immer flexi
mobil mer erreichbar Ist das unsere Zukunft?
leistungsbereit
immer topfit Unsere B端cher geben Antworten. 1
2
NEU & AKTUELL
Gesellschaftliche Trendthemen bei Artemis & Winkler
Wir sind rastlos, hetzen morgens über die Autobahn oder drängeln uns in Zügen um unseren weit entfernten Arbeitsplatz zu erreichen. Manche von uns ziehen ihren Firmen in fremde Städte hinterher, andere verlassen für Jahre das Land, um Karriere zu machen. Wir sind flexibel, mobil und immer erreichbar. Claas Triebel sagt uns, wo diese Entwicklung hinführt und wie wir mit ihr sinnvoll umgehen können. Der Preis für unsere Ruhe- und Rastlosigkeit ist die Zunahme von physischen und psychischen Erkrankungen. Und was tun wir dagegen? Wir rennen von Arzt zu Arzt und lassen uns durchchecken und noch mehr verrückt machen. Das ist die These des Arztes Berthold Block in Krankgeheilt. Warum Sie Ihrem Arzt nicht alles glauben sollten. Woher nehmen wir die Kraft für all das? Hirndoping heißt das neue Schlüsselwort. Millionen von Deutschen nehmen regelmäßig Aufputschmittel ein, um im beruflichen Alltag mithalten zu können. In Hirndoping. Warum wir nicht alles schlucken sollten sagt uns Klaus Lieb, mit welchen Mitteln wir vorsichtig umgehen sollten und was sie bewirken. Er zeigt uns aber auch, wie wir es schaffen, unsere Lebensgeister mit natürlichen Mitteln wachzuhalten. 3
Wer mobil, flexibel und weltweit vernetzt ist, ohne es zu wollen, lebt nicht mehr in Freiheit. Der Mensch ist dann gefangen in etwas, das zwar ähnlich aussieht, sich aber ganz anders anfühlt als ein freies und selbstbestimmtes Leben.
4
Claas Triebel, geboren 1974, ist promovierter Psychologe. Als Experte in Sachen Laufbahnberatung und –entwicklung ist er Gesellschafter einer Beratungsfirma und gibt an der Universität der Bundeswehr München Kurse im Bereich Organisationspsychologie. Er veröffentlichte bereits mehrere Bücher.
5 Š Catherina Conrad
Claas Triebel Mobil, flexibel, immer erreichbar Wenn Freiheit zum Albtraum wird
LESEPROBE
Sie studieren einige Semester im Ausland, um ihren Lebenslauf zu frisieren. Sie lernen Sprachen, um sich für den Arbeitseinsatz zu rüsten. Sie sind mobil und flexibel, um für den globalen Markt attraktiv zu sein. Kaum haben sie einen Job, schickt sie ihr Arbeitgeber quer über den Erdball – nach Hamburg, nach Wolfsburg, ins Ruhrgebiet, nach Frankfurt, nach Stuttgart, nach München. Oder in das europäische Ausland. Oder nach Nordamerika. Oder nach China. Sie verbringen zwei Jahre in Russland, um im Anschluss einen besseren Posten in Skandinavien zu bekommen. Von dort geht es weiter nach Südamerika – die Karriereleiter hoch oder, wenn es schon nicht nach oben geht, dann wenigstens nicht nach unten. Zumindest ermöglicht der Umzug ihnen überhaupt, weiter arbeiten zu dürfen, um demnächst vielleicht wohin auch immer zu ziehen und dem eigentlichen Ziel näher zu kommen. Denn die meisten träumen insgeheim von einem Ort, den es nur noch in ihrer Vorstellung gibt: einer Heimat. Sie träumen davon, an diesem Ort den Lohn für ihre Jahre auf Wanderschaft zwischen Ländern und Kontinenten einzufahren, von ihrem Weg in die materielle Unabhängigkeit, in die Selbstbestimmtheit, in die Sesshaftigkeit, in die Freiheit. Denn an irgendeinem Tag in einem Transitbereich eines Flughafens, auf dem nächtlichen Bahnsteig in Fulda, im Taxi in Wuppertal, in der San Francisco Coffee Company in Barcelona oder wo auch immer, haben sie gemerkt, dass sie sich Freiheit einmal ganz anders vorgestellt 6
haben. Dass das mobile Leben zwar ähnlich aussieht wie ihre frühere Freiheit, eigentlich aber etwas ganz anderes ist. Dass sie einmal Ferien gehabt haben, in denen das Wort »Reisen« noch nicht mit der Vokabel »Geschäft« verknüpft war. In denen sie mit dem Rucksack nach Thailand flogen oder mit der Fähre von einer verschlafenen griechischen Insel zur anderen schipperten. Als sie noch in einer Wohngemeinschaft lebten und die Freiheit nach Döner schmeckte, nach Kohleheizung roch und nach Techno, Brit-Pop und Nick Cave klang. Da waren all die nostalgischen Klischees erfüllt worden; und sie hatten sich frei gefühlt. Zumindest in den Ferien, die nicht für ein Praktikum im In- oder Ausland reserviert waren und in denen sie umsonst gearbeitet haben und sich dabei mit dem Gefühl trösteten, etwas wirklich Nützliches für sich selbst zu tun. Dieses Gefühl von Freiheit wollten sie über das Studiums- oder Ausbildungsende hinweg verlängern, wollten es mitnehmen in die neue Phase ihres Lebens. Oder vielleicht für immer. Und weil es gerade nicht besonders viele Stellen gab, haben sie sich bereitwillig in die Arme des Erstbesten begeben, der ihnen überhaupt erlaubte zu arbeiten. Vielleicht etwas ganz anderes, als man sich zunächst vorgestellt hatte. Aber dabei konnte man ja auch wieder etwas Neues lernen. Und vielleicht auch die Welt kennenlernen oder zumindest die Provinz. Und so gingen sie einige Kompromisse ein – ein Umweg entpuppt sich schließlich nicht selten als der direkte Weg zum Glück. Und die Heimat läuft sowieso nicht weg. Freunde hat man fürs Leben und nicht nur für die Schul- und Ausbildungszeit. Und nette Menschen gibt es überall. Und alte Freunde besuchen einen ja auch in anderen Städten. Zumindest solange sie noch keine Kinder haben. Und solange man nicht in Wolfsburg bei VW oder in Halle an der Saale an der Uni arbeitet. Und außerdem gibt es ja das Internet. Dort kann man täglich vielen seiner Freunde begegnen. Man kann sehen, was die alten Schul- und Studienfreunde gerade machen. In das Profil der Seite einer sozialen Community schreiben, ob man gerade in Rom, Cincinnati, Stockholm oder Hongkong ist, ob es einem gut geht, welches Video man sich im Internet angesehen hat oder was man gerade isst und in welcher San Francisco Coffee Company man gerade sitzt. 7
»Die Ferne ist immer da, wo man gerade nicht ist«, sagt der Reiseesel Mallorca in einem von Janoschs weisen Kinderbüchern um den kleinen Tiger und den kleinen Bären. Die Ferne ist nicht leicht zu finden in all den Bahnhöfen, Hotels und Flughäfen, die sich rund um die Welt einander angeglichen haben. Ferne und Freiheit fühlen sich anders an, als um halb sieben Uhr morgens im Zug oder in der Wartehalle irgendeines Flughafens zu sitzen, vor dem Laptop zu kauern, Tabellen und Präsentationen zu bearbeiten und die ersten Mails zu schreiben – schnell bevor das Telefon zum ersten Mal klingelt und den letzten Rest Ruhe aus dem anbrechenden Tag verscheucht. Und so telefonieren sie im Zug, im Taxi, im Flughafenbus, in der San Francisco Coffee Company, auf dem Weg zu einem Meeting, während der Pause und im Anschluss daran. Rufen Mails ab und beantworten sie im Minutentakt und bekommen einen Schweißausbruch, wenn unterwegs der Akku des Handys leer und keine Steckdose in Reichweite ist. Sie sind immer erreichbar – Tag und Nacht. Die Arbeit ist nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich entgrenzt. Das sogenannte Privatleben findet über eben jene Kanäle statt, durch die auch die geschäftlichen Kontakte gepflegt werden – über das Mobiltelefon, das längst zu einer Schaltzentrale für die Organisation des gesamten Lebens geworden ist. Die Generation der Eltern derer, die heute zwischen 25 und 45 sind, beneidet ihre Kinder, weil ihnen, wie sie meinen, alle Möglichkeiten offen stünden. Und diejenigen, die heute mobil, flexibel und immer und überall erreichbar sind, beneiden die Generation derer, die sich ihrer Vorstellung nach noch aussuchen konnten, welchen Weg im Leben sie beschreiten wollten. Die ein so viel langsameres Leben als sie selbst führen konnten, die noch so etwas kannten, das wert war, »Freizeit« genannt zu werden. Zeit, über die sie mit voller Souveränität verfügen konnten, in der sie nicht angerufen wurden, in der sie nicht nach Börsenkursen schauen und keine Präsentation für den Montagvormittag vorbereiten mussten. Und diejenigen, die zu Hause geblieben sind, eine Familie gegründet haben und Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern, Rechtsanwälte oder Steuerfachgehilfin geworden sind, empfinden zuweilen Neid und 8
Bewunderung gegenüber denen, die in der Weltgeschichte herumreisen und wissen, bei welchem Inder es in London das beste Curry gibt. Sie fürchten ihr Leben zu versäumen, wenn sie sich häuslich einrichten und davon träumen, einmal auszubrechen aus der Bahn, die ihnen für die nächsten Jahrzehnte vorgezeichnet zu sein scheint. So sehnen sich die einen nach etwas Beständigkeit, die anderen danach, mobil und flexibel zu sein und mit der Laptop-Tasche durch fremde Städte zu flanieren. Mobilität, Flexibilität und Erreichbarkeit können als Verheißungen der Moderne gelten, als Errungenschaften von Politik, Wirtschaft und Technologie, als Inbegriffe von Freiheit. Doch längst sind Mobilität, Flexibilität und Erreichbarkeit nicht mehr nur positiv besetzt. Sie haben einen Bedeutungswandel erfahren. Wer mobil, flexibel und erreichbar sein muss, anstatt zu dürfen, ist nicht frei. Wer seinen Wohnort, seine Familie und seinen Freundeskreis allein vom Arbeitsplatz abhängig macht, dessen Leben wird zu einem losen Geflecht willkürlich aneinandergereihter Städte, Länder und Menschen. Biografien werden zum Patchwork bunter, aber wahllos zusammengefügter Flicken. Wer sich an jedem Ort der Welt telefonisch oder per Mail erreichbar hält, verliert seine privaten Rückzugsräume und stellt sein ganzes Leben in den Dienst der Erwerbsarbeit. Aus Möglichkeiten sind deshalb in den vergangenen Jahren vielfach Zwänge geworden. Die Generation der heute 25–45-Jährigen sieht sich Anforderungen ausgesetzt, die sich die Nachkriegsgeneration für sich selbst erträumt hatte. Was den einen ein Traum war, ist den anderen zur Pflicht geworden. Was den einen Ressource und Freiheit gewesen ist, verkehrt sich für die anderen ins Gegenteil. Wer mobil, flexibel und weltweit vernetzt ist, ohne es zu wollen, lebt nicht mehr in Freiheit. Der Mensch ist dann gefangen in etwas, das zwar ähnlich aussieht, sich aber ganz anders anfühlt als ein freies und selbstbestimmtes Leben.
9
INTERVIEW Herr Triebel, im Titel Ihres Buches nennen Sie die Begriffe Mobilität, Flexibilität und Erreichbarkeit in einem Atemzug. Warum?
All diese Begriffe sind seit jeher gleichbedeutend mit »Freiheit«. Mobil, flexibel und erreichbar – oder auch vernetzt – zu sein, deckte lange Zeit fast alles ab, was wir unter Freiheit verstehen. Welche Gruppe in unserer Gesellschaft ist von der Forderung, immer mobiler und flexibler agieren zu müssen und dabei natürlich rund um die Uhr online zu sein, am meisten betroffen?
Beinahe die gesamte Bevölkerung. Man kann es im Bekanntenkreis testen. Nennen Sie die drei Begriffe hintereinander und Ihr Gegenüber wird sagen: »Aha – ich weiß, was gemeint ist.« Und darauf, keinen Unterschied mehr zwischen Arbeitszeit und freier Zeit wahrzunehmen?
Für eine Übergangszeit kann das in Ordnung sein. Manchmal ist es sogar eine interessante, intensive Erfahrung. Spätestens aber, wenn man Kinder hat, wird das ganz einfach zum organisatorischen Problem. Wenn man dann die Dinge nicht einigermaßen klar voneinander abgrenzt, werden aus organisatorischen Schwierigkeiten schnell Beziehungsprobleme. Für unsere Eltern waren Mobilität und Flexibilität Inbegriffe für Freiheit. Ist das heute auch noch so?
Ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung verfügt über Mobilitätserfahrungen. Nur etwa 15 bis 20 Prozent der Mobilen erleben beruflich bedingte Mobilität als positive Herausforderung. Mit der Flexibilität ist es ähnlich: Zwar träumen viele etwa von der Selbständigkeit. Die damit verbundenen Unsicherheiten können allerdings nur wenige ertragen. So wird aus dem Traum für viele ein Albtraum. Das betrifft aber nicht nur die Selbständigen. Mobil, flexibel und immer erreichbar zu sein, bedeutete mal frei zu sein, meint aber inzwischen meist das Gegenteil. Viele 10
wollen doch insgeheim am liebsten eine unbefristete Festanstellung und sind wohl doch eher heimliche Beamte – auch das kann man im Freundeskreis testen. Wie reagieren diese Menschen darauf, dass sie das Gefühl haben, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können?
Mit dem Wunsch nach Veränderung, der häufig so unkonkret ist, dass er in seiner Umsetzung auf die Zeit des Ruhestands verschoben wird. Manche machen es sich ein Leben lang in so einer Art diffuser Unzufriedenheit gemütlich. Es ist für viele einfacher, das System oder sonst was für ihre Unzufriedenheit verantwortlich zu machen, als sich selbst zu verändern. Mal ehrlich: Können Sie es ertragen, wenn Ihr Handy ausgestellt ist? Oder Sie irgendwo auf der Welt keinen Zugang zum Internet haben?
Schwer. Wenn ich es aber schaffe, ist es wunderbar.
Claas Triebel Mobil, flexibel, immer erreichbar Wenn Freiheit zum Albtraum wird Ca. 180 Seiten Format 14,0 x 21,3 cm Klappenbroschur (D) ca. 16,90 € (A) ca. 17,40 € sFr ca. 29,50 WG 1973 ISBN 978-3-538-07286-2 Erscheinungstermin Februar
11
Die Medizin steht heute an einem Wendepunkt. Sie degeneriert zu einer Technik, die nach industriell geplanten Standards Leistungen an der Ware Mensch ausf端hrt.
Dr. med. Berthold Block, geboren 1958, arbeitet seit vielen Jahren als Internist in eigener Praxis. Er ist Autor zahlreicher medizinischer Fachb端cher. Der Vater von drei Kindern lebt in Braunschweig.
12
13 Š Privat
Berthold Block Krankgeheilt Warum wir Ärzten nicht alles glauben sollten
LESEPROBE
Ein Mensch, der heute geboren wird, hat eine Lebenserwartung von etwa achtzig Jahren. Er wird in dieser Lebensspanne intensiver ärztlicher Aufmerksamkeit, Zuwendung und Erwartung ausgesetzt sein. Und zwar jeden Tag. An manchen Tagen wird er es spüren, an anderen nicht. Aber entkommen kann er der Medizin nicht. Ärztliche Zuwendung beginnt lange vor der Geburt. Schon das Wachsen im Mutterleib wird beobachtet und kontrolliert. Häufig ist bereits die Zeugung eine Frucht ärztlicher Kunst. Und nicht selten hat die medizinische Planung schon lange vor der Zeugung begonnen: durch eine Fertilisierungsbehandlung der Mutter. Oder eine Beratung der Eltern über die fruchtbaren Tage. Und die günstigste Beischlafposition. Ärztliche Zuwendung erreicht ihren ersten dramatischen Höhepunkt bei der Geburt und dem ersten Schrei, bei dessen Ausbleiben hektische lebensrettende Aktivität einsetzt. Und dann: die Routineuntersuchungen der ersten Stunden und Tage, die Vorsorgeuntersuchungen des Kleinkindalters und die Jugenduntersuchungen. Man taxiert den Grad unserer geschlechtlichen Reifung, schaut uns in Mund und Ohren, tastet Bruchpforten ab. Man beobachtet unsere Sprachentwicklung und Schiefhalsigkeit. Mit dem Ende der Pubertät tritt dann für die meisten von uns eine Phase der medizinischen Ruhe ein. Vielleicht kommt mal ein Schnupfen oder eine Bronchitis. Aber die Vorsorgeuntersuchungen der Jugendzeit 14
werden immer mehr in das junge Erwachsenenalter ausgedehnt und die Check-ups für Erwachsene beginnen immer früher. So wird die medizinfreie Zone ständig kleiner. Sie wird ganz verschwinden. Ärztliche Kunst ist stets präsent. Im Guten wie im Schlechten. Medizin – als individuelle ärztliche Leistung bei Kummer und Sorgen, als öffentlicher Appell zu Schlanksein, Fitness und gesunder Ernährung, als behördliche Verordnung, die das Rauchen verbietet und den Alkoholkonsum bei Jugendlichen untersagt, nicht zuletzt als einklagbares Recht auf Blutdruckmittel, Hämorrhoidensalben oder Inkontinenzartikel – dominiert in einem Maße unsere Lebenswirklichkeit, wie wir das noch nie in der Geschichte der Menschheit erlebt haben. Und sie erzeugt viele Hoffnungen und Illusionen, aber auch Ängste. Der Mensch im Jahre 2010 lebt bewusst und gesund. Er plant sein Wohlbefinden. Er kontrolliert sein Gewicht, hält sich körperlich in Bewegung und beginnt immer früher Tabletten zu schlucken. Als Nahrungsergänzungsmittel, Schilddrüsenhormone oder Cholesterinsenker, als Blutdruckmittel, Betablocker und später als Antidementiva. Da wir es gewohnt sind, uns als das absolute Zentrum ärztlicher Aufmerksamkeit zu sehen, bemerken wir nicht, dass wir längst Teil einer riesigen Bevölkerungsherde geworden sind, die vom Gesundheitssystem verwaltet wird. Und die Verwaltung folgt immer mehr behördlich verordneten Behandlungspfaden, Leitlinien, die bis ins kleinste Detail die diagnostischen Schritte und therapeutischen Maßnahmen vorgeben. Medizinische Ratschläge klingen zunächst wie Empfehlungen, bekommen aber immer mehr einen verpflichtenden Charakter. Für den Arzt, aber auch für den Patienten. Weil die medizinischen Angebote immer leistungsfähiger werden, die Rechte und Ansprüche der Versicherten immer größer, das Leben immer länger und das Geld immer knapper, wird der Zwang zur Gesunderhaltung immer drückender. Krankheit kostet zu viel. Wir sollen uns gesund halten und werden, zunächst behutsam, dann verpflichtend, zur Teilnahme an Präventionsmaßnahmen gezwungen. Durch finanzielle Anreize und Drangsalierungen und, beunruhigender, durch Gesetze und Verordnungen. Sie beginnen bei Lebensweise und 15
Laborwerten und enden mit der Früherkennung von Krebs. Im günstigsten Falle führen diese Maßnahmen zu einem Gefühl der Sicherheit, im ungünstigsten zu Angst. Beides ist nicht gerechtfertigt. Weder steigern alle diese Maßnahmen die individuelle Sicherheit in relevanter Weise, noch führt ihre Ablehnung zu einer spürbaren Lebenszeitverkürzung. Ob Blutdruckmessung, Cholesterinwertbestimmung, Brustkrebs-Screening oder Prostatauntersuchung: Der tatsächlich messbare Effekt auf die Lebensqualität und Lebenszeit des einzelnen Menschen ist drastisch geringer als die Erwartung derjenigen, die diese Untersuchungen machen lassen. Und damit ist die moderne Medizin zu einem angstmachenden Faktor im Leben zahlreicher Menschen geworden. Was teilweise eigengesetzlich geschehen ist, ohne einen gezielten Willen und ohne eine Kontrolle. Teilweise jedoch durchaus geplant, wenn auch in bester Absicht, aber eben nicht zuletzt auch aus ordinärem finanziellem Gewinnstreben. Und an dieser Stelle, moderne Gesundheitsvorsorge und Angst, treffen Schulmedizin und uralte, unausrottbare magische Vorstellungen von Gesundheit, Krankheit und Heilwerden in einem bizarren Rendezvous aufeinander. Wir fühlen uns bedroht, weil unsere Lebenswirklichkeit von Normwerten abweicht. Wir haben Angst vor Killerfetten, Darmpilzen, Elektrosmog und Feinstaub und die Umgebung von Atomkraftwerken erscheint uns ebenso gefährlich wie der Vorstadtwald, in dem die Zecken lauern und uns die Borreliose anhängen. Und in eigenartiger Weise tauchen nicht nur uralte Vorstellungen vom Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit als Strafe wieder auf, offen erkennbar oder unterschwellig erahnbar bei sonst durchaus rational agierenden Menschen. Sondern sie erfahren eine Variierung durch neue Schuldzuweisungen: Wer sich nicht genügend um seine Gesundheit kümmert, ist selber schuld. So unterwerfen wir uns, mal demütig, mal blind-begeistert, einem Gesundheitsdiktat, das uns den Body-Mass-Index vorschreibt, die erforderliche körperliche Bewegung, die Häufigkeit von Stuhlgang bis hin zur wünschenswerten Beischlaffrequenz. Und all das, die ganzen Untersuchungen und Behandlungen und Maßnahmen, werden dokumentiert und elektronisch gespei16
chert. Es entstehen Persönlichkeitsprofile von erstaunlichem Detailreichtum und Datenbanken, die kein Mensch mehr überblicken kann. Die aber jederzeit einer gezielten Einsicht durch fast jedermann zugänglich sind. In Arztpraxen und Krankenhäusern, bei Kassenärztlichen Vereinigungen, Versicherungen und Sozialämtern, bei psychosozialen Beratungsstellen, Rehabilitationseinrichtungen und Gesundheitsämtern lagern Daten, über deren Existenz der Betroffene nicht die geringste Vorstellung hat. Die aber jederzeit, das heißt völlig unerwartet und möglicherweise unpassend, irgendwo wieder auftauchen können. Der frühere Drogenkonsum, die erhöhten Leberwerte, die psychotherapeutische Behandlung während der Lebenskrise, der Fußpilz und die Läuse. Weil wir nicht wissen, wie viel jemand von uns weiß und erst recht nicht, wo es gespeichert und wohin es wann weitergegeben wurde, rutschen wir in ein Kontrollsystem, aus dem der Einzelne sich nicht befreien kann. In einem Zeitalter, das uns die größten bürgerlichen Freiheiten und Rechte gewährt, die es in Deutschland je gegeben hat, ist ein einfaches Recht nicht existent: das Recht auf informelle Selbstbestimmung über unsere gesundheitlichen Daten. Im Jahre 2010 ist es aus standesrechtlichen Gründen nicht möglich, zum Arzt zu gehen, ihm eine medizinische Frage zu stellen und ihn aufzufordern, diese Frage und die Antwort nicht zu dokumentieren. Mit jedem Arztkontakt verbindet sich die Pflicht zur Dokumentation auch der scheinbar belanglosesten Kleinigkeit. Die dann unkontrollierte Wege gehen kann. Und die Begehrlichkeiten der Medizin enden auch dann nicht, wenn unser irdisches Dasein ein Ende gefunden hat. Nicht nur finden Sterben und Tod heute überwiegend in einem medizinischen Ambiente statt: in technisch hochgerüsteten Altenheimen oder im Krankenhaus. Sondern: Noch nach Eintritt des Todes werden unsere Einzelteile über Recyclingsysteme und Transplantationsprogramme einer weiteren medizinischen Verwertung zugeführt. Wir werden zu Lebzeiten gezwungen, uns diesen Fragen zu stellen, und unsere Angehörige spätestens nach unserem Ableben. Ob wir es wollen oder nicht.
17
INTERVIEW
Weshalb sollten wir der Medizin nicht blind vertrauen?
Weil die ärztliche Kunst gerade in Gefahr ist zu verschwinden. Sie wird ersetzt durch eine Medizinbürokratie und -industrie, deren Auswirkungen auf den Einzelnen nicht abzuschätzen sind. Heute entfalten medizinische Empfehlungen ihre Wirkung überwiegend innerhalb großer Kollektive; der Nutzen für den Einzelnen wird in aller Regel dramatisch überschätzt. Warum geraten immer mehr Menschen in einen Gesundheits- und Kontrollwahn?
Durch die Medien und die gesamte Gesundheitsindustrie sind sie einem Druck ausgesetzt, der ihnen suggeriert, sie sollten und könnten durch eine »gesunde« Lebensweise und Vorsorgeuntersuchungen ihre eigene Gesundheit und Lebenserwartung in relevanter Weise beeinflussen. Gesund zu bleiben, wird immer mehr zu einer gesellschaftlichen Pflicht, so lautet eine These Ihres Buches. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Die Pflicht zur Gesunderhaltung wird zu einer zunehmenden Bürokratisierung und Unfreiheit führen: Das Rauchverbot in Gaststätten empfinden die meisten von uns noch als angenehm, die Warnung auf Rotweinflaschen, dass Alkohol tötet, wird nerven. Und die Lehramtskandidatin, die nicht verbeamtet wird, weil sie mit einem Body-Mass-Index von 27 als zu dick gilt, wird leiden. Wir tauschen Freiheit und Gelassenheit gegen die Illusion von Gesundheit ein. Was bleibt von der Schweigepflicht des Arztes, wenn die intimen Krankheitsdaten der Patienten unkontrolliert verbreitet werden?
Medizinische Daten der ärztlichen Behandlung sind im Regelfall bereits jetzt mehreren hundert bis tausend Mitarbeitern des Gesundheitssystems 18
zugänglich. Sie alle unterliegen der Schweigepflicht. Damit bleibt diese stets formal erhalten. Wenn aber derartig viele Menschen über einen Patienten informiert sind, ist die Schweigepflicht de facto aufgehoben. Eine Verschwiegenheit im Hinblick auf Diagnosen, Untersuchungen und medikamentöse Behandlungen ist im Jahre 2010 nicht mehr vorhanden. Der gläserne Patient ist nicht Zukunft sondern Gegenwart. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Medizin der Zukunft aus, sagen wir in 10 bis 20 Jahren?
Die Medizin wird weiter vereinheitlicht, standardisiert und industrialisiert werden. Diagnostik und Therapie von Beschwerden und Krankheiten werden innerhalb enger Grenzen normiert sein. Die Medizin wird dominiert sein durch große Gesundheitskonzerne. Die klassische reparative Medizin wird an Bedeutung verlieren.
Berthold Block Krankgeheilt Warum wir Ärzten nicht alles glauben sollten Ca. 220 Seiten Format 14,0 x 21,3 cm Klappenbroschur (D) ca. 16,90 € (A) ca. 17,40 € sFr ca. 29,50 WG 1973 ISBN 978-3-538-07302-9 Erscheinungstermin März
19
Wir sollten uns gut überlegen, was wir tun. Wenn die Motivation für Hirndoping nur darauf abzielt, unsere Leistung zu verbessern – koste es was es wolle –, könnte unsere Gesellschaft Schaden nehmen und aus den Fugen geraten.
20
Klaus Lieb, geboren 1965, Facharzt und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, forscht seit Jahren zum Thema Hirndoping und Medizinethik. Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie der Bundesärztekammer und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft. Lieb veröffentlichte Fach- und Lehrbücher, die zu Bestsellern wurden.
Š Lukas Lieb
Klaus Lieb Hirndoping Warum wir nicht alles schlucken sollten
LESEPROBE
Lesen Sie diese Zahl und behalten Sie sie im Gedächtnis: 48635. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die meisten Menschen 5-stellige Zahlen gut merken können, solange sie geistig fit, ausgeschlafen, aufmerksam und motiviert sind. Bei 7-stelligen Zahlen wird es schon schwieriger. Nehmen wir zum Beispiel: 7183522. Diese Zahl können die meisten Menschen nicht einmal über einen kurzen Zeitraum behalten. Offenbar hat das Gehirn hier eine natürliche Begrenzung. Oder vielleicht hat die Evolution keinen Gefallen daran gefunden, das Gehirn auf lange Zahlenketten vorzubereiten. Würden Sie eine »kleine rote Pille« einnehmen, um sich längere Zahlenreihen besser merken zu können? Doch wohl kaum, oder? Ich jedenfalls nicht. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Sie befinden sich in der Vorbereitung auf eine Prüfung und haben noch drei Tage Zeit. Sie haben mit dem Lernen zu spät angefangen und stellen fest, dass Sie den Lernstoff nicht bewältigen werden. Sie sind müde und erschöpft und auch mehrere Tassen Kaffee helfen nicht mehr. Ein guter Freund empfiehlt Ihnen eine »kleine rote Pille«, mit der Sie wach bleiben, durchlernen können und auch noch in der Prüfung fit sind. Würden Sie zugreifen? Wenn ja, warum, und wenn nein, warum nicht? Was wäre, wenn sich herausstellen würde, dass die Pille zwar den erwünschten Effekt in der Lernvorbereitung und Prüfungssituation hat, aber mit einem erhöhten Risiko einhergeht, später an einer Stoffwechselstörung zu erkranken? 22
Nächstes Beispiel: Aufgrund von Untersuchungen steht fest, dass immer mehr Soldaten nach militärischen Einsätzen traumatisiert in ihr Heimatland zurückkehren. Viele dieser Soldaten können die schrecklichen Dinge, die sie im Krieg erlebt haben, nicht vergessen und sind für den Kriegseinsatz dauerhaft nicht mehr geeignet. Wissenschaftler haben eine »kleine rote Pille« entwickelt, durch deren Einnahme sich die Erinnerung an traumatische Erlebnisse auslöschen lässt. Den Soldaten geht es dadurch psychisch besser, gleichzeitig verschwindet aber die Erinnerung an andere Erlebnisse in dieser Zeit. Die Befehlshaber beschließen, nur noch Soldaten in die Armee aufzunehmen, die bereit sind solche Pillen nach einer Traumatisierung einzunehmen. Können diejenigen, die Soldat werden wollen, da noch frei wählen? Sie sagen vielleicht: Zwingen lassen würde ich mich nicht, ich bin ja ein freier Mensch, dann suche ich mir eben einen anderen Beruf aus. Doch wie halten Sie es mit folgendem Beispiel: Sie lernen wie zehn andere Studenten für eine große Abschlussprüfung und stellen fest, dass alle anderen, nur Sie nicht, die »kleine rote Pille« einnehmen, um sich wach zu halten und sich so nicht nur die 5-stelligen, sondern auch die 7-stelligen Zahlen (Wie lautete die Zahl noch mal?), schwierige Formeln und lange Textpassagen spielend leicht merken zu können. Würden Sie zugreifen? Und was würden Sie Ihrer Tochter raten, wenn sie sich als Schülerin in einer solchen Situation befände? Würden Sie es im Gegenzug als ungerecht empfinden, wenn ihre Tochter durch die Einnahme einer solchen Wunderpille als Einzige ein besseres Prüfungsergebnis erzielen würde? Das Streben der Menschheit, die Leistungen des Gehirns durch die Einnahme von Substanzen zu verbessern und natürlicherweise bestehende Grenzen zu überwinden, ist ebenso alt wie faszinierend. Kaffee etwa wird seit Jahrhunderten eingesetzt, um Wachheit und Aufmerksamkeit zu steigern. Die Wissenschaft hat in jüngster Zeit Substanzen entwickelt, die eigentlich zur Behandlung psychischer Erkrankungen gedacht sind, die aber gleichzeitig auch bei Gesunden die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern können. Damit ist die Möglichkeit in greifbare Nähe gerückt, 23
das Optimale aus sich herauszuholen oder sogar verborgene Fähigkeiten zu erschließen. Es entstehen aber auch schwierige Fragen, wie Sie an den Beispielen oben gesehen haben. Fragen, die von großer medizinischer, gesellschaftlicher und ethischer Relevanz sind. Welche Auswirkungen haben diese Substanzen auf das Gehirn gesunder Menschen? Verändern sie kurz- oder mittelfristig die Persönlichkeit? Gibt es Nebenwirkungen oder gesundheitliche Risiken, die heute – am Anfang des Einsatzes solcher Substanzen – noch nicht absehbar sind? Darf man gesunden Menschen überhaupt Medikamente geben? Oder andersherum: Darf man etwas verbieten, das erwachsene Menschen klüger und leistungsfähiger macht? Auch soziale Fragen müssen diskutiert werden: Wird die Schere zwischen Arm und Reich noch größer, weil vielleicht nur die Reichen Zugang zu den Substanzen haben und Dank ihrer verbesserten Leistungsfähigkeit besser bezahlte Berufe ausüben können? Ist Hirndoping bei einer Prüfung Betrug, weil man sich mit unredlichen Mitteln einen Vorteil erschleicht? Wird am Ende der soziale Druck – wenn alle ihre Gehirne dopen – so hoch, dass man nicht mehr frei entscheiden kann, ob man seinen Körper derart beeinflussen will? Oder soll man den Schwächeren in einer Gesellschaft mit chemischen Mitteln helfen, damit sie mit ihren Leistungen aufschließen können. Und wäre das vielleicht sogar ein Beitrag zu einer gerechteren Welt?
24
INTERVIEW
Was versteht man unter Hirndoping?
Unter Hirndoping versteht man den Versuch gesunder Menschen, die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns durch die Einnahme von Medikamenten zu verbessern, die eigentlich für die Behandlung von psychischen Erkrankungen entwickelt wurden und verschreibungspflichtig sind. Hirndoping ist damit ein Missbrauch von Medikamenten, da die Substanzen nicht für diese Anwendung entwickelt und zugelassen sind. Der Konsum von Kaffee ist daher kein Hirndoping. Was fasziniert Sie als Arzt und Wissenschaftler am Thema Hirndoping?
Wie wir die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns verbessern können, stellt nicht nur ein absolut spannendes Thema der Neurowissenschaften dar, sondern ist auch eine Frage, die die Menschheit schon lange fasziniert hat. Wie weit kann man Gehirne optimieren? Wo gibt es Grenzen? Wie kann man im Alter die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhalten? Welche ethischen Bedenken gibt es? Das sind alles Fragen, die für den Einzelnen und die Gesellschaft von hoher Bedeutung sind. Warum ist das Thema Hirndoping so »in«?
Verschiedene aktuelle Trends fördern das Interesse an Hirndoping: Für persönlichen und gesellschaftlichen Erfolg ist zunehmend »Köpfchen« gefragt, die Arbeitsverdichtung nimmt stetig zu, die Belastungen am Arbeitsplatz können häufig nicht mehr bewältigt werden. Da fragt man sich, ob Hirndoping Abhilfe schaffen kann. Durch den medizinischen Fortschritt werden wir immer älter, so dass der Erhalt der Leistungsfähigkeit im Alter ein zentrales Thema geworden ist. Und die Forschung weckt Hoffnungen durch die Entwicklung besserer Medikamente zur Leistungssteigerung beziehungsweise zum Leistungserhalt.
25
Welche Gefahren birgt die Leistungssteigerung mit Medikamenten?
Die Hauptgefahr von Hirndoping besteht darin, dass man nicht genau weiß, wie häufig Nebenwirkungen auftreten und andere Hirnfunktionen negativ beeinflusst werden. Dies ist bei Gesunden nicht ausreichend getestet, da die Medikamente für Kranke entwickelt wurden. Außerdem können einige Medikamente psychische Erkrankungen und Abhängigkeit auslösen. Bei einer Anwendung bei Kindern könnte darüber hinaus die Hirnentwicklung und Persönlichkeitsentwicklung gestört werden, so dass Hirndoping bei Kindern in jedem Fall verboten bleiben sollte. Wird Hirndoping unsere Gesellschaft maßgeblich verändern?
Eine Freigabe von Hirndoping könnte unsere Gesellschaft sehr wohl verändern. Die Gesellschaft sollte sich also gut überlegen, was sie tut. Wenn die Motivation für Hirndoping nur darauf abzielt, unsere Leistung zu verbessern – koste es was es wolle –, könnte unsere Gesellschaft Schaden nehmen und aus den Fugen geraten. Sollte man Hirndoping freigeben?
Die Frage, ob man Hirndoping weiter verbieten oder eher liberalisieren sollte, kann erst nach weiterer Forschung und gesellschaftlicher Diskussion beantwortet werden. Wie auch immer entschieden werden wird - die Gesellschaft hat die Konsequenzen zu tragen, und die sind heute noch nicht in vollem Umfang absehbar. Auf Fragen wie diese müssen dringend Antworten gefunden werden: Wird es einen endlosen Konkurrenzkampf geben, wird die Kluft zwischen den Starken und den Schwachen, den Armen und Reichen unserer Gesellschaft immer größer und werden diejenigen, die Hirndoping ablehnen, indirekt doch dazu gezwungen, weil sie sonst nicht mithalten können? Welche Alternativen zum Hirndoping gibt es?
Zum Glück gibt es heute eine Vielzahl an wirksamen und nebenwirkungsfreien Alternativen zum Hirndoping, die sogar Spaß machen und unser Leben bereichern können. Dazu gehören körperliche und geisti26
ge Fitnessübungen, ausreichender Schlaf, eine gelungene Work-Life-Balance, Kaffee trinken, gesunde Ernährung und ein stetiges Bemühen um Bildung und Wissenserwerb. Auch wer nicht alles »runterschluckt«, was ihn belastet, sondern Abhilfe schafft, kann etwas Gutes für seine geistige Leistungsfähigkeit tun.
Klaus Lieb Hirndoping Warum wir nicht alles schlucken sollten Ca. 200 Seiten Format 14,0 x 21,3 cm Klappenbroschur (D) ca. 16,90 € (A) ca. 17,40 € sFr ca. 29,50 WG 1973 ISBN 978-3-538-07301-2 Erscheinungstermin März
27
Deutschland sucht die Super-Uni – und findet sie nicht Reicht es, einer Universität den Stempel »exzellent« aufzudrücken und dann zu warten, bis die Leuchttürme der Wissenschaft wieder strahlen? Nein, meint der Bildungsexperte Johannes Balve, denn ausgezeichnete Wissenschaft lässt sich nicht verordnen, sie muss an den Hochschulen selbst entstehen. »Ein Insider berichtet bissig und kurzweilig die Schwachstellen deutscher Universitäten.« Buchhändler heute
Johannes Balve Wie wird man exzellent? Deutsche Universitäten im Spitzenrausch 192 Seiten Format 14,0 x 21,3 cm Klappenbroschur (D) 14,90 € (A) 15,40 € sFr 26,50 WG 1973 ISBN 978-3-538-07278-7
28
Generation Entscheidungslos: Willkommen in der Wirklichkeit Werden wir endlich glücklich sein, wenn wir auf der To-do-Liste unseres Lebens genügend Punkte abgehakt haben? Wenn hinter Karriere, Traumpartner oder Familie ein »Erledigt« steht? Viele Menschen um die 30 denken: Ja. Deshalb schuften sie, strampeln sich ab – manchmal bis zur völligen Erschöpfung. Wen wundert es da, dass diese Perfektionisten, wie Florentine Fritzen sie nennt, oft gar nicht mehr wissen, wer sie selbst sind und was sie wirklich wollen. »Endlich jemand, der das Glück beim Namen nennt: Perfektion.« Literaturen
Florentine Fritzen Plus minus 30 Auf der Suche nach dem perfekten Leben 190 Seiten Format 14,0 x 21,3 cm Klappenbroschur (D) 16,90 € (A) 17,40 € sFr 29,50 WG 1973 ISBN 978-3-538-07283-1
29
Sind Sie ein normaler Bürger oder denken Sie schon? Diese pointiert geschriebene Sammlung ist allen gewidmet, die »keine Angst vor Wissen haben«. Sie regt an, selbstständig zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden. »In 21 Stichworten von Bürgschaft über Einwanderung bis Volk erklärt der spanische Philosoph Fernando Savater unterhaltsam, knapp und immer wieder überraschend die Grundbegriffe der Demokratie.« Greenpeace Magazin
Fernando Savater Vom Mut zu denken Wörterbuch für den mündigen Bürger 90 Seiten Format 11,0 x 18 cm Gebunden (D) 12,90 € (A) 13,30 € sFr 22,90 WG 1970 ISBN 978-3-538-07273-2
30
Patmos Verlag GmbH & Co. KG · Dudenstraße 6 · 68167 Mannheim Telefon: 0621|3901-01 · Fax: 0621|3901-391 E-Mail: service@patmos.de Stand: November 2009. Best.-Nr. 90924-3 Preisänderungen und Liefermöglichkeit vorbehalten www.artemisundwinkler.de
31
xibel
immer im
Wollen wir so leben?
mer gut drauf immer immer lernwillig www.artemisundwinkler.