2016 1 WIR im Norden

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WIRIM NORDEN AUSGABE 1 | 2016

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

D A S

M A G A Z I N

F Ü R

D I E

W I R T S C H A F T

Titelthema Patient Hafen

Neujahrsempfang mit Wolfgang Schäuble

S.-H. auf dem Weg in die Staatswirtschaft

Seiten 8-19

Seiten 20-23

Seite 46

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG



EDITORIAL

Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg

heute halten Sie die erste Ausgabe unseres rundum erneuerten Mitgliedermagazins WIR IM NORDEN in den Händen. Das Heft ist nach seiner Frischekur klarer strukturiert, inhaltlich gestrafft und folgt optisch dem neuen Corporate Design unseres Landesverbandes. Ein Lob an die Redaktion! Mit ein bisschen Stolz kann ich sagen, dass der Wirtschaftsrat Hamburg hervorragend in das Jahr 2016 gestartet ist. Der Neujahrsempfang mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble am 03. Februar hat unserem Verband nach innen wie nach außen sehr gut getan. Noch nie war die Teilnehmerzahl so groß, selten

Die vom Bundesverwaltungsgericht kritisierten „handwerklichen Mängel“ der Planungsbehörden haben dazu geführt, dass sich die Odyssee um die Fahrrinnenanpassung weiter hinzieht. All dies schadet dem Image des Hamburger Hafens und verursacht Ausfälle in Millionenhöhe. Es ist allerhöchste Zeit, gegenzusteuern! Einerseits müssen die skizzierten Probleme gelöst werden, andererseits muss die einzigartige Lage Hamburgs noch stärker als Standortvorteil genutzt werden, um sich von den Konkurrenzhäfen abzuheben. Soll heißen: Der Ausbau der Hinterlandanbindung braucht einen kräftigen Schub.

Die einzigartige Lage Hamburgs muss stärker als Standortvorteil genutzt werden. haben uns so viele Glückwünsche und Dankesnachrichten wie nach diesem Abend erreicht. Gleich zwei neue Positionspapiere zum Leitbild „Wachsende Stadt“ und zur Reform des Hamburgischen Denkmalschutzes wurden im Rahmen des Neujahrsempfangs vorgestellt. Für viel Aufsehen sorgte das Mega-Containerschiff CSCL Indian Ocean als es Anfang Februar bei Stade auf Grund lief. Ist diese Havarie ein Sinnbild für die Zukunft des Hamburger Hafens? Fakt ist, dass der Hafen gegenüber seinen Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen an Boden verliert. In 2015 brach der Containerumschlag an der Elbe im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent ein – während die beiden Wettbewerber deutlich zulegen konnten. Es wäre töricht, diese beunruhigende Entwicklung allein auf Chinas und Russlands Wirtschaftsprobleme zu schieben. Der Negativtrend ist in erster Linie selbstverschuldet: Der rot-grüne Senat hat es jahrelang verschleppt, für die Verschlickung der Hafenbecken, aber auch für den Schlick im Elbfahrwasser, ein effizientes und länderübergreifendes Konzept zum Sedimentmanagement zu erarbeiten. Für dieses Jahr hat die Regierung zudem drastische Investitionskürzungen im Hafen vorgesehen.

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Sei es die Y-Trasse, die Küstenautobahn A20 oder die A26 südwestlich der Stadt: Seit Jahren und Jahrzehnten stockt es bei diesen so wichtigen Projekten. Dabei ist die Hinterlandanbindung des Hamburger Hafens eine Frage von nationaler Bedeutung. Der seeseitige Außenhandel der Bundesländer nimmt stetig zu. Dafür muss der Hafen gerüstet werden – schließlich soll er noch lange und mit Recht Deutschlands Tor zur Welt bleiben. Deswegen erwartet der Wirtschaftsrat, dass die Hinterlandanbindung im neuen Bundesverkehrswegeplan mit einem großen Ausrufezeichen versehen wird. Mit der Ahrensburger Liste 4.0 haben wir unsere Position im Herbst letzten Jahres bereits deutlich gemacht. Schließlich möchte ich Sie schon jetzt auf den Parlamentarischen Abend der fünf Norddeutschen Landesverbände in Berlin hinweisen. Am 20. Juni werden wir uns im Gebäude der DZ Bank am Pariser Platz auf den Wirtschaftstag 2016 einstimmen. Ich hoffe, Sie dort zahlreich begrüßen zu können.

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Bild des Monats Text zum Bild

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MOMENTAUFNAHME Politikprofis unter sich: Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble im Gespräch mit Rudolf Stilcken, Gestalter und Ideenspender der Öffentlichkeitsarbeit von Ludwig Erhard

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INHALT

START

TITEL

VERANSTALTUNGEN

EDITORIALS

PATIENT HAFEN

NEUJAHRSEMPFANG

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20 mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble

Landesverband Hamburg u Gunnar Uldall, Senator a.D.

45 Landesverband Schleswig-Holstein u Reimer Tewes

MOMENTAUFNAHME 4

Guter Ruf als zuverlässiger Hafen u Gunther Bonz

10 Der Hafen im Umbruch u Niels Harnack

QUO VADIS DEUTSCHLAND UND EUROPA?

12 Universalhafen mit langer Tradition u Interview mit Jens Kaß

24 DIW-Präsident Prof. Marcel Fratzscher gibt Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2016

13 Für mehr Kapazitäten im Schienennetz u Stefan Wittke

MEGA-CONTAINERSCHIFFE: FLUCH DER „ECONOMIES OF SCALE“?

Neujahrsempfang

26 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Malchow

14 Hamburger Schifffahrt in schwerem Fahrwasser u Bernd Richter

DIE ERFOLGSGESCHICHTE VON NXP SEMICONDUCTORS

17 Digitalisierte Globalisierung u Thomas Straubhaar 18 Port Community System auf hohem Niveau u Katrin Woywod

28 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit NXP Vice President Achim Kempe

INTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN IN AUSBILDUNG UND ARBEIT 30 Informationsrunde mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration

Titel: Guter Ruf als zuverlässiger Hafen Seite 8

DASEINSVORSORGE 46 Sektion Kiel

SPRUNG IN DIE CHAMPIONS LEAGUE? 48 Sektion Segeberg mit Olaf Scholz und Torsten Albig Veranstaltung: Quo vadis Deutschland und Europa Prof. Marcel Fratzscher, Gunnar Uldall und Dr. Henneke Lütgerath im Gespräch Seite 24

IMPULSE FÜR DIE DÄNISCHDEUTSCHE PARTNERSCHAFT 51 Sektion Schleswig/Flensburg

REALITÄTSSINN GEFRAGT 52 Sektion Pinneberg mit Dr. Ole Schröder MdB und Margit Haupt-Koopmann

EPSAS Veranstaltung: Fluch der „Economics of Scale“? mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Malchow Seite 26

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53 Sektion Neumünster

GEWERBLICHE NUTZUNG VON DROHNEN 55 Sektion Rendsburg-Eckernförde Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


INHALT

AKTUELLES

LANDESFACHKOMMISSIONEN

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

Hamburg

31 Asylbewerber in Hamburg Über Praktikum, Ausbildung, Berufstätigkeit in den Betrieben u Sönke Fock

INTERNET UND DIGITALE WIRTSCHAFT

38 Lessing rückt in den Mittelpunkt Neugestaltung am Gänsemarkt Ende 2016 fertig

PUBLIKATIONEN 36 Positionspapier: Zurück zum Erfolgsmodell „Wachsende Stadt“

AUS DEM MITGLIEDERKREIS 40 Neue Mitglieder in den Landesverbänden 42 Neues Mitglied stellt sich vor Martin Richard Kristek 60 50 Jahre Thomas Beton

32 Datenschutz in Europa u Ludolf Baron von Löwenstern

LOGISTIK UND INFRASTRUKTUR 33 Verkehrsinfrastruktur und ihre Auslastung u Prof. Dr. Peer Witten

WACHSTUM UND INNOVATION 34 Herausforderungen für die deutsche Volkswirtschaft u Dr. Hubert Baltes Schleswig-Holstein

IMMOBILIENWIRTSCHAFT 57 Reaktionsfähigkeit einer gefesselten Immobilienwirtschaft u Wolfgang Weinschrod

Hamburg und Schleswig-Holstein Gemeinsame Strategien für den Sprung in die Champions League? Veranstaltung der Sektion Segeberg Seite 48

60 Karl-Heinrich Fischer – 45 Jahre Mitgliedschaft

AUS DER LANDESGESCHÄFTSSTELLE 61 Politiknachwuchs gesucht

JUNGER WIRTSCHAFTSRAT ELEKTROMOBILITÄT? DIE ZUKUNFT! 39 Nachwuchsunternehmer testen BMW i3 und i8

FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED 39 Simon Berkemeier

EPSAS – European Public Sector Accounting Standards ZU GUTER LETZT DAS PORTRAIT

Die Lösung im Dschungel der Finanzen der Europäischen Länder? Veranstaltung der Sektion Neumünster Seite 53

42 Martina Grigoleit

VERANSTALTUNGSVORSCHAU 43 Landesverband Hamburg 61 Landesverband Schleswig-Holstein 62 Impressum WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg

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TITEL Patient Hafen

Guter Ruf als Das Schiff ist das älteste Transportmittel der Menschheit. Schon vor über 4000 Jahren haben Menschen den natürlichen Wasserweg genutzt – lange vor den Erfindungen des Rades, der Eisenbahn, des Autos oder gar des Flugzeuges.

U nsere Großväter haben vor weit über 100 Jahren unser Land und auch unsere schöne Stadt Hamburg mit großer Weitsicht und bahnbrechenden Entscheidungen auch für diese Entwicklungen zukunftsfähig gemacht. Man denke nur an den in weniger als 10 Jahren gebauten Nord-Ostsee-Kanal, der die beiden Meere Nord- und Ostsee quer durch das Land Schleswig-Holstein seit 1888 verbindet, die meist befahrene Wasserstraße der Welt. Oder an den ebenfalls 1888 vollzogenen Anschluss Hamburgs an die Deutsche Zollunion. Damals wurde in wenigen Jahren der Alte Wandrahm, auf dem 26.000 (!) Menschen wohnten abgerissen, neue Stadtteile gebaut (u.a. Barmbek), der Grundstein für das Hamburger U-Bahnnetz gelegt und auf dem Gelände des Alten Wandrahms der größte, zusammenhängende Speicherkomplex der Welt gebaut: Die Speicherstadt – heute das Weltkulturerbe im Norden Deutschlands und Impulsgeber für die Hafen City. Und nicht zuletzt an die vielen großen Unternehmerpersönlichkeiten, die z.B. ebenfalls vor über 100 Jahren den Handel mit China aufgebaut und über alle Wirren der Geschichte aufrecht erhalten haben – vertrauensvolle Handelsbeziehungen, ohne die Hamburgs Stärke im China-Handel heute nicht denkbar wäre. Zu erinnern ist auch an die große Aufbauleistung unserer Elterngeneration, die nach den schrecklichen Zerstörungen des 2. Weltkrieges auch den Hafen aus Schutt und Asche wieder aufgebaut hat und große Unternehmerpersönlichkeiten wie der Hamburger Kurt Eckelmann, der früh und als erster auf den Container gesetzt hat. Dazu gehört, dass durch den Ausbau der Elbe diese schnell und bedarfsgerecht mehrfach an die Schiffsgrößenentwick8

lung angepasst wurde – zuletzt 1999. Mit großer Weitsicht wurde nach dem Kriege und später in den 1970er Jahren mit dem Hamburger Hafenentwicklungsgesetz und der Hafenreform der Grundstein für die heutige Struktur des Hamburger Hafens gelegt: heute das größte zusammenhängende Industrie- und Gewerbegebiet Deutschlands und einem der modernsten Containerterminals, in den 1970er Jahren geplant und betrieben von der HHLA. Das Hafengebiet gibt direkt 40.000 und indirekt über 100.000 Menschen in unserer Stadt Arbeit, netto erhält die Stadt Hamburg „aus dem Hafen“ über 800 Millionen Euro Steuereinnahmen. Was muss unseren Kindern und Enkeln in 30 oder 40 Jahren auf die Frage nach den großen Leistungen der jetzigen Generation geantwortet werden? Über 40 Jahre ist das Jahrhundertbauwerk des Nord-Ostsee-Kanals auf Verschleiß gefahren. Soweit, dass es 2015 mehrfach für den Schiffsverkehr gesperrt werden musste – eine der Ursachen für den Umschlagsverlust des Hamburger Hafens (Feederverkehre in die Ostseeregion). Oder: Fast 50 Prozent aller Landstraßen und über 50 Prozent aller Autobahnbrücken in Deutschland sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand („marode“), sodass Güterverkehr teilweise nur eingeschränkt möglich ist. Oder: Für die aufgrund der Schiffsgrößenentwicklung dringend erforderliche weitere Fahrrinnenanpassung der Elbe befinden wir uns jetzt im Planjahr 16 (!) und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Demgegenüber haben die Ägypter gerade jüngst innerhalb von 5 Jahren (2011- 2016) den Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


TITEL Patient Hafen

zuverlässiger Hafen 8,5 km langen neuen Suezkanal geplant, gebaut und vor wenigen Tagen eröffnet: am 4.3.2016. Oder: Eine Realisierung der für die großen Schiffe notwendigen größeren Manöverierflächen im Hafen ist auch nach fast 20 Jahren Planungszeit nicht abzusehen.

dass leider die veröffentlichte Meinung hier nur das Negative gesehen hat. Die Kundschaft des Hafens in der Welt sieht das zum Glück anders. Durch Weitsicht von Unternehmen hat der Hafen rechtzeitig auf die Eisenbahn im Hinterlandverkehr gesetzt. Heute werden über zwei Millionen TEU über

Es ist dringend notwendig unser Planungsrecht zu straffen! Dafür haben wir das aufwendigste, komplexeste, schwerfälligste und teuerste Planungs- und Genehmigungsrecht der Welt geschaffen. Dieses verhindert oder verzögert sogar den dringend notwendigen Bau von menschenwürdigen Unterkünften für die nach Hamburg einströmenden Flüchtlinge. Wie entscheidungsschwach ist die sogenannte politische Klasse im Verhältnis zu unseren Vorfahren, das dringend notwendige als allererstes zu tun: unser Planungsrecht zu straffen – auch, wenn einige Umweltverbände protestieren. Wenn nicht jetzt, wann dann? Muss das Kind erst ganz in den Brunnen fallen? Aber es gibt auch sehr positive Entwicklungen: Dank der deutschen Sozialpartnerschaft sowie hoher Kreativität der Unternehmen und seiner Beschäftigten ist der Hamburger Hafen seit Jahrzehnten für seine hohe Zuverlässigkeit in der Welt bekannt: keine Streiks, hohe Qualität. Alle Beteiligten des Hafens arbeiten eng zusammen, um den Kunden die besten Ergebnisse zu liefern. Im Hafen von Antwerpen streiken dieser Tage die Lotsen und sperren den Hafen tagelang für den Schiffsverkehr zu – ein für den Hamburger Hafen auch auf weite Zukunft hoffentlich undenkbarer Zustand. Auch wenn es einmal wie jüngst aufgrund eines technischen Defektes an der Ruderanlage zu einer Havarie eines Großschiffes auf der Elbe kommt, werden diese Herausforderungen durch hervorragendes Zusammenwirken aller Beteiligten gemeistert. Auch dies stärkt den Ruf als zuverlässigen Hafen. Umso bedauerlicher,

die Schiene hin zum und weg vom Hafen transportiert, die höchste Quote aller europäischen Häfen. Ohne den für alle deutschen Seehäfen wichtigen und in den 1960er Jahren gebauten Güterbahnhof Maschen, wäre dies nicht denkbar. An diesem Beispiel zeigt sich, welche langfristig positiven Wirkungen öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Schienen und Binnenwasserwege entfalten können. Umso wichtiger sind jetzt die notwendigen Entscheidungen zum Ausbau der für die deutschen Seehäfen so wichtigen Schieneninfrastruktur im Hinterland (Y-Trasse/ Alpha-E). Der Hafen ist – wie erwähnt – nicht nur reiner Umschlagsplatz sondern auch ein großes Industriegebiet. Die hier ansässigen Betriebe sind äußerst innovativ und leistungsfähig. Sie tragen auch ganz wesentlich zum Hafenumschlag bei, z.B. durch den Import von Rohstoffen und den Export (halb-) fertiger Produkte. In vielen dieser Betriebe ist Industrie 4.0 bereits Realität. Viele Unternehmen im Hafen stehen erfolgreich im europäischen und weltweiten Wettbewerb. Grundstoffindustrie ebenso wie Umschlagsbetriebe, mit täglicher Qualität, Innovation und nicht zuletzt mit hervorragenden mittelständischen Unternehmen – unseren „hidden Champions“. Ohne diese Leistungsfähigkeit wären die vielen auch ökologischen Errungenschaften nicht denkbar. Durch freiwillige Maßnahmen der Hafenbetriebe werden jährlich über 47.000 Tonnen CO2 eingespart. Windenergieproduktion auf dem Terminal, batteriebetriebene Terminalfahrzeuge mit Energie aus nach-

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Gunther Bonz Staatsrat a.D. und Mitglied des Landesvorstandes des Wirtschaftsrates Hamburg

wachsenden Rohstoffen – nur zwei Beispiele für auch im weltweiten Maßstab herausragende Projekte. Für die Zukunft des Hamburger Hafens gilt aber die alte Weisheit: Erst muss das Geld verdient werden – bevor es ausgegeben werden kann. Dazu müssen die notwendigen Weichen für den Ausbau der Infrastruktur rechtzeitig gestellt und vor allem schneller umgesetzt werden. Es ist keine neue Hafenplanung erforderlich, alle notwendigen Erkenntnisse liegen auf dem Tisch, es fehlt an der zügigen Umsetzung und der notwendigen Reform des deutschen Planungsrechts. Öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Schienen und die Wasserwege müssen auch künftig steuerfinanziert werden und für alle Beteiligten offen nutzbar bleiben. Es bedarf einer Umschichtung der Schwerpunkte in den öffentlichen Haushalten – so schwer das angesichts der Schuldenbremse auch sein mag. Weniger konsumtive Ausgaben – mehr Investitionen für die Zukunft. Dieser Satz gilt für die Bildung wie für die öffentliche Infrastruktur. Beides zusammen sichert die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Es muss zu denken geben, dass im Bund wie in den Ländern die Sozialetats die größten Ausgabepositionen darstellen. Der Satz des Bundespräsidenten a.D. Roman Herzog ist aktueller denn je: es muss ein Ruck durch Deutschland ■ gehen. 9


TITEL Patient Hafen

D ie internationale Containerschifffahrt befindet sich seit Jahren in einer dauerhaften Krise. Insbesondere der Handel zwischen Europa und dem Fernen Osten, der – gemessen am Containervolumen – das größte Aufkommen der Welt erzeugt, ist davon betroffen. Dies bereitet gerade Hamburg Probleme, da die Hamburger Containermengen zu 40 Prozent vom Handel mit Asien und China abhängen. Die Hauptursache dafür liegt darin, dass es nicht gelingt, Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht zu halten. Einem Überangebot an Schiffsraum stehen zu

wenige Ladungen – oder besser Frachten – gegenüber, sodass sich keine auskömmlichen Preise erzielen lassen. Auch in Zukunft wird sich daran wenig ändern, da im Asienverkehr bei einem geschätzten jährlichen Handelszuwachs von höchstens 2 Prozent, pro Jahr etwa 4 Prozent mehr Tonnage in den Markt gebracht werden wird. Zusätzlich wird auch der Welthandel mittelfristig nicht mehr die Wachstumsdynamik vergangener Jahre halten können. Dies scheint strukturell bedingt zu sein, hat wahrscheinlich geopolitische und

technologische Gründe. Davon sind alle Häfen in Nordeuropa betroffen. Im letzten Jahr hatte Hamburg gegenüber anderen Seehäfen deutliche Verluste an Marktanteilen zu verzeichnen und fiel damit hinter Antwerpen zurück. Dass Hamburg beim Containerumschlag nur noch der drittgrößte nordeuropäische Hafen ist, hat hauptsächlich folgende Ursachen: Sanktionen gegen Russland: Hamburg leidet als großer Transshipmenthafen besonders unter der fallenden Russlandnachfrage, da

Die Weltwirtschaft verändert sich – Hamburg auch? Ein Statement von Niels Harnack, Geschäftsführer China Shipping Agency Germany, zur Situation der Containerschifffahrt im Hamburger Hafen.

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Der Hafen

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TITEL Patient Hafen

die Güter für Russland zu einem großen Teil in Hamburg umgeschlagen wurden. Probleme am Nord-Ostsee-Kanal: Jahrelange operationelle Probleme am Nord-OstseeKanal führten dazu, dass viele Schiffe den Umweg um Skagen nehmen mussten. Durch die deutlich günstigeren Umschlagspreise z.B. in Rotterdam, aber der gleichen Entfernung zu den Ostseedestinationen, verlor Hamburg zusätzlich Marktanteile. Wassertiefe der Elbe: Die großen Schiffe müssen aufgrund fehlender Wassertiefen auf der Elbe Doppelanläufe in den Westhäfen (Rotterdam oder Antwerpen)

machen, um dort Ladung zu löschen und auf dem Rückweg von Hamburg weitere deutsche Exportladung an Bord zu nehmen. Das kostet Geld. Hohe Kosten: Addiert man alle schiffsbezogenen Hafenanlaufkosten, dann ist Hamburg mit Abstand der teuerste Hafen in Nordeuropa. Infolgedessen wird die Umschlagsentwicklung in Hamburg zunehmend vom starken Konkurrenzdruck innerhalb der Nordrange, von Direktanläufen großer Schiffe in die Ostsee, eigenen Strukturproblemen und der ausstehenden Fahrrinnenanpassung abhängen.

im Umbruch Zusammenschlüsse von Reedereien zu immer größer werdenden internationalen Konsortien und die damit zusammenhängenden Neubauaufträge für Großcontainerschiffe werden sich von Hamburg nicht verhindern lassen. Weltwirtschaftliche Faktoren wie das Russlandembargo und die schwächer werdenden chinesischen Exporte und Importe, sowie die vielzitierte Fahrrinnenanpassung, die für sich gesehen auch nicht alle Probleme löst, entziehen sich ebenfalls dem Einfluss Hamburgs. Um für die großen Containerreedereien attraktiv zu bleiben, muss Hamburg also in allen Bereichen, in denen es Einflussmöglichkeiten seitens der Stadt gibt, aktiv werden und diese den neuen Bedingungen anpassen. Dazu zählen:

Flexible staatliche Regelungen: Operationelle Restriktionen auf der Elbe (Wind, Begegnungsverkehr) und im Hafen (Brückenausleger im Waltershofer Hafen) werden zum Teil auch bei erfolgter Elbvertiefung bleiben. Hier müssen staatliche Regelungen flexibel ausgelegt werden dürfen. Schaffung einer Dachorganisation: Eine behördliche Dachorganisation (North German Port Authority) für die norddeutschen Nordseehäfen könnte die jeweiligen Vorteile von Hamburg und Wilhelmshaven bündeln und vermarkten, um die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den ausländischen Häfen zu erhöhen. Privatisierung von Umschlagsbetrieben: Erfahrungen in anderen europäischen Häfen zeigen, dass privatisierte Umschlagsbetriebe durchaus positiv zur Entwicklung beitragen. Vor allem wenn es um die Möglichkeit reedereieigener Terminalbetriebe geht. Hier ist Hamburg bisher leider kein Gesprächspartner für Containerlinien. Veränderte Preispolitik: Großes Potential liegt in der Förderung des Feederverkehrs, der bisher von der Konkurrenz stärker unterstützt wurde. Zusätzlich sollten weitere Anreize durch die Intensivierung von Volumenrabatten geschaffen werden. 3D-Druck: Der sich abzeichnende 3DDrucktrend eröffnet neue Möglichkeiten, den Hamburger Hafen entweder als Zentrum für Grundstofflogistik oder als Druckstandort für Ersatzteile der mariti■ men Industrie zu entwickeln.

Foto: China Shipping

Schaffung weiterer Bahnkapazitäten: Die ausgezeichnete Bahnanbindung garantiert heute schon einen reibungslosen Zu- und Ablauf. Um die Konkurrenzhäfen auf Distanz zu halten, müssen allerdings weitere Kapazitäten geschaffen werden. Verbesserung der Straßeninfrastruktur: Die mangelhafte Straßeninfrastruktur führt zu Engpässen im LKW-Verkehr. Hier muss gegengesteuert werden, um die durch die großen Schiffe entstehenden Spitzenvolumen abfedern zu können.

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Niels Harnack Geschäftsführer der China Shipping Agency (Germany) GmbH

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TITEL Patient Hafen

Optimaler Umschlagplatz für Agrargüter

Universalhafen mit langer Tradition

Die Firma C. Mackprang jr. gilt in der Branche als Spezialist für den Im- und Export von Braugerste, handelt aber auch weltweit mit Brotgetreide, Rapsschrot und anderen Agrarrohstoffen.

A nfang 2015 wurde das traditionsreiche Familienunternehmen mit Sitz am Jungfernstieg in Hamburg nach 136 Jahren vom Agrarkonzern KTG übernommen. Durch diese Übernahme konnte man den Getreidehandel ausbauen und die Expansion in den asiatischen Raum vorantreiben. Die börsennotierte Hamburger Gruppe zählt zu den größten Agrarkonzernen in Europa und baut auf rund 45.000 Hektar in Deutschland und Litauen Rüben, Getreide, Mais, Soja und andere Feldfrüchte an. Rund 50 Millionen Tonnen Getreide werden in Deutschland jährlich geerntet, davon gehen 10 bis 20 Prozent in den Export! Die Hansestadt Hamburg ist mit Rostock der größte Umschlagplatz deutschen Getreides. Sie liegt mit ihren Silokapazitäten an der Spitze der nordeuropäischen Häfen und verfügt über eine Lagerkapazität für Getreide von mehr als 250.000 Tonnen. Alle großen Rohstoffhändler der Welt sind hier präsent. Zudem residiert der Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse (VdG), eine der traditionsund einflussreichen Institutionen, seit gut 150 Jahren in der Hamburger Handelskammer. Es wird unter anderem Hafer aus Finnland und Schweden importiert, um ihn an Mühlen in ganz Deutschland weiterzuliefern. Gerste wird in großen Mengen nach Saudi-Arabien verschifft. Deutscher Brotweizen geht von hier nach Nord- und Südafrika wie auch in den Iran und Irak. Die Ernten dieser Naturprodukte sind stark abhängig von saisonaler klimatischer Entwicklung. Wetterphänomene wie El Niño und La Niña haben Auswirkungen 12

und erfordern Reaktionen, wenn sich die Ernteaussichten zwischen Südamerika und Australien kräftig verschieben. Daraus resultierende Minder- oder Überkapazitäten müssen mit entsprechendem Speichervermögen ausgeglichen werden, eine große Herausforderung für die Logistik. Speziell der Handel mit Agrarrohstoffen ist auf eine optimale Hafeninfrastruktur angewiesen.

INTERVIEW

sind uns die Hände gebunden, deswegen weichen wir auf die Konkurrenzhäfen aus. WIR: Hat sich Ihr Geschäft durch die Globalisierung verändert? Mackprang: Nein, Hamburg hat schon eine lange Tradition im Im- und Export und blickt auf eine 351-jährige Erfolgsgeschichte des freien Handel unter dem Siegel der Handelskammer Hamburg zurück. Unser Unternehmen war schon immer international aufgestellt.

WIR: Findet Ihr Unternehmen in der Transportkette Schiene, Straße und Binnenschifffahrt Schwachstellen im Hafen? Mackprang: Nein, die derzeitige Hafeninfrastruktur ist voll funktionsfähig, wir nutzen ein perfektes Umschlagsystem.

WIR: Wie sehen Sie die Zukunft des Güterhandels in Bezug auf Mackprang und ganz allgemein? Mackprang: Was uns Sorgen macht, ist eine anstehende politische Entscheidung: Wenn der Gesetzgeber eine neue Düngemittelverordnung durchsetzt, wird sich das derzeitig hohe Qualitätsniveau der deutschen Agrarprodukte verschlechtern. International ist aber gerade dieser hohe Qualitätsstandard gefragt. Dieser dann eintreffende und vorhersehbare Nachteil wird garantiert zu abnehmenden Exportquoten für den Hamburger Hafen führen.

WIR: Welche Position hat der Hamburger Hafen aus Ihrer Sicht gegenüber den Konkurrenzhäfen? Mackprang: Eigentlich eine gute. Für unser Geschäft sind allerdings Rostock und Brake/Unterweser sehr wichtig. Der Hamburger Hafen hat aus unserer Sicht einen Nachteil: Alle Umschlagplätze liegen in privaten Händen und wir haben keinen freien Zugang zu den Umschlagsmöglichkeiten. Für ein schnelles Handling

WIR: Welches wird künftig die größte Herausforderung an die Firma C. Mackprang jr. sein? Mackprang: Ganz klar, die Anforderung an eine gleichbleibende Qualität unserer Produkte. Deswegen hat die Qualitätskontrolle bei uns höchste Priorität. In der Branche gilt Mackprang als Spezialist für den Export von Braugerste. Diesem guten Ruf im Weltmarkt wollen wir folgen und ■ in weiteren Generationen pflegen.

Das Gespräch mit Jens Kaß, dem Geschäftsführer von C. Mackprang jr., führte Ehrhard J. Heine. Wir erfahren, dass sowohl die Technik als auch die zur Verfügung stehenden Transportkapazitäten im Hamburger Hafen keine Wünsche offen lassen.

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TITEL Patient Hafen

Foto: Auerbach Schifffahrt GmbH & Co. KG

Hierunter leiden sowohl die Anbindung der Häfen wie auch der Personenverkehr. Erst das vom niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies ins Leben gerufene Dialogforum Schiene Nord hat für Bewegung gesorgt. Ergebnis ist die Alpha-Lösung, die sowohl die Anforderungen des Bundes erfüllt wie auch die im Dialogforum erarbeiteten und angewendeten Kriterien berücksichtigt. Der Gutachter des Bundes hat mit der Modifikation Alpha-E eine Lösung vorgelegt, die der neuen Grundkonzeption der Bundesverkehrswegeplanung entspricht. Für das Jahr 2030, das im Bundesverkehrswegeplan als Planungshorizont betrachtet wird, ist damit eine abgestimmte und vor allem auch umsetzbare Lösung erarbeitet worden. Wichtig ist nun, dass die mühsam erarbeitete Lösung Alpha rasch umgesetzt wird. Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat Minister Lies 10 Millionen Euro als Vorfinanzierung für die Planung bereit gestellt. Sehr schädlich wäre es jetzt, die im Dialogforum gefundene und von der Wirtschaft begrüßte Alpha-Lösung erneut infrage zu stellen. Zweifelsohne hätten einige andere im Dialogforum Schiene Nord diskutierte Trassenalternativen mehr Kapazitäten bewirkt. Üppigere Lösungen hät-

Die jahrelang immer fester gefahrene Diskussion um die Y-Trasse hat zu einem Stillstand des Netzausbaus in Norddeutschland geführt. Folge ist eine heute deutlich spürbare Überlastung des Schienennetzes. Kapazitätserweiterung der Schieneninfrastruktur im Raum Bremen-Hamburg-Hannover: Abschlussdokument zum Dialogverfahren Vorzugsvariante für den Raum Bremen-Hamburg-Hannover

Grafik: Pressestelle, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Dialogforum Schiene Nord ebnet den Weg

Für mehr Kapazitäten im Schienennetz te es natürlich gegeben. Aber die Frage ist doch, was im Einvernehmen mit der Bevölkerung durchsetzbar ist. 30 Jahre lang ist bei der alten Y-Trasse im Ergebnis nichts passiert. Die im Nachgang angezettelte Diskussion um gewünschte höhere Kapazitäten verdeckt ein im Dialogforum Schiene Nord immer wieder aufgebrachten Aspekt

der großen Knoten Hamburg, Bremen und Hannover. Ohne einen massiven Ausbau dieser Knoten ist der Bedarf höherer Kapazitäten gegenüber der Alpha-Variante ohnehin nur sehr theoretisch. Daher ist es jetzt an der Zeit, dass alle Kräfte in Norddeutschland vereint an der Umsetzung der Alpha-Variante und an der Verbesserung der Bahnknoten wirken. ■

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Text: Stefan Wittke Leiter Pressestelle Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

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TITEL Patient Hafen

Hamburger Schifffahrt in schwerem Fahrwasser Neue Studie von EY und Fraunhofer CML formuliert Handlungsempfehlungen für den Hamburger Schifffahrtsstandort Text: Bernd Richter

Bernd Richter ist bei EY verantwortlich für das maritime Kompetenzteam „Schifffahrt“ für Europa, den Mittleren Osten, Indien und Afrika (EMEIA).

H amburg nimmt als wichtigster Schifffahrtsstandort in Deutschland in Rankings internationaler Schifffahrtsstandorte regelmäßig eine Spitzenposition ein. Gleichwohl zeigt die seit sieben Jahren anhaltende Schifffahrtskrise auch Auswirkungen am Standort Hamburg. Vor diesem Hintergrund wurde EY in Kooperation mit dem Fraunhofer CML durch die Stadt Hamburg beauftragt, eine Studie über den Schifffahrtsstandort Hamburg zu erstellen. Auf Basis einer Ist-Analyse und eines Benchmarkings mit anderen internationalen Schifffahrtsstandorten wurden Handlungsoptionen für eine Stabilisierung und ein nachhaltiges Wachstum erarbeitet. Dabei wurde der globale Charakter des Schifffahrtsmarkts berücksichtigt, mit der Konsequenz und Notwendigkeit, sich an dessen Entwicklung auszurichten. Im Ergebnis der umfangreichen Auswertung statistischer Daten zu ansässigen Seeschifffahrtsunternehmen lassen sich Aussagen zu Anzahl von Unternehmen, Erwerbstätigen und Wertschöpfung treffen (vgl. Grafik). Unter den Begriff „Seeschifffahrt“ fallen hierbei Reedereien, Schiffsfinanzierer, Schiffsmakler und -agenten, maritime Dienstleister und Schifffahrtsinstitutionen. 14

Die globale Schifffahrtskrise hat bislang insbesondere bei den in Deutschland ansässigen Reedereien nur teilweise zu strukturellen Anpassungen geführt. Das Überangebot an Schiffskapazitäten hat zu einem nachhaltigen Preisverfall sowohl von Frachtraten als auch Charterraten geführt. In dem globalen Verdrängungswettbewerb werden Reedereien, die über keine effizienten Schiffssysteme verfügen oder keine Nischenmärkte besetzen können, mittelfristig aus dem Markt ausscheiden. Vor diesem Hintergrund zeigt sich das „Dilemma“, dass unverändert neue energieeffizientere und größere Schiffe bestellt werden und sich das bestehende Überangebot nicht reduziert („Kaskadeneffekt“). In der Folge hat sich die Wertschöpfung der Seeschifffahrt in Hamburg in den letzten sieben Jahren kontinuierlich verringert. Zudem hat sich durch das gesunkene Niveau von Fracht- und Charterraten die Bemessungsgrundlage für viele der unverändert erbrachten Dienstleistungen reduziert, was den Kostendruck bei den beteiligten Akteuren weiter verstärkt. Insbesondere bei den für die Beschaffung von Eigenkapital tätigen Emissionshäusern sowie den in Hamburg ansässigen Schiffsfinanzierern ist es zu einem massiven Stellenabbau gekommen. Der Krisenverlauf der letzten sieben Jahre hat mithin Unternehmen auf verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette und Teilsegmenten erreicht. Dieser Prozess wird sich fortsetzen, bis der globale Schifffahrtsmarkt sich stabilisiert hat. Zugleich wird der Zugang zu Kapital zur Bewältigung eines Strukturwandels damit zur Existenzfrage für Reedereien. Dies gilt auch für diejenigen, die ihr Geschäftsmodell als mittelbare Dienstleister auf deren

Bedürfnisse abgestimmt haben und zur Wertschöpfung am Standort Hamburg beitragen. Insoweit ist der Bestand eines im internationalen Vergleich relevanten Kerns von wettbewerbsfähigen Reedereien von hervorgehobener Bedeutung für die Entwicklung des Schifffahrtsstandorts Hamburg. Zentrale Herausforderungen für die Seeschifffahrt am Standort Hamburg Die Wiederherstellung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit ist für die ansässigen Reedereien regelmäßig davon abhängig, inwieweit sie neue Wege zur Einwerbung von Eigenkapital finden. Im Schatten des über Jahrzehnte erfolgreichen KG-Modells haben sich in Deutschland weder ein belastbarer Kapitalmarkt für Investments im Schifffahrtsbereich, noch kapitalmarktorientierte Strukturen in den Reedereien selbst entwickelt. Es stellen sich daher für die Zukunftsfähigkeit des Schifffahrtsstandortes – unabhängig von den global nicht steuerbaren Einflüssen – drei zentrale Herausforderungen: 1. Die Geschäftsmodelle der meisten Reedereien bedürfen der Modifizierung, um sie einerseits für Investoren attraktiv zu machen und gleichzeitig den Informations- und Transparenzerfordernissen von Kapitalmärkten zu genügen. Als Resümee aus der Krise beurteilen potentielle Investoren vielfach nicht mehr allein die Vorteilhaftigkeit einzelner Schiffe. Vielmehr beziehen sie alle mit dem Betrieb eines Schiffes zusammenhängenden Erlösquellen in ihre Kalkulation ein. Damit werden auch Reedereien selbst und nicht nur die durch sie betriebenen Schiffe Gegenstand von Investitionen. Gleichzeitig können so die Risiken aus der Projektfinanzierung abgefedert

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TITEL Patient Hafen

Quelle: Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen, Ernst & Young

und die Volatilität für Kapitalgeber in der Seeschifffahrt verringert werden. 2. Das KG-Modell steht infolge der vielfachen Totalverluste und dem daraus folgenden Vertrauensverlust bis auf weiteres für die strukturierte Beschaffung von Eigenkapital nicht mehr zur Verfügung. 3. Hamburg benötigt am Standort mindestens ein bedeutendes schiffsfinanzierendes Kreditinstitut, das – soweit die Reedereien das erforderliche Eigenkapital beschaffen können – Projekte zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der in Hamburg ansässigen Reedereien finanziert. Die immer noch große Anzahl leistungsgestörter Kredite im Schiffsfinanzierungsbereich stellt dabei einen Unsicherheitsfaktor bei der Frage dar, inwieweit sich der seit langem erwartete Konsolidierungsprozess entwickelt. Soweit Konsolidierungen die Wettbewerbsfähigkeit bestehender Reedereien erhöhen könnten, sollten vor diesem Hintergrund transaktionshemmende Unsicherheiten beseitigt werden. Vergleich mit anderen Standorten Der Standortvergleich weist Hamburg als einen der weltweit führenden Standorte aus. Das Ergebnis spiegelt die Vollständigkeit der schifffahrtsbezogenen Angebote wider, die Synergien fördert und in den letzten Jahren – trotz anhaltender Krise – weitere Unternehmen des maritimen Sektors angezogen hat. Best Practice Beispiele anderer Standorte ermöglichen die Ableitung von Handlungsempfehlungen für den Hamburger Standort.

Erarbeitung von Handlungsoptionen Im Rahmen der Studie wurden 17 Handlungsoptionen für die Weiterentwicklung des Schifffahrtsstandortes Hamburg entwickelt, die sich in die fünf Bereiche Schiffsfinanzierung, Innovation, rechtliche Rahmenbedingungen, Personal und Standortvermarktung gliedern lassen. Wenngleich die vorgestellten Handlungsoptionen überwiegend des privatwirtschaftlichen Engagements bedürfen, kann die Freie und Hansestadt Hamburg zum Teil eine moderierende Rolle übernehmen. Neuen Wegen in der Schiffsfinanzierung kommt eine Schlüsselfunktion zu. Die grundsätzliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Handlungsoptionen ist, dass ausreichend wettbewerbsfähige Unternehmen am Standort vertreten sind. Maßnahmen im Bereich Schiffsfinanzierung rücken wegen der angespannten Fremd- und Eigenkapitalsituation in den Mittelpunkt. Die Kapitalmarktfähigkeit ist folglich entscheidend für die Erschließung neuer Beteiligungs- und Fremdkapitalmodelle. Dazu müssen im Kern die Geschäftsmodelle vieler Reedereien so modifiziert werden, damit sie für potentielle Investoren attraktiv werden. Insbesondere Reedereien mit diversifiziertem Geschäftsmodell und/oder Nischenabdeckung und mehr als 100 Beschäftigen sind grundsätzlich in der Lage, im nationalen und internationalen Umfeld Eigen- und Fremdkapital einzuwerben. Alle anderen Reedereien

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sind in besonderem Maße auf die Revitalisierung des Schiffsfinanzierungsstandortes Hamburg angewiesen. Gleichzeitig werden viele dieser Unternehmen schon personell nur bedingt in der Lage sein, eine umfassende Kapitalmarktausrichtung zu bewältigen. Damit wird das Optimieren zukunftsfähiger Geschäftsmodelle ebenso zum Schlüsselfaktor wie Zusammenschlüsse oder Kooperationen mit anderen Reedereien. Die Studie zeigt verschiedene Wege für die Finanzierung in Schiffe und Reedereien auf, deren Umsetzung mittelbar zu einer Stärkung des Standortes führen kann. Durch sinnvolle Konsolidierungen kann der Standort gestärkt werden. Soweit eine Revitalisierung des Schiffsfinanzierungsstandortes Hamburg in der Breite nicht erfolgt, wird der externe Konsolidierungsdruck auf die Unternehmen weiter zunehmen. Reedereien werden aus dem Markt ausscheiden oder sich zu leistungsstärkeren Einheiten zusammenschließen, um den Zugang auch zu den internationalen Kapitalmärkten zu erlangen. Durch die Konsolidierungen am Standort Hamburg werden die verbleibenden Reedereien gestärkt. Eine Konsolidierung kann gleichwohl das Risiko beinhalten, dass betriebliche Einheiten oder Teilfunktionen in das Ausland verlagert werden. Fazit Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Umsetzung von Maßnahmen im Schiffsfinanzierungsbereich im Zusammenwirken mit den notwendigen Strukturanpassungen in den Reedereien von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung des Schifffahrtsstandorts Hamburg ist. Erst ihre erfolgreiche Umsetzung bei einer gleichzeitig einsetzenden Markterholung wird zu einer nachhaltigen Verbesserung des Schifffahrtsstandorts Hamburg führen. Weitere Maßnahmen wie die Optimierung von Verwaltungsprozessen, Innovationsförderungen oder Standortmarketing haben allenfalls unterstützen■ den Charakter.

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Das Gutachten ist im Internet unter www.hamburg.de/bwvi verfügbar. 15


TITEL Patient Hafen

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TITEL Patient Hafen

Digitalisierte Globalisierung Die Digitalisierung ermöglicht es mehr denn je, Daten statt Güter zu handeln. Wurden in der Vergangenheit mehr oder weniger fertigerstellte Investitionsgüter – also Industrieanlangen, Maschinen, Werkzeuge oder Fahrzeuge – von Deutschland in alle Weltregionen verschifft, genügt es heute, über Internet Konstruktionsskizzen oder Baupläne zu versenden. Das Endprodukt wird dann vor Ort beim Kunden passgenau hergestellt. Der Datentransfer macht den Güterhandel überflüssig. Das Internet ersetzt den Warentransport. Anstatt zentral und in Masse Standardgüter an einem Ort herzustellen, sie in Container zu verpacken und über tausende Kilometer zum Kunden zu transportieren, werden digitalisierte Signale in eine um den Erdball gehüllte virtuelle Datenwolke ausgesendet, wo sie von allen, von überall her, jederzeit – auch in Echtzeit – in jeder gewünschten Sprache, Form und Ausprägung abgerufen werden können. Am Standort des Verbrauchers bedienen dann selbstfahrende und selbstregulierte Roboter und Automaten oder 3-D-

„Groß, größer, am größten“ lautet das Motto der Containerschifffahrt. Als gäbe es für den globalen Handel keine Grenzen. Was für ein Irrtum. Digitalisierung und (Re-)Nationalisierung sorgen beide für eine Zeitenwende. An deren Ende wird die Globalisierung neu und anders sein als heute. Das wird auch Hamburg und den Hafen vor gewaltige Herausforderungen stellen. Text: Thomas Straubhaar

Drucker dezentral und maßgeschneidert die Verbraucher und werden Häuser und ganze Industrieanlangen gebaut. Die Zukunft der Globalisierung gehört nicht mehr dem Güterhandel, sondern den Dienstleistungen im weiteren und dem Datenhandel im engeren Sinne. Je stärker und schneller diese Entwicklung voranschreiten wird, desto eher werden sich gigantomanische Containerschiffe und ausufernde Seehäfen als Dinosaurier der Wirtschaftsgeschichte erweisen. Der Güterhandel wird zwar sicher nicht aussterben, aber er wird anders werden: geringer, spezifischer, hochwertiger. Und deshalb hat der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch recht, liegt die Zukunft des Hamburger Hafens bei der engen Verknüpfung und Vernetzung von Güterumschlag, verarbeitendem Gewerbe, Industrie und Logistik. Um hier

erfolgreich zu sein, bedarf es jedoch gezielter Investitionen und einer exzellenten Infrastruktur jenseits der Hafenanlagen. Es braucht hoch effiziente und schnelle Datenautobahnen. Und vor allem muss das Bildungssystem Menschen dazu befähigen, klug mit „Big Data“ umzugehen. Sie benötigen gute Kompetenzen, um Echtzeit-Information zu sammeln, zu beWIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg

werten und zu verdichten. Sie müssen in der Lage sein, intelligente Programme, Algorithmen und Techniken zu entwickeln, mit deren Hilfe Menschen, Roboter und Sensoren mehr oder weniger selbständig oder verbunden in Netzwerken, Daten austauschen, um komplexe unternehmerische Entscheidungen zu treffen oder einfache alltägliche Probleme zu lösen. Wer den rechtzeitigen Einstieg in das Zeitalter des globalen Datenhandels verpasst, wird – wenn überhaupt – den Rückstand lange nicht aufholen können. Deshalb muss das Thema Investitionen und Infrastruktur für die digitalisierte Globalisierung auf der wirtschaftspolitischen Agenda des Hamburger Senats ganz oben ■ stehen. Jetzt.

Thomas Straubhaar ist Professor für Volkswirschaftslehre der Universität Hamburg und Direktor des Europa-Kollegs Hamburg. Nach Studium und akademischen Stationen u.a. in Bern, Berkeley, Konstanz, Basel, Freiburg i. Br. und an der Helmut-SchmidtUniversität Hamburg war Straubhaar Leiter des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Er ist non-resident Fellow der Transatlantic Academy in Washington DC und Vorstand des Club of Hamburg, der sich intensiv mit dem demografischen Wandel und der Digitalisierung befasst.

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TITEL Patient Hafen

Quelle Grafik: DAKOSY

Port Community System auf ho Text: Katrin Woywod

Über 10.000 Schiffe laufen jährlich den Hamburger Hafen an. Mehr als die Hälfte davon transportieren Container, von denen täglich rund 25.000 TEU umgeschlagen werden. Damit steht der Hafen jeden Tag aufs Neue vor einer gewaltigen logistischen Herausforderung.

Viele Unternehmen müssen reibungslos zusammenarbeiten, damit tagtäglich tausende von Containern, die per Schiff, Truck, Bahn oder Binnenschiff nach Hamburg kommen, schnellstmöglich weitertransportiert werden können und Platz für die nächsten Container geschaffen wird. Hinter den physischen Transportprozessen steckt eine von DAKOSY entwickelte intelligente elektronische Plattform, die allen Beteiligten durch einen digitalen Informations- und Dokumentenaustausch die schnelle, reibungslose und transparente Abwicklungsprozesse ermöglicht. 1982 als Port Community System für den Hafen gegründet, vernetzt DAKOSY heute über 2.200 Unternehmen aus der Logistik und den logistischen Bereichen 18

von Handel und Industrie. Dazu gehören Terminals, Reeder und Linienagenten, Verlader und Speditionen, die Verkehrsträger LKW, Bahn, Feeder und Binnenschiff genauso wie Schlepper und Festmacher. Zoll und andere Behörden wie das Veterinär- und Einfuhramt sowie die Wasserschutzpolizei gehören dazu. Das Port Community System ist als offene und intelligente IT-Plattform konzipiert, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Darüber hinaus betreibt DAKOSY branchenorientierte Softwarepakete, über die sich die Kunden einfach und komfortabel an die Plattform anbinden können. Das Port Community System umfasst die Export Message Platform (EMP) und die Import Message Platform (IMP).

Beide integrieren weitere Lösungen, die speziell auf die Anforderungen einzelner Bereiche oder Branchen zugeschnitten sind, wie zum Beispiel die Export-Zollabwicklung (ZAPP-AES), das Monitoring von Gefahrgütern innerhalb des Hafens (GEGIS-System der Wasserschutzpolizei) und auch das Port River Information System Elbe (PRISE). Über die beiden Plattformen fließen alle Nachrichten, die entlang der Import- und Exportprozesse zwischen den Unternehmen ausgetauscht werden müssen. Sie garantierten den Beteiligten den reibungslosen Workflow vom Schiffszulauf bis zur Auslieferung der Waren beim Kunden und vice versa. Über DAKOSY können alle Angaben zum Transport erfasst, geprüft und gezielt mit

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unter anderem Daten zur Liegeplatzplanung und -anmeldung, Statusinformationen zu den Schiffspositionen auf der Elbe ab „Deutscher Bucht“ bis zum „Leine fest“, die Schiffsanmeldungen der Elblotsen, die Zuständigkeitsmeldungen der Schlepper und Festmacher sowie die Wasserstandsvorhersagen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).

Elektronische Transportvoranmeldung für Trucker wird verbindlich

hem Niveau den beteiligten Unternehmen und Behörden kommuniziert werden. Viele Prozesse, wie zum Beispiel die Zollfolgeverfahren oder die Beauftragung der Hinterlandtransporte werden dabei automatisiert angestoßen.

Weltweit einmalige Informationsplattform PRISE für den Hamburger Hafen Mit PRISE, dem Port River Information System Elbe, existiert eine weitere innovative IT-Plattform, die speziell für eine intelligente Zu- und Ablaufsteuerung von Großschiffen auf der Elbe und im Hamburger Hafen zugeschnitten ist. Denn die Begegnung von immer größer werdenden Schiffen auf der Elbe erfordert eine zunehmend granulare Planung. PRISE integriert die Informationen aller am Schiffszu- und ablauf beteiligten Unternehmen. Die Daten werden nur einmal erfasst und automatisch mit allen anderen Beteiligten geteilt. Durch PRISE wird die Planbarkeit der Revierfahrt auf der Elbe sowie der Schiffsbewegungen im Hafen verbessert und damit der Verkehrsfluss beschleunigt. PRISE verarbeitet und verbreitet dabei

Was seit Jahren als freiwilliges Instrument zur zügigen Transportplanung und Terminalabwicklung angeboten wird, kristallisiert sich jetzt als optimales Instrument für ein ebenfalls obligatorisches Anmeldeverfahren heraus. Im Sommer 2016 werden die Containerterminals HHLA und Eurogate die elektronische Transportvoranmeldung für alle straßenseitigen Containeranlieferungen und -abholungen verbindlich einführen, um so schnellere Durchlaufzeiten zu erreichen. Auch die Fuhrunternehmer profitieren, da sie importseitig vorab informiert werden, ob ein Container abholbereit ist. Exportseitig können die Wartezeiten am Interchange auf ein Mindestmaß reduziert werden. Im zweiten Schritt soll das sog. Slotbuchungsverfahren eingeführt werden, bei dem die Beteiligten Zeitfenster für die Containeranlieferung bzw. -abholung verabreden. Dadurch können die Terminals das LKW-Aufkommen gleichmäßiger verteilen und unvorhergesehene Peak-Zeiten vermeiden. Für die Fuhrunternehmer werden die Terminalabfertigungen planbarer und schneller. Um ein hafenweit reibungsloses Prozedere zu gewährleisten, hat DAKOSY im Auftrag der Terminals den zentralen Kommunikationsknoten „InfoHUB“ entwickelt. Über diesen werden die Terminals die elektronischen Voranmeldungen aller Fuhrunternehmen erhalten und ihre Statusinformationen zurücksenden. Demzufolge sind die Fuhrunternehmer angehalten, sich rechtzeitig bis zum Sommer elektronisch mit dem InfoHUB zu verbinden. Dafür kann eine geeignete Software – wie beispielsweise UNIKAT GE Truck von DAKOSY gewählt – oder das eigene ITSystem um eine EDI-Schnittstelle erweitert werden. Auch die Slotbuchung, die als weiteres verbindliches Anmeldeverfahren im Anschluss eingeführt werden soll, wird ■ über den InfoHUB gesteuert.

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Neujahrsempfang mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble Es war ein stimmungsvoller Abend an einem traditionsträchtigen Ort: In bester Laune feierten 800 Mitglieder und Gäste den Neujahrsempfang in der Alten Hagenbeck’schen Dressurhalle, wo einst Elefanten und Tiger trainiert wurden. Der Landesvorsitzende Gunnar Uldall freute sich, mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble nicht nur einen hochverdienten Staatsmann, sondern einen langjährigen Weggefährten aus frühesten politischen Tagen zu begrüßen.

In seiner Eröffnungsrede würdigte Uldall die besonderen Verdienste Schäubles im Zuge der Deutschen Einheit, seinen unermüdlichen Einsatz für das Zusammenwachsen Europas und seine solide Finanzpolitik, sprich das Erreichen und Einhalten der Schwarzen Null. „Die Gesichter, die für Europa gekämpft und gearbeitet haben, wechselten in den letzten Jahren häufig. Aber es gab eine Konstante: Und das war die Persönlichkeit Wolfgang Schäubles“.

Text: Christian Ströder

Der Dank gilt unseren Sponsoren:

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Dietrich Wersich MdHB Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft

großen Herausforderungen im 21. Jahrhundert seien „die wenigsten mit unseren europäischen Nationalstaaten“ zu bewältigen. Die Krisen dürften nicht zum Anlass genommen werden, um dem Ärger über Schwerfälligkeit und Überbürokratisierung nachzugeben. Europa müsse eben besser werden und intensiver an bestimmten Punkten arbeiten, so der Politiker.

„Es war ein großartiger Abend in einer großartigen Umgebung mit einem wirklich beeindruckenden Ehrengast Wolfgang Schäuble. Ich finde, aus ihm spricht eine Gelassenheit, eine Kraft und eine europäische Überzeugung.“

islamistischen Terror und den „Propagandakrieg“ Moskaus. „All dies schreit geradezu nach einem handlungsfähigen Europa (…) ist ein Weckruf, dass Europa stärker werden muss“, mahnte Schäuble und kritisierte diejenigen, die in der scheinbaren Geborgenheit der alten nationalstaatlichen Grenzen Zuflucht suchten. Von den

Dr. Herlind Gundelach MdB „Man hätte heute Abend eine Stecknadel fallen hören können, so konzentriert haben die Leute Wolfgang Schäuble zugehört. Er ist für diese Regierung eine Bereicherung und wird uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben.“

In seiner 40-minütigen Rede sprach Wolfgang Schäuble sehr offen über die Herausforderungen und Risiken, vor denen Deutschland und Europa stehen: „Wir haben eine Fülle von Krisen. Man weiß nicht genau, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und was uns am ärgsten im Laufe des Jahres beschäftigen wird“, so der Bundesfinanzminister und verwies auf den Ölpreisverfall, den Ukrainekonflikt, die Geldpolitik der US-Notenbank, den

Dr. Wolfgang Schäuble mit Vorstandsmitgliedern und dem Hamburger Unternehmer Cord Wöhlke (li.)

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

den Weltmärkten, auf dem europäischen Markt und der europäischen Gemeinschaftswährung. „Deshalb steht für uns selbst vieles von dem, was wir an Wohlstand und sozialer Sicherheit haben, auf dem Spiel, wenn es uns nicht gelingt, dieses Problem europäisch zu lösen“, mahnPierre Manière Geschäftsführer Skybus GmbH

Marcus Weinberg MdB „Insgesamt war das eine tolle Veranstaltung vom Wirtschaftsrat. Hut ab! Die Rede von Herrn Schäuble war klasse und man möge diese Worte lange in Erinnerung behalten. Sie können uns in den nächsten Monaten noch nützlich sein.“

Von allen Problemen hat die Bewältigung der Flüchtlingskrise „oberste Priorität“ für Schäuble. Seine zentrale Botschaft: „Wir werden das Problem nur europäisch einigermaßen bewältigen können. Wir werden es nicht mit nationalen Grenzen lösen.“ Deutschland verdanke seinen Wohlstand seiner starken Rolle auf

Florian Eilken und Patrick Bäumle

Michael Kruse MdHB Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft „Der Abend hat mir sehr gut gefallen. Ich nehme für mich mit, dass wir optimistisch ins Jahr starten können, aber auch viele Aufgaben, gerade als Politiker, haben.“

Dr. Hubert Baltes mit Ehefrau Nerinita Pellegatti Baltes

Dr. Wolfgang Schäuble mit Gunnar Uldall, Dr. Wolfgang Peiner sowie Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne mit Ehefrau Christine Kühne

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„Mir hat die Location sehr gut gefallen. Wahnsinn! Die Reden, insbesondere von Herrn Schäuble, fand ich sehr spannend.“

te der Finanzminister. Er versuche seinen europäischen Kollegen immer wieder klarzumachen, dass die Flüchtlingskrise kein deutsches Problem sei. Sollte die Bundesrepublik eines Tages gezwungen sein, dasselbe zu tun wie Schweden, würde Griechenland die Folgen zuerst spüren. Man müsse alles daran setzen, das Problem vernünftig zu lösen. Heißt: Den Migrationsdruck nach Europa verringern,

Mitte: Jasmin Nussbaumer und Ulf Gehrckens

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz im Gespräch mit Dr. Georg Mecke

Gunnar Uldall überreic ein „Hamburger Dank

Pieter Wasmuth im Gespräch mit dem ehemaligen Landesvorsitzenden Klaus-Jürgen Juhnke

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Prof. Dr. Stephan R. Göthel LL.M. Partner / Rechtsanwalt Pier 11 Partnerschaftsgesellschaft von Rechtsanwälten mbB „Der Abend gefällt mir sehr gut. Es ist eine tolle Atmosphäre in einer ganz wunderbaren Halle. Mit zwei, muss man sagen, tollen Rednern; beindruckend Herr Schäuble, Herr Uldall ganz genauso. Ich freue mich hier zu sein und viele bekannte, nette Leute zu treffen.“

und zwar durch die Stabilisierung des Nahen und Mittleren Ostens sowie Afrikas. „Das wird in der Entwicklungszusammenarbeit sehr viel mehr Anstrengungen erfordern“, erläuterte Schäuble. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die große Aufnahmebereitschaft Deutschlands auch international anerkannt werde.

ht Dr. Wolfgang Schäuble eschön“

v.l.: Dr. Thilo von Trott zu Solz, Jens Spudy und Prof. Dr. Albrecht von Arnswaldt

Matthias und Annette Frank

Aber: „Hilfsbereitschaft hat Grenzen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir uns diese Fähigkeit bewahren“, sagte Schäuble. Eine Obergrenze lehne er jedoch ab: „Man kann nicht abstrakt definieren, wo die Grenze liegt.“ Nichtsdestotrotz gab sich der Finanzminister zuversichtlich, dass Deutschland die Migrationsherausforderung in diesem Jahr meistern und die Zahl der Flüchtlinge deutlich geringer werde. Bei Abschottung könne keine Gesellschaft innovationsfähig und zukunftsoffen bleiben. Jedoch müsse das Maß an neuen Impulsen so sein, dass es insgesamt sozial akzeptabel ist. „Wir müssen die Erwartungen erfüllen, die die Bürger an die politische Ordnung haben. Nämlich, ein Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten“, so das Resümee des Ministers. Mit lautem Beifall honorierten die Zuhörer Wolfgang Schäubles eindringliche Rede. Ganz nach dem Hamburger Motto „TEU, TEU, TEU“ überreichte der Landesvorsitzende Gunnar Uldall als Dankeschön einen Miniatur-Container,

Joachim Friedrich Weinlig-Hagenbeck

Friederike Hagenbeck (Mitte) im Gespräch mit Sabrina und Matthias Busold

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gefüllt mit allerlei Hamburger Köstlichkeiten. Das anschließende Get-together am Buffet nutzten alle Anwesenden für ■ intensive Gespräche.

Dr.-Ing. Harald Lange „Eine besondere Location, ein nobler Zuhörerkreis, einer der ranghöchsten Politiker – der Neujahrsempfang 2016: perfekt!“

Klaus-Jürgen Juhnke im Gespräch mit dem Ehepaar Dr. Carl Klaus und Rosita Hagenbeck

Niklas Wilke und Detlev Wösten

Christina Block (rechts) im Gespräch mit Ulf Klapp und Dr. Brigitte Klapp

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VERANSTALTUNG Mittagsveranstaltung

Quo vadis Deutschland und DIW-Präsident Marcel Fratzscher gibt Ausblick auf das Die chinesische Volkswirtschaft ist so wenig gewachsen wie seit 25 Jahren nicht mehr, der Ölpreis scheint ins Bodenlose zu fallen und die Auseinandersetzung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran droht zu eskalieren. Für die Ukrainekrise, den nicht enden wollenden Bürgerkrieg in Syrien und den damit verbundenen Flüchtlingsstrom zeichnen sich keine Lösungen ab. Kurzum: Deutschland und Europa stehen schwierige Zeiten und große Herausforderungen bevor. Prof. Marcel Fratzscher Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)

Text: Hauke Meisner

130 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates Hamburg waren in das Hotel Grand Elysée gekommen, um zu erfahren, wie einer der renommiertesten deutschen Ökonomen die Wirtschaftslage 2016 einschätzt. Professor Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), zeichnete zu Beginn seines Vortrags ein düsteres Bild von der wirtschaftlichen Lage in Europa: „Europa ist nach wie vor die Sorgenregion weltweit. Wir sind die Region mit dem schwächsten Wachstum.“ Andere Regionen hätten sich sehr viel schneller und 24

besser von der globalen Finanzkrise erholt und warteten mit deutlich höheren Wachstumsraten auf. Der Hauptgrund für Europas Schwierigkeiten, die Krise hinter sich zu lassen, liegt laut Fratzscher darin, dass Europa eigentlich mit drei unterschiedlichen, eng miteinander verflochtenen Krisen gleichzeitig konfrontiert sei: „Wir reden von einer Wirtschaftskrise, einem massiven Einbruch von Wirtschaftsleistung, einer Finanzkrise, die wir nach wie vor nicht überwunden haben und einer Schuldenkrise.“ So habe der Süden des Kontinents nach wie vor mit einer Bankenkrise zu kämpfen und nahezu alle Länder schafften es nicht, sich an die Vorgaben des Vertrags von Maastricht zu halten und die

Staatsverschuldung auf unter 60 Prozent des BIP zu begrenzen. Zusammen mit den stark geschrumpften Volkswirtschaften vieler europäischer Staaten ergebe sich also eine Kombination aus Finanz-, Staatsschulden- und Wirtschaftskrise, die so nur in Europa anzutreffen sei und es dem Kontinent extrem schwer mache, sich daraus zu befreien. In seinem Vortrag richtete der Ökonom sein Augenmerk stärker auf Deutschland. Er warnte besonders davor, die großen wirtschaftspolitischen Erfolge der letzten Jahre, den Beschäftigungsboom, den ausgeglichenen Staatshaushalt und die große Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure nicht misszuverstehen und zu behaupten, dass Deutschland alles richtig

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VERANSTALTUNG Mittagsveranstaltung

gemacht habe. Bei einer Betrachtung über längere Zeiträume ergebe sich nämlich ein anderes Bild. Deutschland habe sich seit Einführung der Währungsunion wirtschaftlich schlechter entwickelt als die meisten anderen Länder in der Eurozone. Als Grund hierfür könne die verlorene Zeit der 2000er Jahre angeführt werden, als Deutschland von seinen Nachbarn als „kranker Mann Europas“ belächelt wurde. Der Aufschwung der letzten Jahre sei nichts weiter als ein teilweiser Aufholprozess dieser Zeit gewesen. Anschließend zählte Fratzscher fünf Probleme in Deutschland auf, die in den nächsten Jahren die deutsche Wirtschaft prägen werden. Es sind: Erstens das Wachstumsproblem: Längerfristig gesehen ist die Wachstums-

Europa? Wirtschaftsjahr 2016 dynamik in Deutschland wenig eindrucksvoll. Am meisten Sorgen bereiten die geringen Produktivitätszahlen. Die Produktivität deutscher Arbeitnehmer ist im Durchschnitt geringer als die Produktivität von Arbeitnehmern in den meisten europäischen Nachbarländern. 1,7 Prozent Gesamtwachstum klingen sehr viel besser als sie sind, gerade wenn man Sonderfaktoren wie das Konjunkturprogramm durch Ausgaben für Flüchtlinge, den niedrigen Ölpreis, den relativ schwachen Euro und eine extrem expansive Geldpolitik berücksichtigt. Zweitens das Unterbeschäftigungsproblem: Zu viele Menschen arbeiten in Teilzeit. Gerade viele Frauen würden gern zehn bis zwölf Stunden pro Woche mehr arbeiten. Obwohl Unternehmen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften suchen, gibt es über eine Million offene Stellen. Langfristig ist dies ein negativer Faktor, weil Unternehmen, die keine Fachkräfte vorfinden, abwandern oder zumindest hier nicht investieren können. Drittens das Ungleichheitsproblem: Ungleichheit wird das zentrale Thema in den kommenden Jahren sein. Deutschland ist eine der am wenigsten „gleichen“ Volkswirtschaften in Europa. Hier gibt es die höchste Ungleichheit bei privaten Net-

tovermögen. Diese hat einen hohen wirtschaftlichen Preis, da sie das Wachstum, die wirtschaftliche Dynamik und die Investitionen reduziert. Viertens das Vorsorgeproblem: Aufgrund der geringen Vermögen ist es sehr schwierig, Vorsorge zu betreiben. Intelligenter Vermögensaufbau ist und bleibt daher eine große Herausforderung für die deutsche Finanzbranche. Fünftens, der Staat lebt von seiner Substanz: Der Wert des staatlichen Vermögens (Straßen, Brücken, öffentliche Gebäude, Land etc.) hat in den letzten 15 Jahren ca. 500 Milliarden Euro an Wert verloren. Durch das Erreichen der „schwarzen Null“ und der damit verbundenen Sparpolitik sind die öffentlichen Vermögen eingebrochen. „Die Schwäche, die wir in Deutschland heute haben liegt darin, dass die öffentliche Hand und die privaten Unternehmen zu wenig investieren“, so Fratzscher zusammenfassend. Durch die schlechte öffentliche Infrastruktur könnten private Unternehmen schlechter investieren. Dies sei ein wichtiger Grund dafür, dass die privaten Investitionen im internationalen Vergleich so schwach seien. „Wenn private Unternehmen weniger investieren, dann heißt es natürlich auch weniger Produktivität, weniger Wettbewerbsfähigkeit und der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet“, erklärte er. Am Ende seines Vortrags wagte Fratzscher schließlich einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa in den nächsten fünf Jahren. Er stellte drei mögliche Szenarien vor: Ende der Krise und Erholung: Die Reformen greifen, die Banken gesunden und die Schulden sinken: 3 bis 3,5 Prozent Wachstum über die nächsten 3 bis 4 Jahre in allen europäischen Ländern sind als Stimulus für die Wirtschaft nötig. Wahrscheinlichkeit des Szenarios: 20 Prozent. Rezession und Vertiefung der Krise: Dieses Szenario ist aufgrund der Vielzahl von möglichen Risikofaktoren etwas realistischer, Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent. Stagnation: Die Reformen erweisen sich als unzureichend und es bleibt bei hoher Verschuldung und hoher Arbeitslosigkeit. Das Wachstum bleibt zu niedrig, um in Südeuropa die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu reduzieren, um die Produk-

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tivität zu verbessern und um Einkommen und Löhne nachhaltig zu steigern. Unternehmen können so keine Erträge erwirtschaften, Schulden abbauen und nicht wieder investieren. Auch für Staaten bleibt es zu niedrig, um Schulden abzubauen und wieder handlungsfähig zu werden. Wahrscheinlichkeit des Szenarios: 50 Prozent. Fratzschers Sorge: „Das wir in dieser Phase in eine Stagnation gleiten und die Dynamik so ist, dass wir die Probleme nicht beheben können“ und er appellierte abschließend, die jetzige Situation zu nutzen: „Wir sind heute in Deutschland in der sehr, sehr seltenen Lage viel wirtschaftspolitischen Spielraum zu haben. Unternehmen wollen investieren und würden es gerne tun, wenn die Politik ihnen die richtigen Rahmenbedingungen geben würde. Wir haben Überschüsse in den öffentlichen Haushalten, wo wir überlegen müssen, wie wir diese Gelder sinnvoll investieren können, um die Rahmenbedingungen zu verbessern.“ Vor Beginn der nachfolgenden Diskussion dankte Gunnar Uldall, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrats Hamburg, Fratzscher für seine „offenen und nicht beschönigenden Ausführungen“ und kritisierte seinerseits den „gewaltigen Verlust an staatlichem Vermögen.“ Gerade Hamburg habe unter diesem Problem sehr zu leiden, da es mit seinem Hafen auf eine Top-Infrastruktur angewiesen sei, um gegen Wettbewerber standhalten zu können. Er forderte den Ausbau des Nord-OstseeKanals, der norddeutschen Autobahnen und der sogenannten „Y“-Trasse. Im Hinblick auf die schwachen Wachstumsraten in Europa wies der Landesvorsitzende darauf hin, dass das Wachstum in Europa durch die Realisierung des Freihandelsabkommens TTIP gesteigert werden könne: „Der große Freihandelsraum würde neue Impulse in das Wachstum hineingeben. Das Wachstum in Europa hat auch durch den Abbau von Handelshemmnissen in Europa neue Impulse bekommen. Wenn wir das für den großen Raum „Nordatlantik“ realisieren würden, dann würden hier alle von den Wachstumsimpulsen profitieren.“ Im Anschluss stellte das Publikum Fragen. Dabei ging es um den Investitionsstau, die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und die geringe Sparquote in deut■ schen Privathaushalten. 25


VERANSTALTUNG POLITISCHES FRÜHSTÜCK

Mega-Containerschiffe:

Text: Hauke Meisner

Fluch der „Economies

Prof. Dr. Ing. Ulrich Malchow, Fachbereich Nautik & Seeverkehr am Centre of Maritime Studies an der Hochschule Bremen, sprach beim Wirtschaftsrat Hamburg über die Herausforderungen von Mega-Containerschiffen für den Hamburger Hafen. Rund 100 Mitglieder und Gäste aus der maritimen Wirtschaft waren der Einladung des Wirtschaftsrates zum zweiten POLITISCHEN FRÜHSTÜCK des Jahres gefolgt.

I n seiner kurzen Begrüßungsrede ging der Landesvorsitzende Gunnar Uldall auf die aktuelle Situation im Hamburger Hafen ein und kritisierte, dass es weder Fortschritte bei der Elbvertiefung noch eine richtige Lösung für die Verschlickung der Hafenbecken gebe: „Der Senat hat mit seiner Entscheidung, die Flächen im mittleren Freihafen wegzugeben – begründet mit dem geringen Bedarf an Containerumschlagsflächen – für Verwunderung gesorgt. Wir müssen aber gerade dem Eindruck entgegenwirken, dass der Hamburger Hafen auf der Stelle tritt.“ Zu Beginn seines Vortrags gab Malchow einen Überblick über die Größenentwicklung der Containerschiffe in den letzten Jahrzehnten. So habe sich die Maximalgröße der Containerschiffe in den letzten fünfzig Jahren versiebzehnfacht und liege heute bei 19.000 TEU (TEU= Twenty-foot Equivalent Unit, deutsch Standardcontainer) und 400 Metern Schiffslänge. Schiffe mit über 20.500 TEU befänden sich bereits im Bau. Diese Entwicklung werde aber, in diesem Punkt ist sich der Experte sicher, nicht mehr lange andauern, da das Limit des Größenwachstums bald erreicht sei. Limits gebe es hinsichtlich: TECHNOLOGIE: Um dem Schiff die notwendige Festigkeit zu verleihen, müssen Stahlplatten von ausreichender Stärke verbaut werden. Die maximal mögliche Plattenstärke liegt aus verschiedenen Gründen u.a. der Schweißbarkeit bei 85-90 mm. Schiffe, die aufgrund ihrer Größe dickere Stahlplatten benötigen, können entsprechend nicht gebaut werden. TECHNOLOGIE: Der Suezkanal gibt einen maximalen Rumpfquerschnitt vor. Dieser 26

ist bei 65 Meter Breite und 15 Meter Tiefgang erreicht. Auch die Straße von Malakka limitiert mit einer maximalen Tiefe von 20 Metern die Größe der Schiffe. Brücken, zum Beispiel die GroßerBelt-Brücke, spielen hier auch eine Rolle. HAFENLOGISTIK: Für die Häfen gelten sogenannte weiche Limits, da große Schiffe zwar meistens hineinpassen, aber die Terminals und die Zufahrtsstraßen schnell verstopft sein können. BERGUNG: Für große Containerschiffe muss immer entsprechend geeignetes Bergungsgerät vorhanden sein, um gestrandete Schiffe schnell bergen zu können und ein auseinanderbrechen vermeiden zu können. VERSICHERUNG: Schiffe in den genannten Größenordnungen können inklusive Ladung auf einen Gesamtwert von bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar kommen. Ein enormes Versicherungsrisiko, das schwer abzubilden ist. Die Frage nach den Gründen für die enorme Größe der Schiffe beantwortete Prof. Dr. Malchow mit den sogenannten „Economies of Scale“. Je größer ein Schiff sei, desto weniger Antriebsleistung werde pro TEU benötigt, was den Brennstoffverbrauch pro TEU reduziere. Das spezifische Investment pro TEU nehme mit zunehmender Größe des Schiffes ebenfalls ab. Und schließlich würden auch die Betriebskosten, insbesondere die Besatzungskosten, pro TEU mit zunehmender Schiffsgröße geringer. Allerdings hätten alle entscheidenden Kostenarten einen asymptotischen Verlauf: „Die Wirkung ist mit steigender

Ein Dankeschön für Prof. Dr.-Ing. Ulrich Malchow von Gunnar Uldall

Größe geringer. Je größer die Schiffe, desto kleiner die Economies of Scale“, erläuterte Malchow. Um eine Kostenreduzierung zu erreichen, sei darüber hinaus die komplette Auslastung der Schiffe nötig. Im weiteren Verlauf seines Vortrags kritisierte Prof. Dr. Malchow den Bau von neuen und immer größeren Schiffen, da schon die Auslastung der zurzeit eingesetzten Schiffe nicht mehr gegeben sei. Die Seefracht betrage nur etwa 0,6 bis 1,8 Prozent des Importwertes und könne so über den Einzelhandelspreis nicht für eine Belebung der Nachfrage nach Seetransporten sorgen, um die Auslastungsprobleme zu beheben. Daraus resultierend gebe es in der Containerschifffahrt einen reinen Preiswettbewerb, der zu immer weiteren Kosteneinsparungen führe. Um diese Kosteneinsparungen zu erreichen, würden die Reeder immer größere Schiffe bestellen und sich damit in einen Teufelskreis begeben, der noch mehr Überkapazitäten schaffe und so weiteren Druck auf die Frachtraten ausübe. „Reedereien die dabei nicht mitmachen, fliegen sofort raus, da sie dann einen Tick ungünstiger sind. Jeder ist gezwungen mitzumachen bei diesem Spiel“, so Malchow. Diese Entwicklung habe auch Auswirkungen auf die Häfen, die sich dieser Problematik anpassen müssten, um konkurrenzfähig zu bleiben: „Wenn ein Schiff nur um ein Viertel größer ist, hat das gewaltige Konsequenzen für den Hafen. Denn wenn das Schiff um ein Viertel länger ist, kann man auch nur ein Viertel mehr Containerbrücken an das Schiff stellen. Es ist aber doppelt so groß, kommt mit doppelt so vielen Containern. Daraus lässt sich

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VERANSTALTUNG POLITISCHES FRÜHSTÜCK

of Scale“? Mitte: Niels Harnack und Gunther Bonz

herleiten, dass das Schiff deutlich länger im Hafen liegen muss“, so der Schifffahrtsexperte. Um darauf zu reagieren bleibe nur die Beschleunigung des Umschlags, da längere Liegezeiten im Hafen, die Erhöhung der Fahrtgeschwindigkeit oder eine Reduzierung der Zahl der angelaufenen Häfen mit höheren Kosten für die Reeder verbunden wären. Die Umschlagsbeschleunigung sei durch die größeren Schiffe allerdings sehr schwer zu realisieren, weil der Weg jedes einzelnen Containers deutlich länger werde. „Wenn man z.B. ein 19.000 TEU-Schiff mit einem 5.000 TEU-Schiff vergleicht,

dann ist die Lastspielzeit im Durchschnitt um 40 Prozent länger. Beim Sprung von einem 13.000 TEU-Schiff auf ein 19.000 TEU-Schiff wird der Economies of ScaleEffekt durch die Folgen der längeren Hafenzeiten mehr als aufgefressen“, so Malchow. Betrachte man nun die Häfen, werde deutlich, dass diese durch die Economies of Scale stark unter Druck geraten. Die Kosten dort stiegen überproportional, um die Hafenanlagen anzupassen und für eine geeignete Infrastruktur für den Abtransport zu sorgen – ohne, dass die Häfen davon profitierten, da die Anzahl der Container nicht erhöht werde. Die Möglichkeiten der Häfen sich dagegen zu wehren seien äußerst eingeschränkt, da sich die Containerschiffsreedereien zu vier großen Allianzen, mit zusammen über 95 Prozent Marktanteil auf den Ost-West-Routen, zusammengeschlossen hätten. Entsprechend stünden die Häfen vier großen Nachfragekartellen gegenüber, die über den Schiffstyp und die angelaufenen Häfen und Terminals bestimmten. Es sei also eine gewaltige Nachfragemacht gegenüber den Häfen vorhanden, während die Häfen mehr oder weniger auf sich gestellt seien.

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„In der Containerschifffahrt haben wir jetzt ein Stadium erreicht, in dem aus einer gesteigerten Schiffsgröße nicht mehr herauszuholen ist“, resümierte Malchow. „Die Frage die bleibt, ist, was man aus der Erkenntnis macht, dass das Größenwachstum der Schiffe eigentlich niemandem etwas bringt.“ Profiteure dieser Entwicklung seien lediglich drei südkoreanische Großwerften, ein chinesischer Containerbrückenhersteller und drei holländische Baggerunternehmen. In der abschließenden Diskussionsrunde wurde ein Größenlimit für Containerschiffe in allen Häfen angeregt, um den von Malchow skizzierten Teufelskreis zu durchbrechen. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass sich erst an den Einnahmen der Reeder etwas ändern müsse, um zu vermeiden, dass auch weiterhin die kleinsten Vorteile der Economies of Scale wahrgenommen würden. Außerdem kam die Frage nach einer Veränderung der verschifften Waren im Zuge der Einführung des 3D-Drucks auf. Die Antwort des Professors auf diese Frage lautete: „3D-Druck wird sicherlich großen Einfluss haben, aber trotzdem wird es weiterhin Containerschifffahrt geben. Massive Einbrüche ■ erwarte ich nicht.“


VERANSTALTUNG POLITISCHES FRÜHSTÜCK

Die Erfolgsgeschichte von NXP Semiconductors

Durch die Übernahme des US-amerikanischen Konkurrenten Freescale im Dezember letzten Jahres ist NXP zum größten Halbleiter-Hersteller Europas aufgestiegen und hat seine Marktführung im Bereich der Autoelektronik untermauert. Weltweit rangiert das Unternehmen auf Platz vier der größten Chiphersteller.

NXP Vice President Achim Kempe zu Gast beim POLITISCHEN FRÜHSTÜCK

Text: Hauke Meisner / Christian Ströder

B eim ersten POLITISCHEN FRÜHSTÜCK des Jahres berichtete Achim Kempe, Vice President und Geschäftsführer der NXP Semiconductors Germany GmbH sowie Fabrikleiter des NXP-Werks in Lokstedt, vom Aufstieg seines Unternehmens zum Global Player. Zu Beginn seines Vortrags ging Kempe auf einige Besonderheiten der Halbleiterindustrie ein. Die Branche sei einem ständigen Wandel unterworfen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Akteure: „Wenn man am Markt erfolgreich sein will, muss man im Prinzip die Nummer eins oder zwei sein. Alle anderen werden für die ganz neuen Dinge nicht mehr angesprochen“, erklärte der Vice President. 28

Durch die Übernahme von Freescale sei NXP in vielen Bereichen zur Nummer eins aufgestiegen, da NXP und der ehemalige Konkurrent über weitgehend unterschiedliche Portfolios verfügten. In der zweitgrößten NXP-Fabrik in Hamburg-Lokstedt werden jedes Jahr ungefähr 70 Milliarden Transistordioden hergestellt: „Das ist ein Viertel der weltweiten Produktion. Ich bin mir ganz sicher, dass jeder von Ihnen in seinem Telefon, Schlüssel oder Tablet ein Produkt dabei hat, das von NXP und aus Hamburg kommt“, so Kempe. Für die drei Wissensbereiche „automotive“, „security“ und „connectivity“, den drei großen Säulen für NXP, liegt das

jeweilige Headquarter in Hamburg. Die Hansestadt habe im Sinne von BusinessEntscheidungen und Business-Development eine ganz große Bedeutung für den Konzern. Denn: „Wir haben in Hamburg alles, was man im Business braucht. Wir haben Entwicklung, Marketing, Produktion, Vertrieb und so weiter. Hamburg ist ein wichtiger Standort, der NXP ganz wesentlich mit beeinflussen kann.“ Auch in Zukunft wolle der Konzern am Standort Hamburg festhalten: „Wir haben tolle Mitarbeiter hier. Hamburg ist sehr attraktiv, auch für neue Mitarbeiter aus anderen Ländern“, betonte Kempe. Seinen Ursprung hat der Produktionsstandort Hamburg im Jahre 1924 als die

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Text: Peter Barber

PR-BERICHT Energiepolitk

Erfolgreiches Energieeffizienz-Projekt: Firma C.H.F. Müller Röntgenröhren herstellte. Das Unternehmen wurde später von Philips übernommen und – nach der Entdeckung des Halbleitereffekts – 1953 zur Philips-Halbleiterfabrik umgewandelt. Nachdem der niederländische Konzern sich von seiner Halbleitersparte trennte, übernahmen im Jahre 2006 Finanzinvestoren NXP. Für Kempe war das ein Glücksfall: „Der Schritt aus Philips heraus war für uns der bestmögliche Schritt. Wir wären heute nicht da wo wir sind, wenn das nicht passiert wäre.“ Die Vernetzung von elektronischen Geräten über das Internet, das sogenannte „Internet der Dinge“, spielt für NXP eine große Rolle. In wenigen Jahren werde es 40 bis 50 Milliarden miteinander kommunizierende Geräte geben, prognostizierte der NXP Geschäftsführer. Dies könne schnell zu einem Datensicherheitsproblem werden, wenn Identitäten nicht ausreichend geschützt würden. NXP sei aber in der Lage für die notwendige Sicherheit zu sorgen: „Wir haben über 100 Sicherheitsfunktionen auf einem Chip, die es unmöglich machen, diesen zu hacken“, versicherte Kempe. Das allein reicht jedoch nicht. Es brauche auch eine Art weltweiten Sicherheitsstandard für Identitäten im Netz, der auf politischer Ebene erst noch geschaffen werde müsse und der den Nutzern die Skepsis vor der neuen Technologie nehme: „Wir müssen Standards definieren, wie es sie z.B. für Bluetooth oder USB gibt. Was wir dabei vermeiden sollten, ist, dass der Rest der Welt dies ohne Europa macht und dann deren Standards gelten, die wir dann als nicht hinreichend erachten könnten“, warnte Kempe. Dies sei insbesondere für die Automobilbranche wichtig, etwa bei der Selbstfahrelektronik von Autos. Im Anschluss nutzten die Zuhörer die Gelegenheit, Achim Kempe vertiefende Fragen zu NXP und der Bedeutung des Standorts Hamburg zu stellen. Dabei ging es u.a. um die Aktivitäten von NXP in China, mögliche Kooperationen zwischen NXP und den Hamburger Forschungseinrichtungen und weitere Faktoren, die den Produktionsstandort Hamburg für das Unternehmen so attraktiv macht. Letzteres begründete Kempe mit der Größe und dem hohen Automatisierungsgrad der Hamburger Fabrik und der damit wiederum einhergehenden Pro■ duktivität und Effektivität. WIR IM NORDEN | 1/2016

Der hit-Technopark ist CO2-frei

Erst vor drei Jahren entwickelte Hamburgs größtes Technologiezentrum sein Ökologiekonzept „hit goes green!“. Doch bereits zum Jahresbeginn 2016 war man CO2-frei. Und das Beste: Die Mieter sparen jährlich 20.000 Euro. Als der hit-Technopark Hamburg mit seinem Energieeffizienz-Projekt „hit goes green!“ Anfang 2013 an den Start ging, hatte er ein großes, ambitioniertes Ziel: in fünf Jahren CO2-frei zu sein. „Nicht nur aus Marketing-Gründen einfach so dahingeredet“, sagte Geschäftsführer Christoph Birkel damals, „wir wollen glaubwürdig sein und echt ökologisch.“ Sparsame Blockheizkraftwerke wurden am Tempowerkring eingebaut und alle Strom fressenden Anlagen ausgebaut. Jetzt, bereits nach weniger als drei Jahren, hat man das Ziel erreicht. Mit dem Jahreswechsel 2015/2016 war Hamburgs größtes Technologiezentrum mit 17 Häusern und 28.000 Quadratmetern Büro- und Technikumsflächen CO2-frei. Möglich machte den schnellen Erfolg vor allem die Zusammenarbeit mit dem neuen Energieanbieter Entega GmbH, einem in Darmstadt beheimateten Unternehmen, das sich ganz der Ökologie und der klimaneutralen Versorgung verschrieben hat. Seinen Strom bezieht Entega ausschließlich aus deutschen Wasserkraftwerken. Echter, zertifizierter Bio-Strom. Zum Nachhaltigkeitskonzept von Entega, das sich mit den Zielen von „hit goes green!“ nahezu deckt, gehört auch das Aufforsten von tropischen Regenwäldern, damit sie mehr CO2 absorbieren. Wahrheitsgetreu kommt ein Technologiekomplex trotz Einsatz aller energierelevanten Maßnahmen nie vollständig ohne Abgase aus. Doch die geringe Menge an CO2, die im hit-Technopark

durch das Anheizen der Blockheizkraftwerke mit Gas entsteht, wird mit der Anpflanzung neuer Bäume im brasilianischen Urwald mehr als neutralisiert. Entega pflanzt für jeden Kunden so viele Bäume, wie zur CO2-Freiheit benötigt werden, zertifiziert vom TÜV Rheinland. Ein fairer ökologischer Kompromiss, nachhaltiger und ehrlicher als die gekauften Abgas-Zertifikate früherer Jahre. Und getreu seinem Motto, dass Umweltschutz nicht weh tun darf, lässt Christoph Birkel seine Mieter – derzeit rund 110 Unternehmen aus 25 Branchen – auch am Erfolg seiner Energiesparpolitik partizipieren. Die dank eines hart verhandelten Vertrages jährlich eingesparten 20.000 Euro gibt er voll und ganz an die Mieter weiter. Somit können die Nebenkosten im hit-Technopark sinken, während sie anderswo in Gewerbeimmobilien steigen und als zweite Miete empfunden werden. Um die Kosten niedrig zu halten, werden auch in Zukunft die energieeffizienten Maßnahmen konsequent weitergeführt. Blockheizkraftwerke – wie im Vorzeigeobjekt Tempowerkring 19 – werden die alten Gasheizungen ersetzen. Sie produzieren Wärme und Kälte, aber auch als Nebenprodukt Strom. Außerdem werden alle Lichtanlagen auf LED umgerüstet. Für seine vorbildlichen Umwelt-Aktivitäten wurde der hit-Technopark von der Hansestadt Hamburg als offizieller UmweltPartner ausgezeichnet und zertifiziert. ■ 29


VERANSTALTUNG Informationsveranstaltung

Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit Wirtschaftsrat Hamburg lädt UnternehmerInnen zur Informationsrunde mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration ein

Hans Nauber Stabsstelle Arbeit und Migration, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration

Die Integration der Flüchtlinge stellt die Bundesrepublik vor die wohl größte Herausforderung seit ihrer Gründung. Es ist eine Generationenaufgabe, die gelingen muss. Ansonsten drohen mittel- und langfristig tiefe innenpolitische und gesellschaftliche Verwerfungen. Eine Unterstützung des Integrationsprozesses ist deswegen im Interesse der ganzen Gesellschaft. Im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft will der Wirtschaftsrat Hamburg mit seinen Mitgliedern einen Beitrag zum wichtigsten Integrationsschritt leisten, nämlich der Vermittlung von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die rechtlichen Rah-

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Text: Christian Ströder

menbedingungen und Verfahrensabläufe teilweise hohe Hürden darstellen. Unternehmerinnen und Unternehmer, die Flüchtlingen eine Chance in ihrer Firma geben möchten, erwarten mehr Transparenz und Verfahrenserleichterungen. In Hamburg hat sich mit Unterstützung der Arbeitsagentur sowie der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) die Initiative W.I.R. gebildet: work and integration for refugees – ein Vorhaben, das eine Unterstützung und Begleitung zur Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit bietet. Die Zielsetzungen von W.I.R sind: ■ Erhebung und Auswertung der Lebenslagen und der beruflichen Kompetenzen und Bedarfen von erwerbsfähigen Geflüchteten ■ Angebote von Arbeitgebern akquirieren (insb. Praktika) und Geflüchtete in Beschäftigung und Ausbildung bringen (Unternehmensservice) ■ Analyse der Zielgruppe, gemeinsames Lernen, Weiterentwicklung des Regelsystems, gemeinsame zielgruppenorientierte Maßnahmenentwicklung, Ableitung von gesetzlichen Handlungs-/Regelungsbedarfen

Der Wirtschaftsrat hatte seine Mitglieder zu einer Gesprächsrunde mit Hans Nauber, Stabsstelle Arbeit und Migration der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, eingeladen, um sich über das W.I.R. Programm zu informieren und Praxiserfahrungen auszutauschen. Nauber skizzierte zunächst die Flüchtlingssituation in Hamburg in Zahlen und erläuterte, welche Auflagen bei der Einstellung von Flüchtlingen, etwa abhängig vom Aufenthaltsstatus, zu beachten sind. Die anschließende Diskussionsrunde drehte sich vor allem um die Frage, wie der Anwerbe- und Einstellungsprozess von Flüchtlingen für die Unternehmen vereinfacht werden könnte. So erweist sich z.B. die sogenannte Vorrangprüfung in der Praxis als großes Problem. Die Mitglieder wünschten sich mehr Pragmatismus und eine unbürokratischere Zusammenarbeit mit den Behörden, um Flüchtlinge schneller und mit weniger Aufwand einstellen zu ■ können.

Der Landesvorsitzende Gunnar Uldall, Senator a.D., moderierte die Informationsrunde

Intensive Diskussion im Konferenzraum der Landesgeschäftsstelle Haben Sie als UnternehmerIn Fragen zum Projekt W.I.R? Den Unternehmensservice von W.I.R erreichen Sie entweder per E-Mail: Hamburg.UnternehmensserviceWIR@arbeitsagentur.de oder telefonisch unter: 0175 - 18 10 961 Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


AKTUELLES Aus Hamburg

Asylbewerber in Hamburg:

Über Praktikum, Ausbildung, Berufstätigkeit in den Betrieben Wenn es um Zugangsmöglichkeiten und -bedingungen zum Arbeitsmarkt für geflüchtete Menschen geht, sind zahlreiche Rechtsgrundlagen zu beachten. Vieles ist allerdings nicht so kompliziert wie allgemein befürchtet und der Weg in Praktikum, Ausbildung oder Berufstätigkeit relativ leicht zu realisieren. Berufstätigkeit Sehr einfach ist der Zugang zum hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt für anerkannte Asylbewerberinnen und -bewerber, über deren Asylantrag positiv entschieden wurde. Sie dürfen grundsätzlich uneingeschränkt als Beschäftigte arbeiten, eine Ausbildung absolvieren oder eine selbstständige Tätigkeit aufnehmen. Personen mit einer Aufenthaltsgestattung oder -duldung dürfen grundsätzlich nur nach Beantragung und mit Erlaubnis der Hamburger Ausländerbehörde eine Beschäftigung aufnehmen. Die Ausländerbehörde muss in diesem Verfahren die örtliche Agentur für Arbeit beteiligen, die a) eine Einschätzung zum Arbeitsmarkt abgibt und b) die vertraglich festgelegten Arbeitsbedingungen, wie Arbeitszeit, Lohn, Urlaubsanspruch in jedem Einzelfall zu prüfen hat.

Dieses Verfahren findet also ohne Zutun des Arbeitgebers oder des antragstellenden Asylbewerbers statt. Verabredete Fristen für die Bearbeitung sorgen für ein zügiges Verfahren. Berufsausbildung Eine klassische Berufsausbildung ist der Schlüssel in den Arbeitsmarkt. Anerkannte Flüchtlinge haben freien Zugang zu den Ausbildungsangeboten. Gleiches gilt für die Einstiegsqualifikationen, die zwischen 6 und 12 Monaten dauern. Liegt eine Aufenthaltsgestattung bzw. -duldung vor, so ist der Zugang zum Ausbildungsmarkt ebenfalls gegeben. Asylbewerber (m/w), deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist, benötigen dagegen jeweils die Zustimmung der Ausländerbehörde.

Einfacher Zugang zum hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt für anerkannte Asylbewerberinnen und -bewerber Antragstellung bei der zuständigen Ausländerdienststelle

Weiterleitung an zuständiges Team der Arbeitsmarktzulassung der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Sind die Unterlagen vollständig? Dann sofortige Bearbeitung und Dokomentation

Arbeitgeber werden bei Unstimmigkeiten informiert und beraten

Stellungnahme der BA zurück an anfragende Stelle

abschließende Entscheidung Ausländerstelle an Antragsteller

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Hamburg

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Sönke Fock Vorsitzendes Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg

Praktikum Praktika und Hospitationen von Flüchtlingen bieten Arbeitgebern eine gute Möglichkeit, künftige Fachkräfte zu identifizieren oder für eine Ausbildung bzw. eine Beschäftigung zu gewinnen. Auch hier müssen Asylbewerber, deren Asylverfahren noch läuft, ein Praktikum zur Berufsorientierung (max. 3 Monate) bei der Ausländerbehörde beantragen. Für Hochschulabsolventen aus Drittländern, deren Gehalt den ortsüblichen und vergleichbaren Arbeitsbedingungen entspricht, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt ebenfalls möglich. Für die Gruppe der „großen Blue Card“ bedarf es keiner Zustimmung der Arbeitsagenturen. Unbedingt in die Gesamtbewertung eines möglichen Arbeitsverhältnisses einzubeziehen sind die besonderen Lebenslagen der einzelnen Bewerberinnen und Bewerber aus den jeweiligen Krisenländern. Das heißt, wie gut sind die Sprachkenntnisse, gibt es eine feste Unterkunft, ist der Gesundheitszustand stabil, wie sind die Familienverhältnisse, gibt es nachweisbare und verwertbare Schul- und ■ Berufsabschlüsse? 31


LANDESFACHKOMMISSION Internet und Digitale Wirtschaft

Die Welt der globalen Kommunikation und der Datenschutz in Europa Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Daten sind wohl auch das Geld von morgen. Die digitale Revolution schreitet unaufhaltsam voran und wir alle müssen aufpassen, dass sie beherrschbar bleibt. Silicon Valley darf nicht das alleinige Mission Control Center werden. Eine Digitale Ethik wir immer wichtiger.

Die aktuellen Zahlen der digitalen Wirtschaft in Deutschland lassen sich sehen: Über 90.000 Unternehmen und mehr als eine Million Beschäftigte. Mit einem Anteil von 4,7 Prozent tragen sie zur gewerblichen Wertschöpfung bei. So viel wie der Automobilbau und mehr als der Maschinenbau. Im Ranking der führenden Länder in der digitalen Wirtschaft liegt Deutschland nach Standortindex-DIGITAL 2014 auf dem sechsten Platz – nach USA, Südkorea, Großbritannien, China und Japan. Und in Hamburg sind bei der Handelskammer rund 20.000 Unternehmen gelistet, die der Medien- und Digitalwirtschaft direkt und indirekt zuzurechnen sind. Die Kommission beobachtet die Verhandlungen über die Europäische Datenschutzgrundverordnung. Für die Erhebung, Verarbeitung und Weiterleitung von Daten müssen für alle verbindliche Regeln gelten. Die Sicherheit im Netz, die Sicherheit unserer Daten, aber auch die Integrität unserer digitalen Infrastruktur muss gewährleistet bleiben.

Aus der Arbeit der Kommission Rückblick: Im Dezember referierte Professor Dr. Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit zum Thema „Die Welt der globalen Kommunikation und der Datenschutz in Europa“. Er gab einen Einblick in die neue EU-Datenschutzgrundverordnung und zeigte auf, in welchen Bereichen er Vor- und Nachteile sieht. 32

Frank Burkert und Ludolf Baron von Löwenstern, Vorsitzender der Landesfachkommission (v.l.)

Welche Aktuellen Trends und Fakten gibt es in der europäischen Innovations- und Zuwendungslandschaft? Dazu hörten wir im Januar ein Referat von Frank Burkert, Partner von Ernst & Young und verantwortlich als EMAIA Leader für die Global R&D and Innovation sowie Business Tax Services. Investitionen in die Errichtung oder Erweiterung einer Betriebsstätte, in neue Geschäftsfelder oder Schaffung von Innovationen, in Infrastrukturmaßnahmen sowie die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, gehören zum Wachstumsmotor einer jeden Volkswirtschaft. Diese Maßnahmen schaffen neue Arbeitsplätze oder führen zur Verbesserung regionaler wie auch nationaler Wirtschaftsstrukturen und damit der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Folglich werden solche Vorhaben über die unterschiedlichsten Instrumente auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene durch die öffentliche Hand finanziell unterstützt. Öffentliche Finanzierungshilfen der Europäischen Union, des Bundes und der einzelnen Bundesländer sind vielschichtig – sei es von nicht oder nur bedingt rückzahlbaren Zuschüssen, Steuervergünstigungen, zinsverbilligten Darlehen, Bürgschaften sowie als öffentliches Beteiligungskapital gewährt werden. Dies wirft viele Fragen auf, unter anderem: Welche öffentlichen Finanzierungshilfen gibt es überhaupt, welchen komplexen Fragestellungen muss man sich stellen oder welche Finanzierung unter Einhaltung der förder- und beihilferechtlichen Rahmenbedingungen sind zu bestehen. In seinem Vortrag gab Frank Burkert einen Ein- und Überblick. Dank E-Commerce und Internet ist der Versandhandel so vital wie nie. Die deutschen Onlinehändler verzeichneten im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 46,9 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anteil von 89,6 Prozent am Gesamtumsatz des Interaktiven Handels (Online- und Versandhändler), die insge■ samt 52,4 Milliarden Euro umsetzten. Text: Ludolf Baron von Löwenstern

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LANDESFACHKOMMISSION Logistik und Infrastruktur

Metropolregion Hamburg 2020: Verkehrsinfrastruktur und ihre Auslastung Zu diesem Thema stellte Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor und Geschäftsführer des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), in der Februarsitzung der Landesfachkommission Logistik und Infrastruktur eine Studie seines Instituts vor.

Die von Vöpel vorgestellte Analyse gibt, ausgehend von verschiedenen Wachstumsszenarien des Hafenumschlags zwischen 2011 und 2020, einen Ausblick auf die Verkehrssituation Ende des Jahrzehnts in Hamburg. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass – bei einem moderaten Hafenumschlagswachstum von 4,1 Prozent pro Jahr – der Lkw-Verkehr in und um Hamburg um bis zu 45,1 Prozent zunehmen würde, der Bahnverkehr um bis zu 82,9 Prozent. Ein optimistischeres Hafenumschlagswachstum von 6,1 Prozent pro Jahr würde eine Zunahme des Lkw-Verkehrs um bis zu 58,5 Prozent und eine Zunahme des Bahnverkehrs um bis zu 104,3 Prozent zur Folge haben. Zu beachten ist bei diesen Prognosen allerdings, dass die zugrunde gelegten Erwartungen an das Wachstum des Hafenumschlags von 4,1 bzw. 6,1 Prozent bereits einige Jahre alt sind und von der Realität mittlerweile überholt wurden. So ist etwa in 2015 der Hafenumschlag im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent zurückgegangen. Hier machen sich die Wirtschaftsprobleme in China und Russland bemerkbar. In 2013 hatte der Hafenumschlag im Vorjahresvergleich noch um 6,2 Prozent zugelegt. In 2014 erreichte der Gesamtumschlag 145,7 Millionen Tonnen – das bisher beste Ergebnis in der Hafengeschichte. Angesichts solcher Schwankungen, dies machte Vöpel deutlich, sind auch andere Entwicklungsszenarien möglich. In jedem Fall aber muss das Verkehrsaufkommen in der Hansestadt besser gesteuert werden. Um die Verkehrsprobleme

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Prof Dr. Peer Witten Vorsitzender der Landesfachkommission

lösen zu können, ist für den Direktor des HWWI neben Konzepten zum innerstädtischen Verkehr auch die Entwicklung der überregional bedeutenden Verkehrsinfrastruktur wichtig. Die Hafenquerspange (A26) erscheine sinnvoll zur Abwicklung von Hafenverkehr und der Ausbau der Schieneninfrastruktur (Y-Trasse oder Alternativen) werde aufgrund bereits jetzt existierender Überlastung im Raum Niedersachen unabdingbar. Eine Erhöhung der Kapazität im Schienenverkehr könne ebenfalls durch eine verbesserte Steuerung (Taktung, Überholgleise) ermöglicht werden. Zusätzliche Spuren auf den Autobahnen seien wegen des tageszeitabhängigen Verkehrs nur bedingt sinnvoll und sollten besser durch eine tageszeitabhängige Maut für Pkw ersetzt werden. Auch die im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung mögliche stärkere Vernetzung der Informationssysteme würde über eine intelligentere Verkehrssteuerung (z.B. bei der Parkplatzsuche) die verkehrlichen Belastungen deutlich reduzieren. Längerfristig wird auch das autonome Fahren von LKWs (z.B. in „Zügen“ auf der Autobahn) die Zahl der Unfälle ■ und damit Störquellen für Staus erheblich herabsetzen.

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LANDESFACHKOMMISSION Wachstum und Innovation

Herausforderungen für die deutsche Volkswirtschaft und den Standort Hamburg Die deutsche Volkswirtschaft und der Standort Hamburg stehen vor enormen Herausforderungen wie der digitalen Transformation, dem Übergang zur Wissensgesellschaft, dem demographischen Wandel, der Urbanisierung, der Globalisierung und damit einer wachsenden internationalen Konkurrenz auf den für unser rohstoffarmes Land so essentiellen Gebieten der Hochtechnologie und der Dienstleistung.

Dr. Hubert Baltes Vorsitzender der Landesfachkommission

chende Ansätze wie das „Startup Dock“ oder den „Hamburg Innovation Summit“, generell sind die Bemühungen aber sehr zaghaft, insbesondere was die Einbindung von Hochschulen betrifft. Ein weiterer kritischer Punkt sind die verfügbaren Mittel. Mit 12 Millionen Euro verfügt das „InnoRampUp“-Programm der IFB über etwa ein Prozent der Mittel, die Hamburg regelmäßig zur Bestandserhaltung aufwendet. Ob der noch zu gründende Innovations-Wachstumsfond Abhilfe schaffen wird, ist ebenso unklar wie seine Finanzierung bzw. der Nutzen für potenzielle Investoren, die 90 Prozent der Mittel, also 90 Millionen Euro aufbringen sollen. Demzufolge werden die Landesfachkommission und der Wirtschaftsrat weiterhin auf tragfähige Lösungen drängen.

I nnovation ist die Methode, aus diesen Herausforderungen Chancen für den Wirtschaftsstandort abzuleiten und ihn zur Prosperität zu führen. Daher sieht die Landesfachkommission für Wachstum und Innovation es als Aufgabe, Antworten auf die mit den genannten Trends verbundenen Fragen zu finden und den Organen und Gremien der Freien und Hansestadt Hamburg Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. Perspektiven, welche die davon betroffenen Menschen verstehen können. Im Jahr 2016 werden wir uns intensiv dreier Themen widmen: Der Hamburger Gründerlandschaft, der Digitalisierung sowie der Entwicklung des Hafens und des maritimen Umfeldes. Die Hamburger Gründerlandschaft Hamburg hat in diesem Bereich einen enormen Nachholbedarf. Anders als in Lübeck mit seinen Hunderten von TechnologieStartups zählen sich diese in Hamburg nur im Dutzend. Die Anzahl der aus Bundesmitteln finanzierten Gründungen beträgt etwa 10 Prozent derer in Berlin. Sicherlich gibt es vielverspre34

Die Digitalisierung Die digitale Transformation ist eine weitgehend unbemerkte Revolution, die alle Bereiche der Gesellschaft und des Geschäftslebens mit ihrer beispiellosen Dynamik erfassen und umgestalten wird. Dienstleistungen werden den Löwenanteil der Wertschöpfung abdecken. Es ist nicht erkennbar, dass der Senat den Ernst der Lage erkannt hat. Statt das Thema in seiner vollen Breite anzugehen, profiliert man sich in den etablierten Bereichen. Wie beim transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP auch weigert sich der Erste Bürgermeister Olaf Scholz, Flagge zu zeigen. Daher wird die Landesfachkommission für Wachstum und Innovation nachdrücklich eine „Digitale Agenda“ vom Senat einfordern. Die Entwicklung des Hafens und des maritimen Umfeldes Grundlagenforschung und Technologietransfer sind die Ingredienzien für Hochtechnologie. Ihr Erfolg im globalen Markt wird getragen von einer zielgerichteten Industriepolitik. Daher hat der Verband für Schiffbau und Meerestechnik VSM die Einrichtung eines maritimen Forschungsinstitutes in Hamburg gefordert. Die Landesfachkommission wird dieses ■ Unterfangen nach Kräften unterstützen. Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN



AKTUELLES Publikationen

Das Positionspapier ist online abrufbar unter www.wirtschaftsrat.de, Landesverband Hamburg, Publikationen – Broschüren und Positionen oder direkt über den Scan dieses QR-Codes:

Zurück zum Erfolgsmodell „Wachsende Stadt“ Wirtschaftsrat Hamburg legt Positionspapier zur Stadtentwicklung vor Text: Christian Ströder

Der Wirtschaftsrat Hamburg hat im Rahmen seines Neujahrsempfangs am 03. Februar (Bericht S. 20) ein neues Positionspapier zur Stadtentwicklung vorgestellt. Das Papier mit dem Titel Zurück zum Programm „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ setzt nach dem gescheiterten Olympia-Referendum und angesichts des immensen Flüchtlingszustroms bei der Frage an, wie sich Hamburg trotz der großen Herausforderungen zukunftssicher aufstellen kann. Hamburg ist schon jetzt eine pulsierende Stadt mit großer Anziehungskraft. Sie muss in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen Balanceakt meistern: Es gilt einerseits, die Flüchtlingskrise zu sozial verträglichen Bedingungen in den Griff zu bekommen und sich andererseits als Wirtschaftsmetropole des Nordens zu behaupten. Der Wirtschaftsrat sieht den Schlüssel zum Erfolg im konsequenten Wachstum und setzt sich für die Rückbesinnung auf das bewährte und geschätzte Leitbild der Wachsenden Stadt ein. Mit seinem neuesten Positionspapier möchte der Wirtschaftsrat parteiübergreifend einen konstruktiven Beitrag in der politischen Diskussion leisten, welche Maßnahmen unsere Stadt in eine erfolgreiche Zukunft führen. Diese Zukunft lässt nicht auf sich

warten. Die Zeit drängt, die Weichen auf Wachstum zu stellen. Folgende sind die zentralen Forderungen des Wirtschaftsrates: ■ Die Zielsetzung im Rahmen des „Bündnis für das Wohnen“ ist auf 12.000 bis 15.000 pro Jahr anzuheben. ■ Es braucht einen Schulterschluss zwischen der Stadt Hamburg und der privaten Immobilienwirtschaft zum Bau sog. Übergangswohnungen. ■ Es darf keine Großsiedlungen zur Unterbringung von Flüchtlingen geben. ■ Der negativen Umlandwanderung muss durch Wohnraum für junge Familien entgegengewirkt werden. In diesem Zusammenhang unterstützt der Wirtschaftsrat das von der Handelskammer Hamburg ausgearbeitete Stadtentwicklungskonzept „Leben und Arbeiten entlang der Bille-Achse“. ■ Die Mietpreisbremse ist auszusetzen. ■ Die Gewerbeflächenpotenziale sind entsprechend der Vorschläge der Handelskammer Hamburg im Standpunktepapier „Stadtmobilität in Hamburg 2030“ und dem Stadtentwicklungskonzept „Leben und Arbeiten entlang der Bille-Achse“ zu nutzen.

MESSE-VORSCHAU 2016 Hamburg Messe und Congress 05.04. –07.04.2016

Messegelände Hallen B1-B4 und Hallen B5-B7 Eingang Nord, Ost, Süd täglich 09:00 – 17:00 Uhr

Aircraft Interiors Expo 2016 Reed Exhibitions Ltd

05.04. –07.04.2016

Messegelände Halle A1, A4 Eingang Mitte täglich 09:00 – 17:00 Uhr

World Travel Catering & Onboard Services EXPO 2016

15.04. –16.04.2016

Messegelände Halle A4, Eingang Mitte Fr: 10:00 – 20:00 Uhr Sa. 09:00 – 19:00 Uhr

Endurance Hamburg Sportmesse

24.04.2016

Messegelände Hallen B1-B4 (EG), Hallen B5-B7, Foyer Ost, Foyer Süd, Freigelände Eingang Ost, Süd und an Halle B1

HansePferd Hamburg

26.04. –27.04.2016

Messegelände Halle A4 Eingang Mitte täglich 09:00 – 17:30 Uhr

PERSONAL 2016 Nord

30.04.2016

Messegelände Halle A1 Eingang Mitte 09:00 – 17:00 Uhr

id infotage dental 2016

05.05. –08.05.2016

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HAFENGEBURTSTAG HAMBURG

10.05. –12.05.2016

CCH

Jahrestagung Kerntechnik

24.05. –27.05.2016

CCH

119. Deutscher Ärztetag Bundesärztekammer, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern

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PR-BERICHT Finanzplanung

Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg. (Laotse)

Haben Sie schon einen Plan für Ihre finanzielle Vorsorge? Jeder Mensch verfolgt Ziele. Für manche geht es um das private Glück und die Familie, mal steht die berufliche Entwicklung im Fokus und natürlich verfolgen wir auch finanzielle Ziele. Manche möchten sich etwas aufbauen. Andere möchten erreichtes oder das Erbe früherer Generationen bewahren. Für unseren Erfolg sind wir nicht untätig. Das zeigen schon die vielen Redewendungen, die wir dazu kennen. Zum Beispiel die Wortspiele von Fleiß und Preis oder vom Rasten und Rosten. Es heißt auch: Jeder ist seines Glückes Schmied. Obwohl wir für unsere Ziele eher zu Laptop und Smartphone greifen, als zu Hammer und Schmiedezange. Die modernen Werkzeuge eröffnen uns erstaunliche Möglichkeiten. Miteinander zu kommunizieren, Informationen zu verarbeiten, Maschinen zu steuern und vieles mehr. So können wir unser Leben und unsere Ziele freier und flexibler gestalten als früher. Und wir sind sogar in der Lage, unser Leben zu berechnen: Wie lange werden wir leben? Wofür interessieren wir uns? Wie sind wir abgesichert?

Kann somit ein Investmentbanker, der die Finanzmärkte wie seine Jackentasche kennt, seine finanziellen Ziele problemlos erreichen? Oder ein Unternehmensberater, der täglich Geschäftsstrategien entwickelt und optimiert? Nicht unbedingt. Denn beide sind Spezialisten auf Ihrem Fachgebiet. Es ist wahrscheinlich, dass sie die wesentlichen Informationen für ihre finanziellen Entscheidungen beschaffen können. Vielleicht haben sie diese auch schon. Doch erkennen sie wirklich, welche Zusammenhänge zwischen ihren bestehenden Vermögensanlagen und Vorsorgeverträgen bestehen? Welche rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen dabei zu berücksichtigen sind und wie sie ihre Ziele unter diesen Rahmenbedingungen optimal erreichen können?

Es geht um Zusammenhänge Doch trotz aller Chancen gilt: Was wir aus unserem Leben machen, liegt in unserer Verantwortung. Dabei geht es nicht nur um Mathematik und Datenbanken, sondern um Erfahrung, Ideen und Urteilsvermögen. Es kommt darauf an, Zusammenhänge zu erkennen, ob eine Idee passend und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Obwohl es bei finanziellen Entscheidungen letztlich um Zahlen geht, steckt ein komplexes Geflecht aus Rahmenbedingungen und individuellen Erwartungen dahinter. Das betrifft nicht nur die Individualität des Anlegers oder die Verschiedenartigkeit von Vertragsklauseln. Auch das Verhalten unternehmerischer und politischer Entscheidungsträger ist von Bedeutung. Nicht zuletzt spielen die Finanzmärkte mit Ihren Möglichkeiten zur Verarbeitung von Informationen eine wichtige Rolle.

Stellen Sie die richtigen Fragen Finden Sie es für sich selbst heraus. Fangen Sie bei Ihren Zielen an. Formulieren Sie diese so genau wie möglich. Überlegen Sie, was Sie hierfür bereits erreicht haben und ob gegebenenfalls Korrekturbedarf besteht. Prüfen Sie, was Sie für Ihre Ziele tun können und was Sie noch tun müssen. Wie können Sie beides in Einklang bringen? Welche Risiken und Gefahren stecken in Ihrem Plan? Wie würden sich die Risiken auf Sie und Ihre Ziele auswirken? Überlegen Sie, ob Sie Gefahrenherde von vorne herein begrenzen können oder wie Sie im Bedarfsfall darauf reagieren können. Wahrscheinlich werden Sie nicht alle Fragen mit absoluter Sicherheit beantworten. Dennoch erkennen Sie Zusammenhänge und Möglichkeiten, die Sie vorher nicht gesehen haben. So entwickeln Sie Schritt für Schritt eine

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Christian Hirschbolz Certified Financial Planner beim Bankhaus Donner & Reuschel

Strategie, die Sie stringent umsetzen können, und die Sie bei Bedarf anpassen werden.

Prüfen Sie Ihre Strategie Noch besser erreichen Sie Ihre Ziele, wenn Sie Ihre Strategie mit anderen besprechen. Dann haben Sie die Chance, Ihre Ziele nicht nur im Rahmen Ihrer bisherigen Erfahrungen und Gewohnheiten zu definieren und zu verfolgen. Sie können Impulse zur Verfeinerung Ihrer Pläne erhalten. Sie gewinnen zusätzliche Optionen, die Sie zum Erreichen Ihrer Ziele nutzen können. Und Sie haben die Möglichkeit, auf diesem Weg falsche Annahmen oder Vorstellungen in Ihren Planungen zu erkennen. Womöglich beschäftigen Sie auch Gedanken, die Ihnen sagen, dass Sie Ihre Ziele nicht erreichen werden. Und deshalb möchten Sie sich erst gar nicht damit beschäftigen. Oder Sie stellen Ihr Ziel auf halber Strecke in Frage. Zum Beispiel weil Sie auf Widerstände stoßen oder weil Sie Ihren Plan anpassen müssen. Dann kann Feedback und Unterstützung von Dritten besonders nützlich sein: Für einen neuen Denkanstoß oder für eine gemeinsame sachliche Betrachtung.

Fazit Lawrence Peter „Yogi“ Berra hat es in seinem Leben zu einem der größten Baseballspieler aller Zeiten gebracht. Ein Leitspruch von ihm lautete: „Wenn du nicht weißt, wohin Du gehst, wirst Du woanders landen." Ziele erreichen wir nicht, wenn wir planlos daran arbeiten. Erfolg hat, wer seine Ziele formuliert, eine Strategie entwickelt und diese umsetzt. Das gilt nicht nur im Sport. ■ 37


AKTUELLES Aus Hamburg

Neugestaltung am Gänsemarkt Ende 2016 fertig

Herr Lessing rückt in den Mittelpunkt

Stück für Stück rund um den traditionsreichen Platz wird die Stromversorgung modernisiert. Das BID Quartier Gänsemarkt hat seinen Zeitplan, entgegen der ursprünglichen Planung umgestellt und den derzeitigen umfangreichen Baumaßnahmen angepasst, somit ist mit der Fertigstellung des Gänsemarktes bereits ein Jahr früher als geplant zum Jahresende zu rechnen. Text: Ehrhard J. Heine

Anlieger des Quartier Gänsemarkt freuen sich auf die Neugestaltung und blicken der Zukunft optimistisch entgegen

Sebastian Binger, Geschäftsführer der Otto Wulff BID Gesellschaft mbH erläutert die Pläne: „Das Pflaster wird erneuert, das Lessing-Denkmal kommt an seinen ursprünglichen Standort in die Mitte des Platzes, Bäume werden gepflanzt und neue Bänke aufgestellt. Damit geben wir den Hamburgern ihren Gänsemarkt als zentralen Treffpunkt zum Verweilen früher als geplant 38

zurück“, so der Aufgabenträger des BID Quartier Gänsemarkt. Viele namhafte Mieter wie z.B. Thomas i-Punkt und Goldene Zeiten sind bereits seit etlichen Jahren vor Ort ansässig. Sie sind mit dem Gänsemarkt sehr verbunden und glauben an die positive Zukunft des Standorts: „Wir sind seit über einem halben Jahrhundert am Gänsemarkt und haben

gerade unseren Mietvertrag verlängert. Für uns ist der Gänsemarkt der beste Standort in Hamburg – ein gewachsener Platz mit vielen alteingesessenen Geschäften. Der Gänsemarkt hat eine der wenigen exklusiven Lagen, die von allen Bevölkerungsschichten besucht wird“, so Thomas Wolff, Inhaber des Friseurbetriebs Peter Polzer. Der Gänsemarkt ist das Herzstück Hamburgs. Hier findet man die höchste Dichte an individuell geführten Geschäften – ein Grund, warum man hier Flanieren sollte. Das Quartier Gänsemarkt umfasst neben dem Platz selbst die ABCStraße (bis Hohe Bleichen), die Gerhofstraße und die Poststraße (westlich der Gerhofstraße). Die reinen Baukosten für die Umgestaltung des öffentlichen Raumes belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Euro. Marketing-, Service- und zusätzliche Reinigungsmaßnahmen des BID erfolgen schon parallel zu den Bauarbeiten. Hinter dem BID stehen die Grundeigentümer und Gewerbetreibenden des Quartiers. Im Jahr 2012 gründeten sie einen Lenkungsausschuss, der durch den Bezirk Hamburg-Mitte, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, den BID-Beauftragten der Hansestadt Hamburg, die Handelskammer Hamburg sowie den Aufgabenträger Otto Wulff BID Gesellschaft mbH bei den Vorbereitungen unterstützt wurde. Die offizielle Einrichtung des BID erfolgte am 1. Juli 2015. ■

Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Gregor Timm (Product Genius BMW), Erik Santer (Leiter Niederlassungsverbund Nord), Tim Albrecht (Landesvorsitzender Junger Wirtschaftsrat) vor dem BMW i8, der Probe gefahren wurde

„Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil es an Steinen mangelte“, sagte einst Scheich Ahmed Yamani, saudiarabischer Ölminister von 1962 bis 1986. Die Ölquellen werden noch Jahrzehnte sprudeln, aber der Aufbruch in ein neues, post-fossiles Zeitalter hat längst begonnen.

Elektromobilität? Die Zukunft! Nachwuchsunternehmer testen BMW i3 und i8

Text: Christian Ströder

Deutschland steckt mitten im Mammutprojekt Energiewende.

2015 stammte bereits jede dritte Kilowattstunde (32,5 Prozent) aus erneuerbaren Energien. Der Plan der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen, ist hingegen schon jetzt gescheitert. Woran es liegt, dass Elektroautos hierzulande noch keine nennenswerten Verkaufszahlen erreichen und welche Herausforderungen vor der deutschen Autoindustrie liegen, darüber informierte der Junge Wirtschaftsrat Hamburg sich in der BMW Niederlassung Hamburg. Mit seinen im Herbst 2013 vorgestellten Modellen i3 und i8 beschreitet BMW konsequent seinen eigenen Weg in die elektrifizierte Zukunft des Autofahrens. Rund 3 Milliarden Euro habe man in die Entwicklung der Elektromobilität investiert, erläuterte Erik Santer, Leiter Niederlassungsverbund Nord der BMW AG.

Gleichzeitig warnte er davor, dass die deutsche Autoindustrie sich dieses Zukunftsthema nicht aus den Händen nehmen lassen dürfe: „Von den ganzen Schreibmaschinenherstellern hat es keiner geschafft, einen PC zu bauen. Das heißt, oftmals kommt es bei Neuerungen dazu, dass die Hersteller des alten Standards nicht mehr die Hersteller neuer Produkte sind“, so Santer mit Blick auf Tesla und die Konkurrenz aus China. Für die deutschen Hersteller laute das Motto: Nicht reagieren, sondern agieren. Gleichzeitig müssten auch aus der Politik Anreize kommen, um den Verkauf der Elektrofahrzeuge anzukurbeln. Im Anschluss gab Gregor Timm, den Besuchern einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der BMW i Modelle, erläuterte ihre Fertigung und Konstruktion und zeigte – natürlich ohne zu viel zu verraten – weitere geplante Entwicklungsschritte auf. Die Namensrechte zwischen i1 und i9 sind jedenfalls gesichert. Abschließend hatten die Mitglieder und Gäste des Jungen Wirtschaftsrates Gelegenheit, sich bei Testfahrten mit i3 und i8 ■ von der elektrischen „Freude am Fahren“ zu überzeugen.

WIR FRAGEN EIN NEUES MITGLIED Warum sind Sie Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat? Die Möglichkeit mit jungen und erfolgreichen Menschen aktuelle wirtschaftliche Themen zu diskutieren und gemeinsam neue Lösungsansätze zu entwickeln hat mich davon überzeugt Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat zu werden. Des Weiteren möchte ich die Möglichkeit mich mit Mitgliedern aus anderen Branchen und Fachrichtungen auszutauschen nutzen umso neue Denkansätze für mich mit zu nehmen. Welche inhaltlichen Themen möchten Sie weiter voranbringen? Auf Grund meiner jetzigen Tätigkeit interessiere ich mich besonders für die Themen

Internationalisierung, insbesondere die Expansion Hamburger Unternehmen in andere Märkte. Ich glaube, dass wir insgesamt noch Potential haben die politischen Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern um in neue Märkte vorstoßen zu können und somit auch Arbeitsplätze im Inland langfristig zu sichern. Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Jede Veranstaltung, die ich bisher vom Jungen Wirtschaftsrat besucht habe, zeichnete sich durch eine freundliche und aufnehmende Atmosphäre aus. Dieses Gemeinschaftsgefühl, welches ich von Beginn an erlebte, hat mich überzeugt, dass die Mit-

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg

Simon Berkemeier Manager Solution & Services Lufthansa Technik AG

glieder des Jungen Wirtschaftsrates gemeinsam neue Ideen für eine bessere wirtschaft■ liche Zukunft entwickeln können. 39


AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN: LANDESVERBAND HAMBURG Ulf Bauer Vice President, Aurubis AG Oliver Becker Leiter Bethmann Forum – stlv. Direktor Bethmann Bank AG Simon Berkemeier Manager Solution & Services Lufthansa Technik AG Frank Biermann Mitglied des Vorstands BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Jens Bruder Matthias Frank Director Strategic Relationships RICOH DEUTSCHLAND GmbH Oliver Freytag Director, UBS Deutschland AG Tianwei Fu Projektmanager, CBCH China Business Center Hamburg GmbH & Co. KG Christian Grupp Business Development Converate Consulting Group GmbH Niclas Wilhelm Heins Junge Union Landesverband Hamburg Tobias Hünlich ExxonMobil Central Europe Holding GmbH Thomas Jürgens Niederlassungsleiter Facility Services Cofely Deutschland GmbH Erik Just-Wartiainen Geschäftsführer & CFO NXP Semiconductors Germany GmbH Achim Kempe VP & Geschäftsführer NXP Semiconductors Germany GmbH Anja Kindel Mandantenbetreuerin, Spudy Invest GmbH Andreas Kraft Director, UBS Deutschland AG Christoph Krietenstein Politikreferent, Barmer GEK Martin Richard Kristek Geschäftsführender Gesellschafter Care-Energy Holding GmbH Volker Kruse Partner BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Harold Lienau Geschäftsführender Gesellschafter C.E. Gätcke's Glas Gesellschaft GmbH & Co. KG Marc März Mitglied der Geschäftsleitung Care-Energy Holding GmbH 40

Stefan Matz Director International Business HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH Leon Nussbaumer Dualer Student, Aurubis AG

LANDESVERBAND SCHLESWIG-HOLSTEIN Dr. Frank-Markus Döring Sozius Jensen Emmerich GbR Flensburg

Claudia Peeters Director, UBS Deutschland AG

Hans-Günter Feddersen Geschäftsführer EasyWind GmbH Enge-Sande

Dr. Andreas C. Peters Rechtsanwalt, GSK Stockmann + Kollegen Rechtsanwälte Steuerberater Partnerschaftsgesellschaft mbB

Thomas Fröber Geschäftststellenleiter atlas BKK Ahlmann Büdelsdorf

Lars Reger CTO Automotive – BU Automotive NXP Semiconductors Germany GmbH

Steffen Frisch (JW) Logistic Support Engineer Thyssen Marine Systems GmbH Kiel

Dipl.-Ing. Klaus Rogge Wolfgang Rosenbauer Generalbevollmächtigter NXP Semiconductors Germany GmbH Jörg Sabath Standortleiter BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Florian Schnau CFO, Wer liefert was? GmbH Frank Scholl Partner Corprate Finance BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Eva Schulz-Kamm Head of Political Affairs NXP Semiconductors Germany GmbH Lars Seibig Abteilungsleiter Versicherungsrecht HEK Hanseatische Krankenkasse Tarek Seoudy CTO, Converate Consulting Group GmbH Christian Seyfert Regional Public Affairs, Vattenfall Europe Prof. Dr. Günther Strunk Partner, BWLS Strunk Stoffersen Partnerschaft mbB Holger Uslar Managing Partner, Stanton Chase Dr. Stijn van Els Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Shell Holding GmbH Dr. Thilo von Trott zu Solz Vorstand, Evangelische Stiftung Alsterdorf Tobias E. Weissflog Geschäftsführender Gesellschafter Emergon Capital Partners GmbH Dr. Peter Wrogemann Vorstand, ias Aktiengesellschaft Care-Energy Holding GmbH NXP Semiconductors Germany GmbH

Jensen Emmerich GbR Rechtsanwälte und Notare Flensburg Michael Klinzmann Geschäftsführender Gesellschafter x4 Interim GmbH & Co. KG Wees Mathias Kurtz Geschäftsführer RAKO-Etiketten GmbH & Co. KG Witzhave Klaus Loesmann Geschäftsführer OffTEC Base GmbH & Co. KG Enge-Sande Thomas Mein Geschäftsführender Gesellschafter Roder Kunststofftechnik GmbH Lübeck Dr. John Friedrich Näthke Geschäftsführer Helios Kliniken GmbH Schleswig Peter Obermark Flensburg Roder Kunststofftechnik GmbH Lübeck Rolf Schlosser Geschäftsführender Gesellschafter VWF-Consulting Halstenbek Sven Schmidt-Hirsch Filialdirektor Sydbank A/S Kiel Stich & Co. GmbH & Co. Bad Bramstedt Sydbank A/S Kiel Dr. Hartmut Tworuschka Geschäftsführer Fichtner Water & Wind GmbH Hamburg

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | 1/2016 | WIR IM NORDEN


PR-BERICHT Kultur & Freizeit

Mit ihrer neuesten Wohlfühloase „Kaifu-Sole“ bietet die Bäderland Hamburg GmbH ein völlig neues Wellness-Produkt im hart umkämpften hanseatischen Markt an. Nach der aufwendigen Restaurierung der kleinen historischen Halle des Kaifu-Bades kann man sich seit Januar – pünktlich zum 120. Jahrestag dieses ältesten Bades Deutschlands – in der in ihrer Art und Größe in Norddeutschland einzigartigen Salz-Therme täglich 15 Stunden in sechsprozentiger Thermalsole bei 32° Wassertemperatur im 17 x 11 Meter großen Floating-Becken erholen.

Das fast vergessene Stück Hamburger Badekultur, zuletzt von Schulkindern zum Schwimmunterricht genutzt, musste seinerzeit im Alter von 115 Jahren von Grund auf renoviert werden. Bäderland entschied sich ein komplett neues Angebot am Standort zu etablieren und damit eine Nische im Hamburger Markt zu schließen. In knapp fünfjähriger Bauzeit wurde das Gebäude zu diesem zeitgemäßen und technisch ausgereiften Badetempel umgestaltet. Im neuen beeindruckenden und exklusiven Badeparadies – unter Einbeziehung des Denkmalschutzes wurden viele historische und erhaltenswerte Elemente erhalten herausgearbeitet – findet man eine mit original HimalayaSalzsteinen ausgekleidete 60-65° Sauna, einen 4 x 3 m- Whirlpool sowie ein Dampfbad. Gut 30 Liegen und Sofas am Schwimmbecken und das stille Kaminzimmer sowie die 270 Quadratmeter große Dachterrasse laden zum Entspannen ein. Das sorgfältig ausgewählte Musikprogramm stimuliert nicht nur über und unter Wasser. Zusammen mit der ausgeklügelten

Salz als Balsam für die Seele – Bäderland besetzt Nische Lichtgestaltung und dem erfrischenden Getränke- und Speiseangebot hat man das Gefühl, als schwebe man auf Wolke sieben. Vielseitige Massageangebote runden das Angebot ab. Für diesen Badespaß zahlt man 21 Euro, doch die Öffnungszeiten sind großzügig. Werktags kann man ab 9.00 Uhr loslegen, am Wochenende ab 10.00 Uhr, geöffnet ist bis Mitternacht (Sonntag bis 23.00 Uhr). Wer will, kann für den (umgerechneten) 1,40-Euro-Stundenpreis pure Gesundheit tanken: Hautirritationen, diverse Allergien, Verdauungsbeschwerden, Stoffwechselstörungen, Nieren- und Harnblasen-Krankheiten, ja, sogar Konzentrationsschwäche und Schlafstörungen sollen durch das Floaten im Salzwasser verschwinden.

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Hamburg

Die Therme hat jetzt schon viele Freunde der außergewöhnlichen Entschleunigung gefunden: Inmitten der Großstadt in einem Solebad für Stunden dem Alltag entfliehen, das ist Erholung pur. Die „Kaifu- Sole“, zentral in Eimsbüttel gelegen und gut mit den „Öffentlichen“ erreichbar, wird, wie bereits vor 120 Jahren ein nicht mehr weg zu denkender Meilenstein in der Hamburger Bäderlandentwicklung sein. ■ 41


AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

NEUES MITGLIED STELLT SICH VOR

Moderne, ökologische Energieversorgung Deutschlands innovativstes Energieunternehmen sitzt im ehemaligen Hamburger Freihafen in einem umgebauten, ehemaligen Lagerhaus. Care-Energy als Energiedienstleister tritt seit Jahren an, den verkrusteten Energiemarkt zu verändern. Dem Dialog mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommt dabei eine besondere Rolle zu, wobei gerade die Arbeit im Wirtschaftsrat geeignet ist, die richtigen Multiplikatoren und Schaltstellen zu erreichen. Der Wirtschafsrat setzt sich seit Jahrzehnten für die soziale Marktwirtschaft in Deutschland ein – diese wird vor allem durch mittelständische, meist inhabergeführte Unternehmen, wie auch CareEnergy, getragen. Gerade in diesen Unternehmen steht verantwortungsvolle Unternehmensführung oft für besonders ausgeprägtes soziales, politisches und gesellschaftliches Engagement. Dabei steht der unmittelbare Kontakt zum Menschen im Mittelpunkt des Engagements, dass der Chef bei Care-Energy persönlich vorlebt. Das Unternehmen finanziert beispielsweise jeden 7. Platz des Winternotprogramms für Obdachlose in Berlin. In einer eigens für diesen Zweck jedes Jahr von den Mitarbeitern aufgebauten Traglufthalle

Martin Richard Kristek Inhaber und CEO der Care-Energy, gilt als Querdenker der Energiebranche. Mit seinen Unternehmen setzte er als Erster das Energiedienstleistungsgesetz am deutschen Energiemarkt um und fördert seit Jahren dezentrale Versorgungsstrukturen bis hin zu Photovoltaikmodulen für die Steckdose. Martin Kristek steht neben alternativen Energiekonzepten auch für hohes soziales Engagement im In- und Ausland.

erhalten 100 Obdachlose täglich warmes Essen, Duschen, Betten, medizinische Erstversorgung und einmal pro Woche kostenlose Zahnarztbehandlungen mit Zahnersatz. Dieses soziale Engagement wird ermöglicht durch die Treue der mehr als 200.000 Care-Energy Dienstleistungskunden. Sie nutzen die Tatsache, dass hinter der u.a. aus dem Fußballsponsoring bekannten Marke Care-Energy mehr steht als ein reiner Stromversorger. Neben einer günstigen Versorgung mit 100prozentiger

Ökoenergie erhalten Care-Energy Kunden kostenlos Informationen und Beratungen zu allen Fragen rund um den Energiemarkt und bei Bedarf rechtliche Unterstützung. Care-Energy steht für moderne, ökologische Energieversorgung abseits der etablierten Frontlinien zwischen Industrie und Energiekonzernen auf der einen und Ökoenergieproduzenten auf der anderen Seite. Das Unternehmen beweist durch seine Arbeit täglich, wie eine moderne, subventionsunabhängige Ökoenergieversorgung für alle Verbraucher möglich ist.

Illustratorin tätig. Ihr Schwerpunkt liegt in der konzeptionellen Ideen- bzw. Kampagnenentwicklung und deren kreativen Umsetzung. Nach dem Studium, Kommunikationsdesign an der HAW in Hamburg, arbeitete sie in verschiedenen Agenturen als Art Direktorin, so auch bei Saatchi & Saatchi. Seit 11 Jahren arbeitet Grigoleit selbständig mit dem Schwerpunkt Illustration, genauer gesagt, im Graphic Recording. Graphik Recording, auch Visual Facilitating, Facilitating Change oder Visual Recording genannt, dient der visuellen Unterstützung von gesprochenen Worten. Komplexe Themen werden in eine symbolhafte und einfache Bilderwelt übertragen. Graphic Recording verbessert die Gruppendynamik und bietet eine spielerische Diskussionsgrundlage. Live Zeichnen bezieht im Gegensatz zu einem reinen

Vortrag oder einer Power Point Präsentation die Teilnehmer mit ein. Es macht Spaß, die eigenen Ideen und Beiträge als Abbildungen wiederzufinden, ein Bild wachsen und eine gemeinsame Vision entstehen zu sehen. Graphic Recording ist vielseitig einsetzbar: Auf Konferenzen, Workshops, Brainstorming Sessions, Messen, Seminaren, Präsentationen, Coachings, Chance Prozessen und Tagungen. Konzept Illustration, hierbei handelt es sich um eine Arbeit, die nicht life entsteht. Hier werden komplizierte Sachverhalte oder Konzepte nach einem Briefing in einer einfachen Bildsprache auf den Punkt gebracht.

DAS PORTRAIT

Martina Grigoleit

Die Titel-Illustration Hafen-Hamburg für diese Ausgabe wurde von der Hamburger Graphic-Designerin und Illustratorin gezeichnet. Martina Grigoleit ist seit 2005 freiberuflich für Werbe-, Design- und Eventagenturen als Art Direktorin und 42

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Weitere Informationen: www.martinagrigoleit.de

Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER

07. April 2016 Mitgliederversammlung mit Wahl der Delegierten für die Bundesdelegiertenversammlung. Im Anschluss wird Dr. Roland Heintze, Landesvorsitzender CDU Hamburg einen Rückblick geben zum Thema „Ein Jahr Landesvorsitz – wohin steuert die Hamburger CDU?“ Veranstaltungsort: Patriotische Gesellschaft 15. April 2016 Mittagsveranstaltung zum Thema „Droht ein Brexit? Europa am Scheideweg: wie kann das europäische Projekt die Krise überstehen?“ mit David McAllister MdEP, Ministerpräsident a.D., Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten Europäisches Parlament Veranstaltungsort: Übersee Club 22. April 2016 Wirtschaftsrat vor Ort im UKE, inkl. Frühstück und Baustellenbesichtigung, Veranstaltungsort: Kinder-UKE 27. April 2016 Neumitglieder-Abend, Begrüßung der Neumitglieder im Landesverband Hamburg, Veranstaltungsort: Landesgeschäftsstelle 25. Mai 2016 Abendveranstaltung zum Thema „Flüchtlinge und Arbeitsmarkt“ mit Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hamburg

12. Juli 2016 Mittagsveranstaltung zum Thema „LNG – Schaffen wir den Durchbruch oder bleibt das Henne-Ei-Problem bestehen?“ mit Dr. Heiko Fischer, Vorstandsvorsitzender VTG AG Veranstaltungsort: Grand Elysée

BITTE VORMERKEN

Foto: Jens Schicke

Foto: Franz Bischof

13. Juni 2016 27. Hanseatisches Golfturnier um den Ernst-Werdermann-Pokal Veranstaltungsort: Golf Club Gut Kaden

21. Juni 2016 Wirtschaftstag in Berlin u.a. mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Maritim Hotel Berlin

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20. Juni 2016 Parlamentarischer Abend der norddeutschen Landesverbände in Berlin, Ehrengäste: Werner M. Bahlsen, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V.; Volker Rühe, Bundesverteidigungsminister a.D Veranstaltungsort: DZ Bank, Pariser Platz 3

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PR-BERICHT Transformational Leadership for Excellence

Yoga und Management – das Beste aus zwei Welten Er ist ein High-Performer. Rund um die Uhr aktiv, mit ganzem Einsatz und voller Geschwindigkeit auf der Überholspur. Tempo 250. Ein Erfolg jagt den Anderen. Höher, Schneller, Weiter. Ein Yogi hingegen sitzt nur. Und atmet. Lässt die Gedanken vorüberziehen. In der Welt, aber nicht von ihr. Tempo 0. – Was soll das miteinander zu tun haben? Dies fragte sich auch der CEO der Niederlassung eines deutschen Bauunternehmens im Nahen Osten. Ihn beschäftigten ganz andere Themen. Seine Mitarbeiterzahl war in wenigen Jahren von 10 auf 4.500 Mitarbeiter hochgeschnellt. Im Baugewerbe im Nahen Osten herrscht gewaltiger Preisdruck, die meisten der Angestellten sind Expats, von denen viele getrennt von ihren Familien leben. Das Handy bleibt auch nach Feierabend immer an. In Zeiten extremer Veränderungsprozesse stehen Mitarbeiter und Führungskäfte gleichermaßen unter enormer Belastung und Stress – dies zeigen hohe Krankenstände und Burnout-Raten. Dazu der CEO: „Unsere Mitarbeiter sind hochmotiviert, aber man spürt den hohen Druck. Daher suchte ich nach einem Training, bei welchem Techniken vermittelt werden, um in herausforderndenden Situationen cool zu bleiben, die Übersicht zu behalten und aus einer Position gelassener Scharfsichtigkeit heraus zu handeln. TLEX hat uns genau das gegeben.“ TLEX – Transformational Leadership for Excellence – kombiniert in seinen Schulungen seit 15 Jahren auf einzigartige Weise Mind-Management mit sozialen Kompetenzen, mittlerweile in 30 Ländern, bei 200 Firmen und mit mehr als 30.000 Teilnehmern. Die Trainings verbinden Selbstmanagement mit Beziehungsmanagement, Teambuilding und Veränderungsmanagement. Laut FORBES Magazin haben nur 10 Prozent der Führungskräfte die Fähigkeit auch bei rapiden Veränderungsprozes44

sen agil zu bleiben und trotz Leistungsund Termindrucks regelmäßig einen Schritt zurück zu treten, um das Gesamtbild zu sehen. TLEX trainiert diese Agilität, die Fähigkeit auch in der Eile den notwendigen Weitblick zu behalten um die richtigen Entscheidungen zu treffen und lösungsorientiert zu bleiben. Und erzielt damit nachhaltig Wirkung, so wie bei American Express: „Stress kann zum großen Hemmfaktor werden, wenn es um Teamarbeit geht. Wir brauchten einen Kurs, der uns dabei unterstützt, persönlichen Stress abzubauen und gleichzeitig die Zusammenarbeit im Team zu fördern. TLEX war genau das, was wir brauchten”, CEO American Express, Saudi-Arabien. Yoga bedeutet weder den Körper zu verbiegen, noch Mantren zu chanten oder der Welt zu entsagen. Yoga bedeutet übersetzt nichts weiter als „eins sein“, mit voller Aufmerksamkeit und ganzer Kraft im gegenwärtigen Moment, unberührt von Sorgen über die Zukunft oder Bedauern über die Vergangenheit. Diese Präsenz zu schulen, dafür nutzen TLEX Trainings aus dem Yoga entlehnte, wissenschaftlich untersuchte, Entspannungsübungen in Kombination mit modernsten Führungskräftetrainings. Ein Muskel braucht zum Wachsen Anspannung und Entspannung im angemessenen Wechsel. Ebenso der Geist. „Gegensätzliche Werte ergänzen sich. Ruhephasen in dynamischer Zeit helfen letztendlich dabei nicht nur schneller zu sein sondern auch effektiver ans Ziel zu kommen, sagt Christoph Glaser, CEO von TLEX.

Und hat so auch den CEO des Züricher Unternehmen Star Division überzeugt: „Der TLEX Workshop wurde – nach anfänglicher Skepsis – mit durchgehender Begeisterung aufgenommen. Wir haben gelernt wie wir ins „Jetzt“ kommen und dadurch präsenter und zeitgleich weniger stressanfällig werden. Selbsterkenntnis hat uns geholfen uns selbst besser wahrzunehmen und andere zu akzeptieren wie sie sind. Seitdem sind wir als Team leistungsfähiger und bewusster – das merken auch unsere Kunden!“ CEO Star Division, Schweiz. TLEX-Kurse werden in der Regel maßgeschneidert für die anfragenden Unternehmen und Teams, und dauern von einer Stunde bis hin zu mehreren Monaten – beispielsweise bei der Begleitung von Change Management Prozessen. Sehr beliebt ist das 4-8stündige „Mind Matters“-Programm, in welchem es um individuelle Stressbewältigungstechniken genauso geht wie um „gehirnfreundliches Arbeiten“, beispielsweise „rote“ Zeiten, in denen man Telefon und Internet ausschaltet und unabgelenkt konzentriert arbeitet. Mindestens einmal im Jahr – das nächste Mal am 25. und 26. Juni – gibt es aber auch einen offenen Kurs für Fach- und Führungskräfte in Rosenheim bei München, in welchem das Thema persönliche Resilienz im Mittelpunkt steht.

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Weitere Informationen: m.fels@tlexprogram.com

Landesverband Hamburg | 1/2016 | WIR IM NORDEN


EDITORIAL

Liebe Mitglieder und Freunde des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein,

D ie Landesregierung in Schleswig-Holstein setzt ihren planwirtschaftlichen Kurs durch weitere Gesetze unbeirrt fort. Während das im Dezember gegen Proteste praktisch aller Universitäten durchgestimmte neue Hochschulgesetz staatliche Lenkung und Mitbestimmung über die notwendigen Leistungsfähigkeit im internationalen Wettbewerb stellt, droht mit dem Gesetz zur Stärkung des Kommunalrechts jetzt auch noch der Vorrang der privaten Wirtschaft bei der Leistungserbringung zu fallen. Parallel hat die Landesregierung in Schleswig-Holstein trotz drastisch gestiegener Steuereinnahmen die Geldschleusen des Landeshaushalts maximal geflutet, um nicht nur die Folgen aus

Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

Derweil dämmert es langsam, daß die Flüchtlinge sich kurzfristig mehrheitlich nicht in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt integrieren lassen, was zwingend nach alternativen Konzepten ruft, wenn man abertausende Flüchtlinge nicht ausbildungs- und beschäftigungslos in ihren Unterkünften ihrem Schicksal überlassen möchte. Umso größer sollten die vorbeugenden Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit ausfallen. Ein vollständiges Versagen in Schleswig-Holstein zeichnet sich bereits bei der Rückführung abschlägig beschiedener Asylbewerber ab. Die Eingrenzung der gesellschaftlichen Solidarität auf anerkannte Schutzsuchende ist nicht nur wichtig, um die Unterstützung der

Schritt für Schritt auf dem Weg in die Staatswirtschaft der Flüchtlingskrise zu bewältigen, sondern möglichst viele Mittel vor der nächsten Landtagswahl unter das Volk zu bringen. Damit hinterläßt man der nachfolgenden Landesregierung nicht nur in der Schulpolitik, sondern auch in der Haushaltspolitik einen Totalschaden. Gleiches wird am Ende wohl für den dringend notwendigen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gelten, bei dem man keinen Meter Autobahn fertig geplant haben oder bauen können wird. Diese Zustände treffen inzwischen sogar das dänisch-schwedische Hoffnungsprojekt einer festen Fehmarn-Belt-Querung, das immer wieder im Zeitplan überarbeitet werden muß. Nur die Grünen können durch Zusammenwirken mit den klagenden Umweltverbänden derzeit ihr Versprechen halten, jedes große Verkehrsinfrastrukturprojekt für Schleswig-Holstein wirksam zur Strecke zu bringen.

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

eigenen Bevölkerung zu behalten, sondern ebenso um die Situation beherrschbar und den Anpassungsdruck in einem verträglichen Rahmen zu halten. Wenn selbst die Grünen im Land inzwischen eine Zügelung des unkontrollierten Zuzugs auf ihrem Landesparteitag fordern, wird irgendwann auch die SPD klären müssen, ob sie das Wohl eines zurückgewiesenen Asylbewerbers mit dem eines deutschen Arbeitnehmers im Prinzip gleichsetzen möchte. Dabei dürfen wir uns wohl oder übel darauf einstellen, daß Schleswig-Holstein zusammen mit Thüringen bis zur Landtags- und Bundestagswahl in der Flüchtlingsdebatte die Rolle zugedacht ist, als linker Versuchsballon im bundesweiten Spektrum der SPD die Brücke zu den Kräften der Internationalen offenzuhalten. Ihr

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VERANSTALTUNG SEKTION KIEL

Das Podium v.l.: Kai Vogel MdL, Helge Spehr, Moderator Dr. Benjamin Pfannkuch, Prof. Dr. Christian Brüning, Dr. Martin Kruse und Johannes Callsen MdL

Daseinsvorsorge:

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Staatswirtschaft? Unter der Leitung von Dr. Benjamin Pfannkuch, Rechtsanwalt der Kanzlei Wiegert Werner & Partner aus Kiel, diskutierten im Hause der Sydbank am 4. Februar 2016 fünf Fachleute auf Einladung der Sektion Kiel des Wirtschaftsrates über den zukünftigen Rahmen für die wirtschaftliche Betätigung unserer Kommunen im Bereich der Daseinsvorsorge.

Ulf Hennig begrüßt mit direktem Blick auf die Kieler Förde für die gastgebende Sydbank die Mitglieder und Gäste der Sektion herzlich

Text: Kai Pörksen

A uf dem Podium: Prof. Dr. Christoph Brüning, Direktor des Instituts für Öffentliches Wirtschaftsrecht der Uni Kiel; Johannes Callsen MdL, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion SH; Kai Vogel MdL, Mitglied des Wirtschaftsausschusses im Schleswig-Holsteinischen Landtag für die SPD-Fraktion, Dr. Martin Kruse, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Kiel; Helge Spehr, Geschäftsführer der Stadtwerke Rendsburg und Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Die Rollen waren klar verteilt: Vogel MdL plädierte für mehr Beteiligung der Kommunen an wirtschaftlichen Aufga46

ben, der Rest sah dieses Engagement des Staates zumindest skeptisch. Dr. Kruse von der IHK räumte allerdings ein, daß unter gewissen Bedingungen der Staat aktiv werden sollte und nannte das Stichwort Marktversagen: „Falls die Daseinsvorsorge wie im Bereich der Breitbandversorgung nicht klappen sollte, kann der Staat einspringen“, so Dr. Kruse, trotz einer damit verbundenen Marktverzerrung. Ein Gegenbeispiel sei der Bereich Abfallentsorgung. Der sei hoch profitabel und habe in den Händen des Staates nichts zu suchen. In der Energieversorgung hatte Helge Spehr keine eindeutige Präferenz. Gefordert sei ein fairer Tarif, fairer Lohn, Ausgleich für defizitäre Unternehmen wie Schwimmbäder und die Aufgabe als Ausbildungsbetrieb. Da dürfe ein Energieunternehmen gerne über den Tellerrand blicken, um insgesamt für ausgeglichene Zahlen zu sorgen. Johannes Callsen MdL sah das angesichts des vorgelegten Gesetzesentwurfs der Landesregierung, der auf die Stärkung der Kommunalwirtschaft abzielt, volkommen anders: „Das ist wirtschaftlich und ordnungspolitisch der falsche Weg“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-

Landtagsfraktion. Unter dem Deckmantel der erneuerbaren Energien und der Breitbandversorgung werde der Einstieg in die Staatswirtschaft vollzogen. „In der Energiewirtschaft teile ich nicht die Ansicht, daß dort wirklich ein Marktversagen vorliegt“, so der Landtagsabgeordnete. Vielmehr werde die Privatwirtschaft dort derzeit ausgehebelt. Zudem gebe es ausreichende Möglichkeiten, den Ausbau über Zweckverbände zu organisieren. Prof. Dr. Brüning merkte zu den Begriffen an: „Weder Daseinsvorsorge noch Marktversagen sind rechtliche Begriffe. Die Kommune verwaltet Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft – was dazu zählt, muß dann geklärt werden.“ Gedeckt sei sicher nicht die Auffassung, daß man Strom produzieren und einspeisen könne, ohne daß es mit den Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft etwas zu tun habe. „Die Privaten sollen Vorrang haben“, betonte Dr. Martin Kruse schließlich. Der in Regierungsverantwortung stehende Abgeordnete Vogel räumte ein, daß es noch Nachbesserung im Gesetzesentwurf gebe werde. Er dankte für den Austausch zur rechten Zeit. Als nächster Schritt der Meinungsbildung sei für April 2016 eine ■ mündliche Anhörung angesetzt.

Landesverband Schleswig-Holstein | 1/2016 | WIR IM NORDEN


PR-BERICHT Essen & Trinken

Genuss verbindet. Feinschmecker sollten sich den Samstag, den 28. Mai 2016 für das Grand Finale des Großen Gourmet Preises in MecklenburgVorpommern in Heiligendamm freihalten.

Ronny Siewert und Thomas Martin

Liebhaber des guten Geschmacks erwartet während der abendlichen Galaveranstaltung ein exklusiver Gourmetgenuss, verbunden mit der Auszeichnung des besten Kochs des Landes. Spannend wird es gemäß dem Motto „Genuss verbindet“, denn Heiligendamms Sternekoch Ronny Siewert und Steffen Duckhorn, Chef des Kurhaus Restaurant Heiligendamm geben sich beim Grand Finale des Großen Gourmetpreises in Mecklenburg-Vorpommern mit fünf beeindruckenden Gourmetköchen des Landes ein kulinarisches Stelldichein. Mit dabei: Björn Swanson vom „Gutshaus Stolpe“, Ralf Haug aus dem „Freustil“ in Binz,

e is r p t e rm s u o n r G e r m e oß om r p G r . o 2 V 1 gr u b n e Meckl

Pierre Nippkow aus der „Ostseelounge“ in Dierhagen und Matthias Stolze vom „Butt“ in Warnemünde. Für einen doppelten Sternenglanz sorgt Thomas Martin, Chefkoch des Hamburger Grandhotel Louis C. Jacob, der zum elften Mal in Folge den Großen Gourmet Preis von Hamburg & Schleswig-Holstein gewonnen hat. Diesen Abend begleiten die Spitzenköche des Nordens mit kleinen Kunstwerken ihres kulinarischen Könnens, die sich zu einem exzellenten Sechs-Gang-Feinschmeckermenü fügen. Alle Gänge werden begleitet durch die dazu passenden köstlichen Tropfen, die von renommierten internationalen Winzern für diese Gourmet-Gala empfohlen werden. Karten für den Großen Gourmet Preis mit 6-Gang-Menü inklusive der korrespondierenden Getränke können Sie zu EUR 195 pro Person erwerben. Wir würden uns freuen, Sie persönlich beraten zu dürfen und nehmen Ihre Karten- und Zimmerreservierung gern unter der Telefonnummer 038203 740-7676 oder via E-Mail an reservations@grandhotelheiligendamm.de entgegen. ■

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

BUCHVORSTELLUNG Thomas Straubhaar Der Untergang ist abgesagt Wider die Mythen des demografischen Wandels

208 Seiten | sFr. 25,90 | edition Körber-Stiftung ab 7. März 2016 im Handel

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VERANSTALTUNG Sektion Segeberg

Hamburg und Schleswig-Holstein –

Gemeinsame Strategien für den Sprung in die Champions Bürgermeister Hanno Krause aus Kaltenkirchen konnte es kaum fassen: Sowohl Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz als auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig hatten auf Krauses Nachfrage, ob es eine Entwicklungsmöglichkeit für die seit Jahrzehnten brachliegenden Reserveflächen für den in 1960er Jahren nahe Kaltenkirchen geplanten Hamburger Großflughafen geben könne, keine Einwände. „Machen Sie einen Vorschlag“, so Scholz, es sei sicher, daß in Kaltenkirchen niemals das Flughafenprojekt wieder aufleben werde. Albig stimmte dem zu. „Dann machen wir uns mal an die Arbeit“, so Krause. In drei Gruppen à 40 Teilnehmern erläutern die Führungskräfte den über Kopfhörer verbundenen Mitgliedern der Wirtschaftsräte Hamburg und Schleswig-Holstein in jeweils 50 Minuten das hochmoderne Logistikwerk der Jungheinrich AG in Kaltenkirchen

Vorstand Dr. Klaus Rosenbach merkte für die gastgebende Jungheinrich AG zum Thema Champions League an: „Für unser Logistikwerk in Kaltenkirchen ist eine funktionsfähige Verkehrsinfrastruktur natürlich lebenswichtig.“

Text: Kai Pörksen / Dr. Bertram Zitscher

Der Kaltenkirchener Bürgermeister hatte am 25. Januar 2016 in seiner Stadt die beiden Länderchefs auf Einladung der Sektion Segeberg des Wirtschaftsrates der CDU e.V. zu Gast. Das Thema in dem hochmodernen Logistikwerk der Jungheinrich AG: Sprung in die Champions League – wie gut ist die Metropolregion gerüstet? Gemeinsam mit Staatsrat a.D. Gunther Bonz, und Norbert Basler, Vorsitzender des Aufsichtsrates der BASLER AG, beide jeweils Mitglieder im Landesvorstand der Wirtschaftsräte der CDU e.V. für Hamburg bzw. Schleswig-Holstein, saßen Albig und Scholz in der von Christian Sowada, Sprecher der Sektion Segeberg des Wirtschaftsrates moderierten Diskussionsveranstaltung. Die Teilnehmer und Gäste der Veranstaltung machten von der Einladung Gebrauch, sich vorab einen Einblick in das im Jahr 2013 in Betrieb genommene modernste europäische Logistikzentrum zu verschaffen. Vorstandsmitglied Dr. Klaus-Dieter Rosenbach berichtete: 250 Mitarbeiter am Standort, 70.000 Ersatzteile, 22.000 Quadratmeter bebaute Fläche mit vollautomatischem Hochregallager

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VERANSTALTUNG Sektion Segeberg

League? und einer Quote von 98 Prozent Auslieferungen innerhalb eines Tages an die Kunden. „Wir sehen uns als Hamburger Unternehmen“, so Rosenbach, der sogleich im Thema Metropolregion Hamburg angekommen war. Insgesamt erziele die Jungheinrich AG 2,7 Milliarden Euro Umsatz und beschäftige weltweit 13.000 Mitarbeiter, allein in der Metropolregion 2.700 Arbeitnehmer. „Wir sehen Hamburg als extrem wichtige Region, gute Rahmenbedingungen sind also erforderlich“, so Rosenbach. Das unterstrich Dr. Glenny Holdhof, geschäftsführende Gesellschafterin eines Kieler Pumpenherstellers und schwedische Honorarkonsulin, an diesem Abend stellvertretend für den Botschafter des Königreichs Schweden unterwegs, um die skandinavische Sicht auf die strategischen Herausforderungen der Metropolregion Hamburg in die Diskussion mit den beiden Regierungschefs einzubringen. Deutschland sei Schwedens wichtigster Handelspartner und Hamburg die deutsche Stadt mit den meisten schwedischen Unternehmen. Die feste Fehmarn-BeltQuerung werde die Wachstumspotentiale auf beiden Seiten weiter vergrößern und habe aus schwedischer Sicht enorme Bedeutung. Anknüpfend an diese Sicht aus der Vogelperspektive lenkte Sowada den Blick sofort auf das Stocken der großen norddeutschen Verkehrsinfrastrukturprojekte, nämlich auf die Elbvertiefung, den Weiterbau und die Planung der A 20 samt westlicher Elbquerung und die Folgen der Mindertiefen im Hamburger Hafen. Bonz berichtet zur Situation des Hamburger Hafens, daß die Ausbaggermaßnahmen ausgesetzt worden seien, obgleich Massengutfrachter bereits ihre Zielorte in Hamburg nicht mehr anlaufen können. Scholz und Albig dazu: „Wir arbeiten gemeinsam an einer dauerhaften Lösung für die Schlickentsorgung“. Bonz stellt das aller-

Gunter Bonz Staatsrat a.D.: „Die laufenden Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Schiffbarkeit des Hamburger Hafens dürfen bei der Suche nach einer langfristigen Lösung für den Verbleib des Schlicks nicht ausgesetzt werden.“

Torsten Albig Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein: „Wir müssen gerade Großprojekte so sorgfältig planen, daß sie durch Klagen von Bürgern und Verbänden nicht mehr verzögert werden können.“

Dr. Glenny Holdhof geschäftsführende Gesellschafterin der EDUR-Pumpenfabrik GmbH & Co. KG, unterstrich als schwedische Generalkonsulin die Bedeutung der Metropolregion Hamburg als Handelstor für die schwedische Wirtschaft

Olaf Scholz Erster regierender Bügermeister der Freien und Hansestadt Hamburg

Christian Sowada Sprecher der einladenden Sektion Segeberg des Wirtschaftsrates

Norbert Basler Vorsitzender des Aufsichtsrates der BASLER AG, fordert den Einsatz beider Regierungschefs für eine machtvolle Durchsetzung der gemeinschaftlich vereinbarten Infrastrukturprojekte

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v.l. Stefan Brehm (Jungheinrich AG) und Hanno Krause (Bürgermeister der Stadt Kaltenkirchen)

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VERANSTALTUNG Sektion Segeberg

150 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates folgten der Einladung nach Kaltenkirchen

Empfang im Logistikwerk der Jungheinrich AG im Kaltenkirchen

Empfang

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dings nicht zufrieden: „Wir brauchen eine kurzfristige Lösung, um in Ruhe nach einer langfristigen Lösung suchen zu können.“ Zur Elbvertiefung verweist Scholz auf die Planfeststellung und das anhängige Gerichtsverfahren. Albig ergänzt bezogen auf die Vielzahl der Klagen und Hürden beim Weiterbau der A 20: „Die Klagen gegen die Projekte kommen von unseren Bürgern, die tagsüber für einen Ausbau im Sinne der Logistik stimmen und abends gegen geplante Baumaßnahmen an ihrem Wohnort klagen.“ Das hohe Klagerisiko erfordere eine sorgfältige und gründliche Vorbereitung. Sonst drohten wie im Falle des gerichtlich gestoppten Ausbaus der A 20 bei Bad Segeberg, bekannt geworden durch das Fledermausurteils, Fehler, die das gesamte Verfahren um Jahre zurückwerfen. „Niemand will chinesische Verhältnisse“, entgegnete Norbert Basler, aber sehr wohl ein Gleichgewicht von Gemein- und Einzelwohl. Wenn das Einzelwohl Fortschritte beim Gemeinwohl zunehmend blockiere, sei es zuvorderst die Aufgabe der Regierungschefs, die Notwendigkeit für die strategischen Fortschrittsprojekte nach außen wie nach innen wirksam zu verdeutlichen. „Familienunternehmen denken erfolgreich in Jahrzehnten, das sollte die Politik auch tun“, so Basler. Albig und Scholz zeigten sich auf der Bühne stets im besten Einvernehmen, bleiben aber im Allgemeinen, als Dr. Christan von Boetticher nach konkreten Projekten für die arbeitsteilige Spezialisierung der beiden Landesverwaltungen mit Blick auf die Landesplanung fragt. Zu kurz, allerdings aus Zeitgründen, kamen ebenso die Komplexe der Hochschul-, Forschungsund Innovationspolitiken wie auch die des digitalen Umbruchs, die nach der Auffassung des Wirtschaftsrates der CDU e.V. zusammen mit den skandinavischen Partnern strategisch entwickelt werden sollten. Sowada endet mit dem Wunsch nach einer abgestimmten Strategie im Jahr nach dem Scheitern der Olympiabewerbung: „Unsere strategischen Ziele haben sich überhaupt nicht verändert, wir sollten sie deshalb fest im Blick behalten, sonst droht anstelle eines Aufstiegs in die Champions ■ League der Abstieg.“

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VERANSTALTUNG Sektion Schleswig/Flensburg

Impulse für die dänisch-deutsche Partnerschaft Simone Lange MdL, Oberbürgermeisterkandidatin für die Stadt Flensburg, brachte es am 15. Februar 2016 zu Gast bei der Sektion Schleswig/Flensburg einleitend auf den Punkt: „Fähnchen schwingen reiche nicht, um die großen Chancen einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu nutzen. Dafür brauche es eine gezielte Wirtschaftsförderung, einen gemeinsamen Ansatz bei der Ausbildung von Fachkräften sowie eine gemeinsame Entwicklung der Infrastrukturen wie z.B. des Flughafens Sønderborg.

Hans Philip Tietje, Bürgermeister Sønderjylland und stellvertretender Vorsitzender der Region Sønderjylland-Schleswig, stimmt zu und berichtet von grenzüberschreitenden Praktika als einem Erfolgsmodell. Auch sei es sinnvoll, das deutschdänische Kompetenzzentrum weiter auszubauen. Beides würde zeigen, daß sich der Einsatz lohne. Potentiale sieht er zudem in einer grenzüberschreitenden Energieinfrastruktur, einer gemeinsamen Erlebniswirtschaft sowie in dem InterregProjektes 5a FURGY. Die Vermittlung von Bildung, Wissen und Forschung seien

Text: Dr. Bertram Zitscher

v.l. Hauke Präger moderierte für den Sektionsvorstand Schleswig/Flensburg im Restaurant Mäder’s den Austausch zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit der Oberbürgermeisterkandidatin Simone Lange MdL und dem kommunalen Spitzenvertreter Hans Philip Tietje aus Sønderjyyland

die wichtigsten Zielsetzungen. Allerdings müsse man nach einer staatlichen Anschubfinanzierung auch den Fortbestand mit privatwirtschaftlichen Mitteln sicherstellen. Nur nachhaltige Strukturen sind ein Erfolg. In der anschließenden Diskussion merkte Torsten Koch, geschäftsführender Gesellschafter der Bauplan Nord GmbH,

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an, daß man sich auch bei der Hafenentwicklung dringend grenzüberschreitend abstimmen müsse. Thomas Rohwedder, Prokurist bei der Nord Schrott GmbH & Co. KG, kritisierte, daß man die in Dänemark gebräuchlichen Lang-LKW vor der Grenze umladen müsse, weil es für die letzten sieben Kilometer in Deutschland keine Ausnahmegenehmigung geben würde. Insofern gelte es, im grenzüberschreitenden Verkehr zuvorderst erst einmal die bestehenden Barrieren abzubauen. Lange MdL, derzeit stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, zeigte Verständnis und werde der Sache nachgehen. Sollte dieser Einsatz gegen die bestehenden Barrieren gelingen, so Hauke Präger für den Sektionsvorstand zusammenfassend, könne auch die Wirtschaft am Standort positiv in eine grenzüberschrei■ tende Zukunft blicken.

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VERANSTALTUNG Sektion Pinneberg

Arbeitskräfte nötig aber Realitätssinn gefragt Wohin führt das Land die aktuelle Flüchtlingsfrage? Mit diesem Thema beschäftigten sich am 7. Dezember 2015 der parlamentarische Staatsekretär aus dem Bundesinnenministerium Dr. Ole Schröder MdB und Margit Haupt-Koopmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Nord, auf Einladung der Sektion Pinneberg des Wirtschaftsrates im Hotel Cap Polonio in Pinneberg. Text: Kai Pörksen

v.l. Dr. Ole Schröder MdB, Sektionssprecher Jens Sander und Margit Haupt-Koopmann berieten mit 25 Mitgliedern und Gästen der Sektion Pinneberg über die Arbeitsmarktchancen für Flüchtlinge

A uf jeden Fall sei Realitätssinn gefragt, so Dr. Schröder MdB. Und ohne sichere Grenzen werde es nicht gehen. Im November 2015 seien in Schleswig-Holstein 51.816 Asylanträge gestellt worden, das seien 61 Prozent mehr als im Vorjahr. Zeit also, sich zu überlegen, wer nun schutzberechtigt sei oder nicht. Die Westbalkanstaaten werden bisher als sicher eingeschätzt, eine Rückführung der Asylsuchenden sei also in den meisten Fällen unproblematisch. Das Sachleistungsprinzip müsse beibehalten werden, um nicht falsche Anreize zu schaffen. Positiv schätzte der Bundestagsabgeordnete ein, daß zukünftig sämtliche Daten zentral gespeichert würden: „Man glaubt kaum, daß es bisher so nicht gehandhabt wurde“. Bisher sei das ziemlich unübersichtlich gewesen. „Keine Gesell52

schaft kann eine Million Menschen pro Jahr integrieren“, stellte der Abgeordnete klar. Da gebe es eine berechtigte Sorge der Bürgermeister der vielen Gemeinden, daß die kulturelle Integration nicht zu schaffen sei und eine Spaltung der Gesellschaft drohen könnte. „Viele junge Männer aus Afghanistan kommen zu uns, während unsere Soldaten dort für sie kämpfen. Warum verteidigen sie nicht ihr eigenes Land?“ Die afghanischen Männer müßten dafür in ihrer Heimat ausgebildet werden. Margit Haupt-Koopmann sieht Arbeitgeber in der Pflicht, ihren Teil zur Lösung der Integrationsfrage beizutragen. Der Arbeitsmarkt in Deutschland sei sehr robust, man könne auf 600.000 Beschäftigte mehr verweisen als in 2014. Bundesweit zähle man im November 2015 943.000 Arbeitslose, das entspreche einer

Quote von 6,2 Prozent. Doch welche Auswirkungen haben nun Flucht und Vertreibung auf das nächste Jahr? Die Arbeitslosigkeit steige rein zahlenmäßig. Das liege aber an der Einberechnung der Asylanten. Ohne diese würde die Arbeitslosigkeit zurückgehen, mit ihnen jedoch steigen. In Schleswig-Holstein bedeute das 2.000 Arbeitslose weniger ohne Einbeziehung der Asylanten, 2.500 mehr mit Einbeziehung. Dennoch gebe es keine Alternative, so HauptKoopmann. Denn die Bevölkerungsentwicklung allein in Schleswig-Holstein bedeute, daß bis zum Jahr 2025 rund 88.000 Arbeitskräfte fehlen würden. Haupt-Koopmann: „Zuwanderung ist also unabdingbar!“ 200.000 Zuwanderer seien bundesweit nötig, um den Staat funktionsfähig zu halten. Noch ernster sei die Lage in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern. Dort würden allein bis 2060 rund 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Doch wer kommt zu uns? 55 Prozent sind jünger als 25 Jahre, 81 Prozent jünger als 35 Jahre (nicht repräsentativ). Acht Prozent verfügten über eine akademische Ausbildung, ebenso viele seien berufsqualifiziert. Der Großteil allerdings verfüge über keine Qualifikation nach deutschem Standard. Aufgrund des Alters der meisten Flüchtlinge sei sie aber optimistisch, daß eine Integration in den Arbeitsmarkt langfristig möglich sei. Die Agentur für Arbeit arbeite an Modellen, wie dennoch Elemente der bisherigen Ausbildung der Asylanten in Verfahren vergleichbar einer Berufsausbildung zur Anerkennung für eine Beschäftigung führen können. An diesem Punkt seien auch die Unternehmen gefragt. „Geben Sie den jungen Menschen eine Chance“, appellierte Haupt-Koopmann an die Unternehmer. Und sie erinnerte daran, daß die Bundesanstalt für Arbeit in jedem Fall die Zustimmung zur Beschäftigung innerhalb von 14 Tagen geben werde. Die Arbeitserlaubnis komme jedoch ausschließlich von der Auslän■ derbehörde.

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

EPSAS:

Die Lösung im Dschungel der Finanzen der Europäischen Länder? Europa ist in der Krise, doch die Mitgliedschaft war in der Vergangenheit und ist immer noch bei vielen Ländern heiß begehrt. Mitgliedsstaat Griechenland: Es darf vermutet werden, daß bei den erforderlichen Zahlen getrickst wurde, um den Aufnahmekriterien zu entsprechen. Hinterher ist man schlauer, die Griechenlandkrise zeigte es. Doch wie kann man es schaffen, aussagekräftige und fälschungssichere Zahlen rechtzeitig von einem EU-Anwärter zu bekommen?

Um Zahlen aus dem Primärrechenwesen zu bekommen, hält Brüssel ein einheitliches System in allen Ländern für erforderlich. Nur so könne Transparenz und Vergleichbarkeit geschaffen werden. Auf Einladung des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Sektion Neumünster, hatte Sektionssprecher Holger Bajorat am 19. Februar 2016 den Landrat des Kreises RendsburgEckernförde, Dr. Oliver Schwemer, und die Europaabgeordnete Ulrike Rodust MdEP zu einem Gedankenaustausch nach Neumünster eingeladen. Dr. Schwemer schilderte den Werdegang der Initiative für ein einheitliches System nach den International Public Sector Accounting Standards (IPSAS) als Vorbild für die European Public Sector Accounting Standards (EPSAS). Die EPSAS soll auf den Prinzipien der Peri-

odenabgrenzung, der doppelten Buchführung, einer international harmonisierten Rechnungslegung und der Berücksichtigung der Kompatibilität mit den Grundsätzen des Europäischen Systems volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen basieren. Dr. Schwemer: „Doch hat das überhaupt einen richtigen Sinn?“ Nach Umbau der Haushalte von der Kameralistik zur aktuellen Doppik käme eine erneute Umstellung auf die deutschen Verwaltungen zu – nachdem nun gerade in den vergangenen Jahren die neue Herausforderung gemeistert sei. Ja, ein paar Vorteile könne es geben, so Dr. Schwemer, der Kostenaufwand für eine erneute Umstellung werde aber europaweit auf sieben, allein auf Deutschland bezogen mindestens auf 2,4 Milliarden Euro geschätzt. Für den Kreis Rendsburg-Eckernförde

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Text: Kai Pörksen

v.l. Landrat Dr. Rolf-Oliver Schwemer und die Europaabgeordnete Ulrike Rodust MdEP vereinbarten unter den Augen des Sektionssprechers Holger Bajorat ein abgestimmtes Vorgehen beim Fortgang der europäischen EPSAS-Pläne

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

könnten das bis zu einer Million Euro sein. „Meine Ansicht: Unsere Systeme sind aussagekräftig genug“, so der Landrat. Und: „Mir ist ein Rätsel, wie solche Überlegungen bisher im Verborgenen entstehen konnten, ohne die Kommunen mitzunehmen. Das wird für mehr Frust auf die EU sorgen.“ Ulrike Rodust MdEP brach eine Lanze für die Europäische Kommission. „Sie macht nichts ohne Auftrag des Europäischen Rates, arbeitet also nicht im Verborgenen – agiert allerdings zunächst als reine Arbeitsgruppe.“ Hintergrund sei, daß dem Europäischen Rechnungshof der Mißbrauch von Fördergeldern übel auf-

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gestoßen sei. Immerhin mache die Summe 3,9 Prozent des EU-Haushaltes aus. „Für mich ist ein Skandal, daß es keine echten Sanktionen für diesen Mißbrauch gibt“, so Rodust. So sauber wie in Deutschland laufe das nicht überall. Deshalb scheine ihr sinnvoll, gemeinsame Rechnungsstandards einzuführen. Die seit 2011 tätige Arbeitsgruppe könne allerdings noch kein Ergebnis vorweisen, und Deutschland lehne bisher eine verpflichtende vergleichende Regelung ab. Dr. Schwemer, der eine neu zu schaffende Ebene für völlig überzogen hält, findet es auch absurd, davon auszugehen, daß dadurch mehr Mißbrauch entdeckt werden

könne. Schon in Deutschland sei es in den föderativen Ländern kaum möglich, untereinander das Zahlenwerk zu vergleichen, weil jedes Land unterschiedliche Berechnungsgrundlagen habe. „Wir behalten das gemeinsam im Blick“, so die Europaabgeordnete zum Landrat, noch gebe es keine vorgegebene Linie aus Brüssel. Fliehkräfte in der EU „Manchmal sitze ich völlig fassungslos im Parlament“, so Rodust MdEP. 20 bis 25 Prozent der Abgeordneten zählten mittlerweile zum ultrarechten Spektrum. „Sie sind laut, ordinär, hinterhältig und versuchen, das Parlament zur Kasperbude zu machen“, so die Abgeordnete. Sie würden mit den Ängsten der Menschen arbeiten und zur Verunsicherung beitragen. „Mich erinnert das oft an die Situation in der Weimarer Republik“, so Rodust MdEP. Einig seien sie sich in dem Haß auf die Minderheiten, wollten der Globalisierung entkommen. Flüchtlinge würden zu Tätern gemacht. Doch gibt es eine Alternative zu Europa? „Ja“, so Rodust MdEP, „wenn man den Anspruch auf eine gerechte Gemeinschaft aufgeben wolle. Auch wenn sie Hochachtung vor Merkels Rückgrat habe, das Vorhaben, das Asylpaket anzupassen, halte sie nicht für gut. Schengen könne fallen, große Risiken auf den europäischen Binnenmarkt zukommen. Vielleicht müsse man ein Scheitern in der Flüchtlingsfrage auch als Chance sehen, gestärkt aus der Krise herauszukommen, so Dr. Bertram Zitscher. „Jeder stillschweigende Rechtsbruch wie bei der Aufnahme Griechenlands in den Euro oder einer unehrlichen Lastenverteilung bei den Flüchtlingen falle Europa schnell wieder auf die Füße.“ Die Einhaltung des Rechts sollte auch im Land Schleswig-Holstein beim Umgang mit nicht identifizierten Flüchtlinge und solchen mit abschlägig beschiedenen Aufenthaltsgesuchen Maßstab des politischen Handels sein. Rodust MdEP dazu: Man solle baldmöglichst ein Einwanderungsgesetz schaffen, damit das bisherige Asylgesetz auch im ursprünglichen Sinne angewendet werden könne. Das Fazit der Europaabgeordneten: „Europa ist in einer schweren Krise. Steuerflucht, Finanzkrise, Brexit, Grexit, Flüchtlingsproblematik, außenpolitische Konflikte. Da heißt es hier wie in Brüssel, hart an Lösungen zu ■ arbeiten.“

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VERANSTALTUNG Sektion Rendsburg-Eckernförde

Gewerbliche Nutzung von Drohnen:

Chancen für die Wirtschaft offenhalten!

Michael Frank-Stever, QM-Beauftragter und UAS-Trainer (Luftrecht) AVB GmbH Wind Engineering, demonstrierte die Fähigkeiten gewerblich genutzter Multikopter

Text: Kai Pörksen

Für die Teilnehmer der Veranstaltung auf Einladung der Sektion Rendsburg-Eckernförde des Wirtschaftsrates der CDU e.V. am 22. Februar 2016 auf dem Verkehrslandplatz Schachtholm bietet sich ein Bild, das inzwischen so ungewöhnlich nicht ist: Ein Mann steht an einer Fernbedienung am Boden und steuert eine Drohne der Firma AVB GmbH Wind Engineering, an der eine Kamera aufgehängt ist, läßt sie kreisen, auf 75 Meter Höhe aufsteigen, vor den Besuchern schweben und – als alle wieder im Clubheim verschwunden sind – neugierig durch die Fenster filmen. Im Inneren des Gebäudes kann das alles auf einer Leinwand mitverfolgt werden.

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eder hat diese Flugobjekte schon gesehen oder darüber gehört. Zum Beispiel, daß die großen Versandhändler des Internets möglichst bald ihre Ware mittels Drohnen direkt an die Haushalte liefern wollen. Doch das ist noch etwas Zukunftsmusik, zuvor ist noch einiges zu regeln. Denn es gibt auch eine Menge Bedenken gegenüber solchen Angeboten. Wie zum Beispiel kann derjenige haftbar gemacht werden, dessen Drohne jemanden auf den Kopf fällt? Wie kann man sich vor dem Ausspähen im eigenen Heim oder Garten schützen? Wie kann ich vermeiden, daß sich eine Drohne mit entsprechender Technik in mein WLAN-Netz hackt? Da gibt es viele Bedenken, und Marit Hansen vom Unabhängigen Landeszen-

trum für Datenschutz, Schleswig-Holsteins oberste Datenschützerin, gibt dazu einen Überblick der rechtlichen Grundlagen: Schon jetzt seien die meisten Aspekte geregelt. Keine Fotos ohne Erlaubnis der betroffenen Personen, Schutz von Menschen und ihren Persönlichkeitsrechten, Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die Beobachtung von Menschen auf öffentlichen Plätzen sei erlaubt, soweit die Interessen der Betroffenen nicht beeinträchtigt werden würden. Und die Überwachung müsse erkennbar sein. Dann gebe es noch das Recht am eigenen Bild, den Paparazzi-Paragrafen 201a StGB, aber auch den § 1004 BGB, der keine Selbstjustiz zulasse, falls man mit dem Gedanken spiele, das Gerät über dem eigenen

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Marit Hansen Leiterin ULD – Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz SH: „Man kann als Beobachter am Boden nicht erkennen, ob eine Kamera eingeschaltet ist oder welche Meßgeräte ein unbemanntes Flugobjekt mit sich führt und weiß im Zweifel auch nicht, wer das Objekt von wo steuert. Das ist für den Datenschutz ein Problem.“

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VERANSTALTUNG Sektion Rendsburg-Eckernförde

Brice de Ron CDO/COO CProjekt GmbH, hat sein Hobby zu seinem Beruf gemacht: „Wir haben in vielen Branchen eine wachsende Nachfrage nach gewerblich organisierten Vermessungsdiensten.“

Grundstück einfach abzuschießen. Zurzeit arbeite das Bundesministerium für Verkehr an der Realisierung einiger Vorschläge wie einer Kennzeichnungspflicht, einem Führerschein für den Drohnenführer und die Einrichtung von Flugverbotszonen. Gibt es einen rechtsfreien Raum? Nein, so Dr. Tilman Giesen, der die Veranstaltung moderierte, einen Graubereich sicher schon. Deshalb sei eine Registrierung und Identifizierung der Flugobjekte über die Luftaufsichtsbehörde unabdingbar. Einig war man sich, daß es viele sinnvolle Anwendungen für Drohnen gibt. Einsatz in der Landwirtschaft oder im

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Katastrophenfall bei der Suche von Verschütteten beispielsweise. Einsatz auf Industrieflächen für logistische Planungen, Überwachung von Stromleitungen oder Windkraftanlagen. Ein guter Vorschlag von Mirko Knappe, Gründungsgeschäftsführer der Northern Business School in Hamburg: Um Mißbrauch vorzubeugen, sollte man sich vor Nutzung der Drohne per Handy den Zugang freischalten lassen. Somit wäre eine Registrierung gewährleistet. Die sollte in jedem Fall über die

v.l. Dr. Tilman Giesen, Mirko Knappe, NBS Northern Business School gGmbH, Guido Schwartze, Geschäftsführer der Offcon GmbH, und Andreas Dunsch, Ausbildungsleiter

Alexander Flemming Wüst geschäftsführender Gesellschafter der HP Marketing & Consulting Wüst GmbH: „Die Bedingungen klären, unter welchen die Orientierungssignale elektronisch gestört werden dürfen.“

Luftaufsicht des Staates laufen, also hoheitliche Aufgabe sein. Dr. Giesen faßte zusammen: Die Luftfahrtfreiheit solle man hochhalten, aber schutzwürdige Bereiche beachten. Ein Baustein sei die hoheitliche Überwachung über eine Identifizierung und Registrierung. Strategisch solle eine europäische Lösung gefunden und keine nationalen Alleingänge gegangen werden. Ein belastbarer Rechtsrahmen sei bereits vorhanden. Und da sich die Technik rasant weiter entwickele, sollte diese nicht durch ein überdimensioniertes Regelwerk blockiert ■ werden.

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LANDESFACHKOMMISSION Immobilienwirtschaft

Reaktionsfähigkeit einer gefesselten Immobilienwirtschaft ■ Johannes Callsen, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, sieht an vielen Stellen im Land Nachbesserungsbedarf. Es werde zu wenig Geld für die Infrastruktur ausgegeben. Die Unternehmensansiedlungen gingen – auch aufgrund der jetzt bundesweit höchsten Grunderwerbsteuer – zurück. Er fordert, den Landesentwicklungsplan entsprechend der Flüchtlingszahlen fortzuschreiben. Bei der Wohnraumförderung solle der Bund die Bildung von Wohneigentum unterstützen, da durch die geringe Bautätigkeit bis ins Jahr 2010 eine Lücke an Neubauwohnungen entstanden sei. Zudem würden ca. 4.000 Mietwohnungen für Geringverdiener gefordert. Zur Erreichung dieser Ziele solle das Baurecht vereinfacht werden, z.B. durch Erleichterungen bei der Schaffung von PKW-Stellplätzen für Neubauwohnungen. ■ Zur Absenkung von Baustandards berichtet Jan Karstens, geschäftsführender Gesellschafter der Heinrich Karstens Bau GmbH & Co. KG, von den Vorgaben des Landes Schleswig-Holstein für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften: € 750,– pro m2 bei einer Lebensdauer von ca. 50 Jahren und der Wunsch nach einer schnellen Errichtung führten in der Kombination zu einer kaum lösbaren Aufgabenstellung. Er berichtet über den Anstieg der Gesamtkosten zur Errichtung von Bauwerken im Zeitraum 2000 bis 2014, in dem der Bauwerkskostenindex für Wohngebäude der ARGE um 36 Prozent angestiegen sei. Der stärkste Anstieg sei bei den Baupreisen und den Nebenkosten zu verzeichnen. Bei den Bauwerks- und Planungskosten führten folgende Positionen zu Preissteigerungen: Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Brand- und Schallschutz, Schnee-, Sturmsicherheit, und Erdbebensicherheit sowie allgemeine Qualitätssteigerungen. Rahmenbedingungen würden von Spezialisten unter Laborbedingungen in immer kürzeren Abständen gesetzt. Sich daraus ergebende Fragen könnten nur noch von Fachleuten beantwortet werden. Auf Grundlage der Gefahrstoffverordnung würden Baustoffe über neue Grenzwerte von der Europäischen Chemiekalienagentur als Gefahrstoffe klassifiziert. Spanplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Farben, Leder und Textilien könnten so kurzfristig zu mangelhaften Baustoffen erklärt werden. Die Novelle der Bundesbodenschutzverordnung sähe vor, den Bodenaushub, der nicht auf derselben Baustelle wiederverwendet wird, deponiepflichtig zu machen. Die Kosten für Planung und Beratung seien aus diesen Gründen im Zeitraum von 2000 bis 2014 um 47 Prozent gestiegen, was durch eine ständig wachsende Vielzahl von Fachplanern am Bau verursacht worden sei. Unter Betrachtung der öffentlichen Abgaben sei außerdem die Umsatzsteuer von 16 Prozent auf 19 Prozent, die Grunderwerbsteuer in Schleswig-Holstein von 3 Prozent auf 6,5 Prozent gestiegen. Eine Erhöhung der Baugenehmigungsgebühren und der steuerlichen Rahmenbedingungen führten im Jahr 2014 zu WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

Wolfgang Weinschrod Vorsitzender der Landesfachkommission

rentablen Kaltmieten von über € 10,–/m2. Im Rahmen von Planverfahren werden u.a. in folgenden Bereichen Auflagen gemacht: Boden, Schallschutzgutachten, Kampfmittelsondierung, städtebauliche Wettbewerbe, Beweissicherung an Nachbargebäuden, Verlegung von Erschließungsleitungen. Auch erließen die Kommunen Auflagen wie z.B.: Standards oberhalb der EnEV, bestimmte Fassadenmaterialien, ökologische Ausgleichsmaßnahmen, Natur- oder Denkmalschutz. Die EnEV sei nach dem Jahr 2000 viermal novelliert worden, während die fünfte Novellierung Anfang 2016 in Kraft träte. Fazit: Die politischen Zielvorgaben von 250.000 bis 300.000 Neubauwohnungen pro Jahr seien nur zu erreichen, wenn Kostentreiber begrenzt würden und die gesetzlichen Rahmenbedingungen deutlich zurückgeführt werden könnten. Daß dies in der notwendigen Geschwindigkeit geschieht, sei aufgrund der wachsenden Komplexität und der Vielfalt der Regulierungsebenen sehr unwahrscheinlich. ■ Till Reine, Leitung Public Affairs VELUX DEUTSCHLAND GmbH, berichtet über gesundes Wohnen in moderne Gebäuden im Zusammenhang mit Wohnexperimenten, welche an 21 verschiedenen Standorten in Europa über 10 Jahre durchgeführt worden seien. Es wurde anschließend eine Umfrage unter 12.000 Haushalten in 12 Ländern Europas durchgeführt, um deren Einstellung und ihr Verhalten zu folgenden Themen zu erfragen: Komfort, Energieverbrauch und Umweltauswirkungen ihrer Häuser und Wohnungen. Demnach seien für das eigene Haus betreffend folgende Kriterien als wichtig für die Gesundheit eingestuft würden, nämlich guter Schlaf, regelmäßiges Lüften, Tageslicht in Räumen und Vermeidung von Schadstoffen. Umweltauswirkungen spielten eine eher geringere Rolle. Die drei wichtigsten Punkte der Deutschen, eine Wohnung zu modernisieren oder zu sanieren seien: Komfort (61,7 Prozent), attraktives Design (50,8 Prozent) und Energiekosten (49 Prozent). Die Bereitschaft, Energiekosten zu sparen, werde dabei von einer klaren Kosten-Nutzen-Basis abhän57


LANDESFACHKOMMISSION Immobilienwirtschaft

gig gemacht. Umweltauswirkungen spielten bei den Deutschen eine eher untergeordnete Rolle. Daraus folge: Nur die Einsparung von Energie sei kein ausreichender Investitionsanreiz in das Zuhause. Maximale Energieeinsparungen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen versperrten den Blick auf die wesentlichen Motive der Nutzer. Der Weg zum klimaneutralen Gebäude sei nur erfolgversprechend in der Kombination mit Komfort. Fenster, die hochgradig dämmend wirken, ließen wenig Tageslicht hindurch und verringerten das Wohlgefühl. Vor diesem Hintergrund besteht aus der Sicht der Kommission zunehmend die Gefahr, daß der Markt – getrieben durch Umweltauflagen – an den eigentlichen Nutzerpräferenzen vorbei investiere, was über den Lebenszyklus zu erheblichen Wertschöpfungsverlusten führen kann.

■ Hans-Werner Blöcker berichtet über den Studiengang zum Facilitymanager an deutschen Universitäten, der zuerst an der Universität Kaiserslautern angeboten worden sei. Inzwischen gäbe es auch ein Angebot in Oldenburg und in Mainz ein Studiengang „Bachelor of engineering“, wofür ein 12-wöchiges Praktikum zu absolvieren sei. Nach Aussage von Herrn Blöcker neigten die Länder dazu, ihre Professoren beschäftigen zu wollen. Die Universitäten folgten dieser Linie und interpretierten Studiengänge so passend für sich, daß Studierende im Ergebnis einseitig ausgebildet werden würden und die praktischen Anforderungen des Marktes grob verfehlten. Herr Blöcker empfiehlt dringend, Anpassungen auf der Bundesebene vorzunehmen, um in den Ländern nach einheitlichen und praxisorientierten Standards ■ lehren zu können.

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AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

50 Jahre Thomas Beton Die deutsche Gesellschaft des schwedischen Familienunternehmens Thomas Concrete Group AB, Göteborg/Schweden, begeht im Februar 2016 ihr 50-jähriges Bestehen. Nachdem 1965 mit der Thomas Beton GmbH das erste Transportbetonwerk in Flensburg gegründet wurde, betreibt die Gesellschaft heute mit 175 Mitarbeitern 22 Transportbetonwerke in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Die Gesellschaft ist der größte unabhängige Lieferant von zementgebundenen Baustoffen in Norddeutschland. Thomas Beton, seit Gründung in der dritten Generation im Familienbesitz der schwedischen Familie Thomas, gehört zu einem Verbund von 133 Transportbetonwerken mit 1.400 Mitarbeitern in Schweden, USA, Polen und Deutschland. „Wir sind ein unabhängiges in Familienbesitz befindliches Unternehmen. Produziert und vertrieben werden

Unser Mitglied Rainer Brings (links) nimmt Glückünsche von Dr. Erwin Kern, Präsident Bundesverband der deutschen Transportbetonindustrie e.V., entgegen

hochwertige Transportbetone für alle Anwendungsbereiche an gewerbliche und private Kunden“, sagt unser Mitglied Rainer Brings, Geschäftsführer der deutschen Gesellschaft. „Unser Erfolg basiert auf einem Mehrwert an persönlichen Service und der Fachkompetenz, die allen Kunden geboten wird.“ Anläßlich der

Feierlichkeiten im Kieler Cruise Terminal Ostseekai reisten über 500 geladene Gäste an, um sich im Rahmen einer Hausmesse auch über die Vielfalt der Produkte, der Einsatzstoffe und der Leistungsfähigkeit des Unternehmens und dessen Entwicklung in 50 Jahren zu informieren. Mitglied seit 2011

Karl-Heinrich Fischer – 45 Jahre Mitgliedschaft

Karl-Heinrich Fischer mit Sohn Sven

Im Rahmen seiner 45 Jahre Mitgliedschaft beim Wirtschaftsrat der CDU e.V. hat Unternehmer Karl-Heinrich Fischer nicht nur unseren Landesverband mit aus der 60

Taufe gehoben, sondern auch über Jahrzehnte im Sektionsvorstand Segeberg die Impulse für eine soziale Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards mit entwickelt

und gestaltet. Diese besondere Treue zu unseren gemeinsamen Überzeugungen hat er erfolgreich kombiniert mit der für jeden Unternehmer notwendigen Flexibilität: Nachdem nach der Gründung im Jahr 1951 zunächst der Torfabbau als Brennmaterial zur Versorgung der Bevölkerung gefragt war, kam ab dem Jahr 1956 der Kies- und Sandabbau als zweites Standbein hinzu, was wichtig war, weil das erste im Jahr 1991 aus naturschutzrechtlichen, aber auch wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden mußte. Heute beliefert das Unternehmen mit Sattelzügen und Fahrmischern von den Standorten in Lübeck und Tensfeld die betonproduzierende Industrie u.a. für Großprojekte wie Elbphilharmonie, Europacenter, Herrentunnel und das Haerdercenter. Sein Sohn Sven Fischer führt das Unternehmen inzwischen in der nächsten Generation erfolgreich weiter und ist zudem auch unserem Verband beigetreten. Solche Unternehmer tragen im Kern unseren berufsständischen Unternehmerverband und sind für uns ein leuchtendes Beispiel. Mitglied seit 1971

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AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Politiknachwuchs gesucht Um parteiübergreifend für Nachwuchs in der Politik zu werben, politische Prozesse verständlich zu machen, Seiteneinsteigern den Weg zu erleichtern und Sachverstand zur Entscheidungsgrundlage in der Politik zu machen – dafür hat sich im Jahr 2005 der Verein zur Förderung der Politischen Nachwuchsbildung in Schleswig-Holstein durch unsere Initiative gegründet. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht ein rund 18-monatiges parteiunabhängiges Seminarprogramm, das neue Einsichten in die Politik vermitteln und

junge Menschen für den Einstieg in die Politik begeistern will. Anmeldungen sind bis zum 20. März 2016 für den bereits sechsten Durchlauf der Seminarreihe möglich. Bewerben können sich junge Menschen, die nicht älter als 35 Jahre sind, über eine Berufsausbildung verfügen oder noch im Studium sind und sich politisch betätigen möchten. Wir empfehlen unseren Mitgliedern, passenden Persönlichkeiten einen Hinweis auf das Programm zu geben: unter www.politiknachwuchs.de zu finden.

Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer

VERANSTALTUNGSVORSCHAU 27. April 2016 | Kiel Junger Wirtschaftsrat Dirk van Loh, Geschäftsführer der Regiocast GmbH & Co. KG (RADIOZENTRUM Kiel) Axel Link, Geschäftsf. Gesellschafter, Sylt 1 „Herausforderungen für Medienunternehmen mit analogen Wurzeln in der digitalen Welt“

JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER

04. Mai 2016 | Neumünster Landesfachkommission Energiepolitik 06. Mai 2016 | Sylt CFO-Event Sylt 2016 „Big Data, Industrie 4.0 und BEPS“

09. Mai 2016 | Bargteheide Stormarner Wirtschaftsforum „Die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland – öffentliche Darstellung und Wirklichkeit“ Olaf Birkner, Geschäftsführender Gesellschafter der Instore Audience GmbH Dr. Jens Boyens-Hogrefe, stellv. Leiter des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft Andreas Ellendt, stellv. Vorsitzender der CDA Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft Schleswig-Holstein Dr. Judith Niehues, Senior Economist Öffentliche Finanzen, Soziale Sicherung, Verteilung am Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e.V. 19. Mai 2016 | Kiel Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft 23. Mai 2016 | Flensburg Mitgliederversammlung der Sektion Schleswig/Flensburg

WIR IM NORDEN | 1/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

23. Mai 2016 | Flensburg Stefan Studt, Innenminister des Landes Schleswig-Holstein „Innere Sicherheit für den Wirtschaftsund Tourismusstandort Schleswig-Holstein – Was ist zu tun?“ 13. Juni 2016 | Gut Kaden Golfturnier – Spiel um den Ernst Werdermann-Wanderpokal (nur für Mitglieder) 18. Juni 2016 | Kiel Regattabegleitfahrt zur Kieler Woche (nur für Mitglieder) 20. Juni 2016 | Berlin Parlamentarischer Abend der fünf norddeutschen Landesverbände 21. Juni 2016 | Berlin Wirtschaftstag mit u.a. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel 24. Juni 2016 | Tremsbüttel Spargelessen Christopher Vogt MdL, Mitglied im Wirtschaftsausschuß des schleswig-holsteinischen Landtags: „Die erfolgreiche Aufnahme von vielen Geringqualifizierten in einen hochregulierten deutschen Arbeitsmarkt – Wie kann das funktionieren?“ 29. Juni 2016 | Kronshagen Landesfachkommission Immobilienwirtschaft

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IMPRESSUM

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Exklusiver Mitgliederbereich: Loggen Sie sich ein in die VIP-Lounge und Sie erhalten weitere Informationen aus Ihrem Landesverband IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P. Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg Hauke Harders Landesgeschäftsführer Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 E-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 E-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de

Redaktion Anna Geyer, Hauke Harders, Ehrhard J. Heine, Kai Pörksen, Christian Ströder, Dr. Bertram Zitscher Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare Dieser Ausgabe liegt eine Beilage von Hausch & Partner GmbH bei.

Herstellung und Anzeigen copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 E-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Satz/Layout: Wolfgang Schlett, KGV

Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Bildnachweis nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, sonst Kennzeichnung an den Fotos, Aufmacherfotos: © hamburg-bildarchiv.de (S. 6+8/9 historisches Foto), © ccvision.de (S. 16/17 Container), Fotolia.com: © artjazz (S. 7+53 Europa), © Marco2811 (S. 13 Maschen), © davis (S. 16 Hafen), © Matthias Stolt (S. 16/17 Tastatur), © Edelweiss (S. 18/19 board), © Raimundas (S. 28 board), © Kara (S. 28 Stau), © Jumpeestudio (S. 32 network), © Rawpixel (S. 34 start up), © mizar_21984 (S. 43 Uhr)

Das nächste Heft erscheint im Juli 2016.

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Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | 1/2016 | WIR IM NORDEN




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