WHOMAG No.50

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#50 whoisok german issue

€ 12

$ 15

£ 7

www.whomag.eu

Portraits: Ann-Kathrin Kramer,Anna Thalbach,Antonio Wannek, Björn Bugri,Franziska Weisz,Herbert Knaup,Ina Weisse,Jana Pallaske,Jasmin Tabatabai,Karoline Eichhorn,Katharina Küpper,Katharina Wackernagel,Lorna Ishema,Luise Bähr,Matthias Matschke,Max Felder,Milan Peschel,Natalia Rudziewicz,Nikeata Thompson,Patrick Mölleken,Peter Ketnath,Ralph Kretschmar,Simon Böer,Sonja Gerhardt,Stephan Grossmann,Stephan Kampwirth,Thomas Arnold,Tyron Ricketts,Victor Schefé,Wotan Wilke Möhring,Miami Ad School Europe,Julia Malz,Supermodels,H.Rehder,Gerald Heinemann,Laura Laszek Titel: Wotan Wilke Möhring fotografiert von Olaf Kroenke


Willkommen zu unserer deutschsprachigen Ausgabe von WHOISOK dem Portraitmagazin. Neben unserer Hauptstrecke, dem Supplement 'Statements' ab Seite 28, freuen wir uns wieder über jede Menge Newcomer der Werberszene, die für uns in dramatische Rollen geschlüft sind, Julia Malz mit den mittlerweile Kult-Kolumnen und Gerald Heinemann, einer der ausdrucksstärksten Hamburg-Portraitisten auf Facebook mit seinen so bildhaften Schilderungen. Zum Glück bleibt dieser Schuster nicht bei seinen Leisten: H.Rehder, Handwerker und Poet auf Seite 88. Dazwischen Supermodels, Videoclips und Weisheiten zum Tier in uns... Viel Spaß und gute Unterhaltung.

Noch mehr News, Updates, Clips und Features auf unserer Plattform www.whomag.eu mit dem TV-Kanal WMTV! ... und natürlich auch auf unserem Facebook Blog, www.facebook.com/WHOMAGZ. W2


#Drin!

022 Trauma 012 Julia

018 Art Of Thinking

004 Hello

028 Statements 092 Dog Life

090 Freelancer 088 Unternehmer

094 Victor 104 Impressum

082 Supermodels

096 Emma

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Tim Neumann

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In der Ruhe liegt die Kraft?! Auf jeden Fall kommt die neue Generation 'Super-Relaxed' nach der Genaration 'Porno'. Es besteht also Hoffnung, dass die Denker und Lenker der Zukunft noch ein paar Ideen im Kรถcher haben. Fotos: Olaf Kroenke Produktion: Carmen Elstner

#Hallo!

Tatjana Kidess

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Otilia Dobrea W6


Sonja Sch채fer W7


Sebastian Melnik W8


Nicholas Partyka W9


Unterwegs!



#Julia Julia Malz ist freie Autorin und Kolumnistin. Fotos und Videos von Olaf Kroenke Hair & Make-Up: Laura Laszek|Closeup

von Olaf Kroenke

Wir haben das schon lange vor: ein Fotoshooting bei mir im Portraitatelier. Nun hat es endlich geklappt und ich habe die vielbeschäftigte Julia Malz im Set. Sie hat ein paar ihrer Lieblingsklamotten mitgebracht, Laura Laszek schminkt und frisiert.Ich habe viel Bälle in der Luft zu halten: zum einen konzentriere ich mich auf das Bild von ihr, dessen Entwurf nicht nur mir gefallen muss. Es ist doch immer dasselbe. Das erste Polaroid muss sitzen, sonst ist das Misstrauen groß. Zum zweiten, den vielen Stories zuhören, mit denen Laura und ich überschüttet werden. Julia hat so viel zu sagen. Da ist ihr Gestern, ihr Moment und ihr Morgen. Ihr Hund, ihr Pferd (was Reiten schafft sie auch noch?), ihre Projekte für ein Frauennetzwerk ... Wie bekomme ich dieses Energiebündel nur unter Kontrolle? Am besten, indem ich es garnicht erst probiere. So lasse ich sie agieren und modelliere nur hier und da ein bisschen ihre Flugbahn. Ach, knipsen macht Spass, besonders mit Julia.

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#Julia Über den Dächern von Hamburg. Bei kühlen, norddeutschen Temperaturen macht Julia die Heizung an. Dafür habe ich nur ein Wort: hot!

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# T h e A r t O f Thinking

MARNIE 3.0 ODER WARUM FRAUEN AUCH GANZ ANDERS KÖNNEN

Von Julia Malz

Spätestens seit dem Hollywoodstreifen Gone Girl ist auch dem letzten Skeptiker der schlauen Gesellschaft bewusst: es gibt sie, die hochprofessionellen, weiblichen Psychopathen. Auf der Leinwand quittiert eine mädchenhafte Protagonistin die zunehmende emotionale Nachlässigkeit ihres Ehemanns mit einem Rachefeldzug, der den Zuschauer Ehrfurcht lehrt. Aber nun einmal ehrlich: für wen sind perfekt inszenierte, weibliche Intrigen inzwischen noch breaking news? Gentlemen, guess what? We watched and learned. And optimized. And got better. Ja, das weibliche Gehirn ist in der Tat ein wenig kleiner als das der Männer. Aber nur flächenmäßig. Frauen haben ihre schlauen, grauen Zellen einfach näher beieinander und genau so viele. Normalerweise wird das weibliche Gehirn nicht mit Massen an Testosteron geflutet - dem hormonellen Inbegriff für Sex, Angriff und Aggression. Und Haaren auf der Brust.

Frauen segeln eher durch ein Meer aus Oxytocin und Dopamin (ersteres weckt das Bedürfnis nach Verbundenheit, Liebe und Übereinstimmung, letzteres steht für Genuss). Der geregelte weibliche Denkapparat sehnt sich nach Verbundenheit und Kommunikation. Doch wehe, wenn SIE losgelassen. Jeder Verlust, jede Veränderung in stabilen Konstellationen kann dramatische chemische Kreuzfahrten auslösen. Jetzt kommt die vielzitierte Unberechenbarkeit und ‚Hysterie‘ ins Spiel. Es wächst eine Amazone heran, mit allen Wassern gewaschen und bereit, das Messer durch die Brust ins Auge zu schieben.

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Seit Jahrzehnten ziehen Frauen mit Kriegsgeheul durch die Welt: Wir sind genau so gut wie die ganzen Adams. Und noch dreimal besser. Wir können auch im Stehen pinkeln, in High Heels fluchen wie ein Kutscher und Euch im Kostümchen was vom Pferd erzählen. Wir haben inzwischen mehr in der Hand, als bloß den Sex- und Sorgerechtsentzug. Wir haben es optimiert, das Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche. Wir haben unser eigenes Konto. Wir kennen die betörende Reihenfolge von Kompliment, Liebesschwur und Liebesentzug im da capo. Die moderne Lady weiss nun einmal, wie es läuft. Da wird gelockt und bezirzt, dass den Sirenen auf ihrem kahlen Felsen die ungeschminkten Augen übergehen würden. Ist das Objekt der Begierde in vorübergehend sicherer Verwahrung, folgt allzu oft das Umerziehungsvergnügen. Schlägt es fehl, dann weiss die Lady wohl zu meutern. Ganz leise und heimlich oder laut und deutlich. Sicher

ist: für sie ist es ein Spiel um ein nur ihr bekanntes Ziel und jedesmal gehört ein Gewinn dazu. Wir lernen schließlich alle seit wir klein sind - und das ist eine Zeit, in der eigentlich jeder größer und mächtiger ist, als wir selbst - wie wir auf dem leichtesten Weg zu dem kommen, was wir brauchen. Mischt sich eine erfolgreiche Strategie mit Eitelkeit und einer gewissen Gier nach Macht, dann werden auch Frauen extraunbequem. Nun haben sehr viele schlaue Forscher auch herausgefunden, dass eine Messerspitze Psychopathie für ein erfolgreiches Leben nicht das Allerschlimmste ist. Zumindest nicht für den, der es führt.

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# T h e A r t O f Thinking

What did just happen? Der Pawlow’sche Hund und ich

Von Julia Malz

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Es gibt eine Antwort, die eigentlich jeder von uns schon mal in seinen Schal gemurmelt hat. ‚Warum hast Du das bloss gemacht?‘ - ‚Ich weiss es auch nicht. Aus Reflex.‘

Wir sind also immer zwei in einem - einmal ein hochkomplexer Maschinenraum mit einer Klaviatur von Ventilen. Und gleichzeitig auch der Mechaniker im Blaumann, der ständig durch die Gegend hechtet und das Überbrückungskabel sucht.

Denkt man das Ganze ein wenig weiter, dann wird eigentlich alles, was wir tun, von einer Armada von Reflexen begleitet. Es beginnt mit den Dingen, die unser Körper wie von selbst erledigt. Treppensteigen zum Beispiel. Husten. Niesen. Schlucken. Oder mit den Wimpern klimpern.

Es braucht heute keine Säbelzahntiger mehr, um uns in Alarmbereitschaft zu versetzen. Allein der Gedanke an die ganzen ungelesenen Mails, den blöden Mobbingkopf im Büro oder den Finsterling, der schon seit drei Blocks in der Dunkelheit hinter uns her stiefelt, reicht aus, um uns in einer hormonellen Stresskaskade durch die Decke zu schießen.

Reflexe sind meist unwillkürlich, gleichartig und rasch. Reiz - Reflex Reaktion. Input - Zündung - Output. Sie dienen dem Schutz der eigenen Art und laufen durch sehr einfache bis hin zu sehr komplexen Regelkreisen.

Auch das Ärgern ist ein psychologischer Reflex. Wenn die Dinge nicht so laufen, wenn wir nicht so behandelt werden, wie wir uns das vorstellen, dann wackelt unser Selbstbild. Das macht uns Angst. Und gegen diese Angst setzen wir nur all zu oft den Ärger ein. Oder unreflektierte Urteile - die sind nämlich eine sehr bequeme Sache (für den, der sie fällt). Ruckzuck teilt man etwas in zwei Hälften. Einmal schwarz, einmal weiss. Einmal böse, einmal gut. Wir sitzen selbstverständlich im guten Lager, und alles, was unsere Pläne durchkreuzt, kommt auf die andere Seite.

Viele wurden uns mit in die Wiege gelegt und vom Lauf der Evolution bestimmt. Saugreflex, Greifreflex und Moro-Reflex sichern uns als Babys die Versorgung mit Nahrung, Halt und Sauerstoff. Wenn wir sie nicht mehr brauchen, legen wir sie - normalerweise - ab. Viel interessanter als die angeborenen Reflexe sind die, die wir erwerben. Schon Iwan Petrowitsch Pawlow erkannte, dass die Verbindung eines frei gewählten Reizes (das Glöckchen) mit einer bestimmten Situation (Hund bekommt sein Fresschen) dazu führt, dass man am Ende nur das Glöckchen läuten muss, um den Hund zum Sabbern zu bringen. Die Behavioristen erfassen das im Feld der Konditionierung. Wie tief diese sitzt, hängt von unserer individuellen Erfahrung, unseren Wünschen und Zielen ab. Für uns muss es schon ein bisschen mehr als ein Glöckchen sein - aber allein der Anblick von materiellen Lustobjekten (Luxusbungalows, Sportwagen, richtig schicke Sachen eben) reicht in vielen Situationen aus, um im Gehirn das Belohnungszentrum zu aktivieren.

Viele Gefühle sind also eigentlich nur hochgradig koordinierte Reflexbewegungen. Begierde, Zorn, Furcht, Neid, Freude, Liebe, Hass, Eifersucht. Mitleid. Bewunderung. Das Handeln im Affekt. Wer althergebrachte Verhaltensnormen nicht mehr automatisch in sein Tun integriert, betritt das Feld des ‚kreativen Handelns‘. Gesellschaftlich fixierte Regeln werden beiseite gelegt und auf die vollkommene Voraussicht der Folgen verzichtet. Kreatives Handeln erzeugt seine eigene Logik, definiert eigene Regeln und Ziele. Möglicherweise verändert man damit die ganze Welt. Zum guten, wie zum schlechten.

Daneben besitzen wir eine stattliche Anzahl sozialer Reflexe. Für alles, was wir wiederholt erleben, gilt das Gesetz des Effekts: Folgt einem bestimmten Verhalten bei Anwesenheit eines Reizes eine angenehme, beziehungsweise unangenehme Konsequenz, wir die Verbindung zwischen Verhalten und Reiz entweder gestärkt - oder geschwächt.

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#Tra Lisa Zeitlhuber

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Ein Alptraum: Es passiert am hellichten Tag! Und alles was du hast ist nur dein Ego. Rette mich wer kann! Fotos: Olaf Kroenke

_uma! Maximilian Hoch

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Ilies Terki Hassaine Brady Bowers

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E.Catalina Ruiz

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Katharina Schmitt

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Fotoshooting @ Miami Ad School Produktion: Kirsten Manstein


Luong Lu

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Ein Roadtrip durch Berlin und Hamburg während des Berlinale Filmfestivals. Wir lieben diese spannungsgeladene Athmosphäre zu dieser Zeit, die Alarmbereitschft und die Treffen mit wunderbaren Künstlern an wunderbaren Orten. Herausgekommen sind tolle Statements. Und Bilder für die Ewigkeit. Alle Portraits, Making-Of’s und Videoclips im Magazin und auf unseren Plattformen www.whomag.eu mit dem Tv-Channel WMTV und auf www.facebook.com/WHOMAGZ Fotos: Olaf Kroenke Produktion: Britta Meures|Production-World Notizen: Jana Görner, Catharina Dethlefs

Unterwegs, Olaf fotografiert Wotan Wilke Möhring, WHO online

Tyron Ricketts (House of Weekend ) „Follow your bliss“ Seit drei Jahren wohnt Tyron nun schon in den USA. Erst verschlug es ihn in die Stadt der Engel – zurzeit lebt er in New York, in der Stadt, die niemals schläft. An Berlin schätzt er, dass man sein kann, wie man ist – es geht entspannter und weniger oberflächlich zu. Ursprünglich hatte Tyron mit dem Statement „artists are the gatekeepers of truth“ geliebäugelt, weil Künstler über ihr Spiel die Wahrheit ausdrücken können, (meistens) ohne dafür direkte negative Konsequenzen erleiden zu müssen. Dadurch sind sie in

der Lage das auszudrücken, was sie wirklich bewegt. Wenn man sich traut, dem zu folgen was einen glücklich macht oder der Arbeit nachzugehen die einen erfüllt, entsteht in allem Handeln eine Strahlkraft die auch andere Menschen positiv beeinflusst. Das Schauspiel, seine Arbeit in der Sankofa Organisation, das Reisen und Surfen sind genau die Dinge, die diese Strahlkraft in ihm wachsen lassen. Tyron hofft, dass ihn sein Weg schon bald wieder (zumindest in absehbarer Zeit) zurück nach Berlin führen wird.

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Sonja Gerhardt (Friedrichsstadtpalast) „Hab immer Vertrauen in dich selbst!!“ Wir treffen Sonja am Friedrichsstadtpalast. Diesen Treffpunkt hat sie sich ausgesucht, weil an diesem Ort ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, gereift ist. Dort sammelte sie schon mit sechs Jahren erste Bühnenerfahrungen, hat als Fliegenpilz bei der Kinderrevue „Hänsel und Gretel“ getanzt und auch bei vielen anderen Revuen das Publikum erfreut. Über 10 Jahre war sie begeistert dabei! Das Tanzen ist auch heute noch ihre große Leidenschaft. In Vorbereitung auf den Kinofilm „Dessau Dancers“, in dem Sonja die weibliche Hauptrolle spielt, nahm sie bei einem Choreographen über mehrere Wochen Breakdance Unterricht. Der Spielfilm thematisiert, wie der Breakdance als eine Art friedliche Rebellion gegen den Staat, in die Deutsche Demokratische Republik gekommen ist. Auf der Berlinale feiert Sonja die Weltpremiere ihrer neuen Serie „Deutschland 83“. Wieder geht es um die DDR. In der Serie spielt sie die ostdeutsche Freundin eines Doppelagenten, der von der Stasi aus der DDR als West-Agent in die Bundesrepublik Deutschland geschickt wird. Sie selbst hat keine Erinnerungen mehr an das geteilte Deutschland. Sonja ist im Jahr des Mauerfalls geboren und hat sich durch Bekannte und

Lektüre ihr Wissen über die damalige Zeit angeeignet. Unsere Fotos entstehen direkt an der ehemaligen Spree-Grenze – um darauf aufmerksam zu machen, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir wieder „ein Volk“ sind. Obwohl sie als eine der letzten von einer Veranstaltung der Berlinale nach Hause gekommen und erst um 7 Uhr ins Bett gefallen ist, sieht sie beim Shooting unglaublich frisch aus und ist bestens gelaunt. Da wundert man sich nicht über ihr Motto, immer Vertrauen in sich selbst zu haben, auch mal andere Wege einzuschlagen und Neues auszuprobieren. Dabei ist ihr Ehrlichkeit wichtig, genauso wie Authentizität – Sonja selbst achtet sehr darauf, immer auf dem Boden zu bleiben (Bis jetzt: Super gemacht!).

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Thomas Arnold (Alte Nationalgalerie) „Am besten lügt man mit der Wahrheit.“ Thomas finden wir auf dem ersten Absatz der Nationalgalerie, weil er den Ausblick so liebt – weshalb er ihn dann das letzte Mal 1982 genossen hat, erschließt sich uns nicht ganz. Aber wir freuen uns sehr, dass wir der Anlass sind, zu dem er ihn wieder in voller Pracht im Winter genießen kann. Inzwischen wohnt Thomas übrigens in Potsdam – er genießt den Gegensatz zur Stadt und wohnt dort sehr ruhig – und ist neben seinen Theater- und Filmrollen an der Filmuniversität Babelsberg (ehemals Potsdamer Filmhochschule HFF) auch Dozent – wir finden klasse, wenn Leute weitergeben, was sie wissen und können, denn: Thomas ist ein Schauspieler der „alten Schule“, der die alte Kunst noch richtig gelernt hat. So gab es früher am Theater täglich Sprecherzieher und eine Person, die für die passenden Bewegungen zuständig ist – für jeden Schauspieler; die alten genauso wie die jungen. Für Thomas beginnt Kunst, wenn man auch beginnt, gegen die Figur zu gehen, wenn man einen alten und fetten Hamlet besetzt. Auch wurde im Theater viel mehr darauf geachtet, dass die Schauspieler sich bis ins hohe Alter entwickeln konnten, dass sie auch gelassen wurden, ihnen diese Entwicklung gegönnt wurde. Dafür ist auch die abwechselnde Besetzung von Haupt- und Nebenrolle förderlich. Jeder wächst an einer anderen Rolle – im Gegensatz zur Hauptrolle kann die Nebenrolle viel mehr Arbeit sein (wenn man versucht, alles

ohne Worte auszudrücken bzw. möglichst wenig zu reden und mehr zu spielen). Er hat Angst, dass das verloren geht. Er persönlich kommt am besten „von außen nach innen“ in die Rolle. Also liest er seine Rolle, versucht sie zu erfassen und dann „in den Körper zu kriegen“. Erst dann ist er in der Lage, die Sätze der Figur zur spielen. Denn das mag er am liebsten: Texte nach Möglichkeit spielen. Wie im realen Leben brauchen die Rollen Zeit. Zeit, um sich zu entwickeln. Diese muss ihnen aber durch Drehbuch und Schnitt zugestanden werden. Thomas hat zu Hause noch das Drehbuch von „Die Stille nach dem Schuss“, weil es für ihn eines der wenigen Drehbücher ist, das fast Literatur ist. Jetzt genießt Thomas das Gefühl, auch Dozent zu sein und hat mit seinen Studierenden im zweiten Jahr einen Film gedreht. Hier wurde sehr auf den Figurenaufbau geachtet – die Bedeutung jeder Kleinigkeit, jedes Fingers, jedes Muskelzuckens. So wurde dann auch vier Tage geprobt, sodass am Drehtag nur noch abgefilmt werden musste, alles gestimmt hat. Hier kann man davon ausgehen, dass die Rollen alle Zeit bekommen haben, die sie brauchen, um sich voll zu entfalten. Wir bieten Thomas an, ihn ein Stück mitzunehmen, damit er bei der Kälte nicht noch mehr frieren muss, als er das bereits für die Bilder getan hat. Aber er möchte laufen, weil er das Viertel so liebt: Von der Friedrichstraße bis zu den Hackeschen Höfen ist alles voller Flair und repräsentiert für ihn Berlin in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt. Er muss noch einen Text für ein neues Theaterstück lernen, dass er mit einem Freund zusammen macht. Also winkt Thomas uns zum Abschied und verschwindet in sein Berlin. W32




Herbert Knaup (St.Pauli Theater) „In der Ruhe liegt die Kraft“ Die Hamburger Reeperbahn morgens 11 Uhr. Wir treffen Herbert Knaup vor dem St. Pauli Theater, wo er noch bis Ende Februar 2015 in dem Stück „Eine Stunde Ruhe“ zu sehen ist. Für Ihn ist das Theater die beste Ausdrucksform für einen Schauspieler, denn er kann einfach freier agieren. Beim Betreten des Theaters durch den Hintereingang, setzt Herbert seine Mütze ab, er sagt es sei eine Art Aberglaube und es gehöre sich, an so einem kulturell wertvollen Ort, seine Kopfbedeckung abzunehmen. Wir kriegen eine kleine Führung durch das Theater, bevor wir mit den Fotos starten und staunen nicht schlecht, wie viel Charme es doch versprüht. In der Garderobe angekommen, setzt er seine Brille ab, er „ohne Brille sehe ich nix, das ist gut“. Der gebürtige Allgäuer hat uns mit seinem Witz und seiner offenen Art definitiv in seinen Bann gezogen. W35



Franziska Weisz (Shan Rahimkhan Berlin, Gendarmenmarkt) „Du bist, was du tust und was du nicht tust.“ Franziska treffen wir im Salon von Shan Rahimkhan am Gendarmenmarkt, einem der schönsten und ausgezeichneten Salons Europas. Sie freut sich, dass sie entlastet wird, was die Haare angeht. Franziska kann und mag sich selbst schminken, aber bei den Haaren hört es auf. , Sie lag mal mit dem Lockenstab im Clinch und hat sich ein Loch in die Schulter gebrannt. Sowas hinterlässt Spuren. Franziska lacht. Franziska war bei der Eröffnung der Berlinale. Sie hat sich den Eröffnungsfilm „Keiner will die Nacht“ angeschaut. Obwohl es ein Frauenfilm sein soll, konnte sie damit leider nicht wirklich etwas anfangen. Aber am Abend davor hat sie dafür einen fantastischen Film über Filmmusik gesehen. Das ist für sie das Beste aus beiden Welten, denn Musik ist ihr Hobby. Sie singt in einer Rockband, deren Namen sie nicht nennen möchte. Die Musik soll für sich selbst stehen. Beim Filmdreh kommen - genau wie auf der Bühne - die Glücksgefühle in den Flow (ja, das ist wirklich der psychologische Fachbegriff für den Moment, in dem sich das Hirn abschaltet und man einfach „macht“, den Moment lebt, ohne ihn wirklich fassen zu können.). Wir wollen ihr glauben. Entspannung findet Franziska über Bewegung – für Meditation wäre sie viel zu energiegeladen. Beim Rennen, Boxen oder Singen und Tanzen kommt sie bei sich an. Also immer dann, wenn die Aktivität ausreichend viel von ihr absorbiert, so, dass das Hirn ausgeschaltet ist. Auch Heimwerken findet sie toll. Steckdosen auswechseln, Böden abziehen und neu lackieren, Tapeten herunterreißen. Filme liefern ihr Ideen für ihr Zuhause. Letzteres hat sie übrigens noch nicht lange. Sie legt quasi noch eine Art Fluchtverhalten aus ihrem Studium an den Tag: Sie wollte bis vor kurzem noch so leben, dass sie innerhalb eines halben Tages umziehen kann. Als sie vor neun Jahren nach Berlin kam, lebte sie die ersten beiden Jahre in Untermietverhältnissen. Also auch ohne eigene Möbel, was den Ortswechsel sehr einfach gemacht hat. Eine praktisch denkende Frau. An der Berlinale stört sie nur das Wetter, an sich selbst die eigene Eitelkeit. Franziska mag sich auf hohen Schuhen. Oft führt das nach 20 Minuten zu Schmerzen, die wiederum viel zu viel ihrer Aufmerksamkeit auf die Füße lenken. Ihre Lieblingsschuhe wiederum sind Maßschuhe, Schnürschuhe, quasi Männerschuhe. Aber für die Berlinale siegt die Eitelkeit. Und „wer schön sein will, muss leiden“. Wir schauen auf ihre Schuhe und können alles Weitere nur erahnen! Hoffentlich waren es der Empfang vom Medienboard und die Place to B-Party wert!

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Jana Pallaske (No Fire No Glory) „Tune your instrument and take responsibility!“ Die Location hat sich Jana ausgesucht – extra für das WHOMAG –Jede Kleinigkeit passt und ist durchdacht und den Namen findet sie grossartig! Der Kaffee ist aber auch prima – faszinierende Welt des Third Wave-Kaffees (und wer es kennt: Das hat nichts mit Nostradamus oder der Serie „First Wave“ zu tun). Extra für uns hat das „No Fire No Glory“ trotz der ollen Winteröffnungszeiten länger die Türen geöffnet – herzlichen Dank dafür! Eigentlich ist es erstaunlich, dass Jana die Ästhetik des Cafes gefällt, da sie seit ihrem 18. Lebensjahr quasi „nomadische Tendenzen“ entwickelt hat und zwischen Kalifornien und Asien pendelt. Sie hat Wurzeln in Berlin, auch ihre Großeltern leben hier. Aber eigentlich kommt sie eher zum Arbeiten her, um die nächsten Jobs zu koordinieren. Jana liebt und braucht die Natur und genießt es barfuß zu gehen. Sie hat großen Respekt vor Menschen die in der Stadt leben, da es dort wesentlich schwieriger ist, ihrem Statement zu folgen. Jeder sollte zelebrieren, was ihm gegeben ist – das „Stimmen des Instrumentes“ bezieht sich daher nicht auf wirkliche Musikinstrumente, sondern auf den Vierklang von Körper, Geist, Gedanken und Gefühlen. Das benötigt Disziplin, die Jana jedoch aufbringt. So macht sie täglich und wetterunabhängig Yoga, tanzt und singt, wenn es draußen an der frischen Luft möglich ist. Im Endeffekt zelebriert sie die Schöpfung und das Leben. Hier schließt auch der zweite Teil des Satzes an. Der Mensch soll Verantwortung für sich selbst und die „Co-Creation“, die Mitschöpfung, übernehmen. So kann jeder entscheiden – in der Popkultur, im Mainstream ist es angesagt, das Opfer zu sein. Dazu betont Jana lapidar: „Victim or victor.“ Die Wahl bleibt jedem selbst überlassen. Sie selbst hat mühsam erlernt, dass wir durch nichts definiert werden, sondern uns selbst gestalten können und müssen. Es ist die eigene Entscheidung, sich von anderen und den Umständen abhängig zu machen. Sie ist inzwischen ganz bei sich angekommen und freut sich, demnächst ihr musikalisches und visuelles Projekt „JEDi¥ESS“ vorzustellen, für das sie seit zehn Jahren zuerst unbewusst gearbeitet hat. Dafür hat sie ungefähr 100 Songs und Videos erstellt, die sie auf der ganzen Welt aufgenommen und zusammengefügt hat. Seit 2012 fügten sich all diese intuitiv eingefangenen „Puzzle Pieces ((of the Life Path of a Free Spirit))“ für sie immer bewusster zu einem grossen multimedialen „Magik Carpet“ zusammen. Janas Motto lautet: „Welcome to the first day of the rest of your life.“ Da kann (und sollte) sich wohl jeder eine Scheibe von abschneiden...und dazu erscheint von „JEDi¥ESS“ auch bald die passende Single! W38


Ralph Kretschmar (Frau Honig) „Ein Neuanfang ist der Moment, an dem das bewusste Denken jenes Weglaufen vor dem Erlebten nicht mehr argumentieren kann.“


Victor Schefé (Shan Rahimkhan Berlin, Gendarmenmarkt) „LÖWE!“ Sein Statement (ein Motto hat er nicht) ist genauso simpel, wie er es mag (eigentlich ist er ein typischer Löwe, der keine unnötige Welle macht, sein Ziel erreicht, ohne Energie zu vergeuden) – aber Victor selbst ist vielschichtig und für ihn gilt: Der Mensch gedeiht im Wechsel. Der Schauspieler macht keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Produktionen, deutschen oder internationalen. Für jede Rolle hat er sich bewusst entschieden. Abwechslung, Herausforderung, Spielfreude. Das gilt für Bond, Spielberg oder Tatort gleichermaßen. Bei internationalen Produktionen ist der Umfang ein anderer. Die Projekte schlagen „außenherum“ größere Wellen, was aber nichts mit Victor oder seinem Einsatz zu tun hat. Victor mag den Wechsel und was Neues – das macht den Beruf für ihn aus. Alles Andere wäre langweilig. Die Berlinale nutzt Victor ganz besonders, um nicht zu sagen „fast nur“, für Business. Direkt vom BondSet aus London zurück, ist er eigentlich absolut erschöpft. Ausgeruht wäre das Filmfestival angenehmer. Er reißt sich zusammen, denn eigentlich ist er immer mit Freude dabei. Berlinale ist ein Stück Heimat. Obwohl: Victor wohnt zwar hier, ist aber eigentlich nie da. In jedem Fall stehen jetzt noch einmal fünf anstrengende Tage „in Richtung Zukunft“ an. Alte und neue Bekannte werden getroffen. Es wird geschaut, wie man die nächsten Jahre miteinander gestalten möchte. Wir drücken ihm die Daumen für viel Abwechslung und Spaß, machen uns da aber

auch keine Sorgen. Victor ist umgänglich und freundlich, trotz Hunger. Er ist noch gar nicht dazu gekommen etwas zu essen. Wie passend, dass Schefé auch die Namensherkunft „großer Hunger“ hat und welch ein Zufall, dass plötzlich Mario Barth im Raum steht und Cupcakes überreicht…guten Appetit! Gern würde er mehr Filme sehen während der Berlinale, aber bis Mittwoch oder sogar Donnerstag schafft er das keinesfalls. Noch bis vor ein paar Jahren hatte er immer das Doppelprogramm aus Meetings und Empfängen auf der einen und Filmen auf der anderen Seite. Leider machen seine Augen das inzwischen nicht mehr mit. Das Alter verschont wirklich niemanden! Allerdings ist Victor nicht so alt, wie er sein könnte mit den Rollen, die er spielt: Gerade arbeitet er wie ein Zeitreisender. Seine Filme, die bald in die Kinos kommen, spielen im 15. Jahrhundert, in den 1960ern und „morgen“. Victor liebt Abwechslung und Extreme. Er ist sehr gern mit Menschen zusammen, genießt aber auch das Alleinsein – gern auch tagelang. Kein Gerede, einfach Ruhe. Beide Seiten sind ein Teil von ihm. Eigentlich ist er eher Nachtmensch, steht aber durch die Arbeit häufig sehr früh auf. Reisen als solches mag er nicht, ist aber gern oft an anderen Orten. Soviel zu „der Weg ist das Ziel. W40




Nikeata Thompson (House of Weekend) „Jamaican heart, British style and German education!“ Nikeata lebt in Berlin und leidet nicht unter den Berliner Temperaturen. Auch nicht bei der Fotosession über den Dächern der Stadt bei leichten Minusgeraden. Aber sie ist gerade auch Härteres gewohnt: Ihr letztes Videoshooting vor ein paar Wochen war in Finnland. Mitten im Schnee. Bei -11 °C. In einem ärmellosen Kleidchen. Dort musste Sie sich viel mehr bewegen, um sich aufzuheizen. Nein, damit das Video im Eis gut aussah, hat Sie sich die Kälte nicht anmerken lassen. Komplett eingefroren aber sehr zufrieden mit einem atemberaubenden Ergebnis. Langweilig wird es mit Nikeata aber nie – sie bewegt sich ungeheuer gern, auch durch ihren Hintergrund als Choreografin. Und wenn sie auf einer Feier ist – dann steppt mit ihr der Papst im Kettenhemd! Dabei hat das alles nichts mit Geld zu tun, sondern mit Gefühl und Stil. Ihren Bewegungsdrang kanalisiert Nikeata in Berlin jetzt wieder im Studio, sie macht derzeit eine Workshoptour durch Deutschland unter dem Motto „Back to the roots“, mit bis zu 200Teilnehmern pro Workshop. Für Sie ist es etwas ganz besonderes, da Sie auf Tanzbegeisterte Menschen zwischen 2 -61 Jahren trifft, die ihr viel Motivation schenken und Sie immer wieder inspirieren. W43


Max Felder (Bodemuseum) „ ... “ Tja, der Max – wie schade, wenn man sich an einer Stelle verabredet, die total schön sein soll, aber nicht so einfach zu finden ist. Wir kurven also durch Baustellenabsperrungen und Umleitungen. Letzten Endes sammeln wir Max auf der Straße auf – nur, um ihn gleich wieder in die Kälte zu schicken. Aber glücklicherweise ist er nicht kälteempfindlich. Nur an den Ohren – wenn die einmal kalt sind, dauert es auch ewig, bis sie sich wieder aufheizen. Zum Aufwärmen haben wir ihm die Frage gestellt, was er vorzieht: Kaffee oder Tee. Die Antwort: Tee. Wenn man ihn aber wirklich glücklich machen möchte, gibt es eine tolle heiße Schokolade. Entweder mit richtiger Schokolade drin und dunkel oder weiß. Bei der Wahl zwischen Mittagessen und Frühstück wählt Max auch direkt Mittagessen. Frühstück isst er zwar gerne, aber dafür ist es meist zu spät. Er genießt es, lange (und so viel wie möglich) zu schlafen. Frühstück in Hotels dagegen ist Luxus. Max war vor kurzem in Malaysia und dort gab es neben Nudeln auch das traditionelle Frühstück: Sehr scharfer Reis in einem Bananenblatt! Natürlich hat er den probiert. Überhaupt reist Max gern, seine nächste Reise geht nach Hong Kong. Sein Lieblingsziel ist Nordamerika (obwohl ihn der Superbowl nicht gepackt hat – da kommt er nicht richtig rein), gefolgt vom asiatischen Raum. Letzterer interessiert ihn sehr, weil sehr viel in Bewegung ist. Auch Sport findet er toll – Paragliding zum Beispiel. Er liebt es auch, an Bergen oder Schluchten zu stehen und hinunterzuschauen. Wenn man so kurz vor dem Fallen ist, dass der ganze Körper kribbelt, wenn man genau weiß, „geh einen Schritt weiter und es ist alles vorbei.“ Aber wenn man auch weiß: „Hier bist du sicher, es ist alles in Ordnung.“ Ein Kumpel ist mit ihm in einem alten VW T4 von New York nach Los Angeles gefahren und sie wollten zum

Grand Canyon. Max hat gerade geschlafen, aber sein Kumpel hat beim Grand Canyon so geparkt, dass Max die Tür aufgemacht hat und direkt in die Schlucht geschaut hat… Er spielt gern mit Freunden Basketball und Fußball. Bei Fußball verfolgt er die Liga, aber richtig bei Spielen ist er eher bei Basketball – da kommt dieselbe Stimmung auf wie bei Fußball, aber das Stadion ist kleiner und die Atmosphäre damit familiärer. Max wohnt in München und geht da auch Basketball gucken, ist aber zur Berlinale hier – und er guckt sehr gern Filme, wenn ihm seine Termine nicht dazwischenkommen. Daher hat er nicht unendlich viele. Ansonsten ist er gerade wieder vollauf beschäftigt als Synchronsprecher und hat ein sehr interessantes Hörbuch aufgenommen, aber da kommt noch mehr: „Das Studio ruft.“

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Matthias Matschke (Volksbühne Berlin) Matthias treffen wir vor der Volksbühne, wo er sein erstes Engagement schon während des Schauspielstudiums hatte und auch nach dem Shooting noch Termine wahrnimmt. Er ist sehr freundlich und ehrlich. Nachdem er vor inzwischen anderthalb Dekaden von Anke Engelke für ‚Ladykracher‘ entdeckt wurde, lief es für ihn sehr gut. Zumindest ist er nicht auf das reine „Spaßfach“ festgelegt und setzt sich mehr und mehr als Charakterschauspieler durch bzw. in den Köpfen fest. Für die Fotos wechseln wir zum Buchladen „Books“ quasi gleich nebenan. Matthias kennt die Leute, die

im Books arbeiten: „Wenn wir jetzt fragen, ob wir hier ein Foto machen dürfen, dürfen wir das dann?“ Wer könnte dazu schon Nein sagen. In den letzten 25 Jahren hätte er den Winter trotz Wetterschwermut noch immer überstanden, sagt er humorvoll. So steht er auch hier für uns seinen Mann und wir hoffen, dass es viele tolle Projekte gibt, die ihn und uns nicht nur über die Winter hinwegtrösten. Immerhin ist er ja auch gern als Stand-Up unterwegs – und das nicht nur in Berlin.

Luise Bähr (Paul Löbe Haus) „Um alt zu werden, darf man keine Grundsätze haben“ Wegen der Ästhetik hat sie sich das Paul-Löbe-Haus ausgesucht. Sie liebt die Graphik des Ensembles und die Bäume ohne Blätter. Ursprünglich ist Luise ein Frankfurter Mädsche, eine „Schlüpsche“. Frankfurt „hat was“, wobei das meist nur ein Satz von Leuten sein kann, die „optisch arbeiten“. Jetzt in Berlin wohnt sie im Graefekiez, einem kleinen Kiez mit Sozialund Altbaustruktur. Zwar wurde auch dort „mächtig“ gentrifiziert, aber es sind noch viele „Originale“ da, was die Atmosphäre deutlich entspannt. In ihrer neuen Serie „Männer! Alles auf Anfang“ ist Luise in der Rolle einer neurotischen Nymphomanin zu sehen und darf sich emotional so richtig austoben. Oft traut man ihr das aufgrund ihres zierlichen Erscheinungsbildes gar nicht zu. Aber auch in „Die Bergretter“ mimt sie die „Action-Braut“ und macht alle Stunts - soweit es die Versicherung zulässt – selbst. Uns begleiten Nieselregen mit einem Anflug von Schnee. Kälte? Gibt es für sie nicht. Sie dreht gerade für sechs Wochen bei -18 Grad auf einem Gletscher. Die eiskalte Berlinale- Luft empfindet sie als frühlingshaft. Bisher hat es Luise immer geschafft, in jedem ihrer Filme irgendwo ein Kuscheltier unterzubringen. So wie auch auf unserem Bild den „Berliner Teddy“. Nächstes Jahr feiert Luise übrigens ihr 30-jähriges Schauspieljubiläum. Bereits mit sechs Jahren stand sie das erste Mal auf der Theaterbühne. Ihr Alter nimmt man ihr aber nicht ab. Sie selbst führt das auf ihre Stupsnase zurück, mit der man sehr gut lebt, weil man oft jünger geschätzt wird. Wenn das die Auswahl der Rollenangebote nicht erweitert... W46



Jasmin Tabatabei (Volksbühne Berlin) „Auf der Suche nach Gelassenheit.“ Auch Jasmin treffen wir in der Volksbühne, die übrigens immer voller wird. Jasmin hat schon Recht – wir haben uns den „stressigsten Ort der Welt“ ausgesucht für unser Treffen mit ihr. Zumal sie schon mit aufdringlicheren (professionellen?) Autogrammjägern konfrontiert wird und unzählige Bilder mit ihr gemacht werden müssen. Jasmin stellt daher fest: Immer mehr Leute wissen jetzt, dass sie hier viele bekanntere Personen treffen, was den Andrang erklärt. Trotz des Zeitdrucks ist sie sehr bemüht, signiert alles und ist geduldig und freundlich – auch bei Personen, bei denen wir als Unbeteiligte schon massiv die Augen verdrehen, weil sie einfach unhöflich sind. Da Jasmin auch gleich wieder verabredet ist und wir natürlich keine Verspätung verantworten wollen, bleibt neben dem Shooting nicht wirklich viel Zeit zum Reden. Sagen wir einfach, die laut BamS beliebteste deutsche Schauspielerin ist sehr beschäftigt, u. a. mit ihrem Buch „Rosenjahre“, und sie mag Männer, die wissen, was sie wollen – zumindest, wenn die Männer Fotografen sind, beschleunigt das zumindest alles! Und nein, wir möchten nicht zeigen, wie man nach zwei Tagen Berlinale aussieht, sondern wie prima man einfach so, ohne Vorbereitung aussehen und auf welche Ausstrahlung man sich verlassen kann. „Rosenjahre“ ist etwas biographisch, geht aber mehr darum, wie ihre Eltern sich kennengelernt haben. Aber die Allrounderin ist auch mit Musik wieder sehr aktiv und auch da soll sich etwas Neues anbahnen …

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Stephan Grossmann (Hotel Savoy) „Ohne Leidenschaft und Gefühl geht es nicht.“ Wir treffen Stephan Grossmann im Hotel Savoy im alten Berliner Westen. Der relaxte Typ ist unser i-Punkt auf dieser Session bei herrlichstem Sonnenwetter. Unser Set ist so einfach wie spontan, das Team bereit und so geht es gleich los. Während wir uns locker durch die Location bewegen mache ich die Fotos aus den Situationen heraus, eigentlich wie immer, und ich fühle mich diesem Mann sehr vertraut. Das ist eigentlich auch nicht ungewöhnlich, nun kennen wir ihn doch aus vielen wunderbaren Auftritten aus Fernsehen, Film und Theater. Moment mal: wir doch eigentlich nur seine Figuren, die uns mitnehmen und uns im Gedächtnis bleiben. So schnell diese Begegnung anfing, ist sie auch leider schon wieder vorbei, denn unser Takt heute ist flott und wir müssen weiter. Ich rufe Stephan ein paar Tage später an und erfahre dann doch noch etwas von dem Schauspieler Stephan Grossmann. Dass er diesen Beruf ergreifen wollte wusste er schon früh. Als er sechszehn war stand fest: das ist sein Job. Unklar allerdings, wie er dieses Ziel erreichen könnte. Zwei Jahre später bot sich allerdings die Möglichkeit ohne lange Umwege direkt Schauspiel studieren zu können. Das bezeichnet er bis heute als grosses Glück. Erfolg ist nichts selbstverständliches, er hat sich durchgebissen. Vor dem Film kam das Theater, er kam früh ans deutsche Theater in Berlin... auch das bezeichnet er als Glück. Ihm ist keine Rolle zu klein, das macht ihn groß. Und das ist unser Glück.

Anna Thalbach (Aquarium des Tierparks) „I am not anti-social, I am anti-idiot.“ Anna hat sich das Aquarium des Berliner Zoos als „Ort des Shootings“ ausgewählt. Dass wir uns hier treffen, war ihr Wunsch wegen der Quallen. Wir stimmen zu: Neben allen anderen Meeresbewohnern, sind die Malayen-Quallen die abgefahrensten. Übrigens trägt Anna ihre grobe Wollmütze vor dem Aquarium mit den Quallen nicht, weil letztere so zart sind. Könnten wir nicht alle mehr etwas Sensibilität vertragen? Eine Art trockenen Humor hat sie sich übrigens bewahrt. So hat ihre Mutter sie früher „Cyrano“ genannt (nach Cyrano de Bergerac), was uns zu der Frage veranlasst, ob sie ihre Nase denn nicht mögen würde: „Weiß nicht, ich habe nur die eine…“ Übrigens ist Anna derzeit absolut im Stress. So ist sie zwar gestern zum Eröffnungsfilm gekommen, aber nicht zur

Eröffnungsfeier. Für Parties fehlt ihr schlichtweg die Zeit. Zumal die Galaveranstaltungen den Zuschauern ein falsches Bild der Schauspielerei vermitteln. Jetzt ist sie aktiv im Theater und geht auch auf Tournee. Das Spielen selbst macht ihr Spaß, aber es sei schon anstrengend, jeden Tag woanders zu schlafen. Daher sei ihr Grundzustand derzeit übermüdet und fertig – auch wegen der Proben und des Textlernens. Das sei bei Filmen einfacher, weil man sich dort den Text nur ins Kurzzeitgedächtnis einprägen müsste. Für das Theater arbeitet Anna zum Textlernen mit einer gewissen Eurythmie. So kann sie sich über ihre Position auf der Bühne ihren Text merken – „wenn ich hier bin, sage ich…“ und „wenn ich hier bin und so und so stehe, muss ich sagen…“ Anna ist aber nicht auf TV oder Theater festgelegt, sie moderiert auch und spricht Hörbücher. Auch für Werbung wäre sie zu haben – aber nur für ein tolles Nischenprodukt. Im Endeffekt ist sie zwar ein Filmmädchen, aber es ist immer das am Spannendsten, womit sie sich gerade beschäftigt. W51



Lorna Ishema (Haus der Berliner Festspiele) „Schwarz/Weiß – und die ganze Welt dazwischen.“ Wir haben die Ehre, die erste Stipendiatin der Deutschlandstiftung Integration für darstellende Künstler, den „Schauspielnachwuchs“, kennenzulernen – und wir sind begeistert: Lorna sieht nicht nur fantastisch aus, sie ist auch sehr professionell und hat eine besondere Tiefe.Die Schirmherrin der Stiftung ist die Bundeskanzlerin Angela Merkel – das drückt die Tragweite dieser Auszeichnung angemessen aus. Während des Stipendiums des „Geh deinen Weg-Programms“ wird Lorna zwei Jahre lang von insgesamt fünf Mentoren begleitet – um ihren Weg finden, und gehen zu können. Dabei setzt jeder der Mentoren unterschiedliche Schwerpunkte und wird zu anderen Zeitpunkten relevant. Ziel ist, dass Lorna danach für alle Aspekte der Schauspielerei, Selbstvermarktung, Presse, Rollenauswahl genügend vorbereitet wird… Da schwirrt einem schon der Kopf! In jedem Fall kann dadurch festgehalten werden: „An der Spitze ist es doch nicht so einsam.“ Das wollen wir auch hoffen! Derzeit ist Lorna nur für die Filmfestspiele in Berlin, weil sie zwei Verpflichtungen hat in München – auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Nämlich einmal in den Kammerspielen mit Luk Percevals Inszenierung von J.M. Coetzees „Schande“ und einmal im Volkstheater mit Sybille Bergs „Und jetzt: Die Welt“. Im Endeffekt pendelt sie zwischen München und Berlin, wobei sie auch anderen Teilen Deutschlands verbunden ist. Aufgewachsen ist sie z. B. in Hannover – und den astrein hochdeutschen Dialekt hört man. Lorna liebt ihre Wahlheimat München, hat sich aber den bayrischen Dialekt nicht angewöhnt – oder präsentiert ihn uns nicht. Berlin ist im Gegensatz zu München wild und bunt, ist schön, aber nicht so heimelig, weil ihre Freunde natürlich hauptsächlich in München sind. Lorna freut sich jedenfalls riesig auf das Theatertreffen im Haus der Festspielen im Mai in Berlin. Das sei einer der schönsten kulturellen Orte in Berlin und das wichtigste Treffen für Theateraffine im ganzen deutschsprachigen Bereich. Für sie ist es magisch, sich den Geschichten hingeben zu können. Aufgrund ihrer ganzen Art und Umgangsweise waren wir etwas überrascht, dass Lorna überhaupt für die Deutschlandstiftung Integration in Frage kommt, da sie bereits seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland zu Hause ist – ihre Eltern kommen aus Uganda. Die Frage, ab wann man deutsch ist, beantwortet die Stiftung also anders als wir. Und wenn jemand nach München kommt: Die Stücke laufen noch eine Weile.

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Milan Peschel (Shan Rahimkhan Berlin, Gendarmenmarkt) „Neugierig bleiben!“ Neugier ist sehr wichtig, sagt Milan. Für das Leben und das Schaffen als Künstler, zum Behalten der Bodenhaftung und der Aufmerksamkeit. Er versucht, sich den neugierigen Blick eines Kindes zu bewahren. Vorschnellen Urteilen gegenüber ist er abgeneigt. Er verbittet sich die Arroganz, zu wissen, wie alles geht. Milan mag den Blick hinter die Kulissen; er möchte verstehen, was Dinge bedeuten, wie sie entstehen. Milan wohnt in Berlin und ist daher zur Berlinale vor Ort. Was ihm in diesem Jahr für das Festival fehlt ist Zeit. Er bereitet gerade seine Theaterinszenierung vor. Proben in Heidelberg stehen an. Viel Spielraum für Anderes bleibt nicht. Während der Berlinale wird er es nur zu wenigen ausgewählten Empfängen und Treffen schaffen. Dabei würde er gerne viele Filme sehen. Zwei Filme ganz besonders: Sebastian Schippers „Victoria“ heute und „Als wir träumten“ von Andreas Dresen, der am Montag im Wettbewerb läuft. Er wünschte, es wäre leichter an Premierenkarten zu kommen. Das kann man(n) ruhig mal betonen. Johannes Oerding zum Beispiel bekommt ein Zeitschriftenabo und kistenweise Lieblingsbonbons, nur weil er es einmal erwähnt hat. Wir würden ja die Daumen drücken und auf Unterstützung durch WHOMAG hoffen, wenn wir nicht um unseren Erscheinungstermin wüssten. Milan mag Kino, TV und Theater gleichermaßen. Er dreht viele Filme, inszeniert Theaterstücke und malt. Für sein Schauspiel wurde er mehrfach ausgezeichnet. Gerade hat er synchronisiert. Noch im Februar läuft ASTERIX in den Kinos an. Er leiht der Titelfigur seine Stimme. Ende März startet DER NANNY von und mit Matthias Schweighöfer in den Kinos – Milan spielt die Titelfigur. Zu der Zeit wird er bereits sein Theaterstück inszenieren. In Heidelberg. Milan runzelt die Stirn. Alles ist eine Frage der Zeit. In seiner Freizeit liegt er gern auf der faulen Haut. Dafür kann man auch gern in Berlin bleiben, was er sowieso macht, wenn die Kinder Schule haben. Ansonsten genießt er es, raus auf’s Land zu fahren. Milan ist ein Genießer und er arbeitet gern. Arbeit macht das Leben aus. Wenn das aber gerade nicht ansteht, schaut er Filme, liest, kocht etwas und heizt das Haus durch seine Anwesenheit: Jeder Mensch strahlt 100 Watt ab, wenn das nicht energieeffizient und nachhaltig ist?!

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Simon Böer (Wein&Stein) „Gedanken sind Bausteine.“ Simon als Friedrichshainer Bewohner seit 1999 treffen wir stilecht am Petersburger Platz. Nachdem der von uns ausgewählte Laden geschlossen hat, nimmt uns Simon spontan mit zu seinem Lieblingsitaliener: Das Pomodorino & Saporito verfügt über ein phänomenal schönes Interieur und es gibt klasse Cappuccino (auf den wir von Giulio sogar eingeladen werden). Die Schauspielschule hat ihn vor 20 Jahren nach Berlin verschlagen und er freut sich sehr, durch längere Zeit in Neukölln die soziale Bandbreite kennengelernt zu haben. Dadurch konnte er seine eigenen Vorurteile bekämpfen, weil die krassesten „Gangster“ auf der Straße manchmal ebenliebe Menschen sind und er ihnen auf Augenhöhe begegnen konnte. Schade ist natürlich, dass durch die voranschreitende Gentrifizierung viele dieser Leute ihr Zuhause verlassen müssen… Eigentlich war Simon während seiner Zivildienstzeit nebenbei als Barkeeper und Türsteher tätig, was ihm auch gereicht hätte - das Geld war gut. Aber seine Eltern wollten gern, dass er etwas Vernünftiges macht – wahrscheinlich hätten sie ihn am liebsten als Juristen oder Mediziner gesehen, aber sie haben seine (als alter Waldorfschüler) Neigung zum Schauspiel akzeptiert und ihn unterstützt. Seine Eltern haben ihm schon immer beigebracht, dass man alles werden und machen kann, was man sich wirklich von Herzen vornimmt. In diesem Sinne sind die oben genannten (wo auch immer das Statement dann steht) Gedanken Bausteine.

Simon wollte nur auf eine staatliche Schauspielschule, was er dann auch geschafft hat – gut so, denn da er niemanden im „Business“ kannte bzw. mit keinem bekannt / verwandt war, wäre ihm ein Quereinstieg wahrscheinlich auch verwehrt geblieben und der Gedanke viel Geld für eine unsichere, private Ausbildung zu investieren, lag ihm fern. Wir lernen Simon als einen freundlichen, offenen Menschen kennen – erfolgreicher Schauspieler würde man nicht nur durch Talent, sondern insbesondere durch ganz viel Glück, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sei. Ihm ist das geglückt und er kann seit über zehn Jahren damit seine Familie ernähren. Darauf ist er solz und dem Schicksal danbar. Die Berlinale kann er nur bedingt genießen, da er bereits am 10. Februar bis zum 26. März nach Südafrika fliegt, um einen Film mit Ulli Baumann zu drehen, der sogar einer seiner Lieblingsregisseure ist. Ein Jackpot, wie er sagt. Bei der Berliner Kälte kann man seine Freude darüber sehr gut nachvollziehen! Er würde gern vorher noch einen Film sehen – aber wer schafft das schon bei so einem vollen Programm? Simon: Mach weiter so, wir freuen uns auf das nächste Treffen und deine Berichte aus Südafrika – Hals- und Beinbruch!

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Stephan Kampwirth (Hegestrasse) „Good things happen when you‘r naked“ Wir treffen Stephan Kampwirth auf einem Hinterhof in Hamburg Eppendorf, er kommt leger und cool um die Ecke und sagt er habe heute morgen noch überlegt einen Anzug anzuziehen – Wir finden in TOP so wie er ist. Die Berlinale in diesem Jahr, für Ihn ein Anlass seinen im Herbst 2015 erscheinenden Film „Agnes“ zu promoten. Nach einem Roman von Peter Stamm, umgesetzt vom Regisseur Johannes Schmid und Nora Lämmermann, ein „Art House“-Film über die Liebe zweier Menschen zwischen Realität und Fiktion. W59


Ann-Kathrin Kramer (Volksbühne Berlin) Ann-Kathrin ist sehr entspannt – obwohl wir uns den hektischsten Platz ausgesucht haben. Diverse Leute drängen auf sie ein, um Autogramme und gemeinsame Fotos zu ergattern. Ann-Kathrin stört das nicht, weil es dazu gehört und es sehr nette Leute sind. Dieser Andrang ist ja auch eine Hommage an sie. Gleichzeitig mag sie Stille sehr gern. Ihr Mann und sie sind auch während der Berlinale in einem sehr ruhigen Hotel, sodass sie sich absolut erholt wieder in den Trubel stürzen kann. Was Ann-Kathrin nicht mag, ist, wie Menschen manchmal miteinander umgehen. Wenn man ins Flugzeug einsteigt und alle drängeln und motzen, rüpelhaft sind, obwohl es dabei nicht einmal um etwas geht – der Flieger hebt ja deswegen keine Sekunde früher ab. Erschreckend wie es aussähe, wenn es mal wirklich um etwas ginge. In solchen Momenten in Menschenmengen gefangen zu sein, das muss Horror sein. Auch Egomanie, Borniertheit und Oberflächlichkeit bringen sie auf die Palme. Bei der Berlinale findet man Ann-Kathrin auch nur bei ausgewählten Veranstaltungen – Klasse statt Masse und auch lieber einen Regisseur treffen und etwas Konkretes planen als sich in die nächste Feier zu stürzen. Sie genießt es, bei dieser

„Klassenfahrt“ Menschen (geplant) wiederzutreffen, die man sehen möchte – oder über Personen zu „stolpern“, die man schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Diese Form der Berlinale genießt sie bis Sonntag, danach ist die Familie wieder wichtiger: Die Trennung zwischen Beruf und Privat, öffentlicher Person und Privatperson, findet sich auch in der Wahl des Wohnsitzes. Die Familie lebt ländlich und ist naturverbunden. Dies ist der Gegenpol zu dem Lärm und Gewühl der Großstadt sowie den Dreharbeiten bei denen sie dauernd unter Menschen ist. Ihr Zuhause ermöglicht es ihr, aus dem Bedürfnis, immer und überall dabei sein zu müssen, herauszukommen und nicht gehetzt zu sein. Viele Kollegen handhaben es ebenso. Ann-Kathrin mag also Kontraste. Auch schreibt sie gern und freut sich auf ihr nächstes Buch…was irgendwann erscheinen wird. Denn auch hier zeigen sich die Kontraste: Es gibt Zeiten, in denen es damit kaum vorangeht, und dann wiederum „fluppt“ es. W60




In Deutschland hat er zwei Wohnsitze, pendelt zwischen Stuttgart und Berlin. So dreht er weiter SOKO und spielt noch zumindest ein Jahr den Kommissar. Zur Berlinale ist er natürlich in Berlin, wo wir ihn im Savoy treffen. Peter hat sich die Location zwar nicht ausgesucht, fühlt sich aber aufgrund der filmischen Vergangenheit des Hotels sehr wohl – wie man sieht. Die chillige Lounge des Hotels gegenüber vom Delphi Filmpalast am Zoo hat viel Berlinalegeschichte, sodass Suiten im Hotel auch monatelang vermietet wurden. Peter hat viel zu tun (großes Pensum!) und pendelt neben Deutschland auch zwischen den Kontinenten. Wenn in Deutschland die Winterpause losgeht, fliegt er wieder in den Sommer und dreht in Lateinamerika: In Brasilien hat er im letzten Jahr auch in der erfolgreichsten Komödie mitgespielt. Diese Vielfalt verdankt er der Berlinale. Hier wurde er durch seine Sprachkenntnisse vor ein paar Jahren für den brasilianischen und lateinamerikanischen Markt gecastet. Auch dieses Jahr wird er in Brasilien wieder einen Film drehen – in Deutschland funktioniert es aufgrund der unterschiedlichen Drehpläne leider zeitlich nicht. Außerdem schreibt Peter und genießt es, viele Dinge parallel zu tun. Auch mag er Abwechslung sehr gern und verfolgt gern immer andere Projekte. In Deutschland kommt er daher nicht zum Filmemachen, weil es sich meistens mit den Drehplänen der Serie überschneidet. Bei der Berlinale hat er aber immerhin ein bisschen Zeit für Filme, auch wenn das leider wieder zu kurz kommt. Er hat zu viele Termine, weil er jetzt mit einer Produktionsfirma als Freelancing Creative Producer zu tun hat für den europäischen Filmmarkt. Ihm macht es so jedoch auf der Berlinale mehr Spaß – als Schauspieler nur auf Empfängen zu sein wäre ja auch todlangweilig. Als Creative Producer ist er auch ein bisschen Bindeglied zwischen Lateinamerika und hier, während auch die europäische Connection verstärkt wird. Durch seinen Beruf reist er relativ viel, meistens berufsbedingt nach Lateinamerika. Die Zeit dort mit Arbeiten empfindet er fast intensiver als einen touristischen Aufenthalt – weil man Dinge anders erlebt und die Mentalität mehr erlebt. Peter Ketnath (Savoy Hotel) „Go with the flow, Peter!“ Das wurde in Nordamerika immer zu ihm gesagt und für ihn bedeutet es, dass eh alles wiederkommt und man sich entspannen kann – alles passt irgendwie; das Leben verläuft in Kreisen. Relaxen mag er inzwischen auch wieder in Nordamerika – Mr Bush jr. hatte es ihm längere Zeit verleidet. Gelassenheit trägt Peter in sich, er hat ein gewisses Urvertrauen. Alles kommt zu seiner Zeit und so – er wirft sich nicht in Abenteuer, einfach nur um sich reinzuwerfen. Stattdessen ist Peter offen für Neues. Daraus ergeben sich auch Abenteuer, jedoch mit einer anderen Ausgangslage. So ist er jetzt nicht mehr nur Schauspieler, sondern auch freischaffender Creative Producer und dreht viel in Brasilien und Lateinamerika.

Die Kombination von Familienleben und Meditation lässt Peter entspannen, wobei er das Geheimnis seiner Meditation nicht mit uns teilen mag – er hat sie über viele Jahre entwickelt. Seine Familie kommt ihn teilweise während seiner Winterdrehs besuchen, seine Stieftochter ist 13, seine Söhne sind elf und drei. Eine gesunde Basis sei für Kinder wichtig, die haben sie aber auch. So kommen sie in einmal im Jahr in Lateinamerika für drei bis vier Wochen besuchen – vor drei J ahren waren es sogar einmal sieben Wochen. Für seine Kinder ist ihm wichtig, dass sie schon früh Unabhängigkeit lernen, dass sie nicht von seiner Anwesenheit abhängen. Sie sollen auch andere Kulturen erleben, aber positiv im Sinne eines Urvertrauens seitens der Kinder, dass alles so stimmt und richtig ist, wie es ist Menschlich mag Peter Offenheit und Ehrlichkeit besonders, wenn die anderen auch offen und ehrlich sind, kommt man mit fast allen Menschen klar. Unehrlichkeit und eine berechnende Art sind für Peter hingegen totale Abtörner. Sehr nachvollziehbar, oder?

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Ina Weisse (Hackesche Höfe) „Weitermachen.“ Frau Weisse ist sehr beschäftigt, so haben wir wirklich Glück, dass wir sie auf dem Weg zur S-Bahn noch abfangen können. Ina ist eine der wenigen Personen, die bei gefühlt arktischen Temperaturen noch mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das ist doch einmal gelebte Nachhaltigkeit – auch wenn sie dafür drei Paar Strümpfe übereinander tragen muss! Ina ist gerade sehr in Eile. Sie dreht einen Dokumentarfilm über die Neue Nationalgalerie und den Beginn der Renovierungsarbeiten. Für die nächsten fünf Jahre wird das Museum geschlossen. Die letzten Bilder aus dem Untergeschoss sind gerade verpackt worden. Außerdem beginnt Ina in zwei Wochen mit den Dreharbeiten zu ihrem nächsten Film. In dem spielen Hannelore Elsner und Matthias Habich ihre Eltern. Ina ist während des Shootings (sie mag gestellte Fotos nicht…) und auch beim Interview sehr zurückhaltend. Überhaupt macht sie einen sehr sympathischen und keinesfalls aufmerksamkeitsheischenden Eindruck. Wir freuen uns darauf, sie bald wieder in Fernsehen und Kino zu sehen – auch wenn sie hinter der Kamera ebenfalls fantastische Arbeit leistet! W64



Björn Bugri (Café Sets) „Back to the roots.“ Björn begeistert uns in seinem eleganten Zwirn und empfiehlt uns gleich seinen Maßschneider: tailorintown.com. Natürlich ist das Bessere der Feind des Guten, sodass er jetzt kaum noch Ware von der Stange tragen mag. Abgesehen von der Eleganz erspart Maßkleidung viel Zeit, weil man sich nicht jedes Jahr neu einkleiden muss und deshalb mehr Zeit für andere Dinge hat, wie z. B. Sport: Meer und Berge genießt Björn sehr. Er ist passionierter Skifahrer und steht seit seinem dritten Lebensjahr auf Skiern. Am liebsten fährt er dafür in die Schweiz, aber leider muss er damit aus gesundheitlichen Gründen gerade pausieren. Er liebt Sport und regelmäßige Bewegung. Aber er kehrt nicht nur optisch zu den Wurzeln zurück – Björn wohnt jetzt auch wieder in Wilmersdorf, wohin es ihn bereits in seiner Studienzeit verschlagen hat. Er kennt aber auch andere Kieze, hat ewig lang in Kreuzberg gewohnt, dann auf dem Prenzelberg, Wedding und jetzt die Rückkehr zu den Wurzeln, seiner ersten Anlaufstelle. Er mag das ursprüngliche alte, das schöne gewachsene Westberlin, wobei auch die jetzigen Hipsterviertel ihn fasziniert haben, sonst hätte er dort ja nicht gewohnt. An unserem Treffpunkt, dem SETs, war er auch schon, aber jetzt ist es sehr voll – was ja auch für die Qualität spricht. Die von ihm jetzt gemeinten Roots sind aber auch in Berlin allgemein, das er gerade genießt. Vorher war er für das ZDF ein halbes Jahr an der Ostsee – für die Kripo Holstein. Er hat die Zeit sehr genossen und hatte keine Sehnsucht nach Berlin, aber jetzt freut er sich doch, wieder hier zu sein. So geht er

auch zu diversen Parties und Empfängen, genießt aber auch das gemütliche Spazierengehen und den Sonnenschein bei arktischen Temperaturen. Seinen Erholungsfaktor erlebt er auch hier, er muss nicht für drei Monate nach Thailand: Björn ist gern weg, kommt aber auch gern zurück. Björn macht gerade viel für das Fernsehen und hat daher ein großes Pensum. Er muss also viel Text „fressen“, gerade bei Serien. So wurde eine Folge in sieben Tagen gedreht und die vier bis fünf Tage Drehpause wurden schon für das Lernen für die nächste Folge genutzt. Zwar kennt man mit der Zeit seine Rolle und kann sich spontan einfinden, aber Vorbereitung war dennoch nötig. Aber der Stress macht ihm nichts aus, denn wenn ein Projekt vorbei ist, hat man als Schauspieler ja manchmal auch mehr Freizeit (und Erholung…) als einem lieb ist… Björn, wir drücken dir die Daumen, dass du nur soviel Freizeit hast, wie du magst! Der Anfang ist dafür ja bereits getan, weil der größte Teil der offiziellen Berlinaletermine für ihn schon durch ist (die wichtigen Termine und Empfänge). Jetzt kommen nur noch gelassene Feiern, die er entspannt und ruhig angeht. Dasselbe gilt für die Treffen mit Regisseuren und Produzenten für die neuen Projekte. Da auf der Berlinale sowieso keine Jobs vergeben werden, kann er die restliche Tage dann in Ruhe genießen, denn: Was kommt, das kommt.

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Natalia Rudziewicz (U-Bahn Eppendorfer Baum) „When you really put your heart in the work, you don’t think of how you look. And I think that’s the beauty of it.“ - Juliette Binoche Unter den S-Bahnschienen am Eppendorfer Baum treffen wir die gebürtige Hamburgerin Natalia. Was Sie mag? Direktheit, Humor und Gradlinigkeit sagt Sie, wie aus der Pistole geschossen. Ihren Job vor der Kamera, die Schauspielerei, beschreibt Sie wie einen großen Zauberwürfel, welcher sich aus vielen Komponenten zusammensetzt. „Für mich hängt die Arbeit aller Departments unabdingbar miteinander zusammen. Ich mag es, im Kollektiv Geschichten zu erzählen. So setzten sich viele kleine Ideen zu einer Großen zusammen.“ W69


Katharina Küpper (Starbuck’s am Potsdamer Platz) „Wer ehrlich ist, braucht keine Angst vorm Fettnäpfchen haben“ … wie viele Starbuck‘s gibt es am Potsdamer Platz eigentlich? Im dritten finden wir uns endlich … und Katharina hat sich den Starbuck’s ausgesucht, weil sie dachte, dass er einfach zu lokalisieren ist. Tja, vielleicht auch zu einfach. Außerdem ist Katharina gern ironisch, was bei vielen nicht so ankommt...immerhin war der Treffpunkt nicht ironisch. Katharinas Aussage zu den Komplikationen: „Es war schwierig.“ Aber es hat noch ein gutes Ende gefunden. Wir lernen sogar ihren Mann Peter kennen – sie haben am 22. Februar ihren ersten Hochzeitstag und freuen sich schon auf das vorangehende Yogaretreat. Dadurch dürften sie auch spätestens am Tag selbst entspannt sein. Von hier aus schon einmal einen schönen Tag! Vielleicht hilft das auch, um die „Hülle“, die man sich um sich selbst aufbaut, etwas zu verringern. Diese hat sie selbst direkt am Morgen wieder erlebt, als sie Regina Ziegler im Frühstückssaal ehrlich sagte, dass sie Regina klasse findet, dass ihre Arbeit spitze ist. So ein Lob ist in Deutschland für viele schwer zu akzeptieren. Katharina liegt menschliche Nähe am Herzen – diese ist hier jedoch z. T. Mangelware. So waren Peter und sie in der Stadt der Engel gestrandet, ohne zu wissen, wo sie sind, und ohne Möglichkeit, ihre „Zielperson zu kontaktieren“, und ihnen hat ein Firmenchef weitergeholfen und sie uneigennützig unterstützt. Das hat beide sehr beeindruckt und so möchten sie auch sein. Katharina steht dazu, dass sie ihre Meinung sagt und ihr Verhalten nicht unbedingt daran anpasst, wem sie gegenüber steht. Ihrer Meinung nach ist das auch die Zukunft der Schauspielerei – denn es geht immer mehr darum, ehrlich und authentisch zu sein und auch zu wirken. Beim ZDF scheint das prima anzukommen. Motzgurke TV bei KIKA; läuft bereits in der dritten Staffel. „Kripo Holstein“ zwei erfolgreiche Staffeln sind bereits ausgestrahlt, ob es eine dritte gibt, ist derzeit noch unklar. Bei Peter läuft es aber auch nicht schlecht – auch er ist Schauspieler. Sonst hätten sie sich vielleicht gar nicht kennengelernt. Sie kennen sich nämlich schon aus der Schauspielschule – die Hochzeit kam also relativ lange nach dem Beziehungsstart. Katharina hat einen Werbespot für die Targobank gedreht. Dafür war sie in Kapstadt und Stellenbosch. Peter ist mitgekommen und sie waren noch schön klettern und auch sonst unterwegs: Katharina hat vor Freude geweint, als sie auf dem Sozius einer Harley unterwegs war. Der Ausblick vom Tafelberg aus war so atemberaubend, dass sie vollkommen überwältigt war …

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Patrick Mölleken (Waldorf Astoria) „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“ In der futuristischen Lang Bar treffen wir Patrick: Wegen des filmischen Hintergrundes und des Crossover Effects zwischen Anlehnungen an Fritz Langs Metropolis und amerikanischer DinerEinrichtung hat sich Patrick diese Bar ausgesucht – abgesehen von dem Umstand, dass die Drinks echt lecker sind. Dennoch trinkt er heute nur einen Cappuccino. Sein Statement hat er von Augustinus von Hippo übernommen. Patrick ist sich sicher, dass man stets fest von seinen eigenen Ideen, Wünschen und Träumen überzeugt sein sollte, um andere Menschen mit der eigenen Begeisterung anzustecken und für seine Sache zu gewinnen – ob im Beruf oder im alltäglichen Leben, ob vor oder hinter der Kamera. Vor allem solle man sich selbst vertrauen. Nur wer an seine Arbeit und seine Vision glaube, könne den Funken überspringen lassen. Genauso sei es im Schauspiel: Man müsse sich mit voller Überzeugung in eine Rolle „reinknien“, um den Zuschauer oder Zuhörer berühren zu können. Patrick ist Rheinländer und aufgrund der Berlinale vor Ort. Er ist gerne in der Hauptstadt. Die Berliner Filmfestspiele seien wie ein Klassentreffen der Filmbranche. Im Rahmen dessen genießt Patrick die vielen großartigen Filme, die begleitenden tollen Events – und eben die Begegnungen mit alten Freunden und neuen Kontakten. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler ist Patrick auch Sprecher – für die unterschiedlichsten Bereiche: Hörbücher, Hörspiele, Synchronisationen, Videospiele und Werbung. Das ist sein zweites Standbein. Für das Hörspiel „Wie man unsterblich wird“ erhielt er 2010 den Deutschen Hörbuchpreis.Man kann fast nicht glauben, dass der knapp 21-Jährige mittlerweile schon sein zehnjähriges TV- Jubiläum feiert. Begonnen hat alles mit den Dreharbeiten zu seiner damaligen Lieblingsserie „Alarm für Cobra 11“, in der er erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte. Auf das Actiongenre ist Patrick jedoch nicht festgelegt. Es ist gerade die Arbeit an den unterschiedlichsten Produktionen und Charakteren, die ihn an der Schauspielerei fasziniert. Einige bestimmte Rollen empfand er als besonders intensiv – vor allem in der Vorbereitung. So zum Beispiel die des Amokläufers „Kilian“ in dem Film „WIR.“. Oder seine Rolle als „Manfred Rommel“ in dem Kriegsdrama „Rommel“ - als Filmsohn von Ulrich Tukur, der den Wüstenfuchs verkörperte. Patrick sagt, er habe sich seiner komplexen Figur über zahlreiche Recherchen und mit ganz viel Respekt genähert. Als Schauspieler trage man immer eine gewisse Verantwortung, aber gerade solche Rollen,

die wahre Begebenheiten und dabei so viel Leid realisieren, würden besonders viel Konzentration und Vorbereitung erfordern. In „Allein unter Irren“ spielte Patrick einen Asperger-Autisten. Das Thema beeindruckte ihn nachhaltig. Die Vorbereitungen auf den Dreh waren eine große Herausforderung: Nur eine Woche hatte er damals nach Abschluss eines anderen Filmprojekts Zeit, um sich in das Fachgebiet einzuarbeiten. Über einen Freund machte er Bekanntschaft mit einem betroffenen Autisten, der bereit war, über seine Krankheit zu sprechen und ihm von den spezifischen Merkmalen, wie bspw. der einhergehenden Emotionslosigkeit und den sogenannten „Inselfähigkeiten“, zu berichten. Das Treffen half dem jungen Schauspieler sehr, ein Gefühl für diese schwierige Lebenssituation entwickeln zu können. Patrick spielt grundsätzlich sehr intuitiv. Seiner Meinung nach hat man als Schauspieler die Aufgabe, seine Rolle wirklich zu leben. Die Herangehensweise sei hier immer dieselbe: Der Schlüssel zu jeder Figur liege in ihren Emotionen. Man müsse sich auf die Rolle einlassen, sich mit ihr auf eine Ebene begeben, sie verstehen. Kritisch sieht er dagegen eine in erster Linie „technische“ Herangehensweise, da diese für ihn grundsätzlich etwas Unnatürliches impliziere. Wenn man seine Figur eben nicht nur einfach „spiele“, sondern wirklich wie sie „fühle“, ergäben sich die eigenen Handlungen auf jeden gegebenen Reiz von selbst. Versage diese Intuition jedoch, bleibe keine andere Möglichkeit, als Techniken und Werkzeuge heranzuziehen, um die geforderten Emotionen zu erzeugen. Techniken quasi als ein „Backup für den Notfall“. Für seine Rolle als Wehrmachtssoldat Adam in „A Good Story“ schrieb Patrick wochenlang fiktive Tagebucheinträge. Der Kurzfilm unter der Regie von Martin-Christopher Bode und der Kameraführung von Hollywood-Größe Christopher Doyle gewann zahlreiche internationale Auszeichnungen, u.a. als „Best International Short“ und als „Film of the Festival“ auf dem 21th Raindance Filmfestival London. Damit sicherte er sich eine Qualifizierung für die Oscars 2015. Patricks Lieblingsrolle, von der er hofft, irgendwann einmal ein Pendant spielen zu dürfen, ist die des von Al Pacino verkörperten Michael Corleone in seinem Lieblingsfilm „Der Pate“. Hierbei reizt ihn besonders die Entwicklung der Figur. Ein junger Mann, der sich anfangs noch gegen die mafiösen Strukturen und Machenschaften seiner Familie wehrt, wird durch die gegebenen Umstände und familiären Ereignisse vom Unschuldigen zum Mitläufer - und schließlich zum Gefährlichsten aller Beteiligten. Außerdem gefällt Patrick der Look der 1920er und 1940er Jahre – er ist ein großer Fan dieser Zeit. Zum Shooting treffen wir ihn lässig in Jeans, T-Shirt und Lederjacke an. Letztere mag er besonders und nicht nur er fühlt sich dadurch an James Dean erinnert. W73



Katharina Wackernagel (Delphi Filmpalast) „Du kannst nicht vorgeben, Honig zu sein, wenn du eine Bratwurst bist.“ Katharina ist dieses Wochenende sehr ausgebucht, sie ist sogar noch bis Dienstag im Stress. Da freuen wir uns natürlich umso mehr, dass sie sich auf dem Weg zum nächsten Termin noch kurz Zeit für uns genommen hat. Im Anschluss an die stressigen Termine freut sich Katharina schon sehr darauf, Filme auf der Berlinale zu genießen. Sie kauft ihre Tickets übrigens via Zufallsprinzip im Internet – sie geht dahin, wofür es noch Karten gibt. Soviel Stress muss man sich aber ja auch nicht machen, einen Film unbedingt im Rahmen der Berlinale zu sehen. In Berlin gibt es so viele Kinos, dass man den Film immer sehen kann, wenn man möchte. Katharina setzt sich also für mehr Entspannung ein, was den Filmkonsum auf der Berlinale angeht. Irgendwann möchte sie auf jeden Fall „Victoria“ sehen, und sie hat von Freunden schon gehört, dass der Film der „absolute Hammer“ sei. Neben den offiziellen Terminen arbeitet Katharina gerade an einem Kinofilm (bzw. dessen Vermarktung), den sie mit ihrem Bruder produziert und finanziert hat: bestefreunde! Jonas Grosch hat das Buch geschrieben und Regie geführt. Der Film selbst kommt am 26.02. in die Kinos, Preview ist am 25. Februar. Wenn man selbst einen Kinofilm herausbringen will, sollte einem bewusst sein, dass es ein Fulltimejob ist: Ein Film macht wirklich viel Arbeit, wenn man selbst mit Finanzierung, Produktion und allen

Karoline Eichhorn (Delphi Filmpalast) „Lieber Schein als Sein.“ Die Hamburgerin kommt für die Berlinale nach Berlin – als Schauspieler muss man sich ja für ein paar Tage bei den Empfängen zeigen, das gehört sich einfach. Genau auf dem Weg zu einem solchen durften wir ihr auch begegnen – und dass genau der Delphi Filmpalast auf ihrer Route liegt, passt doch prima! Bis jetzt hat Karoline einen Film gesehen, der sie auch zu ihrem Statement inspiriert hat: 45 Jahre. Das Paar im Film war 45 Jahre verheiratet und damit sehr lebenserfahren. Dennoch bringt eine Nachricht sie ins Wanken. Die Freundin, die der Ehemann vor seiner jetzigen Frau hatte, war verschollen und wurde nun eingefroren im Gletscher gefunden. Dieser Umstand bringt die Ehe auseinander, wobei beide so tun, als

Details zu tun hat. Dann wird es doch sehr umfänglich und ist eine sehr lange Beschäftigung. Mal abgesehen von Werbung, falls die Finanzierung noch nicht ganz steht – wie es bei „bestefreunde“ der Fall war. Da haben Katharina und ihr Bruder sich Facebook und Medien zunutze gemacht – mal abgesehen von dem Umstand, dass auch die Berlinale sehr günstig ist, um Leute auf den Film aufmerksam zu machen. Passend zu ihrem Statement aus dem Film gibt es auch Postkarten zur Veröffentlichung, auf deren Rückseite eine kleine Packung Bio-Akazienhonig zu finden ist…da freuen wir uns doch schon sehr auf ihre Kinotour, um uns für den Honig zu bedanken. Noch Anfang des Jahres hat Katharina mit Karoline Eichhorn in Hamburg Theater gespielt, Anfang April geht es wieder los mit „Stralsund“ für das ZDF, und bis dahin steht die Kinotour und Promotion für „Beste Freunde“ an. Langweilig wird Katharina also nicht. Ein wichtiger Teil ihres Lebens ist Freiheit. Das passt einerseits zum Beruf, bei dem man sich nie festlegt und nie weiß, was das Jahr so bringt, ist aber andererseits ein extremer Widerspruch zur Arbeit an sich, denn dabei muss man sein Leben extrem nach der Dispo organisieren und hat nur wenig Spielraum für „Extravaganzen“. Eine Zusage beinhaltet damit einen ganz festen Plan. Durch diese zweite Seite der Schauspielerei ist es für Katharina sehr wichtig, zwischendurch so frei wie möglich ihr Leben zu leben. Auch ein eigenes Projekt ist deshalb genial, weil man einen Schritt raus aus der Abhängigkeit wagt – man ist nicht mehr immer davon abhängig, wer einen anruft, haben will und letzten Endes besetzt. Diese Abhängigkeit gibt es auch im Spiel selbst, weil man dort vom jeweiligen Partner abhängt. Die Dynamik muss passen. Macht man etwas selbst, nach seinen eigenen Vorstellungen, ist man hier eine Spur freier. Also sollte Katharina die Tour mit „bestefreunde“ wohl wirklich genießen!

wäre das nicht so. Karoline findet es Wahnsinn, was es ausmacht, nicht kommunizieren zu können, obwohl man sich so genau und gut kennt, wie die beiden Figuren im Film. Wir alle begegnen viel zu häufig fehlender Kommunikation. Karoline wünscht sich daher Ehrlichkeit, sieht aber auch die Gefahren: Sobald man ehrlich ist, bekommt man eine reingewürgt, weil es nicht konform ist mit den gesellschaftlichen Konventionen. Dabei sollte man glücklich sein, wenn einem jemand die Wahrheit sagt. Aber auf Grund der Konventionen kann man häufig nicht ehrlich sein. In ihrer Freizeit mag Karoline genau das Gegenteil ihres Berufes – sie geht quasi in die Pole. Sie liebt es, Menschen zu begegnen, sich mit ihnen zu unterhalten und auseinanderzusetzen. Zentral sind dabei wahre Begegnungen – am besten gepaart mit Ehrlichkeit? Karoline mag – neben Menschen – auch Bienen sehr gern und hat extra für sie schon Blumen auf ihrem Balkon gesät. Wenn da der Sommer nicht endlich mal kommen kann… W75



Antonio Wannek (Berliner TSC) „Wer Erleuchtung erlangen möchte, muss die Bestie verstehen.“ - MC Basstard Antonio zähmt seine Bestie durch das Schauspiel, wo er meistens den Antagonisten mimt - und mit Hilfe des Kampfsports. Deshalb auch das eigentliche Boxsetting im Berliner TSC. Hier hat er sich zwei Wochen lang auf den Film „Die Kunst des Verlierens“ vorbereitet, in dem er in der Rolle eines Ex- Boxers zu sehen ist. Zusammen mit dem Hauptdarsteller Lukas Steltner, der im Film seinen Bruder spielt, hatte er im Berliner TSC für eine gemeinsame Kampfszene trainiert. Antonios favorisierte Kampfkunstart ist Jeet Kune Do, die von Bruce Lee erfunden wurde. „Formlos sein, wie Wasser. Wenn Du Wasser in eine Tasse füllst, wird es zur Tasse.“, sagte Lee einst, was sich natürlich auch wunderbar auf die Schauspielerei übertragen lässt. Antonio und MC Basstard, von dem er das Statement übernahm, haben eine Zeit lang zusammen gewohnt und stehen auch heute noch in Kontakt. MC Basstard bringt demnächst sein neues Horrorcore Rap-Album raus: MDZ (Meister der Zeremonie, was die deutsche Übersetzung der MC- Bedeutung „master of ceremony“ ist). Geplant ist im Rahmen dessen auch ein gemeinsames Musikvideo. Antonio übernimmt dabei die Regie - den Part des Regisseurs hat er in der Vergangenheit schon öfter eingenommen. Antonio ist sehr tiefgründig, was viele Leute auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten würden. Seinen Weltschmerz kann er – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht ausblenden. „Wir sind täglich von dermaßen viel Elend umgeben, es gibt unglaubliches Leid auf der Welt. Wir zerstören mit der Natur die Basis unseres Lebens.“, das Alles will Antonio gar nicht ausblenden, auch wenn er nicht immer mit einer Hass- und Trauermaske herumlaufen mag. Er möchte das Elend sehen und dagegen angehen: „Was soll ein Mensch alleine tun?, fragte sich die halbe Menschheit.“ Wenn jeder einen kleinen Schritt macht, ist im Großen und Ganzen schon viel erreicht. Mit großer Klarheit sieht er unsere heutige Form von Brot und Spielen, wobei er – ebenso wie die Berlinale – inhärenter Teil dieser Spiele ist, die von den aktuellen Problemen ablenken. Auch deshalb mag er den Rummel um die Berlinale nicht wirklich. Zwar kann er die Berliner Filmfestspiele inzwischen mehr genießen, aber die teilweise vorherrschende Oberflächlichkeit und Ignoranz sind für ihn nach wie vor nicht nachvollziehbar. Mit einem Lächeln entlassen wir Antonio mit seiner „Pfarrer Braun“-Mütze, die ihm als Andenken geblieben ist.

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Wotan Wilke Möhring (Shan Rahimkhan Berlin, Gendarmenmarkt) „Lieber Freude als Laune.“ Wotan freut sich gern. Launenhaftigkeit mag er überhaupt nicht. Die Welt ist ohnehin kompliziert genug. Seine Kinder mag er aber immer – auch dann, wenn sie mal launisch sind (was nicht nur bei seinen zwei Mädels häufiger vorkommt!). Das finden wir sehr beruhigend! Dass er sich gern freut und er es auch mag, wie sich Freude in anderen reflektiert, erleben wir hautnah bei unserem Treffen vor dem Medienboard Empfang bei Shooting im Salon von Shan Rahimkhan. Derzeit genießt er die Berlinale in vollen Zügen, aber die erste Woche reicht ihm. Wotan mag die Leute dort gern ein- bis zweimal treffen, aber was soll man im ganzen Veranstaltungsstress noch beim dritten Mal sagen? Abgesehen vom einen oder anderen Empfang der auf der Agenda steht, möchte er sich gern noch „Victoria“ von Sebastian Schipper anschauen – ansonsten kommen die Filme aus Zeitgründen leider zu kurz… Er selbst stellt bei der Berlinale keinen Film vor. Dafür dreht er gerade in Berlin „Sex & Crime“…wir sind gespannt! Wotan mag Zeit, die nicht verplant ist – und er mag gute Drehbücher, auch wenn sie relativ selten sind.. Wenn der Text beim Lesen des Buches nicht zur Figur passt, dann wird er auch in der filmischen Umsetzung nicht passen. Ihm ist der Unterschied zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort sehr wichtig Wotan hat Respekt vor dem geschriebenen Wort. Und vor der Ausarbeitung und Umsetzung eines Drehbuchs. Wichtig ist, dass Änderungs- und Anpassungswünsche aus der Rolle argumentiert werden, so wie alles immer aus der Rolle kommen (und gelassen werden) muss. Das heißt, dass man bei jeder Figur davon ausgeht, dass sie in ihrer Welt das Richtige tut – das greift auch für die „Bösen“. In der Darstellung ist es unterschiedlich. Mal ist es leichter, eine Rolle zu spielen, die viele Überschneidungen mit dem eigenen Leben hat, manchmal greift das genaue Gegenteil. Dreharbeiten sind von Urvertrauen gegenüber dem Regisseur geprägt, weil er einem zeigt, wie er die

Figur sieht und wie er sie haben will. Ein Schauspieler macht sich bei jeder Szene „nackt“ und lässt Blicke in sein Inneres zu. Hieraus formt der Regisseur das Endergebnis –auch beim Schnitt müssen die Darsteller ihm vertrauen. Bei Dreharbeiten kommt es zu einem Punkt, an dem man selbst die eigene Rolle so gut kennt, dass man den Regisseur quasi entlasten kann. Auch mit textlichen Anpassungen vom Darsteller. Jeder kann das erfüllen, was im Drehbuch steht – aber „das Quäntchen extra“ macht einen aus. Dafür ist der Regisseur wichtig, sonst bietet man immer „second best“: Das, was man schon kann. Gute Regisseure führen einen zu dem, was man noch nicht kennt, zum Neuland. Da kommt man nicht immer hin, also nicht bei jedem Film und jeder Szene. Manche Regisseure wollen einen dahin treiben. Wenn das gelingt ist es ungeheuer viel wert – viel mehr als das Drehangebot als solches. Das ist mal eine Ansage. Wir entlassen Wotan mit einem Lächeln auf seinen Lippen in seinen wohl noch längeren Abend und freuen uns, dass er im Anschluss an die Berlinale zwei Monate Zeit hat für seine Kinder …

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Auf unserem TV-Kanal WMTV befinden sich jede Menge Clips von vor und hinter den Kulissen,von unseren Roadtrips, von unseren Studiosessions und nat端rlich sind dort auch unsere Musikvideos und Dokumentationen zu finden.



Felix Hair & Make-Up: Samira Ghassabeh

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#Covers International

fotografiert von Olaf Kroenke

Janina Hair & Make-Up: Samira Ghassabeh

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Anna&Eyvind Hair & Make-Up: Lena Petersen @ Liganord

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Paulina&Adrian Hair & Make-Up: Lena Petersen @ Liganord

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Lina Hair & Make-Up: Samira Ghassabeh

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Leo Hair & Make-Up: Franziska @ Optix

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#Unternehmer

Licht - Blick Wie selbstverständlich öffnen wir die Augen um den Tag zu sehen, die Sonne, doch das Wesentliche sehen wir nicht. Und Du schlägst Deine Augen auf und siehst – nichts, nur Dunkelheit die Dich umgibt. Bekannte Geräusche erreichen Dein Ohr und vertraute Stimmen. Hilflos greifen Deine Hände ins Leere – Panik ergreift Dich, Du willst schreien – Dir die Dunkelheit von den Augen reißen, doch Du bist wie erstarrt – unfähig eine Bewegung zu machen. Warum Du? Warum jetzt? Du hast doch Dein ganzes Leben lang sehen können. Das soll jetzt alles vorbei sein? Blühende Blumen, ziehende Wolken, strahlende Gesichter, zärtliche Blicke – nur noch aus der Erinnerung. Kannst Du das? Willst Du das? Plötzlich legen sich Arme ganz zärtlich um Dich und Du fühlst Dich geborgen. Aber nichts ist selbstverständlich – wenn wir es auch ganz gerne so sehen. H. Rehder, Juni 2012

www.derlöwenschuster.de

fotografiert von Olaf Kroenke

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#Freelancer Foto: Olaf Kroenke

Zufälle gibt es nicht! Dennoch ergeben sich immer wieder Situationen, die zunächst nicht so aussehen, als hätten sie eine Fortsetzung. So war Laura eines Tages zu einer der legendären Hour Sessions in Olaf Kroenke's Atelier eingeladen und machte innerhalb dieser kurzen Zeit einen tollen Support mit schönen, unterschiedlichen und neuen Styles. Dann kam die nächste Einladung, und dann die nächste.. Inzwischen hat sich so eine Art Dream-Team entwickelt, bei dem sich Fotograf und Stylist schnell und fast blind verstehen. Jetzt arbeitet Laura für Olaf auch in vielen seiner anderen Produktionen mit, u.a. auch für Stern-Titel. Nächste Challenge wird sein, dass Laura ihren Vierbeiner mit in den Set bringt und man sehen wird, ob sich der Studio-Bully und ihr Hund sich genauso gut verstehen. Laura Laszek, Hair & Make-Up|Closeup

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#Dog Life

nach Conrad Lorenz Von einem Hund kann der Mensch viel lernen!

Foto: Kunhild Haberkern

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#Victor_!

von Gerald Heinemann - Lieber Herr Gott, stehe er mir bitte bei, die Maler sind im Haus! Vor gut einem Jahr gab es einen Bruch der alten Bleirohre in den Wohnungen über mir mit folgenden, heftigen Wasserschaden in den Decken von meinem Bad und meiner Küche. Das Ergebnis waren riesige, rostbraune Flecken in dem Türkis beider Zimmerhimmel. Und, oh Wunder, heute sollen die Schäden tatsächlich behoben und übermalt werden. Ich weiß aus Erfahrung, was das bedeutet. Abkleben aller Seitenwände, Arbeitsflächen, Küchengeräte, Regale, Spiegeln, Lampen, Abzugshaube, Hängeschränken, Unterbauten, Sanitäranlagen, Waschbecken, Boards und Fußböden mit X Quadratmetern von Plastikfolien. Aufbau von rollbaren Rohrgerüsten, da ich gut 4,30 Meter Deckenhöhe habe. Ständig laut polternde Malergesellen + Gehilfen während der vorbereitenden Schleifarbeiten und der Pinselei. Kofferradios, Zigarettenpausen, "könnenwer mal kurz, habense mal eben" Dies und Jenes?! Mini & Mambo voll auf´m Horrortrip wegen der lauten, wildfremden Menschen, des Schleiflärms, der Farbgerüche, und, weil sie nicht zu ihren Fressnäpfchen können. Ständiges Klingeln, Rein und Raus, Tür auf, Tür zu, weil irgendwas ja immer fehlt und im Firmentransporter liegt. Auf Tage kein Kochen, keine Kühlschrank, Spüle, Herd, Toaster, Waschmaschine, Trockner, Toiletten und Badbenutzung. Nach Abzug der Herrschaften ohne Ende Schmutz, Staub, Fußabdrücke von groben Arbeitsstiefeln und Farbflecken, wohin das Auge schaut. Schönes Wochenende, allerseits! –

Die Malerfirma hatte mit mir einen Termin um 08:30 Uhr, abgemacht seit 4 Wochen. Ich stehe natürlich pünktlich um Halbneun am Fenster zur Strasse und gucke! Um 09:00 Uhr rufe ich im Malereibetrieb an. Ich: "Guten Morgen, Heinemann, ich warte ja nun schon seit einer halben Stunde auf Ihre Leute, wo bleiben die denn?!" Chef: "Moin, Herr Heinemann, tscha, wir sind Handwerker!" Ich: "Nee, wir sind Hamburger und Hamburger sind pünktlich!" Chef: "Die hatten vorher noch einen anderen Termin, der dauert wohl etwas länger". Ich: "Pünktlichkeit ist bekanntlich die Tugend der Könige!" Chef: "Tscha, aber wir sind Handwerker!" Ich: "Nichts gegen Handwerker, aber abgemacht ist abgemacht, oder?!" Chef: "Ich rufe Sie gleich zurück, Herr König". Ich denke, "Was´n Arschloch!" und lege auf. Um 10:30 Uhr ist immer noch kein Mensch mit Abdeckfolien, Leitern, Eimern und Pinseln zu sehen, ich rufe also wieder an. Ich: "Heinemann nochmal, jetzt is´ aber langsam mal gut, wo bleiben denn Ihre Jungs?" Chef: "Oh, sind die noch nicht da?" Ich: "Sie belieben zu Scherzen, würde ich Sie sonst anrufen!?" Chef: "Gut, die melden sich telefonisch unter Ihrer Nummer, sobald die vor Ihrer Tür stehen!" Ich: "Und was schätzen Sie so?" Chef: "Das könnte noch ungeW94


fähr eine halbe Stunde dauern!". Ich: "Toll!" Es ist 11:10 Uhr. Die "Chefin" ruft an, unüberhörbar osteuropäischer Akzent: "Hallo, Herr Heinemann, ich wollte nur bescheid sagen, dass die Maler so in einer Viertelstunde bei Ihnen sind!" Ich: "Super, ich freue mich schon, wenn die endlich hier antanzen!" Sie: "Die tanzen nicht an, die werden ganz normal gehen!" Ich: "Sie haben ja einen guten Humor, sind sie vielleicht Polin?" Sie: "Wollen Sie mich beleidigen??!" Ich: "Keineswegs, meine habe Verwandtschaft lebt im heutigen Polen, Königsberg, Allenstein, Tanten, Cousins und Cousinen, die sind alle echt cool!" Sie: "Ich habe es nicht nötig, mich von Ihnen beleidigen zu lassen!" Ich: "Hey, jetzt machen Sie mal halblang, Sie haben diesen Auftrag seit 13 Monaten, erst heute kommen ihre Leute, aber es ist noch niemand von denen da!" Sie: "Sind die Deutschen etwa pünktlicher, sind die was Besseres???" Ich: "Ersteres ja, Zweiteres kann ich angesichts unserer gemeinsamen Geschichte wohl kaum behaupten!" Sie: "Sie beleidigen mich schon wieder!" Ich: "Na, kommen Sie, Ihre Firma hat diesen Auftrag der Hausverwaltung nun seit gut einem Jahr verschleppt, anyway, ich fand nur Ihren Humor aufgrund dieser Tatsache sehr sportiv!" Sie: "Sie sind Nazi, Sie sind total Nazi!" Ich: "Um Gottes Willen, ich war aus besten Gründen Kriegsdienstverweigerer, Zivi für körperlich und geistig Behinderte!" Sie: "Ich bin also behindert, ja?!" Ich lege auf. Um 11:30 Uhr klingelt es. Fortsetzung folgt.

haha, nein, meine Frau viel schöner!" Er zeigt mir auf seinem iPad Fotos. Ich: "Hui, Du Glücklicher, tolle Frau, tolle Kinder!" Er: "Chefin Scheiße, nur Terror, hat sich bei Chef eingeschleimt, so diese Frau, gibt ja!, nur Geld, Geld, Geld, Auto, reich " Ich: "Ich weiß, hatte ich auch mal!" Ich zu Viktor. "Viktor, woher kommst Du, was ist deine Heimat?" Er: "Kasachstan, schene Land!" Ich: " Mein Vater kommt aus Sibiren". Er: "Wo?" Ich: "Bei Omsk, große Bauernfamilie, erst von Zarin Katharina dahin gelockt, dann 200 Jahre später wieder vertrieben, wegen Adolf, dem Arschloch!" Er: "Ist nur 400 Kilometer, kenn ich, schön!" Ich: "Und Du?" Er: "Auch Deutsch, Vater heißt Schäfer, wir sind Wolgadeutscher!" Ich: "Eine Rauchen?!" Er: "Erlaubt?" Ich zünde ihm eine an. Ich sag zu Viktor: "Na Viktor, was schreibst Du denn da auf?" Er: "Dein E-Mail!" Ich: "Wozu das denn!?" Er: "Ich Dir schicken Fotos von meine Schwestern und Cousinen, alle Schene!" Ich: "Huch, warum?" Er: "Du kein Frau, die keine Mann!" Ich: "Sprechen die Deutsch?" Er: "Wenn Frau gut, Sprache egal!" Ich: "Auch wieder wahr!" Ich: "Was ist das?" Viktor: "Ist neue Farbe, gerade angemischt!" Ich: "Ich hatte aber dieses Türkis von Eurer Farbtabelle bestellt". Er: "Nu ..." Ich: "Das ist Pissgelb!" Er: "Klo?" Ich: "Nee, geil, machen!" - Gute Nacht ,,,, !"

Um 12:00 Uhr standen dann "die Maler" vor meiner Tür, so in Echt und in Wirklichkeit. "Tach, Kirsche, Kirsche wie Pflaume, und das ist mein Helfer Viktor, Viktor wie Wicken, man weiß ja nie, wohin das geht, haha!" Herr Kirsche meinte dann, "Es soll hior ainen sozusagen änen Wassaschooorden, (Wasserschaden) gegeben haben, so in der Art, wann war denn das?" Ich: "Lustig, vor über einem Jahr, und seitdem waren schon zwei Vertreter Ihrer Firma hier, haben das gecheckt und Termine angekündigt!" Kirsche: "Also i c h war das nicht!" Ich zu Viktor: "Viktor, was machst Du da, wird das Kunst, so Christo-mäßig?" Er: "Nix Kunst, muss alles abgedeckt werden!" Ich: "Sag mal, Eure Chefin ist ja echt extrem drauf, ziemlich große Klappe!" Er: "Ist nicht Chef, ist Göttin!" Ich: "Polin?" Er: "Nein, kommt aus Georgien, seit da, ist Göttin!" Ich: "Sieht wohl toll aus?!" Er: "Ha-

Foto: Gerald Heinemann

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#Emma_!

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von Gerald Heinemann " N e i n ! Emma! N e i n, nein, n e i n, E m m a, komm jetzt sofort her, n e i n, E m m a !!! ", schnauzte Emmas´ vollkommen entnervtes Frauchen immer wieder ziemlich lautstark und schon ein wenig heiser in Richtung ihres pitschnassen Flokatis am Alsterufer im Eichenpark. Der hingegen war das sichtlich wumpe, stürzte sich mit wachsender Begeisterung ein ums andere Mal in das kalte Wasser und paddelte in einem Affenzahn den aufgescheuchten Stockenten hinterher! "Die hört ja auf´s Wort!", meinte ich zu Frauchen, "darf ich sie mal kurz fotografieren?" Sie: "Klar, ist ja eh schon alles zu spät!" Ich: "Was?" Sie: "Emma war bis eben noch so schön sauber und jetzt sieht sie aus wie `ne Schlammbarbie!" Ich: "Emma hat wohl ihre eigene Vorstellung von der Gestaltung des Nachmittags und macht einfach ihr Ding. `Ne richtige Emma eben!" Sie: "Wie meinen Sie das?!?" Ich: "Na ja, Emma, die Frauenzeitschrift, Alice Schwarzer, Siebziger, Emanzipation und so!" Sie: "Muss ich die kennen?" Ich: "Och, muss nich´ ... ".

Foto: Gerald Heinemann W97


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Published by Olaf Kroenke Creation Editing Imaging by WHO Magazine Artdirection by Kunhild Haberkern Produced by www.production-world.de for WHO Magazine Photographs by Olaf Kroenke Making of images and clips by Ava Dreessen Britta Meures Alexander Siemers Catharina Dethlefs Copywriters, logs by Jana Görner Catharina Dethlefs Music written and performed by Olaf Kroenke Contributors Kunhild Haberkern Ava Dreessen Olaf Kroenke Kirsten Baetzel Britta Meures Alexander Siemers Jana Görner Julia Malz Gerald Heinemann H.Rehder www.players.de www.sandrapaule-pr.de www.jozopr.com www.nisha-pr.de www.8-einhalb.de www.premami.de www.needberlin.com www.schlag-agentur.de www.barbarella.de www.publics-pr.de Canon Camera Systems Apple Corp. Mercedes Benz Miami Ad School Europe Sixt Neun Bar Printed by Seltmann Printart www.seltmann.de Distributed by www.seltmannundsoehne.de Display your product, message or contact whomag@whomag.eu Find us on www.whomag.eu www.facebook.com/whomagz www.youtube.com/whoomagg Imprint: Olaf Kroenke Eppendorfer Weg 269 20251 Hamburg Germany © Publication a.o.a.p.

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