WIR im Norden 1/2019

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WIR IM NORDEN AUSGABE 1 | 2019

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

D A S

M A G A Z I N

F Ü R

D I E

W I R T S C H A F T

s t n e l a T r o f r a W Seite 16 Cybercrime: Die Kehrseite der Digitalisierung Seite 22 Junger Wirtschaftsrat besichtigt Airbus-Werk Seite 32 Speed-Dating für Innovationen

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG



EDITORIAL

in der letzten Ausgabe dieses Magazins haben wir die „Arbeitswelt 4.0“ unter die Lupe genommen. Es ging um die Frage, wie sich Berufsbilder, Arbeitskultur und Standortanforderungen unter dem Einfluss von Digitalisierung und Globalisierung verändern. Auf Seiten der Unternehmen steigt der Druck gehörig, sich im „War for Talents“ als besonders attraktiver Arbeitgeber hervorzutun und die Konkurrenz auszustechen. Dass der Kampf um die besten Fachkräfte und Nachwuchstalente in den vergangenen Jahren erheblich härter geworden ist, hat vielschichtige, teils ineinander greifende Gründe: Den demografischen Wandel, zu wenige Absolventen in MINT-Fächern trotz Rekord-Studierendenquote, den globalisierten Wettbewerb, den generell höheren Bedarf an Hochqualifizierten sowie den Wertewandel in der Gesellschaft, Stichwort Work-Life-Balance. Betroffen sind insbesondere die Digital- und Gesundheitswirtschaft

Dr. Henneke Lütgerath Landesvorsitzender Hamburg

zu formulieren, ehrliche Antworten zu akzeptieren und die richtigen Konsequenzen zu ziehen: Warum haben wir zu wenige MINT-Absolventen? Brauchen wir wirklich Studiengänge wie „Puppenspiel“ oder „Coffeemanagement“? Und wären viele Studierende in Ausbildungsberufen nicht doch besser aufgehoben? Als Unternehmer und Bürger der Stadt Hamburg müssen wir uns außerdem einer ganz grundsätzlichen Frage stellen: Wie schaffen wir es im digitalen und globalen Zeitalter, die Wirtschaftskraft dieser Stadt und damit unseren Wohlstand zu erhalten? Die Antwort unserer Landesfachkommission Wachstum & Innovation lautet: „Wer Wirtschaftsmetropole bleiben will, muss Wissenschaftsmetropole werden.“ Die Kommission hat sich in den ver-

»... innovativ zu sein bedeutet, anderen voraus zu sein ...« sowie Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Aber auch im Handwerk schlägt der eklatante Nachwuchsmangel immer stärker durch.

gangenen Monaten intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und wird unter diesem Titel in Kürze ein Positionspapier vorstellen.

Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar, wieder erinnere ich an das letzte Heft, hält den Fachkräftemangel – perspektivisch gesehen – trotzdem für eine Phantomangst. Er sagt voraus: Der Arbeitskräftemangel wird durch die Digitalisierung kompensiert. Nicht das Fehlen von Personal, sondern die Art und Weise, wie es Deutschland durch kluge Weichenstellungen gelingt, die Chancen der Digitalisierung optimal zu nutzen, werde für uns zur Schicksalsfrage. Ob seine Rechnung am Ende wirklich so aufgeht, kann nur die Empirie zeigen.

Kapital und Arbeitskraft reichen in der digitalen, globalisierten Welt allein nicht mehr aus, um die eigene Wirtschaftsleistung und Wettbewerbsfähigkeit auf Dauer sicherzustellen. Innovationskraft ist es, die künftig über den Auf- und Abstieg eines Wirtschaftsstandortes entscheidet. Denn innovativ zu sein bedeutet, anderen voraus zu sein. In den seltensten Fällen entstehen Innovationen zufällig. Sie sind das Ergebnis von Strategie, universitärer Exzellenz und Technologietransfer.

So lange können und wollen die Unternehmen natürlich nicht warten. Sie brauchen Lösungen für den akuten Fachkräfteengpass. Zuwanderung ist dabei ein wichtiges und notwendiges Ventil, um Druck vom Kessel zu nehmen. Aber sie ist kein Allheilmittel. Erstens brauchen wir nicht „irgendeine“ Zuwanderung. Und zweitens gibt es mit Blick auf die Sozialverträglichkeit und die Integrationskapazität Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Mit Professor Straubhaar bin ich einig, den Fokus zu erweitern und nach Lösungen zu suchen, die das Fachkräfteproblem an der Wurzel packen und nicht – wie die Zuwanderung – lediglich Symptome bekämpfen. Das wiederum bedeutet, die richtigen Fragen

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Zu einer international anerkannten Wissenschaftsmetropole und zu einem Aushängeschild in Sachen Innovation werden – das ist der Weg, den Hamburg einschlagen muss. Was es dafür braucht, sind politischer Mut und Konsens, Investitionsbereitschaft und vor allem eine kluge Gesamtstrategie. Sind diese Voraussetzungen gegeben, haben Hamburg und seine Unternehmen wesentlich bessere Karten im War for Talents. Schließlich noch ein Hinweis in eigener Sache: Am 9. April steht die jährliche Mitgliederversammlung an. Da turnusgemäß ein neuer Landesvorstand gewählt wird, wäre eine besonders rege Beteiligung wünschenswert. Ich zähle auf Sie. Ihr

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MOMENTAUFNAHME Am 28. März 1919 gründeten die Hamburger Bürgerinnen und Bürger die Universität. 100 Jahre später ist sie mit 43.000 Studierenden eine der größten deutschen Universitäten. Zum Auftakt der Feierlichkeiten gratulierten die Hamburger Wahrzeichen. Foto: Sebastian Engels

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INHALT

START

TITEL

VERANSTALTUNGEN

EDITORIALS

FACHKRÄFTEMANGEL

CYBERCRIME DIE KEHRSEITE DER DIGITALISIERUNG

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Landesverband Hamburg u Dr. Henneke Lütgerath

31 Landesverband Schleswig-Holstein u Dr. Christian von Boetticher

MOMENTAUFNAHME 4 100 Jahre Universität Hamburg

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Fachkräftemangel trifft Digitalwirtschaft mit gewaltiger Geschwindigkeit Peter F. Schmid

10 War for Talents – Erfolgsfaktoren im Kampf um die Besten Matthias Busold 12 Fachkräftesicherung: Praxiskontakte so früh und so konkret wie möglich Kompakt, flexibel, effizient: 90 Minuten MINT Sabine Fernau 15 Warum eine aktuelle OnlinePräsenz lebensnotwendig für jedes Unternehmen ist, um stetig neue Mitarbeiter zu gewinnen Christine Witthöft

16 mit Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer

NEUJAHRSEMPFANG 18 im Zeichen der deutschfranzösischen Freundschaft

WIE FINDEN HAMBURGS UNTERNEHMEN IHRE NACHWUCHSKRÄFTE? 20 Beirat der Unternehmerinnen Sektion Dithmarschen

DER WEITE WEG ZUM „GREEN SHIPPING“ FÜHRT ÜBER BRUNSBÜTTEL 34 Podiumsdiskussion Sektion Pinneberg

LEHRKRÄFTEVERSORGUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEIN Fachkräftemangel trifft Digitalwirtschaft mit gewaltiger Geschwindigkeit Der Fachkräftemangel stellt Unternehmen der Digitalbranche vor große Herausforderungen. Er verringert das Wirtschaftswachstum, Unternehmen müssen Aufträge ablehnen und qualifizierte Mitarbeiter fordern mehr Geld. Nicht nur Unternehmen müssen reagieren, auch die Politik ist gefordert. Seite 8

38 mit Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Sektion Schleswig/Flensburg

CYBERCRIME Die Kehrseite der Digitalisierung mit Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer

ANSIEDLUNGEN IM LICHTE DER INTERESSEN UNSERER NACHBARN IN DÄNEMARK, SCHWEDEN UND NORWEGEN 40 mit Dr. Sabine Sütterlin-Waack schleswig-holsteinische Europaministerin Sektion Plön/Ostholstein

ZWISCHEN GEMEINSAMEN ZIELEN UND KIRCHTURMDENKEN

Seite 16

42 Tourismusentwicklung in Schleswig-Holstein

Beirat der Unternehmerinnen Wie finden Hamburgs Unternehmen ihre Nachwuchskräfte? Seite 20

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INHALT

AKTUELLES

LANDESFACHKOMMISSIONEN

AUS DEM MITGLIEDERKREIS

Hamburg

28 Spendenscheck an Kinder-Hospiz Sternenbrücke überreicht

STEUERN, HAUSHALT & FINANZEN

30 Neue Mitglieder in den Landesverbänden 44 Weitere Schlaglichter des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein

26 Was der Brexit für Steuern und Zölle bedeutet u Prof. Dr. Götz T. Wiese

VERKEHR, INFRASTRUKTUR & LOGISTIK 27 Smartport: Der Hafen der Zukunft u Prof. Dr. Peer Witten Schleswig-Holstein

VERKEHR, INFRASTRUKTUR, MOBILITÄT 4.0 35 Nachhaltige Straßenbewirtschaftung u Martin Henze

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT

Foto: Airbus – Michael Lindner

36 Ambulante Versorgungsstrukturen unter Druck u Florian Friedel

Der weite Weg zum „Green Shipping“ führt über Brunsbüttel Die Vorgaben sind eindeutig: Die Küstenund Binnenschifffahrt muss schadstofffreier werden. „Green Shipping“ – mit diesem Begriff werden alle Forschungen, Maßnahmen und Investitionen in Antriebstechniken und Infrastruktur zusammengefasst. Ein Standort, der dabei für Deutschland von Bedeutung wird, ist der Hafen Brunsbüttel. Hier laufen die Planungen für ein LNGTerminal auf Hochtouren. Seite 34

Hamburg ist weltweit der drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie. Das Herzstück bildet das Airbus-Werk auf Finkenwerder, wo vier Endmontagelinien die gut gefüllten Auftragsbücher abarbeiten.

JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Zwischen gemeinsamen Zielen und Kirchturmdenken Schleswig-Holstein hat zwar im Tourismus im letzten Jahr Rekordübernachtungen verbuchen können, aber dennoch sollten die Strukturen überdacht werden.

AIRBUS: HAMBURG FLIEGT IMMER MIT 22 Werksführung mit Dr. Georg Mecke

Seite 42

FRAGEN AN EIN MITGLIED 24 Jan-Hendrik Schlüter Schleswig-Holstein

SPEED-DATING FÜR INNOVATIONEN 32 Vier Projekte wecken Interesse

Nomen est omen! Zu Gast bei der Ideenwerft Kiel, einer seefesten Werbeagentur, hat der Junge Wirtschafsrat Schleswig-Holstein ein „Speed- Dating“ ganz besonderer Art ausgetragen.

ZU GUTER LETZT VERANSTALTUNGSVORSCHAU 29 Landesverband Hamburg 46 Landesverband Schleswig-Holstein 46 Impressum

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TITEL Arbeitswelt 4.0 Fachkräftemangel

Fachkräftemangel trifft Digitalwirtschaft mit gewaltiger Geschwindigkeit

Peter F. Schmid CEO | „Wer liefert was”

Der Fachkräftemangel stellt Unternehmen der Digitalbranche vor große Herausforderungen. Er verringert das Wirtschaftswachstum, Unternehmen müssen Aufträge ablehnen und qualifizierte Mitarbeiter fordern mehr Geld. Nicht nur Unternehmen müssen reagieren, auch die Politik ist gefordert.

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s könnte der Digitalwirtschaft in Deutschland wesentlich schlechter gehen. Die Umsätze steigen seit Jahren, neue Jobs entstehen. Allein im vergangenen Jahr seien rund 45.000 zusätzliche Jobs in der IT und Telekommunikationsbranche entstanden. Das sei der historisch stärkste Beschäftigungszuwachs innerhalb eines Jahres gewesen, gibt der Branchenverband Bitkom bekannt. Und auch für das laufen-

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de Jahr sieht der Bitkom optimistisch in die Zukunft: 2019 würden 40.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Doch es könnte noch besser laufen, denn die Wahrheit ist auch: Angebot und Nachfrage nach ITFachkräften klaffen in Deutschland immer weiter auseinander. IT-Kräfte sind gefragter denn je, laut Bitkom beklagen sich 70 Prozent der deutschen Unternehmen über fehlende Fach-

kräfte. Per Definition sind dies Erwerbsfähige mit einer akademischen Ausbildung oder einer Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren. Demnach sind 55.000 Stellen für IT-Fachkräfte unbesetzt. Das sind ganze acht Prozent mehr als im Vorjahr. 2016 waren es ca. 51.000. Das wirtschaftliche Wachstum in der Digitalbran-

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Titel Fachkräftemangel

che leidet an diesem Fachkräftemangel, soll heißen, das Angebot für entsprechende Stellen übersteigt langfristig und flächendeckend die Anzahl qualifizierter Bewerber. Digitalisierung und demografischer Wandel sind große Herausforderungen Zwar gibt es laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, allerdings können schon heute in bestimmten Regionen und vor allem in der Digitalbranche offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen: Die allgemeinen demografischen Entwicklungen in Deutschland sind ein großer Faktor, der insbesondere in der Zukunft für ein Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt sorgen wird. Die Alterung

verstärkt als Teil des demografischen Wandels die Engpässe im Fachkräftebereich. Mit dem wachsenden internationalen Wettbewerb, einem veränderten Konsumverhalten und der Digitalisierung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen hat sich zudem die Bedeutung vieler Berufe geändert. Während die Nachfrage in einigen

Branchen sinkt, ist der Bedarf an spezialisierten Fachkräften vor allem in der Digitalwirtschaft stark angestiegen. Fachkräftemangel kann gravierende Folgen haben Der Fachkräftemangel wirkt sich in vielen technischen Berufsfeldern schon heute fatal aus. Laut Bundesagentur für Arbeit suchen Betriebe in technischen Berufen rund 156 Tage nach geeigneten Fachkräften. Sechs von zehn Start-ups haben laut Bitkom offene Stellen, die sie gerne besetzen würden. Jedes zweite Unternehmen gibt an, dass ein bis fünf Positionen in diesem Bereich vakant sind. Sechs Prozent der Befragten haben sogar bis zu zehn Arbeitsplätze zu vergeben. Eine Herausforderung, vor der auch wir als InternetUnternehmen „Wer liefert was” stehen. Wir betreiben einen Online B2B-Marktplatz und suchen aktuell vor allem in den Bereichen Web Development und Business Intelligence neue Mitarbeiter. Insgesamt haben wir derzeit 40 offene Stellen. Der Fachkräftemangel ist unsere größte Wachstumsbremse, deshalb rekrutieren wir mittlerweile europaweit. Das geht anderen Unternehmen auch so: Einige müssen Aufträge ablehnen, da das geeignete Personal fehlt. Das führt laut GfK langfristig zu Umsatzeinbußen, geringerer Produktqualität und dem Wechsel von Kunden zur Konkurrenz. Alternativ steht die vorhandene Belegschaft unter erhöhtem Leistungsdruck, was zu Überstunden und Unzufriedenheit innerhalb der Arbeitnehmerschaft führt. In der Folge ziehen die Preise für die umworbenen Fachkräfte mit Berufserfahrung kräftig an. Arbeitgeber bieten mittlerweile Gehälter von zehn bis 20 Prozent über der üblichen Vergütung. Das belastet den Etat und verringert die Wettbewerbsfähigkeit von weniger zahlungskräftigen Unternehmen. Eine breite Mehrheit der Start-ups und etablierter Unternehmen unterstützen daher die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz für Fachkräfte, das den Zuzug qualifizierter Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern erleichtert. 72 Prozent sind der Überzeugung, ein solches Gesetz wäre für ihr eigenes Start-up hilfreich. Hamburg müsste viel mehr tun, um den Zuzug qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland zu erleichtern, fordern wir. Englischsprachige Mitarbeiter in be-

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treffenden Behörden, die Begleitung von ausländischen Mitarbeitern im Relocationprozess und die Vermarktung des Standortes Hamburg im Ausland wären wichtige Impulse. Neue Perspektiven für junge Menschen, Frauen, Ältere, aber auch Langzeitarbeitslose Auch die Bundesregierung hat die Dringlichkeit des Problems erkannt und setzt an verschiedenen Punkten an, um die Herausforderung anzugehen. Zum einen will die Bundesregierung die Erwerbsbeteiligung steigern, Frauen sowie ältere Personen noch stärker in das Erwerbsleben einbinden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Die Beschäftigungsfähigkeit der jetzt tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer soll durch Qualifizierung und Weiterbildung gewährleistet werden. Zum anderen will sie die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland fördern und auch das Potenzial der Geflüchteten nutzen, indem diese gezielt in den Arbeitsmarkt integriert werden. Bildungschancen sollen für alle von Anfang an gleich sein. Zudem unterstützt die Bundesregierung Unternehmen dabei, die Vorteile einer vielfältigen Arbeitnehmerschaft, die aus Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Alters sowie verschiedener Herkunft besteht und auch Menschen mit Behinderung einschließt, zu nutzen und von diesen zu profitieren. Sicherung des Fachkräftebedarfs ist zentrale Aufgabe Der Fachkräftemangel hemmt viele Bereiche der deutschen Wirtschaft und die bereits heute bestehenden Engpässe werden sich noch ausweiten. Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind gleichermaßen gefordert, an Lösungen zu arbeiten. Ein elementarer Schlüssel zur Bewältigung liegt in der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter. Dafür muss das Schulsystem die digitalen Kompetenzen deutscher Schüler stärken, außerdem sollte die Zuwanderung ausländischer Spezialisten in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Zudem muss die schleppende digitale Transformation entschlossen angegangen werden, andernfalls läuft Deutschland Gefahr, im internationalen ■ Vergleich abgehängt zu werden.

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TITEL Arbeitswelt 4.0 Fachkräftemangel

War for Talents – Erfolgsfaktoren im Kampf um die Besten Matthias Busold Geschäftsführer | Busold Consulting GmbH Herausgeber „War for Talents“ SpringerGabler Verlag

Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Der

demographische Wandel und die ungemein robuste Wirtschaft in Deutschland haben zu Vollbeschäftigung geführt, zum Teil sogar zu strukturellen Unterkapazitäten – und diese Entwicklung verschärft sich, wenn die Generation der geburtenstarken Jahrgänge ab 2020 in Rente geht. Zusätzlich haben Familie und Stetigkeit im Leben gegenüber Karriere um jeden Preis einen höheren Stellenwert erhalten. Unternehmen müssen sich im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte strategisch so am Arbeitsmarkt positionieren, damit sie als „TOP-Arbeitgeber“, neudeutsch „Employer of Choice“ betrachtet werden.

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Ausgehend von Prognosen zur Altersund Qualifikationsstruktur ist die Implementierung von vier Grundsäulen im Rahmen des langfristigen Talent Recruitings notwendig: ■ Employer Branding: Wie positionieren sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber? ■ Digitalisierung: Wie nutzen Unternehmen die Digitalisierung als Chance? ■ Talentmanagement: Mit welchen kreativen Ansätzen wird sichergestellt, dass wettbewerbsrelevante Positionen richtig besetzt werden? ■ Retention Management: Wie halten Unternehmen ihre Toptalente langfristig?

Zum Beispiel ist es fundamental, die nach außen oftmals mit wohlklingenden Attributen unterfütterte Unternehmenskultur auch tatsächlich zu leben oder im konkreten Rekrutierungsprozess hochprofessionell und kandidatenorientiert zu handeln. Wenn es hierbei eine Lücke gibt, dann entsteht auf Seiten der umworbenen Kandidaten eine kognitive Dissonanz und das jeweilige Unternehmen wird auf Bewertungsportalen negativ evaluiert. Theoretisches Handwerkszeug, die zugrunde liegende Methodik und die praktische Umsetzung sind daher für die Entscheider in Personalmanagement im War for Talents die wichtigsten Grundvoraussetzungen, um im Kampf um die besten Köpfe Schritt halten zu können. ■

Dabei ist vor allem zu beachten, dass eine entsprechende Positionierung am Arbeitsmarkt nicht bedeutet, den einen oder den anderen Aspekt besonders gut zu machen und andere auszulassen. Die optimale Strategie besteht aus einem unternehmensspezifischen Mix dieser unterschiedlichen Handlungsfelder. Besonderes Augenmerk ist darauf zu lenken, dass Anspruch und Realität im Einklang sind.

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ADVERTORIAL Jubiläum

BMW Händler STADAC feiert doppeltes Jubiläum 100 Jahre Familientradition im Autohandel und 40 Jahre STADAC

Mit der Gründung eines Kfz-Betriebes, Ecke Alsterkrug-

chaussee/Preetzer Straße, legte Ernst Leuchtenberger 1919 den Grundstein für einen heute bestens geführten Familienbetrieb. Urenkel Philip Leuchtenberger führt die in 2005 eröffnete Filiale Norderstedt, in Flughafennähe, seine beiden Brüder, Martin und Lorenz sind ebenfalls im operativen Geschäft des Unternehmens mit seinen 220 Mitarbeitern sowie Gründer Werner Leuchtenberger aktiv. Die Betriebe in Stade (1979), Buxtehude (1983), Buchholz (1986), Ahrensburg (2008) und Norderstedt generieren einen Umsatz von etwa 95 Millionen Euro. Rückblick: Als Ernst Leuchtenberger nach dem Ende des 1. Weltkrieges den Betrieb gründete, baute er auf den Bedarf an betriebsbereiten Nutzfahrzeugen. Marken wie DKW, Borgward, Goliath (Dreirad- und Vierrad-Lieferwagen) kamen in

die Werkstatt an die Preetzer Straße. Selbst die Krisen der 20er und 30er Jahre sowie die harte Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges, in dem Ernst zwei von seinen drei Söhnen verlor, konnte den Tüftler und Schrauber Leuchtenberger nicht von seinem Weg abbringen. Er übergab das Geschäft an seinen Sohn Walter, der dies bis zu seinem Tod 1979 weiterführte. Nach seinem Tod entschieden sich die Brüder Rolf und Werner die nunmehr 60-jährige Tradition getrennt fortzusetzen. In Stade gründete Werner Leuchtenberger 1979 das Stader Automobilcenter. Dieser eingetragene Firmenname liefert auch den Grundstock für das Unternehmen STADAC. Sein Weitblick auf vorhandenes Potential einer aufstrebenden Marke sowie seine 10-jährige BMW-Erfahrung machte

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ihn zuversichtlich für einen Neubeginn auf der westlichen Elbseite. Dank steter Dynamik und zähem Zielstreben wurde schon vier Jahre später mit dem Buxtehuder Betrieb erweitert. Weitere zwei Jahre, vergrößerte man durch Übernahme eines Buchholzer Vertragshändlers auf den dritten Betrieb. Nach 25 Jahren im Hamburger Süden bekam STADAC die Chance wieder nahe der Ursprungsstätte im Hamburger Norden zu investieren. Wegen hoher Investitionen in Standards haben in Norderstedt und Ahrensburg die Partner vor Ort den Vertrag nicht fortsetzen wollen und Familie Leuchtenberger bekam den Zuschlag. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurde zweimal neu gebaut, jeweils in bester Lage für Kunden und Logistik.In Norderstedt wartete und verkaufte man bis 2010 auch die Fahrzeuge der Sportwagenmanufaktur Wiesmann. In allen Filialen stehen Beratungs- und Serviceteams an sechs Tagen den Kunden, egal ob Privat-, Gewerbe- oder aber dem Gebrauchtwagenmarkt, zur Verfügung. In der nächsten Ausgabe berichten wir über die Stärken der Marke des Hauses sowie über die Zukunft der Automobil■ Industrie.

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TITEL Arbeitswelt 4.0 Fachkräftemangel

Fachkräftesicherung: Praxiskontakte so früh und so konkret

Kompakt, flexibel,

Sabine Fernau Geschäftsführerin | Initiative NAT

Viele Branchen und Betriebe klagen über Nachwuchsmangel, von der kleinen IT-Schmiede bis zum Großunternehmen. Besonders im MINT-Bereich ist der Fachkräftemangel schon seit Jahren unvermindert hoch, mit der Digitalisierung hat sich das Problem noch verschärft.

E in bewährtes Gegenmittel sind Praxiskontakte so früh wie möglich, so die Erfahrung der Initiative NAT, die seit über zwölf Jahren junge Menschen in der Metropolregion Hamburg für Naturwissenschaft und Technik begeistert. Aber gerade kleinere Unternehmen scheuen den Zeitaufwand, der mit Schülerexkursionen und Praxistagen gemeinhin verbunden wird. Dabei geht es auch kompakt, erläutert Sabine Fernau, NAT-Gründerin und Geschäftsführerin, in diesem Gastbeitrag. Eine Schuldoppelstunde bei einem Start-up Der Büroraum im dritten Stock des Coworking Space ist hell und freundlich, durch die Glasfronten blickt man auf

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Hamburgs pulsierende Innenstadt rund um den Gänsemarkt, Küche, Kaffee und Wasser werden gestellt: Dass Entwickler nicht, wie bisweilen gedacht, in dunklen Kellerräumen vor kalten Bildschirmen sitzen, ist die erste Lektion, die Physikprofilschüler vom Matthias-Claudius-Gymnasium im Format „90 Minuten MINT“ lernen. Die zweite: Über „GitHub“ (eine Art Facebook für Software-Projekte), den täglichen, gemeinsamen Blick auf den Code und die Treffen mit Investoren und Interessenten ist Kommunikation angesagt – stille Einzelgänger haben keine guten Karten. Schließlich: Auch wenn ein Startup durch Steuergelder finanziert wird, bekommt es nichts geschenkt, es muss sich ständig beweisen und verbessern.

Eigentlich hat das vierköpfige Team der Tenzir GmbH, ein IT-Security-Startup mit dem Fokus auf Netzwerkforensik, also genug zu tun: Es entwickelt Software zur Aufklärung komplexer Hacker-Angriffe, will aber auch im Vorfeld die Cybersicherheit erhöhen. Dennoch ruht die Arbeit an diesem Vormittag für anderthalb Stunden: Das gesamte Tenzir-Team nimmt sich Zeit für die Schülerfragen und ist auch selbst neugierig, welche Vorerfahrungen die 16- und 17-Jährigen mitbringen. „Wir haben alle selbst Kinder“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Matthias Vallentin das Engagement. „Wir hoffen, dass sie später auch so vielseitige Einblicke in Technik und Informatik erhalten.“ Für ein junges Start-up, dessen Produkte noch nicht am Markt sind, sei es wichtig, Denkanstöße zu geben und sich zu vernetzen. Und schließlich gelte: „Der Zeitaufwand war nicht so groß.“ Ein Blick in die Praxis Kleiner Aufwand, große Wirkung: Durch die offene Atmosphäre und Nähe bei „90 Minuten MINT“ können persönliche Beziehungen aufgebaut werden, die Themen Studienfachwahl, Ausbildung und Berufseinstieg kommen auf natürliche Art zur Sprache. Bisher haben sich dafür hauptsächlich Hochschulen, Mittel- und Großunternehmen bei NAT engagiert. Start-ups sind erst seit 2018 dabei, als die Digitalisierung die Informatik in den Fokus rückte. Mehr noch: Auch die IT-Branche spürt, dass sie um die schlauen Köpfe buhlen muss. Wer bei einem Start-up wie Tenzir mitarbeiten will, braucht mindestens ein abgeschlossenes Informatikstudium. „Was wir machen, ist schon sehr technisch und alles andere als trivial“, sagt

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Foto: Initiative NAT

Foto: Elfriede Liebenow

90 Minuten MINT


TITEL Fachkräftemangel

wie möglich

effizient:

Matthias Vallentin. Der Gründer steht für eine neue Generation, der das Engagement für den Nachwuchs auch ein persönliches Anliegen ist. Sie ist gut vernetzt und weiß, was in anderen Teilen der Welt vorangetrieben wird und vor allem wie rasant es geht. „Vuca“ steht in der Sprache der Gründer für volatil, unsicher und mehrdeutig. Jung, weiblich und interessiert an Algorithmen? Für die Fachkräftesicherung ist die Schnelligkeit, mit der die Digitalisierung unser Leben verändert, die eigentliche Herausforderung: Manche Umsetzung erfolgt heute fast zeitgleich mit der Idee, die Komplexität nimmt zu. WLAN und Tablets an den Schulen sind das eine – wichtiger für den Nachwuchs und für Lehrer ist jedoch, zu verstehen, was hinter den Schlagworten KI oder Blockchain wirklich steckt. Nur dann können Chancen gesehen, eigene Ideen entwickelt und neue

Lösungen vorangetrieben werden. Wir benötigen deutlich mehr junge Leute, gerade auch Frauen, mit einem guten Verständnis für Algorithmen, Informatik und Softwareentwicklung. Wir bei NAT tragen dazu gern unseren Teil bei: Wir nehmen in unserem Mädchenprogramm mint:pink verstärkt digitale Themen und Start-ups in den Blick, wir fördern besonders begabte „Nerds“ bei mint:pro und wir investieren in eine digitale, portalgestützte Koordination zwischen Schule und Wirtschaft – um junge Menschen für 90 Minuten MINT in den Austausch mit ihnen zu bringen. Wenn ich mir etwas wünschen darf: Mehr finanziellen Spielraum für die Umsetzung unserer Projekte! Ganz im Sinne des ehemaligen Wirtschaftssenators Frank Horch: „Ich möchte die Unternehmen in der Region dazu aufrufen, sich bei NAT als Partner zu engagieren. Denn die klugen Köpfe, die wir heute für uns gewinnen, müssen wir morgen nicht mehr suchen.“

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90 Minuten MINT Das Format 90 Minuten MINT vernetzt Theorie und Praxis, Unterricht und Berufswelt in einer Schuldoppelstunde. Es ist curricular eingebunden, die Schüler werden in die Pflicht genommen: Sie arbeiten in Kleingruppen, entwickeln eigene Fragestellungen und wählen etwa einen Teamsprecher, der die Organisation übernimmt. Anschließend tragen sie die Erfahrungen und Erkenntnisse wieder zurück in den Unterricht und tauschen sich aus. Viele Vorteile, die auch die Hamburger Schulbehörde überzeugt haben. Die aufgewendete Zeit kann für die Berufs- und Studienorientierung („BoSo“) angerechnet werden, die seit dem Schuljahr 2018/19 auch in der gymnasialen Oberstufe verbindlich ist. Zudem wird das neue Portal „mintmatch“, das den Abgleich und die Zuordnung zwischen Unternehmen und Schulen digitalisiert, von der Schulbehörde mitfinanziert. mint:pink Kleiner Aufwand, große Wirkung: Diese Faustformel für die Fachkräftesicherung von morgen hat sich bewährt. Etwa bei dem Mutmach-Programm mint:pink für Mittelstufenschülerinnen: Bevor die Schülerinnen sich auf die Wahl eine Profilkurses festlegen, sollen insbesondere naturwissenschaftlich begabte und interessierte Mädchen, sich noch einmal an fünf Praxistagen mit den eigenen Neigungen und der Option MINT auseinandersetzen. Zum Abschluss tauschen sie sich in einem Speed-Dating mit gestandenen Ingenieurinnen, Naturwissenschaftlerinnen oder MINT-Berufseinsteigerinnen über Studium und Voraussetzungen, Berufsfindung und -alltag aus. www.mintpink.de Über NAT Die Initiative Naturwissenschaft & Technik wurde 2007 von den Wirtschaftsrat-Mitgliedern Helmut Meyer und Sabine Fernau sowie Prof. Wolfgang Mackens gegründet. Fünf Hamburger Hochschulen, das Deutsche Elektronen-Synchrotron, die KörberStiftung, die Hamburger Technologie Stiftung, die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sowie zahlreiche Unternehmen und Schulen engagieren sich in der Bildungsinitiative. Inzwischen beschäftigt die Initiative vier Mitarbeiter. www.nat.hamburg

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Weitere Informationen: Initiative NAT Sabine Fernau fernau@nat.hamburg 040-328 91 98 51

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Titel

Foto: © Bernadette Grimmenstein

Fachkräftemangel

Zum Experten werden:

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Vom coolen Sommerjob zum Abteilungsleiter

asser ist ein besonderes Metier: Man braucht es zum Überleben, Essen und Trinken, man nutzt es als Verkehrsweg und zur Kraftgewinnung, es macht viel Spaß, dient der Fitness und Genesung. Wasser begleitet auch den Mann am Beckenrand den ganzen lieben langen Arbeitstag, er lässt sich zum Rettungsschwimmer ausbilden. Sein Arbeitgeber ist die Bäderland Hamburg GmbH, ein Hanseatisches Unternehmen, die dem Fachkräftemangel in besonderer Weise vorbeugen will. Michael Dietel, Pressesprecher des Unternehmens fasst das so zusammen: „Jedes Arbeitsjahr stellt uns mit seinen saisonalen Spitzen immer wieder vor große Aufgaben. Zur Eröffnung der Freibäder benötigen wir ca. 30-60 zusätzliche RettungsschwimmerInnen. Der vorhandene Personalstamm aus unseren Hallenbädern reicht dann, wenn die Sommerfreibäder dazu kommen, nicht mehr aus. Somit haben wir jedes Jahr saisonal zusätzlichen Bedarf. Das sind dann Menschen aus allen möglichen Bereichen: Studierende die einen Sommerjob suchen, Schichtarbeiter, die ihre Zeit lukrativ nutzen wollen oder jemand, der aktiv seinen Beruf wechseln will. Die Interessenten müssen nur gut schwimmen und Deutsch sprechen können. Eine spezielle Einweisung in die fachlichen Tätigkeiten bekommen sie dann bei uns, das heißt, wir bilden sie zu RettungsschwimmerInnen aus.“ Und weiter: „Wenn wir dann eine gute gemeinsame Saison haben und sich aus den neuen MitarbeiterInnen engagierte und gut einsatzfähige Arbeitskräfte entwickeln, übernehmen wir dann in der Regel einen großen Teil – schließlich hat ja jeder auch eigene Pläne – gern als festes Personal in eine zukunftsfähige Laufbahn“. Auch der neue Rettungsschwimmer ist dank seiner Qualifikation so ein Kandidat mit den besten Aussichten auf eine feste Anstellung bei Bäderland. „Ein Karriereweg vom Beckenrand in den Aufsichtsrat ist bei uns durchaus denkbar“, erklärt Dietel. Denn wer aus dem Sommerjob dauer-

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Text: Ehrhard J. Heine

haft in den Beruf einsteigen will, kann nach viereinhalb Jahren Berufserfahrung auf dem zweiten Bildungsweg die Prüfung als Bademeister – eigentlich heißt das Fachangestellter für Bäderbetriebe – ablegen. Entsprechende Vorbereitungskurse bietet das Unternehmen an. Danach sind Schichtleiterstellen, Teamleitung oder sogar die Verantwortung für ein eigenes Schwimmbadbad möglich. „Wir haben einige KollegInnen, die so einen Quereinstieg gemacht haben und jetzt in sehr verantwortungsvollen Positionen sind“, so Dietel. Wem diese Schwimmbad-Perspektive auf Dauer zu wenig abwechslungsreich erscheinen mag, dem steht der Weg in die Fitness- und Hotelbranche sowie die Touristik oder Kreuzschifffahrt offen. Überall wo es Schwimmbäder, Pools oder Rutschenanlagen gibt braucht es qualifizierte Rettungsschwimmer und fachlich versiertes Personal für den Betrieb der Anlagen. Die Nachfrage ist sehr groß. Fazit aus Sicht des Hamburger Arbeitgebers: Über diesen Weg wird einerseits die saisonale Spitze im Sommer abgefangen, gleichzeitig können beide Seiten während der Saison erkennen, ob eine dauerhafte Zusammenarbeit sinnvoll ist. Die unbefristete Festanstellung ist dann die Regel, statt die Ausnahme. Da das Unternehmen allerdings ständig auch Erweiterungen an den 26 Standorten in ganz Hamburg vornimmt, bleibt der Personalbedarf hoch. Bäderland bildet daher ab 2019 jährlich vier Azubis zu Fachangestellten für Bäderbetriebe aus und plant, diese dann auch direkt zu übernehmen. „Auch wenn wir als Deutschlands zweitgrößter Schwimmbadbetreiber ein sehr interessanter und attraktiver Arbeitgeber sind und wir gute Initiativbewerbungen bekommen, müssen wir mehrgleisig fahren. Dabei ist es uns wichtig engagierten Menschen eine dauerhafte und sichere Perspektive zu geben“, kommentiert Dietel. Das scheint seit Langem zu gelingen. Die durchschnittliche Firmenzugehörigkeit liegt bei rd. 16 Jahren. Das spricht wohl für sich! ■

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TITEL Fachkräftemangel

Warum eine aktuelle Online-Präsenz lebensnotwendig für jedes Unternehmen ist, um stetig neue Mitarbeiter zu gewinnen Auch beim Employer Branding, was für ArbeitgeberD

as Wort Digitalisierung ermüdet manch einen von uns mittlerweile. Und auch bei diesem Thema kann mal klar differenzieren: Was hilft und was nicht hilft und nur kostet. Ein 24-jähriger Bewerber meinte selber zuletzt: „Ich gucke mir genau den Webseitenauftritt an, bevor ich mich dort bewerbe.“ Genau so funktioniert der „War for Talents“ – ohne aktuelle Webseite mit wesentlichen Informationen zum Unternehmen, zur Arbeitsweise und zum Zusammenhalt ist es heutzutage schwer die interessanten Bewerber zu überzeugen. Auch die Frage nach dem „Purpose“ des Unternehmens interessiert viele Bewerber in bewegten Zeiten, wo viele sich auf Nachhaltigkeit besinnen. Deswegen ist es so wichtig einen aktuellen Web-Auftritt zu haben und aktiv Berufseinsteiger und Berufserfahrene auch mit aussagekräftigen Social-MediaProfilen neugierig aufs Unternehmen zu machen und bestenfalls auf der Firmenwebseite eine eigene Landingpage für Bewerber zu haben: Mit Foto des Ansprechpartners und direkter E-Mail-Adresse. Nicht jeder Mittelständler hat das Budget eines Markenartiklers um eine Online Arbeitgebermarketing-Strategie durchzuführen. Dank kostenfreier Portale kann jedes Unternehmen sowohl die Grundbekanntheit erhöhen, als auch die Grundbotschaft vermitteln, wofür das Unternehmen steht und was es besonders macht für neue Mitarbeiter. Das strategische Durchdenken der Digital-Strategie und Aufsetzen der Onlineprofile ist sicherlich eine Sache, das operative Pflegen kann dann in Eigenverantwortung von einem affinen Mitarbeiter selber übernommen werden.

marketing steht, hilft klassisches Marketing weiter. Aber ohne modernen Auftritt im Web reicht es heute nicht mehr.

Hier gilt wie immer im Marketing die Kundensprache, also Bewerbersprache zu sprechen und alle Texte und Botschaften so zu formulieren. Eine Investition, die sich sofort auszahlt und schneller wirkt als jede Neuprodukteinführung. Dank der vorhandenen digitalen Medien kann so jeder Mittelständler sich zur Marke entwickeln. Online-Präsenz Checkliste: ■ Aktualisierung der Firmenhomepage, die auch mit dem Handy gut lesbar ist ■ Eigenständige Bewerber-Landingpage ■ Sichtbarmachung für Google ■ Anlegen des Google-My-BusinessUnternehmensprofils mit aussagekräftigen Fotos ■ Anlegen der Social-Media-Profile wie Instagram, Linkedin, XING, Facebook und Twitter „Umsatzwachstum ist bei vielen meiner Strategieberatungen nicht mehr Schwerpunkt: Jetzt steht die Gewinnung von Nachwuchskräften als Wachstumsmotor an.“

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Ist es Zeit, die Social-Media-Strategie für Ihr Unternehmen zu überdenken?

Christine Witthöft hat 2014 ihr Unternehmen UMSATZSCHMIEDE Marketing- & Vertriebsberatung gegründet um als Strategin für Neuausrichtung, neue Technologien und Digitalisierung für mittelständische Unternehmen tätig zu sein. Zuvor war die Betriebswirtin als Marketing Manager und Führungskraft für amerikanische Konzerne weltweit tätig. Als Beiratsmitglied steht sie für Wachstumsstrategien und Digitalinnovation.

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TITEL VERANSTALTUNG Arbeitswelt 4.0 IT-Sicherheit

Die Kehrseite der CYBERCRIME Digitalisierung

Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland wird mindestens wöchentlich zum Ziel von Cyberangriffen. Studien gehen davon aus, dass der Wirtschaft dadurch Schäden von 40 bis 50 Milliarden Euro pro Jahr entstehen. Trotzdem nehmen viele Firmen die IT-Sicherheit immer noch auf die leichte Schulter. Bei einer Veranstaltung mit Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer wurde dieses Problem thematisiert. Experten von KPMG veranschaulichten die Gefahren mit einer Live-Hacking-Demonstration. Text: Christian Ströder / Julius Linke

Green Garden Ralf Martin Meyer

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n seinem Impulsvortrag lenkte der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer den Fokus auf die Selbstverteidigung gegen Cyberattacken. Denn, so der Kriminalexperte, auch die Nutzer – Privatanwender wie Unternehmen – seien Teil des Problems. Durchschnittlich dauere es 150 Tage, bis eine Cyberattacke

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überhaupt entdeckt werde – viel Zeit also, um viel Schaden anzurichten. Eine gute IT-Abteilung und geschulte Mitarbeiter seien enorm wichtig, schließlich müssten Unternehmen auch die Daten ihrer Kunden, also Dritter schützen. „Die Wirtschaft sieht sich zurzeit mit einer ganzen Hackerindustrie konfrontiert, gegen die es leider keinen hundertprozentigen Schutz gibt“, sagte Meyer und warnte davor, dass die professionell organisierte Internetkriminalität nicht statisch agiere. Unternehmen sollten ihren Internetauftritt und interne Sicherheitsmechanismen kontinuierlich prüfen. Da laufend neue Angriffsmethoden, bis hin zu synthetischer Stimmenimitation eingesetzt

würden, müssten gerade Firmen eine Vorreiterrolle in der Cybersicherheit spielen, um bestmöglichen Schutz für ihre Kunden garantieren zu können. Zwei Aspekte sind laut Ralf Martin Meyer besonders wichtig: Erstens sollten Unternehmen darauf bedacht sein, schon die Wahrscheinlichkeit von Cyberangriffen durch umfassende Schutzmaßnahmen zu senken. Zweitens ließen sich Schäden durch regelmäßige Backups und die schnelle Schließung von Sicherheitslücken in Grenzen halten. Abschließend wies der Präsident noch auf den sogenannten „Awareness-Stick“ der Polizei Hamburg hin. Auf diesem befinden sich Empfehlungen und Unterlagen für Unternehmen im Hinblick auf Cybersicherheit.

Wilhelm Dolle

Anschließend wandte sich Wilhelm Dolle, Partner Cyber Security bei KPMG, an die Zuhörer. Er klärte über Motivation, Denkmuster und Vorgehensweise von

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VERANSTALTUNG IT-Sicherheit

Internetkriminellen auf. „Die verfügen über sehr viel Geld und haben reichlich Zeit“, sagte der Experte und betonte, dass Sicherheit für jedes Unternehmen individuell gedacht werden müsse. Sie sei kein

Marcel Kunze, Manager Cyber Security, und Steven Koleczko, Assistant Manager Cyber Security, demonstrierten anhand von vier Anwendungsfällen, wie einfach und unbemerkt Cyberangriffe ablaufen.

fertiges Produkt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Permanenter Erfahrungsund Wissensaustausch seien deswegen im Kampf gegen Cyberkriminalität sehr wichtig. Gleiches gelte für die technische Ausstattung: „Sicherheit ist wie ein Rennen, der Langsame verliert“, so Dolle. Cybersecurity funktioniere aus diesem Grund nur mit moderner IT. Die Umsetzung von technischen Schutzmaßnahmen müsse unter Berücksichtigung des State-of-theart der Informationssicherheit erfolgen. Nicht zuletzt sollten Unternehmen ihre schützenswerten Informationswerte kennen und kritische Informationswerte identifizieren. Umso relevanter werde dies angesichts der Tatsache, dass in der Wirtschaftswelt immer mehr digitalisiert werde. Cyberattacken würden noch attraktiver und deswegen zunehmen. Praktisch und anschaulich wurde es im letzten Teil der Veranstaltung, beim Live-Hacking. Die KPMG-Experten

Für einen echten Aha-Effekt im Publikum sorgte, dass das vermeintliche GastWLAN sich als Teil der Vorführung entpuppte. Tatsächlich hatten sich einige Veranstaltungsteilnehmer eingeloggt und waren in die Falle getappt. Besuchte Internetseiten, detaillierte Informationen über das Gerät – alles konnte bei diesem sogenannten „Man-in-the-Middle-Angriff “ abgerufen werden. Auf Einladung von KPMG fand die sehr informative Veranstaltung ihren Abschluss bei einem Get-together mit Imbiss und Getränken.

Die KPMG-Experten Marcel Kunze, Manager Cyber Security, und Steven Koleczko, Assistant Manager Cyber Security, demonstrierten anhand von vier Anwendungsfällen, wie einfach und unbemerkt Cyberangriffe ablaufen.

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VERANSTALTUNG Jahresauftakt

Neujahrsempfang im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft In stimmungsvoller Atmosphäre und bei bester Laune feierten rund 400 Mitglieder und Freunde des Wirtschaftsrates den Traditionellen Neujahrsempfang, dieses Mal im Großen Festsaal des Grand Elysée Hamburg. „Élysée“ war auch wichtiges Stichwort des Abends. Denn als Ehrengast sprach die Französische Botschafterin in Deutschland, ihre Exzellenz Anne-Marie Descôtes. Sie warb für ein starkes Europa und die deutsch-französische Zusammenarbeit.

Text: Christian Ströder / Hauke Meisner

I Anne-Marie Descôtes Französische Botschafterin in Deutschland

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n seiner Eröffnungsrede skizzierte der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Hamburg, Dr. Henneke Lütgerath, die besondere Beziehung zwischen Hamburg und Frankreich. Anschließend zeichnete er den deutsch-französischen Aussöhnungsprozess nach und fasste dessen Bedeutung für Europa wie folgt zusammen:

„Die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland war von elementarer Bedeutung für Europa – die conditio sine qua non für den europäischen Integrationsprozess bis heute.“ Diesen Ball nahm die Botschafterin auf, lobte den Austausch zwischen Hamburg und Frankreich in wirtschaftlicher, kultureller, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht und erläuterte, dass es immer mehr Aufgaben gebe, die das deutsch-französische Engagement erforderten. „Dabei denke ich vor allem an den Populismus und an die nationalen Egois-

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Fotos: Frank Soens

VERANSTALTUNG Jahresauftakt

men, die leider wieder ihren Weg in die europäischen Gesellschaften gefunden haben, an unseren Rückstand im Bereich Digitalisierung und an die Spannungen im internationalen Handel“, so Madame Descôtes. Es gehe dabei auch um die Wut, die sich seit November in Frankreich in Form der Gelbwestenbewegung Bahn breche. Diese habe zwar französische Wurzeln, könne in unterschiedlichen Ausprägungen aber auch in anderen Ländern beobachtet werden. Die Reformen in Frankreich würden aber fortgeführt. „Nichtstun wäre am ge-

Auf bilateraler Ebene sei es wichtig zu sehen, dass die Reformen es dem deutsch-französischen Tandem erlaubten, gemeinsam geschlossener voranzugehen. Der Aachener Vertrag habe dabei einen besonderen Wert, da er als roten Faden die wirtschaftliche, gesellschaftliche und

Richtlinien, die den Ländern Spielraum lasse. Hier sei eine bessere Koordinierung erforderlich, um Maßnahmen anzugleichen und die Richtlinien gemeinsam und so ähnlich wie möglich umzusetzen. Generell sei es heutzutage wichtig, die europäische Souveränität auf Kosten der nationalen Souveränität zu stärken. „Wir müssen eine starke Union, eine starke Währung und eine starke Eurozone haben, damit wir gegenüber China und Amerika stärker sind, wenn wir uns mit ihnen in Verhandlungen befinden“, sagte die Botschafterin abschließend und mahnte: „Ohne eine Vertiefung der Instrumente, die den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt sichern, ohne die Schaffung eines Haushalts der Eurozone, ohne die Verteidigung der europäischen Errungenschaften, können wir das nicht schaffen.“ Das Schlusswort des Abends übernahm mit Dr. Philip Marx ein Mitglied des Landesvorstands. In gewohnt launiger Manier dankte er der Botschafterin für ihre Ausführungen und überreichte als kleine Aufmerksamkeit das Buch „Wer hat

Angst vor Deutschland?“, das der Frage nachgeht, wie sich deutsche Stärke und europäisches Gemeinwohl in Einklang bringen lassen. Seinen Abschluss fand der Neujahrsempfang 2019 schließlich beim Get-together mit kulinarischen Köstlichkeiten, ■ angelehnt an die cuisine française. fährlichsten und wir wollen den Herausforderungen von morgen nicht hilflos gegenüberstehen“, erklärte die Botschafterin. So führe die Reform des Arbeitsmarktes zu mehr Flexibilität auf betrieblicher Ebene und trage zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Frankreich bei. Auch sei eine Reform der Ausbildung begonnen worden, bei der sich die Regierung vom deutschen Modell habe inspirieren lassen.

europäische Konvergenz beinhalte. „Ziel ist es, unsere Wirtschaftsgesetze immer stärker anzugleichen, sodass Wirtschaft und Gesellschaft auf beiden Seiten des Rheins einander noch näherkommen“, so Anne-Marie Descôtes. Als Beispiel nannte sie die Umsetzung von europäischen

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Der Dank gilt unseren Sponsoren: BDO AG Colliers International Hamburg GmbH Deutsche Bank AG Wer liefert was? GmbH Vattenfall GmbH

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VERANSTALTUNG Nachwuchskräfte

Beirat der Unternehmerinnen

Wie finden Hamburgs Unter

In Zeiten eines hohen Beschäftigungsniveaus stehen viele Hamburger Unternehmen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Der Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere nach Nachwuchskräften. Aktuell fehlen mehr als 53.000 Fachkräfte in der Hansestadt. Hinzu kommt, dass die Zeitspanne zwischen dem Ausscheiden von Arbeitnehmern und der Neubesetzung von Stellen immer größer wird – mittlerweile liegt sie bei bis zu sechs Monaten. Text: Christian Ströder / Hauke Meisner

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or diesem Hintergrund hatte „Beirat der Unternehmerinnen“ zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Mit dabei waren Christina Block, Aufsichtsratsmitglied der Eugen Block Holding GmbH, Bianca Steinke, technische Projekt- und Produktmanagerin, Thomas Krakau, Leiter Konzernbereich Pflege der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGa, Arno Schirmacher, Leiter Personalmanagement der Hamburger Hafen und Logistik AG sowie Michael Westenberger MdHB, Fachsprecher für Wirtschaft und für Europa der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Moderiert wurde die Runde von Eva Buchhorn, Redakteurin des manager magazin.

Thomas Krakau erläuterte, dass der Pflegebereich besonders unter dem Fachkräftemangel leide. „Wir sind viel stärker betroffen als andere, was ganz einfach daran liegt, dass es in der Zukunft – in den nächsten 20, 30 Jahren – immer mehr alte Menschen geben wird, die immer mehr Pflege brauchen“, so Krakau. Um dafür gewappnet zu sein, müsse neben der Erhöhung der Ausbildungska-

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pazitäten zusätzlich eine große Zahl von Pflegekräften im Ausland rekrutiert werden. So gebe es z.B. auf den Philippinen, in der Ukraine oder den Westbalkanstaaten einen Überschuss an gut ausgebildeten Fachkräften, die gerne in Deutschland arbeiten würden. Allerdings müssten große bürokratische Hürden überwunden werden, bis diese hierzulande eingesetzt werden könnten. „Wir brauchen die Leute hier und wir brauchen sie jetzt. Jeder, der dazu beitragen kann, dass unsere verkrustete Bürokratie etwas offener wird, in Richtung Green Card oder wie auch immer, ist herzlich willkommen“, appellierte Krakau. Darüber hinaus sei die starke Regulierung in der Gesundheitsbranche ein großes Problem.

Bianca Steinke berichtete vom Fachkräftemangel in der IT-Branche, der insbesondere Start-ups Schwierigkeiten bereite. Auch machte sie darauf aufmerksam, dass gerade im IT-Sektor der Frauenmangel eklatant sei. „Es ist ein großes Problem, dass das Wachstum der Start-ups einer-

seits stark behindert wird und andererseits inhaltlich – in der Produktentwicklung – die weibliche Sicht auf die Themen fehlt.“ Bei der Rekrutierung von Fachkräften im Ausland habe die Branche ebenfalls mit hohen bürokratischen Hürden zu kämpfen: „Wenn wir jemanden finden, der qualifiziert ist, der Interesse hat, haben wir das Problem, Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen“, so Steinke. Gerade die deutsche Sprache sei in Deutschland oft noch für eine Arbeitserlaubnis erforderlich, obwohl diese bei der Ausübung des Berufs häufig gar nicht notwendig sei. Kritik übte Steinke überdies an der Ausbildung in Deutschland. „In England ist Informatik Pflichtfach, da lernen Jugendliche bis zum 14. Lebensjahr zwei Programmiersprachen“, erklärte sie. Auch in Deutschland müssten die Kinder spielerisch an die Themen Technik, IT und die MINT-Berufe allgemein herangeführt werden.

Die vergleichsweise geringen Probleme der HHLA bei der Mitarbeiterrekrutierung erklärte Arno Schirmacher mit dem guten Image und der Präsenz seines Unternehmens: „Es ist so, dass wir als Arbeitgeber mit Unesco-Weltkulturerbe, den Hafenterminals, sehr bekannt sind und eigentlich auf fast jeder Postkarte vorkommen.“ Man gehe aber auch neue Wege, um Auszubildende zu finden und die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. So gebe es keine festen Stichtage für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz mehr und auch auf Einstellungstests werde ver-

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VERANSTALTUNG Nachwuchskräfte

nehmen ihre Nachwuchskräfte? Die Gründungsmitglieder des Beirats der Unternehmerinnen (v.l.): Christina Block, Ellen Lackner, Rena M. Bargsten, Anneke Hines und Dr. Ruth-Caroline Zimmermann

zichtet. „Die Bewerber kommen zu uns, machen ein Praktikum, denen gefällt das Unternehmen, wir sind auch zufrieden und dann machen wir einen Ausbildungsvertrag“, skizzierte Schirmacher den Bewerbungsprozess. Wichtig sei für die Menschen auch, wie sie zur Arbeit kämen. Die HHLA biete dafür beispielsweise ein E-Bike-Leasingprogramm an, das von den Mitarbeitern sehr gut angenommen sei. „Die Menschen möchten mit der Firma verbunden sein und sie schätzen, dass das Unternehmen sich mit ihrer Lebensrealität außerhalb der Arbeit beschäftigt“, erklärte der Personalchef.

nehmen verwies sie auf die Praxis, dass die Mitarbeiter ihren Dienstplan in jedem Block House selbst gestalten könnten. „Die Mitarbeiter kommunizieren miteinander. Sie wissen ohnehin am besten, wer wie, wo und wann arbeitet. Durch das Arrangieren untereinander erhalten sie Freiheit über ihre eigene Arbeitszeit. Das ist ein großer Gewinn“, versicherte Block. Neben der Bezahlung gehörten auch Förderung und Forderung der Mitarbeiter dazu. „Die Bereitschaft, jeden Mitarbeiter auf eigene Kosten weiterzubilden – auch auf die Gefahr hin, dass er uns irgendwann verlässt – ist auch einer der Gründe, warum wir im Block House eine durchschnittliche Mitarbeiterzugehörigkeit von 20 Jahren haben.“ Einigkeit herrschte darüber, dass dringend mehr bezahlbarer Wohnraum in Hamburg geschaffen werden müsse, um den Bedarf für die Fachkräfte decken zu können.

che, Anreize für Unternehmen zu setzen: Firmen, die Grundstücke von der Stadt erwerben wollen, um Auszubildende und Fachkräfte unterzubringen, sollen in der Ausschreibung privilegiert werden. Um die Probleme rund um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, sprach er sich für eine Deregulierung des Marktes aus. „Wir müssen auf die äußeren Faktoren achten. Wir müssen für Berufe, die heute kaum einer übernehmen will, den Markt soweit von Regulierung befreien, dass unser Sozialstaat weiterhin funktioniert“, erklärte der Politiker. Darüber hinaus forderte er eine Renaissance der Ausbildungsberufe. „Wer heute studieren will, bekommt BAföG, bekommt alle Leitplanken, die der Staat geben kann. Nun machen Sie mal beim Elbcampus eine Ausbildung zum Meister. Was Ihnen da an Knüppeln zwischen die Beine geworfen wird. Geschweige denn, dass Sie ein kostenloses Darlehen vom Staat bekommen können“, kritisierte er. Der Staat müsse Rahmenbedingungen für die Ausbildung setzen, die jenen für ein Studium mindestens gleichwertig seien. ■

Der Bürgerschaftsabgeordnete Michael Unternehmerin Christina Block führte den Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen auch auf das schlechte Image der Ausbildung an sich zurück. Dieses müsse unbedingt aufpoliert werden. „Da sind wir als Arbeitgeber und Branchenvertreter gefragt“, so Block. Man müsse verstärkt auf die Arbeitgebermarke und die richtige Work-Life-Balance setzen. Als funktionierendes Beispiel aus dem eigenen Unter-

Michael Westenberger nahm diesen Punkt auf und berichtete, dass seine Partei über den Wirtschaftsausschuss versu-

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Moderation: Eva Buchhorn Redakteurin manager magazin

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Vor Ort in Hamburg

Foto: Airbus

Airbus: Hamburg fliegt immer mit

Text: Christian Ströder

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it seinen mehr als 15.000 Beschäftigten ist Airbus der größte industrielle Arbeitgeber Hamburgs. Damit befindet sich an der Elbe auch der zweitgrößte Airbus-Standort überhaupt. Von der Entwicklung und Konstruktion, über Produktion und Endmontage, bis hin zur Auslieferung laufen auf Finkenwerder alle wichtigen Schritte des modernen Flugzeugbaus zusammen. Aus diesem Grund

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gilt: Hamburg fliegt immer mit. Wer in ein Verkehrsflugzeug des europäischen Konzerns steige, könne sich sicher sein, dass diese Maschine das hiesige Werk durchlaufen habe, erläuterte Georg Mecke. Während des fast zweistündigen Rundgangs erfuhren die Besucher, welche Bauteile am Standort produziert werden, wie die Arbeitsprozesse aussehen und welche einzelnen Fertigungsschritte ein Flug-

zeug durchläuft. Unter allen Standorten, so erklärte Georg Mecke, sei Hamburg das Kompetenzzentrum für die A320-Familie. Man versorge von hieraus alle A320-Endmontagelinien in Toulouse, Mobile und Tianjin. Die Werksbesichtigung führte die Jungen Wirtschaftsratler zunächst in die Produktionshalle für die hinteren Rümpfe der A320-Reihe. Man erfuhr, dass Airbus bei

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Vor Ort in Hamburg

rung bildete der Besuch der riesigen Fertigungshalle für den A380, in der gerade an einer Maschine gearbeitet wurde. Damit war der Besuch bei Airbus aber noch nicht vorbei. Georg Mecke hatte seine Gäste für den zweiten Teil des Abends zum Gedankenaustausch eingeladen und gewährte weitere Einblicke in den AirbusKonzern. Der Standortleiter stellte aktuelle Geschäftszahlen vor, ging auf spezifische Herausforderungen im Flugzeugbau ein und gab einen Ausblick auf Innovationen der Zukunft. Forschung und Fortschritt haben bei Airbus hohe Priorität. So betreibt der Konzern mit dem „BizLab“ eine hauseigene Start-up-Schmiede. Sie ist zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und soll Keimzelle für Innovationen in der Luft- und Raumfahrtindustrie sein. Auch Themen wie 3D-Druck und Industrie 4.0 spielen (natürlich) eine wichtige Rolle bei Airbus. Sichtlich stolz zeigte Mecke in diesem Zusammenhang ein kurzes Video

Foto: Airbus – Helmut Hofer

diesem Fertigungsschritt anders vorgeht als die Konkurrenz: Der offene Rumpf wird genutzt, um schon jetzt Verkabelungen für den Innenausbau vorzunehmen. Eine einfache, aber effektive Änderung im Produktionsablauf, wie der Standortleiter versicherte. Mit dem Bus ging es weiter zur nächsten Halle und dem nächsten Fertigungsschritt: Die verschiedenen Rumpfsektionen werden hier zu einem Stück zusammengesetzt und mit weiterer Innenausstattung sowie Elektronik versehen. U.a. findet auch ein Drucktest für die Materialbeständigkeit statt. Wie schließlich aus dem Rumpf die flugfertige Maschine entsteht, konnten die Besucher in der dritten Halle sehen: Fahrwerk, Tragflächen und Leitwerke werden parallel zum fortschreitenden Innenausbau montiert. Im Wesentlichen fehlt danach nur noch die Farbe, die in hochmodernen Lackierhallen aufgetragen wird. Den krönenden Abschluss der Werksfüh-

Foto: Airbus – Michael Lindner

Hamburg ist weltweit der drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie. Das Herzstück bildet das Airbus-Werk auf Finkenwerder, wo vier Endmontagelinien die gut gefüllten Auftragsbücher abarbeiten. Wie dabei aus Millionen von Einzelteilen eine fertige Maschine wird, das erfuhr der Junge Wirtschaftsrat bei einer exklusiven und ausgedehnten Werksführung mit dem Standortleiter Dr. Georg Mecke.

über die im letzten Jahr in Betrieb genommene, vierte Endmontagelinie. Modernste Produktionstechnik kommt dort zum Einsatz. Etliche Produktionsschritte, die bislang von Menschen ausgeführt wurden, übernehmen Roboter. Das garantiere eine konstantere Fertigungsqualität und beschleunige den ganzen Prozess, sagte Mecke mit Blick auf den Auftragsbestand von über 6.000 Maschinen aus der A320Familie. ■

Dr. Georg Mecke (1. Reihe, 2.v.l.), Vice President Site Management Hamburg & External Affairs der Airbus Operations GmbH, nahm sich viel Zeit für den Jungen Wirtschaftsrat

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Aktuelles

FRAGEN AN EIN MITGLIED 1. Warum bist Du Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat? Digitalisierung wird weltweit sehr unterschiedlich angegangen. Unser Markt ist von globalem Wettbewerb geprägt, wodurch es für die gesamte Gesellschaft immer wichtiger wird, gemeinsam Antworten auf verschiedene Fragen zu finden. Der Junge Wirtschaftsrat bildet hierfür eine Plattform zum Austausch mit Sparringspartnern aus Politik und Wirtschaft und bietet den Rahmen, um alle Seiten der Digitalisierung zu beleuchten und Kernbotschaften zu erarbeiten. Auch durch meine Tätigkeit in einem Hamburger Start-up, kann ich hier wichtigen Input bekommen und kann Themen der nahen und mittelfristigen Zukunft mit den richtigen Leuten besprechen. Ideen können so gemeinsam weiterentwickelt und vorangetrieben werden.

2. Welche inhaltlichen Themen möchtest Du weiter voranbringen? Aus meiner Sicht sind der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Start-ups, dem deutschen Mittelstand und großen Konzernen sehr wichtig, um den Standort Deutschland und Europa weiter zu stärken. Für diese Kommunikation aller Beteiligten begeistere ich mich und bin mir sicher, dass mit einer agilen Zusammenarbeit, Schritt für Schritt die großen Themen, wie zum Beispiel Machine Learning und Künstliche Intelligenz, erfolgreich angegangen werden können. Dabei stellen sich im Rahmen des politisch-gesellschaftlichen Ansatzes der Sozialen Marktwirtschaft auch Fragen nach unternehmerischer Freiheit und der gesellschaftlichen Verantwortung von Tech-Start-ups.

Jan-Hendrik Schlüter Business Development Manager Mysupply Expertist Vertriebs GmbH

3. Wie bewertest Du die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Die Heterogenität der Mitglieder in Bezug auf die vertretenen Branchen und akademischen Hintergründe garantieren stets interessante Gespräche, die Erweiterung des eigenen Horizonts und unternehmerische Inspiration. Die Gemeinschaft unter den Mitgliedern ist geprägt von Offenheit und hanseatischer Verbindlichkeit. Man lernt schnell andere engagierte Menschen kennen und hat die Möglichkeit, sich bei den zahlreichen Events und darüber hinaus auszutauschen.

MESSE-VORSCHAU 2019 02.04. - 04.04.2019

Messegelände Halle B1-B7 Eingang Nord (VIP), Süd, Ost täglich 9 - 17 Uhr

Aircraft Interiors Expo 2019

02.04. - 04.04.2019

Messegelände Halle A1, A3 und A4 Eingang Mitte täglich 9 - 17 Uhr

World Travel Catering & Onboard Services

12.04. - 13.04.2019

Messegelände Halle A1 Eingang Mitte

MEGA MESSE 2019 Fachmesse für Fachhandwerker

07.05. - 08.05.2019

Messegelände Halle A1 Eingang Mitte

Zukunft Personal Nord

07.05. - 08.05.2019

Messegelände Halle B2 - B7 Eingang Ost, Süd 9 - 24 Uhr

OMR Festival 2019

10.05. - 12.05.2019

Hamburger Hafen Museumshafen Oevelgönne bis zur HafenCity

HAFENGEBURTSTAG HAMBURG Das größte Hafenfest der Welt

24.05. - 26.05.2019

Neustadt in Holstein

HAMBURG ancora YACHTFESTIVAL 10. In-Water Boat Show

01.06. - 05.06.2019

Messegelände Hallen A1-A4 - Hallen B1-B7

Rotary International Convention 2019

weitere Termine oder Foto ?

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LANDESFACHKOMMISSION Steuern, Haushalt & Finanzen

Was der Brexit für Steuern und Zölle bedeutet Vom Schreckgespenst zum realen Alptraum (?): Je näher der Brexit rückt, desto größer werden Sorgen und Verunsicherung – auf beiden Prof. Dr. Götz T. Wiese Seiten des Kanals. Dies gilt gerade auch in Hamburg, wo traditionell Vorsitzender der Landesfachkommission sehr gute Wirtschaftskontakte zur Insel bestehen. Etwa 1.000 Hamburger Unternehmen pflegen intensive Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien. Die Sorge ist groß, dass das Geschäft mit Großbritannien einbricht. In jedem Fall kommt mit dem Brexit viel Bürokratie auf die Unternehmen zu. Die Rahmenbedingungen werden sich ändern, auch wenn wenige Wochen vor dem Austritt des Vereinigten Königreichs noch nicht feststeht, wie der Vors. RiBFH a.D. Brexit genau aussehen wird. Prof. Dr. Dietmar Gosch RA/StB | WTS Group AG

Die Landesfachkommission Steuern, Haushalt & Finanzen hat ihre jüngste Sitzung genutzt, um sich mit Experten aus Recht, Politik und Wirtschaft über die zoll- und steuerrechtlichen Konsequenzen des Brexits auszutauschen und Risiken für Unternehmen aus der Hansestadt zu identifizieren. Wesentliche Ergebnisse der Sitzung: In der Zollabwicklung müssen vor allem kleine Firmen schnell Wissen aufbauen. Die Zollverwaltung braucht zusätzliche Ressourcen. Und steuerlich ist für alle Unternehmen Obacht geboten!

Michael Westenberger MdHB Fachsprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion für Wirtschaft und für Europa

Der Bürgerschaftsabgeordnete Michael Westenberger, Fachsprecher der CDU-Fraktion für Wirtschaft und für Europa, zeigte sich zunächst besorgt über die Orientierungslosigkeit auf britischer Seite. Er warnte, dass Großbritannien im schlimmsten Fall ein Teilausschluss vom Weltmarkt drohe. Als Beispiel führte er Airbus an, das seine Tragflächen in UK produziere und veranlasst sein könnte, dortige Produktionsstätten zu schließen. Von anderen Unternehmen sei ähnliches zu hören. – Westenberger kritisierte den Hamburger Senat, dem immer noch nicht richtig bewusst sei, welche Relevanz der Brexit haben werde. So reichten die 17 Zollbeamten, die Hamburg aufgrund des Austritts zusätzlich eingestellt habe, bei weitem nicht aus. Ein weiteres Problem stellten die täglichen Personen- und Warenbewegungen aus Großbritannien dar, auf die der Hamburger Flughafen nicht ausreichend vorbereitet sei. „Ich erwarte nicht das Schlimmste, aber alles wird sich verlangsamen“, resümierte der Abgeordnete und verwies dabei auf die europaweit verzahnten Produktionsketten.

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Rechtsanwalt und Steuerberater Prof. Dr. Dietmar Gosch, bis 2016 Vorsitzender Richter am Bundesfinanzhof und heute als Berater bei WTS tätig, erläuterte die steuerrelevanten Auswirkungen des Brexits und ging dabei explizit auf das sog. „Brexit-Steuerbegleitgesetz“ ein. Dieses soll insbesondere Fälle lösen, in denen der Steuerpflichtige bereits in der Vergangenheit alle steuerlich relevanten Handlungen vollzogen hat (z.B. Überführung eines Wirtschaftsguts in das Vereinigte Königreich) und der Brexit – ohne Zutun des Steuerpflichtigen – zu nachteiligen steuerlichen Rechtsfolgen führen würde, weil künftig EU-Recht keine Anwendung mehr findet. Wesentliche Sachverhalte seien durch das Steuerbegleitgesetz zwar geregelt, jedoch – so die Empfehlung Goschs – sollten Unternehmen sich nicht in blindem Vertrauen auf das Gesetz verlassen.

Arne Olbrisch Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik und -recht Handelskammer Hamburg

Arne Olbrisch, Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik und -recht der Handelskammer Hamburg, skizzierte schließlich die Zollsituation nach dem Brexit. Anhand der sog. „BarnierTreppe“ veranschaulichte Olbrisch höchst anschaulich, welche Optionen Großbritannien für den EU-Austritt hat. Im Falle eines No-Deals – also eines Austritts ohne Freihandelszone und Zollunion – würden die Handelsbeziehungen zur EU nach WTORegeln ablaufen. Dies könne laut Olbrisch zu einer großen Belastung für die deutsche Wirtschaft werden. Bei der Einfuhr deutscher Autos fielen z.B. 10 Prozent Zollgebühren an. Insgesamt müsse sich auch Hamburg auf erhebliche praktische Schwierig■ keiten bei der Verzollung einstellen.

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LANDESFACHKOMMISSION Verkehr, Infrastruktur & Logistik

Smartport: Der Hafen der Zukunft Als globaler Megatrend eröffnet die Digitalisierung enorme Möglichkeiten zur Optimierung von Prozessen. Erkannt hat das auch Dr. Sebastian Saxe, der als CDO der Hamburg Port Authority (HPA) die Digitale Transformation des Hamburger Hafens vorantreibt. Bei der Landesfachkommission Verkehr, Infrastruktur & Logistik skizzierte der Digitalexperte die Zukunft des Hafens.

Dr. Sebastian Saxe CDO | Hamburg Port Authority (HPA)

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ie Lage des Hafens – mitten in der Stadt – sei eine der größten Herausforderungen für die HPA, sagte Saxe einführend. Hohe Umweltstandards, die Förderung alternativer Energielösungen, Bürgerbeteiligungen oder die Förderung von Schiene und Binnenschifffahrt verlangten eine ausgeklügelte Symbiose aus Hafen und Stadt. Dabei könne die Digitalisierung ihr ganzes Potenzial ausspielen: Vom 3DDruck, über Künstliche Intelligenz und IoT bis hin zu Robotik, Big Data und Augmented Reality käme alles zum Einsatz. Als Praxisbeispiel führte Saxe u.a. „Green4Transport“ an, die Priorisierung von Lkw-Pulks. Dabei kommunizieren die Fahrzeuge im Hafen quasi automatisch mit den Ampeln. Nähern sich mehrere Lkw als Pulk einer freien Kreuzung, schaltet die Ampel rechtzeitig auf Grün. Der Vorteil: Die Fahrzeuge müssen nicht bremsen, warten und wieder anfahren. Das wirkt Staus entgegen und senkt die Schadstoffbelastung. Die Effizienz des Hafens ließe sich laut Saxe durch gezielte Prozessoptimierung um 30 bis 40 Prozent steigern, ohne dass Erweiterungen erforderlich wären. Möglich sei dies z.B. mit einer exakten Ortsbestimmung der Container, einer Justin-time-Abholung der selbigen und wenn

es gelinge, das Anlegen der Schiffe über Sensoren in den Kaimauern zu automatisieren. Sämtliche Maßnahmen, so der Chief Digital Officer, könnten mittels digitaler Karten und Augmented Reality simuliert und geplant werden. Die 5G-Funktechnologie werde in Zukunft die nötige Performance liefern und neue B2B-Anwendungen ermöglichen. „Bisher gibt es im Hafen nur eine Testversion. Spätestens im Jahr 2021 soll 5G dort vollständig ausgerollt werden“, blickte Sebastian Saxe voraus. Im Einsatz sehr bewährt habe sich bereits ein Multi-Touch-Tisch, der die Simulation von Tideständen, Schiffspositionen und Bewegungen sowie Sedimentund Waggonmanagement ermögliche. Zum Ende seines Impulsvortrags blickte der Digitalexperte noch ein Stück weiter in die Zukunft und berichtete vom Forschungsprojekt Robotik Vessels as-aService (RoboVaaS), das zusammen mit dem Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen durchgeführt werde. Hier bei gehe es um die automatisierte Durchführung von Unterwasserinspektionen von Schiffen und Kaimauern mittels Robotertechnik („Drohnen unter Wasser“). Nachdem er über den Hafen gesprochen hatte, erläuterte Saxe noch einige Punkte, die seiner Ansicht nach auf „dem Weg zu einer wirklich effizienten Nutzung der Digitalisierung“ wichtig seien. Zunächst erfordere die Digitale Transformation eine Veränderung im Denken: „Neue Player und neue Geschäftsmodelle entstehen, die Digitalisierung dringt in alle Branchen ein und dieses Grundphänomen muss von allen verstanden werden“, betonte der promovierte Mathematiker. Jeder sei gefordert, diese Entwicklung mitzugehen.

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Prof. Dr. Peer Witten Vorsitzender der Landesfachkommission

Darüber hinaus müssten die Vorteile der Digitalisierung der Bevölkerung besser nähergebracht werden, um Widerstände aufzulösen. Anstehende Aufgaben ließen sich nur durch ein verändertes Grundbewusstsein – auch bei der nächsten Politikergeneration – lösen. „Gesetze müssen verändert und angepasst werden, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung zu schaffen“, so der CDO. „Technische Lösungen sind nicht das Problem. Was wir brauchen, sind ■ mentale Lösungen.“

Netzwerk für den Dialog von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit 1922. Mit Veranstaltungen zu aktuellen und relevanten Themen verbinden wir Personen und Interessen. Engagieren Sie sich mit uns für Wissenschaft in Hamburg – Werden Sie Mitglied!

Telefon 040 44 73 27 www.uni-gesellschaft-hh.de

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AKTUELLES Aus dem Landesverband

Für den guten Zweck

Spendenscheck an Kinder-Hospiz Sternenbrücke überreicht

Der Wirtschaftsrat Hamburg hat dem Kinder-Hospiz Sternenbrücke in HamburgRissen den Erlös aus dem 29. Golfturnier um den Ernst-Werdermann-Wanderpokal gespendet. 1.550 Euro waren durch das Turnier auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle im letzten Jahr zusammengekommen. Den Spendenscheck übergaben der Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath und der Landesgeschäftsführer Henning Lindhorst an Christiane Schüddekopf, Vorstandsmitglied im Förderverein für das Kinder-Hospiz Sternenbrücke e.V. Lütgerath sagte bei der Übergabe: „Wir freuen uns, das Kinder-Hospiz Sternenbrücke unterstützen zu können. Mit dieser Spende möchte der Wirtschaftsrat seine Anerkennung für die großartige und schwere Arbeit zum Ausdruck bringen, die hier täglich geleistet wird. Gleichzeitig bekennen wir uns zur unternehmerischen Verantwortung im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft.“

Auch das Jubiläumsturnier um den Ernst-Werdermann-Wanderpokal wird einem karitativen Zweck gewidmet sein. Austragungsort der 30. Auflage ist am 18. Juni 2019 erneut die Golfanlage Gut Wulfsmühle.

v.l.: Dr. Henneke Lütgerath, Christiane Schüddekopf und Henning Lindhorst

Über das Kinder-Hospiz Sternenbrücke Seit 2003 hilft das Kinder-Hospiz Sternenbrücke lebensbegrenzt erkrankten Kindern, Jugendlichen und, seit der Eröffnung des Jugendhospizes im Jahr 2010, auch jungen Erwachsenen bis zum Alter von 27 Jahren, zusammen mit ihren Angehörigen einen würdevollen Weg bis zu ihrem Tod zu gehen. Auf dem oft viele Jahre dauernden Krankheitsweg können die Familien an mindestens 28 Tagen im Jahr im Kinderhospiz aufgenommen werden, um für den weiteren schweren Weg Kraft zu schöpfen und Erholung zu finden. (Quelle: Kinder-Hospiz Sternenbrücke e.V.)

Tierpark in Concert

Das neue musikalische Highlight des Sommers D

ie Sonne verschwindet langsam hinter dem historischen Felsen, goldgelbes Licht funkelt auf dem Birma-Teich – es wird Abend im Tierpark. Doch dieser Abend wird ganz besonders. Überall fliegen Noten durch die Luft, Live-Musik verschiedener Genres verwandeln den Tierpark in eine Open-Air-Bühne mit exotischem Flair. Freuen Sie sich am 10., 17. und 24. August ab 18 Uhr auf das neue Sommer-Highlight Tierpark in Concert. 15

unterschiedliche Bands, Künstler und Musiker sorgen inmitten von 1.850 Tieren für eine unvergessliche, tierisch musikalische Nacht – Und das ohne gesonderten Eintrittspreis. Verpassen Sie nicht das Elbsound JazzOrchestra und das Helene Fischer-Double vor der imposanten Eismeer-Kulisse, den Gospelchor und das Alphorn-Duo auf der großen Wasserbühne, die zarten Melodien des Hang Percussion-Spielers vor der Thailändischen Sala und die Spanischen Brüder auf Stelzen. Am Tigerrasen sorgt die Salsa & Latin Jazz-Bigband Primera Diversión für lateinamerikanischen Sound. Passende Salsa-Schnupperkurse bietet die Tanzschule SalsaDiversion! hier an. Stimmung garantiert auch die Coverband Hamburg Jukebox bei den Totempfählen und die Klanginstallationen für Kleine Gäste. Auch der Abschluss von Tierpark in Concert wird ein Hörund Seherlebnis. Begleitet von Goldregenschauern werden alle Gäste dazu eingeladen, gemeinsam mit den Künstlern das große Abschluss-Lied „In Hamburg sagt man Tschüss“ anzustimmen. Um 22 Uhr geht ein musikalischer Abend zu Ende, den es so bei Hagenbeck noch nie gab. 2 x 2 Freikarten werden beim nächsten „JWRegulars' Table“ ■ am 4. April verlost.

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Landesverband Hamburg | 1/2019 | WIR IM NORDEN


AKTUELLES Aus dem Landesverband

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

DEZEMBER

4. April | 2. Mai | 6. Juni 2019* JWRegulars' Table des Jungen Wirtschaftsrates

JANUAR FEBRUAR

9. April 2019 Mitgliederversammlung mit Wahl des Landesvorstandes

MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI

29. April 2019 Besichtigung des DESY Campus

AUGUST SEPTEMBER

Fot0: © DESY 2017

10. April 2019* Kamingespräch mit Dr. Wolfgang Peiner Finanzsenator a.D.

13. Juni 2019* JWR Business Lounge @Kölln mit Dr. Christian von Boetticher

18. Juni 2019 30. Hanseatisches Golfturnier um den Ernst-Werdermann-Wanderpokal auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle

BITTE VORMERKEN 4. Juni 2019 Wirtschaftstag in Berlin

3. Juni 2019 Parlamentarischer Delegiertenabend in Berlin

Änderungen vorbehalten WIR IM NORDEN | 1/2019 | Landesverband Hamburg

1. Oktober 2019 Norddeutscher Wirtschaftstag in Osnabrück *Exklusiv für Mitglieder des Jungen Wirtschaftsrates 29


AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN: LANDESVERBAND HAMBURG Max Bischoff Senior Manager Corporate Energy & Climate Affairs | Aurubis AG Patrick Bischoff Leiter Region Nord Mitglied der Geschäftsleitung Dussmann Service Deutschland GmbH Christian Bosse Service Manager Tools Services Airbus Operations GmbH Deutsche Nyco GmbH Dane Dörfert Inhaber | DØERFERT IMMOBILIEN EDEKABANK AG Sven Felten Executive Director | Deutsche Nyco GmbH Thomas R. Fischer Sprecher des Vorstandes MARCARD STEIN & CO AG Marcus Florek Geschäftsführer Luana Capital New Energy Concepts GmbH Peter Gelbrich Partner / Gesellschafter Lischke Consulting GmbH Guido Gerdemann Geschäftsführer MTG Marinetechnik GmbH Global Tech I Offshore Wind GmbH Susanne Hacker Bereichsleiterin Marketing & Kommunikation alanta health group GmbH Marco Hochhaus Persönlicher Referent der Geschäftsleitung alanta health group GmbH Heiko Holzgräber Niederlassungsleiter / Direktor Quirin Privatbank AG Dr. Jan Hupka Notar / Partner | Notariat Rathausmarkt IMVEST Projektvermarktung GmbH André Junkerkalefeld Geschäftsführer IMVEST Projektvermarktung GmbH Milen Koychev CEO | DATA Passion GmbH Luana Capital New Energy Concepts GmbH MARCARD, STEIN & CO AG Christian Martinek Executive Assistant Procurement Operations Cabin - POC | Airbus Operations GmbH Peter Merck Geschäftsführender Gesellschafter GOLF LOUNGE GmbH MTG Marinetechnik GmbH

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Dr. Christoph J. Ploß Deutscher Bundestag CDU/CSU-Fraktion Dominik Rettig Inhaber / Geschäftsführer | DK-Consulting Dr. Timo Runge Head of CEO Office | VTG AG Lisa Schabio Firmenkundenbetreuerin Deutsche Bank AG Detlef Schmeer Geschäftsführer Global Tech | Offshore Wind GmbH Prof. Dr. Wilfried Seidel Präsident a. D., Beauftragter für strategische Wissenschaftskooperation Helmut-Schmidt-Universität Hendrik Steindam Geschäftsführer Global Tech I Offshore Wind GmbH Dr. Johann Wagner Partner | Gleiss Lutz Maik Wandtke Sprecher des Vorstands | EDEKABANK AG Sven Wellbrock Vorsitzender der Geschäftsführung VTG Rail Europe GmbH Ulrike Wenzel Rechtsanwältin / Partnerin Kanzlei Ulrike Wenzel Jan Weseloh Regional Manager / Geschäftsführer Colliers International Hamburg GmbH Dr. Daniel Wichels Geschäftsführer zahneins GmbH

Joachim Isernhagen Geschäftsführender Gesellschafter Consulting & Care GmbH Hohenwestedt Jean-Louis Jarraud Geschäftsführer MECALAC Baumaschinen GmbH Büdelsdorf Jörg Kässner Inhaber Kieler Projektmanagement Hasselberg Ulrich Knappe Head of Invest Management Benesteem Executive Consulting Service Minusio (Schweiz) Jendrik Knudsen (JWR) Geschäftsführender Gesellschafter Itolia UG Altenholz Bernd Köhler Vorstand C4 Energie AG Kiel Prof. Dr. med. Jan Kramer Geschäftsführender Gesellschafter INTERMED Service GmbH & Co. KG Geesthacht Ralf Lüthje Geschäftsführer Hass + Hatje GmbH Rellingen Michael Marquardt Inhaber MMC Michael Marquardt Consulting Bönebüttel MECALAC Baumaschinen GmbH Büdelsdorf

zahneins GmbH

Jan Heinrich Meyer (JWR) Geschäftsführer Dash Embassy D-A-CH UG Lübeck

LANDESVERBAND SCHLESWIG-HOLSTEIN

Sven Minge Inhaber Minge Consulting Geesthacht

Jörg Dethlefs Inhaber Dethlefs Gewerbeimmobilien Neumünster Thomas Wolfgang Dollhopf Geschäftsführender Gesellschafter Radiologie Holding GmbH München Jan Edsen Geschäftsführender Gesellschafter WVW Wohnungs-Vermietung-West GmbH Neumünster Tobias Frerck Geschäftsführer GISMA Steckverbinder GmbH Neumünster Wolfgang D. Friedrich Bark

Ferdinand von Oertzen Manager Corporate Energy & Climate Affairs Aurubis AG

Felix Hagedorn (JWR) Betriebsleiter Gutsverwaltung Schrevenborn Schrevenborn/Heikendorf

Moritz Petersen Architekt | Adobe Systems Engineering GmbH

INTERMED Service GmbH & Co. KG Geesthacht

Tadeusz Niktitin Geschäftsführender Gesellschafter Kontor Consulting GmbH & Co. KG Lübeck Radiologie Holding GmbH München Thomas Reimers (JWR) Geschäftsführender Gesellschafter Windcloud 4.0 GmbH Enge-Sande Michael Tönnsen Abteilungsdirektor DONNER & REUSCHEL AG Kiel Max Lorenz Weitkamp (JWR) Tolk Fredrik Wilke (JWR) Monte-Arena UG Mözen Thorben Wollesen (JWR) Partner Wirtschaftskanzlei Hansestadt Hamburg Kiel

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | 1/2019 | WIR IM NORDEN


EDITORIAL

Dr. Christian von Boetticher Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

die Umsetzung der europäischen Idee hat uns nicht nur den Frieden erhalten, sondern zugleich enormen Wohlstand gebracht. Insbesondere die 2004 der EU beigetretenen mittel- und osteuropäischen Länder zeigen gerade, dass sie ihre Transformation im Rahmen der Europäischen Union gut bewältigt haben und nun nach einer Generation des Wandels selbst zur Triebfeder des Wohlstandes in Europa werden.

der Regel langfristig ohnehin auch europaweit durch. In diesem Sinne können ebenso bestehende Verträge auch rückschauend flexibilisiert werden. Aus der Sicht von Schleswig-Holstein sollten wir den Blick verstärkt nach Skandinavien und in die baltischen Staaten richten. Diese Märkte sind zwar nicht groß, aber innovativ und stark wachsend. Nicht nur in Europa haben wir gleichgelagerte Interessen, sondern auch wirtschaftlich hat Skandinavien und der Ostseeraum verschiedene Kraftzentren, die zukünftig verstärkt über Schleswig-Holstein die europäischen Märkte erschließen könn-

Dennoch dürfen die Risse nicht übersehen werden, wie sie auch durch die Volksabstimmung für einen Brexit in Großbritannien zum Ausdruck gekommen sind. Auch wenn derzeit die Einigkeit

»Europa am Scheideweg« ten. In der Folge des bevorstehenden Brückenschlages von der boomenden Øresundregion zur Metropolregion Hamburg wäre ein richtiger Schritt, die Übersetzungen der Präsentationen des Landes im Internet in schwedischer, dänischer und norwegischer Sprache anzubieten, nicht nur bezogen auf die Ansiedlungsmöglichkeiten, sondern ebenso für Millionen Touristen, die jedes Jahr den Kreuzfahrthafen Kiel erreichen. Insofern sollten auch die Interessen der Norweger stärker ins Blickfeld genommen werden.

der restlichen EU-Mitglieder gestärkt scheint, sollte klar sein, dass diese dennoch erheblich unterschiedlichen nationalen Interessen folgen. So zeigt insbesondere das Verhalten von Polen, Ungarn und Italien der EU derzeit ihre Grenzen auf. Um weitere Brüche zukünftig zu vermeiden, sollten die Möglichkeiten verbessert werden, aus einzelnen Abkommen z.B. zur Innen- und Justiz oder zur Außen- und Sicherheitspolitik auszuscheiden bzw. gar nicht erst teilzunehmen, ohne gleich die Europäische Union verlassen zu müssen. Allerdings ist der gemeinsame Binnenmarkt als Fundament der Union natürlich nicht verhandelbar, ebenso wenig wie die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Aber in einer Union aus 28 dynamischen Staaten müssen weitere Abkommen nicht zwangsweise sofort auf alle Mitglieder erstreckt werden. Ohne diese alte Idee des Europas der zwei Geschwindigkeiten umzusetzen, wird ein weiterer notwendiger Kompetenzgewinn der Union in den oben genannten Handlungsfeldern schwierig durchzusetzen sein. Die für alle Teilnehmer vorteilhaften Rechtsakte setzen sich in

Die Ostseestrategie der Landesregierung wird in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen müssen, um die wachsenden Impulse aus Skandinavien und dem Ostseeraum zum Wohle unseres Landes aufnehmen zu können. Ihr

Rückgrat des Wirtschaftsrates der CDU e.V. in Schleswig-Holstein Folgenden Mitgliedern, die den Wirtschaftsrat ihr halbes Leben lang treu zur Seite stehen, ihre Weisheit und Erfahrungen einbringen und uns als Vorbilder helfen, in der jüngeren Generation den richtigen Nachwuchs zu finden, dankt der Landesvorstand sehr herzlich:

für 40 Jahre Mitgliedschaft: Herman Densch Hermann Höft Jörn Matthies

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für 35 Jahre Mitgliedschaft: Rainer Bähr Uwe Richter Franz-Günter Wolf Prof. Dr. Karsten Witt

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Schleswig-Holstein

Speed-Dating für Innovationen: Vier Projekte wecken Interesse Nomen est omen! Zu Gast bei der Ideenwerft Kiel, einer seefesten Werbeagentur, hat der Junge Wirtschafsrat Schleswig-Holstein ein „Speed-Dating“ ganz besonderer Art ausgetragen: Auf der einen Seite des Tisches: Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Auf der anderen Seite: vier Unternehmensideen, die das Land Schleswig-Holstein voranbringen würden und die jeweils siebeineinhalb Minuten Zeit für eine Präsentation erhielten. Text: Holger Hartwig

Das Ziel: Den Chef der Jamaika-Koalition davon zu überzeugen, dass Politik und die zuständigen Ministerien die unternehmerischen Konzepte als Chance für das Land begreifen, die Ideen fördern und bei der Umsetzung aktiv unterstützen. Und obwohl Günther am Ende des Abends – verständlicherweise – keine konkreten Zusagen machte, waren seine Signale deutlich. Er erkenne das innovative und wirtschaftliche Potenzial der Ideen, möchte in konkrete Gespräche einsteigen und in zwei Jahren gemeinsam sehen, was umgesetzt werden konnte. Moderator Lars Osterhoff, Vorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, machte zu Beginn deutlich, dass es auch darum gehen müsse, mehr Tempo bei der Frage der Umsetzung von innovativen Konzepten aufzunehmen. Das Format des Abends sei aus seiner Sicht eine gute Möglichkeit, wesentliche Akteure zusammenzubringen. Nachfolgend eine Kurzbeschreibung der vier Innovationsprojekte:

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Projekt 1: Startups für Agrar, Ernährung und Aquakultur international anziehen Unternehmer Olaf Birkner aus Kiel zeigte auf, wie im Bereich Agrar, Ernährung und Aquakultur bessere Voraussetzung für die Realisierung von innovativen Konzepten und Ideen geschaffen werden können. „Start-Ups haben hier bisher in Schleswig-Holstein ziemlich schlechte Bedingungen, obwohl unser Land massive Standortvorteile in diesem Segment bietet“, so Birkner. Ziel sei es, mit zunächst zehn Investoren aus den genannten Bereichen im Rücken Start-Ups mit dem Angebot nach Schleswig-Holstein zu holen, sie bei einer beschleunigten Entfaltung ihrer Innovationen zu unterstützen. „Wir haben im Land Versuchsgüter mit bis zu 1.000 Hektar Größe. Das Pfund als ein gewachsener Agrarstandort mit einer Fülle führender Hochschul- und Forschungsinstitute müsse man jetzt ausspielen. Im Standortwettbewerb um Startups brauche es dafür ein international sichtbares Programm, das so attraktiv ist, dass es in den aufgerufenen Bereichen die weltweit interessantesten Gründerteams nach Schleswig-Holstein holt. Das Zeitfenster für eine solche Gründung sei nicht ewig offen, weshalb das Land vorbereitet sein sollte, einen kommenden Ansatz zu unterstützen.

Ministerpräsident Daniel Günther (links) und Lars Osterhoff (Vorsitzender JWR SH)

Projekt 2: Eine Munitionskataster für die Ost- und Nordsee Jann Wendt, geschäftsführender Gesellschafter, EGEOS GmbH aus Kiel, berichtete über die seit 2011 laufenden Aktivitäten, ein Munitionskataster für die Ost- und Nordsee zu erstellen. „In deutschen Gewässern liegen etwa 1,6 Millionen Tonnen extrem heterogene Munition. Wir wollen keine Panik machen, aber es ist eine Lösung notwendig, da die Munition ,vor sich hin rostet‘ und TNT freisetzt.“ Er freue sich, dass die Jamaika-Koalition das Problem erkannt und auf die Agenda genommen hat, „und es muss uns jetzt gelingen, diese politischen Forderungen mit unseren Möglichkeiten, die wir entwickelt haben, zusammenzubringen.“ Die heute vorliegenden Kataster seien überaltert und würden nicht alle vorliegenden Daten beinhalten. „Wir haben viele Programmierstunden investiert und wollen im Frühjahr 2019 starten“, so Wendt. Aus seiner Sicht bestehe die Chance, dass Schleswig-Holstein hier zum internationalen Vorreiter für ein weltweites Problem wird. Um endlich voranzukommen, sollten die vielen Akteure der unterschiedlichen Ministerien an einen Tisch kommen.“ Er wünsche sich, dass „sich die Landesregierung hinter dieses Leuchtturmprojekt für Digitalisierung und Umwelt stellt.

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT Schleswig-Holstein

Speed-Dating für Innovationen mit Ministerpräsident Daniel Günther (vierter von links) mit von links Olaf Birkner, Jann Wendt, Bert Weingarten, Moderator Lars Osterhoff und Dr. Bertram Zitscher

Projekt 3: Ein Kunstdepot und Kulturzentrum Kiel Dr. Bertram Zitscher, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU, stellte eine Idee vor, in der Landeshauptstadt ein Depot zu errichten, das die sachgerechte Aufbewahrung hochwertiger Kunst- und Kulturgüter ermöglicht: „In der seit Jahren andauernden Ultraniedrigzinsphase investieren Versicherungen, Unternehmen und Privatpersonen immer stärker in alternative Anlagen. Dazu zählen auch solche in Kulturgüter vom Gemälde über Schmuck bis hin zu Oldtimern. Ein solches Depot könnte für den gesamten Ostseeraum interessant sein.“ Eine Voraussetzung sei, es als eine Freihandelszone einzurichten. „Wir hätten in Kiel die hervorragende Lage an der Kaikante, die bebaut werden könnte.“ Hochwertige Kulturgüter ziehen hochqualifizierte Berufe an, wie Restauratoren, Wertgutachter oder Vermögensverwalter. Noch interessanter wäre dieses Lager, wenn es öffentliche Ausstellungsräume für die gelagerten Sammlungen betreiben könnte. Kiel könnte auf diese Weise eine international ausstrahlende Kulturattraktion gewinnen. Eine Investition setze eine Grundauslastung durch Museen und Stiftungen aus dem Land voraus. Ideal wäre die Möglichkeit hochwertiger Auktionen. Christies und Southerbys würden den Standort Deutschland jedoch meiden, seit dem die Mehrwertsteuer auf Kunstgegenstände angehoben und das Kulturgutschutzgesetz im Jahr 2016 den Kunsthandel am Standort Deutschland lähmt.

Projekt 4: Eine E-City für Europa in SchleswigHolstein Die spektakulärste der vier Ideen präsentierte Bert Weingarten, geschäftsführender Gesellschafter der Weingarten Verwaltungs GmbH aus Timmendorfer Strand. Der renommierte EDVExperte, der bereits in den 1990er Jahren einer der Initiatoren der DENIC war, stellte seine Überlegungen für eine E-City vor, die auf einer Fläche von etwa 40 Hektar in Schleswig-Holstein entstehen könnte. „Wir haben insgesamt 28 Teilaspekte für eine neue, hochmoderne Stadt mit völlig neuen Transportund Lebensformen entwickelt, die für Start-Ups und technische Entwicklungen das optimale Umfeld bieten würden.“ So eine Stadt mit ihrer gesamten digitalen Infrastruktur werde europaweit einmalig sein und könne bei der Entwicklung des autonomen Fahrens oder der künstlichen Intelligenz ideale Voraussetzungen bieten. „Mich treibt die Frage an, wie wir es schaffen, für Entwicklungen die Rahmenbedingungen so zu schaffen, dass wir Spitzenreiter beim Fortschritt werden.“ Heute seien die Zeiten, bis eine Innovation in Deutschland die Marktreife erlange, viel zu lang, und in vielen Regionen sei die digitale Infrastruktur völlig unzureichend. „In der E-City soll es für Forschung zu Innovationen dagegen ideale Bedingungen geben.“ Die ersten Gespräche für die Umsetzung der hochmodernen Stadt seien vielversprechend. Er setzte darauf, dass auch die Landespolitik erkennt, welche Chance sich mit einem so richtungsweisenden Projekt für Schleswig-Holstein ergeben. Weingartens Ziel ist es, mit Unterstützung durch die Landesregierung bereits 2020 den ersten Spatenstich zu machen. Ministerpräsident Günther strich in seinem Fazit heraus, dass es das Ziel seiner Regierung sei, „alle Chancen zu ergreifen, um bei Innovationen auf´s Gaspedal zu drücken“. Die vier vorgestellten Projekte hätten alle ein Potential. Das Ziel müsse sein, viele solcher Projekte in den nächsten zwei Jahren auf den ■ Weg zu bringen.

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VERANSTALTUNG Sektion Dithmarschen

Der weite Weg zum „Green Shipping“ führt über Brunsbüttel Die Vorgaben sind eindeutig: Die Küsten- und Binnenschifffahrt muss schadstofffreier werden. „Green Shipping“ – mit diesem Begriff werden alle Forschungen, Maßnahmen und Investitionen in Antriebstechniken und Infrastruktur zusammengefasst. Ein Standort, der dabei für Deutschland von Bedeutung wird, ist der Hafen Brunsbüttel. Hier laufen die Planungen für ein LNG-Terminal auf Hochtouren.

Die Herausforderungen und Perspektiven durch Green Shipping – darüber diskutierten (von links) Volker Malmen (Ørsted Wind Power), Frank Schnabel (Brunsbüttel Ports), Norbert Brackmann MdB, Moderator Knut Frisch, Matthias Becker (Wärtsilä) und Karsten Beeck (Raffinerie Heide). Text: Holger Hartwig

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uf Einladung des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein diskutierten Vertreter aus Politik, von Hafenbetreibern und Reedereien und der Energiewirtschaft über Perspektiven und Risiken. Norbert Brackmann MdB, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft: „Wir treiben die Gesetzgebung, Forschung und Infrastruktur voran. Bis 2030 sollen die Schadstoffe durch Abgasreinigung und alternative Antriebstechniken halbiert und bis 2050 vollständig reduziert sein.“ Wesentlich sei der Bau eines LNG-Terminals. „Hier sind wir für Brunsbüttel sehr weit. Im Herbst 2019 wird die Entschei-

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dung fallen. Das ist eine große Chance für Norddeutschland“. Ähnlich sah es auch Frank Schnabel, Geschäftsführer des Brunsbüttel Port GmbH. „Wir sind seit 2011 an diesem Thema dran. Ein Termi-

nal wird die Schifffahrt, aber auch die Industrie voranbringen.“ Die guten Perspektiven für LNG unterstrich Matthias Becker, General Manager Marine Solutions der Wärtsilä Deutschland. „LNG ist der nächste Schritt.“ Für sein Unternehmen gehöre diese Technik zum Tagesgeschäft. Parallel sei es notwendig, weitere Antriebstechniken – von der Batterie bis hin zu synthetischen Kraftstoffen – zu entwickeln. Dritter Aspekt war die Nutzung von Offshore-Energie durch Umwandlung in Wasserstoff. Volker Malmen, Geschäftsführer der Ørsted Wind Power Germany GmbH, und Karsten Beeck, Leiter Spezielle Projekte der Raffinerie Heide, sehen darin viel Potenzial. Beecks Motto: „Ich bin für anfangen.“ In Heide sei deshalb für die Forschung ein Reallabor in Vorbereitung. Aus dem Auditorium fragten verschiedene Reeder, u.a. Rörd Braren, nach vorteilhaften Neubauvarianten. Becker hatte schon in seinem Vortrag auf das hohen Lebensalter der deutschen Binnenund Küstenschiffe hingewiesen. Ein Umbruch stehe also ohnehin bevor. Wer auf den Einsatz moderner Kraftstoffe nicht warten könne, sollte sich genau überlegen, in welche Technik er investiere. Brackmann warnte in diesem Zusammenhang vor Nachbehandlungstechniken, die Schadstoffe in die See entsorgten. Die Politik werde solchen technischen Lösungen ■ absehbar einen Riegel vorschieben.

Etwa 40 Vertreter aus Wirtschaft und Politik kamen nach Brunsbüttel, um sich über Green Shipping und den aktuellen Stand der Planungen für einen LNGTerminal zu informieren.

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LANDESFACHKOMMISSION Verkehr, Infrastruktur, Mobilität 4.0

Nachhaltige Straßenbewirtschaftung Ein Schwerpunktthema war die die neu gegründete Deutsche Autobahngesellschaft mbH. Seit mehr als zwei Jahrzehnten verzeichnet Deutschland einen Substanzverlust seiner Straßen. Vor allem die fehlende Zweckbindung der Finanzmittel, die regelmäßig Umschichtungen von Sanierungsgeldern in den Ländern und bei Bundesstraßen, die ineffiziente Bund-Länder-Auftragsverwaltung mit ihren sechzehn unterschiedlich starken Einzellösungen und die fehlenden Durchgriffsrechte des Bundes als Eigentümer der Bundesfernstraßen erwiesen sich immer mehr als primäre Hemmfaktoren neben dem Planungsrecht für ein leistungsfähiges Straßennetz. Nunmehr ist eine Neuausrichtung der Verkehrswegefinanzierung und der Bewirtschaftung zunächst der Bundesstraßen in Deutschland auf den Weg gebracht. Mit der Gründung der Deutschen Autobahngesellschaft ist eine Kernforderung des Wirtschaftsrates umgesetzt. Ziel ist es, die Investitionen für Erhalt, Betrieb und Ausbau der bundeseigenen Fernstraßen aus der Abhängigkeit öffentlicher Haushalte und den jährlichen Schwankungen verfügbarer Finanzmittel herauszulösen, damit planbarer und verlässlicher zu gestalten und zugleich Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen. Der Bundesfernstraßengesellschaft sollen alle Aufgaben, die mit dem Erhalt und dem Betrieb Verkehrswege obliegen. Zugleich zeichnet sich die Gesellschaft für die Durchführung von Ausbzw. Neubauvorhaben verantwortlich. Die Bundesfernstraßengesellschaft wird über drei unabhängig voneinander operierende Geschäftsbereiche verfügen: Sparte Netzinfrastruktur (mit den Zuständigkeiten Aus-/Neubau), ■ Sparte Bewirtschaftung (mit den Zuständigkeiten Erhalt/ Betrieb), ■ Sparte Finanzierung (mit den Zuständigkeiten Gebührenerhebung, Einbindung privaten Kapitals). ■

Die Leistungserbringung der jeweiligen Sparten erfolgt soweit als möglich durch Hinzuziehung Dritter, etwa in Form von Konzessionsvergaben. Die Fernstraßengesellschaft ist insofern als Steuerungseinheit konzipiert. Zwei Geschäftsführern stehen fest: Abellio-Chef Stephan Krenz steht und Anne Rethmann, Geschäftsführerin bei der Cerner Health Services Deutschland GmbH. Es ist ein Mammutprojekt: Es sollen sich auch die 11.000 Beschäftigten der sechzehn Landesbauverwaltungen entscheiden, ob sie zum Bund in die neue Gesellschaft wechseln. Die Autobahn GmbH wird voraussichtlich ab 2021 dann 15.000 Mitarbeiter haben und über ein jährliches Budget von gut zehn Milliarden Euro verfügen. Darüber hinaus soll gleichzeitig die Deges in die Deutsche Autobahngesellschaft integriert werden und mit ihr ein Auftragsvolumen von aktuell 14 Milliarden Euro. Die 14 Milliarden Euro Auftragsvolumen der Deges entsprechen einem JahresStraßenetat des Verkehrsministers: Investitionen in 2.500 Kilometer Bundes- und Landesstraßen und etliche Brücken. Projekte im Wert von zwölf Milliarden davon liegen ab Januar in der Ver-

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Martin Henze Vorsitzender der Landesfachkommission

antwortung der Deutschen Autobahngesellschaft, die aber dann noch kein Personal haben wird, geschweige denn Strukturen. Seit langem macht sich der Wirtschaftsrat für eine Reform der Auftragsverwaltung und für die Schaffung einer betriebswirtschaftlich aufgestellten Fernstraßengesellschaft stark. Das Konzept der Bundesfernstraßengesellschaft steht für einen Befreiungsschlag: So viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötig! Nun gilt es, dass auch die Landessstraßenbauverwaltung SH und das Management der Kommunalstraßen auch nach diesem Motto parallel restrukturiert werden. Philip Rosenthal, Projektgruppenleiter Aufbau Bundesinfrastrukturgesellschaft/Neuausrichtung des LBV-SH, im Ministerium für Wirtschaft, berichtetet im Detail über die operative Struktur der Gesellschaft und die Einbeziehung der Standorte Rendsburg und Lübeck. Frau Dr.-Ing. Ulrike Stöckert, Referatsleiterin, Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), erläutert Kernbestandteile im Bereich der Bewirtschaftung von Straßen. Die Zustandserfassung und Bewertung sei ein gemeinsam vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur und den Bundesländern eingerichtetes Verfahren. Das Ziel sei die netzweite Zustandserfassung der Fahrbahnoberflächen der Bundesfernstraßen (ca. 13.000 km Bundesautobahn und ca. 40.000 km Bundesstraßen) u.a. mit schnellfahrbaren Messfahrzeugen und die anschließende Bewertung der erfassten Daten. Je genauer die Datengrundlage, desto besser kann die öffentliche Hand planen. Gero Storjohann, MdB, freut sich über die erreichten Fortschritte: „Erst wenn wir den Zustand unserer Straßen prognostizieren können, werden unsere knappen Planungskapazitäten optimal eingesetzt.“ Geschäftsführer Jörg Laudehr forderte bei der gastgebenden Vereinigte Asphalt Mischwerke GmbH & Co. KG in Büdelsdorf langfristige planbare Bewirtschaftungsaufträge für die Industrie. Für das Unternehmen von maßgeblicher Bedeutung seien langfristige Verträge zur Bewirtschaftung und Instandhaltung sodass die Wirtschaft ihre Personal- und Sachmittelressourcen stabil, unabhängig von politischen Entwicklungen, aufbauen kann. Das Problem ist, dass aufgrund des Investitionshochlaufs und sich der daraus ergebenden hohen Nachfrage nach Bau- und Ing.Angeboten, ganz wesentlich die Leistungsangebote verknappen und sich dadurch die Baupreise erhöhen, was de facto zu einer wesentlichen Reduzierung des sog. Investitionshochlaufs führt. Langfristige Bewirtschaftungsverträge führen dazu, dass rechtzeitig und stetig Ressourcen aufgebaut werden können, wodurch eine bedarfsgerechte Personalplanung möglich und Materialengpässe vermindert werden, was letztlich auch zu einer Reduzierung der Inflationsrate und zu einem tatsächlichen Abbau des ■ Instandhaltungsrückstandes führen könnte.

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LANDESFACHKOMMISSION Gesundheitswirtschaft

Ambulante Versorgungsstrukturen unter Druck Dr. Daniel Wichels stellt als geschäftsführender Gesellschafter der Zahneins-Gruppe den ambulanten Verbund in der Zahnmedizin vor. Ausgangspunkt der Verbundlösung sei der ländliche Bereich in Ostfriesland gewesen. Er skizziert die Vorteile durch Satellitenpraxen für die zahnmedizinische Versorgungssicherheit auf dem Lande. In den Medien würden diese Modelle oft verfälscht dargestellt. Über 50 Prozent der ländlichen Praxen müssen in den nächsten 15 Jahren übergeben werden. Der administrative Aufwand in der Praxisverwaltung steige. Ebenfalls nähmen die Ansprüche der Patienten zu. Netto betrachtet seien in den letzten 10 Jahren jeden Tag eine Praxis geschlossen worden. Zum Erhalt böten sich Lösungen durch Kooperationen in zahnmedizinischen Versorgungszentren an. Vor drei Jahren habe man begonnen, aktuell sei die Gruppe mit 19 Standorten am Markt vertreten. Als Verbund biete die Unternehmensgruppe Unterstützung zur Administration, Abrechnung und Verwaltung an. Die Zahnärzte blieben im Verbund als Unternehmer tätig. Es folgt ein Austausch mit Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg über die Gesetzesinitiativen der Länder zur Begrenzung der zahnmedizinischen Versorgungszentren. Der Präsident der Ärztekammer SH sieht umsatzbezogene Ausschüttungen kritisch. Der Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein hält Verbünde, die mit frischem Kapital den Investitionsstau auflösen könnten und Innovationen in das System bringen, für notwendig, wenn man die strukturschwache Fläche auch zukünftig noch fachärztlich versorgen möchte. Die durch den Bundesgesundheitsminister vorgeschlagenen und durch den Bundesrat noch verschärften Wünsche, den Wettbewerb durch ein TSVG auszuschalten, sollte deutlich entgegengetreten werden. Minister Dr. Garg weist auf kartellrechtliche Fragen hin, die auftauchen, wenn Spezialisierungen nur noch durch größere Einheiten bedient werden können. Dr. Wichels merkt dazu an, dass der Marktanteil der Verbünde im zahnmedizinischen Bereich derzeit in der Summe weniger als ein Prozentpunkt des Marktes betragen würde. Fortschritte für das Gesundheitsland Schleswig-Holstein Minister Dr. Heiner Garg stellt die zukünftige Versorgung unter Beachtung der demographischen Entwicklung in den ländlichen Regionen in den Mittelpunkt und betont die Notwendigkeit ■ zur Sektoren verbindenden Versorgung. ■ zur Digitalisierung als Brücke zwischen dem ambulanten und stationären Sektor. ■ zu neuen Formen der Notfallversorgung wie die 24/7 Portalpraxen, wozu eine schleswig-holsteinische Bundesratsinitiative läuft. ■ zur Spezialisierung und Konzentration hochkomplexer akutstationärer Leistungen.

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Florian Friedel Vorsitzender der Landesfachkommission

Der Minister betont, dass insbesondere die Bedarfe an Fachkräften bei Pflege, Ärztinnen und Ärzten sowie weiterer Gesundheitsberufe sich limitierend auf die Versorgung auswirken. ■ Schleswig-Holstein hat zum 01.01.2019 die Ausbildung zu den Gesundheitsberufen schulgeldfrei gestellt. ■ Im Rahmen der Pflegeberufereform wurde die Qualität der Altenpflegeschulen über erhöhte Zuweisungen an die Schulen sichergestellt. ■ Für innovative, versorgungssichernde Modellprojekte wurde eine Versorgungssicherungsfonds aufgelegt. Telemedizin als neue Versorgungsstrategie Dr. Daniel Overheu, ärztlicher Leiter Telemedizin und Oberarzt der Universitätsklinik Oldenburg, berichtet von dem Projekt Telemedizin der Luftrettung für die Offshore-Versorgung. Dieses habe angesichts einer absehbar bevorstehenden Aufhebung des Verbotes von Fernbehandlungen bereits weitreichende telemedizinische Strategien für den Rettungsdienst und die ambulante Versorgung, insbesondere im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst entwickelt. Als vergleichbares Modell wird auf Hallig-e-med in Schleswig-Holstein verwiesen. Die Entscheidung der Oldenburger folge den praktischen Zwängen durch Mangel an Fachkräften. Für den Versorgungsauftrag der ambulanten Notdienstversorgung im Modellbezirk Delmenhorst habe die Universitätsklinik für Anästhesiologie Oldenburg zusammen mit der Johanniter-Unfall-Hilfe und der KV Niedersachsen die Aufgabe übernommen, die telemedizinische Versorgung im KV Notdienst sicherzustellen. Das Modell werde durch den europäischen Sozialfonds gefördert. Als weiteres Projekt wird der „Gemeindenotfallsanitäter“ ausgebaut. Ausgestattet mit telemedizinischen, mobilen Geräten und virtueller Anbindung des Arztes wird dieser von der Rettungsleitstelle zu Einsätzen disponiert, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine akute Gefahrenlage ausgeschlossen werden kann. Bagatellen und soziale Einsatzindikationen sollen somit abgefangen werden und Rettungswagenressourcen geschont werden. Der Gemeindenotfallsanitäter hat die Aufgabe, die ambulante Versorgung möglichst selber einzuleiten oder auch zu koordinieren. Arztexpertise hierzu kann er nötigenfalls sofort per Telemedizin in die Häuslichkeit des Patienten zuschalten. ■

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ADVERTORIAL Messe

Foto: Tim Riediger / MHC

Messe mit Zukunft

Als Geschäftsführer der Messe Husum & Congress hat Arne Petersen viel vor

Arne Petersen setzt mit neuen Konzepten auf den Standort Husum

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Text: Nina Conze

ut ein Jahr nach seinem Amtsantritt bei der Messe Husum & Congress zeigt die Mission von Arne Petersen erste Früchte: Husum bekommt in diesem Jahr mit der Seaside und der Domizil gleich zwei neue Messen. „Ich bin angetreten, weil ich von der Messe Husum, dem Team und dem Standort allgemein vollkommen überzeugt bin“, so der Messechef. „Meine Devise ist, lieber etwas kleiner zu sein, dafür aber umso besser.“ Petersen glaubt fest daran, dass sich jene Messekonzepte, die auf Persönlichkeit und Nähe setzen, gerade in einer immer anonymer werdenden, digitalen Welt behaupten werden. Dazu gehört neben dem direkten Kontakt zu den Machern einer Branche auch das persönliche Erlebnis des Messegastes. So ist beispielsweise die Fach- und Ordermesse Nordgastro & Hotel auch in ihrem 20. Jahr deshalb so erfolgreich, weil sie eben nicht einer zunehmenden Anonymität und Austauschbarkeit Platz gemacht hat, sondern bei aller Entwicklung immer authentisch und nah ist. „Die Fachbesucher wissen genau, warum sie herkommen: Weil sie hier ohne große Wege die Kontakte knüpfen können, die sie für ihr Geschäft brauchen, und das in einer besonderen, fast schon familiären Atmosphäre.“ Nach diesem Vorbild will Arne Petersen auch die neue Messe Domizil aufbauen. Erstmals Ende Oktober richtet sich die Domizil als touristische Einrichtungsmesse gezielt an professionelle Gastgeber, Architekten, Investoren und an einrichtungsinteressierte Endverbraucher. „Eine Möbel-

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messe, die sich ausschließlich auf die Anforderungen im touristischen Umfeld fokussiert, gibt es noch nicht am Markt, und der Zuspruch, den wir schon jetzt erfahren, zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben“, erzählt Petersen. Der gebürtige Hamburger war vor seiner Zeit in Husum unter anderem für die Möbelmesse imm cologne und die interzum in Köln tätig. Auf der Domizil sollen neben Möbeln, Küchen, Sanitäranlagen, Einrichtungsgegenständen und Accessoires auch Buchungs- und Bewertungstools und Versicherungslösungen angeboten werden. Der Markt ist da, das belegt die Statistik: Allein in Schleswig-Holstein liegt die Zahl der Betten in Nicht-Hotelbetrieben bei knapp 190.000, der Tourismus im Land zwischen den Meeren boomt. Die Domizil kommt in Husum also genau an den richtigen Ort. Genau wie die SEASIDE, ein weiteres Messekonzept, das bereits Ende März seine Premiere feiert: Als MesseFestival für Wasser- und Freizeitsport eröffnet die SEASIDE in Husum die Outdoor-Saison mit rund 50 Ausstellern aus dem Sport- und Freizeitsegment. Das Besondere für die Besucher: Zahlreiche Sport- und Funelemente können vor Ort ausprobiert werden, von der Slackline bis zur Riesenrutsche, vom Pumptrack bis zum Tauchcontainer, von der Yoga-Area bis zum Golfsimulator. „Mit der SEASIDE geben wir auch kleineren Unternehmen und Start-ups aus der Region die Chance, sich einem größeren Publikum zu präsentieren“, sagt Arne Petersen, der mit bis zu 10.000 Besuchern rechnet. Am 30. und 31. März 2019 sorgt die SEASIE für einen perfekten Saisonauftakt in Husum. Und zur Domizil vom 25. bis 27. Oktober 2019 wird der Messechef die Saison dann vermutlich ■ erfolgreich beenden – die Zeichen stehen gut.

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VERANSTALTUNG Sektion Pinneberg

Lehrkräfteversorgung in Schleswig-Holstein Das Angebot war eindeutig – die Reaktion der Ministerin zurückhaltend. Beim Themenabend „Lehrkräfteversorgung in Schleswig-Holstein“ in Pinneberg griff Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, nicht gleich zu, als ihr Dr. Peter Rösner, Vorsitzender der Landesfachkommission Bildung und Wirtschaft, anbot, landesweit kostenfrei eine EDV-Lösung für mehr Transparenz beim Unterrichtsausfall zur Verfügung zu stellen. Die Ministerin lud Rösner anstelle dessen zu einem Gespräch ins Ministerium ein.

v.l.: Dr. Peter Rösner, Vorsitzender der Landesfachkommission Bildung und Wirtschaft mit Ministerin Karin Prien und Sektionssprecher Jens Sander Text: Holger Hartwig

Dort dürfte sich dann der Dialog über die Qualitätssicherung im Bildungsbereich fortsetzen, den die Ministerin und Wirtschaftsratsmitglieder zwei Stunden im Pinneberger Hotel Cap Polonio führten. Pinnebergs Sektionssprecher Jens Sander legte zu Beginn den Finger in die Wunde. Bildung und Humankapital seien zwar die wichtigste Ressource in Deutschland, aber „Lehrermangel und die Unterfinanzierung sind viel zu lange verschleiert worden.“ Es könne aus seiner Sicht einfach nicht sein, dass Eltern dann am Schuljahresende „eine Information bekommen, was alles nicht an Stoff vermittelt wurde.“ Es müsse gehandelt werden, damit die Zukunft nicht verspielt werde. Ministerin Prien startete ihre Darstellungen, was ihr Ministerium in ersten Jahr Jamaika in Kiel auf den Weg gebracht hat und was geplant ist, mit einem Appell. „Wir dürfen den Beruf der Lehrer nicht weiter schlechtreden. Bei aller berechtigter Kritik: Wir haben großartige Lehrer.“

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Gleiches gelte auch für die Mitarbeiter in Kindertagesstätten. Ihr Ministerium werde in den kommenden Jahren viel unternehmen, um den Beruf attraktiv zu halten: mehr Gehalt und mehr Stellen (in diesem Jahr 871), leichtere Einstiege für Seiteneinsteiger und dazu noch die Möglichkeit, dass jeder, der es wolle, Beamter werden kann. Prien: „Wir unternehmen viel, um die Ausfallstunden zu reduzieren.“ Ebenso würden mit Blick auf die sich wandelnden Anforderungen durch die Digitalisierung neu Weiterbildungsakzente gesetzt. Das schwere Erbe, das durch die Vorgängerregierungen übergeben wurde, können aber nur Stück für Stück abgearbeitet werden. „Wir sind da für alle Vorschläge offen“, so die Christdemokratin. Im Bereich der Grundschulen sei die Unterrichtsversorgung heute bei 100 Prozent „und wir arbeiten weiter an Verbesserungen.“ Mittlerweile gebe es auch einen Vertretungsfonds mit 80 Lehrern, die als Feuerwehrkräfte bei Dauerkrankheiten aushelfen. Nächstes Ziel sei es, beim Ausfällen mehr Transparenz zu schaffen und die Schulverwaltung zu erleichtern. „Bis 2022 wollen wir landesweit eine neue Software, z.B. mit dem elektronischen Klassenbuch, aufgesetzt haben, die vieles erleichtern wird.“ Zudem arbeite man aktuell mit der Hochschule in Kiel daran, eine Applikation zu entwickeln, die den Bedarf an Lehrern und Fächern ermittelt. „So etwas gibt es bisher nicht und wir hoffen, damit besser steuern zu können, für welche Fächer ausgebildet werden sollte.“ Für Dr. Peter Rösner, Vorsitzender der Landesfachkommission Bildung und

Wirtschaft, waren die Darstellungen der Ministerien eine Steilvorlage. Er sprach sich dafür aus, dass Kinder und Eltern – wie in der Wirtschaft üblich – ein Qualitätsversprechen bekommen sollten. „Wenn diese Garantie nicht eingehalten werde sollte, besteht ein zugesicherter Anspruch auf Nachbesserung“, so Rösner. Um eine solche Garantie geben zu können, müsse über neue Wege nachgedacht werden. Er berichtete von einer Herangehensweise in Australien, wo im privaten Kindergartensystem eine Qualitätsgarantie gegeben werde. Dort werde vom Staat kontrolliert, ob der Betreuungsschlüssel eingehalten wird und Einrichtungen könnten jederzeit auf einen Fonds an gut ausgebildeten Feuerwehrkräften zu greifen. Diese seien dann allerdings deutlich teurer als festangestellte Kräfte. Er könne sich auch für Deutschland ein System der Pädagogen-Leiharbeit vorstellen, das qualitätskontrolliert sein sollte. Mit Blick auf den Unterrichtsausfall verwies Rösner auf das Fehlstundenportal, das der Wirtschaftsrat von 2014 bis 2017 eingerichtet habe. Das habe Transparenz geschaffen. Er bot der Ministerin an, diese EDV-Lösung für die Überprüfbarkeit einer Mindestunterrichtsgarantie kostenfrei zur Verfügung zu stellen. „Damit kann schnell festgestellt werden, wo es Schwierigkeiten gibt und es kann umgehend reagiert werden. Wir finanzieren das dauerhaft. Das schenken wir ihnen“, so Rösner. Es könne auch zunächst in einem Landkreis getestet werden. Die Ministerin griff nicht gleich zu. Sie will den weiteren ■ Dialog. Rösner willigte ein.

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Luxus für Seele & Body

Entspannen, wohlfühlen und genießen in Mallorcas neuester 5-Sterne-Oase „Carrossa Hotel Spa Villas“ S

chon der Empfang hier ist wie ein Blumenstrauß! Im Nordosten Mallorcas, entfernt von den touristischen „Hotspots“ der Insel und nahe des romantischen Städtchens Artà, liegt auf einem der sanften Hügel der Levanten der herrschaftliche Landsitz „Carrossa“ – mit Traumblick auf den einzigartigen Felsen „Ferrutx“ und in die umliegenden Buchten von Alcúdia bis Cala Millor. Und mit einer Stille, die wie Natur-Medizin auch hektische Manager-Seelen beruhigt. Rund um das sorgfältig restaurierte Herrenhaus ist ein einzigartiges 5-Sterne-Domizil entstanden, das allerhöchsten Ansprüchen an Ausstattung, Servicequalität und Ambiente gerecht wird. Eine Oase im ursprünglichen Teil Mallorcas. Alle insgesamt 75 Zimmer & Suiten begeistern mit hochwertigen Materialien wie edlem Naturstein oder aufwendig verarbeiteten Hölzern und zeitgemäßer Ausstattung mit Klimaanlage, Nespresso-Maschine, begehbarer Dusche u.v.m. Ob im Herrenhaus oder in den neuen Suiten – überall ein stilvoller Material-Mix aus Holz, Stein und Stoffen mit harmonischen Farbkonzepten im edlen Mobiliar. Und gleich neben der Carrossa-Hauptterrasse ein kleiner „Weinberg“ von Garten-Architekt Frank Dietrich, einem Experten für mediterrane, sinnliche Gärten...

Fangfrischer Fisch, wunderbare Weine Auch die Gaumen werden verwöhnt: Unter der kulinarischen Leitung von Küchenchef Ramon García bietet das „Fine Dining“-Restaurant „Carrossa“ täglich wechselnde Kreationen der mediterranen Küche. Und im Bistro „Badia“ mit herrlicher Panorama-Terrasse und Cocktail-Bar locken u.a. fangfrischer Fisch aus der Bucht von Alcúdia und eine sommerliche Küche mit südamerikanischen Einflüssen.

SPA-radies für Körper & Seele Ein Highlight im „Carrossa Hotel Spa Villas“ ist der 1.500 Quadratmeter Luxus-Spa. Well-being und Fitness werden im Carrossa SPA in stylish-edlem Ambiente regelrecht zelebriert. Das lichtdurchflutete Hallenbad (17 x 5 m) lädt wetterunabhängig zum Schwimmen ein, die Sauna-Oase mit eleganter Spa-Lounge und herrlichem Ausblick in die Natur verspricht Regeneration pur, und unzählige Massage-, Beauty- und Spezial-Anwendungen mit den hochwertigen Pflegelinien „QMS“ und „St Barth“ verwöhnen in den fünf Behandlungsräumen jeden Hauttyp.

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„Gourmet-Golf“ in der Nachbarschaft Golfern bieten sich im Nordosten Mallorcas gleich vier attraktive 18-Loch-Golfplätze in nur 15 Fahrminuten entfernt: Capdepera Golf, in den Hügeln der Levanten und mit herrlichem Meerblick auf den zweiten 9 Loch, der anspruchsvolle Canyamel Golf, Pula und Son Servera. Alle CarrossaGäste erhalten hier 20 Prozent Greenfee-Ermäßigung. Ebenso wie auf dem Golf-Highlight der Insel, Alcanada, nur ca. 40 Autominuten nördlich in der Bucht von Alcúdia. Das echte, ursprüngliche Mallorca-Erlebnis für Körper, Geist und Seele hat einen neuen Namen: Carrossa. Angebotsbeispiel:

WOCHEN-ARRANGEMENT 7 Nächte inkl. Gourmet-Halbpension mit Genießerfrühstück, abendlichem mehrgängigen Wahlmenü und Benutzung des großen Carrossa-Spa mit Hallenbad, Panorama-Außenpool, Poolbar, Sauna-Landschaft & Fitness-Center schon ab 861,- EUR pro Person Carrossa Country Club SA, Camí de Carrossa KM 3.4 07570 Artà, Spanien

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VERANSTALTUNG Sektion Schleswig/Flensburg

Ansiedlungen im Lichte der Interessen unserer Nachbarn in Dänemark, Schweden und Norwegen Sektionssprecher Hauke Präger hatte sichtbar Freude, im Hause der VR Bank in Flensburg neben der schleswig-holsteinischen Europaministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack namhafte Vertreter für die Perspektiven unserer nördlichen Nachbarn begrüßen zu können. Sein Thema: Wie können wir uns in diesen Ländern besser als Standort für Ansiedlungen vermarkten?

v.l. Werner Koopmann, Dirk Hundertmark, Hauke Präger, Ministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack und der Folketing-Abgeordnete Benny Engelbrecht

Text: Dr. Bertram Zitscher

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ass noch Luft nach oben ist, machte Dr. Sütterlin-Waack einleitend klar. Im vergangenen Jahr seien in Schleswig-Holstein laut Statistik nur sechs Unternehmen aus Dänemark und eines aus Schweden angesiedelt worden. Das erscheine angesichts des bevorstehenden Brückenschlages zu der boomenden Øresund-Region und Millionen skandinavischer Touristen unter anderem aus Norwegen ausbaufähig. Sie unterstützt die Idee des Wirtschaftsrates, die Ansiedlungsverfahren durch ein deutsch-skandinavisches Steuerzentrum zu beschleunigen. Das erfolgreiche Modell des Pendlerbüros an der Grenze zu Dänemark könne als Vorbild für ein Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungsverfahren dienen. Benny Engelbrecht, ehemaliger dänischer Minister und aktuell stellvertretender Leiter des dänischen Finanzausschusses im Folketing aus Kopenhagen, unterstrich das Interesse, die gemeinsamen wirtschaftlichen Chancen zukünftig verstärkt zu entwickeln. Das Kulturverständnis der Region und die spezifische Infrastruktur beispielsweise durch dänische Schulen und dänische Bankniederlassungen würden im bundesdeutschen Vergleich herausragen. Schleswig-Holstein bilde eine gute Platt-

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Dr. Klaus Weil zeigt sich über die offenkundigen Nachholpotentiale Schleswig-Holsteins für eine einladende Vermarktung als Wirtschafts- und Tourismusstandort erstaunt

form für mittelständische Unternehmen, die den deutschen und europäischen Markt erobern möchten. Auch Dirk Hundertmark, Geschäftsführer der Color Line GmbH, sieht mit Blick auf Norwegen noch ungeschöpfte Potentiale. Norwegen habe ähnlich gelagerte industrielle Interessen und investiere ähnlich wie Schleswig-Holstein in die Energie- und Verkehrswende. Nach seinem Eindruck sind die besonderen Stärken von Schleswig-Holstein in Norwegen gar nicht so bekannt, obgleich jährlich 600.000 Gäste aus Norwegen mit der Colorline in jedem Jahr in Kiel anlanden. Andernfalls sei es schwer erklärlich, warum kaum einer davon in Kiel über Nacht bleibe.

Werner Koopmann von der IHK Schleswig-Holstein, der als Vertreter der Deutsch-Schwedischen Handelskammer für das Podium geladen war, weist darauf hin, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit natürlich schon auf ein robust gewachsenes Fundament aufgebaut sei und schwedische Unternehmen strategisch häufig größere Märkte in Süddeutschland oder anderen europäischen Metropolen anpeilen würden. Zudem scheine ihm die zitierte Ansiedlungsstatistik nicht vollständig zu sein. Hauke Präger zeigte sich davon unbeeindruckt. Gerade die Region SchleswigFlensburg müsse sich nun kümmern, um für Ansiedlungen einladende Strukturen zu schaffen und diese dann gezielt zu vermarkten. Mit dem geplanten Flughafenausbau in Sonderburg, keine halbe Autostunde entfernt, rücke nicht nur Kopenhagen näher heran, sondern könnten zukünftig auch Verbindungen nach Oslo oder das Baltikum aufgebaut werden. Das Schlusswort übernahm Kay Richert MdL, der dafür gesorgt hatte, dass ein Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungen Bestandteil des Koalitionsvertrages der neuen Jamaika-Regierung geworden ist. Sein Dank galt dem Veranstalter für die Impulse zu dieser zukunftsträch■ tigen Initiative.

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ADVERTORIAL Expertentipp

Golf Club Budersand

indoor und outdoor einfach Spitze

Es ist eintauchen in die Natur, auftauchen in einer bizarren Landschaft, abheben in die Faszination Links Golf. Wer zwischen Dünen und Strandhafer, am Meer, unter dramatischen Wolken-Fetzen, im Wind den Schläger schwingt, dem wird Golf in seiner ursprünglichen Herausforderung garantiert.

H

ier ist nichts manikürt, aber hervorragend gepflegt, hier regiert nicht Disney, hier dominiert rau-charmantes Dasein. Es ist ein Kampf mit den Elementen, belohnt mit atemberaubenden Ausblicken und bestückt mit Momenten, die magisch sind. Wen interessiert bei diesem Erlebnis das Ergebnis? Erst seit zehn Jahren lockt der Golf Club Budersand Golfer aus ganz Deutschland ganz in den Süden Sylts. Über 10.000 Gäste waren es im vergangenen Jahr. Es war ein besonderes Jahr: Ein Sommer, der nicht enden wollte, so viel Greenfeespieler wie noch nie und so viele und so prominente Auszeichnungen wie noch nie. Der einzige echte Links-Kurs Deutschlands mit 94 Topf-Bunkern, der sich heute schon zu den Klassikern der Republik zählen darf, wurde vom renommierten amerikanischen Fachorgan „GOLF-DIGEST“ zu Deutschlands Golfplatz Nummer eins gekürt und im deutschen Fachblatt „GOLF-JOURNAL“ wählten ihn die Golfer zum „beliebtesten Golfplatz Deutschlands“. Sicher: die exponierte Lage, die aufwändige Pflege, das direkt am 1. Abschlag liegende prämierte Fünf-SterneSuperior-Hotel Budersand, der engagierte Service, der liebevoll bestückte Pro-Shop, das geräumige Clubhaus Strönholt mit seiner herausragenden Gastronomie – das sind alles Argumente, die solche Awards rechtfertigen. Alle ElektroBuggies wurden mit GPS und großen Screens bestückt, die Entfernungen anzeigen und mit Super-Grafiken über den Platz führen. Eine neue Trolley-Flotte und Leihschläger der neuesten Generation des Budersand-Partners „Taylor Made“ stehen bereit. „Wir wollen alles tun, damit ein Golf-Tag beim GC Budersand ein unvergesslicher Urlaubs-Tag wird“, verspricht Eigentümerin und Präsidentin Claudia Ebert. Neueste Attraktion in der Sylter Dünenlandschaft: Im Clubhaus Strönholt wurde ein Trackman-Simulator installiert. Wer will, kann nun den GC Budersand outdoor oder indoor spielen. Wer Abwechslung möchte, kann aber auch unter 30 anderen, international bekannten Golfplätzen wählen. Ein Knopfdruck macht´s möglich und vor dem

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Golfer eröffnet sich das Panorama des Pazifiks oder der Rockies, Schottland oder Südafrika tauchen auf. Der vielseitige Simulator kann mit einem Klick zur Driving-Range umgerüstet oder zur Schläger-Fitting-Anlage umgepolt werden. Unendliche Möglichkeiten für Club-Pro Dominik Grass, seine Schüler in die faszinierende Welt des Golfes einzuführen. Eine direkt am Watt gelegene Übungsbahn ist dann das ideale Areal für die ersten „wirklichen“ Golfschläge. Budersand hat sich zum kompletten Golf-Resort gemausert. Hotel und Golfplatz sind in diversen Rankings nun schon seit Jahren immer top. Was viele schon vergessen haben: Mit Budersand wurde Hörnum und der Insel Sylt wieder ein Teil ihrer faszinierenden Natur zurückgegeben. Bis vor wenigen Jahren standen auf dem 73 Hektar großen Areal mehr als 40 marode Gebäude der Pidder-Lüng-Kaserne. Beton war gestern, das Besondere ist heute: Willkommen in Budersand.

GOLFPLATZ BUDERSAND Das Golfen zwischen den Meeren wird hier einzigartig erlebbar: Genießen Sie den Blick auf die weite, raue Nordsee und das sich ständig verändernde Wattenmeer – ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art. ARRANGEMENT 3 Übernachtungen in einem unserer eleganten und lichtdurchfluteten Zimmer oder Suiten mit Blick auf das Meer, den Hörnumer Yachthafen oder den Golfplatz | Langschläferfrühstück bis 12 Uhr | Begrüßungsgetränk & BUDERSAND-Golfgeschenk zur Anreise | 2 x Greenfee pro Person inkl. Trolley für unseren GC Budersand | tägliche Lagerung und Reinigung Ihres Golfbags | Nutzung des Spa.budersand | Privatbar auf dem Zimmer und vieles mehr ... ab 497,– Euro* pro Person im Doppelzimmer (Saison C) ab 760,– Euro* für eine Person im Einzelzimmer (Saison C) *zzgl. der gesetzlichen Kurtaxe pro Person/Tag GC Budersand | Fernsicht 1 | 25997 Hörnum | Tel. 04651-449 27 27 www.gc-budersand.de

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VERANSTALTUNG Sektion Plön/Ostholstein

Zwischen gemeinsamen Zielen Schleswig-Holstein hat zwar im Tourismus im letzten Jahr Rekordübernachtungen verbuchen können, aber dennoch sollten die Strukturen überdacht werden. Mit diesem Ziel hatte Sektionssprecher Karsten Kahlcke Dr. Bettina Bunge als Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH) nach Eutin eingeladen. Dort hat Carsten Behnk als Bürgermeister seine Stadt Eutin als Ausflugsund Übernachtungsort ausgebaut. Mit ihm saßen Robert Cordes als erfahrener Berater von Tourismusbetrieben sowie Christian von Oven, der Inhaber des Grand Hotels Seeschlösschen GmbH & Co. KG und weiterer Hotelstandorte an der Ostseeküste auf dem Podium.

v.l. Robert Cordes, Christian von Oven, Karsten Kahlcke, Dr. Bettina Bunge und Carsten Behnk

Text: Dr. Bertram Zitscher

Bürgermeister Behn berichtet, die Stadt Eutin hätte kürzlich die Landesgartenschau ausgerichtet, was am Ende ein Millionendefizit hinterlassen hat. Dennoch habe es viele positive Effekte gegeben, vor allem eine beschleunigte Stadtentwicklung. Die Flächen zum Seegarten und zum Schloßgarten seien nachhaltig verschönert worden. Zudem sei ein Reisemobilhafen mit 24 Stellplätzen gut angenommen wor-

den. Dennoch bereite das Leerlaufen der Handelsplätze in den Innenstädten im Zuge eines wachsenden Online-Handels Sorgen. Cordes sieht Eutin auf einem guten Weg. Das Wichtigste sei ein gutes Produkt. Mit dem Schick der 70er Jahre könne man weder für die Region werben noch gute Fachkräfte gewinnen. Und wenn keine Nachfolger zu finden sind, würden Hotels in Zweitwohnungen umgewandelt.

Übernachtungen in Schleswig-Holstein im Vergleich Inland/Ausland Januar-Oktober 2018

Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Januar 2019

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VERANSTALTUNG Sektion Plön/Ostholstein

und Kirchturmdenken Wer macht eigentlich was?

Der Buch-Tipp Martin Suter Cheers Feiern mit der Business Class Das glatte Parkett der feuchtfröhlichen Events ist ein weites Feld: Ob Firmenfeier, Business Lunch, Weihnachtsessen, Silvestereinladung beim Chef, der heiße Flirt mit der neuen Sekretärin oder der Absacker unter Kollegen – der Manager genießt nie ganz unbeschwert. Denn die Karriere kennt keine Auszeit. Nicht etwa der Herzinfarkt oder der Alkohol sind daher der größte Feind, sondern die eigene Spezies. In fünf Kapiteln erfasst der Autor treffend skizzierte Situationen: Business Lunch, Hotelbars, Absacker und ihre Folgen; Liebe und Betriebe; Weihnachten und Silvester; Events, Einladungen, Firmenfeierlichkeiten; Urlaub, Wellness und andere Enthüllungen.

Quelle: Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein

Dr. Bunge von der TASH berichtet, dass die Tourismusstrategie SchleswigHolstein 2025 gerade evaluiert werde. Die TASH könne nur Marketing machen und keinen Vertrieb. Dabei müsse man Prioritäten setzen und könne nicht alle Wünsche der vielfältigen regionalen und lokalen Tourismusorganisationen im Land beherzigen. Die Übernachtungen hätten zwar in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zugelegt, dennoch zeige der Jahresverlauf große ungenutzte Potentiale, während man in den Sommermonaten weitgehend ausgebucht sei. Ausgewählte Zielmärkte seien derzeit Dänemark, Schweiz und Österreich, wobei das mit 190.000 Übernachtungen zweitplatzierte Schweden im letzten Jahr einen Einbruch um 7,4 Prozent verbucht hat. Dr. Bunge setzt auf anlassbezogenes Themenmarketing für spezielle Zielgruppen als Urlaubsland, aber auch als Tagungsstandort für Firmen und Geschäftsreisende. Christian von Oven arbeitet zwar mit den lokalen Tourismusverbänden eng zusammen, für die Vermarktung seiner Hotelkapazitäten müsse er jedoch selbst sorgen. Dafür werbe man gezielt in verschiedenen Marktsegmenten, beispielsweise bei Golfspielern. Insofern habe man natürlich ein Interesse, dass Schleswig-

Holstein gute Freizeit- und Kulturangebote anbieten könne. In der anschließenden Diskussion wurde angeregt, die Kräfte stärker zu bündeln, zum Beispiel mit Blick auf die großen Tourismusbetriebe und die Landesstrategie. Die Vielfalt von lokalen und regionalen Förderstrukturen sei aufgerufen, viel stärker als bisher zu kooperieren oder zu fusionieren. Gemessen an anderen Bundesländern sind die verfügbaren Landesmittel für eine Vermarktung des Standortes in Schleswig-Holstein mager, weshalb die Förderung des Landes nicht auch noch auf untergeordnete Ebenen verteilt werden sollte. Die aktuellen Strukturen aus vielen kleinen Kirchtürmen hätten sich im Zuge der Digitalisierung überlebt. Das Land sollte darauf reagieren und die Kräfte besser bündeln. Es wird bessere Voraussetzungen dafür schaffen müssen, dass zukünftig ausreichend Saisonkräfte den Service sicherstellen, wofür günstige Unterbringungsmöglichkeiten benötigt werden. Der heiße Sommer mit seinen guten Zahlen für die Branche dürfe jedenfalls nicht darüber hinwegtäuschen, dass der strukturelle Anpassungsbedarf für das Tourismusland Schleswig-Holstein ausgesprochen hoch bleibt, so Sektionssprecher ■ Karsten Kahlcke resümierend.

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Taschenbuch, 224 Seiten ISBN: 978-3-257-24404-5 Preis 10 Euro (D)

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AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer

Weitere Schlaglichter des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein

Dr. Philipp Murmann (stehend), Präsidiumsmitglied der CDU Deutschland, zu Gast beim Kaminabend der Sektion Neumünster zur Zukunft der Union

Astrid Damerow MdB (2.v.l.), Mitglied im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages, sprach vor der Sektion Nordfriesland über den deutschen Wasserhaushalt

Die Sektion Lübeck diskutierte im Hause der Deutschen Bank über Kryptowährungen: v.l. Moderator Mathias Roch, Roch Services GmbH, Jan-Heinrich Meyer, Geschäftsführer der Dash Embassy D-A-CH UG, und Dr. Patrik Pohl, Leiter Mittelstandsprodukte, CIB-Global Transaction Banking der Deutschen Bank AG aus Frankfurt

Mark Helfrich MdB (Mitte), Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Energie des Deutschen Bundestages, blickte als Ehrengast auf dem Kaminabend der Sektion Dithmarschen auf die Bundespolitik für das Jahr 2019

Die Sektion Rendsburg-Eckernförde informierte sich bei Oberstleutnant Markus Kleinbauer über die weiteren Perspektiven für den Flughafen Hohn nach dem Abzug der Transall C 160

Beim Kaminabend der Sektion Herzogtum Lauenburg mit Landrat Dr. Christoph Mager (2.v.r.) standen Ansiedlungs- und Verkehrspolitik des Landkreises im Fokus

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Werner Kässens, Geschäftsführer der Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi), berichtet vor der Sektion Kiel über das Vermarktungskonzept für den Wirtschaftsstandort Kiel

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AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Der Vorstand des Jungen Wirtschaftsrates nach seiner Wiederwahl zur konstituieren Vorstandssitzung in der Villa in Kiel: v.l. Lennart Wichelmann (Gast), Alexander Kropp, Olaf Birkner (Gast), Nadine Sydow, Lars Osterhoff, Tobias Loose MdL, Dr. Bertram Zitscher, Karsten Panow, Finn Plotz

Die Sektion Herzogtum Lauenburg hat Rudolph Freiherr von Schröder als Sprecher und Detlev Werner von Bülow im Vorstand bestätigt und Ludwig Striewe und Jan-Hendrik Blassew neu in ihren Vorstand gewählt: (v.l.) Ludwig Striewe, Rudolph Freiherr von Schröder, Jan-Hendrik Blassew und Detlev Werner von Bülow

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IMPRESSUM

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI

27. März 2019 | Harrislee André Steinau, Leiter Wasserstoffprojekte der GP Goule GmbH „Grüner Wasserstoff für die Verkehrswende: das Projekt eFarm“

1. April 2019 | Bad Bramstedt Richard Krause, Leiter des Breitbandkompetenzzentrums Schleswig-Holstein „Ausbau Glasfaser im Landkreis Segeberg und die Herausforderungen an die Planungen von G5-Netzen“ 4. April 2019 | Rendsburg Richard Krause, Leiter des Breitbandkompetenzzentrums Schleswig-Holstein „Ausbau Glasfaser im Landkreis RendsburgEckernförde und die Herausforderungen an die Planungen von G5-Netzen“ 24.-27. April 2019 | Woronesch/Russland Unternehmerreise mit Hans-Jörn Arp MdL, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein

Änderungen vorbehalten 7. Mai 2019 | Husum Podiumsdiskussion Thomas Bystry, CEP Chairman, Clean Energy Partnership, Hamburg Paul Hemkentokrax, Geschäftsführer, AktivBus GmbH, Flensburg Jürgen Meereis, Senior Berater, IPP ESN Power Engineering GmbH, Kiel Jürgen Nadler, Cief Marketing Officer, KEYOU GmbH, München Burkhard Oppmann, Geschäftsführer, Faun Services GmbH, Osterholz-Scharmbeck Michael Schneider, Pressesprecher REMONDIS GmbH & Co. KG, Melsdorf Michael Stürmann, Geschäftsführer, Abfallwirtschaftsgesellschaft NF mbH, Husum Moderation: Dr. Martin Grundmann, Sprecher der Sektion Nordfriesland, Husum „Abfallsammelfahrzeuge auf der Basis von Wasserstoff als Kraftstoff“

17. Juni 2019 | Kiel Podiumsdiskussion Einführung: Prof. Dr. Peter Raue, Partner der Raue LLP, Berlin Moderation: Dr. Tilman Giesen, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft Grundbesitz e.V., Kiel Dr. Christina Berking, Mitglied des Vorstands der Kunstsammler e.V., Hamburg Prof. Hendrik Hanstein, Präsident des Europäischen Versteigerungsverbandes EFA, Köln Ansgar Hebeling MdB, stv. Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Berlin Hans-Ewald Schneider, geschäftsführender Gesellschafter der HASENKAMP Int. Transport GmbH, Köln Schlußwort: Prof. Dr. Harald Falckenberg, Kunstsammler, Jurist und Unternehmer, Hamburg „Das Kulturgutschutzgesetz KGSG auf dem Prüfstand“

10. Mai 2019 | Neumünster Prof. Dr. Mike Friedrichsen, Berlin Universität of Digital Sciences, Berlin Wulf Wersig, Berlin Universität of Digital Sciences Berlin, Berlin „Ausbildung digitaler Berufsbilder am Beispiel der Berlin Universität of Digital Sciences“

18. Juni 2019 | Tangstedt Golfanlage Gut Wulfsmühle Golfturnier HH/SH – Spiel um den Ernst Werdermann-Wanderpokal 22. Juni 2019 | Kiel Regattabegleitfahrt anlässlich des Kieler Woche-Auftaktes

31. Mai 2019 | Keitum auf Sylt 4. CXO-Event Sylt 2019 Podium Künstliche Intelligenz: Wie schnell lernen Computer unsere Sprache? Podium Erweiterte Realitäten: Chancen für die Arbeitswelt Podium Cyberkriegsrisiken: Existenzsichernde Vorsorge

24. Juni 2019 | Kiel Deutsch-Russischer-Kieler Woche-Empfang Ehrengast: Dmitrii Pekurovskii, stv. Vorsitzender der russischen Landjugend, Moskau

11. Juni 2019 | Rendsburg (nur für Mitglieder) Werftbesichtigung der Nobiskrug-Werft Holger Kahl, Geschäftsführer der Nobiskrug GmbH, Rendsburg „Die Nobiskrug-Werft im Verbund des Werftenstandortes Schleswig-Holstein“

1. Juli 2019 | Bad Segeberg Junger Wirtschaftsrat Birte Glißmann, Landesvorsitzende der Jungen Union Schleswig-Holstein Antonia Haufler, Landesvorsitzende der Jungen Union Hamburg „Junge politische Ziele für den Norden Deutschlands“

IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P. Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg Henning Lindhorst Landesgeschäftsführer Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 E-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 E-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de

Redaktion Holger Hartwig, Ehrhard J. Heine, Henning Lindhorst, Julius Linke, Hauke Meisner, Christian Ströder, Dr. Bertram Zitscher Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder.

Herstellung und Anzeigen copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 E-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Satz/Layout: Wolfgang Schlett, KGV

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Bildnachweis: nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, sonst Kennzeichnung an den Fotos, Aufmacherfotos: Fotolia.com: © studiostoks (Titel), © studiostoks (S.6, 8/9 Grafik), © Stanislav (S.10 Grafik), © DisobeyArt (S.29 Bier), © mizar_21984 (S.29 Uhr), stock.adobe.com: © Henry Czauderna (S.7 Landschaft)

www.wirtschaftsrat.de Das nächste Heft erscheint im Juni 2019

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