1918 1975
Deutsch
karl schwanzer
Fragmente
Wenn man sich entschlossen hat, Architekt zu sein, muß man den Mut aufbringen, Visionen erfüllen zu wollen. Man muß bereit sein, Intuition in sich reifen zu lassen. Wenn man Initiative hat, diese zu formulieren, und Ausdauer aufbringt, zu suchen, um zu finden, zu überzeugen, und schließlich die Kraft hat, Ungeborenes zum Leben zu bringen, dann ist man schöpferisch. Genauigkeit, Pünktlichkeit, Kontinuität und Bescheidenheit sind die besten Begleiter für dieses Unterfangen. Mit dem köstlichen Geschenk Gottes - den Augen - ausgestattet, erleben wir die Natürlichkeit unserer Mitwelt; mit denselben Augen schaffen wir die künstliche Umwelt für unsere Lebensbedürfnisse. Die Faszination, die in dem Erlebnis dieser Spannung liegt, ist die Grundlage kreativen Arbeitens. Der innere Zwang zum Lösen Von Problemen, die zur Einrichtung des Lebens erforderlich sind, verbindet mit der Notwendigkeit zu arbeiten. Schaffen, nicht, als qualvolle Fron, sondern als Bedürfnis der Freude, als Erlösung von inneren Spannungen.
Die „Arbeit“ an der Lösung eines Problems, an einem Entwurf, ist in meinen Augen keine Arbeit, sondern Beschäftigung, die Lust erzeugt. Ich bin unglücklich, wenn ich nicht genug arbeite. Arbeit ist ein Mittel, nicht depressiv zu werden. Die Konzentration auf das Werk gibt eine ungeheure Befriedigung und damit eine Lebensbereicherung. Wenn man von einer Idee erfüllt ist, ist das Mühen um deren Verwirklichung ein göttliches Geschenk. Freudvoll zu arbeiten, macht das Leben sinnvoll. Tätig sein, nur um Geld zu verdienen, ist seelenlos und unbefriedigend. Arbeiten muß aber auch mit Erfolg verbunden sein. Aber worin sieht man den Erfolg? In der Befriedigung, etwas geschaffen zu haben, das Gestalt hat, das nun existent und vorher nicht vorhanden war. Diese Freude an Entstandenem ist begleitet mit den sinnlichen Zwangen des Entwickelns. Enttäuschung, Niedergeschlagenheit, wenn man seine Vorstellungen nicht erreicht hat, gehören dazu, wie die erhabene Genugtuung, Verwirklichungen erreicht zu haben.
Das Glück, das sich mit dem Entwurfsvorgang im Inneren unseres Ichs vollzieht, ist Freudequell eines wirklich schöpferischen Aktes. Diese Begierde nach dieser Freude, nach dieser Befriedigung ist weder Leistungsdruck noch Profitgier.
Schon früh prägte ich mir ein, Qualität geht vor Verdienst. und das habe ich bis heute auch So gehalten. Das Streben nach der besten Lösung, nach Vollkommenheit. ist dem menschlichen Lebewesen inhärent, obwohl wir gleichsam als Erbsünde die Unvollkommenheit. die jedes Bemühen um Perfektion im Fehlerhaften erstickt, mit uns tragen. Aber jeder Versuch, in Unbekanntes vorzustoßen, erfordert den Mut zum Unvollkommenen, genauso wie den Willen zu Besserem. Das „Vollendete“ ist eine Arroganz, es wurde einen Abschluß bedeuten, und wo gibt es nicht noch eine Verbesserung in menschlichen Dingen? Ich möchte damit die Demut vor dem Werk betonen, die man bei seiner Entwicklung als Menschenwerk empfinden muß. Die Erfüllung, das gesteckte Ziel zu erreichen (die Ziele werden von Mal zu Mal weiter gesteckt), erfordert Kraft, die schließlich auch im physischen Opfer liegt. Realisierung muß das Ziel der Arbeit des Architekten sein. Gedachtes allein kann auf die Dauer nicht befriedigen. Zwischen Skizze und Ausführung liegt viel persönliches Engagement, soll das einmal Entworfene zum Leben erweckt werden. Planen durch anonyme Verfasser verpflichtet nicht. Die Resultate solcher Unterfangen sind zu sehen. Traurige Kompromisse von Proporzdenken oder inhaltsarmem Gewinnstreben. Als Kumulation des Wollens entsteht letztlich in einem Gehirn unter unerklärlichen Fügungen ein Werk. Hier ist der Mensch Teil des Kosmos und seiner Ordnung. Nur wenige Menschen sind zu Spitzenleistungen prädestiniert. Diese Auswahl ist die Macht des Schicksals. Vielleicht ist es ein Teil unserer Lebensbürde, daß nicht alle Menschen in Leistung und Absicht gleich sind und von Unzufriedenheit und Unruhe heimgesucht werden.
Wir alle haben Augen, die sehen und Empfindungen auslösen, die Gestalten erfassen und ihren Informationsgehalt zu begreifen versuchen. Wenn längst die ursprüngliche Nutzung eines schönen Baues untauglich geworden und sich überholt hat, steht das Gebäude noch immer da und erfreut uns.
Der Architekt versucht den Geist der Ordnung und den Sinn für Zusammenhänge in seinen Planungen zu verwirklichen. Die Durchbildung der Form ist keine Schöpfung des Geistes allein. Der Architekt muß die Fähigkeiten besitzen, elementar zu denken und zu gestalten. Alle Materialien stehen ihm zur Verfügung. Frei kann er über ihre Anwendung entscheiden. Architektur ist plastisch, sie hat Form, ist Form, mit der Form teilen wir uns mit, genauso wie durch Farbe, Düfte, Töne, Strahlungen und das rätselhafte Fühlen von Sympathie. Besonderheit ist weniger erforderlich als Universalität. Oft wurde ich gefragt: „Was ist Ihre Spezialisierung“? Meine „Spezialisierung“ ist die Mehrgleisigkeit, die ins Weite führt. Spezialisierung ist hingegen Einbahndenken und hat begrenzten Überblick. Je weitsichtiger der Architekt beobachtet, aufnimmt und reflektiert, desto mehr Kreativität wird er entwikkeln können. Architekten sind der Gesellschaft gegenüber verpflichtet, Brauchbares zu schaffen, wenn sie sich nicht außerhalb dieser stellen wollen. Die Integration des Phänomens „Leben“ mit den Aktivitäten zur Lebenserhaltung zwingt zum sinnvollen Prinzip der Lebensgestaltung. Bauprojekte ohne Bedarfsursachen werden nicht realisiert. Ihre Pläne verfallen dem geistigen Müll. Das psychomotorische Grundprinzip, die Lust oder Freude am Bauen und Wohnen, muß den Wunsch zur Realisation in sich haben. Somit muß sich der Architekt auf dem Boden der Realität bewegen, wenn er bauen will. Nur „Gebautes“ ist ein echtes, vitales Resultat der Kreation.
Fünfundzwanzig Jahre Leben mit der schönsten Arbeit, die ich mir wünschen konnte, vergingen im Fluge. Begleitet von Verständnis, aber auch Mißverständnis, erfreut durch Mitstreiter, beglückt durch Erfolge. Begeisterung, Leidenschaft, die mitunter zur Besessenheit ausartet, macht nicht immer viele Freunde. So ist man oft alleine mit einem Problem. Ich finde aber, daß Isolation innere Kraft gibt, Zeit spart und die Kristallisation von Wahrheit begünstigt. Das Hineintauchen in die eigene Tiefe, der eigenen Wahrheit auf den Grund gehen, kann man nur selbst. Die Verwirrung, die mancher Diskussion unter Architekten folgen kann, ist mitunter schädlich, wenngleich nicht bestritten werden darf, daß manche wertvolle geistige Begegnungen fruchtbare Entwicklungsweichen stellen können. Die Beschäftigung mit der Form, mit der Gestalt, erschien mir immer schon ein besonderes Anliegen. Somit war der Ausstellungsbau, wo ich mit der Gestaltung, aber auch mit der Wahrnehmung als bedeutendes visuelles Ereignis experimentieren konnte, meine erste praktische und bestimmende Schule. Diese Experimente gaben mir Erkenntnisse über das Proportionsverhalten von Körpern und Räumen und die Wirksamkeit von Details. Diese Zeit des harten Streß war der Beginn von Erfahrungen in Schöpfungsprozessen. Die Tragweite des Risikos vom Neuern lernte ich ausloten, und die Versuchung, neue Wege zu beschreiten, gab mir weiteren Impuls, Entwicklungen fortzusetzen.
Das Verständnis von Mitstreitern um Qualität, die Reflexion eigener Gedanken in den Gehirnen anderer, ist eine wichtige Arbeitsunterstützung, Kritik, Gefolgschaft und Verläßlichkeit ein großartiger Nährboden für konstruktive schöpferische Arbeit. Dankbar für alle Anregungen bin ich allen, die mir begegnet sind und mit mir gearbeitet haben. Meine Mitarbeiter haben große Geduld mit mir bewiesen, mein Temperament und meine Rastlosigkeit zu ertragen. Ohne ihren Beistand hätte ich mich nicht entwickeln können.
Karl Schwanzer Architektur aus Leidenschaft Wien 1973
Ausstellung Dienst am Volk 1952
Gewerbeausstellung 1951
Ă–sterreich-Pavillon Weltausstellung BrĂźssel 1958
Ausstellungen im Museum des 20. Jahrhunderts Kunst von 1900 bis heute Belgische Malerei seit 1900 Wilhelm Lehmbruck Rudolf Hoflehner Hans Hartung Fritz Wotruba Idole und Dämonen Roberto Sebastian Matta Französischer Film 1900 bis heute Andreas Urteil Josef Mikl Franz Kline Adolf Loos Meisterwerke der Plastik Pop usw. Wander Bertoni Herbert Boeckl Fritz Hundertwasser Victor Brauner Kunst in Freiheit Weltausstellung der Photographie Arshile Gorky Robert Müller Emil Nolde Franz Kafka Herbert Boeckl Von Rodin bis heute Wolfgang Hollegha E. W. Nay Gyula Derkovits Kinetika Frank Kupka Paul Klee Antonio Tapiès Fernand Léger Plastiken und Objekte Paris Mai ’68 Arnulf Rainer Roland Goeschl Oto Gutfreund Schönberg-Webern-Berg Charles Rennie Mackintosh Expressionisten, Sammlung Morton D. May Marks on a Canvas Neue Figuration USA Bruno Gironcoli Hausrucker & Co. osteuropäische Volkskunst Comic Strips Der Mensch im Weltraum
1962 1963
1964
1965
1966 1967
1968
1969
1970
Museum des 20. Jahrhunderts Wien 1962
Kinder malen Adolf Loos für junge Leute Anfänge des Informel Erich Brauer Van Beethoven Environment Walter Pichler Ödön von Horvath Jacques Lipchitz Rudolf Hoflehner Industrial Design aus Italien Kunst und Kind Revolutionsarchitektur Gemini Ernst Haas Neumarkt Wiener Schule des Phantastischen Realismus Rudolf Richly
1971
1972
1973
Tom Ungerer Ad Reinhardt Missing Link Die Straße Knoll International Kurt Switters Heiligenbrunn Kunst um 1960 Emil Mayer Cornelius Kolig Manossier Shaker Franz Ringel Beispiel Eisenstadt Richard Lindner Richard Hamilton Kreative Photographie Albert Paris Gütersloh
1974
1975
Böse schöne Welt Gerhard Moswitzer Alternativen im sozialen Wohnbau Saul Steinberg László Moholy-Nagy Rainer Wittenborn 3. Weltausstellung der Photographie Levi´s Pop Jeans Galerie Kunst aus Sprache 1976 Walker Evans Claes Oldenburg Francesco Somaini George Grosz Christo Wuppertaler Künstler Eduard Angeli Hans Wewerka Andy Warhol 1977 Henri Michaux Elfriede Mejchar Martha Jungwirth Junggesellenmaschinen Robert Motherwell Eduard Sauerzopf Max Meinecke Neue Sachlichkeit und Realismus Max Beckmann Donald Judd Peter Skubic Bruno Gironcoli Retrospektive Neumarkt Adolf Wölfli Zbynek Sekal 1978 Amerikanische Photographie Kurt Talos Surrealismus, Museum of Modern Art
1962 – 1978 105 Ausstellungen 1 130 035 Besucher 61 Theater und Konzertreihen 53 Filmzyklen 48 Vorträge und Diskussionen 30 Veranstaltungen allgemeiner Art
Europarat-Pavillon Weltausstellung BrĂźssel 1958
Ă–sterreich-Pavillon Weltausstellung Montreal 1967
Raumtheater Austrovision
Ladenbauten
Wirtschaftsfรถrderungsinstitut Wien 1963
Philips Verwaltungsgebäude Wien 1966
BMW Verwaltungsgebäude München 1973
Herstellung des Gebäudeschafts in Gleitschalung. Der Hochhausschaft wurde mit einer Geschwindigkeit von 3 m pro Tag auf 100 m hochgezogen
BMW Museum München 1973
Bauzeit 6/1971 bis 9/1972 Leichtbetonschale aus Spannbeton, Plattformen und Rampen in Stahlbeton. Durch eine markante Form soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit primär auf das Bauwerk gelenkt werden und zu einem Besuch des Museums einladen. Die verschlossene Form der Schale steigert sekundär das Interesse nach seinem Inhalt. Die Ausstellungsgestaltung kann jeweils im Rahmen des Nutzungskonzeptes der Grundidee von verschiedenen Künstlern durchgeführt werden.
Wirtschaftsfรถrderungsinstitut St. Pรถlten 1972
Perlmooser Zementwerke AG Werk Mannersdorf 1970
Die Werksanlage Mannersdorf umfaßt außer dem langen Drehrohrofen mit dem 82m hohen Wärmetauscherturm eine Rohstofflagerhalle mit einem Fassungsvermögen von 40 000 t, die Rohmaterialtrocknungsanlage, Silos für getrocknetes Rohmaterial, die Materialtrocknungsanlage, in welcher das Rohmaterial zu Rohmehl vermahlen wird; gleichzeitig wird die Restfeuchtigkeit ausgetrieben. Homogenisier- und Vorratssilos für das gemahlene Rohmehl mit einem Fassungsvermögen für etwa 15 000 t. Bauzeit: 1968 bis 1970.
BMW Parkhaus 1971
Parkgarage für 1600 PKW nach dem d´Humy-System. Planung und Errichtung nahmen zusammen 19 Monate in Anspruch Anzahl der Einstellplätze 1586 PKWs Gesamtzahl der Fertigteile 1852 Stück Umbauter Raum 101 557 m³ Bebaute Fläche 6387 m²
University of Riyad Saudi Arabien Masterplan 1974 A. D.
Projektspezifikationen Neuer Universitäts-Campus 9 (16) km2 nicht aufgeschlossen bzw. hügelige Sandund Steinwüste etwa 15 km vom Zentrum Riyad´s entfernt Studenten 15.000-20.000 Undergraduates Reserven für 3500-4700 Postgraduates Personal ca. 1500-2000 akademisches Personal ca. 1800-2400 nicht akademisches Personal Wohnbevölkerung 50 bis 100 Prozent der Studenten und des Personals samt deren Angehörigen sowie Mantelbevölkerung ca. 20.000-40.000 Bewohner Gesamt-Universität 9 Fakultäten (Pharmacy, Science, Arts, Education, Commerce, Law, Engineering, Agriculture, Medicine and Hospital [500-700]) weitere Fakultäten (Veterinary, Medicine, Fine Arts) in Entwicklung Zentrale Einrichtungen, Sport, Reserven für Forschung und Industrie Bruttogeschoßflächen ca. 540.000 m2 Fakultäten ca. 95.000 m2 Zentrale Einrichtungen ca. 20.000 m2 Sportgebäude ca. 650.000 m2 Wohnbevölkerung (50 Prozent) Vorgesehene Fertigstellung ab Masterplan 7 Jahre
Planungsspezifikationen
Rückblick auf die Projektsentwicklung
Beginn der Konsultation 1968 Planungsphasen Grundlagenforschung akademisches Programm Vorprojekte (Probelösungen) Masterplan Dauer der Masterplanausarbeitung 8 Monate endgültige Annahme: 1975 Inhalt des Masterplanes Programm Grunddaten Raumbedarf Funktionsprogramm Physischer Plan Regionale Entwicklung Flächenwidmung Bebauungsplan Wohngebiete Typische Sektoren Infrastruktur, technische Anlagen Entwurfsstandards Durchführungsstudie Durchführungskonzept Finanzierungsplan Entwicklungsrichtlinien Umfang des Masterplanes Abschlußbericht: ca. 250 A-3-Seiten 12 Zwischenberichte: ca. 600 Seiten 180 Dokumente: ca. 4500 Seiten Computer-Ausdrucke: ca. 5000 Seiten Dias, Film, Modelle etc.
Saudi Arabien, ein Land mit einer langen kulturellen Tradition, hat in den letzten 50 Jahren eine faszinierende Entwicklung begonnen. Besonderes Augenmerk wurde im Rahmen der Errichtung eines modernen hochzivilisierten Staates dem Unterrichtssektor gewidmet. Im Jahre 1957 wurde das Elementar- und Sekundärschulsystem durch die erste Fakultät der Universität Riyad ergänzt. Dies war die Faculty of Arts, der bald andere Fakultäten folgten, wie zum Beispiel das College of Engineering, das unter Mitwirkung der UNESCO errichtet wurde. In dieser Anfangsphase hatten die Fakultäten Schulcharakter und ihre Entwicklung verliefen verhältnismäßig unabhängig voneinander; die Fakultäten waren teilweise in schon bestehenden und adaptierten Gebäuden untergebracht. Diese Tatsache kann heute noch an der weitverstreuten Lage der gegenwärtigen Universitätseinrichtungen abgelesen werden. Zugleich mit der Gründung der einzelnen Fakultäten erhob sich die Frage nach Langzeitzielen und Entwicklungskonzepten. Die Universitätscharta definierte die Universität als eine Einheit, in der akademische Einrichtungen nicht dupliziert werden sollen. Daraus folgt der Wunsch, dieses Konzept auch räumlich auszudrükken: durch einen integrierten Universitätscampus.
Dies führte zu der Entscheidung, die Universität auf einem weitläufigen, unbeschränkten Campusgelände außerhalb von Riyad in der Nähe der alten Königsstadt der Sauds, Dariayah, neu zu situieren. Über rein ökonomische und stadtplanerische Überlegungen hinaus war der Wunsch, dem akademischen Konzept eine reine und unabhängige Form zu geben, die treibende Kraft hinter dieser Entscheidung. Aus dieser Periode rühren die ersten Kontakte zwischen den Universitätsbehörden und Professor Schwanzer her, aus denen sich eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Nach anfänglichen Einzelkonsultationen wurde Professor Schwanzer als Planungskonsulent im Jahre 1972 mit der Erstellung des Grundkonzeptes beauftragt, welches die Grundlagenforschung, die Erstellung des akademischen Planes und die Ausarbeitung von Probelösungen zum Inhalt hatte. Die Aufgabenstellung betraf einerseits die Erfassung und Definition der akademischen Struktur und das daraus zu entwickelnde Flächen- und Funktionsprogramm, anderseits die Begutachtung des gegebenen Geländes hinsichtlich Topographie, Geologie, klimatische Bedingungen etc. samt der sich daraus ergebenden Ausnützbarkeit des Grundstückes, sowie die Erhebung der in dieser Situation besonders wichtigen infrastrukturellen Erfordernisse und Versorgungsmöglichkeiten. Diese Zielsetzung wurde im Jahre 1973 mit der Weiterbeauftragung zur Erstellung eines Masterplanes ergänzt. Die Aufgabenstellung des Masterplanes war nicht auf die Präsentation fertiger baulicher Lösungen gerichtet, sondern auf die Entwicklung eines alle Fragen und Probleme der Projektsplanung und –durchführung umfassenden Entscheidungsinstrumentes. Folgerichtig umfaßte der Masterplan die drei Hauptabschnitte: Programm, Physischer Plan, Durchführungsstudie. Multidisziplinäre Ingenieurbüros, internationale Planungs- und Bauspezialisten sowie Unterrichtsexperten wirkten an der Erarbeitung des Masterplanes mit. Zu allererst ist jedoch die Realisierung des Masterplanes ein Produkt der exemplarischen Zusammenarbeit zwischen den kompetenten Universitätsbehörden und dem Planungskonsulenten.
Der Masterplan wurde im Frühjahr 1975 von der Universität als offizielle Grundlage für alle weiteren Planungsmaßnahmen anerkannt. Die weitere Beteiligung von Professor Schwanzer als Planungskonsulent für die Durchführung des Projektes war seitens der Universität vorgesehen. Mit der Ausführung der Architektur- und Ingenieurplanung wurde ein angloamerikanisches Firmenkonsortium betraut, das im wesentlichen den Masterplan-Richtlinien folgte. Im März 1976 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung durch den Saudi Arabischen König H. R. M. Khaleb Ibn Abdul Aziz. Zehn grundlegende Planungskonzepte 1. Das arabische Konzept, das Bestreben, dem Wesen der arabischen Tradition in der Formensprache unseres Zeitalters gerecht zu werden. 2. Das internationale Konzept, die Anwendung moderner Planungsmethoden, Technologien und Standards. 3. Das urbane Konzept, die Integration der Universität in die Stadt bzw. die Ausgewogenheit akademischer und nichtakademischer Funktionen auf dem Campus. 4. Das funktionelle Konzept, die qualitativ und quantitativ abgestimmte Komposition funktioneller Einheiten. 5. Das environmentale Konzept, die Assimilation lokaler Umweltbedingungen, wie Klima, Boden und Topographie. 6. Das Identifikationskonzept, die Kreation einer expressiven und symbolischen Lösung, die den Geist der Universität repräsentiert. 7. Das Ganzheitskonzept, Homogenität der Struktur mit Diversifikation im Detail. 8. Das Wachstumskonzept, Erweiterbarkeit bei gleichzeitiger Ganzheit in jeder Entwicklungsstufe. 9. Das ökonomische Konzept, nicht notwendigerweise die billigste Lösung, aber maximaler Nutzen aus minimalen Kosten. 10. Das kreative Konzept, Kreativität als entscheidender Katalysator rationaler Prozesse. Das Raum- und Funktionsprogramm Zwei Dimensionen werden unterschieden: die Planung der Ziele und die Planung der Mittel (um diese Ziele zu erreichen). Zu den ersten Schritten der Universitätsplanung
zählt die Formulierung des Programmes. Daher schien es wünschenswert, zunächst die akademische Struktur (Studiengänge und wissenschaftliche Disziplinen) als Ausgangsbasis klar zu definieren, und anderseits die Planungsinstrumente zu entwickeln, durch welche die Auswirkungen dieser oder einer anderen Struktur auf die physische Realisierung rasch erkannt werden können. Daher wurde der akademische Plan auf der Grundlage eines computerisierten Modells entwikkelt. Ziel des Modells ist die Übersetzung wissenschaftlicher und pädagogischer Ziele in physische Planungskategorien. Das Computermodell Gesucht war ein Modell, das es erlaubte, internationale Flächenstandards auf die lokale akademische Struktur anzuwenden. Das hiefür vom Planungskonsulenten entwickelte EDV-Programmpaket macht es möglich, den Raumbedarf eines Studenten eines speziellen Studiengangs an der Universität festzustellen und – das ist von besonderer Bedeutung! – wo (an welchem Department) und in welcher Qualität dieser Raum erforderlich wird. Die akademischen Eingabedaten sind: a) Die Lehrveranstaltungen in den jeweiligen Studiengängen mit ihrer klaren Zuordnung zu den Organisationseinheiten, den wissenschaftlichen Departments (qualitative akademische Struktur). b) Die Zahl der Studenten pro Curriculum (quantitative akademische Struktur). c) Internationale Flächenstandards für individuelle Arbeitsplätze. Der Flächenbedarf der Organisationseinheiten wird teilweise direkt über die Studentenzahl bestimmt, teils indirekt über das erforderliche Lehrpersonal oder als Prozentsatz bereits ermittelter Flächen (z. B. Nebenräume von Laboratorien). Die Ergebnisse des Verfahrens können in verschiedenen für die Planung zweckmäßigen Prägungen direkt dargestellt werden, wie zum Beispiel: 1 Flächenbedarf nach Organisationseinheiten (Fakultäten, Departments, Subdepartments). Der Flächenbedarf wird nach Kategorien der Nutzung wie auch nach Kategorien der Baukonstruktion unterteilt ausgedruckt. Durch Einschaltung von Umrechnungsfaktoren
werden die Flächen in Nettonutzflächen, Bruttogeschoßflächen und Baulandflächen angegeben. 2 Flächen pro Student pro Curriculum. Dargestellt wird, welcher Flächenbedarf ein Student eines bestimmten Curriculums in den verschiedenen Organisationseinheiten (Subdepartements) hervorruft. Diese Werte sind vor allem für das Feed-back in die akademische Organisationsplanung von Bedeutung. 3 Studentenwege. Angegeben werden die Summen der wöchentlichen Wegemengen der Studenten zwischen allen Organisationseinheiten in verschiedenen Detaillierungsgraden. Diese Angaben sind vor allem für die Zuordnung der Organisationseinheiten von Bedeutung. 4 Hörsaalbedarf. Spezialausdruck für die Planung der Hörsaalgrößen bzw. später für die Planung des Hörsaalstundenplanes (Hörsaalbelegungskurven). 5 Variabilitätsstudie. Untersucht wurden die Auswirkungen möglicher oder zu erwartender Veränderungen der qualitativen oder quantitativen akademischen Struktur auf den individuellen und den gesamten Flächenbedarf. Diese Untersuchung hat eminente Bedeutung für die Festlegung des erforderlichen und wirtschaftlichen Grades an Adaptibilität und Variabilität der Nutzfläche (z. B. Flächenreserven) und im weiteren Sinne auch der Gebäude, des Bausystems. 6 Übersiedlungsprogramm Mit Hilfe des Computermodells wurde auch die Übersiedlungspolitik aus den bestehenden Gebäuden in den neuen Campus im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen auf die akademische Organisation untersucht. Empfohlen wurde das permanente Up-dating des akademischen Planes mit Hilfe des Computermodells, um einerseits unterschiedliche akademische Ziele zu testen, andererseits die Auswirkung auf die physische Planung sofort festzustellen. Somit wurde ein Simulationsmodell für permanentes Up-dating und Feedback geschaffen, das bis zur Inbetriebnahme bzw. während des Betriebes der Universität Verwendung finden kann.
Ă–sterreichische Botschaft Brasilia 1974
Kindergarten der Stadt Wien Montreal 1967
Kindertagesheim in Wien 1973
Pensionistenheim Augarten 1975
195 Einbettwohneinheiten 39 Zweibettwohneinheiten Pflegestation und 11 Pflegezimmer, Speise- oder Mehrzweckraum für 300 Personen Fernsehraum Kleiner Saal, Spielzimmer, Friseur, Bibliothek, Postraum, Möbeldepoträume, Werkstätten, Naßgruppen Räume für Ver- und Entsorgung, Verwaltung, Sekretariat, Arzt- und Schwesternräume Küche, Wirtschaftsräume, Räume für Haustechnik, Personalräume
Pfarrkirche Leopoldau 1972
Evangelisches Gemeindezentrum Per-Albin-Hansson-Siedlung Wien Fertigstellung 1977
Pfarrkirche Pรถtzleinsdorf 1964
Kapuzinergruft Wien 1960
Formgebung der Beschläge und Möbel Läden, Brüssel, Wifi, Philips, BMW
Wohnhaus Wien 1962
Projekt Zwiebelhaus MĂźnchen 1970
Projekt Deutscher Pavillon fĂźr die Weltausstellung Osaka 1967
Projekt Ausstellung Vindobona 2000 1976
Projekt City Center Wien 1968
Projekt fĂźr eine Galerie des 20. Jahrhunderts 1972
Projekt Albertinaplatz 1973
Projekt IBM Verwaltungsgebäude Wien Künstlerhaus 1966
Karl Schwanzer 21.5. 1918-20.8. 1975 Studium an der Technischen Hochschule Wien 1940 Diplom 1941 Dr. techn.
seit 1947 freischaffender Architekt in Wien 1947 – 1951 Assistent an der Akademie für angewandte Kunst Wien 1954 Josef-Hoffman-Ehrung der Wiener Secession 1958 Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich Grand Prix für Architektur auf der Weltausstellung Brüssel Chevalier de l’Ordre de Léopold, Belgien 1959 Preis der Stadt Wien für Architektur Berufung als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Wien, Vorstand des Institutes für Gebäudelehre und Entwerfen 5 1963 Honorary Corresponding Member of the RIBA (Royal Institute of British Architects) 1964-1965 Gastprofessor an der Technischen Hochschule Darmstadt 1965 Officier du Mérite Touristique, Frankreich 1965-1966 Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur an der Technischen Hochschule Wien 1967 Gastprofessor an der Technischen Hochschule Budapest Gründung eines Ateliers in München Honorary Fellow of the AIA (American Institute of Architects) 1969 Korrespondierendes Ehrenmitglied des BDA (Bund Deutscher Architekten) Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1972 Gastvorlesungen Universität Riyad, Saudiarabien 1973 Gastvorlesungen an den Hochschulen in Darmstadt und Budapest BDA-Preis Bayern 1975 Architekturpreis Beton des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie 20. August gestorben in Wien Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst posthum verliehen
Werkverzeichnis
Ausgeführte Bauten 1947 – 1950 Ausstellungsbauten in Wien, Brüssel, Chicago Geschäftslokale Möbelentwürfe Kinoeinrichtungen Werkstättenbauten 1951 – 1955 Wohnhäuser der Stadt Wien Ausstellungsbauten in Paris, Stockholm, Chicago, Toronto, Wien Gewerbeausstellung Wien Kinobauten Geschäftslokale Werkstättenbauten Ausstellung “Dienst am Volk” Wiener Kaffeehaus Hotel Chicago Wanderausstellung Westafrika Roto Show USCOA Einfamilienhäuser Energieausstellung Linz Messepavillons Energieausstellung Wien US-Pavillon Messe Wien 1956 – 1960 Wohnhäuser Kinobauten Ladenbauten Tankstellen Autosalons Ausstellung in Mailand US-Pavillon Wiener Messe Österreich-Pavillon Weltausstellung Brüssel Europarat – OECE-Pavillon Weltausstellung Brüssel Einfamilienhäuser Industriebauten
Autolift Neuer Markt Erweiterung der Kapuzinergruft Wien 1960 – 1965 Grillrestaurant Auersperg Wirtschaftsförderungsinstitut Wien Industriebauten Zubau der Akademie für angewandte Kunst Museum des 20. Jahrhunderts Wien Kirche Pötzleinsdorf Technisches Zentrum und Verwaltungsgebäude des ÖAMTC Ausstellungsgestaltungen Wohnbauten der Stadt Wien Internatsgebäude des Wirtschaftsförderungsinstitutes Wien Laborgebäude Peter Stoll Ladenbauten Philips Verwaltungsgebäude Wien Bürogebäude GIG Industriebauten Isovolta und Stolllack 1966 –1970 Wohnhausanlagen Ladenbauten Altersheim der Wiener Kaufmannschaft Österreich-Pavillon Weltausstellung Montreal Kindergarten der Stadt Wien, Weltausstellung Montreal Industriebau GIG Ausstellungsbauten Montreal, Toronto, Vancouver Versandgebäude Perlmooser Zementwerke AG Perlmooser Zementwerke Industrieanlagen Mannersdorf BMW Parkhaus München Servicestation Philips Wien 1971 – 1974 Wirtschaftsförderungsinstitut St. Pölten Internatsgebäude für das Wirtschaftsförderungsinstitut St. Pölten Industriebauten Stolllack, Eybl, Isovolta Lagerhallen Brauerei Schwechat Kindertagesheim der Gemeinde Wien Ausstellungsbauten Vancouver, Toronto BMW Verwaltungsgebäude München BMW Museum München Österreichische Botschaft in Brasilia Industrieanlagen Gebrüder Teich AG Universitätsplanung Riyad Pfarrkirche Leopoldau
Ausstellungsbauten 1975 Technisches Zentrum der Creditanstalt Bankverein Zoologisches Institut der Universität Wien Pfarrzentrum Per Albin Hansson-Siedlung Pensionistenheim Dornbach Wohnhausanlagen Ausstellungsbauten Industriebauten Pensionistenheim Augarten Unfallkrankenhaus Graz Schwesternhäuser und Verwaltungsgebäude der Unfallversicherungsanstalt Graz Servicestation Denzel AG Graz Wohnhausanlage München Projekte und Wettbewerbe Freizeitzentrum Ostende Freie Universität Berlin Oper Madrid Elektrotechnisches Institut der Technischen Hochschule Wien Bank für Arbeit und Wirtschaft Sporthalle Bottrop Lorenz Böhler-Krankenhaus Wien IBM Verwaltungsgebäude Wien Sportstätten für die Universität Innsbruck Jubiläumsausstellung Vindobona 2000 City Center Wien Atmospherium – Deutscher Pavillon für die Weltausstellung Osaka Hotelkette im Harz Universität Bielefeld Verwaltungsgebäude Mobil Oil Hamburg Hauptversorgungskrankenhaus Ingolstadt Verwaltungsgebäude IVG München Zwiebelhaus München Rechnungshof Wien Bebauung Freihausgründe Technische Hochschule Wien Cover – Bayerische Gemeindebank Sprengel-Museum Hannover Diagnosestraße Universitätsplanung Wien Bürogebäude Zedlitzhalle Garagenbauten BASF Werksanlage Museum Düsseldorf Deutscher Ring Hamburg Europaschule München Pensionsversicherungsanstalt für Angestellte
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