»Lasciate ogni speranza voi ch’entrate« – »ihr, die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.«
Speranza, die Hoffnung, liest singend die Worte, die Librettist und Favola-Autor Alessandro Striggio, Dante Alighieri zitierend, über dem Eingang des Infernos verortet. An diesem Beginn des dritten Aktes von Claudio Monteverdis »L’Orfeo«, diesem Initial der Operngeschichte, kommt alles zusammen: der antike Mythos trifft auf seine Überlieferung und Transformation durch die christliche Rezeption; die allegorische Figur pendelt zwischen Gefährtin und Gefühl; die Musik schließlich, die Claudio Monteverdi komponiert hat, überführt die Favola ins Drama. Deutlich ist der Abstieg in Richtung Unterwelt im Orgelklang zu hören; drei (Sekund-)Schritte geht es abwärts, ehe Speranza die Warnung ausspricht. Einmal, dann noch ein zweites Mal, einen Ganzton höher. Ob sie hier schon zu weit nach unten geraten ist und ihren Gesang deshalb nach »oben« richtet? Oder will die transponierte Wiederholung Nachdruck suggerieren?