Balanceakt - Blind auf den Gipfel der Welt

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Andy Holzer sieht die Berge nicht. Dass der blinde Kletterer trotzdem alles wahrnimmt, beweist er auf seinen Expeditionen auf die höchsten Gipfel der Erde. Ohren, Nase, Mund und Hände reichen ihm, um sich ein präzises Bild von der Welt zu machen.

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© Martin Kopfsguter

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LESEPROBE | Teil I

Mein Fahrrad nutzte ich genau wie meine sehenden Freunde schon als Kind zur Fortbewegung im Dorf. Der zum Radfahren nötige Gleichgewichtssinn war bei mir schon immer ganz besonders gut ausgeprägt. Im Normalfall unterstützt der Sehsinn das Gleichgewichtsorgan, das im Schneckengang des Innenohrs sitzt. Sehende Menschen versuchen sich gewöhnlich durch das Anvisieren von Fixpunkten in der Balance zu halten. Man muss nur einmal versuchen, für mehrere Sekunden auf einem Bein zu stehen, und schon beginnt man wild mit den Armen zu rudern, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Es hilft alles nichts, spätestens nach ein oder zwei Minuten muss ein Ungeübter das zweite Bein wieder auf den Boden stellen, wenn er nicht umfallen möchte. Wenn man nun bei derselben Übung auch noch die Augen schließt, wird die Sache schon um einiges schwieriger, weil nun die visuelle Statik fehlt. Ein blinder Mensch kann auf diese Hilfe naturgemäß nicht zurückgreifen und hat deshalb im Idealfall sein Gleichgewichtsorgan wesentlich präziser entwickelt. Aus diesem Grund habe ich mich beim Eislaufen, Schifahren oder auch beim Radfahren immer recht leicht getan. Die Problematik beim Radfahren bestand für mich darin, die Fahrbahn und mögliche Hindernisse auf dem Weg wahrzunehmen. In Amlach gab es früher so gut wie keinen Automobilverkehr, und so konnte ich die wenigen Gemeindestraßen und Wege, die ich natürlich alle aus4

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wendig kannte, auch ohne Augenlicht befahren. Über große Strecken gab es entlang der Fahrwege Holzzäune als Abgrenzung der Grundstücke und Gärten, die für mich wie eine akustische Leitplanke funktionierten. Die wenigen Autos und Traktoren, die durch Amlach fuhren, lokalisierte ich gekonnt und reagierte prompt darauf. Wenn es nicht anders ging, steuerte ich mein Zweirad längs an einen Zaun, streifte daran ein wenig mit der Hand entlang, um auch sicherzugehen, dass ich am Straßenrand war, und hielt dort so lange an, bis die Gefahr vorüber war. Andere Radfahrer oder meine Freunde mit ihren Rädern musste ich anhand des Geräusches ihrer Reifen orten. Rennräder mit sehr glatten Reifen konnte ich schlechter ausmachen. Am liebsten waren mir ältere Vehikel mit groben, lautstark zu hörenden Profilgummireifen, die vielleicht auch noch anderweitige Quietschtöne von sich gaben. Meine Ideen, auch solche Herausforderungen zu meistern, gingen mir Gott sei Dank nie aus. So nutzte ich die damalige Masche der Kids aus, ein Stück Pappkarton so am Fahrradrahmen zu befestigen, dass es ein Stück weit in die laufenden Speichen ragte und dabei einen knatternden Sound wie ein Motorrad erzeugte. Dabei musste ich jedoch darauf achten, dass meine eigene Knattermaschine nicht die anderen Verkehrsteilnehmer übertönte und ich mir auf diese Weise meine eigene Ortung zunichtemachte. Deshalb legte ich immer großen Wert darauf, dass meine Spielkameraden dickere Pappe benutzten, als ich es tat, damit sie lauter waren. Das Fußgängerproblem war ein anderes Thema. Die Einheimischen wussten schon, dass man ausweichen musste, wenn der Andy mit seinem Fahrrad daherkam. Doch im Sommer, wenn Feriengäste ihre Spaziergänge in unserem schönen Erholungsdorf machten und nicht ahnen konnten, dass da ein blinder Geisterfahrer seine Runden zog, wurde es gefährlich. Ich entwickelte meine Fahrtechnik so weit, dass ich gemeinsam mit meinen Schulkameraden den drei Kilometer langen Weg von Amlach nach Lienz zur Schule fahren konnte. Der geregelte Verkehr in der Kleinstadt, bei dem das Rechtsfahren zuverlässig funktionierte, kam mir dabei sehr entgegen. Im Dorf, wo man sich vor übermütigen Jungs hüten muss5

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te, die mit ihrem Drahtesel von allen möglichen Seiten aus über die Straße schossen, war das Fahrradfahren eine viel größere Herausforderung. Eine halbe Stunde vor Schulbeginn versammelten wir uns mit unseren Fahrrädern und fuhren gemeinsam in einem Konvoi von fünf bis zehn Mädels und Burschen die tägliche Strecke von 20 Minuten hinein nach Lienz. Meistens ging das auch ganz gut, weil ich mich an den vor mir fahrenden Kameraden orientierte. Ab und zu kam es jedoch vor, dass wir Jungs den Mädels zeigen wollten, was wir drauf hatten, und wir versuchten, ihnen mit unseren Kunststücken auf der Straße zu imponieren. Dabei begannen meine Kumpel zwischen zwei knapp nebeneinander fahrenden Freundinnen mit Schwung hindurchzufegen, was meist mit einem hysterischen Aufschrei der erschrockenen Mädchen quittiert wurde. Ich war also gezwungen, dieses riskante Manöver ebenfalls zu versuchen, was mir auch tatsächlich gelang. Wie nahe ich mit meiner Lenkstange an den Weggefährtinnen vorbeiglitt, weiß ich bis heute nicht, aber natürlich fiel mir auf, dass die Mädels bei meinen Aktionen noch lauter und schriller schrien als bei meinen Freunden, was mich nur noch mehr anspornte. Bis dann der Fehlversuch kam. Mein rechtes Pedal verhakte sich in dem meiner Nachbarin, und im selben Moment kippten wir gemeinsam nach links. Das an meiner linken Seite fahrende Mädchen hatte keine Chance, diesem Szenario zu entkommen, und dicht gefolgt von den anderen war ein kapitaler Massensturz nicht mehr aufzuhalten. In unkomfortablem Tempo schrammten wir mit Pedalen und Lenkern, aber auch mit Knien und Ellbogen auf dem Asphalt dahin, bis wir zum Stillstand kamen. Dass ich aus dieser misslichen Lage nicht als Sieger hervorgehen konnte, war mir klar. Ich ließ das Meckern und Jammern der Mädels und auch das Gelächter meiner Freunde geduldig über mich ergehen, weil ich wusste, dass niemand außer mir einen Fehler gemacht hatte. Die Kurbel meiner Pedale war nach dieser Karambolage allerdings so stark verbogen, dass ich mehr schlecht als recht den Rest des Wegs dahineierte. Das größere Problem bestand allerdings darin, nach der Schule meinem Vater das Missgeschick zu erklären. Zaghaft versuchte ich es, ohne ihm zu verraten, wie es dazu 6

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gekommen war. Amlach ist eine sehr kleine Gemeinde, und so hatte sich mein Husarenritt recht schnell bis zu meinen Eltern herumgesprochen. Aber das hielt mich nicht von weiteren Manövern ab. Wir Jungs machten uns einen Spaß daraus, uns während der Fahrt ganz vorsichtig mit dem Vorderrad seitlich an das Hinterrad des Vordermannes heranzutasten, um ihn damit einzubremsen. Diese Übung erzeugte nebenbei durch die aneinander reibenden Reifen ein lustiges, singendes Geräusch. Nicht mehr all zu lustig war es für mich, wenn mich mein Vordermann austrickste und sein Rad genau in diesem Moment ruckartig beschleunigte, wenn ich es von der Seite touchieren wollte. Meine Berechnungen, dass ich nun einen leichten Widerstand vom Hinterrad meines Freundes verspüren sollte, gingen dann nämlich ins Leere, und die Fliehkraft katapultierte mich quer über die Straße auf die Gegenfahrbahn. Dort stieß ich einmal frontal mit einem Rennradfahrer zusammen, und ein fürchterlicher Sturz von uns beiden war die bittere Folge. Ich hatte das Riesenglück, dass mein Unfallgegner kaum verletzt war und nur mein Fahrrad in die Brüche ging. Die naheliegende Erklärung, dass ich doch blind sei und ihn gar nicht sehen konnte, vermied ich lieber, um ihn in dieser Situation nicht noch zu provozieren. Meine Schürfwunden schleckte ich mit der Zunge ab, und zu Fuß trug ich mein Unfallwrack nach Hause. So ging das noch einige Jahre dahin, bis ich nach einer stattlichen Anzahl von Verrücktheiten das Radfahren mit achtzehn Jahren aufgab.

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Andy Holzer, geboren 1966, wuchs in einem Dorf in den Lienzer Dolomiten auf. Er ist von Geburt an blind. Mit neun Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für das Bergsteigen. Fünf der legendären Seven Summits, der höchsten Gipfel der sieben Kontinente, hat der »Blind Climber« schon erklommen. Im Jahr 2011 steht der Mount Everest auf dem Programm. Mit seiner Frau Sabine lebt er in der Nähe von Lienz in Osttirol. www.andyholzer.com 8 © Andreas Unterkreuter

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INTERVIEW Die Lektorin Heike Hermann im Gespräch mit Andy Holzer Andy, wie bist du als blinder Mensch zum Bergsteigen gekommen?

Egal wo du aufwächst, du musst dich mit deiner Umgebung befassen, damit du nicht nur mit ihr zurechtkommst, nein, damit du dich auch an ihr erfreuen kannst. Egal, ob mit oder ohne Augenlicht. Bei mir waren das eben zufällig die Berge. Was reizt dich so sehr an extremen Situationen am Berg?

Ich suche solche Situationen nicht unbedingt. Ich liebe es, Entscheidungen zu treffen, deren Konsequenz man fühlen kann. Und solche Entscheidungen gibt es im Alltag nicht?

Im Alltag, das heißt am sicheren Boden, kann die Konsequenz nie so direkt erfolgen wie in einer senkrechten Felswand, wo einen die Schwerkraft unbarmherzig für eine Fehleinschätzung oder eine Unachtsamkeit bestraft. Ich liebe nicht die Bestrafung, nein, ich habe es nur gerne, wenn der Unterschied zwischen falsch und richtig, gut und böse, stark und schwach oder kalt und heiß deutlich spürbar ist. Am grünen Tisch kann man vieles zerreden und wegdiskutieren. Die meisten Menschen denken, dass es ein schwerer Schicksalsschlag ist, von Geburt an blind zu sein. Was sagst du diesen Menschen?

Es kann auch ein Schicksalsschlag sein, wenn man trotz voller Gesund10

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heit, Geld und guter Beziehungen nicht glücklich wird. Es kommt eben nicht darauf an, was man hat, sondern was man daraus macht. Wie bist du aufgewachsen und welche Bedeutung hat das für dich?

Ich habe zu meinem großen Glück ein Elternhaus, das mir genau die richtige Dosis an Liebe, Behütung, Freiheit, Zutrauen, Vertrauen und Gottvertrauen geschenkt hat, so dass ich mich trotz meiner Blindheit als selbstständiger, mündiger Mensch entwickeln konnte. Was nimmst du wahr, was Sehenden entgeht?

Das, was ein Mensch als Bild wahrnimmt, stammt nur zu einem Teil aus den Informationen, die er über seine Augen erhält. Auch durch die anderen vier Sinne sowie durch Erinnerungen, Erfahrungen und sogar Erwartungen werden Bilder im Sehzentrum des Gehirns erzeugt. Und so ist es auch bei mir. Wenn ich als blinder Mensch ein Glas Rotwein in die Hand nehme, dann entsteht vor meinem inneren Auge ein wahrheitsgetreues Bild dieses Weinglases, weil ich so ein Glas schon oft getastet habe. Ich glaube sogar, dass mein Sehzentrum oft die exakteren Bilder der Realität erzeugt, weil diese nicht durch massive und dominante Informationen aus dem Sehnerv überflutet werden. Du steigst zwar auf Achttausender, bist aber im Alltag in besonderer Weise von deinen Mitmenschen abhängig. Wie gehst du damit um?

An den hohen Bergen unserer Erde habe ich erfahren, dass wir in irgendeiner Weise alle voneinander in Abhängigkeit stehen und da relativiert sich für mich meine Blindheit. Wie hat das Klettern dein Leben verändert?

Das Klettern hat mir eine Türe zu einer Welt geöffnet, in der ich meinem Körper zumindest einige Stunden freien Lauf lassen kann. Es gibt beim Klettern keine Geschwindigkeit, kein Stolpern, und der Unterschied zu sehenden Menschen fühlt sich für mich beim Klettern kleiner an als in der Zivilisation. 11

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Wie sieht dein Alltag aus? Ist Bergsteigen jetzt dein Beruf?

Das Bergsteigen ist mein ganz persönlicher Weg, diese Erde, auf der ich lebe, zu genießen. Mein Beruf als Vortragender ist für mich eher das Vermitteln von Visionen an Menschen, die etwas bewegen möchten. Dabei wäre es für mich egal, ob ich das als Bergsteiger oder vielleicht als Seefahrer machen würde. Welche Erfahrungen hast du beim Schreiben deines ersten Buches gemacht?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich viele Vorkommnisse in meinem Leben neu analysiert habe und manches im Nachhinein viel besser verstehe. Und du, liebe Heike, hast mir geholfen, dafür eine klarere Form zu finden. Lieber Andy, ich danke dir für das Gespräch und für die spannende Zusammenarbeit, bei der ich gelernt habe, die Welt anders wahrzunehmen.

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LESEPROBE | Teil II

Das Gelände am höchsten Punkt des Hochstadel ist relativ unspektakulär, weil sich ein flaches Plateau mit Rasen und Moosbewuchs rund um das Kreuz ausbreitet und zur gemütlichen Gipfelrast einlädt. Wir waren über den Normalweg hinaufgewandert, das ist ein Steiglein, auf dem man nur achtgeben muss, dass man nicht von einer Almkuh überrannt wird. Oben angekommen nahmen wir unsere Rucksäcke ab und begannen mit der Gipfeljause. Die Speisen schmecken auf einer Höhe von 2680 Meter über dem Meeresspiegel noch viel besser als zu Hause. Doch mir blieb die Hauswurst im Hals stecken, saßen wir doch nur wenige Meter neben dem abrupten Übergang in die senkrechten Wandabstürze der Hochstadel Nordwand. Langsam, ganz langsam schob ich mich in Richtung Norden. Dort glaubte ich schon das Gähnen des bodenlosen Vakuums der 1400 Meter hohen Wand zu spüren. Sabine und meine Eltern bemerkten, dass ich mich immer weiter von meinem Plätzchen entfernte, und machten mich mit beunruhigter Stimme darauf aufmerksam, dass mich nur noch zwei Meter vom Abgrund trennten. Für mich war das eine zusätzliche Information für meine Orientierung. Ich konnte also noch einen guten Meter ohne große Gefahr weiter in Richtung Norden rücken. Es war gerade Mittag und so konnte ich die Himmelsrichtung recht genau durch die an meinen Wangen auftreffenden Sonnenstrahlen bestimmen. Reflexartig fasste meine Mutter nach meinem Bein. Nach ihrem Empfinden war ich bereits gefährlich nahe an der Abbruchkante. Wieso ich hier oben ein solches Risiko einginge, wollten meine Eltern vorwurfs13

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voll von mir wissen. Ich erklärte ihnen, dass ich mich ganz bewusst an diese heikle Stelle herantastete, weil ich dort etwas Besonderes suchte: »Ihr könnt die Wand schon vom Tal aus sehen. Ich will heute meine Gelegenheit nutzen, den letzten halben Meter dieser unfassbaren Wandflucht mit meinen Händen zu ertasten und die restlichen 1399,5 Meter zumindest zu erahnen.« Zielstrebig schob ich meinen Oberkörper zu jener Schwelle, die meine Hände soeben als letzten festen Halt erkundet hatten. An beiden Unterschenkeln fühlte ich den festen, mich vor dem Schlimmsten bewahrenden Griff meines »Sicherungspersonals« und kroch die letzten Zentimeter auf dem Bauch liegend weiter, bis mein Kopf über die kritische Linie des Steilabbruches hinausragte. Von einem Herzschlag zum anderen war ich in einer anderen Welt. So musste es sich anfühlen, wenn man fliegt. Unter mir kein Boden, der den Klang meiner Stimme reflektierte oder dem Wind eine andere Richtung aufzwang. Das Pfeifen der im Talgrund vorbeifahrenden Eisenbahn schoss mir von weit unten in senkrechter Richtung entgegen. Eine in der Thermik spielende Dole, die sich von einer Felskante zur nächsten treiben ließ, zeichnete für mich akustisch die Umrisse der obersten Wandpassagen. Als dieser beneidenswerte Vogel bei seiner Zwischenlandung auf einer der wenigen waagerechten Fleckchen im senkrechten Fels eine winzige Steinlawine auslöste, bekam meine neue Welt plötzlich Strukturen. Jedes einzelne Steinchen, war es auch nur so groß wie eine Erbse, verriet mir durch sein immer wiederkehrendes Aufprallen die genaue Neigung und Richtung seiner Sturzbahn. Diese Information war für mich gut verwertbar und über eine Strecke von einigen Dutzend Metern erkannte ich die Gestalt der Wand. Ich konnte nun sagen, dass ich von der Hochstadel Nordwand nicht weniger, sondern einiges mehr gesehen hatte als Sabine und meine Eltern, die sich immer noch am flachen Gipfelplateau mit dem Festhalten meiner Beine beschäftigten. Ich konnte mir nun erst recht nicht mehr vorstellen, wie sich mein Onkel in dieser vertikalen Welt hochgearbeitet hat. Immerhin hatte er seine Schicksalswand im Jahr vor seinem Tod viermal erfolgreich durchstiegen. 14

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Erst jetzt fiel mir auf, dass sich Sabine schon lautstark über mein Benehmen am Gipfel beschwerte. Auch meine Mutter bat mich inständig, doch endlich aufzustehen, um den Abstieg zu beginnen. Noch am Abend beim Schlafengehen und in der Nacht, als ich mich heimlich in der Vertikalen des Hochstadels wiederfand, machte sich ganz tief in mir der Wunsch breit, irgendwann einmal selbst in diese Wand einzusteigen. Natürlich war das ein vollkommen utopischer Gedanke, doch ein kleines bisschen Hoffnung wollte ich nicht aufgeben.

Andy Holzer Balanceakt Blind auf die Gipfel der Welt Ca. 220 Seiten Mit vielen Fotos Format 14,0 x 21,3 cm Gebunden mit Schutzumschlag (D) ca. 19,90 € (A) ca. 20,50 € sFr ca. 34,50 WG 1971 ISBN 978-3-530-50613-6 Erscheinungstermin September

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/ Eispickel statt Blindenstock / Eine unglaubliche Lebensgeschichte / Presseschwerpunkt: bereits große Nachfrage der Talkshows und Printmedien

»Ein Blinder, der senkrecht den Fels hochklettert, wie eine Spinne am Garagentor, der in die sauerstoffärmsten Gegenden dieser Erde vordringt – das berührt die Menschen, regt sie zu Träumen und Taten an. Viele haben Holzer geschrieben, dass er sie motiviert habe, etwas Neues anzufangen mit ihrem Leben.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

/ Buchen Sie Andy Holzer für einen packenden Vortrag über das scheinbar Unmögliche, mit Filmausschnitten von seinen abenteuerlichen Bergtouren. Walter Verlag · Dudenstraße 6 · 68167 Mannheim Telefon: 0621|3901-01 · Fax: 0621|3901-391 E-Mail: service@patmos.de Stand: April 2010. Best.-Nr. 978-3-538-01012-3 Preisänderungen und Liefermöglichkeit vorbehalten www.patmos-verlagsgruppe.de

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