Landesverband Hamburg und Landesverband Schleswig-Holstein
AUSGABE 3 | 2014
DAS MAGAZIN FÜR DIE WIRTSCHAFT
Ein Wissenschaftler benötigt vier Dinge: erstens einen Kopf zum Denken
zweitens Augen zum Sehen
drittens
Geräte zum Messen und viertens –
Geld . . . . . . . . . .
Albert Szent-Györgyi | Biochemiker | Nobelpreis 1937
Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaft Seiten 10-11 Interview mit Dr. Ottmar Gast, Hamburg Süd Seiten 20-21 Denkmalschutznovelle in Schleswig-Holstein entschärfen Seiten 52-55 copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG
Editorial
Deutliche Worte finden
Prof. Dr. Jörg F. Debatin
M
it dem Ende der Sommerpause hat sich der Ton in der politischen Auseinandersetzung verschärft. Die Parteien rüsten sich für den anstehenden Wahlkampf. Gleichzeitig liefert die Stausituation auf Hamburgs Straßen ein geeignetes Wahlkampfthema. Beinahe täglich werden kilometerlange Staus auf der A 7 vermeldet. Seit dem 1. September werden nun die Baumaßnahmen zur Verbreiterung der Autobahn vorbereitet. Baumaßnahmen sind ohne Beeinträchtigungen nicht möglich. Verkehrskoordinator Gerhard Fuchs diskutierte daher mit der Landesfachkommission Logistik und Infrastruktur die Maß-
nahmen des Senats zur Reduzierung der Verkehrsbehinderungen. Auch der HVV will seinen Teil dazu beitragen, wie Günter Elste beim POLITISCHEN FRÜHSTÜCK Ende August erläuterte. Die Durchschlagskraft der Maßnahmen wird sich in den nächsten Monaten und Jahren unter Beweis stellen müssen. Dabei geht es immerhin auch um die Leistungsfähigkeit des Hamburger Hafens, die entscheidend von einer guten Hinterlandanbindung abhängig ist. Maßnahmen, die geeignet sind, den Logistikstandort Hamburg bzw. Norddeutschland nachhaltig zu sichern, hat die Landesfachkommission in ihrem Positionspapier „Lebensader Infrastruktur“ formuliert und beim Wirtschaftstag in Berlin Anfang Juli vorgestellt. Eine deutlichere Sprache als bisher herrscht auch in der Hochschulpolitik. Das sogenannte Strategiepapier des Senats wird selbst von dem Präsidenten der Universität scharf kritisiert. Es soll den Hamburgischen Hochschulen Perspektiven bis 2020 bieten und besteht doch nur aus Worthülsen. Es ist perspektivlos und inhaltsleer. Da besteht nicht nur unter den Mitgliedern der Landesfachkommission Wachstum und Innovation Einigkeit, sondern dies war auch Konsens auf der Klausur tagung des Landesvorstands. Hier bot Dr. Hariolf Wenzler, Geschäftsführer der Bucerius Law School, dem Landesvor-
stand einen Vergleich mit anderen Städten, die in jeder Hinsicht von leistungsfähigen Hochschulen profitieren. Wissen ist die Quelle von Innovationen und Beschäftigung – und noch viel mehr. Prof. Michael Göring, Vorsitzender der ZEIT-Stiftung, versteht es hier, einen weiten Bogen zu spannen. Es freut uns daher besonders, dass wir ihn für eine Abendveranstaltung gewinnen konnten und Sie so die Gelegenheit hatten, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Auch in den nächsten Monaten werden die politischen Schwerpunktthemen in Hamburg in der Wissenschaftspolitik und in der Verkehrspolitik liegen. Die Hamburger Wirtschaftspolitik mit deutlichen Worten zu begleiten, ist Aufgabe des Hamburger Wirtschaftsrats. Für den Landesvorsitzenden setzt dies eine Präsenz in der Stadt voraus, die mir bei meiner neuen beruflichen Aufgabe leider nicht mehr möglich sein wird. Bis zu einer Neuwahl im Rahmen einer Mitgliederversammlung, die noch in diesem Jahr stattfindet, werden meine beiden Stellvertreter, Pieter Wasmuth und Holger Preibisch sowie die anderen Mitglieder des Landesvorstands die Leitung der Veranstaltungen übernehmen.
Ihr Prof. Dr. Jörg F. Debatin Landesvorsitzender Hamburg
Ausgabe September 2014 | Landesverband Hamburg
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INHALT
PRO & CONTRA
WISSENSCHAFTSSTANDORT HAMBURG
Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerb von Dr. Dirk Christian Dohse
Wissenschaftsfinanzierung:
Hochschulen gehen in Hamburg leer aus! von Dr. Eva Gümbel
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G8 oder G9?
von Karin Prien und Dr. Mareile Kirsch
ÖPNV-Strategien im Wandel der Mobilitätskultur 17
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Editorials
Beiträge / Veranstaltungen
Hamburg: Prof. Dr. Jörg F. Debatin . . . . . . . . . . . . . . 3
Pro & Contra G8 oder G9: Rolle rückwärts in eine heile Welt? von Karin Prien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Das Turbo-Abi G8 hat sich eindrucksvoll nicht bewährt von Dr. Mareile Kirsch . . . . . . . . . . . . . . 17
Schleswig-Holstein: Reimer Tewes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Titelthema WISSENSCHAFTSSTANDORT HAMBURG Attraktiv für kluge Menschen sein . . 7
zu Gast: Günter Elste
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Interview: Die Fahrrinnenanpassung macht uns keine Sorgen mit Dr. Ottmar Gast, Hamburg Süd . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20-21
Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerb von Dr. Dirk Christian Dohse . . . . . . 8-9 Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaft von Dr. Harald Eifert . . . . . . . . . . . . 10-11 Wissenschaftsfinanzierung: Hochschulen gehen in Hamburg leer aus! von Dr. Eva Gümbel . . . . . . . . . . . . . . . . 13
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Hamburgs Messe – der unterschätzte Wirtschaftsmotor mit Bernd Aufderheide . . . . . . . . . 24-25 Qualität und Quote mit Lutz Marmor . . . . . . . . . . . . . . . 26-27 EU-Kommissar Oettinger zum Gespräch in Hamburg . . . . . . . . . . . . 28 ÖPNV-Strategien im Wandel der Mobilitätskultur mit Günter Elste . . . . . . . . . . . . . . . . 30-31 Von Gerechtigkeit und Solidarität mit Weihbischof Dr.Hans-Joachim Jaschke . . . . . . . . . . 32 Innovationstreiber IT – Licht und Schatten der vernetzten Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34-35 Sektion Rendsburg: Investitionskostenpauschalen für den kommunalen Finanzausgleich . . . . . . . . . . . . . . . 46-47 Sektion Lübeck: Schwarz-grüne Schnittmengen . . . 49
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Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014
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Risiken durch ein neues Denkmalschutzgesetz – Wer ist betroffen? Seiten 52-53 zu Gast: Alexander Blazêk
Investitionskostenpauschalen für den kommunalen Finanzausgleich
Empfehlungen zur Denkmalschutznovelle zu Gast: Dr. Martin Lätzel
Glück & Pech beim Derby in Horn
Stürmische Regattafelder
zu Gast: Andreas Breitner
Kieler Woche 2014
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Neues aus dem Landesverband Rubriken Sektion Pinneberg: Risiken durch ein neues Denkmalschutzgesetz – Wer ist betroffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52-53
Klausurtagung des Landesvorstands: Von Wissenschaft, Maritimer Wirtschaft und Innerstädtischer Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18-19
Sektion Neumünster: Empfehlungen zur Denkmalschutznovelle . . . . . . . . . 54-55
Glück & Pech beim Derby in Horn . . . . . . . . . . . . . . . . . 36-37
Sektion Kiel: Perspektiven der HSH Nordbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Wirtschaftsrat vor Ort Sektion Plön / Ostholstein Betriebsbesichtigung: Verkehrsinfrastruktur nicht unwichtiger als Bildungsinvestitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 48-49 Sektion Nordfriesland Betriebsbesichtigung: Energieforschung: Welche Schwerpunkte soll Schleswig-Holstein setzen? . . . . . . . 50 Sektion Pinneberg Die Mär der gebietsheimischen Pflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56-57
Veranstaltungsvorschau Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . 62 Junger Wirtschaftsrat Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38-39 Nachlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Kieler Woche 2014: Stürmische Regattafelder . . . . . . 58-59 ...im Übrigen Infos aus der Landesgeschäftsstelle Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Neue Mitglieder in den Landesverbänden . . . . . . . . . . 42 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Landesfachkommissionen Wachstum und Innovation . . . . . . . . 14 Logistik und Infrastruktur . . . . . . 22-23 Immobilienwirtschaft . . . . . . . . . . . . . 33 Internet und Kommunikationstechnik . . . . . . . . . 40
Die Stadt wird sich verändern müssen
zu Gast: Prof. Dr. Alkis Henri Otto
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Wissenschaftsstandort Hamburg
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Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Wissenschaftsstandort Hamburg
Attraktiv für kluge Menschen sein Hamburg braucht eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Eine so verstandene Wissenschaftspolitik hat es mit verschiedenen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren zu tun. Eine Politik für Innovationen und Wachstum agiert somit in einem Raum begrenzter Staatlichkeit.
Mit acht Hochschulen in Hamburgischer Trägerschaft, zwei Hochschulen und einer Berufsakademie in anderweitiger öffentlicher Trägerschaft, neun privaten Hochschulen, fünf Niederlassungen von weiteren Hochschulen in privater Trägerschaft, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Finanzierungseinrichtungen ist das Feld der Wissenschaftspolitik nur umrissen. Hinzu kommen Unternehmen, die zunehmend in Forschung und Entwicklung (FuE) investieren. Sie nutzen dabei zum Teil staatliche Einrichtungen und tragen so zu deren Finanzierung bei. Die FuE-Ausgaben der Wirtschaft lagen im Jahr 2012 in Hamburg bei 1,24 Milliarden Euro. Die Hochschulen gaben dagegen nur 501 Millionen für FuE aus. Damit sind aber noch nicht sämtliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Hamburg erfasst. Die Ressortförderung, etwa der Wirtschaftsbehörde, oder Ausgaben von Stiftungen müssen ebenfalls einbezogen werden. Insgesamt kam Hamburg im Jahr 2012 auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Bundesland Hessen gab 7,1 Milliarden Euro aus und Niedersachsen 6,7 Milliarden. Da Forschung und Entwicklung die wichtigsten Triebfedern der Innovation
sind, ist die FuE-Intensität der geeignete Indikator zur Bemessung der für Forschung und Entwicklung eingesetzten Ressourcen. Gemeint ist der prozentuale Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der Europäische Rat hat mit seiner Strategie Europa 2020 den Regionen eine FuE-Intensität von drei Prozent des BIP als Maßstab vorgegeben. Im Vergleich der Bundesländer erkennt man gleich, dass das wirtschaftlich erfolgreichste Bundesland BadenWürttemberg mit 5,14 Prozent auch die höchste FuE-Intensität aufweist. Hamburg liegt mit 2,31 Prozent eher im unteren Bereich. Vergleicht man die Regionen Europas, so liegen die Regionen im Süden Deutschlands (Rheinhessen-Pfalz, Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen, Oberbayern, Mittelfranken und Darmstadt) auch europaweit vorne. Was aber den Erfolg dieser Regionen ausmacht, ist nicht allein mit Geld zu erklären. Dort, wo ein offenes und kreatives Klima herrscht, entsteht auch etwas Neues. Eine gute Zusammenarbeit von Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen legt die Basis für Erfindungen, die zu Patenten führen. Diese
enge Kooperation ist für eine effiziente Organisation von Innovations- und Diffusionsprozessen Voraussetzung und entscheidend für einen dauerhaften Wachstumserfolg. Ein permanenter Budgetdruck steht aber der nötigen Kreativität im Weg. Die Hochschulvereinbarungen, wonach die Budgets jährlich nur um nominal 0,88 Prozent steigen dürfen, fordern reale Kürzungen ein, die eine stetige Suche nach Einsparpotentialen verursachen. Wenn es das Ziel der Stadt ist, sich auch als Wissenschaftsstandort einen Namen zu machen, ist diese Hochschulvereinbarung keine gute Grundlage. Eine Reputation als Wissenschaftsstadt ist aber langfristig wichtig, um kluge Menschen anzuziehen, die wiederum weitere kluge Menschen anziehen, denn good people attract good people. BN Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach ausgewählten Bundesländern insgesamt in Prozent in Millionen Euro des BIP Baden-Württemberg Bayern Berlin Hessen Sachsen Niedersachsen Hamburg
20.336 15.305 3.781 7.098 2.829 6.747 2.198
5,14 3,23 3,60 3,11 2,91 2,89 2,31
(Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012)
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Wissenschaftsstandort Hamburg
Die Wissensmetropole Hamburg im Wettbewerb Globalisierung und technologischer Wandel beeinflussen die Stadtentwicklung in vielfältiger Weise: Sie Dr. Dirk Christian Dohse Leiter des Forschungsbereichs Wissensakkumulation und Wachstum, Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel 2006-2009 Programmkoordinator Internationale Wirtschaft und Internationale Wirtschaftspolitik am IfW 2004-2005 Leiter des Zentrums Research Events am IfW
Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen pro Einwohner in Tausend Euro (2011)
führen zu einem umfassenden Strukturwandel mit veränderten Produktions- und Unternehmensstrukturen, neuartigen Finanzierungsstrukturen und sektoralen Verschiebungen weg von der traditionellen Güterwirtschaft hin zur Wissensökonomie (Heinz 2008).
Ob die Zunahme der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung zu einer zunehmenden oder zu einer abnehmenden Bedeutung der Städte führt, erscheint indes nicht a priori klar. Ende der 90er Jahre wurde in populärwissenschaftlichen Medien die These vom Tod der Distanz („Death of Distance“) ausgerufen (Cairncross 1997). Die Argumentation dahinter ist in etwa die Folgende: Durch moderne Informations- und Kommunikationsmedien (vor allem das Internet) können Informationen prin-
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Oberbayern Stuttgart
Quelle: Eurostat, European Urban Audit
zipiell ohne Zeitverlust an jedem Ort bereitgestellt und bearbeitet werden. Daher spielt räumliche Nähe eine immer geringere Rolle und es kommt zu einer gleichmäßigen Verteilung ökonomischer Aktivitäten im Raum. Einige Autoren gehen so weit, das Ende der
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Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Städte und das Aussterben der Großstädte „als Überbleibsel des Industriezeitalters“ vorherzusagen. Allerdings ist diese These im Lichte der empirischen Forschung nicht haltbar. Die empirische Forschung der letzten 20 Jahre hat eindrucksvoll belegt, dass eher das Gegenteil der Fall ist: ■ die Entstehung, Anwendung und Ausbreitung neuen Wissens sind die wichtigsten Wachstumsmotoren in modernen, hoch integrierten Volkswirtschaften, ■ räumliche Nähe wird für die Entstehung und Anwendung neuen Wissens nicht unwichtiger, sondern im Gegenteil immer wichtiger, ■ gerade wissensintensiv produzierende Industrien und Dienstleistungsbereiche, in denen viele (gut bezahlte) Arbeitsplätze geschaffen werden, neigen zur räumlichen Ballung (Clusterbildung). Darüber hinaus hat eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft zum räumlichen Strukturwandel im Zeitalter des Internet (Dohse et al. 2004) gezeigt, dass die Globalisierung tendenziell die Metropolen stärkt und zu Lasten der kleineren Städte geht. Dieses Resultat mag einem zwar auf den ersten Blick überraschend erscheinen, es gibt dafür aber eine Reihe guter Gründe: Firmen verlagern zwar ihre einfachen Produktions- und Verwaltungsprozesse aus den heimischen Zentren an kostengünstigere Standorte in Osteuropa oder Asien. Gleichzeitig sammeln sich aber die Hauptquartiere oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen an einigen wenigen Standorten mit besonders attraktivem Umfeld. Die lange dominierende Spezialisierung der Standorte nach Branchen weicht einer Spezialisierung nach Funktionen. Hierdurch verschiebt sich die Städtehierarchie zugunsten der Metropolen. Aber auch die Metropolen selbst sehen sich einem zunehmenden Standortwettbewerb ausgesetzt, was sich am Beispiel Hamburgs gut illustrieren lässt. Hamburg verfügt über ein großes
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Quelle: Eurostat, European Urban Audit
Reservoir an gut ausgebildeten, kreativen Arbeitskräften, international ausgerichtete Unternehmen, vielfältige internationale Handelskontakte und einen hochmodernen, international bedeutsamen Hafen. Traditionell zählt die Hansestadt zu den reichsten Regionen Europas, was sich unter anderem am Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ablesen lässt (Abbildung 1). Hinsichtlich wichtiger Forschungsund Innovationsindikatoren nimmt Hamburg im Vergleich der deutschen Großstädte allerdings nur einen Platz im Mittelfeld ein. Die Wissenschaftlerdichte (gemessen als Anteil von Wissenschaftlern an den Gesamtbeschäftigten einer Region) liegt in Hamburg mit 0,78 Prozent deutlich unter den Werten anderer Metropolen wie Köln (1,06 Prozent), Berlin (1,18 Prozent), München (1,66 Prozent) oder Stuttgart (1,86 Prozent), und bei FuE-Aufwendungen und Patentanmeldungen liegt Hamburg deutlich hinter süddeutschen Großstädten zurück (Abbildung 2). Letzteres hat jedoch z.T. wirtschaftsstrukturelle Gründe, da Hamburg als
Dienstleistungsmetropole weniger forschungsintensive Industrien aufweist als beispielsweise München oder Stuttgart. Ein weiterer für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Metropolregionen wichtiger Indikator ist die Gründungsdynamik in wissensintensiven Bereichen. Hier hat Hamburg (gemeinsam mit Berlin) im Zeitraum 2002-2005 eine Spitzenstellung in Deutschland eingenommen, was vor allem auf eine hohe Gründungsdynamik im Bereich wissensintensiver und unternehmensnaher Dienstleistungen zurückzuführen war (Müller et al. 2014). In jüngerer Zeit (Zeitraum 2010-2012) ist die Gründungsdynamik in Hamburg – gerade in wissensintensiven Bereichen – jedoch stark zurückgegangen, und Hamburg nimmt hier im Gegensatz zu den anderen Stadtstaaten nur noch einen Platz im Mittelfeld der deutschen Bundesländer ein (ibid.). Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für wissensintensive Gründungen sollte daher ein prioritäres Ziel hamburgischer Wirtschafts- und Innovationspolitik sein. Dr. Dirk Christian Dohse
Literatur Cairncross, F. (1997). The Death of Distance: How the Communications Revolution Will Change Our Lives. Boston, Mass.: Harvard Business School Publications. 2nd ed. published 2001. Dohse, D., C.-F. Laaser, J.-V. Schrader, R. Soltwedel, (2004). Räumlicher Strukturwandel im Zeitalter des Internet – Eine Untersuchung der raumwirtschaftlichen Folgen des Vordringens des Internets als Transaktionsmedium. In Wüstenrot Stiftung (Hrsg.), Räumlicher Strukturwandel im Zeitalter des Internet – Neue Herausforderungen für Raumordnung und Stadtentwicklung. Opladen: Leske und Budrich. Müller, B, Gottschalk, S., Niefert, M, Rammer, C. (2014). Unternehmensdynamik in der Wissenswirtschaft in Deutschland 2012. Studien zum deutschen Innovationssystem Nr. 3-2014. ZEW, Mannheim. Heinz, W. (2008). Der große Umbruch. Deutsche Städte und Globalisierung. Berlin: Edition Difu – Stadt Forschung Praxis, Bd. 6.
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Wissenschaftsstandort Hamburg
Standortfaktor: wissensintensive Wirtschaft
Dr. Harald Eifert Der Autor war von 2001 bis 2013 als Vorstand der Innovationsstiftung Hamburg für Hamburger Programme der Innovationsförderung verantwortlich. Seit Anfang 2014 baut Dr. Eifert die Hamburger Niederlassung der EurA Consult AG auf. EurA Consult berät mit mehr als 50 Mitarbeitern bundesweit hochinnovative Unternehmen bei Kooperationen mit Forschungseinrichtungen, der Gestaltung des internen Innovationsmanagements und bei der Finanzierung von Innovationsprojekten.
Finanzielle Förderung und Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten zur Unterstützung innovativer Unternehmen Innovative Unternehmen sind für eine Wirtschaftsregion eine ganz besondere Zielgruppe. Die wissensintensive und kreative Wirtschaft ist anerkannt als wichtigster Standortfaktor für das künftige Wachstum einer Region. Innovative Unternehmen sind in der Lage, deutlich überdurchschnittliches Wachstum zu erreichen. Einen Wettbewerbsvorsprung bei Produkten, Dienstleistungen oder Fertigungsprozessen zu realisieren ist allerdings für jedes Unternehmen eine hohe Herausforderung. Innovationen entstehen zu einem wesentlichen Teil als Folge von Forschung und Entwicklung. Am Anfang steht immer eine kreative Idee – aber dann kommt die meist zeit- und personalintensive Phase der Realisierung durch
wesentlicher Engpass besteht vielfach bei Personal und Geräten: Oft fehlt für die praktische Umsetzung einer wirklich neuen Idee das Erfahrungswissen, um einen besonderen technologischen Schritt oder die Investition in nur für
Quelle: ZIM-Statistik des Bundeswirtschaftsministeriums
Bewilligte Fördermittel nach Bundesländern in Millionen Euro
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Entwicklungsarbeiten, Konzeptstudien, Machbarkeitsuntersuchungen, Bau und Test von Prototypen, Musterzulassung und vieles mehr. Innovativen Unternehmen mangelt es nicht an Ideen. Viel eher gibt es Engpässe bei der Finanzierung der Forschungs- bzw. Entwicklungsarbeiten (FuE). Ein weiterer, ganz
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die FuE-Arbeit notwendige Maschinen oder Analysegeräte wird gescheut. Eine Vielzahl öffentlicher Förderprogramme zielt auf die finanzielle Unterstützung von FuE-Projekten in kleinen und mittleren Unternehmen. Dem Engpass bei Personal und Geräten für die Durchführung des Projektes
wird begegnet durch die temporäre Zusammenarbeit mit einem anwendungsorientiert arbeitenden Forschungsinstitut. Hier finden innovative Unternehmen die Ressourcen, die für eine Entwicklungsarbeit benötigt werden. Finanzielle Förderung und Kooperation mit der Wissenschaft gehen in innovativen Unternehmen Hand in Hand. In Hamburg werden öffentliche Förderprogramme in geringerem Maße als in anderen Bundesländern genutzt. Beispielhaft sei dies an dem wichtigsten Förderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen der Bundesregierung belegt, siehe Abbildung. Im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand wurden seit Gründung des Programms 2008 mehr als 26.000 Projekte gefördert. Insgesamt wurden in diesem Programm seit Gründung 3,5 Milliarden Euro Fördermittel für unternehmerische FuE bewilligt. Hamburg liegt bei den Bundesländern leider nur an drittletzter Stelle. Bezogen auf die Einwohnerzahl erhalten Bundesländer wie Baden-Württemberg, Berlin oder
Thüringen mehr als dreimal so viele Fördermittel aus dem ZIM-Programm. Ein möglicher Grund für die höhere Nachfrage in anderen Bundesländern sind die dort ansässigen Forschungsinstitute, die eng mit der regionalen Industrie kooperieren und im Rahmen dieser Kooperationen gemeinsam Fördermittel beantragen. Für die Entwicklung von prototypischen Prozessen und Produkten sind die Fraunhofer-Institute die wichtigsten Kooperationspartner der Wirtschaft. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist in Hamburg bisher leider nur mit kleineren Einrichtungen vertreten. Ähnlich anwendungsnahe wie Fraunhofer arbeiten in Hamburg einzelne, ebenfalls noch kleinere Institute und Forschungszentren. Insgesamt haben die Hamburger Fraunhofer-Einrichtungen sowie die bestehenden, anwendungsnah arbeitenden Zentren für Nanotechnologie, Luftfahrtforschung und Lasertechnologie zusammen 150200 Personalstellen. Zum Vergleich: In Freiburg beschäftigt die FraunhoferGesellschaft in fünf großen Instituten insgesamt 2.500 Mitarbeiter. Diese Mit-
arbeiter haben ein hohes Eigeninteresse an einer engen, vertrauensvollen und zielorientierten Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft. Hamburg hat das Potential, sowohl die finanzielle Förderung innovativer Unternehmen wie auch die Zusammenarbeit mit der anwendungsorientierten Wissenschaft deutlich auszubauen. Dafür ist es notwendig, finanzielle Anreize für Gründung und Ausbau anwendungsorientierter Einrichtungen zu schaffen. Auf industrielle Anwendungen ausgerichtete Forschungsinstitute suchen sich Ihre Kunden in der Wirtschaft alleine – dafür werden keine öffentlich finanzierten Technologietransferstellen benötigt. Statt Grundlagenforschung und Technologietransferberatung zu finanzieren, sollte Hamburg direkt in die bestehenden und auf Wirtschaftskooperationen ausgerichteten Zentren investieren. Ein Ausbau dieser Zentren zu Instituten mit jeweils 100-200 Stellen wäre den Themen und der Innovationskraft der Region angemessen. Dr. Harald Eifert
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PR-Bericht
Die Putter von Dieter Ramsauer
Ein Dreamliner, der funktioniert Links vorbei, rechts vorbei, zu kurz, zu lang. Alles war dabei. Wenn diese Streuung zur einzigen Konstante beim Putten wird, neigt der Golfer – egal welcher Spielklasse – dazu, seine emotionale Ausgeglichenheit schnell zu verlieren. Dieter Ramsauer bewältigte die verschobenen Putts auf seine ganz eigene Art und ging auf Shoppingtour. Doch den Putter, den er sich gewünscht hatte, konnte er nicht kaufen. Mehrere Produkte haben ihn sogar richtig auf die Palme gebracht.
Es hat nicht lange gedauert, bis es bei ihm „klick“ machte. Dieter Ramsauer ist ein erfolgreicher Unternehmer aus Ennepetal, seine Firma Dirak hat sich auf die Herstellung und Entwicklung von Verschluss- und Scharniertechnik spezialisiert. Nach einem kurzen Abstecher in die Fabrikationshalle mit ihren hochmodernen Geräten war dem gelernten Werkzeugmacher klar: „Ich habe alles, versuche es, entwickle einen eigenen Putter und stelle ihn her“. Im Vordergrund stand vorerst die Verbesserung der eigenen Puttstatistik. Der Gedanke, damit auch auf den Markt zu gehen, war noch in weiter Ferne. „Ich hatte immer die Vorstellung von einem Putter mit einer langen Ziellinie und einem geraden Schaft, mit dem ich
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meine Ausholbewegung sauber kontrollieren kann“, kommentierte Ramsauer die Grundlagen und Anfänge seiner Erfindung. Mit der eigenen Erfindung klappte es, bei der herrlichsten Nebensache der Welt, auch besser auf dem Grün. Doch Ramsauer ließ die Sache mit dem Putter nicht los. Er tüftelte weiter und gemeinsam mit Sohn Michael wurde der nächste Schritt eingeleitet: Die Putter wurden auf den Namen „Dreamliner“ getauft. Im Gegensatz zum Super-Jet von Boeing funktionieren die Schläger allerdings einwandfrei. Entscheidend dafür ist das patentierte EyeAlignment-System, das ein wenig mit dem Kimme-und-Korn-Prinzip beim Schießen vergleichbar ist. Mit dem
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System wird die Ansprechposition des Spielers verbessert, er hat seine Augen bei jedem Putt senkrecht über dem Ball und erreicht dadurch ein optimales SetUp. Grundvoraussetzung dafür ist, dass der Putter gerade auf dem Grün aufgesetzt wird. Dass Dieter Ramsauer den Schritt in den Markt gewagt hat, war mehr Zufall denn strategische Planung: Hauke Wagner, der NRW-Landesverbandstrainer, bekam die Schläger zu Gesicht und fragte nach optimierten Schlägern für seine Spieler. Gesagt, getan – und plötzlich war der umtriebige Unternehmer mittendrin in der Schlägerindustrie. Das Angebot umfasst viele verschiedene Modelle, denn die Entwicklung geht ständig voran. Zahlreiche Griffvarianten und mit bis zu drei Gewichtspaare á 15 Gramm, lässt sich die gewünschte Schwere für das ausgesuchte Modell erreichen. Derzeit wird an dem Bekanntheitsgrad der hochwertigen Dreamliner gearbeitet und die Vertriebsstruktur aufgebaut. Dieter Ramsauer erfindet für sein Leben gern Neues und bastelt bereits an Eisen. Mal sehen, was ihm dazu einfällt. Weitere Infos: www.dreamlinergolf.de
Wissenschaftsstandort Hamburg
Wissenschaftsfinanzierung:
Dr. Eva Gümbel Journalistin
Hochschulen gehen in Hamburg leer aus! 0,88 Prozent. Diese kümmerliche Zahl steht für die Sackgasse, in die der
seit 1998 Mitglied der GRÜNEN Wissenschaftspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Bürgerschaftsfraktion
SPD-Senat die Hamburger Hochschulen hineinmanövriert hat. Bis 2020 steigen die jährlichen Zuwendungen der Stadt an die Hochschulen nur
Stellvertretende Fraktionsvorsitzende
um diese 0,88 Prozent. Zuletzt lagen die Tarifsteigerungen bei deutlich
seit 2008 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
über zwei Prozent, und auch die Preise für Sachmittel klettern unauf-
2010-2013 Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft
Was braucht es stattdessen? Ein klares Bekenntnis der Stadt zu ihren Hochschulen – auch materiell. Nur mit einer auskömmlichen Finanzierung kann Hochschulentwicklung und wissenschaftliche Exzellenz gelingen. Ganz neue Perspektiven ergeben sich durch die Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern im Wissenschaftsbereich, seit klar ist, dass das Kooperationsverbot fallen wird. Aber auch hier verspielt die SPD die Chancen. Allein die Übernahme der BAföG-Finanzierung durch den Bund entlastet den Hamburger Wissenschaftsetat um rund 30 Millionen Euro. Mit der Vorlage des Haushaltes ist klar: Kein einziger Euro dieser BAföG-Mittel wird bei den Hochschulen landen! Die SPD hält also fest an ihrem Programm des Studienplatzabbaus und der Stellenstreichungen. In Zahlen heißt das: Allein die Uni muss – ausgehend von den IST-Zahlen 2013 bis 2018 – mehr als 700 grundfinanzierte Studienplätze abbauen und jede zwölfte wissenschaftliche Stelle streichen. Auch das sogenannte Strategiepapier des Senats zur Hochschulentwicklung ignoriert die Chancen der Bundesfinanzierung für die Hochschulen komplett. Hamburg muss aber vorbereitet sein auf einen Wettlauf der Länder um die begrenzten Bundesmittel – sonst könnte der Anschluss an die erfolgreichen süddeutschen Länder endgültig verloren gehen. Aus meiner Sicht braucht es folgende Prioritäten in der Wissenschaftspolitik:
hörlich. Das zeigt: Die 0,88 Prozent sind ein Sparprogramm, das die Hochschulen zu einem Schrumpfkurs zwingt. 1. Anhebung der Grundfinanzierung der Hochschulen Vorbild für diese zentrale Forderung ist Baden-Württemberg: Die dortige Ressortchefin Theresia Bauer hat als erste Landesministerin mit den Hochschulen bis 2020 eine jährliche Steigerung der Zuwendung um drei Prozent vereinbart. Eine ähnliche Regelung brauchen wir in Hamburg. Denn: Nur eine verlässliche und auskömmliche Grundfinanzierung stellt sicher, dass genügend Studienplätze vorhanden sind. Nur so kann die Qualität der Lehre verbessert, die Studierendenquote erhöht und dem Befristungsunwesen beim akademischen Mittelbau Einhalt geboten werden. 2. Landesforschungsförderung Die SPD hat zu Beginn der Wahlperiode die Wissenschaftsstiftung abgeschafft. Gleichzeitig hat der SPD-Senat auch die Mittel für die Forschungsförderung auf Landesebene abgesenkt. Diese Förderung ist nötig, um Profilbildung und Potentialbereiche zu unterstützen und um Drittmittel z.B. des Bundes oder der DFG einwerben zu können. Aus meiner Sicht müssen die Mittel für die Landesforschungsförderung deshalb dringend erhöht werden. 3. Strukturelle Förderprogramme des Bundes Die Aufhebung des Kooperationsverbotes wird es ermöglichen, dass der Bund auch direkt strukturelle Programme für die Hochschulen fördert, zum Beispiel beim internationalen Austausch oder der Frauenförderung. Neben dem Ausbau des Professorinnenprogramms
müssen Auslandssemester gefördert werden – aus Hamburg und in Hamburg. Alle Studierenden sollten die Möglichkeit haben, mindestens ein Auslandssemester zu absolvieren. Dafür braucht es nicht nur Geld, sondern auch Flexibilität bei den Curricula. 4. Inhaltliche Förderprogramme des Bundes – CO2-neutrale Stadt Wenn das Kooperationsverbot fällt, könnte der Bund auch Forschungsprojekte „von überregionaler Bedeutung“ fördern. Wie wir die Stadt von morgen nachhaltig gestalten wollen, ist dabei eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Denn in den Städten entscheidet sich die Frage, wie wir wirksam dem Klimawandel begegnen. 80 Prozent aller CO2Emmissionen werden in den Städten verursacht. Hamburg als Standort einer Hochschule, die sich europaweit einzigartig mit der Metropolentwicklung befasst, der HafenCity-Universität, wäre dafür prädestiniert, Leitbilder für die „Stadt von morgen“ zu generieren. Bleibt festzuhalten: Das mit den Hamburger Hochschulverträgen festgelegte Spar- und Schrumpfprogramm hemmt die Hochschulen in ihrer Entwicklung. Die SPD verspielt nun auch noch die Chancen, die sich aus der Aufhebung des Kooperationsverbotes ergeben. Es drohen düstere Zeiten für die Hamburger Hochschulen. Deshalb braucht es eine Abkehr von der bisherigen Politik. Hamburg braucht ein klares Bekenntnis zu seinen Hochschulen – und das muss sich auch in einer Prioritätensetzung im Haushalt niederschlagen. Dr. Eva Gümbel
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Landesfachkommission
Landesfachkommission – Wachstum und Innovation
„Im Hamburger Mittelstand ist Musik drin“ Um das Engagement der Investitions- und Förderbank (IFB) einem breiten Publikum anschaulich zu Prof. Wilfried Seidel Präsident der HelmutSchmidt-Universität
machen, greift der Senat schon mal zum Vorführeffekt. „Im Ham-
Martin Jung Investitions- und Förderbank
burger Mittelstand ist Musik drin“, behauptete er auf der Pressekonferenz am 12. August.
Gitarrist Chris Adams gehört zu den innovativen Unternehmern, deren FuEProjekte mit dem Hamburg-Kredit gefördert wurden. Seine Firma Tunepeg hat ein Gerät entwickelt, mit dem Gitarren sich selber stimmen können. Ein großer Markt, insbesondere in den USA, könnte damit von Hamburg aus bedient werden. Grundsätzlich ist die IFB natürlich nur an Unternehmen in Hamburg interessiert. Sie ist ein Instrument der Standortpolitik. Alle Bundesländer haben Förderbanken und Hamburg gehört zu den letzten, die eine solche Bank am 1. August 2013 gegründet haben. Die Gründung war politisch umstritten, zumal die bis dahin sehr erfolgreich arbeitende Innovationsstiftung aufgelöst wurde und das Kapital der Bank zu Gute kam. Welche Vorteile für die Innovationsförderung daraus erwachsen sind, konnte Martin Jung, Abteilungsleiter Innovation und Geschäftsentwicklung auf der Sitzung der Landesfachkommission Wachstum und Innovation am 20. August nicht zufriedenstellend erläutern. Dabei deckt die IFB, die sich als erste Anlaufstelle für Investitionsförderung in Hamburg versteht, durchaus ein beeindruckendes Geschäftsfeld ab: Die enge Kooperation mit allen Akteuren, die ein Start-Up-Unternehmen für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung braucht, ist eine Leistung, die eine Hausbank so nicht erbringen kann. Auch seien die Förderkonditionen
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günstiger. Selbst in Zeiten historisch niedriger Zinsen sei immer noch eine Zinsverbilligung möglich. Auch Martin Jung wusste natürlich Chris Adams in Szene zu setzen: Das Gerät zum Stimmen von Gitarrensaiten wurde in enger Kooperation mit der Universität Hamburg entwickelt. Für die Landesfachkommission ist der gesamte Prozess von der Wissensentstehung bis hin zur Wertschöpfung von Interesse. Daher war es Kommissionsvorsitzendem Dr. Hubert Baltes eine große Freude, Prof. Wilfried Seidel, Präsident der Helmut-Schmidt-Universität (HSU), begrüßen zu dürfen, der Einblick in die Arbeit der Bundeswehruniversität gewährte. In einer Vielzahl von Fächern können die Studenten der HSU innerhalb von nur vier Jahren ihren Master Abschluss erreichen. Möglich gemacht wird dies durch ein Intensivstudium in Kleingruppen, bei durchgehender Bezahlung und Unterbringung am Unieigenen Campus. Dabei betonte Prof. Seidel stets, dass die HSU nicht mit einer Militärakademie zu vergleichen sei. Alle Studiengänge sind als Intensivstudium akkreditiert, um dem Bologna-Prozess Rechnung zu tragen. Darüber hinaus habe die Universität der Bundeswehr nichts mit einer militärischen Ausbildung zu tun, sondern stehe ausschließlich für die auf die einzelnen Studiengänge bezogene akademische Ausbildung. Doch bei all der Begeisterung für die exzellenten Studienbedingungen und die hervorragend ausgestattete Universität sieht Prof. Seidel auch Verbesserungspotential. So wünscht er
Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
sich, dass sich die Uni zukünftig mehr dem öffentlichen Wettbewerb und der Forschung stellt. Momentan stünden die Fakultäten nicht unter Zugzwang, da die Universität der Bundeswehr in der öffentlichen Förderung nicht antragsberechtigt ist und darauf aufgrund der Finanzierung durch den Bund in erster Linie auch nicht angewiesen ist. Hier strebt der Präsident der HSU an, dass auch seine Uni Zugang zu wettbewerblicher Forschungsförderung erhält und somit stärker der Fokus auf Forschung und Wettbewerb gelegt werden kann. Weiterhin wünscht er sich in Zukunft für Hamburg mehr innovative und produktive Unternehmen, sowie mehr Forschungsinstitute, mit denen die Helmut-Schmidt-Universität zusammenarbeiten kann, denn in Zukunft muss verstärkt kooperiert werden, um näher an den Markt und an die Anwendungen zu kommen. München, die akademische Heimat von Prof. Seidel sei in dieser Hinsicht viel enger vernetzt, als Hamburg. Kooperation bedeutet Offenheit für Einflüsse von außen. Die Entwicklung der HSU hin zu einer Universität Internationaler Streitkräfte oder einer Universität des Bundes sollte in dieser Hinsicht die erfolgversprechende Perspektive sein. Auf diese Weise wurde auf der Sitzung der LFK Wachstum und Innovation der Bogen von der universitären Forschung zur unternehmerischen Gründung und Ausgründung geschlagen und die finanziellen Instrumente beleuchtet, die Hamburger Firmen zu diesem Zwecke zur Verfügung stehen. Lena Giebel, Praktikantin / BN
Bildungspolitik
PRO & C Über die Frage, ob das Abitur nach acht oder neun Jahren Gymnasialzeit abgelegt werden soll, ent-
steht schnell mal ein fundamentaler Richtungsstreit. Da ist von volkswirtschaftlichen Vorteilen die
Rede, von Schulfrieden und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Oder ist eine richtige Sache nur falsch umgesetzt?
Die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ ist angetreten, in der Zeit vom 18. September bis zum 8. Okto-
ber 63.000 Unterschriften für ein Volksbegehren zu sammeln. Was will die Initiative und was spricht dagegen? Im Reich der direkten Demokratie ist das Volksbegehren nur ein Schritt auf dem Weg zu einer parlamentarischen Entscheidung oder eines Volksentscheids.
G8 oder G9: Rolle rückwärts in eine heile Welt? Die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Hamburg wäre aus meiner Sicht ein Fehler. Schon heute haben alle Schülerinnen und Schüler in Hamburg die Möglichkeit, ihr Abitur in 12 oder 13 Jahren abzulegen. Nach der Grundschule können sie entweder auf eine Stadtteilschule, die grundsätzlich alle Bildungsabschlüsse anbietet, oder auf ein Gymnasium zum Erwerb des Abiturs wechseln. Dieses Zwei-Wege-Modell wurde 2007 in einer von der CDU vorgeschlagenen Enquete-Kommission fraktionsübergreifend vorbereitet und erfährt seitdem von Seiten der Wissenschaft und der Bevölkerung breite Unterstützung. Eine Rückkehr zu G9 auch am Gymnasium würde diese Schulstruktur zerstören. Das Gymnasium als Schule der leistungsstarken, auf eine akademische Ausbildung orientierten Schüler, wäre ebenso gefährdet wie die Abitur-Option an vielen Stadtteilschulen. Über Jahre würden sämtliche Gymnasien zur Dauerbaustelle werden; die Trennung der Gymnasialklassen in G8- und G9-Klassen würde organisatorisch zu erheblichen Problemen führen und zugleich auch den Interessen und Wünschen vieler Kinder und Jugendlicher widersprechen. Die Kosten dafür würden sich laut Berechnungen der Schulbehörde auf bis zu 81 Millionen Euro belaufen. Zudem würden die beigelegten schulpolitischen Grabenkämpfe über die richtige Schulstruktur wieder aufleben und die dringend notwendige qualitative Weiterentwicklung auf anderen wichtigen Feldern der Schulpolitik lahmlegen. Die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ hat kein inhaltliches Konzept, das über ihre Fundamentalposition hinausgeht. Die sofor tige Einführung von G9 an allen Hamburger Gymnasien soll ohne in-
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haltliche, räumliche und personelle Vorbereitung erfolgen und wäre damit eine nicht durchdachte, übereilte Schulstrukturreform, die großen Schaden anrichten wird. Wollen wir das und was würde es bringen? Kritiker des achtjährigen Gymnasiums (G8) bemängeln in erster Linie eine höhere Belastung bei einem Teil der Schüler insbesondere durch eine Erhöhung der Wochenstundenzahlen in der Mittelstufe. Fakt ist: Im Durchschnitt über alle Klassenstufen müssen G8Gymnasiasten im Vergleich zu G9-Stadtteilschülern 20 Minuten pro Schultag mehr Zeit für die Schule aufwenden (vgl. Drs. 20/11340). Wissenschaftliche Studien konnten für G8 und G9 keine Unterschiede im Belastungserleben nachweisen, die sich auf die Dauer des Gymnasialbesuchs zurückführen lassen. Kritiker des achtjährigen Gymnasiums fordern mehr Zeit für das Wiederholen und Vertiefen von Bildungsinhalten. Fakt ist: Es gibt keine empirisch belastbaren Belege für einen Leistungsrückstand der G8-Schüler. Im Gegenteil: Die Abiturquote ist seit Einführung von G8 deutlich gestiegen. Zudem hat die Studie KESS 12 für Hamburg gezeigt, dass unter den erhöhten Anforderungen des G8 mehr Abiturientinnen und Abiturienten höhere Lernstände erreicht haben. Schließlich führen die Befürworter des G9 mehr Zeit zur Persönlichkeitsentwicklung an. Fakt ist, dass die große Mehrheit der Abiturienten zum Zeitpunkt des Abiturs bereits volljährig und deutlich älter ist, als viele Schulabgänger mit dem ersten oder mittleren Abschluss bei Eintritt in ein Ausbildungsverhältnis. Für viele Jugendlichen ist
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Karin Prien MdHB Rechtsanwältin Mitglied der Hamburgischen CDU-Bürgerschaftsfraktion
auch ein Auslandsjahr oder ein freiwilliges soziales Jahr ein gutes Instrument für die Persönlichkeitsentwicklung. Tatsache ist, dass die Anzahl der Gymnasiasten in Hamburg seit Jahren stetig steigt. Wurden zum Schuljahr 2000/2001 noch 6.147 Schülerinnen und Schüler am Gymnasium angemeldet, waren es zum Schuljahr 2014/2015 bereits 7.088. Die zunehmende Heterogenität hat Auswirkungen auf die Qualität von Unterricht und Abschlüssen und auf die empfundene Belastung. Ein nostalgischer Blick zurück löst diese Probleme nicht. Vielleicht sollte man viel mehr auf die Schüler selbst hören. In einer Expertenanhörung im Schulausschuss hat eine Vertreterin der SchülerInnenkammer ihre Sicht sehr treffend auf den Punkt gebracht: „Mit dem G9 an der Stadtteilschule und dem G8 am Gymnasium haben wir in Hamburg ein einmaliges Bildungssystem, (…). Wir wollen keine neuen Reformen, wir wollen uns mit allen an einen Tisch setzen und verbessern, und nur, weil es nicht gleich perfekt klappt, alles über einen Haufen werfen.“ Dieser Äußerung schließe ich mich gerne an. Widmen wir uns gemeinsam der qualitativen Weiterentwicklung von Schule und Unterricht. Nur so können wir den Problemen an den Hamburger Gymnasien begegnen. Strukturdiskussionen dieser Art müssen bis auf Weiteres ein Ende haben.
CONTRA
Das Turbo-Abi G8 hat sich eindrucksvoll nicht bewährt
Dr. Mareile Kirsch Rechtsanwältin Initiatorin des Volksbegehrens „G9-Jetzt-HH“
„Ich halte von diesem Turboabitur überhaupt nichts“, erklärte der Vorsitzende des Bankenverbandes Hamburg und Vorstandssprecher der Privatbank Donner & Reuschel, Marcus Vitt, am 15. Juli im Hamburger Abendblatt. „Wir sollten Jugendlichen die notwendige Zeit geben, um erwachsen zu werden und gründlich den Lernstoff zu beherrschen. Bei dem sogenannten G8-Abitur bleiben der Mensch und die Entwicklung von Sozialkompetenzen auf der Strecke“, so Vitt. Das Abitur nach zwölf Jahren lehne er deshalb strikt ab. Das G8 führe zu einem „schleichenden Ausverkauf der Bildung“, so Lehrer von Hamburger Gymnasien. Physik, Geschichte, Chemie, Geografie, seien für das G8 um je eine Stunde reduziert worden. Den G8-Abiturienten fehle das nötige Wissen zur Aufnahme eines Studiums, kritisiert auch Hamburgs Universitätspräsident Professor Dieter Lenzen: Die Vermittlung von Grundlagenwissen sei „eine Aufgabe, die zu Zeiten von G9 noch an den deutschen Gymnasien in der Oberstufe vorgesehen gewesen sei.“ Die Hochschulreife soll künftig ein zusätzliches Collegejahr an der Universität vor Beginn des Studiums vermitteln: Das Hamburger „Universitätskolleg“, das den Steuerzahler schon jetzt 13 Millionen kostet. Das Abitur an Gymnasien und Stadtteilschule verlöre nach diesem Plan endgültig seinen Wert als international beachteter Weg zur Hochschulreife. Einen Niveauverlust des Hamburger G8-Abiturs belegt auch eine Ver-
gleichsuntersuchung zwischen G8- und G9 Abitur durch fünf Mathematikern und Fachdidaktikern um den Bio-Didaktiker Professor Hans Peter Klein, die eine klare Absenkung der Anforderungen in Mathematik und in Biologie nachgewiesen haben. „Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums war ‘falsch’, so der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus. Das Abitur müsse auch künftig die „Studierfähigkeit vermitteln“ und dürfe „nicht auf die Studierberechtigung reduziert werden. Das Gymnasium müsse außerdem auch die „menschliche Entwicklung ermöglichen“. Der Deutsche Lehrer- wie der Deutsche Philologenverband fordern die bundesweite Wiedereinführung des G9 an den Gymnasien – auch in Hamburg. Auf heftige Kritik von Philologen stieß denn auch die neue Studie „Bildungsmonitor 2014“, wonach das Turbo-Abi für Schüler weder mehr Stress verursacht noch schlechtere Leistungen hervorbringt als das G9. Eine echte wissenschaftliche Überprüfung des G8 fehle bisher, so die Autoren. Umso klarer machen sie, was aus ihrer Sicht für ein Festhalten am G8 spricht: „Humankapital“ bringe bei kürzerer Schulzeit höhere „Erträge“. Mit dem Streichen eines Schuljahres bei Abiturienten „gewinnen Staat und die Sozialversicherungen … 17.800 Euro Steuern und Sozialversicherungsbeiträge im Jahr“. Pädagogische Vorteile eines verbindlichen G8 für alle Gymnasialschüler nennen die Autoren nicht. Dass Noten von G8-Schülern nicht auffallend schlechter ausfielen, sei der Aufweichung von Standards zuzuschreiben, erwidern Vertreter der Philologenverbände. „Wenn die Notenbestimmungen so geändert werden, dass
das G8 zum Erfolg verurteilt war, konnte gar nichts anderes herauskommen als eine – numerisch – schöne Bilanz“, so J. Kraus. Kritik am G8 kommt zunehmend auch aus der Wirtschaft: „Wenn Kinder mit Lehrstoff zugeschüttet werden – wo soll dann die Kreativität herkommen“, so Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH: Mit dem G8 sei ein falscher Schritt eingeleitet worden. „Das Turbo-Abi G8 hat sich eindrucksvoll nicht bewährt“, so auch Volker Schmidt, Vorstand der Stiftung Niedersachsen Metall. „72 Prozent unserer Betriebe wünschen sich eine Wahlfreiheit zwischen G8 und einem Abitur nach 9 Jahren, ein Viertel sagt, das Qualifikationsniveau der Abiturienten habe sich seit Einführung von G8 verschlechtert, 39 Prozent geben an, G8 habe zu Defiziten bei Sozialverhalten, Urteilskraft und persönlicher Reife geführt.“ Bundesländer wie Hessen und Baden Württemberg haben das G9 an Gymnasien zügig, unbürokratisch, ohne Chaos wieder eingeführt. Auch sie haben das G9 an Gesamt- und Gemeinschaftsschulen und elterliches Wahlrecht zwischen G9 oder G8. Niedersachsen wird 2015 zum G9 zurückkehren. Das wünschen sich auch viele Hamburger Eltern, Lehrer und Schüler. Sie fordern mehr Zeit für Qualität der Bildung, nachhaltiges Lernen, Vertiefung von Wissen, für Persönlichkeitsentwicklung, Freiräume, Musik, Sport, soziales Engagement, für Familie, Freunde und Erholung. Beim Volksbegehren vom 18. 9. bis zum 8.10. können sie mit ihrer Unterschrift selbst mitentscheiden, ob das G9 an Hamburgs Gymnasien wieder eingeführt wird.
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Aus dem Landesverband
Klausurtagung des Landesvorstands:
Von Wissenschaft, Maritimer Wirtschaft und Innerstädtischer Mobilität Es gibt zwei Arten, Politik zu machen. Zum einen kann man die Stimmung der Wahlbevölkerung aufspüren und möglichst zutreffend deuten, so dass sich mit den richtigen Themen Wahlsiege erringen lassen. Zum anderen kann man die Megatrends ansehen, die Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten umformen werden, um diese Entwicklung nicht nur zu erahnen, sondern zu gestalten. Megatrends sind unbequem, komplex und manchmal paradox. Deshalb sind mit der zweiten Art so schwer Wahlen zu gewinnen. Am besten wäre also eine Mischung aus beidem. Die Mitglieder des Landesvorstands, die Hamburger Mitglieder im Bundesvorstand und die Vorsitzenden der Landesfachkommissionen haben am 22. und 23. August in Scharbeutz in diesem Sinne drei Politikfelder mit Hilfe kompetenter Gastreferenten untersucht. Welche Megatrends bestimmen in Zukunft die Wissenschafts- und Hochschullandschaft? Dr. Hariolf Wenzler, Geschäftsführer der Bucerius Law School, hat sie identifiziert und aufgelistet: Urbanisierung, Globalisierung, demografischer Wandel, Ökologisierung, etc. Und natürlich: Die Kommu-
Dr. Hariolf Wenzler Geschäftsführer der Bucerius Law School
nikationsformen werden sich in Zukunft massiv verändern. Klar, dass die klassische Vorlesung an den Hochschulen der Vergangenheit angehört – allerdings nicht an allen Hochschulen. Insbesondere die staatlichen Hochschulen scheinen hier dem Trend hinterher zu hinken.
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Dass Hariolf Wenzler die Vorzüge der privaten Hochschulen herausstellt, darf man von ihm erwarten. Die Bucerius Law School führt regelmäßig das CHE Hochschulranking an – und das ohne einen Euro staatlicher Unterstützung. Im Gegenteil: Die Stadt erhält aus dem Hochschulpakt Geld für alle Studienanfänger an staatlichen und privaten Hochschulen. Allerdings fließen die Mittel nur an die staatlichen Institutionen zurück. Völlig zu Recht kann man eine Benachteiligung privater Einrichtungen beklagen. Dennoch sind hier die Bedingungen durchweg besser, so dass die Nachfrage nach Studienplätzen – nicht nur an der Bucerius Law School – das Angebot deutlich übersteigt. Daran ändern auch die Studiengebühren nichts. Wenn also eine Bereitschaft da ist, für hohe Qualität in der Ausbildung zu bezahlen, sollten auch die staatlichen Einrichtungen sich darauf einstellen. Studiengebühren haben einen positiven Einfluss auf den Leistungswillen der Studenten – und auf den Haushalt. Gute Lehre und exzellente Forschung brauchen nun mal Geld. Es muss investiert werden nicht nur in baulich-räumliche Qualität – etwa derart, dass Orte geschaffen werden, die zu Kommunikation einladen – sondern in völlig neue Formen der Wissensvermittlung. In Zukunft werden Studienanfänger genaue Informationen über ihren Wissensstand und ihre Kompetenzen mitbringen, die es der Hochschule erlauben, sie individuell zu fördern. Der grundlegende Wandel der Informations- und Kommunikationsformen
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legt nahe, dass Wissenschafts- und Hochschulpolitik nicht mehr isoliert betrachtet werden können. Wissen ist zentral für alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. Ein guter Grund der Universität auch mehr Zentralität in der Stadt einzuräumen. Die Verlegung an den Grasbrook wäre eine Gelegenheit gewesen, da bestand große Einigkeit, was eine späte Genugtuung für Dr. Herlind Gundelach war, die als Wissenschaftssenatorin seinerzeit die Pläne für die Verlagerung verfolgte. Ein Neubau könnte zudem zu einer völlig neuen Wahrnehmung der Universität beitragen: Sie ist ja längst nicht mehr der Hort linker Krawall-Studenten sondern die Quelle von Wissen und Innovationen. Das Tempo der Wissensgesellschaft wird real am Beispiel der innerstädtischen Mobilität. Die Mobilität der Zukunft wird bereits heute angeboten.
Thomas Beermann Geschäftsführer der car2go Europe GmbH
Mit einer App ist es möglich, den optimalen Weg von A nach B zu erfahren, Tickets zu buchen und zugleich zu kaufen. Dabei ist das Car-sharing ein bedeutendes Segment in der Vielfalt der Mobilitätsformen. Thomas Beermann, Geschäftsführer der car2go Europe GmbH konnte dem Landesvorstand eine beeindruckende Erfolgsstory präsentieren. Seit dem Start im April 2011 hat das Unternehmen bereits 80.000 Nutzer in Hamburg gewonnen. Das Wachstum ging selbst nach Eintritt des Konkurrenten DriveNow in den Hamburger Markt stetig weiter. Car-sharing
Landesvorsitzender Prof. Dr. Jörg F. Debatin führt durch die Klausurtagung, rechts: Dr. Herlind Gundelach MdB, Senatorin a.D. Holger Preibisch, stellvertretender Landesund Dietrich Wersich MdHB, Senator a.D., Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion vorsitzender
ist innovativ und daher natürlich betriebswirtschaftlich interessant. Es dauert etwa drei Jahre, bis der breakeven-Punkt erreicht ist. Da an solchen Entwicklungen die Trends gut erkennbar sind, muss die Politik sich hierauf einstellen. Bei Parkregelungen etwa oder der Nutzung der Busspur könnten die Mietautos bevorzugt werden. Rechtfertigen ließe sich dies mit der Einhaltung ökologischer Standards. Noch ist der Einsatz von Elektrofahrzeugen betriebswirtschaftlich nicht darstellbar – zumindest nicht ohne besondere Förderung. Aber die Elektroautos werden auf absehbare Zeit günstiger. Dann wird sich die Frage nach der nötigen Infrastruktur, also ausreichender Ladestationen, verstärkt stellen. Wenn Unternehmen sich auf diese Form der Mobilität einstellen, müssten
Gerhard Schenk Bereichsleiter Systemplanung des HVV
sie ihren Mitarbeitern statt der HVV ProfiCard eher eine Art Mobilitätsticket zur Verfügung stellen. Ob dies im Sinne von Gerhard Schenk, Bereichsleiter Systemplanung des HVV liegt, ließ er zunächst unbeantwortet. Überhaupt sieht er keine Konkurrenz von Carsharing zum ÖPNV. Die Mobilitätsformen haben sich zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs verlagert,
erläuterte Schenk. Der Fahrradverkehr hat in den letzten Jahren zugenommen und auch der HVV konnte eine deutliche Zunahme der Fahrgastzahlen verzeichnen. Ein politisch relevantes Thema ist der Streckenausbau des ÖPNV. Es gibt in Hamburg einige dicht besiedelte Stadtgebiete und Großwohnsiedlungen ohne U- bzw. S-Bahn-Anschluss, wie Steilshoop oder Lurup. Allerdings ging es dem Landesvorstand weniger um Streckenvarianten, als mehr um eine grundsätzliche Haltung angesichts sich abzeichnender Trends. Verkehre sollten, soweit möglich, unter die Erde verlegt werden. Ist die Bevorzugung von Bussen wirklich zeitgemäß? Vielmehr erscheint die Stadtbahn eher geeignet. Über der gesamten Verkehrspolitik stehen immer die Auswirkungen auf die Luftschadstoffbelastung. Manch einer mag an allen Bemühungen zur Reduzierung der straßenverkehrinduzierten Schadstoffe verzweifeln, wenn mit jedem Kreuzfahrtschiff die Luftbelastung einer Kleinstadt in die City einläuft. Dabei kann freilich kein Zweifel an dem Nutzen der Kreuzfahrtindustrie für Hamburg bestehen. Kreuzfahrtschiffe erfreuen sich in Hamburg einer sehr breiten Wahrnehmung und positiven Resonanz. Tatsächlich machen aber die Kreuzfahrtschiffe an der gesamten deutschen Handelsflotte nur einen äußerst geringen Anteil aus. Dirk Max Johns, Geschäftsführer vom Verband Deutscher Reeder gab den Umfang der gesamten deutschen Handelsflotte mit knapp 3.500 Schiffen an. Trotz weltweiter Überkapazitäten haben die Deutschen Reeder im vergangenen Jahr immerhin 70 neue
Schiffe in Auftrag gegeben. Die Flottenstärke kann nur mit zeitlicher Verzögerung auf die Entwicklung von Ladungsaufkommen und Frachtraten reagieren. Die Containerschifffahrt unterliegt einer ausgesprochen zyklischen Entwicklung, so dass die Kurve der Frachtratenentwicklung ein bisschen aussieht, wie ein exaltiertes EKG. Warum von den deutschen Schiffen nur ein Bruchteil unter deutscher Flagge fährt und warum ausgerechnet Liberia der führende Flaggenstaat ist, ist eine lange Geschichte, die nichts mit Steuern und viel mit Bürokratie zu tun hat. Dennoch ist es für den Standort Deutschland sinnvoll und wichtig, den Anteil der Schiffe unter deutscher Flagge zu erhöhen. Für Hamburg ist insbesondere die Ausbildung der Schiffs-
Dr. Dirk Max Johns Geschäftsführer Verband Deutscher Reeder e.V.
kaufleute ein lohnenswertes Politikfeld. Eine Maritime School, die auch internationales Ansehen genießt, könnte ein Nukleus für Neugründungen sein. Seeleute werden häufig auch Unternehmer, die sich dann auch an den Standort gebunden fühlen. Am Ende steht also fest, was die Politik jeweils zu tun hat. Deshalb ist es gut, sich gleichzeitig erklären zu lassen, wie Politik wirklich funktioniert: Zuerst muss man nämlich Wahlen gewinnen. Bürgermeisterkandidat Dietrich Wersich konnte beim abendlichen Gettogether ein Lied davon singen. Man kann Politik nicht an den Bürgern vorbei machen und bei allem, was Politik entscheidet, ist eben doch immer auch der Blick auf die Wähler nötig. Die Präsentationen der Vorträge finden Sie im internen Mitgliederbereich auf unserer Homepage. BN
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Interview
Die Fahrrinnenanpassung macht uns keine Sorgen Dr. Ottmar Gast, Sprecher der Geschäftsführung der Reederei Hamburg-Süd, ist Mitglied im Vorstand des Hamburger Wirtschaftsrats. Am Rande der Klausurtagung stand er für Fragen zur Verfügung.
Dr. Ottmar Gast
Sie kommen gerade aus Brasilien. Beeindruckt es Sie noch, wenn Sie überall auf der Welt auf Hamburg Süd-Container treffen? Nicht unbedingt, aber es ist immer wieder bemerkenswert, wie präsent unser Unternehmen im Straßenbild Südamerikas ist. Die Hamburg Süd ist zwar auf allen Kontinenten vertreten, aber Brasilien ist immer noch unser wichtigster Markt. Verlagern sich die Verkehrsströme nicht Richtung Asien? Nein, es hat in den letzten Jahren eine starke Veränderung der Containertransporte von Asien nach Europa, Nordamerika und den Rest der Welt gegeben. Das hält auch noch an. Das Wachstum in Asien ist mit sieben Prozent immer noch hoch im Vergleich zu anderen Teilen der Welt. Aber es schwächt sich langsam ab. Die Verkehrsströme ändern sich ständig. Wir fahren ja in einem regelmäßigen Linienverkehr immer in zwei Richtungen hin und her, und da sind die Ströme meist unausgeglichen, so dass auch viele Container leer transportiert werden müssen. Änderungen ergeben sich je nach den wirtschaftlichen Entwicklungen in den Ländern oder wenn die Währungsverhältnisse sich ändern. So sind wir jetzt betroffen von der Kri-
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se in Argentinien oder in Venezuela, wo wir stark engagiert sind. Auch die Schwäche in Brasilien trifft uns im Moment. Aber so ist das in diesem Geschäft. Nichts ist stabil. Da spielt auch das Wetter eine Rolle, das Einfluss auf die Ernten hat. Würde Ihre Reederei von dem Transatlantischen Freihandelsabkommen profitieren? Ich glaube nicht, dass das Volumen, das transportiert werden muss, sich so stark ändern wird. Ich glaube eher, dass es für die Exporteure und Importeure leichter wird – und vielleicht kostengünstiger. Bei uns ist immer sehr wichtig, wie das Verhältnis von weltweiter Schiffskapazität relativ zur Nachfrage ist. Wir haben leider seit vielen Jahren eine Überkapazität, die auf die Frachtraten drückt. Man muss abwarten, ob sich das Freihandelsabkommen entlastend auswirken würde. Der Hamburger Hafen verzeichnet wieder Rekordumschläge, dennoch sinken die Frachtraten. Man könnte ja meinen, wenn der Welthandel zunimmt … … tut er leider nicht mehr wie in der Vergangenheit. Sie sprechen von einer Momentaufnahme, die sich auf den Hamburger Hafen bezieht. Der ist weltweit mittlerweile allerdings auf die
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zwanzigste Stelle zurückgefallen. Sie müssen das Wachstum des Hamburger Hafens im Verhältnis sehen zum Wachstum im gesamten nordeuropäischen Bereich und hier ist es sehr viel geringer. Die Containerschifffahrt wächst weltweit um etwa vier bis fünf Prozent. Dieses Wachstum findet in erster Linie in Asien statt und nicht in Europa. Vor der Lehman-Krise hatte Hamburg schon fast 10 Millionen Container umgeschlagen. Erst jetzt kommen wir wieder an die 10 Millionen heran. Es wird aber nicht so zügig weiter gehen, wie das im Moment erfreulicherweise der Fall ist. Das klingt ja vor allem sehr nüchtern. Die Branche muss sich daran gewöhnen, dass sie langsam einschwingt in ein normales Wachstum. Wir hatten in den vergangenen zehn / zwanzig Jahren ein überproportionales Wachstum in der Containerschifffahrt. Das Jahr 2008 hat dann einen Wendepunkt dargestellt. Bis dahin hat die Containerschifffahrt von der Zunahme der weltweiten Arbeitsteilung profitiert. Dadurch wurden viele Güter durch die Welt transportiert. Das weltweite Wachstum lag deutlich oberhalb des Weltwirtschaftswachstums. Darüber hinaus gab es die sogenannte Containerisierung. Ladungsgüter, die vorher
in konventionellen Schiffen transportiert wurden, wanderten mehr und mehr in den Container. Dieser Struktureffekt ist jetzt weitgehend zum Abschluss gekommen. Jetzt wächst die Branche nur noch in etwa so stark wie die Weltwirtschaft. Muss man sich den Kampf um Marktanteile, der in der Branche derzeit stattfindet, wie einen Verdrängungswettbewerb mit Dumpingpreisen vorstellen? Nein. Wir wollen alle Geld verdienen, die großen und die kleinen Marktteilnehmer. Aber die Branche als Ganzes verdient seit sechs Jahren kein Geld. Warum ist das im Moment so? Einen Container von A nach B zu transportieren ist nicht rocket science. Die Containerschifffahrt hat sehr hohe Kapitalkosten und jeder versucht, die Schiffe möglichst voll auszulasten. Wenn hierfür nicht genug Ladung da ist, dann nimmt man Aufträge an, die auch zu Grenzkosten noch Sinn machen, also solange sie noch positive Deckungsbeiträge erbringen. Die Folge ist, dass die Profitabilität entsprechend leidet. Also ist das vordergründige Ziel nicht die Erhöhung der Marktanteile? Ja und nein. Je größer ein Schiff ist, desto mehr sinken die Stückkosten. Das führt dazu, dass es sich keiner leisten kann, Marktanteile zu verlieren. Wer kleiner wird, verschlechtert seine Kostenposition. Und in der Beziehung sind dann einige besonders aggressiv, und wollen ihren Marktanteil nicht nur halten, sondern erhöhen, um ihre Kostenposition relativ zu den anderen zu verbessern. Da spielen dann unter Umständen auch persönliche Ambitionen eine Rolle, die nicht immer rational sind. Auf jeden Fall: Jeder hat den Druck, die Kapazitäten auszulasten und auch eine gewisse Größe zu haben. Wenn wir beispielsweise in den nächsten Monaten einen chilenischen Carrier übernehmen werden, dann machen wir das nicht, weil wir Spaß an der Größe haben, sondern weil wir hiermit unsere Kosten – bzw. Wettbewerbsposition weiter verbessern können. Aber ist es dann richtig, dass in diesem Kampf um die wettbewerbsfähigste
Kostenposition die Stadt einer Hamburger Reederei hilft, indem sie Unternehmensanteile erwirbt? Da ist dann einem Wettbewerber mit Steuergeldern geholfen worden. In Frankreich ist das ja sehr üblich und man sieht auch, wo das hingeführt hat, wenn der Staat sich zu viel in Unternehmensentwicklungen einmischt. In diesem Fall sehen wir es nicht so kritisch, da wir nur bedingt direkte Wettbewerber waren. Historisch bedingt hat Hapag-Lloyd mehr die sogenannten Ost-West-Verkehre abgedeckt, also Asien-Europa, Asien-Nordamerika, Europa-Nordamerika und wir mehr die Nord-Süd Verkehre. Erst in den letzten Jahren, wo sich die Märkte völlig geöffnet haben, überschneiden wir uns in bestimmten Bereichen. Insofern war das Argument, dass ein Wettbewerber quasi gestützt wird, für uns nicht so gravierend. Sie wissen ja nicht, ob die Stadt nicht auch bei Hamburg Süd einspringen würde, wenn Sie es nötig hätten. Da bin ich mir nicht so sicher. Die Stadt geht davon aus, dass der Hamburger Hafen extrem abhängig von der Existenz von Hapag-Lloyd als Hamburger Unternehmen ist. Im vergangenen Jahr ist die Fusion mit Hapag-Lloyd nicht zustande gekommen. Wird es nun eine Kooperation geben? Wir haben schon immer in den letzten Jahren in bestimmten Fahrgebieten kooperiert, aber wir werden nicht eine weitergehende Kooperation als Ersatz für die Fusion machen können. Man muss immer unterscheiden zwischen Kooperation auf der Seeseite und Kooperation auf der Landseite. Entgegen der allgemeingültigen Auffassung ist dies eben nicht primär ein Schiffsgeschäft, sondern 60 Prozent der Kosten eines Containertransportes fallen an Land an: die ganze Organisation – Verkauf, Logistik etc. Wenn man Synergien richtig heben wollte in Form eines Mergers oder einer Kooperation, müsste man landseitig kooperieren. Das sind dann Dinge, die sehr weitreichend wären. Das können Sie dann nicht mehr so einfach rückgängig machen. Das wäre dann quasi schon eine Fusion und
man würde ein stückweit seine Unabhängigkeit für andere Optionen aufgeben. Wir kooperieren in bestimmten Gebieten, wenn es praktikabel für beide Seiten ist. Das haben wir aber vorher schon gemacht und werden das möglichst auch weiter tun. Eine letzte Frage zur Fahrrinnenanpassung: Macht Ihnen die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, die für Anfang Oktober ansteht, Sorgen? Als Hamburger Bürger ja, als Vertreter der Hamburg Süd eher weniger. Das betrifft ja nur die ganz großen Schiffe und wir sind in einem Gebiet unterwegs, wo man die Schiffe, die Probleme auf der Elbe haben, gar nicht einsetzen kann, also in Asien-Südamerika, Europa-Südamerika, Nordamerika-Südamerika. Auch da haben allerdings die Schiffsgrößen immer mehr zugenommen und dort waren wir auch immer der Vorreiter, wieder die nächste Kategorie der Schiffsgröße einzusetzen. Die ganz großen 18- bis 20.000 TEU-Schiffe, werden im Moment nur zwischen Asien und Europa operiert. Aber natürlich kann das auch uns irgendwann einmal betreffen. Sie kennen ja zahlreiche Seehäfen auf der Welt. Ist der Hamburger Hafen im Vergleich tatsächlich so gut? Bis auf die bekannten jüngsten Probleme, ja. Grundsätzlich ist Hamburg ein Hafen, der gute Dienstleistungen erbringt, der zuverlässig ist. Da können wir uns nicht beklagen. Worüber wir uns beklagen ist, dass er zu teuer ist. Die Preise sind einfach zu hoch und das ist auch immer ein Diskussionspunkt bei unseren Partnern, wenn sie den Hafen anlaufen. Zwanzig Jahre sind Sie jetzt bei Hamburg Süd. Ein bisschen Jubiläum, bald ein viertel Jahrhundert. Zwanzig Jahre ist schon erstaunlich lange. 25 werde ich aber nicht mehr erreichen. Warum nicht? Bei uns ist es ist absolut üblich, dass man sich mit 65 in den Ruhestand verabschiedet. Die Fragen stellte Brigitte Nolte
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Landesfachkommission
Landesfachkommission – Logistik und Infrastruktur
A 7-Ausbau: Werben für das, was unvermeidbar ist Gerhard Fuchs ist seit dem 1. April 2014 Verkehrskoordinator der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Sein Job ist die Abstimmung der Baustellenplanungen für den Ausbau der A 7 vom Elbtunnel bis zum Bordesholmer Dreieck und dessen Kommunikation. Erstmalig in Deutschland wurde damit eine länderübergreifende Koordination eingerichtet. Ende August stellte Gerhard Fuchs auf Einladung des Vorsitzenden Prof. Peer Witten ein Verkehrsleit- und Informationskonzept den Mitgliedern der Landesfachkommission Logistik und Infrastruktur vor. Mit einem Bündel von Maßnahmen sollen die unvermeidbaren Beeinträchtigungen während der Bauphase möglichst weit aufgefangen werden. Schon 2012 haben die ersten vorbereitenden Maßnahmen entlang der Autobahn begonnen, ab dem 1. September läuft der Gesamt-
zeitplan für das ÖPP-Projekt vom Dreieck Nordwest bis Bordesholm, sodass nach Genehmigung der detaillierten Ausführungsplanung nach dem Winter mit den großflächigen Arbeiten begonnen werden könne.
DAS MODELL DER A7 Das Projekt wird als öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) im Bundesfernstraßenbereich durchgeführt. Für die Durchführung wird eine eigene Projektgesellschaft gegründet. Sie tritt als Generalunternehmer auf und profitiert vom Instrument der Bonitätsverbesserung. Öffentlicher Partner ist die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), die die Bundesrepublik Deutschland über die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein als Projektträger vertritt. Die DEGES ist zugleich für die Auftragsvergabe zuständig. Auftragnehmer ist das Konsortium VIA SOLUTIONS NORD, bestehend aus den Unternehmen HOCHTIEF PPP Solutions, KEMNA BAU und DIF Infra. Die Projektgesellschadt wird auf der Basis der Verfügbarkeit vergütet, dem sogenannten Verfügbarkeitsmodell. Dabei richtet sich die Höhe des Entgeltes vorrangig danach, in welchem Umfang und welcher Qualität der Streckenabschnitt für Verkehrsteilnehmer bereit steht. Bei Erfüllung der vertraglich festgelegten Vorgaben erhält der Auftragnehmer das voll vereinbarte Verfügbarkeitsentgelt, bei Nichterfüllung einen Abzug. Die Finanzierung erfolgt – neben einer Anschubleistung aus Bundesmitteln – erstmalig in Deutschland über eine Projektanleihe. Eingebunden werden damit private Inverstoren – getragen durch die KfW IPEX-Bank und die Europäische Investitionsbank. Die EIB stellt ein Nachrangdarlehen im Umfang von 90 Millionen Euro zur Verfügung, das etwa 20 Prozent der vorrangigen Kapitalmarktinstrumente entspricht. Zusätzlich ist die EIB auch einer der Kapitalinvestoren der vorrangigen Projektanleihe im Rahmen der Europa-2020-Projektanleiheninitiative. Das Gesamtprojekt umfasst ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro.
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Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Gerhard Fuchs Staatsrat a.D.
Dr. h.c. Michael Kubenz
Damit liege man voll im Zeitplan, nachdem erst im Juni der Zuschlag im Vergabeverfahren für das ÖPP-Projekt erteilt wurde. Vorgezogen wurde schon außerhalb des ÖPP-Abschnittes Anfang Mai Abriss und Neubau der Langenfelder Brücke, die bis 2018 fertig gestellt sein soll. Der Bau bei laufendem Verkehr stellt hohe Anforderungen, die bisher vorbildlich gemeistert wurden. Darüber bestand große Einigkeit unter den Sitzungsteilnehmern. Aber wie wirksam werden die Maßnahmen zur Stauvermeidung auf der A 7 und in der Stadt sein? Denn natürlich werden sich die Verkehre verlagern und dadurch die Straßen in der Stadt weiter belasten. Um dem etwas entgegen zu setzen, wurde eine großräumige Umgehung für den überregionalen Durchgangsverkehr identifiziert – eine östliche Umfahrung über die A 1, A 21 und B 205. Abgesehen davon soll der notwendige Verkehr grundsätzlich auf der A 7 belassen werden. Darauf werden die Baustelleneinrichtungen ausgelegt sein. Besondere Herausforderungen stellen die Spitzenbelastungszeiten zwischen 7.00 und 9.00 Uhr sowie zwischen 16.00 und 19.00 Uhr dar. Durch Geschwindigkeitsbegrenzungen mit dem Ziel eines gleichmäßigen Verkehrsflusses lassen sich Staus vermeiden – auch wenn dies für Menschen, die selbst nicht Stauforscher sind, nur
PR-Bericht
Hamburgs Spezialitäten
„Das Caféhaus“ Rahlstedt
Prof. Dr. Peer Witten, Vorsitzender der Landesfachkommission
schwer einsichtig ist. Es müssen sich nur alle an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Viele Autofahrer nutzen die A 7 für innerstädtische Wege. Hier liegt ein Potenzial zur Verkehrsvermeidung. In Hamburg gibt es vielfache Möglichkeiten der innerstädtischen Mobilität. Die Anbieter des ÖPNV sind bereits aufgefordert, in Spitzenzeiten mehr Kapazitäten und Anreize für einen Umstieg zu entwickeln. Für weitere Entfernungen wird sich zum Fahrplanwechsel im Dezember das Angebot der Deutschen Bahn deutlich verdichten. Kommunikation und Information spielen bei der Stauvermeidung eine große Rolle. Einerseits müssen Verkehrsbehinderungen und Ausweichmöglichkeiten vermittelt, andererseits muss eine positive Haltung gegenüber den Baumaßnahmen erzeugt werden, um somit Verständnis zu gewinnen für das, was sich nicht verhindern lässt. Und es wird einen Zugewinn an Lebensqualität geben, der über die rein verkehrlichen Verbesserungen weit hinausgeht: Durch drei Deckelungen über mehrere Kilometer wächst der bisher geteilte Hamburger Westen zusammen und Zehntausende werden von Lärm und Abgasen verschont. Die Präsentation von Gerhard Fuchs finden Sie im internen Mitgliederbereich auf unserer Homepage. BN
Die Produktpalette des Konditormeisters Klaus Lange reicht von Konfitüren hin zu Gelees, Honig und Bio-Kaffee. Die Handfertigung und allerbeste Rohstoffe garantieren höchste Qualität und im Rahmen seiner Ökoprofit-Zertifizierung setzt Inhaber Lange seine Ideen für den Umweltschutz ambitioniert um.
Perlen-Champagner-Lesung Am 1. November (19.00 bis 22.00) findet im Hotel Eilenau mit dem Schauspieler Bernd Vennebusch und der Pianistin Valeria Stab eine Lesung statt. Um das Thema Champagner gibt es viele Geschichten: Die Historie dieses köstlichen Tropfens wird bei der Lesung genauso beleuchtet wie das Ursprungsland, die
Confiserie Paulsen Die Confiserie Paulsen wurde 1928 von Wolfgang Paulsen in Hamburg gegründet. Im Jahr 1998 übernahm Kurt Biebl das Geschäft, das er heute mit seinem Sohn Daniel führt. Im Hanse-Viertel und demnächst in der Rindermarkthalle sind die leckeren Produkte aus Zucker, Schokolade, Nüssen und Marzipan zu kaufen. Die Schokoladenmanufaktur liegt in Hamburg-Hohenfelde und seit Jahrzehnten heißt das Erfolgsrezept bei Paulsen: „Nur allerbeste Zutaten für die Herstellung verwenden, das garantiert Hochwertigkeit und ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt“. Zum Ganzjahresprogramm zählen neben Marzipan auch die Ingwer-Spezialitäten. „Die würzige Wurzel verleiht unseren süßen Spezialitäten das besondere Etwas. Ummantelt von dunkler Edelbitter-Schokolade oder zarter Edelvollmilch-Schokolade, als Stäbchen, Blätter, Brocken oder Kartoffel, in Kris-
Das Produkt „GeschenkDelikatessen“ kann im Online-Shop bestellt werden. Mit einem selbstgestaltetem Etikett „Erikas Kirsch-Konfitüre“ oder einem „Guten Morgen Frau Otte“ wird der Kaffee, die Konfitüre oder der Honig ein ganz persönliches Präsent. Schenken Sie Freunden, Kunden, Nachbarn, Familie oder Menschen, die Ihnen lieb geworden sind, eine ganz persönliche Aufmerksamkeit. Alle Infos und Vorlagen, um Ihr individuelles Etikett zu gestalten, finden Sie unter: www.geschenk-delikatessen.de Ernte und der Reifeprozess bis das Edelprodukt beim Konsumenten im Glas ist. Geschichten, vorgetragen von Bernd Vennebusch mit der musikalischen Untermalung am Piano von Valeria Stab. Gereicht wird erlesenes Fingerfood und natürlich auch der köstliche Champagner. Infos und Anmeldungen unter: www.eilenau.de tallzucker gewälzt oder abgetropft – immer ein harmonischer Hochgenuss“, weiß der Seniorchef. Handgeschöpfte Schokolade, dunkel, intensiv im Geschmack. Nur edelste Kakaosorten finden ihren Weg in unsere Produkte, die nach traditionellen Verfahren veredelt und nach bewährtem Rezept verarbeitet werden. Nur so entsteht aus dem feinen Rohprodukt dieser Schokoladengenuss in Vollendung, mit seiner harmonischen Kombination aus Biss und Cremigkeit. Gemeinsam mit dem Fotografen Johannes Pickert wurde eine GenussKollektion der hanseatischen Art entwickelt. Die bebilderte Verpackung mit den Wahrzeichen der Hafenstadt kann man mit dem kleinen Extra an Süße ideal verschenken. Mit einem firmenpersonalisierten Produkt aus unserem Hause werden Sie garantiert bei Ihren Kunden Erfolg haben. Nähere Einzelheiten dazu auf unserer website: confiserie-paulsen.de
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Foto: Bertram Solcher/HMC (BS)
POLITISCHES FRÜHSTÜCK
Hamburgs Messe – der unterschätzte Wirtschaftsmotor Messen zeichnen sich durch ihre überregionale Bedeutung aus. Städte wie Leipzig (Buchmesse) und Hannover (CeBit) sind als Messestädte bekannt. Von den 35 deutschen Messestädten steht Hamburg auf Platz 10 und hat international mit seinen Fachmessen für Maritimes und Luftfahrt große Bedeutung. Das mag an der günstigen Infrastruktur einer Stadtmesse liegen oder aber auch an der Zielsetzung, keine zu großen Leerflächen über Nicht-Messezeiten finanzieren zu wollen.
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Dass in Hamburg die wirklich großen Messen nicht stattfinden, hängt mit den vorhandenen Ausstellungsflächen zusammen. Die Hamburger Veranstaltungen werden die Besucherzahlen einer Cebit (über 800.000) oder einer IAA (annähernd eine Million) nicht erreichen. In Hamburg zählen vor allem die „Du und deine Welt“ mit über 200.000 oder die „hanseboot“ mit über 100.000 Besuchern zu den die attraktivsten Messeveranstaltungen. Um die 280 Veranstaltungen finden im Hamburger Messekomplex jährlich statt. Insofern ist Hamburg zweifellos ein wichtiger Messestandort, sowohl in Deutschland, als auch international. Dies erläuterte Bernd Aufderheide den Mitgliedern und Gästen des Wirtschaftsrats beim POLITISCHEN FRÜHSTÜCK am 6. Juni im Hotel Steigenberger. Viel Wind wurde um die Windmesse gemacht, die in diesem Jahr zum
Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Bernd Aufderheide Geschäftsführer der Hamburg Messe und Congress GmbH Aufderheide ist ein ausgewiesener Messe-Experte, er verantwortete zwischen den Jahren 2000 und 2003 als Geschäftsführer den Bereich Marketing der Köln-Messe. Seit 1987 startete er gleich nach dem Studium als Trainee im nationalen und später auch im internationen Messegeschäft.
ersten Mal in Hamburg stattfindet. Hamburg hat sich als europäische Windhauptstadt etabliert. Insofern dürfte die WindEnergy im September ein großes Publikum anziehen. Die positiven Effekte, die die Stadt durch die Messe erfährt, lassen sich
Foto: Bertram Solcher/HMC (BS)
Landesvorsitzender Prof. Dr. Jörg F. Debatin Bernd Aufderheide, Albert Daboven (v.l.)
noch genauer messen. Bei einer Anzahl von mehr als einer Million Messebesuchern, gab Bernd Aufderheide die Wiederkehrerquote mit 35 Prozent an. Dies dürfte Ausdruck besonderer Attraktivität der Messe ebenso wie der Stadt sein. Der positive Beitrag zum Tourismus ist damit aber nur annähernd erfasst. Der Imagegewinn ist letztendlich nicht wirklich messbar. Da allenthalben über eine OlympiaBewerbung Hamburgs gesprochen wird, konnte auch der Messe-Geschäftsführer nicht anders, als den Beitrag der Messe bei einer Ausrichtung der Spiele darzustellen: Der Messeplatz könnte ideal für sportliche Wetbewerbe umdisponiert werden.
Der Kongress „Lions Club International Convention Hamburg“ hat etwa 40 Millionen Euro Umsatz gebracht, so Aufderheide. Daran lässt sich die wirtschaftliche Bedeutung der Messe für die Stadt ablesen. Hotels und Gastronomie profitieren von der Messe. Besucher aus 160 verschiedenen Ländern sorgen für eine große Strahlkraft, die der Stadt insgesamt Bekanntheit und Weltoffenheit verleiht. Hamburg sei, so heiße es, „Germany’s best hidden secret“. Ein weiteres Geschäftsfeld der Hamburg Messe ist das Congress Center Hamburg (CCH). Schwerpunkt des Tätigkeitsfelds des CCH liegt bei Medizinkongressen und Firmenveranstal-
tungen. Bei allem, was die Messe der Stadt an positiven Standortfaktoren liefert, bleibt nicht aus, den Beitrag der Stadt für die Messe und das CCH genauer zu beleuchten. Für die Revitalisierung der Infrastruktur sind umfangreiche Investitionen erforderlich, um weiterhin Tausende von Veranstaltungen zu organisieren und Millionen von Besuchern zu empfangen. Die Entscheidung über eine Revitalisierung steht noch bevor. Bernd Aufderheide ist indes zuversichtlich, dass die Stadt eine angemessene Unterstützung leisten wird. Einige Parteien haben sich bereits positiv geäußert. Jahr für Jahr kommen mehr als eine Million Besucher in die Messen und Kongresse. „Mit einer derzeitigen Auslastung von gut 50 Prozent haben wir in der Spitze noch Luft und vertragen weitere Veranstaltungen. Die Messe als Kauf-Entscheider liegt bei der Altersgruppe +55 auf Platz 5. Jüngere mögen das Internet bevorzugen, dennoch heißt das Credo: Der persönliche Messe-Kontakt verkauft besser als das Internet“ so Aufderheide. In 2016 prognostiziert der Geschäftsführer gar die „schwarze 0“. Amelie Nahrstedt, Praktikantin / EJH
MESSE-TERMINE 2014 Hamburg Messe und Congress 03.10. – 12.10.2014
Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, Ost und Süd, Täglich 10 bis 18 Uhr
DU UND DEINE WELT – viel mehr als shopping Hamburg Messe und Congress GmbH
22.10. – 25.10.2014
CCH
Deutscher Schmerzkongress 2014 Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.
25.10. – 02.11.2014
Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, Ost und Süd, Tägl. 10 bis 18 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr
hanseboot – Internationale Bootsmesse Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH
13.11. – 16.11.2014
Messegelände Eingänge Halle A3, Tor A3 Do. 11 bis 18 Uhr, Do. Late View 18 bis 22 Uhr, Fr. 11 bis 20 Uhr, Sa. bis So. 11 bis 18 Uhr
Affordable Art Fair – Zeitgenössische Kunst von 100 bis 5.000 Euro UMPR GmbH
20.11. – 22.11.2014
Messegelände Hallen B1 – B7, Eingänge Mitte, Ost, Süd, Do. – Fr. 9 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 17 Uhr
GET Nord – Fachmesse Elektro, Sanitär, Heizung, Klima Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH
28.11. – 30.11.2014
Messegelände Halle A2, Eingang Halle A2 Fr. 16 bis 22 Uhr, Sa. 10 bis 20 Uhr, So. 11 bis 19 Uhr
blickfang 2014 – Design Shopping Event blickfang GmbH
05.12. – 07.12.2014
Messegel. Hallen B1-B4 (EG), Eing. Ost (Bei den Kirchhöfen, B4) Eing. Süd (Karolinenstr., B6)
Mineralien Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH
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POLITISCHES FRÜHSTÜCK
Qualität und Quote Was für ein Moment: Deutschland siegt im Finale gegen Argentinien mit 1:0 – und alles live in der ARD! Fußball in höchster Qualität und die ganze Nation hat’s gesehen. Qualität und
Lutz Marmor, Vorsitzender der ARD und Intendant des NDR und Pieter Wasmuth, stellvertretender Landesvorsitzender
Quote Arm in Arm, sozusagen. Nur Spielverderber fragen danach, was die Übertragungsrechte die ARD gekostet haben. Eine Antwort würde man ohnehin nicht kriegen, denn an diesem Punkt ist Schluss mit Transparenz. So ähnlich hat es Lutz Marmor, Vorsitzender der ARD und Intendant des NDR den Mitgliedern und Gästen des Wirtschaftsrats bei seinem Besuch am 10. Juni erklärt. Natürlich kennt der Rundfunkrat die Preise, aber die Öffentlichkeit bleibt bei Übertragungsrechten von Sportveranstaltungen und bei
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Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Schauspielergagen draußen. Andernfalls entstehe leicht ein Wettbewerb nach oben. Qualität und Quote ist das Spannungsfeld, in dem sich die Sender bewegen. Qualität bezieht sich leider nicht auf die Qualität des Fußballs, sondern auf Information und Bildung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kommt somit ein bisschen volkserzieherisch daher, was aber keineswegs unangenehm sein muss. Information, Bildung und Unterhaltung stehen gleichberech-
tigt nebeneinander. Um Nachrichten erfolgreich unters Volk zu bringen, muss die Nachrichtensendung dann eben mal in die Halbzeitpause eines wichtigen Fußballspiels gelegt werden. Andererseits weiß man, dass auch die Wasserwerke in den Halbzeitpausen einen erhöhten Verbrauch melden, da in der Zeit schließlich noch andere Dinge zu verrichten sind, als nur Nachrichten sehen. Drei Stunden und vierzig Minuten sehen die Deutschen täglich fern. Hinzu kommen drei Stunden Radio. Bei solchen Zahlen liegt ein kritischer Blick auf die Gesellschaft nahe – oder auf diejenigen, die solche Erhebungen machen. Wenngleich es bei der Erhebung des Medienkonsums Interpretationsspielräume gibt, wie Lutz Marmor konstatiert, ist doch sicher: Das Fernsehen hat seine Stellung als Leitmedium trotz zunehmender Internetnutzung nicht verloren. Dabei ist der Zuschaueranteil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nach wie vor konstant: Der sogenannte Akzeptanzwert liegt bei 44 Prozent, für die ARD-Familie immerhin bei über 28 Prozent. 30 Jahre nach Einführung des privaten Fernsehens im Jahr 1984 hat die ARD keineswegs an Attraktivität eingebüßt. Neun Millionen Zuschauer sehen täglich die 20 Uhr-Nachrichten. Tagesschau und Tatort sind die Quotenbringer der ARD, und das schon seit Jahrzehnten. Die Deutschen lieben eben die Beständigkeit. Die Umgestaltung des Nachrichtenstudios wird da schnell zu einer heiklen Angelegenheit. Schließlich kommt man bis in die Wohnzimmer der Zuschauer und wenn das Vertraute schwindet, hat man nachher zu tun, den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen.
Das TV-Duell mit Jean-Claude Juncker und Martin Schulz im Vorfeld der Europawahl hatte auch deshalb eine so hohe Einschaltquote, weil die Sendung direkt nach der überaus beliebten Serie Um Himmels Willen ausgestrahlt wurde. „Information ist die Währung der Demokratie“, zitiert Marmor Thomas Jefferson. Und Demokratie und Informationen haben eben ihren Preis. Mit der Einführung der Haushaltsabgabe am 01.01.2013 hat die Rundfunkgebühr steuerähnlichen Charakter erhalten. Die Zahlungspflicht fällt unabhängig von dem Vorhandensein eines Geräts an. Dadurch erhöht sich der Druck zu mehr Transparenz. Die Einnahmen für die Sender haben sich seit Einführung der Haushaltsabgabe gut entwickelt. Das hat dazu geführt, dass erstmals in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Beitrag gesenkt wurde – freilich nur um 48 Cent auf 17,50 Euro. Den Sendern geht es also gut. Leicht entsteht da der Eindruck einer öffentlichen Verwaltung, die ohne Druck der Konkurrenz so viel Geld bekommt, wie sie braucht. „Der Rundfunkbeitrag ist ein Privileg“, so Marmor. Die Sender müssen zwar nicht Einnahmen erwirtschaften, aber Wirtschaftsbetriebe sind sie dennoch. Mit den vorhandenen Mitteln muss sparsam umgegangen werden. Immer wieder muss die Legitimation erklärt werden. Wofür werden die Beiträge verwandt und wird dies dem öffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht? „Wer nicht eine Million Leser erwartet, der soll nicht eine Zeile schreiben“, habe Goethe mal gesagt, so Marmor, der damit seinen Anspruch an Qualität untermauert. Und der Rundfunkbeitrag sei bis zum Jahr 2020, also für acht Jahre, stabil. „Man stelle sich vor, die Bahn würde acht Jahre lang ihre Preise nicht erhöhen. Dann hätten wir heute eine andere Bahn.“ Die Werbeeinnahmen machen bei der ARD nur acht Prozent aus. Die Herausforderung ist somit, mit den vorhandenen Mitteln das bestmögliche Programm zu gestalten. Kritik wird es freilich immer geben. Deutschland hat nicht nur 80 Millionen Bundestrainer, sondern auch 80 Millionen Programmdirektoren. BN
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Abendveranstaltung
EU-Kommissar Oettinger zum Gespräch in Hamburg Während in Berlin das Präsidium der CDU über die Zukunft von Günther Oettinger beriet, hielt der EUKommissar sich gerade in Hamburg auf. Der Landesverband des Wirtschaftsrats hatte zum Hintergrundgespräch bei Aurubis eingeladen. Am Abend des 23. Juni war klar: Oettinger soll EU-Kommissar bleiben. Das eine hat mit dem anderen zunächst nichts zu tun, aber für Aurubis ist das zweifellos eine gute Nachricht. Oettinger weiß um die Sorgen der energieintensiven Unternehmen in Deutschland. Das EEG, so wie es im Sommer verabschiedet wurde, ist ein Kompromiss, der den deutschen Alleingang in der Energiewende fortsetzt und gleichzeitig versucht, wirtschaftliche Härten aufzufangen. Lange dürfte dies vermutlich nicht halten. Beim Wirtschaftstag am 3. Juli erklärte Oettinger denn auch das EEG für nicht mehr reformierbar. Nach seiner Auffassung müsse es eine europäische Energiewende geben. Aurubis ist als größter Kupferproduzent und im Kupferrecycling international führendes Unternehmen
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Dr. Andreas Möller, Peter Willbrandt, Dr. Thomas Fiebig, Günther Oettinger, Gunter Bonz, Carsten Ovens, Ulf Gehrckens, Friederike Beyer, Albert Darboven, Inez Jürgens, Renate Hold (v.l.) vor dem Kupferdrachen auf dem AurubisWerksgelände auf der Veddel. Der Drache ist sieben Meter lang, fünfeinhalb Meter hoch und 4,3 Tonnen schwer. Die Auftragsarbeit des Bildhauers Adam Ostrowski wurde im Jahr 2006 fertig gestellt. Bereits mehrfach wurde das Werk zur China-Time nach einem aufwändigen Transport auf dem Rathausmarkt präsentiert.
ausschließlich auf Weltmärkten unterwegs. Eine national verursachte Kostenbelastung lässt sich so nicht über Preisaufschläge an Kunden weitergeben. Der Kupferpreis gilt für alle Länder gleichermaßen. Der deutsche Strompreis ist im internationalen Wettbewerb schon hoch genug, so Ulf Gehrckens, Senior Vice President Corporate Energy Affairs bei Aurubis. Nun wird es darum gehen, was in den Environmental and Energy State Aid Guidelines (EEAG) auf europäischer
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Ebene festgelegt wird und welche Konsequenzen das für die nationale Gesetzgebung haben wird. Betroffen sind freilich nicht nur die Kupferproduzenten, sondern ebenso die Hersteller anderer Industriemetalle, wie Zink und Aluminium. Am 1. November soll die neue Kommission um Jean-Claude Juncker ihre Arbeit aufnehmen. Günther Oettinger wird nun – anders als erwartet – nicht Wettbewerbskommissar, sondern Kommissar für die digitale Wirtschaft. BN
Recht
Rahmenbedingungen einhalten Negative Schlagzeilen über Unternehmen und TopManager sind an der Tagesordnung: Korruption, illegale Beobachtung von Mitarbeitern, Ausnutzen von Entscheidungsspielräumen zum privaten Vorteil, Verletzung von grundlegenden Regeln des Arbeitsschutzes in Entwicklungsländern, Verstöße gegen Umweltschutzregeln oder gegen den Datenschutz. Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Die Öffentlichkeit reagiert auf solche Skandale mit Empörung, was für die betroffenen Unternehmen erhebliche Folgen haben kann: Sie verlieren an Reputation. Dieser Reputationsverlust wirkt sich auf Kunden und aktuelle sowie potentielle Arbeitnehmer negativ aus. Hinzu kommen Strafen, die für das Unternehmen ausgesprochen werden aber auch die Geschäftsführer und Vorstände treffen können. Das Strafmaß geht dabei von Geldstrafen, Gewinnabschöpfungen, über den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen bis hin zu Haftstrafen für Geschäftsführer und Vorstände. Unternehmen müssen etwas tun, um sich so aufzustellen, dass sie möglichst rechtssicher arbeiten. Compliance ist das Stichwort unter dem die Aktivitäten von Unternehmen diskutiert werden, um zu erreichen, dass sie rechtssicher und ethisch arbeiten. Ursprünglich kommt dieser Begriff aus der Medizin: Patienten sollen das tun, was der Arzt verordnet hat. Übertragen auf Unternehmen bedeutet das: Mitarbeiter sollen das tun, was dem Gesetz entspricht. Nicht alles, was der Unternehmer zu seinen Werten zählt oder die Kunden von dem Unternehmen erwarten, ist im Gesetz geregelt. Aus diesem Grund zählt man auch das Setzen und die Einhaltung von eigenen Regeln, die über das Gesetzliche hinausgehen zu Compliance. Damit leistet das Compliance-Management in Unternehmen auch einen gesellschaftlichen Beitrag. Unternehmen müssen sich an die von der Gesellschaft gewünschten
Rahmenbedingungen halten. Die Gesellschaft drückt ihre Wertvorstellungen in den Gesetzen aus. Ist etwas noch nicht in den Gesetzen geregelt, so können die Ansprüche der Kunden und anderer Stakeholder durch selbstgesetzte Regeln erfüllt werden. Im Unternehmensalltag wird Compliance häufig mit Bürokratie identifiziert: Einladungen für Geschäftspartner müssen genehmigt werden, Formulare ausgefüllt werden, Kontrollen und Schulungen müssen dokumentiert und abgezeichnet werden. Dies führt zu Sand im Getriebe und Mehraufwand bei vielen Mitarbeitern und damit zu Unmut. Der positive Beitrag den Compliance-Management, richtig verstanden und mit Augenmaß eingeführt, für Unternehmen leistet überwiegt aber die Kosten: Ein integres Unternehmen hat mehr Erfolg am Markt, Mitarbeiter, Eigentümer und Kunden können sich besser mit diesem Unternehmen identifizieren als mit einem Unternehmen, das ständig in den negativen Schlagzeilen ist. Gerade für junge talentierte Mitarbeiter ist es wichtig, welchen Ruf ihr künftiger Arbeitgeber hat. Getrieben ist der Trend zu Compliance vielfach durch die amerikanische Gesetzgebung. Drakonische Strafen für Unternehmen und ihre Vertreter, strenge Regeln zu Korruption und Transparenz an den Finanzmärkten waren die Auslöser auch für viele Unternehmen in Deutschland, sich mit Compliance zu befassen. In Europa haben insbesondere das Vereinigte Königreich und Italien
mit strengen Compliance-Regeln für Unternehmen nachgezogen. In Deutschland sind die Regeln für Unternehmen noch vergleichsweise lax. Allerdings führt die globale Tätigkeit von Unternehmen dazu, dass sich auch deutsche Unternehmen an die strengen europäischen Regeln halten müssen. Damit ist man auch darauf vorbereitet, wenn der deutsche Gesetzgeber ebenfalls die strengeren internationalen Regeln übernimmt.
AU TO R E N I N F O R M AT I O N Prof. Dr. Stefan Behringer ist Präsident der NORDAKADEMIE, Hochschule der Wirtschaft, in Elmshorn und Professor für Controlling und Corporate Governance. Behringer hat als Chief Compliance Officer bei einem großen internationalen Konzern und als Berater im Bereich Compliance gearbeitet. Er ist Herausgeber zahlreicher Bücher, u.a. „Compliance kompakt: Best Practice im Compliance Management“ (Erich Schmidt Verlag 2013, 49,95 Euro). Im Oktober erscheint das gemeinsam mit Malte Passarge herausgegebene „Handbuch Compliance International: Recht und Praxis der Korruptionsprävention“ (Erich Schmidt Verlag 2014, ca. 118 Euro).
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Foto: HOCHBAHN
POLITISCHES FRÜHSTÜCK
ÖPNV-Strategien im Wandel der Mobilitätskultur Wirtschaftswachstum, hohes Beschäftigungsniveau und steigende Einwohnerzahlen wirken sich auf den Wirtschafts- und Individualverkehr aus. Der verfügbare Straßenverkehrsraum wird durch
Günter Elste Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG
Wachstum zum Engpass. „Um einen gewünschten Fluss beim Wirtschaftsverkehr zu erreichen, muss der Individualverkehr noch stärker auf die Busse, Bahnen und Fähren des ÖPNV verlagert werden“, erklärt Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG. Die seit 2006 exorbitant hohen Steigerungen der Fahrgastzahlen im HVV und insbesondere bei der HOCHBAHN belegen einen tiefgreifenden Wandel in der Mobilitätskultur. Die jährlichen Zuwachsraten liegen seit neun Jahren im Durchschnitt bei über zwei Prozent, während sie in den Jahrzehnten zuvor meist deutlich unter einem Prozent lagen. Hamburg ist eine wachsende Stadt mit angemessenem Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum, wachsenden Einwohnerzahlen und wachsenden Wirtschafts- und Personenverkehren.
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Was nicht wächst, ist der verfügbare Straßenverkehrsraum. Um einen staufreien Verkehr zu gewährleisten, ist ein verstärktes Umsteigen von der PKWNutzung auf Busse und Bahnen des ÖPNV geboten. „Zudem sprechen auch ökologische Handlungserfordernisse für die Fortführung verstärkter ÖPNV-Nutzung. Immerhin sind über 30 Städte in Deutschland, darunter auch Hamburg, durch die EU wegen unzureichender Luftreinhalteplanung abgemahnt worden“, macht der Hochbahnchef den Zuhörern klar. Und weiter: „Ein leistungsstarker ÖPNV ist eine wesentliche Grundvoraussetzung moderner Stadtentwicklungspolitik. Anders als in früheren Zeiten, wo der Städtebau auto-
gerecht vollzogen wurde, wird bei der Planung und Realisierung neuer Quartiere und Stadtteile die ÖPNV-Infrastruktur von vornherein integriert.“ Den Managern öffentlicher Verkehrsunternehmen, aber auch denen in Verwaltung und Politik wird zunehmend stärker bewusst, dass die ÖPNVUnternehmen eine Instrumentalfunktion für die Stadtpolitik nicht nur im Hinblick auf Mobilität und Verkehr, sondern auch in den ökologischen und stadtentwicklungspolitischen Handlungsfeldern haben. Die Hamburger Hochbahn AG hat genau diese Zusammenhänge in ihrer Strategie 2030 abgebildet und konkretisiert diese Strategie täglich. „Die Fahrgastzahlen der ÖPNV-Verkehre steigen nicht nur wegen des Push-Effektes der Staumeldungen in der morgendlichen Verkehrsspitze“, weiß Elste. „Die Bewohner innerer Stadtteile verzichten auf den Gebrauch des eigenen PKW aus der Sorge, sonst evtl. keinen Abstellplatz zu finden. Die Zuwächse sind ebenfalls auf den Pull-Effekt hoher Leistungsqualität und Angebotserweiterung des Anbieters zurückzuführen“, meint der Hochbahnchef.
räder oder angemessene Abstellanlagen für das eigene private Fahrrad. Das Produkt „Switchh“ soll den Abo-Nutzern einen bequemen und kostengünstigen Umstieg auf ein Carsharing-Auto ermöglichen und dadurch auf den eigenen PKW zu verzichten. Bei höherer Nutzung ist der rechtzeitige Ausbau der Kapazitäten zwingend. Eine Steigerung ist nicht nur mit größeren Fahrzeugen und höherer Dichte möglich, sondern durch eine Beschleunigung der Fahrzeugumläufe. Im U-Bahn-Betrieb soll zu Beginn des nächsten Jahrzehnts auf hochbelasteten Streckenabschnitten die Taktdichte in den Spitzenzeiten von 150 Sekunden auf 90 Sekunden verbessert werden. Die bauliche Verdichtung neuer urbaner Wohn- und Arbeitsquartiere erfordern einen Ausbau des ÖPNV-Netzes. Solche Milliarden-Investitionen
ist im Hinblick auf Kapazität und Geschwindigkeit nicht nur leistungsfähiger, auch deutlich nachhaltiger. Doch Elste gibt sich hier positiv: „Bei guter Vernetzung von Teilstrecken kann die Stadtbahn eine mögliche Alternative sein“. Zum Schluss geht Elste auf die anstehenden Untersuchungen zum Ausbau des U-Bahn-Systems ein. „Fundierte Ergebnisse gelten als Grundlage für politische Entscheidungen zur Erweiterung des U-Bahn-Netzes. Frühestens Ende 2015 ist mit Ergebnissen zu rechnen“. Zur Luftreinhalteplanung wird der Senat nur noch schadstoffemissionsfreie Busse beschaffen. Bis Anfang der 30er Jahre wäre die Busflotte dann in diesem Sinne erneuert. Schon zum Ende des Jahres wird die Buslinie 109 als „Innovationslinie“ fungieren. Zu
Mit enger Taktdichte zum Erfolg Die Einführung des Metrobus-Systems mit der Variante zu kürzerer Taktdichte ermöglicht eine fahrplanunabhängige Nutzung. Der Ausbau des SPNVAngebots u. a. auch mit der Verlängerung der S-Bahn bis Buxtehude und Stade hat autofahrende Pendler in den SPNV und ÖPNV geführt. Ebenso hat der barrierefreie Ausbau von Haltestellen die Attraktivität des ÖPNV für bestimmte Zielgruppen deutlich gestärkt. Doch manchmal ist die Nutzung von Bahnen und Bussen nur die zweitbeste Lösung. Der Großeinkauf im Supermarkt, der Wochenendausflug mit der Schwiegermutter nebst Rollator, den Kindern nebst Hund, der Ehefrau mit Baby und Kinderwagen, wird immer noch mit dem passenden Auto bewältigt. Deshalb kümmern sich ÖPNV-Unternehmen um komplementäre Mobilitätsangebote, wie zum Beispiel Kurzzeit- oder Tagesmietautos, Mietfahr-
Dr. Wieland Schinnenburg MdHB Astrid Lurati, Mitglied des Landesvorstands und Günter Elste
müssen sorgfältig geplant sein, weil sie in besonderer Weise der Nachfrageentwicklung für sehr viele Jahrzehnte entsprechen müssen. Auf das viel diskutierte StadtbahnSystem, die günstigere Alternative zu einem Ausbau des U-Bahn-Systems, geht Günter Elste ebenfalls kurz ein. Eine Straßendichte, wie z.B. im Raum Winterhude-Uhlenhorst gibt überhaupt keine Fläche für ein derartiges Verkehrsmittel her. Auf den Strecken der Stadtbahn würde der verfügbare Straßenverkehrsraum um mindestens zwei Fahrspuren reduziert. Die U-Bahn
gleichen Rahmenbedingungen werden dann Busse mit innovativen Antriebstechnologien eingesetzt. Zum Zuge kommen dieselelektrische Busse mit paralleler oder serieller Hybridtechnologie, Hybridbusse mit Plug-In-Technologie, Batteriebusse mit einer Brennstoffzelle als Range-Extender, die keine Infrastruktur zum Nachladen auf der Strecke benötigen und last but not least, die aktuellen BrennstoffzellenBusse. Der ÖPNV in der wachsenden Stadt Hamburg wäre damit zukunftsfähig aufgestellt. EJH
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POLITISCHES FRÜHSTÜCK
Von Gerechtigkeit und Solidarität Ansätze der christlichen Soziallehre, prophetische Impulse von Papst Franziskus Jaschke leitete seine Erläuterungen zu den Aufsehen erregenden Impulsen von Papst Franziskus mit einer Remineszenz an dessen Vorgänger Benedikt XVI ein. Der deutsche Papst sei kein Mann des zupackenden Regierens gewesen. Vielmehr war er ein kluger Gelehrter (in dieser Eigenschaft auch Doktorvater von Jaschke), dessen Predigten großen Tiefgang hatten. So stellte Benedikt in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag (2011) heraus, dass eine Gesellschaft moralische Grundlagen brauche. Er nannte in diesem Sinne Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Franziskus geht nun die gleiche Problematik unmittelbar und realitätsnah an. Zunächst berichtete Jaschke jedoch von äußeren Zeichen einer bescheidenen, volkstümlichen Lebensart des neuen Papstes. So bewohne dieser nicht die stattlichen päpstlichen Gemächer, sondern drei Zimmer im Gästehaus des Vatikans. Sein Bett mache er selbst und zum Essen stelle er sich in der Kantine in die Reihe der Bediensteten des Hauses. Die spektakulären Äußerungen, mit denen Franziskus Ungerechtigkeiten und mangelnde Solidarität in unserer Welt rüge, sollen die Augen öffnen für die große Disparität zwischen arm und reich. Ein Teil der Weltbevölkerung habe das Geld zum Götzen erhoben. Dies sei die tiefere Ursache für die verheerende
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Finanzkrise des Jahres 2008. Mit dem neuen Leitstern dieser Menschen verbinde sich ein Abfall von moralischen Grundsätzen. Jaschke zog den eindrucksvollen Vergleich zur Anbetung des goldenen Kalbs im Zweiten Buch Mose. Die weitverbreitete Armut – die Franziskus aus seiner Heimat in Südamerika eindringlich vor Augen habe – sehe der Papst als Schande für eine reiche Welt. Der Weg zu Gerechtigkeit und Solidarität führt nach Auffassung von Jaschke keineswegs über die Pfade linker Ideologie. Der Weihbischof begann demnach nicht mit einer Verteufelung des Kapitalismus, sondern warb stattdessen um eine neue Mentalität, weil sich die Bereitschaft zur Solidarität vielfach abgenutzt habe. Er folgt Grundsätzen, die auch im Wirtschaftsrat Anklang finden dürften: ■ Geld ist nötig. Es vermittelt Ansporn und fördert Kreativität. ■ Der Markt ist dabei unverzichtbar. Er soll zeigen, dass sich Leistung lohnt und soll Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Aber er muss eine verlässliche Ordnung haben. Markt allein garantiert keine Gerechtigkeit. ■ Armut kann andererseits nur durch Marktwirtschaft überwunden werden. Andere Systeme enden erfahrungsgemäss in Unfreiheit, Entbehrungen oder Radikalismus. ■ Die Soziale Marktwirtschaft steht
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Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke
nicht zur Disposition, aber sie ist keine statische Ordnung, sondern muss der Entwicklung angepasst werden. ■ Verteilt werden kann nur, was vorher erwirtschaftet wurde. Jaschke sieht in den „Hammerschlägen“ von Papst Franziskus prophetische Mahnungen für das versöhnliche Zusammenleben in einer Welt, die sich zunehmend verändert. Der „Bischof von Rom“ kämpft gegen die Vergötterung des Geldes. Der Mensch soll wieder Vorrang haben. Das Geld muss ihm dienen und ihn nicht regieren. Zugleich soll die Wirtschaft eine Gemeinschaft für alle sein und nicht wenige in gegenwärtigem Umfang begünstigen. Franziskus ruft bei vielen Gelegenheiten zum praktischen Handeln auf und fordert Reformen zu Lasten derer, die zum Ausgleich globaler Disparitäten beitragen könnten. Die Kirche muss – so Jaschke – Anwalt der Gerechtigkeit sein. Solidarität und Gerechtigkeit seien im Übrigen nicht mehr allein ethische Begriffe, sie würden weltweit auch zu Wirtschaftsfaktoren. He
Landesfachkommission
Landesfachkommission – Immobilienwirtschaft Die Stadt wird sich verändern müssen
Prof. Dr. Alkis Henri Otto Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), Leiter des Themenfeldes Immobilien- und Vermögensmärkte
Dass bis zum Jahr 2030 die Bevölkerung in Hamburg um ca. 50.000 steigen wird, sagt die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung. Dass dies zusätzlich 50.000 Wohneinheiten erfordert, behauptete Prof. Dr. Alkis Henri Otto in der Sitzung der Landesfachkommission am 2. September. Das muss erklärt werden.
In einer alternden Gesellschaft kann man davon ausgehen, dass die Zahl der Haushalte steigen wird. Denn der Zusammenhang von Alter und Haushaltsgröße zeigt, dass Ältere in kleineren Haushalten leben – allerdings nicht unbedingt in kleineren Wohnungen. Bei einer weiterhin wachsenden Einwohnerzahl, gleichbleibendem Wohnverhalten und unter Berücksichtigung von Ersatzinvestitionen müssen in Hamburg bis 2030 jährlich 5.500 Wohnungen gebaut werden. Wenn man bedenkt, dass Hamburg fast die gleiche Fläche wie New York hat, dürfte diese zusätzliche Verdichtung leicht machbar sein. In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Hamburger Stadtteile indes sehr unterschiedlich entwickelt. Insbesondere in den äußeren Randgebieten lag das Wachstum höher, als im Durchschnitt. Ebenso stiegen in den äußeren Stadtteilen die Zahl der Wohneinheiten und auch der Anteil der über 65-jährigen überproportional.
Aus dieser Entwicklung lässt sich somit etwas über Altersstruktur, Wohnungsnachfrage und Mietpreisentwicklung in den einzelnen Stadtteilen ableiten. Zunächst aber muss eine politische Entscheidung getroffen werden: Inwieweit soll eine vorhandene Bebauung verdichtet werden und inwieweit ist eine Neubebauung – etwa nach Art von Neu-Allermöhe – wünschenswert? Solche Fragen stehen zunehmend im Zeichen der Durchsetzbarkeit. Eine Verdichtung der bestehenden Bebauung ist aus ökologischen Gründen und wegen des demografischen Wandels sinnvoll – aber natürlich not in my backyard. Dass man tatsächlich das Neubauziel von 6.000 Wohnungen erreicht hat, wird als politischer Erfolg gefeiert. Die Herausforderung wird sein, dieses Neubauziel auch über die nächsten Jahre zu realisieren. Die Hamburger wollen jedoch, dass alles in ihrer Stadt so bleibt, wie es ist: die Bauhöhe, die Landwirtschaft und vieles mehr. Neben kreativen Lösungen ist für die nachhaltige Erreichung des Neubauziels ein politischer Wille erforder-
Anstieg von durchschnittlich und inflationsbereinigt einem Prozent ist allerdings auch nötig als Anreiz für privaten Wohnungsbau. Die Trennung von Wohnen (außerhalb der Stadt) und Arbeiten (innerhalb der Stadt) ist nicht zukunftsfähig. Die Stadt muss der Ort für Familie und
lich, der von einer breiten Bevölkerungsmehrheit getragen wird. Die Stadt wird sich verändern müssen, wenn die Agglomerationspotentiale ausgeschöpft werden sollen. Die vordringliche Aufgabe ist also die Schaffung erschwinglichen Wohnraums. Dabei werden die Mietpreise nicht nennenswert nachlassen. Ein mäßiger
Prof. Otto, private Verkehre stärker öffentlich bzw. gemeinschaftlich zu organisieren und dem gewerblichen Verkehr auf der Straße Vorrang einzuräumen, deckt sich mit der Position des Wirtschaftsrats. Die Präsentation von Prof. Otto finden sie im internen Mitgliederbereich auf unserer Homepage. BN
Stefan Spilker Vorsitzender der Landesfachkommission Immobilienwirtschaft
Beruf sein. So lassen sich Pendelverkehre verhindern. Die Mobilität in der Stadt muss sich grundlegend verändern. Der Flächenverbrauch durch parkende Autos ist immens; dabei brauchen wir Autos nicht zum Parken, sondern zum Fahren. Der Leitgedanke von
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Abendveranstaltung
Innovationstreiber IT – Licht und Schatten der vernetzten Gesellschaft Um die verschiedenen Facetten
Dr. Carsten Brosda, Ludolf von Löwenstern
der vernetzten Gesellschaft ging es auf dieser Veranstaltung, zu der Prof. Dr. Hans-Peter Erb von der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr und Ludolf Baron von Löwenstern für
Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Erb, Kapitän zur See Thomas Ackermann
die Kommission ITK des Wirtschaftsrats Deutschland LV Hamburg eingeladen hatten. Referent Dr. Carsten Brosda, Bevollmächtigter des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für Medien, machte in seinem Vortrag deutlich, welchen tiefgreifenden Wandel die Digitalisierung für einen traditionellen Verlagsstandort wie Hamburg mit sich bringt. Fast 125.000 Beschäftigte und rund 10.000 Unternehmen in den Bereichen IT und Medien sähen sich mit großen Herausforderungen, einige sogar mit der Auflösung ihrer Geschäftsmodelle konfrontiert.
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Ziel der Hamburger Medien- und Digital-Strategie sei es daher, die Unternehmen bei der Transformation zu begleiten, denn die Digitalisierung bringe trotz aller Bedenken in erster Linie Fortschritt und Chancen, nicht Risiken, so Brosda. Hamburgs Stärke liege nicht in der Technik, sondern in den Bereichen Content und Kreation, erklärte der frühere Journalist. Umso wichtiger sei es, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es Journalismus als Geschäftsmodell in 15 Jahren noch geben werde – und wenn ja, unter welchen Bedingungen.
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Kapitän zur See Thomas Ackermann, Referatsleiter Führungsunterstützung des Marinekommandos in Rostock, erläuterte in seinem Vortrag die komplexen Herausforderungen an die Informations- und Kommunikationssysteme für Seestreitkräfte. Überall auf der Welt arbeiteten Seestreitkräfte unter Rahmenbedingungen, die besondere Anforderungen an die technische Ausstattung stellten, so Ackermann. Dazu gehören neben der Teilnahme am Seeverkehr und der damit verbundenen durchgängigen Mobilität im Falle Deutschlands auch die Teilnahme an internationalen Einsätzen. Die Titanic war nicht auf den Eisberg vorbereitet, Nokia nicht auf das iphone „Be prepared“ lautet das Credo von Trendforscher Oliver Leisse, der, gestützt auf die Expertise als Geschäftsführen-
der Gesellschafter der SEE MORE GmbH, einen Ausblick in unser Leben in der digitalen Zukunft wagte. Die sieht für Deutschland nach Leisses Einschätzung derzeit nicht rosig aus: So ist die Bundesrepublik im Ranking der wichtigsten Unternehmen erst auf Platz 32 vertreten, die wichtigsten Zukunftsmärkte entgleiten uns, so Leisse. Die Entwicklung verlaufe derzeit nicht evolutionär, sondern revolutionär. Verunsicherung, Stress und Anpassungsdruck führten zu Burn-out in weiten Kreisen der Bevölkerung, sukzessive aber auch zu veränderten Einstellungen und neuen Handlungsmustern. „Branchen verändern sich, weil die Menschen es wollen, die Technik es kann und weil das Geld dafür vorhanden ist.“ Beispiele von neuen Produkten und Dienstleistungsangeboten aus aller
Welt unterstrichen seine Thesen. So revolutioniert Amazon mit Dash seit gut einem Jahr den Handel. Das komfortable Angebot, bei dem fehlende Bestände einfach eingescannt und am Folgetag geliefert werden, ist in den USA der Renner. Die Folgen – hier wie dort: Innenstädte veröden, alteingesessene Händler streichen die Segel, der Einkauf findet nicht in der City, sondern am Rechner oder in der S-Bahn statt. Man spricht nicht mehr miteinander, sondern mit dem Gerät Auch im Personentransport und in der Kommunikation sind große Veränderungen spürbar – oder längst Alltag. So nimmt die Zahl der Führerscheinneulinge weltweit ab, Angebote wie Car2Go oder private Taxen-Dienste (Uber) boomen, auch in Hamburg.
„Being alone is like a problem that needs to be solved“ zitierte Leisse eine Branchenkollegin aus den USA, und wer in letzter Zeit je Menschen an der Bushaltestelle, in der Bahn, am Flughafen oder sogar beim Date beobachtet hat, weiß, wovon die Rede ist: Selbst Verliebte kommunizieren scheinbar nicht mehr miteinander, sondern mit dem Smartphone. Doch auch die technologisierte Kommunikation hat für Leisse ihre positiven Seiten. Durch den indirekten Austausch fallen Sprachbarrieren, weltweite Verständigung wird immer einfacher. Leisses Tipp für Fernreisen: worldlens.com. Die App übersetzt alles Gedruckte über die eingebaute Handykamera – kinderleicht und in Echtzeit. Ludolf Baron von Löwenstern Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Erb
PR-Bericht
Denkmaltag zum Thema Farbe
Warmer Empfang in rotgoldenem Art Déco-Erlebnisraum Das Brahms Kontor ist Hamburgs modernster Klassiker und mit seinem schillernden Foyer auch eines der farbenprächtigsten Denkmäler der Stadt. Außen Backsteinfassade befindet sich im Innern ein Schmuckkästchen im Art déco-Stil mit einer für Hamburg seltenen Opulenz. Goldene Deckenfliesen, Wandkacheln von überwältigender Farbpracht, kleinteilige verschiedenfarbige Fußboden-Mosaike sowie filigrane Glaskunst in der riesigen, halbtransparenten Fensterwand zum Hof. Das Spiel aus Farben, Materialien (u.a. kostbares Metall-Kunsthandwerk) und Formen lassen manchen Besucher den Atem stocken. Vorherrschend ist die Farbe Rot der feuerroten Keramiktafeln an den Seitenwänden, aber auch andere satte Farben wie Gelb, Grün und Blau spielen eine Rolle. Der Farbexperte Professor Harald Braem weiß: „Rot stimuliert die Adrenalinausschüttung. Rot bedeutet Erregung, Aufmerksamkeit, Wachheit und ist der „Eye-Catcher“ schlechthin. Sie wissen: Eine rot gekleidete Frau ist auf einer Party immer ein Blickfang, signalisiert aber auch erhöhte Wachsamkeit
Brahms Kontor – architektonisches Juwel im Farbregen
beim Betrachter.“ Mit Rot, der Farbe des Tuns, bringt das Brahms Kontor jeden Besucher sofort auf ein hohes Energielevel. Rot ist „physikalisch die schnellste Farbe und wird vom Auge am raschesten aufgenommen“, so der Farbexperte Prof. Harald Braem aus Bettendorf. Der energetische Farbcode des Empfangsbereichs steht für Aktion und Vitalität. Als Bürohaus und Heimat für Dienstleistungs- und Kreativfirmen ist das eine angemessene Begrüßung zum
morgendlichen Arbeitsstart. „Die Architekten dieses Art déco-Foyer haben sich bewusst für diesen roten Raum entschieden und das Foyer damit als einen starken Erlebnisraum inszeniert. Es kann sein, dass der ein oder andere Besucher sogar ins Schwitzen gerät, weil das Rot so erregend auf ihn einwirkt“, so der Farbexperte. Vita Harald Braem (Auszug) Professor für Kommunikation und Design (Schwerpunkt Farbenlehre)
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Glück & Pech beim Derby in Horn
Adrie de Vries auf Stute Calyxa – Der Niederländer war der erfolgreichste Jockey (10 Siege) des diesjährigen Derbymeetings.
Wirtschaftsratsmitglieder diesmal am Schlusstag auf der Rennbahn Wenn die besten Galopper ihre Rennen austragen, schmückt sich Horn und macht sich besonders fein. Am Schlusstag wird der Derbysieger gekürt, so ist es mit wenigen Ausnahmen seit 145 Jahren. Diesmal begann das Meeting nicht wie sonst üblich am Sonnabend, sondern am Sonntag und wurde um einen Tag verlängert. Der zusätzlich gewonnene Dienstags-Renntag war auch für den Wirtschaftsrat die letzte Chance, seine traditionelle Veranstaltung durchzuführen. Denn, während der DerbyWoche lief der Wirtschaftstag in Berlin, ein must für die Mitglieder. Neben dem veränderten Horner Besuchstermin beeinflusste den DerbyAblaufplan zudem die angesetzten Qualifikationsspiele der Fußball-WM. So galt es, Überschneidungen schon bei der Planung zu vermeiden und die möglichen konkurrierenden Events wirkten sich glücklicherweise nicht negativ auf die Teilnehmerzahlen aus. Für den ausrichtenden Horner Renn-Club ergab sich an diesem letzten
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Dienstags-Renntag wegen einer Liveübertragung nach Frankreich ein lukratives Geschäft: Drei Prozent der in Frankreich erzielten Wetteinnahmen flossen an den Hamburger Renn-Club. Bedauerlicherweise beendeten heftige Regenschauer sowie letztlich ein Gewitter vorzeitig diesen Renntag, so dass das Rennen Nummer 9 gecancelt wurde. Pech, denn den Wetterunbilden fiel damit das spektakuläre Rennen um den „Alpine Motorenöl – Seejagdrennen“ für 5-jährige und ältere Pferde, um das Preisgeld von 10.000 Euro, zum Opfer. Aus Sicherheitsgründen und nach reiflicher Überlegung entschied die Rennleitung das einzig richtige: Absage des für Pferd, Jockey und Zuschauer spannenden Rennens und verkündete das vorzeitige Ende der diesjährigen DerbyWoche.
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Das Deutsche Derby hatte mit insgesamt 650.000 Euro eine Rekorddotierung. Dennoch war Renn-ClubChef Eugen-Andreas Wahler leicht verschnupft: „Die Meldungen zum Rahmenprogramm am Derbysonntag waren dürftig. Ein Großteil der Pferde lief im Ausland obwohl wir die Rennpreise kräftig erhöht hatten“, kritisierte der Renn-Club-Chef. Insgesamt starteten 643 Pferde in den 65 Rennen an sieben Renntagen. Das ist eine Rekordzahl. Finanziell kam der Hamburger Renn-Club geradeso über die Runden. Man kalkulierte einen Umsatz von drei Millionen Euro, den man mit 2.995.145 Euro nur ganz knapp verfehlte. Der erfolgreichste Jockey (10 Siege) des diesjährigen Derbymeetings war der Niederländer Adrie de Vries. Der diesjährige Derbysieger heißt: Sea The Moon. Der Hengst gewinnt mit elf Längen Vorsprung und stammt aus der Zucht und ist im Besitz des Gestüts Görlsdorf. Die Siegprämie von 390.000
Foto: HRC Archiv
Derby-Meeting
Holger Preibisch, stellvertretender Landesvorsitzender, mit Astrid Lurati, Mitglied im Landesvorstand
Eines hat nach wie vor Bestand: der Kopfschmuck der Damen (und Herren). Auffallen und gesehen werden, gehört weltweit zu allen Pferderennen.
Euro im IDEE 145. Deutsche Derby er freut die Besitzer Heike und Niko Bischoff-Lafrentz und beschert Trainer Markus Klug (38) seinen ersten DerbySieg. Glück: Das Haus Darboven war und ist schon seit geraumer Zeit Derbysponsor. In diesem Jahr hat Albert Darboven, langjähriger Vize-Vorsitzender des HRC und Besitzer von Rennpferden den Sponsorpart der SpardaBank übernommen und kommentiert sein Engagement: „Das Derby liegt mir doch persönlich am Herzen, es ist eine Hamburger Institution“. Wenn die Stuten, Wallache und Hengste längst wieder in ihren Ställen
stehen, auf heimischen Wiesen sich vom Turnierstress erholen, hat eines nach wie vor Bestand: Der Kopfschmuck der Damen. Auffallen und gesehen werden, gehört weltweit zu allen Pferderennen. Der schönste, originellste Kopfschmuck wird stets prämiert, das ist in Hamburg nicht anders. Für ihre extravagante Kopfbedeckung im traditionellen Hutwettbewerb wurde Franziska Freiin von Hutten mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Vier weitere Hut-Exponate wurden von der achtköpfigen Jury prämiert. Ob die Hutmodelle unserer Damen unter die ersten Fünf gekommen wären, bleibt unseren Mitgliedern überlassen. EJH
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aus dem Jungen Wirtschaftsrat
J U N G E R WI RTS C H A F TS R AT
Sommerfest des Jungen Wirtschaftsrates Passend zu dem warmen Sommer hat der Junge Wirtschaftsrat Hamburg am 11. Juli zum Sommerfest im Bootshaus des USC Paloma am Barmbeker Stichkanal geladen und durfte zahlreiche bekannte Gesichter und einige Gäste begrüßen. Der Abend konnte in diesem Rahmen dank der freundlichen Unterstützung von Holsten und Reemtsma stattfinden. Nach der offiziellen Begrüßung durch den Landesvorsitzenden Florian Eilken, wurde der laue Sommerabend in rustikaler Atmosphäre durch einen Impulsvortrag des ersten Bürgermeisterkandidaten und Fraktionsvorsitzenden der Hamburger CDU Dietrich Wersich MdHB eingeleitet. Herr Wersich berichtete über die aktuellen Schwerpunkte der Hamburger CDU, den anstehenden Wahlkampf und künftige Her-
ausforderungen für die Stadt Hamburg. Bei einem kühlen Bier und leckerem Grillgut konnten diese Themen in Einzelgesprächen weiter vertieft werden. Bis in die späten Abendstunden hinein wurden lebhafte Diskussionen geführt und Gedanken zu wirtschaftspolitischen Themen ausgetauscht. Tim Albrecht
FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED Dies erweitert die eigene Perspektive und eröffnet immer wieder neue Sichtweisen und interessante Einblicke in abwechslungsreiche Berufsfelder und Lebenswege. Christian Scheuerl COO, MPC Real Estate Development
Herr Scheuerl, warum sind Sie Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat geworden? Die Vernetzung über die eigenen Freundeskreise hinaus ist gerade im Studium sehr wichtig. Als ich vor fast zehn Jahren zum ersten Mal an einer Veranstaltung des Jungen Wirtschaftsrats teilnahm, empfand ich die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die mir begegneten als sehr spannend. Als Jurist wollte ich nicht nur mit meinem Berufsstand zu tun haben, sondern auch möglichst viel aus anderen Bereichen erleben und lernen.
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Welche inhaltlichen Themen möchten Sie als Mitglied des Jungen Wirtschaftsrates vorantreiben? Durch meine Arbeit in der Immobilienwirtschaft und Tätigkeiten im Bereich des Bauplanungsrecht in der Hamburger Kommunalpolitik weiß ich um die Bedürfnisse der wohnungssuchenden Hamburgerinnen und Hamburger. Ein angenehmes Wohnumfeld und ver tretbare Mieten sind die beiden Pole, zwischen denen sich die Politik und die Akteure in den Immobilienunternehmen bewegen müssen. Auch der Junge Wirtschaftsrat kann Stellung beziehen und sich aktiv in die Wohnungspolitik einbringen. Ebenso führt der Demographische Wandel zu neuen
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Herausforderungen: Studenten und junge Menschen, aber auch pflegebedüftige Senioren suchen zunehmend nach kleineren Wohnungen. Hierauf muss auch die Politik reagieren und entsprechende Bauvorhaben unterstützen. Die Wirtschaft ist hier – wie so oft – schon einen Schritt weiter. Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Die Mitglieder pflegen einen vertrauensvollen Umgang. Für Fragen aus den unterschiedlichsten Bereichen findet man immer einen Ansprechpartner, der gerne und unkompliziert hilft. Ein Griff zum Telefon und schon werden gemeinsam Probleme angegangen und Lösungen gesucht. Auch für das Geschäft ist dies hilfreich: Die Zusammenarbeit fällt oft leichter, wenn man die Person gegenüber kennt und ihr vertraut.
Kamingespräch mit Michael Westhagemann Es war wieder Zeit für unser erfolgreiches Format „Kamingespräch“. Als besonderen Gast durften wir diesmal Michael Westhagemann (CEO Nord) der Siemens AG, begrüßen. Üblicherweise beginnt das Kamingespräch durch eine persönliche Vorstellung des Gastes. Doch diesmal entwickelte sich mit dem frühzeitig erschienen Gast schon vor dem offiziellem Teil eine Diskussion, bevor alle Teilnehmer anwesend waren. Pünktlich um 19:30 Uhr begann das Kamingespräch dann mit der Vorstellung Michael Westhagemanns, der einen beeindruckenden Lebenslauf skizzierte. Schon seine beachtliche Ämtervielfalt als Vizepräses Handelskammer Hamburg, Vorstandsvorsitzender des Industrieverband Hamburg, Landesvorstand Wirtschaftsrat Deutschland und Mitglied Landesverband Hamburg bringt umfangreiche Kenntnisse und ergab viele differenzierte Gesprächsthemen mit entsprechenden Fragen. Unter anderem: Wie beurteilen Sie die Zukunftsfähigkeit der verarbeitenden Industrie in Hamburg? In diesem Zusammenhang haben wir über den
„Masterplan Industrie“ gesprochen und Lösungsansätze diskutiert. Dadurch kamen wir auf das Schlagwort „Industrie 4.0“, einem Zukunftsprojekt in der Hightech-Strategie der Bundesregierung, mit dem die Informatisierung der klassischen Industrien, wie z.B. der Produktionstechnik, vorangetrieben werden soll. Das Ziel ist die intelligente Fabrik (Smart Factory), die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen auszeichnet. Wir haben mit dem CEO Westhagemann auch über die Zukunftsvision von
Siemens gesprochen, insbesondere über den geplanten Konzernumbau und ihm die Frage gestellt, was wird sich dadurch künftig für den Standort Hamburg verändern. Schließlich sollte Westhagemann noch zu internationalen Themen, insbesondere von seinen Erfahrungen aus China und die Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit den Chinesen berichten. Zum Schluss des Kamingesprächs kamen wir zur bevorstehenden Bürgerschaftswahl. Es scheint nicht so einfach zu sein, junge Personen aus der Wirtschaft für die Politik zu begeistern. Obwohl Siemens seine Mitarbeiter unterstützen würde, findet sich kaum jemand, der sich in der Politik engagieren möchte. Nach langer Diskussion kamen wir zu dem Fazit: Wir, der Junge Wirtschaftrat und Michael Westhagemann wollen dieses Thema zusammen angehen. Unser Ziel ist es, mehr junge Menschen für die Politik zu begeistern. Florian Eilken
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Landesfachkommission
Landesfachkommission ITK Cloud-Computing – Heiter oder Wolkig ? Bei Cloud-Computing werden die Daten nicht mehr in einem eigenen Firmenrechenzentrum bearbeitet und gespeichert, sondern über die „Cloud“ in einem externen Rechenzentrum. Durch den Poolingeffekt der verstreuten „Cloud“- Anbieter entstehen erhebliche Vorteile. Vor allem verfügt Cloud Computing über eine massive Skalierbarkeit (d.h., das System kann sich durch Aktivierung von Ressourcen selbst starken Belastungsschwankungen anpassen). Das gilt auch für andere Komponenten wie Programme oder Prozessorkerne. Schließlich ist die Speicherkapazität fast unbegrenzt. Dieses weltweite System wirft naturgemäß sowohl rechtliche Probleme als auch Sicherheitsfragen auf, die sehr komplex sind. Ein Hauptproblem ist die Datensicherheit. Wir, die Mitglieder der Kommission ITK, haben von einer Nutzung dieser Dienste abgeraten, da bei den diversen Cloud-Anbietern der Schutz der Privatsphäre ihrer Nutzer nicht unbedingt im Mittelpunkt steht. Besonders hervorzuheben ist der Speicherdienst DROPBOX. Dieser Cloud-Dienst war ein vorgesehener und bereitwilliger PRISM-Partner und STELLAR-Wind (ein NSA-Überwachungsprogramm). Es gibt CloudDienste wie zum SPIDEROAK oder der deutsche Anbieter ANONYMCLOUD, die die dringend notwendigen Sicherheitsvorkehrungen (Verschlüsselungen) einsetzen und auf das sogenannte Zero-Knowledge-Prinzip setzen. Es wird weniger telefoniert (Quelle: Bitkom) Chats, Video-Telefonie und andere Kommunikationskanäle lösen mehr und mehr die traditionelle Telefonie ab. Über Festnetz und Mobilfunk kommunizieren die Deutschen immer weniger, so die Daten der Bundesnetzagentur. BITKOM leitet daraus ein verändertes Kommunikationsverhalten ab. Statt zu telefonieren greifen die Deutschen lieber zu Messaging-Diens-
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Zahl der abgehenden Telefonminuten in Deutschland in Milliarden
Quelle: Bundesnetzagentur
te, Chats und Videotelefonie. Am stärksten tritt diese Entwicklung im Festnetz zutage. 2013 ging die Zahl aller abgehenden Telefonate im Festnetz und Mobilfunk um 1,4 Prozent von 283 auf 279 Milliarden Minuten zurück. Dabei gingen die Telefonate im Festnetz um 3 Prozent von 174 auf 169 Milliarden Minuten zurück. Telefonate über mobile Netze konnten dagegen von 109 auf 110 Milliarden Minuten knapp ein Prozent zulegen. 2010 war mit in Summe 295 Milliarden Minuten abgehender Telefonate das Spitzenjahr der Sprachtelefonie. Seitdem sind die Telefonate im Festnetz und Mobilfunk um insgesamt 5 Prozent gesunken. Der Rückgang verlief laut Bitkom bislang ausschließlich zu Lasten der Festnetztelefonie. Die Zahl der aus dem Festnetz abgehenden Telefonminuten sank zwischen 2010 und 2013 um gut 12 Prozent, von 193 Milliarden auf 169 Milliarden Minuten. Aus der Arbeit der Kommission ITK In den Sitzungen des ersten Halbjahres 2014 (ein Mal pro Monat) haben sich die Mitglieder dieser Kommission ITK mit folgenden Themen beschäftigt: Vortrag von Oliver Leisse (Trendforscher; GG von SEE MORE) zum Thema „Zeit der Veränderung: Was Kunden morgen von uns erwarten – Insights aus der Trendforschung“, Vortrag
Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
von Timothy Scheller (Columbia Ship Management) zum Thema „Informationsmanagement im maritimen Kontext. Eine Perspektive für den maritimen Finanz-, Logistik- und Reedereistandort Hamburg“, Vortrag von Dieter Spark (Vorstand Dakosy) zum Thema: „Der digitale Wandel im Hafen Hamburg“. Nachfolgende Themen stehen im Herbst – beginnend im Monat September – auf dem Programm: „IT in der medizinischen Versorgung: Wie sicher sind die Daten der Patienten?“, „Entwicklung von Flight Management Systemen und ihre Risiken“, „Zivilcourage. Wichtiger als Compliance-Systeme im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftsspionage?“, „Big Data: Methoden, Anwendungen, Auswirkungen“.
Ludolf Baron von Löwenstern Vorsitzender der Landesfachkommission ITK
Neues aus den Landesverbänden
WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN Dr. Jan Asmus Bischoff Syndikus M.M.Warburg & CO KGaA / Hamburg Alexander Djordjevic CEO & Founder Foodist GmbH Frank Eggert Geschäftsführer ITE Solutions GmbH Andreas Gabriel Hamburg Dr. Ottmar Gast Sprecher der Geschäftsführung Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft KG Felix Gerber Vorstand Norddeutsche AG Dr. med. Dirk Heinrich Inhaber Dr. med. Dirk Heinrich Hals-NasenOhrenheilkunde Sven Ole Koch Investment Manager Art Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG Edo Kriegsmann Geschäftsführer Interactive Furniture UG (haftungsbeschränkt) Jens Luther Vorstand HEK Hanseatische Krankenkasse / Hamburg Jan-Philipp Matzen Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft / Hamburg Dr. Andreas Rottler Hamburg Lars Stelte Senior Kundenberater Private Banking UniCredit Bank AG / Hamburg
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Marc Antonio Unverzagt Geschäftsführer Robert C. Spies Gewerbe und Investment GmbH & Co. KG / Hamburg Prof. Dr. Andrea Versteyl Inhaberin Andrea Versteyl Rechtsanwälte / Hamburg Harald Zimmermann Geschäftsführer ED/CON- Energiedienstleistung & Consulting GmbH Seevetal
Dr. Olaf Bastian Staatssekretär a.D. Wiegert, Werner & Partner Kiel Florian Bauer Alleinunternehmer FMB Immobilienservice Kiel Dr. Frank Bock Geschäftsführer CORONIC GmbH Kiel Frank Bowmann Geschäftsstellenleiter Goldbeck Nord GmbH Kiel Fette Compacting GmbH Schwarzenbek Sven Fischer Geschäftsführender Gesellschafter Kieswerk Fischer GmbH & Co. KG Tensfeld Matthias Hoffmann Produktionsleiter Fette Compacting GmbH Schwarzenbek Imland MVZ GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus Campus Kiel Rendsburg
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Baris Karabacak Terminkoordination kaufmännische Dienste GRG Services Hamburg GmbH & Co. KG Hamburg Manfred Mache Geschäftsführer GLOOR MEDICAL GmbH Lübeck Olaf Müller Geschäftsführer Fette Compacting GmbH Schwarzenbek Nordakademie gAG Elmshorn Sophie Katharina Paul (JWR) Kiel Dr. Benjamin Pfannkuch Wiegert, Werner & Partner Kiel Dr. Peter Rösner Leiter Stiftung Louisenlund Güby Gerd-Otto Schoon Geschäftsführender Gesellschafter Gebäudemanagement Schoon GmbH Ellerdorf Christian Prinz zu Waldeck Geschäftsführender Gesellschafter Farve Wind GmbH Wangels Wiegert, Werner & Partner Rechtsanwaltsgesellschaft mbH Rechtsanwälte und Notare Kiel Martin Wilde Geschäftsführer Imland MVZ GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus Campus Kiel Rendsburg
Vorschau Landesverband Hamburg
V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U VERANSTALTUNGEN 7. Oktober 2014 Abendveranstaltung mit Oliver Leisse SEE MORE, Institut für Trendforschung in innovative Strategien 9. Oktober 2014 Abendveranstaltung mit Marion Klimmer Fachforum peoplebusiness 13. November 2014 Abendveranstaltung mit Christian Lindner MdL 25. November 2014 Podiumsdiskussion zum Thema Fracking mit Dr. Peter Blauwhoff Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Shell Holding GmbH und Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) 1. Dezember 2014 Abendveranstaltung mit Carsten Linnemann MdB 9. Dezember 2014 Abendveranstaltung mit Dr. Thomas Schünemann
WIRTSCHAFTSRAT VOR ORT 10. Oktober 2014 Airbus
Nachlese „Die Technik von heute ist das Brot von morgen – die Wissenschaft von heute ist die Technik von morgen“ Richard von Weizsäcker
Foto: AIRBUS S.A.S. 2014 computer rendering by FIXON– GWLNSOD
JOUR FIXE (nur für Mitglieder) 25. September 2014 Dr. Jan Wehinger Manager der MHP - A Porsche Company 20. November 2014 Stefan Bergmüller Geschäftsführer, Firma Breeze
JUNGER WIRTSCHAFTSRAT 30. September 2014 Neumitglieder- und Gästeabend 22. Oktober 2014 Besichtigung Kraftwerk Moorburg 19. November 2014 Hamburger Dialog Änderungen vorbehalten
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Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014
Landesverband Schleswig-Holstein
Denkmalschutznovelle entschärfen, kommunalen Finanzausgleich auf Investitionen trimmen und oberste Priorität für die Verkehrsinfrastruktur
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Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein (kommissarisch)
egen Ende der ersten Halbzeit unserer Legislaturperiode in Schleswig-Holstein sind die politischen Lichtblicke leider sehr rar gesät. Die irrlichterbehaftete verkehrspolitische Besinnung der Grünen ist angesichts der bedrohlichen Standortszenarien jedenfalls noch keiner. Eine etwaige Neubesetzung des Bildungsministeriums ist definitiv auch keiner, denn der radikale schulpolitische Kurs folgt der Koalitionsvereinbarung. Immerhin hat die Kultusministerin bei der geplanten Denkmalschutznovelle ein gewisses Entgegenkommen gezeigt. Das gab es bei dem bereits verabschiedeten Tariftreue- und Korruptionsregistergesetz noch nicht. Aber darf das schon als ein Lichtblick gelten? Angesichts der Umstellung auf ein deklaratorisches Verfahren bei der Eintragung von Objekten in das Denkmalbuch eher nicht, denn dadurch steigen Rechtsunsicherheiten und Willkür. Ein lebendiger Denkmalschutz lebt zuvorderst von der Akzeptanz für die gute Sache, die durch eine zukünftig einseitige amtliche Deklaration gefährdet wird, insbesondere wenn die Anzahl der eingetragenen Denkmäler auf einen Schlag vervielfacht wird. Das spürbare Entgegenkommen ist dennoch ein erfreuliches Signal, daß man sich besinnt und zusammen mit den einmütig protestierenden Verbänden nach besseren Lösungen sucht. Perspektivisch steht für die zweite Hälfte der Legislaturperiode nicht mehr viel auf der Agenda. Der Koalitionsvertrag scheint weitgehend abgearbeitet. Allerdings hat sich der Innenminister eine Reform des kommunalen Ausgleichsfonds vorgenommen. Das ist politisch ein mutiges Unterfangen, da der Gegenstand komplex ist und eine Umver-
teilung immer auch Verlierer kennt. Dennoch liegt in der Neuausrichtung des kommunalen Ausgleichsystems eine große Chance, Investitionen in die Infrastruktur zu fördern und zugleich die Wirtschaftlichkeit bei der kommunalen Aufgabenwahrnehmung zu erhöhen. Dafür bedarf es einer differenzierten Aufgabenbetrachtung. Ein klug modernisierter kommunaler Finanzausgleich wäre jedenfalls am Ende der Legislaturperiode ein echter Lichtblick. Bundespolitisch sind zum Beginn der neuen Legislaturperiode erst einmal eine Reihe von Wohltaten unters Volk gebracht worden, wie der gesetzliche Mindestlohn, neue Rentenansprüche oder Entlastungen für die Kommunen. Nur die Investitionen im Bereich Infrastruktur sind nicht bedacht worden. Das vom Bund angekündigte Programm zum Breitbandausbau steht in keiner vernünftigen Relation zum Ausbauerfordernis, und die vereinbarte Aufstockung des klassischen Verkehrsetats um jährlich 1,25 Milliarden Euro ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Man kann nur hoffen, daß die dringend notwendigen Korrekturen bald kommen. Das gilt umso mehr angesichts wachsender kriegerischer Auseinandersetzungen in den Nachbarregionen der Europäischen Union, die auch Schleswig-Holstein als Exportstandort besonders treffen und den politischen Fokus deutlich verlagern können. Eine Konzentration der politischen Anstrengungen auf die überlebenswichtigen Infrastrukturprojekte ist daher mehr denn je geboten.
Reimer Tewes
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Veranstaltung der Sektion Rendsburg
Investitionskostenpauschalen für den kommunalen Finanzausgleich Seit über einem Jahr arbeitet Innenminister Andreas Breitner intensiv an einem neuen kommunalen Finanzausgleich für das Land SchleswigHolstein. Ein Projekt, das nicht im Koalitionsvertrag stehen würde und unzählige Interesse berühre, aber dennoch dringend angepackt werden mußte. Denn einerseits sei das Volumen seit dem Jahr 2007 von 972 Millionen Euro auf jetzt 1,4 Milliarden Euro angewachsen, anderseits sei aber der herrschende Umverteilungsmechanismus häufig weder rational noch historisch nachvollziehbar.
Jedenfalls kenne er keinen Grund, warum das Herzogtum Lauenburg noch von einer Zonenrandlage profitieren dürfe. Bei anderen Punkten hätte weder die Befragung von Fachleuten noch von Zeitzeugen eine schlüssige Erklärung der herrschenden Verteilungskriterien zutage gefördert. Seine Reform verfolge deshalb drei Ziele: Gerechtigkeit, Erklärbarkeit und Transparenz. Um diese zu erreichen, seien die wichtigsten Vertreter samt Landesrechnungshof über einen Beirat projektbegleitend eingebunden worden. Zudem sei diese Veranstaltung des Wirtschaftsrates am 30. Juni 2014 zu Gast bei der Sektion Rendsburg inzwischen bereits seine sechszigste, um alle wichtigen Aspekte aufnehmen zu können.
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Kai Petersen hatte als erfahrender Kommunalberater die Moderation zu diesem komplexen Thema übernom-
men und bat für die anschließenden Diskussion mit Reinhard Sager, der als Landrat Ostholstein die Position der Landkreise erläuterte, darum, zunächst die vertikale und dann die horizontale Ebene zu diskutieren, also zunächst: „Wieviel Mittel sollen vom Land zur Verfügung gestellt werden?“, und anschließend: „Wie sollen sie verteilt werden?“ Sager kommt schnell zur Sache: Die Landkreise könnten mit der angekündigten Kürzung von 74 Euro zugunsten der Städte und bestimmter Gemeinden nicht einverstanden sein angesichts
Steuerberater Achim Petersen (Mitte) begrüßte die Sektion erstmals als frisch gewählter Sprecher; Unternehmer Jörn Matthies, Matthies Druckguss GmbH & Co., (re.) und Guido Schwartze, Geschäftsführer offAcon GmbH
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014
Unternehmer Kai Petersen (Petersen + Co.) moderierte den Diskurs zwischen Landrat Reinhard Sager (li.) (Kreis Ostholstein) mit Innenminister Andreas Breitner (re.)
von insgesamt 200 Millionen Euro Schuldenlast und des eklatanten Investitionsstaus bei Schulgebäuden und Kreisstraßen. Außerdem habe der Ministerpräsident vor seiner Wahl versprochen, die im Jahr 2007 unter der Regierung Simonis dem Ausgleichsfonds entzogenen 120 Millionen Euro wieder zurückzugeben, was auch nach der Auffassung des Landesrechnungshofs nicht durch die vom Bund geschenkten Mittel für die Grundsicherung verrechnet werden dürfe. Breitner beharrte dennoch tapfer auf dieser offiziellen Position der Landesregierung. Obschon der rhetorische Schlagabtausch dazu einigen Unterhaltsstoff lieferte, konnte dies niemanden überraschen, sondern allenfalls ablenken von der viel wichtigeren Frage, nach welchem Schlüssel diese Mittel denn zukünftig gerecht, erklärbar und transparent innerhalb der kommunalen Familie verteilt werden sollen.
An dieser Stelle durfte Mathias Nowotny als Fachreferent für den Minister einspringen. Die Hälfte des Fondsvolumens, also 700 Millionen Euro, seien für die Aufgabe der Bedarfsgemeinschaften (Hartz IV) vorgesehen, deren Verteilung anhand des Zuschußbedarfs zu 94 Prozent erklärt werden könnte, weshalb dieser Indikator sich hervorragend für eine aufgabenbezogene Mittelverteilung eigne. Für die übrigen 700 Millionen Euro und ihre zugrundeliegenden Aufgaben wie die Jugend- oder die Sozialhilfe seien solche guten und schwer manipulierbaren Kennzahlen allerdings nicht bekannt, weshalb man bei der Mittelverteilung auf allgemeine Kennzahlen der Kommune zurückgreifen müsse. An dieser Stelle kam nun harter Widerspruch aus dem Auditorium. Jochen-Konrad Fromme, Rechtsanwalt aus Niedersachsen, der den schleswigholsteinischen Landkreistag derzeit
gerichtlich vertritt, stellte klar, daß der Verwaltung zwar ein weites Ermessen eingeräumt worden sei, sie aber am Ende gesichert begründen müsse, wie die von den Kommunen übernommenen Aufgaben im Hinblick auf ihre Kosten bewertet worden sind. Dazu Sager: „Die Aufgaben sind gar nicht vernünftig analysiert worden.“ Vergleiche man die Kosten zwischen den Kommunen für vergleichbare Aufgaben, erwiesen sich die kreisfreien Städte jedenfalls als deutlich teurer, weshalb sie sich dem Benchmark entzogen hätten. Guido Schwartze, Geschäftsführer der Rendsburger OFFAcon GmbH, forderte transparente Fallkostenpauschalen zu jeder finanziell bedeutsamen Aufgabe: nur so könne sich Wirtschaftlichkeit bei der kommunalen Aufgabenerledigung strukturell durchsetzen. Diese Position fand im Publikum breite Unterstützung, wobei ebenso klar gefordert wurde, die Ausgleichsmittel vorzüglich für Investitionen in Infrastruktur zu gewähren, um die dramatisch niedrige Investitionsquote des Landes zu erhöhen. Minister Breitner, der die einladende Sektion aus seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt Rendsburg offenbar in bester Erinnerung hatte, dankte herzlich unter Verweis auf die im November 2014 anstehende zweite Lesung des Gesetzes im Landtag. BZ
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Betriebsbesichtigung im Hause Doormann & Kopplin
Birgit Malecha-Nissen MdB (3. v.r.) zu Besuch im Hause W. Doormann & Kopplin GmbH & Co. KG in Schönberg
Verkehrsinfrastruktur nicht unwichtiger als Bildungsinvestitionen Wenige Monate im Amt, kam die Bundestagsabgeordnete Dr. Birgit Malecha-Nissen MdB (SPD) der Einladung des Sektionssprechers des Wirtschaftsrates Plön/Ostholstein, Karsten Kahlcke, nach und besuchte am 17. Juni 2014 die Schönberger Firma Doormann & Kopplin, ein im Jahr 1919 gegründetes Landmaschinenunternehmen mit 65 Mitarbeitern, drei Standorten und sieben Partnerbetrieben. Wie kann man den Verkehrskollaps in Schleswig-Holstein verhindern? Einfache Antworten gibt es nicht, das zeigten auch die Auslassungen des Gastes, der zugab, zunächst irritiert gewesen zu sein von der Einladung der „Gegenseite“. Doch – Stichwort – große Koalition in Berlin: „Wir müssen da an einem Strang ziehen, um etwas erreichen zu können.“, so Malecha-Nissen, die bis 2013 Mitglied des Hauptausschusses und des SPD-Fraktionsvorstandes im Plöner Kreistag war, bis 2011 Mitglied des Landesvorstandes der SPD Schleswig-Holstein und jetzt als Mitglied im Verkehrsausschuß des Deutschen Bundestages mitwirken darf. Die Thematik ist klar: Wenn nicht bald etwas im Lande passiert, droht Schleswig-Holstein der Verkehrsinfarkt. Keine ausreichenden Mittel für Verkehrsprojekte: Fehmarnbelt-Querung, dritte Elbquerung, A7-Ausbau, A21 und A20-Projekte, gar nicht zu sprechen von
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maroden Brücken wie der Rader Hochbrücke und dem Nord-Ostsee-Kanal. Betriebe planen längst um, siedeln in den Süden von Hamburg, bilden im Norden nicht mehr aus, stellen Investitionen nördlich des Kanals zurück. Die Skandinavier machen Druck, planen Strecken um.
Sektionssprecher Karsten Kahlcke (re.) überreichte Gastgeber Ulf Kopplin edlen Wein sowie unser Jubiläumsbuch (1963 – 2013) des Wirtschaftsrates
Landesverband Hamburg | Ausgabe September 2014
Gibt es Lösungsansätze? „Berlin ist nicht begeistert von Alleingängen Einzelner“, so ihre Grußadresse an den Ministerpräsidenten. Jedes Jahr wären 7,5 Milliarden Euro nötig für Neubau und Instandhaltung, nun seien lediglich 5 Milliarden für die nächsten vier Jahre in den Haushalt eingestellt, berichtet die Bundestagsabgeordnete. Die Lkw-Maut sei insgesamt rückgängig, die angedachte Pkw-Maut sei kostenneutral angelegt. Im Bundesverkehrswegeplan seien für das kommende Jahr etwa 2000 Projekte notiert, nur ein kleiner Teil könne berücksichtigt werden – für die nächsten 15 Jahre. Vorrang hätten die Projekte mit überregionaler Bedeutung, Erhalt vor Neubau und die Beseitigung von Engpässen. An eine Elbquerung in öffentlichprivater Partnerschaft sei nur zu denken, wenn sie nicht teurer werden würde als eine rein staatlich finanzierte Struktur. Maik Tschentschel von der Investitionsbank Schleswig-Holstein regt an, die Ausführung in private Hände zu geben, die Finanzierung jedoch über die öffentliche Hand zu betreiben – nur so wäre eine zinsgünstige Finanzierung sicherzustellen. Doch es ist wohl Mut gefordert, gewachsene Strukturen aufzubrechen, den Verwaltungsaufwand zu mindern.
Werner Süß, Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbandes OstholsteinPlön: „Ich erwarte da klare Aussagen von der SPD.“ In Dänemark reiche ein Beschluß des Folketings, um entscheidende Weichen zu stellen, in Deutschland behindere die Verwaltungsstruktur die Entscheidungsbefugnis. Vielleicht eine Idee: Maut unterschiedlich staffeln – nachts günstiger als tagsüber, Sonntagsfahrverbot für LKW überdenken. „Durchaus überlegenswert“, so Malecha-Nissen. Noch eine Idee: Stichwort mehrjähriger Ausbaustopp durch fehlerhafte Fledermausstudien für die A 20 in Bad Segeberg: „Wie stehen Sie zum Verbandsklagerecht? Sollte man es nicht einschränken oder abschaffen?“, fragte Dr. Bertram Zitscher für den Wirtschaftsrat, der dazu kürzlich eine deutliche Einschränkung der Verbandsklagemöglichkeiten gefordert habe. Die Klagemöglichkeiten würden ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Folgen ausgeschöpft. „Ich bin selber Mitglied im BUND.“, so die Antwort von MalechaNissen, die deshalb weiß: „Wenn die Verantwortlichen im BUND klagen können, werden sie das aus Prinzip tun.“ Man könne als Große Koalition Meilensteine setzen, so Malecha-Nissen. Den Ball des Wirtschaftsrates, sich vehement für Lösungen bezüglich der Verkehrsproblematik in Schleswig-Holstein einzusetzen, nehme sie auf und mit nach Berlin. So stand am Ende doch eine große Einigkeit über die Herausforderungen, auch wenn die Prioritäten doch unterschiedlich beurteilt wurden. Während die SPD-Politikerin Mehrausgaben für die Bildung als wichtigste Aufgabe einordnete, plädierte der Wirtschaftsrat anstelle dessen für die Verkehrsinfrastruktur: Ein schlecht erreichbarer Standort erfahre Abwanderung, während ein attraktiver Wirtschaftsstandort Fachkräfte aus fernen Ausbildungsstätten anziehen könne. Das letzte Wort hatte dann allerdings Gastgeber Ulf Kopplin, der die etwa 25 Verkehrsexperten tiefe Einblicke in den Wettbewerb des regionalen Landmaschinenhandels gewährte und anschließend zu einer Betriebsbesichtigung einlud. kp
Mittagsgespräch der Sektion Lübeck
Schwarz-grüne Schnittmengen Der grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Konstantin von Notz MdB gab bei seinem Besuch am 18. Juni 2014 in der Sektion Lübeck schnell zu verstehen, daß er nicht für den technikfeindlichen Muff der Grünen aus den 70er steht. Damals hätte selbst Fritz Kuhn noch gegen die arbeitsplatzraubende Verwendung von Faxgeräten gewettert, der heute als Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart dem Motto folgt: „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben!“.
Dr. Konstantin von Notz MdB (stehend) zu Gast bei der Sektion Lübeck
Von Notz sieht in der Energiewende inzwischen eine Verwirklichung dieses Leitgedankens, auch wenn er lange skeptisch gewesen sei. Als Grüner befürworte er die Marktwirtschaft, aber eine grüne Marktwirtschaft, die nicht nur quantitativen Aspekte folge. Hier gäbe es sicherlich viele Gemeinsamkeiten, aber eine schwarz-grüne Koalition sei nach der Wahl definitiv nicht gewollt und nach dem gegnerischen Wahlkampf auch kaum vorstellbar gewesen. Das schlechte Wahlergebnis der Grünen sei zu einem guten Teil durch den Versuch begründet, nicht dem bisherigen Motto von SPD und CDU zu folgen, das da lautet: „Über Steuererhöhungen redet man nicht – man macht sie.“ Er selbst sei in den letzten drei Jahren als Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Internet und digitale Gesellschaft“ mit den Herausforderungen durch die neusten Techniken intensiv befaßt gewesen. Die Digitalisierung stelle die deutsche und
europäische Bevölkerung derzeit vor enorme Herausforderungen, angesichts der offenbar totalen Überwachungsmöglichkeiten durch staatliche Dienste und der durch vermachtete Konzerne wie google, facebook oder mircosoft monopolisierten Märkte. Eine Vielzahl bestehender Geschäftsmodelle sei über das Netz jedenfalls tödlichen Bedrohungen ausgesetzt, und die elektronische Steuer und das elektronische Gewerberegister stünden grundlegend in Frage. Die jüngste Aufdeckung eines US-Spitzels im Apparat des NSA-Untersuchungsausschusses habe ihn als Mitglied insofern überrascht, als der Ausschuß doch die Dienste kontrollieren solle und nicht umgekehrt. Man habe daraufhin jedenfalls die interne Kommunikation strikten Regeln unterworfen. Sektionssprecher Dr. Wessel dankte dem Gast herzlich für die interessanten Botschaften, die aus der Sicht der Wirtschaft für eine Fortsetzung des Dialogs sprechen. BZ
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Wirtschaftsrat vor Ort: Betriebsbesichtigung im Hause FTCAP
Geschäftsführer Dr. Thomas Ebel (links außen) bei der Führung der Gäste durch die Produktion des gastgebenden Unternehmens
Energieforschung: Welche Schwerpunkte soll Schleswig-Holstein setzen? Schleswig-Holstein sollte die bundesweiten Anstrengungen für eine erfolgreiche Energiewende unterstützen, indem es seine forschenden und ausbildenden Strukturen für dieses Feld gezielt ausbaut. Viele technische Fragen sind noch ungelöst, und der radikale Umschwung bei der Energieversorgung ruft nach einer Vielfalt von neuen technischen Lösungen. Die bestehende Forschungsinfrastruktur des Landes hat jüngst die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH in dem Prospekt „Energieforschung in SchleswigHolstein“ zusammengefaßt, der auf der Veranstaltung der Sektion Nordfriesland des Wirtschaftsrates der CDU e.V. bei dem Kondensatorhersteller FTCap in Husum ausgelegt war. Das sei aber nur die Angebotsseite. „Entscheidend für einen Erfolg“, so Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer der ARGE Netz GmbH und frisch gewählter Sektionssprecher bei seiner Begrüßung, „ist die Nachfrage nach diesen Kompetenzen aus der privaten Wirtschaft. Nur Unternehmen können entscheiden, welche unsicheren Entwicklungsprojekte ihr Risikokapital vor dem Hintergrund globaler Vermarktungschancen wert scheinen.“ Um beide Seiten am Standort Schleswig-Holstein bestmöglich zusammenzubringen, brauche es intelligente Förderinstrumente. Wie Schleswig-Holstein seine Fördermittel ausgestaltet, das erläuterte Wolfgang Schulz, der im Wirtschafts-
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ministerium im Referat Energiepolitik und Energiewende mit der Mittelverteilung befaßt ist. Für die Energieforschung, so Schulz, stünden vor allem Mittel aus dem EU-Strukturfonds für Regionalförderung (EFRE) zur Verfügung, dessen Förderperiode jetzt begonnen habe und bis zum Jahr 2020 reiche. Vier Fünftel dieser Mittel sollen davon Forschung- und Entwicklung (F&E) zugute kommen, wozu man Programmschwerpunkte in den Bereichen „Innovation und F&E“ (38 Prozent), „Wettbewerbsfolgen“ (20 Prozent), „Infrastruktur“ (26 Prozent) und „Umwelt/CO2“ (16 Prozent) setzen möchte. Diese Schwerpunkte seien bis zum Jahresende durch Förderprogramme zu operationalisieren. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, daß andere Bundesländer Vorteile hätten: Allein in BadenWürttemberg flössen Mittel in Höhe von 55 Millionen Euro in die Fachhochschulen des Landes, in Schleswig-Holstein seien es dagegen nur drei Millionen, gemessen an der Bevölkerung also fast das Fünffache. Schleswig-Holstein
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müsse daher seine Kräfte bündeln und sich entsprechend positionieren. Das interessante Feld der Batterieforschung, das international enormes Aufholpotential biete, sei mittlerweile zugunsten von Ulm (Helmholtz), Münster (MEET), TU München, TU Dresden und Karlsruhe (KIT) verteilt, ergänzt durch die Fraunhofer-Allianz Batterien an 19 Standorten, wovon in Schleswig-Holstein nur das Institut für Siliziumtechnik profitiere. Als Schlüsseltechnologie für Schleswig-Holstein könnte sich die Leistungselektronik gut eignen. Auf dieses Feld solle man sich konzentrieren, waren sich die etwa 20 Teilnehmer der Veranstaltung einig. Um bei der Einwerbung von Bundesmitteln die Rote Laterne abzugeben, seien zudem ein schlankeres Verfahren bei der Umsetzung von Projektideen wünschenswert, so Dr. Frank Osterwald, F&E-Leiter für die Firma Danfoss Silicon Power GmbH. „Bayern macht es uns vor“, so Dr. Thomas Ebel, Geschäftsführer des gastgebenden Kondensatorherstellers, der mit seinen Produkten derzeit in vielen Nischen stark wachse. Das Problem machte Schulz deutlich: „Vieles paßt einfach nicht in die bisherigen Schemata.“ Seine Empfehlung: „Sprechen Sie direkt das Wirtschaftsministerium an, lassen Sie es die fördertechnische Umsetzung übernehmen.“ Innovationsberater Johannes Dormann von der WTSH merkte dazu an, daß kleine Unternehmen oft aus Kostengründen nicht selbst entwickeln könnten, um in ihrem Bereich weiterzukommen. Schon kleine Förderungen könnten daher für einen enormen Anschub sorgen. Fazit: „Wir, die mittelständische Betriebe, müssen lauter rufen!“, so Dr. Osterwald. Dr. Grundmann kündigte an, daß die Förderanreize im Rahmen der Landesfachkommission Energiewirtschaft des Wirtschaftsrates weiter bearbeitet werden und dankte der Fischer & Tausche Capacitros Group für die großartige Gastfreundschaft und eine beindruckende kp + BZ Unternehmensführung.
PR-Bericht – Reisen
A-ROSA auf Erfolgskurs:
Urlaub 2015 noch attraktiver A-ROSA auf Erfolgskurs – starkes Wachstum in 2014 – konsequente Premiumstrategie wird auch in 2015 fortgeführt – erweiterte Zielgruppenansprache, Kinder reisen frei, neue Städtereisen und spannende Medienformate sichern Wachstum für 2015 – Neuer Katalog 2015 mit Yvonne Catterfeld und klarem Bekenntnis zur Neuausrichtung. Die im vergangenen Jahr eingeführte Strategieänderung und Neuausrichtung der A-ROSA Flussschiff GmbH geht auf. Endkunden und Reisebüros nehmen die konsequente Premiumausrichtung und das Alles-inklusive-Konzept der Rostocker Reederei sehr gut an. So kann das Ziel von mehr als 20 Prozent Umsatzsteigerung in 2014 erreicht werden. Damit ist die Rostocker Reederei klarer Favorit unter den Anbietern in 2014 und beweist weiterhin ihre Vorreiterrolle im Markt. Select Premium alles inklusive und zusätzliche Super-Frühbuchertermine Das im vergangenen Jahr erfolgreich eingeführte zweistufige Preis- und Tarifsystem, wird mit Select Premium alles inklusive und Select Classic weitergeführt. „Mit dem Tarif Select Premium alles inklusive bieten wir branchenweit ein extrem hochwertiges Produkt an, das eine Vielzahl von Leistungen umfasst.“, begründet Jörg Eichler, CEO und Geschäftsführer bei
A-ROSA den Mehrwert für die Gäste. Alle Speisen und ganztags hochwertige Getränke, Vergünstigungen auf Massage-, Beautybehandlungen, exklusiv buchbare wie zubuchbare Leistungen und Routen, Wunschkabine mit fester Kabinennummer, Nutzung aller Bordeinrichtungen wie Sauna, Fitness und Pool, Abholung vom Bahnhof des Einschiffungshafens und zurück, kostenloses WLAN sowie an vielen Terminen Kabinen ohne Zuschlag für Alleinreisende. Hinzu kommen attraktive Frühbucherrabatte und die Super-Frühbucher-Ermäßigung bei Buchungen bis zum 30. November 2014 für ausgewählte Routen und Termine. Neu: Familien an Bord – Kinder reisen ab 2015 kostenfrei! „Den Urlaub zum Traumurlaub werden lassen, das ist erklärter Wunsch unserer Gäste und unser Ansporn“, sagt Markus Zoepke. „Wir haben ein attraktives Premium-Produkt, das auch Paaren mit Kindern im schulpflichtigen Alter die perfekte Reiseform bietet. Daher reisen Kinder bis 15 Jahren ab 2015 kostenfrei. Für Zoepke, selbst Familienvater, ein konsequenter Schritt im Rahmen der strategischen Neuausrichtung und Ansprache von weiteren Zielgruppen. Neu: Die Städtereisen der Zukunft mit langen Aufenthalten und Overnights Das Katalog-Angebot 2015 deckt nahezu alle Urlaubsbedürfnisse und Reisemotive ab: von Wellness und Natur bis hin zu Shopping und Erlebnis. „Die Städtereise der Zukunft ist für mich die „Kurz-Kreuzfahrt Amsterdam und
Rotterdam“. Mit Overnights und langen Aufenthalten in den Städten bleibt viel Zeit, die jeweilige Destination kennenzulernen und auch mal ein Konzert am Abend zu besuchen“, so Jörg Eichler. Neu: A-ROSA Talk „Gespräche im Fluss“ und „Musikalische Hoffnungsträger 2015“ etablieren neues Mediaformat. Neu ist der A-ROSA Talk „Gespräche im Fluss“ mit Uwe Hübner. Der Moderator, dessen besondere Stärke es ist, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen Dinge zu entlocken, über die sie noch nie gesprochen haben, feiert im kommenden Jahr sein 25jähriges Bühnen- und TV-Jubiläum. In Kooperation mit A-ROSA lädt er an vier verschiedenen Reiseterminen besondere Gäste und Persönlichkeiten an Bord, wie Markus Krampe, Medienmanager von Lukas Podolski, Markus Schöffl, TV bekannter Tanzlehrer, Verena Herzog, Sommelière und diplomierte Weinakademikerin oder Nicole Mühle, die mit ihrer Stimme auch bereits die Gäste bei Guido Maria Kretschmer verzauberte. Mit Blick für Trends und junge, vielversprechende Talente entdeckte Uwe Hübner das Duo Rosenstolz. Seine große Bekanntheit und sein fundiertes Musikwissen prägen die fünfte Veranstaltung im Rahmen der A-ROSA Talk Reihe: „Musikalische Hoffnungsträger 2015“. Alexander Ferro, Kerstin Merlin, Steffen Jürgens und Rony werden hier seine Gäste sein, die die Reise Rhein Romantik am 07. April 2015 begleiten werden.
Die A-ROSA Flussschiff GmbH mit Sitz in Rostock ist mit ihren modernen Kreuzfahrtschiffen auf die Donau, Rhein/Main/Mosel sowie Rhône/Saône spezialisiert und bietet vielfältige Reisen zu Kultur und Genuss. Mit einem abwechslungsreichen Freizeitprogramm auch für Familien und luxuriöser Ausstattung an Bord, bieten die elf modernen Premium-Schiffe Kreuzfahrten auf den schönsten Flüssen Europas. Der Rundum-Sorglos-Tarif „Premium alles inklusive“ gewährt eine schöne Zeit an Bord und Land. Hier trifft maximaler Genuss auf maximalen Komfort. Mit Gourmet-Buffets, Spezialitätenabenden, hochwertigen Getränken und vielen weiteren Inklusivleistungen ist ein traumhafter Urlaub garantiert.
Der Katalog 2015, dessen Titel Yvonne Catterfeld schmückt, stellt alle Neuerungen ausführlich vor und macht deutlich, dass das Angebot von A-ROSA durchgängig höchsten Ansprüchen gerecht wird.
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Abendveranstaltung der Sektion Pinneberg
Risiken durch ein neues Denkmalschutzgesetz – Wer ist betroffen? Die Diskussion um die Neuordnung des Denkmalschutzgesetzes erregt die Gemüter. Da ist es gut, einen sachlich argumentierenden Fachmann zu diesem Thema zu hören. Alexander Blazêk, Vorsitzender des Verbandes der Schleswig-Holsteinischen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer
v.l. FDP-Landespolitikern Anita Klahn MdL, Referent Rechtsanwalt Alexander Blazêk (Haus und Grund e.V.) sowie Sektionssprecher Jens Sander (Jens Sander Baumschulen GmbH)
(Haus und Grund), sprach zum Wirtschaftsrat in Pinneberg. Als Gast dabei: Anita Klahn MdL (FDP), die eine Umsetzung des Gesetzesentwurfs zum Schutz der Denkmale kritisch sieht. Doch worum geht es? Einfach gesagt, statt zweier Denkmalbegriffe soll es in Zukunft nur noch einen geben. Bisher gab es einfache und besondere Kulturdenkmäler. Insgesamt 25.000, wovon 8.000 als „besonders schützenswert“ eingestuft worden sind. Dabei galt bisher: Jede Eintragung mußte samt Begründung dem Eigentümer angezeigt werden, der bei Einwänden förmlich widersprechen konnte. Zukünftig sollen die Vollzugsdefizite durch ein deklaratorisches Verfahren beschleunigt aufgeholt werden, wozu bereits
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Kräfte eingestellt worden sind, die zunächst den Berg von 17.000 einfachen Denkmalen abfahren sollen, um die denkmalgerecht erhaltenen Kandidaten unter den besonderen Schutz zu stellen. Dabei könnten die Denkmalfahnder grundsätzlich auch neue Objekte unter Schutz stellen. Gegen die Deklaration könne dann nur noch vor Gericht geklagt werden. Ansonsten müsse jede bauliche Veränderung zukünftig mit dem Amt für Denkmalpflege abgesprochen werden.
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Die Folgen der geplanten Umstellung könnten fatal sein. Wartet der Eigentümer ab, ob sein bisher als einfaches Denkmal eingeschätztes Gebäude als schützenswert eingestuft wird oder schafft er noch schnell Tatsachen, zum Beispiel durch einen Abriß des Gebäudes? Manche Eigentümer sind in der Zwickmühle, so wie beispielsweise ein schleswig-holsteinischer Unternehmer. Der hat im südlichen Teil des Landes ein größeres Unternehmen, die Bauten aus den Aufbaujahren des letzten Jahrhunderts sind noch erhalten, für die Produktion allerdings längst zu klein geworden. Eine Nutzung als Wohn-
raum hingegen sei nicht zulässig, der Lärmschutz spreche dagegen. Gerade sei in ein neues Dach investiert worden. „Wir fragen uns eigentlich wofür?“, so der Unternehmer, denn bisher habe man das Gebäude eher aus Nostalgie erhalten. Würde es jetzt unter Schutz gestellt, so fiele die Option auf eine Erweiterung der Produktionshallen weg. Könnte man dem Eigentümer verdenken, wenn er sich diese Option offenhalten möchte? Alexander Blazêk stellte fest, daß die bisherigen Einordnungen als Denkmal von den Eigentümern akzeptiert seien, die Verfahren reibungslos verliefen. Im Jahr 2013 habe es nur eine Entscheidung beim Verwaltungsgericht gegeben, und das bei 8.000 Denkmälern. „Warum also dieses neue Denkmalschutzgesetz?“, fragt Blazêk. Die Antwort ist einfach: Nur so kann die große Zahl an vernachlässigten Denkmalen bei einem überschaubarem Personal-
aufwand unter Schutz gestellt werden. Bisher brauchte es dazu ein kunsthistorisches Gutachten für den Eigentümer, der ein Recht auf Widerspruch hatte. „Die neue Regelung erscheint nicht besonders bürgerfreundlich“, so der Experte von Haus und Grund. Viele Gebäude seien zwar stadtbildprägend, aber nicht mehr vermietbar. Die Kosten hingegen stiegen: Bei einem Denkmal seien die Renovierungskosten bis zu 40 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Objekt. Und sieben Mitarbeiter des Denkmalamtes sollen die Wertigkeit von 17.000 Objekten in den nächsten Jahren einschätzen? Anita Klahn: „Diese Bewertung soll durch Aushilfskräfte in einem standardisierten Verfahren abgewickelt werden.“ Hinzukomme, daß für die Denkmalpfleger nicht die wirtschaftlichen Argumente der Eigentümer zählten, sondern nur der kulturgeschichtliche Hintergrund, dessen Beurteilung den
ausgesuchten Fachleuten des Denkmalamtes vorbehalten sei. Die Unsicherheit steigt also, viele Eigentümer sehen sich der Willkür des Staates ausgesetzt. „Der Rechtsstaat kommt ins Wanken“, so Dr. Bertram Zitscher, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein. Dabei sei eine Planungssicherheit für Unternehmen besonders wichtig, betont Sektionssprecher Jens Sander aus Pinneberg, der konkrete Handlungsanweisungen seitens der Landesregierung erwartet. Die Bereitschaft zur Erhaltung kulturhistorischer Gebäude sei auch von Unternehmerseite groß, aber es müsse auch wirtschaftlich darstellbar sein, so Klahn. Ansonsten könnten die Bedenken von Sander Wirklichkeit werden: „Dann bauen alle in Zukunft lieber nur durchschnittlich, um etwaigen Rechtsunsicherheiten aus dem Wege zu gehen.“ kp
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Mittagsveranstaltung der Sektion Neumünster
Empfehlungen zur Denkmalschutznovelle Die Denkmalschutznovelle treibt auch die Sektion Herzogtum Lauenburg um, die deshalb am 21. Mai 2014 den Geschäftsführer Dr. Tilman Giesen der Arbeitsgemeinschaft Grundbesitz e.V. als Fachmann auf das Gut Bliestorf eingeladen hat. Dieser Einladung folgten nicht nur eine Reihe von Gutsbesitzern, sondern auch der Leiter der Oberen Denkmalschutzbehörde Dr. Michael Paarmann sowie der Referent der Kultusministerin Dr. Martin Lätzel, was Möglichkeiten für einen direkten Dialog eröffnete. Letzterer gab zu erkennen, daß der Widerstand gegen die Novelle überrascht habe, denn die Vorschläge fänden sich auch in einem älteren CDUEntwurf. Dieser, so Dr. Giesen, habe sich aber eben nicht durchsetzen können. Er machte zudem klar, daß die Novelle nicht die Gutsbesitzer betreffe, deren Güter längst als besondere Kulturgüter eingestuft seien. Hier erhoffe man sich allerdings mehr Möglichkeiten, den Denkmalschutz im Wege von Zielvereinbarungen mit dem Amt zu regeln, damit gerade bei größeren Objekten
oder Ansammlungen die Belange des Denkmalschutzes besser einschätzbar würden. Dr. Lätzel signalisierte Verständnis für eine Stärkung der vertragsrechtlichen Komponente. Darüber hinaus zeigte Dr. Giesen Verständnis für den Wunsch, auch neuere Denkmäler zu erfassen. Die Bedenken gegen die Novelle richteten sich vielmehr gegen eine Umstellung auf ein einseitiges deklaratorisches Verfahren bei der Eintragung von Denkmäler. Zudem ließen die Formulierungen zum Umgebungsschutz viele Interpretationen zu, was
Zu Gast auf Gut Bliestorf: Unternehmer und Grundbesitzer informierten sich über die geplanten Änderungen im Denkmalschutzgesetz, mit dabei: Dr. Michael Paarmann, Landeskonservator Landesamt für Denkmalschutz in SH
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erhebliche Rechtsunsicherheiten mit sich bringen würde, die nicht nur den Eigentümer, sondern auch in der Landschaft benachbarte und fernerliegende Bauten betreffen würde. Gerade in Verbindung mit der Schnellinventarisierung von mehreren tausend bisher einfachen Denkmälern sei kaum damit zu rechnen, daß das Amt viel Zeit für einen Einzelfall haben kann. Deshalb aber Konfliktfälle auf die Gerichte zu verlagern, könne für die Akzeptanz kaum förderlich sein. Er plädierte für eine Einschränkung des Denkmalbegriffs im Gesetz, um wenigstens an dieser Stelle die Wirksamkeit der Novelle einzudämmen. In der anschließenden Diskussion warben die Teilnehmer, allesamt Freunde eines Erhalts kulturgeschichtlicher Denkmäler, die Wirtschaftlichkeit von Denkmälern nicht außer Acht zu lassen, weil dies in den meisten Fällen eine Voraussetzung für ihren Erhalt sei. BZ
v.l. Dr. Tilman Giesen, Geschäftsführer der AG Grundbesitz e.V.; Dr. Martin Lätzel, Verbandsdirektor VHS SH e.V., Sabine und Rudolph Freiherr von Schröder (Gastgeber)
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v.l. Reinhold von Eben-Worlée (Worlée Chemie, Hamburg) im Gespräch mit Konrad Butschek (Gutsverwaltung Gayen)
DER WIRTSCHAFTSRAT EMPFIEHLT ZUR DENKMALSCHUTZNOVELLE: Rechtzeitige Verständigung mit den Denkmaleigentümern sicherstellen Keine Eintragung ins Denkmalbuch aufgrund einseitiger Deklaration durch die Behörde, sondern vielmehr Stärkung der Verständigung zwischen Behörde und Eigentümer über die einzutragenden Objekte. Gesetzliche Präzisierung des räumlichen Umfangs eines Umgebungsschutzes und Erfordernis einer besonderen Begründung in der jeweiligen Eintragungsverfügung, die den Eigentümern bekannt zu machen ist. Gleiches muß gelten für den Schutz einer besonderen Innenausstattung. Bei umfangreichen Denkmälern wie Gutshöfen oder Betriebsstätten sollten Eigentümer Anspruch auf eine amtliche Zielvereinbarung zum Umfang des Denkmalschutzes erhalten. Die jüngste Stärkung der vertragsrechtlichen Möglichkeiten im Gesetzesentwurf deutet in die richtige Richtung. Kompetenzen des ehrenamtlichen Denkmalrates bei Widerspruchsfällen stärken Bildung von Widerspruchsausschüssen aus jeweils zwei Mitgliedern des Denkmalrates und einem Beamten der oberen Denkmalschutzbehörde. Darüber hinaus sollte der Denkmalrat von der obersten Denkmalschutzbehörde bei der Entscheidung von grundsätzlichen Fragen des Denkmalschutzes angehört werden. Kompetenzüberscheidungen der Behördenebenen auflösen Der oberen Denkmalschutzbehörde sollte die ausschließliche Eintragungs- und Genehmigungszuständigkeit für archäologische Denkmale und Kulturdenkmale von besonderem Rang (z.B. Schlösser in Glücksburg, Gottorf, Eutin sowie solcher von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung) obliegen. Für alle anderen Denkmäler sollte die Eintragung in das Denkmalbuch und die Genehmigungszuständigkeit ausschließlich der unteren Denkmalschutzbehörde zustehen. Die gegenwärtigen Zustimmungserfordernisse sind abzuschaffen. Wirtschaftliche Nutzungen zum Erhalt von Denkmälern gesetzlich verankern Im Genehmigungsverfahren sollten die Wirkung denkmalschutzrechtlicher Auflagen auf die Wirtschaftlichkeit des geschützten Objekts und seinen Fortbestand obligatorisch geprüft werden. Die Erwartung unverhältnismäßig großer Beeinträchtigungen der Wirtschaftlichkeit sollte den betroffenen Eigentümer zu einer Anhörung und einem Widerspruchsverfahren berechtigen. Ergebnisse der Inventarisierung vor einer Inkraftsetzung der Novelle veröffentlichen Eine Vervielfachung der eingetragenen Denkmäler auf einen Schlag in Verbindung mit einem deklaratorischen Verfahren kann leicht dazu führen, daß das Amt in der Bewältigung ihrer anschließenden Aufgaben maßlos überfordert wird, was die Akzeptanz für den Denkmalschutz insgesamt gefährdet. Dieses Risko wird vermindert, wenn die bereits vorliegenden Ergebnisse der Inventarisierung ab sofort laufend veröffentlicht werden.
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Wirtschaftsrat vor Ort: Veranstaltung der Sektion Pinneberg
Die Mär der gebietsheimischen Pflanzen Zur Diskussion über einen Passus im Bundesnaturschutzgesetz, welcher vorschreibt, daß in öffentlichen Ausschreibungen „gebietsheimische“ Gehölze zu bevorzugen sind, lud der Wirtschaftsrat der CDU e.V. Anfang August Vertreter der Baumschulbranche und den Staatssekretär des Bundesministeriums für Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Jochen Flasbarth, ins Haus der Baumschule Sander in Tornesch ein.
Im Jahr 2009 wurde im Zuge der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes der § 40 Absatz 4 hinzugefügt, welcher besagt, daß „in der freien Natur Gehölze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werden (sollen)“. Deutschland wurde für seine Umsetzung in sechs Zonen eingeteilt. Die Baumschulen müssen nun für jede Region gebietsheimisches Gehölz anbieten. Jens Sander, Sektionssprecher der Region Pinneberg des Wirtschaftsrates der CDU e.V. und Gastgeber des Treffens, sieht viele Probleme, die mit diesem Passus einhergehen. So klinge es zunächst einmal gut, im Sinne des Naturschutzes gebietseigene Pflanzen zu bevorzugen und so der „Verfälschung der Flora“ entgegenzuwirken. Allerdings sei dies viel zu kurz gedacht. Laut einer von dem Bund deutscher Baumschulen e.V. in Auftrag gegebenen Studie der Humboldt-Universität zu Berlin, bestehe keine Klarheit darüber, in welcher Art und Weise ein Gefährdungspotenzial für die entsprechenden Ökosysteme durch das Einbringen von Pflanzen gebietsfremder Herkünfte entstehe. Es sei des Weiteren
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keine klare Abgrenzung gebietsheimischer von gebietsfremden Pflanzen derselben Art möglich, da es keinen feststellbaren, genetischen Unterschied gebe. Um dies zu testen wurde das genetische Material derselben Gehölzart (unter anderem der Schlehe) aus verschiedenen Regionen Deutschlands verglichen (vgl. Studie „Prüfung gebietsheimischer Gehölze“). Das Ergebnis zeige die Absurdität des Absatzes 4 des Gesetzes auf, so der Gastgeber. Denn eine Abgrenzung zu gebietsfremden Gehölzen auf Grund dessen, daß eine genetische Differenzierung anzunehmen ist (aus dem „Leitfaden zur Verwendung gebietsheimischer Gehölze“, herausgegeben von dem Ministerium), ohne einen tatsächlichen Unterschied feststellen zu können, ergebe keinen Sinn. Außerdem bestehe die Gefahr der Wettbewerbsverzerrung, da es kein einheitliches Zertifizierungsverfahren gebe. Erfahrungsgemäß erhielten in Ausschreibungen eher Waren den Zuschlag, die nach dem der ausschreibenden Stelle subjektiv am verlässlichsten erscheinenden Verfahren zertifiziert worden seien. Oder eine der ausschreibenden Stelle bekannte Baumschule
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werde bevorzugt, welche meist lokal ansässig sei. Dies führe zu einer Benachteiligung der europaweit führenden, norddeutschen Baumschulbranche und gefährde die Arbeitsplätze der über 350 hiesigen Baumschulen. Der Staatssekretär kam in dem Punkt der Zertifizierung auf die Ver treter der Branche zu. Es gebe bereits einheitliche Mindeststandards für die Zertifizierung, die er noch einmal kommunizieren werde. In der sachlichen Debatte des exklusiven Kreises wurde außerdem erwähnt, daß das Gesetz die Dynamik der Natur völlig vernachlässige. So sei es hinsichtlich des Klimawandels und den mit ihm einhergehenden Wetterveränderungen wichtig, ein weitsichtiges Begrünungskonzept zu verfolgen, welches sich auch auf robustere, gebietsfremde Arten stützen müsse, um eine optimale Anpassung zu garantieren. Momentan ist der Anwendungsbereich lediglich auf die „freie Natur“ beschränkt, allerdings sehe der Bund deutscher Baumschulen e.V. bereits Bestrebungen, daß das Gesetz auf Stadtgebiete ausgeweitet soll. In der Stadt sei ein solches Gesetz noch verheerender, da der urbane Raum noch extremere Anforderungen an das Stadtgrün stelle: Zum Beispiel seien Wurzeltiefe und – ausbreitung durch Betonierung beschränkt, und die Temperaturextreme fielen drastischer aus. Dem entgegnete der Staatssekretär, daß sich dieses Gesetz nur auf die „freie Natur“ beschränke und er diesen Punkt ebenfalls noch einmal klarstellen werde. Daß
Mobilität
Kopenhagen als Vorbild allerdings der Begriff „freie Natur“ bisher viel zu schwammig definiert sei, ignorierte der Staatssekretär und verwies, wie sehr oft in dem Gespräch, auf den „Leitfaden zur Verwendung gebietsheimischer Gehölze“, welcher vom Ministerium herausgeben wurde. Mit dem Gesetz würden außerdem enorme Preissteigerungen für die Kommunen einhergehen, da die einzelnen Baumschulen sich auf höheren Kosten und höheren Risiken einstellen müßten, so der Sektionssprecher. Denn man müsse nun für jede Art zonenspezifisch eigenes Saatgut einkaufen und lagern und könne bei Ausfall der Saat aus einer der sechs Zonen nicht auf Saat einer anderen Zone zurückgreifen. Dies werde zu Lieferschwierigkeiten und damit einhergehend höheren Preisen führen müssen. Auch hinsichtlich der geografischen Aufteilung Deutschlands in sechs Zonen übten die Experten Kritik: Die Kriterien seien nicht nachvollziehbar und wissenschaftlich nicht fundiert. Zudem befürchtet der Wirtschaftsrat der CDU e.V., daß die Kombination aus erhöhten Kosten und dem fehlenden genetischen Unterschied der Pflanzen, einen erhöhten Anreiz für rechtswidriges Handeln gebe. „Ein Gesetz, daß Schwarze Schafe zum Nachteil ehrlicher Anbieter fördert, gefährdet den Rechtsstaat“, so Landesgeschäftsführer Dr. Zitscher. Auf die grundlegende Frage nach dem Sinn des Gesetzes, wenn doch die Differenzierung des genetischen Materials gar nicht gegeben sei, ging der Staatssekretär nicht weiter ein. Jürgen Pfaue, ehem. Geschäftsführer des Bundes deutscher Baumschulen e.V., erwähnte im Nachzug, daß es trotz etlicher Bemühungen seitens des Bundes deutscher Baumschulen e.V. noch nicht gelungen sei, das Parlament zu einer Änderung des Gesetzes zu bewegen. Er konkludierte, daß auch bei diesem Gespräch der Staatssekretär keine grundlegenden Änderungsbestrebungen erkennen ließ. Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. wird sich für eine Gesetzesänderung einsetzen und die Baumschulbranche hinsichtlich der Aufklärung der Fehlinformation in Politik und Gesellschaft unterstützen. Sophie Katharina Paul
Der dänische Ex-Politiker und Schauspieler, Klaus Bondam, hat als UmweltBürgermeister Kopenhagen in den vergangenen Jahren zur europäischen Fahrradhochburg gemacht. In der dänischen Hauptstadt beträgt der Radverkehr mittlerweile 33 Prozent vom Verkehrsaufkommen. Die Fahrten zu Schule, Arbeit und Kita werden zu 40 Prozent mit dem Bike unternommen. Bei einer Befragung zum Hauptgrund geben die Nutzer nicht einmal das Umweltbewusstsein als Hauptgrund an. „Mit dem Rad kommt man schneller ans Ziel, außerdem: Radfahren ist gesund und billig“, heißt es. Jeder mit dem Rad gefahrene Kilometer spare Kosten im Gesund-
Um sich ein Bild vom Radfahren in der Stadt zu machen, radelte Bürgermeister Olaf Scholz mit einigen anderen Teilnehmern durch den Alten Elbtunnel. Die aktuellen Pläne des SPD-Senats für die kommenden Jahre: Neue Fahrradstraßen an der Alster, zusätzliche Radfahrstreifen überall im Stadtgebiet, 40 neue StadtRad-Verleihstationen in verschiedenen Stadtteilen und eine
heitswesen, stellen die Dänen fest. In Dänemark nutzen die Politiker täglich ihr Fahrrad – nicht nur als PR-Gag – sondern als Verkehrsmittel. Für Bondam ist das Fahrrad eine einfache Antwort auf viele Herausforderungen: Staus, Gesundheitskosten und Klimawandel. In den kommenden Jahren soll der Radverkehr in der Hansestadt Hamburg weiter verstärkt und durch diverse Annehmlichkeiten ausgebaut werden. Dieses Ergebnis wurde in der „2. Hamburger Fahrradwerkstatt“ erarbeitet.
generelle Überprüfung des mehr oder weniger maroden Radwegnetzes in Hamburg. Die Grünen haben sich die dänische Hauptstadt zum Vorbild genommen und das Konzept 25-25 entwickelt. Bisher liegt der Rad-Verkehr bei schlappen zwölf Prozent, die Grünen wollen ihn bis 2025 auf 25 Prozent steigern. Mit einem erstellten 20-Maßnahmen-Katalog will die Partei das Ziel umsetzen. Ende September wird der Vorschlag in ■ der Bürgerschaft diskutiert.
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Kieler Woche 2014
Windstärke 7 – ein echtes Highlight zum Kieler Woche-Auftakt!
Stürmische Regattafelder Anspruchsvolles Regattawetter
Sie genossen die Fahrt bei bester L Verena Faltz aus Hannover und E (Copy-Druck, Hamburg)
prägte diesmal die alljährliche Ausfahrt des Landesverbandes auf dem Museumsschiff MS Stadt Kiel zum diesjährigen Kieler WocheAuftakt am 21. Juni 2014 auf der Kieler Förde. Ehrengast war diesmal der Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg, der zugleich Vorsitzender der CDU Hamburg ist. Entsprechend stand die seit einiger Zeit heftig stockende Zusammenarbeit der beiden Bundesländer im Mittelpunkt einiger Gespräche. In vielen anderen dominierte allerdings leichtere Kost, bedingt durch den zeitweise hohen Wellengang und die Verfolgung stürmische Regattafelder. BZ
Der kommissarische Landesvorsitzende Reimer Tewes hieß den Ehrengast Marcus Weinberg MdB herzlich willkommen auf dem Salonschiff MS Stadt Kiel
Wollten zur Eröffnung dabei sein: Dr. Burkhard Eymer und Partnerin Kerstin Becker aus Lübeck
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Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014
Sie genossen die Regattafahrt, die auch Einblicke in den Kieler Hafen und die Werft bot: Marcel Newerla (West-Kinikum Dahlem, Berlin) mit Partnerin Katja Hansen
Hoffentlich nicht nur die Sorgen um die Schulpolitik beschäftigten Bernd Jorkisch (Bernd Jorkisch GmbH, Daldorf) und Oberstudiendirektor a.D. Ulrich Wiethaup
Er übernahm wie in den Vorjahren die Moderation der Regatten: Rechtsanwalt Jens Otto Leisse (mit Ehefrau Stephanie und ihren Zwillingen Charlotta und Johanna)
Laune: Ehrhard Heine
v.l. Prof. Dr. Karsten Witt (Lauprecht RAe und Notare, Kiel); Unternehmer Peter Koschel und Thomas Prey (Rud. Prey Aufzüge, Kiel)
Die traditionelle Hansekogge in ihrer ganzen Pracht – immer wieder schön anzusehen
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Veranstaltung der Sektion Kiel
Foto: HSH Nordbank
ment dazu beitragen, daß die Sanierung erfolgreich abgeschlossen werden kann. Sektionssprecher Reimer Tewes dankt herzlich für den offenen Lagebericht. Etwaige Bedenken im Hinblick auf die Einlagensicherung, die in der anschließenden Diskussion von Unternehmerseite abgefragt wurden, konnte Torsten Koch MdL, als finanzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfrak-
Perspektiven der HSH Nordbank Sektionssprecher Reimer Tewes erinnerte zur Begrüßung der etwa dreißig teilnehmenden Mitglieder an frühere Veranstaltungen der Sektion Kiel, die in den letzten Jahren mit den Herren Dr. Stuhlmann, Dr. Nonnenmacher und Lerbinger bereits einige Vorstände zu Gast hatte. Entsprechend kam Matthias Wittenburg, Vorstand Corporates & Markets, der kurzfristig für den Finanzvorstand Stefan Ermisch eingesprungen war, schnell zur Sache: Die Bank habe die Bilanzsumme von 210 auf inzwischen knapp 109 Milliarden Euro zurückgefahren und die Beschäftigten im Zuge dessen um 35 Prozent auf jetzt 2.750 verringert. Durch diese Maßnahmen habe man eine Kernkapitalquote von 13 Prozent und damit im europäischen Bankenvergleich einen Spitzenplatz erreicht. Dennoch stünden der Bank für die nächsten 6 bis 9 Monaten mit dem schwer einschätzbaren Streßtest der EZB, der Vermögenswertgrenzen von 8 Prozent an hartem Kernkapital einfordere und 5,6 Prozent als absolute Untergrenze ansehe, noch einige Untiefen bevor. Dieses Zeugnis sei für Ende Oktober zu erwarten, wonach zur Erfüllung weiterer Auflagen noch 9 Monate Zeit blieben, um gegebenenfalls fehlendes Kapital aufzubauen. Vor diesem Hintergrund könne man mit der aktuell positiven Ergebnisentwicklung mit über 200 Millionen Euro Konzerngewinn für das erste Quartal sehr zufrieden sein, insbesondere wenn man berücksichtige, daß für die Zweitverlustgarantie an die Gesellschafter inzwischen 2,8 Milliarden Euro abgeführt werden mußten. Bei der Schiffsfinanzierung habe man aufgrund der Marktlage inzwischen 1/3 des Portfolios wertberichtigt, allerdings bleibe man mit 21 Milliarden Euro in den Büchern der weltweit größ-
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te Schiffsfinanzierer und rechne für das laufende Jahr mit einem Neugeschäft in Höhe von 800 Millionen Euro. Nach den Auflagen der Europäischen Union blieben für Wachstum im Ausland zukünftig nur noch diese Finanzierungen sowie das Energiegeschäft, für das die Bank über wertvolle Kompetenzen verfüge. Ausländisches Firmenkundengeschäft sei dagegen durch EU-Auflagen ausgeschlossen worden, und beim wichtigen Wealth-Management habe die Bank 12.000 Kunden und damit zwei Drittel des Kundenbestandes im Zuge der Umstrukturierung an die Sparkassen abgegeben. Daß diese Maßnahmen erfolgreich gewesen seien, zeige sich vor allen an der hohen Liquidität als Gradmesser für das Vertrauen in die Bank. Jedenfalls könne die schleswig-holsteinische Wirtschaft durch ihr Engage-
Matthias Wittenburg Vorstand Corporates & Markets der HSH Nordbank AG: „Die schleswigholsteinische Wirtschaft kann durch ihr Engagement dazu beitragen, daß die Sanierung erfolgreich abgeschlossen werden kann.“
tion und profunder Kenner der Zusammenhänge jedenfalls schnell ausräumen. Die Einlagen der HSH Nordbank seien durch entsprechende Garantien sogar in doppelter Weise gesichert, nämlich durch den Bund sowie auch aufgrund alter Verträge zudem noch durch den Sicherungsfonds der Sparkassen. Für die verbleibenden Risiken seien die beiden Hauptgesellschafter in der Pflicht, die notwendige Vorsorge zu treffen. Wittenburg schloß sich diesem Statement dankbar an: Der Vorstand könne ausschließlich für den wirtschaftlichen Erfolg arbeiten, weshalb die Vorsorge für einen Plan B anderen Gremien vorbehalten bleiben müsse. BZ
Die Sektion Kiel informierte sich über den aktuellen Stand und die Entwicklungen der HSH Nordbank AG
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014
... IM ÜBRIGEN ■ Die Sektion Rendsburg-Eckernförde wählte am 30. Juni 2014 ihren neuen Sprecher, den Rendsburger Steuerberater Achim Petersen (Kanzlei Langhann, Rossdam Thomsen und Petersen). Petersen war zuvor bereits im Vorstand tätig. Er übernimmt den Stab von Dr. Christopher Leptien, Geschäftsführender Gesellschafter der HNO-MED-Nord Klinik GmbH & Co. KG, Rendsburg, der im Vorstand bleibt. Auch die weiteren Vorstandsmitglieder Jörn Matthies (Geschäftsführer Matthies Druckguss GmbH & Co. KG, Rendsburg), Ralf Schröter (Bordesholm) sowie Jens van der Walle (Geschäftsführer Werner Vollert GmbH & Co. KG, Büdelsdorf) wurden wiedergewählt.
Achim Petersen
Dr. Martin Grundmann
v.l. Teamwechsel bei der Emobil-Rallye: Dr. Klaus Weil, Chefarzt Malteser Norddeutschland gGmbH mit Sohn Moritz aus Glücksburg übernehmen von Jan-Christoph Borkenstein (Geschäftsführer The Braid UG) und Dr. Bertram Zitscher (Landesgeschäftsführer Wirtschaftsrat der CDU e.V.). Wir danken der GEO Gesellschaft für Energie und Oekologie GmbH, Langenhorn, für den zur Verfügung gestellten Nissan leaf.
■ Auf der vierten nordeuropäischen Emobil-Rallye war der Wirtschaftsrat wieder mit einem Team im Wettbewerb vertreten, fuhr aber bereits am ersten Renntag infolge fehlender Stromreserven aus der Wertung. Auch wenn sportlich damit nur noch Sonderpreise in Reichweite waren, bleiben für die beiden Fahrerteams doch die besonderen Erfahrungen dieses außergewöhnlichen dänisch-deutschen Rallyeereignisses.
Sophie Katharina Paul
■ Sophie Katharina Paul (21 Jahre), VWL-Studentin der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel verstärkt die Landesgeschäftsstelle als studentische Hilfskraft für ein Jahr.
EHRUNG FÜR HANS-WERNER BLÖCKER ■ Die Sektion Nordfriesland des Wirtschaftsrates der CDU e.V. hat auf ihrer Mitgliederversammlung am 28. Mai 2014 in geheimer Wahl Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer, ARGE Netz GmbH & Co. KG, Breklum, zu ihrem neuen Sprecher gewählt. Er ersetzt Rickmer Topf, Geschäftsführender Gesellschafter, Johannes Topf Baubeschlag GmbH, ab, der die Sektion in den letzten zehn Jahren aufgebaut hat und weiterhin für den Vorstand tätig bleibt. Ebenso wurde Andreas Eichler (Seeth) wieder in den Vorstand gewählt. Neu hinzugekommen sind: Dr. Thomas Ebel (Geschäftsführer FTCAP GmbH, Husum), Nis Richard Richardsen (Geschäftsführer Holzhäuser und Zimmerei Richardsen GmbH, Langenhorn) sowie Klaus Schmidt (Geschäftsführer Schmidt-Busreisen GbR, Dagebüll).
Bundespräsident Joachim Gauck zeichnete Hans Werner Blöcker mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus. Am 8. September 2014 überreichte Ministerpräsident Torsten Albig die Auszeichnungen in Kiel. Hans-Werner Blöcker begleitet unseren Landesverband seit Jahrzehnten als Mitglied unseres Landesvorstandes, von 1995 bis 1999 als Vorsitzender. Zudem war er 26 Jahre Bürger-
meister der Gemeinde Helmstorf. Seit über 40 Jahren ist er Vorsitzender des Reitervereins Lütjenburg-Mühlenfeld. Er ist im Präsidium des Landesjagdverbandes, seit 2006 als Vizepräsident. Er war Vorsitzender des Bauindustrieverbandes Schleswig-Holstein, wurde zweiter Vorsitzender des Bauindustrieverbandes Hamburg SchleswigHolstein und ist Präsidiumsmitglied des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Als Präsidiumsmitglied im Unternehmensverband Nord hat er bei der Fusion der Unternehmensverbände Hamburg und SchleswigHolstein zum Unternehmensverband Nord mitgewirkt. Wir sind sehr dankbar, daß er unsere Aktivitäten als Mitglied des Landesvorstandes noch ein Stück weiter begleiten wird.
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Vorschau Landesverband Schleswig-Holstein / Impressum
V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U 25. September 2014 · Kronshagen Landesfachkommission Immobilienwirtschaft
27. Oktober 2014 · Kiel Torsten Reh, Geschäftsführer Regionalbahn SH GmbH „Regionalbahn Schleswig-Holstein – ein bedeutender Mobilitätsanbieter für Schleswig-Holstein“
08. Oktober 2014 · Norderstedt Mitgliederversammlung Sektion Segeberg 08. Oktober 2014 · Norderstedt Stephan Richter, Sprecher der Chefredakteure medien holding: nord GmbH „Radikaler Wandel im Zeitungsmarkt – Wie reagiert der SchleswigHolsteinische Zeitungsverlag im südlichen Schleswig-Holstein?“
05.November 2014 · Schloß Haseldorf Landesmitgliederversammlung mit Wahlen des Landesvorstands, Klassisches Konzert, Ehrengast: Friedrich Merz, Rechtsanwalt Mayer Brown LLP, ehemaliger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie Vorsitzender des Netzwerkes Atlantik-Brücke, Düsseldorf
08. Oktober 2014 · Neumünster Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft
10. November 2014 · Tremsbüttel Mitgliederversammlung Sektion Stormarn
10. November 2014 · Kiel Tobias Koch MdL, Finanzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion „Perspektiven der HSH Nordbank AG nach den Streßtests“ 06. Dezember 2014 · Hamburg Junger Wirtschaftsrat Treffen mit dem Jungen Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein / Hamburg und gemeinsamer Besuch des Weihnachtsmarktes am Rathausmarkt (HH-City)
Änderungen vorbehalten
IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P.: Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg Brigitte Nolte (BN) Referentin für Wirtschaftspolitik Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 E-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. Bertram Zitscher (BZ) Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 E-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de
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Redaktion: Ehrhard J. Heine (EJH) Dr. Manfred Hermann (He) Simone Niekammer (Ni) Kai Pörksen (kp) Nicole Weich (We) Bildnachweis: nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, Aufmacherfotos: ©ccvision.de (S. 4/5, 6, 22, 28, 29, 32, 33, 34, 42, 43, 44, 46, 52, 54, 62), Fotolia.com: © JiSign (S.7), © tassel78 (S.20), © José 16 (S.26), © Denis Junker (S.27), © WonderfulPixel (S.34) Das nächste Heft erscheint im Dezember 2014 mit dem Schwerpunktthema „Vor der Bürgerschaftswahl“
Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare Satz/Layout: (Wolfgang Schlett, KGV) Herstellung und Anzeigen: copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 E-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.
Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe September 2014