Programmheft »Die Jahreszeiten«

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die jahres zeiten


inhalt

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Über die heutige Vorstellung

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About today’s performance

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Ein Fest für die Sinne Anne do Paço

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Poetik des Raums Gaston Bachelard

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Metapher des Lebens Anne do Paço

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Arnold Zweig über Joseph Haydn

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Folge der musikalischen Szenen

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Rezension zur Uraufführung vom 2. Mai 1801 Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung

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Thomas Mann über Joseph Haydn

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Jahreszeiten Texte aus vier Jahrhunderten

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Ensemble

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Biographien


GOTTFRIED VAN SWIETEN

Simon: »Erblicke hier, betörter Mensch, Erblicke deines Lebens Bild!« DIE JAHRESZEITEN, WINTER


Das Wiener Staatsballett ist Teil der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien.


die jahreszeiten Musik Die Jahreszeiten. Oratorium Hob. XXI:3 von Joseph Haydn Text Gottfried van Swieten nach The Seasons von James Thomson Choreographie Martin Schläpfer Bühne & Kostüme Mylla Ek Licht Thomas Diek Musikalische Leitung Christoph Altstaedt Choreinstudierung Erwin Ortner Hanne (Sopran) Miriam Kutrowatz, Lukas (Tenor) Josh Lovell Simon (Bass) Martin Häßler Wiener Staatsballett Arnold Schoenberg Chor Orchester der Wiener Staatsoper URAUFFÜHRUNG 30. APRIL 2022, WIENER STAATSOPER


Ensemble



über die heutige vorstellung

Mit Die Jahreszeiten komponierte der hochbetagte Joseph Haydn auf einen Text Gottfried van Swietens zwischen 1799 und 1801 ein großes weltliches Oratorium über das Eingebundensein des Menschen in den Kreislauf der Natur – eine Musik voller Farben, voller Glanz und großer rhetorischer Wucht. Szenen aus dem prallen Leben stehen neben packenden musikalischen Naturschilderungen, eingängige Melodien neben nachdenklichen Reflexionen über das Dasein und seine Vergänglichkeit, große Oratoriumsszenen neben volkstümlichem Singspiel voller Witz, aber auch derbem Humor. Von all dem hat sich Martin Schläpfer in seinem neuen Werk für das Wiener Staatsballett zu einem Fest für die Sinne, einer Meditation über das menschliche Leben und die Kraft der Gemeinschaft inspirieren lassen. Mal setzt er dabei die poetischen Bilder des Textes ganz direkt in bewegte Bilder um, mal beantwortet er mit dem Körper musizierend die Impulse, Energien oder Farben von Haydns Musik im Tanz. Um die Achse einer geradezu erhabenen Schönheit, die in demütiger Andacht von einem Glauben an das Göttliche im Menschen ebenso zu sprechen vermag wie voller Gravitas von der Tragweite der Fragen des Menschseins, entfalten sich Leichtigkeit, Verspieltheit, Humor und Lebensfreude, tritt der Mensch aber auch mit sich ringend, zweifelnd und verzweifelnd auf – angesiedelt in einem Raum, für den das Gehäuse einer Meeresschnecke der schwedischen Künstlerin Mylla Ek die Initialzündung gab: ein abstrakter Ort, der sich den Jahreszeiten entsprechend zu verwandeln vermag, eng, kalt, dunkel, bedrohlich und gefährlich, aber auch groß, warm und hell sein kann. Ein Gang durch das Jahr als Metapher des Lebens.

ÜBER DIE HEUTIGE VORSTELLUNG


about today’s performance

In The Seasons, the aged Joseph Haydn composed between 1799 and 1801 a large-scale secular oratorio on the basis of a text by Gottfried van Swieten about how mankind is integrated into the cycle of nature – a music that is full of colours, full of brilliance and great rhetorical power. Scenes bursting with life are placed next to gripping musical descriptions of nature, catchy melodies next to thoughtful reflections on life and its transience, vast oratorio scenes alongside folkloric songs full of wit and rough humour. By all this, Martin Schläpfer has been inspired in his new work for the Vienna State Ballet to create a feast for the senses, a meditation on human life and the power of community. Sometimes he translates the poetic images of the text directly into movement images, sometimes he responds to the impulses, energies or colours of Haydn’s music in pure dance, making music with the body. Around the axis of an almost sublime beauty, which is able to speak in humble devotion of a belief in the divine in man as well as full of gravitas of the scope of the questions of being human, unfold lightness, playfulness, humour and joie de vivre, but man also appears struggling with himself, doubting and despairing – set in a stage space for which the form of a sea snail provided the initial spark for the Swedish artist Mylla Ek: an abstract place, that changes in keeping with the seasons and can be narrow, cold, dark, threatening and dangerous or broad, warm and bright. The course of the year as a metaphor for life.

ABOUT TODAY’S PERFORMANCE


MARTIN SCHLÄPFER

»Mein Werk spannt sich immer in einem Gefälle zwischen Lichtem und Dunklem, Hoffnung, aber auch Zweifel und Anklage auf – hat immer mit der Fragestellung zu tun: Gibt es etwas, das wir nicht erfassen können, oder gibt es das nicht?«


Martin Schläpfer


ein fest für die Sinne

ANNE DO PAÇO

Begleitet man den Choreographen Martin Schläpfer durch sein Schaffen, so begibt man sich mit ihm auf einen Weg, der alles andere als geradlinig und vorhersehbar ist. Er führt auf die Hochebenen akademischer Abstraktion und einer energetisch aufgeladenen Klassizität, aber auch in dunkle, geheimnisvoll-verwirrende Dschungel, sucht das Licht und dringt vor in Räume der Transzendenz, lässt einen aber auch hinunterstürzen in die Bergwerke des Menschseins, Zweifel aufwerfend und wie ein Forscher die Kammern des Inneren, der Seele öffnend. Werke, in denen die schillernde Lebendigkeit des Tanzes auf eine geradezu monochrome Wucht eines Grundthemas trifft, stehen neben Choreographien, in denen sich in einem großen Assoziationsreichtum kleine Geschichten wie »Ausschnitte von Welt« innerhalb einer weitgespannten Architektur entfalten. Für sein neues abendfüllendes Ballett, über das Martin Schläpfer sagt: »Ich wollte vor allem ein Stück für alle meine Tänzerinnen und Tänzer machen, ein Stück, in dem jedes Mitglied des Wiener Staatsballetts seinen Platz findet«, hat er sich mit Joseph Haydns weltlichem Oratorium Die Jahreszeiten eine Komposition gewählt, die ihn bereits seit seinen allerersten Schritten in Richtung Choreographie begleitet: »Als mich Richard Merz, der Tanzkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, in den 1990er Jahren in einem Interview fragte, ob es ein Musikstück oder Libretto oder Thema gäbe, das ich gerne choreographieren wolle, nannte ich ihm Haydns Die Jahreszeiten«, verrät Martin Schläpfer in einem Essay über seine Arbeit. »Damals stand ich kurz davor, als völliger Anfänger, der noch nie eine eigene Choreographie gemacht hatte, die Direktion des Berner Balletts zu übernehmen. Mehr als 25 Jahre später – ich war gerade nach Wien übersiedelt –, kam dieser Wunsch in mich zurückgepurzelt. Beim erneuten Hören der Jahreszeiten betörte mich die Musik mit ihrer Kraft und Schönheit, aber auch der Text wie damals:

EIN FEST FÜR DIE SINNE

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weil er so demütig ist, so rein und doch deftig feiern, andächtig loben und tief trauern kann. Er kriecht aus einer anderen Zeit herauf, einer anderen Gangart, die aber eine reale ist und das Werk mit einer großen Menschlichkeit umgibt. Haydns Metapher von Gott/ Natur zeigt nicht einfach eine heile, naive Welt, sondern eine bewusstere, demütigere – zumindest, was die Wechselwirkungen von Nehmen und Geben anbelangt.« Die Faszination, sich mit Oratorien und Messen – textgebundenen weltlichen oder sakralen Werken – auseinanderzusetzen und sich mit den Mitteln des Tanzes in ein Nachdenken über das menschliche Dasein hineinzubegeben, zieht sich in vielfältigen Schattierungen durch Martin Schläpfers Schaffen: von einem frühen Ballett zu Giovanni Battista Pergolesis Stabat Mater (1997), über die mit eindrucksvoller Wucht choreographierten Tanzstücke zu Sergei Rachmaninows Vespers (1998) und Johannes Brahms’ Ein Deutsches Requiem (2011) bis hin zur von lebensprallem italienischem Flair geprägten, sich zwischen Kirche und Marktplatz, heiligem Ort und finsterer Spelunke entfaltenden Petite Messe solennelle (2017) zur Musik Gioachino Rossinis. Aber auch Choreographien wie die mit der Komponistin Adriana Hölszky entwickelten Stücke DEEP FIELD (2014) und Roses of Shadow (2017) gehören in diesen Werkkreis oder Neither zur gleichnamigen Komposition von Morton Feldman auf einen Text von Samuel Beckett, das auf der Suche nach einem »unaussprechlichen Heim« jegliches Empfinden von Zeit außer Kraft setzt. Von Zeiterfahrung – dem Eingebundensein des Menschen in den Kreislauf der Natur und damit des Lebens – handeln auch Die Jahreszeiten: von in der Lebenswelt erlebter Zeit als Folge der kosmologischen Drehung der Erde um die Sonne, die immer auch Selbsterfahrung bzw. Seinserfahrung des mit und in der Zeit lebenden Menschen ist. Die von der Künstlerin Mylla Ek aus den Windungen des Gehäuses einer Meeresschnecke abstrahierten riesigen »Schalen« oder »Segel«, die mit dem Lauf der Jahreszeiten ihre Kreise durch den Bühnenhimmel ziehen und sich in immer neuen Konstellationen begegnen – auch Wolken oder Ringe eines fernen Planeten oder sich in unseren Gedanken auftürmende Eisschollen sein können – »durchtönen« den Raum auf ihren Bahnen in einer abstrakten Modernität, die den farbenreichen Bildern und der durchlässigen Dramaturgie der Musik Haydns eine karge Strenge entgegensetzt. Die Zaubermittel aus den Requisitenkammern des Theaters sucht man in dieser Konzeption vergeblich, die ganz darauf vertraut, zu allem, was Haydn und van Swieten in ihrer Komposition entfalten, mit den Tänzerinnen und Tänzern durch Bewegung »erzählen« zu können in einem Raum, der mit seiner Simulation eines Makrokosmos Distanz schafft, uns – wie es das Oratorium mit seinem erzählenden, also undramatischen Gestus tut – den Menschen quasi aus der Vogelperspektive zeigt und – und sei es zuweilen auch nur subkutan – uns jederzeit bewusst werden lässt: die Landschaften der Jahreszeiten sind kein Paradies mehr, nicht unschuldig. Aber wenn auch ihre Schönheit, von Ausbeutung und Klimakollaps bedroht, längst im Konjunktiv steht, so ist das Wissen um und der Glaube an diese doch nicht versiegt – auch davon und vor allem davon handeln Die Jahreszeiten. Aus diesen schöpft Martin Schläpfer seine Energien für einen Reichtum an Tanzszenen, die sich als ein Reigen von überbordender Fantasie, als ein Fest für die Sinne vor unserem Auge und Ohr öffnen. 9

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Eine zentrale Szene der Choreographie ist ein Solo, das sich im Sommer zu der Cavatina des Lukas »Im Druck erlieget die Natur« entfaltet. An einem heißen Sommertag begibt sich ein einzelner Mensch in die Natur, in ihren Boden, die Luft, ihre Klänge hineinspürend, aber auch die natürlichen Proportionen seines eigenen Körpers mit kreisenden Bewegungen der Arme austarierend – wie der vitruvianische Mensch hineingestellt in Kreis und Quadrat, in Unendlichkeit und Irdisches, mit dem eigenen Nabel als Mittelpunkt des Körpers zum Nabel einer Welt, ja eines Universums werdend, um deren Geheimnisse man weiß, ohne sie gänzlich erfassen zu können. Ein jugendlich-faunischer Philosoph vor der drückenden Hitze Erfrischung suchend mit einer geradezu Goethe’schen Befreitheit: »Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!« Die drei Figuren in Haydns Partitur – der Pächter Simon sowie dessen Tochter Hanne und der junge Bauer Lukas – zieht Martin Schläpfer auch durch seine Choreographie, verkörpert durch die drei Ersten Solotänzer Davide Dato, Hyo-Jung Kang und Marcos Menha, allerdings nicht streng stets den Gesang verdoppelnd, sondern in einem freien Geflecht von Beziehungen. Während sich Hanne und Lukas im Herbst schließlich ihre Liebe in einem innigen Pas de deux gestehen, wird für Simon der eisige Winter zu einer Seelenlandschaft, in welcher die Erfahrung des Ausgesetztseins existenzielle Züge annimmt. Die Bewegungssprache dieser drei Tänzer wird durch eine große Klarheit, Strenge, Harmonie und immer wieder geradezu apollinische Schönheit geprägt. Sie bilden eine Art Achse, um die herum sich das Geschehen in seiner vielfältigen Folge von Szenen entfaltet. Diese greifen immer wieder ganz direkt den Text van Swietens und die Musik Haydns auf, wenn Martin Schläpfer beispielsweise im Frühling mit dem ihm eigenen Humor seine Tänzerinnen und Tänzer wie die jungen Lämmer über die Bühne springen, wie Fische im kühlen Wasser wimmeln, wie Bienen schwärmen oder Vögel flattern lässt, oder sie im Herbst als panisches Wild von den Stimmen der Jäger aufgeschreckt über die Bühne treibt, sie zur Strecke bringen, aber die Macht der Jäger auch brechen lässt – eine Szene von einer großen archaischen Kraft, in der er die Perspektive vom Blickwinkel des jagenden Menschen auf den des gejagten Tieres verschiebt. Mal setzt er dem Text seine eigenen Bilder entgegen wie in der genrehaften Ballade der Hanne im Winter, in der bei Haydn ein junges Mädchen den Verführungsversuchen eines abgehalfterten Ritters bauernschlau ein Schnäppchen schlägt, mal werden ihm die Tänzerinnen und Tänzer zu Verkörperungen der ungezügelt aufeinanderprallenden Naturkräfte wie im musikalisch wie choreographisch gleichermaßen eindrucksvoll gezeichneten SommerGewitter: Blitze zucken, Winde kämpfen in gewaltigen Sprüngen gegeneinander an, schließlich sucht sich sogar ein »Tornado« seinen Weg durch das Bühnengeschehen. In den mächtigen Chören mit ihren Anrufungen und Bitten formiert Martin Schläpfer sein Ensemble dagegen immer wieder zu größeren Gruppen, um mit ihnen – nicht selten die polyphonen Verästelungen der Musik in kontrapunktischen Bewegungsmustern in den Raum übertragend – mit dem Körper zu musizieren. Bewegungstechnisch und stilistisch ist die Choreographie der Jahreszeiten so vielfältig und bunt wie das Leben. Passagen in einer weitergedachten Neoklassik, welche von der für Martin Schläpfer so typischen Strenge und Härte im Einsatz des Spitzenschuhs,

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von starken Frauen, weit überstreckten Gliedmaßen und athletischen Bewegungsfolgen geprägt wird, stehen neben Passagen, die sich in der Freiheit eines modernen Tanzes entfalten, der den Körper immer auch als Träger der Psyche begreift, die sich durch die Bewegungen nach außen Bahn bricht. Stilisierte Volkstanzelemente treffen auf Ballettvirtuosität, starke Bilder auf Genre-Szenen, der Spitzenschuh auf das Schläppchen. Auf den Duktus des Sprechens in den musikalischen Rezitativen eingehend, hat Martin Schläpfer außerdem Grundformen der Gebärdensprache zu einer fiktiven Gestik weiterentwickelt – alles Elemente, die im Verlauf der Choreographie ineinander verschränkt werden, sich überlappen, gegenseitig beeinflussen oder auch hart gegeneinandergesetzt werden wie zum Beispiel zu Beginn des Sommers, wenn im milden Licht eines schönen Tags ein von einer athletischen Schönheit und auf Augenhöhe sich begegnender Erotik geprägter Pas de deux zwischen Claudine Schoch und Alexey Popov von existenziellen, auf dem Boden sich abspielenden Kämpfen unterfüttert wird – ein »Winter im Sommer«, so Martin Schläpfer gegenüber dem Tänzer Martin Winter, für den er die eine der beiden Partien kreierte. Anekdotische Handlungssequenzen, Psychogramme, Naturschilderungen sowie abstrakte, einem puren Tanzen verpflichtete Szenen verbinden sich zu Haydns Musik in einer Dramaturgie, die unterschiedliche Realitätsebenen ineinander verzahnt und darin immer wieder die Perspektive wechselt, um die Grundthemen des Stückes von verschiedenen Seiten auszuleuchten – mal voller Lebensfreue und lichter Heiterkeit, mal voller Nachdenklichkeit und Zweifel: Bilder von Menschen aufgehoben in ihrem Mikrokosmos, aber auch ausgesetzt in den Weiten des Universums, ein Abbild des Lebens, das Martin Schläpfer bewusst zeitlos gehalten hat. »Es hat mich nicht interessiert«, erläutert er, »ein Ballett zu bauen, das Die Jahreszeiten mit radikal zeitgenössischen Bildern ins Heute holt, denn das ist in Haydns Musik nicht angelegt – und die Musik ist meine Basis. Es zieht sich durch meine Choreographie aber eine Metaebene – vor allem im Herbst und Winter –, mit der ich auf das reagiere, was uns derzeit umtreibt. Was viele Menschen gerade erleben müssen, ist derart grauenhaft und komplex und zugleich müssen wir einmal mehr erfahren, wie fragil alles ist, was wir aufgebaut haben – die Kultur, die Wissenschaft, die Technik, aber auch unsere Demokratie – und wie schnell und geradezu reflexartig in Handlungsmuster und Denkweisen zurückgeschnellt wird, die längst für überwunden galten. Es hat Künstler gegeben und mag sie auch heute geben, die eine solche Realität in konkreten Bildern auf die Bühne stellen. Ich persönlich empfinde es als anmaßend, wenn man dies tut, braucht man ein abstraktes Bild, ein Bild, das in Erinnerung ruft, aber nicht konkret nachstellt oder nachzeichnet. Danach habe ich gesucht.« Damit zeigt sich Martin Schläpfer in der – im Vergleich zu seinen letzten Arbeiten Cellokonzert, 4, Sinfonie Nr. 15, aber auch In Sonne verwandelt – so sehr viel lichteren, freudigeren Atmosphäre der Jahreszeiten einmal mehr als ein Künstler, der nicht nur immer wieder staunend vor den Wundern, aber auch den Abgründen des Lebens steht, sondern stets auch in die Themen unserer Zeit hineinhorcht, sich für den Menschen und das Menschsein interessiert und Tanzkunst auch als ein Erforschen der Bedeutung von Kunst, von Freiheit, von Politik, von Spiritualität oder auch Religion im Sinne eines 11

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Teilnehmens und mit dem Bewusstsein, dass all dies miteinander zusammenhängt, versteht. Derlei zu vergegenwärtigen, führt Martin Schläpfer immer wieder aufs Neue zu den grundsätzlichen Fragen nach Leben und Tod, Vergänglichkeit und Transzendenz. Mit der Sprache des Körpers, der Bewegung, dem Tanz, der unter den Bühnenkünsten die flüchtigste ist und dem man im Entstehen, Sein und Vergehen zuschauen kann und doch nie ganz habhaft wird, spürt er sie auf. Schlichte, eindeutige Antworten liefern seine Werke nicht. In der Arbeit mit seinem über hundertköpfigen, Menschen aus vielen Teilen der Welt umfassenden Ensemble, die in all ihrer Verschiedenheit die Liebe zum Tanz eint, manifestieren sich jedoch seine Vorstellungen einer Conditio humana. Angesichts des Heranbrechens eines »neuen Morgen« am Ende des Winters, mit dem Haydn in seinen Jahreszeiten weniger das Hereinbrechen eines himmlischen Paradieses für die durch »richtiges« Handeln Geläuterten, als die Vision eines von Brüderlichkeit geprägten Menschenbildes gemeint haben dürfte, choreographiert Martin Schläpfer keine Himmelfahrt, sondern lässt seine Tänzerinnen und Tänzer in leiser Machtlosigkeit niederkauern. In einer wie lange nicht in ihren Grundfesten erschütterten Welt ist es dem Tanz nicht möglich, in das strahlende »Amen« Haydns miteinzustimmen. Zu viele Fragen sind offen.

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MYLLA EK

»Heute schauen wir anders auf Die Jahreszeiten als Joseph Haydn. Jede Generation tut es auf ihre Weise. Manchmal ist der Frühling der Herbst, manchmal gibt es keinen Winter – abhängig davon, wo (im Leben) wir gerade stehen.

handlung

Während des Arbeitsprozesses bin ich auf das kleinste Haus (-Symbol) gestoßen, das ich finden konnte: eine Muschel als vergrößerter Mikrokosmos, eine Abstraktion, die zusammen mit den1.Tänzerinnen und Akt Tänzern einen Raum erschafft.« xxx

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HANDLUNG


GASTON BACHELARD

»Der Muschel entspricht ein so sauberer, so sicherer, so harter Begriff, dass der Dichter, der von ihr sprechen muss, anstatt sie einfach nur zu zeichnen, sich zunächst in Bildernot befindet. In seinem Fluge zu den Traumwerten wird er durch die geometrische Realität der Formen aufgehalten. Und die Formen sind so zahlreich, oft so neu, dass die Einbildungskraft bei nüchterner Prüfung der Welt der Konchylien durch die Wirklichkeit mattgesetzt wird. Hier phantasiert die Natur, und die Natur ist gelehrt. Es genügt, ein Album mit Ammoniten durchzusehen, um zu erkennen, dass die Weichtiere ihre Muscheln seit der zweiten erdgeschichtlichen Periode nach der Lehre der transzendentalen Geometrie gebaut haben. Die Ammoniten formten ihr Haus gemäß der Achse einer logarithmischen Spirale. [...] Das fertige Ding hat einen hohen Grad von Verständlichkeit. Was geheimnisvoll bleibt, ist der Gestaltungsvorgang, nicht die Gestalt. Welche Lebensentscheidung, welche schöpferische Wahl mag auf der Stufe des Entwurfs darüber bestimmen, ob die Muschelspirale linksherum oder rechtsherum gerollt sein wird? Tatsächlich beginnt das Leben weniger mit einem Aufschwung als mit einer Drehung. Was ist nicht alles über diesen Initialwirbel geschrieben worden! Ein élan vital, der sich dreht, welches abgefeimte Wunder, welches feinsinnige Bild des Lebens! Und was für Träume ließen sich über die linksgedrehte Muschel träumen! [...] Aber wie das leere Nest weckt auch die leere Muschel Träumereien von Zuflucht. Sicherlich liegt eine besondere Verfeinerung der Träumerei darin, sich in so schlichte Bilder einzufühlen.« SYNOPSIS

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metapher des lebens ANNE DO PAÇO

»Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt«, antwortete Joseph Haydn seinem Freund Wolfgang Amadeus Mozart, bevor er am 15. Dezember 1790 mit der Postkutsche nach London aufbrach – ohne je ein englisches Wort gelernt zu haben. Dass er mit diesem Ausspruch nicht nur auf seine Musik im Allgemeinen, sondern auch auf seine Popularität anspielte, steht außer Zweifel: Längst zählte er zu den erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit. Sein Begleiter nach London war Johann Peter Salomon, der einflussreiche Impresario und Geiger, der sehr genau um die Beliebtheit Haydns beim englischen Publikum Bescheid wusste und die für den Komponisten künstlerisch bedeutende, aber auch finanziell lukrative Einladung ausgesprochen hatte. Die Generalbassära des Barockzeitalters war Haydn zu Beginn seiner Karriere Ausgangsbasis gewesen, aus dieser bezog er seine Kräfte, um dann aber seine ganz eigenen Wege zu gehen und eine Musik zu schreiben, in deren kompositorischer Entwicklung sich auch das jeweilige Lebensgefühl seiner Zeit spiegelte: des Sturm und Drang, des Rokoko, der Aufklärung, des vorrevolutionären und schließlich revolutionären Europa mit seinen antifeudalen Gedanken und seinem neuen Menschenbild. Anders als viele seiner Zeitgenossen, die sich durch Reisen in die Musikmetropolen Europas ein ausgedehntes Netzwerk zulegten, widmete sich Haydn seiner Kunst zunächst in der Abgeschiedenheit der Landsitze der adeligen Familie der Esterházys in Eisenstadt und auf Schloss Esterháza, in deren Dienste Paul Anton I. Esterházy den 29-jährigen Komponisten 1761 aufgenommen und 1766 zum Ersten Kapellmeister seines Hofes befördert hatte. Abseits des kulturellen Hochbetriebs in Wien erwies sich dieses Arbeitsverhältnis für Haydn als Glücksfall, fand er doch optimale Bedingungen vor, um – ganz in Ruhe und über eines der vorzüglichsten Orchester der damaligen Zeit verfügend – seine Kunst zu entwickeln: »Ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen,

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ich war von der Welt abgesondert«, berichtete er. »Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen und so musste ich original werden.« Auf ebenso lustvolle wie geistreiche Weise entfaltete Haydn seine Vorstellungen von der klassischen Symphonie, dem Streichquartett, dem Solokonzert, der Sonate, komponierte Musik von einer tiefen Heiterkeit, mit nie abreißender Freude an der motivisch-thematischen Arbeit, der Ausgestaltung von Form, der Erkundung der Farben des Orchesters, der Gliederung von Zeit – Musik, die gerne mit den Erwartungen des Hörers spielt, ihn mit Ungewöhnlichkeiten überrascht, und doch – weil nie plakativ – ein genaues, feines und nicht zuletzt auch kenntnisreiches Zuhören verlangt. Schon Ende der 1760er Jahre ging sein Ruf über die Grenzen von Eisenstadt und Esterháza hinaus. Anfang der 1780er Jahre kamen erste Aufträge aus Paris und London. Als nach dem Tod Nikolaus von Esterházys 1790 dessen wenig kunstaffiner Nachfolger die gesamte Hofmusik und damit auch Haydn entließ, eröffneten sich diesem – im Alter von 58 Jahren quasi in die »Freiheit« entlassen – neue Perspektiven. 1793 erwarb er in der Wiener Vorstadt Obere Windmühle ein Haus, das er nach größeren Umbauarbeiten 1797 schließlich bezog und in welchem er die folgenden zwölf Jahre bis zu seinem Tod am 31. Mai 1809 verbrachte – als angesehener, wohlhabender Mann, der Besucher aus der ganzen Welt empfing. Hier (noch heute ist seine Wohnung in der ehemaligen Kleinen Steingasse, heute Haydngasse 19, zu besichtigen) entstand sein Spätwerk, darunter die beiden großen Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten, für die er wesentliche Impulse durch seine durch die Aufgabe seiner festen Anstellung ermöglichte Reisetätigkeit empfing. Zweimal besuchte Haydn auf Einladung Johann Peter Salomons London – 1791/92 sowie 1794/95 –, wo ihn ein äußerst aufgeschlossenes Publikum ebenso umschwärmte wie die Aufführungen seiner Werke umjubelte. Im Reisegepäck hatte er – wie damals üblich – eine Reihe neuer Kompositionen, darunter die über einen Zeitraum von etwa vier Jahren entstandenen zwölf sogenannten »Londoner Symphonien«. Umgekehrt nahm er aber aus London auch nachhaltige Anregungen mit, die wiederum sein Komponieren in Wien beeinflussten. Besonderen Eindruck machten auf ihn die prächtigen Klangwirkungen der mit riesigen Chorbesetzungen aufgeführten Oratorien Georg Friedrich Händels, wie er sie u.a. in der Westminster Abbey erlebte – ein Repertoire, das ihm bis dato nicht nur verschlossen geblieben war, weil am Hof der Esterházys vor allem Aufführungen italienischer Opern in solistischen Besetzungen gewünscht wurden und besetzbar waren, sondern auch, weil die Oratorien Händels zu dieser Zeit in Österreich als Musik aus einem anderen Zeitalter grundsätzlich keine Aufführungstradition hatten. Nach Wien zurückgekehrt fand Haydn in Baron Gottfried van Swieten (1734–1803), der als Diplomat, Leiter der Wiener Hofbibliothek, Dichter, dilettierender Komponist sowie einflussreicher Mäzen und Kulturmanager tätig war, einen wichtigen Unterstützer für die Idee, ein großes Oratorium in deutscher Sprache zu schreiben. Van Swieten hatte bereits 1789 Mozart mit der Bearbeitung von Händels Messias beauftragt und diesem die Werke Johann Sebastian Bachs ans Herz gelegt. 1798 kam dann Haydns Oratorium Die Schöpfung zur Uraufführung – eine an der Genesis ausgerichtete musikalische Zeichnung der Erschaffung der Welt auf einen nach dem Alten Testament und 17

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ARNOLD ZWEIG

»Dies ist die Zeit, in der die ersten Maschinenanlagen in England und Deutschland das noch zünftlerisch gebundene Handwerk in die Anfänge der modernen Industrie verwandeln, die Kraft des Wassers durch die des Dampfes ersetzen und Jean-Jacques Rousseau dem in die engen Städte gepferchten jungen Geschlecht das Leben auf dem Lande zusamt einer neuen Verfassung der Menschheit weltliterarisch an den Himmel malt. Als dann mit Goethes Werther das Hohe Lied der Jünglingsliebe erklingt, die, um die Konvention nicht zu durchbrechen, den Freitod wählt, sind die Voraussetzungen gegeben, aus denen sich das heutige Weltgefühl entwickelte und die Freude des Menschen, auf der Erde zu leben, bis zu Heinrich Heines Satz vorstieß: ›Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen.‹ Der schöpferische Genius, der uns diesen Umschwung in Tonwerken übermittelt, die noch heute völlig unverfälscht zu uns sprechen, ist eben Joseph Haydn.«


John Miltons Paradise Lost von van Swieten eingerichteten Text. Der Erfolg des Werkes war unbeschreiblich, und der künstlerisch ebenso ambitionierte wie geschäftstüchtige van Swieten dachte sogleich an ein Folgewerk, eine Fortsetzung, in der sich das in der Schöpfung Erschaffene in einem Kreislauf der Natur, der zugleich als Metapher des Lebens von der Geburt bis in den Tod dient, manifestiert, das Zeichnen der menschlichen Existenz im Zeitgefüge des Jahres, der Wechsel der Perspektive von einem himmlischen – die Schöpfung endet im Paradies – auf ein irdisches Leben. Als Textgrundlage der Jahreszeiten wählte sich van Swieten das zwischen 1726 und 1730 entstandene Gedicht The Seasons des englischen Dichters und Dramatikers James Thomson (1700–1748), der heute noch für seine Ode Rule, Britannia! bekannt ist. Auf dem Wissensstand seiner Zeit und aus der Weltsicht des Deismus, nach der Gott keinen Einfluss mehr auf seine Schöpfung nimmt, sondern diese sich nach dem Prinzip »Natura naturans« immer wieder selbst erneuert, beschreibt Thomson in einer moralisierenden Sprache die Natur und das Verhältnis des Menschen zu ihr. Einflüsse zeigt das umfangreiche epische Gedicht einerseits durch Lukrez’ De rerum natura, andererseits durch Newtons Denken und Shaftesburys Abhandlung The Moralists. A Philosophical Rhapsody. Aber auch die Ideen Jean-Jacques Rousseaus sind in die Konzeption eingeflossen. Bekannt war van Swieten neben dem englischen Original auch die deutsche Übersetzung, die Barthold Heinrich Brockes 1746 in Hamburg publiziert hatte. Allerdings eignete diese sich wegen ihres hohen literarischen Tons ebenso wenig für eine direkte Vertonung, sodass er sich zu einer Bearbeitung der Vorlage entschied, welche die realistischen Naturschilderungen poetisiert, genrehaften Szenen mit teils geradezu derber Naivität zeichnet, aber auch inhaltlich eigene Akzente setzt, durch welche die Natur weniger bedrohlich erscheint, der Mensch sich in ihr weniger bewähren muss. So bleibt ein sommerliches Unwetter bei van Swieten folgenlos, während bei Thomson nicht nur der unter einem Baum Schutz suchende Hirte vom Blitz erschlagen wird, sondern ein ganzes Dorf in Flammen aufgeht. Oder: Während van Swieten den im eisigen Winter verloren durch den tiefen Schnee stapfenden Wanderer schließlich in eine wärmende Stube einkehren lässt und damit eine sichere Zuflucht bietet, bleibt diese bei Thomson nur eine Fata Morgana. Wie in der Schöpfung stehen in den Jahreszeiten dem Chor drei Gesangssolisten gegenüber. Sind es dort drei Erzengel, so sind es hier drei Menschen – der Pächter Simon (Bass), dessen Tochter Hanne (Sopran) und der junge Bauer Lukas (Tenor) –, die als Verkörperung dreier Idealtypen mit ihren Schilderungen und Reflexionen durch das Geschehen führen. Mit ihnen erleben wir die Freude des erwachenden Frühlings, den beglückenden Sommer, das Vergnügen und die Aufregungen der Jagd sowie den Genuss der reichen Ernte im Herbst und im Winter. Mit ihnen sollen wir erkennen – so Herbert Zeman –, »dass in einer sinnvoll gefügten Welt das sinnvolle Handeln der humanen Persönlichkeit Pflicht ist. [...] Das sinnvoll erfüllte menschliche Dasein reift einerseits mit der gottgesegneten [...], das Leben überhaupt garantierenden Natur, andererseits durch tätiges, planvolles, in den Naturablauf integriertes, der Natur nicht zuwiderlaufendes Handeln.« Am Ende des Werkes schließt sich der Jahreskreis nicht zum Beginn eines weiteren irdischen Frühlings, sondern öffnet sich mit dem Anbruch des »großen Morgen« in einen ewigen Frühling. 19

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Wie schon bei der Schöpfung organisierte van Swieten auch für Die Jahreszeiten die Uraufführung, und wenn diese auch an den immensen Triumph des Schwesterwerks nicht heranzureichen vermochte, so geriet sie doch zu einem bemerkenswerten Erfolg für Haydn. Die Gesellschaft der Associierten Cavaliere, der van Swieten vorstand, finanzierte das erste Konzert am 24. April 1801 im Schwarzenbergschen Stadt-Palais am Neuen Markt. Bei einer Folgeaufführung am 19. Mai im Redoutensaal der Hofburg, bei der Die Jahreszeiten zusammen mit der Schöpfung erklangen, übernahm die musikliebende Gattin von Kaiser Franz I. – Maria Theresia von Neapel Sizilien – in beiden Werken die Sopranpartie. An die Klangfülle, die Haydn in England kennengelernt hatte, versuchte schließlich eine Aufführung im Burgtheater am 22. und 23. Dezember 1801 mit über 200 Beteiligten heranzureichen. Ludwig van Beethoven soll über beide Oratorien gesagt haben – so überliefert es Georg August Griesinger –, Haydn habe »in der Art von Lehrgedichten [...] durch d. Schöpfung und d. Jahreszeiten Meisterstücke aufgestellt und er kenne in diesem Fache keinen glücklicheren Compositeur«. Für Haydn, der während der zweijährigen Arbeitszeit an der Partitur der Jahreszeiten auch mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, stellte sich indes der Kompositionsprozess als ein äußerst schwieriger und erschöpfender dar. 1807 erinnerte er sich gegenüber August Wilhelm Iffland: »Die Jahreszeiten haben mir den Rest gegeben. [...] Aber die Worte sind auch gar zu wenig. Nein, sie sind wahrlich zu wenig. Ganze Tage habe ich mich mit einer Stelle plagen müssen und dann, dann, nein! das glauben sie nicht, wie ich mich gemartert habe.« Immer wieder soll sich Haydn, seiner ersten Biographen zufolge, bitterlich über die Qualität des Textes beklagt haben. So kolportiert Griesinger Haydns Äußerung zu der Textstelle »So lohnet die Natur den Fleiß«, er sei zwar sein ganzes Leben lang ein fleißiger Mann gewesen, wäre jedoch nie auf die Idee gekommen, »den Fleiß in Noten zu setzen«. Über den Text »Juhe! Der Wein ist da« soll er sich – Albert Christoph Dies zufolge – dagegen so amüsiert haben, dass er sich zu einer musikalischen »Trunkenheit« hinreißen ließ: »Mein Kopf […] war so voll von dem tollen Zeuge: ›es lebe der Wein, es lebe das Faß!‹ daß ich alles darüber und darunter gehen ließ; ich nenne daher die Schlußfuge die ›besoffene‹ Fuge.« Und immer wieder fühlte er sich wohl auch in seiner künstlerischen Freiheit bevormundet durch die genauen Vorgaben, die van Swieten ihm machte, wie zum Beispiel das lautmalerische Quaken eines Frosches auf die Textpassage »Und aus dem Sumpfe quakt der Frosch« im Terzett und Chor »Die düstren Wolken trennen sich«. An August Eberhard Müller schrieb Haydn am 11. Dezember 1801 immer noch aufgebracht über diese Szene: Diese »ganze Stelle als eine Imitazion eines frosches ist nicht aus meiner feder geflossen; es wurde mir aufgedrungen diesen französischen Quark niederzuschreiben.« In der Tat waren Naturmalereien wie Vogelgeträller, Fröschequaken oder Grillenzirpen, wie sie sich vor allem in der Musik des französischen Barock finden – eindrucksvolle Beispiele liefern hier die Werke Jean-Philippe Rameaus, aber auch Jean-Féry Rebels stilistisch visionäre Schilderung vom Ursprung allen Seins in der Orchestersuite Les Elémens aus dem Jahr 1737 – längst aus der Mode gekommen. Viel entscheidender, als der Blick auf derartige von Haydn selbst aufgebrachte Einwände gegen sein eigenes Werk, ist jedoch der Blick auf das Ganze, der Blick darauf, wie

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er die einst eher starre Oratorien-Architektur aus Rezitativ, Arie und Chor zu füllen verstand, wie er sein Orchester behandelte oder mit den Möglichkeiten der Chorkomposition umging, zeigt sich in all dem doch das von Beethoven so bezeichnete »Meisterstück«. »Die Einleitung stellt den Übergang vom Winter zum Frühling dar«, heißt es in der Partitur zur ersten Nummer des Werkes, ein Orchesterstück, das sich als eine veritable »Sturm und Drang«-Symphonie entpuppt, bevor der Frühling musikalisch Einzug hält und ein hinter dem Pflug einherschreitender Bauer fröhlich die Melodie aus Haydns berühmter Symphonie mit dem Paukenschlag vor sich hin pfeift. Fröhlich-schwungvolle StrophenNummern wie diese wechseln mit anderen Formen ab wie einer lyrisch-beschaulichen Kavatine, mit Arien, die durchaus auch opernhaft-virtuos sein können, volkstümlichen Liedern, wie das Spinnerlied »Knurre, schnurre, knurre«, für das van Swieten einen Text Gottfried August Bürgers integrierte, oder Balladeskem wie Hannes Lied »Ein Mädchen, das auf Ehre hielt« nach einem Text von Christian F. Weiße, ergänzt durch Duette, Terzette und Nummern, in denen sich die Soli mit dem Chor durchmischen. Eine große Meisterschaft zeigt aber auch die Erkundung der Klangvaleurs des Orchesters in den musikalischen Naturschilderungen wie der drückend-flirrenden Mittagshitze im Sommer, auf die eine entfesselte Sturmmusik folgt – Beethoven ließ sich wahrscheinlich von dieser zu seinem Gewitter in der Pastorale inspirieren –, oder der wilden Jagdszene mit ihren schmetternden Hörnerrufen im Herbst oder der Zeichnung der klirrenden Kälte des Winters. Die Chöre nutzt Haydn zur prallen Schilderungen des menschlichen Lebens, aber auch zu eindrucksvollen Anrufungen wie am Ende des Frühlings mit »Ewiger, mächtiger, gütiger Gott« oder dem abschließenden Gebet »Uns leite deine Hand, o Gott«: eine komplexe Fuge für einen Doppelchor, der von mächtigen Bläserklängen begleitet wird. In strahlendem C-Dur transzendiert der Klangraum in diesem Finale die irdische Perspektive. Der »neue Morgen« verbindet Die Jahreszeiten mit der Schöpfung in der Vision einer aufklärerischen Humanität und Brüderlichkeit, nachdem das Werk ein ganzes Leben durchschritten hat – vielleicht rührte auch daher die große Erschöpfung, welche Haydn während und nach der Komposition erlebte. Mit immenser Fantasie war es ihm gelungen, die englische Oratorien-Tradition zu einem neuen Typus des weltlichen Oratoriums in deutscher Sprache weiterzudenken, der mit seiner äußerst charakteristischen Musik und flexiblen Dramaturgie für nachfolgende Generationen bestimmend werden und bleiben sollte. Der Musikwissenschaftler Ullrich Scheideler sprach von einer »eindrucksvollen Enzyklopädie des Komponierens um 1800«.

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die jahreszeiten Oratorium von Joseph Haydn Hob. XXI:3 Text von Gottfried van Swieten

Der Frühling 1a. Ouvertüre. Largo – Vivace 1b. Recitativo (Simon, Lukas, Hanne): »Seht, wie der strenge Winter flieht!« 2. Chor der Landleute. Allegretto: »Komm, holder Lenz!« 3a. Recitativo (Simon): »Vom Widder strahlet jetzt« 3b. Aria (Simon). Allegretto: »Schon eilet froh der Ackermann« 4a. Recitativo (Lukas): »Der Landmann hat sein Werk vollbracht« 4b. Bittgesang (Soli & Chor). Poco Adagio: »Sei nun gnädig, milder Himmel!« 5a. Recitativo (Hanne): »Erhört ist unser Flehn« 5b. Freudenlied (Soli & Chor) mit abwechselndem Chore der Jugend. Andante: »O, wie lieblich ist der Anblick« – Maestoso: »Ewiger, mächtiger, gütiger Gott!«

Der Sommer 6a. 6b. 6c. 6d. 7. 8a. 8b. 8c. 9a. 9b. 10a. 10b. 10c.

Einleitung. Adagio Recitativo (Lukas, Simon): »In grauem Schleier rückt heran« Aria (Simon). Allegretto: »Der muntre Hirt versammelt nun« Recitativo (Hanne): »Die Morgenröte bricht hervor« Lobgesang (Soli & Chor). Largo – Allegro: »Sie steigt herauf, die Sonne« Recitativo (Simon): »Nun regt und bewegt sich alles umher« Recitativo (Lukas): »Die Mittagssonne brennet jetzt« Cavatina (Lukas). Largo: »Dem Druck erlieget die Natur« Recitativo (Hanne). Poco Adagio: »Willkommen jetzt, o dunkler Hain« Aria (Hanne). Adagio – Allegro assai: »Welche Labung für die Sinne!« Recitativo (Simon, Lukas, Hanne): »O seht! Es steiget in der schwülen Luft« Das Ungewitter (Chor mit Soli). Allegro assai: »Ach, das Ungewitter nah’t!« Terzetto mit Chor. Allegretto: »Die düstren Wolken trennen sich«

DIE JAHRESZEITEN

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Der Herbst 11a Einleitung. Allegretto 11b. Recitativo (Hanne, Lukas, Simon): »Was durch seine Blüte der Lenz zuerst versprach« 12. Terzetto mit Chor. Allegretto: »So lohnet die Natur den Fleiß« 13a. Recitativo (Hanne, Simon, Lukas): »Seht, wie zum Haselbusche dort« 13b. Duetto (Lukas, Hanne). Allegretto: »Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her!« 14a. Recitativo (Simon): »Nun zeiget das entblößte Feld« 14b. Aria (Simon). Allegro: »Seht auf die breiten Wiesen hin!« 15a. Recitativo (Lukas): »Hier treibt ein dichter Kreis die Hasen aus dem Lager auf« 15b. Chor der Landleute und Jäger. Vivace: »Hört, hört das laute Getön« 16a. Recitativo (Hanne, Simon, Lukas): »Am Rebenstocke blinket jetzt die helle Traub’« 16b. Chor. Molto Allegro: »Juchhe! Juchhe! Der Wein ist da« Pause Der Winter 17a. 17b. 17c. 18a. 18b. 19a. 19b. 20a. 20b. 21a. 21b. 21c. 22. 23

Einleitung. Adagio ma non troppo Recitativo (Simon, Hanne): »Nun senket sich das blasse Jahr« Cavatina (Hanne). Largo: »Licht und Leben sind geschwächet« Recitativo (Lukas): »Gefesselt steht der breite See« Aria (Lukas). Presto: »Hier steht der Wand’rer nun« Recitativo (Lukas, Hanne, Simon): »So wie er nah’t, schallt in sein Ohr« Spinnerlied (Chor mit Hanne). Allegro: »Knurre, schnurre, knurre! « Recitativo (Lukas): »Abgesponnen ist der Flachs« Lied (Hanne mit Chor). Moderato: »Ein Mädchen, das auf Ehre hielt« Recitativo (Simon): »Vom dürren Oste dringt ein scharfer Eishauch« Aria (Simon). Largo – Allegro molto: »Erblicke hier, betörter Mensch« Recitativo (Simon): »Sie bleibt allein und leitet uns« Terzetto mit Doppelchor. Allegro moderato: »Dann bricht der große Morgen an«

DIE JAHRESZEITEN


fülle glücklicher ideen LEIPZIGER ALLGEMEINE MUSIKALISCHE ZEITUNG WIEN, DEN 2TEN MAY, 1801

Die Jahreszeiten nach Thomson – vom Baron Swieten bearbeitet, und von J. Haydn in Musik gesetzt, sind am 24sten, 27sten April und am 1sten May in dem Fürstl. Schwarzenbergischen Saale aufgeführt worden. Stumme Andacht, Staunen und lauter Enthusiasmus wechselten bey den Zuhörern ab; denn das mächtige Eindringen kolossalischer Erscheinungen, die unermeßliche Fülle glücklicher Ideen überraschte und überwältigte die kühnste Einbildung. Der Gegenstand des Gedichtes ladet schon für sich selbst Jeden zur Theilnahme ein. Wer sehnt sich nicht nach der Rückkehr des Frühlings? wen drückte nie die Hitze des Sommers? wer freute sich nie der Gaben des Herbstes? wem war der starre Frost des Winters nicht lästig? Bey der Reichhaltigkeit eines solchen Stoffes lassen sich an die Poesie große Forderungen machen. Wenn sie aber auch alle erfüllt sind, so gehört doch zur Berechnung des musikalischen Effekts, zur Wahl des Metrums und zur zweckmäßigen Anordnung der einzelnen Theile ein eigenes Talent, welches nur bey einem Dichter, der selbst in die Geheimnisse der Musik eingeweiht ist, vorausgesetzt werden kann. Da die Leser das Gedicht durch die musik. Zeit. kennen lernten (Wir geben dieses Gedicht als Beylage No. VII), so sind sie umso eher im Stande zu beurtheilen, was Haydn leisten musste. Daß er aber auch alles vollkommen geleistet hat, darüber ist im hiesigen Publikum nur Eine Stimme. Jedes Wort wird unter den Händen dieses musikalischen Prometheus voll Leben und Empfindung. Bald entzückt die Melodie des Gesanges, bald erschüttert gleich einem Waldstrome, der alle Dämme durchbricht, das gewaltige Ein-

FÜLLE GLÜCKLICHER IDEEN

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greifen aller Instrumente; jezt ergözt der einfache, kunstlose Ausdruck, jezt bewundert man die verschwenderische Ueppigkeit in raschen und hellen Akkorden. Vom Anfange bis an’s Ende wird das Gemüth vom Rührendsten zum Furchtbarsten, vom Naivesten zum Künstlichsten, vom Schönsten zum Erhabensten unwillkührlich fortgerissen. Aus einem Werke, welches nicht bloß gehört, sondern lange studiert werden muß, und dem der Stempel des Genies in jeder Zeile aufgedrückt ist, lassen sich einzelne Stellen nicht leicht als vorzüglich ausheben, denn in ihrem Zusammenhange und an ihrem Platze zeichnen sich alle aus. Nur mit einigen rohen Zügen will daher der Verfasser suchen, von den Eindrücken, die er nach drey Aufführungen erhalten hat, Rechenschaft zu geben. Aber, wie arm sind die Worte! Die Ouvertüre fängt mit einem Unisono aller Instrumente an, der vier Takte hindurch dauert. Während der wilden Stürme brausend Heer noch heult, und Schneemassen von den Gebirgen herabrollen, verkündiget hier und da ein lauer West, ein erwärmender Sonnenstrahl, das Aufleben der verstorbenen Natur. – Im Chore des Landvolks ist Sehnsucht und zuversichtliches Flehen um Erhörung vortrefflich ausgedrückt. – Die Arie: »Schon eilet froh der Ackermann«, worinn man den leztern das Haydnsche Andante mit den Paukenschlage hinter den Furchen pfeifen hört, athmet die unbefangenste Munterkeit. – Der Bittgesang muß auch den Gefühllosesten rühren, und wer ist nicht entzückt worden, wenn endlich wieder alles lebet, alles schwebet, und alles sich reget? Das Springen der Lämmer, das Gewimmel der Fische, das Schwärmen der Bienen, das Geflatter der Vögel ist, ohne Tändeley, ganz charakteristisch in Tönen nachgebildet. – Niedersinken und Anbeten! Nur in diesem Gefühle kann man den Chor das: »Ewiger, mächtiger, gütiger Gott« aussprechen hören. Die Einleitung zum Sommer hat einen feyerlichen langsamen Gang. An dem scharfen Laute der Oboe läßt sich der Herold des Tages nicht verkennen, und in der Arie: »Der muntre Hirte sammelt nun« dringt das Horn mit den Tönen durch, welche den Heerden jedes Dorfes das Signal zum Aufbruch geben. Ein äußerst brillanter und glücklich vorbereiteter Chor empfängt die aufgehende Sonne. – Nun steht das Gestirn am hohen Mittage. Wie schwer und beklemmt athmet die Brust! Alles schmachtet. Die matten Laute ersterben. An die Arie: »Welche Labung für die Sinne« dürfen sich nur sehr geübte Sängerinnen wagen. – Fürchterlich tobt das Gewitter. – Der Ruf der Wachtel, das Zirpen der Grille, das Quaken des Frosches, das Tönen der Glocke sind musikalische Arabesken, um den herannahenden Abend zu bezeichnen. – Der Sommer schließt mit einer ruhigen, kraftvollen Bewegung der Musik. Mit gemäßigter Freude im Tempo des Menuets beginnt der Herbst. Das Duett: »Ihr Schönen aus der Stadt« ist reiner Erguß einer glücklichen Liebe; er kommt aus dem Herzen und dringt an’s Herz. – Die Jagd und die Weinlese, Gegenstände, die schon öfters bearbeitet worden sind, erscheinen hier unter einer neuen und durch ihre Wahrheit höchst täuschenden Gestalt. Die üblichen Jagdweisen dienen der ganzen Jagd als Thema; an der Weinlese ist die Originalität und Kunst des Meisters so hervorstechend, daß ich nichts davon zu sagen wage. – Diese Stücke werden, weil sie so leicht und allgemein verständlich sind, von jedem Auditorium mit Jubel und Begeisterung aufgenommen werden. 25

FÜLLE GLÜCKLICHER IDEEN


Trübe Nebel verkündigen den Winter. – Die Arie: »Hier steht der Wandrer nun« versinnbildlichet angstvolle Verlegenheit, und den Frost, der alle Glieder durchdringt. – Die Melodie des Spinnerlieds braucht man nur Einmal zu hören, um sie nie wieder zu vergessen. Auch das Mährchen ist ein ganz einfacher Satz, ohne kunstvolle Modulationen. Das Lachen junger und alter Stimmen, wie es am Ende in einem Wechsel hoher und niederer Töne ausgedrückt wird, ist ein Produkt der schalkhaftesten Laune. – Der Tod der Natur führt den Dichter auf ernste Betrachtungen. Aber bald zerstreut ein Strahl froher Hoffnung die düstere Melancholie. Der Uebergang: »Nur Tugend bleibt« ist von unbeschreiblicher Würkung. – Und nun sammlet Haydn der Riese noch einmal seine ganze Kraft in dem Doppelchore. Der Allmacht Stimme ruft, die Gräber zerspalten, die Pforten des Himmels öffnen sich, der ewige Frühling herrscht, die Tugend siegt, sie strahlt im Glanze der Herrlichkeit Gottes. Amen! Welchen Grad der Vollkommenheit die Ausführung unter der eigenen Direktion des Komponisten erlangen müsse, sieht der Kenner leicht ein. Hr. Saal sang die Rolle des Simons, seine Tochter die Rolle der Hanne, und Herr Prof. Ratmayer die Rolle des Lukas. Alle drey erhielten ausgezeichneten und in vollem Maaße verdienten Beyfall. Auch das Orchester gab durch sein Spiel einen rühmlichen Beweis seiner Aufmerksamkeit, Fertigkeit und Geschicklichkeit. Man wir vielleicht fragen, ob die Komposition der Jahreszeiten der Komposition der Schöpfung vorzuziehen sey. Darauf dient zur Antwort, daß jede dem besonderen Zweck der Geschichte ganz entspreche, und daß Haydn überall groß und exemplarisch bleibe. Ich kann unmöglich schließen, ohne ein Wort der Verehrung und des innigen Dankes gegen die Männer beyzufügen, durch welche Haydn zur Komposition der Jahreszeiten zunächst veranlaßt wurde. Seit mehreren Jahren hat sich in der Kaiserstadt eine Gesellschaft von Freunden der Tonkunst gebildet, die aus einer kleinen Anzahl von Mitgliedern besteht, und jährlich einige Akademien zu veranstalten pflegte. Die Namen Lichtenstein, Esterhazy, Schwarzenberg, Auersperg, Lobkowitz, Lichnowsky, Trautmannsdorf, Swieten, Czernin, Fries, Aponi, Sinzendorf, Kinsky, Erdödy, Harrach berechtigten zu großen Erwartungen. Der Erfolg hat sie weit übertroffen. Ja, die Annalen der Musik werden es nie vergessen, daß diesem Zirkel der erste Dank für zwey klassische Werke, die Schöpfung und die Jahreszeiten, gebührt. In diesem Zirkel wurde unter dem leitenden Einflusse des Herrn Baron v. Swieten (wo das Publikum laut spricht, darf die Bescheidenheit nicht erröthen) nur dem Vortrefflichsten gehuldigt. In diesem Zirkel fand Haydns Genius Liebe zur Kunst, ein gebildetes und empfängliches Publikum, und Aufmunterung, wie sie in Deutschland nicht gewöhnlich ist. Möchte sich der Geschmack dieser Schule lange erhalten, weit verbreiten, und überall solche Früchte tragen!

FÜLLE GLÜCKLICHER IDEEN

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THOMAS MANN

Joseph Haydn »steht heute vor aller Augen als der ehrwürdige Vater der ganzen modernen harmonischen Musik. Einzig darum mag er manchmal noch ›Papa Haydn‹ genannt werden; nicht aber weil man ihn etwa leicht oder gemütlich nimmt, wie es von Zeitgenossen wohl geschah. Sein ›Jenseits von Scherz und Ernst‹ ist längst als das Jenseits der Kunst selbst erfühlt und erkannt worden.«


Aleksandra Liashenko, Francesco Costa


Martin Winter, Gabriele Aime


Vanessza Csonka, Helen Clare Kinney, Daniel Vizcayo, Yuko Kato



Liudmila Konovalova

Marcos Menha →



Ensemble


Damenensemble


Javier González Cabrera, Ketevan Papava


Alexey Popov, Claudine Schoch


Ioanna Avraam


Sonia Dvořák


Hyo-Jung Kang, Marcos Menha, Davide Dato



Elena Bottaro, Davide Dato


Yuko Kato


Masayu Kimoto


RAINER MARIA RILKE

Kleine Motten taumeln schaudernd quer aus dem Buchs; sie sterben heute abend und werden nie wissen, dass es nicht Frühling war. 1920

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CHRISTINE LAVANT

Abend im März Das silberne Maisstroh vom vorigen Jahr weht vergessen und schütter wie bleichendes Haar auf dunkelnden Äckern im Winde. Vom Dorfe her singt das Gesinde die ältesten Lieder von Liebe und Tod. Es bebt in den Pfützen das Abendrot, und der Entenschrei schnarrt in den Auen. Verloren im bebenden blauen schattigen Schilfe ein Taucher weint. Da erschreckt sich dein Herz so, als wär es gemeint und erwartet von jeglichen Dingen. Und leise beginnt es zu singen. 1949

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ANTONIO MACHADO

... Alles auf Erden kommt, und alles geht vorbei. Nichts hält stand, keine Partei, die regiert, wird lang bewundert. Kein Übel währt ein Jahrhundert. – Nach diesen Zeiten, so schlimmen, kommen andre, andre Tage. Dann werden ob deren Plage andre Leut sich auch so krümmen. – So ist das Leben, Don Juan. – So ist es, du hast ganz recht. – Die Gerste wächst jetzt nicht schlecht. – Bei dem Regen ... Mannomann! Die Bohnen ... Da lacht das Herz! – Stimmt, sie blühn schon, jetzt im März. Aber der Raureif, die Fröste ... – Und überdies: Die Oliven flehn zum Himmel, dass es feste schütte. – Ganze Meere – Triefen müssen sie. Ach, Schweiß und Müh der Bauern ... Rackern wie’s Vieh! Ja früher ... – Hat’s auch geregnet, wann Gott wollte, dass er segnet. – Bis morgen, ihr Herrn, allhie. 1913

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KOBAYASHI ISSA

Auf dem Seerosenblatt der Frosch aber was macht er für ein Gesicht? ANFANG 19. JAHRHUNDERT

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EVA STRITTMATTER

Atem Wieder noch einmal ist Juni geworden. Wieder noch einmal solch eine Nacht. Halbhelle Nacht im halbhohen Norden. Wieder noch einmal zur Liebe erwacht. Wieder noch einmal das sichere Wissen: Es gibt keine höhere Weisheit als Glück. In einem Atem zur Lust hingerissen. Das Leben bäumt auf. Der Tod fällt zurück. Gesegneter Juni mit seinen Jasminen, Holundern, Rosen und all ihrem Duft. Wie winterlich alt wir uns eben noch schienen. Und nun diese Juninacht! Lenzjunge Luft. 1988

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AMAL AL-JUBOURI

Schleier der Wolken Von der Erde sammeln Wolken die Geschichten der Menschen auf und kehren mit ihnen zurück: Regen, der das Gesicht der Erde peitscht. Die Wolken sind verärgert über den Geiz des Sommers. Sie schließen einen Pakt mit dem Winter, einen Pakt gegen alles. Sie sind schwanger mit Wasser, und wissen nicht, dass Himmel und Erde ungerecht sind. 2002


JULIEN OFFRAY DE LA METTRIE

Wer weiß übrigens, ob der Sinn der Existenz des Menschen nicht in seiner Existenz selbst liegt? Vielleicht ist er aufs Geratewohl auf einen Punkt der Erdoberfläche geworfen worden, ohne dass er wissen kann, wie und warum; sondern nur, dass er leben und sterben muss, jenen Pilzen ähnlich, die von einem Tag zum andern erscheinen, oder jenen Blumen, die die Gräber begrenzen und das Gemäuer bedecken. 1748


KRISTIJONAS DONELAITIS

Herbst Wieder mal zieht sich die Sonne zurück aus unsern Gefilden, jeden Tag lässt sie uns ein bisschen früher im Dunkeln, jeden Tag vergönnt sie uns weniger wärmende Strahlen, dafür werden die Schatten tagtäglich länger und länger. Wind kommt auf, immer stärkere Winde kommen geflogen, sausen heran und verscheuchen die letzten Reste der Wärme, unerbittlich bringen sie immer kühleres Wetter und ermahnen die Alten, sich um die Pelze zu kümmern. Alte Frauen und Männer schickt man hinein an den Ofen, aber auch Junge kriechen gern ins behagliche Haus und futtern – am liebsten warme Grütze und wärmende Suppe. Durch und durch hat tränender Regen die Erde gewässert. Räder zerfurchen ihr tief den weich gewordenen Rücken. Haben zuvor zwei Pferde den vollen Wagen gezogen, kommen jetzt kaum ihrer vier mit gleicher Ladung zurande. Knirschend, quietschend drehn sich Räder schwer um die Achsen reißen Dreck vom Boden und spritzen ihn übel zur Seite. Überall versinken die Felder in viel zu viel Wasser, und dem Wanderer wäscht der prasselnde Regen den Rücken. Schuhe aus Bast und löchrige Stiefel saugen sich voll und kneten den Matsch am Grund wie saftigen Teig in der Schüssel. 52


Wohin seid ihr heiteren Frühlingstage entschwunden, da wir im dunklen Haus durch endlich offene Fenster warme Strahlen der gütigen Sonne zu spüren bekamen! Sie sind fort, wie ein im Schlummer gesehener schöner Traum, an den wir immer noch denken, wenn wir erwachen. Alle Freude ist weg, weil der Sommer ans Ende gelangt ist. Dreckiges Wetter herrscht, wir waten in bastenen Schuhen, dass es blubbert und quatscht wie Mehlbrei über dem Feuer. ... Alle singenden Vögel haben sich tunlich verzogen: die überstehn und verträumen den Winter in ferner Behausung. Ach, ihr schönen Gärten, ihr feinen Gemüse, ihr Kräuter, ach, ihr Blumen, die den Frühling und Sommer verzieren: wo sind eure Pracht und betörenden Düfte geblieben? Was die Gärten verhießen, als alles keimte und blühte, was der Sommer wachsen ließ und am Ende bescherte: all die Kostbarkeiten sind in den Kellern gelagert (manches ist schon gegessen, gekocht in Töpfen und Pfannen). Und nun kommt, ihr Gänse und Enten, mit blödem Geschnatter, kommt und badet, noch sind nicht die Tümpel gefroren! Kommt, ihr Hähne und Hennen, die ihr im Misthaufen stochert, lauft herbei, beeilt euch, nochmal gehörig zu schwelgen. Meint aber nicht, dass wir euern lieblichen Stimmen zuliebe, euern Chorälen zuliebe euch hegen und füttern! Oh nein, nur wegen eures Fleisches ertragen wir Schnattern und Gackern. 1770ER JAHRE

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LOUISE GLÜCK

Winterrezepte aus dem Kollektiv Jedes Jahr, wenn der Winter kam, gingen die alten Männer in den Wald, um Moos zu sammeln, welches auf der Nordseite mancher Wacholdersträucher wuchs. Es war ein langsames Arbeiten, über viele Tage, obwohl es kurze Tage waren, weil das Licht schwand, und waren ihre Säcke voll, machten sie sich mühsam auf den Heimweg, denn Moos ist schwer zu tragen. Die Frauen fermentierten das Moos, ein zeitraubendes Projekt besonders für Leute, die so alt sind, sie kamen im letzten Jahrhundert zur Welt. Doch hatten sie eine Geduld, diese greisen Männer und Frauen, wie du und ich sie uns kaum vorstellen können, und war das Moos präpariert, wurde es mit wildem Senf und kräftigen Kräutern zwischen die Hälften von Ciabattine gestopft und geplättet wie Pan Bagnat, dann war es vollbracht: Ein »belebendes Winterbrot« nannten sie es, doch behauptete niemand, dass es gut schmeckte; es war, was man aß, wenn es sonst nichts gab, wie Matze in der Wüste, die unsere Eltern das Brot der Bedrängnis nannten – In manchen Jahren kehrte einer der Alten aus dem Wald nicht zurück, und seine Frau musste sich ein neues Leben aufbauen als Schwesternhilfe oder Aufsicht für die Jungen, die die schweren Arbeiten machten, oder als Verkäuferin der in Wachspapier gewickelten Brote auf dem Marktplatz, während der Schnee fiel – Das Buch enthält nur Rezepte für den Winter, wenn das Leben schwer ist. Im Frühling kann jeder ein feines Mahl zubereiten. 2021

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HEINRICH BÖLL

Wir kommen weit her liebes Kind und müssen weit gehen keine Angst alle sind bei Dir die vor Dir waren Deine Mutter, Dein Vater und alle, die vor ihnen waren weit weit zurück alle sind bei Dir keine Angst wir kommen weit her und müssen weit gehen liebes Kind 1985

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WOLFGANG SCHIFFER

Das frühe Aufwachen ich kenne dieses frühe Aufwachen in einer Dunkelheit / als wollten sich der Mond / die Sterne von der Erde entfernen / seltener in einem Licht / das trauerfahl vom nächsten Tag schon kündet ich kenne dieses Rumoren im Kopf / was habe ich getan? / was muss ich heute tun? doch etwas ist anders heute / heute geht mir alles ungeordnet durch den Sinn / alles schreit / drängt sich vor / stülpt sich über / der Schrecken der Gleichzeitigkeit überkommt mich / die Grausamkeit des Gleichzeitigen / es gibt keine ordnende Instanz / nicht draußen / nicht in mir und dann / plötzlich ruhiger werdend / erinnere ich mich / an die Landschaft früher / die Pappelreihen / den Pappelschnee / die Weidezäune / die geköpften Weiden / an Bäche / die der Regen anschwellen lässt / bis sie über die Gräser / über die Weiden fluten an Sumpfdotterblumen / an alles / was an Bachrändern / was in Niederungen wächst und wuchert / doch schlank / ja dünn wird im Winter bei Frost / an den Flügel des Fischreihers / gefroren im Eis / an die weißgefrorenen Äcker / an deren Krumen sich die Krähe den Schnabel verpickt / an den Ekel bei der Kommunion / wenn die Hostie / 56


die geschmacklose Pappe aus Mehl am Gaumen klebt / Beißen bei Höllenfeuer verboten / denn Beißen hieße ja den Leib Jesu Christi zerstückeln doch warum gehe ich zurück in diese Landschaft / der nicht der Argwohn der Menschen / doch längst die Kühe / die Schafe / die Schweine verloren gegangen sind? / in diese pappelstarre Weidentrauer? suche ich das Dorf meiner Kindheit als Trost im mir unübersichtlichen Heute / im Schrecken des Jetzt? gehe ich zurück / weil mir die Welt zu groß geworden ist oder ich mir zu klein? wäre es nicht besser / die Welt zu bereisen / bevor sie untergeht / Island / meine Insel / zu beschreiben / das Licht / das den Himmel noch höher hebt / als er eh schon über uns steht? oder das Blatt eines Apfelbaums zu befühlen / die pelzige Schale der dicken Bohne / sie zwischen den Fingerkuppen zu reiben und sich zu fragen / ob das / was ich spüre / noch dasselbe ist wie damals im Obstgarten als Kind? ich kenne dieses frühe Aufwachen / ich kenne dieses Rumoren im Kopf / ich stehe auf und hoffe auf Linderung in einem hellen Licht des Tags ... 2022

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ensemble


tänzerinnen & tänzer

Ioanna Avraam Erste Solotänzerin

Denys Cherevychko Erster Solotänzer

Davide Dato Erster Solotänzer

Olga Esina Erste Solotänzerin

Kiyoka Hashimoto Erste Solotänzerin

Hyo-Jung Kang Erste Solotänzerin

Masayu Kimoto Erster Solotänzer

Liudmila Konovalova Erste Solotänzerin

Marcos Menha Erster Solotänzer

Ketevan Papava Erste Solotänzerin

ENSEMBLE

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Alexey Popov Erster Solotänzer

Brendan Saye Erster Solotänzer

Claudine Schoch Erste Solotänzerin

Yuko Kato Senior Artist

Elena Bottaro Solotänzerin

Francesco Costa Solotänzer

Sonia Dvořák Solotänzerin

Alice Firenze Solotänzerin

Aleksandra Liashenko Solotänzerin

Eno Peci Solotänzer

Arne Vandervelde Solotänzer

Daniel Vizcayo Solotänzer

Rashaen Arts Halbsolist

Natalya Butchko Halbsolistin

Jackson Carroll Halbsolist

Iliana Chivarova Halbsolistin

Calogero Failla Halbsolist

Lourenço Ferreira Halbsolist

Sveva Gargiulo Halbsolistin

Alexandra Inculet Halbsolistin

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ENSEMBLE


Gala Jovanovic Halbsolistin

Helen Clare Kinney Halbsolistin

François-Eloi Lavignac Halbsolist

Eszter Ledán Halbsolistin

Anita Manolova Halbsolistin

Fiona McGee Halbsolistin

Tomoaki Nakanome Halbsolist

Andrey Teterin Halbsolist

Zsolt Török Halbsolist

Géraud Wielick Halbsolist

Benjamin Alexander Corps de ballet Staatsoper

Alisha Brach Corps de ballet Staatsoper

Marie Breuilles Corps de ballet Staatsoper

Victor Cagnin Corps de ballet Staatsoper

Laura Cislaghi Corps de ballet Staatsoper

Vanessza Csonka Corps de ballet Staatsoper

Giovanni Cusin Corps de ballet Staatsoper

Giorgio Fourés* Corps de ballet Staatsoper

Gaia Fredianelli Corps de ballet Staatsoper

Marian Furnica Corps de ballet Staatsoper

ENSEMBLE

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Andrés Garcia Torres Corps de ballet Staatsoper

Javier González Cabrera Corps de ballet Staatsoper

Adi Hanan Corps de ballet Staatsoper

Trevor Hayden Corps de ballet Staatsoper

Isabella Knights Corps de ballet Staatsoper

Zsófia Laczkó Corps de ballet Staatsoper

Gaspare Li Mandri Corps de ballet Staatsoper

Sinthia Liz Corps de ballet Staatsoper

Meghan Lynch Corps de ballet Staatsoper

Tatiana Mazniak Corps de ballet Staatsoper

Godwin Merano Corps de ballet Staatsoper

Katharina Miffek Corps de ballet Staatsoper

Igor Milos Corps de ballet Staatsoper

Junnosuke Nakamura Corps de ballet Staatsoper

Laura Nistor Corps de ballet Staatsoper

Hanno Opperman Corps de ballet Staatsoper

Kristián Pokorný Corps de ballet Staatsoper

Nicola Rizzo Corps de ballet Staatsoper

Alaia Rogers-Maman Corps de ballet Staatsoper

Duccio Tariello Corps de ballet Staatsoper

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ENSEMBLE


Iulia Tcaciuc Corps de ballet Staatsoper

Helena Thordal-Christensen Corps de ballet Staatsoper

Gloria Todeschini Corps de ballet Staatsoper

Chiara Uderzo Corps de ballet Staatsoper

Céline Janou Weder Corps de ballet Staatsoper

Gabriele Aime Corps de ballet Volksoper

Dominika Ambrus Corps de ballet Volksoper

László Benedek Corps de ballet Volksoper

Sarah Branch Corps de ballet Volksoper

Barbara Brigatti* Corps de ballet Volksoper

Vivian de Britto-Schiller Corps de ballet Volksoper

Roman Chistyakov Corps de ballet Volksoper

Kristina Ermolenok Corps de ballet Volksoper

Tainá Ferreira Luiz Corps de ballet Volksoper

Ekaterina Fitzka Corps de ballet Volksoper

Riccardo Franchi Corps de ballet Volksoper

Tessa Magda Corps de ballet Volksoper

Cosmin Marinescu Corps de ballet Volksoper

Dragos Musat Corps de ballet Volksoper

Keisuke Nejime Corps de ballet Volksoper

ENSEMBLE

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Aleksandar Orlić Corps de ballet Volksoper

Olivia Poropat Corps de ballet Volksoper

Natalie Salazar Corps de ballet Volksoper

Mila Schmidt Corps de ballet Volksoper

Gleb Shilov Corps de ballet Volksoper

Felipe Vieira Corps de ballet Volksoper

Martin Winter Corps de ballet Volksoper

Una Zubović Corps de ballet Volksoper

Ohne Abbildung Kevin Hena Corps de ballet Volksoper

*Karenzvertretung

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ENSEMBLE

Marta Schiumarini Corps de ballet Volksoper



biographien


CHRISTOPH ALTSTAEDT – Musikalische Leitung Christoph Altstaedt begann sein Klavier- und Dirigierstudium als Jugendlicher an der Hochschule für Musik Detmold, erhielt Klavierunterricht bei Karl-Heinz Kämmerling und Jean-Efflam Bavouzet. 2002 setzte er sein Studium an der Berliner Hochschule »Hanns Eisler« u.a. bei Hans-Dieter Baum und Alexander Vitlin fort. Er war Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats und besuchte Kurse bei Kurt Masur, Pierre Boulez, Sebastian Weigle, Johannes Kalitzke und Jorma Panula. In Tanglewood assistierte er 2008 / 09 James Levine u.a. bei Don Giovanni. Christoph Altstaedt gründete das Junge Klangforum Mitte Europa, das u.a. mit dem Praemium Imperiale der Japan Art Association und dem Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung der ZEIT-Stiftung ausgezeichnet wurde. Der klassische Weg als Korrepetitor und Kapellmeister führte Christoph Altstaedt dann an das Staatstheater am Gärtnerplatz München und die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, wo er auch eng mit Martin Schläpfers Ballett am Rhein zusammenarbeitete. Er gastierte u.a. an der Oper Zürich, dem Theater Basel, der Komischen Oper Berlin sowie bei den Festspielen in Salzburg und Savonlinna. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit der Finnischen Nationaloper, der Opera North Leeds und dem Glyndebourne Festival. In Konzerten dirigierte er das Royal Philharmonic und Philharmonia Orchestra London, das Ulster Orchestra, Royal Scottish National Orchestra, Toronto Symphony, die Deutsche Radiophilharmonie, das hr-Sinfonieorchester Frankfurt, Konzerthausorchester Berlin, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, ensemble resonanz, Oslo Philharmonic, Indianapolis Symphony und Trondheim Symfoniorkester. Sein Engagement in der Arbeit mit dem Nachwuchs führte ihn u.a. zum Bundesjugendorchester sowie den Landesjugendorchestern Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und Saarland, zu den Hochschulorchestern in Lübeck und Graz sowie zur Jungen Deutschen Philharmonie. Zu seinen letzten Höhepunkten zählten u.a. Händels Messiah in der Royal Albert Hall, ein Beethoven-Programm mit dem Royal Philharmonic Orchestra, Konzerte mit dem Gürzenich Orchester in der Kölner Philharmonie, ein Beethoven-Projekt mit dem Bundesjugendorchester und Hörgeschädigten in der Berliner Philharmonie sowie eine Neuproduktion von Wagners Der fliegende Holländer an der Oper Köln. In der Spielzeit 2021/22 dirigierte Christoph Altstaedt an der Volksoper Wien die Premierenserie von Martin Schläpfers Ein Deutsches Requiem zu Brahms’ gleichnamiger Komposition. Mit dem Dirigat von Haydns Die Jahreszeiten gibt er im Juni 2022 sein Debüt in der Wiener Staatsoper.

BIOGRAPHIEN

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MARTIN SCHLÄPFER – Choreographie Martin Schläpfer leitet seit September 2020 als Ballettdirektor und Chefchoreograph das Wiener Staatsballett. Geboren in Altstätten (Schweiz), studierte er Ballett bei Marianne Fuchs in St. Gallen und an der Royal Ballet School in London. 1977 engagierte Heinz Spoerli ihn ins Basler Ballett, wo er schnell zu einem der charismatischsten Solisten avancierte. Ein Engagement ins Royal Winnipeg Ballet führte ihn für eine Spielzeit nach Kanada. Mit der 1990 in Basel gegründeten Ballettschule Dance Place schuf er eine erste Basis für seine tanzpädagogische Arbeit. Mit seiner Ernennung zum Leiter des Berner Balletts begann 1994 Martin Schläpfers intensive Arbeit als Choreograph und Ballettdirektor. Seine bisherigen Ensembles – das Berner Ballett (1994 bis 1999), ballettmainz (1999 bis 2009) sowie Ballett am Rhein (2009 bis 2020) – formte er zu unverwechselbaren Compagnien. Das Ballett am Rhein wurde viermal von der Zeitschrift tanz zur »Kompanie des Jahres« gewählt und begeisterte auch auf Gastspielen in Europa, Israel, Taiwan, Japan sowie im Oman. Martin Schläpfers Schaffen umfasst über 80 Werke, die für seine Ensembles, das Bayerische Staatsballett München, Het Nationale Ballet Amsterdam und Stuttgarter Ballett entstanden. Das Ballett Zürich zeigte sein Forellenquintett. 2012 kehrte er für Hans van Manens The Old Man and Me als Tänzer auf die Bühne zurück, 2014 kreierte der Niederländer für ihn als Solisten die Uraufführung Alltag. 2017 war er als Choreograph und Pädagoge an Canada’s National Ballet School in Toronto zu Gast. Nachdem er 1977 den Prix de Lausanne als »Bester Schweizer Tänzer« gewonnen hatte, folgten für den Choreographen und Direktor Schläpfer zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz (2002), der Tanzpreis der Spoerli Foundation (2003), der Prix Benois de la Danse (2006), die Gutenbergmedaille der Stadt Mainz (2009) sowie 2009 und 2012 Der Faust. 2013 erhielt Martin Schläpfer den Schweizer Tanzpreis und 2014 den Taglioni – European Ballet Award in der Kategorie »Best Director« durch die Malakhov Foundation. Sein Ballett DEEP FIELD auf eine Auftragskomposition von Adriana Hölszky war für den Prix Benois de la Danse nominiert, 2015 erhielt er den Musikpreis der Stadt Duisburg. Das Magazin tanz kürte ihn 2010 zum »Choreographen des Jahres«, 2018 und 2019 folgte dieselbe Auszeichnung durch die Zeitschrift Die Deutsche Bühne. 2022 kürte das Magazin tanz das Wiener Staatsballett zum »Glanzlicht« und nominierte Martin Schläpfer zum »Choreographen des Jahres«. Seit 2017 ist er Mitglied der NordrheinWestfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. 2018 wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, 2019 folgte die Ehrung mit dem Großen St. Galler Kulturpreis. 69

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MYLLA EK – Bühne & Kostüme Mylla Ek studierte Textildesign, Kunst und Bühnenbild an der Gerrit Rietveld Academie Amsterdam sowie in ihrer Heimatstadt Stockholm. Seit 1998 arbeitet sie eng mit dem Choreographen Johan Inger zusammen, für den sie zahlreiche Bühnen- und Kostümdesigns für das Nederlands Dans Theater und Cullberg Ballet schuf. An der Königlichen Oper Stockholm brachte sie mit ihm Le Sacre heraus. Ein weiterer wichtiger künstlerischer Partner Mylla Eks ist der Choreograph Shintaro Oue, mit dem sie seit 2000 am Korzo Theater und Cadance Festival Den Haag, Théâtre Cirque Royal Brüssel, an der Israeli Opera Tel Aviv, am SITE Stockholm, Saitama Performing Arts Center Kawaguchi sowie am New National Theatre Tokyo arbeitete. Für Mats Ek entstand 2008 die Ausstattung zu Rättika. 2010 folgten die Kostümentwürfe zu dessen Stücken Den Andre und Ickea, die mit Ana Laguna, Mikhail Baryshnikov und Niklas Ek in Stockholm zur Uraufführung kamen. Beim Ballett am Rhein arbeitete sie bei Uraufführungen mit Remus Şucheană zusammen. Darüber hinaus ist Mylla Ek als freischaffende Künstlerin tätig. Eine Ausstellung mit japanischem Textildesign (NoKiimo) war 2015 im Eastern Museum Stockholm zu sehen. Ihr Bühnen- und Kostümentwurf für die Wiener-StaatsballettProduktion Die Jahreszeiten ist ihre erste Zusammenarbeit mit Martin Schläpfer und ihr Debüt an der Wiener Staatsoper.

THOMAS DIEK – Licht Thomas Diek, in Meerbusch bei Düsseldorf geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektriker. Sein großes Interesse für das Medium Licht führte ihn 1991 an die Deutsche Oper am Rhein. 1996 legte er in München die Prüfung zum Beleuchtungsmeister ab und wurde in Düsseldorf zum kommissarischen Beleuchtungsmeister berufen. Seit 2007 unterstützt er das technische und künstlerische Team der Deutschen Oper am Rhein als Beleuchtungsinspektor und Lightdesigner. Seine Mitarbeit an Opern- und Ballettproduktionen namhafter Regisseur*innen und Choreograph*innen führte Thomas Diek auf Gastspiele nach Japan, China, Hong Kong, Spanien, Portugal, Italien, Finnland und in die Schweiz. Für Martin Schläpfer entwarf er seit 2009 zahlreiche Lightdesigns für das Ballett am Rhein sowie 2020 für das Stuttgarter Ballett. Außerdem entstand das Licht für Uraufführungen von Remus Şucheană, Brigitta Luisa Merki, Ben J. Riepe und Natalia Horecna, mit der er 2018 auch am Grand Théâtre de Genève zusammenarbeitete. Für Martin Schläpfer folgten die Lightdesigns für die Uraufführungen 4 und Dornröschen an der Wiener Staatsoper sowie für Ein Deutsches Requiem an der Volksoper Wien.

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MIRIAM KUTROWATZ – Hanne (Sopran) Die Sopranistin Miriam Kutrowatz schloss ihren Bachelor bei KS Edith Lienbacher an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ab, setzte ihr Masterstudium bei Florian Boesch fort und besuchte Meisterkurse u.a. bei Marjana Mijanovic und Malcolm Martineau. Unterricht in zeitgenössischem Tanz erhielt sie bei der österreichischen Choreographin Doris Uhlich. Miriam Kutrowatz ist mehrfache Preisträgerin beim Internationalen Cesti-Gesangswettbewerb für Barockoper 2019 der Innsbrucker Festwochen und Semifinalistin beim Glyndebourne Opera-Cup 2020. Erste professionelle Bühnenerfahrung sammelte sie von 2020 bis 2022 als Mitglied des Jungen Ensembles des Theater an der Wien, wo sie u.a. als Idaspe (Il Bajazet), Marie (Der Waffenschmied), Erste Nichte (Peter Grimes), L’Amour (Orphée et Eurydice) und Alinda (Il Giasone) zu erleben war. Im Rahmen des Young Singers Project debütierte sie 2021 in der Titelpartie von Elisabeth Naskes Kinderoper Vom Stern, der nicht leuchten konnte bei den Salzburger Festspielen. Weitere Rollen auf der Opernbühne waren Gretel (Hänsel und Gretel) im Schlosstheater Schönbrunn und Morgana (Alcina) beim Festival jOPERA. Seit 2022 ist Miriam Kutrowatz Mitglied des Opernstudios der Wiener Staatsoper. Im Haus am Ring war sie u.a. als Fortuna (Il ritorno d’Ulisse in patria), Papagena (Die Zauberflöte), Barbarina (Le nozze di Figaro), Gianetta (L’elisir d’amore), Pousette (Manon), Blumenmädchen (Parsifal) oder Vertraute (Elektra) zu erleben. Im Wiener Konzerthaus trat Miriam Kutrowatz in verschiedenen Programmen unter Philippe Jordan, Andrés Orozco Estrada oder Erwin Ortner auf. Mit Mozarts Requiem gab sie ihr Debüt im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins unter der Leitung von Martin Haselböck. Regelmäßig gastiert sie beim Styriarte Festival, zuletzt als Zerlina in Mozarts Don Giovanni unter Michael Hofstetter sowie mit Händels Dixit Dominus und Vivaldis Magnificat unter Jordi Savall. Weitere Engagements führten sie u.a. an die Philharmonie de Paris mit der Chorsymphonie von Beethoven, in den Großen Saal des Salzburger Mozarteums mit Mozarts Exultate Jubilate. Weitere wichtige Werke ihres Repertoires sind Händels Alexander’s Feast, Haydns Die Schöpfung, Mozarts Kantate Exultate Jubilate und Große Messe c-Moll, die Partie der Filia in Carissimis Oratorium Jephte oder das Sopransolo in Gustav Mahlers Symphonie Nr. 4.

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JOSH LOVELL – Lukas (Tenor) Der kanadische Tenor Josh Lovell studierte an der Universität seiner Heimatstadt Victoria, British Columbia, sowie an der University of Michigan und schloss seine Ausbildung am Ryan Opera Center der Lyric Opera of Chicago ab. Außerdem nahm er am Merola Opera Program in San Francisco, am Young Singers Project der Salzburger Festspiele und am Britten-Pears Young Artist Program in England teil. Er gewann 2021 den 1. Preis und den Medien-Preis des 39. Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerbs, 2018 den Haupt- und den Opern-Preis im Internationalen Gesangswettbewerb s’Hertogenbosch, den 2. Preis in der Dallas Opera Competition sowie den 3. Preis im Wettbewerb der Marcello Giordano Foundation. Seit 2019/20 ist Josh Lovell Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper, wo er seither ein breites Repertoire sang, darunter Partien in den Monteverdi-Produktionen L’Incororonazione di Poppea und Il Ritorno d’Ulisse in Patria, Don Ottavio und Don Basilio (Le nozze di Figaro), Arturo (Lucia di Lammermoor), Fenton (Falstaff), Edmondo (Manon Lescaut), Narraboth (Salome), Sänger (Der Rosenkavalier), Andres (Wozzeck), Lysander (A Midsummer Night’s Dream) oder Noboru (Das verratene Meer). Gastengagements führten Josh Lovell u.a. ans Bolschoi-Theater Moskau, an die Bayerische Staatsoper München, zum Aspen Music Festival in Colorado und New Generation Festival in Florenz. Neben seinen Auftritten in der Wiener Staatsoper zählen seine Debüts beim Glyndebourne Festival, an der Scala di Milano, an der Oper Leipzig, der Deutschen Oper Berlin sowie in der Berliner Philharmonie zu seinen jüngsten Highlights.

MARTIN HÄSSLER – Simon (Bass) Der Bassbariton Martin Häßler ist Absolvent der Hochschule für Musik und Theater Leipzig sowie des Opernprogramms der Guildhall School of Music and Drama, wo er u.a. bei Rudolf Piernay studierte. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, Meisterkurse – u.a. auch bei Thomas Hampson und Dietrich Fischer-Dieskau – führten ihn zur Liedakademie des Heidelberger Frühlings und zu Edith Wiens’ Internationaler Meistersinger Akademie. Engagements folgten an die Oper Leipzig, L’Opéra de Lyon, L’Opéra de Vichy, ans Théâtre des ChampsÉlysées, die Tonhalle Düsseldorf und das Barbican Center London mit einem Repertoire von Mozart über Schumann und Verdi zu Schreker, Ravel, Britten und Henze.

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Seit 2020/21 ist Martin Häßler Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper und konnte sich hier bisher u.a. als Masetto (Don Giovanni), Wagner (Faust), Dr. Falke (Die Fledermaus), Steuermann (Tristan und Isolde), Schaunard (La Bohème), Angelotti (Tosca), Erster Nazarener (Salome), Nummer Fünf (Das verratene Meer), Ned Keene (Peter Grimes), Fritz Kothner (Die Meistersinger), Donner (Das Rheingold) oder Don Fernando (Fidelio) vorstellen. An der Oper Leipzig gab er im April 2022 sein Debüt als Heerrufer (Lohengrin). Er arbeitete mit Dirigent*innen wie Simone Young, Giedre Šlekytė, Bertrand de Billy, Cornelius Meister, Marco Armiliato, Daniele Rustioni, Andrés Orozco-Estrada, Alexander Soddy, Ludwig Güttler, Christoph Gedschold, Jonathan Stockhammer, Adam Fischer oder Philipp Jordan sowie Regisseuren wie Frank Castorf, Calixto Bieito, David Bösch, James Bonas, Barry Kosky sowie Jossi Wieler & Sergio Morabito. Liederabende führten ihn mit Partnern wie Graham Johnson, Daniel Heide, Bengt Forsberg, Sholto Kynoch oder Julius Drake in große Konzertsäle wie die Londoner Wigmore Hall, Berliner Philharmonie, zum Oxford Lieder Festival, Klavierfestival Ruhr, in den Lyrischen Salon Schloss Ettersburg, zu Leeds Lieder, LSO St. Luke’s London, in den Wiener Musikverein oder zu LIFE Victoria Barcelona. Sein breitgefächertes Konzertrepertoire, darunter Bachs Passionen und Weihnachtsoratorium, Händels Jephtha, Mendelssohns Oratorien, Brahms’ Ein deutsches Requiem oder Mahlers Rückert-Lieder, führte ihn durch ganz Europa und nach Japan. An der Hochschule für Musik und Theater Leipzig gibt Martin Häßler seine Erfahrungen innerhalb des Mentoring-Programms mArts weiter.

ERWIN ORTNER – Choreinstudierung Erwin Ortner, in Wien geboren, war Mitglied der Wiener Sängerknaben unter Ferdinand Grossmann und studierte später an der Wiener Musikhochschule u.a. bei Hans Swarowsky und Hans Gillesberger. Von 1980 bis 2016 lehrte er als ordentlicher Professor für Chorleitung und chorische Stimmbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, von 1996 bis 2002 war er Rektor der Universität. Erwin Ortner ist Gründer und Leiter des Arnold Schoenberg Chors. Von 1983 bis zu seiner Auflösung 1995 war er darüber hinaus künstlerischer Leiter des ORF-Chors. Im Jahr 2010 übernahm er die künstlerische Leitung der seit dem Jahr 1498 bestehenden Wiener Hofmusikkapelle. Zahlreiche Einspielungen und Preise dokumentieren seine über vier Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus Wien, darunter 2002 der Grammy in der Kategorie »Beste Choraufführung« für Bachs Matthäus-Passion unter 73

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Harnoncourt mit dem Arnold Schoenberg Chor. Projekte mit Maurizio Pollini führten Erwin Ortner als Dirigent nach New York, Paris, Tokio, Rom und Salzburg. Regelmäßige Einladungen von Orchestern, Opernhäusern und Konzertveranstaltern – darunter das RSO-Wien, der Musikverein, das Konzerthaus und Theater an der Wien, die Camerata Salzburg, Berliner Staatsoper, Salzburger Festspiele oder Mozartwoche Salzburg – dokumentieren seine zahlreichen Engagements als Gastdirigent und seine vielseitige Konzerttätigkeit im In- und Ausland. Bei renommierten Kursen für Chor- und Orchesterleitung ist Erwin Ortner ein weltweit gefragter Dozent.

ARNOLD SCHOENBERG CHOR Der 1972 von Erwin Ortner gegründete Arnold Schoenberg Chor zählt zu den vielseitigsten Vokalensembles Österreichs und ist seit 2006 Hauschor des Theaters an der Wien. Sein Repertoire reicht von der Renaissance bis zur Gegenwart. Besonderes Interesse gilt der A-cappellaLiteratur, aber auch große Chor-Orchester-Werke stehen immer wieder auf dem Programm. Wichtige szenische Produktionen waren 1988 Schuberts Fierrabras unter Claudio Abbado in der Inszenierung von Ruth Berghaus sowie 2007 Janáčeks In einem Totenhaus unter Pierre Boulez in der Inszenierung von Patrice Chéreau bei den Wiener Festwochen, 2009 Händels Messias am Theater an der Wien unter Jean– Christophe Spinosi in der Regie von Claus Guth oder die mit dem International Opera Award 2016 ausgezeichnete Produktion von Brittens Peter Grimes unter Cornelius Meister in der Regie von Christof Loy. 2017 wurde der Arnold Schoenberg Chor bei den International Opera Awards in London als »Opernchor des Jahres« ausgezeichnet. Konzerte führten das Vokalensemble nach Asien und Amerika. In Österreich ist es regelmäßig zu Gast bei Festivals wie u.a. den Wiener Festwochen, Salzburger Festspielen, Wien Modern, dem Carinthischen Sommer oder der styriarte Graz. Die fast 40 Jahre währende Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt wurde 2002 mit einem Grammy für Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion gewürdigt. Weitere Aufnahmen mit Harnoncourt umfassen Einspielungen von Kantaten Bachs (Grammy-Nominierung 2010), Oratorien von Händel und Haydn, geistliche Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Motetten und geistliche Gesänge von Max Reger sowie Gershwins Porgy and Bess. Als letzte CD-Produktion Harnoncourts erschien 2016 mit dem Arnold Schoenberg Chor Ludwig van Beethovens Missa solemnis. Mit dem Wiener Staatsballett arbeitet der Arnold Schoenberg Chor erstmals bei der Produktion von Haydns Die Jahreszeiten zusammen.

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Die Jahreszeiten Martin Schläpfer Spielzeit 2022/23, 2. aktualisierte Auflage HERAUSGEBER Wiener Staatsoper GmbH, Opernring 2, 1010 Wien Direktor: Dr. Bogdan Roščić Kaufmännische Geschäftsführerin: Dr. Petra Bohuslav Direktor & Chefchoreograph Wiener Staatsballett: Martin Schläpfer Kaufmännische Leiterin Wiener Staatsballett: Mag. Simone Wohinz Redaktion: Mag. Anne do Paço Gestaltung & Konzept: Fons Hickmann M23, Berlin Bildkonzept Cover: Martin Conrads Layout & Satz: Mag.art. Anton Badinger, Wien Hersteller: Print Alliance HAV Produktions GmbH, Bad Vöslau AUFFÜHRUNGSRECHTE Für die Choreographie: © Martin Schläpfer Verwendetes Notenmaterial: Joseph Haydn: Die Jahreszeiten Hob. XX1:3. Bärenreiter-Verlag, Kassel, Basel, London, New York, Prag 2008 BILDNACHWEISE Alle Szenenfotos von Die Jahreszeiten von der Klavierhauptprobe am 26. April 2022 © Ashley Taylor/Wiener Staatsballett. Cover: © Sonja Braas: The Quiet of Dissolution: Tornado. 2005 / S. 7, 60 bis 65, 69: © Andreas Jakwerth / S. 15: Filippo Buonanni: Recreatio Mentis et Oculi in Observatione Animalum Testaceorum. Rom 1684 / S. 67: © Nikolaj Lund / S. 68: © Peter Gwizada / S. 71: © Stefan Diesner / S. 72 unten, 73: z.V.g. / S. 70 oben: © Peter M. Mayr / S. 70 unten: © Gert Weigelt / S. 72 oben: © Simon Pauly TEXTNACHWEISE Die Texte von Anne do Paço sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Englische Übersetzung von David Tushingham. Die Zitate von Martin Schläpfer & Mylla Ek entstanden im Kontext der Produktion. Nachdruck nur mit Genehmigung des Wiener Staatsballetts/Dramaturgie.

Umschlagklappe: Joseph Haydn: Die Jahreszeiten Hob. XXI:3. Klavierauszug. Kassel, Basel, London u.a. 2008 / S. 14: Gaston Bachelard: Poetik des Raumes. Aus dem Französischen von Kurt Leonhard. © Carl Hanser Verlag, München 1960 / S. 18: Arnold Zweig: Geleitwort zu Biographische Nachrichten von Joseph Haydn. Nach mündlichen Erzählungen desselben entworfen und herausgegeben von Albers Christoph Dies, Landschaftsmaler, Wien 1810. Mit Anmerkungen und einem Nachwort neu hrsg. von Horst Seeger. Berlin 1959 / S. 24 ff.: Rezension Die Jahreszeiten vom 2. Mai 1801 in: Allgemeine Musikalische Zeitung. Nr. 23, 20. Mai 1801 / S. 27: Thomas Mann: Geleitwort zu Heinrich Eduard Jacob: Joseph Haydn. Seine Kunst, seine Zeit, sein Ruhm. Hamburg 1952 / S. 45: Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke, Bd.2. Wiesbaden 1956 / S. 46: Christine Lavant: Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte. Hrsg. und mit einem Nachwort von Doris Moser und Fabjan Hafner. © Wallstein Verlag, Göttingen 2014 / S. 47: Antonio Machado: Campos de Castilla / Kastilische Landschaften. Gedichte. Hrsg. und ins Deutsche übertragen von Fritz Vogelsang. © Amman Verlag, Zürich 2001 / S. 48: Issa zitiert nach de.wikipedia.org/wiki/Haiku / S. 49: Eva Strittmatter: Sämtliche Gedichte. Erweiterte Neuausgabe. Aufbau Verlag, Berlin 2015 © Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin 1988/2015 / S. 50: Amal Al-Jubouri: So viel Euphrat zwischen uns. Gedichte. © Friedenauer Presse, Berlin 2003 / S. 51: Julien Offray de la Mettrie: Maschine Mensch. Französisch – Deutsch. Übersetzt und hrsg. von Claudia Becker. © Felix Meiner Verlag, Hamburg 2009 / S. 52: Kristijonas Donelaitis: Die Jahreszeiten. Aus dem Litauischen von © Gottfried Schneider. Storkow 2016 / S. 54: Louise Glück: Winterrezepte aus dem Kollektiv. Gedichte. Aus dem amerikanischen Englisch von Uta Gosmann. © Luchterhand Literaturverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München 2021 / S. 55: Heinrich Böll: Ein Jahr hat keine Zeit. Gedichte. Hrsg. v. René Böll, Jochen Schubert und Gabriele Ewenz. © Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021 / S. 56 f.: Wolfgang Schiffer: Dass die Erde einen Buckel werfe. Gedichte. © Elif Verlag, Nettetal 2022. Rechteinhaber, die nicht zu erreichen waren, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgleichung um Nachricht gebeten.


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