Wir im Norden 3 2016

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WIRIM NORDEN AuSgAbe 3 | 2016

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

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Titelthema Digitale Mobilität

D A S

Seite 20

M A G A Z I N

F Ü R

Erfolgsmodell „Parlamentarische Demokratie“

D I E

W I R T S C H A F T

Seite 44

Auswirkungen der Ultraniedrigzinspolitik

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG



EDITORIAL

Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg

vor wenigen Wochen war ich im Hafen unterwegs und bin zufällig an der MS Europa vorbeigekommen, die im Cruise Center der HafenCity angelegt hatte. Mir kam spontan die folgende Frage in den Sinn: Wie wäre es, wenn Europa tatsächlich ein Schiff wäre? Ganz sicher müsste es durch schweren Seegang und viele Unwägbarkeiten manövrieren. Millionen blinde Passagiere drängen sich auf das „Traumschiff “ Europa, während die britische Crew lieber freiwillig von Bord geht. Terroranschläge sorgen unter den Passagieren für Angst und Verunsicherung. Und aus Amerika droht auch noch ein politischer Kaventsmann namens Trump heranzurollen. Eine entspannte Kreuzfahrt sieht anders aus. Für Deutschland steht als Anker der Europäischen Union besonders viel auf dem Spiel. Ob politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich oder demografisch, die Herausforderungen sind in jeder Hinsicht historisch. Manch einer spricht von unlösbaren Aufgaben.

An der Elbe hat diese Zukunft schon begonnen: Als eine von wenigen Städten verfügt Hamburg über eine sogenannte ITSStrategie zum Aufbau eines intelligenten Verkehrs- und Infrastruktursystems. Dazu gehören Projekte wie die intelligente Baustellenbake („iBake“) von der HPA, das mobile Zahlsystem „Check-in/Be-out“ der Hamburger Hochbahn oder der Prognosedienst „Traffic Light Forecast“. Vom Bundesverkehrsministerium wurde Hamburg zudem als Teststadt für automatisiertes Fahren ausgewählt. Und auch Hermes setzt auf Hamburg, um seine Lieferroboter unter Realbedingungen zu testen. Für den Wirtschafts- und Logistikstandort Hamburg haben all diese Projekte eine wegweisende Bedeutung. Das Verkehrs- und Lieferaufkommen wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Das verlangt smarte Antworten. Entscheidend wird sein, dass aus den einzelnen Projekten letztlich ein großes Ganzes wird:

Wir befinden uns in einer faszinierenden Zeit des technologischen Fortschritts – in der Epoche der Digitalisierung. Als überzeugter Optimist warne ich davor, die Segel vorzeitig zu streichen. So groß die Schwierigkeiten einerseits sein mögen, so groß sind auch die Chancen, die sich auftun. Wir befinden uns in einer faszinierenden Zeit des technologischen Fortschritts – in der Epoche der Digitalisierung. Für Deutschland und Hamburg ergeben sich enorme Potenziale, die es zu nutzen gilt. Industrie 4.0, Big Data, Cloud Computing, Smart Home etc. sind nur einige der Schlüsselbegriffe, die den Prozess der digitalen Transformation beschreiben. Die Digitalisierung erfasst so gut wie jeden Bereich unserer Lebens- und Arbeitswelt. Es ergeben sich neue Geschäftsmodelle und ganz neue Möglichkeiten der Problemlösung. Spannend und für die „Stau-Stadt“ Hamburg besonders wichtig sind Optimierungen in der Verkehrssteuerung und der Distributionslogistik. In naher Zukunft stehen große Veränderungen an, die unser Verständnis von Mobilität nachhaltig verändern werden.

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Ein vernetztes, intelligentes und die ganze Stadt umfassendes Verkehrs- und Infrastruktursystem, das den öffentlichen, den Individual- und den Wirtschaftsverkehr einbindet und aufeinander abstimmt. Die Technologie dafür ist schon heute vorhanden. Wenn wir diese erfolgreich einsetzen wollen, müssen wir dem technologischen Fortschritt mit Offenheit, Interesse und einer ordentlichen Portion Begeisterung begegnen. Die berüchtigte „German Angst“ darf uns dieses Mal nicht im Weg stehen. Wenn Sie also demnächst einem kleinen Paketroboter begegnen sollten, wundern Sie sich nicht. Sagen Sie Hallo zur Zukunft.

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MOMENTAUFNAHME Trotz Schlappe beim Volksentscheid: Hamburg ist stolz auf seine Olympioniken wie im bild auf das gold-Duo Kira Walkenhorst und Laura Ludwig, Olympiasiegerinnen im beachvolleyball. Foto: Copyright FIVb

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INHALT

START

TITEL

VERANSTALTUNGEN

EDITORIALS

DIGITALE MOBILITÄT

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DIE ZUKUNFT VON LNG – POTENZIALE UND HEMMNISSE

Landesverband Hamburg u gunnar uldall, Senator a.D.

43 Landesverband Schleswig-Holstein u Reimer Tewes

MOMENTAUFNAHME 4

Hamburger Olympiasiegerinnen

Mobilität to go Im Interview: Thomas beermann

10 Die Zukunft des Nahverkehrs u Henrik Falk 12 SMILE – oder wie man die Lösung großer Herausforderungen mit einem Lächeln angehen kann u Werner gliem

14 Mittagsveranstaltung mit Dr. Heiko Fischer

WAS ALTE HASEN UND JUNGUNTERNEHMER VONEINANDER LERNEN KÖNNEN 16 Neues Veranstaltungsformat „Hamburg Newconomy“

DIREKT ODER INDIREKT, DAS IST HIER DIE FRAGE 20 Abendveranstaltung mit Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier

AUSWIRKUNGEN DER ULTRANIEDRIGZINSPOLITIK 44 Sektion Kiel

Foto: VTg Ag

ERBSCHAFTSTEUER UND EIGENKAPITALBILDUNG FÜR FAMILIENUNTERNEHMEN

Veranstaltung: Die Zukunft von LNG – Potenziale und Hemmnisse mit Dr. Heiko Fischer Seite 14

46 Sektion Neumünster

Neues Veranstaltungsformat: Was alte Hasen und Jungunternehmer voneinander lernen können „Hamburg Newconomy“ mit Eva-Maria Bauch und Benjamin Schröter Seite 16

GERINGQUALIFIZIERTE FÜR EINEN HOCHREGULIERTEN ARBEITSMARKT 47 Sektion Stormarn

AUSBILDUNG VON FLÜCHTLINGEN FÜR DEN WIEDERAUFBAU 48 Sektion Segeberg

DIE GIZ IM KONTEXT VON FLUCHT UND MIGRATION 49 Sektion Schleswig/Flensburg

DIE FESTE FEHMARNBELTQUERUNG KOMMT – WAS IST ZU TUN?

Foto: bertold Fabricius

50 Sektion Schleswig/Flensburg

Im Interview: Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer Seite 34 Foto: Handelskammer Hamburg / Daniel Sumesgutner

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INVESTITIONEN FÜR SCHLESWIG-HOLSTEIN 52 Sektion Dithmarschen

INDUSTRIEFLÄCHEN FÜR DIE REGION PINNEBERG 54 Sektion Pinneberg

DEUTSCH-CHINESISCHE ENTWICKLUNGSCHANCEN 58 Sektion Herzogtum Lauenburg

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INHALT

AKTUELLES

LANDESFACHKOMMISSIONEN

HAMBURG MESSE

Hamburg

22 SMM – Weltgrößte Messe der maritimen Wirtschaft setzt Akzente

INTERNET UND DIGITALE WIRTSCHAFT

24 Vierte Auflage der COTeCA übertrifft erwartungen 26 Messe-Off-Site-Locations als Impulsgeber

IM INTERVIEW 34 Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer

30 Die Digitale Infrastruktur ist die basis für Wachstum und Wohlstand u Ludolf baron von Löwenstern

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT 31 Landesfachkommission gesundheitswirtschaft hat die Arbeit aufgenommen u Dr. ulrich Möllers

JUNGES HAMBURG AUS DEM MITGLIEDERKREIS 36 Die deutsche Wirtschaft im Wandel der Digitalisierung 38 Neue Mitglieder in den Landesverbänden 38 Neues Mitglied stellt sich vor Thomas Flotow 64 Holmer Traditionsmessebauer wird 170!

AUS DER LANDESGESCHÄFTSSTELLE

32 gründung leicht(er) gemacht: Der „einheitliche Ansprechpartner“ u Dr. Christian Conreder

WACHSTUM UND INNOVATION 33 Die entwicklung des Hafens und des maritimen umfeldes u Dr. Hubert baltes

62 Straßenbauplanung forcieren u Martin Henze

40 ein blick hinter die Kulissen der „Welt Ludwig erhards“

63 Qualitätssteuerung für den stationären und ambulanten Sektor u Wolfgang Weinschrod

56 Zeiten der Sprachlosigkeit Deutsch-Russischer Kieler-Woche-empfang 60 Frischer Wind auf der Kieler Förde

Sektion Kiel Auswirkungen der Ultraniedrigzinspolitik Ist ein ende der ultraniedrigzinspolitik absehbar? Auswirkungen der Niedrigzinsen auf Stiftungen, betriebliche Altersvorsorge sowie Vermögenssicherung. Seite 44

VERKEHRSINFRASTRUKTUR

IMMOBILIENWIRTSCHAFT

KIELER WOCHE

Quelle: Thomson Reutzers Datastream

Schleswig-Holstein

40 Personelle Veränderungen

65 Schleswig-Holstein: Im Übrigen...

Leitzins der Zentralbanken (Prozent)

JUNGER WIRTSCHAFTSRAT ZU GAST 28 beim 147. Deutschen Derby

SOMMERFEST 29 des Jungen Wirtschaftsrates Hamburg

FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED 29 Annelies Peiner

IM WETTBEWERB MIT DEN GROßEN 51 Junger Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein

Sektion Segeberg Ausbildung von Flüchtlingen für den Wiederaufbau Die Integration von Migranten im THW sowie „Capacity building“ für die Zivil- und Katastrophenschutzstrukturen Syriens sind Ziele eines Programms Seite 48

ZU GUTER LETZT VERANSTALTUNGSVORSCHAU 41 Landesverband Hamburg 66 Landesverband Schleswig-Holstein 66 Impressum 7


TITEL Digitale Mobilität

o g o t t ä

t i l i b o M Im Interview:

Thomas Beermann CeO car2go europe gmbH

Über Jahrzehnte hinweg war das eigene Auto das Statussymbol der Deutschen. Das hat sich geändert. Insbesondere die jüngere Generation verzichtet auf den eigenen Wagen und setzt auf Carsharing – sozusagen Mobilität to go. Im Interview mit der Redaktion WIR IM NORDEN spricht der CEO von car2go über den Markt und wagt einen Blick in die Zukunft.

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Digitalisierung und Mobilität sind schon für sich gesehen extrem komplexe Phänomene. Im Begriff „Digitale Mobilität“ verschmelzen sie, was das Verständnis nicht unbedingt einfacher macht. Daher zunächst die Frage: Was ist eigentlich Mobilität? Für mich ist Mobilität vor allem die Fähigkeit, von A nach B zu gelangen – zu jeder Zeit, an dem Ort, wo ich es benötige, und auf die Art und Weise, die ich mir wünsche. Gleichzeitig ist Mobilität aber nicht nur eine Fähigkeit, sondern auch ein sehr individuelles Bedürfnis. Was kennzeichnet von diesem Verständnis ausgehend „digitale“ Mobilität? Das passiert immer dann, wenn uns digitale Medien, wie unser Smartphone, helfen, von A nach B zu kommen. Sie zeigen Wege auf und vernetzen uns mit dem Verkehrsmittel unserer Wahl: Beispielsweise, indem sie das nächste car2go-Fahrzeug suchen, es für uns öffnen und via Routenplaner die voraussichtliche Fahrzeit berechnen. Statt eines reinen Produktes oder Fahrzeugs bietet car2go eine digitale Dienstleistung zur Erfüllung der Mobilitätsbedürfnisse an. Die Deutschen sind bekannt dafür, technologischen Entwicklungen, z.B. Mobile Payment, eher kritisch gegenüberzustehen. Welche besonderen Anforderungen entstehen dadurch?

Wir teilen diese Einschätzung nicht, im Gegenteil. Von unseren über 1.1 Millionen Kunden in 15 europäischen Standorten entfällt rund die Hälfte auf unsere sechs Standorte in Deutschland. Einige unserer Standorte in Deutschland zählen zu den erfolgreichsten weltweit. Wir beobachten weniger länderspezifische, als vielmehr demografische Unterschiede, etwa zwischen verschiedenen Generationen. Am Ende geht es fast immer darum, neue Dinge selbst auszuprobieren. Dann sind Anfangszweifel schnell verflogen. Car2go gibt es mittlerweile in 30 Städten, die sich auf 9 Länder verteilen. Wo sehen Sie in Zukunft die größten Wachstumspotentiale? In Europa und Nordamerika sind wir in den letzten Jahren dynamisch gewachsen. Seit dem April 2016 sind wir mit der 30-Millionen-Stadt Chongqing auch in Asien aktiv. Die angespannte Verkehrssituation und zunehmende Umweltbelastung in den chinesischen Ballungsräumen führen dort zu einem Bewusstseinswandel hin zu neuen Mobilitätsformen. Deshalb wollten wir dort frühzeitig Flagge zeigen und Marktpotenziale erschließen, was uns bis dato sehr gut gelungen ist. Fünf Monate nach dem Start zählen wir bereits deutlich über 100.000 Kunden. Nun wird die Flotte um weitere 200 smart Autos auf insgesamt 600 Fahrzeuge aufgestockt, das Geschäftsgebiet wird auf 70 Quadratkilometer erweitert. Derzeit evaluieren wir, wie wir weiter im Markt agieren.

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TITEL Digitale Mobilität

Jetzt in Hamburg: 240 Mercedes-benz Fahrzeuge stehen den car2go-Kunden ab 8. September 2016 für die spontane Anmietung zur Verfügung

Carsharing und Elektroautos passen eigentlich ziemlich gut zusammen. Die Reichweite kann geringer sein, lange Ladezeiten sind besser vertretbar und der potentielle Imagegewinn ist hoch. Woher stammt die Zurückhaltung von Car2Go in diesem Bereich? Wir sind bei der Elektromobilität alles andere als zurückhaltend, wir treiben diese vielmehr voran. Mit Stuttgart, Amsterdam und Madrid haben wir drei rein elektrische Flotten. Dort machen uns insgesamt rund 1.320 smart fortwo electric drive und rund 220.000 Kunden zum größten Anbieter für elektromobiles stationsunabhängiges Carsharing. Tatsächlich braucht es aber in den Städten zum Betrieb einer elektrischen CarsharingFlotte häufig massive Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Wenn wir diese Investitionen mit schultern, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen, um das Geschäft mit reinen Elektroflotten auch erfolgreich betreiben zu können. Dazu zählen etwa kostenloses Parken, die Bereitstellung der Infrastrukutur und Incentives für die Bürger der Stadt, um eine höhere Nutzung zu erzielen. Die Parkplatzsituation in Hamburg ist mitunter schlecht, weshalb der Leiter des Kompetenzzentrums Urbane Mobilität der BMW Group, Carl Friedrich Eckhardt, die Vision hat, dass in nicht allzu ferner Zukunft innerhalb von einer Minute ein Parkplatz gefunden werden kann. Was halten Sie von dieser Einschätzung? Unsere Vision ist es, dass der Nutzer selbst gar keinen Parkplatz mehr suchen muss. Wenn das Auto selbständig einen Parkplatz ansteuert, sobald der Nutzer vor seinem Zuhause oder dem Parkhaus aussteigt, entfällt nicht nur die lästige Suche. Auch der Parksuchverkehr, der einen enormen Anteil an der innerstädtischen Verkehrsbelastung ausmacht, kann durch intelligente Vernetzung reduziert werden. Aktuell sammeln wir in verschiedenen Pilotprojekten Erfahrungen zu diesem Thema.

Autonomes Fahren ist das große Thema in der Automobilbranche. Inwieweit fließen diese Entwicklungen in die Zukunftsplanung von Car2go ein? Werden die Hamburger in einigen Jahren von selbstfahrenden Car2go-Fahrzeugen von A nach B gebracht? Das autonome Fahren wird ohne Zweifel einen großen Einfluss auf die Automobilbranche haben. Für unser Geschäftsmodell ist es eine gewaltige Chance. Darum arbeiten wir auch intensiv an diesem Thema. Stellen Sie sich vor, Sie drücken nur noch einen Knopf auf Ihrem Smartphone und das Auto kommt eine Minute später selbst zu Ihnen. Unsere Vision zum Thema Parken hatte ich ja bereits erläutert. Setzen wir diese um, perfektionieren wir damit unser Geschäftsmodell. Für den Nutzer bietet dies viele praktische Vorteile. „Car2go leistet einen wichtigen Beitrag zum Mobilitätsmix in unserer Stadt“, sagte der amtierende Bürgermeister Olaf Scholz. Gibt es trotz dieser Bekundungen politischen Verbesserungsbedarf der Rahmenbedingungen? Die Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg ist sehr gut. Erst im April 2016 haben wir in Hamburg als erster europäischer Metropole mehr als 100.000 registrierte Kunden gezählt. Anfang September haben wir unsere Flotte mit 170 Mercedes-Benz A-Klasse Fahrzeuge und 70 GLAs ergänzt. Insgesamt sind 800 Autos in Hamburg unterwegs. Derzeit haben wir vor allem einen Herzenswunsch an die Stadt Hamburg: Den Verzicht auf die Höchstparkdauer für unsere Fahrzeug, denn nicht immer lässt sich genau vorhersagen, wie schnell ein Fahrzeug an einem bestimmten Standort wiedervermietet wird. Das Carsharing-Modell findet vor allem in Ballungszentren Resonanz, gibt es Erwägungen, wie ländlichere Gegenden erschlossen werden könnten? Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass reines free-floating, also stationsunabhängiges Carsharing erst ab Metropolen mit einer Millionen Einwohnern richtig funktioniert. Im ländlichen Raum sind darum vor allem die stationären CarsharingAnbieter. Grundsätzlich wären aber auch kombinierte Modell aus stationärem und stationsunabhängigem Carsharing für ■ kleinere Städte denkbar.

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TITEL Digitale Mobilität

Mobility as a service

Die Zukunft des Henrik Falk Vorstandsvorsitzender Hamburger Hochbahn Ag (HOCHbAHN)

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ie umfassende Veränderung des Kundenverhaltens und die -erwartung an bestehende Dienstleistungen, verbunden mit der durch den technologischen Fortschritt ermöglichten Entwicklung von Services und Dienstleitungen betrifft mittlerweile nahezu jede Branche. Auch der Mobilitätsmarkt wurde durch viele neue Anbieter und Angebote bereits teilweise revolutioniert. 10

Online-Banking, Smartphone-Apps, Fitness-Armbänder, Musik-Streaming und intelligente Kühlschränke – der Megatrend Digitalisierung hat mittlerweile fast alle Lebensbereiche erfasst und verändert grundlegend die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, ihren Alltag gestalten, zusammenarbeiten und sich fortbewegen.

Automobilkonzerne und IT-Unternehmen steigen in den Wettbewerb um Kunden ein, die einfach, bequem, flexibel und kostengünstig von A nach B gelangen wollen. In Zeiten von gestiegenen individuellen Mobilitätsbedürfnissen schaffen sie eine veritable Konkurrenz und die vermeintliche Sicherheit als ÖPNV-Unternehmen Kern der Mobilität zu sein und zu bleiben reicht nicht aus. Ein durch auto-

nom fahrende Pkw ermöglichter hoch effizienter Verkehr erfordert es, sich Gedanken darüber zu machen, wer zukünftig den Verkehr organisiert und bündelt und damit auch die Richtung vorgibt. So hat beispielsweise das Unternehmen UBER den Taximarkt umgekrempelt, erprobt die Bereitstellung des Angebots bereits mit ersten kleinen autonom fahrenden Pkw-Flotten und steigt damit in

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TITEL

Fotos: HOCHbAHN

Digitale Mobilität

Richtung individualisierter Massenmobilität bzw. einer Art privat organisierten ÖPNV ein. Um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu sichern ist im Zeitalter von Industrie 4.0 das Vorgehen und der Mut junger Unternehmen auch für unsere Branche Kernvoraussetzung: Die Fähigkeit, zukünftige Trends und Kundenbedürfnisse zu antizipieren und innovative und disruptive Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Hamburger Hochbahn AG hat mit ihrer Unternehmensstrategie HOCHBAHN 2030 die Vision einer „Intelligenten Mobilität für eine lebenswerte Zukunft“ beschrieben und damit verdeutlicht, mit welchem Selbstverständnis die ÖPNV-Branche die zukünftige Mobilität gestalten sollte: Das zuverlässige, nachhaltige, qualitativ hochwertige und vor allem leistungsstarke Kerngeschäft mit Bussen und Bahnen um alle relevanten Mobilitätsangeboten zu ergänzen. Hierdurch wird zudem der Verzicht auf den eigenen Pkw gefördert. Die HOCHBAHN verfolgt neben einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Verkehrsleistungen sowie dem Ausbau des U-Bahn-Netzes inkl. einer automatisierten U5 und eines emissionsfreien

Zugang für die Kunden durch Smartphone-basierte Anwendungen ermöglicht wird, sollen alle öffentlich zugänglichen Mobilitätsangebote mit dem Ziel gebündelt werden, eine einfache und übergreifende Nutzung zu ermöglichen. Doch das allein reicht nicht aus, um als ÖPNVUnternehmen zukunftssicher aufgestellt zu sein. Zwischen 60 und 90 Minuten verbringen die Fahrgäste durchschnittlich pro Tag in unseren Fahrzeugen. Jeder strebt danach, seinen Alltag so effizient wie möglich zu gestalten und auf Wegen, u.a. zur Arbeit, Schule oder Universität möglichst vieles nebenbei zu erledigen. Wichtigster Begleiter hierbei ist mittlerweile unbestritten das Smartphone. Nicht nur, aber vor allem für eine unserer jüngsten Zielgruppen – Fahrgäste zwischen 10 und 18 Jahren – zählt mittlerweile ein kostenfreies WLAN oder aber auch Lademöglichkeiten für Smartphones im Alltag zur Selbstverständlichkeit. Wir alle sind „always on“ und brauchen einen komfortablen und schnellen Zugang zum Internet – auch in den Verkehrsmitteln des ÖPNV. Das Angebot eines freien WLANZugangs ist aber vielmehr als das. Die

Nahverkehrs ÖPNV durch Erprobung und Beschaffung von Bussen mit emissionsarmen bzw. -freien Antrieben mit dem Angebot „switchh“ genau dies zu erreichen. Mit einer zentralen Mobilitätsplattform, deren

HOCHBAHN zeigt damit, dass sie es ernst meint und den einfachen Zugang und die Nutzung des ÖPNV konsequent angeht. Echtzeitinformationen für Bus und Bahn, die Einführung eines mo-

dernen Ticketingsystems mit Best-PriceFunktion und die Integration von weiteren Mobilitätsanbietern erfordert Konnektivität und Vernetzung. WLAN eröffnet den Unternehmen dabei enorme Möglichkeiten der Kundenbindung und Geschäftsfeldentwicklung. Für die HOCHBAHN ergeben sich für ihre zukünftige Ausrichtung daher mehrere Implikationen. 1. Die radikale Kundensicht muss Kernbestandteil bei der Weiterentwicklung unseres Angebots sein und die Entwicklung zukünftiger Produkte und Dienstleistungen muss von Anfang an zusammen mit und für (potenzielle) Kunden erfolgen. 2. Zukünftig werden sämtliche Daten aller Verkehrsteilnehmer zur Verfügung stehen. Durch die zielgerichtete Datenauswertung und den Aufbau vernetzter und intelligenter Verkehrsinfrastrukturen wird trotz Urbanisierung die Mobilität auch in der Stadt erhalten bleiben. 3. Die ÖPNV-Branche, also Verkehrsverbünde und -unternehmen müssen den Willen und das Durchhaltevermögen haben, die Kompetenzen und Chancen der Digitalisierung zu nutzen und damit die Hoheit über Organisation und Durchführung eines integrierten Nahverkehrs bestehend aus ÖPNV- und Sharing-Angeboten zu erlangen und zu erhalten. Mit der ITS-Strategie für Hamburg will die Stadt Vorreiter beim Thema vernetzte und intelligente Mobilität werden. Die HOCHBAHN hat sich mit den beschriebenen Themen bereits auf den Weg gemacht und versteht sich damit als Treiber hin zu einer Smart City Hamburg. ■

Mobilität bedeutet Freiheit

eine Stadt – eine App – ein Service WIR IM NORDEN | 3/2016 | Landesverband Hamburg

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TITEL Digitale Mobilität

SMILE – oder wie man die Lösung

großer Herausforderungen mit einem Lächeln angehen kann Müssen wir uns wirklich an den Anblick von kleinen rollenden Robotern gewöhnen, die Pakete in Privathaushalte befördern und uns auf dem Gehweg begleiten? Und werden diese das Problem steigender Verkehrsbelastungen durch immer mehr Internet-Bestellungen lösen? Sicher nicht. Aber der Paketroboter könnte einen Beitrag leisten. Genau wie viele andere – teilweise kleine – Maßnahmen.

Werner Gliem Sprecher der geschäftsführung der Logistik-Initiative Hamburg

Der E-Commerce wächst und wächst. Lag der B2C-Umsatz 2010 noch bei 23,9 Milliarden Euro, so waren es im vergangenen Jahr bereits 39,8 Milliarden Euro. Und scheinbar ist kein Ende dieser Entwicklung abzusehen. Das Kaufverhalten hat sich gewandelt, eine Umkehr dieses Trends ist ausgeschlossen. Perspektivisch werden viele Online-Händler auf SameDay Delivery umstellen, außerdem werden weitere Geschäftsfelder – wie vor allem der Lebensmittelsektor – erschlossen. Die verkehrlichen Auswirkungen betreffen jeden von uns. Wer hat sich noch nie über das Fahrzeug eines Paketzustellers in zweiter Reihe geärgert? Aus der momentanen Geschäftspraktik, bis zu vier Zustellversuche durchzuführen und gegebenenfalls auch noch Retouren abzuholen, resultiert eine hohe Belastung des Straßenverkehrs, auch wenn der E-Com12

merce insgesamt zu einer Reduzierung von Fahrten beiträgt, wie Studien gezeigt haben (vgl. u.a. „Klimafreundlich einkaufen – Eine vergleichende Betrachtung von Onlinehandel und stationärem Einzelhandel“, Deutsches CleanTech Institut, Bonn). Hamburg ist – wie alle Städte und Metropolen in der Europäischen Union – gezwungen, bestimmte Luftwerte einzuhalten (vgl. Richtlinie 2008/50/EG). Diese strengen Obergrenzen für Stickstoffoxide, Feinstaub, Schwefeldioxid, Benzol, Kohlenmonoxid und Blei sollen die Lebensqualität der Einwohner erhalten bzw. verbessern. Ein sinnvoller Ansatz. Der Hansestadt fällt es auch aufgrund des Hafens in innerstädtischer Lage schwer, die Vorgaben zu erfüllen. Selbstverständlich ist der Schiffsverkehr und der damit verbundene Ausstoß von Marine-Diesel ein wesentlicher Verursacher von Emissionen, aber auch die rollende Logistik, der Lieferverkehr muss einen Beitrag leisten, Schadstoffe zu reduzieren. Will man sich dieser Herausforderung annehmen, muss man es ganzheitlich tun. Es macht wenig Sinn, an nur einer Stellschraube zu drehen, und es genügt ebenfalls nicht, zu warten, dass einzelne Marktplayer reagieren. Lösungsideen gibt es viele. Wichtig ist, diese zu kanalisieren und zu bündeln. Maßnahmen müssen gezielt eingesetzt und auch evaluiert werden, um Effekte messen und bewerten zu können.

Nur so lässt sich eine zielführende Strategie entwickeln. Die Logistik-Initiative Hamburg hat in Abstimmung mit allen betroffenen/zuständigen Behörden ein Projekt initiiert, Hamburg zur Modellregion für E-Commerce-Belieferungen zu machen. Ziel ist es, die sogenannte „letzte Meile“ nachhaltiger, aber auch effizienter zu gestalten. Die Last Mile soll smarter werden. Folgerichtig lautet der Titel des Projekts „Smart Last Mile Logistics“ oder kurz „SMILE“. Dabei sollen folgende Aspekte einbezogen werden: ■ Alternative Zustellprozesse ■ Alternative Antriebe ■ Intelligentes Verkehrsmanagement ■ Alternative Transportsysteme Alternative Zustellprozesse Der Feldversuch von UPS in Hamburg hat es gezeigt: Es geht auch anders. Ein zentral in der City aufgestellter, vorsortierter Container, Zusteller bringen die Pakete zu Fuß, mit dem Lasten-Fahrrad oder mit dem E-Bike zum Empfänger. Das Projekt wird derzeit evaluiert, um festzustellen, wie groß der Beitrag für die Umwelt tatsächlich ist. Aber auch andere Paketdienstleister experimentieren mit solchen Ansätzen. Hermes wird erste Paketshops zu Mikrodepots ausbauen und dann ebenfalls per pedes zustellen lassen. DPD und Hermes kooperieren mit der Hochbahn und rich-

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ten Abholstationen an S- und U-BahnStationen ein. Allen Projekten liegt die Idee zugrunde, dieselbetriebene Zustellfahrzeuge aus der letzten Meile herauszuhalten und Stopps zu reduzieren. Stopps reduzieren will auch Pakadoo. Das Start-up-Unternehmen, Tochter der süddeutschen LGI (Logistics Group International), hat ein System entwickelt, wie Pakete beim Arbeitgeber zugestellt werden können, ohne dass zusätzliches Personal oder zusätzliche Fläche benötigt wird. Auch werden die Mitarbeiter des an Pakadoo angeschlossenen Unternehmens nicht von der Arbeit abgelenkt oder gar abgehalten. Des Problems der steigenden Zahl von Zustellversuchen in Privathaushalten nimmt sich ParcelLock an. Die simple Idee eines Paketkastens, also eines Briefkastens für Pakete, ist schon deswegen positiv hervorzuheben, weil es hier gelungen ist, ein unternehmensübergreifendes Projekt zu realisieren: An ParcelLock beteiligen sich mit Hermes, DPD und GLS (General Logistics Systems) drei der führenden KEP-Dienstleister in Deutschland. UPS prüft eine Beteiligung. Zusteller und Kunden erhalten einen digitalen Zugangscode, der es ihnen erlaubt, den Paketkasten zu öffnen. Auch ParcelLock Systeme für Mehrfamilienhäuser sind in Planung. Verfügbar sind bereits ParcelLockPakettaschen, die sich an Wohnungstüren installieren lassen. Um dem Paketboten den Zugang in das Haus zu ermöglichen, hat das Hamburger Start-up CiDo ebenfalls ein digitales System entwickelt. Der Zusteller kommt mittels eines Codes durch die Haustür und ist somit nicht mehr auf die freundliche Unterstützung eines Nachbarn angewiesen. Alternative Antriebe Die Elektromobilität wird von der Bundesregierung unterstützt und gefördert. Für den KEP-Markt sind Elektrofahrzeuge durchaus eine Alternative, weil Leistung und Reichweite den Anforderungen einer üblichen Tour genügen. Die technischen Entwicklungen in den nächsten Jahren werden diese Option operativ, aber auch preislich attraktiver machen. DHL hat mit respektablen Eigenentwicklungen den Weg vorgezeichnet. Die Zeiten, dass Elektroantriebe auch für den Schwerlastverkehr tauglich werden, sind noch nicht gekommen. Da aber

gerade Lebensmitteleinzelhandelsketten und gastronomische Betriebe mehrheitlich von größeren Fahrzeugen beliefert werden, könnten CNG (Compressed Natural Gas) und LNG (Liquefied Natural Gas) betriebene LKWs zum Einsatz kommen. Erdgasantriebe reduzieren den CO2-Ausstoß um etwa 25 Prozent, Stickoxide bis zu 70 Prozent und Rußpartikel bzw. Feinstaubemission nahezu vollständig. Intelligentes Verkehrsmanagement Das Thema „Intelligente Verkehrssysteme“ spielt auf europäischer Ebene seit vielen Jahren eine bedeutende Rolle. Der IVS-Aktionsplan der EU hat das klare Ziel vorgegeben, dass der Güter- und Personenverkehr der Zukunft umweltverträglicher, effizienter und sicherer gestaltet werden muss. Die Freie und Hansestadt Hamburg trägt dieser Forderung mit der im Januar 2015 beschlossenen Strategie der Digitalen Stadt Rechnung. Durch diese sollen die Chancen der Digitalisierung in allen geeigneten Initiativen und Projekten, an denen die Stadt direkt oder indirekt beteiligt ist, gefördert werden. Dabei spielen Intelligente Transportsysteme (ITS) eine ganz wesentliche Rolle: Belastbare Verkehrsinformationen, also aktuelle Infos über die Verfügbarkeit der Verkehrswege und über Engpässe in Echtzeit, eine infrastruktur- und verkehrsträgerübergreifende Verkehrssteuerung, digitale Parkhilfen sowie eine intelligente Infrastruktur, die die Kommunikation zwischen Infrastruktur und Verkehrsteilnehmer erlaubt. Alternative Transportsysteme Die Logistik-Initiative Hamburg denkt derzeit über Möglichkeiten eines regulären Einsatzes von Drohnen im Transportbereich nach. Wenn dies gelingt, werden diese für bestimmte „Point-to-Point“-Verbindungen eingesetzt und zwar bei zeitkritischen Transporten, wie beispielsweise Arzneimitteln. Unlängst stellte Hermes den Paketroboter der Öffentlichkeit vor. Ab Ende August ist der sukzessive Testbetrieb an Paketshops in den Ortsteilen Ottensen, Volksdorf sowie im Grindel geplant. Bis zu drei Roboter des estnischen Unternehmens „Starship“ sollen dann zunächst bis Ende 2016 reguläre Paketsendungen an ausgewählte Testkunden zustellen. Sollten Sie diese treffen, begegnen sie ihnen mit einem Smile auf den Lippen! ■

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VERANSTALTUNG energiepolitik

Die Zukunft von LNG – Potenziale und Hemmnisse Eines ist sicher: LNG – „Liquefied Natural Gas“ – ist „in“. Die VTG AG ist im wahrsten Sinne des Wortes auf den Zug aufgesprungen und hat sich als einer der Vorreiter im Transport von LNG etabliert. Im Rahmen einer Mittagsveranstaltung im Grand Elysée Hamburg erläuterte Dr. Heiko Fischer als Vorstandsvorsitzender der VTG AG die zukünftigen Potenziale des Energieträgers und ging auf aktuelle Hemmnisse beim Ausbau ein. Text: Christian Ströder / Anna Geyer

A ls Kopf eines „typisch hamburgischen

Dr. Heiko Fischer Vorstandsvorsitzender der VTg Ag

Unternehmens, verbunden mit Logistik, Transporten und Schiene“ führte der Landesvorsitzende Gunnar Uldall den Referenten ein. Mit 80.000 Waggons sei die VTG AG das größte nicht staatliche Eisenbahnunternehmen Europas. Von der „Anwenderseite“ hieß zudem Ulf Gehrckens, ebenfalls Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates, den Gast willkommen. Seine Firma, die Aurubis AG, ist das Unternehmen mit dem größten Verbrauch von LNG in Hamburg. Mit den ersten Flüssiggaslieferungen aus den USA sei das „Gas-Zeitalter“ offiziell eingeläutet worden. Der weltweite Energiemarkt unterliege einem grundlegenden Umschwung, prophezeite Fischer. Als zentrale Technologie ermögliche Fracking den Zugang zu zusätzlichen Gasfeldern, zudem steige der Gasgewinn aus Schieferöl. Mit dem Wegfall des Exportverbots rentiere sich der relativ kurze Transport zwischen den USA und Europa zunehmend, was sich bereits in weltweiten Gaspreissenkungen niederschlage. Wo liegen also die Vorteile von LNG? Kurz gefasst beschreibe LNG „das ein-

fachste Kohlenwasserstoffmolekül: ein Kohlenstoffatom, vier Wasserstoffatome“. Das Verhältnis von Wasser- zu Kohlenstoff liege somit bei 4:1. Genau dieses Verhältnis mache den Unterschied zu alternativen Wasserstoffen aus. LNG beinhalte weniger Kohlenstoff als alternative Wasserstoffe und sei somit am CO2-ärmsten und umweltfreundlichsten. Im Vergleich zu Öl produziere LNG zudem 90 Prozent weniger Stickoxid und 100 Prozent weniger Schwefeldioxid. Durch Kälteeinfluss werde das Erdgas verflüssigt und bei -162 Grad auf 1/600 seines Volumens komprimiert und gespeichert. Das Gefahrenpotenzial bleibe trotzdem verhältnismäßig gering. Der Großteil des Gases stamme aus der Erdgas- und Erdölförderung in den USA, Australien, Russland, Kanada, Iran, Katar, China, Norwegen, Saudi-Arabien, Algerien und Indonesien. LNG erlebe derzeit ein Hoch: „In den nächsten 10 Jahren wird sich die Förderung und der Verbrauch von LNG verdoppeln“ prognostizierte Fischer. Exportkapazitäten von bis zu 580 Milliarden Kubikmeter pro Jahr aus den USA und Kanada und jährliche Importkapazitäten von bis zu 400 Milliarden Kubikmeter in Europa wären denkbar. Mit seiner starken Zurückhaltung in Bezug auf LNG nehme Deutschland eine Außenseiterstellung ein. Dabei liege der US-Gaspreis derzeit nicht nur bei einem Drittel des europäischen Gaspreises, sondern LNG ermögliche auch eine Minderung der nach wie vor starken deutschen Abhängigkeit von sibirischem Erdgas. Das größte Hemmnis im Ausbau von LNG stelle derzeit die mangelnde Infrastruktur dar. Ein typisches „Henne-EiProblem“: Bedarf es der Infrastruktur zur Generierung von Nachfrage oder schafft erst die Nachfrage die entsprechende Foto: VTg Ag

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VERANSTALTUNG energiepolitik

Infrastruktur? Aufgrund des fehlenden politischen Willens und Bewusstseins in der Bevölkerung liege Deutschland im Infrastrukturausbau derzeit weit zurück. Auch im Hamburger Hafen sei dies zu beobachten. Weder sei in Deutschland derzeit ein Large-Scale-LNG-Terminal in Planung, noch würden das Tankstellennetz, Lager- und Bunkeranlagen oder Beund Entladestationen ausgebaut. 2018 laufe zudem die Energiesteuerermäßigung für Gas aus. Aktuell sei noch keine Verlängerung der Förderung geplant. Mit dem europaweit ersten Kesselwagen für den Transport von LNG auf der Schiene habe sich VTG an ein Pilotprojekt herangewagt, um seinen Beitrag zur Auflösung des „Investitionsstaus“ zu leisten. Die Konstruktion funktioniere nach dem „Prinzip Thermoskanne, nur viel größer“, also durch den Einsatz eines Vakuums. Über bis zu sechs Wochen könne der Inhalt des Kesselwagens somit auf niedrigster Temperatur gehalten werden. Ein Beispielprojekt laufe in Frankreich an, wo eine „rollende Pipeline“ ein Seehafenterminal mit dem Binnenland verbinden soll. Ein weiteres Projekt gebe es in Polen, wo über ein Hub-and-Spoke-System die Verteilung im Inland realisiert wird. Der Kesselwagen könne somit ein „wesentliches fehlendes Bindeglied für den Landtransport darstellen“. Nicht nur könnten große Mengen zu geringen Kosten transportiert werden, ohne das Straßennetz weiter zu belasten, sondern der Transport sei mit einem Drittel CO2-Einsparung auch deutlich nachhaltiger und gleichzeitig 40-mal sicherer als alternative LKWLösungen. Letztlich forderte Heiko Fischer die Politik zum Handeln auf: Ein klares Bekenntnis zu LNG, verlässliche Förderung, ein internationales oder EU-weites Regelwerk und einheitliche Umweltrichtlinien müssten die nächsten Schritte auf dem Weg in eine LNG-freundlichere Umgebung darstellen. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde neben der Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten von LNG auch auf seine Bedeutung für die Zukunft der mari■ timen Wirtschaft eingegangen. WIR IM NORDEN | 3/2016 | Landesverband Hamburg

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VERANSTALTUNG Hamburg Newconomy

Was alte Hasen und Jungunternehmer voneinander lernen können Wirtschaftsrat startet neues Veranstaltungsformat „Hamburg New Als traditionsreiche Hansestadt ist Hamburg seit jeher von Unternehmergeist und Kaufmannsdenken geprägt. So verwundert es nicht, dass Hamburg die Hauptstadt der Familienunternehmen in Deutschland ist. Nirgendwo sind mehr Top-Familienunternehmen beheimatet als hier, wie eine aktuelle Studie von EY und Matchbird belegt. Viele dieser Unternehmen prägen ihre Branche seit Jahrzehnten erfolgreich. Und doch bekommen sie ernstzunehmende Konkurrenz: Vor allem im Zuge der Digitalisierung drängen junge Unternehmen mit neuen und innovativen Geschäftsideen auf den Markt und stellen klassische Geschäftsmodelle in Frage.

Text: Felix Behnke / Christian Ströder

eide Seiten, sowohl die FamilienunB ternehmen als auch Jungunternehmer, können viel voneinander lernen. Gerade für junge Firmengründer kann es enorm wertvoll sein, einige Tipps von einem „alten Hasen“ zu bekommen. Umgekehrt gewinnen erfahrene Unternehmer Einblicke in neue Denkweisen. Der Wirtschaftsrat möchte diesen Dialog aktiv fördern und hat dafür sein neues Veranstaltungsformat „Hamburg Newconomy“ ins Leben gerufen. Zur Premiere am 6. September diskutierten in den Räumlichkeiten der BSP Business School Berlin (Campus Hamburg) Eva-Maria Bauch, Geschäftsführerin von G+J Digital Products, und Benjamin Schröter, Gründer

Benjamin Schröter gründer und CeO der Facelift brand building technologies gmbH

Eva-Maria Bauch geschäftsführerein g+J Digital Products

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und CEO des Hamburger Technologieunternehmens Facelift. Die Moderation des Abends übernahm Katharina Wolff, Geschäftsführerin der premium consultants – Wolff GmbH und Mitglied im Landesvorstand des Wirtschaftsrates. Landesverband Hamburg | 3/2016 | WIR IM NORDEN


VERANSTALTUNG Hamburg Newconomy

Der Gastgeber der BSP Business School Berlin, Rektor Prof. Dr. Thomas Thiessen, freute sich über die zahlreichen Gäste des Wirtschaftsrates und gab eine kurze Einführung in seine Hochschule. Diese engagiert sich für die Digitalisierung

Die Meinungen der angestammten PrintJournalisten und Online-Redakteure würden nicht selten auseinandergehen. Verwunderlich sei das nicht, da es sowohl in der Arbeitsweise als auch bei Bewertungskriterien, etwa hinsichtlich Textlän-

Mitarbeiter angewachsen ist. Die Firma entwickelt All-in-One-Softwarelösungen für Social Media Marketing und lizenziert diese an seine Kunden. Ein an sich „ganz klassisches Geschäftsmodell“, wie der CEO Benjamin Schröter betonte.

Katharina Wolff geschäftsführerin der premium consultants – Wolff gmbH und Landesvorstandsmitglied

Prof. Dr. Thomas Thiessen Rektor der bSP business School berlin / Campus Hamburg

conomy“ auf dem Hamburger Campus der Business School Berlin von mittelständischen Unternehmen im Rahmen der sogenannten „Mittelstand 4.0 Agentur“. Ziel ist es, praxisnahes Digitalisierungswissen in die Firmen zu tragen. 1965 gegründet, ist G+J der klassischen Old Economy zuzuordnen. Bekannt ist der Verlag vor allem für seine Printmedien, wie den „Stern“, „Brigitte“, „Gala“ und „Schöner Wohnen“. Wie Eva-Maria

ge oder Suchmaschinenoptimierung, zahlreiche Unterschiede gebe. Insgesamt könne von einem sich vollziehenden Kulturwandel gesprochen werden, der sich u.a. auch in der Frage nach der korrekten Anredeform „Du oder Sie“ äußere. Während die Brigitte-Redaktion noch auf die förmliche Anrede ihrer Leser setze, habe der Online-Bereich sich für die

Dadurch, dass es im Bereich Social Media angesiedelt sei, werde es von vielen aber als exotisch wahrgenommen. Die Voraussetzungen zur Unternehmensgründung in Hamburg beurteilt er kritisch. Zum einen seien Investoren häufig zu risikoscheu, zum anderen engagiere sich die Politik nicht genug. Seit der Gründung von Facelift habe sich noch

Katharina Ulmer im gespräch

Björn Dymek und Markus Schwope Mit viel guter Laune dabei: Prof. Dr. Stephan R. Göthel LL.M. Katharina Wolff und Gunnar Uldall

Svea Fina und Roland Hoekzema

Bauch erläuterte, hat das Unternehmen den Prozess zur digitalen Transformation erst relativ spät nach einem Wechsel in der Geschäftsführung angestoßen. Es wurde ein Digitalbereich gegründet. Dabei habe sich G+J für einen integrativen Weg entschieden, d.h. die Digital Products Abteilung wurde in die bestehende MatrixStruktur eingegliedert. Diese Entscheidung bringe viele Herausforderungen mit sich, so die Geschäftsführerin. Häufig werde intern diskutiert, was Journalismus ausmache und wie die zukünftige Ausrichtung aussehen könne.

informelle Ansprache entschieden. Weiteren Handlungsbedarf sieht Eva-Maria Bauch darin, Lücken zwischen den verschiedenen Abteilungen bzw. Redaktionen zu schließen, was etwa die Taktung von Veröffentlichungen angeht. Facelift ist ein junges, 2011 gegründetes Unternehmen, das mittlerweile auf 200

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kein Hamburger Politiker für einen Unternehmensbesuch angemeldet. Außerdem bemängelte er das Fehlen von flexiblen Mieträumen, die sowohl den „kleinen Start“ als auch das „schnelle Wachstum“ erlauben und das Funktionsprinzip der Hamburger Bürgengemeinschaft. Schröter sieht also großen Nachholbedarf, um 17


VERANSTALTUNG Hamburg Newconomy

günstige Rahmenbedingungen für Gründer zu schaffen. Dass er selbst trotzdem in der Hansestadt gründete, habe vor allem mit der Verwurzelung zu tun. Geholfen habe ihm bei der Unternehmensgründung die Tatsache, dass er sowohl die Old Economy als auch die New Economy kannte. Bezeichnend für Firmen der Old Economy sei, dass sie ihr Geschäft häufig nur zögerlich und in kleinen Schritten umstellten. Dafür nannte Schröter zwei Gründe. Erstens gebe es bei vielen eine mentale Blockade, sobald es um die Themen Modernisierung und Digitalisierung ginge. Zweitens sei das „ständige Rütteln an Geschäftsmodellen“ anstren-

zentriere man sich verstärkt auch auf andere Marktsegmente und setze auf neue Partner. Der „SCHÖNER WOHNEN Onlineshop“ sei beispielsweise das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit. Es seien bereits viele Investitionen in sogenan-

Getriebe“ ist, liegt das Augenmerk von Eva-Maria Bauch auf den Human Ressources und der Nachwuchsgewinnung. Sie forderte, dass eine angemessene ITAusbildung in den Fokus gerückt werde. Abschließend betonte der Landesvorsit-

Was alte Hasen und Jungunternehmer voneinander lernen können gend. Dabei sei genau dieses Überdenken und Hinterfragen der Schlüssel, um sich langfristig auf dem Markt zu behaupten. In der anschließenden, sehr lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde darauf verwiesen, dass Anpassungsfähigkeit auch mit der Unternehmensgröße zusammenhänge. So sei es deutlich schwerer, den Kurs eines großen Tankers, wie G+J mit

nte In-House-Startups geflossen, welche entscheidend zur Digitalisierung des Unternehmens beitrügen. G + J wolle noch innovativer und effizienter werden, aber bereits jetzt sei „kein Stein mehr auf dem anderen“. Zum Beispiel können sich Mitarbeiter bis zu drei Monate freistellen lassen, um eine Innovation zu entwickeln. Allerdings dauere es, den Kurs des G+J

zende des Wirtschaftsrates Hamburg, Gunnar Uldall, dass der Verband darauf Wert lege, „die Verbindung zwischen den einzelnen Unternehmen, Neugründern, Financiers und Ideengebern“ herzustellen. Allerdings könne der Wirtschaftsrat nur den Anstoß geben – die Initiative müsse von den zusammengebrachten Unternehmern ausgehen.

Tim Hoffmeister

v.l.: Funda Canal, Dr. Olaf Ringelband und Roland Hoekzema Tobias Bruns, im Hintergrund Christine Trowitzsch

Dennis Winter (Mitte) im intensiven Austausch

mehr als 10.000 Mitarbeitern zu ändern als den Kurs eines Speedboots, wie Facelift mit nur ungefähr einem Fünfzigstel der Belegschaft. Trotzdem bestand Einigkeit, dass es in der Summe notwendig sei, sich zu transformieren und dem Markt anzupassen. Für Benjamin Schröter gehört dazu auch, interne Abläufe zu optimieren. So habe er „sehr früh in ein zentrales Datensystem investiert“. Facelift sei sehr „nah an der Idee eines papierlosen Büros“. Bei einem Konzern wie G+J sind die Voraussetzungen selbstverständlich andere. Wie Eva-Maria Bauch erklärte, kon18

Tankers zu ändern. Insgesamt seien sie aber auf einem guten Weg. So verschieden die beiden Firmen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Anforderungen an den Standort Hamburg: Während Benjamin Schröter erkennt, dass beim Sammeln von Fördergeldern „im Kleinen (zu) viel Sand im

Im Weiteren wurde genau dieses Konzept gelebt. Auf Einladung des Gastgebers, der BSP-Business School Berlin, diskutierten die Mitglieder und Gäste beim anschließenden Get-together mit Speis und Trank angeregt weiter. Viele Visiten■ karten wanderten hin und her.

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VERANSTALTUNG Parlamentarische Demokratie

Seit Jahren werden die Stimmen nach mehr direkter Demokratie lauter, in der Hoffnung, damit der vermeintlichen Politikverdrossenheit der Bürger entgegenzuwirken. Doch sind Volksabstimmungen wirklich die Lösung? Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgericht Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier sprach sich beim Wirtschaftsrat klar dagegen aus. Moderiert wurde die Veranstaltung von Thies G.J. Goldberg, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg.

Text: Christian Ströder / Felix Behnke

Direkt oder indirekt,

Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier, Präsident des bundesverfassungsgerichts a.D.

Wie soll es mit der parlamentarischen Demokratie weitergehen?“ Mit dieser Frage führte der Landesvorsitzende Gunnar Uldall in die Veranstaltung ein. Einige Ideen „gewinnen immer mehr an Zündkraft“, weshalb eine Debatte mit Vertretern aus Politik, Justiz und Gesellschaft von größter Wichtigkeit sei. „Die Demokratie des Grundgesetzes ist eine parlamentarisch-repräsentative und kennt Formen der unmittelbaren oder plebiszitären Demokratie nur in ganz wenigen Ausnahmefällen – die, die sich insgesamt auf Fragen der Neugliederung des Bundesgebietes beziehen“, erklärte Papier einführend. Auch der häufig angeführte Art. 20 GG würde dem nicht widersprechen, da dieser nicht explizit sage „wann Abstimmungen stattfinden dürfen“. Anders sei es auf Landesebene. Die bayrische Verfassung formuliere ausdrücklich, dass „Gesetze vom Landtag und dem Volke beschlossen“ werden. 20

„An eine Demokratie – egal ob direkte oder parlamentarische – ist ohne Parteien nicht zu denken“ Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier

Zu erklären sei diese Ausrichtung mit den negativen Erfahrungen aus der Weimarer Zeit, in der die verschiedenen Beteiligungselemente zur entscheidenden Schwächung des Staates führten. „Das Grundgesetz hat diese Schwächen mit Erfolg vermieden“ und das Ergebnis sei eine der stabilsten Demokratien, erinnerte der ehemalige Verfassungsrichter. Doch warum ist dann „nicht ganz ohne Grund von Krisenerscheinungen der parlamentarischen Demokratie“ die Rede? Erstens sei mittlerweile von einem „Exekutivföderalismus“ zu sprechen, da

sich Entscheidungen von „niederen“ auf „höhere“ Ebenen verlagert hätten. Der Bundestag – als einziges direkt legitimiertes Verfassungsorgan – sei nicht mehr „genügend“ beteiligt. Regierungen würden im europäischen Rat Gesetze mit großer Tragweite erlassen, aber nur indirekt dafür legitimiert sein. Zweitens sei die Funktion der Medien ambivalent zu betrachten. Auf der einen Seite „eröffnen sie ihren Bürger Zugang zur Politik“, aber auf der anderen Seite formen sie die Inhalte und führen unter anderem zu einer Herrschaft der Bilder. Der politische Diskurs würde unter „Informationsverdünnung und Banalisierung“ stark leiden. Drittens sei der „Ansichtsverlust von Politikern und politischen Parteien“ entscheidend für die Schwächung des Systems und am gefährlichsten, da Protestwähler und politikverdrossene NichtWähler die Institutionen „von innen aushöhlen“, so Papier. Weiter gefördert werde die Krise durch die derzeit schwache Opposition. Bei Fragen der Flüchtlingsund Migrationspolitik gebe es derzeit kaum gegenläufige Meinungen im Bundestag und damit entstehe ein Widerspruch zur Wählerschaft. Die Einführung von plebiszitären Elementen sei verfassungsmäßig mit einer Grundgesetzänderung möglich, aber nicht erstrebenswert, befand der Staatsrechtler. Sie biete auch „keinen Ersatz für die repräsentative Demokratie“. Häufig werde angeführt, dass Bürger sich bei Sachthemen leichter mobilisieren ließen, aber häufig zeige die Wahlbeteiligung genau das Gegenteil. Außerdem steige die Gefahr, dass eine kleine „motivierte Interessengruppe“

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VERANSTALTUNG Parlamentarische Demokratie

sich gegen die Mehrheit durchsetze, da diese vielen uninteressierten und unmotivierten Nicht-Wählern gegenüberstehe. Die Gesetzgebung an sich sei auf Bundesebene hochkomplex und alle Verflechtungen und Verknüpfungen seien nur schwer nachzuvollziehen. Dazu kommen „internationale Verflechtungen“ und sehr

entscheidung – bei der die meisten Wähler gar nicht betroffen seien, sondern nur politisch entscheiden – differenziert werden. „Die plebiszitäre Demokratie führt in meinen Augen nicht weiter“, betonte Hans-Jürgen Papier. Er sei überzeugt, dass die parlamentarische Demokratie die beste Form sei, um die Vertretung von allen

zeln“ und die Rückbesinnung auf zweckgebundene „praktizierte Sachpolitik“. Einige rechtliche Veränderungen des Wahlsystems könnten in Betracht gezogen werden: Eine stärkere Betonung der Persönlichkeitswahl, ein Abweichen von der Starrheit der Wahllisten, die eventuelle Einführung des Mehrheitswahlrechts und

das ist hier die Frage v.l.: Thies G.J. Goldberg, J. Kubilay Falkenberg und Hans-Jürgen Papier

Pieter Wasmuth, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg

Dr. Philipp Steinwärder

umfassende Fragestellungen. Eine punktuelle, gelegentliche JA- oder NEIN-Abstimmung, die „nicht selten populistisch zugespitzte Fragen herausgreift“, könne das System schwächen und würde zu keiner Lösungsfindung beitragen. Zudem seien Volksabstimmungen ein „weiteres Instrument des politischen oder parteiinternen Kalküls“, das nur in hilfreichen Situationen herangezogen werde. Auch bei Bürgerbeteiligungen im Rahmen von Großbauprojekten sei Vorsicht angebracht: Es müsse zwischen der betroffenen Beteiligung – im formellen Verfahren – und der späteren bürgerlichen Gesamt-

„Es ist die moralische und ethische Pflicht des Bürgers zu wählen.“ Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier

Bürgerinteressen in der Politik sicherzustellen. Das Vertrauen der Bürger sei „nur auf demselben Wege wiederzugewinnen, wie es leider verloren gegangen ist“. Das heißt den Verzicht auf die „Vorführung von medienwirksamen politischen Scharmüt-

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die Einführung eines vom Bürger direkt gewählten Senats – nach US-amerikanischem Vorbild. In der sich anschließenden Fragerunde wurden viele interessante Impulse gesetzt. Angesprochen wurden u.a. die Themen Wahlpflicht und Ad-hoc-Krisenmanagement in der Politik. Kritik wurde hinsichtlich des deutschen Föderalismus und des bundespolitischen Trends zur Kommissionsbildung laut. „An eine Demokratie – egal ob direkte oder parlamentarische – ist ohne Parteien nicht zu denken“ Zudem sei es„die moralische und ethische Pflicht des Bürgers zu wählen.“ Vor allem diese beiden Sätze des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts hallten im Hafen-Klub noch lange nach. Bereits im Juni hatte der Wirtschaftsrat Hamburg das Positionspapier „Für eine starke parlamentarische Demokratie“ vorgestellt. Das Papier zeigt auf, wo es Spannungen zwischen direkter und parlamentarischer Demokratie gibt. Zu den zentralen Forderungen zählen u.a. die Abschaffung des Bürgerschaftsreferendums und das Zurückfahren des Verbandsklage■ rechts. 21


AKTUELLES Hamburg Messe

SMM – Weltgrößte Messe der maritimen Wirtschaft setzt Akzente Die SMM öffnet alle zwei Jahre ihre Pforten. Die Resonanz war auch in diesem Jahr wieder einmal groß: Rund 50.000 Fachbesucher empfing die internationale Messe für Schiffbau, Maschinen und Meerestechnik zwischen dem 6. und 9. September. Die Präsenz ausländischer Firmen war überwältigend. Aus 67 Ländern waren 2.150 Aussteller vertreten, zwei Drittel davon kamen laut Messegesellschaft aus dem Ausland. Die Digitalisierung und neue, „grüne“ Antriebstechniken waren die Hauptthemen der Messe. Text: Wilfried H.H. Remmers

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ernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburger Messeund Congress GmbH, zog eine positives Fazit: „Die überwältigende Resonanz ist Ausdruck einer Aufbruchsstimmung, die während der vier Messetage deutlich zu spüren war.“ Erstmals waren in diesem Jahr der Iran, Griechenland und Malaysia vertreten. Ein absoluter Pflichttermin ist die SMM auch für zahlreiche Unternehmen aus China. Das Reich der Mitte ist schließlich die Nummer 1 unter den Schiffbaunationen. Auch die Bundeswehr präsentierte ihre Neuheiten auf der SMM, u.a. eine „Abbildende Aufklärungsdrohne im Nahbereich“ (ALADIN). Sie bietet bei fünf Kilometern Reichweite eine Echtzeitaufklärung und -überwachung. In den begleitenden Symposien und Konferenzen diskutierten Experten über aktuelle Trends und Herausforderungen. Zu den Vortragenden gehörten ranghohe Marinevertreter aus aller Welt. 22

Sogar das US-Generalkonsulat aus Düsseldorf war auf dem Gemeinschaftsstand USA/Canada mit seiner Handelsabteilung vertreten. Der US-CommercialSpezialist Nils Roeher sagte: „Wir unterstützen kostenlos US-Firmen, die auf den deutschen Markt drängen. Ebenso geben wir für die Schifffahrtsindustrie Hilfestellung“. Sehr gut angenommen wurden die messebegleitenden Konferenzprogramme, die erneut hohe Maßstäbe setzten. Die Themen lauteten: „Offshore“ (Offshore Dialog), „Zukunftstrends“ (Maritime Future Summit), „Umweltschutz“ (gmec) und „Sicherheit & Verteidigung“ (MS&D). Die Maritime Future Summit bot zum ersten Mal eine eigene Konferenz zum Thema Digitalisierung an. Breites Ausstellerprogramm Die Ausstellungspalette selbst reichte von umweltschonenden Schiffsmotoren, über neue Brennstoffe und Navigationstechni-

ken bis hin zu Neuheiten in der Landstromversorgung. Und auch die Softwarebranche war mit vielen Innovationen vertreten. Ebenso zeigten sich viele Zulieferer und Dienstleister auf der SMM. Sie alle arbeiten intensiv an Erneuerungen, Erfindungen und Optimierungen. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen innerhalb der maritimen Wirtschaft ist die SMM ein wichtiger Gradmesser und Impulsgeber. Sie zeigt schon heute, wohin die Branche sich in Zukunft entwickeln wird“, sagte der Messechef Bernd Aufderheide. Dazu passend wurde die neue Halle 5 zusätzlich für die Innovation „Green Propulsion“ freigegeben. Hier hatte u.a. die Tochterfirma der innovativen Harburger Becker Marine Systems „Hybrid Port Energy“ ausgestellt. Deren schwimmendes Kraftwerk zur Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen in Häfen ist bereits erfolgreich im Einsatz. Neu entwickelt ist jetzt der als Modul aufgebaute Spezialcontainer „LNG PowerPac“ für die enorm emissionssparende Stromversorgung von Containerschiffen. Die in Bremen ansässige RWO GmbH und zur französischen Veolia-Gruppe gehörende Firma und Anbieter von Wasseraufbereitungsanlagen zeigte die biologische platzsparende Schiffskläranlage „CleanSewage Bio“, auch die Entsalzungsanlage „SRO-COM“ wurde vorgestellt. RWO ist nach eigenen Angaben mit 14.000 Installationen auch Marktführer mit dem Entöler „OWS-COM“. Statements Dr. Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Marine Equipment and Systems“ im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA, erklärte auf der Vorabpressekonferenz: „Wir brauchen Visionen wie bei Tesla.“ Uwe Beckmeyer, Parlamentari-

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AKTUELLES Hamburg Messe

v.l.: Bernd Aufderheide, Thomas Rehder, Uwe Beckmeyer, Dr.-Ing. Alexander Nürnberg, Dr. Reinhard Lüken Fotos: Hamburg Messe und Congress / Michael Zapf

scher Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Maritimer Koordinator der Bundesregierung, ließ verlauten: „Neue effiziente Antriebstechniken müssen entwickelt werden“ und „Dekarbonisierung ist ein wichtiges Thema“. „Wir werden in naher Zukunft nicht erleben, dass ein 19.000 Container-Frachter ferngesteuert die Elbe runterfährt“, sagte Thomas Rehder, Inhaber der Hambur-

ger Reederei Carsten Rehder. Und der Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) Reinhard Lüken war sich sicher: „In China wird der Bau von Kreuzfahrtschiffen forciert, Schiffe werden billiger werden“. Meldungen ■ Laut Mitteilung verbuchte die 1795 gegründete Papenburger Meyer-Werft

einen Milliardenauftrag über drei LNGbetriebene Kreuzfahrtschiffe (LNG = Liquefied Natural Gas, Flüssigerdgas) für die britisch-amerikanische Carnival Corporation mit Hauptverwaltungssitz in Miami. ■ Die Firma Siemens wird das erste Kreuzfahrtschiff der englischen Reederei Saga Cruises mit „SISHIP eSIPOD“ ausrüsten, d.h. einem neuen, effizienten Diesel-Elektro-Antriebssystem. Neuer Termin Die SMM 2016 war ein voller Erfolg, was sich nicht zuletzt in der hohen Zufriedenheit widerspiegelt. Die Aussteller und Fachbesucher gaben unisono am letzten Tag ein positives Urteil ab. 93 Prozent der Besucher gaben an, die Messe weiterzuempfehlen. Die nächste SMM findet vom ■ 4. bis 7. September 2018 statt.

MESSE-VORSCHAU 2016 Hamburg Messe und Congress 15.06. – 15.11.2016

glasfassade der Messehallen entlang der Karolinenstraße / gegenüber Messeplatz 1

Fotoausstellung „Die Vierte Wand“ / Klaus Frahm

21.09. – 24.09.2016

CCH

Viszeralmedizin 2016 71. Jahrestagung der Deutschen gesellschaft für gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten mit Sektion endoskopie 10. Herbsttagung der Deutschen gesellschaft für Allgemeinund Viszeralchirurgie gemeinsam

22.09. – 24.09.2016

Messegelände, Halle A2 eingang an Halle A2 Täglich 09-17 uhr

D3 Digital, Design and Development Fair 2016

27.09. – 30.09.2016

Messegelände Hallen A1 und A4, b1-b7, eingänge an Halle A4, Mitte, Ost und Süd Täglich 09-18 uhr

Windenergy Hamburg

27.09. – 30.09.2016

CCH

45. Jahrestagung der Deutschen gesellschaft für Immunologie Conventus Congressmanagement

09.10. – 13.10.2016

CCH

World PM2016 Congress and exhibition

11.10. – 13.10.2016

Messegelände Hallen A1-A4 eingang Mitte Täglich 09-18 uhr

INTeRgeO Wissen und Handeln für die erde

11.10. – 13.10.2016

Messegelände Halle b5 und b6 eingang Süd Täglich 09-17 uhr

Arbeitsschutz Aktuell Das Präventionsforum

29.10. – 06.11.2016

Messegelände Hallen b1-b7 eingang Mitte, eingang Ost, eingang Süd

hanseboot Internationale bootsmesse Hamburg

09.11. – 10.11.2016

CCH

JobAktiv-Messe / Akademiker im Norden

10.11. – 13.11.2016

Messegelände Halle A3

Affordable Art Fair „Zeitgenössische Kunst von 100 bis 7.500 €“

17.11. – 19.11.2016

Messegelände Hallen b1-b7 eingänge Mitte, Ost, Süd

geT Nord – Fachmesse elektro, Sanitär, Heizung, Klima

24.11. – 26.11.2016

CCH

30. Kongress der DgI

30.11. – 02.12.2016

CCH

16. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

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AKTUELLES Hamburg Messe

Vierte Auflage der COTECA übertrifft Erwartungen Mehr Aussteller, mehr Besucher, viele Fachgespräche und beste Stimmung an den Messeständen – die Kooperation zwischen der COTECA Coffee, Tea and Cocoa Global Industry Expo und dem Kaffee Campus der Deutschen Röstergilde war ein voller Erfolg.

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nsgesamt präsentierten an den drei Tagen im September knapp 200 Aussteller aus rund 40 Nationen Produkte und Innovationen der Branchen Kaffee, Tee und Kakao. Rund 3.600 Fachbesucher kamen um sich zu informieren und die Vorträge und Workshops zu besuchen. Die Fachbesucher waren sehr zufrieden – 91 Prozent lobten die guten Informationsmöglichkeiten, 93 Prozent die Möglichkeit zu umfassenden Fachgesprächen und den Erfahrungsaustausch, 90 Prozent die sehr guten Möglichkeiten, internationale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. „Für uns eine durchweg runde und erfolgreiche Veranstaltung. Die COTECA und der Kaffee Campus haben sich in

ihrem Programm perfekt ergänzt und wurden von den Fachbesuchern gleichermaßen gut angenommen. Wir freuen uns über zufriedene Aussteller und Besucher“, sagt Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH. „Dem kann ich mich nur anschließen – den Kaffee Campus in Kooperation mit der COTECA durchzuführen, war auch für uns ein voller Erfolg. Unsere Aussteller konnten

Text: Ehrhard J. Heine

extrem viele gute Kontakte knüpfen und sind entsprechend sehr zufrieden“, sagt Arkadius Michalczyk, Generalsekretär der Deutschen Röstergilde e. V. Neben dem fachlichen Austausch reisten die Branchenvertreter zur COTECA, um sich einen Überblick über neue Produkte und Trends zu verschaffen. Interessensschwerpunkte waren Kaffee Im- und Export, Teehandel, Verpackungsindustrie, Röstmaschinen, Espresso- und Kaffeemaschinen sowie Zubehör. Zunehmend wird die COTECA außerdem eine Messe, auf der sich der Ursprung von Kaffee und Tee präsentiert. Entsprechend kamen zahlreiche Besucher, um sich auf der Fachmesse über Anbauländer und -regionen zu infor■ mieren.

Americano einen doppelten espresso (50-60 ml) auf 60-90 ml heißes Wasser gießen.

Filterkaffee Zubereitet aus 7-10 g Kaffeepulver und 125 ml Wasser oder aus 8-10 g entkoffeiniertem Kaffeepulver und 125 ml Wasser

Die Kaffeeklassiker! Was ist eigentlich drin in Cappuccino, Americano & Co? 24

Cappuccino besteht aus espresso (25-30 ml), Milch (120 ml) und Milchschaum – Schaumdicke: 1-1,5 cm.

Latte Macchiato espresso (25-30 ml) in aufgeschäumte Milch (210 ml) gießen.

grafiken: Deutscher Kaffeeverband e.V.

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AKTUELLES Hamburg Messe

Tagen, Netzwerken oder Personalgespräche

Messe-Off-Site-Locations als Impulsgeber Messen sind Orte der Begegnung und des Austauschs. Hier treffen sich Führungskräfte und Entscheider, potenzielle Kunden, Experten und Multiplikatoren. Als Branchentreffpunkt ist die Messe zwar ein Magnet, jedoch sind herkömmliche Messestände in der Regel nicht geeignet für vertrauliche Gespräche oder Veranstaltungen mit besonderer Note. Viele nutzen deshalb Messen als Anlass für Events, die außerhalb des Messegeländes für neue Impulse bei ihren Zielgruppen sorgen. Text: Vera Bacchi / Ehrhard J. Heine

Personalrecruiting: Raum als dritter Gesprächspartner Auch für Personalberatungen spielen Messen als Branchentreffpunkte eine große Rolle, wobei Messestände in der Regel kaum den geeigneten Rahmen für ein vertrauliches Gespräch bieten. Personalberater müssen sehr genau und feinfühlig ermitteln, ob der Kandidat zu dem beauftragenden Unternehmen passt. Das vertrauensvolle Gespräch wird damit zum zentralen Erfolgsfaktor. Messenahe Konferenzräume mit ruhiger Atmosphäre sind daher auch für Recruiter bevorzugte Off-Site Locations. Die Redaktion (EJH) sprach mit Matthias Zühlke, Vorstand der GET AHEAD AG, in der Konferenz-Etage des BRAHMS KONTOR über aktuelle Recruiting-Trends, wie man Hamburger Top-Messen für Kandidaten-Interviews im Rahmen von Executive-/DirectSearch-Prozessen nutzen kann und über die Bedeutung eines offenen Dialoges in einer hochwertigen Umgebung.

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Alle reden vom „War for Talents“. Ist der heute stärker geworden? Matthias Zühlke: Einen „War for Talents“ gibt es immer dann, wenn es der Wirtschaft gut geht. Ich persönlich habe meinen ersten „War for Talents“ Ende der 90er Jahre miterlebt, als unter dem Begriff der New Economy vor allem viele Start-ups im IT- und Telekommunikationsbereich boomten. Aus der New-Economy-Blase haben wir aber auch gelernt, wie schnell sich eine solche Entwicklung ändern kann. Welche Trends sehen Sie? Matthias Zühlke: Entwicklungen in der Personalwirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt werden von uns bei GET AHEAD kontinuierlich beobachtet und analysiert, damit wir unsere Kunden entsprechend langfristig beraten und bei nachhaltig erfolgreichen Personalentscheidungen unterstützen können. Zurzeit sehe ich zwei entscheidende Trends: Zum einen die Digitalisierung – dank elektronischer Medien und Kommunikation ist die Ansprache von Kandidaten zwar einfacher geworden, aber nicht zwangsläufig erfolgreicher. Aus der Flut von E-Mails, Netzwerkkontakten und schneller mobiler Kommunikation müssen relevante Infor-

mationen permanent gefiltert werden. Das birgt die Gefahr, dass vielversprechende Kandidaten eine elektronische Kontaktaufnahme schlicht übersehen oder im schlimmsten Fall sogar als störend empfinden. Den persönlichen Kontakt können die Möglichkeiten der Digitalisierung deshalb nicht ersetzen. Der zweite Trend ist die zunehmende Internationalisierung von Lebensläufen. Insgesamt hat die internationale Ausbildung deutlich an Relevanz gewonnen. Heute treffen Sie kaum noch einen Studenten oder Berufsanfänger, der nicht zeitweise im Ausland gelebt, gelernt oder gearbeitet hat. Wie gewinnen Sie die guten Kandidaten? Matthias Zühlke: Gute Kandidaten suchen heutzutage nicht einfach nur eine Arbeitsstelle mit möglichst attraktivem Gehalt, sondern einen Arbeitgeber, der zu ihrer persönlichen Lebenssituation und Karriere- und Zukunftsplanung passt. Um diese Kandidaten zu gewinnen, ist es deshalb entscheidend, die Perspektive zu wechseln und die individuellen Wünsche der Bewerber zu verstehen und zu prüfen, inwieweit die zu besetzende Position und der potenzielle Arbeitgeber diese Bedürfnisse erfüllen. Denn für eine nachhaltig erfolg-

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Fotos: bRAHMS KONTOR / geT AHeAD

AKTUELLES Hamburg Messe

te gut vorbereitet sein und interessante Fragen als Ansatzpunkte für ein Gespräch stellen können. „Ich wusste gar nicht, dass Sie auch hier sind“, ist ein denkbar schlechter Einstieg um ernsthaft Interesse am Unternehmen zu signalisieren. geT AHeAD Vorstand Matthias Zühlke im Kandidatengespräch

Ideal für gespräche und Präsentationen, die externe Location. Räume sind wie eine Visitenkarte des unternehmens. Das bRAHMS KONTOR hat einen historischen bezug zu Hamburg als Handels- und Wirtschaftszentrum

reiche Personalentscheidung ist es wichtig, dass Kandidaten nicht nur „gut“ sind, sondern auch, dass Bewerber und Unternehmen zueinander passen.

muss gut gelüftet und temperiert sein. Getränke sollten bereitstehen. Hier im BRAHMS KONTOR haben wir genau diese Bedingungen gefunden.

Welche Rolle spielt das persönliche Gespräch bei Ihnen? Matthias Zühlke: Trotz aller modernen Medien steht der persönliche Dialog bei uns im Vordergrund. Das zentrale Element unserer Beratung ist Verstehen. Wir wollen die Persönlichkeit hinter den Profilen und Lebensläufen kennenlernen. Gute Personalberatung ist immer ein Prozess, bei dem es darum geht, den Kandidaten zu verstehen, ihn zu erleben und gegenseitig Vertrauen aufzubauen. Und dafür ist ein persönliches Gespräch unersetzlich.

Warum sind Messen wichtige Termine für Personalberater? Matthias Zühlke: Messen bieten die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit viele potenzielle Kandidaten an einem Ort zu treffen. Lange Reisezeiten erübrigen sich. Zudem sind Messen für uns auch eine gute Gelegenheit, Marktinformationen aus bestimmten Branchen zu sammeln. Auf der WindEnergy Hamburg zum Beispiel sind wir sogar selbst Aussteller.

Wie muss der Raum für ein erfolgreiches Personalgespräch sein? Matthias Zühlke: Für ein gutes Gespräch braucht es eine Atmosphäre, in welcher der Kandidat sich wohlfühlt und sich öffnen kann, um seine Persönlichkeit zu zeigen. Die Faktoren sind simpel, aber entscheidend: eine ruhige Umgebung, in der man ungestört reden kann, keine Hektik, kein Lärm, keine Telefone. Der Raum

Welche Erfahrungen haben Sie auf Messen gemacht? Matthias Zühlke: Unternehmen präsentieren sich nicht nur mit ihren Produkten und Dienstleistungen, sondern auch als Arbeitgeber. Jede Fachmesse ist heute daher auch eine Recruiting-Veranstaltung, weshalb auch immer ein bis zwei Ansprechpartner aus der Personalabteilung vor Ort sein sollten. Wichtig ist dabei die professionelle Schulung des Standpersonals, um Fragen von Besuchern adäquat beantworten zu können. Aber auch der Bewerber soll-

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Wo führen Sie die Personalgespräche im Umfeld der Messe? Matthias Zühlke: Personalgespräche selbst werden natürlich nicht direkt am Stand geführt. Auf Messen ist es schwer, eine offene und vertrauliche Gesprächssituation zu schaffen. Für die nötige Diskretion und Ruhe braucht es geschlossene Räume möglichst nah an der Messe. Warum haben Sie sich für diese Location entschieden? Matthias Zühlke: Das BRAHMS KONTOR bietet für uns viele Vorteile. Da ist zum einen die direkte Nähe zur Messe und zur Innenstadt. Viele Gespräche führen wir auch in unseren eigenen Büroräumen, aber das BRAHMS KONTOR als externe Location befreit uns als Berater natürlich auch von der eigenen Arbeitsatmosphäre und schafft Abstand zu eingehenden EMails und Anrufen. Wenn wir Gespräche außerhalb führen, ist der Raum natürlich sehr wichtig. Für GET AHEAD als Personalberatung ist ein hochwertiger Gesprächsrahmen auch Teil unserer Eigenpräsentation als Unternehmen, sozusagen unsere Visitenkarte. Als inhabergeführtes Hamburger Unternehmen können wir uns mit dem BRAHMS KONTOR und seinem historischen Bezug zu Hamburg als Handels- und Wirtschaftszentrum sehr gut identifizieren. Wie reagieren Bewerber auf die hochwertige Umgebung? Matthias Zühlke: Wir möchten nicht nur Qualifikationen abfragen, sondern einen Kandidaten kennenlernen und einen Eindruck von seiner Persönlichkeit bekommen. Dabei hat der Gesprächsrahmen auch immer etwas mit Respekt zu tun. In einer hochwertigen, angenehmen Gesprächsumgebung fühlen Bewerber sich wertgeschätzt und ernstgenommen. Das ist das feine, kleine Extra an den historischen Konferenzräumen im BRAHMS KONTOR: Die Einzigartigkeit und die Geschichte in diesen Räumen bieten einen wunderbaren Rahmen für ein persönli■ ches Gespräch. 27


JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Am Start:

Junger Wirtschaftsrat zu Gast beim 147. Deutschen Derby Raphael Neuburg, Landesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates, mit ehefrau Christiane

Text: Christian Ströder

Das Deutsche Derby auf der Horner Rennbahn ist nicht nur das wichtigste und am höchsten dotierte Galopprennen in Deutschland, sondern auch ein Pflichttermin für die Hamburger. In diesem Jahr hatten auf Einladung des Hamburger Rennclubs Mitglieder und Freunde des Jungen Wirtschaftsrates Gelegenheit, an der seit 1869 ausgetragenen Traditionsveranstaltung teilzunehmen. Auf exklusiven Plätzen inmitten des Renngeschehens erlebten sie einen Tag voller spannender Rennen und zeigten sich begeistert von der einzigartigen Atmosphäre des Galoppsports. In einem mitreißenden Rennen setzte sich der nur als Außenseiter angetretene Hengst Isfahan hauchdünn auf der 2.400 Meter ■ langen Strecke durch.

Axel Kukuk und Sandra Huber

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Sommerfest des Jungen Wirtschaftsrates Text: Felix Behnke

Am 26. August war es wieder soweit: Bereits zum dritten Mal kamen Mitglieder und Freunde des Jungen Wirtschaftsrates zu einem Sommerfest zusammen. Angesichts von rund 50 Gästen freute sich der Landesvorsitzende Raphael Neuburg über die große Resonanz. Dieses Jahr traf man sich mit direktem Blick auf die Alster im Red Dog Bar & Café bei der Krugkoppelbrücke. Das strahlend schöne Wetter und die gemütliche Atmosphäre luden zum gemeinsamen Austausch bis spät in die Nacht hinein ein. Für das leibliche Wohl war mit einem reichhaltigen BuffetAngebot ebenfalls bestens gesorgt. Zu den Gästen gehörte u.a. der Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates, Dr. Alexander Bode, der es sich nicht nehmen ließ, einige Worte an die Teilnehmer zu richten. Auch im nächsten Jahr wird der Junge Wirtschaftsrat seine Tradition des Sommerfestes wieder fortführen – bei hoffentlich ähnlich gutem Wetter und mit genauso reger Betei■ ligung.

FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED Warum sind Sie Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat? Ich finde es grundsätzlich wichtig, sich gesellschafts- und wirtschaftspolitisch zu engagieren. Der Junge Wirtschaftsrat gibt mir die Möglichkeit, mit anderen spannendenden Hamburgern eine positive Stadtentwicklung mitzuprägen, interessante Kontakte zu knüpfen und dabei auch Teil eines bundesweiten Netzwerks zu sein und weltweit relevante Themen zu diskutieren. Es ist elementar, dass die Zukunftsfähigkeit der Konzepte für unsere Stadt, unsere Unternehmen und die Hamburger selbst auch von der jetzigen „Jungen Generation“ gesichert wird. Welche inhaltlichen Themen möchten Sie weiter voranbringen? Allein schon aus beruflichen Gründen – ich berate internationale Unternehmen

und Marken u.a. hinsichtlich ihrer strategischen kommunikativen Ausrichtung – möchte ich mich inhaltlich auf die Bereiche Kommunikation, Unternehmertum und Stadt- bzw. Standortentwicklung konzentrieren, immer auch mit Blick auf Deutschland und den weltweiten wirtschaftspolitischen Kontext. Gleichzeitig finde ich es bemerkenswert, wie vielseitig die Mitglieder des Wirtschaftsrates interessiert und engagiert sind – ich freue mich also auch auf neue Impulse und darauf, noch ganz andere Themengebiete für mich zu entdecken. Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Viele Treffen konnte ich leider noch nicht wahrnehmen, ich bin aber jetzt schon von der Offenheit und Herzlichkeit der Mitglieder begeistert. Ich freue mich schon

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Annelies Peiner Account Director FMCg, edelman.ergo gmbH

sehr auf den weiteren Austausch, auf inspirierende Veranstaltungen und Kaminabende und nicht zuletzt auch hands on in einer Arbeitsgruppe mitzugestalten und dabei die anderen Mitglieder noch besser kennenzulernen. ■

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LANDESFACHKOMMISSION Internet und Digitale Wirtschaft

Die Digitale Infrastruktur ist die Basis für Wachstum und Wohlstand

Ludolf Baron von Löwenstern Vorsitzender der Landesfachkommission

Dies bedingt aber den Ausbau der Infrastruktur und eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandanschlüssen, die eine Voraussetzung für zahlreiche Geschäftsmodelle sind.

D er Verband der Internetwirtschaft eco und die Unternehmensberatung Arthur D. Little nahmen die deutsche Internetwirtschaft zum dritten Mal unter die Lupe. Ihre Studie „Die deutsche Internetwirtschaft 2015-2019“ wurde vorgestellt. Die Internetwirtschaft wird eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren in Deutschland bleiben und damit einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung der Gesellschaft leisten. Bis 2019 wird sich der Umsatz der deutschen Internetwirtschaft voraussichtlich um knapp 60 Prozent auf 114 Milliarden Euro erhöhen. Auch auf den Arbeitsmarkt wirkt sich der anhaltende Trend positiv aus. So ist davon auszugehen, dass die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Internetwirtschaft von 243.000 im Jahr 2015 auf 332.000 im Jahr 2019 steigen wird, was einem jährlichen Anstieg von über acht Prozent entspricht. E-Commerce und Internet-Zugangsnetzwerke sorgen für hohe Umsätze. E-Commerce ist ein fest etablierter Geschäftszweig in der deutschen Internetwirtschaft. Im Bereich B2B beträgt der Umsatz im Jahr 2015 33,1 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2019 wird eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent auf dann 57,9 Milliarden Euro prognostiziert. Auch der Bereich B2C kann kräftig zulegen. Mit 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 ist Deutschland hier gemessen am absoluten Online-Umsatz die Nummer eins in Europa. Bis zum Jahr 2019 rechnen die Autoren der Studie mit einer Umsatzsteigerung von zwölf Prozent auf dann 11,3 Milliarden Euro. Die traditionellen Telekom-Geschäftsfelder Festnetz- und MobilfunkInternet-Zugangsnetzwerk weisen im Jahr 2015 einen Umsatz von insgesamt 19,4 Milliarden Euro aus. Im Jahr 2019 werden hier laut eco und Arthur D. Little 24,1 Milliarden Euro umgesetzt werden. Cloud Computing ist bei vielen Unternehmen im Trend. Sie schätzen vor allem die Skalierbarkeit der Dienste. Insbesondere bei Public IaaS ist in den nächsten Jahren mit einem rasanten Umsatzwachstum zu rechnen: Ein Anstieg um 42 Prozent bis zum Jahr 2019 wird prognostiziert. Aber auch Public PaaS mit 27 Prozent und Public SaaS mit 23 Prozent weisen ein überdurchschnittliches Wachstum innerhalb der deutschen Internetwirtschaft auf. 30

Immer mehr an Bedeutung gewinnt auch Paid Content. Hier wird ein Umsatzwachstum von 17,6 Prozent bis zum Jahr 2019 erwartet. Das liegt zum einen daran, dass immer mehr Leser von Printmedien auf E-Books und E-Magazines umsteigen, zum anderen wächst die Nachfrage nach Musik- und VideostreamingAbonnements sowie nach Spielen. Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Daten sind wohl auch das Geld von morgen. Die aktuellen Zahlen der digitalen Wirtschaft in Deutschland lassen sich sehen: Über 90.000 Unternehmen und mehr als eine Million Beschäftigte. Mit einem Anteil von 4.7 Prozent tragen sie zur gewerblichen Wertschöpfung bei, so viel wie der Automobilbau und mehr als der Maschinenbau. Die Grenze zwischen Industrie, Handel und Dienstleistung verschwindet immer mehr. EU-US-Safe-Harbor-Abkommen Nach dem Aus für das EU-US-Safe-Harbor-Abkommen stehen Unternehmen vor einem Rechtsproblem: Wie sollen die Vorteile des Cloud Computing weiterhin genutzt werden und der Datenschutz nach der neuen – unklaren – Rechtslage gewährleistet werden? Fest steht: Unternehmen, die operative Daten nach USA und in US Public Clouds übertragen wollen, müssen sich zwangsläufig neu absichern. Darüber hinaus aber auch alle Unternehmen, die die Freiheiten bei der IT-Gestaltung via Cloud längst für sich erschlossen haben. Muss ab sofort jeder aufwändige rechtliche Klimmzüge schaffen (und wenn ja: welche?), wer weiterhin diese Freiheiten nutzen will? Oder gibt es doch andere Möglichkeiten? EU-US-Privacy Shield Der Deal zu Datenaustausch mit den USA steht. Nun steht ein neuer Rahmen für den Datenaustausch mit den USA. Tausende Unternehmen können nun hoffen. Datenschutzaktivisten lehnen die neue Vereinbarung mit dem sperrigen Namen „EU-US-Privacy Shield“ entschieden ab. Eine neue Vereinbarung war nötig geworden, weil der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober die zuvor geltende „Safe Harbor“-Vereinbarung kippte. In den USA seien Informationen nicht ausreichend vor dem Zugriff von Behörden und Geheimdiensten geschützt, befanden die Luxemburger Richter. Das Ergebnis muss später noch von Vertretern der EU-Staaten bestätigt werden, auch das Europaparlament hat Prüfrechte. Beim Datenschutzaktivisten Max Schrems, der das EuGHUrteil zum Thema „Safe Harbor“ erstritten hatte, sprach auf Twitter von einem „Bullshitbingo“. Objektiv betrachtet war die EUKommission auch hier nicht „Herr des Verfahrens“, sondern mal wieder die Amerikaner, die sich mit ihren Vorstellungen durchgesetzt haben. Wir, die sich in dieser Kommission Internet & Digitale Wirtschaft (gegr. 1994) engagieren, beobachten die Verhandlungen über die Europäische Datenschutzgrundverordnung. Für die Erhebung, Verarbeitung und Weiterleitung von Daten müssen für alle verbindliche Regeln gelten. Unsere Sicherheit im Netz, die Sicherheit unserer Daten, aber auch die Integrität unserer digi■ talen Infrastruktur müssen gewährleistet bleiben. Landesverband Hamburg | 3/2016 | WIR IM NORDEN


LANDESFACHKOMMISSION gesundheitswirtschaft

Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft hat die Arbeit aufgenommen D ie Gesundheitswirtschaft hat für die Stadt Hamburg eine enorme Bedeutung. Mit einem Anteil am Bruttosozialprodukt von rund 11,5 Prozent und einer Beschäftigtenanzahl von etwa 165.000 ist sie eine der Schlüsselbranchen der Hansestadt. Bedingt durch die demographische Entwicklung und die Innovationskraft der Industrie ist mit einem weiteren starken Wachstum der Gesundheitsbranche in den nächsten Jahren zu rechnen. Entscheidend wird sein, die richtigen Weichenstellungen für die Gesundheitsmetropole Hamburg vorzunehmen. Das hohe medizinische Niveau der Krankenhäuser, der Wissenschaft und Industrie darf nicht nur gehalten, sondern muss sukzessive weiter gesteigert werden. Die Hamburger Politik ist daher gefordert, sich zu dem wirtschaftlich so wichtigen Gesundheitssektor zu bekennen und die Rahmenbedingungen für den marktwirtschaftlichen Wettbewerb auszubauen. Von großer Bedeutung wird dabei sein, dass das Gesundheitssystem gerechter wird, damit Hamburg als „Gesundheitsmagnet“ seine traditionelle Mitversorgungsfunktion für das Umland weiter wahrnehmen kann. Und zwar ohne, dass die hiesigen Leistungserbringer dadurch unverhältnismäßig belastet werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, dass der Wirtschaftsrat Hamburg seine Landesfachkommission „Gesundheitswirtschaft“ nach einer längeren Pause wieder reak-

Dr. Ulrich Möllers Vorsitzender der Landesfachkommission

tiviert und neu aufgestellt hat. Ich persönlich freue mich sehr, dass ich diese Kommission als Vorsitzender leiten darf und bedanke mich an dieser Stelle für das Vertrauen unseres Landesvorstandes um Gunnar Uldall. Nach der ersten Sitzung am 7. September bin ich überzeugt, dass die Kommission mit ihrer Expertise – unsere Mitglieder bringen langjährige und vielfältige berufliche Erfahrungen im Gesundheitsbereich mit – sinnvolle und nachhaltige Impulse für den Gesundheitsstandort Hamburg setzen wird. Ansatzpunkte gibt es genug: Das Thema E-Health, die sogenannte „Bürgerversicherung“ oder die Gesundheitskarte sind nur einige der Aspekte, die auf der Agenda der Kommission ■ stehen.

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LANDESFACHKOMMISSION Junges Hamburg

Gründung leicht(er) gemacht: Der „Einheitliche Ansprechpartner“ Wer in Deutschland eine Firma gründen möchte, muss Geduld, Ausdauer und Zeit mitbringen. Von der notariellen Beglaubigung des Gesellschaftsvertrages, über die steuerliche Erfassung bis hin zur Sozialversicherungsanmeldung der Angestellten sind es mindestens acht Schritte, die der Gründungsprozess umfasst. Gerade Erstgründer können sich schnell in der Bürokratie verlieren und sind für Unterstützung dankbar. Hier kommt der sogenannte „Einheitliche Ansprechpartner“ (EA) ins Spiel. Die Landesfachkommission Junges Hamburg beschäftigt sich derzeit u.a. mit der Frage, wie der Gründungsprozess (vor dem Hintergrund der Digitalisierung) vereinfacht und beschleunigt

werden kann. In Hamburg gibt es dafür kaum eine bessere Anlaufstelle als den Gründerservice der Handelskammer. So hatte die Kommission zu ihrer August-Sitzung Johanna Pieper eingeladen, die der sogenannte „Einheitliche Ansprechpartner“ für Hamburg ist. Hinter dem zugegebenermaßen etwas holprigen Begriff steckt die Umsetzung der europäischen Dienstleistungsrichtlinie, nach der Europa zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt werden soll. Die Richtlinie besagt: „Um einen echten Binnenmarkt für Dienstleistungen zu schaffen, soll die ‘Dienstleistungsrichtlinie‘ den Dienstleistern die Wahrnehmung ihrer Niederlassungsfreiheit erleichtern und den freien Dienstleistungsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten einfacher machen […]“. Weiter ist zu lesen: „Die Richtlinie sieht u. a. ■ die Einrichtung sog. Einheitlicher Ansprechpartner vor, ■ über die alle Verfahren und Formalitäten, die für die Aufnahme und Ausübung einer Dienstleistungstätigkeit erforderlich sind, ■ abgewickelt werden können.“ Heißt zusammengefasst: Länderübergreifend sollen in Europa Unternehmensgründungen erleichtert werden. Die EA, die europaweit und in den einzelnen Bundesländern installiert sind, 32

Dr. Christian Conreder Vorsitzender der Landesfachkommission

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dienen Existenzgründern und Unternehmen aus dem In- und Ausland als Anlaufstellen. Diese Funktion wird bundesweit von verschiedenen Institutionen – in Hamburg befindet sich die Geschäftsstelle in der Handelskammer – übernommen. Wie Johanna Pieper der Kommission erläuterte, begleitet sie als EA den gesamten Gründungsprozess. Zu den Leistungen gehören: ■ Gewerbeanmeldung ■ Gewerberechtliche Fragen klären, z.B. zu §34c GewO, zu Rechtsformen, zum Alkoholausschank oder zu Veranstaltungen auf öffentlichen Wegen etc. Existenzgründungsberatung für Gründer aus Hamburg, der EU und aus Drittstaaten Informationen zu Registern, Behörden und Verbänden erteilen Anfragen an Fachexperten weiterleiten Zwischen Kunde und Behörden vermitteln Aktuelle Verfahrensabläufe + Verfahrensstand beobachten

In der Praxis heißt das für die Kunden bzw. Gründer, dass sich der bürokratische Aufwand im Idealfall auf ein Minimum reduzieren lässt. Laut Johanna Pieper wird der EA grundsätzlich gut angenommen, allerdings gebe es noch sehr großen Nachholbedarf. Vielen Gründern sei der EA – nicht nur in Hamburg – immer noch weitgehend unbekannt. Unter den Kommissionsmitgliedern, einige davon sind selbst im Gründungsprozess, bestätigte sich dieser Eindruck. Dennoch: Zwischen 2010 und 2015 sind die Anfragen von Existenzgründern und Unternehmen um rund 30 Prozent angestiegen (723 -> 1.038). Im ersten Halbjahr 2016 gab es 538 Anfragen. Hamburg ist ein attraktiver Gründungsort und verfügt schon jetzt über ein gutes Gründernetzwerk. Der EA scheint ein adäquates Instrument zu sein, um die hiesige Gründerlandschaft ■ auch unter internationalen Gesichtspunkten zu erweitern. Landesverband Hamburg | 3/2016 | WIR IM NORDEN


LANDESFACHKOMMISSION Wachstum und Innovation

Die Entwicklung des Hafens und des maritimen Umfeldes Die deutsche Volkswirtschaft und der Standort Hamburg stehen vor enormen Herausforderungen wie der digitalen Transformation, dem Übergang zur Wissensgesellschaft, dem demographischen Wandel, der Urbanisierung, der Globalisierung und damit einer wachsenden internationalen Konkurrenz auf den für unser rohstoffarmes Land so essentiellen Gebieten der Hochtechnologie und der Dienstleistung.

Während die deutsche Luft- und Raumfahrtforschung mit jährlich 1,4 Milliarden Euro ausgestattet ist, gibt es keine vergleichbare Allokation von Mitteln im deutschen Schiffsbau. Dabei würde nur ein verschwindender Bruchteil dieser Mittel benötigt, um ein maritimes Forschungszentrum zu etablieren. Bisher führt die maritime Industrie – mit Ausnahme der Windkraft – in dieser Beziehung ein Schattendasein in Deutschland, und eine entsprechende Politik, mit welchem Ziel auch immer, war in der Vergangenheit nicht erkennbar. Damit soll nicht bestritten sein, dass es Überkapazitäten im Schiffsbau sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU gibt, doch Konkurrenz alleine sollte kein Argument gegen ein Engagement in einem Markt sein, der einer so hohen Dynamik unterliegt wie der Schiffsbau – einem technologischen Umbruch mit enormem ökonomischen Potenzial! Gemäß einer Studie von PwC hat sich ein Strukturwandel hin zum Spezialschiffsbau vollzogen, wobei sich der Exportanteil der deutschen Werften von 71 Prozent im Vorkriesenjahr 2008 auf 92 Prozent in 2014 erhöht hat bei einem 12-prozentigen Umsatzrückgang der Branche. Auf der 9. Maritimen Konferenz im Oktober 2015 hat die deutsche Bundesregierung die besondere Bedeutung der ma-

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Dr. Hubert Baltes Vorsitzender der Landesfachkommission

ritimen Wirtschaft hervorgehoben und die Eckpunkte einer maritimen Strategie vorgestellt. Die Schwerpunkte des Eckpunktepapiers liegen auf der Stärkung von Forschung und Entwicklung im Bereich maritimer Technologie sowie der Erschließung von Zukunftsmärkten. Aufgabe Hamburgs ist es nun, den Standort und seine Forschungseinrichtungen, allen voran das CMT Center of Marine Technologies, in diesem Umfeld neu zu positionieren. Eine stimmige Vision muss entwickelt werden bezüglich der Aufgaben und der Zielrichtung eines Maritimen Forschungsinstitutes in Hamburg und seiner Einbindung in die existierende Förder- und Projektlandschaft. Glücklicherweise hat auch die Bürgerschaft die große Bedeutung eines solchen Instituts für Hamburg erkannt. In der Drucksache 21/4429 heißt es: „Die Bürgerschaft begrüßt ausdrücklich, dass sich der Beauftragte für die maritime Wirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rüdiger Kruse MdB, dafür einsetzt, Bundesmittel in Höhe von zunächst 9 Millionen Euro für den Zeitraum von drei Jahren bereitzustellen, um den Grundstein eines Deutschen Maritimen Forschungszentrums in Hamburg zu legen. Der Antrag Drs. 21/1210 ist eine weitere solide Grundlage zur Etablierung des DMFZ. Nun gilt es, rechtzeitig weitere Details zu definieren.“ Die Landesfachkommission wird dieses Unterfangen nach ■ Kräften unterstützen.

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AKTUELLES Aus Hamburg

Im Interview:

Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer

Fritz Horst Melsheimer Präses der Handelskammer Hamburg Foto: bertold Fabricius

Rund 70 britische Firmen haben Niederlassungen oder sogar ihre Deutschlandzentrale in Hamburg. Umgekehrt ist Großbritannien für viele Hamburger Handelsunternehmen ein wichtiger Markt. Welche Folgen wird der Brexit für die Stadt haben? Bis zum formellen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU in voraussichtlich einigen Jahren wird sich für die Hamburger Unternehmen wenig ändern. Mittelfristig werden sich die Hamburger Firmen aber auf verschlechterte Rahmenbedingungen im Geschäft mit Großbritannien einstellen müssen. Eine Umfrage von uns hat ergeben: Als größte Risiken sehen die Unternehmen die Zunahme von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen – wie Zölle oder zusätzliche Bürokratielasten – an. Da die derzeitige rechtliche und politische Unsicherheit dazu führt, dass Investitionen und Personalaufbau im Großbritannien-Geschäft bis auf weiteres auf Eis gelegt werden, ist es für Hamburger Firmen besonders wichtig, dass dieser Unsicherheit möglichst rasch mit verbindlichen Abkommen begegnet wird. 34

Die Handelskammer Hamburg wählt im Januar und Februar 2017 ein neues Plenum. Auch ein neuer Präses wird gesucht. Nach zwei Amtszeiten scheidet Fritz Horst Melsheimer satzungsgemäß aus dem Amt. Im Interview mit Christian Ströder spricht er über den Brexit, die parlamentarische Demokratie und die aktuellen Herausforderungen der Handelskammer.

Wie der Brexit ist auch das „Nein“ zu Olympia in einer Volksabstimmung beschlossen worden. In Ihrer Rede zum Ehrbaren Kaufmann sprachen Sie anschließend vom „Hamburg-Syndrom“. Was genau meinen Sie damit? Es ist in den letzten Jahren bei Fragen, die die Wirtschaft betreffen wie die OlympiaEntscheidung oder der Rückkauf der Netze, zum wiederholten Mal dazu gekommen, dass das Volk vollkommen anders entscheidet als die gewählte Bürgerschaft. Dieser wiederholte Entscheidungsmissklang zwischen Wählern und Gewählten führt zu Pendelschlägen und Blockaden, die das Gegenteil von stabilen Rahmenbedingungen darstellen, auf die die Wirtschaft aufgrund der für Investitionen dringend notwendigen Planungssicherheit angewiesen ist. Der schleichende Verlust dieser Planungssicherheit macht mir Sorge, denn er führt dazu, dass Investitionen verschoben, abgesagt oder andernorts getätigt werden. Wie sind parlamentarische und direkte Demokratie miteinander vereinbar, ohne dass sie sich gegenseitig behindern?

Für die Wirtschaft geht es um Planungssicherheit, das heißt, getroffene Entscheidungen müssen von Bestand sein. Zur Entscheidung über komplexe Sachverhalte haben wir gewählte Parlamente, die in der Lage sind abzuwägen und Kompromisse zu bilden. Gute Entscheidungen können auch von einer verstärkten Bürgerbeteiligung profitieren. Dabei sollte es aber nicht um die Neuauflage der Frage des „Ob“ gehen, sondern um die Frage des „Wie“, also die Umsetzung. Dies würde einiges klären und die Freude der Firmen am Investitionsstandort Hamburg wieder verstärken. Neben der Vision von der Fahrradstadt Hamburg verfolgt der Senat die „Strategie Digitale Stadt“. Wie kommt die Digitalisierung in Hamburg voran? Branchenübergreifend haben Hamburgs Unternehmen die Relevanz der Digitalisierung für ihre unternehmerischen Prozesse erkannt und sehen sie mehrheitlich als Chance und unternehmerische Herausforderung an. Das stimmt mich zuversichtlich. Wir begrüßen, dass der Senat die Digitalisierung als strategisch relevantes

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AKTUELLES

Foto: Handelskammer Hamburg / Daniel Sumesgutner

Aus Hamburg

Thema definiert hat. Ein besonderes Augenmerk müssen wir allerdings darauf richten, ob der Ausbau öffentlich zugänglicher WLAN-Netze sowie der notwendigen Bandbreiten für die digitale Datenübertragung ausreichend vom Senat gefördert werden. Seit ihrer Gründung 1665 hat sich die Hamburger Handelskammer immer wieder erfolgreich den Anforderungen der Zeit angepasst. Wo liegen im Jahr 2016 die Herausforderungen für die Kammer und was tut sie, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben? Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel vollziehen sich derzeit schneller als in vergangenen Perioden. Auf gesellschaftlicher Ebene beobachten wir ein wachsendes Bedürfnis nach mehr Demokratie, Teilhabe und Transparenz. Auf der ökonomischen Ebene sind die Globalisierung, die Digitalisierung und der demografische Wandel entscheidende Faktoren. Hinzu kommen die politischen Veränderungen in Europa und der Welt, die zahlreiche Auswirkungen auf die Hamburger Wirtschaft haben. Um auf diese Veränderungen besser reagieren zu können, haben wir unsere Handelskammer im vergangenen Jahr neu organisiert und dabei die Ressorts ‚Unternehmen beraten‘, ‚Interessen bündeln‘ und ‚Menschen bilden‘ geschaffen. Mit dieser Struktur können wir den Veränderungsprozessen gut begeg-

nen. Besonders wichtig ist uns dabei, dass die Handelskammer eine Organisation von Unternehmern für Unternehmer ist und bleibt. Daher steht bei allem, was wir tun, die Devise ‚Ran ans Mitglied‘ im Vordergrund. Bei der Plenarwahl 2014 war die Wahlbeteiligung mit zehn Prozent extrem niedrig. Worin sehen Sie die Ursachen? Wie wollen Sie mehr Mitglieder an die Wahlurne bringen? Das ist eine Herausforderung, die alle Kammern in Deutschland gleichermaßen betrifft. Die Mitglieder werden nur dann wählen, wenn sie Wert und Bedeutung der Kammerarbeit für ihr Unternehmen und ihren Standort konkret sehen und verstehen. Wir haben deshalb seit 2014 unsere Kommunikation darauf ausgerichtet, unsere Mitglieder, ob klein oder groß, regelmäßig direkt zu kontaktieren. Für die Handelskammer-Wahl 2017 werben wir mit der Kampagne „Mach Dein X!“, bei der Unternehmer verschiedenster Branchen ganz praktisch erklären, welchen Nutzwert ihnen die Handelskammer bietet. Die Kritiker der Initiative „Die Kammer sind WIR“ sorgen mit ihren Nadelstichen für Unruhe. Sie fordern z.B. die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft und die Ausschüttung von Rücklagen. Steckt hinter den reinen Forderungen noch mehr?

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Alle Rücklagen unserer Handelskammer sind wohl begründet und folgen den Maßgaben des vorsichtigen Kaufmanns. Seit 2010 wurde der Beitragssatz um 30 Prozent gesenkt, zweimal wurden Beitragsrückerstattungen gewährt. Kurzum: Wir gehen pfleglich mit den Kammerbeiträgen unserer Mitglieder um. Die gesetzliche Mitgliedschaft erlaubt es, dass die Wirtschaft bestimmte Selbstverwaltungsaufgaben wie zum Beispiel die Organisation der Berufsausbildung selber wahrnehmen kann und dies nicht staatlichen Bürokratien überlassen wird. Auch für unsere Gesamtinteressenvertretungsfunktion ist die gesetzliche Mitgliedschaft ein Segen, denn sie stellt sicher, dass wir nicht dem Druck einzelner großer Beitragszahler unterliegen. An der Meinungsbildung in der Kammer können sich über die Wahlen zum Plenum alle Mitglieder beteiligen. In der Vergangenheit war dies von einer großen Vertrauenskultur geprägt. Zuletzt war zu beobachten, dass ideologisch motivierte Konflikte in die Kammer hineingetragen worden sind. Dies gipfelt in dem Versuch, unsere Kammer mithilfe der Justiz mit einem „Maulkorb“ zu versehen. Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen kann daran kein Interesse haben, sondern ist und bleibt auf eine starke Stimme der Wirtschaft angewiesen. In wenigen Monaten endet Ihre Amtszeit. Was werden Sie Ihrem Nachfolger oder auch Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben? Dass sie oder er sich mit aller Kraft dafür einsetzen sollte, dass die Kammer handlungsfähig bleibt und mit einer starken Stimme die Interessen der hiesigen Wirtschaft wahrnimmt. Denn es wäre absurd und eine empfindliche Schwächung unseres Wirtschaftsstandortes, wenn die Kammer zukünftig mit einem Maulkorb herumlaufen müsste! Und was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Zeit als Präses mit? Das sind vor allem die spannenden und wertvollen Begegnungen mit vielen hochrangigen Unternehmern, Politikern und Wissenschaftlern. Das war eine großartige Bereicherung für mich und diese Menschen zu treffen, wäre mir sicherlich außerhalb dieser Funktion nicht vergönnt ■ gewesen. 35


AKTUELLES Arbeitswelt und Digitalisierung

Die deutsche Wirtschaft im Wandel der Digitalisierung In den Unternehmen pulsiert es: Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie der ias-Gruppe zum digitalen Wandel. Führungskräfte und Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen äußerten sich in einer Online-Umfrage zu den Gegebenheiten im Betrieb. Entstanden ist ein aktuelles Stimmungsbild zu den Auswirkungen, Herausforderungen und Potenzialen der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Inwieweit ist Ihr Unternehmen von der Digitalisierung der Arbeitswelt heute bereits betroffen?

von der Branche und dem Unternehmensbereich jeder Mitarbeiter auf andere Weise und in anderem Umfang mit der Digitalisierung in Berührung kommt. Zum anderen gibt es zwar in einigen Aspekten bereits Erfahrungswerte, in anderen jedoch noch viele Unbekannte.

Quelle: Die Digitalisierung der Arbeitswelt; Auswirkungen auf gesundheit und Leistungsfähigkeit; eine Studie der ias-gruppe 2016

Text: Nadine Sieders / Ehrhard J. Heine

In welchem Ausmaß die Digitalisierung bereits die deutsche Wirtschaft erreicht hat, verdeutlichen die Umfrageergebnisse: 91,8 Prozent der Führungskräfte und Mitarbeiter geben an, die Digitalisierung nähme starken Einfluss auf den deutschen Mittelstand. Gefragt, wie es im eigenen Betrieb aussehe, antworten 86,8 Prozent, ihr Unternehmen sei bereits heute stark von der Digitalisierung betroffen. Die Digitalisierung – nur ein Hype? Vor einiger Zeit wurde in der öffentlichen Debatte noch sehr kontrovers diskutiert. Aktuell herrscht, wie auch die Umfrage 36

belegt, (nahezu) Einigkeit. Die Befragten sind weder der Ansicht, der digitale Wandel sei ein nur vorübergehender Trend, noch ein in sich geschlossener Veränderungsprozess. 96,4 Prozent gehen indes auch in den nächsten zehn Jahren von einem starken Einfluss der Digitalisierung auf ihren Betrieb aus. Doch wie sieht dieser Einfluss aus? In der aktuellen Diskussion um die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt treffen unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aufeinander. Dies liegt zum einen daran, dass abhängig

Zwischen Entdeckergeist und digitaler Überforderung Durch neue Anwendungsszenarien und digitale Errungenschaften ist das Thema nicht nur technisch anspruchsvoll. Disruptive Märkte stellen Unternehmer vor große Herausforderungen. Viele Menschen sind zudem in ihrem Privat- und Berufsleben hin- und hergerissen zwischen Faszination, Entdeckergeist und digitaler Überforderung. Hinzu kommt, dass gerade Unbekanntes und Unvorhersehbares häufig Ängste und Unbehagen in den Menschen auslöst. Entsprechend lesen sich die Ergebnisse der Studie: 60,7 Prozent der befragten Arbeitnehmer verbinden die Digitalisierung mit der Entstehung neuer Berufsbilder und jeder Vierte sorgt sich um den eigenen Arbeitsplatz. Eine weitere zentrale Herausforderung besteht zwischen den Flexibilitätsanforderungen der Organisationen und den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Hier werden Kompromisse erforderlich sein – insbesondere bei der Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung. 65,4 Prozent der Befragten erwarten neue Organisa-

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AKTUELLES Arbeitswelt und Digitalisierung

tionsformen, 62,1 Prozent rechnen mit der Auflösung traditioneller Arbeitsorte und -zeiten. Nicht aus dem Elfenbeinturm heraus „Unternehmen haben nur eine Möglichkeit, diese Herausforderungen zu meistern: Sie müssen die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Menschen, auf seine Gesundheit und auf seine Leistungsfähigkeit strategisch managen“, weiß Dr. Peter Wrogemann, Vorstand der ias Aktiengesellschaft. „Wichtig ist die Einbeziehung der Arbeitnehmer in die Veränderungsprozesse und nicht aus dem Elfenbeinturm heraus agieren“, behauptet Dr. Wrogemann. Und er ergänzt: „Digitalisierung sollte (vor-)gelebt werden und es braucht den offenen Austausch. Mitarbeiter, die dies so in ihren Betrieben erleben, entwickeln zu den Phänomenen des digitalen Wandels eher positive Einstellungen und nehmen diese als Chance wahr.“ Bereits in der Umfrage zeigt sich: Die Mehrheit der Befragten (87,5 Prozent) ist der Meinung, dass die Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens durch die Digitalisierung zunehmen wird. Dies jedoch ist nur die eine Seite der Medaille, denn mit nur 63,6 Prozent rechnen deutlich weniger Befragte mit positiven Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit. „Auch wenn 63,6 Prozent auf den ersten Blick als viel erscheinen, so hat

im Umkehrschluss mit gut 36 Prozent jeder Dritte Zweifel daran, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt ihm persönlich guttun wird. Ziel jeder Organisation sollte es sein, diese Lücke zu schließen“, rät Dr. Alexandra Schröder-Wrusch, Vorstand der ias Aktiengesellschaft. Jeder Zweite sorgt sich um mentales Wohlbefinden Alarmierend ist insbesondere die Erwartungshaltung hinsichtlich des psychischen Wohlbefindens: Jeder Zweite rechnet mit einer Zunahme mentaler Belastungen. Unter den Führungskräften ist dieser Aspekt mit 55,1 Prozent sogar noch einmal höher bewertet als unter den anderen Mitarbeitern (45,1 Prozent). Aufgabe des Arbeitgebers sei es, so Dr. Schröder-Wrusch, die Beweggründe, wie beispielsweise Über- oder Unterforderung, herauszufiltern und konzeptionell anzugehen. Die Veränderungen, die der digitale Wandel mit sich bringt, wie z. B. eine Arbeitsplatzumgestaltung, sollten aus interdisziplinärer Sicht der Bereiche Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Arbeitspsychologie sowie aus Sicht des Leistungsfähigkeitsmanagements beleuchtet, unterstützt und gefördert werden. Dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) im Kontext der Digitalisierung der Arbeitswelt messen bereits heute 92,1 Prozent der befragten Füh-

rungskräfte und Mitarbeiter eine wichtige Bedeutung bei. 61,8 Prozent erwarten aber auch, dass sich das BGM aufgrund der teilweise neuen Herausforderungen verändern wird. Wie sich diese Veränderungen gestalten, ist individuell in den Unternehmen unterschiedlich. Muss BGM komplett neu aufgestellt werden oder nur hier und da angepasst werden – oder bleibt am Ende doch vieles beim Alten? Wie lässt sich ein Leistungsfähigkeitsmanagement sinnvoll integrieren? Wie gelingt Gesundheit 4.0? Dr. Peter Wrogemann zur Lage: „Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits mit den zu erwartenden Auswirkungen des digitalen Wandels auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Bei allen Effekten, die der digitale Wandel, Industrie 4.0 und Arbeit 4.0, mit sich bringen, stellen sich die zentralen Fragen: Wie gelingt es, eine gesunde und leistungsfähige Belegschaft sowie eine leistungsfähige Organisation zu schaffen? Wir sind überzeugt, dass Unternehmen dem digitalen Wandel durch ein Zusammenspiel verschiedener Aspekte begegnen sollten. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sowie eine offene, innovative, anpassungsfähige, kundenorientierte Unternehmens- und BGM-Strategie, gepaart mit Neugier und Mut als Motor – dies sind die Wegbereiter für eine gelungene Digitalisierung im Unternehmen.“ ■

MEISSNER EXPO ist umgezogen!

PR-BERICHT Hamburg

Nach acht Jahren in Hamburg-bah-

renfeld waren die Räume und besonders die Lagerhalle und der Ladehof dem gestiegenen geschäft nicht mehr gewachsen. So haben vor einem Jahr bruno Meißner und sein Sohn Nikolaus – seit 2014 zweiter geschäftsführer und Mit-gesellschafter – die Chance ergriffen und eine passende Immobilie gekauft. Das bürohaus stand schon und wurde vom MeISSNeR eXPO Team schon zuvor bezogen. Die neu gebaute Halle war zum beginn der Herbstsaison im Messegeschäft voll einsetzbar. Anfang August erfolgte der umzug von Produktion und Lager. ■

Neue Kontaktdaten ab 27. Juni 2016: MeISSNeR eXPO gmbH | Industriestraße 11 | 25469 Halstenbek (b. Hamburg) Tel.: 04101 – 300 47-0 | Fax: 04101 – 300 47-99

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AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

NEUES MITGLIED STELLT SICH VOR

PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH 400 Jahre Erfahrung Dreizehn Pflegestandorte in einer Stadt, 2.690 Pflegeplätze, nahezu 2.000 Beschäftigte. PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG ist der größte private Anbieter stationärer Pflege in der Freien und Hansestadt Hamburg. Im Mittelpunkt der Unternehmensgruppe steht die PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH, die alle Dienstleistungen für ihre Kunden initiiert, organisiert und steuert. Dies gilt für Reinigungsdienstleistungen, die durch die PFLEGEN & WOHNEN Service GmbH erbracht werden, für die i.S. Equal Treatment durchgeführte Personalüberlassung der PFLEGEN & WOHNEN Personaldienstleistungen GmbH und ab 2017 für die PFLEGEN & WOHNEN Textil GmbH, die die Wäscheversorgung der Häuser begleitet. Seit der Privatisierung 2007 wurden 1.000 neue Pflegeplätze an den Standorten FINKENAU, ALSTERBERG, FARMSEN,

HEIMFELD und HOLSTENHOF neu errichtet. Dabei wurden hohe Maßstäbe an Architektur und Konzeption gelegt. Nach dem Motto „In Gemeinschaft leben“ möchten wir mit unseren dreizehn Hamburger Einrichtungen eine Möglichkeit schaffen, familiäre Bande um ein breites Spektrum an Dienstleistungen zu ergänzen, indem wir KITAS in unser Konzept einbinden und so einen zentralen Ort schaffen, an dem junge und alte Menschen füreinander da sein können. Beratung, Hilfe für das eigenen Zuhause, Therapien und Betreuung runden das Angebot ab. Seinen Anfang nahm das Erfolgskonzept im Jahre 1619. Seitdem hat PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG einen festen Platz in der Betreuung von pflege- und hilfebedürftiger Menschen in ganz Hamburg. Gegründet von Hamburger Kaufleuten, gehört das Unternehmen nach einer langen Ägide in der Sozialverwaltung der Stadt seit seiner Privatisierung

Thomas Flotow geschäftsführer PFLegeN & WOHNeN HAMbuRg gmbH

2007 heute wieder zwei Unternehmerfamilien. Wir haben uns für die Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat entscheiden, da wir täglich den Service für unsere Bewohnerinnen und Bewohner verbessern möchten und wir uns durch die Mitgliedschaft neue Impulse erhoffen. Da sich der Wirtschaftsrat auch mit wichtigen Zukunftsthemen im Bereich der Gesundheitswirtschaft beschäftigt, möchten wir hier den politischen Prozess vorantreiben, mitgestalten und unsere Erfahrungen einbringen. Wir freuen uns auf die Mitarbeit im Wirt■ schaftsrat.

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN: LANDeSVeRbAND HAMbuRg Carsten Brandt Senior Manager Corporate Communications Wer liefert was? gmbH Prof. Dr. Michael Bursee Partner ernst & Young gmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Thomas Flotow geschäftsführer PFLegeN & WOHNeN HAMbuRg gmbH Björn Freter geschäftsführer sum.cumo gmbH H&R GmbH & Co. KGaA Dr. Christian Höftberger geschäftsführender Direktor Asklepios Klinik Altona Jens Laser barmer geK Dennis Pallasch Regionalleiter/Regionalmanager Wall gmbH Prof. Dr. Beatrix Palt Fkpt d.R. Direktorin INP - Institut für Nachhaltiges Projektmanagement Annelies Peiner (JW) Account Director FMCg edelmann.ergo gmbH PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH Philipp Reimnitz geschäftsleitung Region Nord uniCredit bank Ag

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Cornelia Sasse bereichsleiterin Konzern-Datenschutz OTTO (gmbH & Co. Kg) David Schmidt-Hofner (JW) business Development Fairr.de gmbH

Dr. Jens Ove Bartram Inhaber Key Account bartram Neumünster Deutsche Großwälzlager GmbH Rostock

Alexander Stehle (JW) geschäftsführender gesellschafter Sotheby's International Realty

Dagmar Frohnert (JW) Tysk Revision Steuerberater Flensburg

sum.cumo GmbH

Gerd Grümmer geschäftsführender gesellschafter gerd grümmer Handels- und Produktionsgesellschaft mbH Neumünster

Dr. Wolfgang Thiere Director-Leiter der Niederlassung Hamburg uniCredit bank Ag Marco Walker Konzerngeschäftsführer (COO) Asklepios Kliniken gmbH Detlev Wösten geschäftsführer CTO (Chief Technology + Strategy Officer) H&R gmbH & Co. KgaA Eva Zweidorf geschäftsführerin med.zukunftslabor Denkfabrik im gesundheitsmarkt

LANDeSVeRbAND SCHLeSWIg-HOLSTeIN Madina Assaeva (JW) Kiel

Christian Heesch Standortleiter/Partner bDO Ag Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Kiel Lars Ulrich Kahl geschäftsführender gesellschafter Deutsche großwälzlager gmbH Rostock Brice de Ron COO – Chief Operating Officer C-Projekt gmbH Lübeck Roman Teschner (JW) Key-Account-Manager Martens & Prahl Versicherungskontor gmbH Kiel

Bockholdt KG Lübeck

Meinolf Topphoff Vertriebsmanagement eLA Container gmbH Haren/ems

Gülten Bockholdt Kommanditistin bockholdt Kg Lübeck

Lennart Wichelmann (JW) geschäftsführender gesellschafter Median Zerspanungstechnik gmbH Dätgen

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AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

PERSONELLE VERÄNDERUNG Nach erfolgreich abgeschlossenem Masterstudium verlässt unsere Werkstudentin Anna Geyer den Wirtschaftsrat zum 31. Oktober. Mit ihrer stets offenen Art und ihrem vorbildlichen Einsatz hat sie die Landesgeschäftsstelle in den vergangenen eineinhalb Jahren bereichert. Von unseren Mitgliedern weiß ich, dass sie Frau Geyer als zuverlässige und kompetente Ansprechpartnerin, ob bei Veranstaltungen oder in den Landesfachkommissionen, sehr geschätzt haben. Das Team der Geschäftsstelle und auch der Landesvorstand möchten ihr an dieser Stelle herzlich danken. Für den weiteren Lebens- und Berufsweg wünschen wir Frau Geyer alles Gute und viel Erfolg. Zum Abschied gibt sie auf dieser Seite einen kleinen Rückblick auf ihre Zeit beim Wirtschaftsrat.

Text: Hauke Harders

Hauke Meisner

Gleichzeitig freuen wir uns, mit Hauke Meisner – Anfang des Jahres noch Praktikant in der Hamburger Geschäftsstelle – bereits einen neuen studentischen Mitarbeiter begrüßen zu können. Herr Meisner studiert den Masterstudiengang „Politikwissenschaft“ an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität ■ Hannover.

Ein Blick hinter die Kulissen der „Welt Ludwig Erhards“

Anna Geyer im einsatz beim Wirtschaftsrat, hier im Interview mit der Hamburger bundestagsabgeordneten Dr. Herlind gundelach im Rahmen des Neujahrsempfangs 2016

Text: Anna Geyer

L

üneburg-Hamburg-Lüneburg. Das hieß es für mich die letzten 1,5 Jahre mindestens einmal pro Woche als studentische Mitarbeiterin in der Landesgeschäftsstelle Hamburg des Wirtschaftsrates. Das Ziel: die Colonnaden 25, der wunderbare stuckverkleidete Altbau inmitten der Innenstadt. Die Mission: die Mitgestaltung der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards. Von öffentlichem WLAN in der Hamburger Innenstadt über die Reform des Hamburger Denkmalschutzes bis zur Neuauflage der „Wachsenden Stadt“ hatte ich die Möglichkeit mich mit vielfältigen Themen auseinanderzusetzen, unterschiedlichste Sichtweisen kennenzulernen und immer wieder über das Engagement der Mitglieder selbst nach einem langen Arbeitstag zu staunen. Nicht zuletzt musste ich aber auch lernen, dass Tatendrang und Enthusiasmus in der Interessenvielfalt und Langatmigkeit der Hamburger Politik nicht immer automatisch zu den 40

erhofften Lorbeeren führen. Viele Themen sind gerade erst angestoßen – und ich bin gespannt zu verfolgen, welchen Kurs Hamburg einschlagen wird. Der Höhepunkt dieser 1,5 Jahre war definitiv der Wirtschaftstag in Berlin, an dem ich zweimal teilnehmen konnte. Zum einen durfte ich den Ausführungen der politischen Weltspitze mit Angela Merkel und Nikolas Sarkozy als auch wirtschaftlichen Schwergewichten wie Dr. Dieter Zetsche und Eric Schmidt aus nächster Nähe lauschen. Zum anderen werde ich das kollegiale Verhältnis über die Landesverbandsgrenzen hinaus in sehr guter Erinnerung behalten. Genau dieser Zweiklang macht für mich auch den Kern des Wirtschaftsrates aus: fachliche Expertise und enge Gemeinschaft, die gemeinsam ein herzliches Umfeld unternehmerischer Freiheit schaffen. Was bleibt aus diesem studienbegleitenden Ausflug in die Praxis? Abgesehen von der Erkenntnis, dass EU-Kommissar Günther Oettinger zu Recht ein gern gesehener Gast beim Wirtschaftsrat ist, die Hamburger alles für ihren Hafen tun würden und „Digitalisierung“ das Schlagwort des Jahrzehnts ist: Ganz sicher die Einsicht, dass Wirtschaft und Politik einander viel näher stehen als gedacht. Ich habe gelernt, dass ein einzelnes Gesetz ganze Geschäftsmodelle über den Haufen werfen bzw. unüberwindbare Wettbewerbsverzerrungen schaffen kann. Sicherlich eine Einsicht, die auch an anderer Stelle noch von Nutzen sein wird. Wie es für mich weitergeht – ob in der Wirtschaft oder doch in Politiknähe – ist noch nicht entschieden. In jedem Fall werde ich den Wirtschaftsrat aber mit dem Gefühl verlassen, den Schleier der Politik für einen Moment gelüftet und einen Blick hinter ■ die Kulissen erhascht zu haben.

Landesverband Hamburg | 3/2016 | WIR IM NORDEN


AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

VERANSTALTUNGSVORSCHAU 18. November 2016 Mittagsveranstaltung mit Stanislaw Tillich, Ministerpräsident Freistaat Sachsen, bei Airbus in Finkenwerder

Foto: Sächsische Staatskanzlei / Laurence Chaperon

AuguST SePTeMbeR OKTObeR NOVeMbeR DeZeMbeR JANuAR FebRuAR MäRZ APRIL

30. November 2016 Mittagsveranstaltung mit Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen Fußball-bundes (DFb)

6. Dezember 2016 Kunstführung im Hotel grand elysée, Rundgang durch die private Sammlung der Familie block 15. Dezember 2016 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Dominik Winterling, geschäftsführer Stiftung elbphilharmonie

23. Dezember 2016 „Open House“ in der Landesgeschäftsstelle

11. Mai 2017 6. Norddeutscher Wirtschaftstag in Hamburg u.a. mit eu-Kommissar günther Oettinger und Marco Wagner, geschäftsführer Airbus Operations gmbH

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Foto: Hessische Staatskanzlei

Foto: Otto group

30. Januar 2017 Neujahrsempfang mit Prof. Dr. Norbert Lammert MdB, Präsident des Deutschen bundestages

Foto: Deutscher bundestag / Achim Melde

BITTE VORMERKEN

21. Februar 2017 Abendveranstaltung mit Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender Otto group 29. März 2017 Abendveranstaltung mit Volker Bouffier MdL, Hessischer Ministerpräsident 41



EDITORIAL

Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

Vor einem Jahr meldeten die Nachrichten Rekordzahlen für einreisende Flüchtlinge. Inzwischen gibt es eine Reihe von Initiativen, die Kräfte sammeln für den Wiederaufbau der zerstörten Städte in Syrien. Vorreiter in Deutschland ist das Technische Hilfswerk, das Flüchtlinge in Deutschland für den Katastrophenschutz in Syrien ausbildet. Eine zweite Initiative geht auf die Bundesverteidigungsministerin zurück, die die zivilberuflichen Ausbildungskapazitäten der Bundeswehr Flüchtlingen anbieten möchte, um später einen Wiederaufbau unterstützen zu können. Eine dritte Initiative möchte mit Unterstützung des Auswärtigen Amts syrische Experten ausbilden, die eine Sicherung der zerstörten, architektonischen Denkmäler und einen Wiederaufbau der kulturellen Infrastruktur fachmännisch begleiten sollen.

einen zügigen und zahlenmäßig relevanter Kapazitätsaufbau eine Vervielfältigung der Kompetenzen zu erreichen. Ein Festhalten an dem Deutschen als alleiniger Ausbildungssprache erscheint im Kontext der Rückkehrwilligkeit zweitrangig. Eine Forcierung solcher Programme kann auch ein wichtiger Beitrag sein, die unterschiedlichen Positionen der europäischen Partner in diesem kritischen Punkt wieder zu vereinen. Jedenfalls braucht es nach dem angekündigten „Brexit“ in Europa neue Ansätze, um weiterhin die Vorteile gemeinsamer Lösungen nutzen zu können. Über eine extrem gelockerte Geldpolitik lassen sich die Auswirkungen divergierende Entwicklungen in den Mitgliedstaaten zwar hinauszögern, ausgeschaltet werden sie deshalb

Flüchtlinge für einen Wiederaufbau ihrer Länder vorbereiten Diese Initiativen sind goldrichtig, können jedoch nur einem kleinen Anteil der Flüchtlinge ein Angebot machen. Aufgrund bisheriger Erfahrung darf jedoch davon ausgegangen werden, dass durchaus die Hälfte der Flüchtlinge nach einem Ende des Bürgerkriegs rückkehrwillig wäre. Deshalb braucht es weitere Initiativen. Wir sollten die günstige Gelegenheit nutzen und den jungen Menschen unser Wissen mitgeben, um mit einem Wiederaufbau eine Stabilisierung der Krisenländer zu erreichen. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit könnte die dafür notwendigen Kompetenzen und die Bundesanstalt für Arbeit Mittel für Ausbildungsmaßnahmen stiften mit dem Ziel, über

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aber nicht. Insofern ist auch der Wirtschaftsrat aufgerufen, bei einer Neuausrichtung der Europäischen Union dafür zu sorgen, dass die Bundesrepublik die richtigen Akzente setzt und es für das Vereinigte Königreich attraktiv bleibt und möglichst viele Vereinbarungen der Europäischen Union gegenseitig anerkannt werden können. Auch die Europäische Union sollte in diesem Zuge zu Anpassungen bereit sein.

Ihr

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VERANSTALTUNG Sektion Kiel

Auswirkungen der Ultraniedrigzinspolitik Ist ein Ende der Ultraniedrigzinspolitik absehbar? Unter diesem Thema trafen sich versierte Fachleute im Hause Sydbank Kiel und diskutierten nach Eingangsreferaten unter der Leitung des ehemaligen Chefredakteurs der Kieler Nachrichten, Klaus Kramer, über die Themen Auswirkungen der Niedrigzinsen auf Stiftungen, betriebliche Altersvorsorge sowie Vermögenssicherung.

Leitzins der Zentralbanken (Prozent)

Text: Kai Pörksen

Quelle: Thomson Reutzers Datastream

I n seinem Eingangsreferat gab vorab Rasmus J. Joensen von der Sydbank Apenrade seine Antwort, ein klares Nein. Ein Ende der Niedrigzinsen sei in absehbarer Zeit keinesfalls in Sicht – eine Einschätzung, die er mit den anderen Teilnehmern der Podiumsdiskussion teilte. Da nütze es auch nichts, dass die EZB jeden Monat den Geldmarkt mit 80 Milliarden Euro flute. „Das funktioniert nicht so gut wie gedacht“, so Joensen. Die erwarteten Investitionen ließen auf sich warten, Kredite würden nicht in dem Maße in Anspruch genommen wie erhofft, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ein moderates Wachstum werde bleiben. Aber es gebe Unsicherheitsfaktoren: Brexit, Wahl in den USA und nach wie vor Griechenland. „Wir haben also keine Ahnung, wie die Entwicklung weitergeht?“, fragte Kramer, selbst Diplom-Volkswirt, in das Podium, besetzt mit Michael Berndt, Vorstand Finanzen der Zeit-Stiftung Hamburg, Norbert Brackmann (MdB), Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, Jürgen Helfen, Partner bei PriceWaterhouseCoopers in Düsseldorf, sowie Professor Dr. Leef H. Dierks von der Fachhoch44

Das Podium v.l. Michael Berndt, Jürgen Helfen, Klaus Kramer, Norbert Brackmann MdB sowie Prof. Dr.-Ing. Leef Dierks

schule Lübeck, Bereich Finanzierung und Internationale Kapitalmärkte. „Wir reden längst über Deflation“, so Dierks. Es seien die Inflationserwartungen, die man beeinflussen müsse. Konsumentscheidungen würden vertagt, Unternehmen produzierten auf Halde, der Verbraucher würde weiter abwarten, weil er hoffe, die Preise könnten weiter sinken. Schon sei man in einer Deflationsspirale. Was den Häuslebauer freut, macht denjenigen Probleme, die auf die gesetzliche Rentenversicherung und private

Altersvorsorge gesetzt haben. Ihre Erwartungen werden bei Weitem nicht erfüllt werden können. Jürgen Helfen setzt deshalb auf die betriebliche Altersvorsorge. „Die klassische Rente auf Lebenszeit passt nicht mehr in unsere Zeit“, so der Fachmann. Wer könne schon 50 bis 60 Jahre in die Zukunft schauen? Denn das müsse man, wenn man sich – rein versicherungsmathematisch – einen 20-jährigen Arbeitnehmer anschaue, der noch 45 Jahre Lebenszeit vor sich hat, später eine entsprechende Rente bezieht, die nach sei-

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VERANSTALTUNG Sektion Kiel

10-jährige Staatsanleihen (Prozent)

Quelle: Thomson Reutzers Datastream

Handlungsmaßnahmen Unternehmerische Maßnahmen zur Verpflichtungsreduktion

Quelle: PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

nem Ableben von seiner statistisch jüngeren Frau noch 13 Jahre in Anspruch genommen wird, weil sie auch noch länger lebt als er. Eine betriebliche Versorgung im zeitgemäßen Format könnte die auftretenden Lücken füllen, so Helfen.

v.l. Magnus von Buchwaldt (emde & Partner), Prof. Dr. Leef Dierks (FH Lübeck) und Klaus Schütt (Hans Schütt Immobilien)

Lücken füllen müssen auch die Stiftungen des Landes. Da das Stiftungskapital nicht angegriffen werden darf, Geld nur aus den Zinserträgen verwendet werden kann, sind sie von der Niedrigzinspolitik extrem betroffen. Michael Berndt

Die gastgebende Sydbank: v.l. Rasmus J. Joensen, Joachim K. Pohl und Sven Schmidt-Hirsch

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von der Zeit-Stiftung setzt deshalb vor allem auf Kapitalerträge aus dem Aktienmarkt. Law-School und Kunstforum in Hamburg könnten nicht kostendeckend gefahren werden, jährlich seien zusätzliche Finanzierungen nötig. Inzwischen seien von den 900 Millionen Euro Stiftungsvermögen 40 Prozent in Aktien angelegt, eine Politik, die sich als sinnvoll erwiesen habe. Es gibt aber auch Gewinner. Norbert Brackmann: „Für mich als Haushaltspolitiker ist die Entwicklung durchaus erfreulich.“ Weniger Verschuldungen und Steuermehreinnahmen seien die Folge, die Investitionsetats würden hochgefahren. Stichwort Renten: Ja, sie seien sicher, aber die Frage sei, in welcher Höhe. Eine Herausforderung sei es, sich der Vollkaskomentalität entgegenzustellen. Altersvorsorge: „Intelligente Konzepte sind gefordert, auch mit Beiträgen, die weh tun können“, so Jürgen Helfen. Altersvorsorge sei nicht sexy, aber könne attraktiver werden anhand einer App, die immer den aktuellen Vorsorgestand anzeige. Niedrigzinsen: „Der Euro ist nicht gefährdet, aber so wie jetzt, kann es nicht bleiben“, so Prof. Dr. Dierks. Lösungen? Renditen sind nur noch mit höherem Risiko zu erzielen. Doch die Bereitschaft zu höherem Risiko bedeutet nicht automatisch höhere Renditen. Bargeld zu Hause horten? Keine gute Idee. „Im Grunde sind alle volkswirtschaftlichen Denkmodelle gescheitert“, so Dierks. Wie schaffe man denn nun ein Bewusstsein für die Problematik, fragt Kramer. Man könne überlegen, ob man bspw. mittels „opting out“ nicht automatisch einbehaltene Eigenbeiträge anregen sollte, so Helfen. Dierks sieht eher die Notwendigkeit, wieder einen Ausgleich zwischen Geld- und Gegenwert herzustellen. „Es ist mehr Geld da, als ausgegeben wird“, so Dierks, das sei auch ein Zeichen eines gewissen Wohlstandes. Fazit: Die Betriebe und Stiftungen müssen sich rechtzeitig mit den Folgen einer Ultraniedrigzinspolitik auseinandersetzen und die Politik diesen Prozess über eine Anpassung der spezifischen Rahmenbedingungen flankieren. Ansonsten herrsche offensichtlich ein großer Innovationsdruck im Währungsmarkt, wo der hinführe, sei aber naturgemäß nicht ■ absehbar. 45


VERANSTALTUNG Sektion Neumünster

Erbschaftsteuer und Eigenkapitalbildung für Familienunternehmen Der Wirtschaftsrat traf sich bei der Spedition Voigt und dem Produzenten von Unterwassersteckverbindungen Gisma und hatte Fritz Güntzler MdB zu Gast, Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages, um den Verhandlungsstand zur Erbschaftseuer zu diskutieren. Text: Kai Pörksen

Die Familienunternehmen sind die tragende Säule der bundesdeutschen Wirtschaft. Der Mittelstand, zu 80 Prozent familiengeführt, leidet jedoch meist unter einer geringen Eigenkapitaldecke, was auch an den steuerlichen Regulierungen liegt. Doch damit nicht genug: Die Reform der Erbschaftsteuer könnte viele Familienbetriebe in Existenznot bringen. Fritz Güntzler ist Mitglied des Bundestages und auch dessen Finanzausschusses. Da trifft es sich gut, dass er auch beruflich hochqualifiziert ist: Güntzler ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Diplomkaufmann, also der richtige Mann am richtigen Fleck. Fachleute sind für eine sachliche Diskussion um diese Themen gefragt, doch daran mangelt es. „Steuerrecht sorgt für Schattengefechte“, sagt Güntzler aus seiner Erfahrung. Sachkenntnis sei auf diesem Gebiet gering, die Diskussion insbesondere um das Erbschaftsrecht sei vielmehr hochemotional. Den nun angestrebten Kompromiss durch die Koalition hält er für vertretbar, jede weitere Einschränkung sei jedoch nicht zu vertreten. „Mehr war nicht drin“, fasst er das Ergebnis der Erbschaftsteuer zusam46

Fritz Güntzler MdB und Dr. Philipp Murmann MdB

men, das vorsähe, Unternehmen erst mit einem Vermögen von mehr als 89,75 Millionen Euro keine Verschonung im Erbfall mehr zu gewähren. Zu bedenken gibt Güntzler, dass eine Neuauflage laut Bundesverfassungsgericht nicht erforderlich gewesen wäre, einige Korrekturen hätten gereicht. Und: Die Erbschaftsteuer mache gerade einmal 5,5 von 624,9 Milliarden Euro Steuereinnahmen aus, bringe dem Staat also wenig und füge den Unternehmen aber großen Schaden zu. Das gelte auch für den Bereich Pensionsrückstellungen. Deutschland sei zwar

ein guter Standort, doch die Niedrigzinspolitik setze die Betriebe unter Druck. Von 2008 bis 2015 hätten sie 25 Milliarden Euro zusätzlich in die Pensionskassen zahlen müssen, Geld, das für Investitionen fehle, so Ralf Kluge, der als Steuerberater des Weltmarktführers Harry Lucas in einem Impulsvortrag einleitend Anregungen für die Politik gab. Man müsse sich fragen, ob die Ermittlung des Zinssatzes für Pensionsrückstellungen aktuell noch richtig sei, so Güntzler MdB dazu. Statt eines Zeitraumes von sieben Jahren sollte man eher einen 15-Jahreszeitraum wählen. Weiteres Problem: Wie soll man die Rückstellungen in der Bilanz richtig darstellen? Die Hauptbelastung liege ja noch in der Zukunft. In der aktuellen Niedrigzinsphase müsse das Thema angegangen werden. Die CDU/CSU würde einen Zeitraum von zehn Jahren vorschlagen, hätten allerdings im Bundestag nicht die Mehrheit. Der Wille, so Güntzler MdB, gerecht zu besteuern, sei nicht immer erkennbar. Immer wieder habe man mit dem Feindbild Unternehmer zu kämpfen. Entscheidend sei, das zu besteuern, was auch tatsächlich verdient worden sei. Eine Neiddebatte sei fehl am Platze und sorge nur für Polarisierung, nicht aber für Lösungen. Am Ende gehe es bei der Erbschaftsteuer auch darum, welche Anreize den Familienunternehmen für ein generationsübergreifendes Wachstum gelassen werden. Je einschneidender der staatliche Griff in die Substanzbesteuerung, desto größer der Schaden für die Investitionskraft und die Wettbewerbsvorteile des deutschen Mittelstandes gegenüber den erbschaftsteuerbefreiten internationalen ■ Großkonzernen.

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VERANSTALTUNG Sektion Stormarn

Geringqualifizierte für einen hochregulierten Arbeitsmarkt

Christopher Vogt MdL, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Schleswig-Holsteinischen Landtag, sowie stellvertretender Vorsitzender FDP-Fraktion in Schleswig-Holstein, zeigte beim Spargelessen der Sektion Stormarn auf Schloss Tremsbüttel klare Vorstellungen. Ohne eine Anpassung der Rahmenbedingungen werde die Integration von Geringqualifizierten in den Arbeitsmarkt sehr schwierig.

v.l. Sektionssprecher Uwe Möllnitz, Christopher Vogt MdL und bauernpräsident Werner Schwarz Text: Dr. Bertram Zitscher

ogt MdL sieht die FDP im Aufwind. V Während die FDP beim ordnungspolitischen Kompass der Wirtschaftsratsmitglieder vor zwei Jahren noch hinter der CDU rangierte, liege sie inzwischen mit 76 Prozent zu 60 Prozent klar vorne. Außerdem stehe die FDP für ein modernes Zuwanderungsgesetz, wobei der Ansatz des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, Integrationsmaßnahmen auf den Wiederaufbau der Herkunftsländer von Flüchtlingen auszurichten, richtig sei. Wichtig sei Ehrlichkeit, um die Aufgabe richtig anpacken zu können. Zwei Drittel der Flüchtlinge verfügten über geringe Qualifikationen. Und auch die 10 Prozent mit Hochschulabschlüssen würden bei den hohen deutschen Auflagen nicht einfach anzuerkennen sein. Deutschland biete insgesamt kaum Arbeitsplätze für Geringqualifizierte, vielmehr sorge die duale Ausbildung für eine geringe Jugendarbeitslosigkeit. Allerdings scheiterten viele Migranten selbst der zweiten und dritten Generation an einem Schulabschluss in Deutschland. Da jeder ein Recht auf Bildung habe, brauche man für die Neubürger spezielle Lehrpläne. Außerdem

werde man ohne entsprechende Ausnahmen vom Mindestlohn nur in Einzelfällen eine Aufnahme in den Arbeitsmarkt erreichen können. In der anschließenden Diskussion berichtet Heinrich Beckmann, Geschäftsführer der Bockholdt KG mit 4.000 Beschäftigten, dass der Tarif für Angelernte im geringfügigen Bereich mit 10 Euro deutlich über dem Mindestlohn liegen würde, es aber dennoch schwer falle, die Stellen adäquat zu besetzen, weil der Mehrverdienst im Vergleich zu staatlichen Transfers ohne eine Arbeitstätigkeit aus der Sicht der Kandidaten offenbar keine ausreichenden Anreize stiften könnten. Im Hinblick auf die Integration von Flüchtlingen wurde vorgeschlagen, das Grundgesetz zum Bestandteil des Lehrplans zu machen und ein stärkeres Augenmerk auch auf die Vermittlung der europäischen Kultur zu legen. Zudem brauche es mehr Möglichkeiten für Teilqualifizierungen und Abschlüsse in der englischen Sprache. Die jüngsten Pläne von Bundesarbeitsministerin Nahles deuteten dagegen genau in die falsche Richtung, denn sie führten zu ■ weiteren Inflexibiltäten.

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VERANSTALTUNG Sektion Segeberg

Die Integration von Migranten im THW sowie „Capacity Building“ für die Zivil- und Katastrophenschutzstrukturen Syriens sind Ziele eines Programms, das Klaus Buchmüller als Leiter Auslandseinsätze des Technischen Hilfswerks der Sektion Segeberg vorstellte und das aus der Sicht des Wirtschaftsrates als Vorbild für gleichgerichtete Initiativen dienen sollte.

Ausbildung von Flüchtlingen für den Wiederaufbau

v.l. Sektionssprecher Christian Sowada und Klaus Buchmüller (THW, bonn) Text: Dr. Bertram Zitscher

B

uchmüller hatte zunächst Erstaunliches zu berichten. Das 60 Millionen EuroProgramm für das Technische Hilfswerk, das 1.000 syrische Flüchtlinge für eine Grundausbildung in einem der 668 Ortsverbände gewinnen soll, wurde zwei Tage nach dem ersten Vorschlag durch den Innen-, den Außenminister und das Kanzleramt bewilligt. Drei Ziele würden verfolgt, nämlich eine Stärkung des eigenen 48

Nachwuchses, ein Ausbau fremdsprachlicher Kräfte für den Katastrophenschutz und nicht zuletzt die Fähigkeit, diesen im Rahmen von Auslandseinsätzen in Syrien ohne allzu große Vorlaufzeit unterstützen zu können. Dafür baue man in Kooperation mit dem neutralen Jordanien grenznahe Strukturen auf, die zunächst in Jordanien unterstützen und schnell auch in Syrien eingesetzt werden könnten. Da der

Katastrophenschutz Voraussetzung für den Betrieb von Flughäfen sei und damit als eine der ersten notwendigen Unterstützungsmaßnahmen für einen Wiederaufbau gebraucht werde, sei das deutsche Programm auch international im Kontext beratender Geberkonferenzen dankbar registriert worden. Buchmüller konnte aufgrund seiner vielfach ausgezeichneten Auslandserfahrungen in Krisenländern weitere Ratschläge geben. Wichtig sei eine Fokussierung auf das Management durch ein „train-the-trainer“-Programm, wie es das Zentrum für internationale Friedenseinsätze gGmbH betreibe. Bei Ausbildungen in der Landessprache seien gesprochene Dialekte und geschriebenes Hocharabisch in der Kommunikation zu unterscheiden. Auch deshalb sollte man bei den Kandidaten auf Englisch- oder Deutschkenntnisse nicht verzichten. In Syrien wiederum seien fünf unterschiedliche Einsatzregionen zu beachten. Erster Anlaufpunkt für einen erfolgreichen Wiederaufbau sei die örtliche Verwaltung. Erst auf dieser Grundlage könnten schrittweise die Entwicklung von Sicherheit, Neubau, Elektrizität, Landwirtschaft und Gesundheit vorangetrieben werden. Das Technische Hilfswerk stifte dazu nicht nur den Katastrophenschutz, sondern fördere zudem das bürgerliche Engagement und trage auch auf diese Weise zu einer Stabilisie■ rung bei.

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VERANSTALTUNG Sektion Schleswig/Flensburg

Neben der Aufnahme von Flüchtlingen hat die Sektion Schleswig/Flensburg die Möglichkeiten einer lösungsorientierten Ursachenbekämpfung ins Auge gefasst und dazu Julia Iversen als Portfoliomanagerin im Regionalbüro Nord der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in den Historischen Krug nach Oeversee eingeladen.

Julia Iversen (3.v.r.) im gespräch mit der Sektion Schleswig/Flensburg

Die GIZ im Kontext von Flucht und Migration v.l. Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Julia Iversen, Hauke Präger und Murat Gümüs

Text: Dr. Bertram Zitscher

Die GIZ setzte als Bundesunternehmen

2015 gut zwei Milliarden Euro um, davon ca. 1,6 Milliarden Euro im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), überwiegend für Projekte im Ausland. Das Portfolio der GIZ wächst weiter, vor allem durch zusätzliche Projekte zur Unterstützung von Flüchtlingen weltweit. Die GIZ arbeitet entlang des gesamten Migrationszyklus. Projekte werden zum Beispiel in den Herkunftsländern umgesetzt, um Fluchtursachen entgegenzuwir-

ken. Auch arbeitet die GIZ in den Aufnahmeländern, so auch rund um Syrien, um Flüchtlingen neue Perspektiven zu ermöglichen. Die GIZ unterstützt auch Menschen, die sich in Europa qualifiziert haben und wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollen. Ziel ist es, dass alle davon profitieren, d.h. der Migrant sowie das aufnehmende und das abgebende Land. Sektionssprecher Hauke Präger merkte dazu an, dass die Heimatliebe tief im Menschen verwurzelt sei. Insofern sei es

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mit Blick auf jüngst nach Deutschland zugewanderten Flüchtlinge vorteilhaft, sich darauf einzustellen und qualifizierende Maßnahmen anzubieten, die bei einer späteren Rückkehr einem erfolgreichen Wiederaufbau der Länder zugutekommen können. Die Bundestagsabgeordnete Dr. Sabine Sütterlin-Waack und der Stellvertretende Generalsekretär Murat Gümüs (Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V.) sicherten einen solchen Denkansatz ■ ihre Unterstützung zu. 49


VERANSTALTUNG Sektion Schleswig/Flensburg

Text: Dr. Bertram Zitscher

Nachdem die dänische Gesellschaft für die Umsetzung der festen Fehmarn-Belt-Querung die ersten Milliardenaufträge an verschiedene Konsortien vergeben hatte, informierte Mirko Schönfeldt, Geschäftsführer der Baltic Facility Solutions GmbH & Co. KG, auf Einladung der Sektion Plön/Ostholstein im Hause der Gollan-Gruppe über den Sachstand zum Projekt.

Abbildung: Femern A/S und baltic FS

Die feste Fehmarnbeltquerung kommt – Was ist zu tun?

chönfeldt stellte einleitend fest, dass Sfür Lolland auf dänischer Seite bereits ein gewaltiges Konjunkturprogramm laufen würde, während auf der deutschen Seite immer noch große Unsicherheit herrsche und das Regionalmanagement Fehmarn derzeit nicht besetzt sei. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Organisation von Widerständen durch eine Agentur getrieben werde, die für ihre kreativen Ideen bereits ausgezeichnet worden sei und den Widerstand zunehmend als Marketing für das eigene Geschäft nutze. Zudem habe sich die Stadt Fehmarn durch politische Beschlüsse in der Entwicklung blockiert, was auch daran liegen würde, dass ein Teil der Lasten des Bauprojekts die Insel Fehmarn zu tragen habe, während der Nutzen vor allem überregional zum Tragen komme. Man war sich einig, dass dies eigentlich zu Kompensati50

Mirko Schönfeldt (rechts stehend) vor der Sektion Plön/Ostholstein

onsmaßnahmen führen müsse. Allerdings habe die Landesregierung hierzu bisher keine Anstrengungen unternommen, was sehr unbefriedigend sei. Vielleicht, so Schönfeldt, sei es klug, einen Euro der Maut, die zwischen 65 und 66 Euro liegen

könnte, als Entwicklungsmittel für Fehmarn bereit zu stellen. Sektionssprecher Karsten Kahlcke kündigte an, dass man die Situation im Rahmen einer Veranstaltung auf der Insel Fehmarn weiter bespre■ chen werde.

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JUNGER WIRTSCHAFTSRAT

Im Wettbewerb mit den Großen

Quelle: Heinrich Kiel gmbH und Co. Kg

335 Marktplätze in Europa amazon.de amazon.co.uk ebay.de ebay.co.uk allegro.pl leboncoin.fr amazon.fr

Im Rahmen einer vertieften Auseinandersetzung mit den Technologieführern in der Digitalisierung hatte der Junge Wirtschaftsrat die Hinrich Kiel GmbH & Co. KG in Bordesholm besucht, wo Andreas Kiel zusammen mit seinem Cousin Thomas Kiel interessante Einblicke in den Wettbewerb der Marktplätze im Konzert mit Amazon & Co. vermittelten.

Der Junge Wirtschaftsrat zu gast im Hause Hinrich Kiel

Text: Dr. Bertram Zitscher

Das über 100 Jahre alte Familienunternehmen bestehe inzwischen aus einem Fachgeschäft und einem Baumarkt und hat vor drei Jahren noch einmal drei Millionen Euro in Ladenflächen im Zentrum von Bordesholm investiert. Dort würden offline 30.000 Artikel angeboten, kombiniert mit einem Sortiment von etwa 1.000 Artikeln, die in hoher Stückzahl online verkauft werden. „Die Ware ist dabei das A&O“, stellt Andreas Kiel fest. Von den ca. 350 relevanten online-Marktplätzen seien Ebay und Amazon trotz hoher Gebühren klar dominierend, wobei jüngst mit der Preisvergleichsseite idealo ein neuer interessanter Anbieter aus Berlin am Markt auftrete. Im Gegensatz zu Ebay, wo nur Verkäufer bewertet werden würden, biete Amazon eine hochentwickelte Warenbe-

wertung. Dafür verfolge das Unternehmen ein recht radikales System, dem man sich unterwerfen müsse, wenn man die Reichweite nutzen wolle. So würden für den paneuropäischen Markt derzeit zentrale Läger in Polen und Tschechien aufgebaut, was allerdings im Hinblick auf die Umsatzsteuer aufwendige Berechnungen zur Folge haben könne. Interessant sei es, bei Amazon eigene Produkte zu vermarkten. Dazu lasse sein Unternehmen selbst in China produzieren. Ein Einkauf von Fremdprodukten beeinhalte zudem das Risiko, dass der Erstimporteur jederzeit gewerblichen Wettbewerbsschutz reklamiere könne, was Unterlassung und Entschädigung zur Folge habe. Allerdings würden zunehmend auch chinesische Direktvermarkter bei Amazon auftreten,

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die unter Umgehung der hohen deutschen Auflagen im Hinblick auf Rücknahmepflichten eine zunehmend unangenehme Konkurrenz darstellten. In der anschließenden Diskussion erkundigten sich mehrere Jungunternehmer mit eigenen Produkten nach bestmöglichen Vertriebs- und Abwicklungsmöglichkeiten im Netz. Zudem wurde vorgeschlagen, bei der Herstellung von Eigenprodukten anstelle von chinesischen Anbietern die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen in den heimischen Werkstätten zu prüfen. So konnten am Ende vielleicht nicht nur die Schar des Jungen Wirtschaftsrates, sondern auch die beiden gastgebenden Unternehmer wert■ volle Anregungen mitnehmen.

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VERANSTALTUNG Sektion Dithmarschen

Investitionen für Schleswig-Holstein Tobias Koch MdL, finanzpolitischer Sprecher der CDULandtagsfraktion Schleswig-Holstein und Dietmar Wienholdt, Leiter Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, berichteten über die Investitionschancen des Landes Schleswig-Holstein.

Deckwerksbau heute: Moderne Maschinen haben Vieles erleichtert

Text: Dr. Bertram Zitscher

Herausforderung Meeresspiegelanstieg

der Sektionsvorstand Dithmarschen (v.l.) Knut Frisch, Mark Helfrich MdB, Karsten Evers, Armin Höhnke und Andro Voß

Konzept Baureserve (GPK 2012)

Quelle: Ministerium für energiewende, Landwirtschaft, umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

ietmar Wienholdt stellte zunächst klar, D dass das Land jährlich 65 bis 70 Millionen Euro für den Küstenschutz ausgebe, davon allein 6 bis 7 Millionen Euro für die Sicherung der Insel Sylt, 20 Millionen für die Instandhaltung und immerhin weitere 20 Millionen Euro für Neubauten. Planungsgrundlage sei der Generalplan Küstenschutz, der alle 10 Jahre angepasst werden würde und den Klimawandel berücksichtigen müsse. Deshalb würden die neuen Deiche mit einer Ausbaureserve versehen. sieben bis zehn Prozent der Ausgaben seien für Ausgleichmaßnahmen aufzubrin52

Quelle: Ministerium für energiewende, Landwirtschaft, umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

gen. Interessant seien kombinierte Maßnahmen mit kommunalen Tourismusprojekten. Armin Höhnke merkte in der anschließenden Diskussion an, dass der Deichbau in bestimmten Bereichen auch

für geringqualifizierte Menschen Arbeit bieten könne, was insbesondere zum Tragen komme, wenn man im Rahmen der Planung die Handarbeit wieder mehr aktiviere: Zum Beispiel bei der Befestigung der Deichböschung, anstelle von maschi-

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Ausgezeichnet

Mittelstand

IAS-GRUPPE ZÄHLT ZU DEN INNOVATIVSTEN UNTERNEHMEN IM MITTELSTAND

Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator Ranga Yogeshwar (mittig) überreicht den Preis an Dr. med. Peter Wrogemann, Vorstand ias Aktiengesellschaft und ias Stiftung (li.) und Thomas Schneberger, geschäftsführer ias unternehmensberatung (re.)

nell eingebauten Schüttsteindeckwerken, zurück auf die früher üblichen, in Handarbeit hergestellten Setzsteindeckwerke, gehen würde. Kritisch diskutiert wurden die Auflagen des Naturschutzes: Die Nichtbewirtschaftung von Flächen führe zu hohen Gräsern, die nicht mehr als Brutstätten von Vögeln genutzt werden würden, da genau diese Flächen zunehmend von Fressfeinden bevölkert werden. Ein Beispiel sei das Deichvorland im Bereich Neufeld. Zudem habe das erhöhte Aufkommen von Treibsel erhebliche Folgekosten. Tobias Koch MdL weitete den Blick vom Küstenschutz zu den Gesamtinvestitionen des Landes. Hier sehe es dramatisch aus. Während die Landesregierung ihre Einnahmen im Vergleich zur vorherigen CDU/FDP-Landesregierung um etwa zwei Milliarden erhöhen konnte, seien die Investitionen absolut von 785 auf 774 Millionen Euro gesunken. Das sei historischer Minusrekord und offenbare eine Politik, die extrem einseitig anstelle von zukünftigem Wachstum auf aktuellen Konsum setze. Dabei sei der Aufholbedarf bei den Infrastrukturen im Hochschulbereich, den Krankenhäusern und vor allem im Straßenbau einmalig groß. Neben grundlegend neuen Weichenstellungen im Landeshaushalt mahnte er einen zügigen Aufbau der Planungskapazitäten im Landesbetrieb Verkehr an sowie eine verstärkte Nutzung von öffentlich-privaten Partnerschaften, um die Kompetenzen der Wirtschaft möglichst gut für die Investiti■ onsbedarfe nutzen zu können. WIR IM NORDEN | 3/2016

Im Juni 2016 erhielt die ias-gruppe den „TOP 100“-Preis. Die Auszeichnung wird jährlich an die innovativsten Firmen des deutschen Mittelstands verliehen und gilt als benchmarking für Innovationsmanagement in Deutschland. untersucht wurden das Innovationsmanagement und der Innovationserfolg. Der Mentor des Wettbewerbs, Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist und TVModerator), ehrte den Top-Innovator im Rahmen des Deutschen MittelstandsSummits. Wer als unternehmer innovativ sein will, der braucht gesunde und motivierte Mitarbeiter, die den Innovationsprozess mit engagement und Kreativität unterstützen. genau hier setzt die Arbeit der ias-gruppe ein. Als Spezialist für betriebliches gesundheits- und Leistungsfähigkeitsmanagement bietet die unternehmensgruppe ihren Kunden ein breites Leistungsspektrum unter anderem aus den bereichen Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Arbeitspsychologie. Seit seiner gründung im Jahr 1976 ist der Mittelständler stetig gewachsen und verfügt heute über 130 Niederlassungen im gesamten bundesgebiet. Überzeugen konnte die ias-gruppe mit der Weiterentwicklung ihrer Psychosozialen beratung zur eAP-expertenberatung und der Markteinführung ihres Leistungsfähigkeitsmanagements. Vor dem Hintergrund der Technologisierung, Digitalisierung, globalisierung und gesellschaftlichen Veränderungen wie des demografischen Wandels gelingt es der ias-gruppe mit diesen Produkt- und Pro-

Foto: KD buschcompamedia

Deckwerksbau der 70er Jahre: Anstrengende „Handarbeit“ im Speicherkoog

PR-BERICHT

zessinnovationen – sowohl im Arbeitsund gesundheitsschutz als auch im betrieblich- gesundheitsmanagement – dynamisch sich ändernden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. „es geht den unternehmen ja nicht nur um gesunde Mitarbeiter, sondern auch darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen die Mitarbeiter ihre volle Leistung erbringen können“, erläutert Thomas Schneberger, geschäftsführer der ias unternehmensberatung. ein wichtiger bestandteil dieses neuen Ansatzes ist auch der eigens entwickelte Leistungsfähigkeitsindex. Dieser ermöglicht eine detaillierte Potenzialanalyse, auf dessen grundlage gemeinsam mit dem Kunden mögliche Handlungsoptionen erarbeitet werden. „Wir zeigen unseren Kunden, wie sie mithilfe gesunder Arbeitsbedingungen ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig steigern können“, beschreibt der Vorstand der ias-gruppe, Dr. Peter Wrogemann, die unternehmensphilosophie. Der Mentor von TOP 100, Ranga Yogeshwar, ist von der Qualität der unternehmen beeindruckt und hofft auf eine Signalwirkung: „Die Art und Weise, wie die TOP 100 neue Ideen generieren und aus ihnen wegweisende Produkte und Dienstleistungen entwickeln, ist im wahrsten Sinne des Wortes bemerkenswert. Hoffentlich ermuntert ihr erfolg andere unternehmen, es ihnen gleichzutun. Denn diese Innovationskultur wird in Zukunft für alle unternehmen immer bedeutender.“ ■ 53


VERANSTALTUNG Sektion Pinneberg

Industrieflächen für die Region Pinneberg Industrieflächen für „rauhes Gewerbe“ würde es im Hamburger Umland praktisch gar nicht mehr im Angebot geben, aber auch normale Gewerbeflächen seien im Kreis Pinneberg bereits knapp. Dr. Harald Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg mbH zeigte im Hause Strätker Sandstrahlarbeiten KG in Elmshorn Möglichkeiten auf, wie neue Flächen durch die Landesplanung bereitgestellt werden können.

Jan Heitmann, gesellschafter der Jan Heitmann gmbH

Text: Dr. Bertram Zitscher

E inleitend stellte Dr. Schroers dar, dass das Gewerbeflächenangebot insgesamt schrumpfe. Neue Gewerbeflächen würden in den dichter besiedelten Regionen nahe Hamburg eher zögerlich entwickelt. Passende Flächenpotentiale würden wegen der höheren Flächenproduktivität bevor-

zugt für Wohnbau genutzt. Noch schwieriger sei es mit Industrieflächen. Ein größeres Industriegrundstück an der Westküste sei beispielsweise durch ein Solarkraftwerk für dreißig Jahre vom Markt verschwunden. Ausnahme: das Industriegebiet Brunsbüttel, die hier vorhandenen

Flächenreserven kämen aber für viele regional ausgerichtete Unternehmen wegen ihrer Lage nicht in Frage. Krach, Lärm und Gestank wolle keine Kommune gerne haben. Die Einrichtung eines BImSch-Betriebes setze daher umfangreiche Genehmigungsverfahren vor-

Lokaler Verdrängungswettbewerb in der Flächennutzung Stilisierter Verlauf bei steigendem lokalen Bevölkerungsdruck

Quelle: Wirtschaftsförderungs- und entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg mbH

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PR-BERICHT Reisen

Kein Stau, keine Hektik ... aus. Als Wirtschaftsfördergesellschaft des Kreises könne man die Erschließung und Planung von Gebieten übernehmen, dennoch gäbe es im Kreis Pinneberg viele Kommunen, die ihr Gebiet selbst entwickelten. Eine Vermarktung aus einer Hand mit einem von vielen Unternehmern gewünschten einheitlichen Ansprechpartner, wie sie die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn anbieten könne, wo die Kommunen ihre Flächen zur Entwicklung an den Kreis übertragen hätten, sei deshalb nicht so einfach möglich. Die Preise für Gewerbegrundstücke variierten in der Region. So seien bis vor Kurzem in Horst noch 11.000 qm für 45 Euro pro qm zu erwerben gewesen, während man weiter Richtung Hamburg in Elmshorn und Tornesch beim Doppelten läge und in Wedel mit 150 Euro oder in Norderstedt mit bis zu 300 Euro pro qm rechnen müsse. Der lokale Mittelstand könne bei solchen Preisen nicht mehr in der Region wachsen, Branchen mit einer geringen Flächenrendite müssten gen Norden abwandern. Um das Angebot für den Kreis weiterzuentwickeln, müsste der Regionalplan neu justiert werden. Seit den 1930er Jahren ziehe dieser beispielsweise die Entwicklungsräume entlang der Eisenbahntrassen, obgleich die Wertschöpfungsachsen längst entlang der Autobahnen logistisch bevorzugt werden würden. Nach jetzigem Stand sei erst 2019/20 mit einem überarbeiteten Regionalplan zu rechnen. Wenn man die interessanten Flächenreserven bis dahin nutzen wolle, müsste auch über eine engere Zusammenarbeit der Kommunen nachgedacht werden. Die mit Abstand höchste Flächenproduktivität biete derzeit übrigens die Windkraft. In der anschließenden Diskussion lenkte Dr. Michael von Abercron den Blick auf die Industriebrachen, deren Nachnutzung aufgrund notwendiger Bodensanierungsmaßnahmen schwierig sei. Hier wäre es wichtig, durch eine Anerkennung von Ausgleichsmaßen für eine Bodensanierung die Flächenrückgewin■ nung zu befördern.

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... nur glitzernde und duftende Weihnachtsmärkte Die schönste Auszeit vom alljährlichen Weihnachtstrubel nimmt man am besten mit einer Reise. und zwar mit einer möglichst besinnlichen, die mit dem angenehmen Tempo eines Flusses in die weihnachtlich geschmückten Städte führt. Weihnachtsshopping mit dem Schiff ist wohl die beschaulichste Art, dem Fest der Feste entgegen zuschauen. So bringen die Schiffe der Rostocker Reederei A-ROSA ihre gäste zu den schönsten Weihnachtsmärkten europas an Rhein, Donau und im nächsten Jahr an die Seine. Die vier- und fünftägigen Kurzreisen kombinieren dabei die Advents- und Weihnachtszeit mit winterlicher Flussromantik. Vor allem der Rhein weiß dabei gerade in der Vorweihnachtszeit zu überzeugen. Auf den Spuren des Winterzaubers machen die mit Schnee und Reif bedeckten ufer- und Städtekulissen schnell klar: egal ob in Köln, Frankfurt, Mainz oder Mannheim – die glitzernden Weihnachtsmärkte sind einen besuch wert und es lockt die ein oder andere Köstlichkeit. und auch zwischen den Zielen ist man mit einer Flussreise sehr gut bedient, will man in den genuss von Natur, gutem essen, Wellness und erholung kommen. beispielsweise die 4Nächte Reise „Rhein Weihnachtsmärkte Süd“, die den Rhein von seiner schönsten Seite zeigt. Ab/bis Köln folgt man ihm über Worms, Mannheim und Mainz nach Frankreich – dort heißt es einen ganzen Tag: Noël à Strasbourg! Nach einer besichtigung der Stadt warten der berühmte elsässer Flammkuchen und ein wärmender glühwein. Auf dem Weg zurück nach Köln geht es ein

zweites Mal vorbei an der bedeutendsten Wirkungsstätte Hildegard von bingens: Die langsam vorbeiziehenden Türme der rheinland-pfälzischen Stadt sind ein Highlight des uNeSCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal und Teil der vielen erinnerungen an den Rhein und seine wunderbaren Kulissen. Auch auf der Donau können die A-ROSA gäste ihren ganz persönlichen Weihnachtszauber erleben. Flankiert von Winterlandschaften, Klöstern und Ritterburgen fließt die Donau in festlicher Ruhe durch ihr Tal. bei glühwein und Kaiserschmarrn unter dem Stephansdom kommt in Wien Festtagsstimmung auf. Auch in Linz lockt der Christkindlmarkt mit dem Duft süßer Leckereien, feierlichen Klängen und einem bummelzug, der die besucher zum winterlichen Pöstlingberg Schlössl entführt. In 2017 bringt A-ROSA VIVA ihre gäste erstmals in die festlich geschmückten Städte an der Seine. Zur Festzeit macht Paris ihrem beinamen „Stadt des Lichts“ alle ehre. Im mittelalterlichen Rouen feiert man normannische Weihnachten mit einem festlichen Markt, der durch die alten gassen besonders romantisch wird. Neben den Weihnachtsmarkt-Reisen in der Adventszeit bietet A-ROSA auch Festtagsreisen über Weihnachten und Neujahr an.

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Mehr Informationen, buchung und Katalog im Reisebüro, unter Telefon +49-381/20 26 001 oder www.a-rosa.de/flusskreuzfahrten 55


VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

Zeiten der Sprachlosigkeit Deutsch-Russischer Kieler-Woche-Empfang im Hause Wiegert, Werner & Partner Text: Kai Pörksen

v.l. Prof. Dr. Alexej Gromyko, Landtagspräsident Klaus Schlie, botschafter Ivan Khotulev sowie Landesvorsitzender Reimer Tewes

Er freue sich, so Reimer Tewes, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, dass es Menschen mit im wahrsten Sinne grenzenlosen Optimismus gebe. Handel werde längst wieder mit Iran und Kuba betrieben. „Ich wünschte mir, dass Russland ebenso wieder dazuzählen würde“, so Tewes. Direkter Kontakt konnte an diesem Abend sofort geknüpft werden. Nicht nur der russische Generalkonsul in Hamburg, Ivan Khotulev, war zugegen, sondern auch Alexej Gromyko. Der Nachname sagt der älteren Generation durchaus sehr viel: Der Großvater, Andrei Andrejewitsch Gromyko, war sowjetischer Politiker und von 1957 bis 1985 Außenministers der UdSSR. Während der Breschnew-Jahre war er an der Entwicklung der Entspannungspolitik zwischen den Supermächten beteiligt. Alexej Gromyko leitet nun viele Jahrzehnte später das Europa-Institut in Moskau. Von Entspannungspolitik kann jedoch aktuell kaum die Rede sein. Deshalb mahnte auch der Gastgeber, Christian 56

blick auf die Hörn von der Kanzleiterrasse Wiegert Werner & Partner

Wiegert aus Kiel, einen Neustart in Sachen Dialog an. „Isolation darf es heute nicht mehr geben“, so Wiegert. Allerdings: Inhalte seien noch zu liefern. Zu einem Neustart gehöre auch, dass zementierte Positionen nicht mehr ausgetauscht, sondern kreative Lösungen gefunden werden würden. Die Spirale der Eskalation müssen angehalten werden. Klaus Schlie, Landtagspräsident und Gastredner an diesem Abend, konnte das nur unterstreichen. Die Ostseeanrainer hätten sich längst von einer Konfrontation zur Kooperation gewandelt, das deutschrussische Verhältnis sei von einem verlässlichen und positiven Charakter geprägt. Das Fundament sei das Vertrauen, und das dürfe auch einmal belastet werden. „Ich bin aber zutiefst überzeugt, dass dieses Vertrauen die Grundlage für Gespräche ist, die wieder zu einem Miteinander

führen werden“, so Schlie. Deutschland sei überzeugt von der Unverletzlichkeit der Grenzen, das sei für Deutsche die Grundlage des Völkerrechts. So sei es kein Wunder, dass die Annexion der Krim zu erheblichen Irritationen geführt habe. „Ich bin ein Gegner von Sanktionen, aber auch dafür, politische Konflikte nicht unter den Tisch fallen zu lassen.“ Und ob Ausladungen des Militärs anlässlich der Kieler Woche der richtige Weg seien, sei dahingestellt. Das sei aber kein Akt der Feindschaft, sondern ein Zeichen gegen diese Grenzverletzungen. Dennoch: „Ihre Anwesenheit, Herr Gromyko, zeigt, dass wir langsam wieder auf dem richtigen Weg sind“, so Schlie. Gromyko, das erste Mal in Kiel, zog einen geschichtlichen Bogen der deutschrussischen Geschichte, die eng mit Kiel verbunden ist. „Ein geschichtlich aufgela-

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VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

Prof. Dr. Alexej Gromyko (li) und Jens Broder Knudsen (Sartori & berger) gastgeber Christian Wiegert (Wiegert Werner & Partner li.) und generalkonsul Ivan Khotulev

v.l. Dieter Biernacki (Schwalbe bau), Harro Possel (IPP) und Wolfgang Steen (ReMONDIS)

Bruch führen. Da gebe es unterschiedliche Interpretationen des internationalen Rechts. „Je länger wir die Spirale des gegenseitigen Unverständnisses weiterdrehen, umso mehr Probleme wird es geben“, so Gromyko. Aber, nun zuversichtlicher: „Die gesellschaftliche Meinung in Europa ändert sich, man geht zu versöhnlicheren Tönen über. Wenn Russland und Deutschland nicht aufeinander zugehen, wird es keinen gemeinsamen wirtschaftlichen und politischen Raum geben.“ Das sei weder gut für Russland noch für Deutschland. Die Bereitschaft zum Dialog sei da, ■ diese solle man nun nutzen.

v.l. Prof. Alexjek Gromyko, Dr. Bertram Zitscher (Landesgeschäftsführer Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein) und Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer

dener Weg“, so der Gast aus Moskau. Das Europa-Institut sei seit 28 Jahren in Moskau präsent, man halte engen Kontakt zu allen politischen Institutionen. Mit einem Lächeln berichtet er von seinem Empfang am Hamburger Flughafen: „Gromyko? Der Gromyko?“, sei er gefragt worden und dabei kurz verunsichert gewesen. Doch der Empfang durch die Grenzbeamten sei umso freundlicher gewesen. Das habe er als gutes Zeichen gewertet. So hole die Vergangenheit einen manchmal ein. Auch, als Egon Bahr vor nicht langer Zeit das Europa-Institut besuchte, habe man über seinen Großva-

ter gesprochen, der mit Walter Scheel zusammengearbeitet hatte. Dennoch empfinde er die aktuelle Situation schlimmer als im Kalten Krieg. Damals sei es eine Zeit der Bedrohung, aber auch der Partnerschaft gewesen. „Russland hat einen großen Beitrag zur Wiedervereinigung der Deutschen geleistet“, so Gromyko. Und insbesondere in den 90er Jahren sei die Versöhnung zwischen Deutschland und Russland weit vorangekommen. „Das ist fast wie ein Wunder, und das sollte man nicht aufs Spiel setzen“, appellierte er. Meinungsverschiedenheiten dürften nicht zu einem

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Sanddorn-Likör – made in eckernförde: Andalö aus dem Hause behn wurde verköstigt Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung von:

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VERANSTALTUNG Sektion Herzogtum Lauenburg

Deutsch-chinesische Entwicklungschancen Der Wirtschaftsrat möchte mit einer Delegation nach China reisen und hat vorbereitend zu einem Treffen bei der C & W Europe GmbH im LOG-IN in Neumünster eingeladen, um sich über bisherige Erfahrungen und deutsch-chinesische Entwicklungschancen auszutauschen. Text: Dr. Bertram Zitscher

Nach der freundlichen Begrüßung der etwa 25 Teilnehmer durch Yang Yang für die gastgebenden deutsch-chinesische Agentur berichtete zunächst Dr. Graf Rembert Kerssenbrock, der nicht nur in China studiert, sondern dort auch seine Frau kennengelernt hatte, über seinen Lernprozess. Wichtig sei Zeit und Geduld, die Etikette sei aber nicht ganz so streng wie in Japan. Umgekehrt müsse man sich darauf einstellen, sich bei einer Kontaktaufnahme beispielsweise bei einem Empfang in maximal 20 Sekunden mit möglichen Anknüpfungspunkten vorzustellen, während man seine durchaus auffallend gestaltete Visitenkarte mit beiden Händen überreiche. Um anschließend ins Gespräch zu kommen, diene regelmäßig das gemeinsame Essen. Dort gelte es, die Hierarchie beim gemeinsamen Glasleeren zu beachten und dem Gegenüber dadurch Respekt zu zollen, dass das eigene Glas niedriger gehalten werde, auch wenn dieser das Gleiche versuche. Vorträge sollten mit wenig Worten und vielen Bildern un58

v.l. Sektionssprecher Rudolph Freiherr von Schröder, gastgeberin Yang Yang, Rechtsanwalt und China-Kenner Dr. Graf Rembert Kerssenbrock, Mengkai Zhangund, Andreas Thiede, bürgermeister Stadt Lauenburg

terstützt werden. Bei Verhandlungen sei Geduld für Grußformeln mitzubringen. Man komme vom Unwichtigen zum Wichtigen, weshalb Preisvorstellungen gewöhnlich zuletzt zur Sprache kämen. Hier gelte es, Spielräume zu lassen. Verhandlungen scheiterten nie, sondern es sei auf die Untertöne zu achten, wozu weitere Verhandlungen angeboten werden, die auch nach einer Unterschrift nicht aufhören müssten. Insofern sollten in Verträgen Schiedsgerichtsklauseln eingebaut werden. Andreas Thiede, der als Wirtschaftsförderer in Schwarzenbek und jetzt als Bürgermeister der Stadt Lauenburg eigene Erfahrungen bei Geschäftsanbahnun-

gen in beide Richtungen sammeln durfte, ergänzt, man müsse Bettler und zugleich König sein. Dabei habe er die Erfahrung gemacht, dass eine Anbahnung von Wirtschaftskontakten zwischen Vertretern der Administration besondere Erfolgschancen gewähren. Insofern würde er sich freuen, wenn er sein dort erworbenes Vertrauen für einen Ausbau der deutsch-chinesischen Entwicklungschancen stiften könne. Sektionssprecher Rudolph Freiherr von Schröder dankte für die interkulturellen Einblicke und das Angebot an Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates. Interessierte an einer Teilnahme der Delegationsreise können sich bei unserer Lan■ desgeschäftsstelle melden.

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VERANSTALTUNG Landesverband Schleswig-Holstein

Dr. Peter Voigt (VoigtCapitalSysteme), Anna-Katharina Schättiger (Stadtpräsidentin Neumünster) und Dr. Hubert Baltes (Olympus Winter & Ibe)

genossen den Kieler Woche-Auftakt v.l. Joachim Wilczek, Anna-Katharina Schättiger, Birgit Lehmann-Ramnitz sowie Joachim Neumann mit begleitung Ahmet Yazici (bIg – bündnis der Islamischen gemeinden in Norddeutschland e.V.)

unternehmer aus Neumünster: Saskia Schwarz (SASign Werbeagentur) und Kai Müller (KAMSS gmbH & Co. Kg)

Kapitänsmütze als Portemonnaie: v.l. Arwen Tamm, Ingrid Zitscher und die Zwillinge Johanna & Charlotta Leisse sammeln gelder für die erhaltung des Salonschiffs MS Stadt Kiel (v.l.) Florian Bauer (FMb Immobilienservice, Kiel), Dr. Hans-Markus Johannsen (Imland Klinik, Rendsburg) und Thomas Stritzl MdB 60

Tobias Loose (Lufthansa Technik) mit Freundin Cora von der Heide mit Landesvorstandsmitglied Hans-Werner Blöcker (li) Landesverband Schleswig-Holstein | 3/2016 | WIR IM NORDEN


Frischer Wind auf der Kieler Förde Anlässlich der Eröffnung der 122. Kieler Woche als dem größten Seglerfest der Welt hatte der Wirtschaftsrat der CDU e.V. als Ehrengast den Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Daniel Günther MdL aus Eckernförde eingeladen. Text: Dr. Bertram Zitscher

Günther wusste die gut 100 Teilnehmer wortstark auf die landespolitischen Veränderungsnotwendigkeiten in Schleswig-Holstein einzustimmen. Damit war für die teilweise auch aus Hamburg und Niedersachsen angereisten Gäste für genügend Gesprächsstoff gesorgt, wobei spätestens bei der Ankunft bei den Regattafeldern die Segelwettbewerbe der 49er die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Während die Segler bei optimalen Windverhältnissen die Herausforderungen bestens meisterten, steht der politische Wettbewerb im Sinne der heraufziehenden Wahlkämpfe für das Land und den Bund noch aus. Frischer Wind dürfte hier ebenso willkommen sein, wobei die versammelte politische Erfahrung sich einig war, dass es für Prognosen über die politischen Windverhältnisse noch zu früh sei, weshalb zum jetzigen Zeitpunkt nur das inhaltliche Rüstzeug an Bord im Fokus stehen könne.

3-Master Amphitrite

v.l. Esther Üto, Hauke Harders, Ehrhard Heine, Dr. Henrik Kirchhoff und Jan-Hendrik Woltemath an Deck der MS Stadt Kiel Barbara Ostmeier MdL und ehrengast Daniel Günther MdL Ein Mal jährlich: Die MS Stadt Kiel unter Beflaggung des Wirtschaftsrates

v.l. Andreas Müller (Schmitt & Sohn, Langenhagen) im gespräch mit Dagmar Frohnert (Tysk Revision, Flensburg) mit ehemann Tom

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Dr. Wessel (li) im Austausch mit Norbert Basler (bASLeR Ag)

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LANDESFACHKOMMISSION Verkehrsinfrastruktur

Straßenbauplanung forcieren Nachdem der Wirtschaftsrat im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Kommission des Landesverbandes Hamburg die beiden Positionspapiere „Handeln statt Klagen“ und „Ahrensburger Liste 4.0“ gemeinsam erarbeitet hatte und die Ergebnisse auf dem Norddeutschen Wirtschaftstag am 3. September 2015 in Lübeck von den fünf norddeutschen Landesverbänden beschlossen worden sind, möchte der Landesverband Schleswig-Holstein sich jetzt auf eine erfolgreiche Umsetzung der milliardenschweren Straßenbauprojekte konzentrieren und hat dazu am 13. Juli 2016 zu einer konstituierenden Sitzung im Hause IPP GmbH & Co. KG in Kiel eingeladen. Dabei bestand unter den gut zwanzig Teilnehmern Einigkeit, dass mit den Großprojekten der festen Fehmarn-BeltQuerung und der A 20 Planungsherausforderungen anstehen, wobei die lange Reihe der übrigen Projekte z.B. Ausbau der A 21 nicht auf der Strecke bleiben dürften. Deshalb gelte es jetzt, den Straßenbau und als Flaschenhals dessen Planung zu fokussieren, wobei die vom Wirtschaftsrat in Berlin forcierte Neuordnung der Bundesstraßenbauverwaltung im Blickfeld zu behalten sei. Dazu informierte Dipl.-Ing. Kurt Richter, GSK Strategy Consultants International, über die Struktur des Bundesverkehrswegeplans 2030 und dessen Auswirkungen auf Schleswig-Holstein. Die für Schleswig-Holstein dazu vorgesehenen Haushaltsmittel würden im Planungsansatz von bisher 2,4 Milliarden auf 4,5 Milliarden Euro ansteigen. Wichtig für eine zukünftige Umsetzung der Bundesprojekte sei das Freihalten der Streckenführung in der Landesplanung, um konkurrierende Planungen der Kommunen auszuschließen. Der Vorsitzende stellt ergänzend fest, dass es für die Elbquerung und deren Hinterlandanbindung im Zuge der A20 als dem derzeit wichtigsten Bauprojekt in Norddeutschland eine Aktualisierung der vorliegenden Wirtschaftlichkeitsprüfung durch den Bund bedürfe, und zeitökonomischen Gründen sollte dieses zeitgleich zur laufenden Planung erfolgen, eine Baureife sei dafür nicht erforderlich. Dipl.-Ing. Bernd Rothe, Bereichsleiter DEGES GmbH aus Berlin, informierte über die Erfahrungen der DEGES bei den Projekten für Bundesstraßen. Die aus der verkehrlichen Ertüchtigung der neuen Beitrittsländer nach der Wiedervereinigung entstandene Gesellschaft habe nach den Projekten der Deutschen Einheit in den alten Bundesländern neue Gesellschafter und Auftraggeber gewonnen und sei deshalb in den letzten Jahren auch personell wieder gewachsen. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit sei es wünschenswert, dass Sondervorschläge und Innovationsaspekte (wie z.B. die Konstruktion von Bogenbrücken bei der WerratalBrücke; Glaserfasernetze) bei der Ausschreibung Berücksichtigung finden. Wichtig sei, den Ausschreibungsaufwand deutlich zu verringern. Anstelle von 160 Einzelausschreibungen im konventionellen Verfahren sei eine einzige, dafür funktionierende, deutlich vorteilhaft. In diesem Zusammenhang habe die DEGES sehr positive Erfahrungen mit öffentlich-privaten Partnerschaften gemacht, deren Projekte sich regelmäßig durch eine geringere Mehrkostenquote, einen verringerten Verwaltungsaufwand, hohe Qualität und eine kürzere Bauzeit auszeichnen konnten. Verfügbarkeitsmodelle seien gegenüber den A- oder F-Modellen 62

Martin Henze Vorsitzender der Landesfachkommission

deutlich zu bevorzugen. Auch eine Öffnung des Bundesverkehrsstraßengesetzes für Mischmodelle, wie z.B. eine Mischung von A- und F-Modellen, würden die Möglichkeiten bei der Suche nach dem wirtschaftlichsten Modell im öffentlichen Interesse erhöhen. Die DEGES habe zudem Vorschläge beim Innovationsforum „Planungsbeschleunigung“ gemacht. Insbesondere das Umweltrecht und die Regelungsdichte auf der EU Ebene seien Themen, die nähere Beachtung finden sollten. In der anschließenden Diskussion empfehlen Hans Blöcker und Martin Henze, beim Umgang mit den Interessenvertretern des Naturschutzes auch auf die Verfahren in anderen Ländern zu achten. So würde in anderen EU Ländern schon in der Frühphase der Projektentwicklung die Bevölkerung eingebunden, um einen akzeptierten Ausgleich für die baulichen Eingriffe gemeinsam zu entwickeln. Das gelte auch für das in Deutschland neuerdings verwendete Verfügbarkeitsmodell, wofür zunächst mit den anbietenden Konsortien eine bestmögliche technische Lösung erarbeitet werde, die erst anschließend im Preis ausgeschrieben. Das Thema Umweltschutz versus Infrastrukturausbau (Straße/ Schiene) wird eines der bestimmenden Themen in der kommenden Sitzung, so Henze. Insgesamt ist sich die Kommission einig, dass eine Übertragung der Planung großer Straßenbauprojekte des Landes SH an eine bundesweit organisierte Planungskompetenz vorteilhaft sei, auch vor dem Hintergrund des Spezialisierungsgrades einer derartigen Organisation. Aufgrund der vielfachen Beanspruchung der Landesbauverwaltung in Schleswig-Holstein gerade auch vor dem Hintergrund des Bundesverkehrswegeplans 2030, der einen rd. 160 Prozent Volumenzuwachs vorsieht, sei es zudem notwendig, diese Einheit durch zusätzliche Stellen sowie zusätzliche Planungsmittel für verstärkte Kooperationen mit den Planungsbüros und ausführenden Bauunternehmen deutlich zu ertüchtigen. Essentiell dürfte dabei sein, dass die Steuerungsfunktion bei der Straßenbaudirektion gestärkt wird, gerade weil das Thema Qualität, so auch die Erfahrungen bei der DEGES, bei einbezogenen externen Planern eine Herausforderung darstellt. Ferner ist ein hochdifferenziertes Priorisierungskonzept für die Straßenbewirtschaftung der Landes- und der Kommunalstraßen aufzusetzen, dabei sind auch Lebenszyklus basierte Verfügbarkeitsmodelle mit zu fokussieren. Auch ein Zulassen von Leistungs- und Förderungskomponenten und Sonderverträgen beim Landesbetrieb ■ Verkehr wäre erforderlich.

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LANDESFACHKOMMISSION Immobilienwirtschaft

Qualitätssteuerung für den stationären und ambulanten Sektor Die Kommission hat sich im Hause der BIG BAU INVESTITIONS GmbH in Kronshagen folgenden Themen zugewandt: Frau Dr. Sütterlin-Waack MdB berichtete aus dem Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages über geplante Änderungen innerhalb des Immobilienrechts: ■ weitgehende Regelungen des Bauvertragsrechts ■ Mängelgewährleistung ■ Reduzierung der Modernisierungsumlage von 11 Prozent auf 8 Prozent ■ Änderung der Kappungsgrenze ■ Betrachtung der Wirtschaftlichkeit bei Modernisierungen ■ Mietbelastungsgrenze für Mieter bis zu 40 Prozent des verfügbaren Einkommens ■ vereinfachtes Mieterhöhungsverfahren ■ Verlängerung des Berechnungszeitraumes des Mietspiegels von 4 auf 8 Jahre Sönke Bergemann berichtet als Geschäftsführer vom Kieler Verein Haus & Grund von den Auswirkungen der Mietpreisbremse für der Praxis. Statistiken zeigten, dass private Vermieter bisher nur sehr zurückhaltend Mieterhöhungen vorgenommen hätten und vielmehr an der Erhaltung langfristiger Mietverhältnisse interessiert sind. Bei privaten Vermietern liege die Masse der Mieten bisher bis zu 10 Prozent, bei über 50 Jahre währenden Mietverhältnissen sogar durchschnittlich 13 Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete. Der gesetzliche Eingriff in die freie Mietpreisbildung hätte die Vermieter schon beim Beginn der Debatte schlagartig motiviert, die Miete zu erhöhen, bevor eine Mietpreisbremse greifen könne. Bergemann sieht die Mietpreisbremse als Instrument, um die Mieten künstlich auf niedrigem Niveau einzufrieren. Dies erreiche man durch eine reduzierte Kappungsgrenze sowie auch durch eine Neuberechnung der Mietspiegel. Nach seiner Auffassung werden sich die Eingriffe als verfassungswidrigen Eingriff in das Marktgeschehen erweisen. Die Verfassungswidrigkeit könne auch durch aufwendigere Regressionsmietspiegel nicht geheilt werden.

Wolfgang Weinschrod Vorsitzender der Landesfachkommission

dieser nicht belegt werden konnte, Kosten jedoch anfielen. Dies führte zur Kritik der Opposition. Zur Teilbelegung gelang es der Stadt Heide, 41 Flüchtlinge vom Land zugewiesen zu bekommen. Kommunen wollen Wohnraum schaffen. Jedoch hemmten Mietobergrenzen auch im öffentlich geförderten Wohnungsbau die Investitionstätigkeit. Strenge Bauvorschriften mit starken Dämmungen treiben die Baukosten in die Höhe. Die Deutschen seien ein Volk der „Dichter und Dämmer“, so Stecher. Nach seiner Auffassung sei die Flüchtlingsfrage im Land nicht einheitlich geregelt und sollte verbessert werden. Es müsste über eine Verteilung der Flüchtlinge nach Aufnahmekapazitäten zwischen den Gemeinden nachgedacht und Abstand von Verteilungsschlüsseln genommen werden. Die „Wohnkarrieren“ bzw. die Unterbringung von Flüchtlingen seien für eine Kommune ohne Residenzpflicht nicht steuerbar. In der anschließenden Diskussion wird die Subjektförderung als Instrument gegen eine „Ghettobildung“ gefordert. Außerdem wird der Aufbau einer interkommunalen Unterbringungsbörse angeregt, die es den Kommunen in Schleswig-Holstein ermöglichen soll, leerstehende Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, die in anderen Kommunen hohe zusätzliche Kosten verursachen. Die interkommunalen Ausgleichsmöglichkeiten sind im Rahmen des neuen Integrationsgesetzes ■ und mit Blick auf eine Residenzpflicht zu entwickeln.

Ulf Stecher berichtet als Bürgermeister der Stadt Heide über die Planungsrisiken für Kommunen im Zuge der Flüchtlingsentwicklung. Im Jahr 2015 habe es stark ansteigende Flüchtlingszahlen gegeben. Bei einem Termin der schleswig-holsteinischen Bürgermeister habe der Ministerpräsident um Notunterkünfte und Verpflegung gebeten. Die hohen Flüchtlingszahlen setzten sich im Jahr 2016 nicht fort und entlasteten die Gemeinden. Zur Unterbringung der Flüchtlinge konnte die Stadt Heide, nach kurzen Gesprächen mit der Bundeswehr einen Kasernenblock nutzen. Als dieser bereitstand, ebbte der Flüchtlingsstrom ab, so dass WIR IM NORDEN | 3/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

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AKTUELLES Aus dem Mitgliederkreis

Holmer Traditionsmessebauer wird 170!

Text: Kai Pörksen

Als Carl Benz im Januar 1886 seinen ersten Motorwagen zum Patent anmeldet, laufen bei C.F.A Preuss und Sohn in Hamburg gerade die Planungen zum 40. Firmen-Jubiläum. Am 8. Mai 2016 jährte sich die Gründung des weltweit ältesten Messebau-Unternehmens PREUSS MESSE zum 170. Mal. Seit den frühen Anfängen gestaltet Firmen-Gründer Gustav Preuss private und öffentliche Feste und Veranstaltungen. Kuriositäten wie die schwimmende Tanz-Insel auf der Hamburger Binnenalster machen den Veranstalter der ersten Stunde um 1900 zur Hamburger Top-Adresse für öffentlichkeitswirksame Inszenierungen. PREUSS ist dazu gefragter Requisiteur und Bühnenbauer: Die erste Bühnen-Dekoration des späteren Ohnsorg-Theaters kommt aus dem eigenen Atelier. Überregional macht sich PREUSS früh einen Namen als Ausstatter großer Ausstellungen. Seit 1945 konzentriert sich das Unternehmen, das heute Gustav Preuss’ Urururur-Enkelin Sabine Lewin lenkt, vollends auf Veranstaltungs- und Messebau. Autobauer und Bierbrauer, Eiscreme- und Elektronik-Hersteller: PREUSS betreut seit Jahrzehnten die Großen vieler Bran64

Messenstand 2016: Man setzt auf gerade Formen und Licht

50er-Jahre Messestand von PReuSS: verschnörkelt und verspielt war „in“

chen, zuletzt verstärkt Premium-Unternehmen des B2B-Sektors. „Wir bringen Zeigefreudige und Schaulustige zusammen“, resümiert PREUSS Senior Peter Preuss das Aufgabenfeld. Und immer noch mache es Spaß, für große Augen zu sorgen – und trotz der Ähnlichkeit vieler Marken immer wieder ein bisschen anders zu sein. Die Kunden honorierten das, indem sie einen Teil ihrer Geschichte mit schreiben. Das Messebau-Unternehmen PREUSS MESSE aus Holm bei Hamburg bietet als Full-Service-Dienstleister ganzheitliche Messe-Konzepte. Als weltweit erstes Messebau-Unternehmen gegründet, plant und baut PREUSS MESSE heute mit 45 Mitarbeitern pro Jahr branchenübergreifend mehr als 180 Messestände, die zusammen rund 3.000 Quadratmeter füllen. Mit Innovationen in den Bereichen Konzept, Design und Bau sorgt PREUSS MESSE dabei für besondere Messeauftritte – in Deutschland und international.

Landesverband Schleswig-Holstein | 3/2016 | WIR IM NORDEN


AKTUELLES Aus der Landesgeschäftsstelle

Im Übrigen... Junger Wirtschaftsrat wählt Landesvorstand Der Junge Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein hat auf seiner Mitgliederversammlung Lars Osterhoff, Geschäftsführer der Rickmer Immobilien Management GmbH & Co. KG, in seinem Amt als Landesvorsitzender bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Andreas Gabriel, Assistent der Geschäftsführung der Thyssen Krupp Marine Systems GmbH, Finn Plotz, geschäftsführender Gesellschafter der Vion v.l. Lars Osterhoff (Vorsitzender), Alexander Kropp, Nadine Sydow, Finn Plotz und Tobias Loose

Technology GmbH, sowie Nadine Sydow, geschäftsführende Gesellschafterin der Solvoluta GmbH. In den Vorstand wiedergewählt wurden als stellvertretender Landesvorsitzender Alexander Kropp, Inhaber der ALEXREISEN eK, sowie Tobias Loose, Einkaufsleiter Triebwerkssparte der Lufthansa Technik AG.

Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer

Bilder sagen mehr als Worte Martina grigoleit arbeitet seit über einem Jahrzehnt als Designerin und Illustratorin. Vor dieser selbständigen Schaffensperiode war sie als angestellte Art-Direktorin in internationalen Werbeagenturen in Hamburg und Frankfurt tätig. Verantwortlich für die entwicklung von Kampagnen und den Außenauftritt großer Marken wie Siemens, bosch, Mercedes oder unilever sammelte grigoleit wertvolle erfahrungen. Derzeit liegt ihr Schwerpunkt im graphic Recording. Während einer Veranstaltung bringt sie das gesagte in

aktueller Titel des Magazins WIR IM NORDeN

ihrem eigenen grafikstil auf den Punkt, grigoleit nennt es „konzeptionelles“ Zeichnen. So entstanden auch unsere letzten Titelbilder. Ihr reichen Themen und Konzepte als Input um dann die Illustration, die mehr sagt als 1000 Worte sagt, entstehen zu lassen. Mit Spaß und Sinnvollem auch noch Geld verdienen? Martina grigoleit gründete vor fünf Jahren mit Anke Lütjens die unternehmung „buddha bei die Fische gbR“. Mit Fiete, einem weiteren Protagonisten, haben sie zwei bücher auf den Markt gebracht, die Martina grigoleit liebevoll und einzigartig gestaltet hat. Der Lesestoff sind schöne Yoga-Weisheiten gepaart mit reichlich norddeutschem Humor die jeden zum Schmunzeln bringen. „buddha bei die Fische“ (Schünemann Verlag) ist ein Yogabuch für Norddeutsche, „buddhabrote für die Seele“ zeigt auf, wie man im stressigen geschäftsalltag Ruhe finden kann. Indische Weisheiten werden platt, oder

WIR IM NORDEN | 3/2016 | Landesverband Schleswig-Holstein

PR-BERICHT Design

besser gesagt plattdeutsch, interpretiert. Man merkt grigoleit und Lütjens an, dass ein Teil ihres Team-Herzens für Yoga und die tiefe Weisheit, die der Yoga-Weg lehrt, schlägt. Dennoch sind beide Künstlerinnen bekennende Lokalpatriotinnen, die in Hamburg und am Ostseestrand aufgewachsen und viel gereist sind. Im Fokus haben die beiden immer Indien, die Heimat des Yoga – dennoch zieht es sie immer wieder zu den Wurzeln zurück: nach Norddeutschland. Denn, Tu Huus is tu huus!

Mehr Informationen zu Martina grigoleit finden Sie unter www.martinagrigoleit.de oder www.buddha-bei-die-fische.org

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IMPRESSUM

VERANSTALTUNGSVORSCHAU

JuLI AuguST SePTeMbeR OKTObeR NOVeMbeR DeZeMbeR JANuAR

änderungen vorbehalten

7. Oktober 2016 | Dätgen Junger Wirtschaftsrat Nadine Sydow, gründerin der Solvoluta gmbH (Kiel) Finn Plotz, gründer der Vion Technology gmbH (glückstadt) Maximilian Schay, gründer der my boo gmbH (Kiel) „Anregungen von Unternehmensgründern für den Gründungsstandort Schleswig-Holstein“ Anschließend Firmenbesichtigung mit Lennart Wichelmann, gründer der Median Konstruktion, Dätgen

ehrengast: Gunther Krichbaum MdB, CDu/CSu-bundestagsfraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der europäischen union „Wegmarken für eine Neuausrichtung der Europäischen Union“

7. Oktober 2016 | Kiel LFK gesundheitswirtschaft

25. November 2016 | Seeth Dr. Martin Hüppauff, geschäftsführer Wirtschaftsförderungsges. NF mbH „Konversionskaserne Seeth: Ein Ort für die Wiederaufbauschule für Flüchtlinge?“

10. Oktober 2016 | Kronshagen York Burow, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes SH Dr. Benjamin Pfannkuch, Rechtsanwalt der Kanzlei Wiegert Werner & Partner „Die Reform des Vergaberechts – Chancen und Risiken für Unternehmen“ 12. Oktober 2016 | Kronshagen LFK Immobilienwirtschaft 1. November 2016 | gut Pronstorf Landesmitgliederversammlung mit Wahlen, klassischem Konzert und Festessen

14. November 2016 | Pinneberg Mitgliederversammlung der Sektion 14. November 2016 | Pinneberg Dr. Wilhelm Wessel, Fachanwalt für Insolvenzrecht „Reform des Insolvenzrechts“

8. Dezember 2016 | brunsbüttel Junger Wirtschaftsrat, Kiel Tobias Loose, CDu-Landtagskandidat für die Wahl 2017 „Schleswig-Holstein vor der Landtagswahl 2017“ 9. Dezember 2016 | brunsbüttel Mark Helfrich MdB, Mitglied Sozialausschuss Deutscher bundestag NN, Vattenfall „Der Rückbau des KKW Brunsbüttel und die Bremse Arbeitnehmerüberlassung für hochbezahlte Experten“

IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P. Wirtschaftsrat der CDu e.V. Landesverband Hamburg Hauke Harders Landesgeschäftsführer Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 e-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. bertram Zitscher Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 e-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de

Redaktion Felix behnke, Anna geyer, Hauke Harders, ehrhard J. Heine, Kai Pörksen, Wilfried H.H. Remmers, Christian Ströder, Dr. bertram Zitscher erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 exemplare

Herstellung und Anzeigen copy-druck gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 e-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Satz/Layout: Wolfgang Schlett, KgV

Der bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Bildnachweis nicht gesondert gekennzeichnete bilder WR-Archiv, sonst Kennzeichnung an den Fotos, Aufmacherfotos: Fotolia.com: © Marco2811 (S. 4/48+49 Wir helfen), © ponsulak (S. 8 Handy), © schinsilord (S. 12 Zeichnung), © wideworld (S. 29 blume), © Ingo bartussek (S. 29 Sommerfest), © daboost10 (S. 58 Flagge), © Jenny Sturm (S. 41 glühwein), © mizar–21984 (S. 41 uhr)

Das nächste Heft erscheint im Dezember 2016.

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