Das Märchen von Prinzessin Aurora, die – von Carabosse verflucht, aber von der Fliederfee beschützt – in einen hundertjährigen Schlaf fällt, bis es schließlich Prinz Désiré gelingt, in ihr von Rosen umwuchertes Schloss einzudringen, existiert in unzähligen Varianten. Die Geschichte einer Frau, die schläft, bis sie von einem tapferen Helden wachgeküsst wird, ist ein Topos vieler Sagen und Märchen. Dornröschen ist eines der zartesten und schönsten unter diesen, in anderen Versionen aber auch eines der gewaltvollsten und grausamsten. Seine Offenheit und Durchlässigkeit hat es sich bis heute bewahrt: im Erzählen einer Geschichte über den Kampf des Hellen gegen das Dunkle, der Zeit gegen das Böse bzw. die Bitterkeit, aber auch die Selbstverständlichkeit einer Welt der Feen und anderer Wesen im Alltag der Menschen. Mit dem Wiener Staatsballett hat Martin Schläpfer nun seine eigene Version erarbeitet, die mit einem Tanz voller Virtuosität und Schönheit in die inneren Welten der Figuren vordringt.