Wr journal landesverbände hamburg und schlewsig holstein ausgabe 3 2015

Page 1

Landesverband Hamburg und Landesverband Schleswig-Holstein

AUSGABE 3 | 2015

DAS MAGAZIN FÜR DIE WIRTSCHAFT

TTIP – Die Chance für Deutschland und Europa Gute Aussichten für den Handelsstandort Hamburg Seiten 6-12

5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015 in Lübeck Sonderteil Heftmitte I - XVI

Von der Flüchtlingskrise bis zur digitalen Revolution – wie sichern wir die Zukunft Europas? Seiten 20-24

Der „German Mittelstand“ im politischen Fadenkreuz Seiten 47-48

copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG



Editorial

Größte Chancen durch Freihandel und geopolitischen Aspekten noch enger mit den USA zusammenzurücken. Es geht um gemeinsame Werte, Ideale und Prinzipien. Und darum, gemeinsame Standards für den Weltmarkt zu setzen. Wir stehen hier im Wettlauf mit dem parallel zu TTIP verhandelten Transpazifikpakt (TPPA). Jeder weiß: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg

D

ie öffentliche Debatte über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Irrational. Die berüchtigte „German Angst“ erweist sich als Bremsklotz für Europa. Eine breite Allianz, von Attac, Greenpeace und WWF über DGB und ver.di bis hin zu den Grünen und Linken, macht mit allen möglichen und unmöglichen Argumenten Stimmung gegen das Freihandelsabkommen. Natürlich brauchen wir eine gesellschaftliche Diskussion über TTIP, jedoch hat sich die Debatte längst verselbstständigt. Berechtigte Kritik an Fehlentwicklungen im Wirtschafts- und Finanzsystem enden immer öfter in pauschaler und unsachlicher Systemschelte an „dem“ Kapitalismus und „der“ Globalisierung. Die großen Verdienste von Marktwirtschaft und Freihandel werden einfach ausgeblendet. Nicht zuletzt scheint ein neuer Anti-Amerikanismus aufzukeimen.

Das ist alarmierend und irritierend zugleich, steckt hinter TTIP doch mehr als ein Wirtschaftsabkommen. Angesichts der Krisenherde im Nahen und Mittleren Osten sowie in der Ukraine sollte Europa auch unter sicherheits-

Für Hamburg mit seinem Wirtschaftsmotor Hafen wäre das besonders bitter. Im Jahr 2014 wurden mit knapp 146 Millionen Tonnen so viele Güter wie nie zuvor umgeschlagen. Aber: Der wesentliche Treiber dieses Wachstums war der Handel mit China, dessen Wirtschaft jetzt gefährlich schwächelt. Der Warenverkehr mit Russland geht schon länger zurück. Umso wichtiger ist für unsere Stadt, dass das USA-Geschäft durch TTIP noch einmal deutlich an Fahrt gewinnt. Das muss auch dem Ersten Bürgermeister klar sein. Trotzdem hat er sich – als Regierungschef von Deutschlands wichtigstem Außenhandelsplatz – bislang kaum zu Wort gemeldet. Ohne falsche Rücksicht auf die linke Opposition in seiner eigenen Partei, muss Olaf Scholz klare Position für das Freihandelsabkommen beziehen. Einen TTIP-Aufstand wie in der Schleswig-Holsteiner SPD darf es in Hamburg nicht geben. Als Metropolregion lebt Hamburg nicht zuletzt auch von der Zusammenarbeit mit seinen norddeutschen Nachbarländern. Gerade in Sachen länderübergreifender Verkehrs-, Energie- und Innovationspolitik bleibt bislang aber ein großes Potenzial ungenutzt. Mit dem 5. Norddeutschen Wirtschaftstag (NWT) am 03. und 04. September in Lübeck hat der Wirtschaftsrat nicht nur den Finger in diese Wunde gelegt, sondern konstruktive Lösungen vorgestellt, z.B. die Gründung der politischen Initiative „Innovationstestfeld Norddeutschland“. Mehr dazu können Sie im NWT-Sonderteil in dieser Ausgabe nachlesen.

Wie den Rest der Republik, stellt der anhaltend hohe Flüchtlingszustrom Hamburg vor enorme Herausforderungen. Nur für dieses Jahr rechnet die Stadt mit rund 30.000 Asylbewerbern, die es zu versorgen und unterzubringen gilt. Alle bisherigen Prognosen zum Einwohnerwachstum der Stadt sind schon jetzt hinfällig, die Wohnungsnot hat sich dramatisch verschärft. 6.000 neue Wohnungen pro Jahr reichen bei Weitem nicht aus, um den Bedarf in den nächsten Jahren auch nur annähernd zu decken. Jüngst hat die Bürgerschaft beschlossen, mehr als eine halbe Milliarde Euro zusätzlich für die Bewältigung des Flüchtlingsansturms bereitzustellen. Die Gegenfinanzierung dieser Mehrkosten darf aber keinesfalls zu Lasten des Wirtschafts- und Logistikstandorts Hamburg gehen – genau das sehen die Pläne des rot-grünen Senats aber vor: Kurzsichtige Einsparungen bei wichtigen Zukunftsprojekten, z.B. im Hafen. Das ist ein fataler Fehler. Stattdessen sollte z.B. der grüne Wunschtraum von der „Fahrradstadt Hamburg“ endlich ad acta gelegt werden. Trotz aller Herausforderungen blicke ich Hamburgs Zukunft optimistisch entgegen. Der 29. November kann für unsere Stadt ein außerordentlich freudiger und historischer Tag werden. Seien auch Sie Feuer und Flamme für die Spiele in Hamburg. Jede Stimme zählt. Ihr

Ausgabe Oktober 2015 | Landesverband Hamburg

3


5. NORDDEUTSCHER WIRTSCHAFTSTAG

INHALT

Berichte und Podien TITELTHEMA

FREIHANDELSABKOMMEN

Sonderteil Seiten I-XVI (Heftmitte)

TTIP – DIE Chance für Deutschland und Europa

Podiumsdiskussion u.a. mit Elmar Brok MdEP und HWWI-Direktor Prof. Dr. Henning Vöpel Seite 6

„Wichtig sind klare Aussagen und vor allem Transparenz“ Interview mit Dr. Tarik Vardag . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 TTIP und Schiedsgerichtsbarkeit von Dr. Christoph von Burgsdorff . . . . . . . . . . . . . . 12

BERICHTE & KOLUMNE Wirtschaftsgipfel Hamburger Abendblatt 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 UNESCO-Weltkulturerbe Das Hamburger Ensemble Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus . . . . . . . . . . . . . . 34 Kolumne „Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

Kieler Woche 2015 Regattabegleitfahrt: Liberale wieder unter Aufwind Seite 54

4

Porträt Gunnar Uldall: Hamburg als Logistikmetropole Nordeuropas stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 Ein neues Mitglied stellt sich vor . . . . . . . . . . . . . . 42 Im Übrigen – Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . 57

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015


VERANSTALTUNGEN Wenn das Produkt die Produktion bestimmt – oder der Kühlschrank die Milch bestellt mit Reinhard Clemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Zuwanderung steuern und Asylmissbrauch stoppen mit Dr. Ole Schröder MdB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Von der Flüchtlingskrise bis zur digitalen Revolution – wie sichern wir die Zukunft Europas? mit Günther H. Oettinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Veranstaltung der Sektion Kiel Erbschaftsteuer und Griechenlandkrise – Wo verlaufen die Linien? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Miteinander Reden – nicht übereinander! Deutsch-russische Verbindungen in Krisenzeiten Seite 56

Podiumsdiskussion der Sektion Neumünster Das elektronische Geld wird flüchtig . . . . . . . . . . 50 Wirtschaftsrat vor Ort Der „German Mittelstand“ im politischen Fadenkreuz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Veranstaltung der Sektion Kiel Der Nationale Normenkontrollrat als Bürokratiebremse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Wirtschaftsrat vor Ort Rahmenbindungen für erfolgreiche Technologieunternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Wirtschaftsrat vor Ort Tarifautonomiestärkungsgesetz und gesetzlicher Mindestlohn im Diskurs . . . . . . 53

LANDESFACHKOMMISSIONEN

RUBRIKEN

Internet und Digitale Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . 17

Editorial Hamburg: Größte Chancen durch Freihandel . . . . . . . . . . . . . . 3

Junges Hamburg Positionspapier „Hamburg WIFI“ . . . . . . . . . . . . . . . 31

Editorial Schleswig-Holstein: Harte Bewährungsprobe für unsere Regierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Junger Wirtschaftsrat Hamburg Eine Tour durch die Halbleiterwelt mitten in Eimsbüttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Ein Blick hinter die Kulissen der Hamburgischen Bürgerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Sommerfest des Jungen Wirtschaftsrates . . . . . . 29 Fragen an ein neues Mitglied . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 Neue Mitglieder in den Landesverbänden . . . . . 40 Veranstaltungsvorschau Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Nachlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

Immobilienwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5


Elmar Brok MdEP

Prof. Dr. Henning Vöpel

Dr. Hans Fabian Kruse

„Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse werden abgebaut, was zu größeren Wachstumschancen und erheblichen Kosteneinsparungen führt. Standards können vereinheitlicht und weltweit durchgesetzt werden.“

„In der Öffentlichkeit zählt nicht das reine Argument, sondern Emotionen. Gerade zu Beginn der Verhandlungen sind kommunikative Fehler gemacht worden. Das war intransparent.“

„TTIP ist die letzte Chance, gemeinsam die Regeln der Weltwirtschaft festzulegen. Das ist das Hauptargument für TTIP.“

6

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015


Freihandelsabkommen TTIP – Podiumsdiskussion

TTIP – DIE Chance für Deutschland und Europa Podiumsdiskussion u.a. mit Elmar Brok MdEP und HWWI-Direktor Prof. Dr. Henning Vöpel Tiefes Misstrauen, offener Protest und medial geschürte Angst prägen in Deutschland die öffentliche Diskussion um die geplante Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (engl.: Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) zwischen der Europäischen Union und den USA. Es erscheint paradox, dass das Abkommen gerade in der Exportnation Deutschland, im Land der Sozialen Marktwirtschaft, im Land des Wirtschaftswunders, scheinbar derart skeptisch beäugt wird. Keine andere Nation profitiert vom Freihandel so stark wie die Bundesrepublik.

Mit dem Ziel, zur Versachlichung der TTIP-Diskussion beizutragen, hatten der Wirtschaftsrat Hamburg und die Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Es diskutierten Elmar Brok MdEP (Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments), Dr. Hans Fabian Kruse (Präsident AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e. V.), Andreas L. J. Povel (General Manager American Chamber of Commerce in Germany e. V.) und Prof. Dr. Henning Vöpel (Direktor Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH). Jan F. Kallmorgen

Andreas L. J. Povel „Für die südeuropäischen Staaten, wie etwa Spanien, ist TTIP mit der Aussicht auf Wachstum, Wohlstand, Jobs, Investitionen und Innovationen ein Silberstreif am Horizont... TTIP ist eine historische Chance, gemeinsam etwas für die Zukunft aufzubauen.“

(Partner Interel Global Practice / Gründer Atlantische Initiative e.V.) moderierte die Runde. Die Begrüßung der mehr als 170 Mitglieder und Gäste übernahm der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Hamburg, Gunnar Uldall. Einerseits zeigte er Verständnis dafür, dass man sich neben den Vorteilen von TTIP auch mit berechtigter Kritik auseinandersetzen sollte. Schon in der Vergangenheit sei Freihandel zunächst immer auf Protest gestoßen. So zum Beispiel auch 1888, als Hamburg dem Deutschen Zollverein beitrat. Andererseits „gibt es in Deutschland im Moment aber den Trend, dass alles, was mit Globalisierung zu tun hat, als schlecht angesehen wird“, kritisierte der ehemalige Wirtschaftssenator. Die Erweiterung der Handelsmöglichkeiten sei für Deutschland als Exportnation etwas Großartiges. Und Hamburg sei als führende Handelsmetropole der Hauptprofiteur hierzulande. Insofern sei es „absolut unverständlich“, dass in der Stadt Widerstand gegen TTIP zu spüren sei. „Völlig stutzig macht mich auch, dass der Bürgermeister in dieser Sache überhaupt noch keine Position bezogen hat. Wenn ein Ministerpräsident in Deutschland gefragt ist, sich hierzu zu äußern und für TTIP einzusetzen, dann ist es Bürgermeister Scholz. Ich erwarte, dass er in die Diskussion eingreift. In der Politik allgemein, aber auch innerhalb der SPD, wo TTIP außerordentlich umstrit-

Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Hamburg

„Die Erweiterung der Handelsmöglichkeiten ist für Deutschland als Exportnation etwas Großartiges. Und Hamburg ist als führende Handelsmetropole der Hauptprofiteur hierzulande.“

ten ist“, sagte Gunnar Uldall. Gleichzeitig appellierte der Landesvorsitzende an die Unternehmerinnen und Unternehmer in Hamburg, in Sachen TTIP Farbe zu bekennen und sich ebenfalls aktiv dafür zu engagieren. Die Politik könne das Abkommen nur durchsetzen, wenn sie auf die Unterstützung der Wirtschaft zählen könne. Elmar Brok ließ in einem Impulsvortrag keinen Zweifel an der enormen Bedeutung von TTIP für Deutschland und Europa: „Wir müssten die letzten sein, die gegen ein solches Abkommen sind“, sagte er angesichts der Vorbehalte in Deutschland und verwies auf die großen Vorteile. Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse würden abgebaut, was zu größeren Wachstumschancen und erheblichen Kosteneinsparungen führe. Standards könnten vereinheitlicht und weltweit durchgesetzt werden. Auf Seiten der Kritiker vermutet der Europaparlamentarier „ein hohes Maß an Antiamerikanismus.“ Gleichzeitig stellte Brok klar: „Deutsche Standards werden nicht heruntergesetzt. Wenn behauptet wird,

7


Freihandelsabkommen TTIP – Podiumsdiskussion

dass über Schiedsverfahren die gesetzgeberische Kompetenz der Parlamente außer Kraft gesetzt wird, dann ist das schlicht falsch und gelogen. Sie glauben doch nicht, dass das Europäische Parlament seine gesetzgeberische Kompetenz durch einen Vertrag mit den Vereinigten Staaten abgeben wird und dies besagten Schiedsgerichten überlässt.“ Es gehe allein darum, Diskrimi-

Jan F. Kallmorgen, Partner Interel Global Practice / Gründer Atlantische Initiative e.V.

nierung zu vermeiden: „Wenn ein Gesetz in den USA europäische Firmen nachweislich benachteiligt oder umgekehrt, muss man eine Möglichkeit haben, dagegen vorzugehen.“

8

In einer intensiv geführten Diskussion machte Andreas L. J. Povel deutlich, dass TTIP weit mehr ist als ein reines Wirtschaftsabkommen. Für die südeuropäischen Staaten, wie etwa Spanien, sei TTIP mit der Aussicht auf Wachstum, Wohlstand, Jobs, Investitionen und Innovationen ein Silberstreif am Horizont. Die Vereinbarung habe aber auch eine „ganz klare sicherheits- und damit geopolitische Komponente“, so Povel. Vor dem Hintergrund des RusslandUkraine-Konflikts gelte dies insbesondere für Osteuropa: „Kann Deutschland es sich mit seiner Historie und seiner Verpflichtung zur Solidarität gegenüber Polen und dem Baltikum erlauben, TTIP abzulehnen?“, fragte der General Manager der AmCham und gab im gleichen Atemzug die Antwort: „Nein“. Gefragt nach dem Einfluss der NSA-Affäre auf die TTIP-Debatte sagte Povel: „Es stimmt, dass wir einen gewissen Antiamerikanismus haben, der stark durch die NSAThematik geprägt ist.“ Aber man müsse den Zeithorizont weiter stecken und sich an den Marshallplan, die Berliner Luftbrücke und die Rolle Amerikas beim Mauerfall erinnern. Amerika habe sich in der Geschichte als zuverlässiger Partner bewährt. Wir müssten uns klarmachen, wer unser Vertrauen wirklich ver-

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

dient. „TTIP ist eine historische Chance, gemeinsam etwas für die Zukunft aufzubauen“, unterstrich Povel. Auch Fabian Kruse ließ keinen Zweifel an der Notwendigkeit von TTIP aufkommen und appellierte an die Zuhörer: „TTIP ist die letzte Chance, gemeinsam die Regeln der Weltwirtschaft festzulegen. Das ist das Hauptargument für TTIP“, sagte der AGA-Präsident. China habe eine klare Strategie und werde weiter expandieren, auch Werte und Standards. Die Gemeinsamkeiten zwischen Nordamerika und Europa seien im Kontrast dazu viel größer. Man habe gemeinsame Werte und ähnliche Standards. „Mit TTIP können wir uns auf Dinge einigen, die die Welt bestimmen. Wir sollten alles dafür tun, dass die westlichen Demokratien zusammenstehen“, so Kruse weiter. Für ihn ist Amerika „weiterhin einer der attraktivsten Märkte.“ Der deutsche Außenhandel mit den USA habe in den letzten


v.l.: Dr. Hartmut Knigge (Geschäftsführer / Dr. Knigge & Rohleder Gesellschaft für Unternehmerische Begleitung im Mittelstand mbH), Prof. Dr. Henning Vöpel und Martin Köppen (Amtsleiter Wirtschaftsförderung, Außenwirtschaft und Agrarwirtschaft / Freie und Hansestadt Hamburg) v.l.: Volker Tschirch (Hauptgeschäftsführer AGA Unternehmensverband), Gunnar Uldall und Dr. Hans Fabian Kruse

Jahren stark zugenommen, zum Beispiel im Bereich Lebensmittel. Derzeit sei es aber schwierig, Nahrungsmittel nach Amerika zu exportieren, da man u.a. einen Handelsbevollmächtigten und extra Zulassungen benötige. „Gerade Mittelständler würden sehr davon profitieren, wenn das Prozedere vereinfacht würde,“ so Kruse. Die Kritik an Schiedsgerichtsverfahren wies er zurück: „Jeder, der mit Getreide, Futtermitteln oder Naturprodukten handelt, schreibt in seinen Vertrag ein Schiedsgerichtsverfahren, weil er weiß, dass wenn er ein staatliches Gericht anruft, er erst frühestens nach zwei Jahren ein Urteil hat. Wenn er aber eine Partie auf dem Wasser hat, dann braucht er ein schnelles Urteil. Dann sucht er sich drei Fachleute, die ein Schiedsgericht bilden und schnell zu einer Entscheidung kommen. Wir sind stolz darauf, dass wir eine funktionierende Schiedsgerichtsbarkeit haben“, sagte der Präsident des AGA. Aktuell werde in der emotionalisierten Debatte viel behauptet, was nur die Wenigsten beurteilen könnten. Für Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, sind die Wohlfahrtseffekte von TTIP aus wirtschaftlicher Perspektive unstrittig. Freihandel sei in der Summe immer positiv. „Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es auch andere, zum Beispiel Umverteilungseffekte gibt. Die Angst, dass wir mit Freihandel andere Standards bekommen, ist nicht

völlig aus der Luft gegriffen“, so der Ökonom. In dem Maße, wie wir etwa Güter aus China importieren, würden auch deren Standards mit importiert. Dies sei völlig klar und ein Aspekt der Globalisierung. Im Widerstand gegen TTIP erkennt Vöpel vor allem ein Kommunikationsproblem: „In der Öffentlichkeit zählt nicht das reine Argument, sondern Emotionen. Gerade zu Beginn der Verhandlungen sind kommunikative Fehler gemacht worden. Das war intransparent.“ Der Verdacht sei aufgekommen, dass nicht Wohlfahrtsinteressen, sondern Lobbyinteressen von Großkonzernen verhandelt würden. Der HWWI-Direktor stellte auch klar: „Wir dürfen TTIP nicht aus reiner Dankbarkeit gegenüber den USA abschließen. Es ist gut, dass wir eine breite gesellschaftliche Diskussion über TTIP haben. Die Debatte ist sinnvoll und sollte ernsthaft geführt werden“, forderte Vöpel und sagte weiter: „Bei nichttarifären Handelshemmnissen müssen wir als Gesellschaft entscheiden, was davon Protektionismus und was berechtigte gesellschaftliche Präferenzen sind, die andere sind als diejenigen in den USA.“ Diese Einschätzung unterstützte der Europaparlamentarier Elmar Brok: „Wenn wir die Stimmung in der Bevölkerung nicht ernst nehmen, wird das Gefecht verloren. Gegenüber Amerika und uns Politikern ist das Vertrauen inzwischen sehr gering. Deswegen

müssen wir einen Vertrag abschließen, der deutlich macht, dass das Vertrauen gerechtfertigt ist und nicht getrickst wird.“ Der Podiumsdiskussion schloss sich eine nicht minder intensive Fragerunde des Publikums über die völkerrechtliche Dimension von TTIP, über die Rolle der Schiedsgerichte und die Bedeutung der Währungen im Rahmen des Freihandelsabkommens an. Andreas Michael Klein, Leiter des politischen Bildungsforums der Konrad-AdenauerStiftung in Hamburg, übernahm das

Andreas Michael Klein, Leiter des Politischen Bildungsforums der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hamburg

Schlusswort und lud das Publikum zum anschließenden Imbiss ein. Hier wurden die Gespräche vertieft und der pesönliche Austausch mit den Diskutanten gesucht. CS

Beim anschließenden Get-together wurde weiter intensiv über das Thema des Abends diskutiert

9


Freihandelsabkommen TTIP – Interview

„Wichtig sind klare Aussagen und vor allem Transparenz“

Dr. Tarik Vardag Geschäftsführer der Kroenert GmbH & Co. KG, Hamburg

„Der deutsche Maschinenbau wird sich wohl immer behaupten können, aber wir werden mehr Wachstum durch das Abkommen erhalten.“

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Nutzen der Transatlantic Trade and Investment Partnership – kurz TTIP? Für den Maschinenbau wird vor allem im Abbau von Handelshemmnissen der größte Nutzen liegen. Die Vereinheitlichung von Normen wird uns sehr entlasten. Auch die zolltechnische Vereinfachung und ein Investitionsschutz sind Vorteile von TTIP. Die Vereinfachungen führen dazu, dass wir die Aufträge aus den USA effizienter abwickeln können. Welche langfristigen Konsequenzen hätte ein Freihandelsabkommen mit den USA? Der Wegfall der Handelshemmnisse stärkt den Handel zwischen Europa und den USA. Dadurch entsteht auch ein Gegengewicht gegenüber aufstrebenden großen Schwellenländern, vor allem aus Asien. Gerade Deutschland hat als Exportnation sehr stark vom europäischen Binnenmarkt profitiert. Ähnlich würde auch ein Abkommen mit den USA unsere Volkswirtschaft stärken.

10

Im Interview zur transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft erläutert Dr. Tarik Vardag, Geschäftsführer der Kroenert GmbH & Co. KG, Hamburg, die Vorteile des Abkommens für den deutschen Maschinenbau sowie die nötige Transparenz im Umgang mit dem Thema. Können Sie konkretisieren, warum wir ein Gegengewicht brauchen? Die starken Wirtschaftsräume der Welt sind im Moment Europa, mit Deutschland an der Spitze, und die USA, die gerade eine Phase der Wiederbelebung des verarbeitenden Gewerbes erleben. Asien, mit China in der Führungsrolle und dem aufstrebenden Indien, wird immer stärker. Heute macht der europäisch-amerikanische Raum in etwa zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung aus, aber dieses Verhältnis kann sich leicht ändern. Denn der asiatische Markt wächst schnell, auch deshalb, weil immer neue große Märkte entstehen, beispielsweise Indonesien. Deutschland profitiert am meisten vom Freihandel, zugleich gibt es hier die größten Kritiker. Wie lässt man die Kritiker verstummen? Wichtig sind klare Aussagen und vor allem Transparenz. Es ist notwendig, allen klarzumachen, was dieses Abkommen bedeutet und vor allem auch, welche Vorteile durch den Wegfall der Handelshemmnisse für Deutschland entstehen. Durch den Freihandelsraum entsteht Wachstum, was wiederum Arbeitsplätze schafft. Wenn transparent diskutiert wird, zeigt sich schnell, dass die Argumente für TTIP deutlich überwiegen. Müssten die Politiker in der Öffentlichkeit nicht deutlicher für das Abkommen eintreten? Auf jeden Fall sollten sie das. Aber es ist ebenso wichtig, dass auch kritische Themen angesprochen und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Hierzu zählt zum Beispiel das Thema der Schieds-

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

gerichte. Wenn kritische Punkte nicht transparent diskutiert werden, verliert man die Glaubwürdigkeit. Grundsätzlich bedeuten Verhandlungen immer ein Abwägen. Es geht in einem solchen Abkommen gar nicht darum, dass die eine Seite unbedingt ihre Normen durchsetzen will. Es geht darum, gemeinsam herauszufinden, was im Einzelfall für alle sinnvoll ist. All dies müssen die Politiker den Menschen sagen. Es gibt ja auch die Möglichkeit, kritische Themen aus den Verhandlungen herauszunehmen. Das ist grundsätzlich möglich und sollte überlegt werden, wenn man sich in strittigen Fragen nicht einigen kann. Aber das sollte besser die Ausnahme bleiben. Es bringt einfach nicht viel, wenn TTIP wichtige Dinge nicht regelt. Ein Freihandelsabkommen, das zum Beispiel die Harmonisierung der Normen außen vor ließe, erwiese sich nicht als hilfreich. Was wären die mittel- und langfristigen Konsequenzen, wenn TTIP nicht käme? Kurzfristig hätte das beispielsweise für Kroenert keine Konsequenzen. Mittelund langfristig werden wir unsere Wettbewerbsposition auch gegenüber anderen, etwa in Asien, eben nicht stärken können. Und natürlich bekämen wir nicht das Wachstum in einem vergrößerten Binnenmarkt, das wir zuletzt beim europäischen Binnenmarkt realisieren konnten. Wir nehmen uns einfach die Chance auf Wachstum. Gerieten wir dadurch nicht auch gegenüber anderen ins Hintertreffen?


Messe

Starke Branche, starkes Event Der Maschinenbau steht schon lange mitten in der Globalisierung. Mit unseren hochtechnologischen Produkten können wir uns da bislang recht gut behaupten. Ich will nicht schwarzmalen und sagen, diese Position sei gefährdet. Wir werden uns wohl immer behaupten können, aber wir werden mehr Wachstum durch das Freihandelsabkommen bekommen. Kroenert erfüllt ja bereits die Normen und Regularien für den US-Markt. Befürchten Sie nicht, dass im Rahmen von TTIP wieder neue Normen festgelegt werden, nach denen Sie sich richten müssen? Es ist üblich, dass Normen immer wieder angepasst werden. Wenn das in Zukunft allerdings einheitlich geschähe, dann wäre das viel effizienter und für uns eine deutliche Erleichterung. Was ist das wichtigste Argument, das Sie als Vertreter eines traditionellen und innovativen Mittelständlers, der auf Nachhaltigkeit fokussiert ist, für TTIP vorbringen können? Ein Wert in einem klassischen mittelständischen Unternehmen ist die Sicherheit der Arbeitsplätze. Dieser Wert steht mit an oberster Stelle. Ein Freihandelsabkommen, wie das mit den USA, würde das Ziel, die Arbeitsplätze zu sichern, unterstützen. Ein anderer Wert, der uns Mittelständlern das Überleben sichert, ist der Investitionsschutz. Als Mittelständler kann man es sich nicht leisten, eine Investition in den Sand zu setzen. Gibt es in Ihren Augen weitere Aspekte, zum Beispiel Innovationen? Ja. Ein weiterer Punkt sind Innovationen. Da sind wir schon gut aufgestellt. Mit dem Freihandelsabkommen könnten wir wohl auch von dem sehr guten Innovationsklima in den USA profitieren. Bei uns sind Innovationen eher auf Produkte und Maschinen bezogen, in den USA dagegen auf komplett neue Themenfelder. Und gerade das kann uns neue Impulse geben. Herr Dr. Vardag, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Das Interview führte der VDMA

Die Seatrade Europe in Hamburg hat ihre Position als unverzichtbares Branchen-Event untermauert Steigende Passagierzahlen, höhere Umsätze, volle Auftragsbücher: Der europäische Kreuzfahrtmarkt boomt. Und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. „Die Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum. Das konnte man auf der Seatrade Europe deutlich spüren. Auch das deutliche Plus bei Messeteilnehmern und Konferenzdelegierten spiegelt das wachsende Interesse am Kreuzfahrtsegment wider“, so das Fazit von Bernd Aufderheide, von der Hamburg Messe und Congress GmbH. Rund 5.000 Teilnehmer aus aller Welt besuchten die Kongressmesse, rund 250 Aussteller aus 50 Nationen präsentierten ihre Produkte. Die Seatrade Europe passt optimal in unser Veranstaltungs-Portfolio. Durch die erstmalige enge Kooperation mit den anschließenden Hamburg Cruise Days, unterstreicht die Hansestadt ihre internationale Bedeutung in der Kreuzfahrtwelt nachhaltig. Die Seatrade Europe 2015 hat abermals gezeigt welch entscheidende Rolle Europa in der Kreuzfahrtindustrie spielt – sowohl als Quellmarkt als auch als Destination sowie als Werft und Zulieferer der Kreuzfahrtflotten. „Hamburg ist eines der Hauptzentren für die Kreuzfahrt in Europa und ein großartiger Veranstaltungsort für ein Event wie die Seatrade Europe“, sagte Chris Hayman, Chairman Seatrade (UBM EMEA). Hochkarätiges Konferenzprogramm und vielversprechender Suppliers‘ Workshop Das Konferenzprogramm erntete viel Lob. Die drängendsten Themen, konstruktiv diskutiert von den wichtigsten Entscheidern der Branche – das gibt es so nur auf der Seatrade Europe. Rund 600 Delegierte nahmen daran teil, darunter die Repräsentanten nahezu aller führenden Kreuzfahrtanbieter. Ein voller Erfolg war auch der Suppliers’ Workshop. Die Idee: Neueinsteiger aus den Bereichen Hotel- und Gastronomieeinrichtung und -ausstattung, Küchentechnik, Light & Sound u.v.m. kommen direkt mit den Entscheidern der Kreuzfahrtschiffwerften in Kontakt.

Intensiver Austausch und frische Impulse auf der Ausstellungsfläche Auch in der Ausstellungshalle war die Stimmung durchweg positiv. Der breite Mix an Branchenvertretern sorgte für intensiven Austausch und frische Impulse. „Wir waren schon bei der allerersten Seatrade Europe in Hamburg dabei und kommen immer wieder her. Die Organisation ist vorbildlich. Außerdem kann man nirgendwo besser interessante Kontakte knüpfen“, sagte Jacco L.P.R. van Overbeek von Bolidt Zufriedene Aussteller im Newcomers’ Pavilion und auf den Gemeinschaftsständen Auf großes Interesse stieß der Newcomers‘ Pavilion, in dem sich 16 Unternehmen vorstellten, die sich neu in Richtung Kreuz- und Flusskreuzschifffahrt orientieren und die erste Kontakte mit den Reedereien knüpfen wollen. Im gemeinsamen Messeauftritt liegt ein Vorteil: „Die Seatrade Europe ist ein privilegierter Treffpunkt der Kreuz- und Flusskreuzfahrt-Branche. Es ist aufregend, jedes Jahr aufs Neue alte Bekannte wiederzutreffen, Neuigkeiten auszutauschen und Kenntnisse zu vertiefen“, sagte Tiziana Murgia von ASSOPORTI. Wohin die Reise in Zukunft gehen wird, war unter den Experten schnell ausgemacht. Kunden wünschen sich immer abgelegenere Destinationen. Die Branche reagiert darauf. „Die diesjährige Seatrade Europe zeigte, dass zunehmend kleinere Häfen und Kreuzfahrtschiffe den Markt bereichern. So ergeben sich viele neue Routen und Reisemöglichkeiten“, so Nigel Lingard, vom nordeuropäischen Hafenverband Cruise Europe. 11


Freihandelsabkommen TTIP – Recht

TTIP und Schiedsgerichtsbarkeit

Dr. Christoph von Burgsdorff, LL.M. (Essex) Rechtsanwalt Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht Partner

Nach zwei Jahren Verhandlungen zum Transatlantischen Freihandelsabkommen („TTIP“) sind die USA und die EU-Kommission noch zu keinem Ergebnis gelangt. Besonders umstritten sind das geplante Investitionsschutzkapitel und die darin enthaltene Art der Streitbeilegung. Zuletzt hat das Europäische Parlament verkündet, das derzeit in dem Entwurf vorgesehene Investitionsschiedsverfahren durch ein neues, öffentliches Streitbeilegungsverfahren mit Berufsrichtern zu ersetzen. Wie dieser Ansatz von den Verhandlungspartnern in den USA aufgenommen wird, steht noch aus. Auch ohne TTIP ist Deutschland bereits Weltmarktführer im Bereich Investitionsschutz. Investitionsschutzabkommen sind völkerrechtliche Verträge zwischen Staaten, die die Investitionen eines Unternehmens aus einem Vertragsstaat im Gebiet eines anderen Vertragsstaats gegen politische Risiken absichern. Die Vertragsstaaten eines solchen Abkommens verpflichten sich,

12

ausländische Investoren auf ihrem Territorium nicht zu diskriminieren, sie fair und gerecht zu behandeln und keine willkürlichen Maßnahmen zu erlassen. Enteignungen von Privateigentum sind durch den Staat zu entschädigen. Damit ausländische Investoren ihre Rechte gegen den Vertragsstaat auf direktem Wege durchsetzen können, sehen Investitionsschutzabkommen in der Regel eine Streitbeilegung zwischen Staat und Investor durch ein Schiedsgericht vor. Obwohl Investoren nicht Vertragspartner des Abkommens sind, können sie sich als Staatsangehörige der Vertragsstaaten auf das Abkommen berufen. Das Schiedsgericht wird in der Regel aus drei Richtern gebildet, wobei jede Partei einen Schiedsrichter ernennt. Die ernannten Schiedsrichter bestimmen einen unabhängigen Vorsitzenden. Das Schiedsgericht entscheidet sodann verbindlich, ob ein Verstoß des Vertragsstaates gegen die vereinbarten Investitionsschutzregeln vorliegt und inwieweit dem Investor ein Anspruch auf Schadensersatz zusteht. Nur aufgrund eines solchen Investitionsschutzabkommens war es z. B. zwei deutschen Unternehmen möglich, das Königreich Spanien wegen der rückwirkenden Kürzung der Förderung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu verklagen. Beide Unternehmen haben vor einem Schiedsgericht des Internationalen Zentrums zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten in Washington D.C. („ICSID“), einer InstiGrundsätzlich genießen Schiedsgerichte in der Privatwirtschaft als geeignetes Mittel der Streitentscheidung eine hohe Akzeptanz. Laut einer Umfrage des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. waren 82,5 Prozent der befragten Unternehmen schon an einem Schiedsverfahren beteiligt. In diesem Sinne sprach sich auch der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG Dieter Zetsche aus: „TTIP ist nicht Kür, sondern Pflicht.“

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

tution der Weltbank, Schadensersatzansprüche geltend gemacht. Das ICSID ist eine der weltweit größten Institutionen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten und derzeit Vorreiter in Sachen Transparenz. Aufgrund der dort vorgeschriebenen Verfahrensregeln werden grundsätzlich alle Schiedssprüche sowie einige Anträge der Parteien veröffentlicht. Von der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit sind sogenannte Handelsschiedsverfahren zu unterscheiden. Gegenstand der Handelsschiedsgerichtsbarkeit sind Streitigkeiten zwischen Unternehmen. Private Schiedsverfahren eröffnen den Streitparteien zahlreiche Vorteile: Vertraulichkeit des Verfahrens, oftmals kürzere Verfahrensdauer und dadurch geringere Kosten, Branchenexperten als Schiedsrichter und international eine deutlich bessere Vollstreckbarkeit titulierter Ansprüche. Sie sind in Zeiten der Globalisierung nicht mehr aus dem internationalen Wirtschaftsverkehr wegzudenken. Die derzeit in der Öffentlichkeit geführte Diskussion über Investitionsschutzverfahren als Bestandteil des TTIP sollte die Vorteile und lange Tradition von Schiedsverfahren nicht außer Acht lassen. Die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland etwa 130 Investitionsschutzabkommen geschlossen hat, zeigt, wie wichtig der Investitionsschutz für deutsche Unternehmen von der Politik angesehen wird. Die Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH verfügt über Expertise in allen für den Mittelstand, große Unternehmen und die öffentliche Hand maßgeblichen Beratungsfeldern. Ein Schwerpunkt der Beratung ist die Vertretung in Prozessen und internationalen Schiedsgerichtsverfahren. Dr. Christoph von Burgsdorff, LL.M. (Essex) ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und Partner bei Luther in Hamburg und seit vielen Jahren aktives Mitglied des Wirtschaftsrats. Dr. Christoph von Burgsdorff, LL.M. (Essex)


PR Bericht

Deutschlands älteste Privatbank

Berenberg feiert 425-jähriges Jubiläum Im Jahre 1590 gründeten die Brüder Hans und Paul Berenberg ihre Firma in Hamburg, die heute als zweitälteste Bank der Welt ihr 425jähriges Bestehen feiert. Der Blick nach vorn und die Bewahrung von Tradition sind für das Bankhaus gleichermaßen wichtig.

Die beiden Brüder Berenberg kamen aus Antwerpen, wo sie als niederländische Protestanten vor die Wahl gestellt wurden, entweder zum katholischen Glauben überzutreten oder das Land zu verlassen. Hamburg, das zu dieser Zeit einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, sollte ihre neue Heimat werden. In Ermangelung eines funktionierenden Bankensystems übernahmen die Kaufleute im Laufe der Zeit selbst die Finanzierung der Warengeschäfte. Sie gewährten ihren Kunden Kredite und bevorschussten die Sendungen ihrer Lieferanten. Im 19. Jahrhundert gehörten die Berenbergs zu den Gründern bedeutender Unternehmen wie der Hapag, dem Norddeutschen Lloyd oder der Hongkong and Shanghai Banking Corporation. Auch stellten sie Hamburger Senatoren, Ratsherren und vier Präsides der Handelskammer. Für seine Verdienste um die Schaffung des Hamburger Freihafens erhielt John Berenberg-Gossler 1889 den preußischen Adel. Heute ist Berenberg eine der führenden Privatbanken in Europa mit 1.250 Mitarbeitern an 19 Standorten in Europa, Amerika und Asien. Der Fokus liegt auf dem Dienstleistungsgeschäft und auf der unabhängigen Beratung in den Bereichen Private Banking, Investment Banking, Asset Management und Corporate Banking. Während viele Bankhäuser inzwischen zu internationalen Finanzkonzernen gehören, wird die Hamburger Privatbank auch heute noch von persönlich haftenden Gesellschaftern ge-

v.l.: Die Festredner Andreas Dombret (Bundesbank), Gastgeber Hans-Walter Peters, Bürgermeister Olaf Scholz, Jürgen Fitschen (Bankenverband), Alexander Otto (ECE), Andreas Jacobs (Jacobs Holding)

führt. Der inhabergeführten Bank fühlen sich insbesondere vermögende Familien, Privatiers, Unternehmer und Stiftungen eng und langfristig verbunden. Aber auch im Kapitalmarktbereich gehört Berenberg heute zu den bedeutenden Marktteilnehmern, unterhält mit über 80 Aktienanalysten das zweitgrößte Research-Team einer deutschen Bank und hat 2014 die meisten Börsengänge und Kapitalerhöhungen im deutschsprachigen Raum begleitet. Im Jubiläumsjahr erhielt Berenberg bedeu-

über Berenberg Berenberg wurde 1590 gegründet und gehört heute mit den Geschäftsbereichen Private Banking, Investment Banking, Asset Management und Corporate Banking zu den führenden europäischen Privatbanken. Das Bankhaus mit Sitz in Hamburg wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und hat eine starke Präsenz in den Finanzzentren Frankfurt, London, New York und Zürich. 1.250 Mitarbeiter an 19 Standorten in Europa, Amerika und Asien verwalten über 36 Mrd. Euro.

tende Auszeichnungen: Im Report „Elite der Vermögensverwalter“ (Handelsblatt) wurde sie erneut mit Platz 1 ausgezeichnet, bei den „Global Private Banking Awards“ (Financial Times Group) zur „Best Private Bank in Germany“ und bei den renommierten Euromoney Awards zum „Best Equity House in Germany“ gekürt. „Wenn man sich fragt, wie ein Unternehmen so alt werden kann, dann sind unsere Prinzipien wichtig, die wir immer berücksichtigt haben. Wir stellen die Interessen unserer Kunden in den Mittelpunkt und gehen sehr verantwortungsvoll mit dem uns entgegengebrachten Vertrauen um. Unsere jahrhundertelange Historie ist Ansporn und Verpflichtung zugleich – dennoch beschäftigen wir uns nicht in erster Linie mit der Vergangenheit, sondern agieren in der Gegenwart und gestalten die Zukunft“, erläutert Dr. HansWalter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, die Maxime Deutschlands ältester Privatbank, die zugleich eine der dynamischsten in Europa ist. Mehr Informationen über Berenberg erhalten Sie unter www.berenberg.de

13


Veranstaltung

Industrie 4.0

Wenn das Produkt die Produktion bestimmt – oder der Kühlschrank die Milch bestellt Industrie 4.0, Internet der Dinge, Machine-to-Machine-Kommunikation: Diese Schlagwörter sind derzeit in aller Munde. „Integrated Industry – Join the Network!“ war das Leitthema der diesjährigen HANNOVER MESSE, die sich mit den Herausforderungen von Industrie 4.0 beschäftigte und das Thema ins Zentrum der medialen und politischen Aufmerksamkeit rückte – endlich! Noch im Januar berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass jeder zweite Entscheidungsträger im Industriesektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nichts von Industrie 4.0 gehört habe.

14

Dabei befindet sich die Welt mitten in der vierten industriellen Revolution: Nach der Mechanisierung mit Dampf und Wasser, der elektrischen Massenfertigung und der Digitalisierung geht es bei Industrie 4.0 nun um das Verschmelzen der realen, physikalischen Welt mit der virtuellen Welt zu sogenannten cyberphysikalischen Systemen. Was es damit auf sich hat und welche Voraussetzungen es braucht, um Deutschland zum Vorreiter in Sachen Industrie 4.0 zu machen, erläuterte Reinhard Clemens, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG und CEO der T-Systems International GmbH, beim Wirtschaftsrat Hamburg. Industrie 4.0 basiert auf der Entwicklung von sogenannten Smart Products, die sowohl in Form von Alltagsgegenständen, Stichwort „Connected Kitchen“, vor allem aber in der industriellen Fertigung zum Einsatz kommen. Die Idee ist, dass Maschinen durch den Einbau kleiner Computer selbst Steuerungsfunktionen im Produktionsablauf übernehmen. Ausgestattet mit

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

Reinhard Clemens CEO / T-Systems International GmbH, über die vierte industrielle Revolution und die Rolle Deutschlands

Sensoren für physikalische Messwerte und mobiler Kommunikationstechnik, sind Smart Products in der Lage, Daten aus der realen Welt in ein digitales Modell umzuwandeln. Mehr noch, durch Vernetzung können Smart Products selbstständig untereinander kommunizieren und Daten austauschen – ohne, dass der Mensch eingreifen muss. Mit der Umstellung auf Smart Products kommt es also zu einer Wesensänderung von Maschinen und Gegenständen – darin liegt das Besondere der aktuellen Entwicklung. Ein simples Beispiel: Statt Lebensmittel nur frisch zu halten, wird der smarte Kühlschrank der Zukunft seinen Inhalt kennen, die Verfallsdaten überwachen und nachbestellen, bevor z.B. die Milch ausgeht. „Das Herzstück, wenn wir über Industrie 4.0 reden, ist das Thema Smart Factory“, sagte Reinhard Clemens. Nicht


mehr die IT steuere die Fabrik, sondern das herzustellende Produkt besitze alle notwendigen Informationen und weise den Roboter an, was passieren soll. Das Werkstück kenne seine Historie und habe ein eigenes Produktgedächtnis. Themen wie vorbeugende Wartung, Recycling oder Haftung lägen damit auf der Werkstückseite und müssten nicht mehr, wie bisher, zentral abgelegt werden. Kennzeichen der Smart Factory sei, „dass die Fertigung selbst auch autonom wird. Sie steuert sich selbst und zwar situativ“, so der CEO von T-Systems. Die Etablierung von Smart Factorys verändert die Industrie grundlegend. Nicht nur werde die Produktion durch eine stärkere Volatilität „um ein Vielfaches komplexer als das was wir heute kennen und sehen“, sagte Clemens, auch verändere sich das Arbeitsumfeld fundamental. Es werde wesentlich interdisziplinärer, der Facharbeiter müsse ein größeres Spektrum abdecken. Der Produktionsstandort werde frei wählbar, da alles miteinander vernetzt sei und es in vielen Fällen variable Produktionskapazitäten gebe. „Das heißt aber auch, der Personalkostenvorteil, den heutige Billiglohnländer haben, verschwindet“, so die Prognose des Experten. Stattdessen seien eine gute digitale Netzinfrastruktur, niedrige Energiekosten und qualifizierte Mitarbeiter entscheidend für einen attraktiven Produktionsstandort. Will Deutschland eine Führungsrolle bei der Entwicklung und Etablierung der Industrie 4.0 übernehmen, müssen laut Reinhard Clemens vorher Grundvoraussetzungen erfüllt werden:

Volles Haus im Kleinen Festsaal des Hotel Atlantic Kempinski

Binnenmarkt und Standards: „Die neue digitale Welt funktioniert anders als die alte“, sagte Clemens. Statt langwieriger Gremien definiere allein der Weltmarktführer den Standard. Man brauche nicht mehr nur ein gutes Produkt, sondern auch einen großen Binnenmarkt. Denn nur große Reichweite erzeuge im Endeffekt Standards. Der deutsche Binnenmarkt sei dafür aber zu klein, weswegen ein europäischer Binnenmarkt geschaffen werden müsse. Außerdem seien Schnelligkeit, die Zusammenarbeit von Großkonzernen und Mittelstand sowie der Mut zur Selbstkannibalisierung gefragt. Das Telekom-Vorstandsmitglied zeigte sich überzeugt, dass Deutschland theoretisch alles mitbringt, um eine Vorreiterrolle bei der Definition von Standards zu übernehmen. Mit einem deutschen Weltmarktanteil von 68 Prozent im Bereich „Embedded Electronics“ liege es an uns, das brachliegende Potenzial zu nutzen. Netzausbau- und qualität: Es sei elementar wichtig, Deutschland breitbandmäßig zu vernetzen, und zwar bis zum letzten Fleck. Dies sei ein Standortvorteil für alles, was in der Zukunft passiere. Das Netz müsse qualitativ hochwertig und industrieorientiert sein, was z.B. auch eine „Vorfahrtsstraße für bestimmte kritische Daten“ beinhalte. So habe der 5G-Mobilfunk eine Reaktionszeit von nur 3 Millisekunden (4G/LTE: 70 Millisekunden), wodurch es möglich werde, Autos autonom mit 100 km/h und einem Abstand von 3 Metern fahren zu lassen. Datensicherheit: Sicherheit sei ein fundamentaler Bestandteil bei der Vernet-

v.l.: Martina Noll, Ulrike Krämer und Axel Kiel

v.l.: Dennis Winter, Oliver Riede und Edo Kriegsmann

zung. Eine perfekte Lösung gebe es noch nicht. „Die großen Konzerne schützen sich nach Kräften, der Mittelstand hat gar keine Chance. Sicherheit muss aus dem Netz heraus kommen“, so der CEO von T-Systems. Ohne diese könnten Industrie 4.0, autonomes Fahren etc. nicht realisiert werden. Qualfiziertes Personal: „Wir haben heute eine Lücke von qualifizierten Fachkräften, hauptsächlich im MINT-Bereich, von 112.000 über alle Industrien hinweg“, sagte Clemens und folgerte, dass das Interesse an MINT-Fächern schon im Kindergarten gefördert werden müsse. Die Qualifikation in diesen Fächern sei für die Zukunft des Standortes Deutschland unumgänglich. Zudem müsse auch unser Bildungssystem digitalisiert werden. Derzeit seien die Schulen noch weit weg von einer digitalen Infrastruktur. Während Wirtschaft und Politik sich mittlerweile auf einem gemeinsamen Weg in Richtung Industrie 4.0 befänden, sollte ein besonderer Fokus darauf liegen, gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema Datenschutz zu erzeugen. Denn sobald es um das Thema Daten gehe, würden die Deutschen „einen riesigen Aufstand“ machen, so Clemens. Die Kunst werde letztendlich darin liegen, eine vernünftige Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und Persönlichkeitsrechten zu finden. Wie groß der Wissensbedarf in puncto Industrie 4.0 ist, wurde in der anschließenden Diskussion deutlich, die sich um technische Details, die praktische Implementierung von Smart Products und Sicherheitsaspekte drehte. CS / AG

Reinhard Clemens und Florian Eilken, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg

15


Landesfachkommission

Internet und Digitale Wirtschaft Die 4. industrielle Revolution Unsere Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Durch das Internet getrieben, wachsen die reale und virtuelle Welt zum Internet der Dinge zusammen. Mit dem Zukunftsprojekt Industrie 4.0 startete die Bundesregierung auf der diesjährigen Hannover Messe mit der Förderung zukunftsgerichteter Investitionen in die Modernisierung der bislang industriell geprägten, arbeitsteiligen Wirtschaft. Die Frage, wie wir in Deutschland künftig leben, arbeiten und produzieren, wird künftig maßgeblich vom Prozess der Digitalisierung geprägt. Deutschland verfügt durch seine Ausnahmestellung im europäischen Wirtschaftsverbund über die Mittel und kann an vorhandene Stärken anknüpfen. Es sind dies ein homogenes Bildungswesen mit freier Chancenorientierung sowie die Einbettung angesehener Wissenszentren. Ziel muss sein, die herausgehobene Stellung der heimischen Industrie und den Stellenwert Europas im Vergleich zu Asien oder Amerika weiter auszubauen. Das ist der Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie den Arbeitnehmern in der Industrie 4.0 – made in Germany. Dieses Zukunftsprojekt ist gekennzeichnet durch eine starke Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten (Großserien-)Produktion. Die Produktion wird mit hochwertigen Dienstleistungen verbunden, die sich standortunabhängig in die Prozessketten einbetten. Mit intelligenten Monitoringund Entscheidungsprozessen sollen die Fertigungsstätten und ganze Wertschöpfungsnetzwerke nahezu in Echtzeit gesteuert und optimiert werden können. Mit Prinzipien wie „Just in Time“ und „Cheapest to deliver“ lassen sich Zulieferbetriebe ins konzernweite Bestellwesen integrieren. Bei gleichzeitiger Steuerung und Implementierung der Logistik-Dienstleister schafft dies durchgängige Liefer- und Abnahmeverhältnisse. Produzent und Zulie-

16

ferer bewerkstelligen ihre virtuelle Zusammenarbeit in enger Symbiose, somit reduzieren sich Bandlaufzeiten und teure Warteschleifen im Mehrschichtbetrieb. Der Prozess beschleunigt und verschlankt sich enorm – „Time to Market“ lautet das zutreffende Stichwort für diese Art von Dynamisierung. Denken im 21. Jahrhundert Der rasante technologische Fortschritt hat dazu geführt, dass das Denken im 21. Jahrhundert immer kurzfristiger wurde. Man kann alles sofort umsetzen, mit einem Mausklick oder einem „Wisch“ auf den Mobile Devices. Die Menschen erwarten überall Ergebnisse innerhalb von Sekunden. Und genau diese Erwartungshaltung hat sich inzwischen auf fast alle unsere Lebensbereiche ausgedehnt. Am Beispiel des Finanzmarktes ist dies nicht immer „gesund“. Kurzfristiges Denken führt hier zu Problemen. In Deutschland herrscht eine besondere Wirtschaftskultur. Hier hat das langfristige Denken einen zentralen Platz. Und dies gilt vor allem für diejenigen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden: Den Mittelstand. Bei den klein- und mittelständischen Unternehmern (KMUs) steht die langfristige Orientierung im Mittelpunkt und ist seit vielen Generationen fest verankert. Die rund 3,5 Millionen kleinen und mittelgroßen Unternehmen tragen das Wachstum und sind für mehr als die Hälfte der Wertschöpfung verantwortlich. Allein die Familienunternehmen repräsentieren mehr eine halbe Million Mitarbeiter und etwa 100 Milliarden Umsatz! Diese KMUs sind im Durchschnitt 70 Jahre alt. Zum Vergleich: Unternehmen, die im amerikanischen Börsenindex S&P 500 gelistet sind, bringen es dagegen im Schnitt gerade einmal auf 15 Jahre. Dies allein sagt bereits eine ganze Menge über das Durchhaltevermögen der deutschen klein- und mittelständischen Unternehmen aus. Und: Zur deutschen Unternehmens-

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

kultur gehört auch konservative Haltung, was die Finanzierung betrifft. Viele der klein- und mittelständischen Unternehmer finanzieren sich aus eigenem Geld und nicht durch Banken. Verständlich, dass solche Unternehmen keine astronomischen Zuwächse generieren. Aber: Sie überstehen Flash Crashes – wie gerade mal wieder an der Börse erlebt, meint schwere Zeiten, denen andere zum Opfer fallen, und sind am Ende der Krise noch immer da. Und am Ende der nächsten Krise genauso. Im Vergleich zu Unternehmern verhalten bzw. fixieren sich Investoren auf vierteljährliche Unternehmensberichte, sodass die angestellten Firmenmanager panische Angst haben, die Erwartungen des Marktes zu enttäuschen. Eine kürzlich vorgenommene Umfrage unter britischen Vorstandchefs kam zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent von ihnen lieber Ausgaben in Bereichen wie Forschung und Entwicklung kürzen, als eine Prognose zu verfehlen! Andere Unternehmen kaufen aus Angst vor aktivistischen Aktionären eigene Aktien zurück, anstatt in langfristige zukunftsorientierte Projekte zu investieren. Und Forscher der Universität Stanford haben errechnet, dass dieser Trend die US-Wirtschaft rund 0,3 Prozentpunkte Wachstum jährlich kostet. Dies wiederum zeigt, wie kurzfristiges Denken falsche Anreize setzt und Wachstum vernichtet. Ein (Familien-) Unternehmer stellt einen Gegenpol zu dem vorherrschenden anonymen und von rein finanziellem Gewinnstreben geprägten Kapitalismus dar. Der Mensch in der virtuellen Welt Wie weit die digitale Vernetzung bereits in das Leben der Einzelnen vorgedrungen ist, zeigt sich am Verhalten der Menschen auf der Straße. Bereits jeder Zweite nimmt seine Umwelt nur noch durch den Bildschirm seines mobilen Endgerätes wahr, manche von ihnen dürften wegen der neudefinierten Kopfhaltung sogar schon beim Orthopäden vorstellig werden. Dies


eröffnet den Content-Lieferanten ungeahnte Werbemöglichkeiten, die aufgrund von Bewegungsprofilen und Nutzerdaten heute zu 95 Prozent ins Schwarze treffen. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn der kürzlich gebuchte Urlaub zu weiteren Angeboten für Mietwagen, Sonnenschutzcremes, Reiseliteratur und Auslandskrankenversicherungen führt. Dies ist die neue digitale Welt – bestens nachzulesen bei George Orwell „1984“ – angewandt auf die Neudefinition des transparenten Konsumenten. Aus der Arbeit der Kommission Internet und Digitale Gesellschaft In der Juni-Sitzung haben wir uns mit dem Thema „Bitcoins. Digitale Parallelwährung zum EURO?“ beschäftigt. Vortragender: Michael Nowak, Vorstandsvorsitzender der Bitcoin Deutschland AG. Nach der Abschaffung des Goldstandards als physischer Deckung von Währungen und „nur“ noch Vertrauen als Basis einer Währung stellt sich die Frage, ob sich im Lichte von Niedrigzins, Hinwendung zu Konsum und Anschaffung von Sachwerten, hier auch wieder Gold, eine neue, digitale Währung etablieren und durchsetzen kann. Diese Ansätze betrachtete Herr Nowak in seinen Ausführungen. Wesentliche Merkmale von BCs sind deren ausschließlich algorithmusgesteuerte Generierung, die absolute Transparenz von BC Transaktionen und somit Inhabern von BCs im Netz, die maximal verfügbare Anzahl von 22,5 Millionen BCs in 2033 und die Schnelligkeit und niedrige Kosten von Transaktionen. Das Fehlen einer übergeordneten „Überwachungs-und Regulierungsinstanz“ ist ebenfalls zu erwähnen sowie die ausschließliche Preisfindung durch Angebot und Nachfrage. Sicherheit ist selbstverständlich eine der wesentlichen Voraussetzungen, die, wenn kompromittiert, zu heftigen Kursreaktionen führen kann. Dies zeigte sich jüngst, als auf einer BC Börse mehrere hunderttausend BCs „abhanden“ gekommen sind und der Kurs darauf-

hin von rund EUR 600,– auf zur Zeit EUR 200,– absackte. Voraussetzung für Sicherheit im BC Zahlungsverkehr ist, dass nur der Inhaber von BCs Kenntnis des öffentlichen und des privaten Schlüssels (alphanumerische Reihen von .?. Ziffern und Zeichen) haben sollte, um unrechtmäßige Nutzung zu unterbinden. BC können über BC Börsen erworben und in einer elektronischen „Wallet“, die auf Smartphone oder PC liegt, verwaltet werden. Bruchteile von BCs werden bis auf die achte Nachkommastelle gerechnet. In den weiteren Sitzungen nach der Sommerpause nehmen wir uns folgender Themen an: Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft, OpenCommerce-Angebot Collins mit der Hauptmarke About und die Entwicklung von Flight Management Systemen und ihre Risiken. Zu guter Letzt möchte ich unseren Wirtschaftsrat-Mitgliedern einen persönlichen Literaturtipp geben: Bei Le Monde diplomatique ist erst kürzlich der „Atlas der Globalisierung“ erschienen. Der Titel beschäftigt sich mit dem Zukunftsthema „Postwachstum“. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Journalisten analysieren die negativen Auswirkungen der Wachstumsökonomie und gehen Vorschlägen für die Postwachstumsgesellschaft der Zukunft nach.

Kommissionsvorsitzender Ludolf Baron von Löwenstern Chairman CC Holding Verwaltungsgesellschaft

17


Veranstaltung

Zuwanderung steuern und Asylmissbrauch stoppen Beim POLITISCHEN FRÜHSTÜCK spricht Dr. Ole Schröder MdB über die deutsche Zuwanderungs-, Asyl- und Flüchtlingspolitik Erneut 4.000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet (Die Welt), Syrische Flüchtlinge auf illegalem Weg nach Europa (Tagesspiegel), Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer reißt nicht ab (Süddeutsche Zeitung), EU will Zehntausende Flüchtlinge umsiedeln (Die Zeit) – neben der Euro-Krise und Griechenland bestimmen solche Schlagzeilen seit Monaten die Medienberichterstattung.

18

Europa und insbesondere Deutschland stehen vor einer gewaltigen Herausforderung, den unkontrollierten Zustrom in den Griff zu bekommen. In 2014 wurden in Gesamteuropa 600.000 Asylanträge gestellt, davon allein in Deutschland rund 200.000. Für 2015 rechnet die Bundesregierung hierzulande mit weit über 400.000 Anträgen. Wie eine erfolgreiche und für alle Seiten akzeptable Zuwanderungs-, Asylund Flüchtlingspolitik aussehen sollte, erläuterte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr. Ole Schröder MdB, beim dritten POLITISCHEN FRÜHSTÜCK des Jahres. Dieser machte deutlich, dass es bei der Diskussion um Zuwanderung und Flüchtlinge um einen ganzen Themenkomplex geht, der vom Asyl, über Seenotrettung bis hin zum Fachkräftemangel reicht. Diese unterschiedlichen

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

Dr. Ole Schröder MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern

Themen würden komplett miteinander vermengt, so Schröder. Aus einer aktuellen Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht hervor, dass Deutschland nach den USA das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt ist. Gründe dafür sieht der CDU-Politiker im wirtschaftlichen Erfolg und der Sicherheit Deutschlands. Außerdem sei die Bundesrepublik in Sachen Zuwanderungsgesetzgebung „eines der modernsten Länder der Welt.“ Eine Studie der OECD bescheinige auch, dass das deutsche System besonders flexibel und unbürokratisch sei. Allerdings gibt es auch ein Defizit, wie der Referent einräumte: Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen. Zwar habe die Poli-


tik den gesetzlichen Regelungsrahmen umgesetzt, alles könne aber noch deutlich schneller gehen. Schröder sprach sich strikt gegen ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild aus, „von dem immer alle sprechen“ und warnte vor einem Systemwechsel. Das kanadische Einwanderungssystem sei im Gegensatz zum deutschen Nachfragesystem angebotsorientiert. Dies bringe einen hohen bürokratischen Aufwand mit sich und gehe nicht mit dem deutschen Sozialsystem einher. Zudem habe Deutschland ganz andere geografische Voraussetzungen. „Die Herausforderung ist vor allen Dingen, dass ein Großteil der Asylbewerber gar nicht aus unsicheren Staaten kommt, sondern über 40 Prozent aus dem sicheren Westbalkan“, sagte Schröder. Diese hätten überhaupt keine Verfolgung zu befürchten. Im Endeffekt bedeutet das: Rund 40 Prozent der Bewerber missbrauchen das Asylrecht. Dies sei ein großes Problem, weil das gesamte System dadurch dermaßen unter Stress gesetzt würde, dass man sich um die eigentlich Schutzbedürftigen nicht kümmern könne. Für den CDU-Politiker steht daher fest: „Eine Politik nach dem Motto ‘Jeder darf bleiben, egal aus welchem Grund er kommt‘ gefährdet unsere Willkommenskultur am meisten.“ Aus der Er -

Dietrich Wersich MdHB, Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, während der Diskussionsrunde

fahrung in seinem eigenen Wahlkreis Pinneberg berichtete Schröder, dass es eine enorme Hilfsbereitschaft gebe, viel stärker als in den 1990er Jahren. Die Menschen hätten den Anspruch, sich um die wirklich Schutzbedürftigen zu kümmern. Aber nicht um diejenigen, die nach Deutschland kämen, um unser Asylsystem zu missbrauchen. Der Anspruch einer gesteuerten Zuwanderung müsse aufrechterhalten werden. Um dem Asylmissbrauch nachhaltig Einhalt zu gebieten, müssen aus den Asylverfahren die entsprechenden Konsequenzen gezogen. Dass dies mitunter sehr gut funktioniert, zeigt sich laut Schröder am Beispiel Kosovo: „Obwohl wir in den ersten vier Monaten nur

300 Personen in den Kosovo zurückgeschickt haben, hat das schon dazu geführt, dass der Asylmissbrauch von dort erheblich zurückgegangen ist. Weil die Menschen natürlich merken, dass das Geld, um nach Deutschland zu kommen, nicht gut investiert war.“ Weiterhin sprach sich der Parlamentarische Staatssekretär mit Blick auf die Situation im Mittelmeerraum dafür aus, die Schlepper und Kriminellen zu bekämpfen. Natürlich komme es zunächst einmal aus der humanitären Verantwortung heraus darauf an, Menschen zu retten. Entsprechende Rettungsprogramme wie Triton und Poseidon habe man ausgeweitet. „Wir stehen aber vor einem Dilemma, das muss man auch aussprechen: Je mehr wir retten, desto leichter machen wir es den Schleppern.“ Es sei notwendig, diese kriminellen Netzwerke, die mit der Not der Menschen Geld verdienen, zu bekämpfen. Ansonsten werde man den Zustrom und die humanitäre Katastrophe nicht in den Griff bekommen, resümierte der CDU-Politiker. Dem Vortrag folgten zahlreiche Nachfragen und eine intensive Diskussion über die Vor- und Nachteile des kanadischen Punktesystems, über die Situation in Aufnahmeunterkünften für Flüchtlinge und die Zuwanderung als Lösung für den Fachkräftemangel. CS

Trotz der frühen Stunde fanden sich zahlreiche Gäste zum POLITISCHEN FRÜHSTÜCK ein

19


Veranstaltung

Von der Flüchtlingskrise bis zur digitalen Revolution – wie sichern wir die Zukunft Europas? Die europäische Gemeinschaft steht in diesen Wochen und Monaten vor der größten Bewährungsprobe seit mindestens 25 Jahren: Nach dem zähen Ringen um Griechenland ist der ungebremste Flüchtlings-

Günther H. Oettinger Mitglied der Europäischen Kommission mit Zuständigkeit für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft

strom nach Westeuropa und vor allem in die Bundesrepublik das alles beherrschende Thema in Politik und Medien. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten mit großer Wahrscheinlichkeit nichts ändern. Dabei steht Deutschland – von vielen hierzulande noch gar nicht bewusst wahr– schon längst vor der nächsten immens en Herausforderung: genommen R n e e v l o a lu t tion. gi der di Schlagworte wie Industrie 4.0, Internet of Things oder Big Data stehen für eine technologische Entwicklung, die jeden Lebensbereich und jeden Wirtschaftszweig grundlegend verändern wird. Für Europa und Deutschland geht es darum, die digitale Revolution entscheidend mitzuprägen und zum eigenen Vorteil zu nutzen. Wie das gelingen kann, erläuterte Günther H. Oettinger, Mitglied der Europäischen Kommission mit Zuständigkeit für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, beim Wirtschaftsrat Hamburg. Er machte deut-

20

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

lich: „Die digitale Strategie der Amerikaner, die Realwirtschaft zu beherrschen, zielt in das Herz der deutschen Industrie, die in einer gewissen Lebensgefahr ist.“ Bevor es in Sachen Digitalisierung in medias res ging, äußerte der Europapolitiker sich zunächst zur aktuellen Flüchtlingskrise: „Klar ist, diese Willkommenskultur strahlt positiv, aber auch mit gewissen Botschaften aus. Viele machen sich auf den Weg.“ Oettinger unterstrich, dass sich die massenhafte Zuwanderung nur bremsen lässt, wenn sich die Bedingungen in den Herkunftsländern verbessern: „Wir müssen einen Beitrag leisten, dass für die Menschen, die ja nicht aus freien Stücken ihre Heimat verlassen, dort eine Perspektive – Sicherheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde, bescheidene soziale Entwick-


Gunnar Uldall begrüßt die Gäste und führt in das Thema des Abends ein

lung, Handwerk, Arbeit – entstehen kann. Das ist die wichtigste Aufgabe einer Wertegemeinschaft, die Europa ist.“ Allerdings könne man das Thema Syrien nur zusammen mit Russland, der Türkei, dem Iran und den USA bewältigen. Nachdrücklich unterstrich der EUKommissar zudem die Forderung nach einer europäischen Flüchtlingsquote. So wie die Quote bei 16 deutschen Ländern und bei über 300 Landkreisen entlang des sogenannten Königssteiner Schlüssels Anwendung finde, sei auch eine Quote für Europa sinnvoll. „Darum kämpfen wir, dafür brauchen wir Mehrheiten im Rat und Parlament“, so Oettinger. Von der Flüchtlingsthematik wandte der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg sich der Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu. Einerseits zeigte er sich für das nächste Jahrzehnt optimistisch, dass die Auftragsbücher gut gefüllt sind und der soziale Wohlstand wächst. Andererseits kritisierte er: „Derzeit legen wir einige Saaten, die für das nächste Jahrzehnt – für Arbeitsmarkt, Wettbewerbsfähigkeit, Produktivitätssteigerung, Wachstum, Beschäftigung – der falsche Weg sind. Die deutsche Agenda mit Mindestlohn, Rente mit 63, Betreuungsgeld und Maut genügt meinen Erwartungen an deutsche Möglichkeiten, aber auch an Grundlagen für Erfolg im nächsten Jahrzehnt, in keiner Form.“ Günther Oettinger kritisierte auch die mangelnde Reformbereitschaft in Deutschland. Ob Nachtflugverbot in Frankfurt, neue Startbahn in München oder Ablehnung der Olympischen Winterspiele in München – überall trifft man auf Widerstand, der sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Der Europapolitiker nannte weitere Bei-

Dr. Thomas Vollmoeller, CEO der XING AG, begrüßt als Hausherr die Gäste des Abends

spiele, wie grüne und rote Gentechnik oder Fracking: „Wir sind gegen Fracking und merken gar nicht, dass teures Gas und teurer Strom unsere energieintensive Industrie in Wettbewerbsprobleme bringt.“ In Deutschland sei man sich einig, was man nicht wolle: Keinen Lärm, keine Infrastruktur, keine sichtbaren Windräder, keine Kern- und Kohlekraft. Im Weiteren verglich Oettinger die Voraussetzungen in Deutschland mit denen der USA. Wie er darlegte, treiben vier Motoren die Vereinigten Staaten zu 2,5 bis 3 Prozent Wachstum an, während hierzulande Stagnation und bescheidenes Wachstum die Regel seien. Zu den vier Erfolgsfaktoren der USA zählen: Motor Nr. 1 – Niedrige Energiepreise: Sowohl Gas als auch Strom sind in den USA halb so teuer wie in Deutschland. Für Unternehmen, die Energie für Wärme und Strom benötigen, ist das ein Nachteil. „Wir haben eine schleichende deindustrielle Entwicklung, die man ob der guten Gesamtlage noch nicht bemerkt“, mahnte der EU-Kommissar und verwies als Beispiel auf die erste Eröffnung eines Airbus-Werks in den USA vor wenigen Wochen. Motor Nr. 2 – Demografie: Nach Japan hat Deutschland die älteste Gesellschaft der Welt. Die Altersstruktur in den USA ist deutlich heterogener, es gibt viel mehr „Digital Natives“. Mit Blick auf die Rente mit 63 sagte Oettinger: „Ein grandioser Schwachsinn. Wir sind als Geisterfahrer auf der europäischen Autobahn unterwegs. Wir müssten über die Rente mit 70 sprechen.“

Motor Nr. 3 – Kapitalstärke: Die amerikanischen Global Player Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft sind alle viel jünger als „der Stolz der deutschen Industrie“, wie etwa Bosch oder Siemens, haben aber eine doppelt so hohe Börsenbewertung wie alle deutschen DAX 30 zusammen. Überspitzt kommentierte Oettinger: „Wenn Sie von Google noch kein Übernahmeangebot bekommen haben, dann wissen Sie, dass Sie langweilig sind.“ Motor Nr. 4 – Digitale Überlegenheit: „Die Amerikaner haben eine Strategie. Die lautet, dass man die digitale Überlegenheit für Überlegenheit in der gesamten Realwirtschaft einsetzen kann“, erklärte der Politiker. Das Smartphone werde dabei „das zentrale digitale Steuerungsinstrument der Zukunft“. Von der digitalen Wertschöpfungskette profitiere Europa bislang „gleich Null.“ Die Geräte würden in den USA entworfen, in Asien produziert, in Europa verkauft und die gesammelten Daten direkt nach Amerika geschickt. „Wir brauchen eine kluge Strategie, die nur europäisch geht“, so der EU-Kommissar. Die Digitalisierung schreitet weiter voran und hat nach dem Telekommunikationssektor längst den Mediensektor erfasst, was am Verschwinden der gedruckten Zeitung zugunsten von Onlinemedien deutlich wird. „Das heißt, Sektor für Sektor wird von der digitalen Revolution erfasst“, sagte der CDU-Politiker und verwies auf die digitalen Innovationen der diesjährigen IAA. Nach green cars und E-Mobility in den letzten Jahren stehen jetzt Big Data, connected cars und autonomous driving auf der Agenda. Daraus ergibt sich „eine digitale Wertschöpfung im Bereich Mobilität, die ist ungeheuer“, so Oettinger. Die Frage, wer im Zentrum der Mobilitätsdienste bleibt, ob es die etablierten Automobilhersteller sind oder Firmen wie Google, Facebook und Apple, „ist völlig offen.“ Um in der digitalen Revolution eine entscheidende Rolle zu spielen, sind aus Sicht des Digitalexperten drei Faktoren ausschlaggebend:

21


Veranstaltung

Infrastruktur: „Wir müssen Milliarden in das schnelle Internet, in leistungsfähige Datentransportwege, investieren“, forderte Oettinger. Die Straßen- und Schieneninfrastruktur sei gut, die digitale Infrastruktur aber schlecht. „Lieber Schlaglöcher als Funklöcher“, so seine Devise. Es brauche ein paneuropäisches, kontinentales, leistungsfähiges, digitales Netz, das aus allen möglichen Techniken bestehe, weil der Datentransportbedarf explosiv nach oben gehe. Für die Wettbewerbsfähigkeit Europas sei die Digitalstraße wichtiger als Schiene, Straße und Luftstraße. Demografie: Unabhängig von Beruf und Alter müsse jeder über eine digitale Grundkompetenz verfügen. Deswegen brauche es digitale Aus- und Weiterbildung. Schon jetzt würden in Europa zehntausende IT-Spezialisten fehlen. „Raten Sie Ihren Kindern: Studiert IT“, legte der Referent seinen Zuhörern nahe. Europäische Regeln: In Sachen Datenschutz und Datensicherheit ist Europa ein Flickenteppich. Im föderalen Deutschland hat zusätzlich jedes Bundesland sein eigenes Datenschutzgesetz. Dabei greifen die Gesetze der Länder, aber auch nationale Vorschriften schon gar nicht mehr richtig. „Das deutsche Datenschutzgesetz und die deutsche Hypersensibilität wird schlichtweg ausgehöhlt“, sagte Oettinger. Das geht auf Kosten der Rechtsklarheit und treibt Kosten in die Höhe. „Wir brauchen ein normales Maß an Datenschutz, damit Big Data in Europa möglich wird“, betonte der EU-Politiker. Noch wichtiger als Datenschutz sei aber die Datensicherheit. Hier geht es darum, sich vor Industriespionage zu schützen, Hacker abzuwehren und Störung bzw. Zerstörung zu vermeiden. Es gilt, sensible Daten – Kundendaten, Kalkulationsdaten, Marktdaten – zu schützen. Bislang wird das Thema Datensicherheit aber sträflich vernachlässigt. „Wer nicht morgens um 7.00 Uhr aufsteht, duscht und an Datensicherheit denkt, hat den Tag verpennt“, machte Oettinger auf plakative Weise deutlich.

22

Zum Abschluss seines Vortrags ging der EU-Kommissar noch auf das Thema Gründer- und Start-up-Szene ein. Er forderte, kreative Köpfe zu fördern, vor allem auch finanziell: „Wir sollten lieber, statt 23 Milliarden in Windräder und Solardächer zu stecken, den Betrag halbieren und die andere Hälfte in Start-ups geben.“ Es brauche eine andere Beziehung zur Förderung von digitalen Chaoten, sprich „Kreativos im digitalen Sektor.“ Im zweiten Teil der Veranstaltung folgte eine Podiumsdiskussion, bei der Günther Oettinger mit zwei erfolgreichen Hamburger Gründern, Stephan Uhrenbacher und Sebastian Diemer, über die Herausforderungen der Digitalisierung für die Hansestadt und über Maßnahmen zur Wahrung der deutschen und europäischen Wettbewerbsfähigkeit sprach. Die Moderation des Podiums übernahm Katharina Wolff in ihrer Funktion Vorstandsmitglied des

Katharina Wolff, Mitglied des Landesvorstandes, führte durch den Abend

Wirtschaftsrates Hamburg. Sie selbst ist Managing Director ihrer eigenen, auf die digitale Wirtschaft spezialisierten Personalberatung premium consultants und unterstützt zusätzlich mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Wolff Ventures junge Startups fachlich und finanziell. Stephan Uhrenbacher ist bereits ein „alter Hase“ im Geschäft: Als Gründer erfolgreicher Digitalunternehmen wie Qype.com, 9flats.com und avocadostore.de eignete er sich weitreichendes Know-How an, welches er nun als Angel Investor und CEO des Inkubators Density Ventures an junge Gründer weitergibt. Sein aktuelles Projekt heißt FLIO, eine globale Flughafen-App, mit der

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

Stephan Uhrenbacher Founder & CEO / FLIO

Nutzer u.a. Informationen und Angebote am Flughafen erhalten. Als Gründer und CEO des erfolgreichen Fintech-Unternehmens Kreditech bietet Sebastian Diemer seinen Kunden die Möglichkeit, auf der Basis der Analyse von „Big Data“ Kreditscoring in Echtzeit durchführen zu lassen. Einen großen Teil seines Umsatzes generiert das Unternehmen durch die Vergabe von Kurzzeitkrediten auf der Basis dieser Datenauskünfte. Hamburg als europäisches Silicon Valley? Unwahrscheinlich, so der Konsens der drei Digitalexperten. Zum einen würden die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland erhebliche Investitionshemmnisse für junge Start-Ups aufbauen. Zum anderen verlangsame die fehlende europäische Harmonisierung von Regulierungsfeldern wie Datenschutz und Urheberrecht eine dynamische Anpassung an die Anforderungen des technologischen

Sebastian Diemer Founder & CEO / Kreditech SSL GmbH

Wandels. Außerdem sei die nötige IT„Manpower“ schon lange nicht mehr in Deutschland zu finden – das Bildungssystem habe den Übergang von der Maschinenentwicklung zur Datenanalyse schlichtweg verschlafen. „Wenn man sich Deutschland im Vergleich zu den USA anschaut, gibt es


eine ganze Menge Restriktionen, warum Kapital erstmal nicht in Start-ups fließen darf“, fasste Sebastian Diemer die hiesigen Investitionsbedingungen zusammen. Pensionskassen dürften nicht in Fonds investieren, die ihr Geld in Start-ups anlegen. Insbesondere Wachstumsfinanzierungen für z.B. globale Expansionen seien in Deutschland darum schwierig zu generieren. 85 der 100 Millionen Euro an Eigenkapital, die Kreditech bisher eingesammelt hätte, seien beispielsweise aus dem angelsächsischen Ausland. Günther Oettinger betonte: „Wir Deutschen sind Risiko nicht gewohnt.“ Darum hätten wir traditionell strenge Regeln für Lebensversicherungen und Co. bezüglich Investments in Start-ups. Aufgrund der niedrigen Zinsen seien die alten Geschäftspraktiken jedoch nicht mehr haltbar, darum müssten wir „in der Bandbreite der Geldanlagen lockerer

Transparenz zur Förderfähigkeit: „Es sollte nicht Aufgabe des Staates sein, Start-ups zu selektieren.“ Rechtliche Bindungen an Fonds mit staatlicher Beteiligung wie die IBB Beteiligungsgesellschaft oder den High-Tech Gründerfonds hätten ebenso keine Zukunft. Es ginge viel einfacher: „Das Kapital frei fließen lassen. Dann muss man den Staudamm, den man vorne gebaut hat, hinten nicht wieder mit Wasserwegen auffüllen.“ Eine Förderung entlang von Steuerentlastungen sei dabei viel näher am freien Markt. Als positives Beispiel nannte Stephan Uhrenbacher das Enterprise Investment Scheme in England. Demnach würden Investoren 50 Prozent ihrer Investments auf ihre Steuerlast gutgeschrieben bekommen – ein scheinbar überzeugendes Argument für seine 10 derzeitigen Investoren, die allesamt aus London kommen.

tionalen Kampf um IT-Absolventen. Als Beispiel nannte Stephan Uhrenbacher sein derzeitiges Team aus Entwicklern bei FLIO: Aus Tallin, Kiew, Indien, Frankreich und Osteuropa kämen sie. Selbstverständlich führe diese große räumliche Distanz der Mitarbeiter zu hohen Koordinationskosten für deutsche Technologieunternehmen. Die sagenumwobene „Blue Card“ spiele dabei laut Uhrenbacher kaum mehr eine Rolle: selbst der indische Entwickler verdiene in seinem Heimatland bereits mehr als die festgeschriebene 50.000 EuroGrenze. Warum gründet man dann überhaupt noch in Hamburg? Zunächst könne man laut Uhrenbacher feststellen, dass die Situation in Berlin kein bisschen besser sei. Vielmehr sei der Wettbewerb um Entwickler dort aufgrund der Vielzahl von Start-ups noch intensiver. Die Hamburger Kultur zeichne

werden und müssen Risiken akzeptieren. Start-up Förderung ist Risikoförderung.“ Die Angst der heimischen Investoren vor verlustschreibenden Neugründungen versucht die deutsche Politik einerseits mit gezielten Zuschüssen und andererseits mit staatlichen Investitionen zu überbrücken. Katharina Wolff führte als Beispiel den INVEST-Zuschuss für Wagniskapital an, nach dem private Investoren 20 Prozent ihres Investments in Neugründungen zurückerhalten. Die geförderten Unternehmen müssten allerdings ihre Geschäftstätigkeit in einer „innovativen Branche“ nachweisen. Diemer kritisierte in diesem Zusammenhang die fehlende

Als weiteres großes Hindernis für die deutsche Digitalisierung stellten die Diskutanten den Fachkräftemangel im Feld der Informationstechnologien heraus. Insbesondere „Data Scientists“ und Experten für „User Experience Design und Product Design“ ließen sich in Deutschland nicht finden. Warum? „Nicht weil es in Deutschland kein geistiges Kapital dafür gibt, sondern weil es einfach diese Studienrichtung nicht gibt“, beschrieb Diemer das Kernproblem. Nicht mehr die „Berechnung der optimalen Fließbandlänge“, sondern „Was kann man mit diesen Daten anstellen?“ müssten in den Mittelpunkt des Curriculums gerückt werden. Im Ergebnis befände man sich im interna-

sich zudem mit Ruhe und langfristiger Orientierung aus, zudem könne die Stadt weiterhin mit ihrer Mediennähe punkten. Aber Hamburg als deutsches Silicon Valley? Günter Oettinger stellte heraus, dass „Hamburg eine gewisse Grundlage hat, um im digitalen Sektor sich fortzubewegen und auch eine kreative Gesellschaft hat, tertiäre Bildung hat, auch als Standort zum Leben attraktiv ist.“ Aber in Deutschland versuche derzeit jedes der 16 Bundesländer sein eigenes Silicon Valley aufzubauen – eine Anstrengung, die wohl kaum von Erfolg gekrönt sein könne. Schließlich habe das Silicon Valley einen Umfang, der der Strecke Hamburg-Berlin entspräche. Langfristig seien vielmehr ein

23


Veranstaltung

europäisches Netzwerk und eine europäische digitale Strategie gefragt, um die Abwesenheit eines zentralen „Silicon Valley Europas“ nicht zum Wettbewerbsnachteil werden zu lassen und die einzelnen Start-up Hotspots miteinander zu verknüpfen. Die Digitalisierung eröffnet vollkommen neue rechtliche Problemfelder, die die Verfasser von Gesetzen vor vielen Jahren nicht einmal erahnen konnten. Sebastian Diemer führte als Beispiel das Urheberrecht an, im Speziellen die Diskussion darüber, wieviel Text von einem Presseartikel Google in seiner Vorschau anzeigen dürfe – für ihn ein klares Indiz dafür „wie absurd outdated die Gesetzgebung eigentlich ist.“ Um Standortvorteile für Deutschland und Europa zu schaffen, müsse sich „die Regulierung […] den digitalisierten Ansprüchen [anpassen]“. Ein weiteres Feld, das dem technologischen Wandel hinterherhinke, sei der Datenschutz: Daten stellten ähnlich wie Geld eine Währung dar. Es müsse sichergestellt werden, dass die richtigen Leute mit den richtigen Absichten den Zugang zu den richtigen Daten erhielten. Sebastian Diemer

v.l.: Stephan Uhrenbacher, Gunnar Uldall, Günter H. Oettinger, Katharina Wolff, Sebastian Diemer und Dr. Thomas Vollmoeller

forderte daher „nutzengerichtete[n] Datenschutz und keinen Schutz, der vor der eigenen Wettbewerbsfähigkeit schützt“. Im Gegensatz zur Hypersensibilität der Deutschen beim Thema Datenschutz, erfahre das Thema Cybersicherheit in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Insbesondere Transparenzund Informationspflichten müssten implementiert werden, damit Datenüberfälle schneller erkennbar würden und Warnungen ausgesprochen werden könnten, so Oettinger. Beispiel: Der Hackerangriff auf den deutschen Bundestag im Mai diesen Jahres – diesen hätte man in der Zeitung suchen müs-

sen, berichtete Diemer. Ein klarer Hinweis, dass „in der Bevölkerung noch das falsche Paradigma vorherrsche, was Daten sind, was Daten bedeuten.“ Die anschließende Fragerunde nutzten die rund 130 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates für gezielte Nachfragen an die Podiumsteilnehmer, z.B. inwieweit das geplante Freihandelsabkommen TTIP im Rahmen der Digitalisierung eine Rolle spielt. Vertieft wurden die Gespräche beim abschließenden Get-together, für das Gastgeber des Abends, die XING AG, freundlicherweise Speis und Trank bereitstellte. CS / AG

MESSE-VORSCHAU 2015 Hamburg Messe und Congress 10.10. – 14.10.2015

CHH

EANM'15 28. jährlicher Kongress der Europäischen Gesellschaft für Nuklearmedizin European Association of Nuclear Medicine (EANM)

31.10. – 08.11.2015

Messegelände, Hallen B1-B7, Eingänge Mitte, Ost und Süd, hanseboot-Hafen tägl. 10-18 Uhr, Mi. 10-20 Uhr

hanseboot Internationale Bootsmesse Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH

01.11.2015

CCH, 10-18 Uhr

feingemacht – Hamburgs Designmarkt, Steinkopf

06.11. – 07.11.2015

CHH

ENDO CLUB NORD 2015, COCS GmbH – Congress

17.11. – 19.11.2015

Messegelände, Halle A1, Eingang Mitte Di. + Mi. 10-18 Uhr, Do. 10-15 Uhr

Intermodal Europe 2015 IIR Ltd. Ms. Mitcham

19.11. – 22.11.2015

Messegelände, Halle A3, Eingang Halle A3, Tor A3, Do. 11-18 Uhr, Do. Late View 18-22 Uhr, Fr. 11-20 Uhr, Sa. + So. 11-18 Uhr

Affordable Art Fair – Zeitgenössische Kunst Euro Schwan Communications

03.12. – 05.12.2015

CCH

6. DVR-Kongress Dachverband Reproduktionsbiologie und -medizin e.V., INTERPLAN Congress, Meeting & Event Management AG

04.12. – 06.12.2015

Messegelände, Hallen B1-B4 (EG) Eingänge Ost und Süd, Täglich 10-18 Uhr

Mineralien Hamburg Hamburg Messe und Congress GmbH Frau Doosry

11.12. – 12.12.2015

CCH

28. Norddeutsche Anästhesie-Tage MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG

24

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015


PR-Bericht

Hamburgs jüngste Einkaufspassage, die KAISERGALERIE, ist eröffnet Foto: Carsten Brügmann

Brigitte Engler, City Managerin der Hamburger Innenstadt, über neue Entwicklungen

Brigitte Engler Foto: Marius Engels/HanseStyle

Wer in den Großen Bleichen heute noch das Ohnsorg-Theater erinnert, wird staunen: Dort, wo früher Henry Vahl und Heidi Kabel für beste Unterhaltung sorgten, entstand aus einer Kulturlegende die neueste Einkaufspassage der Elbmetropole. Seit dem vergangenen Jahr hat an diesem Ort mit der KAISERGALERIE die elfte Passage in der Innenstadt ihre Türen geöffnet. Im Passagenviertel liegt sie eingebettet zwischen der GALLERIA Passage und dem Kaufmannshaus, von dem aus sie auch über das Fleet zu erreichen ist. Gleich gegenüber findet man das Hanse Viertel. Die KAISERGALERIE ist ein Ort mit Hamburger Geschichte: Als Kaiser Wilhelm I. im Jahr 1881 zum ersten Mal die Hansestadt besuchte, gab der Hamburger Senat an genau diesem Ort ein Dinner zu seinen Ehren. 1907 wurde der schlossartige Bau durch den heutigen prachtvollen Komplex ersetzt. Der Name KAISERGALERIE erinnert noch heute an das historische Ereignis. Restauratoren haben in sorgsamer Kleinarbeit hunderte Ornamente der freigelegten Säulen aufbereitet, Handwerker rekonstruierten das aufwendige Deckenmuster, so dass sich die neue Passage heute stolz auf 82 Metern Länge den Innenstadtbesuchern präsentiert. Als City Managerin bin ich begeistert, dass sich in dem historischen Ambiente edle Marken wie Escada, Schwedens führender Hemdenhersteller Stenströms, 0039 ITALY und der

Möbeldesigner Gärtner angesiedelt haben. Auch Lars Braun von Braun Hamburg hat sich für einen Umzug von der Bergstraße in die KAISERGALERIE entschieden und das von Florian Braun geführte Unternehmen Unger beweist mit dem hier neu eröffneten Department-Store „Uzwei“, wie innovativ Häuser sein können, die über 100 Jahre Unternehmensgeschichte haben. Der erste Flagship Store von REISS eröffnet in Kürze. Dort wird es elegante Kleider mit zeitlosen Schnitten für einen schlicht-eleganten Look geben, den auch Kate, Herzogin von Cambridge, liebt. Auch Fashion-Ikone Karl Lagerfeld kommt mit seinem eigenen Label KARL LAGERFELD, in direkter Nachbarschaft zu BARIONS & BASTARDS. Ein Blumengeschäft sowie eine Café-Bar und die Parfümerie Harald Lubner runden den Branchen-Mix ab. Mit der KAISERGALERIE gibt es nun einen weiteren Grund für einen Besuch der Innenstadt. Der Ruf Hamburgs als Shoppingdestination ist nicht nur bei den Hamburgern und den Bewohnern

der Metropolregion exzellent; die Zahl der Touristen die vom Einkaufsangebot und der Atmosphäre begeistert sind, steigt kontinuierlich. Hierfür setzt sich seit 16 Jahren das City Management ein. Ins Leben gerufen wurde es, um Hamburgs Innenstadt im nationalen und internationalen Wettbewerb zu stärken. Zu diesem Zweck haben sich Unternehmen des Einzelhandels, der Immobilien-, Kultur-, Freizeit- und Tourismuswirtschaft, Interessen- und Werbegemeinschaften sowie Verbände und Institutionen zusammengeschlossen. Die Wahrnehmung Hamburgs als bedeutender Einzelhandelsstandort Nordeuropas, die Erhöhung der Frequenz und die Optimierung der Aufenthaltsqualität sind erklärte Ziele des City Management. Außerdem vertritt das City Management die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen mit einer starken Stimme gegenüber der Politik. Möglich geworden ist das gemeinschaftliche Engagement erst durch die zahlreichen Partner, die die Bedeutung dieses Netzwerkes erkannt haben. So repräsentiert das City Management heute mehr als 800 Unternehmen in der Hamburger Innenstadt und der HafenCity. Eines haben alle Partner gemeinsam – die Solidarisierung mit den Zielen des Verbundes. Brigitte Engler City Managerin Hamburg

25 41


Fotos: Hamburger Abendblatt / Michael Rauhe

Wirtschaftsgipfel

v.l.: Rüdiger Stroh (CEO / NXP Semiconductors Germany GmbH), Matthias Iken (stellv. Chefredakteur Hamburger Abendblatt) und Clas Neumann (Senior Vice President / SAP SE, Global Head of SAP Labs Network)

Wirtschaftsgipfel Hamburger Abendblatt 2015 Zum ersten Mal rief das Hamburger Abendblatt zu einem Wirtschaftsgipfel mit bekannten hochkarätigen Referenten aus Wirtschaft, Politik und Institutionen auf. Auch das anschließende Gesprächspodium mit weiteren vier Teilnehmern diskutierte im Hotel Atlantik über die digitalen Veränderungen, Herausforderungen und erforderlichen Anpassungen in der Wirtschaft. Vor mehr als 400 geladenen Gästen aus dem norddeutschen Unternehmertum referierten die 16 Top Wirtschaftler und Vorsitzenden aus bekannten Firmen am Pult und auf dem Podium. Eröffnet wurde das beachtenswerte Ereignis vom damaligen Geschäftsführer des Abendblattes Frank Malberg. Das Abendblatt führte mit seinem Chefredakteur Lars Haider und dem stellvertretenden Chefredakteur Matthias Iken souverän und themensicher durch den Wirtschaftsgipfel. Es ging um Fragen der digitalen Zukunft. „Wie wird sich die Digitalisierung auf Unternehmen und Branchen auswirken?“

Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG zur digitalen Herausforderung: „Wir schaffen es, Treiber und nicht Getriebener zu sein“ und „Seien Sie schnell, aber bewahren sich einen langen Atem“. Zetsche war davon überzeugt: „Auch wenn zunächst ein längerer Übergangsweg mit Zwischenschritten vor uns liegt, gehört dem Elektromotor die Zukunft“. Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstands der CDU referierte gekonnt und fachlich up to date: „Europäisches Datenschutzrecht auf das Wesentliche reduzieren“ und zu

Dr. Dieter Zetsche (Vorsitzender des Vorstands Daimler AG, Leiter Mercedes-Benz Cars) und Lars Haider (Chefredakteur Hamburger Abendblatt)

26

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

TTIP: „Unsere europäischen Regeln müssen beachtet werden“. Gunther Bonz, Staatsrat a.D., meinte zur Olympia Bewerbung: „Der Hafen ist am meisten betroffen, der Hafen gibt, der Hafen nimmt. Was für Olympia weggeht, muss woanders wieder-

Gunther Bonz, Staatsrat a.D., Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg

kommen.“ Und dann weiter: „Wir sind sehr modern und digital, wir können erhobenen Hauptes nach Rotterdam fahren.“ Der Vorstandschef der Metro AG Olaf Koch gab in seinem Vortrag zum Besten: „Wir haben ein Produkt, lasst uns Kunden finden“. Aber auch: „Alle Kosten, die keine Kunden akquirieren, fliegen raus.“ Rüdiger Stroh, Mitglied des NXPKonzernvorstands und Vorsitzender der Geschäftsführung Semiconductors, lebt in Hamburg und im Silicon Valley. Er meinte unter anderem beim Wirtschaftsgipfel, man müsse „verbindliche Standards schaffen“.


PR-Bericht

A-ROSA erweitert sein Angebot Dr. Joachim Seeler, Mitglied der SPD Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft und Geschäftsführer der HSP- Hamburg Invest GmbH meinte zur Olympia Bewerbung: „Das ist eine unbezahlbare Werbung für Hamburg, das immer noch mit dem Schrägstrich Germany versehen wird.“ Vera Gäde-Butzlaff, Vorstandsvorsitzende der GASAG Berliner Gaswerke AG, forderte: „Wir brauchen mehr Energie in den Städten, als wir haben. Energiewende ist keine Stromwende.“ Clas Neumann, Leiter der SAP-Labs weltweit und Sprecher des Asien-Pazific-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft, meinte: „Firmen müssen sich verschlanken und schneller machen.“

„Alle Kosten, die keine Kunden akquirieren, fliegen raus.“ Dr. Johann Killinger, Geschäftsführer der Hafenlogistic-Gruppe und der Reederei Buss, spricht sich sehr für Olympia in Hamburg aus, stellt aber auch die berechtigte Fragen: „Wollen wir eine Hafen- oder eine Olympiastadt?“ und „Was kommt zuerst? – Olympia oder die Elbvertiefung?“ Auf dem Podium saßen: Moderator und Stichwortgeber Klaus Ebert, Präsident des Hamburger Presseclubs, mit den Teilnehmern Heiko Hebig von Facebook, verantwortlich für Medienpartnerschaften in Zentral- und Nordeuropa, Karim Maataoui, Entwickler des Marketing-Tools „Free Me“ sowie Kay Oberbeck, Direktor Unternehmenskommunikation und Public Relations von Google Nordeuropa. Ebenfalls auf dem Podium war Philipp Westermeyer, Gründer der Firma Metrigo, vor Kurzem verkauft an Zalando und zurückliegend Juror im „Kampf der Start-Ups“ im ZDF. Das Publikum aus Wirtschaft, Politik und Institutionen erhielt wichtige Impulse von kompetenten Referenten und Machern und nahm die Mitteilung positiv auf, dass dieser informationsreiche regionale Wirtschaftsgipfel des Hamburger Abendblattes themenbezogen fortgesetzt werden soll. Wilfried H.H. Remmers

Auf den Punkt gebracht: Hauptstädte

Ab Frühjahr 2016 erweitert Deutschlands Flusskreuzfahrtanbieter A-ROSA sein vielseitiges Programm um eine reizvolle Spezialität: Mehrtagesreisen mit dem Ziel Hauptstädte. Damit reagiert der Konzern auf eine Marktstudie, die besagt, dass mit Städte-, Kultur- und Rundreisen neue Zielgruppen erschlossen werden können. Mit den neuen Paketen dürfte das Unternehmen voll im Trend liegen. Österreich, Ungarn, Slowakei – die Besten an einem Fluss vereint. Eine Superidee, schließlich liegen einige der schönsten Metropolen Europas am Ufer der Donau. Kaiserlicher Prunk in Wien, klassischer Jugendstil in Budapest und das durch zahlreiche Ethnien geprägte slowakische Bratislava lassen den Puls jedes kulturinteressierten Reisenden rasch ans Limit schnellen. Ob nun der Fokus auf die Wiener Kaffeehauskultur gerichtet ist oder man im ungarischen Budapest auf Erkundungstour geht, mit den A-ROSA Schiffen schippert man bequem von Metropole zu Metropole und hat zudem ausreichend Zeit, die Annehmlichkeiten an Bord zu genießen. So könnte für ganz Aktive das Fitness- oder Saunaprogramm reizvoll sein, oder man radelt mal eben kurz zum barocken Michaelertor (Michalská brána), dem einzig noch erhaltenen Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung von

Bratislava. Ganz entspannt und ideal zum Revue passieren lassen der Reiseerlebnisse ist auch ein Spa-Besuch bei den perfekt ausgebildeten A-ROSA-Kosmetikerinnen, um bei einer Nacken-RückenMassage oder unter einer GurkenGesichts-Maske vollends zu entspannen. Der erfrischende Drink zum Abschluss auf dem Sonnendeck oder an der schicken Bordbar gibt den großen Tagesereignissen einen würdevollen Schlusspunkt.

ROUTEN UND TERMINE 5 Nächte Reise Das Motto der Route? Hauptsache Hauptstadt Wien, Budapest, Bratislava, Wien (5 Termine ab 699,– Euro) 3 Nächte Reise Treffen mit einem großen Komponisten – der Natur Wien, Wachau, Wien, Wachau (18 Termine ab 289,– Euro) Mehr Informationen unter: www.a-rosa.de

27


aus dem Jungen Wirtschaftsrat

J U N G E R WI RTS C H A F TS R AT

Junger Wirtschaftsrat bei NXP Semiconductors:

Eine Tour durch die Halbleiterwelt mitten in Eimsbüttel Anfang Juli hatten die Mitglieder des Jungen Wirtschaftsrates Gelegenheit, die NXP Semiconductors Germany GmbH zu besichtigen. Wolfgang Rosenbauer, Generalbevollmächtigter des Unternehmens, gab den Besuchern einen Einblick in die Unternehmensgeschichte und einen Ausblick auf die zukünftige technologische Entwicklung. Es folgte ein Rundgang durch Produktionsräume des Unternehmens. Zunächst führte Wolfgang Rosenbauer in die Geschichte des „Hidden Champions“ mitten im urbanen Leben Hamburgs ein. NXP (für Next eXPerience) Semiconductors ist ein niederländischer Halbleiterhersteller. NXP ist der 2006 ausgegliederte Halbleiterbereich der Royal Philips und bietet Halbleiter und Systemlösungen für den Automobilmarkt, für Mobiltelefone sowie Sicherheitslösungen für Bankkarten, elektronische Ausweise, Reisepässe und Gesundheitskarten an. Nach der Übernahme des Halbleiterherstellers Freescale ist NXP der größte Halbleiterhersteller Europas. 2013 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 4,8 Milliarden US-Dollar. Für NXP Germany arbeiten rund 1.800 Beschäftigte in Produktion, Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen hat bewiesen, dass man auch mit Standorten in Deutschland durch Innovation und Qualität erfolgreich sein kann. Die Augen des Redners begannen zu leuchten, als er auf die Einflüsse der Produkte von NXP zu sprechen kam. Ein Leben ohne Halbleiter und Chips wäre in unserer modernen digitalen Welt nicht mehr möglich. Ob es die Vernet-

28

Mitglieder und Freunde des Jungen Wirtschaftsrates blickten hinter die Kulissen des Weltmarktführers NXP Semiconductors

zung von Fahrzeugen, die Steuerung von Entertainmentsystemen oder die sichere Datenübertragung bei Kreditkarten oder Personalausweisen betrifft, in vielem steckt Technik von NXP. Auf jedes Produkt des Unternehmens passt eine Redewendung genau: KLEIN – ABER OHO. Wolfgang Rosenbauer gab im Weiteren einen Ausblick in die Zukunft, was technisch möglich sein wird – eigentlich alles: Was sich gestern noch wie Science Fiction anhörte, ist heute schon ganz oder teilweise Realität. Halbleiter in Form von Nerven, die den lernfähigen und selbstorganisierten Prozess von Neutronen imitieren, sind nur ein Beispiel für die Zukunft. In der anschließenden Diskussion wurden viele dieser Zukunftsvisionen diskutiert; vor allem das Thema autonomes Fahren machte Chancen und Risiken des technologischen Fortschritts deutlich. Neben positiven und negativen Aspekten der neuen Technologien interessierten die Besucher auch die Standortbedingungen in Hamburg. Der

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

Sitz von NXP ist historisch gewachsen mitten in Eimsbüttel und mit teilweise denkmalgeschützten Gebäuden. Die zentrale Lage ist attraktiv für die Mitarbeiter, doch ist der Standort auch begrenzt im Wachstum durch die urbane Umgebung. Wolfgang Rosenbauer machte weiterhin deutlich, dass Hamburg und Deutschland eine wichtige Rolle im weltweiten Markt der Halbleiter spielen. Versteckt und mit typischem Hamburger Understatement bietet dieser „Hidden Champion“ viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Auch die anschließende Tour durch die Produktionsstätten mit vollkommen staubfreien und sterilen Umgebungen war sehr beeindruckend. Der Junge Wirtschaftsrat bedankt sich bei der NXP Semiconductors Germany GmbH, in persona bei Wolfgang Rosenbauer, für die anregenden Gespräche mit vielen Denkanstößen und den interessanten Einblick hinter die Kulissen des Unternehmens. Anja Rother


Das Rathaus:

Ein Blick hinter die Kulissen der Hamburgischen Bürgerschaft Das Hamburger Rathaus ist jedem von außen wohl bekannt. Anerkennend und stolz schreiten wir täglich daran vorbei. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus? Und wie sitzt es sich eigentlich als Bürgerschaftsabgeordneter, bequem? Carsten Ovens, MdHB und Mitglied des Landesvorstandes, hatte für den Jungen Wirtschaftsrat eine exklusive Führung durch das Hamburger Rathaus organisiert. Das architektonisch prachtvolle Gebäude wurde 1897 erbaut und präsentiert sich innen wie außen ganz im historischen Stil der Neorenaissance. Zwischen Samt und Kupfer schreiten die Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten ein bis zweimal pro Monat zur Bürgerschaftssitzung. Was den Wenigsten, zumindest über Hamburgs Grenzen hinaus, bekannt ist: Die Hamburgische Bürgerschaft ist eines der letzten „Feierabendparlamente“ oder „Halbtagsparlamente“ in Deutschland. Natürlich bestaunten die Besucher des Jungen Wirtschaftsrates nicht nur die Architektur und das Interieur des Gebäudes, sondern diskutierten mit Carsten Ovens auch über die aktuelle Landespolitik. Ob Olympia-Bewerbung, Elbvertiefung oder Hamburgs Gründerlandschaft – viele Themen stehen

auf der Agenda, denen sich auch der Junge Wirtschaftsrat in den kommenden Monaten verstärkt annehmen wird. Aber nicht nur die Politik sorgte für Gesprächsstoff, sondern auch die vielen repräsentativen Räume, die mit historischen Gemälden und kunstvollen Tapeten ausgestattet sind. Vor allem die kleinen Details beeindruckten die Besucher, wie zum Beispiel ein Einschussloch aus dem Ersten Weltkrieg in einem der Kronleuchter oder das sogenannte Waisenzimmer mit seinen vielen filigranen

Schnitzereien. Neben den geschichtsträchtigen Räumlichkeiten sorgte die Tatsache, dass sich im Goldenen Buch der Stadt nicht nur Könige und Präsidenten wiederfinden, sondern auch Schauspieler wie Dustin Hoffman oder Tennislegende Steffi Graf, für ein Schmunzeln. Über das Senatsgehege ging es schließlich in den großen Festsaal, in dem das weltweit älteste, heute noch begangene Festmahl stattfindet – das Matthiae-Mahl. Nach dem ausführlichen Rundgang durch die imposanten Räumlichkeiten des Rathauses blieb zuletzt nur noch eine Frage offen: Wie sitzt es sich als Abgeordneter? Das Fazit: „Bequem, aber zu wenige Steckdosen.“ Antonia Niecke

Mitglieder und Gäste des Jungen Wirtschaftsrates machten eine exklusive Führung durch das Hamburger Rathaus

Sommerfest des Jungen Wirtschaftsrates Im letzten Jahr hat der Junge Wirtschaftsrat Hamburg eine neue Tradition ins Leben gerufen: ein eigenes, alljährlich stattfindendes Sommerfest für Mitglieder und Freunde des Verbandes. Damals wurde in idyllischer Atmosphäre im Bootshaus des USC Paloma am Barmbeker Stichkanal gefeiert. Mitte August traf man sich nun wieder, um sich in geselliger Runde bei Speis

und Trank auszutauschen. Die stellvertretende Landesvorsitzende Anja Rother begrüßte rund 50 Gäste dieses Mal im „Fugu“, einem Sushi-Restaurant des Hamburger Unternehmens Sushi Factory an der Großen Elbstraße. Neben allem fachlichen Austausch über die aktuelle Politik in Hamburg – von Gründerförderung, über die digitale Offensive bis hin zum Thema Einwanderung – stand selbstverständlich, wie es sich für ein Sommerfest gehört, die Geselligkeit im Vordergrund. Man ließ die Aktivitäten der letzten Monate,

Kamingespräche, Derby-Besuch, die Firmenbesichtigung bei NXP oder den gemeinsamen Besuch des Hamburger Rathauses, Revue passieren und diskutierte lebhaft bis in die späten Abendstunden hinein. Fest steht schon jetzt: An der Tradition Sommerfest wird der Junge Wirtschaftsrat auch im kommenden Jahr festhalten. Alle Mitglieder und Freunde der Nachwuchsorganisation können sich also schon auf das 3. Sommerfest an Alster und Elbe freuen. Carsten Ovens

29


aus dem Jungen Wirtschaftsrat

J U N G E R WI RTS C H A F TS R AT FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED

Torsten Peters Geschäftsführender Gesellschafter FaroVision GmbH

Wer bin ich? Die Menschen hinter der FaroVision GmbH sind unabhängige Makler für digitale Kassensysteme im Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie. Unsere Stärke besteht darin, den Einstieg des Kunden in die Welt von digitalen und vernetzten Kassenlösungen möglichst sanft und verständlich zu gestalten. Dabei begleiten wir jeden Schritt und erreichen am Ende ein effektives und transparentes Gesamtkonzept, welches dem Kunden jeden Monat Zeit, Geld und Nerven spart.

30

Warum sind Sie Mitglied im jungen Wirtschaftsrat? Den Jungen Wirtschaftsrat erlebe ich als eine moderne Vereinigung von ambitionierten und erfolgreichen Unternehmerrinnen und Unternehmern, die gern Verantwortung in und für Ihre Region übernehmen. In diesem Netzwerk Mitglied zu sein, bedeutet für mich, das wirtschaftliche „Wir-Gefühl“ zu stärken – in Hamburg, aber auch in Norddeutschland insgesamt. Mein Bestreben ist es, zusammen mit dem Jungen Wirtschaftsrat die Metropolregion Hamburg nachhaltig zu prägen und zu stärken. Dafür bietet z.B. die Landesfachkommission „Junges Hamburg“ die ideale Basis. Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig? Ich möchte vor allem konkrete Projekte voranbringen. Eines davon ist ein flächendeckendes und kostenfreies, aber wirtschaftlich tragfähiges WLANNetz in der Innenstadt. Ein anderes ist die gezielte Nachwuchsförderung. Zu

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

Recht beklagt die Hamburger Wirtschaft den Fachkräftemangel. Der DFB zeigt, wie weltmeisterliche Talentförderung im Fußball funktioniert. Das braucht Hamburgs Schulsystem auch: durchdachte Nachwuchsförderung, vor allem in den MINT-Fächern. Nur wer in die Jugend investiert bekommt durchschlagende Ergebnisse. Nicht zuletzt bietet Olympia für den gesamten norddeutschen Raum erhebliche Wachstumschancen. Diese Chance darf sich Hamburg nicht entgehen lassen. Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Dem Jungen Wirtschaftsrat beizutreten, dessen Veranstaltungen zu besuchen und die Fachkommissionen zu nutzen, um mich einzubringen und andere Mitglieder kennenzulernen, war das Beste, was ich 2015 machen konnte. Kurze Wege zu den richtigen Personen in allen Branchen, um gemeinsam für den Norden zu handeln – was will man mehr? Die Fragen stellte Tim Albrecht


Landesverbände Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein

3./4. SEPTEMBER 2015

SON DERTEI L ZUM NWT 2015

5. Norddeutscher Wirtschaftstag in Lübeck:

Hanseregion stärken! Podium I: Verkehrsinfrastruktur Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0 Seiten IV-V

Foto: Musik- und Kongresshallen Lübeck

Podium II: Energieinfrastruktur Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 Seiten VI -VII

Podium III: Bildungsinfrastruktur Innovationspolitik für Norddeutschland – Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik Seiten VIII-XI


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

J U N G E R W I RT S C H A F T S R AT

Trave-Rundfahrt Auf dem Plan des 5. Norddeutschen Wirtschaftstages stand im Vorfeld der offiziellen Eröffnung ein eigener Programmpunkt für den Jungen Wirtschafstrat: Eine gemeinsame Trave-Rundfahrt aller fünf norddeutschen Landesverbände. Eine gute Gelegenheit für die Jungunternehmer, sich kennenzulernen. Bei einem kurzen Zwischenstopp und Landgang zum Lunch auf Einladung der Drägerwerk AG & Co. KGaA stieß auch Wirtschaftsrat-Präsident Werner Michael Bahlsen dazu. Für ihn eine Selbstverständlichkeit – denn die Wirtschaft funktioniert nur dann, wenn alle Generationen zusammenarbeiten. Generationengerechtigkeit muss auch

v.l.: Heiko Schaffrath (Visitor Service Manager / Dräger AG & Co. KGaA), Werner Michael Bahlsen (Präsident / Wirtschaftsrat der CDU e.V.) und Lars Osterhoff (Landesvorsitzender / Junger Wirtschaftrat Schleswig-Holstein)

im Dialog gelebt werden.

Mitglieder und Freunde des Jungen Wirtschaftsrates aus allen fünf norddeutschen Landesverbänden starteten gemeinsam zur Trave-Rundfahrt

Los ging es direkt an der Musik-und Kongresshalle unter fachkundiger, begleitender Erzählung des Kapitäns über Lübecks Jahrhunderte bewährte Lebensadern, die Flüsse Trave und Wakenitz. Die die Stadtinsel umspülenden Flüsse boten damals Schutz und Handelsperspektive zugleich. Heute noch sind sie unverzichtbar für das einzigartige Stadtbild der Hansestadt. Wie es sich gehört, geht man bei einer Schiffsreise bei Gelegenheit auch an Land – zur Mittagsstunde war daher auf freundliche

II

Einladung der Drägerwerk AG &Co. KGaA der Bootsanleger der Lübecker Traditionsfirma Anlegepunkt. So bot sich anschließend an Land die Möglichkeit zur Erfrischung und Stärkung bei einem köstlichen Imbiss und reichlich Gesprächsstoff. Die Impulse dafür setzten Heiko Schaffrath vom gastgebenden Unternehmen und der Präsident des Wirtschaftsrates, Werner M. Bahlsen, die in ihren Impulsvorträgen beide auf die Wichtigkeit der Förderung der Jugend, aber auch auf

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

die intelligente Vernetzung mit den anderen Generationen in Unternehmen und Gesellschaft eingingen. Gut gestärkt und um viele Eindrücke reicher setzten die knapp 40 Seefahrerinnen und Seefahrer nach dem Landgang den Schiffsausflug fort und machten rechtzeitig zum Beginn des Wirtschaftstages wieder an der Musik- und Kongresshalle fest. Jan-Christian Janßen


ERÖFFNUNG

Der „echte Norden“ gemeinsam für eine zukunftsfähige Infrastruktur

Werner Michael Bahlsen, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V., bei der Eröffnung des Norddeutschen Wirtschaftstages zur Erbschaftsteuer: „Ein Familienunternehmer erbt kein Unternehmen, sondern borgt es sich von seinen Kindern.“

Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka: „Wir unterstützen den Mittelstand auf dem Weg in die Industrie 4.0, aber im Wettbewerb der Spitzencluster braucht der Norden mehr Engagement der Landesregierungen und auch Drittmittel aus der Wirtschaft.“

„Wir sind nur gemeinsam der echte Norden!“ So eröffnete Reimer Tewes, Landesvorsitzender des gastgebenden Landesverbandes Schleswig-Holstein, am 3. September 2015 in der Musik- und Kongresshalle Lübeck den Norddeutschen Wirtschaftstag und spielte damit auf sein Bundesland an, das unter Protesten der übrigen vier diesen Slogan allein für sich reklamiert hat. Das Grußwort für die CDU übernahm Daniel Günther MdL als Vorsitzender der Landtagsfraktion und Oppositionsführer. Der Stillstand in Schleswig-Holstein könne nicht überraschen: Die Investitionsquote im Haushalt breche einen Minusrekord nach dem anderen und es gäbe kein baureifes Straßenbauprojekt. Zudem habe man die durch Bundesfinanzierung freiwerdenden BAföG-Mittel nicht den Hochschulen, sondern den Schulen zukommen lassen. Trotz einer Milliarde Mehreinnahmen gegenüber der Vorgängerregierung jammere man ständig nach mehr Mitteln in Richtung Berlin, anstatt erst einmal seine Hausaufgaben zu machen. Der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Werner Michael Bahlsen, dankte für den landespolitischen Bericht seines Vorredners. Die Landespolitiken sollten stärker für einen erfolg-

reichen Wirtschaftsstandort Deutschland an einem gemeinsamen Strang ziehen. Vor 346 Jahren fand in Lübeck zum letzten Mal der Hansetag statt, wie der Wirtschaftsrat ein grenzüberschreitend denkender Verbund ehrbarer Kaufleute. Der Wertekompass in Freiheit und Verantwortung habe uns heute 70 Jahre Wachstum beschert: „Ein Familienunternehmer erbt kein Unternehmen, sondern borgt es sich von seinen Kindern.“ Die Neuregelung der Erbschaftsteuer treffe genau diesen familiengeführten deutschen Mittelstand ins Mark und gefährde damit generationenübergreifende Investitionen und Verantwortung für die Beschäftigten und den Standort. Die Politik sollte das beachten und ebenso, dass Umverteilung erst einmal verdient werden müsse. Der Niedergang der Investitions- zugunsten der Sozialquote müsse dringend wieder umgekehrt werden. Daran anknüpfend ermunterte Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka besonders den Mittelstand, Industrie 4.0 für sich zu nutzen: „Wir wollen auch das Erfahrungswissen der Meister in diesen Prozess einbinden und herausfinden, wie die Arbeitsplätze der Zukunft aussehen.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass Deutschland sich an

Daniel Günther MdL, Vorsitzender der CDU Landtagsfraktion Schleswig-Holstein: „Schleswig-Holstein kann kein einziges baureifes Projekt für eine Bundesfinanzierung anbieten.“

Moderator Dr. Philipp Murmann MdB: „Unsere Hanseregion sollte ihre Spitzencluster nach dem Vorbild der Ahrensburger Liste länderübergreifend entwickeln.“

die Spitze einer solchen Bewegung stelle. Die digitale Infrastruktur erfordere Wissenschaft und Forschung über leistungsfähige Netze. Der Bund habe die Mittel für die Wissenschaft in den letzten zehn Jahren deutlich aufgestockt. Davon habe der Norden überproportional profitiert. Für das Erreichen einer Spitzenposition brauche es aber noch mehr Engagement der Landesregierungen und ebenso Drittmittel aus der Wirtschaft. Dr. Philipp Murmann MdB, der als Unternehmer und Bundestagsabgeordneter die anschließende Moderation unter Einbeziehung des Auditoriums übernahm, kam am Ende zur Schlussfolgerung, dass die Hanseregion auch bei Spitzenclustern und Forschungsprojekten stärker länderübergreifend denken sollte. Dr. Bertram Zitscher

III


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

P O D I U M I : V E R K E H R S I N F R A ST R U K T U R

Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0 Für die nördlichen Bundesländer ist die Verkehrsinfrastruktur der zentrale Wirtschafts- und Standortfaktor. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der großen Seehäfen ist entscheidend für den wirtschaftlichen Wohlstand in unserer Region. Allein die Tatsache, dass 90 Prozent des gesamten Im- und Exports der Bundesrepublik Deutschland über die Seehäfen abgewickelt werden, untermauert ihre herausragende wirtschaftliche Bedeutung.

Im Jahre 2008 haben die norddeutschen Länder ihre Infrastrukturprojekte erstmals in einer sogenannten „Ahrensburger Liste“ zusammengefasst – ohne allerdings Prioritäten zu setzen. Aus Sicht des Wirtschaftsrates ist eine Priorisierung jedoch die Voraussetzung, um die norddeutschen Interessen in der Infrastrukturpolitik möglichst erfolgreich und zügig umzusetzen. Aus diesem Grund haben die fünf norddeutschen Landesverbände des Wirtschaftsrates – Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig Holstein – die bereits mehrfach erweiterte Ahrensburger Liste einer Aktualitätsprüfung und Priorisierung unterzogen. Das Ergebnis ist die Ahrensburger Liste 4.0. Über diese Ahrensburger Liste 4.0 und die Möglichkeiten ihrer zügigen Realisierung diskutierten auf dem Podium I „Norddeutschland als logistisches Drehkreuz: Die Ahrensburger Liste 4.0“ Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden: ■ Reimer Böge MdEP, Abgeordneter für Schleswig-Holstein der EVP Fraktion im europäischen Parlament ■ Enak Ferlemann MdB, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

IV

Dr. Dirk Max Johns Geschäftsführer / Verband Deutscher Reeder „Aus der Sicht der Wirtschaft brauchen wir Prioritäten beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.“

■ Dr. Max Johns, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder in Hamburg ■ Dr. Peter Dill, Generalbevollmächtigter der Deutsche See GmbH in Bremerhaven ■ Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg mit Sitz in Wolfsburg Die Gesprächsleitung übernahm Jens Broder Knudsen, Geschäftsführender Gesellschafter des Schifffahrtsunternehmens Sartori & Berger mit Niederlassungen in allen Häfen der norddeutschen Bundesländer.

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Enak Ferlemann MdB Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur „Ich finde es hervorragend, was der Wirtschaftsrat mit der Ahrensburger Liste 4.0 gemacht hat.“

Es sieht oft so aus, als führten mangelnde Priorisierungen im Verkehrsbereich zu schleppenden Investitionsentscheidungen und unkoordinierten Planungen. Um dies abzustellen, hat der Wirtschaftsrat mit der Ahrensburger Liste 4.0 eine Priorisierung nach nachvollziehbaren wirtschaftlichen Kriterien vorgelegt. Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die Bundesregierung die Priorisierung der Ahrensburger Liste 4.0 begrüßt, während sie von den Kammern abgelehnt wird. Die Kammern gingen davon aus, dass bereits die bestehende Ahrensburger Liste eine ausreichende Priorisierung dar-


me aber nicht umhin, auch an den strukturellen Problemen bei der Planung zu arbeiten und mehr geeignete Ingenieure auszubilden. Es sei dringend notwendig, in diesem Bereich Personal aufzubauen. So kommt die Modernisierung des Nord-Ostsee-Kanals auch deshalb nur langsam voran, weil im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Ingenieure und Techniker fehlen.

Reimer Böge MdEP Abgeordneter der EVP-Fraktion für Schleswig-Holstein „Wir suchen nordeuropäische Verkehrsprojekte, die in öffentlichprivater-Partnerschaft möglich sind.“

Michael Zeinert Hauptgeschäftsführer / Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg „Aus der Sicht der Kammern sind alle Projekte der Ahrensburger Liste mit höchster Priorität zu versehen.“

stelle. Eine gezielte Beschleunigung von herausgehobenen Infrastrukturprojekten werde von Seiten der Kammern nicht befürwortet, so Zeinert. Staatssekretär Enak Ferlemann betonte, dass ausreichende Finanzierungsmittel vorhanden seien, um mit allen baureifen Projekten in Norddeutschland sofort zu beginnen. Der Flaschenhals bestehe bei den Planungen, welche in Umfang und Effektivität deutlich gesteigert werden müssten. Um zügig zu Ergebnissen zu kommen, sollten die Planungskapazitäten auf die wichtigsten und dringlichsten Projekte konzentriert werden. Man kom-

des Podiums das Projekt der A 7 und forderten, den Weiterbau des Küstenautobahn A 20 und A 26 in der gleichen Weise zu betreiben. Um nun schnell in diesem günstigen Moment zu einer Beschleunigung der Verfahren in Norddeutschland zu kommen, wurde ein länderübergreifender Koordinator gefordert, welcher nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für die Planung eine verbindliche Koordinierungs-

Dr. Peter Dill Generalbevollmächtigter / Deutsche See GmbH „Mein Wunsch an die gute Fee: Lass die A 20 bald fertig sein!“

Auch von Seiten der Europäischen Union gibt es mit dem Juncker-Plan ein Instrument zum beschleunigten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Reimer Böge MdEP wies darauf hin, dass die Mittel des Juncker-Plans in mehrere Tranchen aufgeteilt seien, wobei die erste Tranche bereits vergeben wurde. Die Mittel seien ÖPP-Projekten vorbehalten und erfolge nach dem Prinzip „first come – first serve“. Es sei auch hier zwingend notwendig, Planung möglichst zügig abzuschließen, um am Ende keine Chancen zu verspielen. Als positives Beispiel für ein gelungenes ÖPP-Projekt sahen die Teilnehmer

funktion übernimmt. Dieser Vorschlag wurde von der Bundesregierung begrüßt. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Priorisierung – Ahrensburger Liste 4.0 – der richtige Weg ist. Die Mitglieder des Wirtschaftsrates sind nun aufgerufen, in ihren Bundesländern auf die Politik einzuwirken, die Ahrensburger Liste 4.0 zu realisieren und damit wesentliche wirtschaftliche Impulse für die norddeutschen Bundesländer zu erzeugen. Eine länderübergreifende Abstimmung ist erfolgversprechend, dringend geboten und möglich. Frank Roller

V


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

P O D I U M I I : E N E R G I E I N F R A ST R U K T U R

Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 Norddeutschland als Zentrum der regenerativen Energien: Anforderungen an das EEG 3.0 – so war das Podium überschrieben, an dem gut 60 Unternehmerrinnen und Unternehmer teilnahmen. Unter der Leitung von Reinhold von Eben-Worlée, Geschäftsführender Gesellschafter der Worlée-Chemie GmbH, Hamburg, diskutierten Dr. PaulGeorg Garmer, Senior Manager Public Affairs der TenneT TSO GmbH, Bayreuth, Ulf Gehrckens, Vice President Corporate Energy Affairs, Aurubis AG, Hamburg, Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer der ARGE Netz GmbH & Co. KG, Breklum sowie Dr. Ingo Luge, Vorsitzender der Geschäftsführung, E.ON Deutschland, Essen.

Reinhold von Eben-Worlée Geschäftsführender Gesellschafter / Worlée-Chemie GmbH „Die deutschen Nachbarländer installieren derzeit Phasenschieber gegen deutsche Stromüberschüsse.“

Dr. Luge machte in seinem einführenden Referat zum Beginn der Podiumsdiskussion einmal mehr deutlich, dass die Energiewende von der Politik beschlossen sei – die Umsetzung liege jetzt bei der Gesamtgesellschaft, Unternehmen wie Bürgern. Beim Austausch der Positionen der Podiumsvertreter wurde deutlich, dass grundsätzlich Einigkeit in Bezug auf das EEG besteht: Deutschland und Euro-

VI

Dr. Ingo Luge Vorsitzender der Geschäftsführung / E.ON Deutschland „Die Erneuerbaren müssen ebenso wie die Konventionellen Systemverantwortung übernehmen.“

pa müssten dem Klimaschutz und dem Umbau der Energieinfrastruktur einen hohen Stellenwert einräumen. Hierfür seien verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Deutschland müsse raus aus der nationalen Isolation und eine wettbewerbsfähige Energieunion vorantreiben. Stattdessen werde eine staatliche Investitionslenkung sowie Unwirtschaftlichkeit weiter zementiert. Trotz wichtiger Reformen werde im

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Paul-Georg Garmer Senior Manager Public Affairs / TenneT TSO GmbH „Die Neuplanung einer Erdverkabelung würde bis zu zwei Jahre dauern.“

Transformationsprozess der Energiewende der Wettbewerb weiter ausgehebelt. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Investitionsbereitschaft der Industrie und Energiewirtschaft wieder zu stärken, fordert der Wirtschaftsrat der CDU e.V. seit langem eine Neuausrichtung der Energie- und Klimapolitik. Angesprochen wurde, dass der energiepolitische Zickzackkurs der letzten


gaben große wirtschaftliche Potenziale mit sich. Von den Wachstumsimpulsen profitierten nicht nur die Hersteller von Windenergieanlagen und Komponenten oder die Betreiber von OffshoreWindparks, die Verbraucher und Netzbetreiber, sondern auch Zulieferbetriebe aus dem Maschinen- und Metallbau, dem Schiffsbau oder der Elektrotechnik, lokale Metall- und Elektrobetriebe sowie Werften und Häfen. Um die hohen Erwartungen an die gesamte Branche erfüllen zu können, müssten die Rah-

Ulf Gehrckens Senior Vice President Corporate Energy Affairs / Aurubis AG und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg „Für uns als stromintensives Unternehmen ist sicherer und günstiger Strom standortentscheidend.“

Jahre zu erheblicher Verunsicherung geführt hat. Damit Unternehmen wieder bereit sind, neue Investitionen zu tätigen, müssten künstliche Verzerrungen abgebaut und verlässliche Rahmenbedingungen an die Stelle von staatlichen Interventionen treten. Solange Erneuerbare keine Systemverantwortung übernehmen würden und sich nicht am Markt orientierten, müsse über Kapazitätsmechanismen nachge-

Dr. Martin Grundmann Geschäftsführer / ARGE Netz GmbH & Co. KG „Alle Märkte, etwa die für Regelenergie und Systemdienstleistungen, müssen für die Erneuerbaren geöffnet werden.“

dacht werden. Die Debatte zum Grünbuch sollte daher ein Startschuss sein, um den Strommarkt wiederzubeleben und die erneuerbaren Energien mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle Marktteilnehmer auszustatten. Auch im Gespräch mit den Zuhörern wurde deutlich: Das EEG ist eine der tragenden Säulen der Energiewende und bringt angesichts der energiepolitischen Zielvor-

menbedingungen stimmen – politisch wie wirtschaftlich. Momentan sorgen viele Faktoren dafür, dass der Prozess der Energiewende langsamer erfolgt als erwünscht. Zu nennen sind beispielhaft die nicht immer kompatiblen nationalen und internationalen Regelwerke, der Mangel an Branchenfachkräften oder die Herausforderungen bei der Netzanbindung und Finanzierung. Jan-Christian Janßen

VII


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

P O D I U M I I I : B I L D U N G S I N F R A ST R U K T U R

Innovationspolitik für Norddeutschland Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik Bildung als Teil der Infrastruktur? Was im ersten Moment ungewöhnlich klingen mag, ist praktisch von großer Bedeutung. Denn nur durch einen strategischen Aus- und Umbau des Bildungssystems, d.h. durch langfristige Planung und strukturierte Umsetzung, kann Norddeutschland als Innovations- und Wissenschaftsstandort mit dem Süden Schritt halten. Ein Bildungssystem, das dem technischen Fortschritt offen und flexibel begegnet, das Leistungsträger gezielt unterstützt – Stichwort Exzellenzförderung – und das unternehmerischen Geist proaktiv fördert, ist die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand in Norddeutschland.

Thies Rixen Vice President Sales & Purchasing Germany / T-Systems International GmbH „Scheitern ist kein lebenslanger Makel – dieser Gedanke müsse sich in der deutschen Gründerkultur noch verbreiten.“

Über die Vision eines solchen Bildungssystems diskutierten Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Podium III „Innovationspolitik für Norddeutschland – Chancen für den Wirtschaftsstandort durch Innovations- und Bildungspolitik“. Zu den Podiumsteilnehmer gehörten ■ Prof. Dr. Stefan Behringer, Präsident / NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft, Elmshorn

VIII

Dr. Hubert Baltes Head of New Business Development / Olympus Winter & Ibe GmbH und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg „Technologiezentren müssen zur nachhaltigen Industrialisierung gezielt in Norddeutschland angesiedelt werden.“

■ Stefan Dräger, Vorsitzender des Vorstands / Drägerwerk AG & Co. KGaA ■ Prof. Dr. Dirk Loerwald, Geschäftsführer / An-Institut der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg ■ Lars Reger, VP R&D & New Business / NXP Semiconductors Germany GmbH ■ Thies Rixen, Vice President Sales & Purchasing Germany / T-Systems International GmbH

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Prof. Dr. Dirk Loerwald Geschäftsführer / An-Institut der Carl von Ossietzky-Universität „Ökonomische Bildung muss ein integraler Bestandteil des Allgemeinwissens werden.“

Die Moderation der Diskussionsrunde übernahm Dr. Hubert Baltes (Head of New Business Development / Olympus Winter & Ibe GmbH), Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrates Hamburg und Vorsitzender der Landesfachkommission Wachstum & Innovation. Dirk Loerwald stellte Kreativität, Exzellenz in der Forschung und Entwicklung sowie die gesellschaftliche


Loerwald erklärte, dass man, „wenn man Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft fördern will, auch das Bildungssystem erneuern muss. Ökonomische Bildung muss ein integraler Bestandteil des Allgemeinwissens werden.“ Man dürfe „nicht in die Arbeitslosigkeit ausbilden“, fasste Dr. Stefan Behringer seinen Ansatz der wirtschaftsnahen Ausbildung zusammen. Es dürfe nicht wahllos in „Orchideenfächern“ ausgebildet werden, sondern

Lars Reger VP R&D & New Business / NXP Semiconductors Germany GmbH „Eine politische Verankerung des Grundprinzips der Sicherheit bei der digitalen Vernetzung ist dringend erforderlich.“

Prof. Dr. Stefan Behringer Präsident / NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft „Durch eine enge Verzahnung von Wirtschaft und Bildung muss die praktische Relevanz der Ausbildung stets gesichert sein.“

Verankerung von Entrepreneurship als die drei Kernkompetenzen erfolgreicher Innovationspolitik in den Vordergrund. Insbesondere der unternehmerische Aspekt würde aktuell stark vernachlässigt, oft werde „Unternehmergeist“ als ein angeborener Instinkt betrachtet. Damit aus Risikobereitschaft und Problemlösungsorientierung aber tatsächliches Unternehmertum entstehe, spiele die ökonomische Bildung eine wich-

tige Rolle. Vereinzelte Initiativen seien lediglich „Strohfeuer“. Im Lehrplan würde die ökonomische Bildung nur stiefmütterlich behandelt und finde sich je nach Bundesland in Konstellationen wie „Gemeinschaftskunde“ oder „Politik-Wirtschaft“ untergeordnet wieder. Um die unternehmerischen Potenziale gezielt zu fördern, müsse jedoch eine systematische Heranführung an Entrepreneurship gewährleistet werden.

Stefan Dräger Vorsitzender des Vorstandes / Dräger AG & Co. KGaA „Eine umfassende Förderstrategie muss für den MINT-Bereich etabliert werden, möglicherweise sogar nach einem interdisziplinären Ansatz.“

durch eine enge Verzahnung von Wirtschaft und Bildung müsse die praktische Relevanz der Ausbildung stets gesichert sein. Damit die Universitäten Wissen auf dem aktuellen Stand der Technik vermitteln könnten, sei insbesondere die Forschung in Unternehmen ein wichtiger Aspekt dieser Verzahnung. Von staatlicher Seite stünden zwar viele Forschungsförderprogramme zur Verfügung, diese seien jedoch

IX


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

P O D I U M I I I : B I L D U N G S I N F R A ST R U K T U R durch einen erheblichen bürokratischen Aufwand bei der Bewerbung gekennzeichnet. Eine Vereinfachung des Bewerbungsprozesses sowie mehr Nachvollziehbarkeit bei der Vergabe von Fördermitteln könnten starke Forschungsimpulse setzen, so Dr. Behringer. Der Familienunternehmer Stefan Dräger fokussierte sich auf die zweite Kernkompetenz, die Exzellenz in Forschung und Entwicklung durch die Förderung von MINT-Talenten. Aber genau daran mangele es in Deutschland. Gerade in den für die Wirtschaft so enorm wichtigen MINT-Fächern gebe es keine systematische Talentförderung. Anders als in der Musik oder im Fußball: Das Erfolgsrezept für den Weltmeistertitel

X

2014 in Brasilien sei der strategische Aufbau von Toptalenten in 54 landesweit betriebenen Förderzentren gewesen. Auch in der Musik sei eine ähnliche Potenzialförderung schon lange etabliert. „Eine umfassende Förderstrategie muss für den MINT-Bereich etabliert werden, möglicherweise sogar nach einem interdisziplinären Ansatz“, forderte Dräger. Nur so könne Deutschland auch „Innovationsweltmeister“ werden. „Um innovative Ideen und Neugründungen erfolgreich im Markt zu platzieren, müssen zudem die Rahmenbedingungen verbessert werden“, sagte Thies Rixen. So sei zum einen die deutsche Zurückhaltung, wenn es um das Bereitstellen von Wagniskapital geht, ein großes Hemmnis. Um den Geldfluss zu erhöhen, müsse der Fokus stärker auf Biotechnologie, Maschinenbau und Verfahrenstechnik gelegt werden. Zudem dürften Geldgeber den

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Profit nicht zu sehr in den Vordergrund stellen, vielmehr sei zunächst schnelles Wachstum von elementarer Bedeutung. Frei nach dem Motto „entweder ich habe Erfolg oder ich lerne“ sei Scheitern kein lebenslanger Makel – dieser Gedanke müsse sich in der deutschen Gründerkultur noch verbreiten. Zum anderen stellte Rixen die Rolle von Start-up- und Technologiehubs als Erfolgsfaktoren heraus: „In einem Segment oder einer Branche wird eine kritische Masse an Vernetzung zwischen Universitäten und Unternehmen erzeugt" und wirke stark innovationsfördernd. Auch für Lars Reger sind Hochschulkooperationen die große Chance für die Innovationsinfrastruktur Norddeutschlands. Die Studenten bräuchten Möglichkeiten, um „mit den Ideen zu spielen“, wie beispielsweise eine erfolgreiche Kooperation mit der TU Harburg


zur Nutzung von NXP-Produkten zeige. Insbesondere im Kontext des grundlegenden Wandels der Technologielandschaft, aufgrund fortschreitender Digitalisierung und engerer Vernetzung, sei Norddeutschland auf dem besten Weg, sich als Innovationszentrum zu etablieren. Mit Vorreiterprojekten wie dem „smartPORT Hamburg“ zur Optimierung der Hafenlogistik könne ein „Testfeld Norddeutschland“ geschaffen werden, innerhalb dessen ein systematisches Ökosystem von Technologiepartnern aufgebaut wird. Ein Hindernis bei der Verbreitung smarter Technologien, insbesondere für den Mittelstand, bestehe derzeit in der gewaltigen Unsicherheit rund um das Thema Datensicherheit. Darum sei eine politische Verankerung des Grundprinzips der Sicherheit bei der digitalen Vernetzung dringend erforderlich. Einigkeit bestand auf dem Podium, dass die Bedeutung von Dienstleistungsinnovationen in Zukunft stark zunehmen wird. Der Fokus verschiebe sich vom Gegenstand selbst hin zu seinem Nutzen, was sich zum Beispiel an der Aufwertung der Dienstleistung „Mobilität“ gegenüber dem „Statussymbol Auto“ beobachten ließe. Während Thies Rixen angesichts der starken Produktionsabhängigkeit Deutschlands

große Investitionen in den Dienstleistungssektor für erforderlich hält, betonte Lars Reger: „ohne Hardware keine Services“. So seien einige Automobilhersteller dabei, ihr Geschäftsmodell immer stärker auf die Sammlung von Daten auszurichten. Die Daten aus dem direkten Kundenkontakt mit der Hardware könnten über konzerneigene Software vielseitig weiterverarbeitet und genutzt werden – von der Regenprognose bis hin zu Informationen zum Zustand des Straßenbelags. Dem Podium schloss sich eine intensive Frage- und Diskussionsrunde

mit dem Publikum an. Thematisiert wurden u.a. die Wirtschaftsaversität in der Gesellschaft, die mangelnde Offenheit gegenüber technischem Fortschritt, die hohe Bedeutung von Technologiezentren und die Rückständigkeit des deutschen Bildungssystems in puncto Digitalisierung. Letztere zeige sich einerseits in der schlechten technischen Ausstattung vieler Bildungseinrichtungen, andererseits in der Tatsache, dass viele Lehrer über kaum informationstechnisches Wissen verfügten. Christian Ströder / Anna Geyer

KERNFORDERUNGEN DES PODIUMS III „BILDUNGSINFRASTRUKTUR“ ■ Gezielte Ansiedlung von Technologiezentren zur nachhaltigen Industrialisierung ■ Weiterentwicklung der Cluster in allen Bundesländern vorantreiben ■ Gezielter hochschulübergreifender Aufbau von Exzellenzinitiativen mit technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkten (MINT) als interdisziplinäre Herausforderungen mit Anwendungs- oder Produktbezug ■ Politische Initiative „Innovationstestfeld Norddeutschland“ ins Leben rufen: Halbjährliche Abstimmung der norddeutschen Entscheider in Politik und Behörden zur gezielten Gewinnung und Umsetzung von Innovationsprojekten ■ Gründerszene stärken: Gründerkultur und Vernetzung zwischen Gründern und Unternehmern fördern / Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten stark ausweiten ■ Ökonomische Bildung fördern: Schulfach „Wirtschaft“ schnellstmöglich in allen Schulformen einführen / Entrepreneurship Education in Lehrplänen und Kerncurricula etablieren

XI


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

ABENDPROGRAMM

Tagesausklang in der Schiffergesellschaft Zum Abschluss Tages ging es von der Musik- und Kongresshalle in das älteste Gasthaus Lübecks, um den Tag mit kulinarischen und weiteren „inhaltlichen“ Spezialitäten ausklingen zu lassen. Seit 1535 ist die Schiffergesellschaft Teil der Lübecker Geschichte und hat bis heute ihre historische Bedeutung bewahrt.

Dr. Wilhelm Wessel Sprecher der Sektion Lübeck / Wirtschaftsrat der CDU e.V.

Olaf Birkner Gründer verschiedener Internetunternehmen

Dirk Thomas Wagner Director Sales Development / Oracle Deutschland GmbH

Ingbert Liebing MdB Landesvorsitzender der CDU Schleswig-Holstein

Im ältesten Gasthaus Lübecks, der Schiffergesellschaft, lassen die Teilnehmer den ersten Tag des NWT 2015 ausklingen

Als musikalische Vorspeise des Abends wurde die Hamburg-Hymne durch die Männerstimmen der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien gesungen. Dass dieses in den Räumen der Schiffergesellschaft etwas Besonderes ist, betonte Dr. Wilhelm Wessel, Sprecher der Sektion Lübeck des Witschaftsrates in seinem Begrüßungswort. Die Wirtschaft suche sich ihren Raum, auch über die Landesgrenzen hinweg, wie die heutige Veranstaltung gezeigt habe, so Dr. Wessel. Einen ganz herzlichen Dank adressierte Wessel an Dr. Zitscher (Landesgeschäftsführer des Landesverbandes Schleswig Holstein) und sein Team für die hervorragende Organisation der Veranstaltung. Zwischen den einzelnen, sehr schmackhaften und delikaten Köstlichkeiten aus der Küche wurden den Gästen des Norddeutschen Wirtschaftstages wirtschaftspolitische Häppchen in Form spannender Vorträge serviert. Der Landesvorsitzende der CDU Schleswig-Holstein, Herr Ingbert Liebing MdB, sah den NWT 2015 als

XII

gutes Zeichen, das Ziel, ein Zeichen für die Allianz des Nordens zu setzen, zu erreichen. Bei dem Thema Infrastruktur sieht er für Schleswig Holstein großen Nachholbedarf und die dringende Notwendigkeit, Projekte baufertig vorzubereiten, da finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Ferner griff er das aktuelle Thema der ins Land kommenden Flüchtlinge auf. Hier sieht er eine große Herausforderung, aber auch viele positive Aspekte, aufgrund der unzähligen ehrenamtlichen Engagements und auch unternehmerischer Hilfen. Er schloss seinen Vortrag unter tosendem Beifall mit der Heraushebung der digitalen Infrastruktur, die Grundvoraussetzung für die digitale Agenda ist. Umrahmt von weiteren musikalischen Einlagen referierte Olaf Birkner,

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Gründer verschiedener Internetunternehmen in Kiel, über den Aufbruch in eine globale Gesellschaft. Unser Informationsverhalten sei gestützt auf den Konsum der Nachrichtenmedien, die aber ausschließlich an Werbe- und Einschaltquoten orientiert sind. Um nach vorne zu blicken, müsse man zunächst die Insekten-Perspektive der Nachrichten-Medien verlassen und einmal die Entwicklung von drei der wichtigsten Faktoren zur Beschreibung der Qualität der Welt anschauen, die Kindersterblichkeit, Armut und Einkommensverteilung sowie Kriege. Dazu zeige die Weltstatistik der Vereinten Nationen, dass die Kindersterblichkeit sich in den letzten Jahrzehnten halbiert habe und sich die Einkommensschere im gleichen Zeitraum geschlossen habe, weil das Einkommen der Ärmsten 25 Prozent der


Die musikalische Begleitung des Abends übernahmen die Männerstimmen der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien

Gunnar Uldall, Senator a.D. Landesvorsitzender Hamburg / Wirtschaftsrat der CDU e.V.

Weltbevölkerung am stärksten gestiegen sei. Zudem würden Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, und ihr Anteil sei in den letzten 25 Jahren von 40 Prozent auf 61 Prozent gestiegen. Nahezu alle Kriege der letzten Jahre wären Bürgerkriege zur Destabilisierung diktatorischer Ordnungen und damit notwendiger Schmerz auf dem Weg zu einer höheren Ordnung. Halten diese großen Trends, gibt es im Jahr 2030 keine Kindersterblichkeit und keine Armut mehr. Stattdessen explodiert die Vernetzungsdichte zwischen den Menschen, eine Explosion des „sich Sehens“, gefolgt von der Explosion des „sich Verstehens“, gefolgt von der Explosion menschlicher Empathie auf globalem Niveau. FACEBOOK meldet

soeben, 10 Jahre nach dem Start, eine Milliarde Nutzer pro Tag! Die großen technologischen Impulse des Jahrhunderts erwarten wir aus der Gentechnologie, der Nanotechnologie und der Robotik. Man arbeite nicht nur an unbemannten Autos oder Flugobjekten, sondern bereits an Software für das menschliche Gehirn, der Ablösung von Ärzten durch Roboter. Wir haben in den letzten 25 Jahren 1 Prozent unserer Gene entschlüsselt, die kommenden 25 Jahre entschlüsseln wir die anderen 99 Prozent. Die Auswirkungen liegen jenseits unseres Verstehens, weshalb man daran glauben sollte, dass das Unmögliche möglich wird. Zwischen dem Hauptgang und dem Dessert richtete Dirk Thomas Wagner,

Director Sales Development der Oracle Deutschland GmbH ein Grußwort an alle Gäste. Er lud ein zu einem CFOEvent am 6. Mai 2016 auf Sylt, bei dem es einen qualitativ wertvollen Austausch zu den Themen Big Data und Industrie 4.0 geben werde. Das Schlusswort des Abends hielt der Landesvorsitzende aus Hamburg, Gunnar Uldall. Er betonte, der diesjährige NWT habe hohe Maßstäbe gesetzt, die beim nächsten NWT 2017 in Hamburg schwer zu übertreffen sein dürften, was er dennoch versuchen möchte. Bis dahin sollten die Ergebnisse der drei Podien in den fünf Bundesländern, Berlin und Brüssel umgesetzt werden. Dr. Barbara Rodewald

XIII


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

FIRMENBESUCHE

Hinter den Kulissen zweier Lübecker familiengeführter Weltmarktführer Trotz eines langen Abends in der Schiffergesellschaft ließ sich am folgenden Morgen so gut wie niemand den nächsten Programmpunkt entgehen: Mit der Drägerwerk AG & Co. KGaA und der Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH + Co. KG (auch BAADER Gruppe) luden gleich zwei international führende Lübecker Traditionsunternehmen zum Firmenbesuch ein.

BAADER, 1919 gegründet und inzwischen in dritter Generation familiengeführt, ist spezialisiert auf den Bau von Maschinen zur industriellen Verarbeitung von Fisch, Geflügel und Fleisch. Im Bereich Fischverarbeitungsmaschinen ist das Unternehmen Weltmarktführer, in der Geflügelverarbeitung gehört es zu den Top 3 Herstellern in der Welt. Geführt von Jörg Schröter, Prokurist und Produktionsleiter des Unternehmens, erhielten die Teilnehmer Gelegenheit, die verschiedenen Produktionsschritte, von der kleinen Schraube bis hin zur fertigen Entgrätungsmaschine, nachzuvollziehen. Abschließend folgte eine kurze Unternehmenspräsentation durch die beiden Geschäftsführer Torsten Krausen und Robert Focke.

Per Bus ging es weiter zur Drägerwerk AG, wo mit Christoph von Hobe, Renz Waller und Christian Will drei Guides durch die hauseigene Unternehmensausstellung führten. Die Drägerwerke entwickeln, produzieren und vertreiben Geräte und Systemlösungen in den Sparten Medizin,- Sicherheits- und Tauchtechnik. Auch dieses Lübecker Traditionsunternehmen ist Weltmarktführer, etwa im Bereich Gasmesssysteme und Alkoholmessung. Wie gut der Ruf der Firma ist und wie weit verbreitet ihre Produkte sind, lässt sich z.B. in den USA erkennen. Dort werden Retter im Bergbau oder bei der Feuerwehr aufgrund ihrer Atemschutzgeräte der Drägerwerke häufig auch „Draegermen“ genannt. Ein Faktum, auf das man in der Lübecker Zentrale durchaus stolz ist, wie die Besucher beim Rundgang durch die beeindruckende Ausstellung erfuhren. Christian Ströder

Reimer Tewes, Landesvorsitzender SchleswigHolstein, dankt den BAADER-Geschäftsführern Torsten Krausen und Robert Focke

In der BAADER-Produktion: Eine Mitarbeiterin erläutert den automatisierten Entgrätungsprozess

XIV

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015

Modernes Büro- und Laborgebäude von Dräger Foto: Drägerwerk AG & Co. KGaA


Z I E L E U N D AU S B L I C K

Zielsetzungen der Norddeutschen Wirtschaftstage in der Hanseregion Ohne eine dritte Elbquerung, ohne Breitbandausbau in der Fläche, ohne ausgebaute Stromnetze wird Norddeutschland gegenüber dem Süden weiter zurückfallen, obgleich die Ausgangslage für überdurchschnittliches wirtschaftliches Wachstum aufgrund der günstigen wirtschaftsgeographischen Lage an der deutschen Nord- und Ostseeküste eigentlich hervorragend ist. Norddeutschland kann eine bedeutende wirtschaftliche Brückenfunktion für unsere Nachbarn in Skandinavien, Benelux und den Ostseeraum übernehmen. Es wird nur Erfolg haben, wenn wir in den entscheidenden Politikfeldern zu einem koordinierten, energischen und durchdachten gemeinsamen Handeln finden. Der Norddeutsche Wirtschaftstag will dazu beitragen, die politische und institutionelle Zersplitterung Norddeutschlands pragmatisch, durch Einbeziehung der relevanten Entscheider in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu überwinden. Die beteiligten fünf

Die fünf Landesvorsitzenden zusammen mit dem Präsidenten des Wirtschaftsrates der CDU e.V. und dem Ehrengast des Norddeutschen Wirtschaftages 2015: von links: Anja Osterloe (Niedersachsen, stellv.), Gunnar Uldall (Hamburg), Andreas Mau (Mecklenburg-Vorpommern), Bundesministerin Prof. Dr. Johanna Wanka, Reimer Tewes (SchleswigHolstein), Imke Wilberg (Bremen) mit dem Präsidenten Werner Michael Bahlsen

Landesverbände des Wirtschaftsrates der CDU e.V. – Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein – haben den NWT 2015 unter das Motto gestellt: „Hanseregion: Lebensader Infrastruktur – Entscheidungen für ihren Ausbau“ und die drei Schlüsselbereiche Verkehrs-, Energie- und Bildungs- in den Mittelpunkt stellt.

Die Nachhaltigkeit unserer Bestrebungen wird dadurch sichergestellt, dass die Norddeutschen Wirtschaftstage turnusgemäß alle zwei Jahre Ergebnisse der Prozesse sichtbar machen, die fortlaufend die länderübergreifende Zusammenarbeit vorantreiben. Der sechste Norddeutsche Wirtschaftstag wird im Jahr 2017 in Hamburg stattfinden. Dr. Bertram Zitscher

Ausblick CFO-Event Sylt 2016 Von Oracle Deutschland kam der Impuls, den Norddeutschen Wirtschaftstag für die Planung eines CFO-Events am 6. Mai 2016 auf Sylt zu nutzen. Entsprechend lud Daniel Thomas Wagner bei der Abendveranstaltung in der Schiffergesellschaft zum Arbeitsessen im Lübecker Schabbelhaus am Folgetag ein – mit Erfolg: Neben den im Vorfeld gesetzten Impulsgebern folgten 25 weitere Interessierte unmittelbar im Anschluß an die Firmenbesichtigungen bei Baader und Dräger. Drei mögliche Themenfelder für den CFO-Event wurden genauer beleuchtet. Bei Big Data sind die Chancen und Herausforderungen für den Finanzvorstand vielfältig. Das Akkummulieren großer Datenmengen aus allen Unternehmensbereichen eröffnet neue Möglichkeiten der Unternehmenssteuerung. Diese finden ihre Grenzen in der Rechtmäßigkeit der Datensammlung und der Auswertungsziele. Die digitale Regulierung steht aktuell unter einem hohen politischen Anpassungsdruck,

womit das Spannungsfeld für das Podium beschrieben ist. Im Hinblick auf Industrie 4.0 werden für den Finanzvorstand zunehmend auch Produktionsdaten verfügbar, relevant und damit auch steuerbar, womit die Grenze zur Produktionssteuerung fließend wird. Die zukünftige Entwicklung bei der Verschmelzung von Informations- und Produktionsprozessen hängt dabei wesentlich von

der Sicherheit der Systeme ab. Je mehr Schnittstellen und Steuerungsmöglichkeiten, desto größer die Systemrisiken. Und je komplexer die Strukturen, desto größer werden die Risiken für den deutschen Mittelstand. Die Komplexität der Möglichkeiten zur Vermeidung von Steuern ist für den deutschen Mittelstand im Zuge seiner erfolgreichen Expansion gestiegen, wozu inzwischen Datenverarbeitungsprogramme mit komplizierten Verrechnungspreissystemen genutzt werden können. Internationale Großkonzerne arbeiten in Systemen mit 60.000 verschiedenen Verrechnungspreisen, deren Kontrolle für eine staatliche Steuerverwaltung zunehmend schwierig wird. Deshalb verfolgt die OECD einen Aktionsplan, der der aggressiven Steuerplanung von Unternehmen neue Grenzen setzen möchte. Dr. Bertram Zitscher

XV


5. Norddeutscher Wirtschaftstag 2015

SPONSOREN

Wir danken unseren Sponsoren f端r die Unterst端tzung beim 5. Norddeutschen Wirtschaftstag

XVI

Sonderteil NWT | Ausgabe Oktober 2015


Landesfachkommission

L a n d e s fa c h ko m m i s s i o n J u n g e s h a m b u r g

„Hamburg WIFI“ – Das digitale Tor zur Welt Der Junge Wirtschaftsrat Hamburg fordert: Flächendeckender Ausbau von WLAN in der Hamburger Innenstadt bis Mitte 2016 Die Landesfachkommission Junges Hamburg hat ein Positionspapier zur Stärkung der digitalen Infrastruktur Hamburgs vorgestellt. Das Papier mit dem Titel „Hamburg WIFI – Das digitale Tor zur Welt“ kritisiert den schleppenden Ausbau des City-WLANs und stellt ein eigenes Konzept vor, das einen pragmatischen und finanziell realistischen Weg für den flächendeckenden WLAN-Ausbau in der Hamburger Innenstadt aufzeigt. Mit dem Konzept „Hamburg WIFI“ setzt der Junge Wirtschaftsrat auf ein werbebasiertes (Re)-Finanzierungsmodell und legt neben Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz großen Wert auf Nachhaltigkeit. So soll ein Teil des Erlöses unmittelbar in die digitale Bildung und Infrastruktur an den Hamburger Schulen fließen. Die Kernforderungen der Kommission lauten: ■ Bis November 2015: Einberufung bzw. Start eines Aktionsbündnisses („runder Tisch“) zur Umsetzung der Versprechungen des Senats hinsichtlich eines flächendeckenden WLAN-Netzes in der Hamburger Innenstadt. ■ Der Aufbau eines öffentlich zugänglichen, kostenlosen und weder zeitlich noch volumenmäßig beschränkten WLAN-Zugangs ist zwingend bis Mitte des Jahres 2016 in der Hamburger Innenstadt (s. Kapitel „Umsetzung“) zu realisieren.

■ Neben stationären Accesspoints im Stadtgebiet ist das WLAN-Angebot sukzessive auf den HVV auszuweiten, vor allem auf hochfrequentierten und längeren Strecken. Das Gleiche gilt auch für U-Bahn-Stationen und Bushaltestellen. ■ Die technische Infrastruktur muss leistungsstark und zukunftssicher sein. ■ Der Datenschutz muss gewährleistet sein. Ohne sich erst mühselig durch seitenlange Nutzungsbedingungen kämpfen zu müssen, sollen Nutzer vor der Anmeldung erkennen können, welche Informationen über sie gesammelt und wie diese verwertet werden. Das Papier wurde offiziell am 14. September 2015 im Rahmen der Vortragsveranstaltung mit dem EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther H. Oettinger, vorgestellt (s. Bericht S. 20). Der Vorsitzende der Landesfachkommission Junges Hamburg, Dr. Christian Conreder, sagte bei dieser Gelegenheit: „In Sachen WLAN hängt Hamburg im internationalen und auch nationalen Vergleich weit zurück. Für eine Stadt mit dem Anspruch, sich mit den Metropolen dieser Welt zu messen und Olympia-Ausrichter zu werden, ist das inakzeptabel. Die Entscheidungsträger in

der Hamburger Politik – allen voran der Erste Bürgermeister – sind gefordert, den WLAN-Ausbau wie versprochen voranzutreiben und hierfür alle Stakeholder an einen Tisch zu bringen.“ CS

Das Positionspapier ist online abrufbar unter www.wirtschaftsrat.de, Landesverband Hamburg, Publikationen – Broschüren und Positionen oder direkt über diesen QR-Code:

SILVESTER 2015: PIRATENPARTY AUF DER ELBE Wie in jedem Jahr stellt sich die Frage: Was tun an Silvester? Mit einer Piratenparty an Bord des Windjammers Mare Frisium bietet NORD EVENT eine maritime Alternative zu Dinner for One und Party an Land. An Silvester wird der Dreimaster Mare Frisium für einen Abend zum Piratenschiff. Lassen Sie sich in die Zeit der Freibeuter versetzen und erleben Sie gemeinsam mit der Crew einen aben-

teuerlichen Törn auf der Elbe sowie eine rauschende Party vor Anker. Nur Dörrfleisch und Schiffszwieback an Bord? Seemannsgarn! Auf der Mare Frisium wartet ein abwechslungsreiches Buffet mit edlen Spezialitäten und Piratenwein. Zum Jahreswechsel erleben Sie das Silvesterfeuerwerk an Deck der historischen Segeldame mit bestem Blick auf Hamburg. www.nordevent.de

31


Porträt

Hamburg als Logistikmetropole Nordeuropas stärken „Wirtschaftsverkehr geht vor Fahrradverkehr“

Gunnar Uldall ist neuer Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates in Hamburg. Als echter „Hamburger Jung“ und früherer Senator für Wirtschaft und Arbeit hat für ihn die Verkehrsinfrastruktur in der Metropolregion höchste Priorität.

„Unseren langjährigen wirtschaftspolitischen Sprecher haben wir 2001 nur ungern nach Hamburg ziehen lassen. Ein Glücksfall, dass er seine enorme Erfahrung und sein profundes Wissen jetzt dem Wirtschaftsrat in seiner Heimatstadt zur Verfügung stellt“, sagt Bundestagspräsident Norbert Lammert zur neuen Funktion seines Weggefährten Gunnar Uldall. Seit Juni im Amt, ist der neue Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates in Hamburg entschlossen, „noch einmal an den wirtschaftspolitischen Stellschrauben der Stadt“ zu drehen. Uldalls größte Sorge ist, dass sich die Hansestadt angesichts der derzeit guten wirtschaftlichen Lage ausruht und vergisst, für die Zukunft zu planen. Genau das kreidet er dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz an, der nach der Devise „verwalten, nicht gestalten“ regiere. Stattdessen müssten Ziele definiert werden, wo die Reise für Hamburg hingehen

32 Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

soll. Ganz sicher nicht in Richtung „Fahrradstadt“, wie von den Grünen gefordert. „Geradezu abstrus“, findet das der Diplom-Volkswirt und stellt klar: „Hamburg ist die Logistikmetropole in Nordeuropa. Wirtschaftsverkehr geht vor Fahrradverkehr.“ Verkehrsanbindung sichern und ausbauen Als Wirtschaftsmotor der Stadt braucht der Hamburger Hafen eine Verkehrsinfrastruktur, die seine herausragende Bedeutung als Seehafen und Umschlagsplatz festigt. 150.000 Arbeitsplätze hängen von seiner Leistungsfähigkeit ab. Gunnar Uldall, der 2005 als Wirtschaftssenator die Gründung der Hamburg Port Authority durchsetzte, zweifelt nicht daran, dass die so dringend notwendige Elbvertiefung kommen wird. Aber er rechnet mit strengen Auflagen durch das Bundesverwaltungsgericht. Das Verbandsklagerecht, das der BUND Umwelt Naturschutz immer wieder gegen die Elbvertiefung einsetzt, habe sich „zu einem Bremsfaktor höchsten Grades entwickelt“ und erschwere die Durchführbarkeit von Großprojekten. „Der Hamburger Senat muss einen Vorstoß im Bundesrat unternehmen, um das Verbandsklagerecht einzuengen“, fordert der Landesvorsitzende. Bis Ende 2014 noch Präsident des Bundesverbandes Paket & Expresslogis-


tik e.V. weiß Uldall ganz genau, wie wichtig die Hinterlandanbindung für den Hafen ist. Die Sanierung der maroden Köhlbrandbrücke, der Ausbau der Küstenautobahn A20 und der Autobahn A26, die an die A7 und die A1 anschließen soll, Stichwort Hafenquerspange, sowie die Realisierung der seit Jahrzehnten geplanten Y-Trasse zwischen Hamburg, Bremen und Hannover sind für ihn die dringlichsten Infrastrukturprojekte. „Die Sicherung der Verkehrsanbindung ist entscheidend für die positive Entwicklung unserer Stadt“, sagt der Wirtschaftsexperte. Er empfiehlt außerdem, die Schienenanbindung nach Südosteuropa auszubauen. Denn die Industriegebiete in Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn seien vom Hamburger Hafen aus schneller und günstiger zu erreichen als von jedem anderen. Zusammenarbeit der norddeutschen Länder stärken Als Metropolregion ist Hamburg in Sachen Verkehrsinfrastruktur auf seine norddeutschen Nachbarn angewiesen. Von einer gesamtheitlichen Infrastrukturplanung, geschweige denn einer gemeinsamen Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik, sind die Länder jedoch weit entfernt. „Wenn jeder seine eigenen Ziele verfolgt, verliert Norddeutschland beim Infrastrukturausbau viel Zeit und verschenkt Wachstums- und Wohlstandschancen“, warnt Uldall. Die norddeutschen Landesverbände des Wirtschaftsrates seien gefragt, hier „Druck auf die Landesregierungen auszuüben.“ Gleichzeitig sieht der Oberleutnant der Reserve auch die Unternehmer in der Pflicht, „sich mehr in die Politik einzumischen“, etwa bei den Themen Transatlantisches Freihandelsabkommen und Erbschaftsteuer. „Viele verhalten sich heute zögerlicher als früher. Es wäre wünschenswert, dass mehr Unternehmer selbstbewusst ihre politischen Positionen vertreten“, so Uldall. Hamburg zum Innovationsstandort machen Abgesehen von 18 Jahren im Bundestag hat es ihn, den „Hamburger Jung“, nie wirklich von der Elbe weggezogen. Dass „seine“ Stadt nun realistische Aussich-

ten auf die Olympischen Spiele 2024/ 2028 hat, ist für Gunnar Uldall eine einmalige Gelegenheit. Das Ereignis würde „der Stadt einen gewaltigen PR-Effekt und eine Aufwertung ihres Standings“ bescheren, wovon der Wirtschafts- und

Wissenschaftsstandort Hamburg deutlich profitieren würde. Für die OlympiaGegner kann der Landesvorsitzende deswegen kein Verständnis aufbringen. Unabhängig von Olympia und abseits der klassischen Hamburger Schwerpunkte Hafen, Logistik und Luftfahrt, muss die Stadt aber auch „auf zusätzliche Wirtschaftsfelder, Cluster wie Life Sciences, erneuerbare Energien und Informationstechnologie, setzen“, betont der dreifache Familienvater und leidenschaftliche Wanderer. Es gelte, Hamburg als Innovationsstandort voranzubringen. Hier sieht Uldall den Senat gefordert, offensiv die Zusammenarbeit mit den Hochschulen zu suchen. Die Ansiedlung anwendungsnaher Forschungsinstitute, der zügige Aufbau von Technologieparks und die Organisation von Think-Tanks zur Stärkung der Cluster sind für ihn der richtige Weg. Auch, um Hamburg in Konkurrenz zur „Gründerhauptstadt“ Berlin für junge Unternehmer interessanter zu machen. Von der Bundespolitik erwartet der Hamburger Landesvorsitzende, dass neue steuerliche Belastungen und weitere bürokratischen Hürden für Unternehmen à la Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles vermieden werden. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die eine freie unternehmerische Entfaltung ermöglichen“, so Gunnar Uldall. Dann gründen auch wieder mehr Menschen Unternehmen. CS

33


Tourismus

UNESCO-Weltkulturerbe Hanssen & Meerwein, Höger, Schumacher & Co legten den Grundstein für das Weltkulturerbe Das Hamburger Ensemble Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus dokumentiert in Konzentration und Größenordnung mit den qualitätsvollen, funktional geprägten historischen Bauten eine moderne City mit monofunktionalen Zonen. Die UNESCO verleiht den Titel Welterbe (Weltkulturerbe und Weltnaturerbe) an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind und von den Staaten,

rungen bei Kultreisen. Statement Dietrich von Albedyll von Hamburg Tourismus: „Die Gastronomie, die Hotellerie sowie die gesamte Tourismusbranche profitieren, und wir schaffen Arbeitsplätze.“ Seit Jahren arbeitete die Kulturbehörde bzw. das Denkmalschutzamt an der Umsetzung des Welterbeprojekts „Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“. Das Chilehaus, bereits seit 1998 auf der Vorschlagsliste von Kultur- und Naturdenkmälern, wurde unter aktiver Unterstützung des UNESCO-Beraters und Gründers des Welterbezentrums in Paris, Prof. Dr. Bernd von Droste zu Hülshoff, um das

in denen sie liegen, für den Titel vorgeschlagen werden.

Der Titel beruht auf der von 190 Staaten und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention von 1972, die die UNESCO als „Internationales Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ verabschiedete. Schon sechs Jahre später, 1978 wurde diese Ehrung dem Aachener Dom und zahlreichen weiteren Kultur- und Naturstätten zuteil, u.a. auch der Altstadt von Krakau (Polen). Der Andrang, in die Liste aufgenommen zu werden, ist groß. Neben gut begründeten Bewerbungsunterlagen ist ein Managementplan einzureichen, basierend auf einem ausreichenden Budget für Sachmittel und Personal, um das „Erbe“ zu schützen und zu erhalten. Mit einem eigens dafür eingerichteten Informationszentrum ist dem Bedürfnis der Bevölkerung und der Besucher Rechnung zu tragen. Es soll für Anerkennung, Prestige und internationaler Bekanntheit sorgen. Schließlich verbinden sich mit dem erworbenen Status wirtschaftliche Erfolge und Vorteile. Fakt ist: Das UNESCO-Prädikat kann zu einer erheblichen Wertsteigerung führen. Reiseagenturen haben diesen Bereich in ihre Programme aufgenommen und verzeichnen Umsatzsteige-

34

„Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! Was man nicht nützt, ist eine schwere Last.“ Johann Wolfgang von Goethe Kontorhausviertel und die Speicherstadt im Herbst 2005 erweitert. Seit dieser Zeit wurden unter großem Aufwand Expertentreffen organisiert und Arbeitsgruppen gebildet, und mit externen Beratern justiert, um die Forderungen der überaus anspruchsvollen Aufnahmekriterien zu erfüllen. 2006 gab es eine Ortsbesichtigung des internationalen Rats für Kulturdenkmäler ICOMOS, die sich mit dem Chilehaus als Schwerpunkt einer etwaigen Bewerbung und seiner direkten Umgebung auseinandersetzte. Eine Machbarkeitsexpertise sollte eine Handlungsrichtlinie vorgeben, um etwaige städtebauliche Schwachstellen aufzuzeigen. Im Frühjahr 2007 lag der Bericht vor und verwies auf einige Defizite: Unan-

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

gemessene Nutzung der gesamten Fläche des Burchardplatzes als Parkplatz, mangelnde faktische wie auch visuelle Anbindung des Kontorhausviertels zur Speicherstadt über den Meßberg und den Wandrahmsteg. Jedoch nicht nur lokale Missstände bedurften einer Aufarbeitung in den Bewerbungsunterlagen. Vielmehr er forderte die Nominierung eine Verknüpfung von internationalen Richtlinien mit der konkreten Gesetzeslage und planungsrechtlichen Grundlagen. Im Rahmen der Bearbeitung der Antragsunterlagen wurde im Zusammenwirken mit diversen Experten der Antrag in „Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“ umgestellt, um die besondere Bedeutung der Verbindung dieser beiden städtischen Räume herauszuarbeiten. Im Frühjahr 2014 erfolgte eine letzte Überarbeitung und die Zusammenstellung aller Unterlagen. Diese 5oo-seitige Mammutausgabe sämtlicher Antragsunterlagen, Begründungen und deren Anlagen erstellte das Denkmalschutzamt der Kulturbehörde in monatelanger Arbeit. Schließlich, im Mai 2015, wurde ein auf den Ausführungen von Prof. Kalm basierendes Gutachten dem UNESCO-Welterbekomitee vorgelegt mit der Empfehlung, die Speicherstadt und das Kontorhausviertel mit dem Chilehaus als UNESCO-Weltkulturerbe anzuerkennen, Am Sonntag, den 05. Juli 2015 entschied das UNESCO-Welterbekomitee auf dessen 39. Sitzung in Bonn über die Aufnahme der Hamburger Stätten in die UNESCO-Welterbeliste. „Ich freue mich außerordentlich über diesen Erfolg! Wir Hamburgerinnen und Hamburger dürfen stolz sein auf unsere neue Welterbestätte Speicherstadt und Kontorhausviertel. Wir sind uns der großen Ehre bewusst und nehmen nun gern die Verantwortung für den Schutz und die Vermittlung dieses Erbes wahr.“ (Olaf Scholz, Hamburgs Erster Bürgermeister) EJH


H I NTERGRUN D Die zwischen 1885 und 1927 unter der Leitung von Franz Andreas Meyer in drei Bauabschnitten entstandene, im Zweiten Weltkrieg beschädigte und in der Nachkriegszeit durch Werner Kallmorgen in Anlehnung an das historische Vorbild wiederaufgebaute und durch 1950er Jahre-Bauten von hoher Qualität ergänzte Speicherstadt zeichnet sich durch ihre außergewöhnliche städtebauliche und architektonische Geschlossenheit aus. Sie besteht aus 15 fünf- bis siebengeschossigen Lagerhäusern und einer Reihe von Einzelbauten, bis auf wenige Ausnahmen in Backsteinbauweise in neogotischen und neoromanischen Formen sowie einer spezifischen funktionalen, baulichen und städtebaulichen Struktur mit gepflasterten Straßen, Wasserstraßen, Brücken und Eisenbahnanschlüssen. Von vergleichbarer Homogenität ist das nördlich des Zollkanals angrenzende Kontorhausviertel. Dieses vorwiegend in den 1920er und 1930er Jahren entstandene Quartier besteht überwiegend aus großmaßstäblichen, teilweise sogar blockfüllenden Gebäuden mit Klinkerfassaden in expressionistischen oder sachlichen Formen, flachen Dächern und Staffelgeschossen. Das nominierte Gebiet wird geprägt von dem 1922-24 von Fritz Höger errichteten Chilehaus, einem im Kern als Stahlbetonbau mit Umfassungswänden aus für den Klinkerexpressionismus typischen dunkelrot bis violett gebrannten Backsteinen errichteten zehngeschossigen Kontorhaus. Weitere prägende Gebäude der nominierten Stätte sind der 1923-24 durch die Gebrüder Hans und Oskar Gerson errichtete Meßberghof, der in drei Abschnitten zwischen 1927 und 1943 von den Architekten Hans und Oskar Gerson und von Fritz Höger errichtete Sprinkenhof sowie der 1928 nach Plänen der Architekten Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz errichtete Mohlenhof.

35


PR-Bericht

Neuer Eigentümer steuert das Grand Hotel Heiligendamm auf Erfolgskurs „Die Lage ist hoffnungsvoll, vertrauensvoll, wirkungsvoll und sorgt für positive Stimmung.“ Zu DDR-Zeiten als Sanatorium und Erholungsstätte genutzt, übernahm die Kölner Fundus Gruppe nach der Wende das berühmte Grand Hotel im geschichtsträchtigen Badeort Heiligendamm. Ab 1996 erfolgte durch den Kölner Investor eine umfangreiche Sanierung, die mit der Hoteleröffnung 2003 abschloss. Die im Februar 2012 in Insolvenz gegangene Hotelimmobilie wurde im Sommer 2013 von Paul Morzynski – Wirtschaftsprüfer und Unternehmer aus Hannover – übernommen. Vor zwei Jahren wurden die Verträge beim Notar unterschrieben, seitdem wurde sehr viel bewegt. Fürs bestehende Portfolio des neuen Eigentümers zunächst untypisch, brachte der Erwerb des Hotels völlig neue Perspektiven und artfremde Aufgaben. Doch ein ganz wesentlicher Punkt passte zur Philosophie des Unternehmers und neuen Eigentümers Paul Morzynski: „Das Grand Hotel Heiligendamm ist ein Ensemble historischer Gebäude und eine Marke – und das ist es einfach wert bewahrt und gepflegt zu werden“, so Morzynski. Mit Unternehmenssanierungen kennt er sich aus, und mit dem gelernten Bankkaufmann und Betriebswirt Patrick G. Weber, als Geschäftsführer der ersten Stunde ging es zunächst darum, mit verändertem Kostenmanagement die Zufriedenheit der Hotelgäste zu garantieren. Das Grand Hotel erfreut sich seit jeher einer bundesweiten Bekanntheit und war spätestens durch den G8 Gipfel im Sommer 2007 auch international im Gespräch. Diese noch immer positive Presse galt es u.a. zu nutzen und mit schnell greifenden Maßnahmen die

36

Marke „Grand Hotel Heiligendamm“ wieder zu beleben. „Mit diesem Bonus als Trumpf galt es, über eine Bestandsaufnahme zum einen die ,physische Säule‘, das vorhandene Equipment und Gebäudestrukturen, aber vor allem auch die ,virtuelle Säule‘, das Engagement und die Kompetenz unserer Mitarbeiter zu stärken und auf diesem hervorragenden Fundament geeignete Lösungen zu entwickeln, um das Schiff möglichst schnell wieder flott zu kriegen“, so Weber, der sich für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich zeichnet. „Als gelernter Bankkaufmann und Betriebswirt fehlte mir zwar jegliche Hotelerfahrung, durch viele Gespräche mit Experten und Kollegen aus der Branche lernten wir jedoch schnell das für dieses Geschäft erforderliche Basiswissen und konnten mit rasch wirkenden Veränderungen erste Erfolge verzeichnen. Zudem half uns eine von Beginn an offene Kommunikationsstruktur mit dem gesamten Team, sowie das vom neuen Eigentümer bereitgestellte Budget für dringend notwendige Investitionen“, so Geschäftsführer Weber weiter.

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

„Heute punkten wir mit unserem Geschäftsmodell, sowohl als Zufluchtsund Rückzugsort für jede Generation, als auch als geeigneter Veranstaltungsort für private Festlichkeiten und Firmenveranstaltungen zu gelten. Die Buchungen belegen das und die ca. 26.000 Gäste (p.a.) bestätigen uns. Neben dem Augenmerk auf die kontinuierliche Steigerung von Logis-Erlös (prepos) und Rendite lassen wir uns von der Idee eines ,familiengeführten Hotels‘ leiten, weil wir der Überzeugung sind, dass dies unsere Gäste spüren. Das Motto ,Es ist schön, Gastgeber zu sein‘ stimmt, denn die Rate der Wiederbucher ist erfreulich hoch; sie liegt erfahrungsgemäß bei 75 Prozent. Mit unserem Investitionsplan für 2016 und folgende Jahre werden wir weiterhin die Hotelausstattung wie Mobiliar und Teppiche optimieren. Die Gebäudestruktur und der Standort direkt am Meer, erfordern kontinuierlich Erhaltungsmaßnahmen und es gilt, die gesamte Infrastruktur zu verbessern und unseren unterschiedlichen Gästestrukturen anzupassen – so planen wir, den gesamten Spa- und Wellnessbereich räumlich und flächenmäßig zu verändern. Tradition & Ansprüche „Unser Image, als Herberge für gutbetuchte Gäste zu gelten, ist weder falsch noch richtig. Unsere Zielsetzung ist klar definiert: Wir wollen Familien und die Geschäftsleute bedienen. Wir haben 12 Monate Saison und möchten zu den Feiertagen und in den Ferienzeiten für Familien mit Kindern als ein Mehrgenerationenhotel unsere Marktposition ausbauen. Ebenso bleibt das Geschäft mit Managern, Meetings und Kongressen ein strategisches Ziel. Diesen Anfor-


PR Bericht

Die neue Mandala-Massage von MeridianSpa

Entspannung trifft auf Mitte

derungen sind wir mit Tagungsräumen auf technisch neuestem Stand gewachsen. Für diesen Geschäftsbereich akquirieren wir mit eigenen Mitarbeitern und verzeichnen schöne Erfolge. Gefühlt scheinen diese beiden Zielgruppen nicht unter ein Dach zu passen, doch die Belegzahlen bestätigen uns den Erfolg. In jedem Fall passt unsere Philosophie für beide Gasttypen: Unser Haus bietet den so sehr geschätzten Rückzugsraum. Unser Raum- und Freizeitangebot ist gut abgestimmt: Die herrlich eingerichtete und umfangreich ausgestattete Bibliothek fasziniert jedes Alter, der Spa-Bereich lädt 14 Stunden lang zum Besuch ein, und unsere vier Restaurants bieten für jeden Gaumen etwas.

Patrick G. Weber, Geschäftsführer

Schon im ersten Jahr unseres Bestehens konnten wir nennenswerte Steigerungsraten in der Belegung, im Umsatz und dem Ertrag ausweisen und werden auch in diesem Jahr wieder signifikant wachsen.“ Im stark nachgefragten Hotelmarkt liegt der neue Eigentümer mit seiner beeindruckenden Immobilie im schönen Seebad Heiligendamm voll im Trend, und Geschäftsführer Patrick G. Weber steuert weiter auf der Erfolgsspur. EJH

MeridianSpa, der Premium-Anbieter für Fitness, Wellness und Bodycare, sorgt in den kalten Monaten mit der Mandala-Massage für Entspannung aus der inneren Mitte heraus. Das Geheimnis sind harmonisch kreisende Massagegriffe kombiniert mit der Cell-Vital Aromapflege „Joy“ von Pharmos Natur und zauberhaften Gesängen der Künstlerin Yvonne Lamberty – da kann der Winter kommen. Wolkenverhangener Himmel, kühle Temperaturen, verfärbtes Laub – jetzt bloß nicht in ein herbstbedingtes Stimmungstief fallen! Beste Gegenmaßnahme: die Mandala-Massage von MeridianSpa, die von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2015 in das AMAYÃNA Day Spa lockt. Während harmonisch kreisende Massagegriffe sanft und energetisch den Körper entspannen, beflügeln yandalas® die Seele. yandalas® sind außergewöhnliche Mandalas, die aus dem Inneren leuchten. Ihre Strahlkraft wirkt magisch und berührt auf eine völlig neue Art. Der Begriff Mandala stammt aus dem Sanskrit und bedeutet: Ein Kreis, um dessen Zentrum sich alles dreht. „So soll es auch bei unserem Massage-Special sein“, erklärt Claudia Vollmer, Produkt Managerin Bodycare im MeridianSpa. „Wie ein Mandala konzentriert sich diese Ganzkörperanwendung auf das eigene Zentrum, die Quelle von Energie und Bewusstsein.“

Um diesen Moment zu verstärken, darf der Gast zu Beginn der Anwendung eine yandala-Magic-Karte auswählen, die dann sichtbar unter der Massageliege platziert wird. Im Anschluss trägt der Therapeut die hochwertige Cell-Vital Aromapflege „Joy“ von Pharmos Natur kreisförmig auf den Körper auf. Der warme, belebende Duft des 100-prozentigen pflanzlichen Öls und die angenehm entspannenden, kreisenden Massagebewegungen, begleitet von den zauberhaften Gesängen der Künstlerin Yvonne Lamberty, lassen einen schnell abschalten. Spezielle Massagetechniken bewirken Tiefenentspannung und lassen den Stress verfliegen. Der Geist wird geklärt, das Nervensystem gestärkt und die Vitalität im Körper geweckt. Zudem wirkt das aufmunternde Pflegeöl vorzeitiger Hautalterung entgegen, regt den Hautstoffwechsel an und verbessert die Hautstruktur sichtbar. Die Mandala-Massage dauert ca. 55 Minuten und kostet für MeridianSpaMitglieder 62 Euro. Tagesgäste zahlen 65 Euro. Das Angebot gilt vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember 2015 in allen MeridianSpa. Terminvereinbarungen telefonisch unter 040/65 89-0.

Weitere Informationen finden Sie auf www.meridianspa.de.

37


Kolumne

„Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“ Wer in unserer derzeitigen Veränderungsdynamik als Start Up eine Firma gründen will oder einen Kredit braucht, hat es schwer. Der Schwierigkeitsgrad der Geldbeschaffung reicht von der Manana-Mentalität bis zur verzweifelten Aufgabe des Vorhabens. Vom Gründer über den Mittelstand bis zur Industrie, zum Expandieren wird Geld benötigt, geliehenes, geschenktes oder sachwertiges. Gut, man kann seinen Allodialbesitz bei den Banken einbringen, aber welcher Newcomer hat den schon. Nur wer reichlich hat, dem wird noch dazu gegeben, denn der Teufel sucht sich immer den größten Haufen. Wer über seine Hausbank bei der KfW-Kreditanstalt für Wiederaufbau einen günstigen Kredit beantragt, sollte für seine Argumentation wissen, dass die KfW seiner Hausbank eine Ausfallsicherheit von 20 bis 40 Prozent, teilweise auch mehr gibt. Die Hausbank trägt also nicht allein das Kreditrisiko. Aber da sind noch andere, kaum beachtete Geldquellen, die angebohrt werden können. In einigen Bundesländern gibt es zum Beispiel die Beteiligungsgesellschaften, meist als GmbH firmierend, die kleinen bis mittleren Unternehmen Kapital in Form von Beteiligungen zur Verfügung stellen, ohne selbst operativ mitarbeiten zu wollen. Dieses gilt auch für kleine Beträge, wie es oftmals bei Existenzgründern der Fall ist. Voraussetzung ist die Einreichung einer Vorhabensbeschreibung, ein persönliches Gespräch und bei positivem Bescheid folgt dann der Antrag mit Geschäftsplan. Aha, ohne Schweiß auch hier kein Preis. Für alle, die den Sparstrumpf schon geleert, oder unter Omas Kopfkissen auch kein Geld oder Aktienpakete mehr liegen haben, gibt es noch in vielen Städten die Bürgschaftsgemeinschaften. Diese unterstützen Unternehmen, wenn der Hausbank für einen Kredit keine ausreichenden Sicherheiten ge-

38

geben werden können. Diese Ausfallbürgschaften gelten bis achtzig Prozent der Darlehenssumme, sind aber nach oben gedeckelt. Auch hier ist der aussagekräftige Geschäftsplan die Voraussetzung. Eine Quelle zur Förderung von Vorhaben ist die IFB-Hamburgische Investitions- und Förderbank. Diese Staatsbank hat die frühere private Innovationsstiftung in der Habichtstraße abgelöst. Die IFB unterstützt nach positiver Begutachtung einer von der IFB einberufenen Kommission beispielsweise innovative, technologieorientierte Unternehmen mit F & E-Vorhaben in Hamburg. Ebenfalls für Hamburger Gründer ist der Innovationsstarter Fonds aufgelegt worden. Als Tochter der Hamburgischen Investitions- und Förderbank kommt das Geld zu gleichen Teilen von der Stadt Hamburg und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Er konzentriert seine Förderung auf die frühen Entwicklungsphasen und geht dabei auch Risiken ein. Gleichzeitig stellen die IFB und der Fonds den Antragstellern ihr gesamtes Netzwerk zur Verfügung. Als hervorgehoben gilt die HighTech Gründerfonds Management GmbH (HTG) in Bonn. Dieser Fond gibt technologisch und kaufmännisch sattelfesten Antragstellern eine umfassende Beratung und Betreuung und investiert auch hohe Summen in junge High Tech-Unternehmen die zusätzliches Startgeld für F & E-Vorhaben benötigen. Das Vorhaben sollte in der ersten Phase mit der Fertigstellung

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

eines Prototyps enden. Die HTG stellt allerdings harte Bedingungen: Das Alleinstellungsmerkmal muss sich eindeutig vom Wettbewerber abheben und es muss wissenschaftlich und technisch Up to Date oder sogar der Zeit voraus sein. Auch nach der Produktentwicklung sollen weiterführend exzellente Vermarktungschancen gegeben sein. Auch die Business-Angels Deutschland (BAND) mit der Zentrale in Essen können angesprochen werden. In diesem Netzwerk sind Geschäftsleute gelistet, die sich mit Risikokapital und eigenem Fachwissen an Start-Up's beteiligen. Ihre neue Firma will öffentlich ausstellen? Für bereits bestehende junge Firmen gibt es in vielen Bundesländern unter bestimmten Voraussetzungen von der Wirtschaftsbehörde bis zu 50 Prozent nicht rückzahlbare Zuschüsse als Messebeteiligung. Insgesamt werden also viele finanzielle Hilfen angeboten, aber um bei Nestroy zu bleiben: „Die Phönizier haben zwar das Geld erfunden, aber warum so wenig“?

Wilfried H.H. Remmers


PR-Bericht

Ein neues Übungsgerät, zur Verbesserung Ihrer Puttbasics.

Der Dreamliner-Practice-Putter Nun kann dem notorisch schlecht puttenden Golfer geholfen werden. Dreamliner Golf konstruierte ein Übungsgerät mit dem man gleichzeitig vier wesentliche Punkte in einer Schwungbewegung übt: Die korrekte Setup-Position, die Schwungbahn sowie das Treffen mit dem Sweet Spot und die Stellung der Schlagfläche im Treffmoment. (Als Sweet Spot wird im Golfsport derjenige Punkt am Schlägerkopf bezeichnet, mit dem ein Ball perfekt getroffen wird bzw. die maximale Energieübertragung stattfindet.) Der häufigste Fehler auf dem Grün ist das Auslassen von kurzen Putts. Das hat nichts mit der Distanz zu tun, eher liegen diese Fehler in unbekannten Kleinigkeiten wie „Benzinger“ und „linksam-Loch vorbeischieben“. Sie gehören zu den ärgerlichen Fakten, die den Score in die Höhe treiben. Diese Schwachstellen lassen sich aber leicht abstellen. Wer seine Augen senkrecht über den ruhenden Ball bringt, ist in der einzig richtigen Standposition. Dafür ist das im Practice Putter eingebaute Loch – in Ballgröße – eine großartige Hilfe. Wenn man in diesem Loch die weiße Innenwandumrandung in gleichmäßiger Form sieht, steht man nicht nur in der richtigen Position, sondern kann auch die angenehme und einzig richtige Putt-Pendelbewegung leicht ausführen. Dreamliner Golf spricht da von seinem Eye-Alignment-System, das man bei den Dreamliner-Originalputtern in kleinerer Form mit einem darunter befindlichen farbigen Punkt wieder entdeckt. Besonders bei den kürzeren Putts verlässt man leicht durch Verkanten des Putterkopfes die Schwunglinie. Beim Dreamliner-Trainings-Putter gäbe es durch das Mitnehmen des Balles im Loch auf der Rückschwunglinie bis zum Endpunkt bei falscher Ausführung eine Fehlermeldung. Das bedeutet, ist der Rückschwung zu weit ausgeführt worden, wird der Ball durch die Bohrung freigegeben und man verliert den Ball,

so dass dieser in der entgegengesetzten Richtung wegrollt. Beim Puttdurchschwung erlaubt es eine bessere Kontrolle über den Balllauf, der ab einem bestimmten Punkt im Durchschwung den Putterkopf verlässt. Rollt der Ball auf der gedachten Linie, ist alles korrekt und der Ball nimmt seinen Lauf ins Loch. Üben kann man das zunächst mit einem Ball nur aus dem Putterloch, bevor man die Übung mit dem zu puttenden Ball vor der Schlagfläche fortsetzt. Bei der Kombi-Übung (gleichzeitig ein Ball vor der Schlagfläche und ein Ball in der Putterkopf-Bohrung) laufen beide Bälle, bei korrekt ausgeführtem Puttstroke, auf der Ziellinie ins Loch. Ein guter Putterkopf ist ausbalanciert und der Sweet Spot übernimmt dabei die wichtigste Rolle. Die Schwungmasse des Putterkopfes überträgt die höchstmögliche Energie, die zum Bewegen des Balles von A nach B erforderlich ist. Bei diesem Dreamliner-TrainingsPutter hat der Designer, Dieter Ramsauer, den Sweet Spot optisch durch eine 8-mm vorgebaute, ausgestellte Fläche aus der Schlagfläche herausgearbeitet. Nun gilt es, mit dieser ausgestellten Fläche das korrekte Balltreffen zu üben. Schon nach kurzer Übungsphase wird man ein gutes Gefühl für den Sweet Spot entwickeln und gewinnt Sicherheit bei den Putts. Kontrolle über den richtigen Schwung behält man über das Ergebnis der beiden Bälle, denn wenn alles richtig ist,

wird das Golfloch zum sicheren Ballgrab. Noch ein kleiner Tipp gefällig? Probieren Sie diese Übung zunächst zu Hause auf einer Auslageware oder einer Puttingmatte, um sich damit vertraut zu machen. Erst im nächsten Schritt sollten Sie auf den Puttinggrün innerhalb einer kleinen Distanz zum Loch das Einlochen trainieren. Dabei werden Sie schnell ein sicheres Gefühl für Tempo, Richtung und Funktion des Dreamliner-Trainings-Putters entwickeln. Künftig werden Sie wichtige Putts nicht mehr auslassen und Ihre Golffreunde mit deutlich besseren Scores überraschen. Der Trainings-Putter kostet 199 Euro, in der Kombination mit dem Original Dreamliner-Putter sind Sie bei 399 Euro. Weitere Details zum Dreamliner-Trainings-Putter über: www.dreamlinergolf.de

39


Neues aus dem Landesverband

WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN LANDESVERBAND HAMBURG Dr. Sebastian Dresse Geschäftsführer VELUX Deutschland GmbH Dr. Arne von Freeden Partner Flick Gocke Schaumburg Lawyers Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Glüsing Geschäftsführer

Markus Karrasch Head of Property Management PATRIZIA Deutschland GmbH

Lutz Schroeder Geschäftsführer Immokasse GmbH

Michael Koehn Partner JRK Global Consultants

Anna Stricker Manager Public Relations und Social Media Wer liefert was? GmbH

Eckhard Koll Honorargeneralkonsul Honorargeneralkonsulat der Republik Madagaskar LANDESVERBAND SCHLESWIG-HOLSTEIN

Ingrid Harré-Eichmann Martin Henkis Schmitt + Sohn Aufzüge GmbH & Co. KG Volker Hippler Generalbevollmächtigter Region Hamburg - Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Sana Kliniken AG Prof. Dr. Gerd-Winand Imeyer Honorargeneralkonsul Honorargeneralkonsulat der Republik Bulgarien Stefan Janke Senior Consultant PricewaterhouseCoopers AG Christina Jankowski Referentin Public Affairs & Verbände VELUX Deutschland GmbH Jens Kabisch Managing Partner JRK Global Consultants

Dipl.-Ing. Andreas Leschke Partner JRK Global Consultants Dr. Henning Lustermann Vorstand URBANA Energietechnik AG & Co. KG Torsten Peters Geschäftsführender Gesellschafter Farovision GmbH Mohammad Ali Rahimi Geschäftsführer Seamless Interaction GmbH & Co. KG

Crown Technologies GmbH Rellingen Diana Pabst Geschäftsführende Gesellschafterin i & k software GmbH Büdelsdorf i & k software GmbH Büdelsdorf

Till Reine Leitung Public Affairs & Produktmarketing Schnoor Industrieelektronik Automation/Ventilation GmbH & Co. KG VELUX Deutschland GmbH Büdelsdorf Jan Riedel Geschäftsführer (CEO) Converate Consulting Group GmbH Hans-Georg Sasse

Erfolgreich werben unter Freunden Mit Ihrer Anzeige im WIRTSCHAFTSRAT erreichen Sie die Entscheider in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein. Infos unter: LV-HH@Wirtschaftsrat.de LV-S-H@Wirtschaftsrat.de

40

Heiko Busse Geschäftsführer Crown Technologies GmbH Rellingen

Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

Wolfgang Schnoor Geschäftsführender Gesellschafter Schnoor Industrieelektronik GmbH & Co. KG Büdelsdorf


41


Neues aus dem Landesverband

EIN NEUES MITGLIED STELLT SICH VOR

AUF DEM WEG ZU GESUNDEN UND ENERGIEEFFIZIENTEN GEBÄUDEN

Till Reine Leitung Public Affairs & Produktmarketing Automation/ Ventilation, VELUX Deutschland GmbH

Die Velux Deutschland GmbH mit Sitz in Hamburg und Produktionsstätte im thüringischen Sonneborn sind Unternehmen der internationalen Velux Gruppe, des weltweit größten Herstellers von Dachfenstern. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 10.000 Mitarbeiter, davon knapp 1.000 in Deutschland. Seit diesem Sommer ist Velux Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland. Velux verkauft aber nicht einfach nur Dachfenster. Ein besonderes Anliegen des Unternehmens ist die Verbin-

dung von höchster Wohnqualität mit Energieeffizienz im Gebäude. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, gutes und gesundes Wohnen im politischen Diskurs zu stärken und die Debatte rund um das Wohnen und Bauen der Zukunft neu zu beleben. Warum? Wir verbringen 90 Prozent unseres Lebens in geschlossenen Räumen und schätzungsweise 10 Millionen Deutsche wohnen in zu feuchten Gebäuden – wodurch sich ihr Asthmarisiko verdoppelt. Eine europaweite, von Velux in Auftrag gegebene Umfrage – das Healthy Homes Barometer – bestätigt das hohe Bedürfnis und den Zuspruch der Bevölkerung für gesundes Wohnen und Bauen. Dabei müssen sich höchste Energiestandards, geringe Umweltauswirkungen und Wohngesundheit im Gebäude nicht ausschließen, wie die von der VELUX Gruppe zwischen 2009 und 2012 europaweit durchgeführten ModelHome 2020 Wohnexperimente zeigen. „Die Daten des Healthy Homes Barometers sprechen eine deutliche

Sprache: Der Wunsch nach gleichzeitig gesunden und energieeffizienten Gebäuden ist hoch. Energiekosten oder Umweltfaktoren allein sind keine ausreichende Motivation, um eine Mehrheit der Menschen zu Sanierungen zu bewegen“, erklärt Till Reine, Leiter Public Affairs von Velux Deutschland. „Diese Motivation kann jedoch stark gesteigert werden, wenn es gelingt, die Wohnqualität und die Attraktivität des Zuhauses als Anreiz für energetische Verbesserungen zu nutzen.“ Mit der Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat Deutschland möchte VELUX seinen Teil dazu beitragen, wirtschaftspolitische Herausforderungen der Zukunft verantwortungsvoll mitzugestalten. Besonders der vor etwa einem Jahr gegründete Arbeitsbereich Energieeffizienz stellt dabei ein Feld dar, in dem sich VELUX zukünftig verstärkt einbringen kann und will. VELUX Deutschland freut sich auf Impulse aus der Unternehmerschaft und interessante Diskussionen im Rahmen des Wirtschaftsrats.

Am 1. September war meteorologischer Herbstanfang:

Laub einfach und bequem entsorgen Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang am 1. September begann auch der Verkauf der gebührenpflichtigen Laubsäcke der Stadtreinigung Hamburg. Der Laubsack fasst 100 Liter und ist auf allen Recyclinghöfen, bei der mobilen Problemstoffsammlung und in vielen Budnikowsky-Filialen für 1,00 Euro pro Stück erhältlich. Die ausschließlich mit Laub gefüllten Laubsäcke können zu bestimmten Terminen ab 12. Oktober an den Fahrbahnrand zur Abholung gestellt werden. Pro Stadtteil gibt es bis zum 19. Dezember fünf Abholtermine. Die genauen Termine stehen auf den Informationsblättern, die es beim Kauf der Laubsäcke auf Recyclinghöfen und bei der mobilen Problemstoffsammlung dazu gibt, und im Internet unter: www.stadtreinigung.hamburg Alle zwölf Hamburger Recyclinghöfe nehmen pro Anlieferung bis zu einem Kubikmeter Laub gebührenfrei an, jeder weitere angefangene Kubikmeter kostet je 1,00 Euro Gebühr.

42

Blaue, schwarze oder gelbe mit Laub gefüllte Säcke nimmt die Stadtreinigung Hamburg nicht mit, da für diese Säcke keine Gebühren entrichtet wurden. Die Ablagerung dieser Säcke am Straßenrand ist eine Ordnungswidrigkeit. Beson-

Landesverband Hamburg | Ausgabe Oktober 2015

ders praktisch für kleine Mengen Laub ist die günstige grüne Biotonne, die schon für 1,72 Euro pro Monat angeboten wird (80 Liter Volumen, 14-tägliche Leerung). Aus den Grünabfällen von den Recyclinghöfen und aus den Abfällen der Biotonnen produzieren wir Kompost. Dieser Kompost ist mit dem Gütesiegel der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. ausgezeichnet. Der Kompost ist bedenkenlos im Garten als Bodenverbesser zu nutzen. Erhältlich in 30-Liter-Säcken zu € 3,50 auf allen Recyclinghöfen der Stadtreinigung. Größere Mengen sind auf Kompostplätzen lose für € 8,00 pro 500 Liter bzw. € 14,50 pro Kubikmeter zu kaufen: Tangstedt, Wulksfelder Damm 2, Sasel, Volksdorfer Weg 196, sowie in Neugraben-Fischbek, Am Aschenland 11. Wir liefern auch größere Mengen Kompost ins Haus. Die Preise teilen wir Ihnen auf Anfrage gern mit. www.stadtreinigung.hamburg


Vorschau Landesverband Hamburg

Nachlese „Europa wird durch Protektionismus nicht reicher.“ José Manuel Barroso, ehem. Präsident der Europäischen Kommission

V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U VERANSTALTUNGEN 08. Oktober 2015 Abendveranstaltung mit Dr. Bernd Kundrun ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Gruner + Jahr AG zum Thema „Von Startups und sozialem Engagement – ein Leben nach dem Top Management“ 04. November 2015 Neumitgliederabend Treffen der Neumitglieder des Jahres 2015 in den Räumen der Landesgeschäftsstelle

03. Februar 2016 Neujahrsempfang mit Dr. Wolfgang Schäuble Bundesminister für Finanzen

15. April 2016 Mittagsveranstaltung mit David McAllister Mitglied des Europäischen Parlaments

21. Juni 2016 Wirtschaftstag im Maritim Hotel Berlin

Foto: Staatskanzlei des Saarlandes

14. Januar 2016 Mittagsveranstaltung mit Prof. Marcel Fratzscher Ph.D. Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 17. Februar 2016 POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Matthias Boxberger Vorstandsvorsitzender der HanseWerk AG zum Thema „Die norddeutsche Energiewende 4.0 – Pilot und Schaufenster für Deutschland?“ Foto: HanseWerk AG

Änderungen vorbehalten

Foto: Hans-Christian Plambeck

BITTE VORMERKEN

26. November 2015 Mittagsveranstaltung mit Annegret Kramp-Karrenbauer Ministerpräsidentin des Saarlandes

43


PR-Bericht

Wein als Kapitalanlage Die Alternative zu Immobilien, Aktien, Gold und Co. Wein hat sich auch in Krisenzeiten als stabile Wertanlage bewährt. Wichtig: Lassen Sie sich von einem Profi beraten.

In der letzten Ausgabe des „Wirtschaftsrat Deutschland“ wurden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Investition in Wein erläutert. (Siehe ersten Artikel in der Ausgabe 1/2015 Seite 55 oder www.Wirtschaftsrat.de). Es wurden zwei Kategorien von Weinen als optimale „Targets“ identifiziert. Dabei handelt es sich um Klassiker und „Upcoming Stars“. Unter Klassikern versteht man v.a. Spitzenweine aus Frankreich (z.B.: Chateau Latour, Domaine de Romanée Conti) aber auch Kultweine aus Italien wie den toskanischen Sassicaia oder Top-Barolos aus dem Piemont. Auch sogenannte Prestige-Cuvées der Spitzenerzeuger aus der Champagne gehören dazu (z.B.: Dom Perignon, Roederer Cristal). Besonders hohe Renditen versprechen jedoch die Weine der „Upcoming Stars“ oder auch „Rising Stars“ genannt. Das sind edle Tropfen von hoch talentierten Winzern, die sich in der Profi-Weinszene gerade einen Namen machen. Aufgrund des schwachen Be-

44

kanntheitsgrades in Verbindung mit ausgezeichneter Qualität ergibt sich ein extrem interessantes Preis-LeistungsVerhältnis. Diese Weine werden sich in den zahlreich durchgeführten Verkostungen in der Gourmet-Medienlandschaft durchsetzen. Damit schlummert in diesen Weinen ein großes Gewinnpotential für Investoren. Woher kommen denn diese Winzer, mögen Sie sich fragen? Natürlich sind sie in den besten Weinregionen der Welt zu Hause. Denn auch der talentierteste Winzer benötigt die besten Voraussetzungen der Natur, d.h. die richtigen Böden für seine Reben und exzellente klimatische Bedingungen. Es verhält sich hier ähnlich wie in der Immobilienbranche. Was zählt ist Lage, Lage und nochmals Lage. Wir reden hier also im Besonderen von Winzern aus den Spitzenanbaugebieten aus Frankreich, Deutschland und Italien. Die meistens geringen Produktionsmengen dieser Weinmacher hebeln quasi noch das Wertsteigerungspotential. Hier gelten die Gesetze des Ange-

bots und der Nachfrage. Ein rares Produkt, das zunehmend Begehrlichkeiten weckt, hat entsprechend ein hohes Wertsteigerungspotential. Investoren, die sich große Anteile dieser Editionen sichern, winken spannende Renditen. Dies gilt um so mehr je früher und nachhaltiger sie in diese „flüssigen Bluechips“ investieren. Winzer wie Antoine Antier von der Loire, Volker Schmitt aus Rheinhessen oder die Familie Richard Dhondt aus der Champagne haben bereits gezeigt, welches – nicht nur weintechnische – Potential in ihnen steckt. Sie stehen jedoch erst am Beginn ihrer Reise zu Kultgütern zu werden. Eberhard Jourdan www.investitioninwein.de


Landesverband Schleswig-Holstein

Harte Bewährungsprobe für unsere Regierungen

Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein

I

n jeder Krise liegt eine Chance. Der ungebremste Flüchtlingszustrom wird unzweifelhaft zu vielen Krisen führen. Unsere Landesregierung wäre besser gerüstet, wenn sie unseren haushaltspolitischen Empfehlungen gefolgt wäre, umso konsequenter muß sie jetzt beherzt eingreifen, wenn sie insgesamt Herr der Situation bleiben möchte. Eine Überforderung der staatlichen Verwaltung auf mehreren Ebenen ist jedenfalls schon deutlich spürbar, obgleich die Herausforderungen gerade erst begonnen haben.

Gewiß erfordert die Aufnahme von jährlich einer Million Flüchtlingen in Deutschland sehr viel mehr als den Ruf nach mehr Geld. Wir brauchen jetzt beispielsweise starke Signale für sichtbar wirksame Ausweisungen abgelehnter Asylbewerber und durchgreifende Lösungen bei versuchtem Asylbetrug.

Ebenso brauchen wir ehrlicherweise einschneidende Maßnahmen für Mittelumschichtungen. Feigheit vor der Botschaft, daß eine Aufnahme von praktisch Mittellosen in großer Zahl zum Nulltarif möglich wäre, dürfte sich schneller rächen als die laufende Legislaturperiode lang ist. Der Weg in die Schuldenfalle ist jedenfalls kein Ausweg, wenn das politische Vertrauen keinen Schaden nehmen soll – und auf das Vertrauen in die politische Führung wird es bei den vor uns liegenden Anpassungsprozessen entscheidend ankommen. Chancen nutzen heißt auch, keine Ausnahmeregelungen zur Lösung der Flüchtlingsprobleme zu erlauben. Wenn Baugenehmigungen in Deutschland zu lange dauern, um hinreichend schnell Flüchtlingsunterkünfte zu errichten, dann müssen die Regelungen insgesamt überprüft und gelockert werden. Gleiches gilt für den Arbeitsmarkt. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro wird für ungelernte Flüchtlinge ohne Deutschkenntnisse jedenfalls kaum Möglichkeiten eröffnen, sich über den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine Ausnahmeregelung für anerkannte Asylbewerber geht zwingend auf Kosten der übrigen Arbeitslosen.

problematik lösen können, der handelt nicht nur politisch unglaubwürdig, sondern fordert auch eine Staatskrise heraus. Unsere Regierenden stehen deshalb vor einer harten Bewährungsprobe. Gleiches gilt für unsere Medien, die ihren neutralen Beobachtungsposten auch in der gefühlsbetonten Flüchtlingspolitik nicht aufgeben dürfen, wenn sie als glaubwürdiger Berichterstatter akzeptiert bleiben wollen. Aus der Sicht der Wirtschaft bringt der Zustrom von neuen Arbeitskräften durchaus neue Chancen, auch wenn deren gezielte Entwicklung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Hier liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Als Wirtschaftsrat sind wir allerdings auch aufgefordert, die Zukunftslasten für den Wirtschaftsstandort unter Kontrolle zu halten. Wir werden deshalb nicht umhin kommen, unsere Positionen in die Debatte einzubringen. Ihr

Wer allein darauf vertraut, daß sprudelnde Steuermehreinnahmen und zusätzliche Verschuldung die Flüchtlings-

Ausgabe Oktober 2015 | Landesverband Schleswig-Holstein

45


Veranstaltung der Sektion Kiel

Erbschaftsteuer und Griechenlandkrise – Wo verlaufen die Linien?

Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt Magnus von Buchwaldt (vorne links), Emde & Partner, zeigte sich pessimistisch: „Der vorliegende Gesetzentwurf lädt zu Klagen ein und wird in der Form erneut nicht vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen können.“

Mitten in der Sommerpause am 28. Juli 2015 hatte die Sektion Kiel des Wirtschaftsrates der CDU e.V. im Kieler Kaufmann Ralph Brinkhaus MdB zu Gast, der mit Finanzfragen betraute, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit wichtigster Entscheidungsträger für die Griechenlandabstimmung und die Neuregelung der Erbschaftsteuer. Zu Griechenland war schnell alles gesagt. Wenn der eigene Finanzminister und die Kanzlerin das Ergebnis in Europa ausgehandelt haben, könne man als Unionsabgeordneter eigentlich nicht guten Gewissens mit Nein stimmen. Das sei bei der vorherigen Abstimmung noch anders gewesen. Also lieber nach vorne schauen, auf die Erbschaftsteuer, da waren sich dann schnell alle einig. Hier verteidigte Brinkhaus MdB den vorliegenden Gesetzentwurf, der schon einige leichte Verbesserungen gegenüber dem Eckpunktepapier enthalte, aber an einigen Stellen sicherlich noch nachjustiert werden müsse. Fundamentale Änderungen sehe er jedoch eher nicht. Daran entzündete sich einiger Widerspruch aus der Runde: Der Entwurf sei an mehreren Stellen absehbar er-

46

neut verfassungswidrig, die Bewertung von Vermögen schwierig und aufwendig, die Anreizwirkung auf Investitionen und Kapital kontraproduktiv, die Steuereinnahmen von derzeit 5,6 Milliarden stünden in keinem Verhältnis zu den Kosten, die eine nachhaltige Schwächung der deutschen Familienunternehmen bedeuten, dem Rückgrat für deutschen Erfolg auf den Weltmärkten und für den besonderen Wohlstand in Deutschland. Brinkhaus MdB folgte einigen dieser Argumente, verwies aber auf die Notwendigkeit der Großen Koalition, sich bis zum gesetzten Datum auch mit den Grünen im Bundesrat einigen zu müssen. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens sei am Ende noch Verhandlungssache, wer also noch die Chance nach altem Recht nutzen möchte, sollte sei-

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

nen Vertrag an die Gültigkeit des alten Gesetzes knüpfen. Weder die positive Erscheinung des Gastes noch das sommerliche Wetter konnten darüber hinwegtäuschen, daß diese Zwischensignale sehr ernüchternd waren angesichts der enormen Bedeutung des Gesetzes: Deutschland war in der weltweiten Bankenkrise der entscheidende Stabilitätsanker für den Euroraum. Das Fundament dafür bilden überwiegend mittelständische Familienunternehmen, die sich durch Standorttreue, langfristige Strategien und Mitarbeiterverbundenheit besonders auszeichnen. Diese erfolgreiche Unternehmensstruktur wird durch die Neuregelung der Erbschaftsteuer sehr empfindlich in ihrer Investitionskraft geschwächt werden, wenn zukünftig Rücklagen für steuerliche Kapitalabflüsse gebildet werden müssen, um im Generationenübergang nicht zu Anteilsverkäufen an Beteiligungsgesellschaften und Großkonzerne gezwungen zu sein. Letzteres dürfte sich dann vielfach als der einfachste Weg für die Erben erweisen. BZ


Wirtschaftsrat vor Ort

Der „German Mittelstand“ im politischen Fadenkreuz Ein zweimaliger Erbfall in kurzer Folge kann ein Unternehmen in arge Schieflage versetzen. Hans-Julius Ahlmann hat das als Kind erlebt. Die Carlshütte, die seine Vorfahren 1827 als Eisengießerei gegründet hatten, fiel nicht lange nach den Erbfällen (Großmutter Käthe und Vater Severin Ahlmann) in den Konkurs. „Nicht nur wegen der Erbschaftsteuer, aber auch wegen der Erbschaftsteuer“, so Ahlmann heute.

Inzwischen hat er sein eigenes Unternehmen, die ACO-Gruppe, längst seit den 1980er Jahren wieder nach oben gebracht. 4.200 Beschäftigte zählt die Gruppe heute, das Angebot reicht von Entwässerungssystemen mit Führungsposition auf dem Weltmarkt bis hin zu Wasseraufbereitungsanlagen. „Das Thema Erbschaftsteuer verfolgt mich also schon ein ganzes Leben“,

blickt Ahlmann zurück, und es sei doch auch die Frage, wieviel Raum diese Frage überhaupt im Leben einnehmen solle. „Familienunternehmen machen Deutschland aus“, sagt er. Das könnten andere Länder außer noch Österreich und die Schweiz kaum vorweisen. Sie, die Familienunternehmen, seien oft die „Hidden Champions“. Doch sie hätten kaum eine Lobby. Die Diskussion um das Erben sei sehr emotional, oft von Neid geprägt. Das derzeit gültige Gesetz sei mit persönlichen Haftung für

die Aufrechterhaltung der Beschäftigten schon mörderisch. Angesichts dessen was jetzt vorgeschlagen sei, trauere man diesem Werk inzwischen sogar nach. Bei einem Anteil von 40 bis 50 Prozent Steuern im Erbfall könnte das Unternehmen nicht mehr investieren und würde im Wettbewerb gegenüber den internationalen Großkonzernen, für die keine Erbschaftsteuer anfällt, massiv benachteiligt. „Welche Möglichkeiten hat dann das Unternehmen? Bei 180 Millionen

Betriebsbesichtigung der Sektion Rendsburg-Eckernförde im Hause ACO Severin Ahlmann GmbH & Co. KG

47


Wirtschaftsrat vor Ort

Podium (v.l.): Dr. Johann Wadephul MdB (CDU), Sektionssprecher Achim Petersen, Bettina Hagedorn MdB (SPD) sowie Gastgeber Hans-Julius Ahlmann

Euro Eigenkapital wären das etwa 100 Millionen Euro Steuer. Obwohl kerngesund finanziert, müßten wir einen Partner suchen. Würde ein Teil des Unternehmens verkauft, entfielen darauf erneut Steuern. Dann lande man bei 80 Prozent Abgabenpflicht auf den Verkaufsgewinnen. Das ist doch nicht verhältnismäßig, sondern eine Konfiszierung des Eigentums“, so Ahlmann. Hinzu käme noch eine weitere Problematik: Familienunternehmen seien in der Fläche verwurzelt. Würden sie verkauft, drohe eine Abwanderung in die Metropolen. Die Frage bleibe auch, ob dann Erben überhaupt noch attraktiv sei. „Wie erkläre ich meinem Sohn, der ausgebildeter Flugzeugkonstrukteur ist, warum er nicht in London oder Paris arbeiten darf, sondern ausgerechnet zu seinem Vater in der Provinz nach Büdelsdorf kommen soll, um Fußabtreter und Kellerfenster zu bauen und die Verantwortung und unbegrenzte Haftung für 4.200 Mitarbeiter und Millionenverpflichtungen aus der Erbschaftssteuer zu übernehmen?“, so Ahlmann. Auch die 27-jährige Partnerin des Sohnes habe die private Haftungspflicht der Erbschaftsteuer mit unterschreiben müssen, da könnten schon Zweifel aufkommen, ob sie den Richtigen gewählt habe, so der Firmeninhaber halb im Scherz. Eingeladen hatte die Sektion dazu zwei mitentscheidende Bundestagsabgeordnete der großen Koalition. Wäh-

48

rend Bettina Hagedorn MdB mit dem „Struck’schen Gesetz“ „Kein Gesetz verläßt den Bundestag ohne Veränderungen“ abwiegelt und auf die noch folgenden Sachverständigengutachten verweist, sieht auch Dr. Wadephul MdB wenig Spielraum. Außerdem habe das Wachstumsbeschleunigungsgesetz seinerzeit Erleichterungen für die Wirtschaft geschaffen, sei aber sehr schwer zu vermitteln gewesen. Verteilungsgerechtigkeit sei in der Bevölkerung offenbar ein starkes Motiv. Hierzu kam Widerspruch: In Deutschland sei nicht die Verteilungs-, sondern allein die Leistungsgerechtigkeit mehrheitsfähig. Leider würde nur noch die CSU diese Position politisch vertreten. Stark verärgert zeigte sich Dr. Wadephul MdB über das Bundesverfassungsgesetz, das zunehmend als Ersatzgesetzgeber fungiere. Hinweise des Publikums, daß das Verfassungsgericht die Lösung des Problems offengelassen

Die Unternehmerfamilie Ahlmann appelliert an die Poltik, bei der Erschaftsteuer das Wohl des deutschen Volkes nicht aus dem Blickfeld zu verlieren

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

habe und auch eine generelle Abschaffung akzeptieren würde, kamen bei den Politikern kaum an. Vielmehr wurde einem Gottesurteil gleich von beiden Koalitionspartnern die bisher eingeschlagene Richtung verteidigt. Hagedorn, Mitglied im Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages: „Ihre Fragen sind unrealistisch. Die Vorstellung gar, daß das Gesetz abgeschafft werden könnte, ist so unrealistisch, daß ich mich damit gar nicht beschäftige.“ Auch Dr. Wadephul, der als Vorsitzender des Vermittlungsausschusses bei der Verständigung mit dem Bundesrat in das weitere Verfahren eingebunden sein wird, gab dem keine Hoffnung: „Wir haben als CDU versprochen: keine Steuererhöhungen, deshalb wird über die Stellschrauben noch zu verhandeln sein, mehr aber nicht.“ Ahlmann appellierte dagegen an deren Mandat, zum Wohle des Volkes zu handeln. Wenn die großen Arbeitgeber aus der Provinz verschwinden, weil sie verkauft werden müssen, dann wird es sie in der Form bald auch nicht mehr geben. Seine Familie habe den Generationenübergang zwar weitgehend geregelt, dennoch erhalte er jedes Jahr ein freundliches Schreiben eines großen Wettbewerbers aus Übersee, der Kasse anbietet. Dann würde erst die Verwaltung in eine Metropole gehen und danach die Produktion ins Ausland. Mit dem neuen Erbschaftsteuergesetz stelle man die weltweit einzigartige, wohlstandsbringende Unternehmensstruktur der deutschen Volkswirtschaft mit ihren gewachsenen Firmensitzen in der Provinz zur Disposition, daran waren sich die übrigen gut 20 anwesenden Mitglieder einig. kp


Wirtschaftsrat vor Ort

Rahmenbindungen für erfolgreiche Technologieunternehmen

Die rasant wachsende SLM Solutions Group präsentiert der Sektion Lübeck des Wirtschaftsrates ihre neuesten 3-D-Druckmaschinen

Wenn schon keine richtigen Autobahnen, dann schon Datenautobahnen. Der Landesvorsitzende der CDU Schleswig-Holstein, Ingbert Liebing MdB, besuchte auf Einladung der Sektion Lübeck am 16. Juli 2015 die Lübecker Firma SLM Solution Group in der Roggenhorster Straße, um sich ein Bild von der dort angebotenen Hochtechnologie zu machen.

Dabei appellierte Liebing, den Breitbandausbau in Schleswig-Holstein massiv auszubauen und zu fördern. „Wir brauchen eine neue Dynamik“, so der Politiker, denn gerade in dem Datennetzausbau liege eine große Chance für das Bundesland. Das bestätigte auch Stefan Ritt aus der Firmenleitung von SLM, der sich trotz aller Probleme in der Infrastruktur in Schleswig-Holstein zu dem Standort in Lübeck bekennt. In der 3-D-Drucktechnik sieht Ritt keine Blase, sondern eine langfristige und zukunftsweisende Innovation, die bisherige Techniken wie CNC ergänzt. Die Entwicklung seiner Firma deutet darauf hin: „Der Markt verdoppelt sich jedes Jahr, unser Umsatz steigt jährlich um 50 Prozent, und die Mitarbeiterzahl schnellt wöchentlich nach oben“, so Ritt. Aktuell beschäftige das Unternehmen 210 Mitarbeiter und platze in der Roggenhorster Straße aus

allen Nähten. Dependancen unterhalte man in Singapur und den USA. Den Vorteil der 3-D-Technik sieht Ritt in der Einsparung von Material und in der Möglichkeit, anstelle vieler Teile Technik aus einem Stück anbieten zu können. Im Gegensatz zur herkömmlichen CNC-Technik, in der aus einem Block das gewünschte Stück heraus gefräst wird, werde bei der 3-D-Technik aus lockerem Material das gewünschte Werkstück aufgebaut. „Das spart bis zu 60 Prozent Material“, so Ritt. Und jedes Kilogramm Materialeinsparung bedeute in der Raumfahrt Kosteneinsparungen von 10.000 Euro, in der Luftfahrt 1.000 Euro und im Automobilbau 10 Euro. „Das macht unsere Technik interessant“, so Ritt weiter. Liebing zeigte sich beeindruckt. Gleichzeitig kritisierte er das Vorgehen der Landesregierung in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Rückgang der

Der CDU-Landesvorsitzende Ingbert Liebing MdB stellte seine wirtschaftspolitischen Ziele für Schleswig-Holstein vor

Unternehmensgründungen, Rückgang der Neuansiedlungen, Rückgang der Investitionen. Der Grund: Verschlechterung der Infrastruktur, Fahren auf Verschleiß, Gesetze zum Nachteil der Unternehmen. Liebing: „Patentrezepte gibt es nicht.“ Aber man wolle ein Mittelstandsentlastungsgesetz auf den Weg bringen, das gerade am gleichen Tag im Landtag diskutiert werde. Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften sei ein Thema, und man solle mehr die Chancen als die Risiken neuer Technologien in den Vordergrund stellen. Den Mitgliedern des Wirtschaftsrates reichte das nicht. Entscheidend für die Zukunft des Standortes sei qualifizierter technischer Nachwuchs. Ohne besondere Akzente für Technik in den Schulen und technische Schwerpunkte bei den Hochschulen werde SchleswigHolstein als Industriestandort an Bedeutung verlieren. Sektionssprecher Dr. Wilhelm Wessel empfahl eine entsprechende Schärfung des Programms der schleswig-holsteinischen CDU, an dem nach Aussage von Liebing aktuell intensiv gearbeitet werde. Anregungen seien daher herzlich willkommen. kp

49


Podiumsdiskussion der Sektion Neumünster

Klaus Treimer, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Ostholstein Nord-Plön eG: „Wir fühlen uns gut gerüstet, aber es wird ein schwieriger Weg.“

Stefan Tute, Sparkassenverband SH: „Die Regionalbanken müssen umdenken und ihre Strukturen anpassen, um im zukünftigen Wettbewerb bestehen zu können.“

Dr. Remigiusz Smolinski, Comdirect Bank AG: „Die Kundenstrukturen wandeln sich schneller als die Bankenstrukturen. Als reinrassige Online-Bank kommt der Wandel unserem Ansatz entgegen.“

Das elektronische Geld wird flüchtig Die Märkte für den privaten Zahlungsverkehr werden neu verteilt. Während klassische Banken ihre Privatkunden vom geschriebenen Überweisungsträger zum elektronischen Zahlungsverkehr drängen, greifen globale Konzerne wie Apple Pay, die Ebay-Tochter Paypal, Walmart, Amazon und Google mit Macht nach dem Markt der Bezahlfunktionen. Einen Schritt weiter geht Facebook, das eine eigenständige Währung für Tauschwaren in der Facebook-Welt anbietet, noch weiter die Bitcoin-Technologie, die als nichtstaatliche Währung die Funktionen der Geschäfts- und Zentralbanken ersetzen will.

50

Unter diesen Vorzeichen hatte Sektionssprecher Holger Bajorat vier Vertreter aus der Geldwirtschaft am 14. Juli 2015 zu einer Podiumsdiskussion nach Neumünster eingeladen. Dort wurde schnell klar, daß unabhängig davon, welche Systeme sich durchsetzen werden, nicht nur der Zahlungsverkehr, sondern auch andere Marktfelder der Banken erodieren werden, und zwar sehr rasch. Die deutschen Banken haben sich deshalb in Kooperation ihrer drei Säulen der privaten, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Banken auf das Online-Bezahlverfahren paydirekt verständigt, das Ende diesen Jahres online gehen soll. Man erhofft sich nach den großen Internet-Händlern eine schnelle Annahme der Bezahlfunktion durch viele kleinere Händlergruppen. Klaus Treimer und Stefan Tute, die beide für ein ausgebildetes Netz von Regionalbanken in Schleswig-Holstein sprechen, sehen damit erhebliche Strukturveränderungen einhergehen, die die regionalen Marktführer im nächsten Jahrzehnt beschäftigen werden. Dr.

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

Remigiusz Smolisnki spürt die Auswirkungen der Digitalisierung von Bankgeschäften sehr deutlich, als reinrassigem Online-Institut komme seiner Bank die Entwicklung allerdings entgegen. Unternehmer Markus Roch aus Lübeck hatte zuvor einführend die radikalen Änderungen im Geldmarkt weltweit in großen Linien skizziert. So entstünden wöchentlich neue Geldsysteme, beispielsweise würden die Menschen in Afrika eine Smartphone-Technologie nutzen, die sofortige Überweisungen an Verwandte oder Bekannte ermöglicht. Der Vormarsch der BitcoinWährung habe durch die schwelenden Finanzkrisen immer wieder neue Wachstumsschübe erhalten. Der deutsche Geldmarkt sei aber durch Regulierungen derart abgeschottet, daß Innovationen den deutschen Markt nur wenig tangieren würden. Damit lasse sich die globale Revolution digitaler Zahlungsverkehre jedoch nicht aufhalten. Vielmehr isoliere man sich von neuen Wertschöpfungskreisläufen und verliere zudem die Fähigkeit, die Innovationen


mitzugestalten. Auf der anderen Seite arbeite im Silicon Valley eine junge Generation, die keine Rücksicht auf den Erhalt alter Ordnungen nehmen möchte. In der anschließenden Diskussion ging es um die neue Generation, die zunehmend digital operiere und keine Ängste vor der Nutzung ihrer Daten zeigen würden. Das Bewußtsein werde aber steigen und die konkurrierenden Angebote im Netz für entsprechende Differenzierungen sorgen, wurde vermutet.

Bitcoin-Unternehmer Markus Roch: „Die jungen Macher aus Silicon Valley haben radikale Geschäftsmodelle, die sie ohne große Rücksichtnahme global umsetzen.“

Im Hinblick auf das Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken wurde bemängelt, daß mobile Bezahlfunktionen erst in einer späteren Phase folgen sollen. Sektionssprecher Holger

Sektionssprecher und Moderator Holger Bajorat: „Ich habe das Gefühl, paydirect ist der letzte Schuß für die deutsche Bankenwirtschaft.“

Bajorat beschloß die hochgradig interessante Diskussion über die Zukunft unserer Geldmärkte dann auch mit eher gemischten Gefühlen. Paydirect sei zum Erfolg verdammt. Einen zweiten Schuß werden die deutschen Banken im globalen Wettbewerb wohl nicht haben. BZ

Landesfachkommission Immobilienwirtschaft Einleitend berichtet der Vorsitzende Wolfgang Weinschrod in der Sitzung am 16. September 2015 aus der Bundesfachkommission Stadtentwicklung, Bau und Immobilien des Wirtschaftsrates, daß die Vorschläge zur Senkung der Baukosten verabschiedet worden seien und vorliegen. Angesichts der Flüchtlingsentwicklung gehe es in der Politik jetzt aber auch darum, nicht nur günstig, sondern schnell und nachhaltig günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Der Kieler Bürgermeister Peter Todeskino berichtet dazu von dem „Kieler Modell“, das derzeit Schule mache und im beschleunigten Verfahren Wohnraum schaffen könne, der später auf einfache Weise zu anderen Nutzungen umgestaltet werden könne. Allerdings habe man bei der Bewältigung der täglich wachsenden Aufgaben Vorgaben gegen eine Ghettoisierung inzwischen leider aufgeben müssen und rechne zudem mit einem fortgesetzt wachsenden Druck für die Stadt Kiel, wenn Erstaufnahmeeinrichtungen bei der Verteilung nicht mehr angerechnet werden sollen. Als Lösungsmöglichkeiten verweist er abschließend auf die aktuell aus der Sicht der Stadt Kiel konkret entwicklungsfähigen Standorte und wirbt für Konzepte und Investitionen aus der Wirtschaft. Es bestand in der Kommission Einigkeit, daß Erleichterungen bei bautechnischen Standards zur Beschleunigung grundsätzlich nicht auf Flüchtlingsbauten eingeschränkt werden sollten. Kein Unternehmer werde in Provisorien investieren. Außerdem sei die vorhandene Baukapazität bereits weitgehend abgefragt, so daß die Preise durch die Decke zu schießen drohten. Ein weiteres Thema der Kommission sind Ölheizanlagen, die gerade eine kleine Konjunktur erleben, jedoch nicht wie vielleicht vermutet durch den halbierten Ölpreis, sondern

Kommissionsvorsitzender Wolfgang Weinschrod Gesellschafter BIG BAU-INVESTITIONSGESELLSCHAFT mbH

weil die Nachrüstung der alten Bestände längst überfällig ist. Adrian Willig vom Institut für Wärme und Oeltechnik e.V. zeigte auf, daß in Deutschland in 5,8 Millionen Gebäuden mit Öl geheizt wird, wobei der Verbrauch je Anlage sich in den letzten zwanzig Jahren halbiert habe. Dieser Prozeß werde sich fortsetzen, wenn hocheffiziente Ölheizungstechnik mit der Gewinnung erneuerbarer Energien verbunden wird. Das Institut rechnet jedenfalls durch Kombination mit Holzkamin, Bioheizöl und Solar mit einer weiteren Halbierung des Öleinsatzes, zumal der Wärmebedarf insgesamt zurückgehe. Große Potentiale eröffne zudem „Power to heat“, also die Umwandlung von überschüssigem Wind – und Solarstrom in ölsparende Wärme. Dafür brauche man aber Stromtarife, die Mengenüberschüsse durch Preissignale an die Verbraucher weitergeben würden. Jedenfalls bei vereinzelt stehenden Häusern und in demographisch rückläufigen Gebieten, wo Wärmenetze nicht in Betracht kommen können, würden Ölheizungen einen idealen Puffer für fluktuierenden Energien abgeben. Öl könne also einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten. Die Hinweise wurden in der Runde der gut 20 Teilnehmer mit Interesse aufgenommen.

51


Veranstaltung der Sektion Kiel

Der Nationale Normenkontrollrat als Bürokratiebremse Der Nationale Normenkontrollrat

Volkswirtin Dr. Thea Dückert vom Nationalen Normenkontrollrat dankt für die Anregungen von Steuerberater Benjamin Feindt und Rechtsanwalt Dr. Benjamin Pfannkuch (re.)

(NKR) wurde als unabhängiges Gremium im Jahr 2006 per Gesetz eingerichtet. Er berät und kontrolliert die Bundesregierung in Fragen des Bürokratieabbaus und der besseren Rechtsetzung. Im Idealfall soll er unnötige Bürokratie und Folgekosten durch eine ex ante-Prüfung verhindern. Dr. Thea Dückert, mach-

ner berichtet dazu, daß man in Schleswig-Holstein kürzlich einen entsprechenden Antrag der FDP im Landtag abgelehnt habe. Er verweist zudem auf die Kosten der Nachunternehmerhaftung beim gesetzlichen Mindestlohn. Grundsätzlich, so Dr. Dückert arbeite man mit der Standardkostenmethode nach niederländischem Vorbild. Die Generalunternehmerhaftung sei beim Mindestlohngesetz allerdings erst spä-

te bei ihrem Besuch in der Sektion Kiel deutlich, daß der Kontrollrat seine Aufgabe mit wachsender Wirkung wahrnehme. Im Idealfall werde man bereits im Vorfeld von Gesetzentwürfen beratend von den Fachleuten aus den Ministerien eingebunden. Das Mindestlohngesetz habe man aufgrund der Kosten für die Wirtschaft als teuerstes Gesetz der letzten Jahre identifiziert, dies habe den politischen Willen an einer Umsetzung aber nicht gebremst. Die politisch sehr erfahrene Dr. Thea Dückert empfahl dem Wirtschaftsrat, den Blick auf die Länderebene zu richten, wo einige dem Vorbild der Bundesebene folgen würden. Das ermögliche eine Arbeitsteilung und schärfe zudem auf der Länderebene das Bewußtsein. Rechtsanwalt Dr. Benjamin Pfannkuch von der Kanzlei Wiegert Werner & Part-

52

Benjamin Feindt, Partner der TR Steuerberater Tysk Revision, kritisiert die hohen Kosten der Wirtschaft bei der Einführung steuerlicher E-Government-Verfahren

ter durch den Bundesrat ins Verfahren gekommen und sei der Einschätzung durch den Normenkontrollrat deshalb entzogen gewesen. Steuerberater Benjamin Feindt bittet den Nationalen Normenkontrollrat in Berlin, einen verstärkten Blick auf die Einführung steuerlicher E-GovernmentVerfahren zu richten. Der kollektive Anwendungszwang der neuen Verfah-

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

ren würde die Kosten des Staates sehr einseitig zu Lasten der Steuerberater und Unternehmen verlagern. So arbeite das digitale Großprojekt der E-Bilanz mit einer Taxonomie von 400 Pflichtfeldern (insgesamt 4.000), wozu inzwischen daumendicke Fehlerlisten nachgereicht worden seien, die steuerrechtliche Unsicherheiten und Haftungsrisiken nach sich ziehen würden. Das für alle Arbeitgeber ab dem Jahr 2010 verpflichtende Großprojekt ELENA sei Ende 2011 nach über 22.000 Verfassungsbeschwerden schließlich eingestellt worden, mit enormen Flurschäden für alle Beteiligten. Feindt plädiert für die strikte Aufhebung von Anwendungszwängen bei neuen E-Government-Verfahren. Die Kostenschätzungen des Normenkontrollrates zu diesen Verfahren bildeten jedenfalls nicht annährend die tatsächlichen Kosten ab. Schon die Umstellungskosten einiger weniger Versicherungsunternehmen lagen über den Kostenschätzungen des Rates für die gesamte Wirtschaft. Dr. Thea Dückert nahm die Hinweise dankend an und ergänzte, daß der Normenkontrollrat Hinweise aus der Wirtschaft immer gerne aufnehme. Sektionssprecher Reimer Tewes versprach, die Einrichtung eines Normenkontrollrates für SchleswigHolstein ins Blickfeld zu nehmen, und dankte den drei Vortragenden herzlich für ihre Impulse. BZ


Veranstaltung der Sektion Plön/Ostholstein

Tarifautonomiestärkungsgesetz und gesetzlicher Mindestlohn im Diskurs

Der technische Leiter Andreas Braun berichtet über den bewegten Werdegang dieser ältesten Kontaktlinsenfirma der Welt, dessen Gründer im Jahr 1946 die Kontaktlinse erfand

Interessante Einblicke in die Kontaktlinsenproduktion der wieder eigenständige Firma Wöhlk

Mit Uwe Polkaehn, Bezirksvorsitzender Nord des Deutschen Gewerkschaftsbundes, hatte die Sektion Plön/Ostholstein einen entscheidenden Befürworter für den gesetzlichen Mindestlohn in das Industrieunternehmen Wöhlk Contactlinsen GmbH eingeladen, dessen Gründer Hein-

Der DGB – Bezirk Nord-Vorsitzende Uwe Polkehn zu Gast bei Karsten Kahlcke, Sektionssprecher Plön/Ostholstein

rich Wöhlk im Jahr 1946 die Kontaktlinse erfunden hatte. Polkehn erinnerte einführend daran, daß das bewährte Prinzip „Ein Betrieb – Ein Tarifvertrag“ erst vor wenigen Jahren durch ein Gerichtsurteil durchbrochen worden sei. Das Tarifvertragsgesetz setze es jetzt wieder in Kraft, was zu begrüßen sei, auch wenn es dazu innerhalb der Gewerkschaften durchaus unterschiedliche Auffassungen gäbe. Er verwies auf die Entwicklung der Deutschen Post, für die ausgehend von einem Tarifvertrag nach der Privatisierung über Untergesellschaften inzwischen mindestens 570 unterschiedliche Tarifverträge gültig seien. Polkehn kritisiert zudem den Rückgang der Tarifbindungen in der Wirtschaft insgesamt. Wenn die Allgemeinverbindlichkeit erodiere, bedürfe es eines Korrektivs. Der gesetzliche Mindestlohn ersetze geringfügige Beschäftigungsverhältnisse durch sozialversicherungspflichtige und verhindere Lohndumping, weshalb es auch scharfer Kontrollen bedürfe.

Andrea Schemion: Der VBuW e.V. geht aktiv gegen Sünder in der Systemgastronomie vor

Andrea Schemion, Smiley‘ Frenchise GmbH, Geschäftsführerin aus der Systemgastronomie, unterstützte als Vertreterin des Vereins VBuW e.V. (Verein zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs in der Nahrungsmittel- und Gastronomiebranche e.V.) ein Vorgehen gegen Verstöße. Allerdings habe das Gesetz in der personalintensiven Systemgastronomie dazu geführt, daß Pizzafahrer mit ihren Trinkgeldern deutlich mehr verdienten als z.B. ausgebildete Köche, weshalb jungen Menschen ver-

mehrt auf eine Ausbildung verzichten würden. Die Mitglieder des Wirtschaftsrates kritisierten dagegen den Einstieg in eine staatliche Lohnpolitik, die mit dem Mindestlohn das gesamte Tarifgefüge beeinflusse. Die Gewerkschaften würden damit das Fundament unserer erfolgreichen sozialen Marktwirtschaft verlassen und langfristig auch ihre eigene Position schwächen. Für die gastgebende Wöhlk Contactlinsen GmbH spielt der Mindestlohn als Industrieunternehmen naturgemäß keine Rolle. Vielmehr, so der technische Leiter Andreas Braun, setze der Premiumanbieter auf Forschung und Entwicklung: neue Qualitäten, wie schonende Randprofile oder beständiger UV-Schutz sowie bessere Herstellungsverfahren. Man denke an die Kontaktlinse von morgen als Sehhilfe, Meßinstrument, Medikamententräger und elektronisches Medium. Sektionssprecher Karsten Kahlcke dankte herzlich für die fesselnden Eindrücke. BZ

53


Kieler Woche 2015 – Regattabegleitfahrt

Liberale wieder unter Aufwind In weiser Voraussicht hatte der Landesverband des Wirtschaftsrates der CDU e.V. als Ehrengast zu seiner diesjährigen Regattabegleitfahrt anläßlich der Eröffnung der Kieler Woche den stellvertretenden Landesvorsitzenden der FDP Schleswig-Holstein, Dr. Bernd Buchholz, eingeladen. Kurz zuvor waren die Freien Demokraten nicht nur in Hamburg, sondern auch in Bremen in die Bürgerschaft gewählt worden.

Ehrengast Dr. Bernd Buchholtz blickt nach den Wahlerfolgen für die FDP in eine arbeitsreiche, aber optimistische Zukunft

Der Lübecker Sektionssprecher Dr. Wilhelm Wessel genoß mit seiner Frau Petra die Ausfahrt auf die Kieler Förde

Dr. Aloys Altmann, Präsident Bund der Steuerzahler SH e.V., zusammen mit Ulrich Wiethaup, OstD. a.D.

Bei freundlichem Kieler Woche-Wetter strahlte Dr. Buchholz Optimismus aus: Zwei Schwalben machten zwar noch keinen Sommer, aber das Fehlen der FDP im Deutschen Bundestag habe die Balance zwischen Eigenverantwortung und Freiheit einerseits und staatlicher Bürokratie und Umverteilung anderseits deutlich in Richtung letzterer ver-

54

schoben. Das habe auch der Bürger registriert. Ebenso hätten der gesetzliche Mindestlohn und ausufernde Rentenzusagen Vorrang erhalten gegenüber den überfälligen Investitionen in die Infrastruktur und Entlastungen beispielsweise bei der kalten Progression. Stoff für gemeinsame wirtschaftspolitische Ansichten gab es also reichlich

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

Jan Christian Janßen (Mitte), Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates aus Niedersachsen, im Gespräch mit den Anwälten Jens Otto Leisse (li.) und Ekkehard Scharnberg

für die etwa 90 Regattabegleitfahrer, bis dann die Regattafelder ins Blickfeld kamen, fachkundig kommentiert von unserem Mitglied Jens Otte Leisse. Am Ende wünschte unser Landesvorsitzende Reimer Tewes der FDP bald wieder volle Fahrt voraus und vor allem stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. BZ


Erik Pitzner aus Eutin übernimmt das Kommando Drei „Leichtmatrosen“ nach erfolgreicher Kaperfahrt für den Erhalt des Salonschiffes MS Stadt Kiel: die Zwillinge Johanna und Charlotta Leisse und Ingrid Zitscher (Mitte)

Auch Mitglieder aus Hamburg nutzen die Gelegenheit zur Regattabegleitfahrt auf der Kieler Woche: Dr. Peter Voigt mit Ehefrau Ulrike

Das Ehepaar Mark und Kerstin Helfrich zeigt für die Bundestagsgruppe beim Wirtschaftsrat auf der Kieler Woche Flagge

Wirtschaft und Politik im besten Verständnis: Das Ehepaar Dr. Hanns und Barbara Ostmeier

55


Kieler Woche-Empfang des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein

Miteinander reden – nicht übereinander! Deutsch-russische Verbindungen in Krisenzeiten Es wäre gut, wenn sich die politischen Entscheidungsträger ein Beispiel am russischen Zar Peter III. nehmen würden, sagte der Generalkonsul der Russischen Föderation aus Hamburg, Ivan Khotulev, auf einem Empfang des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein im

Der stellv. Kieler Stadtpräsident Robert Vollborn mit Hans-Werner Blöcker

Der Landesvorsitzende Reimer Tewes überreicht Generalkonsul Ivan Kothulev das Jubiläumsbuch des Wirtschaftsrates „Deutschland 2035“ und wünscht den beiden Völkern eine gute Zukunft

Rahmen der Kieler Woche am 25. Juni im Hause Wiegert Werner & Partner an der Hörn.

Vertreter des Jungen Wirtschaftsrates vor grandioser Kieler Woche-Kulisse: (v.l.) Niklas Krähe, Wasilj Geist, Alexander Kropp und Johannes von Petersdorff-Campen

Gastgeber Christian Wiegert: „Kein Problem der Welt sollte gegen Rußland gelöst werden.“

Peter III., für den vor einem Jahr ein Denkmal am Kieler Schloß aufgestellt wurde, sei ein Friedensstifter gewesen. Politik und Handel bestimmen seit Jahrhunderten das Verhältnis zwischen Rußland und Deutschland. Bis vor eineinhalb Jahren seien diese Beziehungen eine Erfolgsgeschichte gewesen mit einem jährlichen Warenaustausch zuletzt in Höhe von 80 Milliarden Euro.

56

„2014 erleben wir durch die von der EU ausgesprochenen Sanktionen jedoch einen Einbruch von 18 Prozent, der sich in diesem Jahr fortsetzt“, so der Konsul. Besonders betroffen sei der Auto- und Maschinenbau. In deutschen Medien werden vermittelt, daß für Deutschland kein großer Schaden entstehe. „Das trifft so nicht zu“, erklärte Khotulev, es möge für die Gesamtwirtschaft stimmen, für die einzelnen betroffenen Firmen sei das jedoch eine zynische Einstellung. „Wir müssen wieder Vertrauen aufbauen und haben das Ziel, günstige Bedingungen für ausländische

Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015

Firmen zu schaffen“, so der russische Diplomat. Eine kurzsichtige Politik sollte die gewachsenen Handelsbeziehungen nicht aufs Spiel setzen. Auch sehe er die aktuelle Krise nicht als Grund für den Vertrauensverlust. „Die Entwicklung hat bereits in den 90er Jahren begonnen“, so Khotulev. Erst in den vergangenen drei Jahren habe sich die Lage zugespitzt. Bis dahin schien die deutsch-russische Entwicklung als eine große Erfolgsgeschichte. Dabei solle Politik Türen öffnen statt sie zu schließen, so Sektionssprecher Reimer Tewes. Glücklicherweise gab es


Landtagspräsident Klaus Schlie im Gespräch mit dem Generalkonsul Ivan Kothulev und Helmut Knüpp, Vorstandsvorsitzender der Wankendorfer Baugesellschaft eG

Neunzig Mitglieder und Gäste besuchten den deutsch-russischen Kieler Woche-Empfang des Wirtschaftsrates der CDU e.V.

Dewald Turwicki, Moritz Graf zu Reventlow und das Ehepaar Ohl, Ohl-Gruppe, freuten sich über das Wiedersehen auf dem völkerverständigenden Empfang

Georg Jungen, EBE Entsorgungsbetriebe Essen, im Gespräch mit der Kieler Ratsfrau Constanze Prange

Jörg Zierke, BKA-Präsident a.D., im Gespräch mit Björn Birr von Bismarck, Geschäftsführer der Oryxx GmbH

in der Vergangenheit stets Personen, die diese Chance genutzt hätten. Gastgeber Christian Wiegert: Gerade aufgrund der Ukraine-Krise dürfe man nicht in Sprachlosigkeit verfallen.

Kein Problem der Welt könne gegen Rußland gelöst werden – und sollte es auch nicht. In Dialog treten bedeuten auch: Sich gegenseitig zu respektieren und eine intuitive Abwehr abzulegen.

Der Industrielle Peter Koschel (re.) erinnert an das Erdgasröhrengeschäft und die deutsche Wiedervereinigung. Hier im Gespräch mit dem Rußlandexperten Dr. Thomas Falk

Jetzt gelte es, Verständnis und Vertrauen auf beiden Seiten wieder aufzubauen und: miteinander und nicht über einander zu reden. kp

... IM ÜBRIGEN ■ Die zum Norddeutschen Wirtschaftstag länderübergreifend erarbeitete Ahrensburger Liste 4.0 kann in gedruckter und gebundener Form bei der Landesgeschäftstelle angefordert werden. ■ Der Landesvorsitzende Reimer Tewes nutzte die große Bühne des Norddeutschen Wirtschaftstages am 3. September in Lübeck, um dem anwesenden Manfred von Krüchten, der den Wirtschaftsrat in Schleswig-Holstein vor über 40 Jahren mit großem Erfolg aufgebaut hatte, zu danken. Ein beson-

derer Dank ging ebenso an Prof. Dr. Karsten Witt und Elard Raben, die den Verband über Jahrzehnte im Landesvorstand mitgetragen haben.

Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer

57


Vorschau Landesverband Schleswig-Holstein / Impressum

V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U 29.September 2015 · Lauenburg Andreas Thiede, Bürgermeister der Stadt Lauenburg „Wertschöpfungs- und Ansiedlungserfolge im Herzogtum Lauenburg für den chinesischen Markt – Was können wir daraus lernen?“ 06. Oktober 2015 · Husum Astrid Damerow MdL, flüchtlingspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion; Peter Martensen, Integrationsbeauftragter des Kreises Nordfrielsand; Uwe Schmitz, Bürgermeister der Stadt Husum „Flüchtlingmanagement – Was ist aus der Sicht der Wirtschaft zu tun?“ 03.November 2015 · Elmshorn Betriebsbesichtigung Gernot Steenblock, Vertriebsleiter Horizon Hobby GmbH; Sönke Klettner, Dezernatsleiter für Luftsicherheit im Landesbetrieb Straßenbau Schleswig-Holstein „Drohnen im Anflug – Entwicklung der gewerblichen Nutzung des Luftraums in Schleswig-Holstein“ 20. November 2015 · Enge-Sande / Sektion Nordfriesland Betriebsbesichtigung der GreenTEC Campus GmbH Gunnar Uldall, Wirtschaftssenator a.D. der Freien und Hansestadt Hamburg, und Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Hamburg

ERFOLGSGESCHICHTE FAMILIENUNTERNEHMEN

„Wirtschaftspolitische Herausforderungen der Bundesregierung im Endspurt der Legislaturperiode.“ 25. November 2015 · Kiel Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel „Entwicklung und Perspektiven der Landeshauptstadt Kiel“ 25. Januar 2016 · Norderstedt Podiumsdiskussion Torsten Albig, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Kiel; Gunther Bonz, Staatsrat a.D.; Prof. Dr. Hans H. Driftmann, Aufsichtsratsvorsitzender, Peter Kölln GmbH & Co. KGaA, Elmshorn; Hans-Georg Frey, Vorstandsvorsitzender Jungheinrich AG, Norderstedt; Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Hamburg „Infrastrukturausbau für die Metropolregion zur Olympiabewerbung“ 06. Mai 2016 · Sylt CFO-Event Sylt 2016 17. Juni 2016 · Kiel Regattabegleitfahrt anläßlich der Kieler Woche

Änderungen vorbehalten

Thilo und Katrin Gollan feiern in zweiter Generation das 60-jährige Jubiläum des mittelständischen Mischkonzerns mit über 500 Beschäftigten.

Hildegard und Gerhard Gollan gründeten den Betrieb Gollan im Jahr 1955 mit nichts als einem Unimog, Fleiß und Zuversicht. Im Jahr 1973 kamen zum Transportwesen hinzu: Betonfertigteilwerk, Zimmerei, Tischlerei, Kiesund Mörtelwerk, Unimog-Service und Containerdienst, im Jahr 1981 der schlüsselfertige Hausbau als Bauherr und im Jahr 1982 der Einstieg in die Abfallwirtschaft. Obwohl inzwischen norddeutsch vertreten, folgte erst 2011 der Schritt nach Lübeck mit dem Erwerb des historischen Industriegeländes Einsiedelstraße. Zudem bereitet sich Gollan als Mitgründer der Baltic Facility Solutions GmbH & Co. KG auf den Bau und Betrieb der festen Fehmarnbelt-Querung vor. Für die Zukunft wird also gesorgt, wovon auch die fünfzig Ausbildenden zeugen.

IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P.: Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg Hauke Harders Landesgeschäftsführer Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 E-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. Bertram Zitscher Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 E-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de

Redaktion: Anna Geyer (AG) Hauke Harders (HH) Ehrhard J. Heine (EJH) Kai Pörksen (KP) Christian Ströder (CS) Dr. Bertram Zitscher (BZ) Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare

Herstellung und Anzeigen: copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 E-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Satz/Layout: Wolfgang Schlett, KGV

Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

Bildnachweis: nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, Aufmacherfotos: © Gärtner + Christ (S. 32), © ccvision.de (S. 43), Fotolia.com: © guukaa (S. 1 und 40), © Coloures-pic (S. 4 und 6), © pixelmaxl (S. 5 und 47), © iconimage (S. 14), © Zerbor (S. 18), © jpgon (S. 20), © grandeduc (S. 20), © lassedesignen, © M. Johannsen, © Marco2811 (S. 32), © Starpics (S. 35), © hansmuench (S. 38), © Natalia Merzlyakova (S. 50), © destina (S. 52), © kentoh (S. IV), © anekoho (S. IV), © @nt (S. VI), © noxmox (S. VI), © kasto (S. VIII), © Weissblick (S. VIII), © Rawpixel (S. X)

Das nächste Heft erscheint im Dezember 2015 mit dem Schwerpunktthema „Stadtentwicklung“

58

Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe Oktober 2015




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.