Landesverbände Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein
3./4. SEPTEMBER 2015
SON DERTEI L ZUM NWT 2015
5. Norddeutscher Wirtschaftstag in Lübeck:
Hanseregion stärken! Podium I: Verkehrsinfrastruktur Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0 Seiten IV-V
Foto: Musik- und Kongresshallen Lübeck
Podium II: Energieinfrastruktur Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 Seiten VI -VII
Podium III: Bildungsinfrastruktur Innovationspolitik für Norddeutschland – Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik Seiten VIII-XI
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
J U N G E R W I RT S C H A F T S R AT
Trave-Rundfahrt Auf dem Plan des 5. Norddeutschen Wirtschaftstages stand im Vorfeld der offiziellen Eröffnung ein eigener Programmpunkt für den Jungen Wirtschafstrat: Eine gemeinsame Trave-Rundfahrt aller fünf norddeutschen Landesverbände. Eine gute Gelegenheit für die Jungunternehmer, sich kennenzulernen. Bei einem kurzen Zwischenstopp und Landgang zum Lunch auf Einladung der Drägerwerk AG & Co. KGaA stieß auch Wirtschaftsrat-Präsident Werner Michael Bahlsen dazu. Für ihn eine Selbstverständlichkeit – denn die Wirtschaft funktioniert nur dann, wenn alle Generationen zusammenarbeiten. Generationengerechtigkeit muss auch
v.l.: Heiko Schaffrath (Visitor Service Manager / Dräger AG & Co. KGaA), Werner Michael Bahlsen (Präsident / Wirtschaftsrat der CDU e.V.) und Lars Osterhoff (Landesvorsitzender / Junger Wirtschaftrat Schleswig-Holstein)
im Dialog gelebt werden.
Mitglieder und Freunde des Jungen Wirtschaftsrates aus allen fünf norddeutschen Landesverbänden starteten gemeinsam zur Trave-Rundfahrt
Los ging es direkt an der Musik-und Kongresshalle unter fachkundiger, begleitender Erzählung des Kapitäns über Lübecks Jahrhunderte bewährte Lebensadern, die Flüsse Trave und Wakenitz. Die die Stadtinsel umspülenden Flüsse boten damals Schutz und Handelsperspektive zugleich. Heute noch sind sie unverzichtbar für das einzigartige Stadtbild der Hansestadt. Wie es sich gehört, geht man bei einer Schiffsreise bei Gelegenheit auch an Land – zur Mittagsstunde war daher auf freundliche
II
Einladung der Drägerwerk AG &Co. KGaA der Bootsanleger der Lübecker Traditionsfirma Anlegepunkt. So bot sich anschließend an Land die Möglichkeit zur Erfrischung und Stärkung bei einem köstlichen Imbiss und reichlich Gesprächsstoff. Die Impulse dafür setzten Heiko Schaffrath vom gastgebenden Unternehmen und der Präsident des Wirtschaftsrates, Werner M. Bahlsen, die in ihren Impulsvorträgen beide auf die Wichtigkeit der Förderung der Jugend, aber auch auf
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
die intelligente Vernetzung mit den anderen Generationen in Unternehmen und Gesellschaft eingingen. Gut gestärkt und um viele Eindrücke reicher setzten die knapp 40 Seefahrerinnen und Seefahrer nach dem Landgang den Schiffsausflug fort und machten rechtzeitig zum Beginn des Wirtschaftstages wieder an der Musik- und Kongresshalle fest. Jan-Christian Janßen
ERÖFFNUNG
Der „echte Norden“ gemeinsam für eine zukunftsfähige Infrastruktur
Werner Michael Bahlsen, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V., bei der Eröffnung des Norddeutschen Wirtschaftstages zur Erbschaftsteuer: „Ein Familienunternehmer erbt kein Unternehmen, sondern borgt es sich von seinen Kindern.“
Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka: „Wir unterstützen den Mittelstand auf dem Weg in die Industrie 4.0, aber im Wettbewerb der Spitzencluster braucht der Norden mehr Engagement der Landesregierungen und auch Drittmittel aus der Wirtschaft.“
„Wir sind nur gemeinsam der echte Norden!“ So eröffnete Reimer Tewes, Landesvorsitzender des gastgebenden Landesverbandes Schleswig-Holstein, am 3. September 2015 in der Musik- und Kongresshalle Lübeck den Norddeutschen Wirtschaftstag und spielte damit auf sein Bundesland an, das unter Protesten der übrigen vier diesen Slogan allein für sich reklamiert hat. Das Grußwort für die CDU übernahm Daniel Günther MdL als Vorsitzender der Landtagsfraktion und Oppositionsführer. Der Stillstand in Schleswig-Holstein könne nicht überraschen: Die Investitionsquote im Haushalt breche einen Minusrekord nach dem anderen und es gäbe kein baureifes Straßenbauprojekt. Zudem habe man die durch Bundesfinanzierung freiwerdenden BAföG-Mittel nicht den Hochschulen, sondern den Schulen zukommen lassen. Trotz einer Milliarde Mehreinnahmen gegenüber der Vorgängerregierung jammere man ständig nach mehr Mitteln in Richtung Berlin, anstatt erst einmal seine Hausaufgaben zu machen. Der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Werner Michael Bahlsen, dankte für den landespolitischen Bericht seines Vorredners. Die Landespolitiken sollten stärker für einen erfolg-
reichen Wirtschaftsstandort Deutschland an einem gemeinsamen Strang ziehen. Vor 346 Jahren fand in Lübeck zum letzten Mal der Hansetag statt, wie der Wirtschaftsrat ein grenzüberschreitend denkender Verbund ehrbarer Kaufleute. Der Wertekompass in Freiheit und Verantwortung habe uns heute 70 Jahre Wachstum beschert: „Ein Familienunternehmer erbt kein Unternehmen, sondern borgt es sich von seinen Kindern.“ Die Neuregelung der Erbschaftsteuer treffe genau diesen familiengeführten deutschen Mittelstand ins Mark und gefährde damit generationenübergreifende Investitionen und Verantwortung für die Beschäftigten und den Standort. Die Politik sollte das beachten und ebenso, dass Umverteilung erst einmal verdient werden müsse. Der Niedergang der Investitions- zugunsten der Sozialquote müsse dringend wieder umgekehrt werden. Daran anknüpfend ermunterte Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka besonders den Mittelstand, Industrie 4.0 für sich zu nutzen: „Wir wollen auch das Erfahrungswissen der Meister in diesen Prozess einbinden und herausfinden, wie die Arbeitsplätze der Zukunft aussehen.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass Deutschland sich an
Daniel Günther MdL, Vorsitzender der CDU Landtagsfraktion Schleswig-Holstein: „Schleswig-Holstein kann kein einziges baureifes Projekt für eine Bundesfinanzierung anbieten.“
Moderator Dr. Philipp Murmann MdB: „Unsere Hanseregion sollte ihre Spitzencluster nach dem Vorbild der Ahrensburger Liste länderübergreifend entwickeln.“
die Spitze einer solchen Bewegung stelle. Die digitale Infrastruktur erfordere Wissenschaft und Forschung über leistungsfähige Netze. Der Bund habe die Mittel für die Wissenschaft in den letzten zehn Jahren deutlich aufgestockt. Davon habe der Norden überproportional profitiert. Für das Erreichen einer Spitzenposition brauche es aber noch mehr Engagement der Landesregierungen und ebenso Drittmittel aus der Wirtschaft. Dr. Philipp Murmann MdB, der als Unternehmer und Bundestagsabgeordneter die anschließende Moderation unter Einbeziehung des Auditoriums übernahm, kam am Ende zur Schlussfolgerung, dass die Hanseregion auch bei Spitzenclustern und Forschungsprojekten stärker länderübergreifend denken sollte. Dr. Bertram Zitscher
III
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
P O D I U M I : V E R K E H R S I N F R A ST R U K T U R
Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0 Für die nördlichen Bundesländer ist die Verkehrsinfrastruktur der zentrale Wirtschafts- und Standortfaktor. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der großen Seehäfen ist entscheidend für den wirtschaftlichen Wohlstand in unserer Region. Allein die Tatsache, dass 90 Prozent des gesamten Im- und Exports der Bundesrepublik Deutschland über die Seehäfen abgewickelt werden, untermauert ihre herausragende wirtschaftliche Bedeutung.
Im Jahre 2008 haben die norddeutschen Länder ihre Infrastrukturprojekte erstmals in einer sogenannten „Ahrensburger Liste“ zusammengefasst – ohne allerdings Prioritäten zu setzen. Aus Sicht des Wirtschaftsrates ist eine Priorisierung jedoch die Voraussetzung, um die norddeutschen Interessen in der Infrastrukturpolitik möglichst erfolgreich und zügig umzusetzen. Aus diesem Grund haben die fünf norddeutschen Landesverbände des Wirtschaftsrates – Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig Holstein – die bereits mehrfach erweiterte Ahrensburger Liste einer Aktualitätsprüfung und Priorisierung unterzogen. Das Ergebnis ist die Ahrensburger Liste 4.0. Über diese Ahrensburger Liste 4.0 und die Möglichkeiten ihrer zügigen Realisierung diskutierten auf dem Podium I „Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0“ Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden: ■ Reimer Böge MdEP, Abgeordneter für Schleswig-Holstein der EVP Fraktion im europäischen Parlament ■ Enak Ferlemann MdB, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
IV
Dr. Dirk Max Johns Geschäftsführer / Verband Deutscher Reeder „Aus der Sicht der Wirtschaft brauchen wir Prioritäten beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.“
■ Dr. Max Johns, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder in Hamburg ■ Dr. Peter Dill, Generalbevollmächtigter der Deutsche See GmbH in Bremerhaven ■ Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg mit Sitz in Wolfsburg Die Gesprächsleitung übernahm Jens Broder Knudsen, Geschäftsführender Gesellschafter des Schifffahrtsunternehmens Sartori & Berger mit Niederlassungen in allen Häfen der norddeutschen Bundesländer.
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Enak Ferlemann MdB Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur „Ich finde es hervorragend, was der Wirtschaftsrat mit der Ahrensburger Liste 4.0 gemacht hat.“
Es sieht oft so aus, als führten mangelnde Priorisierungen im Verkehrsbereich zu schleppenden Investitionsentscheidungen und unkoordinierten Planungen. Um dies abzustellen, hat der Wirtschaftsrat mit der Ahrensburger Liste 4.0 eine Priorisierung nach nachvollziehbaren wirtschaftlichen Kriterien vorgelegt. Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die Bundesregierung die Priorisierung der Ahrensburger Liste 4.0 begrüßt, während sie von den Kammern abgelehnt wird. Die Kammern gingen davon aus, dass bereits die bestehende Ahrensburger Liste eine ausreichende Priorisierung dar-
me aber nicht umhin, auch an den strukturellen Problemen bei der Planung zu arbeiten und mehr geeignete Ingenieure auszubilden. Es sei dringend notwendig, in diesem Bereich Personal aufzubauen. So kommt die Modernisierung des Nord-Ostsee-Kanals auch deshalb nur langsam voran, weil im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Ingenieure und Techniker fehlen.
Reimer Böge MdEP Abgeordneter der EVP-Fraktion für Schleswig-Holstein „Wir suchen nordeuropäische Verkehrsprojekte, die in öffentlichprivater-Partnerschaft möglich sind.“
Michael Zeinert Hauptgeschäftsführer / Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg „Aus der Sicht der Kammern sind alle Projekte der Ahrensburger Liste mit höchster Priorität zu versehen.“
stelle. Eine gezielte Beschleunigung von herausgehobenen Infrastrukturprojekten werde von Seiten der Kammern nicht befürwortet, so Zeinert. Staatssekretär Enak Ferlemann betonte, dass ausreichende Finanzierungsmittel vorhanden seien, um mit allen baureifen Projekten in Norddeutschland sofort zu beginnen. Der Flaschenhals bestehe bei den Planungen, welche in Umfang und Effektivität deutlich gesteigert werden müssten. Um zügig zu Ergebnissen zu kommen, sollten die Planungskapazitäten auf die wichtigsten und dringlichsten Projekte konzentriert werden. Man kom-
des Podiums das Projekt der A 7 und forderten, den Weiterbau des Küstenautobahn A 20 und A 26 in der gleichen Weise zu betreiben. Um nun schnell in diesem günstigen Moment zu einer Beschleunigung der Verfahren in Norddeutschland zu kommen, wurde ein länderübergreifender Koordinator gefordert, welcher nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für die Planung eine verbindliche Koordinierungs-
Dr. Peter Dill Generalbevollmächtigter / Deutsche See GmbH „Mein Wunsch an die gute Fee: Lass die A 20 bald fertig sein!“
Auch von Seiten der Europäischen Union gibt es mit dem Juncker-Plan ein Instrument zum beschleunigten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Reimer Böge MdEP wies darauf hin, dass die Mittel des Juncker-Plans in mehrere Tranchen aufgeteilt seien, wobei die erste Tranche bereits vergeben wurde. Die Mittel seien ÖPP-Projekten vorbehalten und erfolge nach dem Prinzip „first come – first serve“. Es sei auch hier zwingend notwendig, Planung möglichst zügig abzuschließen, um am Ende keine Chancen zu verspielen. Als positives Beispiel für ein gelungenes ÖPP-Projekt sahen die Teilnehmer
funktion übernimmt. Dieser Vorschlag wurde von der Bundesregierung begrüßt. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Priorisierung – Ahrensburger Liste 4.0 – der richtige Weg ist. Die Mitglieder des Wirtschaftsrates sind nun aufgerufen, in ihren Bundesländern auf die Politik einzuwirken, die Ahrensburger Liste 4.0 zu realisieren und damit wesentliche wirtschaftliche Impulse für die norddeutschen Bundesländer zu erzeugen. Eine länderübergreifende Abstimmung ist erfolgversprechend, dringend geboten und möglich. Frank Roller
V
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
P O D I U M I I : E N E R G I E I N F R A ST R U K T U R
Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 – so war das Podium überschrieben, an dem gut 60 Unternehmerrinnen und Unternehmer teilnahmen. Unter der Leitung von Reinhold von Eben-Worlée, Geschäftsführender Gesellschafter der Worlée-Chemie GmbH, Hamburg, diskutierten Dr. PaulGeorg Garmer, Senior Manager Public Affairs der TenneT TSO GmbH, Bayreuth, Ulf Gehrckens, Vice President Corporate Energy Affairs, Aurubis AG, Hamburg, Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer der ARGE Netz GmbH & Co. KG, Breklum sowie Dr. Ingo Luge, Vorsitzender der Geschäftsführung, E.ON Deutschland, Essen.
Reinhold von Eben-Worlée Geschäftsführender Gesellschafter / Worlée-Chemie GmbH „Die deutschen Nachbarländer installieren derzeit Phasenschieber gegen deutsche Stromüberschüsse.“
Dr. Luge machte in seinem einführenden Referat zum Beginn der Podiumsdiskussion einmal mehr deutlich, dass die Energiewende von der Politik beschlossen sei – die Umsetzung liege jetzt bei der Gesamtgesellschaft, Unternehmen wie Bürgern. Beim Austausch der Positionen der Podiumsvertreter wurde deutlich, dass grundsätzlich Einigkeit in Bezug auf das EEG besteht: Deutschland und Euro-
VI
Dr. Ingo Luge Vorsitzender der Geschäftsführung / E.ON Deutschland „Die Erneuerbaren müssen ebenso wie die Konventionellen Systemverantwortung übernehmen.“
pa müssten dem Klimaschutz und dem Umbau der Energieinfrastruktur einen hohen Stellenwert einräumen. Hierfür seien verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Deutschland müsse raus aus der nationalen Isolation und eine wettbewerbsfähige Energieunion vorantreiben. Stattdessen werde eine staatliche Investitionslenkung sowie Unwirtschaftlichkeit weiter zementiert. Trotz wichtiger Reformen werde im
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Paul-Georg Garmer Senior Manager Public Affairs / TenneT TSO GmbH „Die Neuplanung einer Erdverkabelung würde bis zu zwei Jahre dauern.“
Transformationsprozess der Energiewende der Wettbewerb weiter ausgehebelt. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Investitionsbereitschaft der Industrie und Energiewirtschaft wieder zu stärken, fordert der Wirtschaftsrat der CDU e.V. seit langem eine Neuausrichtung der Energie- und Klimapolitik. Angesprochen wurde, dass der energiepolitische Zickzackkurs der letzten
gaben große wirtschaftliche Potenziale mit sich. Von den Wachstumsimpulsen profitierten nicht nur die Hersteller von Windenergieanlagen und Komponenten oder die Betreiber von OffshoreWindparks, die Verbraucher und Netzbetreiber, sondern auch Zulieferbetriebe aus dem Maschinen- und Metallbau, dem Schiffsbau oder der Elektrotechnik, lokale Metall- und Elektrobetriebe sowie Werften und Häfen. Um die hohen Erwartungen an die gesamte Branche erfüllen zu können, müssten die Rah-
Ulf Gehrckens Senior Vice President Corporate Energy Affairs / Aurubis AG und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg „Für uns als stromintensives Unternehmen ist sicherer und günstiger Strom standortentscheidend.“
Jahre zu erheblicher Verunsicherung geführt hat. Damit Unternehmen wieder bereit sind, neue Investitionen zu tätigen, müssten künstliche Verzerrungen abgebaut und verlässliche Rahmenbedingungen an die Stelle von staatlichen Interventionen treten. Solange Erneuerbare keine Systemverantwortung übernehmen würden und sich nicht am Markt orientierten, müsse über Kapazitätsmechanismen nachge-
Dr. Martin Grundmann Geschäftsführer / ARGE Netz GmbH & Co. KG „Alle Märkte, etwa die für Regelenergie und Systemdienstleistungen, müssen für die Erneuerbaren geöffnet werden.“
dacht werden. Die Debatte zum Grünbuch sollte daher ein Startschuss sein, um den Strommarkt wiederzubeleben und die erneuerbaren Energien mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle Marktteilnehmer auszustatten. Auch im Gespräch mit den Zuhörern wurde deutlich: Das EEG ist eine der tragenden Säulen der Energiewende und bringt angesichts der energiepolitischen Zielvor-
menbedingungen stimmen – politisch wie wirtschaftlich. Momentan sorgen viele Faktoren dafür, dass der Prozess der Energiewende langsamer erfolgt als erwünscht. Zu nennen sind beispielhaft die nicht immer kompatiblen nationalen und internationalen Regelwerke, der Mangel an Branchenfachkräften oder die Herausforderungen bei der Netzanbindung und Finanzierung. Jan-Christian Janßen
VII
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
P O D I U M I I I : B I L D U N G S I N F R A ST R U K T U R
Innovationspolitik für Norddeutschland Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik Bildung als Teil der Infrastruktur? Was im ersten Moment ungewöhnlich klingen mag, ist praktisch von großer Bedeutung. Denn nur durch einen strategischen Aus- und Umbau des Bildungssystems, d.h. durch langfristige Planung und strukturierte Umsetzung, kann Norddeutschland als Innovations- und Wissenschaftsstandort mit dem Süden Schritt halten. Ein Bildungssystem, das dem technischen Fortschritt offen und flexibel begegnet, das Leistungsträger gezielt unterstützt – Stichwort Exzellenzförderung – und das unternehmerischen Geist proaktiv fördert, ist die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand in Norddeutschland.
Thies Rixen Vice President Sales & Purchasing Germany / T-Systems International GmbH „Scheitern ist kein lebenslanger Makel – dieser Gedanke müsse sich in der deutschen Gründerkultur noch verbreiten.“
Über die Vision eines solchen Bildungssystems diskutierten Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Podium III „Innovationspolitik für Norddeutschland – Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik“. Zu den Podiumsteilnehmer gehörten ■ Prof. Dr. Stefan Behringer, Präsident / NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft, Elmshorn
VIII
Dr. Hubert Baltes Head of New Business Development / Olympus Winter & Ibe GmbH und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg „Technologiezentren müssen zur nachhaltigen Industrialisierung gezielt in Norddeutschland angesiedelt werden.“
■ Stefan Dräger, Vorsitzender des Vorstands / Drägerwerk AG & Co. KGaA ■ Prof. Dr. Dirk Loerwald, Geschäftsführer / An-Institut der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg ■ Lars Reger, VP R&D & New Business / NXP Semiconductors Germany GmbH ■ Thies Rixen, Vice President Sales & Purchasing Germany / T-Systems International GmbH
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Prof. Dr. Dirk Loerwald Geschäftsführer / An-Institut der Carl von Ossietzky-Universität „Ökonomische Bildung muss ein integraler Bestandteil des Allgemeinwissens werden.“
Die Moderation der Diskussionsrunde übernahm Dr. Hubert Baltes (Head of New Business Development / Olympus Winter & Ibe GmbH), Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg und Vorsitzender der Landesfachkommission Wachstum & Innovation. Dirk Loerwald stellte Kreativität, Exzellenz in der Forschung und Entwicklung sowie die gesellschaftliche
Loerwald erklärte, dass man, „wenn man Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft fördern will, auch das Bildungssystem erneuern muss. Ökonomische Bildung muss ein integraler Bestandteil des Allgemeinwissens werden.“ Man dürfe „nicht in die Arbeitslosigkeit ausbilden“, fasste Dr. Stefan Behringer seinen Ansatz der wirtschaftsnahen Ausbildung zusammen. Es dürfe nicht wahllos in „Orchideenfächern“ ausgebildet werden, sondern
Lars Reger VP R&D & New Business / NXP Semiconductors Germany GmbH „Eine politische Verankerung des Grundprinzips der Sicherheit bei der digitalen Vernetzung ist dringend erforderlich.“
Prof. Dr. Stefan Behringer Präsident / NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft „Durch eine enge Verzahnung von Wirtschaft und Bildung muss die praktische Relevanz der Ausbildung stets gesichert sein.“
Verankerung von Entrepreneurship als die drei Kernkompetenzen erfolgreicher Innovationspolitik in den Vordergrund. Insbesondere der unternehmerische Aspekt würde aktuell stark vernachlässigt, oft werde „Unternehmergeist“ als ein angeborener Instinkt betrachtet. Damit aus Risikobereitschaft und Problemlösungsorientierung aber tatsächliches Unternehmertum entstehe, spiele die ökonomische Bildung eine wich-
tige Rolle. Vereinzelte Initiativen seien lediglich „Strohfeuer“. Im Lehrplan würde die ökonomische Bildung nur stiefmütterlich behandelt und finde sich je nach Bundesland in Konstellationen wie „Gemeinschaftskunde“ oder „Politik-Wirtschaft“ untergeordnet wieder. Um die unternehmerischen Potenziale gezielt zu fördern, müsse jedoch eine systematische Heranführung an Entrepreneurship gewährleistet werden.
Stefan Dräger Vorsitzender des Vorstandes / Dräger AG & Co. KGaA „Eine umfassende Förderstrategie muss für den MINT-Bereich etabliert werden, möglicherweise sogar nach einem interdisziplinären Ansatz.“
durch eine enge Verzahnung von Wirtschaft und Bildung müsse die praktische Relevanz der Ausbildung stets gesichert sein. Damit die Universitäten Wissen auf dem aktuellen Stand der Technik vermitteln könnten, sei insbesondere die Forschung in Unternehmen ein wichtiger Aspekt dieser Verzahnung. Von staatlicher Seite stünden zwar viele Forschungsförderprogramme zur Verfügung, diese seien jedoch
IX
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
P O D I U M I I I : B I L D U N G S I N F R A ST R U K T U R durch einen erheblichen bürokratischen Aufwand bei der Bewerbung gekennzeichnet. Eine Vereinfachung des Bewerbungsprozesses sowie mehr Nachvollziehbarkeit bei der Vergabe von Fördermitteln könnten starke Forschungsimpulse setzen, so Dr. Behringer. Der Familienunternehmer Stefan Dräger fokussierte sich auf die zweite Kernkompetenz, die Exzellenz in Forschung und Entwicklung durch die Förderung von MINT-Talenten. Aber genau daran mangele es in Deutschland. Gerade in den für die Wirtschaft so enorm wichtigen MINT-Fächern gebe es keine systematische Talentförderung. Anders als in der Musik oder im Fußball: Das Erfolgsrezept für den Weltmeistertitel
X
2014 in Brasilien sei der strategische Aufbau von Toptalenten in 54 landesweit betriebenen Förderzentren gewesen. Auch in der Musik sei eine ähnliche Potenzialförderung schon lange etabliert. „Eine umfassende Förderstrategie muss für den MINT-Bereich etabliert werden, möglicherweise sogar nach einem interdisziplinären Ansatz“, forderte Dräger. Nur so könne Deutschland auch „Innovationsweltmeister“ werden. „Um innovative Ideen und Neugründungen erfolgreich im Markt zu platzieren, müssen zudem die Rahmenbedingungen verbessert werden“, sagte Thies Rixen. So sei zum einen die deutsche Zurückhaltung, wenn es um das Bereitstellen von Wagniskapital geht, ein großes Hemmnis. Um den Geldfluss zu erhöhen, müsse der Fokus stärker auf Biotechnologie, Maschinenbau und Verfahrenstechnik gelegt werden. Zudem dürften Geldgeber den
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Profit nicht zu sehr in den Vordergrund stellen, vielmehr sei zunächst schnelles Wachstum von elementarer Bedeutung. Frei nach dem Motto „entweder ich habe Erfolg oder ich lerne“ sei Scheitern kein lebenslanger Makel – dieser Gedanke müsse sich in der deutschen Gründerkultur noch verbreiten. Zum anderen stellte Rixen die Rolle von Start-up- und Technologiehubs als Erfolgsfaktoren heraus: „In einem Segment oder einer Branche wird eine kritische Masse an Vernetzung zwischen Universitäten und Unternehmen erzeugt" und wirke stark innovationsfördernd. Auch für Lars Reger sind Hochschulkooperationen die große Chance für die Innovationsinfrastruktur Norddeutschlands. Die Studenten bräuchten Möglichkeiten, um „mit den Ideen zu spielen“, wie beispielsweise eine erfolgreiche Kooperation mit der TU Harburg
zur Nutzung von NXP-Produkten zeige. Insbesondere im Kontext des grundlegenden Wandels der Technologielandschaft, aufgrund fortschreitender Digitalisierung und engerer Vernetzung, sei Norddeutschland auf dem besten Weg, sich als Innovationszentrum zu etablieren. Mit Vorreiterprojekten wie dem „smartPORT Hamburg“ zur Optimierung der Hafenlogistik könne ein „Testfeld Norddeutschland“ geschaffen werden, innerhalb dessen ein systematisches Ökosystem von Technologiepartnern aufgebaut wird. Ein Hindernis bei der Verbreitung smarter Technologien, insbesondere für den Mittelstand, bestehe derzeit in der gewaltigen Unsicherheit rund um das Thema Datensicherheit. Darum sei eine politische Verankerung des Grundprinzips der Sicherheit bei der digitalen Vernetzung dringend erforderlich. Einigkeit bestand auf dem Podium, dass die Bedeutung von Dienstleistungsinnovationen in Zukunft stark zunehmen wird. Der Fokus verschiebe sich vom Gegenstand selbst hin zu seinem Nutzen, was sich zum Beispiel an der Aufwertung der Dienstleistung „Mobilität“ gegenüber dem „Statussymbol Auto“ beobachten ließe. Während Thies Rixen angesichts der starken Produktionsabhängigkeit Deutschlands
große Investitionen in den Dienstleistungssektor für erforderlich hält, betonte Lars Reger: „ohne Hardware keine Services“. So seien einige Automobilhersteller dabei, ihr Geschäftsmodell immer stärker auf die Sammlung von Daten auszurichten. Die Daten aus dem direkten Kundenkontakt mit der Hardware könnten über konzerneigene Software vielseitig weiterverarbeitet und genutzt werden – von der Regenprognose bis hin zu Informationen zum Zustand des Straßenbelags. Dem Podium schloss sich eine intensive Frage- und Diskussionsrunde
mit dem Publikum an. Thematisiert wurden u.a. die Wirtschaftsaversität in der Gesellschaft, die mangelnde Offenheit gegenüber technischem Fortschritt, die hohe Bedeutung von Technologiezentren und die Rückständigkeit des deutschen Bildungssystems in puncto Digitalisierung. Letztere zeige sich einerseits in der schlechten technischen Ausstattung vieler Bildungseinrichtungen, andererseits in der Tatsache, dass viele Lehrer über kaum informationstechnisches Wissen verfügten. Christian Ströder / Anna Geyer
KERNFORDERUNGEN DES PODIUMS III „BILDUNGSINFRASTRUKTUR“ ■ Gezielte Ansiedlung von Technologiezentren zur nachhaltigen Industrialisierung ■ Weiterentwicklung der Cluster in allen Bundesländern vorantreiben ■ Gezielter hochschulübergreifender Aufbau von Exzellenzinitiativen mit technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkten (MINT) als interdisziplinäre Herausforderungen mit Anwendungs- oder Produktbezug ■ Politische Initiative „Innovationstestfeld Norddeutschland“ ins Leben rufen: Halbjährliche Abstimmung der norddeutschen Entscheider in Politik und Behörden zur gezielten Gewinnung und Umsetzung von Innovationsprojekten ■ Gründerszene stärken: Gründerkultur und Vernetzung zwischen Gründern und Unternehmern fördern / Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten stark ausweiten ■ Ökonomische Bildung fördern: Schulfach „Wirtschaft“ schnellstmöglich in allen Schulformen einführen / Entrepreneurship Education in Lehrplänen und Kerncurricula etablieren
XI
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
ABENDPROGRAMM
Tagesausklang in der Schiffergesellschaft Zum Abschluss Tages ging es von der Musik- und Kongresshalle in das älteste Gasthaus Lübecks, um den Tag mit kulinarischen und weiteren „inhaltlichen“ Spezialitäten ausklingen zu lassen. Seit 1535 ist die Schiffergesellschaft Teil der Lübecker Geschichte und hat bis heute ihre historische Bedeutung bewahrt.
Dr. Wilhelm Wessel Sprecher der Sektion Lübeck / Wirtschaftsrat der CDU e.V.
Olaf Birkner Gründer verschiedener Internetunternehmen
Dirk Thomas Wagner Director Sales Development / Oracle Deutschland GmbH
Ingbert Liebing MdB Landesvorsitzender der CDU Schleswig-Holstein
Im ältesten Gasthaus Lübecks, der Schiffergesellschaft, lassen die Teilnehmer den ersten Tag des NWT 2015 ausklingen
Als musikalische Vorspeise des Abends wurde die Hamburg-Hymne durch die Männerstimmen der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien gesungen. Dass dieses in den Räumen der Schiffergesellschaft etwas Besonderes ist, betonte Dr. Wilhelm Wessel, Sprecher der Sektion Lübeck des Witschaftsrates in seinem Begrüßungswort. Die Wirtschaft suche sich ihren Raum, auch über die Landesgrenzen hinweg, wie die heutige Veranstaltung gezeigt habe, so Dr. Wessel. Einen ganz herzlichen Dank adressierte Wessel an Dr. Zitscher (Landesgeschäftsführer des Landesverbandes Schleswig Holstein) und sein Team für die hervorragende Organisation der Veranstaltung. Zwischen den einzelnen, sehr schmackhaften und delikaten Köstlichkeiten aus der Küche wurden den Gästen des Norddeutschen Wirtschaftstages wirtschaftspolitische Häppchen in Form spannender Vorträge serviert. Der Landesvorsitzende der CDU Schleswig-Holstein, Herr Ingbert Liebing MdB, sah den NWT 2015 als
XII
gutes Zeichen, das Ziel, ein Zeichen für die Allianz des Nordens zu setzen, zu erreichen. Bei dem Thema Infrastruktur sieht er für Schleswig Holstein großen Nachholbedarf und die dringende Notwendigkeit, Projekte baufertig vorzubereiten, da finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Ferner griff er das aktuelle Thema der ins Land kommenden Flüchtlinge auf. Hier sieht er eine große Herausforderung, aber auch viele positive Aspekte, aufgrund der unzähligen ehrenamtlichen Engagements und auch unternehmerischer Hilfen. Er schloss seinen Vortrag unter tosendem Beifall mit der Heraushebung der digitalen Infrastruktur, die Grundvoraussetzung für die digitale Agenda ist. Umrahmt von weiteren musikalischen Einlagen referierte Olaf Birkner,
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Gründer verschiedener Internetunternehmen in Kiel, über den Aufbruch in eine globale Gesellschaft. Unser Informationsverhalten sei gestützt auf den Konsum der Nachrichtenmedien, die aber ausschließlich an Werbe- und Einschaltquoten orientiert sind. Um nach vorne zu blicken, müsse man zunächst die Insekten-Perspektive der Nachrichten-Medien verlassen und einmal die Entwicklung von drei der wichtigsten Faktoren zur Beschreibung der Qualität der Welt anschauen, die Kindersterblichkeit, Armut und Einkommensverteilung sowie Kriege. Dazu zeige die Weltstatistik der Vereinten Nationen, dass die Kindersterblichkeit sich in den letzten Jahrzehnten halbiert habe und sich die Einkommensschere im gleichen Zeitraum geschlossen habe, weil das Einkommen der Ärmsten 25 Prozent der
Die musikalische Begleitung des Abends übernahmen die Männerstimmen der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien
Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg / Wirtschaftsrat der CDU e.V.
Weltbevölkerung am stärksten gestiegen sei. Zudem würden Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, und ihr Anteil sei in den letzten 25 Jahren von 40 Prozent auf 61 Prozent gestiegen. Nahezu alle Kriege der letzten Jahre wären Bürgerkriege zur Destabilisierung diktatorischer Ordnungen und damit notwendiger Schmerz auf dem Weg zu einer höheren Ordnung. Halten diese großen Trends, gibt es im Jahr 2030 keine Kindersterblichkeit und keine Armut mehr. Stattdessen explodiert die Vernetzungsdichte zwischen den Menschen, eine Explosion des „sich Sehens“, gefolgt von der Explosion des „sich Verstehens“, gefolgt von der Explosion menschlicher Empathie auf globalem Niveau. FACEBOOK meldet
soeben, 10 Jahre nach dem Start, eine Milliarde Nutzer pro Tag! Die großen technologischen Impulse des Jahrhunderts erwarten wir aus der Gentechnologie, der Nanotechnologie und der Robotik. Man arbeite nicht nur an unbemannten Autos oder Flugobjekten, sondern bereits an Software für das menschliche Gehirn, der Ablösung von Ärzten durch Roboter. Wir haben in den letzten 25 Jahren 1 Prozent unserer Gene entschlüsselt, die kommenden 25 Jahre entschlüsseln wir die anderen 99 Prozent. Die Auswirkungen liegen jenseits unseres Verstehens, weshalb man daran glauben sollte, dass das Unmögliche möglich wird. Zwischen dem Hauptgang und dem Dessert richtete Dirk Thomas Wagner,
Director Sales Development der Oracle Deutschland GmbH ein Grußwort an alle Gäste. Er lud ein zu einem CFOEvent am 6. Mai 2016 auf Sylt, bei dem es einen qualitativ wertvollen Austausch zu den Themen Big Data und Industrie 4.0 geben werde. Das Schlusswort des Abends hielt der Landesvorsitzende aus Hamburg, Gunnar Uldall. Er betonte, der diesjährige NWT habe hohe Maßstäbe gesetzt, die beim nächsten NWT 2017 in Hamburg schwer zu übertreffen sein dürften, was er dennoch versuchen möchte. Bis dahin sollten die Ergebnisse der drei Podien in den fünf Bundesländern, Berlin und Brüssel umgesetzt werden. Dr. Barbara Rodewald
XIII
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
FIRMENBESUCHE
Hinter den Kulissen zweier Lübecker familiengeführter Weltmarktführer Trotz eines langen Abends in der Schiffergesellschaft ließ sich am folgenden Morgen so gut wie niemand den nächsten Programmpunkt entgehen: Mit der Drägerwerk AG & Co. KGaA und der Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH + Co. KG (auch BAADER Gruppe) luden gleich zwei international führende Lübecker Traditionsunternehmen zum Firmenbesuch ein.
BAADER, 1919 gegründet und inzwischen in dritter Generation familiengeführt, ist spezialisiert auf den Bau von Maschinen zur industriellen Verarbeitung von Fisch, Geflügel und Fleisch. Im Bereich Fischverarbeitungsmaschinen ist das Unternehmen Weltmarktführer, in der Geflügelverarbeitung gehört es zu den Top 3 Herstellern in der Welt. Geführt von Jörg Schröter, Prokurist und Produktionsleiter des Unternehmens, erhielten die Teilnehmer Gelegenheit, die verschiedenen Produktionsschritte, von der kleinen Schraube bis hin zur fertigen Entgrätungsmaschine, nachzuvollziehen. Abschließend folgte eine kurze Unternehmenspräsentation durch die beiden Geschäftsführer Torsten Krausen und Robert Focke.
Per Bus ging es weiter zur Drägerwerk AG, wo mit Christoph von Hobe, Renz Waller und Christian Will drei Guides durch die hauseigene Unternehmensausstellung führten. Die Drägerwerke entwickeln, produzieren und vertreiben Geräte und Systemlösungen in den Sparten Medizin,- Sicherheits- und Tauchtechnik. Auch dieses Lübecker Traditionsunternehmen ist Weltmarktführer, etwa im Bereich Gasmesssysteme und Alkoholmessung. Wie gut der Ruf der Firma ist und wie weit verbreitet ihre Produkte sind, lässt sich z.B. in den USA erkennen. Dort werden Retter im Bergbau oder bei der Feuerwehr aufgrund ihrer Atemschutzgeräte der Drägerwerke häufig auch „Draegermen“ genannt. Ein Faktum, auf das man in der Lübecker Zentrale durchaus stolz ist, wie die Besucher beim Rundgang durch die beeindruckende Ausstellung erfuhren. Christian Ströder
Reimer Tewes, Landesvorsitzender SchleswigHolstein, dankt den BAADER-Geschäftsführern Torsten Krausen und Robert Focke
In der BAADER-Produktion: Eine Mitarbeiterin erläutert den automatisierten Entgrätungsprozess
XIV
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015
Modernes Büro- und Laborgebäude von Dräger Foto: Drägerwerk AG & Co. KGaA
Z I E L E U N D AU S B L I C K
Zielsetzungen der Norddeutschen Wirtschaftstage in der Hanseregion Ohne eine dritte Elbquerung, ohne Breitbandausbau in der Fläche, ohne ausgebaute Stromnetze wird Norddeutschland gegenüber dem Süden weiter zurückfallen, obgleich die Ausgangslage für überdurchschnittliches wirtschaftliches Wachstum aufgrund der günstigen wirtschaftsgeographischen Lage an der deutschen Nord- und Ostseeküste eigentlich hervorragend ist. Norddeutschland kann eine bedeutende wirtschaftliche Brückenfunktion für unsere Nachbarn in Skandinavien, Benelux und den Ostseeraum übernehmen. Es wird nur Erfolg haben, wenn wir in den entscheidenden Politikfeldern zu einem koordinierten, energischen und durchdachten gemeinsamen Handeln finden. Der Norddeutsche Wirtschaftstag will dazu beitragen, die politische und institutionelle Zersplitterung Norddeutschlands pragmatisch, durch Einbeziehung der relevanten Entscheider in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu überwinden. Die beteiligten fünf
Die fünf Landesvorsitzenden zusammen mit dem Präsidenten des Wirtschaftsrates der CDU e.V. und dem Ehrengast des Norddeutschen Wirtschaftages 2015: von links: Anja Osterloe (Niedersachsen, stellv.), Gunnar Uldall (Hamburg), Andreas Mau (Mecklenburg-Vorpommern), Bundesministerin Prof. Dr. Johanna Wanka, Reimer Tewes (SchleswigHolstein), Imke Wilberg (Bremen) mit dem Präsidenten Werner Michael Bahlsen
Landesverbände des Wirtschaftsrates der CDU e.V. – Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein – haben den NWT 2015 unter das Motto gestellt: „Hanseregion: Lebensader Infrastruktur – Entscheidungen für ihren Ausbau“ und die drei Schlüsselbereiche Verkehrs-, Energie- und Bildungs- in den Mittelpunkt stellt.
Die Nachhaltigkeit unserer Bestrebungen wird dadurch sichergestellt, dass die Norddeutschen Wirtschaftstage turnusgemäß alle zwei Jahre Ergebnisse der Prozesse sichtbar machen, die fortlaufend die länderübergreifende Zusammenarbeit vorantreiben. Der sechste Norddeutsche Wirtschaftstag wird im Jahr 2017 in Hamburg stattfinden. Dr. Bertram Zitscher
Ausblick CFO-Event Sylt 2016 Von Oracle Deutschland kam der Impuls, den Norddeutschen Wirtschaftstag für die Planung eines CFO-Events am 6. Mai 2016 auf Sylt zu nutzen. Entsprechend lud Daniel Thomas Wagner bei der Abendveranstaltung in der Schiffergesellschaft zum Arbeitsessen im Lübecker Schabbelhaus am Folgetag ein – mit Erfolg: Neben den im Vorfeld gesetzten Impulsgebern folgten 25 weitere Interessierte unmittelbar im Anschluß an die Firmenbesichtigungen bei Baader und Dräger. Drei mögliche Themenfelder für den CFO-Event wurden genauer beleuchtet. Bei Big Data sind die Chancen und Herausforderungen für den Finanzvorstand vielfältig. Das Akkummulieren großer Datenmengen aus allen Unternehmensbereichen eröffnet neue Möglichkeiten der Unternehmenssteuerung. Diese finden ihre Grenzen in der Rechtmäßigkeit der Datensammlung und der Auswertungsziele. Die digitale Regulierung steht aktuell unter einem hohen politischen Anpassungsdruck,
womit das Spannungsfeld für das Podium beschrieben ist. Im Hinblick auf Industrie 4.0 werden für den Finanzvorstand zunehmend auch Produktionsdaten verfügbar, relevant und damit auch steuerbar, womit die Grenze zur Produktionssteuerung fließend wird. Die zukünftige Entwicklung bei der Verschmelzung von Informations- und Produktionsprozessen hängt dabei wesentlich von
der Sicherheit der Systeme ab. Je mehr Schnittstellen und Steuerungsmöglichkeiten, desto größer die Systemrisiken. Und je komplexer die Strukturen, desto größer werden die Risiken für den deutschen Mittelstand. Die Komplexität der Möglichkeiten zur Vermeidung von Steuern ist für den deutschen Mittelstand im Zuge seiner erfolgreichen Expansion gestiegen, wozu inzwischen Datenverarbeitungsprogramme mit komplizierten Verrechnungspreissystemen genutzt werden können. Internationale Großkonzerne arbeiten in Systemen mit 60.000 verschiedenen Verrechnungspreisen, deren Kontrolle für eine staatliche Steuerverwaltung zunehmend schwierig wird. Deshalb verfolgt die OECD einen Aktionsplan, der der aggressiven Steuerplanung von Unternehmen neue Grenzen setzen möchte. Dr. Bertram Zitscher
XV
5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015
SPONSOREN
Wir danken unseren Sponsoren f端r die Unterst端tzung beim 5. Norddeutschen Wirtschaftstag
XVI
Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015