Eine Frau, ganz allein auf der großen Bühne, mit dem Rücken uns zugewandt. Auf ihre
Füße ist eine auf dem Boden liegende Kamera gerichtet. Ein Mann kommt dazu, hebt
die Kamera auf und lässt sie über die Zuschauer schweifen. Riesengroß auf eine Leinwand geworfen, werden wir zu Protagonisten eines Stückes, das – mit dem Medium
des Films – ein meisterhaftes Vexierspiel über die Mechanismen der Wahrnehmung
eröffnet und die Grenzen des Bühnenraums sprengt.
Ballettdirektor und Chefchoreograph Martin Schläpfer antwortet diesem intimen
Kammerspiel in seiner ersten Wiener Arbeit mit einem großen Ballett, das er allen Tänzerinnen und Tänzern seines Ensembles widmet. Schlicht 4 nennt er seine Uraufführung zu Gustav Mahlers 4. Symphonie, die ihn mit ihrer hintergründigen Schönheit,
ihren gefährdeten Idyllen, aber auch ihrem bösen Humor, ihren scharfen Tönen und
ihrer drastischen Schilderung eines ganz und gar nicht himmlischen Paradieses zu
einem tänzerischen Welttheater inspirierte