WIR im Norden 1/2018

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WIR IM NORDEN AuSgAbe 1 | 2018

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

D A S

M A G A Z I N

F Ü R

D I E

W I R T S C H A F T

Mobilität in der Hansestadt

Hamburg nimmt Fahrt auf Seite 18 Traditioneller Neujahrsempfang Seite 28 Vor Ort bei Steinway & Sons Seite 50 Innovationstreiber Autonomes Fahren

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG



EDITORIAL

Dr. Henneke Lütgerath Landesvorsitzender Hamburg

nach den zähen Verhandlungen der vergangenen Monate hat Deutschland endlich eine neue Bundesregierung. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: CDU und CSU haben sich diese Große Koalition mit teuren Zugeständnissen an eine taumelnde SPD erkauft. Mit „Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland“ ist der Koalitionsvertrag überschrieben. Wer das 177 Seiten umfassende Papier liest, erkennt jedoch: Dynamisch, visionär und innovativ wirkt der Inhalt keineswegs. Nach gründlicher Abwägung lehnt der Wirtschaftsrat den Koalitionsvertrag insbesondere mit Blick auf die renten- und arbeitsmarktpolitischen sowie die europapolitischen Pläne ab. Union und SPD laufen Gefahr, den falschen Weg in die Transferunion zu gehen. Während eine dringend notwendige Unternehmenssteuerreform ausbleibt, werden dem Mittelstand mit der Einführung eines Unternehmensstrafrechts und einer Musterfeststellungsklage neue Bürden auferlegt. Im Übrigen spiegelt die Ressortverteilung das Wahlergebnis nicht zutreffend wider.

des ITS-Weltkongress 2021 wird Hamburg zum Test- und Erprobungsumfeld für Mobilitätsangebote und -technologien von morgen. Handlungsfelder werden u.a. das automatisierte und vernetzte Fahren, eine intelligente Infrastruktur und smarte Mobilitätsdienstleistungen, wie „On-Demand-Shuttles“ oder ein automatisches ÖPNV-Ticketsystem, sein. Sich bei der Bewerbung um den ITS-Kongress gegen Konkurrenten wie das finanzstarke Dubai durchgesetzt zu haben, ist ein großer Erfolg für Hamburg. Entscheidend ist aber letztlich doch nur, was die Stadt daraus macht. Der Kongress muss die Initialzündung sein, über 2021 hinaus mit voller Kraft in Richtung eines vernetzten, intelligenten und ganz Hamburg umfassenden Verkehrs- und Infrastruktursystems zu steuern. Aus leidvoller Erfahrung mit Großprojekten und Olympia wissen wir, wie wichtig es dabei sein wird, die Bevölkerung von Anfang mitzunehmen und ihre Vorbehalte abzubauen. Sonst scheitert ITS schon, bevor die erste intelligente Ampel aufgestellt ist.

»Die „Groko“ setzt Deutschlands wirtschaftspolitische Zukunft aufs Spiel.« Summa summarum: Die „Groko“ setzt Deutschlands wirtschaftspolitische Zukunft aufs Spiel. Der Wirtschaftsrat wird das so nicht hinnehmen. Unterstützen Sie uns dabei und folgen Sie den Worten von Friederike Hagenbeck. Als Schlussrednerin sagte die Familienunternehmerin bei unserem Neujahrsempfang: „Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmer nicht nur politisch sein dürfen, sondern es auch sein müssen. Wenn die Politik die für uns falschen Prioritäten setzt, müssen wir uns einschalten!“ Recht hat sie. Hanseatisch, weltoffen, lebenswert oder einfach nur schön – wer Hamburg einmal kennengelernt hat, will selten wieder weg. Bemerkbar macht sich das nicht nur auf dem angespannten Wohnungsmarkt, sondern auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf den Straßen. Es ist voll, sehr voll. Längst hat sich Hamburg als „Stau-Stadt“ einen Namen gemacht. Dieses Prädikat, aber auch die ökonomisch verantwortungslose Dieseldebatte verlangen Lösungen. Eine davon ist die Digitalisierung.

Dennoch ist die Digitalisierung nicht alles. Auch klassische Infrastrukturprojekte, wie die neue U-Bahnlinie 5, Umgestaltungen in der innerstädtischen Verkehrsführung oder auch Projekte wie die S4 tragen spürbar zur Entlastung bestimmter Verkehrsknotenpunkte bei. Die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sollte noch intensiver werden. Und: Auf gar keinen Fall dürfen solche Projekte durch überlange Planungs- und Genehmigungsverfahren erstickt werden. Zu guter Letzt möchte ich allen Mitgliedern danken, die am 28. Februar im Rahmen unserer Mitgliederversammlung das Delegiertenamt übernommen haben. Unser Verband lebt von Ihrem Engagement.

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Getragen von der digitalen Transformation wird sich unser Verständnis von urbaner Mobilität radikal ändern (müssen). ITS ist das Stichwort: Intelligent Transport Systems. Als Ausrichter

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MOMENTAUFNAHME Die Rethe-Hubbrücke (gebaut 1934) war für den Straßen- und eisenbahnverkehr ein Teil der Infrastruktur im Hamburger Hafen. Als ersatz für die Hubbrücke wurde angrenzend die neue Rethe-Doppelklappbrücke gebaut: Die Klappbrücke für den Autoverkehr wurde im Juli 2016 eröffnet, im Dezember 2017 folgte die Rethe-Klappbrücke für die bahn. Die alte Hubbrücke soll abgerissen werden.

Foto: HPA / Andreas Schmidt-Wiethoff

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INHALT

START

TITEL

VERANSTALTUNGEN

EDITORIALS

VERKEHR / MOBILITÄT

NEUJAHRSEMPFANG

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18 Die Soziale Marktwirtschaft ist der Motor unseres erfolgs

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Landesverband Hamburg u Dr. Henneke Lütgerath

45 Landesverband Schleswig-Holstein u Dr. Christian von boetticher

MOMENTAUFNAHME 4

Die Rethe-Hubbrücke (1934) und die neue Rethe-Doppelklappbrücke (2016 /17)

City of Solutions: Die Welt der Mobilität zu Gast in Hamburg Dr. Nikolas Hill

12 Eine mobile Generation hebt ab Michael eggenschwiler 14 Das U5-Projekt – mit Hamburg, für Hamburg Henrik Falk 16 A7 – Fernverkehrsweg mit Zukunft Christian Merl

Seite 18

22 Kennenlernen in der Landesgeschäftsstelle

MITGLIEDERVERSAMMLUNG 24 Hamburgs Vertreter für bundesdelegiertenversammlung gewählt

WIRTSCHAFTSRAT VOR ORT 25 Licht aus, Spot an: Hinter den Kulissen des NDR

PODIuMSDISKuSSION DREI FAKTOREN SOLLEN FÜR TEMPO SORGEN: WILLE, VIEL GELD UND KLARE STRUKTUREN

Darauf kommt es für die neue Bundesregierung an: Glasfaser only Dr. Stephan Albers Seite 12

Neujahrsempfang Die Soziale Marktwirtschaft ist der Motor unseres Erfolgs Rund 600 Mitglieder, gäste und Freunde waren der einladung des Wirtschaftsrates in den börsensaal der Handelskammer Hamburg gefolgt und erlebten mit Julia Klöckner einen bestens aufgelegten ehrengast.

NEUMITGLIEDERABEND BEIM WIRTSCHAFTSRAT

46 Sektion Neumünster

„IN BAYERN HÄTTE ES EINEN VOLKSAUFSTAND GEGEBEN“ 48 Sektion Neumünster

INNOVATIONSTREIBER AUTONOMES FAHREN 50 Sektion Nordfriesland

REKOMMUNALISIERUNG VERSUS MITTELSTANDSOFFENSIVE 55 Sektion Rendsburg-eckernförde zu gast: Manuela Herbort und Dr. Bernd Buchholz „Was ist notwendig für den beschleunigten Ausbau der Infrastruktur?“ Drei Faktoren sollen für Tempo sorgen: Wille, viel Geld und klare Strukturen Seite 46

REGION NUR IM VERBUND LEISTUNGS- UND WETTBEWERBSFÄHIG 56 Sektion Pinneberg

SPATENSTICH FÜR ERSTEN GRENZÜBERSCHREITENDEN GEWERBEPARK 58 Sektion Stormarn

„LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT? WER DAS LÖST, IST NOBELPREISVERDÄCHTIG“ 63 Sektion Neumünster WIRTSCHAFTSRAT vor ORT beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg-Lokstedt: Licht aus, Spot an: Hinter den Kulissen des NDR Seite 25 6


INHALT

AKTUELLES HSH NORDBANK – EIN KOMMENTAR 30 Thies g.J. goldberg

NACHRUF 42 In gedenken an Dr. Hellmut Kruse und Matthias C. Lischke

AUS DEM MITGLIEDERKREIS

LANDESFACHKOMMISSIONEN Hamburg

INTERNET & DIGITALE WIRTSCHAFT 34 Positionspapier: Digitalwirtschaft in Hamburg Rahmenbedingungen verbessern – Perspektiven schaffen! u Peter F. Schmid und Tim Hoffmeister

44 Neue Mitglieder in den Landesverbänden 44 ein neues Mitglied stellt sich vor: Jyske bank – der dänische Weg im Private banking.

ENERGIEPOLITIK

AUS DER LANDESGESCHÄFTSSTELLE

37 Wissenschaftsmetropole Hamburg – ein Aufbruch in die Spitzenliga? u Dr. Hubert baltes

65 Schleswig-Holstein: Im Übrigen...

36 energieeffizienz – die zweite Säule der energiewende u ulf gehrckens

WACHSTUM & INNOVATION

Positionspapier der Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft Digitalwirtschaft in Hamburg: Rahmenbedingungen verbessern – Perspektiven schaffen! Seite 34

VERKEHR, INFRASTRUKTUR & LOGISTIK

JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

38 Wie die Deutsche bahn in die digitale Zukunft fährt u Prof. Dr. Peer Witten

JAHRESAUFTAKT

BEIRAT DER UNTERNEHMERINNEN

26 Voller elan ins neue Jahr

VOR ORT IN HAMBURG 28 Steinway & Sons – wenn Töne Weltruhm genießen

FRAGEN AN EIN MITGLIED 29 Hüseyin Cavas Schleswig-Holstein

WIE ZÜNDE ICH DIE NÄCHSTE TRIEBWERKSTUFE? 52 Startups in Schleswig-Holstein

39 beirat der unternehmerinnen neu gegründet in 2018 u ellen Lackner Schleswig-Holstein

VERKEHRSINFRASTRUKTUR 49 Verkehrspolitischer Durchbruch: DegeS übernimmt A 20-Planung u Martin Henze

IMMOBILIENWIRTSCHAFT 60 Landesplanung: Raum für Wohnund gewerbeflächen schaffen u Wolfgang Weinschrod

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT 61 Handlungsbedarfe für unser gesundheitssystem u Florian Friedel

DIGITALISIERUNG UND INDUSTRIE 4.0. 62 Digitalisierungsstrategie des Landes u Dr. Thomas ebel

Junger Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein Wie zünde ich die nächste Triebwerkstufe? Vier erfolgreiche Startups, zwei aus der Land- bzw. Fortwirtschaft und zwei aus der Seewirtschaft, präsentierten dazu ihren Werdegang und ihre Wachstumspläne. (z.b. ernte bei der Kieler Meeresfarm in der Kieler Förde – Foto oben) Seite 52

ZU GUTER LETZT VERANSTALTUNGSVORSCHAU 43 Landesverband Hamburg 66 Landesverband Schleswig-Holstein 66 Impressum

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TITEL Verkehr / Mobilität

City of Solutions:

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TITEL Verkehr / Mobilität

Foto: Fritz brinkmann

Die Welt der Mobilität zu Gast in Hamburg

Dr. Nikolas Hill (45, CDu), der frühere Staatsrat der Kultur- und der Justizbehörde und ehemalige geschäftsführer der Hamburger Olympiabewerbungsgesellschaft, ist derzeit Partner bei einer Strategieberatung und war verantwortlich für die Positionierung & Lobbyarbeit für die Hamburger bewerbung um die Ausrichtung des ITS Weltkongresses

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Wir alle merken es schon heute in unserem Alltag: Ob CarsharingAngebote, der Ticketkauf für die U-Bahn oder die Auslieferung von Paketen mit Robotern. All das funktioniert inzwischen völlig unkompliziert mit unseren Smartphones. Wer das jetzt allerdings schon für weit fortgeschritten hält, der wird sich noch wundern: Denn wir stehen erst am Anfang der Digitalen Revolution.

er Übergang der Gesellschaft in die digital vernetzte Welt wird die Fortbewegung von Menschen und Waren tiefgreifend verändern, ja eben revolutionieren. Die rasante technologische Entwicklung und die Vielzahl der den Verkehrsbereich erfassenden Realisierungsmöglichkeiten eröffnen vollständig neue Potenziale, um urbane Mobilität mit ihrer Vielfalt, Komplexität und hohen Aktionsdichte zu optimieren, neue und nachhaltige Wertschöpfungen zu generieren und eine hohe Lebensqualität in einer lebenswerten Metropole zu sichern bzw. zu erreichen. Wie das? Am Beispiel Hamburg lässt sich dieser Wandel gut aufzeigen. Man wird ihm in den kommenden Jahren dabei geradezu zusehen können. Denn Hamburg hat sich aufgemacht, Modellstadt für Mobilitätslösungen zu werden, die auf andere Städte weltweit übertragbar sind. Ein wichtiger Baustein im Rahmen dieser Strategie ist die Bewer-

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bung um die Ausrichtung des ITS Weltkongresses im Jahr 2021. Gemeinsam mit der Bundesregierung und der Unterstützung von mehr als 100 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden ist der Zuschlag Ende vergangenen Jahres an Hamburg gegangen, Ausrichterin des 28. ITS Weltkongresses zu werden. Hamburg hat sich damit gegen eine starke internationale Konkurrenz aus Mailand, Marseille und Dubai durchgesetzt. Wie ist es uns gelungen, als Sieger durch’s Ziel zu gehen, obwohl beispielsweise Dubai mit einem doppelt so hohen Budget wie Hamburg geworben haben soll? Zum einen bietet Hamburg einzigartige Voraussetzungen, um eine Art Testfeld für neue Dienstleistungen rund um die Mobilität von morgen zu sein. Auf engstem Raum kommen hier alle denkbaren Verkehrsträger zusammen und so ist die Stadt bereits heute intermodal wie keine zweite in Europa. Mit unserem Hafen im Herzen der Stadt, dem Flug-

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TITEL Verkehr / Mobilität

hafen, dem Hauptbahnhof als dem am stärksten frequentierten Europas, einem weit entwickelten ÖPNV- und StadtRadSystem ebenso wie dem privaten PKWund Wirtschaftsverkehr eröffnet Hamburg sehr herausfordernde – und damit optimale – Rahmenbedingungen. Zum anderen will Hamburg als „City of Solutions“ eine Pionierrolle in der Einführung von sogenannten intelligenten Transportsystemen und Dienstleistungen übernehmen und sich in Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung zu der entsprechenden Modellstadt für intelligente Mobilität und Logistik zu entwickeln. Auch das hat die Jury am Ende überzeugt: Eine Metropole, die sich nicht mit theoretischen Ideen zufriedengibt, sondern praktisch und handfest Lösungen anbietet und umsetzt. Natürlich geschieht das nicht ganz uneigennützig: Hamburg ist der dynamischste Logistik-Standort in Deutschland und einer der Wachstumskerne in Europa. Eine wachsende Bevölkerung, ein hafenbedingtes steigendes Güterverkehrsaufkommen, zunehmende Pendlerzahlen, sowie nach oben offene Tourismuszahlen führen insgesamt zu einer stetig wachsenden Mobilitätsnachfrage. Diese darf aber eben nicht zwangsläufig mit einer Zunahme des Verkehrs gleichzusetzen sein: Im

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innerstädtischen Bereich geht der motorisierte Individualverkehr zurück – die Menschen nutzen zunehmend den ÖPNV, das Fahrrad oder neue mobile Angebote. Diese Anforderungen und Notwendigkeiten werden auch in den nächsten Jahren weiter steigen: Ziel muss es deswegen sein, diese Angebote weiter auszubauen und zu ergänzen und auf diese Weise zugleich dem Wirtschaftsverkehr mehr Freiraum und Planungssicherheit zu eröffnen. Bereits in diesem Jahr sollen übrigens drei unterschiedliche Shuttle-Angebote in Hamburg an den Start gehen. Sowohl die Deutsche Bahn, die Hochbahn und auch Volkswagen mit seiner eigens dafür gegründeten neuen Marke MOIA haben angekündigt, autonom fahrende, elektrisch

angetriebene „Mini-Busse“ als zusätzlichen On-Demand-Service anzubieten. Die Vision einer „City of Solutions“ Wirklichkeit – und zugleich eine Vielzahl von Geschäftsmodellen erfolgreich – werden zu lassen, kann jedoch nur gelingen, wenn die Stadt es schafft, für die teilweise tiefgreifenden Veränderungen eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung herzustellen. Sogar das beliebte Fernsehformat „Tatort“ hat das Thema kürzlich aufgegriffen: Denn die Digitalisierung wirft noch viele Fragen auf: rechtliche, technische und wirtschaftliche bis hin zu ethischen Themen. Und an diesem Punkt steht Hamburg, auch im Interesse der Hamburger Wirtschaft, noch eine ziem■ lich große Hausaufgabe bevor.

ITS WELTKONGRESS | INFORMATIONEN Wann: 11. bis 15. Oktober 2021 Wo: CCH, Messehallen und im Stadtgebiet auf ausgesuchten Straßen Über 10.000 Teilnehmer erwartet unterstützt von mehr als 100 unternehmen Themenschwerpunkte: Automatisiertes und vernetztes Fahren, Intelligente Logistik (u.a. „smartPORT“), Intelligente Infrastruktur (z.b. automatisierte Verkehrsmengenerfassung), Mobilitätsdienstleistungen (u.a. „On-Demand-Shuttles“ und automatisches Ticketing-System für den ÖPNV) und Intelligentes Parken. Der Weltkongress findet alle drei Jahre in europa statt und gastiert in der Zwischenzeit in Amerika und Asien. Weitere Informationen unter: https://www.its2021.hamburg

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GESETZESVORLAGE Abfallverordnung

Die novellierte Gewerbeabfallverordnung Was sind die Folgen im Betrieb? Vor nunmehr acht Monaten ist die Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) am 1. August 2017 in Kraft getreten. Ziel der neuen GewAbfV ist die Förderung des Recyclings gewerblicher Siedlungsabfälle und bestimmter Bau- und Abbruchabfälle.

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as sich zunächst unspektakulär anhört, hat große Auswirkungen auf die Abfallerzeuger, denn aus der Verordnung ergeben sich für gewerbebetriebe neue getrennthaltungsund Dokumentationspflichten. Mit der novellierten gewAbfV wird die knapp 15 Jahre alte bisherige gewerbeabfallverordnung an neuere europarechtliche und nationale Abfallregelungen angepasst. Auf der grundlage des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sieht sie anspruchsvolle Vorgaben für ein hochwertiges Recycling (stoffliche Verwertung) von gewerbeabfällen und bestimmten bau- und Abbruchabfällen vor. Kernstück der neuen Verordnung ist die umsetzung der fünfstufigen Abfallhierarchie, die dem Recycling einen klaren Vorrang vor der sonstigen (thermischen) Verwertung zuweist. Die Verordnung setzt bereits beim Abfallerzeuger an und verpflichtet ihn zur verstärkten getrennthaltung bestimmter Abfallarten und zum vorrangigen Recycling dieser Abfälle. So sind bei den gewerbeabfällen nun auch Textilien und Holz getrennt zu erfassen. bei den bauabfällen sind die Fraktionen Holz, Dämmmaterialien, bitumengemische und baustoffe auf gipsbasis neu zu den getrennt zu erfassenden Abfällen hinzugekommen. Wenn eine getrennterfassung an der Anfallstelle aus technischen oder wirtschaftlichen gründen unmöglich ist, darf der Abfallerzeuger oder -besitzer als Ausnahme von der Regel der getrennthaltung die Abfälle auch gemischt erfassen. Die gründe für die Nutzung dieser Ausnahme muss er jedoch in jedem Fall nachweisen können. Aufgrund von Ausnahmeregelungen entgegen der getrennthaltungspflicht entstandene Abfallgemische müssen grundsätzlich vorbehandelt bzw. aufbereitet werden. Vorbehandlungsanlagen haben in Zukunft anspruchsvolle Anforderungen an die Sortierung der Abfälle zu erfüllen, damit auch gemische hochwertig verwertet werden können. Der Abfallerzeuger muss sich davon überzeugen, dass seine Abfälle nur in Anlagen gelangen, die dem Stand der Technik entsprechen. Da damit deutlich weniger gewerbeabfälle thermisch verwertet werden dürfen, stehen zukünftig mehr Wertstoffe wie Kunststoffe, Holz und bioabfälle für das Recycling zur WIR IM NORDEN | 1/2018 | Landesverband Hamburg

Verfügung. Auch im bereich der bauabfälle soll zukünftig ein höherwertiges Recycling insbesondere von mineralischen bauabfällen und gips erreicht werden. Neu in die Verordnung aufgenommen wurden zusätzlich umfangreiche, zum Teil bußgeldbewehrte Pflichten für den Abfallerzeuger. Diese betreffen u.a. die Dokumentation über die getrennte erfassung der Abfälle, deren vorrangige Zuführung zum Recycling oder die Zulässigkeit der gemischten erfassung im Falle einer begründeten Ausnahme von der getrennthaltung. Die Dokumentation ist obligatorisch und muss der behörde auf Verlangen, rückwirkend für drei Jahre und in elektronischer Form, vorgelegt werden. bei bau- oder Abbruchvorhaben ist eine Dokumentation für jede baustelle erforderlich, bei der mehr als 10 cbm Abfallvolumen anfallen. Die novellierte gewerbeabfallverordnung wird mit Sicherheit dazu führen, dass alle unternehmen aus Industrie, gewerbe und Handwerk ihre seit Jahren gelebte entsorgungspraxis und deren Dokumentation hinterfragen und ggfs. den neuen rechtlichen Vorgaben anpassen werden. eine komfortable Lösung für die vorgeschriebenen, umfangreichen Dokumentationspflichten bietet das von der buhck umweltberatung entwickelte webbasierte Dokumentationstool geWA|DO (www.gewado.info), mit dem Abfallerzeuger und -besitzer in der Lage sind, eine professionelle und rechtssichere Abfalldokumentation nach neuer gewerbeabfallverordnung zu erstellen. Auch entsorgungsunternehmen haben die Möglichkeit, über eine Schnittstelle die benötigten Daten (nach erfolgreicher Kunden-Legitimation) zu importieren und einen geWA|DO-beleg zu erzeugen. Lys birgit Zorn, geschäftsführerin der buhck umweltberatung, erläutert: „Für jede baustelle oder jeden gewerbebetrieb kann mit geWA|DO ein individuelles Abfallkonzept erstellt und verwaltet werden. eine Auswahl von vorformulierten Ausnahmegründen, eine übersichtliche belegverwaltung und ein einfaches Foto-upload ermöglichen dem Nutzer eine komfortable und schnelle digitale Abfalldokumentation im PDF-Format. Selbstverständlich ist geWA|DO auf fast allen mobilen endgeräten nutzbar und kann so direkt auf der baustelle verwendet werden.“ Thomas buhck, geschäftsführender gesellschafter der buhck gruppe, berichtet: „Neben der Frage wie sie die komplexen gesetzlichen Anforderungen der neuen gewerbeabfallverordnung in der Praxis umsetzen können, stehen unsere Kunden nun auch vor dem hohen bürokratischen Aufwand der Dokumentation. Diese ist obligatorisch und muss der behörde auf Verlangen rückwirkend für bis zu drei Jahre, selbstverständlich in elektronischer Form, vorgelegt werden. Mit geWA|DO können wir unsere Kunden, und die aller entsorgungsunternehmen, darin unterstützen den Aufwand so ■ gering wie möglich zu halten.“ 11


TITEL Verkehr / Mobilität

Eine mobile Generation hebt ab Michael Eggenschwiler Vorsitzender der geschäftsführung Flughafen Hamburg gmbH

Die Welt wächst zusammen. Die Menschen sind immer stärker vernetzt, sie sind mobil, pflegen ihre Kontakte in ganz Europa. In der Luftverkehrsbranche zeigt sich dieser gesellschaftliche Trend besonders deutlich: Das Flugzeug ist zum alltäglichen Verkehrsmittel geworden. Dies stellt die Branche vor Herausforderungen. Auch der Hamburger Flughafen sieht sich mitten in einem Investitionsprozess.

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Die deutschen Flughäfen verzeichneten im vergangenen Jahr einen Passagierzuwachs von 5,2 Prozent. Die Norddeutschen waren dabei ganz besonders reiselustig: Sie sorgten dafür, dass Hamburg Airport mit einem Plus von 8,6 Prozent überdurchschnittlich zulegte. 17,62 Millionen Menschen konnten wir am Hamburger Flughafen begrüßen – so viele wie nie zuvor in der 107-jährigen Geschichte unseres Standorts. Die absoluten Zuwachsraten machen die Dimension dieser Entwicklung deutlich: 1,4 Millionen Ur-

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TITEL Verkehr / Mobilität

lauber und Geschäftsreisende mehr als im Vorjahr nutzten unseren Flughafen. Zum Vergleich: Der Flughafen Bremen hatte im gesamten Jahr 2017 rund 2,5 Millionen Fluggäste, in Hannover waren es 5,87 Millionen im Jahr 2017. Hier zeigt sich die wirtschaftsstarke Metropolregion Hamburg. Denn die Norddeutschen fliegen längst nicht mehr nur einmal jährlich 14 Tage in die Sonne. Über 40 Prozent der von uns befragten Fluggäste fliegen mehr als sechsmal pro Jahr – Tendenz steigend. Inzwischen ist jeder Vierte mit dem Flugzeug unterwegs, um Freunde und Bekannte zu besuchen. Eine mobile, flexible Generation wächst heran.

Vor diesem Hintergrund ist es für Flughäfen besonders wichtig, ein attraktives, weit verzweigtes Streckennetz anzubieten. Ab Hamburg können die Passagiere direkt zu 130 Zielen fliegen, mit nur einmal Umsteigen sind es über 1.000 Destinationen. Diese Vielfalt hat sicher mit dazu beigetragen, dass wir am Hamburg Airport erstmals die 17-MillionenMarke überschritten haben. Zudem investiert der Flughafen in mehr Komfort und Service, um sich auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Kunden einzustellen. So soll bis Ende 2021 an der Rückseite der Pier für über 160 Millionen Euro ein Bereich mit sechs neuen, komfortablen Fluggastbrücken entstehen.

Fotos: Flughafen Hamburg gmbH / M.Penner

Abb.: Flughafen Hamburg gmbH

Visualisierung der neuen Pier Süd

Über sie gelangen die Passagiere direkt vom Terminal ins Flugzeug. Die Digitalisierung bietet zudem Möglichkeiten, um Prozesse zu beschleunigen oder die Passagiere in Echtzeit noch schneller zu informieren. Ein weiteres Beispiel sind die von uns entwickelten „self bag drop“-Gepäckautomaten: Die Fluggäste können hier zeitlich flexibel ihr Gepäck selbst aufgeben – unabhängig von der gebuchten Airline. Am Hamburg Airport ist es wichtig, dass wir auf engem Raum die erforderliche Entwicklung möglich machen. Denn als stadtnaher Flughafen sind wir in un-

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serem Platz begrenzt. Die zunehmende Effizienz des Luftverkehrs kommt uns dabei zugute: Das Plus von 1,4 Millionen Passagieren konnte in Hamburg mit einer nahezu unveränderten Anzahl an Flugbewegungen geleistet werden. Die Airlines setzen modernere, größere Flugzeuge ein, gleichzeitig steigt die Auslastung seit Jahren. Neue Flugzeugtypen, wie z.B. der A321LR, sind flexibler einsetzbar. Sie machen es für Fluggesellschaften attraktiver, Langstrecken auch außerhalb von Drehkreuzen anzubieten. Gleichzeitig sind die neuen Flugzeuggenerationen leiser als ihre Vorgänger. Ein gutes Beispiel dafür ist der Airbus A320neo. Dieses topmoderne, leise Flugzeug kommt in Hamburg bereits regelmäßig zum Einsatz, und zwar von vier Fluggesellschaften. Auch diese Entwicklung besitzt für uns hohe Priorität – denn wir haben nicht nur eine Verantwortung für unsere Kunden, sondern gleichermaßen für die Region. Dazu gehört der enge Dialog mit Nachbarschaft und Politik ebenso wie unsere Rolle als wichtiger Arbeitgeber. Der Hamburger Flughafen bietet an seinem Standort rund 15.000 Arbeitsplätze. Jeder davon sichert weitere 1,8 Ar-

beitsplätze in der Hansestadt, wie eine aktuelle Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) aufzeigt. Zudem schafft der Standort eine Wertschöpfung von einer halben Milliarde Euro, die pro Jahr in der Stadt entsteht. Als Wirtschaftsstandort ist der Hamburger Flughafen so seit über einem Jahrhundert fest in der Region verankert. Unser Auftrag ist es, die Anbindung an den internationalen Luftverkehr auf einem hohen Niveau zu halten – und damit die Mobilität der Metropolregion auch in ■ Zukunft zu sichern.

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TITEL Verkehr / Mobilität

DAS U5-PROJEKT mit Hamburg, für Hamburg

Henrik Falk | Vorstandsvorsitzender | Hamburger Hochbahn Ag

Hamburg wächst, Mitte der 30er Jahre wird die Stadt rund zwei Millionen Einwohner haben, dazu kommen täglich weit mehr als 300.000 Pendler. Um das enorme Verkehrsaufkommen zu bewältigen und die Mobilität auch für die nächsten Generationen sicherstellen zu können, baut die HOCHBAHN im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg in den kommenden 15 bis 20 Jahren ihr U-Bahn-Netz um rund ein Drittel aus.

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azu gehören neue Haltestellen, eine Streckenverlängerung und eine neue UBahn-Strecke. Damit erhalten 150.000 Einwohner erstmalig einen Anschluss an das Hamburger Schnellbahnnetz. Diese Entscheidung ist ohne Alternative. Die U-Bahn bleibt – gemeinsam mit der S-

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Bahn – das Rückgrat für die Mobilität in unserer Stadt. Selbstverständlich nimmt dieses Mehr-Generationenprojekt Zeit in Anspruch. Der Planungs- und Genehmigungsprozess inklusiver einer sehr aktiven Einbindung der Bürgerinnen und Bürger muss gut vorbereitet und durchgeführt werden, wenn das Gesamtprojekt erfolgreich sein soll. Das mit Abstand größte Projekt hinsichtlich Streckenlänge und Fahrgastzahlen – ist der Neubau einer kompletten U-Bahnlinie, der U5. Als neue Verkehrsader soll sie von Bramfeld im Osten über die City Nord, Winterhude und die Innenstadt weiter westlich der Alster bis zum Siemersplatz geführt werden. Geprüft wird derzeit noch, ob sie dort endet oder ob sie über die Arenen bis zum Osdorfer Born weitergeführt werden soll.

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Strich profitieren beide Seiten von der frühen Beteiligung. Der Ausbau des Hamburger U-BahnNetzes um ein Drittel erfordert zweifellos enorme Investitionen, die aber vor dem Hintergrund der vor uns liegenden Herausforderungen volkswirtschaftlich sinnvoll und stadtentwicklungspolitisch notwendig sind. Die HOCHBAHN hat

2021. Auf dem weiterführenden Abschnitt der U5 bis zum Siemersplatz läuft aktuell die Machbarkeitsuntersuchung. Wie alle U-Bahn-Neubauprojekte weltweit wird die U5 vollautomatisch fahren. Dies bedeutet, dass in Spitzenzeiten alle 90 Sekunden eine U-Bahn fahren kann. Damit wird ein Fahrplan überflüssig. Die U-Bahn fährt also quasi „on demand“, also

grafik: Hochbahn

Mit dem Streckenverlauf der U5 sollen wichtige Lücken im U-Bahnnetz geschlossen und damit dicht bewohnte Stadtteile sowie große Ausbildungs-, Arbeitsplatz- und Einzelhandelsstandorte, unter anderem City Nord, Universität und UKE, an das Schnellbahn-Netz angeschlossen werden. Stark frequentierte Buslinien wie die MetroBus-Linien 5 und 6 sollen zudem nachhaltig entlastet werden. Die U5 wird damit nicht nur eine zentrale Verkehrsader, sondern eine wichtige Lebensader Hamburgs. Das ist durchaus vergleichbar mit der Wirkung, die der Bau der Ringlinie vor 100 Jahren in Hamburg hatte. Waren es damals stadtentwicklungspolitische Maßnahmen, die diesen Bau notwendig machten, ist es jetzt die sich ankündigende Revolution in der innerstädtischen Mobilität. Die neue U-Bahn ist zwingend erforderlich für einen echten und nachhaltigen Mobilitätswandel, der die Stadt sauberer und damit noch attraktiver und lebenswerter macht. Das Projekt geht nur gemeinsam mit den Hamburgerinnen und Hamburgern. Bereits sehr früh werden die Bürgerinnen und Bürger in die Pläne zur U5 einbezogen, ihre Bedenken und Anregungen aufgenommen. Nur ein echtes Beteiligungsverfahren mit einem Austausch auf Augenhöhe stellt sicher, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann. Unterm

bereits bei der U4 vom Jungfernstieg in die Hafencity gezeigt, dass sie Großprojekte erfolgreich sowie im vorgegebenen Zeitund Kostenrahmen umzusetzen. Diese Maßgabe gilt selbstverständlich auch für den anstehenden U-Bahn-Netzausbau. Am weitesten fortgeschritten sind die U5-Planungen auf dem Abschnitt U5 Ost zwischen Bramfeld und der City Nord. Angestrebter Baustart für diesen Teil ist

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So könnten die u5-Haltestellen nach einem entwurf des Architektenbüros Hadi Teherani aussehen

nach Bedarf. Ein wichtiger Schritt, um die Mobilität von morgen zu gestalten, in der die Fahrt mit einem privaten Pkw schlicht unattraktiv wird. Die U5 wird mit ihrer Leistungs- und Zukunftsfähigkeit Hamburg nachhaltig verändern und zusam■ menwachsen lassen.

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TITEL Verkehr / Mobilität

Fernverkehrsweg mit Zukunft

A7

Deckel lösen nicht nur Verkehrsprobleme Text: Christian Merl / Ehrhard J. Heine

burg Stellingen rauscht der Verkehr auf der A7 vorbei. Pano, der Gastwirt hat ein großes Transparent mit der Aufschrift „Pano bleibt und macht weiter. Mit und ohne Baustelle“ über dem Restaurant angebracht. Bei ihm fahren täglich 155.000 Fahrzeuge pro Tag gen Norden und Süden vorbei. Bereits in 10 Jahren sollen es 165.000 sein. Seit 2014 sind aber nicht nur Fahrzeuge auf der Autobahn, sondern auch Bagger, Schwerlasttransporter und Bohrgeräte. Dieses Jahr werden erste Bauwerke entlang der Strecke fertiggestellt. Die A 7 ist seit Jahren überlastet. Grund genug, dass dieser Bundesverkehrsweg quer durch Hamburg von sechs auf acht Spuren verbreitert wird und vom Dreieck Hamburg-Nordwest bis zum Dreieck Bordesholm von vier auf sechs Spuren. Der Gesamtausbau erstreckt sich über rund 85 km und ist damit derzeit die größte Autobahninfrastrukturmaßnahme der Bundesrepublik. Dieser Autobahnausbau ist eine der großen Herausforderungen, der sich alle Projektbeteiligten, Verkehrsteilnehmer und auch die Anwohner stellen müssen. Der Knackpunkt: Der Ausbau erfolgt bei laufendem Verkehr. Die Infrastrukturmaßnahme ist für die Metropolregion unerlässlich, will sie ihre starke Position weiter festigen und ausbauen. Der Hafen in Hamburg, die Industriebetriebe wie AIRBUS, das Handwerk und der Handel brauchen eine notwendige Infrastruktur um Waren und Produkte von und nach, aber auch durch Hamburg zu bringen. Dabei spielt der Zeitfaktor die entscheidende Rolle. Die Auto-

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bahn ist neben den Schifffahrtswegen und der Bahn für die Wirtschaft und deren Beschäftigten eine Voraussetzung für Wirtschaftswachstum. Der Bedarf an effizienten Transitachsen in der Zukunft ist hinlänglich berechnet und daher der Ausund Neubau der Fernstraßen unerlässlich. Neben dem Ausbau der A 7 liegt der Fokus auf dem Neubau der A 26 von Niedersachsen bis zur A 7 und darüber hinaus als Hafenpassage bis zur A 1 sowie dem Ausbau der A 1 auf Hamburger Gebiet. Die laufenden Baumaßnahmen auf der A 7 bedeuten nicht nur eine Verbreiterung, die inmitten der Stadt aufgrund der nahen Wohnbebauung eine Heraus-

forderung an sich ist, sondern sie ist auch „Stadtteilreparatur“. Seit den 80igern gibt es eine sehr aktive Bürgerinitiative, die mit dem Slogan „Ohne Dach ist Krach!“ die lärmgeplagten Bürgerinnen und Bürger vertritt. Ihr Wunsch nach einem Deckel über der A 7 hat sich dreifach erfüllt. In Schnelsen entsteht der kürzeste der drei Deckel, ein 560 Meter langes Tunnelbauwerk, das die Autobahn in sich aufnimmt. Darauf entstehen Parks und Flächen für Kleingärten. Und der Tunnel verbindet das, was mit dem Bau der A 7 seit den 70ern getrennt wurde, den Stadtteil Schnelsen. Der wichtigste Effekt aber ist ein effektiver Lärmschutz für die am

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Fotos: ©bWVI/K.Fischer

Direkt am Restaurant Apollon in Ham-


Titel Verkehr / Mobilität

Frank Horch: „Hamburg rüstet sich mit dem Ausund Neubau der bundesfernstraßen für die Zukunft. eine leistungsfähige Infrastruktur ist für die Metropolregion die basis für wirtschaftliche Stärke.“ spuren anbietet. Weiter im Süden schließt die längste Straßenbrücke Deutschlands an, die Hochstraße Elbmarsch. Auf den zwei parallel verlaufenden Brückenwerken werden derzeit sechs Fahrstreifen geführt. Die damalige vorausschauende Planung kann nun realisiert werden, denn der Ausbau auf acht Fahrbahnen war raummäßig möglich. Doch die Verbreiterung in diesem Bereich ist nicht nur aufwändig und für Bauingenieure herausfordernd, sondern auch einzigartig. Verkehr und Kommunikation im Fluss halten Damit der Verkehr trotz der laufenden Bauaktivitäten weiterhin fließen kann,

Fahrspuren errichtet, als in Deutschland üblich. Dadurch kommt es zu deutlich weniger schweren Unfällen und damit auch zu weniger Staus. In Verschwenkbereichen sind die einzelnen Fahrstreifen bis zu 4,25 Meter breit, damit auch Sattelzüge gefahrlos überholt werden können. Während der Bauzeit wird die Anzahl der Fahrstreifen pro Richtung aufrechterhalten. Zudem wird nicht auf den gesamten 85 Kilometern gleichzeitig gebaut, sondern immer in Abschnitten. Dahinter steckt die Idee: Nach jedem Baustellenbereich folgt für den Verkehrsteilnehmer eine „Erholungsstrecke“. Dazu zeigen Echtzeitanlagen entlang der Strecke dem Nutzer die aktuellen Reisezeiten zu den wichtigen zentralen Zielen, wie Neumünster, Kiel, Hamburg Centrum und Flughafen an. Mit einer „Umsteiger-Ticket-Aktion“ wurde zu Beginn der Maßnahme der ÖPNV beworben, um mehr Menschen zum öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass gute Information, aktives Verkehrsmanagement, sinnvolle Baustellenkoordination, kurze Bauzeiten die Wirtschaftsverkehre, die Pendler und vor allem die Anwohner unterstützen und die Akzeptanz der notwendigen Bauaktivitäten zu erhöhen.

Tunnel Stellingen: 960 m (Bauzeit 2016-2020)

Visualisierungen: ©DegeS/V-KON

Rand der Autobahn lebenden Anwohner. Und dieser wird spürbar, wenn Mitte dieses Jahres die erste Röhre in Schnelsen für den Verkehr freigegeben wird. Mit 890 Längenmetern entsteht südlich der Stellinger Deckel. Er wird mit seinen vier Fahrstreifen in jede Richtung, den im Tunnel durchgezogenen Auf- und Ausfahrten und den Standstreifen zu den breitesten Tunnelbauwerken Europas zählen. Auch hier wird das Bauwerk dafür sorgen, dass der Straßenlärm künftig Geschichte ist. An den Stellinger Deckel schließt ein nicht minder imposantes Bauwerk an, die Langenfelder Brücke. Sie überspannt 18 Bahngleise der Deutschen Bahn und die der S- Bahn Hamburg. Auch sie wurde für die Zukunft abgebrochen und neu – aber verbreitert – errichtet und mit wirksamem Lärmschutz versehen. Ende dieses Jahres, wird die Langenfelder Brücke achtstreifig fertiggestellt sein. Der längste Tunnel wird in Altona entstehen. Er wird eine Länge von 2,2 Kilometern haben. Er ermöglicht, dass bislang unbenutzte Flächen neben der Autobahn bebaut werden können. Und dieser Deckel wird die im letzten Jahrhundert entstandenen Grünflächen und Parks entlang der Autobahn wie ein grünes Band wieder verbinden. Das bringt Lebensqualität für die Menschen, die hier wohnen oder später auf den Flächen der Stadtentwicklung ein neues Zuhause fin-

den. Geplant ist, die Bauarbeiten in 2020 zu beginnen. Nach heutigem Planungsstand wird der Abschnitt Altona Ende 2025 fertiggestellt werden. Südlich vom Altonaer Deckel kommt dann der Elbtunnel, der bereits heute mit seinen vier Röhren insgesamt acht Fahr-

wurde vor dem Bau großes Augenmerk auf ein Verkehrs- und Kommunikationskonzept gelegt: Die Idee dabei ist, dass durch unterschiedlichste Maßnahmen der Verkehrsfluss auf der A 7 gewährleistet bleibt und intensiv mit der Wirtschaft, den Nutzern und Anwohnern kommuniziert wird. Einige der entscheidenden Maßnahmen sollen hier genannt werden: In den Baustellenbereichen wurden breitere

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Dazu gehört es auch regelmäßig in der Gaststätte Pano vorbeizuschauen, dem Gastwirt in Stellingen. Er sagt: „Die Baustelle ist da und die Bauarbeiter sind meine Freunde. Sie kommen zu mir, sie helfen mir bei Problemen. Und die Stellinger halten zu mir – Sie sind trotz Baustelle meine Gäste geblieben.“ Fazit: Gemeinsam geht es besser die großen, notwendigen Infrastrukturmaßnahmen zu meistern. ■

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Die Soziale Marktwirtschaft ist der Motor unseres Erfolgs Rund 600 Mitglieder, Gäste und Freunde waren der Einladung des Wirtschaftsrates in den Börsensaal der Handelskammer Hamburg gefolgt und erlebten mit Julia Klöckner einen bestens aufgelegten Ehrengast. Text: Christian Ströder / Janis Stielow

Mehrfach unterbrach Applaus die Eröffnungsrede des Landesvorsitzenden Dr. Henneke Lütgerath. Mit scharfen Worten verurteilte er die Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel. Die Gewalttaten seien kriminell und kein legitimer Protest gewesen. Er warnte davor, sie zu relativieren. „Das gilt nicht nur für die Täter selbst, sondern auch für manchen Hamburger Rechtsanwalt oder Politiker“, stellte Lütgerath klar.

Der Dank gilt unseren Sponsoren:

erhielt viel Applaus für seine klaren Worte: Der Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath 18

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Traditioneller Neujahrsempfang mit Julia Klöckner Bezugnehmend auf die von Umweltsenator Jens Kerstan angestoßene „Weltstadt“-Debatte wandte sich der Landesvorsitzende der Frage nach Hamburgs Wachstum zu. Er mahnte, sich nicht mit Mittelmaß zufriedenzugeben. Kerstan sehe die Sache völlig falsch. Wachstum sei schon immer die Grundlage für Hamburgs Wirtschaftskraft und Wohlstand gewesen. Die Frage sei nicht, ob die Stadt wachsen solle, sondern wie. Dafür brauche es endlich wieder eine lebendige Zukunftsvision. Lütgerath forderte auch einen Strukturwandel: „Nicht im Güterhandel, sondern in Dienstleistungen und im Datenhandel liegt die Zukunft der Weltwirtschaft.“ Im letzten Teil seiner Rede ging Henneke Lütgerath auf die aktuelle Bundespolitik und die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD ein. „Der Wirtschaftsrat ist mit der Fortsetzung der

Großen Koalition nicht uneingeschränkt glücklich. Wir befürchten nämlich, dass es teuer werden wird mit der SPD“, so Lütgerath und verwies auf die Empfehlung des Unternehmerverbandes für eine Minderheitsregierung.

„Kämpfen Sie für Ihre Position“ „Wirtschaftspolitisch steht Deutschland glänzend da“, begann Julia Klöckner ihre Rede. Sie verwies u.a. auf den hohen Staatsüberschuss und das anhaltend kräftige Wachstum der deutschen Wirtschaft. Gleichzeitig warnte sie vor Selbstzufriedenheit. Die Konkurrenz schlafe nicht. „Die vermeintliche wirtschaftliche Sorgenlosigkeit darf nicht zu politischer Sorgenlosigkeit führen“, sagte die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und wandte sich mit einem flammenden Plädoyer an die anwesenden Unternehmer. Manche Wirtschaftsvertreter hätten das Verständnis für politische Entscheidungsprozesse verloren und kämpften bei

der Politik nicht nachdrücklich genug für ihre eigenen Interessen. Manchmal gewinne sie den Eindruck, eine möglichst konfliktfreie, behagliche Atmosphäre habe einen höheren Wert als das Eintreten für die unternehmerischen Interessen. „Benennen Sie Ihre Probleme, kämpfen Sie für Ihre Position!“, forderte Klöckner und fuhr fort: „Ich weiß, Sie sind auf Kunden angewiesen, die unterschiedliche parteipolitische Präferenzen haben. Aber wenn Sie wollen, dass wir Politiker auch in Ihrem Interesse kämpfen, dann wünschen wir uns auch Ihre laute Stimme mit Ihrem Gesicht und Ihrem Namen.“ Als Vertreterin der politischen Zunft zeigte sich die Rheinland-Pfälzerin andererseits selbstkritisch. Zu vielen ihrer Kollegen fehle das Verständnis dafür, was es heute bedeute, ein Unternehmen mit all seinen Risiken, angesichts internationalen Wettbewerbs und strenger gesetzlicher

Übernahm das Schlusswort des Abends: Friedrike Hagenbeck

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

Vorschriften, zu führen. „Wir müssen verstehen, wer was auf der anderen Seite tut“, resümierte Julia Klöckner. Große Koalition oder Minderheitsregierung? Damit wandte sich die Politikerin dem Thema Regierungsbildung zu. Sie stellte klar: „Minderheitsregierungen sind nicht verlässlich.“ Angesichts der angespannten weltpolitischen Situation könne sich Deutschland als große Volkswirtschaft dieses Experiment nicht erlauben. Sollte es dazu kommen, werde es ohnehin nur der Übergang zur Neuwahl sein. Es sei wichtig, vom Ende her darüber nachzudenken, was eine Minderheitsregierung bedeute. Für Julia Klöckner wäre es „ein Dauerzustand von Sondierung, ein ständiges Dealen und Verhandeln“. Die Regierung müsse immer aufs Neue Mehrheiten im Parlament organisieren. Die Annahme, eine Minderheitsregierung würde den Parlamentarismus wiederbeleben, sei daher ein Irrglaube, der koste: „Sie brauchen die Zustimmung im Bundestag für jede Entscheidung. Sie müssen immer etwas geben, wenn sie etwas haben wollen – meist zu einem höheren Preis“, erläuterte sie. Die Dauer bis zur Entscheidung sei doppelt so lang, der Preis doppelt so hoch. „Lieber habe ich Verlässlichkeit für vier Jahre und weiß, worauf ich mich einlasse“, schlussfolgerte Klöckner mit Blick auf eine wahrscheinliche Neuauflage der Großen Koalition.

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Viel Soziale Marktwirtschaft im Sondierungspapier Damit ging die Politikerin im letzten Teil ihrer Rede auf das Sondierungspapier von Union und SPD ein. In Richtung der Genossen machte sie deutlich: „Wir können vertikal aussondieren, aber nicht mehr horizontal das Gebilde neu aufziehen.“ Sie fasste die wesentlichen Eckpunkte des Papiers zusammen. Dank der Union stecke viel vom Geist Ludwig Erhards darin. „Die Soziale Marktwirtschaft ist der Motor, der unser Land wirtschaftlich nach vorne gebracht hat“, zitierte Klöckner aus dem Papier. Gestützt auf ihre Prinzipien wolle die (neue) Große Koalition Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung sicherstellen. Vom Wirtschaftsrat wünsche sie sich, dabei mitzuhelfen, die Soziale Marktwirtschaft im und für das Zeitalter der Digitalisierung neu zu deklinieren, zu definieren und weiterzuentwickeln.

Beim Thema Zuwanderung und Integration vertrat Julia Klöckner eine klare Haltung. Sie warnte davor, die Asylpolitik – wie die Grünen es gerne täten – mit einem Einwanderungsgesetz zu vermischen. Das Asylrecht stehe nicht im Zusammenhang mit der Qualifikation des Asylbewerbers. Es bekomme nicht deshalb jemand Bleiberecht, weil er so einen guten Abschluss habe. „Ein FachkräfteZuwanderungsgesetz hat damit zu tun, dass wir uns aussuchen, wen wir auf unse-

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VERANSTALTUNG Neujahrsempfang

rem Arbeitsmarkt brauchen. Ich finde, dieses Recht müssen wir haben“, so der Ehrengast. Schon zu Beginn hatte sie das Thema Integration kurz angesprochen und deutlich gemacht: „Es ist wichtig, neben dem Blick auf die Wirtschaft, auch immer die Frage nach der gesellschaftlichen Stabilität zu stellen.“ Toleranz dürfe nicht mit Ignoranz verwechselt werden. Positives Unternehmerbild fördern, auf Subsidiarität setzen Abschließend betonte Julia Klöckner, wie wichtig für Deutschland ein wirtschaftsfreundliches Klima und ein positives Unternehmerbild seien. Es gelte, sich auf das zu besinnen, was den Erfolg unseres

Landes ausmache: den Mut zur Beharrlichkeit, eine lange Ausdauer und den Willen, an der Spitze von Forschung und Entwicklung zu stehen. Viel stärker und positiver müsse über die Soziale Marktwirtschaft gesprochen werden – nicht zuletzt in den Schulen. Die Politik müsse zusehen, dass „nicht mehr Theorie in die Praxis, sondern mehr Praxis in die Theorie“ komme. „Wir müssten nicht alles regeln. Unternehmerische Freiheit bringe Neues hervor,“ so Klöckner und plädierte dafür, Subsidiarität walten zu lassen. Mit einem Zwinkern resümierte sie: „Nach der Gaußschen Normalverteilung liegt die höchste Intelligenz nicht nur bei den Regierenden.“

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Dass die Rheinland-Pfälzerin den Nerv der Hamburger getroffen hatte, bewies der laute und anhaltende Beifall für ihre Rede. „Wir haben auf offene und ehrliche Worte gehofft und ich glaube, diese Erwartung haben Sie mehr als erfüllt“, sagte Friederike Hagenbeck, die das Schlusswort des Abends übernahm. Nahezu nahtlos schloss die junge Unternehmerin an die Worte von Julia Klöckner an und forderte politisches Engagement: „Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmer nicht nur politisch sein dürfen, sondern es auch sein müssen. Wenn die Politik die für uns falschen Prioritäten setzt, müssen wir uns einschalten.“ Es sei Zeit, dass Familienunternehmer und Mittelständler in Deutschland wieder ein positives Image bekämen. Die Mitglieder des Wirtschaftsrates rief Hagenbeck, die den Vorsitz des Beirats Next Generation im Wirtschaftsrat innehat, dazu auf, sich aktiv im Verband, z.B. in den Landesfachkommissionen, einzubringen. Beim Get-together mit kulinarischen Spezialitäten aus der regionalen, rheinland-pfälzischen Küche fand der Neujahrsempfang 2018 seinen Abschluss. Julia Klöckner ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und suchte das persönliche ■ Gespräch mit vielen Gästen.

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VERANSTALTUNG begrüßung der Neumitglieder

Kennenlernen in der Landesgeschäftsstelle

Neumitgliederabend beim Wirtschaftsrat „Herzlich willkommen!“, hieß es für die neuen Mitglieder im Landesverband Hamburg des Wirtschaftsrates. Die Landesgeschäftsstelle hatte wieder einmal zum beliebten Neumitgliederabend eingeladen. Eine gute Gelegenheit, sich mit den anderen „Neuen“ bekannt zu machen und das vierköpfige Team der Landesgeschäftsstelle in den Colonnaden kennenzulernen. Text: Christian Ströder

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uch einige Vertreter des Landesvorstandes ließen es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen und die neuen Mitglieder persönlich zu begrüßen. In einer kurzen Ansprache machte Ulf Gehrckens deutlich, wie wichtig insbesondere die Arbeit der Landesfachkommissionen sei und motivierte alle Neumitglieder, sich aktiv darin einzubringen. Möglichkeiten dazu gebe es genug, ergänzte der Landesgeschäftsführer Henning Lindhorst. Neben acht etablierten Kommissionen stehe mit dem „Beirat der Unternehmerinnen“ gerade eine neue in den Startlöchern, über die Gründung einer weiteren Kommission werde außerdem nachgedacht. Dr. Hubert Baltes, ebenfalls Mitglied des Landesvorstandes und Vorsitzender der Landesfachkommission „Wachstum & Innovation“, hob seinerseits den Netzwerkcharakter des Wirtschaftsrates hervor: „Wenn Sie einen 22

bestimmten Ansprechpartner suchen, können Sie sicher sein, beim Wirtschaftsrat direkt oder über Kontakte den Richtigen zu finden.“ Diesen Rat nahmen die Mitglieder gerne an, was die intensiven Gespräche

und der fleißige Austausch von Visitenkarten im weiteren Verlauf des Abends ■ zeigten.

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MEDIZINTECHNIK Advertorial

Albertinen-Krankenhaus:

Vorteile für Patienten durch Präzisionsoperationen mit dem „daVinci“-OP-System D

as Albertinen-Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen verfügt seit kurzem über das „daVinci“-Operationssystem. Damit können minimalinvasive Operationen im bereich der urologie, bald auch im bereich der gynäkologie und Chirurgie roboterassistiert durchgeführt werden. Das einsatzgebiet für dieses System umfasst im bereich der urologie und uroonkologie die operative Therapie von Prostata-, Nieren- und Harnblasenkrebs, aber auch Rekonstruktionen und Operationen zur behebung von Inkontinenz. Patienten profitieren von einer äußerst präzisen, sehr sicheren und besonders schonenden Operationstechnik, die Operationen mit einer kürzeren eingriffsdauer, geringerem blutverlust, schnelleren Wundheilung und einer weiter reduzierten Komplikationsrate ermöglicht. Hightech OP und menschliche Medizin Matthias Scheller, Vorstandsvorsitzender des Albertinen-Diakoniewerkes: „Mit dem neuen roboterassistierten OP-System können wir die behandlung weiter verbessern. Albertinen unterstreicht damit seinen Anspruch als innovativer gesundheitsdienstleister. Hightech Medizin und menschliche Zuwendung sind für uns kein Widerspruch – beides gehört zusammen und ist Voraussetzung für die bestmögliche Patientenversorgung.“ Der eingesetzte „daVinci X“ ist die neueste Modellreihe des OP-Systems und besteht aus dem mit vier Armen ausgestatteten Patientenwagen, einem Videoturm sowie der Konsole. Von dieser Konsole aus steuert der Operateur die OP in ergonomischer Sitzposition entspannt mit handlichen griffen. Dr. Henrik Zecha, neuer Chefarzt der urologie und uroonkologie im Albertinen-Krankenhaus und Spezialist für „daVinci“-Operationen: „Das OP-System setzt die Hand- und

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erfahrener Operateur: Dr. Henrik Zecha

gelenkbewegungen des Operateurs millimetergenau, zitterfrei und in echtzeit um. Der Arzt hat dabei eine dreidimensionale Sicht auf das Operationsfeld, das hochauflösend dargestellt wird und überdies eine bis zu 40fache Vergrößerung erlaubt.“ So können auch feinste Strukturen wie Nerven oder gefäße auf engstem Raum erkannt und Verletzungen vermieden werden. Das ist beispielsweise bedeutsam im Falle einer Prostata- oder Harnblasenentfernung, wenn es darauf ankommt, die Nervenfunktion zur Steuerung der Potenz sowie der Harnkontinenz zu erhalten. Das Operationssystem kann nicht eigenständig Aktionen durchführen, sondern assistiert lediglich dem Operateur. So ist die vollständige Kontrolle über das System und die Sicherheit für die Patienten jederzeit gewährleistet. Mit Dr. Henrik Zecha steht der Klinik ein experte für die roboterassistierte Chirurgie zur Verfügung, der sich bereits seit zehn Jahren intensiv mit dem „daVinci“-Operationssystem beschäftigt und zahlreiche Operationen erfolgreich durchgeführt hat. Neben Prostataoperationen ist Dr. Zecha auf die operative Therapie gut- und bösartiger Veränderungen im bereich von Harnblase und Niere mit dem OP-System spezialisiert. Zecha und sein Team verfügen ebenfalls über eine langjährige erfahrung bei der Durchführung aller herkömmlich minimalinvasiven sowie offenen OP-Verfahren in der urologie und uroonkologie, die ebenfalls weiterhin im Albertinen■ Krankenhaus angeboten werden.

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VERANSTALTUNG Mitgliederversammlung

Mitgliederversammlung

Hamburgs Vertreter für Bundesdelegiertenversammlung den 28. Februar hatte der Wirtschaftsrat Hamburg zur Mitgliedergewählt Für versammlung in die Räumlichkeiten der Handwerkskammer eingeladen.

Turnusgemäß stand die Wahl der Vertreter für die Bundesdelegiertenversammlungen in 2018 und 2019 auf der Agenda. Der Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath zog in seinem Rechenschaftsbericht ein positives Fazit für 2017.

Text: Christian Ströder

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as wichtigste Ergebnis der diesjährigen Mitgliederversammlung: 37 Delegierte und 15 Ersatzdelegierte wurden gewählt, um die Interessen des Landesverbandes bei der Bundesdelegiertenversammlung in Berlin zu vertreten. Ein Ehrenamt, das die Mitglieder stets gewissenhaft ausüben. In der Vergangenheit war die Teilnahmequote der Delegierten aus Hamburg überdurchschnittlich hoch, wie auch der Versammlungsleiter Dr. Philipp Steinwärder bemerkte: „Der Landesverband Hamburg ist immer sehr zahlreich vertreten.“ Positives hatte auch der Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath zu berichten. So hob er die gute Arbeit in den acht Landesfachkommissionen – „den inhaltlichen Herzkammern des Verbandes“ – hervor. Diese spiegele sich in fundierten Positionspapieren und im Austausch mit hochkarätigen Gesprächspartnern wie Kanzleramtsminister Peter Altmaier wider. Dieser Weg solle durch weitere Kommissionen, wie den neu gegründeten Beirat der Unternehmerinnen, konsequent fortgesetzt werden. Zwei neue Positionspapiere zur Digitalwirtschaft in Hamburg (S. 34 dieser Ausgabe) und zur Blockchain-Technologie würden bald veröffentlicht. Angesichts konstant hoher Teilnehmerzahlen sah Lütgerath das Veranstal-

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tungskonzept für 2017 bestätigt. Daher werde man auch weiterhin auf das bewährte Prinzip Qualität statt Quantität setzen. Für die Zukunft sei vorgesehen, noch mehr Veranstaltungen zu praxisrelevanten Themen, wie Steuern oder Cybersecurity, anzubieten und die Diskussionskultur zu stärken. Besonders erfreut zeigte sich der Landesvorsitzende über die Entwicklung des Jungen Wirtschaftsrates. Mit dem JWRegulars‘ Table, der JWR Business Lounge und dem Kamingespräch habe der Nachwuchsverband mittlerweile drei gut frequentierte Veranstaltungsformate etabliert. Seit dem erfolgreichen Jungen Wirtschaftstag im November 2017 seien zahlreiche Neueintritte zu verzeichnen und das Prin-

zip „Mitglieder werben Mitglieder“ habe eine echte Eigendynamik entwickelt. Abschließend ließ auch der Hausherr und Vizepräsident der Handwerkskammer Hamburg, Hjalmar Stemmann, es sich nicht nehmen, ein Grußwort an die Mitglieder des Wirtschaftsrates zu richten. Stemmann sprach über die Lage des Handwerks in Hamburg und gab einen Ausblick für 2018. Trotz der sehr guten Konjunktur schlug er mahnende Töne an und warnte vor dem zunehmenden Fachkräftemangel. „Das ist für viele Betriebe die Wachstumsbremse Nr. 1“, sagte der Vizepräsident der Handwerkskammer und machte dafür u.a. den weit verbreiteten Trugschluss verantwortlich, dass das Abitur automatisch zum Studium führen müsse. Handwerksberufe seien vielfältig und auch finanziell deutlich attraktiver, als Viele glaubten. Nach dem offiziellen Teil des Abends klang die Mitgliederversammlung mit einem Get-together aus. Mit Currywurst und Tomatensuppe war für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Der laufende Mitgliederentscheid der SPD über den Koalitionsvertrag lieferte zusätzlichen Ge■ sprächsstoff.

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VERANSTALTUNG WIRTSCHAFTSRAT vor ORT

Licht aus, Spot an:

Hinter den Kulissen des NDR

Hohe Einschaltquote bei einer neuen Folge von WIRTSCHAFTSRAT vor ORT. Dieses Mal auf dem Programmplan: Eine ausgedehnte Führung durch Redaktionsräume, Regieplätze und Studios des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Hamburg-Lokstedt.

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it interessanten Anekdoten und launigen Sprüchen vermittelte Jörn Behrens aus der NDR-Markenkommunikation den Besuchern des Wirtschaftsrates einen lebendigen Eindruck davon, wie Fernsehen funktioniert und entsteht. Nicht nur Regionalsendungen wie das „Hamburg Journal“, auch Formate wie „Panorama“ – das älteste politische Magazin im deutschen Fernsehen – kommen aus der Hansestadt. Nach einer kurzen Einweisung begann der zweistündige Rundgang und führte vorbei an Maske und Kostümabteilung zunächst zu den Redaktionsfluren der ARD. Hier erläuterte Jörn Behrens das 2014 in Betrieb genommene und rund 24 Millionen Euro teure Hightech-Studio

der ARD-Nachrichten. Aus Sicherheitsgründen war es leider nicht zugänglich, trotzdem beeindruckten seine Daten: 320 Quadratmeter, eine rund 18 Meter breite Medienwand, sieben Beamer, zwei Moderatorentische und vollautomatische Kameras. Weiter ging es zu den Regieplätzen des „Hamburg Journal“ und den Studios von „Panorama“ und „Visite“, wo gerade die Moderatorin Vera Cordes mit einem freundlichen „Willkommen“ vorbeihuschte und den Trailer für die am selben Abend anstehende Sendung aufnahm – LiveFernsehen für die Mitglieder des Wirtschaftsrates. Die Chancen, dem einen oder anderen bekannten Gesicht zu begegnen, stehen bei

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Text: Christian Ströder

einem solchen Rundgang also ziemlich gut. Und tatsächlich hatte die Gruppe weiter Glück und fand mit Jule Gölsdorf und Arne Jessen, einem der beiden Moderatorenduos von „Mein Nachmittag“, zwei aufgeschlossene Gesprächspartner. Abschließend führte Jörn Behrens die Besucher noch in das Studio der bekannten Vorabendsendung DAS! und enthüllte das charakteristische „Rote Sofa“. Rundherum wurde schon für die nächsten Sendungen umgebaut und dekoriert. Ersten Interviews zufolge ist diese Ausgabe von WIRTSCHAFTSRAT vor ORT bei den Teilnehmern besonders gut ■ angekommen. Fortsetzung folgt.

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Jahresauftakt

Voller Elan ins

Auf den Spuren Hamburger Braukunst: Junger Wirtschaftsrat zu Gast bei der Holsten-Brauerei Traditionen sind dem Jungen Wirtschaftsrat wichtig. So ist ein kleiner, aber feiner Neujahrsempfang mittlerweile ein echter Pflichttermin. Dieses Mal kamen die jungen Unternehmer in der Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona zusammen. In der „Holsten Brauwelt“, der hauseigenen Mikrobrauerei, ließ man das vergangene Jahr Revue passieren und besprach das Programm für 2018.

Dass Tradition ein Begriff ist, der auch bei der Holsten-Brauerei großbeschrieben wird, erfuhren die jungen Wirtschaftsratler von Christoph Boneberg. Der Pressesprecher von Carlsberg Deutschland gab seinen Gästen einen kurzen Einblick in die Firmengeschichte der Holsten-Brauerei und erläuterte den Entschluss des Unternehmens, den historischen Standort in Altona zugunsten einer neuen Produk-

Text: Christian Ströder / Janis Stielow Text: Christian Ströder / Janies Stielow

Christoph Boneberg, zuständig für die MarkenKommunikation bei Carlsberg Deutschland 26

Zwischendurch gab es gelegenheit, einen blick in die Mikrobrauerei zu werfen

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Jahresauftakt

neue Jahr tionsstätte im Gewerbegebiet Hausbruch aufzugeben. Die Suche nach einem geeigneten Baugrundstück habe sich zu einer echten Herausforderung entwickelt. Auch, weil Natur und Industrie am neuen Standort bestmöglich in Einklang gebracht werden sollten. Boneberg hob in diesem Zusammenhang die große Bedeutung des Standortes Hamburg für Holsten hervor

Der Jahresauftakt wurde auch genutzt, um über Kritik und Anregungen zu reden

und verwies auf die starke Verbindung des traditionellen Brauhauses mit der Stadt und den hanseatischen Arbeitskollegen. Für die Holsten-Brauerei sei ganz klar: „Wo Hamburg draufsteht, muss auch Hamburg drin sein!“ Nach einer abschließenden Frage rund um die HolstenBrauerei und die neuesten Biertrends konnten die Mitglieder einen exklusiven Blick in die Mikrobrauerei werfen, wo sonst neue Kreationen entwickelt und hochwertige, limitierte Saisonbiere produziert werden. Den zweiten Teil des Abends nutzte der Landesvorsitzende Raphael Neuburg, um auf die Aktivitäten in 2017 zurückblicken. Er zog ein positives Fazit: Der Junge Wirtschaftsrat habe mit seinem JWRegulars' table, der JWR Business Lounge und den Kamingesprächen ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm geboten. Die Ausrichtung des Jungen Wirtschaftstages im November sei natürlich

Carl Ludwig Christian Cords

Viel gute Laune bei den Teilnehmern

Dr. Gunnar L. Schmüser

das Highlight gewesen. Aber auch inhaltlich habe man in der Landesfachkommission Junges Hamburg stark gearbeitet und sei gerade dabei, ein fundiertes Positionspapier zu den Einsatzmöglichkeiten der Blockchain in Hamburg fertigzustellen. Nicht zu kurz kommen sollte auch ein Ausblick auf das neue Jahr: Welche Wünsche, Ideen und (kritische) Anregungen gibt es für 2018? Neben der Fortsetzung der bewährten Formate plädierten die Mitglieder für einen verstärkten Austausch zwischen dem Jungen und dem regulären Wirtschaftsrat. Auch ein regelmäßiger Mittagstisch, Veranstaltungen mit kulturellem Fokus und der Besuch bei Hamburger Start-ups stehen auf der Wunschliste der Mitglieder. Den weiteren Abend nutzten die Mitglieder, um in lockerer Atmosphäre zu diskutieren und sich auf Einladung der Holsten-Brauerei von der hohen Qualität der Hamburger Braukunst zu überzeugen. ■

entspannte Atmosphäre und lockere gespräche beim Jahresauftakt des Jungen Wirtschaftsrates

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Der Landesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates, Raphael Neuburg (r.)

Ina Schacht und Florian Wolter

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Vor Ort in Hamburg

Steinway & Sons...

Text: Ehrhard J. Heine

Rund um den Globus steht der Name Steinway für hochwertige Tasteninstrumente, Pioniergeist und handwerkliche Qualität. In Hamburg-Bahrenfeld, neben New York eine der beiden Produktionsstätten dieser weltbekannten Marke, trafen sich Mitglieder und Gäste des Jungen Wirtschaftsrates zu einer zweistündigen Betriebsbesichtigung. Den Abschluss bildete eine klangvolle Kostprobe des relativ jungen High-Resolution Selbstspielsystems, dem Steinway & Sons Spirio. 28

JWR-gruppe nach der exkursion im Auswahlraum mit europa-Salesmanager Hans-Heinrich Schalkowski (r.)

Im Gebäude am Rondenbarg 10 konnten die Teilnehmer in dem Werk, in dem seit 90 Jahren die bekannten Tasteninstrumente entstehen, die Produktionsschritte hautnah verfolgen. Dem Areal der Steinway-Fabrik gegenüber liegen die Verkaufsräume, die im Jahre 2005 bezogen wurden, als man den Standort an den Colonnaden nach 52 Jahren aufgab. Bei der Exkursion durch die Manufaktur, die von Europa-Salesmanager Hans-

Heinrich Schalkowski geführt wurde, erlebte man nicht nur die Geburtsstunde eines Flügels, sondern weitere zahlreiche Stationen, in denen das Werkstück zum Instrument wird. Der erste Produktionsschritt erfolgt im Werkraum, in dem sieben „rim bending machines“ den länglichen Rohlingen, die aus bis zu 20 aufeinandergeschichteten Hartholzschichten bestehen, in der Biegepresse die Form geben. So entstehen die

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Vor Ort in Hamburg

wenn Töne Weltruhm genießen verschiedenen Steinway-Flügelgehäuse, die nach einem fünfstündigen Press- und Ableim-Vorgang direkt in eine durchschnittlich 100-tägige Austrocknungsund Ruhephase gehen. Der so entstandene Rim – der Rahmen – ist dann für die Ausstattung mit allen weiteren Konstruktionselementen wie dem Resonanzboden, dem Stimmstock, der Gussplatte und der Klaviatur bereit. Schrauben sind ein No-Go bei einem Steinway-Flügel. Alle Holzteile werden geleimt oder gedübelt, lediglich die Gussplatte wird eingeschraubt. Das typische Schwarzlack-Design erhält das Instrument noch in der Phase von Einzelteilen. Zunehmend gibt es auch Anfragen für bunte Furnierausführungen. Annähernd so wie heute baute schon Tischlermeister und Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg in Seesen (Harz) erstmals 1836 in seiner Küche sein erstes Instrument. Dort begann somit die welt-

weite Erfolgsgeschichte der Marke Steinway. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts folgten 482 weitere Instrumente. Beim Rundgang zwischen gelagerten Rohholzstapeln und halbfertigen Resonanzböden erklärte Schalkowski die Entstehungsgeschichte des Unternehmens: „Mit dem ersten Überseedampfschiff wanderte der Senior mit seiner Familie in die USA aus und gründete mit seinen Söhnen 1853 in New York die Instrumentenfabrik Steinway & Sons.“ „To build the best piano possible“ war und ist auch heute noch der Leitspruch des Unternehmens. Die Erfahrungen und Fähigkeiten reichten die Steinways von Generation zu Generation weiter und schufen ständige Verbesserungen, die in mehr als 125 Patenten für das Unternehmen festgeschrieben wurden. In den Produktionsräumen der Fabrik am Rondenbarg wurden die Besucher des Jungen Wirtschaftsrates Zeuge einer

perfekt aufeinander abgestimmten handwerklichen Produktion werden. Aus fast 12.000 Einzelteilen entstehen in einjähriger Bauzeit die Qualitätsinstrumente. Rund 300 Fachkräfte (weitere 100 Personen in der Verwaltung) und jeweils ca. 15 Auszubildende schaffen am Standort Hamburg die angestrebte Jahresproduktion von gut 1.200 Flügeln und ca. 300 Klavieren, die von dort aus in alle Welt geliefert werden. Der amerikanische Markt wird allerdings fast ausschließlich vom New Yorker Werk bedient. Die 1994 gegründete Steinway Academy bildet Konzerttechniker aus, die dann rund um den Globus den so nötigen Servicedienst garantieren. Seit 1853 haben die beiden Produktionsstätten Hamburg (seit 1880) und New York mehr als 608.000 Instrumente auf dem Weltmarkt verkauft. 94 Prozent aller Konzertsolisten bei den maßgebenden Orchestern entscheiden sich für die Welt ■ von Steinway & Sons.

FRAGEN AN EIN MITGLIED 1. Warum bist Du Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat? Seit längerem verfolge ich die Arbeit des Jungen Wirtschaftsrates. Als größter Interessenverband der Wirtschaft in Deutschland gibt der Wirtschaftsrat wichtige Impulse in die Politik und gestaltet das Land maßgeblich mit. Ich fand es immer großartig, dass Menschen zusammenkommen, um etwas zu bewegen und Verantwortung übernehmen – insbesondere wenn dies ehrenamtlich, nach dem harten Arbeitstag der Fall ist. Als jemand, dessen Passion es seit jungen Jahren ist, mitzugestalten, etwas zu formen, musste ich, als ich das Angebot bekam, mitzumachen, nicht lange überlegen, um mich dieser Arbeit mit gleichgesinnten anzuschließen und um innovative Themen anzuregen und auszuarbeiten. 2. Welche inhaltlichen Themen möchtest Du weiter voranbringen? Die Digitalisierung schreitet in einer immer wachsenden Geschwindigkeit vor-

an. Um weltweit konkurrenzfähig zu bleiben, ist es wichtig, Forschung und Innovation voranzutreiben. Als Gründer ist dies für mich allgegenwärtig und ein wesentlicher Teil meiner täglichen Arbeit. Mein Ziel ist es, diese Thematik auch in meiner Heimat, in Hamburg, aktuell zu halten und Themen wie Industrie 4.0, Blockchain, Internet of Things anzustoßen und in der Landesfachkommission „Junges Hamburg“ weitreichend auszuarbeiten. Des Weiteren sehe ich großes Potenzial darin, ein Mentor-Mentee Programm im Wirtschaftsrat einzuführen, damit Erfahrungen innerhalb des Wirtschaftsrates weitergegeben werden und auch die interne Kommunikation weiter angeregt wird. 3. Wie bewertest Du die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Von Beginn an habe ich mit Freude den offenen und herzlichen Umgang miteinander zur Kenntnis genommen. Ob im Arbeitskreis oder bei Abendveranstaltun-

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Hüseyin Cavas unternehmer

gen ist die Kommunikation generationsübergreifend auf Augenhöhe. Ich habe in den letzten Monaten den einen oder anderen auf den genannten Treffen kennengelernt und halte mit diesen auch außerhalb der Arbeit im Wirtschaftsrat Kontakt. Insgesamt herrscht ein angenehmes und, wenn es darauf ankommt, fokussiertes Arbeitsklima. Ich freue mich darauf in Zukunft noch mehr Mitglieder kennenzulernen und gemeinsam neue Ideen für unsere Stadt und Region zu erarbeiten.

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AKTUELLES HSH Nordbank

HSH Nordbank – Ein Kommentar Die Geschichte der HSH Nordbank AG als öffentliches Unternehmen neigt sich ihrem Ende zu. Gut für Hamburg und Schleswig-Holstein, wenn ihre Anteile verkauft sind und Verantwortung und zukünftige Risiken bei neuen – privaten – Anteilseignern liegen. Die Frage nach Fehlentscheidungen und Verantwortlichkeiten aber bleibt.

Aus zwei Landesbanken wird eine Geschäftsbank Mit Auslaufen der nach EU-Recht nicht mehr zulässigen Gewährträgerhaftung hatten die Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Eine Liquidation wäre mit Härten für Kunden und Mitarbeiter, und Risiken erheblicher Wertevernichtung und Inanspruchnahme aus Gewährträgerhaftung nicht erklär- und durchsetzbar gewesen. Aus der Fusion der Landesbanken sollte sich die HSH Nordbank AG zu einer kapitalmarktfähigen, internationalen Geschäftsbank entwickeln, unabhängige Refinanzierung ermöglichen und Eigenkapital akquirieren. So gab es ausschließlich die Fusion befürwortende Kommentare. Das neue Geschäftsmodell stand auf vier Säulen: Schiffsfinanzierungen – schon immer das Klumpenrisiko beider Vorgängerinstitute, Immobilien – auch international, größere Unternehmensfinanzie-

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aber auch nicht ausreichend von diesem gebremst, waltete der Vorstand nach eigenem ‚besten‘ Ermessen. In einer Aktiengesellschaft macht eben der Vorstand die Geschäfte, ist verantwortlich für die Entscheidungen und unterliegt insbesondere nicht den Weisungen des Aufsichtsrats.

Thies G.J. Goldberg geschäftsführender gesellschafter goldberg Consulting gmbH unternehmensberatung/beteiligungen

rungen und eigener Wertpapierbestand – das Kreditersatzgeschäft. Mit Investor J. C. Flowers und den Geschäftsführungen der Vorgängerinstitute wähnte man die Bank gut aufgestellt. Die unzureichend konsequent umgesetzte Neuausrichtung zeigte sich – politisch motiviert – in vermeintlich die Akzeptanz verbessernden, jedoch kostenintensiven Doppelstrukturen in Hamburg und Kiel. Der Vorstand Es war ein Initialfehler, den Vorstand mit vermeintlich bewährten Landesbank- und Sparkassenmanagern zu besetzen. Er unterließ neben der Expansion eine angemessene organisatorische Entwicklung von internen Prozessen, Risikomanagement und Systemen. Eine sich selbst konservativ wähnende Bankführung stand in der Praxis für ein zu gravierenden Fehlinvestitionen führendes Missmanagement. Interessanterweise bekannte der erste CEO Alexander Stuhlmann, dass die Expansion aus eigenem Antrieb erfolgte. Zwar nicht getrieben vom Aufsichtsrat,

Aufsichtsrat Vom Aufsichtsrat bekannte sich die frühere Ministerpräsidentin Heide Simonis zu ihrer unkritischen Erfolgseuphorie. Der Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner räumte ein, nicht rechtzeitig die späteren Fehlentwicklungen erkannt und sich dagegen gestemmt zu haben. Es kann und darf aber der Aufsichtsrat in seiner Gesamtheit vor allem in der Expansionsphase 2003 bis 2007 nicht aus der Verantwortung für mangelhafte Kontrolle des Vorstands entlassen werden. Dies gilt insbesondere auch für den Aufsichtsrat Ralf Stegner, 2003 bis 2005 Finanzminister von Schleswig-Holstein – der nichts gewusst haben will und sich bis heute aus seiner Mitverantwortung stiehlt. Immerhin haben Wolfgang Peiner und der JC Flowers-Vertreter Ravi Sinha Anfang 2007 das ungesunde Wachstum und die entstehenden Risiken erkannt, ein Ende der zügellosen Expansion gefordert und das Programm Wetterfest durchgesetzt – sonst wäre es noch schlimmer gekommen. Kreditersatzgeschäft Nach der Lehman-Pleite 2008 kam das Interbanken-Kreditgeschäft über Nacht zum Erliegen, Wertpapiere verloren erheblich an Wert oder waren zeitweise nicht mehr handelbar. Dramatisch für die HSH, die kein Einlagengeschäft hatte und sich institutionell refinanzieren musste. Die Bank musste auf ca. 32 Milliarden Euro Credit Investment Portfolio Wertberichtigungen vornehmen von 5 Prozent bzw. 1,6 Milliarden Euro. Auf ca. ein

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AKTUELLES Kommentar

eingang der HSH Nordbank am gerhart-Hauptmann-Platz

Drittel davon beliefen sich nach Markterholung und Wiederherstellung der Handelbarkeit die tatsächlichen Verluste. Viel zu viel Geld! Aber moderat zum Gesamtvolumen, nicht existenzgefährdend und weit entfernt von den Milliardensummen, die selbst ernannte Experten aus Politik und Medienboulevard der ‚Zockerbank‘ unterstellten. Das Portfolio war eben nicht hochspekulativ, sondern bestand überwiegend aus langweiligen Anleihen in heimischer Währung. Das wahre Pulverfass – das Schifffahrtsportfolio – hatte niemand im Blick, es war noch lange nicht Gegenstand politischer Debatte, Berichterstattung und öffentlicher Wahrnehmung. Schiffsfinanzierungen Über Jahre galt Schiffsfinanzierung als eher langweilig, aber risikoarm. In den Boomjahren wurden jedoch absurde Fehler gemacht. In der öffentlichen Wahrnehmung zeichnete sich die branchenweite Fehlentwicklung erst 2010 ab. Dabei hätten längst die Alarmglocken klingeln müssen: haufenweise waren PanamaxEinheiten bis 4.600 TEU finanziert. Die 2007 begonnene Ertüchtigung des Panama-Kanals war längst voraussehbar. Heute befahren ihn Schiffe bis 14.000 TEU. Potentieller Wertverfall der PanamaxGrößen hätte vom Vorstand durch Risikovorsorge, erhöhte Eigenkapitalanforderung und Zurückhaltung bei Geschäftsabschlüssen antizipiert werden müssen. Doch die Bank arbeitete mit ‚Hamburger

Marge‘ von einem Prozent Zinsaufschlag. Damit waren vielleicht Verwaltungskosten, nicht jedoch Risikovorsorge und oder gar Kreditausfälle zu decken. Die ‚Eigenkapitalvorfinanzierung‘: potentielles Unwort des Jahres, bei dem sich jedem, der eine klassische Kreditausbildung durchlaufen und verstanden hat, der Magen umdrehen müsste. Mit einbrechenden Frachtraten wurden viele Einheiten defizitär, und die Einwerbung von Anlegergeldern kam zum Erliegen. Statt vernünftiger Kreditbelastung von 70 Prozent des Netto-Bestellwertes hatte die Bank Neubauten inklusive Bauzeitfinanzierung zu über 100 Prozent in den Büchern. Mittlerweile waren Neubestellungen krisenbedingt zu erheblich niedrigeren Neubaupreisen zu erstehen. Die kontinuierliche Verletzung grundlegender Kreditvergaberegeln ließ das Klumpenrisiko unbeherrschbar werden und ist ein Gesamtversagen des Vorstands, insbesondere der beiden Vorsitzenden Stuhlmann und Berger. Dies ist auch nicht dadurch zu relativieren, dass zu der Zeit alle Schiffsfinanzierer in diesem Zirkus mit dem gleichen leichtfertigen Gebaren durch die Manege tanzten. Dr. No Nach dem überfälligen Rücktritt Bergers wurde kurzfristig ein neuer CEO benötigt, und Prof. Dr. Dirk Jens Nonnenmacher war die Lösung. Extern war kein qualifizierter, geschweige denn ein preisgünstiger Banker als potentieller Lichtausschalter

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für eine eventuell nur kurzzeitige Wirkungsdauer zu gewinnen. Die problematischen Geschäfte waren längst getätigt oder entschieden. Sein Restrukturierungskonzept mit 3 Milliarden Euro Kapitalerhöhung und 10 Milliarden Euro Garantieschirm erfüllte die BaFin-Anforderungen, um 250 Millionen p.a. überstiegt die Garantieprovision den Zinsaufwand. Nach weniger als 12 Monaten wurde das neue Risiko von 13 Milliarden Euro durch zielgerichteten Abbau der auf über 65 Milliarden Euro angewachsenen Gewährträgerhaftung kompensiert. Bei seinem Ausscheiden waren die Bilanzsumme von über 220 auf unter 140 Milliarden Euro geschrumpft und die Risiken für die öffentlichen Gesellschafter deutlich reduziert. In Gestalt und Kommunikation war er sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Das ist jedoch keine Rechtfertigung für öffentliche Verunglimpfung, ebenso wenig sein der Öffentlichkeit bitter schmeckendes Vergütungspaket. Er hatte keinen politischen, sondern unternehmerischen Auftrag – und den hat er nachweislich erfüllt. Die gegen ihn gerichtete mediale wie politische Hetzjagd erreichte ihn ungerechter Weise als ‚letzten Mann an Deck‘. Statt vor Gericht hätte er vielleicht eher auf einen Sockel gestellt gehört… EU Beihilfeverfahren Erster Teil Das beschlossene Restrukturierungspaket löste ein EU Beihilfeverfahren aus, das die Reduzierung der Bilanzsumme von zu der Zeit ca. 220 Milliarden Euro auf 120 Milliarden Euro vorsah, sowie die Verpflichtung für die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein, ihren gemeinsamen Anteil zu Ende 2014 auf unter 50 Prozent zu reduzieren. Bei diesen Regelungen hätte man es belassen können – und müssen. EU Beihilfeverfahren Zweiter Teil Aber nach den Regierungswechseln 2011 in Hamburg und 2012 in Schleswig-Holstein scheuten die neuen politischen Verantwortlichen die Rolle von Minderheitsgesellschaftern und die dazu nötigen Entscheidungen. So akzeptierten sie gegen Aufhebung der Verpflichtung zur Abgabe der Aktienmehrheit eine weitere Reduzierung der Bilanzsumme auf 86 Milliarden Euro – um damit der Bank der kritischen Masse für profitables Neugeschäfts und

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AKTUELLES Kommentar

erfolgreichen Umbau zu berauben. Diese Beschneidung der Ertragskraft der Bank bedeutete eine erhebliche Wertminderung, die sich später rächen sollte. Die Bank sollte lieber die Kosten des Garantieschirms reduzieren – die Regierungen wollten Erfolgsmeldungen. Die beschlossene Rückgabe von 3 Milliarden Euro Garantien klang zu schön, um wahr zu sein. EU Beihilfeverfahren Dritter Teil 2013 musste der Garantieschirm wieder auf 10 Milliarden Euro erweitert werden, mit der Folge eines neuen EU-Beihilfeverfahrens. Jetzt verlangte die EU den Verkauf der Bank zu einem positiven Kaufpreis bis Ende Februar 2018 – oder die Abwicklung. Ende 2014 hätte man dies besser lösen können: eine größere, weniger ausgeblutete Bank, mit höherer Bewertung ertragskräftiger Geschäfte und deutlich geringeren Bewertungsabschlägen im Shippingportfolio. Der Tragödie letzter Teil Die großen Schnitte tief ins Fleisch kamen später. Im Zuge der sich fortsetzenden Schifffahrtskrise platzten immer mehr Fi-

nanzierungen. Reeder konnten den Kapitaldienst nicht mehr leisten. Öffentlich wahrgenommen wurden Forderungsverzichte oder Pleiten bei großen Namen wie Schoeller, Kortüm oder Rickmers. Jenseits öffentlicher Wahrnehmung dagegen die vielen Reeder mit einer Handvoll Schiffen und persönlicher Haftung, die ihre wirtschaftlichen Existenzen verloren, und die KG-Anleger mit ihren vernichteten Einlagen. Jetzt erfolgt der Verkauf der Bank an internationale Investoren, die einer möglichst renditeträchtigen Verwendung des eingesetzten Eigenkapitals verpflichtet sind. Das wird vielleicht noch einige Härten zum Vorschein bringen, aber aus Sicht des Steuerzahlers wird ein Boden eingezogen in das bisher nach unten offene Fass HSH. HSH – ein Politikskandal? Ein bedeutender Teil des HSH-Skandals liegt in der Skandalisierung selbst. Die Opposition in Hamburg und SchleswigHolstein in den Jahren 2008 ff. attackierte die CDU-geführten Landesregierungen – auf dem Rücken der Bank, ihrer Mitarbeiter und zu Lasten des größten Einzel-

risikos beider Bundesländer und mit fragwürdiger Unterstützung vieler Medien. Es war vor allem ein Lehrstück politischer und journalistischer Fahrlässigkeit. Die selbsternannten Fachleute hielten sich an Personalmaßnahmen, Bilanzierung, Kreditersatzgeschäft und Omega 55 fest. Das Omega 55 dabei – wie auch von der BaFin bestätigt – ein bankübliches und nicht wirtschaftlich, sondern regulatorisch begründetes Standardgeschäft war, das ohne die vorzeitige Auflösung zum vorgesehen Auslauf noch nicht einmal einen Verlust gebracht hätte, ist dabei von besonderer Ironie. Die Untergangsapologeten verschiedenster Couleur, Bischoff, Marnette, Kubicki & Co., haben sämtlich die ultimative existenzielle Bedrohung seinerzeit nicht adressiert: das durch kein Restrukturierungskonzept lösbare Problem eskalierter Schiffsfinanzierungen zu wirtschaftlich unsinnigen Bedingungen und des durch Wertverfall nicht zu bewältigenden Abschreibungsbedarfs. Unterm Strich war die Politik zwar ein bedeutender Teil des Problems, jedoch ■ nicht seiner Lösung.

MESSE-VORSCHAU 2018 Hamburg Messe und Congress

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10.04. – 12.04.2018

Messegelände Halle A1-A4 eingang Mitte täglich 9 - 17 uhr

World Travel Catering & Onboard Services EXPO 2018 The leading global event for travel catering, onboard retail and passenger comfort Reed exhibitions Ltd Storm Communications Ltd

10.04. – 12.04.2018

Messegelände Hallen b1-b7 eingang Nord, Ost, Süd täglich 9 - 17 uhr

Aircraft Interiors Expo 2018 The home of innovation for the aircraft interiors industry

09.04.2018

Messegelände Halle A4 eingang Mitte 9:30 - 18 uhr Konferenz 18 - 21:30 uhr Networking Party

Passenger Experience Conference

20.04. – 22.04.2018

Messegelände Hallen b1-b4 (eg), Hallen b5-b7, Foyer Ost und Süd Freigelände eingang Mitte, Ost, Süd, täglich 10 - 19 uhr galaShow: Fr, Sa, So 19.30 uhr

HansePferd Hamburg

27.04. – 28.04.2018

Messegelände Halle A4, eingang Mitte Fr.: 10 - 20 uhr Sa.: 9 - 19 uhr

Marathon Hamburg Expo 2018

29.04.2018

Messegelände Freigelände b-gelände (Fr) Halle b5 Halle b6

HASPA Marathon Hamburg 2018

10.05. – 13.05.2018

Hamburger Hafen Museumshafen Oevelgönne bis zur HafenCity (über Landungsbrücken, baumwall)

HAFENGEBURTSTAG HAMBURG Das größte Hafenfest der Welt

15.05. – 16.05.2018

Messegelände Halle A1 eingang Mitte

Zukunft Personal Nord

25.05. – 27.05.2018

Neustadt in Holstein

hanseboot ancora boat show 9. In-Water Boat Show

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STADTREINIGUNG Advertorial

Gülay und Jannes stehen beispielhaft für viele Hamburger Vereine, Organisationen und Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger. Sie alle unterstützen die Sauberkeitskampagne der Stadtreinigung Hamburg (SRH).

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in sauberes, grünes und gepflegtes Hamburg wünscht sich jeder. Die Stadtreinigung Hamburg rückt das Thema noch stärker in den Mittelpunkt – mit zusätzlichen Leistungen und einer großen Mitmach-Kampagne. Verschmutzte Parks und grünflächen, Schmuddelecken oder herumliegende Abfälle soll es in der Hansestadt künftig nicht mehr geben. um das zu erreichen, hat die SRH ihr Reinigungspersonal um 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt und zusätzliche Aufgaben übernommen. Seit Anfang 2018 liegt zum beispiel die Reinigung der öffentlichen Parks und Spielplätze in den Händen der SRH. Zuvor waren dafür die bezirksämter zuständig. Die Fahrbahnen der Straßen im gesamten Stadtgebiet werden ab 2018 sehr viel öfter gereinigt. Die neuen WasteWatcher+ entfernen größere Verschmutzungen und verhängen im Härtefall auch bußgelder. Spezielle CleanTeams sind im einsatz gegen hygienische Missstände, und die Hotline „Saubere Stadt“ geht mit verstärkten Teams gegen Verschmutzungen vor, die jeder Hamburger per Telefon oder

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über die App der Stadtreinigung melden kann. Hinzu kommen zusätzliche Papierkörbe, neue Hightech-Toiletten und viele weitere Maßnahmen. Damit Hamburg in Zukunft tatsächlich zu den saubersten Städten Deutschlands gehört, ist aber jeder einzelne gefragt. Deshalb hat die SRH die Initiative „Sauberes Hamburg“ ins Leben gerufen – ein Zusammenschluss von unternehmen, Organisationen und bürgern, an dem sich jeder beteiligen und sein engagement zum Ausdruck bringen kann. Das Motto: Ich mache meine Perle zu dem, was sie ist – die schönste Stadt der Welt. Darum helfe ich dabei, Hamburg sauber zu halten. Oder kurz gesagt: Ich mach #meinePerle. unter www.sauberes.hamburg bietet die Stadtreinigung Hamburg eine Plattform für alle, die Haltung zeigen und mithelfen wollen. Mit wenigen Klicks kann man hier das Sauberkeitsabkommen unterzeichnen und so seine Stimme für ein sauberes Hamburg abgeben – so wie Insa Dehne, Mitgründerin von Hamburgs erstem verpackungsfreien Laden „Stückgut“: „Ich finde das Sauberkeitsabkommen sehr wichtig, weil dadurch das Thema viel breiter in der Öffentlichkeit gespielt wird. unternehmen haben hier eine wichtige Vorbildfunktion.“ gülay und Jannes vom Verein Clubkinder e. V. stehen für ein sauberes Hamburg ein: „Street Art, Pfandflaschen neben Mülleimern und das Wochenende auf der Reeperbahn gehören zu Hamburg wie eine saubere Alster, elbe und einstellung. Wir unterstützen die Frauen und Männer in Orange, weil ihre Arbeit wichtig und gut ist.“ Ob Privatperson, kleines oder großes unternehmen: Jeder Hamburger, dem seine Perle, sein Zuhause, am Herzen liegt, kann so ein Zeichen setzen. Wie groß das engagement in unserer Stadt bereits ist, zeigt die Aktion „Hamburg räumt auf!“. Dort heißt es jedes Jahr aufs Neue: Nicht lang schnacken, anpacken! Mit Müllbeuteln ausgestattet bringen die Hamburger gemeinsam mit der Stadtreinigung ihre elbperle auf Hochglanz. Jedes Jahr steigt die Zahl der Teilnehmer und der Rekord wird aufs Neue geknackt. Dass sich viele Hamburger gut und gerne für ihre Stadt die Hände schmutzig machen, zeigt: gemeinsam können wir sie verwirklichen, die saubere Zukunft ■ unserer Perle – ohne unnötigen Müll.

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LANDESFACHKOMMISSION Internet & Digitale Wirtschaft

Positionspapier Digitalwirtschaft in Hamburg Rahmenbedingungen verbessern – Perspektiven schaffen! Wie steht es um die Digitalwirtschaft in Hamburg? Mit dieser Frage hat sich die Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft intensiv beschäftigt. Die Antwort liegt nun in Form eines Positionspapiers vor. Das Fazit: Soll Hamburg weiterhin für die Digitalwirtschaft attraktiv sein, muss an einigen Stellschrauben gedreht werden.

Peter F. Schmid Vorsitzender der Landesfachkommission

Tim Hoffmeister Stellv. Vorsitzender der Landesfachkommission

H amburg ist immer noch ein guter Standort für die Digitalwirtschaft. Das ist die gute Nachricht. Es gibt jedoch ein großes Aber: Die Hansestadt reiht sich deutlich hinter Berlin und München ein und verliert an Boden. Und andere Wissenschaftsstandorte wie Karlsruhe oder die Rhein/Ruhr-Region befinden sich längst im Hamburger Rückspiegel. Es ist Zeit für die Stadt, mehrere Gänge hochzuschalten und wieder auf die Überholspur zu wechseln. Was dazu notwendig ist, hat die LFK Internet & Digitale Wirtschaft in den letzten Monaten erarbeitet. Um lebhafte Diskussionen führen zu können und nah an den Bedürfnissen der Wirtschaft zu sein, hat sie sich regelmäßig Input von außen geholt, u.a. von Cornelia Sasse, Bereichsleiterin Konzern-Datenschutz bei OTTO, und Dr. Nicholas Ziegert, CEO der W&Z FinTech GmbH. Mit Gästen wie dem Bürgerschaftsabgeordneten Carsten Ovens wurde auch bewusst der Kontakt in die Hamburger Politik gesucht. Industrie 4.0, Smart Services, Big Data oder Cloud Computing: Hinter diesen Schlagworten stecken enorme Umwälzungsprozesse. Die „neue“ digitale Wirtschaft folgt dabei anderen Spielregeln als die Old Economy. Hamburg könnte ein enormes Potenzial für zahlreiche Firmengründungen und viele Arbeitsplätze heben – wenn denn geeignete Maßnahmen ergriffen und die Rahmenbedingungen verbessert werden.

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Gesellschaftliche Rahmenbedingungen Sowohl für den digitalen Nachwuchs als auch für hochqualifizierte Experten braucht es optimale gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Die Lebenshaltungskosten müssen für Studierende tragbar sein und digitale Kompetenzen sollten integraler Bestandteil von Bildung und Weiterbildung werden. Hamburg muss sich im „war for talents“ international besser vermarkten, seine günstigen Standortfaktoren herausstellen und ausländischen (IT)-Fachkräften den Zuzug erleichtern. Dass fehlendes Venture Capital ausgerechnet in Hamburg ein Problem ist, mutet seltsam an. Um das Bewusstsein und die

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JUBILÄEN Advertorial

Bereitschaft der Privatwirtschaft für Investitionen in Start-ups zu fördern, muss u.a. der vom Senat beschlossene InnovationsWachstumfonds endlich anlaufen.

„Geh’n wir mal zu Hagenbeck!“

Technische Infrastruktur Flächendeckende Gigabit-Glasfasernetze sind angesichts der rasant steigenden Datenmengen alternativlos. Das bisherige Ausbauziel von 50-Mbit/s ist überholt. Es braucht bundesweit überall dort GigabitBandbreiten, wo Gewerbe und Büros angesiedelt sind oder entstehen könnten. Wird diese Grundvoraussetzung in den nächsten Jahren nicht erfüllt, wird Deutschland als Standort für die Digitalwirtschaft schlichtweg unattraktiv. Seit Anfang 2018 hat die Freie und Hansestadt Hamburg mit Christian Pfromm einen neuen Chief Digital Officer (CDO). Seine erklärte Aufgabe ist die „Entwicklung, Fortschreibung und Implementierung einer Digitalstrategie zum Ausbau Hamburgs zu einer digitalen Stadt sowie digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung einschließlich der Schaffung, Weiterentwicklung und Koordination der für die Digitalisierung erforderlichen Infrastruktur.“ Somit betreffen alle im Positionspapier aufgestellten Forderungen die Arbeit von Herrn Pfromm. Die Landesfachkommission setzt auf die Umsetzung dieser Forderungen und bietet sich als ■ kompetenter Gesprächspartner an.

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Fotos: Hagenbeck

Hochschulen als Keimzelle für innovatives Unternehmertum Eine dynamische, innovative Gründungskultur setzt entsprechendes Know-how, eine gezielte Förderung und moderne Infrastrukturen für Studierende voraus. Hamburgs Hochschulen spielen als „Gründungs-Unis“ allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Um sie als Keimzellen für Unternehmensgründungen zu etablieren, sind deutlich mehr Lehrstühle für Entrepreneurship sowie ein Ausbau der technologieorientierten Forschung in Zukunftsfeldern wie Blockchain, Künstliche Intelligenz oder Robotics notwendig.

I

m Mai 1907 öffnete der Tierpark Hagenbeck zum ersten Mal sein Jugendstiltor. grund genug, um am 7. Mai 2018 den 111. geburtstag zu feiern. Wandeln Sie noch einmal mit Carl Hagenbeck, dem Tierparkgründer persönlich, auf den Wegen und lassen Sie sich von „Tierwärtern“ in original historischen Kostümen in die alte Zeit entführen. Kleine und große besucher können an diesem Tag an einer Zeitreise durch die Ära von Carl Hagenbeck teilhaben. Erster Halt – Ausstellung: In diesem Format gibt es einblicke in die entstehung und die ersten Monate des Tierparks. Andenken aus der Anfangszeit, in Form von Postkarten, gibt es am Futterstand des Fördervereins gegen eine Spende. Wer sich dafür interessiert, sollte früh zugreifen, da die Auflage limitiert ist. Zweiter Halt – Zeitzeugen: Zwischen 10 und 16 uhr wird der Tierparkgründer selbst im Park flanieren und aus seiner Zeit berichten. Mit Hut, Stock, gehrock und dem unverwechselbaren bart lässt er sich in die historischen Karten schauen. Hamburger Originale wie die Zitronenjette und Hummel sind auf den Wegen unterwegs, spielen alte Hamburger Lieder auf der Drehorgel und haben Süßes im gepäck. Dritter Halt – Elefantenreiten: Für Kinder wird eine alte Tradition wieder lebendig, das elefantenreiten. Allerdings nicht auf lebenden Tieren, sondern auf Tiger, Zebra, Löwe und elefant als plüschige Reittiere, die mit Körperkraft auf Rollen bewegt werden. Vierter Halt – Tierpfleger: Zu Rundgängen durch die Historie des Tierparks lädt die Li-Zooschule bei Hagenbeck ein. Zooschullehrer in historischen „Tierwärter“Kostümen geleiten jeweils maximal 20 Personen zu bedeutenden Punkten im Tierpark. Die Führungen kosten 5 euro pro Person zusätzlich zum Tierparkeintritt, dauern 90 Minuten und sind für die ganze Familie geeignet. Wegen begrenzter Teilnehmerzahl, ist eine vorherige Anmeldung (040/53 00 33-324) erforderlich. Alle Geburtstagskinder werden beschenkt: Die besucher, die am 1.11. oder am 11.1. geburtstag haben, können am 7. Mai den Tierpark gratis besuchen. einfach den Ausweis bei den Portiers vorzeigen und schon wird man eingelassen. 35


LANDESFACHKOMMISSION energiepolitik

Energieeffizienz – die zweite Säule der Energiewende Energieeffizienz steht für deutsche Spitzentechnologie und muss endlich aus dem Schattendasein ans Licht der Energiepolitik geführt werden. Die deutsche Industrie, Mittelstand und Handwerk sind bei der Verbesserung der Energieeffizienz ganz vorne dabei. Dennoch bleiben erhebliche Energieeffizienzpotenziale seit Jahren ungenutzt.

Ulf Gehrckens Vorsitzender der Landesfachkommission

3. Eine Investitionsförderung von Technologien zur Energieeffizienz und die Schließung von Schlupflöchern in Artikel 7 EED: Die EU Staaten sollten Energieeinsparverpflichtungen von den Beteiligten in der Energielieferkette einfordern. Darüber hinaus empfahl Andreas Rindt, dass die Energieeffizienz flexibler bewertet und angewendet werden müsse, und zwar im Vergleich zum bisherigen Verbrauch, zur maximal effizienten Technologie und zu notwendigen Aufwendungen. Im Anschluss ergriff Detlev Wösten, Geschäftsführer der H&R GmbH & Co. KGaA das Wort. Er beleuchtete das Thema Andreas Rindt, Head of Customer Satisfaction & gov. Affairs DACH | Philips Lighting gmbH

Vor diesem Hintergrund kam die Landesfachkommission Energiepolitik im neuen DACH-Headquarter der Philips Lighting GmbH in Fuhlsbüttel zusammen. Mit seinen innovativen Beleuchtungslösungen gehört das Unternehmen zu den Vorreitern in Sachen Energieeffizienz. Wie ernst Philips Lighting das Thema nimmt, erläuterte der Gastgeber des Abends, Andreas Rindt,

Jan-Christoph Maiwaldt, Vorstandsvorsitzender Verwaltung KALORIMeTA Ag

in seiner Funktion als Commercial Director Public Lighting and Governmental affairs. Im Kontext der Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Union (EED) setze sich Philips vor allem für drei Punkte ein: 1. „Energie Efficiency First“ als Kernstück des EU Energy Packages: Das Einsparpotenzial mit intelligenten LED-Leuchten liege bei ca. 40 Prozent über alle Anwendungen. 2. Ein verbindliches 40 Prozent EU Energieeffizienz Target 2030: Verlässlichkeit sei essenziell für Umfang und Tempo der Investitionen in EE-Technologien.

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Detlev Wösten, geschäftsführer, Chief Technology + Strategy Officer | H&R gmbH & Co. KgaA

Energieeffizienz aus Industriesicht und berichtete von einem neuen Elektrolyseverfahren seines Unternehmens zur effizienten Nutzung von Windenergie. Das Prinzip der „weltgrößten regelflexiblen Elektrolyse-Wasserstoff-Anlage“: Überschüssiger Windstrom werde genutzt, um energiereichen Wasserstoff aus Wasser zu gewinnen und diesen bei der Herstellung von Chemieprodukten zu verwenden. So würden flexible strombasierte Kapazitäten geschaffen, die als Speicherlösung für volatile Strommärkte im Rahmen der Energiewende Verwendung finden könnten, da der gewonnene Wasserstoff in Zeiten geringer Windstromerzeugung wieder verstromt werden könne. Abschließend hatte die Kommission Gelegenheit, bei einem Rundgang durch das Headquarter von Philips Lighting mehr über das sogenannte „Work Place Innovation“-Konzept zu erfahren, das sich durch eine besonders energieeffiziente Raumnutzung auszeichnet. Die Mitglieder waren sichtlich beeindruckt von der Führung und dem innovativen Konzept. ■

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LANDESFACHKOMMISSION Wachstum & Innovation

Wissenschaftsmetropole Hamburg – Ein Aufbruch in die Spitzenliga?

Carsten Ovens MdHB war im Februar zu gast bei der LFK

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n seiner Grundsatzrede zur Wissenschaftspolitik erklärte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz Ende November 2017, dass der Hamburger Wissenschaftsstandort im Allgemeinen und die angewandten Wissenschaften im Besonderen wachsen sollen. Ein schönes Bekenntnis zur Exzellenz! Im Rahmen dieser Zielsetzung soll die Technische Universität Hamburg (TUHH) zu einer führenden Institution im Norden ausgebaut werden und langfristig sogar zur Gruppe der „TU-9“ aufschließen – dem Zusammenschluss der führenden neun Technischen Universitäten Deutschlands. Der Plan: Zunächst soll die TUHH auf 10.000 Studierende wachsen, mittel- und langfristig werden sogar 15.000 angepeilt. Was bedeuten diese Zahlen im innerdeutschen Vergleich? Den gut 100.000 Studierenden in Hamburg stehen 127.000 in München gegenüber. Allein an der Technischen Universität München (TUM) studieren 40.800, was 32 Prozent aller Münchner Studierenden entspricht. Im Vergleich dazu wirken die 2016 eingeschriebenen 7.620 Studierenden der TUHH bescheiden. Sie machen lediglich rund 7,6 Prozent der Hamburger Studierenden insgesamt aus. Um sich mit München messen zu können, müsste die Technische Universität auf ca. 30.000 Studierende wachsen, d.h. um das Vierfache. Dieses Zahlenspiel macht deutlich, welcher Aufwand mit dem o.g. Anspruch verbunden ist. Angesichts der genannten Relationen stellt sich die Frage, ob die von der Senatorin für Forschung, Bildung und Gleichstellung, Katharina Fegebank, geplante Aufstockung der Professorenschaft von 95 auf 110 nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Auch die Erhöhung der Landesmittel von 81 auf 100 Millionen Euro bis 2022 wirkt doch ziemlich spärlich – zumal ein Teil der jährlichen Steigerungsraten ohnehin der Inflation zum Opfer fällt. Nicht umsonst titelte die WELT Anfang Januar 2018: „Utopie statt Strategie beim Ausbau der TUHH?“ Sogar für die Bürgerschaft ist es schwer, den Kurs des Senats nachzuvollziehen. So war es den Abgeordneten nicht einmal möglich, ein konsistentes Bild der derzeit an der TUHH eingeschriebenen Studierenden (7.500 oder 7.832) zu erhalten. In einer Anfrage von Carsten Ovens vom 13. Februar teilte der Senat mit, bis 2022 könnten zusätzlich 1.250 Studierende ausgebildet werden und bis 2028 nochmal 1.250 – also ca. 10.000 bis 2028. Dabei handele es sich um Planungsannahmen.

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Dr. Hubert Baltes Vorsitzender der Landesfachkommission

Tatsächlich muss man feststellen, dass es sich bei diesen Zahlen mitnichten lediglich um Planungsannahmen handelt. Legt man das sehr konstante Wachstum der TUHH seit 2007/08 zugrunde, werden dort 2028 12.800 Studierende eingeschrieben sein. Mit dem eingangs genannten Ziel wird also ein Finanzierungsproblem als Lösung verkauft. Bezüglich des weiter greifenden Ziels der Aufnahme in die TU-9 ist klar, dass die Landespolitik hier über die Mittelvergabe hinaus gefordert ist. Angesichts der genannten Größenordnungen muss man bei der Strukturierung der Hamburger Hochschullandschaft ansetzen. Heißt: Es braucht eine sinnvolle Zuordnung und Konzentration von Fachbereichen. Anders lässt sich ein Wachstum der TUHH um den Faktor 4 – um beim Vergleich mit der TU München zu bleiben – nicht verwirklichen. Hierzu jedoch bedarf es einer Perspektive und einer klar kommunizierten Strategie. So begrüßenswert der Anfang ist, den der Erste Bürgermeister Olaf Scholz und die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank unternommen haben, so sehr verlangt die Stärkung der Hochschullandschaft Hamburgs klarere Perspektiven und ent■ schlossenere Schritte!

Entwicklung der Studierendenzahl an der TUHH zwischen WS 06/07 und WS 16/17 (Studierende insgesamt)

Quelle: TuHH Jahresbericht 2016

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LANDESFACHKOMMISSION Verkehr, Infrastruktur & Logistik

Wie die Deutsche Bahn in die digitale Zukunft fährt Vom klassischen Verkehrsunternehmen zum modernen Mobilitätsanbieter und -manager: Seit die Deutsche Bahn 2014 sechs „4.0 Initiativen“ startete, bleibt in dem Konzern kein Stein mehr auf dem anderen. Mit vier klaren Produktvisionen – Smart Mobility, Smart Logistics, Smart Assets und Smart Admin– treibt die Deutsche Bahn die Digitalisierung auf allen Unternehmensebenen und Geschäftsfeldern voran.

Manuela Herbort Konzernbevollmächtigte der Db für Hamburg und Schleswig-Holstein

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anuela Herbort, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Hamburg und Schleswig-Holstein, machte bei der Landesfachkommission Verkehr, Infrastruktur & Logistik keinen Hehl daraus, wie sehr die digitale Transformation das Unternehmen verändert. Verfestigte Konzernstrukturen würden aufgebrochen, altbekannte Philosophien kritisch hinterfragt. Die Mitarbeiter und Kollegen in den digitalen Transformationsprozess einzubeziehen, sei essenziell:

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Prof. Dr. Peer Witten Vorsitzender der Landesfachkommission

„Die Digitalisierung darf nicht in einem Parallel-Universum stattfinden“, so Herbort. Integraler Bestandteil der Digitalisierungsstrategie sei es daher, innerhalb des Unternehmens ein digitales Ökosystem zu schaffen. Mitarbeitern und Führungskräften würden digitale Kompetenzen vermittelt, z.B. über eine eigens geschaffene E-Learning Plattform. Auch der persönliche Umgang untereinander verändere sich. Starre Hierarchien würden abgebaut, die obligatorische Krawatte bleibe immer häufiger zu Hause und das „Du“ habe sich gegen das „Sie“ durchgesetzt. Für die digitale Transformation ihrer Geschäftsfelder geht die Deutsche Bahn parallel zwei Wege. Manuela Herbort dazu: „Wir passen einerseits unser heutiges Geschäft der digitalen Welt an und bauen andererseits neue, digitale Geschäftsmodelle auf.“ Unter der Produktvision Smart Mobility bildeten ein „nachfrageorientierter Transport“ und die Maßgabe „Mobility-asService“ den Kern der Mobilitätsstrategie im Personenverkehr. Die Deutsche Bahn sehe sich künftig in der Rolle eines führenden Mobilitätsdienstleisters, der dem Kunden – durch die Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger sowie physischer und digitaler Angebote – einen nahtlosen Transport von A nach B ermögliche. Ausgangspunkt für die Mobilitätsplattform von morgen sei die schon heute sehr populäre „DB Navigator“ App, so Herbort. Dass man die verschiedenen Produktvisionen nicht allein wird realisieren können, hat die Deutsche Bahn schnell verstanden und damit begonnen, rund um ihre Geschäftsfelder eine Innovationslandschaft mit neuen Kooperationsformen aufzubauen. So hat der Konzern beispielsweise den „DB Start-up Accelerator“ ins Leben gerufen und mit der „DB Digital Ventures“ ein Tochterunternehmen für die systematische Beteiligung an Startups gegründet. „Schneller, konkurrenzfähiger und kundenfreundlicher“ wolle die Deutsche Bahn auch mit ihrer Produktvision Smart Logistics werden. „Im Mittelpunkt steht die Digitalisierung der Kunden- und Carrierschnittstelle bei DB Schenker und DB Cargo“, sagte die Konzernbevollmächtigte und stellte kurz die neuen Plattformen myRailportal und Drive4Schenker vor. Die finale Diskussion mit den Kommissionsmitgliedern drehte sich u.a. um die Dauer von Planfeststellungsverfahren in Deutschland und um die Bedeutung des Schienennetzes für die ■ Logistik. Landesverband Hamburg | 1/2018 | WIR IM NORDEN


LANDESFACHKOMMISSION beirat der unternehmerinnen

Beirat der Unternehmerinnen neu gegründet in 2018 Bereits Mitte 2017 fanden die ersten Gespräche – der erste Austausch – in einem kleinen Kreis von Unternehmerinnen des Wirtschaftsrates Hamburg statt. Nach weiteren Gesprächsrunden und Diskussionen mit allen beteiligten Damen – und der dankenswerten Unterstützung von Christina Block, Mitglied des Landesvorstandes – ist zu Jahresende 2017 dann der Beirat der Unternehmerinnen als Landesfachkommission vom Vorstand des Landesverbandes Hamburg eingesetzt worden.

Ellen Lackner Vorsitzende der Landesfachkommission

Foto: Handelskammer Hamburg / ulrich Perrey

Zusätzliche Veranstaltungen wie z.B. ■ aktuelle Themen Digitalisierung/Datenschutz ■ Portraitreihe Unternehmerinnen ■ Frauen in Aufsichtsräten ■ Kaminabende ■ Teilnahme/Austausch an Netzwerkveranstaltungen und anderen Frauen-Verbänden

Im März nahm der beirat an einem sehr gut besuchten Frauennetzwerktreffen in der Handelskammer Hamburg teil

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ach Baden-Württemberg verfügt mit Hamburg nunmehr ein weiterer Landesverband des Wirtschaftsrates über ein Unternehmerinnen-Netzwerk. Auch in Niedersachsen wurde in Anlehnung an die Arbeit des Wirtschaftsrates Baden-Württemberg 2016 ein Netzwerk mit eigenen Themen für modernes „Onboarding“ und für Kompetenzvermittlung ins Leben gerufen. Diese Entwicklungen nähren die Hoffnung, dass möglichst noch weitere Landesverbände folgen werden, um auch den Wirtschaftsrat für Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte weiter zu öffnen und zu sensibilisieren. Zielsetzung des Beirates ist die ■ Erhöhung der Attraktivität des Wirtschaftsrates für Frauen ■ Erhöhung des Frauenanteils im Wirtschaftsrat ■ Stärkung/ Unterstützung von Frauen in wirtschaftlichen Bereichen ■ Austausch und Netzwerk durch unterschiedliche Veranstaltungsformate für alle Mitglieder ■ Mentoring für junge Unternehmerinnen Veranstaltungen ■ vier bis sechs Sitzungen des Beirats pro Jahr ■ Beteiligung „Manager Magazin“ – Female Leadership Konferenz ■ Teilnahme Netzwerkmeile Handelskammer Hamburg ■ Beteiligung Wirtschaftstag am 12.06.2018 in Berlin

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Gestartet ist der Beirat durch die erfolgreiche Teilnahme zahlreicher Unternehmerinnen an der „1. Female Leadership Konferenz“, veranstaltet durch das Manager Magazin Mitte Februar 2018 in Hamburg, mit über 220 Teilnehmerinnen sowie Referentinnen wie Tina Müller (CEO Douglas Holding), Sabine Eckhardt (CCO ProSiebenSat.1), Petra Scharner-Wolff (Vorständin Finanzen, Controlling u. Personal, Otto Group) sowie weiteren, zahlreichen herausragenden weiblichen Führungskräften. Ebenso nahmen Mitglieder des Beirats an einem traditionellen Frauennetzwerktreffen in der Handelskammer Hamburg Anfang März teil. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wurde organisiert vom Landesfrauenrat Hamburg e.V., „Schöne Aussichten – Verband selbständiger Frauen e.V.“ sowie der Handelskammer Hamburg, der IHK zu Lübeck und der IHK Stade. Es wird jeden Tag deutlicher, dass Frauen bereits heute maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen und somit für unsere Wirtschaft und Unternehmen ein unverzichtbarer Bestandteil geworden sind. Dies wird sich vor dem Hintergrund der demoskopischen Entwicklung noch weiter verschärfen. Hierbei soll nicht der „Quotendiskussion“ Vorschub geleistet werden, sondern vielmehr die Notwendigkeit der gleichberechtigten, partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Frauen und Männern in allen Bereichen der Wirtschaft mehr Gewicht bekommen. Vor dem Hintergrund hofft der Beirat der Unternehmerinnen auf einen regen Austausch im und mit dem Wirtschaftsrat und vor allem mit möglichst vielen Unternehmerinnen/ Unternehmer und Führungskräften/innen und freut sich über jede Kontaktaufnahme bzw. Ansprache! Bei Kontaktwunsch wenden Sie sich gern an die Landesge■ schäftsstelle.

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DIGITALISIERUNG Advertorial

Digitalisierung im Gebäudereinigungshandwerk Ministerpräsident Daniel Günther eröffnet Bockholdt Online-Akademie Einen praktischen Einblick in die Digitalisierung verschaffte sich der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein bei einem Besuch der Bockholdt KG. Per Fernbedienung reinigte der Minister einen Luftkanal und konnte dabei die Videoaufzeichnung mithilfe eines kleinen Roboters im Vorher-Nachher-Ergebnis festhalten.

Daniel Günther (Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein), Kai Meyer (bockholdt Kg, Leitung Fachbereich Industriereinigung), Gülten Bockholdt (Inhaberin bockholdt Kg)

D

ie Luftkanalreinigung wird in der Industrie oder in Kliniken zur Reduzierung von Staubbelastung bzw. brandgefahr eingesetzt. Auch in der Schädlingsbekämpfung, die zur basishygiene eines gebäudes gehört, war der Minister aktiv. Mithilfe eines Hand-Lesegerätes kontrollierte er die ausgelegten Fallen, per Code-Scan dokumentierte er die Prüfung und den etwaigen befall. Das ergebnis seiner Maßnahmen hielt er in dem Handheld fest, das wiederum im gleichen Moment vom Kunden einsehbar wird. Diese digitale Aktion war für den Minister eine bestätigung, dass sich SchleswigHolsteins Wirtschaft im Digitalisierungsfortschritt, nicht verstecken muss. Zur dritten praktischen Herausforderung dieses vor-OrtTermins wurde der e-Learning-Test zur Händedesinfektion. gekonnt scrollte der Minister sich durch den Lehrstoff, um mit den richtigen Antworten der Testfragen den OnlineKurs zu bestehen. Das unternehmer-ehepaar bockholdt konnte ihm dann das Zertifikat der „bockholdt OnlineAkademie“ aushändigen. Mit diesem Testlauf erklärte der

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Ministerpräsident die in 2017 gestartete Online-Weiterbildungsoffensive des unternehmens für eröffnet. bislang absolvierten ca. 2.000 Mitarbeiter die e-Learning-Kurse in den bereichen wie grund- und Fachwissen der gebäudereinigung, entsendegesetz, Arbeitssicherheit, Datenschutz oder IT-Sicherheit. Ministerpräsident Daniel günther zeigte sich nach seinem besuch beeindruckt: „Die Digitalisierung hält auch in der Reinigungsbranche einzug. Das ist mir heute sehr deutlich gezeigt worden.“, so günther. Auch der hohe Stellenwert für Aus- und Weiterbildung sei bemerkenswert: „Ich bin davon überzeugt, dass es sich am ende immer auszahlt, wenn ein unternehmen sich gut um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmert“, kommentierte günther. Seit 2008 leiten gülten und Jan bockholdt in dritter generation das unternehmen, das mit 6.000 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern Schleswig-Holsteins gehört. Von beginn an setzte das ehepaar auf das Thema Qualität durch Qualifizierung. „Damit entwickeln wir die richtigen Antworten auf immer komplexer werdende Reinigungsanforderungen unserer Kunden und bieten unseren Mitarbeitern gleichzeitig die Möglichkeit, Talent und Leidenschaft in der persönlichen Weiterentwicklung auszubauen“, sagt Jan bockholdt, der die Reinigung als „entfernen von Materie am falschen Ort“ beschreibt. Nach über 100.000 Schulungsstunden in 60 verschiedenen Modulen mit über 5.000 Mitarbeitern eröffnete das unternehmen in 2016 die „bockholdt Akademie“, als eigene Organisationseinheit der bockholdt Kg, in der alle Schulungsmaßnahmen gebündelt werden. „Wir legen großen Wert auf die Aus- und Weiterbildung; schließlich sichert das unsere Innovationsfähigkeit, die damit von unseren Mitarbeitern mitgetragen wird. Mit der offiziellen eröffnung der OnlineAkademie sind wir nun auch in diesem bereich den Schritt in die Digitalisierung gegangen. Dass dieser Schritt von so prominenter Stelle begleitet wird, macht uns, ehrlich gesagt, ■ auch sehr stolz“, freut sich gülten bockholdt.

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AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

EIN NEUES MITGLIED STELLT SICH VOR

Jyske Bank – der dänische Weg im Private Banking Nikolai Wilke (l.) und Thies Reimers, beide Senior Wealth Management Adviser, gemeinsam mit Kirsten Hansen, Manager Client Relations

Seit über 30 Jahren ist die dänische Jyske Bank im Hamburger Stadtbild vertreten. Sie ist die zweitgrößte dänische Bank und wurde bereits 1882 gegründet. Das Team in Hamburg ist für die strategische Vermögensberatung zuständig und erarbeitet Pläne für kurz- und langfristige Investitionen sowie für die Mischung der verschiedenen Anlageklassen. Die Anlageberater in Kopenhagen kümmern sich um die Wertpapierberatung. In Kopenhagen werden zudem die Konten und Depots geführt. „Die dänische Mentalität ist von Offenheit und gesundem Menschenverstand geprägt. Frei von Förmlichkeiten suchen wir das offene Gespräch, sodass unser Motto „Persönlich. Ehrlich. Nah.“ definitiv keine Floskel ist. Mit unserer dänischen Art tragen wir so häufig zu anderen Sichtweisen bei und geben neue Anregungen. Hierdurch möchten wir uns auch im Wirtschaftsrat einbringen, persönliche Beziehungen pflegen und das lokale Netzwerk weiter ausbauen“, erläutert Thies Reimers, Senior Wealth Management Adviser der Jyske Bank. Spricht Ihr Portfolio Dänisch? „Eine Streuung von Anlagen zur Reduzierung von Risiken ist für die meisten Anleger selbstverständlich. Doch wussten Sie, dass ein Portfolio auch eine Sprache sprechen kann? Wenn ein Portfolio beispielsweise Dänisch spricht, öffnet sich die Tür zu den stabilen Ländern in Skandinavien. Dies kann bei der Streuung der Anlagen von Interesse sein, da hierdurch auch Länder außerhalb der Eurozone einbezogen werden“, erklärt Kirsten Hansen, Leiterin für Private Banking im deutschsprachigen

Raum. Die Jyske Bank bietet Anlegern einen kostenfreien Portfolio-Check. So lässt sich testen, ob die eigenen Anlagen auch eine bestimmte Sprache sprechen und zum eigenen Risikoprofil passen. Informationen hierzu erhalten Sie bei der Jyske Bank in Hamburg. Dänische Aktien in starken Nischen Die Jyske Bank verfügt über ein umfangreiches Fachwissen und große Erfahrung mit dänischen Aktien. Der dänische Aktienmarkt zeichnet sich dadurch aus, dass er Unternehmen umfasst, die eine starke Nischenposition einnehmen, unter anderem in den Bereichen Medizin, Logistik und Transport. Gleichzeitig setzt die Jyske Bank einen starken Fokus auf Emerging Markets, Corporate Bonds und Währungen. So ist es für die Jyske Bank eine Selbstverständlichkeit, bei der Zusammenstellung von Portfolios über Ländergrenzen hinaus zu denken. Man muss kein aktiver Anleger bei der Jyske Bank sein, damit dänische Wertpapiere ins eigene Portfolio gelangen können. Die Bank bietet eine Reihe von Vollmachtprodukten in Form von Strategiefonds an, die eine typisch starke dänische Prägung aufweisen – insbesondere was die Anleihen betrifft. „Unsere Werte und unsere Expertise sind dänischen Ursprungs, Ihr Berater spricht jedoch selbstverständlich Deutsch. Somit bekommen Sie bei uns ein Portfolio, das Dänisch spricht – und einen Berater, der Deutsch spricht“, bringt Nikolai Wilke, Senior Wealth Management Adviser, die Philosophie der Jyske Bank auf den ■ Punkt.

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AKTUELLES aus dem Landesverband

Nachruf Dr. Hellmut Kruse Er war ein Hanseat im besten Sinne, ein diplomatischer Kaufmann und tatkräftiger Unternehmer: Hamburgs Wirtschaft trauert um Dr. Hellmut Kruse. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsrat der Beiersdorf AG starb am 25. Januar 2018 im Alter von 91 Jahren in Hamburg. Der in Hamburg geborene Hellmut Kruse studierte in der Hansestadt und in Fribourg/Schweiz Literaturgeschichte und Philosophie, promovierte 1948 in Fribourg. Seine ersten Sporen verdiente er sich im väterlichen Betrieb, zuerst als Exportkaufmann und dann als persönlich haftender Gesellschafter bei Wiechers & Helm, Hamburg. Es folgten 33 Jahre bei Beiersdorf. Dort hat Dr. Hellmut Kruse die Geschicke des Konzerns nachhaltig bestimmt, zuerst ab 1961 als stellvertretendes Vorstandsmitglied, zwei Jahre später als ordentliches Mitglied des Vorstands und ab 1979 als dessen Vorsitzender, den er bis zu seinem Ausscheiden 1989 leitete. Danach unterstützte er die Beiersdorf AG als Mitglied des Aufsichtsrats weitere fünf Jahre. Er wirkte in zahlreichen Aufsichts-

räten bei der Deutschen Bank, der Feldmühle Nobel, Horten und vielen anderen. Auch im Alter von mehr als 90 Jahren war Dr. Hellmut Kruse noch jeden Tag in seinem Büro am Gänsemarkt, kümmerte sich um Personal und Steuern bei Wiechers & Helm, um seine Clubmitgliedschaften und andere Interessen. Zudem war er ein wichtiger Ratgeber für seinen Sohn Dr. Hans Fabian Kruse, der die Firma leitet und zudem auch Präsident des norddeutschen Unternehmensverbandes Groß- und Außenhandel AGA ist. Für Dr. Hellmut Kruse war es immer eine Selbstverständlichkeit, sich ehrenamtlich und gesellschaftlich zu engagieren: Zu seinen vielen Ehrenämtern gehörte die Präsidentschaft des Übersee-Clubs, zwei Amtsperioden als Vizepräses der Handelskammer Hamburg oder die Präsidentschaft der LVU – Landevereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg. Aufgrund dieses außerordentlichen Einsatzes wurden ihm viele Ehrungen zuteil, wie das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1995, die Ehrenpräsident-

schaft des Übersee-Clubs e.V. 1999 und die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber 2004. Hellmut Kruse hinterlässt drei Kinder und elf Enkel und sieben Urenkel. Mehr als 30 Jahre war Dr. Hellmut Kruse Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland, Landesverband Hamburg. In Dankbarkeit für die wertvolle Zeit, in der wir von seinem Wissen profitieren konnten, werden wir die Erinnerung an den Hanseaten und Kaufmann Hellmut Kruse für immer bewahren. Martin Schnitker Pressesprecher AgA

Matthias C. Lischke Matthias C. Lischke, seit 1999 Mitglied des Wirtschaftsrats und ehemaliger Bevollmächtiger der Bundesgeschäftsführung ist nach langer, schwerer Krankheit am 5. Januar 2018 gestorben. Der umtriebige Wirtschaftsingenieur, der bei IBM Karriere gemacht hatte, war zudem langjähriger Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Uhlenhorst/Hohenfelde. 2015 hatte er für die Hamburger Bürgerschaft kandidiert.

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Für den Hamburger Wirtschaftsrat brachte sich Lischke in Landesfachkommissionen ein und war auch Delegierter für den Landesverband. Matthias Lischke hat sich für die gemeinsame Idee des Wirtschaftsrats eingesetzt und seine Werte engagiert vertreten. Lischke wurde nur 62 Jahre alt. Zu seiner Trauerfeier hielt MdB Dr. Christopher Ploß die Trauerrede vor der großen Anzahl an Trauergästen. Der Wirtschaftsrat wird ihm ein stilles Andenken bewahren. Henning Lindhorst Landesgeschäftsführer Wirtschaftsrat Hamburg

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AKTUELLES Aus dem Landesverband

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

Foto: DisobeyArt

5. April | 3. Mai | 7. Juni 2018 JWRegulars' table des Jungen Wirtschaftsrates

9. April 2018 Nachmittagsveranstaltung mit Daniel Günther MdL, Ministerpräsident Schleswig-Holstein

Foto: Laurence Chaperon

25. April 2018 Abendveranstaltung mit Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender Hapag Lloyd Ag

Foto: Hapag Lloyd

JANuAR FebRuAR MÄRZ APRIL MAI JuNI JuLI AuguST SePTeMbeR

25. Mai 2018 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Friedrich-Joachim Mehmel, Präsident | Hamburgisches Verfassungsgericht

BITTE VORMERKEN

11. Juni 2018 Parlamentarischer Abend in berlin 12. Juni 2018 Wirtschaftstag in berlin

16. Juni 2018 Regattabegleitfahrt des Landesverbands Schleswig-Holstein bei der Kieler Woche

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AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN: LANDeSVeRbAND HAMbuRg AERIUS Marine GmbH Patrick Arle CeO M-TRIbeS gmbH Thomas Arlit geschäftsführer/CeO AeRIuS Marine gmbH Dr. Georg Barzel geschäftsführender gesellschafter con_sens Consulting für Steuerung und soziale entwicklung gmbH Barbara Arabella Behrend Regional Account Manager Palladium Mobility group gmbH Christiane Bestmann Director Corporate Tax Aurubis Ag Barbara Blenski Inhaberin INNOSHOT Innovationsberatung & Training Jennifer Bloch Aurubis Ag Marco Camerlenghi CTO NIM Competence Center for Digital Healthcare gmbH Hüseyin Cavas Markus Demuth geschäftsführender gesellschafter Palladium Mobility group gmbH Arne von Horsten Manager ernst & Young gmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KRAHN CHEMIE GmbH Urs Michael Krämer CeO Sopra Steria Ag Dr. Rolf Kuropka geschäftsführer KRAHN CHeMIe gmbH Jörg-Guido Kutz Stv. Leiter der Niederlassung Norddeutschland, Sal. Oppenheim jr. & Cie. Ag & Co. KgaA Tobias Lehmann Aurubis Ag Konstantin Loebner geschäftsführer WirkaufendeinenFlug.de gmbH Dr. Philipp Lukas Partner WIeSe LuKAS Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbb M-TRIBES GmbH Thomas Onken Vertrieb und geschäftssteuerung Hamburg Vattenfall Wärme Hamburg gmbH Palladium Mobility Group GmbH Simon Querndt Head of Real estate Development germany North/Director PATRIZIA Deutschland gmbH

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Susanne Reinhart Head of Internal Communications and Services, eCe Projektmanagement g.m.b.H. & Co. Kg REISSWOLF International AG Dominik Röhrich Heaf of Fund Management Office PATRIZIA Deutschland gmbH Ellen Ruge Partner meó Consulting Team Michael Sälzer Leiter der Nederlassung Norddeutschland Sal. Oppenheim jr. & Cie. Ag & Co. KgaA Frederik Schmeel Prüfungsleiter ernst & Young gmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ralf Siebert geschäftsführender gesellschafter KCI Kompetenz Center INNOVATION by copynet innovationsgesellschaft mbH Sopra Steria AG Bernd A. Sutter Christian Thannheimer global Mobility Coordinator Palladium Mobility group gmbH

Holger Kahl geschäftsführer german Naval Yards Kiel gmbH, Kiel Hauke Lamb geschäftsführender gesellschafter Traser Software gmbH, Kiel Antje Lorek Inhaberin / Apothekerin Apotheke im uK SH e.K., Kiel Christina Mädge (JWR) Kiel PAN AMP AG Hamburg Karsten Panow (JWR) Leiter Finanzen ARAN Holding gmbH, bad Schwartau Sascha Pomp geschäftsführender gesellschafter eurocommand gmbH, Halstenbek Oliver Roch geschäftsführender gesellschafter Roch-Services gmbH, Lübeck Christian Schlömer Tischlermeister / Inhaber Tischlerei Schlömer, brodersby Schneider Group Moskau

Simone Wagner Team Lead global Services Palladium Mobility group gmbH

Ulf Schneider geschäftsführender gesellschafter Schneider-group, Moskau

Ingrid Wegner Team Lead Accounting Palladium Mobility group gmbH

Rolf Schlüter geschäftsführer Covestro brunsbüttel energie gmbH brunsbüttel

Torsten Wellnitz Vorstand ReISSWOLF International Ag Prof. Dr. Götz T. Wiese Partner WIeSe LuKAS Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbb WIESE LUKAS Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbB Nikolai Wilke Senior Wealth Management Advisor Jyske bank A/S Christian Ziegert geschäftsführer Verisana gmbH

LANDeSVeRbAND SCHLeSWIg-HOLSTeIN Tim Castagne geschäftsführer SIg Sauer gmbH & Co. Kg, eckernförde Torsten Friedrich-von Ahnen geschäftsführer FibuNet gmbH, Kaltenkirchen Hans-Otto Gehrt Senior expert Covestro brunsbüttel energie gmbH brunsbüttel Olaf Hiel Regional Public Affairs Kernkraftwerk brunsbüttel gmbH & Co. oHg, brunsbüttel Hanno Hinrichsen (JWR) geschäftsführender gesellschafter evehicle4u, Kropp

Ines Senftleben geschäftsführerin Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow ggmbH Mölln Benny Schilling geschäftsführender gesellschafter CoinDonkey gmbH, Wedel Dr. Edgar Schmitt Finanzvorstand J. P. Sauer & Sohn Maschinenbau beteiligungsgesellschaft mbH, Kiel Dorothee Thomanek 1. Vorsitzende Mentoren für unternehmen in SH e.V., Kiel TRASER Software GmbH Kiel Torben Weber geschäftsführender gesellschafter TRASeR Software gmbH, Kiel Prof. Dr.-Ing. Holger Watter Fachbereich energie/biotechnologie Hochschule Flensburg, Flensburg Bert Weingarten Vorstand PAN AMP Ag, Hamburg Martin Wilde Vorstand ev.-Luth. Diakonissenanstalt Flensburg Zentrum für gesundheit und Diakonie Flensburg Jan Wohlert Leiter Finanzen / unternehmensplanung Wankendorfer baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eg, Kiel

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EDITORIAL

Dr. Christian von Boetticher Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

das politische Schauspiel um eine Regierungsbildung in Berlin kennt keine Gewinner, und ob diese Zwangsehe wie eine Liebesheirat hält, bleibt abzuwarten. Die öffentliche Kritik jedenfalls ist verheerend, und auch die parteiinternen Stimmen, die sich Veränderungen in der CDU wünschen, sind inzwischen unüberhörbar. Schaut man in die Details des Vertrags, muss man allerdings anerkennen, dass ein Teil der zusätzlichen Steuermilliarden sinnvoll in Infrastruktur, Forschung und Bildung investiert wird und dabei auch der Norden gut wegkommt. Sowohl der Ausbau von Bahnverbindungen als auch eine Stärkung unserer Forschungs-

Auch die windelweichen Formulierungen, die Herr Schulz im Europakapitel durchgesetzt hat, lassen Schlimmes befürchten. Erkennbar soll hier das ersparte Vermögen und die private Alterssicherung der deutschen Arbeitnehmerschaft stillschweigend den internationalen Interessen geopfert werden. Hinzu kommt die Abgabe des Finanzministeriums an die SPD, ausgerechnet in dieser kritischen Zeit europäischer Finanzpolitik. Vor diesem Hintergrund benötigen wir jetzt eine starke Kanzlerin, die auch unsere deutschen Finanzinteressen in Europa vertritt. Es ist jedenfalls allerhöchste Zeit, dass die CDU wieder die wirtschafts- und finanzpolitischen Grundwerte Ludwig Erhards hör-

Die sozialpolitische Ausbeutung unseres Mittelstandes geht weiter! institute ist positiv für Schleswig-Holstein. Und es liest sich auch schön, wenn ein paar nette Worte zum Mittelstand und zum Bürokratieabbau verloren werden. Im Kern wurde jedoch die Grenze der für sozial- und arbeitsmarktpolitische Regulierungen von Betrieben mit 500 auf 75 Beschäftigte abgesenkt. Und wenn die Politik die sogenannten sachgrundlosen Befristungen einschränken möchte, sollte sie doch erst einmal beim Staat anfangen. Die öffentliche Verwaltung ist nämlich der größte Nutzer der sachgrundlosen Verpflichtungen. Nach der Rente mit 63 und der tariflichen Verständigung auf eine 28 Stunden-Woche droht jetzt eine weitere empfindliche Verschärfung des Fachkräftemangels.

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bar und klar formuliert und durchsetzt. Ansonsten wird ihr Schweigen im Zusammenwirken mit der augenfälligen Schwäche der SPD den neuen radikalen Kräften weiteren Raum geben und die politischen Unsicherheiten hierzulande und bei unseren Partnern in Europa und Übersee weiter befördern. Das kann sich niemand wünschen. Ihr

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

Fotos: Agentur Hartwig3c

Drei Faktoren sollen für Wille, viel Geld und

Was ist notwendig für den beschleunigten Ausbau der Infrastruktur? Darüber diskutierten (von links) Olaf Demuth, Manuela Herbort, Dr. Bernd Buchholz und Norbert Brackmann auf einladung von Sektionssprecher Holger Bajorat unter der Moderation von Hans-Werner Blöcker

Das Interesse war mit etwa 80 Gästen groß – die Notwendigkeit, über Ansätze und Wege für eine Beschleunigung des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur im Land lebhaft zu diskutieren, hingegen überschaubar. Bei der von der Sektion Neumünster veranstalteten Podiumsdiskussion waren sich Manuela Herbort (Deutsche Bahn), Landesminister Dr. Bernd Buchholz (Wirtschaft, Arbeit, Verkehr), Olaf Demuth (Vorstand Bauindustrieverband SchleswigHolstein / Hamburg) und Norbert Brackmann MdB (CDU) weitgehend einig, was in den kommenden Jahren zu tun ist, damit es schneller mit dem Ausbau der Infrastruktur in Schleswig-Holstein vorangehen kann. Text: Holger Hartwig

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oderator Hans-Werner Blöcker, Ehrenvorsitzender des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, nutzte die Einstiegsimpulse von Minister Dr. Bernd Buchholz, der sowohl den Zustand der Straßen und der Schienenwege bemängelte (Bericht auf Seite 48). Manuela Herbort, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG aus

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Hamburg, konfrontierte er mit der Frage, wieviel Geld erforderlich sei, um die bestehenden Kapazitätsdefizite und den Investitionsstau aufzufangen. Herbort konterte damit, dass in Schleswig-Holstein von 2015 bis 2019 eine halbe Milliarde Euro in die Bahninfrastruktur investiert werde. Aktuell verhandele man mit dem Bund für

die Zeit bis 2024. „Dabei ist neben dem Fehmarnbelt aus meiner Sicht der Ausbau der S4 von Hamburg nach Bad Oldesloe extrem wichtig“. Zweites wichtiges Projekt sei die Elektrifizierung der Strecke

Manuela Herbort Deutsche bahn Ag „Großprojekte dürfen nicht mehr 10 bis 15 Jahre dauern.“

Lübeck-Schwerin, damit der Güterverkehr über den Fehmarnbelt nicht nur über Hamburg, sondern über eine BypassLösung durch den Osten in den Süden geführt werden könne. Später sagte sie: „Großprojekte dürfen nicht mehr 10 bis 15 Jahre dauern. Dafür brauchen wir bessere rechtliche und strukturelle Bedingungen.“

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

Tempo sorgen: klare Strukturen Norbert Brackmann MdB reicherte die Thematik um grundsätzliche Aspekte aus Bundessicht an. „Wir haben erstmals festgelegt, dass es bei den Fördergeldern keine Überjährigkeit mehr gibt. Es kann künftig kein Geld mehr wegfallen, weil

Für einen ganz anderen Blick auf die Gesamtsituation sorgte Olaf Demuth, Vorstandsvorsitzender des Bauindustrieverbandes Schleswig-Holstein/Hamburg. Er machte deutlich, dass sich die Strukturen in der Industrie verändert haben. Viele Firmen seien verschwunden. „Bisher war es nie so, dass es so wie aktuell in der Wirtschaft, im öffentlichen Bausektor und im Wohnungsbau boomt. Die aktuellen Kapazitäten sind ausgelastet und nicht steigerungsfähig“. Es sei gut, dass die Politik

Norbert Brackmann MdB „Es kann künftig kein Geld mehr wegfallen, weil Planungen zu lange dauern.“

Planungen zu lange dauern. Außerdem wird das Geld aus dem Bundeshaushalt in einen Fonds überführt.“ Damit sei eine Nachhaltigkeit gewährleistet. Zudem soll ab 2021 der Autobahnbau nicht mehr in die Hoheit der Länder fallen. In den kommenden Jahren werde Schleswig-Holstein bei der Infrastruktur überproportional profitieren. „Wir bekommen sechs Milliarden Euro bis 2030. Das sind 1,5 Milliarden Euro mehr als zu erwarten war“. Auch der Ausbau der Bundeswasserstraßen erfolge überproportional. Allein 2,5 Milliarden Euro koste die Ertüchtigung des Nord-Ostsee-Kanals. Einen Seitenhieb verteilte er in Richtung der Schwesterpartei CSU, die die Pkw-Maut durchgesetzt habe. Diese „Stammtisch-Maut aus Bayern“ habe nicht lange Bestand, da es ab 2026 in der EU eine entfernungsabhängige Maut geben soll.

Olaf Demuth Vorstand bauindustrieverband Schleswig-Holstein/Hamburg „Mehr Planungssicherheit wird Investitionen in der Bauindustrie freisetzen.“

beabsichtigt, künftig mehr Planungssicherheit zu schaffen. „Das wird Investitionen in der Bauindustrie freisetzen.“ Sinnvoll wäre es zudem, wenn bei allen Planungen gleich die Rohstoffproduzen-

ten eingebunden werden. „Wir müssen da neue Wege bei größeren Projekten gehen.“ Mit Blick auf die Großvorhaben Flughafen BER und Elbphilharmonie schrieb Politik und Verwaltung ins Stammbuch: „Wir brauchen pragmatisches Handeln und müssen bei großen Projekten anders agieren. Für die Verzögerungen sind nicht die Handwerker verantwortlich, sondern die Politik.“

Minister Dr. Bernd Buchholz „Wir haben den Willen und die Kohle, voranzukommen.“

Und wie reagierte Minister Buchholz auf die Darstellungen? Er unterstrich seine Grundhaltung. „Wichtig ist: Wir haben den Willen und die Kohle, voranzukommen.“ Es sei nun erforderlich, dass rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und das heutige oft noch vorherrschende Zuständigkeitsgerangel beseitigt werden. „Und dann sollten sich die Ministerien in Berlin auch einmal fragen, ob es richtig ist, beispielsweise viele Ressourcen mit dem Maut-Unsinn zu verbrauchen.“ Brackmann gab er mit auf den Weg, sich für den Ausbau der S 21 einzusetzen. So waren sich dann auch alle Podiumsteilnehmer in der Schlussrunde einig. Es sei immer gut, sich auszutauschen – und so die Chancen ■ für Schleswig-Holstein zu nutzen.

Verkehrsinfrastrukturausbau – ein Thema, das interessiert. etwa 80 gäste folgten der einladung der Sektion Neumünster.

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

„In Bayern hätte es einen Volksaufstand gegeben“

Mit klaren und erfrischenden Worten setzte Dr. Bernd Buchholz, Landesminister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr, Technologie und Tourismus, einen Einstiegsimpuls für die Podiumsdiskussion der Sektion Neumünster unter dem Titel „Notwendige Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Schleswig-Holstein“ (siehe Bericht auf Seite 46).

Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz „Die Infrastruktur hat bei der jetzigen Regierung Priorität. Wir stellen in den kommenden fünf Jahren verbindlich 90 Millionen euro für die Landstraßen bereit.“

Text: Holger Hartwig

Netzwerk für den Dialog von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit 1922. Mit Veranstaltungen zu aktuellen und relevanten Themen verbinden wir Personen und Interessen. Engagieren Sie sich mit uns für Wissenschaft in Hamburg – Werden Sie Mitglied!

Telefon 040 44 73 27 www.uni-gesellschaft-hh.de

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Foto: Agentur Hartwig3c

„Wenn in Bayern die Verkehrswege so wären, wie in Schleswig-Holstein, dann hätte es – egal von welcher politischen Farbe – lange einen Volksaufstand gegeben.“ Nicht nur die Situation mit dem Elbtunnel, sondern die gesamte Umfahrung sei unterirdisch, so der Minister. Das gelte vor allem auch für die Wirtschaft. Neben der Straße gebe ihm auch der Zustand der Schienenwege zu denken. „Wir sind da nicht gut gesegnet. Nur 30 Prozent der Strecken sind elektrifiziert. Mir fehlt beispielsweise der Gleisanschluss der AKN zum Flughafen und die Marschbahn sowie die Strecke von Elmshorn nach Hamburg sind nicht ausreichend ausgebaut.“ Aus seiner Sicht gebe es berechtige Hoffnungen, dass es in den kommenden Jahren deutlich besser wird. „Es ist noch gar nicht so lange her, dass neben dem Geld auch der politische Wille fehlte und teilweise sogar gefordert wurde, Straßen zurückzubauen.“ In der Jamaika-Koalition gebe es nun Konsens, dass in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand genommen wird. „Wir sind da dran. Die Infrastruktur hat bei der jetzigen Regierung Priorität. Wir stellen in den kommenden fünf Jahren verbindlich 90 Millionen Euro für die Landstraßen bereit“.

Es gelte aber eine Strategie aufzusetzen, bei der die Prioritäten klar festgelegt sind. Er kündigte an, die Ausbauprojekte der Landesstraßen zu priorisieren wie es der Wirtschaftsrat 2015 mit den norddeutschen Projekten der Ahrensburger Liste vorgemacht hatte. Die Flaschenhälse seien nun neben vollen Auftragsbüchern („Es ist ja fast so, als wenn das Land mit Aufträgen droht“) die fehlenden Planungskapazitäten. „Der neue Studiengang in Kiel wird uns kurzfristig nicht helfen. „Wenn uns Kapazitäten fehlen, müssen wir sie da einkaufen, wo sie vorhanden sind.“ Er sehe es auch deshalb für absolut sinnvoll an, dass die DEGES die Realisierung der A 20 vollständig in die Hand nehme. „Die haben bewiesen, dass sie es können.“ Neben den pragmatischen Ansätzen seien auch rechtliche und organisatorische Veränderungen erforderlich. „Wir müssen die Abläufe und Zuständigkeiten in den Planungsbehörden neu aufstellen“, so Buchholz. Noch viel zentraler sei jedoch, dass in Berlin das Planungsrecht neu geregelt wird. „Wenn das nicht passiert, wird kein Großprojekt mehr in angemessenem Zeitrahmen umgesetzt werden. Wir brauchen ein eingeschränkteres Klagerecht.“ ■

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LANDESFACHKOMMISSIONEN Verkehrsinfrastruktur

Verkehrspolitischer Durchbruch: DEGES übernimmt A 20-Planung Wirtschaftsratsforderung erfüllt: Die weitere Planung und der Bau der Autobahn A 20 in Schleswig-Holstein wird vollständig von der DEGES übernommen. Einen entsprechenden Dienstleistungsvertrag unterschrieben der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz und DEGES-Geschäftsführer Dirk Brandenburger am 19. Dezember 2017. Hintergrund der Verhandlungen mit der DEGES ist vor allem die personelle Bewältigung des Milliarden-Programms des Bundes und der Länder, der sogenannte „Investitionshochlauf “, durch Einsatz aller beim Land verfügbaren Planungsressourcen. Mit Übertragung der A 20 auf die DEGES zum 01. Januar 2018 ist gewährleistet, dass dieses für das Land elementare Straßenbauvorhaben von einer Projektmanagementgesellschaft geschultert wird, die auf Vorhaben solcher Dimensionen spezialisiert ist und eine ausgezeichnete Reputation genießt. Gleichzeitig werde der heutige Schritt beim Landesbetrieb mittelfristig Ressourcen freisetzen, die dann für andere wichtige Landes- und Bundesstraßenprojekte genutzt werden können. Die DEGES wurde bereits 2008 vom Land verpflichtet, den 6-streifigen Ausbau der A 7 zwischen Neumünster und Hamburg zu steuern. 2015 erhielt sie den Auftrag für den Ersatzneubau der Rader Hochbrücke. Gerade am Beispiel der A 7 lässt sich besichtigen, welche Lösungskompetenz in technischen und rechtlichen Fragen sich die im Besitz der Länder und des Bundes befindliche Gesellschaft in ihrer 26-jährigen Geschichte erarbeitet hat, wirtschaftlich und termingerecht zu planen und in hoher Qualität zu übergeben. DEGES-Geschäftsführer Brandenburger zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung zuversichtlich, die noch ausstehenden Verfahrensschritte schnell anpacken zu können. Mit der A 20 übernimmt die DEGES eines der anspruchsvollsten Autobahnneubauprojekte in Deutschland. Entscheidend für den Erfolg wird

Martin Henze Vorsitzender der Landesfachkommission

es sein, eine Planung aufzustellen, mit der die verkehrlichen Ziele erreicht und die besonderen umweltfachlichen Anforderungen erfüllt werden. Dazu ist die DEGES bereits seit Wochen in engem Austausch mit den Fachleuten des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH), um kurzfristig in die weitere Planung einsteigen zu können. Von besonderer Bedeutung ist vor allem der Abschluss des sogenannten Fehlerheilungsverfahrens auf dem Abschnitt um Bad Segeberg. Hier hatte das Bundesverwaltungsgericht 2013 den Weiterbau nach Klagen von Naturschützern gestoppt, die Überprüfung alternativer Trassenverläufe gefordert und bemängelt, dass eine mögliche Gefährdung der Fledermausvorkommen auf dem Abschnitt nicht ausreichend berücksichtigt worden sei. Neben dem Einstieg der DEGES in das Großprojekt bewilligte das Landeskabinett auch die Mittel für den finanziellen Begleitaufwand – insbesondere Geschäftskosten und die Kosten für Ingenieurverträge. Für das Jahr 2018 werden diese mit 2,2 Millionen Euro veranschlagt und für die Jahre 2019 und 2020 zusammen mit rund 15 Millionen ■ Euro.

v.l.: Vor der Sektion Stormarn erläuterte Landrat Dr. Henning Görtz die Verkehrsplanung des Landkreises. Daneben Sektionssprecher Uwe Möllnitz und Gero Storjohann MdB

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VERANSTALTUNG Sektion Nordfriesland

Innovationstreiber In Deutschland erwachsen die Technologieführer, wie sollte es anders sein, nicht aus den Großkonzernen, sondern aus dem Mittelstand. Zwei hatte sich die Sektion Nordfriesland eingeladen, um zu erfahren, welche Rahmenbedingungen Deutschland braucht, um den Leitmarkt für autonomes Fahren zu entwickeln. Text: Dr. Bertram Zitscher

v.l. Sektionssprecher Dr. Martin Grundmann, Wolfgang Bern und Dr. Ulrich Lages

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r. Ulrich Lages, geschäftsführender Gesellschafter der Ibeo Automotive Systems GmbH, arbeitet mit seinem Entwicklungsunternehmen schon seit zwanzig Jahren an laserbasierten Fahrerunterstützungssystemen. Vor zehn Jahren hat er in den U.S.A. das erste vom TÜV zugelassene, wirkliche autonome Fahrzeug präsentiert. Das sei etwas vollkommen anderes als pilotiertes Fahren mit Unterstützung von Fahrerassistenzsystemen. Man unterscheide fünf Autonomiestufen. Die Industrie bewege sich derzeit in der zweiten oder in der dritten Stufe, autonomes Fahren erreiche man erst in der fünften. Seinerzeit habe die Industrie noch auf Radar gesetzt, während sein Unternehmen Laserscanner nutze. Inzwischen habe man aber erkannt, dass es mehrere parallele Sensorsysteme geben müsse. Und hier lie-

ge auch die Crux, denn jeder Sensor liefere andersartige Signale. Erst die Synopse der Daten führe zu einem ausreichenden Maß an Sicherheit. Sensorfusion sei jetzt das Zauberwort. Aber wie sollen Entscheidungen auf der Grundlage widersprüchlicher Signale interpretiert und nach Risikogesichtspunkten in Fahrzeugbefehle umgesetzt werden? Wenn jeder Sensor

Key Technologies für AD offered by ibeo/ZF

Quelle: ibeo automotive

Video: Multi-Lidar Perception

Tomorrow: hochauflösende Sensoren

Complex Scenarios in public traffic for 360 deg object tracking by ibeo Lidars

Quelle: ibeo automotive

62 50

Quelle: ibeo automotive

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VERANSTALTUNG Sektion Nordfriesland

Autonomes Fahren Astrid Damerow MdB (vorn) dankt für die berichte der beiden Technologieführer

Die Sinne

Quelle: Paravan gmbH

Veto einlegen könne, komme man gar nicht vom Fleck, anderseits drohten Risiken. Wie reagiert das Auto auf eine vorbeiwehende Plastiktüte? Was bedeute ein Ampelausfall? Kreuzungssituationen sind komplex. Man brauche redundante und aktiv funkende Ampelsignale aus der Umgebung. Und hochauflösende Sensoren. Was jetzt in der Projektausschreibung sei, werde erst in fünf Jahren einsetzbar sein. Und längst nicht alle Probleme seien gelöst, beispielsweise plötzlich auftretende Glätte. Insofern lobte er die Einführung von Dr. Martin Grundmann, der als Sektionssprecher einleitend bereits darauf hinwies, dass Marktreife nicht vor dem Jahr 2030

zu erwarten sei. Das sei bisher die Beste Einführung seines Redebeitrags gewesen, die er gehört hat, und er halte viele Vorträge weltweit. Den zweiten Bericht stiftete Wolfgang Bern, Projektmanager der PARAVAN GmbH, die ebenfalls vor zwanzig Jahren gegründet und seitdem mit 50 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet worden ist. Inzwischen hält die Würth-Gruppe 51 Prozent der Gesellschaft. Paravan produziert Fahrzeuge zum Transport von Menschen mit Behinderungen. Seit einigen Jahren habe man sich auch mit autonomen Fahrzeugen auseinandergesetzt. Es gäbe dazu viele Fahrzeugkonzepte für unterschiedlichste An-

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wendungsfelder, aber bisher keine Zulassungen. Um das Problem zu lösen, habe man Design und Aussehen ausgeblendet und sich auf den Kern, nämlich eine Fahrzeugbasis konzentriert und diese zulassungsreif entwickelt. Im Jahr 2017 konnte man dann endlich auf der IAA mit dem CLOUi das weltweit erste inklusive Mobilitätskonzept des autonomen Fahrens präsentieren. Damit seien die Probleme aber längst nicht gelöst. Ein Mensch nehme komplexe Situationen wahr, z.B. Brandgeruch oder einen platten Reifen. Ein Ersatz aller seiner Sinne durch die Auswertung von Rohdaten aus Sensoren und die Zusammenführung in gleichwertige Ergebnisse sei noch immer eine große Herausforderung. Auf der anderen Seite könnten Sensoren Dinge erfassen, die der Mensch bisher so nicht wahrnehmen könne. Die technischen Entwicklungen gingen voran, aber es brauche am Ende nicht nur den Mut des Unternehmers, sondern auch eine gesellschaftliche Risikobereitschaft. Hier sollte Deutschland auch die Chancen sehen, nicht nur für die Exportwirtschaft, sondern auch für das eigentliche Ziel, dass die Verkehrstoten deutlich weniger werden. Dass dieses Ziel am Ende erreicht wird und die autonomen Systeme den Menschen deutlich sicherer transportieren als der menschliche Fahrer, davon waren nicht nur die beiden Referenten überzeugt, sondern auch die 25 Teilnehmer der Veranstaltung. Die frisch gewählte Bundestagsabgeordnete Astrid Damerow dankte im Namen aller für den Wissenszuwachs in dem Bewusstsein, dass auch in ihrem Wahlkreis zukünftig ein Testgelände für autonome Fahrzeuge entstehen wird und Nordfriesland an der Entwicklung dieser weltweit relevanten Schlüsseltechnologie teilhaben wird. ■ 51


JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Schleswig-Holstein

Wie zünde ich die nächste Triebwerkstufe? Nachdem der Junge Wirtschaftsrat einen Agrarakzelerator zur Beschleunigung von StartUps für SchleswigHolstein konzipiert hat, ging es diesmal darum, solche mit ihren Bedürfnissen kennenzulernen. Vier erfolgreiche StartUps, zwei aus der Land- bzw. Fortwirtschaft und zwei aus der Seewirtschaft, präsentierten dazu ihren Werdegang und ihre Wachstumspläne. Text: Dr. Bertram Zitscher

Die beiden Gastgeber auf dem familiä-

ren Gut im ländlichen geprägten Kattendorf bei Kaltenkirchen, Ingmar Brandes und Jasper Müller, machten den Anfang. Ihre Weihnachtsbaumlieferung Lanne GmbH mit der Marke Tim Tanne sei bereits in der dritten Finanzierungsrunde und damit kein StartUp mehr. Die Idee:

Der Junge Wirtschaftsrat zu gast im Hause Tannenbaumlieferung Lanne gmbH in Kattendorf

ihrer Mitarbeiter nutzen möchten. So hat Metro jedem Kunden mit einem Einkauf über 150 Euro einen Gutschein mit auf den Weg gegeben, der dann eingelöst werden konnte. Elf Monate im Jahr gehe es um Akquisition und Aufwuchs der Tannen, während dann im Dezember eine unglaublich große logistische Herausforderung zu bewältigen sei, die selbst der Marktführer DHL nicht mehr allein bedienen könne.

gastgeber Ingmar Brandes und Jasper Müller vermarkten Weihnachtsbäume im großen Stil

Ein Weihnachtsbaumversand von Nordmanntannen der höchsten Qualität im großen Stil. Vermarktet wird über Großunternehmen, die Weihnachtsbäume als Marketingvehikel oder zur Gratifikation

v.l. Hauke Lamb und Torben Weber entwickeln betriebssoftware für Landmaschinenhändler

Quelle: TRASeR Software gmbH

Meilensteine

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Schleswig-Holstein

Dr. Bert Wecker führt die Geschäfte der Förde Garnelen GmbH & Co. KG, die in Strande bei Kiel nahe der Küste schwarze Tigergarnelen aus den Tropen züchtet. Garnelenzucht ist an sich schon kompliziert, aber für die schwarze, aus Asien

Dr. Bert Wecker züchtet weiße Tigergarnelen in Kreislaufsystemen

Quelle: Förde garnelen gmbH & Co. Kg

Aquakultur Umsatz – White & Black Tiger Garnele

Moderne Kreislaufsysteme

Quelle: Förde garnelen gmbH & Co. Kg

„Den Markt gab es so noch nicht, er musste erst kreiert werden.“, so Brandes, der den Gesamtmarkt mit 25-30 Millionen Weihnachtsbäumen auf einen Umsatz von über der Milliardengrenze schätzt. Natürlich sei für viele das Baumaussuchen ein Erlebnis, aber die Zahl der Männer, die die Zeit dafür nicht haben und ihrer Familie einen schönen Baum schuldig sind, denn das sei überwiegend Männersache, dieses Segment wachse. Die Kernkompetenz des Unternehmens sei aber nicht die Beschaffung oder der Versand der Bäume, sondern das Management der b2b-Datenströme in der Vermarktung und der Logistik sowie der b2c-Daten im Service. Hier lägen auch die Potentiale für weitere Entwicklung. Im Hinblick auf die dritte Finanzierungsrunde habe man noch Einiges zu bieten, denn bisher halte man noch über 90 Prozent der Gesellschaftsanteile. Hauke Lamb und Torben Weber, stellten die TRASER Software GmbH vor, ein echtes StartUp: Im Jahr 2014 in Kiel nach einem Gesellschafterwechsel ausgegründet, bedient es mit inzwischen 32 Mitarbeitern 1.800 Anwendern an 65 deutschen Standorten. Der Fokus liege auf Landmaschinenhändlern, deren Management man beim Handel, Miete und Leasing durch eine Software unterstütze. Der Markt sei besonders, weil die Kunden sich untereinander alle kennen. Deshalb könne man sich keine Fehler in der Qualität erlauben. Das sei offenbar geglückt, denn 2016 habe man überraschend einen Exklusivvertrag von John Deere erhalten. Seitdem sei das Wachstum die größte Herausforderung: Aufwuchs von Personal und Vergrößerung der Büroräume. Die nächste Triebwerkstufe sei die Internationalisierung.

um die Jahrtausendwende die asiatische Aquakulturproduktion der weißen sprunghaft auf das Zehnfache, knapp vier Millionen Tonnen, an, während die Produktion der schwarzen Art stagniert. Die Ausweitung der extensiv betriebenen Produktion führte zur Abholzung von Mangroven, massiven Nährstoffeinträgen, Versalzung der Böden, den Einzug gebietsfremder Arten, Krankheitsübertragungen auf Wildbestände und dem Einsatz von Chemikalien und Medikamenten, insbesondere Antibiotika. Die Förde Garnelen GmbH, eine Ausgründung aus der Erwin Sander Elektroapparatebau GmbH von Dr. Wecker, setzt dagegen auf geschlossene Kreislaufsysteme. Dabei nutzt er die Abwärme aus der

stammende Tigergarnele gilt dies im Gegensatz zur weißen, die in Peru und Mexiko heimisch ist, besonders. Nachdem man bei der Schalentierzuchttechnik Anfang der 90er Jahre zur künstlichen Befruchtung übergegangenen war, stieg

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benachbarten Biogasanlage, die mit aus dem Wasserlauf herausgefilterten Ausscheidungen gespeist wird. Es kommen weder Chemikalien noch Medikamente zum Einsatz, und die Nachklärung findet in dem benachbarten Klärwerk statt.

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Schleswig-Holstein

Dr. Tim Staufenberger, Kieler Meeresfarm gmbH, Kiel

BUCHVORSTELLUNG

marktet in der Kieler Förde gezüchtete, hochwertigen Ostseemiesmuscheln und produziert zudem Braunalgen für die Oceanwell GmbH, die ein Extrakt für Kosmetika herstellt und von der er sein Unternehmen im Jahr 2014 ausgegründet hatte. Denn hierzulande gilt das Tierschutzgesetz

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Ernte bei der Kieler Meeresfarm in der Kieler Förde

Quelle: Kieler Meeresfarm gmbH

Die Vermarktung für die frischen Fänge, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen, erfolgt in einheimischer Gastronomie, über den Handel und über einen Lieferdienst binnen 24 Stunden. Die 5tJahresproduktion bedient nur ausgesucht hochpreisige Nischen in einem deutschen Markt, der von jährlich 40.000 Tonnen Import geprägt ist. Deshalb sei noch Raum für Wachstum. Dr. Wecker plant eine Verzehnfachung der Produktion, wobei seine künstlichen Magrovensysteme in Etagen drei Meter tief in die Erde gebaut werden sollen. Vom Standort Deutschland wünscht er sich insgesamt weniger Bürokratie. So sei Deutschland das einzige Land, das eine Schlachtverordnung auch für Wirbeltierlose geregelt habe. Von der Bürokratie kann Dr. Tim Staufenberger, geschäftsführender Gesellschafter der Kieler Meeresfarm GmbH, ein schier unendliches Lied singen. Er ver-

auch für Miesmuscheln, was Auswirkungen auf sein Verfahren hat. Vorgeschrieben wurde zudem ein Verpackungszentrum, in dem sein Ein-Mann-Betrieb die 2.000 kg Jahresproduktion ordentlich verpacken kann. Die Genehmigung dafür habe zwei geschlagene Jahre gebraucht. Und für einen Versand über eine 100 Kilometergrenze hat er bereits eine Rüge erhalten. Auf der anderen Seite, der Nordsee fischt die holländische Delio-Familie mit ihren Kuttern jedes Jahr 5.000 Tonnen Miesmuscheln aus dem Meer. Während diese für 25.000 Euro die Überprüfung der Muscheln auf Landeskosten erhalten, ist er gezwungen, ständig Proben abzuliefern, die jeweils 500 Euro kosten und die auf Algentoxine kontrollieren, die noch nie in der Ostsee nachgewiesen worden sind. Dabei ist sein Gewerbe höchst umweltfreundlich, denn seine Muscheln filtern 22 Liter Wasser pro Stunde und damit einmal pro Tag das Wasser im Volumen der Kieler Förde. Genau hier wird aber ein weiteres Problem gesehen. Wenn das Wasser gereinigt wird, dürften die Landwirte

auf der Grundlage der bestehenden Abkommen mehr Nitrate in die Ostsee einleiten. Das ist jedoch in keinem Fall gewollt. Und dann ist da noch das INTERREG-Projekt zum nachsorgenden Umweltschutz mit einem Volumen von 4,3 Millionen Euro. Die Facette einer Reinigung durch Muschelzucht musste ausgeschrieben werden, obwohl klar war, dass es weit und breit keinen anderen deutschen Muschelzüchter gibt. Dr. Staufenberger nimmt es mit schwarzem Humor und skizziert unverdrossen seine Pläne. Die Stellnetzfischerei sei politisch jetzt etwas Böses und soll deshalb zukünftig aus den Natura2000Gebieten verschwinden. Damit verlieren die Nebenerwerbsfischer ihre Existenzgrundlage. Dr. Staufenberger sieht darin auch eine Chance. Wenn die Stellnetzfischer alle auf Muschelzuchten umstellen. Dann würden die Fischer weiterhin im Nebenerwerb beschäftigt bleiben, er seine Produktion vervielfachen können und das Wasser der Ostsee würde ständig ge■ reinigt.

Lukas Hartmann: Ein Bild von Lydia Lukas Hartmanns neuer Roman über eine skandalöse Liebe in der belle epoque, erschien ende Februar 2018. Liebe und Kunst prallen im 19. Jahrhundert auf geld und Macht – die geschichte von Lydia Welti-escher und Karl Stauffer-bern. Sie ist klug, kunstbegeistert und nach dem Tod ihres Vaters, »eisenbahnkönig« Alfred escher, die reichste Frau der Schweiz. Sie ist verheiratet mit dem Sohn eines mächtigen Politikers. Sie ist bereit, all das aufs Spiel zu setzen. Aus Liebe zu einem Künstler. Wer ist Lydia? Niemand kennt sie besser als Luise, das Dienstmädchen, das in allen Wendungen ihres Schicksals an ihrer Seite ist. und doch bleibt Lydia auch ihr ein Rätsel.

Hardcover Leinen, 368 Seiten, erschienen am 28.2.2018 978-3-257-07012-5 € (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70 * unverb. Preisempfehlung

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VERANSTALTUNG Sektion Rendsburg-eckernförde

Rekommunalisierung versus Mittelstandsoffensive

Die Umsätze kommunaler Unternehmen sind in den letzten 15 Jahren bundesweit um 111 Prozent gewachsen, während das Bruttoinlandsprodukt um 33 Prozent gewachsen ist. Die Kehrseite ist, so Herwart Wilms, Vizepräsident des Verbandes der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) sowie Geschäftsführer der REMONDIS Assets and Services GmbH & Co. KG, dass dieses stark überdurchschnittliche Wachstum auf Kosten der privaten Anbieter gehe.

Text: Dr. Bertram Zitscher

und unterliegen damit nicht mehr dem Wettbewerb. Die Konsequenz seien nicht wettbewerbsfähige Leistungen, die zu überhöhten Kosten und verringerten Qualitäten angeboten werden können. Die Hürden für kommunale Unternehmen würden dennoch flächendeckend gesenkt, in Schleswig-Holstein zuletzt durch die Herwart Wilms, geschäftsführer der ReMONDIS Assets and Services gmbH & Co. Kg, warnt vor den negativen Folgen einer fortschreitenden Verstaatlichung von Dienstleistungen

Auch in Schleswig-Holstein haben sich die Marktanteile in den letzten zehn Jahren um über 10 Prozent zugunsten der Kommunen verschoben, die im Bereich der Müllsammlung und Transporte inzwischen 66,3 Prozent des Marktes selbst bestellten. Noch dramatischer seien die Verschiebungen um 24 Prozent in Sachsen-Anhalt. Er mache insgesamt die Erfahrung, dass in links regierten Regionen, die eher zu den Ärmeren zählen, der Trend zur Verstaatlichung besonders groß sei. Die Folge seien verminderte kommunale Steuereinnahmen, da die öffentlichrechtlichen Gesellschaftsformen von der Mehrwert-, Körperschaft- und Gewerbesteuer befreit sind. Außerdem sind die Eigenleistungen häufig ausschreibungsfrei

Andreas Tietze MdL, wirtschaftspolitischer Sprecher bündnis 90/Die grünen, kündigt eine Mittelstandsoffensive für Schleswig-Holstein an

Novelle aus dem Jahr 2016. Ohne Wettbewerb werde auch kein technischer Fortschritt angestachelt, während die privaten Anbieter ob der zunehmenden Marktverdrängung verunsichert sind. Dr. Andreas Tietze MdL, Vorsitzender im Wirtschaftsausschuss des schleswigholsteinischen Landtags, hat dafür Verständnis. Insbesondere die fehlende Innovationsfähigkeit leuchte ihm ein. Auch

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hätten sich in der Praxis der Umsetzung der Novelle einige Schwierigkeiten gezeigt. Zudem habe sich die Jamaika-Koalition das Ziel einer mittelstandsfreundlichen Politik gesetzt. Deshalb bereite man eine Mittelstandsoffensive vor, die nicht nur eine Abschaffung des Korruptionsregisters einschließen würde, sondern auch die Grenze für kommunale Unternehmen feiner nachjustieren soll. In der anschließenden Diskussion verweist Dr. Benjamin Pfannkuch auf die anstehende Neureglung der Unterschwellenvergabeverordnung und plädiert für eine Abschaffung des Tariftreuegesetzes. Erwin Braatz sieht den größten Hebel in einer zukünftigen Mehrwertsteuerpflicht kommunaler Unternehmen, die bereits auf dem europäischen Weg beschlossen sei. Das macht auch generell Hoffnung, findet abschließend auch Wilms, allerdings sei die Kreislaufwirtschaft als einziger Sektor explizit ausgenommen. Dabei verkenne man, dass gerade die Kreislaufwirtschaft, die schon aus umweltpolitischen Motiven insbesondere Kupfer und Kobalt zurückgewinnen sollte, innovations- und investitionsfreudig sein muss, um die umweltschädliche Rohstoffgewinnung möglichst überflüssig zu machen. ■

Die frisch gewählte Gyde Jensen MdB (FDP) übernahm spontan das Schlusswort.

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VERANSTALTUNG Sektion Pinneberg

Region nur im Verbund leistungs- und wettbewerbsfähig

„Wie kann übergreifende Zusammenarbeit funktionieren?“ mit dieser Frage begrüßte Sektionssprecher Jens Sander den Vorstand der Süderelbe Ag, Olaf Krüger (rechts)

Vernetztes Denken und Handeln zum Wohle einer Region – und das über Kreis- und Landesgrenzen hinweg. Dieses Konzept hat sich jetzt die Sektion Pinneberg vom Vorstand der Süderelbe AG, Olaf Krüger, vorstellen lassen. Hintergrund: Ein vergleichbarer Zusammenschluss von Wirtschaft, Politik und Verwaltung war vor mehr als zehn Jahren entlang der Norderelbe am Widerstand einzelner Akteure gescheitert. Kreative und innovative Wissensregion Wissensintensität der Wirtschaft – High-Tech-Branchen

K

rüger zeigte vor etwa 30 Interessierten auf, welche Mehrwerte der Zusammenschluss der Akteure aus HamburgHarburg sowie der Landkreise Stade, Harburg und Lüneburg seit der Gründung 2004 für die knapp 800.000 SüderelbeEinwohner gebracht hat. „Die Region hat sich Stück für Stück vom Kirchturmdenken zu einem kreis- und bundeslandübergreifendem Netzwerk entwickelt. Mit hoher Flexibilität und Tempo wird mit unternehmerischem Denken Wirtschaftsund Beschäftigungsförderung betrieben.“ Zentrale Ansätze des Verbundes, der als Public-Private-Partnership-Modell von heute 98 Partnern getragen wird, sind neben der Netzwerkentwicklung die Stärkung der Standortattraktivität, die Förderung der Leit- und Zukunftsbranchen Luft-/Raumfahrt, Logistik sowie Ernährungswirtschaft, ein hoher Service für Unternehmen bei deren Weiterentwicklung und die Entwicklung und Vermarktung von Gewerbeflächen. Unter dem Dach der Süderelbe sind laut Krüger in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte im Bereich der Standortentwicklung 56

Quelle: IKM (2013) – Regionales Monitoring 2012

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VERANSTALTUNG Sektion Pinneberg

KURZ & KNAPP Die Süderelbe AG ist ein regionaler Zusammenschluss aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden in den niedersächsischen Landkreisen Stade, Harburg und Lüneburg sowie Hamburg-Harburg. Die Aktiengesellschaft hat heute 98 Anteilseigner, darunter 80 unternehmen aus der Region. Aufgaben der Süderelbe Ag, die ihren Hauptsitz in Hamburg-Harburg hat, sind die Förderung von Leit- und Zukunftsbranchen sowie des Wirtschaftsstandortes allgemein, ein umfassender Service für Firmen bei Projekten und die Vermarktung und entwicklung von gewerbeflächen und -immobilien. Zudem verantwortet die Süderelbe Ag die Wirtschaftsförderung für den Kreis Lüchow-Dannenberg. Insgesamt hat die Ag heute 18 Mitarbeiter, darunter neun Mitarbeiter in Projekten, unter der Führung von Vorstand Olaf Krüger. Finanziert wird die Ag zu je 40 Prozent aus Aktien und Fördermitteln und 20 Prozent aus erlösen bei der Immobilienentwicklung und –vermarktung. Weitere Informationen unter www.suederelbe.de

oder im Bereich Fachkräfte und Qualifizierung auf den Weg gebracht worden. Krüger: „Nur als Verbund ist eine Region heute noch ausreichend leistungs- und wettbewerbsfähig.“ Das gelte beispielsweise auch bei der Beschaffung von projektbezogenen Fördermitteln. Krüger machte deutlich, dass es in den vergangenen Jahren auch durchaus Reibungsverluste gegeben hat. Die bisher umgesetzten Projekte und aktuellen Aktivitäten, z.B. ein „Kompetenzzentrum Neue Materialen und Produktion“ oder die

Fachkräfteinitiative, würden den Zusammenhalt immer mehr stärken. „Die Wirtschaft wächst, und davon profitieren alle.“ Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit dem größten Partner Hamburg sagte er: „Die Zusammenarbeit hat sich bewährt und wird immer besser. Dies liegt nicht zuletzt auch an den agierenden Personen.“ Insgesamt sind aus seiner Sicht regionale Kooperationen alternativlos. „Wir haben ein starkes Nord-Süd-Gefälle, wenn es um Kreativität und Innovation in Regionen geht. Die Beschäftigungsanteile im

Bereich wissensintensiver Industrien und Dienstleistungen sind im Norden deutlich geringer.“ Das es auch anders aussehen könne, mache das Emsland als ländliche Region vor. „Dort verstehen es die Akteure seit vielen Jahren, besondere Akzente zu setzen, um die Wirtschaft und die Region voranzubringen. Dort ist das Denken: Die Flut im Hafen hebt alle Schiffe.“ Als herausragendes Beispiel sei der aus der Region gemeinschaftlich finanzierte Ausbau der Autobahn 31 zu nennen. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine Diskussion, ob mittlerweile die Zeit reif sei, das Modell Süderelbe AG auch auf die Region entlang der Norderelbe zu übertragen. Krüger machte deutlich, dass es dabei ganz wesentlich auf die regionalen Akteure ankomme. Die Süderelbe AG sei damals wohl auch eher eine Vernunftehe gewesen, die von den Landräten getragen wurde“. Vielleicht funktioniere der Verbund gerade deshalb bis heute immer besser. Diese Vernunftehe biete viele Ansätze auch für die Region Norderelbe, obschon ein „Copy & PasteModell“ so nicht funktionieren werde. Krüger: „Die maßgeblichen Akteure müssen von den Mehrwerten überzeugt sein“. Dann könnte auch im Bereich Norderelbe eine Kooperation aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung gelingen und die Region ■ voranbringen.

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VERANSTALTUNG Sektion Stormarn

Spatenstich für ersten grenzüberschreitenden Gewerbepark Läuft in den kommenden Wochen alles nach Plan, wird nach einer mehrjähriger Konzeptions- und Genehmigungsphase in diesem August der erste Spatenstich für einen länderübergreifenden Gewerbepark zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein erfolgen. Bis zum Jahr 2025 wird eine Fläche von insgesamt etwa 49 Hektar Fläche erschlossen, auf der dann Ansiedlungen mit etwa 2.500 Arbeitsplätzen in Wandsbek und in der Gemeinde Stapelfeld möglich werden. Text: Holger Hartwig

Umgesetzt wird das millionenschwere Vorhaben von Klaus-Peter Jebens, der in direkter Nachbarschaft zu den neuen Flächen bereits 1990 den Merkur Park umsetzte und bis heute erfolgreich betreibt. Jebens informierte jetzt Mitglieder der Sektion Stormarn über die Details der neuen Gewerbeflächen und die besonderen Herausforderungen, die mit der Planung über die Ländergrenze hinweg verbunden waren. Die zwei neuen nebeneinander liegenden Gewerbeparke Victoria Park und Minerva Park profitieren nach Worten Jebens von den Erfahrungen des Merkur Parks. Er setze weiterhin auf die Devise „Planen, Bauen, Pflegen – alles aus einer Hand“. Bereits in der Anfangsphase der Planungen habe er feststellen müssen, dass ein interkommunaler Park „zwar grundsätzlich viel Zustimmung erfährt, aber viele Tücken in den Details liegen, um eine virtuelle Landesgrenze aufzulösen.“ Jebens nannte als Beispiel die Frage der Ausgleichsflächen. Es habe Zeit und Geld

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gekostet zu erreichen, dass der Ausgleich für Hamburger Flächen mit Maßnahmen in Schleswig-Holstein erfolgen kann. Jebens: „Es braucht an vielen Stellen Fingerspitzengefühl.“ Der lange Weg, der „durchaus hohe Mehrkosten nach sich zieht und Stehvermögen erfordert“, lohne sich. Bereits jetzt

Der blick in die Detailplanungen: Investor Klaus-Peter Jebens (links) und Architekt Gerhard Weber (rechts) erläutern dem CDu-Fraktionschef im Kieler Landtag, Tobias Koch (2.v.l.) und dem Sektionssprecher Uwe Möllnitz, die grundstrukturen der ersten interkommunalen gewerbeflächen von Hamburg und Schleswig-Holstein

liegen zahlreiche Reservierungen und Anfragen für die neuen Flächen vor. Für Jebens ist wichtig, immer selbst mittendrin zu sein und alle Planungsbehörden und Partner regelmäßig an einen Tisch zu holen, statt per E-Mail zu kommunizieren. „Das persönliche Gespräch bringt manches schneller voran.“ Wenn er sich mit

Grenzüberschreitendes Gewerbegebiet Wandsbek / Stapelfeld „Straßenbegleitendes Bauen“, so der Fachausdruck, soll die neuen Gewerbeflächen kennzeichnen. Insgesamt werden die Flächen darüber hinaus große Anteile an Flora und Fauna haben.

Quelle: Industrie-Planung Hamburg

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VERANSTALTUNG Sektion Stormarn

Blick auf die Abstimmungsprozesse etwas wünschen könne, dann „wären mehr Akteure in Politik und Verwaltung gut, die entscheiden und Themen voranbringen, statt sich oft gleich mehrfach abzusichern“. Der 62-jährige Bankkaufmann und staatlich-geprüfte Landwirt machte immer wieder deutlich, dass es auch darum gehe, die Flächen gemeinsam mit Menschen im direkten Umfeld auf den Weg zu bringen. So gab es während der Planung Workshops mit den Nachbarn. „Wenn die Flächen fertig sind, bieten sie viele Möglichkeiten für Bewegung und Erholung.“

Weber. Auch die Natur finde besondere Berücksichtigung. „Wir versuchen, die Knickstruktur zu erhalten, und die Gebiete werden sehr viel Grün und Wasserflächen haben.“ Sichergestellt werden soll auch eine gute Erreichbarkeit der dann drei Gewerbeparke. Jebens: „Es sieht gut aus. In Kürze steht die endgültige Entscheidung an, dass die Autobahnabfahrt und damit die Zufahrt erweitert wird.“ Laufe alles nach den aktuellen Überlegungen, werde die Abfahrt 2021 und damit rechtzeitig fertig sein. Die Signale aus Kiel seien vielver-

Grenzüberschreitendes Gewerbegebiet Wandsbek / Stapelfeld So werden die Flächen aussehen: In der Mitte der bereits bestehende Merkur Park, unten der Victoria-Park auf Hamburger Gelände und rechts der Minerva Park auf Boden der Gemeinde Stapelfeld.

Quelle: Industrie-Planung Hamburg

Der Architekt und Planer Gerhard Weber (Industrie Planung Architekten und Ingenieure GmbH, Hamburg) zeigte anschließend auf, was die neuen Flächen auszeichnen wird. „Wir haben für alle Grundstücke ein Gestaltungskonzept, damit das gesamte Gebiet aufeinander abgestimmt ist.“ Dazu gehöre beispielsweise, dass die Gebäude direkt an den Straßen mit einer mehrgeschossigen Front gebaut werden müssen. So sei ein stimmiges Erscheinungsbild gewährleistet. Auch müssten alle Investoren sicherstellen, dass die Dachflächen begrünt werden und unter den Gebäuden ausreichend Parkplätze bereitstehen. „Wir verhindern so, dass die Straßen zugeparkt werden, wie es ansonsten oft der Fall in Gewerbeparks ist“, so

sprechend, konnte Jebens auch dem CDUFraktionsvorsitzenden im Landtag, Tobias Koch, mit auf den Weg geben. Der Sprecher der Sektion Stormarn, Uwe Möllnitz, machte in seinem Fazit deutlich, dass Jebens engagierter Vortrag zeige, dass „es immer mehr darauf ankomme, engagierte Unternehmerpersönlichkeiten zu haben, die hinter einem Projekt stehen“. Er freue sich, dass Jebens an dem Vorhaben trotz zahlreicher Herausforderungen festgehalten habe und so die Schaffung neuer Arbeitsplätze in beiden ■ Ländern möglich wird.

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LANDESFACHKOMMISSION Immobilienwirtschaft

Landesplanung: Raum für Wohn- und Gewerbeflächen schaffen Schrauben lösen bei der Landesplanung Ohne ein Lösen der Schrauben der Landesplanung gibt es keine Fortschritte. Der zuständige Minister Hans-Joachim Grothe erwies sich nicht nur aufgrund seiner Vita als Fachmann, sondern brachte auch schon einen Fahrplan mit. Sein Fokus zur Schaffung neuer Wohnungen konzentriere sich stark auf das Umfeld von Hamburg und auf die Errichtung kleinerer Wohnungen für Einbis Zweipersonenhaushalte. Schleswig-Holstein sei mit seinen 211 Schwerpunktgemeinden strukturell jedoch nicht einfach. Für diese Gemeinden und Städte im Hamburger Rand gebe es zukünftig keine nennenswerten Restriktionen beim Bau. Auf der anderen Seite seien in ländlichen Bereichen viele Baupotentiale noch nicht ausgenutzt worden, was vielfach auf nicht vorhandene Infrastrukturen zurückzuführen sei. Zur Infrastruktur gehörten nicht nur Straßen, sondern auch Energieversorgung und schnelles Internet. Auch solle die Entwicklung von Gewerbe gefördert werden, wobei darauf zu achten sei, dass neue Betriebsstätten maximal 50 km vom Ursprungssitz entfernt liegen dürfen, da Mitarbeiter den Weg sonst nicht mitgingen. Die Entwicklung von Gewerbe werde sich auf den Großraum Hamburg und die Oberzentren des Landes konzentrieren. Bei neuen Einfamilienhäusern sollten Möglichkeiten geschaffen werden, die Objekte auch gewerblich nutzen zu können oder diese später seniorengerecht umzubauen. Es werde angedacht, leistungsstarke WLAN-Netze zu schaffen. Im Kreis Bad Segeberg teilten sich derzeit 13 Provider den Markt, was mit Blick auf einen 5GStandard wenig hilfreich sei. Ein fortgesetztes Wachstum der Datenmenge spreche zudem für die Nutzung regionaler DatenClouds. Hier sei ein Umdenken im Markt sowie bei den Nutzern zu erwarten und auch wünschenswert. Nicht zu vernachlässigen sei die Schaffung öffentlich geförderter Wohnungen und Unterkünfte für Obdachlose. Provisorien, z.B. durch die Nutzung der überflüssigen, für die Flüchtlinge beschafften Container, lehne er aber ab. Für das Jahr 2019 sei eine Neuaufstellung der drei Regionalpläne vorgesehen. Auf die Frage, wann denn mit der Abschaffung der Mietpreisbremse zu rechnen sei, antwortete der Minister, er könne die Abschaffung nicht garantieren, er werde aber durch geeignete Gegenmaßnahmen versuchen, die Mietpreisbremse außer Kraft

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Wolfgang Weinschrod Vorsitzender der Landesfachkommission

zu setzen. Forderungen von Kommunalvertretern, für Wohnungsbauten Barrierefreiheit vorzuschreiben, entgegnete er ganz im Sinne des Wirtschaftsrates. Weitere Regulierungen lehne er ab und verweist auf den Markt, der diese Vorausschau selber besser leisten könne. Günstige Häuser in Serienbauweise Auf Wunsches des Wirtschaftsrates, einmal für einfache Standardtypen in Serienbauweise die Preise zu kalkulieren, hat Zimmerermeister Nis Richard Richardsen, geschäftsführender Gesellschafter der Holzhäuser & Zimmerei Richardsen GmbH aus Langenhorn (NF) drei Modelle durchgerechnet. Sein Unternehmen stellt Holzhäuser in Massivbauweise her, die individuell gestaltet werden können. Holzmodule würden industriell im Unternehmen gefertigt, was Unabhängigkeit von Jahreszeiten und Witterung sicherstelle. Der Aufbau eines Hauses erfolge an nur einem Tag, wofür eingespieltes, erfahrenes Personal eingesetzt werde. Überwiegend werde Fichte zur Herstellung der Häuser verwendet, die alle die aktuellen KfW-Standards erfüllten und auf Wunsch noch mit Verblendern versehen werden könnten. Es ließen sich so Wohngebäude mit bis zu drei Geschossen bauen, wobei auch gewerblich genutzte Gebäude errichtet werden. Wie andere Dinge im Leben brauche auch ein Holzhaus Pflege und müsse ca. alle zehn Jahre gestrichen werden. 90 Prozent der Kunden wünschten schlüsselfertige Gebäude, nur noch 10 Prozent erbringen Eigenleistungen. Die Skaleneffekte ließen sich allerdings nicht mit einer weiter steigenden Menge fortsetzen. Herr Weinschrod stellt bewundernd fest, wie preisgünstig Holzhäuser – isoliert betrachtet von den Kosten der dann noch notwendigen Innenausbauten – gebaut werden können. Herr Richardsen merkt an, dass Holzhäuser im Schnitt 10-15 Prozent nach Fertigstellung günstiger als Steinhäuser seien. Die Lebenserwartung liege bei regelmäßiger Pflege über 60 Jahren, wobei für längere Zeiträume noch keine Erfahrungswerte vorliegen würden. Sein Unternehmen baue auch Ställe oder Gewerbebauten, durchaus auch in Skandinavien. Es sei derzeit jedoch ausgelastet, die Kapazitäten für das nächste halbe Jahr praktisch verplant. Er suche aktuell Bauleiter, was ■ niemanden in der Runde überraschte.

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LANDESFACHKOMMISSION gesundheitswirtschaft

Handlungsbedarfe für unser Gesundheitssystem Nach dem Wechsel der Landesregierung und der Bundestagswahl hat die Kommission aktuelle Entwicklungen beleuchtet und zukünftige Schwerpunkte beraten.

G astgeber Otto Melchert, Vorstand des Lubinus Clinicums, einer hoch spezialisierten traumatologischen Klinik mit einer über 100-jähriger Tradition, wirbt für die Unterstützung von Spezialkliniken neben Krankenhäusern der Maximalversorgung, um spezielle medizinische Probleme kosteneffektiv lösen zu können. Ein Problem, das ihm u. a. Sorgen bereite, sei die fehlende Weiterentwicklung des DRG-Systems für diese Bereiche. Das jüngst von der Großen Koalition avisierte, gestufte Notfallsystem würde die Gruppe etwa eine Million Euro kosten. Ein Viertel der Fälle im Lubinus Clinicum seien Notfälle, 20.000 der Notfälle würden ambulant behandelt. Ein System von Portalpraxen sei richtig, die Ambulantisierung ebenso, aber die Partnerschaften würden nicht mehr auf Augenhöhe verhandelt, wenn die freiberuflichen Anbieter zunehmend, z. B. durch große Aktiengesellschaften ersetzt werden und die Marktkonzentration auf der anderen Marktseite weiter steige. Die Digitalisierung stehe erst am Anfang. Bisher fehle eine verlässliche, einheitliche Plattform. Vernetzung zur Steigerung von Qualität und Produktivität im Sinne der Ziele des Krankenhausstrukturgesetzes funktionierten nicht mit Medienbrüchen. Der Vorstoß einheitlicher Honorare für Ärzte sei kritisch und werde so nicht funktionieren. Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse sieht Handlungsbedarf im Bereich der Kostendeckungsbeiträge für ALG2-Bezieher sowie der reduzierten Mindestbeiträge für Selbstständige mit beschränktem Einkommen. Er berichtet zudem von Modellversuchen der TK im Bereich hybrider DRG (Thüringen) zwischen ambulanten und stationären Bereichen und von Einzelfallvergütung in ländlichen Regionen und merkt an, dass die TK sich auch an Investitionen beteiligen würde, wenn sie dann auch planerisch eingebunden werde. Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KV Schleswig-Holstein, berichtet über die Herausforderungen der e-Kommunikation am Beispiel der SMC-B-Karte. Für die SMC-B-Karte, eine Security Modul Card Type B, bei der die Kommunikation der medizinischen Daten über spezifische Terminals erfolgt, wird sowohl die Karte als auch eine PIN für die Nutzung des

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Florian Friedel Vorsitzender der Landesfachkommission

Senders und Empfängers benötigt. Die verschiedenen Bestandteile der e-Kommunikation sind im e-Health-Gesetz vom 01.01.2016 definiert. Die tatsächliche Umsetzung hinke jedoch weit hinter der projektierten Umsetzung hinterher. Die Nutzung des SafeNet sei am Beginn. Dies führe zu Problemen der Finanzierung, die regressiv über die Zeit reduziert werde. Hier sei weiterer Handlungsbedarf. In Schleswig-Holstein habe sich ein sicheres Netz zum Datenaustausch bereits etabliert. In diesem sogenannten Safe mail-Netz seien im Jahre 2017 220.000 Briefe mit Patientendaten verschickt worden. Mit Blick auf zukünftige Themen weist Dr. Birgit Daglinger, Geschäftsführerin der Ferring Arzneimittel GmbH, auf Probleme der Sicherstellung der Patientenversorgung mit hoch qualitativen Medikamenten hin. Durch den ökonomischen Druck finde die Herstellung von Ausgangsstoffen für Originalpräparate zunehmend in Ländern statt, die einer deutlich niedrigeren Qualitätskontrolle unterliegen. Das Gleiche gelte für die Herstellung von Generika. In Ländern mit niedrigem Qualitätsstandard wird die Herstellung dieser Substanzen auf einige wenige, zum Teil auf eine einzige Firma konzentriert. Hier entsteht erstens das Risiko, dass die Firma durch Herstellungsengpässe nur die Länder beliefert, die bereit sind, entsprechende Preise zu bezahlen. Zweitens sei die Qualität der Herstellung ein zunehmendes Problem. Dies führe dazu, dass bestimmte Substanzen, wie zum Beispiel notwendige Hormonpräparate, Antibiotika oder auch bestimmte Antikörper, nicht mehr auf dem deutschen Markt verfügbar sind. Diese Abhängigkeit wächst und fordert politisches Handeln. Apothekerin Antje Lorek unterstützt diese Ansicht. Sie sieht zudem Probleme der wissenschaftlichen Bearbeitung der Zulassung von Medikamenten in Ländern mit niedrigem Qualitätsstandard. Hier zeigen sich erste Beispiele von gefälschten Zulassungsdaten, die Patienten unmittelbar gefährden. DRG-getriebene Fehlallokation von Ressourcen: Da die Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses im Wesentlichen auf einer kosteneffektiven Erbringung von DRGs beruht, ergeben sich mehrere Probleme. Erstens eine zunehmende Bürokratisierung der DRG-Abrechnung, die hochqualifizierte Kräfte auf Seiten der Krankenhäuser und der Krankenkassen bindet, und zweitens die Tendenz der Krankenhäuser zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz kosteneffektive DRGs zu erbringen, auch ■ wenn die Indikationen eher weich sind.

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LANDESFACHKOMMISSION Digitalisierung und Industrie 4.0

Digitalisierungsstrategie des Landes L

ukas Kilian MdL sieht die Digitalisierung als bedeutendstes Handlungsfeld für die Legislaturperiode an. Ein Ziel der neuen Koalition sei die Beschleunigung des Ausbaus der Infrastruktur, wonach das Land jetzt nicht mehr im Jahr 2030, sondern im Jahr 2025 flächendeckend mit Glasfaser versorgt sein soll. Außerdem gebe es ein Projekt von 100 Modellschulen, die digitale Techniken einführen sollen. Ein weiteres Handlungsfeld sei eine Digitalisierung der Verwaltungsverfahren. Hierfür sei das sogenannte Digitalisierungskabinett eingerichtet worden, das unter der Führung des Ministerpräsidenten und der Federführung aus dem Digitalisierungsministerium regelmäßig dazu gesondert tagen werde. In der Diskussion wird die Kritik des Wirtschaftsrates unterstrichen, die Digitalisierung in einem Fachministerium anzusiedeln. Es stehe zu befürchten, dass der Durchgriff bei der Umsetzung in anderen Ressorts gering bleibe. Wünschenswert sei eine Art Inkubator, der ähnlich dem Vorgehen in Großkonzernen Teams aus externen Spezialisten und internen Fachleuten bildet, die die Verwaltungsprozesse auf der Grundlage der digitalen Möglichkeiten komplett neu entwickeln. Guido Schwartze berichtet von den Schwierigkeiten einer Modellschule, die man gratis begleiten würde. Eine digitale Anwendung sei die Übertragung der Anwesenheitsliste via Smartphone vom Lehrer an die Schulverwaltung, so dass diese sofort

Dr. Thomas Ebel Vorsitzender der Landesfachkommission

die Eltern der fehlenden Schüler informieren könne, ohne dass der Klassenlehrer wie bisher dazu die Klasse verlassen müsse. Die Umsetzung scheitere jedoch an fehlender Technik und anderen Hemmnissen, wozu man vom Ministerium an das IQSH verwiesen werde, das aber auch nicht weiterhelfen könne. Lukas Kilian MdL berichtet von ähnlichen Problemen einer Modellschule in Stormarn, wo notwendige bauliche Maßnahmen zur Installation der Technik an dem Denkmalschutz scheitern würden. Diana Pabst weist darauf hin, dass die Vermittlung von Lerninhalten z.B. an der Fachhochschule im Fach Datenbanken dem technischen Stand von vor dreißig Jahren entsprechen würde. Mit derart ausgebildeten Absolventen könne sie in ihrem Unterneh■ men nichts anfangen.

40 Jahre MEISSNER EXPO Unter dem Namen „MEISSNER EXPO Future Slam“ präsentierte das Unternehmen seinen Jubiläumsgästen ein buntes Programm: Future Slam: Drei Studierende präsentierten unter Zeitvorgabe ihre aktuellen Forschungen, sehr amüsant, sehr anregend und sehr lustig. Thomas Wagenknecht dachte über die Zukunft der Arbeit nach. Johannes Schildgen fragte, ob man vielleicht Pommes zu den Pommes haben möchten. und Miku Kühmel wusste, warum der Film nie so gut sein kann wie das buch. Virtual und Augmented Reality: Wir blickten 40 Jahre zurück, aber virtuell! Mit VR-brille auf der Nase durfte man durch ein MeISSNeR eXPO-Museum wandern. Auch einen Messestand besuchte man virtuell. Wer mochte, durfte sogar auf den Mond reisen. Den theoretischen Hintergrund lieferte Christoph Wegert von Meiller gHP in einem spannenden Vortrag. Multi Touch Tables sind ja schon fast ein Messe-Klassiker. bei uns half ein solcher Tisch, um ein Stück vom Regenwald zu retten. Sein Namensschild auf den Tisch gelegt, erfuhr man, ob man gewinner eines bäumchens war, das symbolisch für ein Stück Regenwald in Panama stand.

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Durch das Programm führten der Senior bruno und Sohn Nikolaus Meissner (siehe Foto). Sie warfen sich die bälle zu, erzählten Anekdoten aus 40 Jahren, von Niederlagen, vom Wiederaufstehen, davon, wie Misserfolge in erfolge verwandelt werden können. Schlussendlich dankten sie allen treuen Kunden und Wegbegleitern, langjährigen Lieferanten und ihrem Team. es war ein schöner Nachmittag, es waren schöne 40 Jahre –und das MeISSNeR eXPO – Team freut sich auf die ■ Zukunft!

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

„Langzeitarbeitslosigkeit? Wer das löst, ist nobelpreisverdächtig“ Die Richtung stimmt, aber die Aufgabe bleibt auch in den kommenden Jahren eine große und dauerhafte Herausforderung. Das ist das Fazit der Diskussion zur Langzeitarbeitslosigkeit in der Stadt Neumünster, zu der die Sektion Neumünster eingeladen hatte. Text: Holger Hartwig Wie kann die Zahl der Langzeitarbeitslosen verringert werden? Darüber sprachen Thorsten Hippe (geschäftsführer des Jobcenters Neumünster, links) und Marc Fellgiebel (Leiter Dekra-Akademie Lübeck-Kiel-Neumünster, rechts). Moderiert wurde der Abend von Sektionssprecher Holger Bajorat (Mitte)

S

eit 2015 konnte nach Aussage von Thorsten Hippe, Geschäftsführer des Jobcenters Neumünster, „eine Trendwende erreicht werden“. Die Zahl der Langzeitleistungsbezieher gehe aufgrund der Wiederaufnahme von Arbeit seitdem kontinuierlich zurück, dennoch lebe derzeit jeder achte Einwohner der kreisfreien Stadt von Transferleistungen des Jobcenters. Holger Bajorat, Sprecher der Sektion Neumünster, moderierte den Abend und machte zu Beginn deutlich, dass „es darum geht, wie es gelingen kann, „den starren Markt an Langzeitarbeitslosen durch vielfältige Aktivitäten und neue Impulse auch aus der Wirtschaft in Bewegung zu bringen.“ Zu Beginn zeigte Hippe auf, was hinter dem Slogan „Neue Möglichkeiten schaffen“ des Jobcenters Neumünster steckt. Seit 1. Januar 2016 seien alle Aktivitäten in einem Aktivzentrum zusammengefasst, so der Chef des Jobcenters. Dabei werden neben den Betroffenen auch die Arbeitgeber der Region gezielt eingebunden. „Unser erstes Projekt ist die Beschäftigungsoffensive. Das ist ein Zu-

satzservice für Arbeitgeber, die Personal suchen.“ Es werde im Bestand der Langzeitarbeitslosen nach passenden Bewerbern geschaut, die dann – sofern notwendig – gezielt für den neuen Job qualifiziert werden. Hippe: „Wir begleiten die Einstellung des neuen Mitarbeiters vor, während und bei Bedarf auch nach der Einstellung.“ Die gemachten Erfahrungen

seien positiv. In gleiche Richtung zieht auch das Bundesprogramm „Arbeiten und Leben in Neumünster“. Hier seien hohe Förderquoten bei den Löhnen möglich „und wir konnten 40 Integrationen bei 30 Arbeitgebern realisieren.“ Auch die Betroffenen könnten auf vielfältige Angebote zurückgreifen. Ein Projekt trägt den Namen „Kurswechsel“ und setzt bei den Betroffenen an. Dabei gehe es darum, unter Einbindung externer Fachleute ganzheitliche Beratung von Bedarfsgemeinschaften bei drohender oder bereits bestehender Langzeitarbeitslosigkeit zu bieten. Hippe: „Jährlich schaffen wir dadurch etwa 200 Integrationen in versicherungspflichtige Anstellung oder

Aktivzentrum im Rahmen des Netzwerk ABC

Quelle: Jobcenter Neumünster

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VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

Ausbildung.“ Mit Erfolg. Bei 75 Prozent gelinge eine dauerhafte Wiederbeschäftigung. Ganz neu ist seit 1. Mai die gezielte Beratung von EU-Bürgern. Hier stünden die Klärung von Ansprüchen, der Spracherwerb und zusätzliche Qualifizierungen im Fokus. Als weitere Projekte nannte Hippe die gezielte Betreuung von Alleinerziehenden, das Bundesprogramm 50+ und die Beratung von Menschen mit Fluchterfahrung und zur Vorbeugung von Langzeitarbeitslosigkeit die Jugendberufsagentur, die sich gezielt um den erfolgreichen Übergang von der Schule in das Berufsleben kümmert. Hippe: „Alle Aktivitäten werden von uns jährlich auf den Prüfstand genommen, um jedes Jahr die Angebote passgenauer zu machen.“ Für ihn stehe dabei aber auch fest: „Wir brauchen bei allen unseren Maßnahmen Arbeitgeber, die mit uns an einem Strang ziehen.“ Er sei optimistisch, dass das auch in Zukunft so bleibt, denn „in vielen Fällen sind die neuen Mitarbeiter zu einer Bereicherung für die Unternehmen geworden.“ Im zweiten Teil des Abends, der immer wieder durch Fragen der Zuhörer bereichert wurde, ging es um den Blick auf das Thema aus Sicht eines Weiterbil-

dungsträgers. Marc Fellgiebel, Leiter der Dekra-Akademie Lübeck-Kiel-Neumünster, zeigte auf, mit welchen Qualifizierungsangeboten sein Unternehmen seit fünf Jahrzehnten in Schleswig-Holstein die Integration von Langzeitarbeitslosen fördert. „Vor allem geht es darum, in den Bereichen zu qualifizieren, in denen Bedarf ist.“ Das seien in Schleswig-Holstein vor allem Kraftfahrer sowie Mitarbeiter als Helfer in den Bereichen Logistik und Pflege. Das Angebot reiche von Maßnahmen zur Teilhabe am Leben über individuelles

ZAHLEN UND FAKTEN In Neumünster beziehen 5.378 bedarfsgemeinschaften mit 10.722 Menschen aktuell Leistungen des Jobcenters. erwerbsfähig sind von den empfängern der Leistungen 6.989 Menschen, von denen über 50 Prozent im Langzeitbezug, d.h. über 21 Monate hinaus, sind. 69 Prozent der erwerbsfähigen bezugsberechtigten haben zudem keinen verwertbaren Schulabschluss bzw. ihren beruf seit mehr als vier Jahren nicht ausgeübt.

Coaching bis hin zu abschlussorientierter Qualifizierung. Fellgiebel machte deutlich, dass vor allem bei der Qualifizierung künftig mehr Flexibilität erforderlich ist. „Es muss mehr Möglichkeiten geben, statt einer dreijährigen Ausbildung Teilqualifizierungen zu erwerben.“ Einen Beruf in sieben Teilbereiche zu zerlegen und nach und nach zu qualifizieren, sei „ein großartiges und mundgerechtes Konzept.“ Fellgiebel, der auch von seiner Erfahrung von eineinhalb Jahren Arbeitslosigkeit in seinem Lebenslauf berichtet, sprach in seinen Darstellungen auch Klartext: „Langzeitarbeitslosigkeit? Wer das löst, ist nobelpreisverdächtig.“ Aktuell sei es die aus Sicht der Arbeitnehmer gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, die für hohe Kooperationsbereitschaft der Unternehmen bei der Integration von Schwervermittelbaren sorge. Er und Hippe zeigten sich überzeugt, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen in den kommenden Jahren weiter in kleinen Schritten zurückgehen werde, auch wenn – wie es ein Zuhörer auf den Punkt brachte – die Zahl der Helferjobs, die für Langzeitarbeitslose in Frage kommen, aufgrund der Digitalisierung eher geringer ■ werde.

Mitmachen! ■ ■ ■

Ich möchte zu Veranstaltungen des Wirtschaftsrates eingeladen werden. Ich habe Interesse an einer Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat. Für eine Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat empfehle ich: Name Funktion Firmenanschrift Telefon

e-Mail

Ich habe Interesse, eine Anzeige oder einen PR-Artikel in WIR IM NORDeN zu veröffentlichen. bitte senden Sie mir die Mediadaten zu.

Ich möchte WIR IM NORDeN in meinem unternehmen auslegen. ■ 20 Stück ■ 50 Stück ■ 100 Stück

bitte senden Sie uns unter Angabe Ihrer Kontaktdaten eine Antwort per e-Mail: lv-hh@wirtschaftsrat.de, Fax: 040-30 38 10 59 oder Post: Wirtschaftsrat der CDu e.V., Colonnaden 25, 20354 Hamburg.

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AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Im Übrigen... Rückgrat des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Das sind Mitglieder, die den Wirtschaftsrat ihr halbes Leben lang treu zur Seite stehen, ihre Weisheit und erfahrungen einbringen und uns so als Vorbilder und botschafter für die jüngere generation helfen, den richtigen Nachwuchs zu finden. In diesem Sinne dankt der Landesvorstand besonders herzlich

für 40 Jahre Mitgliedschaft: gerhard Lütje, Kiel Dr. Dieter Murmann, Kiel Dr. Rolf Murmann, Kiel Heinz Püplichhuisen, Lübeck

für 35 Jahre Mitgliedschaft: Christian enterlein, Wentorf Karl-Heinz Heilig, Kiel Ralf Schröter, bordesholm

Achim Petersen als Sektionssprecher Rendsburg-Eckernförde einstimmig wiedergewählt Die Sektion Rendsburg eckernförde hat Sektionssprecher Achim Petersen, Partner, Langhann Rossdam Thomsen Petersen, einstimmig für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden die zuvor bereits kooptierte Diana Pabst, geschäftsführende gesellschafterin, i & k software gmbH, büdelsdorf, sowie Tim Castagne, geschäftsführer SIg Sauer gmbH & CO. Kg, eckernförde. Wiedergewählt wurden zudem Jörn Matthies, geschäftsführender gesellschafter Druckguss Matthies gmbH & Co. Kg, Rendsburg, Dr. Christopher Leptien, geschäftsführender gesellschafter, HNO-MeD-NORD Klinik gmbH & Co. Kg, Rendsburg, Ralf Schröter, bordesholm, und Jens van der Walle, geschäftsführender gesellschafter, Werner Vollert gmbH & Co.Kg, büdelsdorf.

v.l. Jörn Matthies, Tim Castagne, Diana Pabst, Sektionssprecher Achim Petersen und Ralf Schröter. es fehlen: Dr. Christopher Leptien und Jens van der Walle

Jens Sander als Sektionssprecher Pinneberg einstimmig wiedergewählt Die Sektion Pinneberg hat Jens Sander, geschäftsführender gesellschafter, e. Sander gmbH, Tornesch, einstimmig für weitere zwei Jahre als Sektionssprecher wiedergewählt. Neu in den Vorstand gewählt wurde der zuvor bereits kooptierte Rolf Schlosser, geschäftsführender gesellschafter VWF Consulting. Wiedergewählt wurden zudem Dr. Christian von boetticher, geschäftsführer, Peter Kölln gmbH & Co. KgaA, elmshorn, Prof. Dr. Heinz Dressel, Rellingen, barbara Ostmeier MdL, Kiel/Hetlingen, Peter Preuß, geschäftsführender gesellschafter, PReuSS MeSSe baugesellschaft mbH, Holm, und André Tschirner, Mitglied der geschäftsleitung, Peter Kölln gmbH & Co. KgaA, elmshorn.

v.l. Peter Preuß, Sektionssprecher Jens Sander, Prof. Dr.-Ing. Heinz Dressel, Dr. Christian von Boetticher, Barbara Ostmeier MdL, Rolf Schlosser und André Tschirner

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Fit für das politische Engagement 20 strahlende gesichter zeugten am 8. November 2017 in den Räumen des Herrenhauses Projensdorf vom erfolgreichen Abschluss des jüngsten Seminars des Vereins zur Förderung der Politischen Nachwuchsbildung in Schleswig-Holstein.

Der 6. Jahrgang Politiknachwuchs auf seiner Abschlussveranstaltung mit dem Ministerpräsidenten

18 Monate waren die Absolventen in die mannigfaltige Arbeitswelt der Politik eingetaucht, bekamen einblick in die Strukturen, in die Institutionen des Staates, der Parteien, Wirtschaft und Verbände und dicht an die entscheidungsträger heran: u.a. die Politiker Ingbert Liebing, Peer Steinbrück, Dr. Heiner garg, Dr. Ralf Stegner, Daniel günther, eka von Kalben und Dr. Christian von boetticher. Aus den Händen von Ministerpräsident Daniel günther nahmen sie ihre urkunden in empfang. Der 2005 gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, parteiübergreifend politisch interessierten jungen Menschen bis zum 35. Lebensjahr Kenntnisse über die Strukturen des demokratischen Staates zu vermitteln und sie für ein politisches engagement zu begeistern. 100 bisherige Absolventen zeugen vom erfolg des Vereins. Die Bewerbungsrunde für die siebente Seminarreihe ist eröffnet. Sie soll parteiübergreifend für politischen Nachwuchs sorgen und Seiteneinsteigern den Weg zu erleichtern. „Wir hoffen auf ein lebhaftes Interesse von jungen Menschen, die bereit sind, sich über Politik, Wirtschaft und gesellschaft zu informieren und zu engagieren.“ wirbt Dr. Philipp Murmann, der den Vorsitz des Vereins von Andreas breitner übernommen hat. Dr. ulf Kämpfer ist stellvertretenden Vorsitzender. Interessenten sollten möglichst nicht älter als 35 Jahre sein und über eine abgeschlossene berufsausbildung verfügen. Nähere Informationen finden sich unter www.politiknachwuchs.de

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IMPRESSUM

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

Änderungen vorbehalten Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, Lübeck „Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals – Entwicklungschance für das Herzogtum Lauenburg“

27. März 2018 | gut blekendorf Dr. Michael von Abercron MdB, Mitglied im Agrarausschuss im Deutschen bundestag, berlin/elmshorn Magnus von Buchwaldt, gut Helmstorf Prof. Dr. Eberhard Hartung, Direktor Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik, Christian-Albrechts-universität zu Kiel „Innovationsfähigkeit der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“ 28. März 2018 | Husum Podiumsdiskussion Minister Dr. Bernd Buchholz, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr, Technologie und Tourismus des Landes SchleswigHolstein, Kiel Tim Brandt, geschäftsführer der Wind to gas energy gmbH & Co. Kg, brunsbüttel Reinhard Christiansen, geschäftsführer der eNeRgIe DeS NORDeNS gmbH & Co. Kg, ellhöft Dr. Martin Grundmann, geschäftsführer ARge Netz gmbH & Co. Kg, breklum Dr. Christopher Hebling, Koordinator Wasserstofftechnologien, Fraunhofer-Institut für Solare energiesysteme ISe, Freiburg Werner Weßing, gas Programme Manager, e.ON Metering gmbH, essen „Erneuerbare Wasserstoffnutzung in Schleswig-Holstein“ 12. April 2018 | berkenthin Podiumsdiskussion Norbert Brackmann MdB, Mitglied im Haushaltsausschuss, Mölln/berlin Andreas Dohms, Projektleiter elbe-LübeckKanal, Wasser- und Schifffahrtsamt, Lauenburg Jens Broder Knudsen, geschäftsf. gesellschafter, Sartori & berger gmbH & Co. Kg, Kiel Dr. Heinz Klöser, biologe, Mitglied im Vorstand buND Herzogtum Lauenburg, grambek

18. April 2018 | eutin Bert Weingarten, Vorstand, PAN AMP Ag, Hamburg „Cyberwar in Zeiten der Sorglosigkeit“

11. Mai 2018 | Keitum / Sylt 3. CXO-Event Sylt Podium I: Künstliche Intelligenz: Deregulierung der Chancen und Regulierung der Risiken Podium II: big Data: Infrastruktur digitale Identitäten Podium III: blockchain: Anwendungsfelder für digitalisiertes Vertrauen

23. April 2018 | Kisdorf Ministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Ministerium für Justiz, europa, Verbraucherschutz und gleichstellung, Kiel „Europapolitik und der Ostseeraum im Lichte des Brexit“

23. Mai 2018 | Flensburg Dr. Frank-Markus Döring, Sozius, Kanzlei Jensen - emmerich gbR, Flensburg „Standortvor- und Nachteile des deutschen Datenschutzgesetzes nach der EU-Datenschutzgrundverordnung“

24. April 2018 | Neumünster Oliver Dörflinger, Stadtrat der Stadt Neumünster, Neumünster „Zwischen Handbremse und Gaspedal – Haushalt der Stadt Neumünster“

31. Mai 2018 | Lübeck Podiumsdiskussion Joanna Glogau, bausenatorin der Hansestadt Lübeck, Lübeck Marco Lütz, Sprecher der geschäftsführung bruhn Spedition gmbH, Lübeck Jürgen Schäffner, Geschäftsführer, Stadtwerke Lübeck (angefragt) Gero Storjohann MdB, Mitglied im Verkehrsausschuss, bad Segeberg „Dauerstau in Lübeck“

27. April 2018 | Lübeck Podiumsdiskussion Christopher Lötsch, Vorsitzender der CDubürgerschaftsfraktion, Lübeck Peter Petereit, Vorsitzender SPD-bürgerschaftsfraktion, Lübeck „Gewerbegebiete für die Region Lübeck“

12. Juni 2018 | berlin Wirtschaftstag

2. Mai 2018 | Kiel Stefan Kruber, Vorsitzender der CDuRatsfraktion, Kiel „Frischer Wind für Kiel“ 4. Mai 2018 | Kiel Junger Wirtschaftsrat Herdis Hiller, geschäftsf. gesellschafterin, Krauterie gmbH, Dänischenhagen Thomas Reimers, Initiator & Projektentwickler C2C-Park, Hamburg Arno Schäfer, Hamburg „Erfolgreiche und bevorstehende Agrar-StartUps für Schleswig-Holstein“

15. Juni 2018 | Kiel Reimer Böge MdEP „Marcrons Pläne für Europa und die deutschen Interessen“ 16. Juni 2018 | Kiel Regattabegleitfahrt zur Kieler Woche 18. Juni 2018 | Kiel Deutsch-Russischer Kieler Woche-Empfang

IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P. Wirtschaftsrat der CDu e.V. Landesverband Hamburg Henning Lindhorst Landesgeschäftsführer Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 e-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. bertram Zitscher Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 e-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de

Redaktion Holger Hartwig, ehrhard J. Heine, Henning Lindhorst, Hauke Meisner, Janis Stielow, Christian Ströder, Dr. bertram Zitscher erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 exemplare Dieser Ausgabe liegt eine beilage der Hausch & Partner gmbH bei.

Herstellung und Anzeigen copy-druck gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 e-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Satz/Layout: Wolfgang Schlett, KgV

Der bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Bildnachweis: nicht gesondert gekennzeichnete bilder WR-Archiv, sonst Kennzeichnung an den Fotos, Aufmacherfotos: Fotolia.com: © yiucheung (S. 1 grafik Stadt/Straße), © 莉叶 朱 (S.8 Autobahn), © euregiocontent (S. 8/9 Hamburg), © mizar_21984 (S.43 uhr)

Das nächste Heft erscheint im Juni 2018

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