Journal Heimische Foerderung Ausgabe 2/2014

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Erdöl und Erdgas in Deutschland. Neues von Wintershall. Ausgabe Nr. 2 / April 2014

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Nachbarn! Sie halten die zweite Ausgabe unseres Wintershall-Journals „Heimische Förderung“ in den Händen. Über die vielen positiven Reaktionen auf unsere Premiere haben wir uns sehr gefreut. Seit 60 Jahren fördern wir in der Region Barnstorf Erdöl und Erdgas. Und es gibt immer noch Potenziale. Zu Jahresbeginn sind unsere Ingenieure bei einer Bohrung in Bockstedt auf eine neue Ölquelle gestoßen. Das Erdöl hat eine sehr hohe Qualität. Einen solchen Fund hätten wir vor einigen Jahren noch nicht für möglich gehalten. Ich bin sicher: Das Ölfeld Bockstedt, eines der ältesten der Region, bietet noch Überraschungen. Damit sich unsere Geologen ein genaues Bild davon machen können, planen wir seismische Messungen im Herbst. Finden wir weiteres Öl, kann dies den Standort Barn­s­torf für mehrere Jahrzehnte sichern. Ein richtiger Heimvorteil. Die Erdgasförderung in Deutschland ist 2013 erneut deutlich gesunken. Aber unser Tight-Gas-Projekt Düste Z10 liegt immer noch auf Eis. Um die heimische Erdgasförderung zu stabilisieren, muss der Genehmigungsstau aufgelöst werden. Die Politik ist am Zug, einen verlässlichen Rechtsrahmen zu schaffen. Denn Deutschland braucht heimische Energierohstoffe. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre unseres zweiten Journals. Ihr Joachim Pünnel, Leiter Wintershall Deutschland

„ Die Region Barnstorf ist immer wieder für eine Überraschung gut: Erst jüngst sind wir auf eine neue Ölquelle gestoßen.“ Joachim Pünnel

Faszinierender Blick unter die Erde Seismische Messungen im Ölfeld Bockstedt Wo schlummert unter der Erde noch Erdöl? Und wo lohnt sich eine Förderung? In einem der ältesten Ölfelder der Region Barnstorf gibt es noch unentdeckte Schätze. Experten von Wintershall wollen mithilfe von seismischen Messungen den Untergrund von Bockstedt erforschen – und ein faszinierter Erdölsucher berichtet. Seiten 2 bis 4

Heimische Gasförderung in der Warteschleife Eigene Ressourcen besser nutzen Kein Bundesland profitiert so sehr von der heimischen Erdgasförderung wie Niedersachsen. Wirtschaftlich und finanziell. Dennoch ist die Produktion auch 2013 deutlich gesunken. Innovative Tight-GasProjekte wie Düste Z10 bei Barnstorf können helfen, die Förderung zu stabilisieren. Seiten 4 bis 5

Hätten Sie es gewusst?

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mal so viel Energie wie die Stromerzeugung aus Solarzellen liefert heimisches Erdgas. Und im Vergleich zur Stromerzeugung aus Windrädern liefert Erdgas aus deutschen Quellen doppelt so viel Energie.

von der Nordsee bis zu den Alpen: Wo wir in Deutschland tätig sind. Karte auf Seite 6


Wintershall Deutschland

Auf der Suche nach unentdeckten Ölschätzen unter der Erde Auch in alten Ölfeldern gibt es noch Überraschungen, etwa in Bockstedt unweit von Barnstorf. Hier fördert Wintershall bereits seit 60 Jahren Erdöl. Wintershall plant, den Untergrund zu erforschen. Eine eigene Welt mehrere Tausend Meter unter der Erde. Genau wie Ärzte mit Ultraschall den menschlichen Körper untersuchen, können Geophysiker und Geologen mithilfe von seismischen Messungen in den Untergrund blicken. „Das ist schon faszinierend“, sagt Helmut Pinnekamp. „Man sieht hier Dinge, die noch nie jemand gesehen hat. Strukturen, die sich vor Millionen von Jahren unter der Erde gebildet haben.“ Pinnekamp arbeitet mehr als 20 Jahre als Geophysiker. Und wenn der 55-Jährige über seinen Beruf spricht, dann spüren seine Gesprächspartner die Begeisterung. Denn so wie jede Landschaft ihre ganz eigene Charakteristik hat, so viele Unterschiede gibt es auch unter der Erde. Wie es da aussieht, zeigt ein dreidimensionaler Datenwürfel – das Ergebnis einer seismischen Messung. Bei einer seismischen Messung erzeugen zum Beispiel Fahrzeuge an der Erdoberfläche künstliche Schallwellen, indem sie mit einer abgesenkten Bodenplatte Vibrationen auslösen. Das Echo der Schallwellen dringt in die Erde ein, wird von den verschiedenen Gesteins-

Messinstrumente Die hochempfindlichen Geophone sind durch Kabel miteinander verbunden und liegen in Linien von etwa drei Kilometer Länge aus. Die einzelnen Linien sind rund 200 Meter voneinander entfernt.

Die Vibro-Trucks senken ihre Bodenplatte auf den Untergrund ab und vibrieren einige Sekunden lang. So erzeugen sie Schallwellen im Untergrund.

Die nicht hörbaren Schallwellen haben Frequenzen zwischen circa 10 und 100 Hertz und werden „seismische Wellen“ genannt.

schichten des Untergrundes in unterschiedlicher Weise reflektiert und an der Erdoberfläche von Geophonen aufgenommen. Diese wandeln die Schallwellen in elektrische Impulse um, die wiederum von Computern aufgezeichnet werden. Haben Hochleistungscomputer nach mehreren Monaten die vielen Daten einer seismischen Messung umgerechnet, so erscheint auf dem Bildschirm des Auswerters ein Abbild der geologischen Formationen: Schichten aus Ton, Stein oder Salz schlängeln sich durch den Untergrund. Manche Linien sehen aus wie kleine Hügel. Und irgendwo sind auch Kohlenwasserstoffe versteckt. Die zu finden, ist Aufgabe von Geophysikern wie Pinnekamp, und zwar genau jetzt. Wintershall Deutschland plant in Bockstedt unweit von Barnstorf seismische Messungen, die im Herbst starten sollen. Die letzte 3DSeismik ist fast 30 Jahre alt. „Mittlerweile hat sich die Seismik weiterentwickelt, wir bekommen heute noch besseres Datenmaterial“, sagt Pinnekamp. „Da lohnt sich eine neue Untersuchung auf jeden Fall.“ So kann noch gezielter nach Öl gesucht und gebohrt werden.

Die seismischen Wellen treffen jede Gesteinsschicht einzeln.

Fahrzeuge Maximal drei Vibro-Trucks werden ab Herbst parallel in Bockstedt im Einsatz sein.

2 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERdöl und Erdgas in deutschland. NEUES VON Wintershall. 02 / 2014

Jede Gesteinsschicht reflektiert die Wellen, erzeugt also ein eigenes Echo, das je nach Dichte und Beschaffenheit des Gesteins unterschiedlich ausfällt.


diE 3d-sEisMiK

Wintershall fördert in Bockstedt bereits seit 60 Jahren Erdöl. Und es gibt weiteres Potenzial für die Erdölförderung. Das haben erfolgreiche Neubohrungen Anfang des Jahres gezeigt. „Das Erdölfeld Bockstedt bietet noch Überraschungen“, sagt Pinnekamp. Hebt Wintershall diese Schätze, könnte die Erdölförderung an diesem Standort für mehrere Jahrzehnte gesichert werden. Erfinder der Seismik ist der deutsche Geophysiker Ludger Mintrop. Er meldete 1916 ein Patent auf seismische Verfahren zur Exploration von Kohlenwasserstoffen und Mineralien an. Seitdem haben sich die Verfahren ständig weiterentwickelt. Große Sprünge gab es bei der Umstellung von zweidimensionaler auf dreidimensionale Seismik in den 1970er-Jahren. „Mit der 3D-Seismik können wir noch besser Öl- und Gaslagerstätten erkennen, weil das Bild der geologischen Schichten des Untergrunds genauer ist“, erklärt Pinnekamp. Auch die Mehrfachüberdeckung bei seismischen Messungen habe große Fortschritte gebracht. Die seismischen Messungen im Umfeld der Konzession Bockstedt auf einer Fläche von 59 Quadratkilometern sollen in diesem Herbst beginnen und etwa viereinhalb Monate dauern. Die Verarbeitung und Auswertung der Daten wird etwa zwölf Monate dauern. Neue Ölbohrungen sind frühestens 2016 zu erwarten.

3 Weitere informationen zu den seismischen Messungen: www.heimische-foerderung.de/bockstedt

Die Geophone werden von Hand in die Erde gesteckt.

Messwagen Die elektrischen Impulse der Geophone werden über Kabel zum Messwagen gesendet und dort für die spätere Auswertung aufgezeichnet. Datenmengen Die riesigen Datenmengen werden von Hochleistungsrechnern verarbeitet. Sie errechnen daraus ein dreidimensionales Modell des Untergrunds und liefern damit die Basis für die weitere Arbeit der Geologen.

Messung Bei der 3D-Seismik werden mehrere Linien von Schallquellen und -empfängern netzförmig angeordnet. Vibro-Fahrzeuge senden die Schallwellen aus, Geophone nehmen sie auf.

simulation Die gewonnenen Daten ermöglichen ein dreidimensionales Schnittbild der Gesteinsschichten unterhalb der vermessenen Fläche.

das ölFEld BocKstEdt twistringen Geophone registrieren die Laufzeiten und Schwingungsstärken der Echos und wandeln sie in elektrische Impulse um.

natenstedt 51

Bockstedt heiligenloh

Potenziale aufspüren Aus dem seismischen Bild vom Untergrund können Geologen die Strukturen ermitteln, unter denen sich Öl und Gas befinden könnten, und so geeignete Stellen für Bohrungen festlegen.

Bewilligungsfeld Bockstedt

drentwede

aldorf Barnstorf

Exploration Kohlenwasserstoffe wie Erdöl und Erdgas sammeln sich in porösem Gestein, vorzugsweise unter emporgewölbten Schichten.

Die 3D-Seismik ist im Umfeld des Ölfelds Bockstedt (Bewilligungsfeld) geplant. Sie umfasst eine Fläche von 59 Quadratkilometern. Aktiv gemessen wird stets nur in kleineren Teilabschnitten.

produktion Wintershall fördert im Ölfeld Bockstedt bereits seit 60 Jahren Erdöl – bis heute 3,6 Millionen Tonnen. Mit der Seismik kann die Lebensdauer des Ölfelds verlängert werden.

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WintErshall dEutschland

im dialog mit den nachbarn Wintershall hat die Anwohner in Bockstedt bereits über die Pläne informiert, mit seismischen Messungen weitere Ölvorkommen zu erkunden. Rund 90 Bürger nutzten die Gelegenheit, mit den Wintershall-Experten ins Gespräch zu kommen. „Das war für mich sehr interessant und informativ“, sagte Horst Niemann aus Drentwede. Er könne sich noch gut an die letzte seismische Messung in Bockstedt im Jahre 1985 erinnern. „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier möglicherweise noch weitere Ölvorkommen gibt“, so Niemann. MariaTheresia Böckermann aus Drentwede ergänzt: „Ich finde gut, dass Wintershall hier neue Möglichkeiten für die Erdölförderung untersucht. Das sichert den Standort und die Arbeitsplätze hier in der Region.“ Wintershall wird die Anwohner in Bockstedt auch über die nächsten Schritte in Bockstedt zeitnah und umfassend informieren.

Pressesprecher Mark Krümpel (Mitte) erläutert interessierten Anwohnern in Bockstedt, wie Wintershall neue Ölvorkommen aufspüren will

heimische gasförderung weiter in der Warteschleife Niedersachsen muss eigene Interessen vertreten

deutschland braucht Energierohstoffe, daran wird sich über kurz oder lang nichts ändern. Doch die heimische Erdgasförderung ist 2013 erneut um zehn Prozent gesunken, weil Debatten um Fördermethoden es verhindern, dass Projekte genehmigt werden. Zwischen Ems, Elbe und Nordsee sind ganze 95 Prozent der deutschen Erdgasproduktion angesiedelt. „Kein anderes Bundesland ist so unmittelbar von der heimischen Förderung betroffen. Und kein anderes Bundesland profitiert zugleich wirtschaftlich und finanziell so stark wie das Energieland Niedersachsen“, erklärt Joachim Pünnel, Leiter von Wintershall Deutschland. „Umso wichtiger ist es, dass Niedersachsen die eigenen Interessen nachdrücklich vertritt und es nicht anderen Bundesländern überlässt, die Regeln aufzustellen.“ Derzeit deckt die heimische Förderung nur noch elf Prozent unseres Erdgasbedarfs ab – vor zehn Jahren war es noch doppelt so viel. Um die Förderung wieder zu stabilisieren, ist es notwendig, den Genehmigungsstau bei Tight-Gas-Projekten (s. auch „Kurz erklärt“ Seite 5) aufzuheben und einen klaren Rechtsrahmen zu definieren, der die heimische Förderung weiterhin ermöglicht. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sind wir bereit langfristig in Niedersachsen zu investieren“, bekräftigt Joachim Pünnel. „Das Bekenntnis des

niedersächsischen Wirtschafts- und Umweltministers zur heimischen Förderung verstehen wir als ein wichtiges Zeichen.“ Niedersachsen spürt die sinkende Produktion schon heute: Die Förderabgaben an die Landeskasse sinken. Mit rund 600 Millionen Euro im letzten Jahr macht die Einnahmequelle aber immer noch das Dreifache von dem aus, was Niedersachsen aus seiner 20-prozentigen Beteiligung an Volkswagen an Dividende erhält.

niedersachsens Einnahmequellen

600 Millionen

euro/Jahr Förderabgabe

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200 Millionen

euro/Jahr Dividendenausschüttung


diE untErschiEdE von tight gas und schiEFErgas

in der aktuellen diskussion rund um unkonventionelles gas werden wichtige unterscheidungen oftmals außer acht gelassen. Zwar kommt Hydraulic Fracturing als Förderverfahren sowohl bei Tight Gas als auch bei Schiefergas zum Einsatz. Aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Während die Tight-Gas-Förderung (s. auch „Heimische Gasförderung weiter in der Warteschleife“ Seite 4) längst erprobt und bewährt ist, gibt es bei Schiefergas noch erheblichen Forschungsbedarf. Konventionell

unkonventionell schiefergas-lagerstätte

tight-gas-lagerstätte

Klassische gaslagerstätte

Mineralkorn

Zusammenhängende Poren geben dem Gestein seine Durchlässigkeit.

Porenzwischenraum

Gas ist aus Muttergestein in das Speichergestein gewandert und lagert dort im Porenraum Hohe Durchlässigkeit

Niedrige Durchlässigkeit

Gas ist an Gesteinsoberfläche gebunden

Gas ist an Oberfläche von Kohle o. Schiefer* gebunden Keine Durchlässigkeit

Deckgebirge und Fallenstruktur notwendig

Deckgebirge nicht notwendig

3.000 bis 5.000 Meter tief

in Deutschland < 2.000 Meter tief

Wirtschaftliche Gasproduktion

Unwirtschaftliche Gasproduktion ohne Frac

Produktion seit 60 Jahren

Produktion seit 30 Jahren

Keine Gasproduktion ohne Frac Keine Produktion in Deutschland * Muttergestein

schiefergas-vorkommen gehören, ebenso wie Kohleflöze, zu den sogenannten unkonventionellen Lagerstätten. Die Förderung ist sehr aufwendig, denn das Gas ist dort verblieben, wo es vor Jahrmillionen entstanden ist: im Muttergestein (Schiefer beziehungsweise Kohle). Da es in diesem äußerst dichten Gestein praktisch keine Poren gibt, ist das Gas an die Gesteinsoberflächen gebunden.

lagErstättEn iM vErglEich

tight-gas-lagerstätten gehören dagegen geologisch zu den konventionellen Lagerstätten. Hier ist das Gas aus dem Muttergestein nach oben gewandert, bis es auf eine undurchlässige Barriereschicht gestoßen ist. Im Falle von Tight Gas ist die gasführende Gesteinsschicht Sandstein. Das Gas befindet sich hier in kleinen Poren. Diese Poren sind im Sandstein jedoch weniger gut verbunden als bei anderen konventionellen Lagerstätten. Daher wird bei Tight Gas in begrenztem Maße die Frac-Technologie eingesetzt, um für das Gas Fließkanäle zu schaffen – in Deutschland bereits seit mehr als 30 Jahren, ohne dass es zu Umweltbeeinträchtigungen gekommen ist. die Förderung aus Sandstein unterscheidet sich technisch gravierend von der Schiefergasproduktion. Denn Sandstein ist etwa 100-mal durchlässiger als Schiefergestein! Demgemäß erfordert Tight Gas wesentlich weniger Fracs – und damit verbunden: weniger Wasser und Zusatzstoffe – als Schiefergas. Außerdem liegen Tight-GasVorkommen in Deutschland deutlich tiefer als Schiefergas, meist um mehrere Tausend Meter.

Nutzbares Grundwasser

„Normale“ Gaslagerstätte

SchiefergasLagerstätte

Tight-GasLagerstätte

3 Weitere informationen:

www.heimische-foerderung.de/hydraulic-fracturing

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WintErshall dEutschland

von der nordsee bis zu den alpen Wintershall ist weltweit aktiv. Ob in der libyschen Wüste, den hohen Wellen der Nordsee oder dem Permafrost Sibiriens. Die Heimat ist und bleibt jedoch Deutschland. Lesen Sie hier, was an unseren heimischen Standorten passiert.

MITTELPLATE Umrüstung der Landbohrungen Vor 14 Jahren wurde die Erdölförderung aus der Lagerstätte Mittelplate im Wattenmeer durch sehr weit abgelenkte Bohrungen von Land aus aufgenommen. Aus den sieben Landbohrungen in Dieksand an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste wurden 2012 noch knapp 400.000 Tonnen Öl gefördert. Die Produktion ist allerdings rückläufig. Daher werden zwei der Bohrungen, die Dieksand 5 und 7, bis Mitte Juni mit einer umfassenden Wartung und Umrüstung für die Zukunft fit gemacht. Sie zählen mit Längen von 8.995 und 8.450 Metern zu den am weitesten abgelenkten Bohrungen der Welt. Wintershall und Betriebsführer RWE Dea versprechen sich davon eine deutliche Steigerung der Produktion.

BARNSTORF Forschung in Bockstedt

Nach dem Biopolymer Schizophyllan wird nun die nächste Innovation im Erdölfeld Bockstedt getestet: Gemeinsam mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ will Wintershall im Gebiet zwischen Heiligenloh und Aldorf elektromagnetische Felder messen, um die geologische Struktur des Untergrunds zu ermitteln. Das Verfahren an sich ist bekannt und erprobt. Neu ist, es für die Erdölförderung zu nutzen. Verläuft der Test erfolgreich, könnte Wintershall mithilfe solcher Messungen künftig genauer ermitteln, wie sich der Ölgehalt einer Lagerstätte im Laufe der Produktion verändert – und so überprüfen, ob die eingesetzten Technologien zur Verbesserung der Förderung Wirkung zeigen. Die Messungen beginnen voraussichtlich im Mai und dauern etwa drei Wochen.

EMLICHHEIM Praxis statt nur Theorie

Nachwuchsförderung: Die European Association of Geoscientists and Engineers (EAGE) hat in Kooperation mit Wintershall in Emlichheim und zwei britischen Universitäten das zweite „Geoscience Boot Camp“ für Studenten, Doktoranden und Berufsanfänger veranstaltet. Im Rahmen des Seminars haben die rund 80 Teilnehmer seismische Messungen in der Praxis durchgeführt, um die Erdöllagerstätte Emlichheim zu erkunden. „Das EAGE Boot Camp ist ideal, in der Praxis zu üben, wie man mit geophysikalischen Messungen Erdöl finden kann. Und Wintershall wird für talentierte Nachwuchskräfte noch attraktiver“, sagt Matthias Schäfer, stellvertretender Betriebsleiter von Wintershall in Emlichheim.

LANDAU/RÜLZHEIM Möglicherweise weiteres Potenzial

Seit fast 60 Jahren fördert Wintershall am Standort Landau in Rheinland-Pfalz Erdöl. Zum Betrieb zählt auch die Lagerstätte Rülzheim, 20 Kilometer von Landau entfernt. Die erste Auswertung der Anfang 2013 in Rülzheim durchgeführten seismischen Messung deutet auf zusätzliches Potenzial für die weitere Ölförderung hin. Nach Abschluss der Bewertung Mitte 2014 kann entschieden werden, ob eine weitere Bohrung 2015 vorbereitet wird. Mit den bei einer seismischen Messung gewonnenen Daten lässt sich ein dreidimensionales Schnittbild der Gesteinsschichten unterhalb der Erdoberfläche erstellen. So können mögliche Ölvorkommen entdeckt werden.

AITINGEN

Neuartiger Flachbodentank Wintershall Deutschland investiert am Standort Großaitingen bei Augsburg rund 2,5 Millionen Euro in den Bau eines neuartigen Flachbodentanks für Reinöl. In den Tank passen 2500 Kubikmeter Öl. Das Besondere: Der Tank ist von zwei Wänden umschlossen. Der sogenannte Ringraum dazwischen ist 1,50 Meter breit und damit begehbar. Hier wird auch eine Gas- und Flüssigkeitsüberwachung installiert, die mögliche Leckagen sofort erkennen soll. Der Tank, dessen Bau von Sachverständigen begleitet wird, soll im Sommer 2014 erstmals befüllt werden.

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drEi FragEn an

saBinE Brandt, Betriebsratsvorsitzende Wintershall Barnstorf

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Frau Brandt, Sie sind auch privat eng mit Barnstorf verbunden, leben hier und engagieren sich ehrenamtlich. Was bedeutet Wintershall für Sie? Eine Menge. In den vergangenen Jahrzehnten ist hier eine enge Beziehung entstanden. Lassen Sie es mich so sagen: Wintershall ist seit meiner Kindheit ein Bestandteil unserer Familie. Mein Vater und mein Mann haben über lange Jahre hier gearbeitet. Mein Bruder absolvierte bei Wintershall seine Ausbildung. Somit war und ist Wintershall auch immer wieder ein Gesprächsthema im Privatleben.

Ein pilzsammler im Einsatz für Wintershall BocKstEdt. Mit Hilfe von Pilzen mehr Erdöl fördern? Wie das funktioniert, zeigt Wintershall derzeit im niedersächsischen Ölfeld Bockstedt: Dort läuft seit über einem Jahr der erste Praxistest mit dem Verdickungsmittel Schizophyllan. Der Clou: Das biologisch abbaubare Produkt wird von einem Pilz, dem Gemeinen Spaltblättling, produziert. Das Projekt stößt bei Bürgern, Journalisten und Politikern gleichermaßen auf großes Interesse. Um ihnen die Methode anschaulich erklären zu können, ließ Wintershall den Wunder-Pilz in Kunststoff nachbauen – ein echter ist nämlich nur begrenzt haltbar. Der richtige Spaltblättling wurde jedoch als Vorlage für das Modell gebraucht. Hier kam Gerhard Schuster zu Hilfe. Der Geologe, der in einem Gesteinslabor arbeitet, widmet fast seine gesamte Freizeit dem Aufspüren und Fotografieren von Pilzen. Extra für Wintershall suchte der Nordhesse im heimischen Wald nach dem maximal fünf Zentimeter

Gerhard Schuster im Wald

großen Baumbewohner – und kam mit zahlreichen Exemplaren zurück. „Der Schizophyllum commune wächst eigentlich überall. Man muss nur wissen, wo man suchen muss“, so der Pilz-Liebhaber, der seit 2006 regelmäßig Pilze und andere Pflanzen für Kalender und Fachbücher fotografiert. Schusters Einsatz hat sich gelohnt: Das Kunststoff-Modell steht dem Original in nichts nach und wird bereits fleißig in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt.

3 Weitere informationen:

www.wintershall.com/forschung

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Aktivitäten in der Öl- und Gasförderung werden in der Öffentlichkeit zum Teil auch kritisch diskutiert. Wie erleben die Wintershall-Mitarbeiter die Debatte? Meiner Meinung nach kennen die Kolleginnen und Kollegen unser Geschäft sehr genau und können daher Sachverhalte, die oft auch emotional debattiert werden, kompetent bewerten. Viele Mitarbeiter leben mit ihren Familien in Barnstorf oder der näheren Umgebung. Klar ist, dass wir alle in einer intakten Umwelt leben wollen und nichts anderes akzeptieren!

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Als Betriebsratsvorsitzende sowie Projektkoordinatorin für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz stehen Sie im Dialog mit Ihren Kolleginnen und Kollegen. Wie wird Wintershall als Arbeitgeber gesehen? Wintershall hat ein sehr hohes Pflichtbewusstsein gegenüber seinen Mitarbeitern. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz stehen an erster Stelle. Sichere und gesundheitsgerechte Arbeitsplätze sind ein Muss. Auch als Ausbildungsbetrieb ist Wintershall eine begehrte Adresse in der Region, weil Wintershall gute Ausbildungen und interessante Zukunftsperspektiven bietet.

Joachim Pünnel, Leiter Wintershall Deutschland (links), und der Barnstorfer Samtgemeindebürgermeister Jürgen Lübbers vor der neuen Infotafel

informationstafel erinnert an erste ölbohrung aldorf 1 vor 60 Jahren BarnstorF. In Aldorf bei Barnstorf werden Spaziergänger und Radfahrer mit einer Informationstafel nun daran erinnert, dass Wintershall hier vor 60 Jahren die Ölförderung begonnen hat. Im Rahmen der Feier zum 60. Geburtstag der Wintershall Deutschland in Barnstorf, die Ende 2013 mit einer offiziellen Feierstunde und dem Besuch des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies begann, stellt Wintershall weitere Infotafeln an bedeutenden Standorten in der Region auf – die nächste auf dem Testgelände des Forschungsprojekts Schizophyllan. Die Informationstafel an der ersten Wintershall-Bohrung Aldorf 1 zeigt nicht nur, wie eine Ölförderung mit einer Pferdekopfpumpe funktioniert, sondern auch, in welchen

Produkten Erdöl steckt – etwa in Smartphones, Windrädern, Textilien oder Kosmetikartikeln. „Die Tafel ist sehr verständlich und informativ“, sagte der Barnstorfer Samtgemeindebürgermeister Jürgen Lübbers bei der Enthüllung. Im Jahre 1952 floss das erste Erdöl aus der Bohrung Aldorf 1. „Damit haben wir die Grundlagen für eine erfolgreiche Öl- und Gasförderung hier in der Region gelegt“, betonte Pünnel. Noch heute arbeitet die Pferdekopfpumpe der Aldorf 1 – sie hebt und senkt sich etwa 5.000-mal am Tag rund um die Uhr.

3 Weitere informationen:

www.wintershall.com/60jahre

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WintErshall dEutschland

Wie vor 60 Jahren: Eine Kiste Bier für den nachbarn 60 Jahre ist es her. Damals war Ewald Meyer 15 Jahre alt. Mit kurzer Hose radelte er am 6. April 1954 in die Rechterner Straße in Barnstorf, auf dem Gepäckträger eine Kiste Bier. Dort feierte Wintershall gerade die Grundsteinlegung für das neue Betriebsgebäude. „Mir war schon etwas mulmig. Das war ja ein sehr feierlicher Moment mit wichtigen Leuten wie Bürgermeister Stockinger und anderen Prominenten. Und ich war ein kleiner Junge“, erinnert sich Ewald Meyer heute. Er brachte eine Kiste Haake-Beck zur Feier der Grundsteinlegung. Ein Wintershall-Mitarbeiter hatte sie in der Gaststätte seiner Eltern Karl und Dora Meyer bestellt. 60 Jahre später macht Joachim Pünnel, Leiter von Wintershall Deutschland, den Gegenbesuch. Mit einer Kiste Haake-Beck radelt Pünnel rüber in die Osnabrücker Straße zu Ewald Meyer, der seit 60 Jahren Nachbar von Wintershall ist – einmal zur Rechten im „Mäkeler Bahnhof“ und jetzt zur Linken auf dem Grundstück seiner Frau Annegret. Pünnel überreicht die Kiste Bier und einen Blumenstrauß. „Wir möchten damit an die Grundsteinlegung von Wintershall hier in Barnstorf vor 60 Jahren erinnern. Und uns bei Ihnen für sechs Jahrzehnte gute und vertrauensvolle Nachbarschaft bedanken“, sagt Pünnel. Wintershall hatte vor 60 Jahren begonnen, in der Region Barnstorf Erdöl und Erdgas zu fördern. Bereits am 6. April 1954 legte das Unternehmen in der Rechterner Straße den Grundstein für das heutige Verwaltungsgebäude.

Joachim Pünnel (links), Leiter Wintershall Deutschland, überrascht Annegret und Ewald Meyer mit einem Besuch an der Haustür.

Mit der Ansiedlung von Wintershall in Barnstorf beginnt ein Aufschwung. „Alles war plötzlich in Bewegung“, erinnert sich der 76-jährige Meyer heute. Viele im Ort fanden einen Job bei Wintershall. Auch Annegret Meyer arbeitete bis zur Geburt ihres Sohnes 14 Jahre in der Finanzbuchhaltung. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem Plausch über die Anfänge von Wintershall in Barnstorf verabschieden sich Annegret und Ewald Meyer von Joachim Pünnel. „Wintershall ist ein herzlicher Nachbar“, sagt Ewald Meyer. „Das wurde mit dem Besuch heute wieder mal deutlich.“

hingEschaut

checker tobi bohrt nach öl Wie wird Plastik hergestellt? Die Kinder-Wissenssendung „Checker Tobi“, die im KiKA von ARD und ZDF ausgestrahlt wird, hat sich auf die Spurensuche gemacht und Wintershall in Großaitingen bei Augsburg besucht. Dort fördert Wintershall Erdöl, das am Ende in vielen Alltagsprodukten landet – auch in Kunststoffen. „Und wie holt ihr das Öl aus der Erde? Ist das wirklich in Millionen von Jahren entstanden?“, fragte Moderator Tobias Krell (Mitte), der als Checker Tobi die Verstärkung des bekannten Checkers Can ist. Jürgen Mahr, stellvertretender Betriebsleiter und selbst Vater, offenbarte großes Talent. Geduldig beantwortete er alle Fragen sehr verständlich: „Die Kinder sollen es ja verstehen.“ 3 sendetermin ist voraussichtlich Sonnabend, 26. April, um 19:25 Uhr im KiKA.

KontaKt

Wintershall holding gmbh rechterner straße 2 49406 barnstorf

Mark Krümpel Tel. +49 5442 20-1251 Fax +49 5442 20-493 mark.kruempel@wintershall.com

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hier können sie das Journal „heimische Förderung“ abonnieren und abbestellen: www.heimische-foerderung.de/journal


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