Whistleblower-Problem»)? • Hast Du Angst, krank zu werden, Geliebtes zu verlieren, einen GAU zu erleben, vor dem Klimawandel usw.? Wenn ja, bist Du Dir bewusst, wie viel Lebensqualität Du in diesem Moment nutzlos einbüsst? • Du hast besondere Fähigkeiten. Sind diese nur käuflich, oder schaffst Du damit auch aus freien Stücken eine bessere Gesellschaft? • Aus dem Fast-Nichts ist auf unserem Planeten über Jahrmilliarden eine höchst vielfältige Ökologie entstanden, die prak tisch keine Abfälle kennt. Wie fügst Du Dich in diesen Schöpfungsprozess ein? • Welcher Vision lebst Du nach? Welchen Sinn gibst Du Deinem Leben? Wenn Du dazu keine Antwort findest, mögen Dir Deine Talente, Dein Schick sal, Deine Lebensgeschichte Hinweise geben. Oder Du prüfst, ob Du Glück, Gesundheit, Freude, schöpferisches Tun, Leben in Einklang mit der Mitwelt erstrebenswert findest. • Kennst Du Eifersucht und Neid? Wenn Du Dich mit anderen vergleichst, wirst Du stets jemanden finden, der Dir in irgendeiner Hinsicht überlegen ist. Das schürt Eifersucht und Neid, die Dich zermürben, ohne Deine Lage zu verbessern. Die so verbrachte Zeit des Unglücklichseins kehrt nie zurück. • Der Theologe Andreas Resch schreibt: «Fortleben nach dem Tode ist die be-
Gesünder werden und erst noch 1‘000 CHF gewinnen im Wettbewerb von Valeursanté. Eine Gelegenheit, eigene Gedanken einzubringen, bietet der Ideenund Schreibwettbewerb von Valeursanté. Du bist eingeladen, Antworten auf die folgende Wettbewerbsfrage in Form eines oder mehrerer Texte einzureichen: Wie gelingt es, dass in Wohlstand lebende Menschen ihr Bewusstsein und Verhalten auf die Entfaltung ihrer Gesundheit richten, ohne zuerst eine Krise zu erleiden? Nähere Informationen findest Du unter www.valeursante.life/wettbewerb/ Wir freuen uns über Deine Teilnahme!
deutendste Frage für das menschliche Leben. Gibt es ein Fortleben, so bekommt der Mensch Ewigkeitswert, gibt es kein Fortleben, so schrumpft der Mensch auf den Leistungs- und Mitmenschlichkeitswert zusammen. Es kann daher keinen vernünftigen Men schen geben, für den die Frage des persönlichen Überlebens des Todes nicht die Grundentscheidung für die eigene Lebenshaltung wird.»2 Hast Du bei der Wahl Deiner Lebenshaltung auch die Frage nach dem Über-
leben des Todes beantwortet und einbezogen? • Wie würdest Du diese Liste aus Deiner Sicht ergänzen?
1. https://www.swissfuture.ch/de/wp-content/uploads/sites/2/2017/12/Bericht-Hoffnungsbarometer-Schweiz- Dez-2017.pdf (Stand der Linkfunktionalität: Dez. 2018) 2. Resch, A. (1981). Fortleben nach dem Tod. Imago Mundi 7. Innsbruck: Resch Verlag. u
© Ron Haviv © Ron / VII Haviv / VII
• Wie wertest Du Deine Gesundheit, Dein Glück, Deine Sinnerfüllung? Sind sie Dir überhaupt wichtig? Wendest Du genügend Zeit auf, um sie zu mehren?
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Spiritualität / Religion Die Sonnentempler
Magie
Vom 6. Sinn der Tiere: Das Rätsel des Geschmackssinnes
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Blauzungenkrankheit (Bluetongue BT)
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Impfung gegen Ebergeruch ist tierfreundliche Alternative 56/57 Neuer Stall ermöglicht innovative Forschung für tiergerechte Haltungssysteme 58 59-62
Fuchs, du hast die Stadt erobert
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Hyänen erholen sich nur langsam von einer Epidemie
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Macht ohne Muskeln
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Tierwelt
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Elf Robbenarten sind der Ausrottung knapp entgangen
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Forscher finden soziale Kulturen bei Schimpansen
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Insektenwelt bemerken, bewundern und bewahren
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Umwelt Gibt es ein neues Baumsterben in Mitteleuropa?
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Wie wir mehr aus unseren Wäldern herausholen können
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Auch die letzte Wildnis der Welt könnte verschwinden
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Durchs Netz gefallen? Weniger Tagfalter auch in Schutzgebieten 72/73 Düngen führt zum Schmetterlingssterben
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Mehr Diversität als zuvor
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Die Spinnen und das Licht
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Mehr Bioplastik führt nicht zwingend zu mehr Klimaschutz
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Smogbekämpfung fördert Solarstrom Sounding Soil - der Boden tönt
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Archäologie Vegetarische Höhlenbären Jahrhunderte im Salz begraben
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Uri’s Kolumne Die Kontrolle verlieren
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Bücher / CDs A. Mark, Reichtumsblaupause L. Weaver, Was soll ich eigentlich essen? S. Bromkamp, Wunsch meets Wunder! D. Church, Geist über Materie
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W. Homolka, J. Fegert, Jo Frank, «Weil ich hier leben will...» 89/90 W.-D. Storl, Die Seele der Pflanzen K. Hanser, Kosmos und Körper
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T. Diesbrock, Von Hunden und Menschen und der Suche nach dem Glück 92 A. Stadler, M. Albus, Was ist Glück? Nachher weiss man es 92/93 G. Maio, Werte für die Medizin A.-M. Schultz, B. Seebauer, Magische Rauhnächte D. Kremler, Cagliostros Geheimrezepte
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Wendezeit Die Zeitschrift, die das ganze Spektrum der unbegrenzten Möglichkeiten für ein ganzheitliches Leben im Wassermannzeitalter zeigen will: Esoterik, Parapsychologie, Spiritualität, Lebenshilfe, Mystik, Ökologie, Fauna, Flora, Alternativmedizin. Mit Reisereportagen und Vorstellungen von Buch– und CD–Neu erscheinungen, u.a.m. Eine Medizin mit mehr Geist und Seele: das wünschen sich Abermillionen von Patienten. Entsprechend boomen «geistiges Heilen» und verwandte Heilweisen. Auch um sie geht es in
Wendezeit Mit einer regelmässigen Kolumne von
Uri Geller