Landesverband Hamburg und Landesverband Schleswig-Holstein
AUSGABE 2 | 2014
DAS MAGAZIN FÜR DIE WIRTSCHAFT
Uli Hellweg, IBA Hamburg: Hotspot Hamburg Seiten 10-11 Prof. Henning Vöpel, HWWI: Olympische Spiele in Hamburg? Seiten 12-13 Schleswig-Holsteins Schulpolitik im Spiegel von Wirtschaft und Universitäten Seiten 50-52
copy-druck GmbH, Neumann-Reichardt-Str. 27-33, 22041 HH PVST 55030 Entgelt bezahlt DPAG
Editorial
Kann Hamburg etwas vom HSV lernen?
Prof. Dr. Jörg F. Debatin
E
s ist viel diskutiert worden in den letzten Monaten über die richtige Standortbestimmung Hamburgs in Europa und im Geflecht der weltweiten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Kann die Position als eine der führenden Hafenstädte in Europa angesichts nicht enden wollender Diskussionen über die Fahrrinnenanpassung und zunehmender Beeinträchtigungen der Logistikbetriebe durch Staus überhaupt gehalten werden? Muss die traditionsreiche Hansestadt neue Stärken entwickeln um in der Randlage Europas Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern?
Zweifellos legen Bildung, Wissenschaft und Forschung die Basis für wirtschaftlichen Wohlstand einer Metropole, die im internationalen – und nationalen – Wettbewerb steht. Diesbezüglich forderte Wolfgang Peiner in seiner Rede auf unserer Mitgliederversammlung am 25. März nicht weniger als einen Mentalitätswechsel. Phantasie und Kreativität als Voraussetzung für Innovation und Wachstum lassen sich durch eine richtige Politik fördern und entwickeln. Finanzkrise, Migration und neue internationale Wettbewerber liefern die Rahmenbedingungen, die einen Perspektivwechsel notwendig machen. International beachtete Großereignisse, wie etwa Olympische Spiele, können den erforderlichen Mentalitätswechsel mit sich bringen. Soll Hamburg sich nun als Austragungsort für die Spiele bewerben? Eine Umfrage unter unseren Mitgliedern hat gezeigt, dass die Umfrageteilnehmer der Elbphilharmonie größere imagefördernde Bedeutung beimessen, als Olympischen Spielen. Hier dürfte eine gewisse Skepsis mitschwingen, ob Hamburg es versteht, die Herausforderungen als Austragungsort zu bewerkstelligen. Auch dies ist Ausdruck dafür, dass ein Mentalitätswechsel Not tut.
Der Klassenerhalt erfordert Anstrengung und ist manchmal trotzdem nur der Schwäche der anderen zu verdanken. Zur Standortbestimmung gehört die richtige Selbstwahrnehmung und offene Schwächenanalyse. Das kann Hamburg vom HSV lernen. Anfang April hat Wolfgang Peiner zusammen mit Klaus von Dohnanyi und Willfried Maier die Schwächen in Hamburgs Hochschulpolitik offen gelegt. Nicht eine breit angelegte Wissenschaftsförderung macht Hamburg stark, sondern die Konzentration auf Stärken: Was können wir besser als andere? Mit dieser Einschätzung hat der neu gewählte Landesvorstand die politische Arbeit der nächsten zwei Jahre aufgenommen. Im Nachgang zur Wahl bedanke ich mich erneut für das dem gesamten Landesvorstand entgegen gebrachte Vertrauen und möchte Sie ermutigen, mit Anregungen, Beiträgen und Wünschen jederzeit an die Vorstandsmitglieder und natürlich an mich heran zu treten.
Ihr Prof. Dr. Jörg F. Debatin Landesvorsitzender Hamburg
Ausgabe Juni 2014 | Landesverband Hamburg
3
INHALT
INTERNATIONALITÄT
Podiumsdikussion
Niemals 2. Liga!? Zum Glück vereint – Was haben die Bürger davon? Olympische Spiele in Hamburg – produktive Vision oder teure Fiktion?
zu Gast: Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP Mitgliederversammlung:
Leitbild und Ausblick zu Gast: Dr. Wolfgang Peiner
zu Gast: Prof. Henning Vöpel
Falsche Lieder singen
zu Gast: Dr. Peter Ramsauer MdB
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36
Editorials
Beiträge / Veranstaltungen
Hamburg: Prof. Dr. Jörg F. Debatin . . . . . . . . . . . . . . 3
Podiumsdiskussion: Niemals 2. Liga!? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Schleswig-Holstein: Reimer Tewes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Interview: „Gold fällt bei uns quasi als Abfall an“ mit Ulf Gehrckens . . . . . . . . . . . . . . 18-19
Titelthema INTERNATIONALITÄT Hamburg im Netz der Weltstädte . . 6 Mehr Internationalität stärkt die Zukunftschancen der Metropolregion Hamburg von Dr. Silvia Stiller . . . . . . . . . . . . . . . 7-8 Hotspot Hamburg Uli Hellweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10-11 Olympische Spiele in Hamburg – produktive Vision oder teure Fiktion? Prof. Henning Vöpel . . . . . . . . . . . . . 12-13 Umfrageergebnis Hamburgs Chancen im internationalen Wettbewerb . . . . . . 14
4
Falsche Lieder singen Dr. Peter Ramsauer MdB . . . . . . . . 20-21 Zum Glück vereint – Was haben die Bürger davon? Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP . . . 22-23 Internationale Regulierung ist notwendig Prof. Dr. Rolf Eggert . . . . . . . . . . . . . 24-25 SpiegelReflexe – Ein Nachrichtenmagazin im Medienwandel Ove Saffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26-27 HAM erreicht 13,5 Millionen Fluggäste Michael Eggenschwiler . . . . . . . . . 28-29
Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Wirtschaftsrat im Dialog: Hamburg bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück Katja Suding MdHB . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Mitgliederversammlung 2014: Leitbild und Ausblick . . . . . . . . . . 34-35 Sektion Neumünster: Welche Differenzierungen braucht unser Schulsystem? . . . 50-52 Sektion Pinneberg: Verkehrsinfarkt . . . . . . . . . . . . . . . . 54-55 Sektion Neumünster: Operation am offenen Herzen: Baustellenmanagement A7 Torsten Conradt . . . . . . . . . . . . . . . . 56-57 Sektion Pinneberg: Europäische Finanzmarktregulierung und deutsche Regionalbanken – wer haftet künftig für systemrelevante Bankenrisiken? . . . . . . . . . . . . . 58 Sektion Stormarn: Aktuelles zur Europawahl . . . . . 59-60
Podiumsdikussion
Welche Differenzierungen braucht unser Schulsystem? Seiten 50-52
Podiumsdikussion
Krankenhausinfrastruktur der Zukunft
Operation am offenen Herzen: Baustellenmanagement A7
zu Gast: Torsten Conradt
Verkehrsinfarkt
zu Gast: Prof. Dr. Torsten Böger
zu Gast: Theo Weirich
Intelligente Stromzähler und Glasfasernetz – Perspektiven für die Energiewende
37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68
Neues aus dem Landesverband Rubriken Sektion Schleswig/Flensburg: Krankenhausinfrastruktur der Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61-62 Sektion Segeberg: Intelligente Stromzähler und Glasfasernetz – Perspektiven für die Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Sektion Schleswig/Flensburg: Versorgungs- und Preisstabilität für die Energieversorgung der Region Flensburg Maik Render . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Sektion Dithmarschen: Der Anschluss von dezentralen Energieerzeugnissen – Konsequenzen für die Verbraucher im Norden Andreas Wulf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Sektion Kiel: Die Abfallwirtschaft als Teil der Daseinsvorsorge Enno Petras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Golfturnier: Wenn eine Dame gewinnt, dann darf … . . . . . . . . . 44-45 zu Gast beim Wirtschaftsrat: Frauen-FührungskräfteNetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 ...im Übrigen Infos aus der Landesgeschäftsstelle Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . 69
Landesfachkommissionen Logistik und Infrastruktur . . . . 32 + 55
Veranstaltungsvorschau Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . 70 Junger Wirtschaftsrat Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39-41 Nachlese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Neue Mitglieder in den Landesverbänden . . . . . . . . . . 48 Namen und Nachrichten Neues aus dem Mitgliederkreis . . . . . . . . . . . . . . . . 67-69 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Immobilienwirtschaft . . . . . . . . . . . . . 37 Wachstum und Innovation . . . . . . . . 38 Gesundheitswirtschaft . . . . . . . . . . . 60 zu Gast: Prof. Dr. Dieter Läpple Welche Megatrends bestimmen die Entwicklung der Stadt im 21. Jahrhundert?
5
Internationalität
Hamburg im Netz der Weltstädte Die Geografie der Weltwirtschaft hat sich seit Ende der 60er Jahre stark verändert. Die durch Globalisierungsprozesse entstandenen Global Cities wiesen starkes Wachstum aus, während andere Städte im internationalen Standortwettbewerb zurückfielen. Was macht aber eine Global City aus und wie kann Hamburg sich in dieser neuen Geografie der Weltwirtschaft behaupten? Die Ökonomin Saskia Sassen hat den Begriff Global City in ihrem 1991 erschienenen gleichnamigen Buch definiert als „command points in the organization of the world economy“. Weltstädte sind wie Knotenpunkte in einem Netzwerk, durch die die globalen Flüsse von Kapital, Gütern, Informationen, Dienstleistungen und Migranten fließen. An diesen Knotenpunkten werden die Wirtschaftsströme gesteuert und kontrolliert. Global Cities zeichnen sich nicht durch besondere Größe aus, sondern durch intensive Verflechtung in der Weltwirtschaft. Der Grad der Verflechtung einer jeden Stadt sagt somit etwas über ihre „Global Cityness“ aus. Einen besonderen Schlüsselsektor der Weltwirtschaft bilden unternehmensorientierte Dienstleistungen. Christof Parnreiter vom Fachbereich Geographie der Universität Hamburg hat die Standorte der 200 weltweit größten Firmen im Bereich der Unternehmensdienstleistungen untersucht
Weltstädte sind wie Knotenpunkte in einem Netzwerk, durch die die globalen Flüsse von Kapital, Gütern, Informationen, Dienstleistungen und Migranten fließen und eine Rangfolge der network connectivity der Städte ermittelt. Unter den Top-50-Städten Europas nimmt Hamburg dabei Rang 25 ein, direkt hinter Kopenhagen, Helsinki, Berlin und Oslo. Die Bedeutung einer Stadt lässt sich daran messen, wie viele global agierende Unternehmen hier ihren Sitz haben. Im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten weisen im Hinblick auf wissensintensive industrielle Produktion insbesondere Airbus und Lufthansatechnik eine beachtliche Größenordnung auf. Hamburg ist zudem seit langem ein wichtiger Standort der
Container-Umschlagsvolumen in den Seehäfen der Nordrange (in Millionen TEU) 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0
Rotterdam (Rang 1)
Hamburg (Rang 2)
Antwerpen Bremerhaven (Rang 3) (Rang 4)
Le Havre (Rang 11)
Quelle: Hafen Hamburg Marketing
6
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Mineralölindustrie. Daneben gibt es bedeutende Großunternehmen im Handels- und Logistikbereich. Eine herausragende und auch im globalen Maßstab sichtbare Rolle hat die Medienwirtschaft. Am ehesten lässt sich die globale Bedeutung Hamburgs durch die Bezeichnung „World Port City“ beschreiben. Die internationale Bedeutung Hamburgs im Güterverkehr basiert im Wesentlichen auf dem Umschlag mit Containern. Seit Jahrtausendbeginn ist insbesondere der Asien-Verkehr – und hier besonders China – stark gewachsen. Neue Containerterminals erhöhten das Umschlagsvolumen und vor allem die Umschlagsgeschwindigkeit. Gleichzeitig werden aber Infrastrukturdefizite im Hinblick auf die Hinterlandanbindung immer deutlicher. Die Bezeichnung Word Port City bezieht sich aber nicht nur auf das Hafenumschlagsvolumen, sondern auf die maritime Wirtschaft insgesamt. Die Präsenz international agierender Unternehmen der Schiffsfinanzierung, Handelsbanken, maritime Versicherungen, Seerecht, Schifffahrtsforschung und -ausbildung oder Spezialsoftware sind dafür ausschlaggebend. Untersuchungen, ob Hamburg im Hinblick auf das Maß an internationaler Verflechtung eine Global City ist, können dies uneingeschränkt nur im Hinblick auf die maritime Orientierung bestätigen. Quantitativ umfassende Transportaktivitäten fallen hier mit hochwertigen maritimen Dienstleistungen zusammen. Ansonsten taucht Hamburg zwar auch in den Inventuren der Global-City-Forschung auf, allerdings auf den unteren Zentralitätsstufen. BN
Mehr Internationalität stärkt die Zukunftschancen der Metropolregion Hamburg Deutschlandweit sind besonders Metropolregionen aufgrund ihrer vielfältigen internationalen Funktionen, beispielsweise im Bereich der Logistik sowie internationaler Unternehmen und Institutionen, intensiv in das internationale Wirtschaftsgeschehen eingebunden. Weil die Internationalisierung über den Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Wissen stetig voranschreitet, ergeben sich für international gut posi-
Dr. Silvia Stiller Diplom-Volkswirtin, Mitglied der Geschäftsführung bei Georg Consulting – Immobilienwirtschaft / Regionalökonomie, Hamburg
tionierte Wirtschaftsstandorte ökonomische Entwicklungspotenziale.
Auch die Metropolregion Hamburg hat mit ihren 5 Millionen Menschen, 2,5 Millionen Arbeitsplätzen und einem stetigen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts als internationalisierte Dienstleistungs-, Industrie- und Logistikregion zunehmende überregionale und internationale Bedeutung. Rund 50 Prozent der Umsätze der Hamburger Unternehmen werden auf Auslandsmärkten realisiert. Prägend für die Internationalität der deutschen Metropolregionen, insbesondere in urbanen Zentren, ist die hohe Konzentration von Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft. Dies lässt sich auch in der Hansestadt Hamburg beobachten, wo die Internationalität der Belegschaften und der Bevölkerung kontinuierlich steigt. Die Beschäftigung von ausländischen Ar-
beitnehmern hat dort seit Mitte der 1980er-Jahre um rund 40 Prozent zugenommen und im Jahr 2012 gab es etwa 70.000 Beschäftigte mit ausländischer Nationalität. Generell tragen die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland und ihre Integration in das Wirtschaftsleben dazu bei, den Arbeitskräftebedarf in den Unternehmen der Metropolregion zu decken. Vergleicht man die Internationalität der Bevölkerung und der Arbeitskräfte in der Metropolregion Hamburg mit der in anderen deutschen Metropolregionen, so zeigt sich, dass es in der norddeutschen Metropole noch Entwicklungspotenziale bezüglich dieser Strukturen gibt. Während der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Metropolregion Hamburg 8 Prozent (2010) beträgt,
liegt der entsprechende Wert in den Metropolregionen Frankfurt/RheinMain, München, Rhein-Ruhr und Stuttgart bei etwa 12 Prozent. 10 bis 12 Prozent aller Beschäftigten in diesen Metropolregionen haben eine ausländische Nationalität, während es in der Metropolregion Hamburg rund 6,5 Prozent sind.1 Eine internationale Erwerbsbevölkerung ist ein Standortfaktor in der Metropolregion Hamburg, den es im Zuge der wachsenden Bedeutung der internationalen Funktionen von Wirtschaftsstandorten weiter aktiv zu stärken gilt. Denn es gibt zahlreiche Kanäle, über welche sich die Internationalität der Arbeitskräfte positiv auf die Unternehmensentwicklung und damit auf die Zukunftsperspektiven der Metropolregion Hamburg auswirken kann. Dazu zählen beispielsweise ein vielfältiger Arbeitskräftepool, positive Produktivitätseffekte national-ethnischer Vielfalt sowie ein besserer Zugang zu ausländischen Märkten. Während die großen Unternehmen in der Metropolregion bezüglich der Internationalität der Belegschaften bereits vergleichsweise gut aufgestellt sind und über einen höheren Bekanntheitsgrad im Ausland verfügen, stellt die internationale Akquise für die zahl1) Vgl. Petra Justenhoven, Eckhard Späth, Felix Hasse, Friso Schlitte, Jan Wedemeier, Christina Wilke (2013): München 2025 – eine Metropolregion und ihre Entwicklungsperspektiven, gemeinsame Studie von PwC und HWWI, München.
7
Internationalität
reichen KMUs in der Metropolregion eine größere Herausforderung dar. Die Beratung von KMUs dazu ist deshalb ein wichtiger standortpolitischer Aspekt, um die Position der Metropolregion Hamburg als Arbeitsort für internationale Arbeitskräfte zu fördern. Dazu kann die Unterstützung bei der Internationalisierung durch Branchenverbände beitragen. Generell ist die Netzwerkbildung seitens der Unternehmen zu Universitäten im Ausland ein Ansatz, um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. Im zunehmenden Wettbewerb um hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland spielt die Attraktivität der Bildungssysteme der Metropolregion Hamburg eine wichtige Rolle, weil
durch eine hohe internationale Anziehungskraft potenzielle Arbeitskräfte gewonnen werden können. Denn die regionale Ausstattung mit hoch qualifizierten Arbeitskräften resultiert nicht nur aus der Ausbildung der inländischen Bevölkerung, sondern auch aus der Ausbildung von ausländischen Personen. Für die Stärkung des Arbeitskräfteangebotes vor Ort bedarf es Initiativen zur Steigerung der Attraktivität des Bildungsangebots für ausländische Studierende und die Bindung der ausländischen Fachkräfte nach ihrer Ausbildung an die Metropolregion Hamburg. Neben der besseren Arbeitsmarktintegration der bereits in der Metropolregion lebenden ausländischen
Erfolgreich werben unter Freunden Mit Ihrer Anzeige im WIRTSCHAFTSRAT erreichen Sie rund 12.000 Unternehmen und Unternehmer in Deutschland und Europa. Für alle, die erfolgreich werben wollen!
Infos unter: LV-HH@Wirtschaftsrat.de 8
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Arbeitskräfte, gewinnt die Entwicklung von Strategien für die Arbeitskräftegewinnung aus dem Ausland an Bedeutung. Positiv ist deshalb die Verankerung von Maßnahmen zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland sowie zur Stärkung der Willkommenskultur in der Hamburger Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs zu bewerten. Dazu zählen beispielsweise die weitere Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes für Bewerber aller Nationalitäten und der weitere Abbau bürokratischer Hemmnisse, beispielsweise betreffend die Anerkennung von im Ausland erworbener Berufs- und Studienabschlüsse. Dr. Silvia Stiller
PR-Bericht
Bewegt mit Ökostrom
Container Terminal Altenwerder – ein Musterbeispiel für Integration erneuerbarer Energien Mit dem Ausbau der Stromerzeu-
gung aus erneuerbaren Energien
steigen die Herausforderungen bei deren Einbindung in die Energieversorgung. Erzeugung und Verbrauch von Strom in der Balance zu
halten wird immer schwieriger. Eine vielversprechende
Integrations-
möglichkeit bietet ein ehrgeiziges
Leuchtturmprojekt für Elektromobilität: Auf dem HHLA Container
tige Batterieverwaltungssystem mit unserem Lastprognosesystem und dem Terminalsteuerungssystem. Diese ermitteln die geeigneten Ladezeiträume. Schaffen wir es, dass diese intelligente Ladestrategie zu deutlichen Kosteneinsparungen führt, können auch andere Logistik-Anwendungen davon profitieren. Dafür würden wir aus den BESICErkenntnissen einen universellen Datenstandard entwickeln. Diese Erfahrungen bringen uns auch als Systemintegrator für erneuerbare Energien am
Förderfahrzeugen in der Lagerhauslogistik oder von batteriebetriebenen Vorfeldfahrzeugen auf Flughäfen. Dr. Stefan Behn, HHLA-Vorstand für das Segment Container, erläutert: „Der hoch effiziente HHLA Container Terminal Altenwerder zeichnet sich durch einen hohen Automatisierungs- und Elektrifizierungsgrad aus. Wir setzen hier konsequent auf umweltfreundliche Technik, die auch Kosten senkt. Nur wenn die Arbeit mit einer umweltfreundlichen Technik günstiger ist als
Markt einen erheblichen Schritt weiter“, erklärt Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Innovation GmbH, bei der Vorstellung des Gemeinschaftsprojektes. Untersucht wird neben der praktischen Machbarkeit auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen Modells. Dafür werden die herkömmlichen dieselbetriebenen Schwerlastfahrzeuge am CTA mit den Fahrzeugen verglichen, die durch konventionelle Batterietechnologie oder durch innovative Energiespeicher angetrieben werden. Führt die Ladestrategie der batteriebetriebenen Fahrzeuge zu deutlichen Kosteneinsparungen, kann das Projekt richtungweisend für viele verwandte Anwendungsbereiche sein, zum Beispiel für den Betrieb von Elektrobussen im öffentlichen Personennahverkehr, von elektrischen
mit einer herkömmlichen, ist sie wirklich nachhaltig. Ich bin überzeugt, dass wir im Rahmen von BESIC unsere Energiekosten reduzieren können.“ An dem Projekt arbeiten die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), die zu Terex Port Solutions zählende Gottwald Port Technology GmbH und Vattenfall gemeinsam mit den durch das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) koordinierten Universitäten Oldenburg, Göttingen und Clausthal. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert BESIC im Rahmen des Technologiewettbewerbs „IKT für Elektromobilität II – Smart Car – Smart Grid – Smart Traffic“. Das Projekt startete im Januar 2013 und wurde im Mai 2013 von der Bundesregierung zum Leuchtturmprojekt für Elektromobilität erklärt. ■
Terminal Altenwerder (CTA) wird
erprobt, wie Batterien von Schwerlastfahrzeugen genau dann aufgeladen werden können, wenn ein
Überfluss von Wind- oder Sonnen-
Im hoch automatisierten CTA werden die Container von Schwerlastfahrzeugen zwischen Schiff und Lager transportiert. Bereits 2011 kamen hier die ersten batteriebetriebenen Schwerlastfahrzeuge der Welt zum Einsatz. Sie brauchen eine funktionierende, geladene Batterie für eine 24-Stunden-Schicht, sieben Tage die Woche und an 365 Tagen im Jahr. Inzwischen gibt es zehn batteriebetriebene Containertransporter, die genau dann geladen werden sollen, wenn Ökostromspitzen im Netz sind, Wind- und Solarenergie also im Überschuss zur Verfügung stehen. Mit dem Pilotprojekt BESIC (Batterie-Elektrische Schwerlastfahrzeuge im Intelligenten Containerterminalbetrieb) erforscht der Energieversorger Vattenfall gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft am Container Terminal im Hamburger Hafen, wie Batterien von automatisch gesteuerten Fahrzeugen (Automated Guided Vehicles – AGV) immer zum sowohl ökologisch als auch operativ optimalen Ladezeitpunkt mit Energie versorgt werden können. „Mit BESIC möchten wir das intelligente Strommanagement voranbringen. Dabei verbinden wir das zukünf-
Foto: HHLA
energie im Netz vorhanden ist.
9
Internationalität
Hotspot Hamburg
Die Hansestadt muss um ihre Rolle als internationaler Pionier der Stadtentwicklung kämpfen Wer die Geschichte des Städtebaus und der Architektur verfolgt, weiß, dass jede Zeit ihre Stars und Vorbilder hat. In den 70er Jahren galten Europa weit Rotterdam und Bologna wegen ihrer gelungenen Stadterneuerung als die Pioniere. Das Rotterdamer „Inspraak“-System war international das Vorbild erfolgreicher Bürgerbeteiligung. In den 80er Jahren begann der Stern Barcelonas zu steigen – nach dem Ende des FrankoSystems wurde die Hauptstadt Katalaniens zum Inbegriff der Öffnung der Städte zum Wasser. Mit den Olympischen Sommerspielen 1992 zeigte Barcelona der Welt, wie man ein sportliches Großereignis für die Stadtentwicklung optimal nutzt. In den 90er Jahren mauserten sich London und Berlin zum Mekka der Stadtplaner; denn nirgendwo sah man so große innerstädtische Entwicklungsprojekte wie in den Docklands und am Potsdamer Platz. Seit der Jahrtausendwende steht Hamburg vor allem dank der HafenCity auf der internationalen Agenda vor-
bildlicher Stadtplanung ganz oben. Aber auch die skandinavischen Städte, allen voran Kopenhagen und Stockholm gelten mit ihren klima- und umweltfreundlichen Stadtentwicklungskonzepten als Leuchttürme der Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert. Mit dem Green Capital Jahr 2011 und der IBA 2013 hat Hamburg auch auf diesem Feld schließlich nachgelegt. Heute steht die Hansestadt weltweit nicht nur als eine der schönsten Metropolen, sondern auch als richtungsweisender Impulsgeber der internationalen urbanistischen Debatte dar. Dies lässt sich an unzähligen Publikationen und großen Kongressen und Fachtagungen ablesen, in denen HafenCity und IBA vorgestellt und diskutiert werden – wie z.B. unlängst auf der Urban Age Conferenz in Rio de Janeiro. Auch das Interesse an der gemeinsamen Ausstellung „Building the City Anew“ von HafenCity und IBA, die mittlerweile in zehn Städten in Europa und den USA gezeigt wurde, belegt das große Interesse der interna-
Architekturfotografie WaterHouses (Mai 2013) Foto: IBA Hamburg GmbH / Bernadette Grimmenstein
10
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Uli Hellweg Architekt und Stadtplaner Geschäftsführer IBA Hamburg GmbH
tionalen Fachszene an Hamburg. Zehntausende Besucher besichtigen jedes Jahr die beiden Großprojekte – allein 420.000 die IBA im Präsentationsjahr 2013. Wie kommt es dazu, dass Hamburg heute in Sachen Stadtentwicklung international im Fokus der Wahrnehmung der (Fach-)Öffentlichkeit steht? Und wie kann die Stadt diese Aufmerksamkeit halten? Vereinfach gesagt: Hamburg hat in den letzten anderthalb Jahrzehnten die richtigen oder zumindest richtungsweisende Antworten auf die aktuellen Fragen der Stadtentwicklung gegeben. Die Hansestadt hat mit der Losung von der „Wachsenden Stadt“ als eine der ersten Metropolen weltweit, den epochalen Richtungswechsel von der Suburbanisierung des 20. Jahrhunderts zur „Renaissance der Stadt“ im 21. Jahrhundert erkannt und zunächst mit der HafenCity, dann mit der IBA die richtigen Konsequenzen gezogen. Dabei ist für die internationale Wahrnehmung auch entscheidend, dass die HafenCity anders als andere „Waterfront Projekte“ sich nicht primär als privates Developer-Investment versteht, sondern urbanistisch bewusst an die Tradition der „Europäischen Stadt“ anknüpft und dafür die entsprechenden planerischen Rahmenbedingungen für Investoren und Projektentwickler setzt. So entsteht eine neue Stadt aus den Traditionen der alten. Nicht zufällig haben sich HafenCity und IBA in ihrer bereits erwähnten Ausstellung das Motto „Building the City Anew“ gegeben. „Stadt neu bauen“ war auch der Untertitel der IBA Hamburg. Der zentrale Ansatz der IBA für ein neues Wachstum der Stadt ist der Stadtumbau. Das heißt es geht hier nicht
darum, einen völlig neuen Stadtteil zu bauen, sondern die Stadt in der Stadt wieder für alle Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen. Es geht also um die Problemgebiete der Stadt wie z.B. Wilhelmsburg oder die Veddel, die auf der Liste der Wohnungssuchenden und der Bauwilligen eher nicht ganz oben stehen. Auf den Hamburger Elbinseln leben Zehntausende Menschen und, zahlreiche Betriebe sichern hier Arbeitsplätze und Einkommen. Hier müssen ganz andere urbanistische Strategien entwickelt werden als auf dem „Brown Field“ – und trotzdem ist das Ziel das gleiche, nämlich das Wachstum der Stadt in der Stadt zu ermöglichen und nicht auf die „grüne Wiese“ auszuweichen – wie dies noch vor 50 Jahren der Fall war. Dabei stellen sich für den Stadtumbau ganz neue Probleme, die unter Stichworten wie „Gentrifizierung“ oder „Nimby“-Mentalität diskutiert werden; während die einen jede Veränderung verhindern wollen, weil sie die Verdrängung der Bevölkerung durch Miet- und Bodenpreissteigerungen befürchten, wollen die anderen niemanden mehr in ihre Nachbarschaft lassen. Im Ergebnis laufen diese Haltungen auf das Gleiche hinaus: Nur keine Veränderung! Der Umgang mit diesen Konflikten und die Entwicklung geeigneter Instrumente der Bürgerbeteiligung ist daher ein großes Thema des Stadtumbaus. Die IBA Hamburg hat eine Reihe erfolgreicher Beispiele von Bürgerbeteiligung realisiert und gezeigt, dass es auch möglich ist, große Projekte im Konsens mit der Bevölkerung zu realisieren. Mit HafenCity und IBA sind trotz unterschiedlichster Voraussetzungen zwei Antworten auf die Frage gegeben worden, wo unsere Städte in Zukunft wachsen können. Aber nicht nur auf die Frage wo die Städte wachsen, sondern auch wie sie wachsen sollen, hat Hamburg in den letzten Jahren spannende Lösungen gefunden. Zuvorderst ist hier das Konzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ zu nennen, das im Rahmen der IBA entwickelt wurde. Im Kern geht es bei diesem einzigartigen Klimaschutzkonzept darum, die lokalen Ressourcen der Stadt für den energetischen Stadtumbau zu nutzen. Kannte man dezen-
trale energetische Selbstversorgungskonzepte bislang nur von kleineren landwirtschaftlich geprägten Dörfern mit hohem Biomasseaufkommen, wurde mit dem Klimaschutzkonzept für die Elbinseln erstmals gezeigt, wie man die Gebäudesubstanz eines Stadtteils weitgehend mit eigenen lokalen Energien versorgen kann. Das Besondere des Konzeptes liegt darin, dass Maßnahmen der Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude mit der Nutzung dezentraler Ressourcen wie z.B. Wind, Sonne, Oberflächen- und Tiefengeo-
BIQ Eröffnung (24.04.2013)
thermie und industrielle Abwärme gekoppelt werden. Dabei liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Nutzung von Synergie-Effekten wie z.B. in Wilhelmsburg Mitte. Hier wird die selbst erzeugte Überschusswärme hocheffizienter Neubauten wie des „Algenhauses“ in ein dezentrales Nahwärmenetz eingespeist. So können Großverbraucher wie z.B. das neue Schwimmbad Wilhelmsburg klimafreundlich mit Wärme versorgt werden. Mit dem Energiebunker oder dem Energieberg zeigt das Wilhelmsburger Klimaschutzkonzept zudem, wie man aufgegebene oder scheinbar nutzlose Gebäude und Flächen in eine intelligente dezentrale Energieversorgung einbinden kann. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet der Themenschwerpunkt „Stadt im Klimawandel“, der im ursprünglichen IBAMemorandum von 2005 gar nicht vorgesehen war, international zum wichtigsten Anziehungspunkt der IBA Ham-
burg geworden ist. Hier hat Hamburg – noch – einen großen Vorsprung; denn bislang gibt es nur wenige Städte, die vergleichbar dezentrale Konzepte und innovative Projekte aufweisen können. Das ändert sich allerdings zunehmend, wie man an Städten wie Kopenhagen, Stockholm, München oder Wien sehen kann. Diese und andere Städte haben in den letzten Jahren gesamtstädtische Konzepte entwickelt, die teilweise deutlich ambitionierter sind als in Hamburg. Außerdem setzen diese Städte ihre Konzepte jetzt konsequent um und
Foto: IBA Hamburg GmbH/ Johannes Arlt
es droht, dass Hamburg seine Vorreiterrolle in der Praxis verliert. Die Hansestadt spielt immer noch in der ersten Liga der Pionierstädte innovativer und erfolgreicher Stadtentwicklung, aber keine Stadt hat ein „Abo“ auf weltweite Vorbildfunktion, und die Lorbeeren von gestern sind schnell verwelkt. Dies gilt auch für Hamburg. Zumal die Hansestadt keine Hauptstadt ist wie z.B. Kopenhagen, Wien oder Stockholm, denen quasi automatisch eine Vorrangstellung in ihrem Land und damit auch internationale Wahrnehmung zufällt. „Zweite Städte“ können global nur erstklassig sein, wenn sie sich immer wieder mit innovativen Ideen und Strategien und letztlich vorbildlichen Projekten an die Spitze setzen. Eine Stadt, die die Besten und Innovativsten für sich gewinnen will, muss selbst zu den besten und innovativsten gehören. Uli Hellweg
11
Internationalität
Olympische Spiele in Hamburg – produktive Vision oder teure Fiktion? Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat vor einigen Wochen entProf. Henning Vöpel Geschäftsführer des HWWI ab September 2014 Professor an der HSBA Hamburg School of Business Administration
schieden, dass sich Deutschland um die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele für 2024 und 2028 bewerben wird. Im Gespräch sind Berlin und Hamburg. Die seit der gescheiterten nationalen Bewerbung 2003 gegen Leipzig vorherrschende Skepsis weicht plötzlich neu entfachter Euphorie in Hamburg. Gleichzeitig herrscht in weiten Teilen der Öffentlichkeit und Bevölkerung gegenüber dem Gigantismus von Sportgroßveranstaltungen weiterhin große Skepsis: Lohnt sich ein solches Event? Was bleibt, wenn nach 16 Tagen alles vorbei ist? Wäre es nicht sinnvoller, die Investitionen in den Ausbau des Hafens, der Verkehrsinfrastruktur oder in Schulen und Krankenhäuser zu stecken? Die bisherigen Erfahrungen und viele empirische Studien zeigen, dass Städte sehr unterschiedlich von Olympischen Spielen profitiert haben. Während beispielsweise die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona der Stadt einen erheblichen und nachhaltig wirkenden Impuls verliehen haben, verzeichnete Atlanta vier Jahre später sogar einen Imageverlust. Insofern gibt es kein eindeutiges Ja oder Nein zu Olympischen Spielen, sondern es kommt darauf an, die Bedingungen zu identifizieren, unter denen eine Ausrichtung Olympischer Spiele für Hamburg sinnvoll sein kann. Diese Bedingungen hängen maßgeblich vom Standortprofil und den Stadtentwicklungszielen Hamburgs ab. Hamburg ist seiner Tradition und seinem Selbstverständnis nach eine in-
12
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
ternationale und weltoffene Stadt. In letzter Zeit ist die Diskussion aufgekommen, ob Hamburg wirklich noch eine dynamische Metropole von internationaler Bedeutung ist oder ob nicht Selbstzufriedenheit und Lethargie dazu führen, im internationalen Wettbewerb der Metropolen zurückzufallen und abgehängt zu werden. In diesem Zusammenhang können Olympische Spiele für die Stadtentwicklung und die internationale Attraktivität und Bekanntheit wichtige neue Impulse geben. Als relevante Zielgruppe des globalen Standortwettbewerbs werden insbesondere junge, mobile und hochqualifizierte Menschen durch Olympische Spiele angesprochen. Diese sind typischerweise Träger einer erfolgreichen Stadtentwicklung. Durch positive Arbeitsangebotseffekte und Investitionsentscheidungen können Olympische Spiele langfristig produktiv wirken. Eine Stadt oder Region kann sich durch den Zugriff auf einen weltweiten Pool an hochqualifizierten Fachkräften unabhängig vom demografischen Wandel und vom Fachkräftemangel machen und an den weltweiten Innovationsprozessen direkt teilhaben. Dies wiederum beeinflusst die Standortentscheidung von Unternehmen positiv. Darüber hinaus können eine gestiegene Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt und der Stolz auf die Stadt („civic pride“) ebenfalls produktiv wirken und bürgergesellschaftliches Engagement auslösen. Um diese Effekte zu optimieren, ist es entscheidend, die Ausrichtung Olympischer Spiele in ein überge-
PR-Bericht
Wasser- und Rasen-Sportler kämpfen auf hohem Niveau
Eine Regatta mit gemischten Bootstypen auf der Außenalster zu verfolgen ist schon kompliziert, Golfern beim Driven und Putten zuzuschauen ist da deutlich einfacher. Beide Sportarten werden in der Hansestadt auf höchstem Bundesliganiveau ausgetragen. Sportflächen für die Akteure, ob Wasser oder Gras, müssen für Spitzenergebnisse optimal sein, doch wie kann der Nichtaktive am sportlichen Geschehen teilhaben? Richtige Hingucker sind die jährlichen Drachenbootrennen oder die kürzlich angesetzte Sternfahrt der 400 Kanuten zur Binnenalster anlässlich des 100jährigen Gründungstages des Deutschen Kanuverbandes. Hamburgs Gewässer laden ein und bieten den Wassersportlern unendlich viele Möglichkeiten. Zum diesjährigen sportlichen Höhepunkt dürften die Ruder-Weltmeisterschaften Junioren in zwölf Bootsklassen (6. bis 10. August) auf dem Dove-Elbe-Wasserpark (Allermöhe) werden. Bei diesem U19-Rennen sitzen gut 1.000 Leistungssportler aus 60 Ländern in den Booten. Segel-Liga: 18 Vereine aus ganz Deutschland trugen 2013 erstmals die SegelBundesliga als Mannschaftswettbewerb aus. Der Norddeutsche Regatta Verein (NRV) in Hamburg wurde Erster. Wegen des großen Andrangs kam in diesem Jahr eine 2. Liga mit ebenfalls 18 Mannschaften hinzu. 58 Vereine meldeten sich zu den Relegations- und Qualifikationsläufen für beide Ligen auf der Flensburger Förde vor Glücks-
burg. Die Vereine stellen Mannschaften für die Boote mit bis zu 20 Mitgliedern. Je vier Segler fahren ein Boot. Ende Oktober enden die Ligarennen auf der Alster, ein extrem spannender Wettbewerb in unserer Stadt mit Hamburger Beteiligung, denn der NRV ist Titelverteidiger. Golf-Liga: Aus 92 Vereine spielen 460 Mannschaften in einer fünfstufigen bundesweiten Liga, die ebenfalls 2013 eingeführt wurde. Eingeteilt in Süd und Nord geht es für die 16 Hamburger Vereine um Auf- und Abstieg und in der 1. Bundesliga um den Einzug ins Finale. Zwei Hamburger Traditionsvereine spielen ganz oben mit: Der Hamburger Golfclub Falkenstein gehört mit einem Damen- und Herrenteam in der 1. Bundesliga zum engeren Favoritenkreis, und der Aufsteiger, der Hamburger Land- und Golfclub Hittfeld, mit seinem jungen Herrenteam in der Topliga der insgesamt 10 Mannschaften (je 5 Vereine Nord und Süd) hält sehr gut mit. Perfekte Organisation und die Durchführung sportlicher Großveranstaltungen sind die Visitenkarte der Hansestadt Hamburg. Bisher wurde es leider versäumt, derartig hochkarätige sportliche Großereignisse in die Hansestadt zu holen, denn gerade die internationalen „Leuchtturmveranstaltungen“ machen uns Ehre mit ihrem Namen. Schon deswegen geht jede Offensive in die richtige Richtung. EJH
Foto: DSBL / Lars Wehrmann
ordnetes Stadtentwicklungskonzept zu integrieren. Die aus Anlass der Olympischen Spiele getätigten Investitionen müssen neue Optionen für die Zukunft erschließen, nicht – im wahrsten Sinne des Wortes – verbauen. Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) stellt die breite Unterstützung und Akzeptanz der Bevölkerung offiziell ein wichtiges Vergabekriterium dar. Gerade die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 nach Sotschi oder der Fußball-WM 2022 nach Katar aber haben die Vorbehalte gegenüber Sportgroßveranstaltungen erhöht. Daher gilt es im Vorfeld einer Bewerbung zu zeigen, dass die Ausrichtung Olympischer Spiele ein gemeinnütziges Projekt für die gesamte Stadt sein kann. Das Vorhaben, einen Bürgerentscheid über diese Frage herbeizuführen, ist gut und richtig. Es zeigt sich in ersten Umfragen bereits eine breite Zustimmung. Und noch viel wichtiger: Olympische Spiele werden offenbar als Möglichkeit gesehen, Hamburg als internationale Metropole zu positionieren und die Standortattraktivität zu erhöhen. Genau das ist es, was Olympische Spiele für Hamburg bewirken können und müssen. Olympische Spiele können für Hamburg als sogenannte „Second City“ hinter den international führenden Metropolen ein geeignetes Instrument der Stadt- und Standortentwicklung sein. Die Stadt ist groß genug, um die Spiele logistisch auszurichten, und klein genug, um von den Image- und Bekanntheitseffekten zu profitieren. Die erfolgreichen Olympischen Spiele in London 2012 können als Referenz für Hamburg dienen. Sowohl wirtschaftlich als auch emotional bewerten die Londoner ihre Spiele im Nachhinein als sehr positiv. Im Vergleich zu London gilt noch viel stärker für Hamburg, dass durch die Olympischen Spiele und die gestiegene internationale Bekanntheit und Attraktivität eine nachhaltige Entwicklungsdynamik ausgelöst werden kann, die Hamburg unter den führenden internationalen Metropolen positioniert. Denn davon ist Hamburg – entgegen der Selbstwahrnehmung – zurzeit ein gutes Stück entfernt. Prof. Henning Vöpel
Hamburg ist ein gutes Pflaster für Rekorde
13
Umfrage
30 Sekunden-Umfrage
Hamburgs Chancen im internationalen Wettbewerb 250
Mit welchem strategischen Ziel kann Hamburg seine internationale Wettbewerbsposition stärken?
1 (sehr wichtig) 2
200
3 4
150
5 (unbedeutend)
100 50 0
Schaffung attraktiver Erhöhung der Förderung von Ausbau der Industrie- und Attraktivität und Verkehrsinfrastruktur Bildung, Wissenschaft Lebensqualität der Stadt Gewerbeflächen und Forschung (1,47) (1,96) (2,38) (1,48)
in Klammern: Durchschnittsnote
Eine Definition von Internationalität einer Stadt fällt nicht leicht und setzt eine Reihe von Kriterien voraus, an denen die Internationalität gemessen werden kann. Der Hamburger Wirtschaftsrat wollte von seinen über 1.000 Mitgliedern in einer Umfrage wissen, wie nach ihrer Meinung Hamburg seine internationale Position behaupten und verbessern kann. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wird dabei genauso hoch gewichtet wie die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung. Der Erhöhung der Attraktivität und Lebensqua-
lität der Stadt wird im Vergleich zur Schaffung attraktiver Industrie- und Gewerbeflächen weniger Bedeutung beigemessen. Dazu passt es, dass die Teilnehmer wenig Sinn für Attraktionen, wie die Seilbahn über die Elbe oder ein Riesenrad in der HafenCity, haben (Durchschnittsnote 3,48). Die Elbphilharmonie wird hingegen als großer Imagegewinn wahrgenommen; deutlich mehr, als man sich von Olympischen Spielen verspricht. Hier scheint noch immer die Skepsis zu überwiegen, ob es gelingt, die sich bietenden Chancen eines solchen sportlichen Großer-
eignisses in der Stadt auch wirklich zu ergreifen. Insgesamt stimmten die Teilnehmer – keine Überraschung – konservativ ab: Den bereits jetzt stärksten Clustern Maritime Wirtschaft und Logistik sowie Luftfahrt wurden die größten Zukunftschancen zugesprochen. Bei den Chancen des Clusters Erneuerbare Energien ist man noch vorsichtig. Kreativwirtschaft und IT sowie Gesundheitswirtschaft und Life Science werden mit den Durchschnittsnoten 2,13 und 2,22 im positiven Mittelfeld gesehen. BN
140
1 (sehr wichtig) 2
120
Welche Maßnahmen halten Sie zur Imagestärkung für geeignet?
3
100
4 5 (unbedeutend)
80 60 40 20 0
Ausrichtung von Olympischen Spielen (2,77)
Attraktionen wie Seilbahn oder Riesenrad (3,48)
Elbphilharmonie (2,07)
in Klammern: Durchschnittsnote
14
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Musicals (2,34)
PR-Bericht
Hotelbranche – Metropolen bleiben für Investoren attraktiv Unsere deutsche Stadthotellerie lebt vom Binnentourismus. Auf 83 Prozent, bei 278,9 Millionen Übernachtungen, kommen deutsche Übernachtungsgäste. Doch die Ausländer kommen: Schon in den ersten Monaten des Jahres ist ein überproportionaler Zuwachs von 8,4 Prozent auf 47,1 Millionen zu verzeichnen. Die Niederländer lagen mit 10.824.588 klar vor den Schweizern mit 5.483.657 und den Amerikanern mit 4.916.500 (DEHOGA/2013). Kaiserkai statt Spanische Treppe, Jungfernstieg statt Las Ramblas oder den Champs Elysées – das touristische Angebot der Hansestadt mit seinen vielen Großveranstaltungen wie Hafengeburtstag, Cruise Days u. ä. haben Besucher aus dem In- und Ausland in die Stadt gelockt. Viele Touristen bleiben über Nacht und lassen so etliche Euros hier. Dem Städtetourismus bietet sich ein breites, vielseitiges Angebot der Privat- und Ketten-Hotellerie. Auch der Geschäftsreisende findet sein maßgeschneidertes Übernachtungsangebot, wenn es nicht gerade die weltbekannten „weißen Häuser“ an der Alster, das Vierjahreszeiten oder das Atlantic, sein sollen. Die DEHOGA, der Fachverband für das Beherbergungsgewerbe, legte für den Zeitraum 2013 positive Zahlen zum Hamburger Markt vor und schaut zuversichtlich in die Zukunft. Die Hotellerie ist eines der Standbeine des Tourismus und zugleich als dienstleistungsintensive Branche – bundesweit gut 460.000 Beschäftigte – ein bedeutender Lohnzahler. Die Hotellerie ist aber nicht nur reines Übernachtungsgeschäft, denn die damit eng verbundene Gastronomie und das Catering bringen noch einmal gut 1,4 Millionen Beschäftigte, die in dieser Branche in Lohn und Brot stehen. Viele Gäste kommen aus dem Ausland, so
dass diese Branche dem indirekten Export zugeordnet wird. Diese soliden Zahlen lassen auch für die Zukunft hoffen, denn mit den 11,6 Millionen Übernachtungen steht Hamburg nach Berlin und München auf Platz drei im Städteranking. Das ruft nicht nur ausländische Hotelinvestoren auf den Plan, sondern motiviert auch erfolgreiche Hamburger Hoteliers zu weiteren Investitionen. Für 2014 sind laut DEHOGA (Hamburg) neun Projekte verschiedenster Kategorien in Planung: Mit 252 Zimmern kommt die Ibis Budget (City Hauptbahnhof) in der 2-Sterne-Kategorie daher; in der Speicherstadt wird es ein 192-Zimmer-Hotel der Ameron Gruppe geben, und für 2015 stehen sechs weitere Neueröffnungen auf dem Plan, davon das wohl spannendste Projekt in der Elbphilharmonie, das 5-Sterne-Top-Hotel „The Westin Hamburg“, ein 244-Zimmer-Haus der Starwood Hotels-Gruppe. Hamburg ist also gut aufgestellt! Mit einer Auslastung von 75,8 Prozent führt Hamburg die Statistik vor Berlin (72,2) an. Der Rest der Republik kommt kaum, bis auf Bremen (59,6), an die 60Prozent-Marke heran. Ein klug ausgewogener Hamburger Markt? Jedenfalls meinen die befragten erfolgreichen Privat-Hoteliers Kai Hollman und Eugen
Block gemeinsam: In Hamburg fehlt ein Kongress-Hotel. „Mit unserem Grand Elysee decken wir standortbegünstigt die Nachfrage, die der Hamburg-Besucher, ob nun Geschäftsreisender oder Tourist, an eine Großstadtherberge stellt“, meint der durch seine Steakhauskette Block House bekannte Hotelier. „Privathotels sind im Ausland deutlich weniger bekannt als international agierende Ketten, sie müssen sowohl das Marketing als auch den Direktvertrieb stärken“, meint Eugen Block. Und weiter: „In Sachen Wachstum ist noch was zu holen! Die Hamburger Hotelbranche wächst schon seit Jahren und kann auch künftig Zuwächse generieren. Allerdings stoppen Entscheidungen wie die Abgabe ‚Kultur- und Tourismustaxengesetz’ (KTTG) die Fahrt, die Abwicklung ist für die Betriebe zu kompliziert.“ Kai Hollmann, ein von der Pike auf gelernter Hotelexperte, wurde erfolgreich mit verschiedenen Geschäftsmodellen. Seine Hamburger Hotels zeigen sehr unterschiedliche Akzente. Geradezu revolutionär war 2008 seine Idee der „preiswerten Bleibe“ mit der Superbude in St. Georg. Aber auch das Gastwerk (2000) sowie das George (2008) prägen eine unverwechselbare Einmaligkeit. „Alte historische Gebäude wie auch vielversprechende Standorte waren zunächst die entscheidenden Treiber für außergewöhnliche Hotels. Alles muss langsam wachsen, sorgfältigst (!) überlegt und geprüft sein, bevor wir mit unserer Idee für ein neues Haus in die Grobplanung gehen“, so der Erfolg gewohnte Hotelbesitzer Hollmann. Seine Häuser, wie auch das KettenhotelKonzept „25hours-hotels“ (zwischenzeitlich sieben Häuser im Markt) melden außergewöhnlich hohe Belegungsraten und bestätigen somit das Konzept. EJH
15
Internationalität
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Jörg F. Debatin
Niemals 2. Liga!? Dass Hamburg eigentlich ein Platz in der Champions-League zusteht, ist für viele Hamburger eine Selbstverständlichkeit. Ein Blick in die Tabelle bringt indes Ernüchterung: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt 20
Diskutierten über Ideen für eine innovative Wirtschaft und gute Jobs: Michael Westhagemann, Claus Brandt, Moderator Jens de Buhr, Gastgeber Dietrich Wersich MdHB, Prof. Dr. Jörg F. Debatin und Prof. Dr. habil Detlef Aufderheide (v.l.)
Prozent unter dem in München. In der Akademikerquote liegt Hamburg mit 15 Prozent ein Drittel unter den Werten von München und Stuttgart. So gesehen spielt Hamburg im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung in einer Liga mit Düsseldorf – einer Stadt mit 600.000 Einwohnern. Damit Hamburg einmal den beanspruchten Tabellenplatz bekommt, sind jetzt die Weichen richtig zu stellen. Auf Einladung der CDU-Bürgerschaftsfraktion diskutierten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft am 3. April im Rathaus die richtige Strategie für den Aufstieg. Die Fokussierung auf den Hafen hat traditionell dazu geführt, dass Wissenschaft und Forschung in Hamburg lange ein Schattendasein geführt haben. Die Hamburger Universität begnügt sich noch immer mit Mittelmaß, so die Kritik von Landesvorsitzendem Debatin auf die Frage, was Hamburg noch brauche neben einem starken Hafen. „Wenn man mit Mittelmaß zufrieden ist, wird man niemals Exzellenz erreichen.“ Hamburg braucht Innovationen, um langfristige Wachstumsimpulse zu setzen. Nur 2,3 Prozent des BIP gibt Hamburg für Forschung und Entwick-
lung aus. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 2,9 Prozent. In Baden-Württemberg liegen die FuE-Ausgaben sogar bei 5,1 Prozent – mit sichtbarem Erfolg. Innovationen lassen sich indes nicht verordnen, sondern müssen wachsen. Der Staat kann fördern, aber nach Auffassung von Jörg Debatin nicht mit der Gießkanne. Dabei kritisiert er die aktuelle Hochschulpolitik in Hamburg, wonach das Hochschulbudgets jährlich um festgelegte 0,8 Prozent steigt. Damit können nicht einmal die Tarifsteigerungen aufgefangen werden. Landesvorsitzender Debatin fordert eine stärkere Fokussierung: Clusterpolitik bedeutet Stärken stärken. Die Leistungen aus Wissenschaft und Forschung müssen in der Wirtschaft auch ankommen. Innovationen erzeugen nur dann Wachstum, wenn sie verwertbar sind. Dann führen Innovationen auch zu Wohlstand und Be-
schäftigung. Eine so verstandene Wissenschaftspolitik findet schließlich den notwendigen Grundkonsens in der Gesellschaft, ist sich Michael Westhagemann, IVH-Vorsitzender und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsrats sicher. Gleichzeitig warnte er davor, die Zweitligisten aus Ostwestfalen als mögliche Konkurrenten zu unterschätzen. Auch dort sitzen einige hidden champions. Einig waren sich alle Podiumsteilnehmer darin, dass die staatlichen Universitäten in Hamburg mehr auf Exzellenz setzen und dass sie sich als Teil der Clusterpolitik verstehen müssen. So können durch Spezialisierung Leuchtturmprojekte entstehen. Hamburg braucht mehr Technologie- und Gründerzentren, damit technologieorientierte Start-up-Unternehmen eine geeignete Förderung erhalten. Am Ende braucht es für den Aufstieg auf einen vorderen Tabellenplatz vor allem den Willen zu Veränderung. Kein erfolgreicher Trainer hat je seine Mannschaft auf Selbstgenügsamkeit eingeschworen. BN
17
Interview
„Gold fällt bei uns quasi als Abfall an“ Der Senior Vice President Corporate Energy Affairs bei Aurubis kennt sich gut aus auf dem Energiemarkt. Die Reform des EEG beurteilt er verhalten positiv. Auf ein energieintensives Unternehmen wie Aurubis hat die Energiewende massive Auswirkungen. Ein Gespräch mit Ulf Gehrckens. Herr Gehrckens, wir haben uns kürzlich bei einer Veranstaltung mit EU-Kommissar Oettinger getroffen. Er kennt sie offenbar persönlich. Bundeswirtschaftsminister Gabriel kennt sie sicherlich auch. Ja. Beide haben schon in meinem Elektro-Auto gesessen und sind mit mir über das Firmengelände gefahren. Was erzählen Sie Herrn Gabriel dann? Ich sag es mal so: Es gibt heute in der deutschen Politik eine starke Diskrepanz zwischen dem, was ist und der öffentlichen Meinung. In den Botschaften, die die Menschen bekommen, sind viele kleine Dinge drin, die nicht ganz stimmen, „viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit“. Als Herr Gabriel seinen Vorschlag zu den Ökostrom-Rabatten vorstellte, wurde ihm morgens im Bundestag vorgeworfen, der Industrie zu viel zu geben. Nachmittags bei den Energieintensiven wurde er für das Gegenteil beschimpft. Insgesamt wird in der Öffentlichkeit kaum über die Ursache der enormen Zusatzbelastung durch die Erneuerbaren, sondern nur über deren Lastenverteilung diskutiert. Das eigentliche Problem, dass hier für 25 Milliarden Euro ein Gegenwert von lediglich 2,5 Milliarden Euro erzeugt wird, ist kaum bekannt. Da stoßen eben zwei Interessen aufeinander. Ist es nicht Aufgabe von Verbänden, Interessen zu vertreten und Aufgabe der Politik, einen Kompromiss zu finden? Nur ist der Kompromiss nicht immer die beste Lösung. Wir brauchen die optimale Lösung, sonst wird es eben teuer. Es könnte ja sein, dass einer auch Recht hat. Wer hat denn jetzt bei der EEG-Reform Recht? Da stören mich die Zahlen, die im Umlauf sind. Es fängt schon mit der Frage an, was eine Kilowattstunde kostet.
18
Wenn ich aus Wind oder Sonne Strom erzeuge, kriege ich das an guten Standorten für 5 bis 7 Cent pro Kilowattstunde hin. Eine Kilowattstunde mit Gas erzeugt kostet auch 6 bis 7 Cent. Trotzdem ist beides nicht gleich teuer, denn den Windstrom kriege ich nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Bei Energie ist der Zeitpunkt immens wichtig. Stellen Sie sich doch den Wert eines Gutscheines für eine Taxifahrt zum Hauptbahnhof vor, aber der Taxifahrer bestimmt, wann er Sie abholt. Das heißt, dass Strom produziert wird, der nicht abgenommen wird. Genau. Von den über 500 Milliarden Kilowattstunden, die produziert werden, werden 25 Prozent durch Regenerative erzeugt – an bestimmten Tagen. Da es – noch – nur 25 Prozent sind, kriegt man sie auch unter. Dafür müssen allerdings die anderen Kraftwerke runterfahren und werden dadurch unrentabel. Die Menschen glauben, mit dem heutigen Ausbau haben wir schon 25 Prozent. Wenn ich jetzt viermal so viel ausbaue, habe ich 100 Prozent. Das stimmt eben nicht. Schon heute gibt es Stunden, wo die Erneuerbaren quasi den Gesamtbedarf abdecken. Wenn ich jetzt viermal so viel produziere, habe ich dann eben auch viermal mehr, als ich brauche. An anderen Tagen mit wenig Sonne und Wind reduziert sich der Anteil gravierend auf nur noch wenige Prozent. Selbst bei dem geplanten Ausbau bis zum Jahr 2050 auf 190 Gigawatt Erneuerbare – und das bei einer Höchstlast in Deutschland von 80 Gigawatt und einer Durchschnittlichen von 60 Gigawatt – hätten wir an sonnen- bzw. windstillen Tagen nur eine „gesicherte“ Stromleistung von 19 Gigawatt (etwa 10 Prozent). Demnach müssten auch dann noch 60 Gigawatt konventionelle Energieerzeugung parat stehen, um die deutsche Höchstlast bedienen zu können. Alternativ gibt es nur die Möglichkeit der Speicherung.
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Ulf Gehrckens und Brigitte Nolte
Also müssen wir Speichermöglichkeiten entwickeln. Ja, unbedingt! Wir können Strom aber auch heute schon speichern. Es kostet nur unheimlich viel Geld. Man kann ja Batterien hinstellen. Aber dann ist die Kilowattstunde zwei- bis dreimal so teuer, auch dieses ist weitläufig kaum bekannt. Ist für Aurubis die Eigenstromerzeugung eine geeignete Lösung? Wir sind ja eigentlich Kupferproduzent und kein Energieversorger; und grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass jeder möglichst das tun sollte, was er am besten kann. Aber wir produzieren selbst auch Energie, nämlich die, die aus Abwärme entsteht. Das halte ich auch für sinnvoll gerade hinsichtlich Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wir kaufen ja Kupferkonzentrat aus z.B. Chile oder Australien. In der Erde kommt Kupfer nur in Spuren vor. Daher wird das Kupfererz vorkonzentriert auf etwa 30 Prozent. Neben den 30 Prozent Kupfer enthält dieses Konzentrat etwa 30 Prozent Schwefel. Der Rest ist Schlacke. Darin sind noch andere Wertmetalle enthalten, wie Gold Platin, Paladium, Silber, Telur ... ... da ist auch Gold drin? Ja, wir produzieren einen Großteil vom deutschen Gold. Das ist immerhin für knapp eine Milliarden Euro Gold im Jahr, die wir in Hamburg ausbringen und das fällt bei uns quasi als Abfall an. Schön wäre das, wenn wir es geschenkt bekommen würden. Aber das wird natürlich von den Minen eingepreist. Wie
gesagt ist in den Konzentraten auch ein erheblicher Schwefelanteil. Natürlich nutzen wir den Energiegehalt des Schwefels in unserem Produktionsprozess aus und erzeugen in großen Mengen Schwefelsäure, als Grundstoff für die chemische Industrie (Kunststoffe, Dünger). Sie haben sich selbst mal als eine Aurubis-Immobilie bezeichnet. Seit 34 Jahren sind Sie schon für Europas größte Kupferhütte tätig. Die Umweltauflagen sind in der Zeit sehr stark gestiegen und damit auch die Kosten für Umweltauflagen. Geht das noch weiter? Wir sind als Kupferhütte in der Welt führend im Umweltschutz. Das heißt: Die anderen müssen erstmal nachkommen und entsprechend Investitionen aufholen, die bei uns schon erfolgt sind. Wenn man Emissionen verhindern will, passiert das in der Regel über Filter. Jeder Filterprozess benötigt Energie, entweder um Gegendruck im Schlauchfilter herzustellen, oder direkt im Elektrofilter. Etwa 30 Prozent unseres Energieeinsatzes erfolgt für den Umweltschutz. Kommen wir nochmal zur EEG-Reform. Voraussetzung für die Befreiung von der EEG-Umlage ist in Zukunft ein Stromkostenanteil von 16 Prozent, später 17 Prozent der Bruttowertschöpfung. Betrifft Sie die Erhöhung dieser Grenze? Das ist genau ein Problempunkt bei dem neuen Gesetz. Die Bruttowertschöpfung besteht in Kurzform aufgezählt aus Löhnen und Gehältern sowie aus Investitionen und letztlich auch dem Gewinn. Das sind die Hauptbestandteile. Da wir sehr viele Leute beschäftigen, ist die Bruttowertschöpfung entsprechend hoch ... ... und der Stromkostenanteil dadurch eher gering. Ja. wir hätten ja auch statt einer eigenen Transportabteilung alles mit einer Spedition abwickeln können. Dann hätten wir eine geringere Bruttowertschöpfung und kämen schneller über die Hürde. Außerdem schwankt diese Bruttowertschöpfung. Dadurch können wir mal drin sein in der Ausnahmeregelung und mal nicht.
Das heißt, Sie steuern das dann so, dass Sie über die Hürde kommen? Wir passen natürlich auf, dass wir nicht darunter fallen. Das Problem ist, dass das EEG so teuer ist. Heute liegt der normale Strompreis an der Börse bei 4 Cent pro Kilowattstunde. Die EEG-Umlage beträgt über 6 Cent. Das heißt, dieser Zuschlag ist schon 150 Prozent vom eigentlichen Strompreis. Es kann schnell passieren, dass wir das zahlen müssen. Stellen Sie sich vor, in einem Monat fällt ein Aggregat aus. Wir können also nicht produzieren. Dann haben wir einen Monat lang keine Stromkosten – aber trotzdem Bruttowertschöpfung, weil wir ja weiter Löhne und Gehälter zahlen. Ein produktionsloser Monat bringt dann nicht nur keinen Gewinn, sondern kann auch noch dazu führen, dass ein erheblicher Nachschlag für das EEG anfällt. Wir müssen diejenigen, die sich grundsätzlich gegen eine Befreiung von den EEG-Kosten aussprechen, davon überzeugen, dass das aber unausweichlich ist für eine Industrie, die ein Produkt herstellt, das an internationalen Börsen weltweit gleichpreisig gehandelt wird. Für diese Unternehmen gibt es keine Möglichkeit diese künstlichen lokalen Zusatzkosten an ihre Kunden weiterzureichen. Das sollte für jedermann verständlich sein. Ein beliebtes Argument ist ja immer, dass die von der Umlage befreiten Unternehmen vom EEG profitieren, da der Strompreis an der Börse durch das größere Angebot sinkt. Ein wichtiger Punkt! Es ist so: In Deutschland richtet sich der Strompreis nach den Produktionskosten eines quasi abgeschriebenen Steinkohlekraftwerks. Liegt der Preis pro Kilowattstunde unter diesen Kosten, würde nicht mehr produziert und, wie vorhin gesagt, reichen Wind und Sonne ja nicht zur vollständigen Bedarfsdeckung. In Holland ist die führende Energie Gas und das ist teurer als Kohle. So entstehen die Unterschiede, die sich sicher auch durch die geringe Kapazität der Grenzkuppelstellen so erhalten. Da wir aber am Weltmarkt gemessen werden, muss man auch sehen, dass in den USA der Strompreis bei etwa 2,5 Cent pro Kilowattstunde liegt, also halb so teuer ist wie in Deutschland.
Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer Tätigkeit bei Aurubis. Was genau ist Ihr Job? Meine Mitarbeiter und ich sind zuständig für alle Energiefragen im Gesamtkonzern, also weltweit. Da geht es zum Beispiel um den Energieeinkauf. Überall muss Strom, Gas, Wasser, Sauerstoff, Kohle, Koks, Öl eingekauft werden. Für alle Werke. Da gibt es zwischenzeitlich eine reichhaltige Gesetzgebung, die auch in allen Ländern etwas unterschiedlich ist. Es geht aber nicht nur um den Einkauf. Wir müssen vor allem auch die Lieferung der Energien sicherstellen, zu jedem Zeitpunkt. Was passiert, wenn der Strom ausfällt? In der Hütte friert das Kupfer letztendlich ein und es ist leider nicht wie bei Ihnen zu Hause, wo Sie nach dem Stromausfall die Herdplatte nur wieder hochschalten, damit das Essen wieder in die richtige Konsistenz kommt. Bei Kupfer geht das nicht! Sie müssten das eingefrorene Kupfer quasi bergmännisch mit der Hacke abbauen. Wir müssen 24 Stunden, 365 Tage durchproduzieren. Wenn wir den Ofen einmal runterfahren, verlieren wir zu viel Geld. Sind Sie Ingenieur? Ich bin Kaufmann, habe mir aber im Laufe der Zeit doch auch ein gewisses technisches Wissen angeeignet. Die Produktion ist schon sehr faszinierend. Als ich in der Schule war, da wurde gerade die Rohhütte gebaut. Wir wollten uns seinerzeit, das war 1972 oder 1973 einen Industriebetrieb ansehen und da waren wir in der „Affi“. Damals konnte man noch alles sehen, was heute stark durch Umweltschutzeinhausungen und Absaugungen versteckt bleibt: das reine Kupfer, das da aus den Öfen herausgeschossen kam und das goldgelb glänzte ... ...und da haben Sie am Tor gerüttelt und gesagt: Da will ich rein! Na, vielleicht nicht ganz. Nach dem Abitur wollte ich eigentlich Schauspieler werden. Aber meine Oma hat gesagt ich sollte erstmal was Vernünftiges lernen. Und so bin ich zur „Affi“ gekommen. BN
19
POLITISCHES FRÜHSTÜCK am 14. Mai
Falsche Lieder singen Von Peter Ramsauer weiß man, dass er ganz passabel Klavier spielen kann. Als Bundesverkehrsminister hat er einst eine CD aufgenommen mit dem Titel Adagio im Auto. Mit Mozart sollten Raser zur Langsamkeit angehalten werden. Sehr witzig dürften das die staugeplagten Norddeutschen finden. Heute ist Peter Ramsauer Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie. Den Sound des POLITISCHEN FRÜHSTÜCKs am 14. Mai bestimmte daher Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter Vattenfall und stellvertretender Landesvorsitzender des Wirtschaftsrats. Um ein Beispiel für mehr Energieeffizienz zu demonstrieren, machte er gleich mal die Kronleuchter im Festsaal des Hotel Atlantic aus. Der krasse Anstieg der Strompreise war auch seitens der Bundesregierung so nicht abzusehen, gab Ramsauer zu. Erneuerbare Energie hat nun mal höhere Produktionskosten. Als das damalige Stromeinspeisungsgesetz, der Vorläufer des heutigen EEG, vor 23 Jahren in Kraft trat, lag der Anteil der Erneuerbaren bei vier
20
Prozent. Heute liegt er bei 22 Prozent – und entwickelt sich exponentiell weiter, egal, ob die Energie gebraucht wird, oder nicht. Der Webfehler des Systems liege in der fehlenden Speichermöglichkeit. Die Reform des EEG, eines der wichtigsten und wohl das dringendste Vorhaben in dieser Legislaturperiode, braucht noch viel Überzeugungsarbeit. Die Energiepolitik muss insgesamt neu ausgerichtet werden. Da wird einerseits stets die Importabhängigkeit im Energiesektor kritisiert, andererseits fehlt es an Offenheit für neue Technologien. „Es wird sofort alles verdammt, was neu ist“, so Ramsauer. Mit Fracking könnte
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Peter Ramsauer MdB Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie
beispielsweise Erdgas als heimische Energiequelle erschlossen werden. Allerdings wird bei uns schon gleich die Erforschung der Möglichkeiten reflexartig zurückgewiesen. Ein anderes Beispiel: Mit der Entscheidung für einen vorzeitigen Atomausstieg nach Fukushima hat die Bundesregierung den Energieunternehmen hohe Kosten – und Unsicherheiten – aufgebürdet. Völlig zu Recht kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass derjenige, der Kosten verursacht –
in diesem Fall also die Bundesregierung –, sie auch zu tragen hat. Wirklich geklärt ist hier reichlich wenig. Jetzt haben die Unternehmen der Bundesregierung einen Vorschlag unterbreitet, der unter dem Stichwort „Atom-Stiftung“ in der Öffentlichkeit prompt zerrissen wurde. Kompromisse lassen sich auf diese Weise im politischen Geschäft nur schwer finden. Jetzt, da Ramsauer nicht mehr der Kabinettsdisziplin unterworfen ist, sieht er sich deutlich freier darin, eigene Grundpositionen zu vertreten. Letztendlich ist es auch Aufgabe eines Abgeordneten, für eigene Überzeugungen zu werben. Dass der Netzausbau kommen wird, auch wenn sein bayerischer Ministerpräsident dagegen wettert, ist für Ramsauer völlig klar. Der Blick nach Bayern zeigt wohl eher, wie Volksmusik komponiert wird: Stimmungen auffangen und in Töne übersetzen. Für eine erfolgreiche Politik muss man hingegen auch Stimmungen verändern wollen. Nicht nur Pieter Wasmuth fordert daher eine neue Balance zwischen Ökonomie und Ökologie. Ob es um Stromtrassen geht oder um Brücken, Straßen und andere Infrastrukturprojekte: Der Widerstand gegen Großprojekte ist vorprogrammiert und wird mehr und mehr zum Standortproblem. Was wir brauchen, ist ein Mentalitätswechsel. „Deutschland darf nicht nur ein Land
der Ideen, sondern muss auch ein Land des Umsetzens sein“, so Ramsauer. Das ausufernde Verbandsklagerecht hat zu den jetzigen Problemen ein großes Stück beigetragen. Eine Politik, die nicht mehr dem Erhalt von Wohlstand und Arbeitsplätzen verpflichtet ist, sondern dem Austarieren von Einzelinteressen, wird ihre Wettbewerbsfähigkeit verspielen. Die Elbvertiefung ist daher Ramsauers Leibund Magenthema. Im Ausland sind die deutschen Probleme kaum zu vermitteln. „Tell me about the deepening of the Elbe River“, wurde Ramsauer einst von seinem chinesischen Amtskollegen gefragt. Ob er es ihm hat verständlich machen können? Dass heute keiner mehr für das Reformprojekt der Agenda 2010 verantwortlich sein will, obwohl gerade diese die heutige Stärke begründet hat, ist schon bezeichnend. Stattdessen ist die große Koalition dabei, die Arbeitskosten zu erhöhen und die Energiekosten anzuheben. Gleichzeitig verfällt die Infrastruktur und notwendige Baumaßnahmen lassen sich in der Bevölkerung nicht durchsetzen. Da muss man sich mit Peter Ramsauer Sorgen um das wirtschaftspolitische Profil der Unionsparteien machen. Solange aber die CDU das Lied der SPD singt, ist die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bedroht. BN
Pieter Wasmuth
Dr. Werner Marnette
21
Abendveranstaltung am 6. Mai
Zum Glück vereint
Was haben die Bürger davon? Mit der Europäischen Gemeinschaft verbinden sich Gedanken an
Holger Preibisch, Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP, Präsident des Europäischen Parlaments a.D., Dr. Roland Heintze MdHB, Europapolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Prof. Dr. Jörg F. Debatin (v.l.)
das Glühbirnenverbot, die Regeln für gekrümmte Gurken und die Normung von Kaffeemaschinen. Diesem Blick auf überspannte Auswüchse aus Brüssel stellt Pöttering „die großartige europäische Idee“ entgegen. Er schöpft seine Motivation aus dem sinnlosen Tod seines Vaters, der auf europäischem Boden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gefallen war. Frieden ist heute innerhalb der EU eine Selbstverständlichkeit. Die Abendrunde des Wirtschaftsrats am 6. Mai machte deutlich, dass sich mit dem Namen Pöttering einer der bedeuten-
22
den Vorkämpfer für ein geeintes Europa verbindet. Seit den ersten Direktwahlen 1979 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments und heute der einzige Europaparlamentarier, der seitdem durchgehend wiedergewählt wurde. Acht Jahre lang war Pöttering Fraktionsvorsitzender der EVP (Zusammenschluss der konservativen Fraktionen aus den EU-Ländern) und von 2007 bis 2009 Vorsitzender des Parlaments. Als er vor 35 Jahren seinen Sitz in Brüssel einnahm, war das Parlament ohne jede Gesetzgebungskompetenz. Im Laufe eines zähen Prozesses, der Pöttering an vorderster Front sah, kann heute kein Gesetz mehr ohne Zustimmung des Parlaments erlassen werden. Die Gemeinschaft gewinnt an Bürgernähe.
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Unter der trefflichen Moderation unseres stellvertretemdem Landesvorsitzenden Holger Preibisch äußerte sich auch der zweite Podiumsteilnehmer, Dr. Roland Heintze MdHB, zu aktuellen Problemen der Europäischen Gemeinschaft. Eine Auswahl von Fragen, die von Preibisch und aus der Zuhörerschaft zur Diskussion gestellt wurden: ■ Welche Entscheidungen stehen im EU-Parlament an? Für beide Diskutanten gelten Bemühungen als vordringlich, den Gemeinschaftsgeist, die Solidarität, der Europäer zu steigern und die Zustimmung innerhalb der Bevölkerung zu verbessern. Pöttering sagte, dass sich die EU über eine Gemeinschaft für Geld und Wirtschaft hinaus zu
einem solidarischen Staatenbund entwickeln müsse. Einen Schwerpunkt für die Zukunft sieht er bei Anstrengungen für Forschung und Bildung und in Bestrebungen, junge Menschen aus den verschiedenen Nationen zusammenzuführen. Heintze hält auch die problemlose Freizügigkeit und Integration von Arbeitnehmern innerhalb der Union für verbesserungswürdig. ■ Vertiefende Fragen zu aktuellen Problemen betrafen zunächst eine gemeinsame Außenpolitik aller 28 EU-Staaten. Pöttering konnte hierzu wenig konkrete Hoffnung verbreiten. Er war mit Heintze einig, dass Europa internatio-
nal größere Geltung haben und gleichzeitig aber auch mehr Verantwortung übernehmen müsse. Er wies darauf hin, dass wir momentan die – erwünschte – Hilfestellung für marode Zustände in Afrika allein den Franzosen überlassen. ■ Weiterhin wurde das Problem einer Harmonisierung der Sozialsysteme angesprochen. Deutschland wehrt sich gegen eine Sozialunion, weil die bestehenden Unterschiede in der Gemeinschaft zu groß seien. Allerdings müssen, so Pöttering, Mindeststandards möglich sein, für die sich Teilbereiche auch anbieten. ■ Die Frage nach einer einheitlichen
Amtssprache innerhalb der Organe der EU ist illusorisch. Die 25 unterschiedlichen Sprachen aus den 28 Mitgliedsstaaten sind formal gleichberechtigt. Kein Land wird zurücktreten, sodass die Vielfalt weiterhin einen enormen Aufwand bedingt. Als Meilensteine während seines Engagements für ein geeintes Europa nannte Pöttering die deutsche Wiedervereinigung und den EU-Beitritt ehemaliger Ostblockstaaten – im Baltikum, ferner Polen, Tschechoslowakei und Ungarn. Damit sei die Spaltung Europas in kaum vorhersehbarem Umfang abgebaut worden. He
Smelk® Haferdrinks – Milchalternative mit Zukunftspotential Im Jahr 2010 trat das Unternehmen Peter Kölln KGaA erstmalig mit einem Produktkonzept außerhalb des Markts für Frühstückscerealien an: Mit den 3 Varianten Smelk® Classic, Vanille und Schoko führten die Elmshorner ein HaferdrinkSortiment ein, das den Markt für Crealiendrinks massiv belebt hat. Zweistellige Zuwachsraten belegen die weiterhin positive Resonanz in der Verbraucherschaft. Frei von Milchbestandteilen und damit auch von Milcheiweiß sprachen die drei Smelk®-Varianten von Anfang an all diejenigen an, die Laktose bzw. Milcheiweiß nicht vertragen. Schnell kristallisierten sich weitere relevante Verbraucherkreise heraus – heute gehören Personen, die bewusst weniger tierische Lebensmittel verzehren möchten, bis hin zu Veganern zu einer starken Zielgruppe des Smelk® Haferdrinks aus Elmshorn. Zudem zahlen auch Nachhaltigkeits-Gesichtspunkte auf das Produktkonzept ein: So ist der Smelk® Haferdrink von Natur aus sojafrei und spricht
damit alle Verbraucher an, die mit Soja die Stichworte Gentechnik, Abholzung von Regenwäldern oder Lebensmittelallergien verbinden. Auch ist immer mehr Verbrauchern bekannt, dass mit der Herstellung pflanzlicher Lebensmittel ein geringerer Wasserverbrauch sowie ein niedrigerer CO2-Ausstoß verbunden ist. So ist es auch eine Selbstverständlichkeit, dass der Tetra Pak® Getränkekarton FSC-zertifiziert ist. Das stärkste Argument aber ist in diesem Zusammenhang die Aussage „In Norddeutschland angebaut & verarbeitet“. Dies wird dadurch unterstrichen, dass alle Smelk® Haferdrinks ausschließlich mit Hafer aus Vertragsanbau hergestellt werden. Dafür arbeiten die Hafer-Spezialisten mit einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb auf der Insel Rügen zusammen. Hier wird der Hafer sinnvoll in die Fruchtfolge eingebunden und bekommt durch die günstigen klimatischen Bedingungen alles, was er braucht: Feuchtes Klima nach der Saat und viel Sonne vor der Ernte. Durch den persönlichen, vertrauensvollen Kontakt zum Erzeuger ist dem Unternehmen Kölln möglich, den Hafer von der Auswahl der Hafersorte bis zur Ernte in einer Hand zu wissen und zu begleiten. Aktuell bekommt das Trio mit einer Mandelvariante Verstärkung. Mit Kölln Smelk® Mandel greift Kölln den Trend
PR-Bericht
zu „nussigen“ Geschmacksrichtungen auf und bietet mit der Kombination aus Hafer und Mandel eine Innovation für den Markt der Cerealiendrinks. Ebenso wie alle anderen Smelk®-Varianten überzeugt Smelk® Mandel pur als Drink, zu Müsli & Co. sowie zum Kochen und Backen. Dabei bleibt Kölln seiner Maxime als Hafer-Spezialist treu. Denn der typische Geschmack von Smelk® harmoniert ganz hervorragend mit dem aromatischen Geschmack gerösteter Mandeln. Fazit im vierten Jahr nach der Einführung. Durch Smelk® hat die Marke KÖLLN neue Käuferschaften für sich gewonnen. Diese ist tendenziell jünger und urbaner. Eng damit verbunden hat sich auch die Präsenz auf den Social Media-Kanälen verstärkt, denn genau hier wird über neue Produktkonzepte ebenso intensiv diskutiert wie über Ernährungsgewohnheiten und Lebens■ ansichten.
23
POLITISCHES FRÜHSTÜCK am 19. März
Internationale Regulierung ist notwendig Sei es das Gehalt von Hedgefonds-Managern, die Diskussion über Bankenrettungen oder die Forderung nach einer stärkeren Regulierung des
Prof. Dr. Rolf Eggert Präsident der Bundesbank d.D.
Finanzsystems – noch immer vergeht kaum ein Tag, an dem Ursachen, Auswüchse und Folgen der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise nicht in den Medien behandelt werden. Rolf Eggert, studierter Ingenieur und ehemaliger Präsident der Landeszentralbank in Hamburg, MecklenburgVorpommern und Schleswig-Holstein, nutzte seinen Vortrag im Rahmen des POLITISCHEN FRÜHSTÜCKs für eine knappe Analyse der vor sieben Jahren begonnenen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und für eine Betrachtung des gegenwärtigen Verhältnisses von Markt und Staat. Als es in den USA im Frühjahr 2007 zu massiven Zahlungsausfällen auf den Hypothekenmärkten kam, rückte die Problematik der dort üblich gewordenen Kreditvergabe an Kunden minderer Bonität zum ersten Mal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wenige
24
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Monate später, erinnerte sich Rolf Eggert zu Beginn seines Vortrags, hätte die drohende Insolvenz der SachsenLB und anderer deutscher Landesbanken als Folge der US-Immobilienkrise zu einem mehrmonatigen Ausfall des Zahlungsverkehrs in ganz Deutschland geführt. Doch warum konnte eine zunächst auf die USA begrenzte Immobilienkrise innerhalb weniger Wochen derartige Gefahren für das globale Finanzsystem entstehen lassen? „Die zunehmende Automatisierung und Internationalisierung des Zahlungsverkehrs, besonders auch das Finanzinstrument der Verbriefung
haben zur Entwicklung von immer komplexer vernetzten Systemen beigetragen, die neben dem wachsenden Nutzen auch per se höhere Risiken mit sich bringen“, so Eggert. In Deutschland war die traditionelle Kreditverbriefung von der rot-grünen Bundesregierung gefördert und schließlich gesetzlich erlaubt worden. Die an eine sogenannte Zweckgesellschaft ausgelagerten, „verbrieften“ Finanzprodukte sind für die Banken nicht mehr bilanzierungspflichtig. Der Verbriefungsbereich auf den internationalen Kapitalmärkten kam den öffentlich-rechtlichen Landesbanken gerade recht, konnten sie doch damit ihre wenig tragfähigen Geschäftsmodelle verschleiern und gleichwohl hohe Renditen erzielen. Weil die amerikanischen Hypothekenkredite durch Verbriefungen auf den internationalen Finanzmärkten refinanziert wurden, kam es infolge der Immobilienkrise und den damit verbundenen Zahlungsausfällen weltweit sowohl zu hohen Ausfallraten im Bereich der Verbriefungen als auch zu steigenden Liquiditätsproblemen. Die staatlichen Reaktionen auf die Bankenkrise mitsamt ihrer Auswirkungen auf die Realwirtschaft sind allgemein bekannt. Die staatlichen Bankenrettungen sind laut Eggert aber nicht
nur eine hohe Belastung für die Steuerzahler, sondern wirkten wie eine Absicherung der Geschäftspolitik großer Player des Finanzsystems. „Als Folge wird das Prinzip der Haftung für eingegangene Risiken außer Kraft gesetzt“, beklagt Eggert, welches ein grundlegendes Prinzip der Marktwirtschaft sei. Er fordert, dass man systemrelevante Banken und Finanzdienstleister bei Versagen ihres Geschäftsmodells scheitern lassen müsse, da nur so risikoadäquates Management gefördert werde. „Der unmittelbare Eingriff des Staates in den Markt darf nur die absolute Ausnahme sein“, betonte Eggert. Für die Umsetzung seiner Forderung nach einem geordneten Marktaustritt für Banken sei die Vereinbarung internationaler Rechtsgrundlagen unvermeidbar. Um auf Konjunktureinbrüche und andere externe Schocks reagieren zu können, wurden im Reformpaket Basel III höhere Eigenkapitalanforderungen und ein internationaler Liquiditätsstandard eingeführt. Für Eggert stellt sich in dem Zusammenhang jedoch die Frage, wie belastend sich die verschärften Regeln auf Sparkassen, Genossenschaftsbanken und gut aufgestellte Privatbanken auswirken. „Eine unangemessene Bürokratisierung der Bankenaufsicht führt zur Belastung von klei-
nen und mittleren Banken“, befürchtet Eggert. Als weiteren Kritikpunkt sprach er die seiner Auffassung nach zu großzügige Behandlung von Staatsanleihen durch die Bankenregulierung an. Staatsanleihen würden undifferenziert als risikolos eingestuft, was spätestens seit der Staatsschuldenkrise nicht mehr gerechtfertigt sei. Es wäre dementsprechend angebracht, fordert Eggert, „dass auch Staatsanleihen entsprechend ihres Risikos mit Eigenkapital unterlegt werden“. Zum Ende seines Vortrags widmete sich der ehemalige Landeszentralbankpräsident einem Bereich im Finanzsystem, der von der Regulierung nicht erfasst wird: OTC-Derivate, die – und das sei laut Eggert das Entscheidende – „bankähnliche Risiken verursachen können, ohne der Bankenregulierung zu unterliegen“. Ausgehend von dieser Gefahr sollte die Regulierung auf das gesamte Finanzsystem ausgedehnt werden und außerbörslichen Handel miteinbeziehen. Würden diese und die vorher genannten Forderungen von den G20-Staaten umgesetzt, da ist sich Eggert sicher, könnte die Finanzmarktstabilität deutlich verbessert werden. Fabian Vidacek Praktikant der Landesgeschäftsstelle
MESSE-TERMINE 2014
Hamburg Messe und Congress
26.07. – 28.07.2014
Messegelände, Hallen A1 – A4, B1 – B3 EG/OG, B4 EG und B7
Nordstil – Regionale Ordertage Hamburg Messe Frankfurt Exhibition GmbH
23.08.2014 24.08. – 26.08.2014
CCH Halle H CCH Halle H
Dalai Lama: Menschliche Werte leben Dalai Lama: Ein Leben in Weisheit und Mitgefühl Tibetisches Zentrum Event gGmbH
31.08. – 02.09.2014
CCH
Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage
09.09. – 12.09.2014
Messegelände Hallen A1 – A4, B1 – B8, Foyer Süd EG/OG, Foyer Ost EG/OG
SMM – the leading international maritime trade fair
16.09. – 17.09.2014
CCH
PRO MENSCH FORUM für Gastronomie + Hotellerie
23.09. – 26.09.2014
Messegelände Hallen A1, B1 – B7
WindEnergy Hamburg – The global on- & offshore expo
23.09. – 26.09.2014
Messegelände Halle B6 Eingang Süd
H2Expo – e-mobility, fuel cells, hydrogen & storage solutions
24.09. – 26.09.2014
Messegelände Konferenzräume Halle A4
COTECA – COFFEE • TEA • COCOA • GLOBAL INDUSTRY EXPO
24.09. – 27.09.2014
CCH
30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin
25
Foto: Noshe / DER SPIEGEL
POLITISCHES FRÜHSTÜCK am 9. April
SpiegelReflexe
Ein Nachrichtenmagazin im Medienwandel
Wer mit der Bahn vom Süden in die Hansestadt kommt, blickt in der letzten Kurve auf ein neues, grandioses Bauwerk in der HafenCity. Mit ihm hat der SpiegelVerlag ein Zeichen gesetzt, nicht nur für sein Gewicht in der deutschen Medienlandschaft, sondern auch für seine Verankerung in Hamburg.
26
Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen, wenn es gilt, die Stellung der Stadt als „führender Standort der Medien“ gegen die Anziehungskraft von Berlin zu verteidigen. Während die SpringerGruppe ihren Schwerpunkt in die Hauptstadt verlagert hat, scheinen andere Große der Branche, so Gruner+ Jahr, die „ZEIT“ und eben der SPIEGEL, ihrer hanseatischen Heimat treu zu bleiben. Im 21. Jahrhundert nähert sich die Medien- und Werbebranche in ihrer Bedeutung für Hamburg dem Stellenwert des Hafens (ihre Wertschöpfung erreichte im Jahr 2012 bereits 75 Prozent des Hafenwertes). Die erste Ausgabe des SPIEGEL erschien am 4. Januar 1947. Unter Leitung von Rudolf Augstein entwickelte sich das Blatt alsbald zum erstrangigen deutschen Nachrichtenmagazin. Seinen Ruf verdankte es vor allem der Auf-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Ove Saffe Geschäftsführer SPIEGEL-Verlag
deckung zahlreicher Affären in Politik und Wirtschaft. Das denkwürdigste Ereignis in der Geschichte des Blattes war die sogenannte „Spiegel-Affäre“ im Jahr 1962. Unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ zitierte der SPIEGEL damals aus internen Dokumenten der Bundeswehr. Der Verteidigungsminister, Franz-Josef Strauß, ließ Augstein und mehrere Redakteure verhaften. Bundeskanzler Adenauer sprach im Parlament von „einem Abgrund von Landesverrat“. Lautstarke Gruppen, insbesondere aus der jungen Generation
und der sogenannten kritischen Intelligenz, aber auch aus der internationalen Presse solidarisierten sich jedoch mit dem SPIEGEL. Der Bundesgerichtshof lehnte die Eröffnung eines Verfahrens ab. Strauß musste zurücktreten und das Magazin war fortan ein Symbol der Pressefreiheit. Der SPIEGEL gewann publizistische Macht, allerdings nach Meinung Augsteins „im Zweifelsfalle links“, was jedoch einer unabhängigen Position gewichen ist. Die lange Zeit typische, negativ-herablassende Ausdrucksweise des Magazins blieb nicht unumstritten. Folgenschwer war auch ein Artikel vom August 2000, der dem Parteispendenskandal um die schwarzen Kassen der CDU eine neue Dimension verlieh. Die weitgehenden Beschuldigungen gegen Helmuth Kohl intensivierten den rasanten politischen Aufstieg von Angela Merkel. Ein Markenzeichen des SPIEGEL bleibt der investigative Journalismus. Er macht das Blatt auf der Basis gründlicher Recherchen zu einer der signifikanten demokratischen Kontrollinstanzen. Saffe ergänzte hierzu mit sympathischer Offenheit: „Das gelingt manchmal besser, manchmal schlech-
ter“. Ein anderer Aspekt sollte nicht übersehen werden. Der SPIEGEL wirkt im Chor mit anderen Mediengiganten – so „Bild“, ARD und ZDF – durch Auswahl und Kommentar seiner Berichterstattung nicht nur informierend, sondern auch meinungsbildend. Die gedruckte Auflage (Printauflage) des SPIEGEL sinkt – wie die aller Zeitschriften – kontinuierlich seit mehr als zehn Jahren. Derzeit werden wöchentlich noch 876.000 Exemplare verkauft, 25 Prozent weniger als 2003. Immerhin wird in diesem Bereich noch das wesentliche Geld verdient. Selbstbewusst meinte Saffe (wie sinngemäß auch Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, kürzlich bei einer Veranstaltung unseres Landesverbandes), dass im ITZeitalter publizistisch anspruchsvolle Printmedien überleben werden, weil die Menschen in einer komplexen Zeit hier die beste Orientierung finden. Redaktionell vom Magazin getrennt, wächst im Gegenzug zur sinkenden Printauflage die Akzeptanz der digitalen Angebote des SPIEGEL. Insgesamt nimmt damit die Reichweite der Marke sogar wesentlich zu. Zwei Formate sind im Angebot. SPIEGEL ONLINE gibt es kostenfrei über PC’s, Notebooks,
Tablets und Smartphones. Auf dem Bildschirm finden die Nutzer fortlaufend aktuelle Nachrichten aus aller Welt. Gebührenpflichtig ist dagegen der digitale SPIEGEL. Das ist eine um multimediale Elemente erweiterte Wiedergabe des gedruckten Blattes. Sie ist für Leser gedacht, die die elektronische Form der Unterrichtung bevorzugen. Meinungsforschungsinstitute ermitteln die „Reichweite“ für die Produkte der Medienbranche, d.h. sie rechnen auf der Basis von Befragungen die Zahl der bundesweit tatsächlich angesprochenen Menschen hoch. Die Ergebnisse für den SPIEGEL lauten (2013): Printausgabe 6,0 Mio., SPIEGEL ONLINE 11,1 Millionen, SPIEGEL DIGITAL 0,9 Millionen – insgesamt erreicht der SPIEGEL somit „brutto“ 18 Millionen Menschen. Die Redaktionen im SPIEGEL-Verlag beschäftigen 400 Journalisten. Deren Themenauswahl ist dem Publikumsgeschmack ein wenig entgegen gekommen. Nicht mehr ausschließlich Politik und Wirtschaft liegen im Zugriff. Saffe formulierte es so: „Weiche Themen verkaufen sich besser.“ Mit anderen Worten: Auch der SPIEGEL muss sich dem Wettbewerb zuliebe wenigstens etwas boulevardisieren. He
27
POLITISCHES FRÜHSTÜCK am 15. April
HAM erreicht 13,5 Millionen Fluggäste Positive Perspektive für die Metropolregion Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete Hamburg Airport 2013 einen leichten Passagierrückgang um 1,4 Prozent auf 13,5 Millionen. Und dennoch zieht die Flughafen Hamburg GmbH eine positive Bilanz: Die Zahl der Starts und Landungen ist um 5,9 Prozent auf 143.802 zurückgegangen und liegt damit auf dem Niveau von 1994, als mit 7,7 Millionen weniger Passagiere gezählt wurden. Das heißt, im letzten Jahr wurden mehr Fluggäste pro Flugbewegung transportiert, denn die Zahl der Passagiere pro Flug ist um 5 Prozent auf 105 gestiegen. Damit wurde der bisher höchste Wert am Hamburg Airport erzielt. Im Durchschnitt nutzten 2013 täglich rund 37.000 Passagiere den Hamburger Flughafen, die Starts und Landungen lagen bei durchschnittlich 394 pro Tag. Die Luftfracht legte leicht zu: Im letzten Jahr stieg die umgeschlagene Fracht (inklusive Transit) am Hamburger Flughafen um 3,1 Prozent auf 65.833 Tonnen, wobei die Luftfracht um 0,4 Prozent und die LKW-Fracht um 5,2 Prozent anstiegen. Der Schweizer Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäfts-
28
führung von Hamburg Airport, testiert mit diesen Zahlen ein stabiles Ergebnis im schwierigen Markt; denn Hamburg Airport schloss das Geschäftsjahr 2013 Als der Flughafen 1911 angelegt wurde, maß er 44 Hektar. Bis heute hat sich die Fläche mit 570 Hektar mehr als verzehnfacht Der Münchner Flughafen ist mit 1.500 Hektar ungefähr dreimal so groß. Fuhlsbüttel ist Heimatflughafen der AIR HAMBURG. 32 Hektar (322.000 Quadratmeter) nimmt dabei das Haupt-Vorfeld ein. Insgesamt können am Flughafen mit seinen Terminals 1 + 2 gleichzeitig 53 Flugzeuge abgefertigt werden. Terminals Anzahl der Airlines Anzahl der Check-in-Schalter Geschäfte und Restaurants (inkl. AirPort Plaza 67) Anzahl der Reisebüroschalter
1 45 58 11
2 15 50 11
26
2
Beschäftigte 2012 am Flughafen (inklusive Lufthansa-Basis): FHG-Gruppe 1.656 Lufthansa-Basis 8.000 Luftfahrtunternehmen 950 Behörden 796 Andere 3.946 Gesamt 15.000
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Flughafenchef Michael Eggenschwiler prognostiziert positive Perspektive für die Metropolregion
mit einem Gewinn von 37,3 Millionen Euro ab, im Jahr 2012 waren es noch 39,0 Millionen Euro. Der Umsatz betrug 254,5 Millionen Euro (2012: 251,5 Millionen Euro). „Trotz der leichten Rückgänge bei den Passagierzahlen konnten wir ein stabiles wirtschaftliches Ergebnis erzielen“, so der Vorsitzende. Ein noch besseres Ergebnis verhinderten verschiedene Faktoren: Die Eurokrise und das geringe Wirtschaftswachstum (+0,4 Prozent) machten sich in Form von Insolvenzen und Sparprogrammen auch bei den Fluggesellschaften bemerkbar. Eine neue tarifliche Ergebnisbeteiligung sowie höhere Aufwendungen für Altersversorgungen führten zu gestiegenen Personalkosten. Ein langer Winter mit viel Eis und Schnee, Herbststürme sowie Streiktage verursachten erschwerte Rahmenbedingungen, um-
so wertvoller ist die Auszeichnung als „Best Airport Europe“ durch den europäischen Flughafenverband ACI-Europe“, meint Eggenschwiler. Insbesondere die Geschäftszahlen des fünftgrößten der zehn deutschen Großflughäfen sorgen für gute Stimmung bei den Gesellschaftern (Freie und Hansestadt Hamburg 51 und AviAlliance GmbH 49 Prozent). „Fuhlsbüttel, der erste Flughafen Deutschlands (1911), ist als Stadtflughafen alles andere als ein Drehkreuz der Luftfahrt“, referiert Eggenschwiler, „aber wir sind mit unserer Mobilität und der derzeitigen Infrastruktur ein interessanter Partner nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Touristik. Wir sind stark in der Luftfracht, wenn sie schnell und zuverlässig von A nach B transportiert werden muss. Im Passagierverkehr haben wir bei Starts und Landungen noch Kapazitätsreserven, und das derzeitig gängige Fluggerät (Größe A 320) macht keine Probleme, auch größere Maschinen wie den (A 380) können wir künftig problemlos abfertigen.“ Die Anbieter der preiswerten Ferienflieger schätzen u. a. die kurze Anbindung zum Hauptbahnhof; das Einzugsgebiet des Airports spricht schon bei einer eineinhalbstündigen Anfahrt 6 und bei zwei Stunden 10 Million Einwohner an. Ausblick auf das Jahr 2014: mehr Passagiere Für das laufende Geschäftsjahr gibt es viel Positives: „Unsere Passagiere können aus einem großen Streckennetz mit 120 Zielen wählen. Wir setzen auf die neuen Strecken und noch mehr Komfort für unsere Fluggäste. Rechtzeitig zu den Sommerferien kann das neue, nahe gelegene Parkhaus P1 mit rund 2.800 Stellplätzen in Betrieb
gehen. Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Aufwärtstrend bei den Passagierzahlen geben. Ich rechne mit einem Wachstum von mehr als 4 Prozent. Wir haben bereits einen guten Start hingelegt und im ersten Quartal ein Plus von 8,3 Prozent erzielt“, berichtet Michael Eggenschwiler. Rund 60 Airlines verbinden Hamburg mit ca. 115 nationalen und internationalen Zielen direkt. Die größten Airlines (nach Passagierzahlen) sind: Lufthansa, Air Berlin, TUIfly, Condor, Germanwings, Air France. Wichtig für den Hamburger Flughafen sind die politischen Rahmenbe-
dingungen: Das Norddeutsche Luftverkehrskonzept (NLK) gilt es umzusetzen. Zur Stärkung des NLK, das auf eine Initiative der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg zurückgeht, gehört es, Flughäfen mit Augenmaß und Rücksicht auf die Nachbarn zu entwickeln und an der Beibehaltung der Flugbetriebszeiten (Hannover 24/7) festzuhalten sowie die Belange von Umwelt- und Lärmschutz umzusetzen. Hamburg Airport ist als der Flughafen Norddeutschlands auf die Zukunft ausgerichtet: Dem Trend zu immer größeren Flugzeugen wird durch das „Projekt Vorfeld 1“, die Neuordnung der Vorfeldpositionen und Schaffung von „Doppelbrücken“ zur flexiblen Abfertigung von Großraumflugzeugen sowie weitere neue PierPositionen Rechnung getragen. Über den Neubau des Luftfrachtzentrums berichteten wir im letzten Magazin. Mit hohen Investitionen (50 Millionen) wurden Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt, über 15.000 Haushalte erhielten neue, Lärm dämmende Fenster. Der technologische Fortschritt führt zu leiserem Fliegen: 40 Prozent weniger Lärm seit 1997 bei fast 60 Prozent gesteigertem Passagierverkehr. Geschäftsfliegerzentrum
Unbeliebt: Luftverkehrsabgabe Die im Jahr 2012 eingeführte Abgabe für Zubringerflüge (Kurz-, Mittel- und Langstrecken 7,50 bis 42,18 Euro pro Passagier) zeigt gerade im internationalen Wettbewerb der Low-Cost-Anbieter auf grenznahen Flughäfen deutliche negative ökonomische Folgen durch zurückgehenden Passagierverkehr und Verlagerungen ins Ausland.
Das Geschäftsfliegerzentrum verfügt über eine eigene Zufahrt, Parkplätze und einen gesonderten 450 qm großen Terminal, in dem ein Flugvorbereitungsraum ganzjährig zur Verfügung steht. In den insgesamt 5.800 qm großen Hallen des 1990 eröffneten Zentrums finden etwa 20 Jets, aber auch ein- bis zweimotorige Propellerflugzeuge sowie Helikopter Platz. Diese Maschinen tragen pro Tag durchschnittlich mit 50 Starts und Landungen zum Geschehen auf dem Flughafen bei und sind eine wichtige Ergänzung zum Linienverkehr mit größeren Flugzeugen. Etwa 50 deutsche Unternehmen haben eigene Geschäftsreiseflugzeuge am Airport stehen – ob für Geschäftstermine, den brandeiligen Transport von Spenderorganen oder den spontanen privaten Wochenendtrip auf „die Insel“. Wir wünschen allzeit „happy landing!“ EJH
29
PR-Bericht
Investition in den Umweltschutz im Alstertal
Urkunde der Hamburger Umweltsenatorin für Nord-Ostsee Automobile Nord-Ostsee Automobile investiert in den Umweltschutz und Kundenkomfort im Rahmen der Modernisierung des Centers Alstertal am Poppenbütteler Weg. Als Mitglied der Umweltpartnerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg wurde hier bereits bei der Auswahl der Wärmedämmung für das Gebäude ganz im Sinne des Umweltschutzes in der Hansestadt gehandelt. Zudem wurde in stromsparende LEDBeleuchtung und energieeffiziente Druckluftversorgung investiert. Für umweltgerechte Wärmeversorgung des Autohauses am Ring 3 wird ein hauseigenes Blockheizkraftwerk eingesetzt. Somit ist dieses Center so gut wie unabhängig von der städtischen Energieversorgung und durch Energiegewinnung des BHKW Partner der Hansestadt. Auch bei der Entsorgung wurde an alles gedacht. Eine neu eingerichtete, professionelle Reststoffsammelstelle auf dem Betriebsgelände sorgt dafür, dass alle Materialien fachgerecht zwischengelagert, wieder verwendet oder umweltgerecht entsorgt werden. Investiert wurde natürlich nicht nur in den Umweltschutz. Selbstverständlich profitieren die Kunden von NordOstsee Automobile im Alstertal von der Neugestaltung des Centers. Es erwartet sie ein völlig neues Ambiente, mehr Komfort durch eine besondere Kun-
Sönke Peters, Kundendienstleiter im Center Hamburg-Alstertal zeigt stolz die Auszeichung der Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt.
denwartelounge, eine größere Anzahl an Parkplätzen und eine attraktive Auswahl an Jungen Gebrauchten und Alstertal-Sternen®. Luftgütepartnerschaft Darüber hinaus ist Nord-Ostsee Automobile seit 2013 auch Luftgütepartner in Hamburg. Die Luftgütepartnerschaft wurde gemeinsam von der Freien und Hansestadt Hamburg und der Ham-
burger Wirtschaft ins Leben gerufen, um einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in der Hansestadt zu leisten. Mit ihrem Beitritt zur Luftgütepartnerschaft bekennen sich Hamburger Unternehmen (Luftgütepartner) zur Reduzierung der verkehrsbedingten Luftschadstoffe in Hamburg. Gute Luft ist eine wichtige Grundlage und entscheidend für die Lebensqualität in der Großstadt. Handlungsbedarf besteht in Hamburg vor allem hinsichtlich des verkehrsbedingten Anteils von Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub in der Luft. Produkte wie der Elektro-Smart und der Vito E-Cell tragen bereits heute zur Entlastung bei. Die freiwillige Umweltschutzleistung von Nord-Ostsee Automobile wurde von den Behörden registriert. Seitens der Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Jutta Blankau, wurde schließlich persönlich eine Urkunde unterzeichnet, der das Unternehmen auch in Zukunft gerecht werden möchte.
Nord-Ostsee Automobile ist mit seinem Center Alstertal Mitglied der UmweltPartnerschaft Hamburg.
30
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Wirtschaftsrat im Dialog
Hamburg bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück Die FDP ist von Wahlerfolgen weit entfernt. Aber es gibt Ausnahmen bei einigen Landtagswahlen. Dafür stehen Namen wie Christian Lindner in NRW, Wolfgang Kubicky in Schleswig-Holstein und Katja Suding in Hamburg. Die Hamburger Fraktionschefin leistet anerkannte Arbeit in der Bürgerschaft und gehört als Präsidiumsmitglied in Berlin zu den Hoffnungsträgern ihrer Partei. Der Wirtschaftsrat lud Frau Suding zu einem zwanglosen Dialog über ihre Sicht auf aktuelle Probleme ein. Fünfundzwanzig Mitglieder trafen sich hierzu mit ihr auf der Empore der Bar des Atlantic-Hotels. Hamburg bleibe hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Stadt habe kein Einnahme-, vielmehr ein Ausgabeproblem, ist sich Suding sicher. Schuld daran sei der Erste Bürgermeister, der zum größten Geldvernichter aller bisherigen Bürgermeister mutiert sei. Seine politische Strategie, Probleme mit dem Scheckbuch zu lösen, gefährde die Zukunftschancen Hamburgs. Besondere Sorge gilt der HSH-Nordbank und den enormen Risiken, die die Stadt trägt. Es sei nötig, endlich eine Exit-Strategie zu entwickeln; dem Senat fehle aber der Mut dazu. In der anschließenden, lebhaften Diskussion nahm Suding auf Fragen der Teilnehmer zu unterschiedlichen Politikfeldern Stellung:
Welches sind nach Auffassung der FDP die wichtigsten Problemfelder in Hamburg? Es fehlen Impulse, die die Wirtschaft weiter beleben. Stattdessen müssen wir registrieren, dass der Wirtschafts- und Verkehrssenator die Probleme etwa bei den Abfertigungszeiten im Hafen einfach aussitzt. Dass ganz Hamburg aufgrund eines sinnlosen, aber 250 Millionen Euro teuren Busbeschleunigungsprogramms im Stau steht, lässt sich insbesondere den vielen betroffenen Anwohnern nicht vermitteln. Welche Maßnahmen hält die FDP in der Hamburger Schul- und Hochschulpolitik für vordringlich? Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir qualitative Verbesserungen im System vornehmen und die Finger von der Struktur lassen. Eine Rückkehr zu G9 an Gymnasien ist deswegen auch das Letzte, was die Schulen derzeit brauchen. Aber darüber hinaus gibt es natürlich Handlungsbedarf. Erst kürzlich beschloss die Bürgerschaft auf FDPInitiative die Bildung von Schwerpunktschulen für Hochbegabte und die Verbesserung der Lehrerausbildung auf diesem Gebiet. Bei den Hochschulen herrscht Mangelverwaltung. Die Hochschulen erhalten nicht einmal einen Inflationsausgleich. Gleichzeitig aber steigen die Auf-
Wirtschaftsrat im Dialog: Abendliches Beisammensein im Hotel Atlantic am 08.05. (Foto links unten) mit Katja Suding MdHB, Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion
gaben. Im Ergebnis fehlen Master-Studienplätze und die Zahl der Professoren wird sinken. So gefährdet der Senat den Wissenschaftsstandort Hamburg. Soll sich Hamburg um Olympische Spiele bewerben? Ja, das wäre der richtige Weg. Aber: Eine Olympiabewerbung muss von weiten Teilen der Öffentlichkeit getragen werden. Darüber hinaus muss das IOC umdenken und den Nachhaltigkeitsgedanken der Spiele betonen. Strukturen, die geschaffen werden, müssen langfristig tragfähig sein. Was kann Hamburger Wähler motivieren, bei der nächsten Bürgerschaftswahl für die FDP zu stimmen (insbesondere angesichts eines nach der Mehrheitsmeinung offensichtlich „ordentlich“ regierenden Olaf Scholz)? Es ist ein Irrglaube, dass Hamburg ordentlich regiert wird. Die Stadt zahlt einen hohen Preis für die Politik von Olaf Scholz. Anstelle vernünftiger Konzepte trägt der Erste Bürgermeister ein Scheckbuch im Sakko. Beispiel Teilverstaatlichung von Hapag-Lloyd: „I want my money back“ hieß es am Anfang. Davon sind wir weit entfernt, die bereits eingeplanten Renditen kommen nicht. Beispiel Netzrückkauf: Mit dem Kauf von 25,1 Prozent der Netze für immerhin knapp 550 Millionen Euro legte Bürgermeister Scholz den Grundstein für den teuren Erfolg der VollverstaatlichungsInitiative. Absolute Mehrheiten werden schnell zu absoluten Irrtümern. Wir werden klar machen, wie wichtig eine Stimme der wirtschaftlichen und finanziellen Vernunft im Parlament ist. He
31
Landesfachkommission
Landesfachkommission – Logistik und Infrastruktur
„Deutschland hat das größte mautpflichtige Straßennetz in Europa“ Toll Collect sammelt eine ganze Menge – Geld natürlich, aber eben auch Daten. Mit diesen anonymisierten Daten könnte man viel anfangen, zum Beispiel die konjunkturelle Entwicklung vorhersagen. Denn das Güterverkehrsaufkommen ist ein recht zuverlässiger Frühindikator. Weil Datenschutz aber ein hohes Gut ist, muss dieses Wissen ungenutzt bleiben. Außerdem lässt sich wunderbar darstellen, welche Autobahnen das höchste Güterverkehrsaufkommen aufweisen. Die A 1 gehört ebenso zu den Spitzenreitern wie die A 7 in Hamburg. „Deutschland hat das größte mautpflichtige Straßennetz in Europa“, so Martin Rickmann, Leiter Kommunikation bei Toll Collect. Die Erfassungsquote konnte in den letzten Jahren von 99,0 Prozent auf 99,9 Prozent erhöht werden. Was wie eine Marginalie klingt, macht im Jahr schon 40 Millio-
nen Euro Mehreinnahmen für den Bund aus. Insgesamt nimmt Toll Collect für den Bund ca. 4,5 Milliarden Euro im Jahr ein. Diese Einnahmen werden jedoch auf geschätzte 3,8 Milliarden Euro sinken. Grund ist das neue Wegekostengutachten, das zu einer Reduzierung der Mautsätze führen wird. Aus den regelmäßig von Gutachtern ermittelten Wegekosten wird die Höhe der Maut abgeleitet. Welche Möglichkeiten zusätzlicher Mauteinnahmen und -differenzierungen gibt es nun? Seit dem 01.08.2012 besteht eine Mautpflicht auf einigen vierspurigen Bundesstraßen. Für diese 1.200 km konnten 100 Millionen Euro im Jahr eingenommen werden. Eine Ausweitung auf weitere vierspurige Bundesstraßen dürfte noch einmal den gleichen Betrag einbringen. Eine Ausweitung der Maut für Fahrzeuge ab 7,5 t – derzeit sind Fahr-
Verkehrslast Schwerverkehr 2013 auf dem mautpflichtigen Netz durch LKW > 12t
Befahrungen prp Tag 0 - 1.000 1.000 - 2.000 2.000 - 4.000 4.000 - 6.000 6.000 - 9.000
Quellen: Befahrungszahlen: PRLG/PKM; Abschnitte: PRMD; Landesgeometrien: Copyright Tele Atlas N.V., WIGeoGIS
32
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Martin Rickmann, Toll Collect
zeuge ab 12 t betroffen – erfordert, wie die Einbeziehung weiterer Bundesstraßen, eine Änderung des Bundesfernstraßenmautgesetzes. Eine weitere Absenkung auf unter 7,5 t ist vom derzeit geltenden Betreibervertrag mit Toll Collect nicht abgedeckt. . Technisch ist die Erhebung durch den Einbau einer On-Board-Unit recht einfach. Diese Geräte ermöglichen die automatische Einbuchung und finden im Transportgewerbe breite Akzeptanz. Für Pkw hält Rickmann sie indes nicht für geeignet. Von derzeit über einer Million registrierter Fahrzeuge kommt weniger als die Hälfte aus Deutschland. Deutschland ist eben ein Transitland. Eine Mautdifferenzierung nach Orts- und Zeitklassen ist im heutigen Mautsystem bereits technisch angelegt. Allerdings ist eine örtliche Differenzierung der Mauterhebung EU-rechtlich höchstens für ökologisch besonders schützenswerte Orte möglich. Auch eine zeitliche Differenzierung ist rechtlich problematisch. Und wie geht es weiter mit Toll Collect? Der Betreibervertrag endet am 31.08.2015. Eine EU-weite Ausschreibung kommt daher wegen der langen Vorlaufzeit nicht mehr in Frage. Der Bund hat jedoch eine Verlängerungsoption und eine Call-Option, die er spätestens bis zum 28.02.2015 ziehen muss. Das wird er hoffentlich tun, denn sonst wird es vorerst nichts mit der Ausweitung der Maut ab 2015. Die Präsentation von Martin Rickmann ist im internen Mitgliederbereich auf unserer Homepage zu finden. BN
PR-Bericht
Hamburger Krawattenmanufaktur Laco weltweit
„Ist es wichtig – bist Du mit Krawatte immer richtig!“ Auf eigenwillige und ausdrucksstarke Elemente setzen, heißt, sich
von Otto Normalverbraucher abzu-
grenzen. Den Herren gelingt das
am einfachsten über die Mode. Dabei muss man nicht jedem
Modetrend folgen, denn gerade,
wer gegensätzliches liebt und trägt, fällt auf. Beispiele: Jan Delay, Christian Wulff, Johannes B. Kerner, Gui-
do Westerwelle, Ulrich Wickert, Kurt Biedenkopf oder Hans-Joachim
Kuhlenkampff. Sie alle wurden als bekennende und leidenschaftliche
Krawattenträger durch das Deutsche Mode-Institut (DMI) zum „Krawattenmann des Jahres“ gekürt.
Mit einer Krawatte macht man nichts falsch! Das ist richtig! „Gibt es überhaupt falsche Krawatten?“, fragten wir eine Hamburgerin, die es wissen muss. Jessica Bartling, Cravatière in der Hansestadt, die Modedesign studierte und heute im Hamburger Stammsitz der Firma Laco (gegründet 1837) über die aktuellen Trends für Schleifen und Binder entscheidet. Dabei geht es um Material, Muster, Farbtöne und Maße. Bei kaum einem Teil der männlichen Garderobe gibt es so viele Gestaltungsmöglichkeiten wie beim modischen
Accessoire am Männerhals. Als Blickpunkt in breit oder schmal, gemustert oder uni, ob in Strick oder Seide, ob als Schleife oder Binder, diese Schmuckstücke fallen auf – allein schon durch die Tatsache, dass man eines trägt. Kombiniert mit Anzug oder Sakko ist dieses Teil fester Bestandteil der Männermode. Jeder Mann hat schon in jungen Jahren Kontakt damit, denn spätestens KLEINES KRAWATTEN-BREVIER Grundausstattung: Der Mann von Welt hat mindestens vier Krawatten im Schrank. Empfohlen wird eine einfarbige (blau) ideal zum weißen Hemd. Eine Krawatte mit kräftigen, schrillen Regimentalstreifen, ein Modell mit dezenten Mustern und eine mit Paisley-Mustern. Die Wahl der Krawatte im Umfeld zu Hemd und Sakko oder Anzug fordert Stilsicherheit und Mut. Ein kleiner Mustermix zur Anregung: Dunkle Krawatten mit dezentem Muster passen optimal zu karierten Hemden, zu Hemden mit Fensterkaro-Design trägt man idealerweise gemusterte Krawatten im Farbton des Hemdenkaros. Krawattendesigns mit breiten Streifen passen ideal zu Hemden mit Glencheckmustern. Dunkle, solide Krawatten ergänzen ideal Hemden mit kräftigen Römerstreifen, ideal, wenn die Farben der Krawatte im Hemd auftauchen. Eine Strickkrawatte mit grober Struktur passt am besten zu feingestreiften Hemden.
bei der Konfirmation oder Kommunion oder beim Abtanzball wird es erstmals als Attribut des männlichen Geschlechts mit Stolz getragen. Aus einigen Büros ist sie – trotz casual Friday – nicht wegzudenken. Die Krawatte zum Statussymbol aufzuwerten, wäre zu einseitig, aber der Geschmack eines Mannes lässt sich an der Form und Farbe schnell erkennen. Modisches Statement zur eigenen Identität nutzen und mit dezenter optischer Darstellung punkten, das heißt, einen kreativen Modestil vertreten, der zudem das Wohlgefühl stärkt. Und darum geht es im Geschäft der Firma Laco. Der Marktführer für hochwertige Krawatten verschaffte sich schon früh einen Namen durch breit angelegte Werbekampagnen in allen europäischen Modezeitschriften. Das hanseatische Haus galt immer als Handelsplatz für Nordeuropa, und man erreichte über die Filialen in Paris und London auch Ägypten, Syrien und Japan. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handelte die Company noch mit Anzügen, Schirmen, Bettwäsche und Knöpfen. Erst in den 70ern des 19. Jahrhunderts kam die Krawatte in Mode. Charles Lavy erkannte die Bedeutung dieses Accessoires sehr schnell und wurde zum wichtigen Krawattenproduzenten. Das Unternehmen wuchs, 1906 beschäftigte es 500 Angestellte. Im Handelshaus an der Bleichenbrücke bot man viel: Panama-Hüte, Seifen, Parfüms, englische Drops und Tees und auch Krawatten. ➔
33
Mitgliederversammlung 2014
1943 zerstörte eine Bombe das Geschäftshaus, nach dem Krieg zog die Produktion in neue Räume. Die Krawatte für den gut gekleideten Herrn sollte nunmehr die Geschäftsbasis bleiben. Seit 1967 spielt der Name Rüdiger Thumann – als damaliger Geschäftsführer bei Laco – eine Rolle. Als er 1982 mit seiner Frau die Firma übernahm, folgte 1995 seine Tochter Jessica ins Unternehmen. Auch heute steht ein Laco-Produkt für guten Geschmack. Die hauseigene Fertigung von Krawatten, Schleifen, Ascots, Kummerbunde, Lambswoolund Cashmereschals zeichnet sich durch Aktualität, exklusives Design, allerfeinste Stoffe und Handarbeit aus. Über das klassische Vertretersystem wird an exklusive Herrenausstatter verkauft. Seit 131 Jahren gibt es die Hamburger Krawattenmanufaktur. Sie ist einer der letzten Betriebe in Deutschland, in dem per Hand zugeschnitten und genäht wird. Am 1. Januar übernahm Jessica Bartling den elterlichen Betrieb und ist seitdem alleinige Inhaberin. Die Krawattenindustrie ist im Umbruch. Zwei Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle. Erstens der zurückgehende Trend: „Früher trug Mann – außer an der Werkbank – jeden Tag Krawatte. Und zweitens, die Globalisierung dieser Branche. Der Preisdruck durch importierte Ware steigt. Unsere Krawatten gibt es nicht zum Discountpreis“, kommentiert Bartling ihre Preispolitik. Und weiter, „Die von uns eingesetzten Stoffe sind hochwertig, allein schon die Woll-Baumwolleinlage kostet bei uns so viel wie eine Krawatte aus China.“ An die 400 Designs werden jährlich von der studierten Mode-Designerin kreiert und rund 180.000 Teile verlassen jährlich die Stahltwiete in Hamburg-Bahrenfeld. Da der Markt hierzulande stagniert, möchte Laco die Marke im Ausland pushen. Erste aussichtsreiche Kontakte bestehen zu Japan, und demnächst präsentiert sich die Hamburger Krawatten-Manufaktur auf einer New Yorker Messe. Jessica Bartling träumt von einer Laco-Krawatte auf der Oskar-Verleihung. Ihr „Laco-Design“ würde sie auf Anhieb wieder erkennen. EJH
34
Leitbild und Ausblick Einmal im Jahr, so sieht es die Satzung vor, hat eine Mitgliederversammlung stattzufinden. Mindestens alle zwei Jahre ist auch der Vorstand neu zu wählen. Insbesondere gibt die Mitgliederversammlung aber Gelegenheit zur Aussprache über die Ausrichtung des Verbands.
Prof. Dr. Jörg F. Debatin Landesvorsitzender
In seinem Rechenschaftsbericht stellte Landesvorsitzender Debatin die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen der politischen Arbeit heraus: Mit einer Großen Koalition in Berlin, die zu immer mehr Regulierung greift, und einem SPD-geführten Senat, der mit der Mietpreisbremse Investitionshemmnisse statt Investitionsanreize setzt, komme dem Wirtschaftsrat die Aufgabe zu, ein politisches Gegengewicht zu setzen. Was braucht die Stadt, um ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zu stärken? Drei Aspekte hatte der Landesvorstand bereits formuliert: ■ effizientes staatliches Handeln ■ eine positive Vorstellung von der Zukunft der Metropolregion ■ sowie eine leistungsfähige Infrastruktur. Die Realität sieht jedoch anders aus: Hamburg ist zum Nehmerland im Länderfinanzausgleich geworden. Die Stadt erstickt im Stau. Gleichzeitig können die Hamburger nicht erkennen, welches strategische Programm der Senat verfolgt. Hier setzte Gastredner Dr. Wolfgang Peiner an.
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Ein neues Hamburg in einer neuen Welt Die Stadt soll eine Perspektive für die Zukunft erhalten. „Wir müssen wachsam sein, dass die Welt nicht an uns vorbei läuft. Wir können auf die weltwirtschaftliche Entwicklung nicht sagen: wir mogeln uns durch, sondern Hamburg muss sich eine wirtschaftliche Konzeption schaffen.“ Der Erste Bürgermeister Paul Nevermann hat im Jahr 1961 als einer der wenigen Bürgermeister in der Geschichte Hamburgs die Notwendigkeit einer Zukunftsperspektive erkannt. In dem Aufsatz „Ein neues Hamburg in einer neuen Welt“ heißt es weiter: „Ich zweifle nicht daran, dass alle Hamburger Kaufleute an
Gastredner Dr. Wolfgang Peiner Senator a.D.
einer solchen dynamischen Konzeption mitarbeiten. Der Senat sieht ebenfalls die sich ändernde Welt und wird sich initiativ darauf einstellen. Ihm wird die große Aufgabe zufallen, die vielfältigen Möglichkeiten zu koordinieren.“ Das ist von Regierungen zu erwarten, fand Peiner, der mit seinem Leitbild „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ im Jahr 2002 auf qualitatives Wachstum in einem gesamthaften Ansatz für die Entwicklung der Metropolregion setzte. Die Herausforderun-
Der gewählte Vorstand: Marcus Vitt, Pieter Wasmuth, Gunther Bonz, Ulf Gehrckens, Prof. Dr. Jörg F. Debatin, Inez Jürgens M.A., Albert Darboven, Tjark H. Woydt; es fehlt: Holger Preibisch (v.l.)
gen sind heute freilich andere als im Jahr 2002. Die globalen Herausforderungen sind bestimmt durch Finanzkrise, Migration, Zuwanderung und neue internationale Wettbewerber. Auch im nationalen Wettbewerb der Metropolen muss Hamburg dafür sorgen, nicht an die Peripherie gedrückt zu werden, etwa durch den nationalen Alleingang in der Energiewende. Hamburg weist eine unterdurchschnittliche Wachstumsdynamik auf. Es fehlt an bedeutenden Großereignissen, etwa im Sport, und auch der Hamburger Flughafen entspricht nicht den Anforderungen einer dynamischen Metropole. Hamburg braucht ein Leitbild als Grundlage für einen Masterplan – aber auch als Grundlage für einen Mentalitätswechsel. Phantasie und Kreativität lassen sich entwickeln. „Menschen müssen das Gefühl haben, da ist was los, da passiert was“, so Wolfgang Peiner. Kultur, Events und Sportereignisse können diesen Mentalitätswandel bewirken. In seinem Programm für den Wirtschaftsrat sprach sich Landesvorsitzender Debatin bereits deutlich für eine Olympiabewerbung aus. Die Stadt muss das Besondere bieten. Auch wenn die Hamburger sich für Olympische Spiele begeistern könnten, hätte dies eine hohe positive Mobilisierungswirkung.
So war am Ende der Mitgliederversammlung die inhaltliche Ausrichtung klar und nach der Auszählung der Stimmzettel auch die personelle Ausrichtung. Neben Landesvorsitzendem Debatin, der mit großer Mehrheit im Amt bestätigt wurde, konnten laut Sat-
zung maximal acht weitere Vorstandsmitglieder gewählt werden. Drei weitere Vorstandsmitglieder wurden kooptiert. Wegen der Größe des Landesverbands ist eine weitere Kooptationen möglich. BN
Seit dem 25. März 2014 stellen somit den Landesvorstand: Prof. Dr. Jörg F. Debatin Vorstandsvorsitzender, amedes Holding AG – Landesvorsitzender Gunther Bonz Generalbevollmächtigter, Staatsrat a.D., EUROGATE GmbH & Co. KGaA, KG Albert Darboven Persönlich haftender Gesellschafter, J.J. Darboven GmbH & Co. KG Ulf Gehrckens Senior Vice President, Corporate Energy Affairs Aurubis AG Inez Jürgens M.A. Fachanwältin für Medizinrecht Holger Preibisch Hauptgeschäftsführer, Deutscher Kaffeeverband e. V.
Marcus Vitt Sprecher des Vorstands, DONNER & REUSCHEL AG – Privatbank seit 1798 Pieter Wasmuth Generalbevollmächtigter, Vattenfall GmbH Tjark H. Woydt Maritime Consultant Kooptiert: Astrid Lurati Leiterin Geschäftsbereich Finanzen des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) Dr. Philip Marx Prokurist, M.M.Warburg & CO KGaA. Michael Westhagemann CEO, Region Nord Siemens AG
35
PR-Bericht
Das Geschäft mit Symbolen
FahnenFleck kehrte in die Hansestadt zurück „Das durch und durch hanseatische Unternehmen ist ein hervorragendes Beispiel für einen erfolgreichen und innovativen Betrieb“, meinte der Präses der Handwerkskammer Peter Becker 2007 in seinem Grußwort der Jubiläumsbroschüre „125 Jahre FahnenFleck“. Der von der vierten Generation geführte Familienbetrieb hat seine Wurzeln im Handwerk und ist sich dieser Tradition noch immer bewusst. Heute gilt auch für Andreas Fleck das Motto „Symbole schaffen Kontakte“, und Kontakte sind immer die Basis für gute Geschäfte. FahnenFleck-Artikel wurden und werden in der Hansestadt entwickelt, produziert und weltweit vermarktet. Die große unternehmerische Leistung, die für einen hohen Grad an Bekanntheit und Verbreitung steht, basiert noch immer auf einem Produkt mit großer Wirkungskraft: der Flagge. Sie hat sich vom Symbol der Kraft, der Macht ganzer Völker über einen langen Weg verschiedenster Kulturen bis zum vielgenutzten wirkungsvollen Werbemedium entwickelt.
36
Ende des 19. Jahrhunderts, also in der Kaiserzeit, zeigten auch die Hamburger Flagge. An den Portalen der prunkvollen Villen und Bürgerhäuser montierte man Fahnenstangen, die feinen Herren im Gehrock gingen ins fahnengeschmückte Rathaus und in die beflaggten Kontorhäuser. In dieser Zeit halten sich Nicolaus und Maria Fleck am Graskeller mit brotloser Monogramm-Stickerei für die Aussteuer reicher Patrizierfamilien über Wasser. Eines Tages hat Maria Fleck eine Vision: Flatternde Fahnen für die vielen hanseatischen Reedereien, die Kaufleute, die Zünfte, die Gesang- und Schützenvereine müssten doch mehr Geld in die Kasse spülen. Das war die Geburtsstunde der Fleck'schen Fahnenproduktion. Die hohe Fertigkeit und Perfekti-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
on der Maria Fleck beeindruckte und überzeugte die Hanseaten. Kostbare handbestickte Einzelstücke und Großserien Hamburger Reedereien lassen das Unternehmen expandieren, in größere Räume ziehen – Michaelisstraße, Caffamacherreihe und Admiralitätsstraße. Das Wachstum hält zunächst an, doch die Zeit „14/18“ und die folgende Inflation hinterlassen wirtschaftliche Spuren, die sich erst durch rotes Fahnentuch verwischen. Maria und ihr Sohn Joseph führen das Geschäft, später auch Marias Schwiegertochter Mathilde. Die Produktionsstätten werden Opfer der Bomben des 2. Weltkriegs. Erst als die britischen Truppen über die Elbbrücken einrücken, hisst Hamburg die weiße Fahne. Es beginnt für alle ein Neuanfang, auch für die Firma FahnenFleck. Am kleinen Burstah begann man nach der Währungsreform; der junge Heinz, Sohn von Mathilde und Joseph, stieg in das Geschäft mit ein. Das Sortiment wurde wieder erstellt und ständig erweitert. Es wurden Fähnchen verkauft, Wimpel, Girlanden, Plakate, Lampions, Pappnasen und Ballkostüme. Der Deutsche konnte und wollte wieder feiern, die Lebensfreude war zurückgekehrt. Wegen der großen Nachfrage verlegte man den Einzelhandel in den attraktiven Neuen Wall. In dieser Boomzeit beschäftigte FahnenFleck rund 60 Stickerinnen und Näherinnen, neue Produktionsmaschinen vereinfachten die Arbeit, verringerten die Produktionszeit und erhöhten die Effizienz. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Bereich serieller Produktion immer bedeutender, die Ära Merchandising begann, und die Produktion stellte sich darauf ein. „Dabei sein ist alles“ – diesem olympischen Motto folgte FahnenFleck 1968; Sportler und Offizielle trugen bei der Olympiade in Mexiko Stadt die Stickabzeichen des Hamburger Unternehmens. 1972 in München war die Firma Berater des Olympischen Komitees und verantwortlich für Gestaltung und Lizenzierung. Heinz Fleck und sein Sohn Andreas setzten alles auf einheitliche Souvenirs und Fanartikel, sie entwarfen das Corporate Design. Die Geschäftsidee der seriellen Fertigung klappte, so konnte man neue Absatz-
Landesfachkommission
gebiete erschließen wie z.B. die Ausstattung von Fluggesellschaften. Zunächst waren es nur die Rangabzeichen der Kapitäne, später kam die Crewuniform hinzu. FahnenFleck lieferte. Der Unternehmenssitz wurde in den 80er Jahren nach Schleswig-Holstein verlegt, denn die Produktionsmaschinen und das Rohstofflager benötigten mehr Platz. Doch im Laufe der Zeit veränderten sich die Herstellungsarten, und ausgelagerte Produktionslinien ließen den Platzbedarf wieder sinken. Ende 2013 kam das Unternehmen an die Elbe zurück. „In Hamburg sitzen
unsere Kunden, und von der Kieler Straße aus sind wir schnell bei den Veranstaltern und Agenturen“, meint Geschäftsführer Dr. Jörgen Vogt, der seit sieben Jahren gemeinsam mit Andreas Fleck das Unternehmen leitet. Weltweit genießt das Hamburger Unternehmen einen guten Ruf, hat hervorragende Kontakte und ist gefragt. Andreas Fleck: „Für die Beerdigung von Nelson Mandela haben wir eine Fahne in der Größe eines Handballfeldes genäht“, und Dr. Vogt fügt schnell hinzu: „Bis zu einer gewissen Menge können wir innerhalb von zwölf Stunden liefern.“
Für den 42-Jährigen, der 2007 die Tochterfirma in Südafrika gründete, wird es 2015 Ernst. Er wird die Firma FahnenFleck übernehmen, da Andreas Fleck aus dem täglichen operativen Geschäft aussteigen möchte. Damit wird erstmals nach vier Generationen ein Familienfremder Eigentümer. Am Hamburger Graskeller gab Marie Fleck einst den Startschuss für den Handel mit Fahnen, heute sorgt das bekannte Unternehmen mit seinen vielfältigen Artikeln und Werbesymbolen aus der Elbmetropole für weltweite Präsenz mit einem ausgezeichneten Ruf . EJH
Landesfachkommission – Immobilienwirtschaft „Wir brauchen die Vielfalt“
Prof. Dr. Dieter Läpple
Mit dem renommierten Stadtökonomen Prof. Dr. Dieter Läpple hat die Landesfachkommission Immobilienwirtschaft in ihrer Sitzung am 3. Juni einen weiten Blick in die Zukunft der Stadt geworfen. Welche Megatrends bestimmen die Entwicklung der Stadt im 21. Jahrhundert? Neben der Instabilität der Finanzmärkte beruht die städtische Zivilisation noch immer auf der Nutzung fossiler Energiequellen. Eine „Flucht nach vorn“ sei nötig, so Prof. Läpple. Die post-fossile Energienutzung könne enorme Wachstumsimpulse bewirken. Durch neue Technologien entstehen neue Wettbewerbsperspektiven. Die Digitalisierung wird weiter zunehmen und völlig neue Konkurrenzverhältnisse schaffen. Die Folge sind Unsicherheiten und Instabilität. In Städten manifestieren sich die Probleme, die aus sozialer Ungleichheit entstehen. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty hat gezeigt, dass in Ländern mit geringem Wachs-
tum die soziale Ungleichheit steigt. Für die westlichen Länder dürfte dies eine heute noch unabsehbare Herausforderung bedeuten. Angesichts dieser Entwicklungen können Städte durch eine möglichst hohe Vielfalt, durch eine funktionale Mischung, robust werden. Die Produktion muss wieder in die Stadt verlagert werden. Leben und Arbeiten werden wieder räumlich zusammen fallen. Das bedeutet aber auch völlig neue Formen der Infrastruktur. Hamburg hat mit 472 Pkw pro 1.000 Einwohner eine sehr hohe Pkw-Dichte und sie steigt weiter – anders als in anderen Städten. In New York etwa sind pro 1.000 Einwohner nur 200 Pkw zugelassen. Vor diesem Hintergrund hält Läpple die Stadtbahn für „außerordentlich sinnvoll.“ Jane Jacobs hat bereits 1970 den Widerspruch zwischen Effizienz und Vielfalt in Städten aufgezeigt. Eine Stadt, die sich nur auf eine Stärke konzentriert, ist demnach für die Zukunft nicht gut gerüstet. „Hamburg darf sich nicht dermaßen auf seine historischen Stärken beziehen“, so die Schlussfolgerung. In allen Hafenregionen gehen die positiven Effekte zunehmend ins Hinterland. Gleichzeitig steigen die Kosten progressiv. Die Zeit der HafenIndustrialisierung sei nun vorbei. Die eher hochwertigen maritimen Dienstleistungen, wie etwa Schiffsfinanzierungen, sind nicht mehr an den Standort gebunden.
Und wie steht es um die Hochschullandschaft in Hamburg? Die Probleme liegen keineswegs allein in der jetzigen Budgetierung begründet. Vielmehr liege die Ursache in 100 Jahren Hochschulpolitik. Mit der Bildungsoffensive der 70er Jahre wurden Mitarbeiterstellen in Professorenstellen umgewandelt. Dies habe tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht. Die jetzige Unterfinanzierung bedeutet, dass in absehbarer Zeit von 100 Professorenstellen zwei wegfallen. Der ständige
Stefan Spilker, Inez Jürgens M.A.
Kürzungsdruck ist eine enorme Belastung und hemmt die für die Wissenschaft so notwendige Begeisterung. Auch fehle es an Synergien in der Hochschullandschaft. Hamburg habe es versäumt, mit anderen Regionen zu kooperieren. Die Probleme der nächsten Jahrzehnte lagen am Ende der Sitzung sämtlich auf dem Tisch – „auf die Gefahr hin, dass sie uns ein bisschen erdrücken“. Einfache Lösungen gibt es nicht. „Wir brauchen die Vielfalt“, so das Credo von Prof. Läpple. BN
37
Landesfachkommission
Wachstum und Innovation
Der Staat muss viel zulassen, um viel zu ermöglichen
Zuerst die gute Nachricht: In Hamburg wird die Bevölkerung bis mindestens 2030 wachsen.
Dr. Hubert Baltes Vorsitzender der Landesfachkommission
Wenn es um Wachstum und Innovation und dadurch bedingt um Wohlstand und Beschäftigung geht, ist der demografische Wandel eine ganz entscheidende Determinante. Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte ist dabei ein Schlüsselelement. Woher diese Arbeitskräfte kommen, ist relativ unbedeutend: Es können Migranten sein oder Einheimische, Alte oder Junge. Dabei führt jeder Arbeitsplatz im wissensintensiven Bereich zu weiterer Beschäftigung im Niedriglohnsektor. Nun die schlechte Nachricht: Der Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Wirtschaftszweigen ist in Hamburg relativ gering. Dies konnte Prof. Dr. Michael Bräuninger, Forschungsdirektor am HWWI, den Mitgliedern der Landesfachkommission Wachstum und Innovation anhand eines Städterankings verdeutlichen.
Trotz dieser schlechten Voraussetzung ist die Produktivität in Hamburg relativ gut. Zur Erklärung dieses Trends müssen die globalen Rahmenbedingungen – demografischer Wandel, Globalisierung und Konkurrenz der Schwellenländer – herangezogen wer-
Kommissionsmitglied Prof. Dr. Wolfgang Winkler im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Bräuninger und Dr. Hubert Baltes
den. Für die langfristige Entwicklungsperspektive ist nun entscheidend, wie vor diesem Hintergrund Wohlstand und Beschäftigung in Hamburg ge-
Demografische Prognosen 2010 bis 2030* Hamburg Bayern Baden-Württemberg Berlin Bremen Schleswig-Holstein Hessen Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen
Bevölkerung Bevölkerung im erwernsfähigen Alter (20 - 65 Jahre)
Niedersachsen Brandenburg Sachsen Saarland Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Sachsen-Anhalt -35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
+5 Prozent
* Variante 1-W1, untere Grenze der „mittleren“ Bevölkerung. Quelle: Staatliches Bundesamt (2010), HWWI
38
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Prof. Dr. Michael Bräuninger Forschungsdirektor am HWWI
sichert werden können. Was kann der Senat tun und wie lässt sich ein Nährboden für Innovation schaffen? Eine Innovation schafft ein neues Produkt oder ein neues Verfahren. Insofern ist nicht jedes Forschungsergebnis innovativ; vielmehr muss es auch marktfähig sein. Eine Vielzahl von Faktoren ist für ein innovatives Umfeld wichtig. Risikobereitschaft ist dabei erwartungsgemäß bedeutend. Um einen Eindruck von der kollektiven Risikobereitschaft in Deutschland zu gewinnen, muss man nur Stichworte wie Fracking oder Gentechnologie nennen. Der Staat darf keine zu engen Grenzen setzen. Er muss viel zulassen, um viel zu ermöglichen. Hamburg muss attraktiv sein für innovative Unternehmen und hochqualifizierte Arbeitskräfte. Dort, wo innovative Unternehmen sind, ziehen sie andere nach sich – und ebenso weitere qualifizierte Arbeitskräfte. Es gibt nicht den einen Indikator für Innovationsfähigkeit, so Prof. Bräuninger. Es gibt aber eine Reihe von Zusammenhängen, die der Staat für eine erfolgreiche Wachstumspolitik kennen muss. Was kann der Senat also tun? Zunächst ist eine starke Vernetzung zwischen Universitäten bzw. Forschung und Wirtschaft wichtig, damit aus Forschungsergebnissen Innovationen werden. Vorhandene Cluster können unterstützt werden. Allerdings ist es nicht möglich, Cluster politisch zu bilden. Am Ende ist die beste Innovationsförderung eine gute Bildungsund Hochschulpolitik, verbunden mit einem starken Profil und hoher Sichtbarkeit. BN
Berichte aus dem Jungen Wirtschaftsrat
J U N G E R W I RTS C H A F TS R AT
Podiumsdiskussion zum Thema „Gründungsfinanzierung – Chancen und Hindernisse für Start ups in Hamburg“ Am 24. April 2014 lud der Junge Wirtschaftsrat den gesamten Verband in die Räumlichkeiten von Ernst & Young in der Rothenbaumchaussee ein. Thematisch führte der Ernst & Young Manager und JWR-Vorstandsmitglied Jan Brorhilker durch den Abend. Geladen waren mit Dirk Weipert (Geschäftsführer, Funders Club), Mathias von Bredow (CEO, Luxodo) und Martin Jung (Abteilungsleiter, Hamburgische Investitions- und Förderbank) drei Experten aus den unterschiedlichen Bereichen: Start up, Privatinvestor, staatlicher Investor. Jeder der Teilnehmer gab zu Beginn einen kurzen Einblick in seine Tätigkeit und Ziele. Mathias von Bredow stellte sein Geschäftsmodell vor. Luxodo.com bietet Fashion-, Lifestyle- und DesignHändlern eine Plattform zur Vermarktung von Produkten. Außerdem gab von Bredow einen kurzen Erfahrungsbericht über die erlebten Herausforde-
rungen bei der Suche nach Investoren in Hamburg. Dirk Weipert stellte sich und den Funders Club vor. Der Funders Club ist ein Investoren-Club, der über sein Netzwerk erfolgversprechende Start ups sucht und entweder einzeln oder aber gemeinschaftlich investiert. Martin Jung stellte den Aufgabenbereich der erst letztes Jahr gegründeten Investitions- und Förderbank vor. Verschiedene Modelle bieten hierbei Möglichkeiten für zahlreiche Unternehmen und sowohl kleine, als auch größere Investitions-Volumina. Einige Beispiele von geförderten Unternehmen veranschaulichten die Tätigkeit der HIFB. Auf dem Podium wurde in der Folge heiß diskutiert über das Leitthema. In vielen Punkten waren sich alle einig. Hamburg bietet Start ups eine hervorragende Infrastruktur, um sich zu entwickeln, auch wenn Berlin deutlich aktiver scheint. Größtes Problem ist aber die Risikobereitschaft- auch hier waren
sich die Podiumsteilnehmer einig. Besonders in der Pre-Seed-Phase scheitern viele Start ups daran, das notwendige Kapital zu akquirieren. In Deutschland und speziell in Hamburg scheint man so sicherheitsbewusst zu sein, dass lediglich in bereits erprobte Geschäftsmodelle investiert wird. Die Umsetzung einer Geschäftsidee ist daher in der Regel nur möglich, wenn eigenes Kapital vorhanden ist oder aber Freunde und Familie einspringen. Mathias von Bredow berichtete, dass er nach langer Suche erst in London fündig geworden ist und auch jetzt, für die zweite Finanzierungsrunde, bereits Gespräche im Ausland führt. Insgesamt schade, wenn ein deutsches Unternehmen nicht auch mit Hilfe von deutschen Investoren aufgebaut werden kann. Das Fazit der Veranstaltung lautet daher: Hamburg bietet Gründern beste Voraussetzungen, nur mehr Mut brauchen wir und besonders die Investoren in den ersten Phasen eines Start ups! Hauke Harders
FRAGEN AN EIN NEUES MITGLIED
Kerim Ben Hamida Diplom-Volkswirt Manager Electricity Corporate Energy Affairs, Aurubis
Herr Kerim Ben Hamida, warum sind Sie Mitglied im Jungen Wirtschaftsrat geworden? Mein Chef, Herr Gehrckens, hat mir vom Wirtschaftsrat erzählt. Bevor ich Mitglied wurde, hatte ich Gelegenheit an einem POLITISCHEN FRÜHSTÜCK teilzunehmen. Der ansprechende Vortrag über Start-up Unternehmen sowie das Miteinander der Mitglieder
hat mir sehr gut gefallen. Diese Erfahrung hat mich darin bestätigt dem Jungen Wirtschaftsrat beizutreten. In der Zwischenzeit bin ich davon überzeugt, dass der Wirtschaftsrat beste Gelegenheiten bietet, sich auf höchstem Niveau über wirtschaftspolitische Themen auszutauschen. Insbesondere als Volkswirt bereitet es mir größten Spaß diese Themen intensiv zu diskutieren. Welche inhaltlichen Themen möchten Sie als Mitglied des Jungen Wirtschaftsrates vorantreiben? In meinem Beruf als Energiemanager sammel ich viel spezifisches Wissen über Energiepolitik in Deutschland, Europa, wie auch auf globaler Ebene.
Dies möchte ich zum Anlass nehmen, um das kontrovers diskutierte Thema Energiewende aus Sicht der Generation Y (Jahrgang 1980 und jünger), die ja mehrheitlich im jungen Wirtschaftsrat vertreten ist, einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wie bewerten Sie die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander? Ich freue mich stets über den tollen Austausch zwischen den Mitgliedern. Aus den Gesprächen nehme ich häufig interessante, wie auch neue Impulse mit, die ich in meine weitere Meinungsbildung einfließen lasse und freue mich auf die nächste Veranstaltung. Die Fragen stellte Florian Eilken
39
Berichte aus dem Jungen Wirtschaftsrat
Kamingespräch mit Pieter Wasmuth Zu unserem erfolgreichen Veranstaltungsformat „Kamingespräch“ konnten wir im März Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter der Vattenfall GmbH für Hamburg und Norddeutschland begrüßen. Der Einblick in seinen spannenden Lebenslauf und in die unterschiedlichen Stationen seiner beachtlichen Karriere war ein gelungener Einstieg in die inhaltliche Diskussion. Das Thema Netzrückkauf war für die Anwesenden von größtem Interesse: Wie geht es weiter, nachdem die Stadt bereits gekauft hat? Was bedeutet dies für Vattenfall? Und: Was muss Hamburg tun, um die Konzession zu erhalten? Nach ausgiebiger Diskussion stellte sich die Frage, ob ein Volksentscheid hier überhaupt das richtige Entscheidungsinstrument ist. Komplexe Sachverhalte, wie sie im Zusammenhang mit den Energienetzen und dem stark
Christian Scheuerl, Pieter Wasmuth, Florian Eilken, Tobias Bruns
regulierten Netzbetrieb einer breiten Wählerschaft kaum in notwendigem Maß verständlich gemacht werden können, lassen sich nur schwer auf eine einfache Ja/Nein-Frage reduzieren. Keineswegs wurde jedoch eine basisdemokratische Meinungsbildung generell abgelehnt. Am Beispiel des Volksentscheids zum Netzrückkauf zeigte sich auch, dass die Formulierung der Fragestellung bereits großen Einfluss auf das Wählerverhalten hatte. Hier müsste eine Regelung getroffen werden, die eine wertfreie Formulierung sicherstellt. Schließlich war das Kohlekraftwerk Moorburg umfassender Diskussionsgegenstand. Pieter Wasmuth bot einen guten Überblick zur Historie, die zum Bau des Kraftwerks führte. Natürlich ging es auch darum, welchen Beitrag das Kraftwerk zur Energiewende leistet. Der Ausstieg aus der Kernenergie macht die Bereitstellung anderer Kraftwerke
Social Entrepreneurship:
Wenn Unternehmertum auf soziale Mission trifft Mit innovativen Ideen und unternehmerischem Geist machen sich Sozialunternehmer (Social Entrepreneurs) für Problemlösung in der Gesellschaft mitverantwortlich. Von und mit ihnen kann man viel lernen – und die eigene Expertise einbringen, um Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme zum Durchbruch zu verhelfen. Einen Einblick in die Welt des Social Entrepreneurship erhielten Mitglieder des (jungen) Wirtschaftsrats bei einem Abend im social impact lab Hamburg. Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht: Positive gesellschaftliche Veränderung braucht Pioniere, die mutig und unternehmerisch vorangehen. Wie würden wir heute über Erziehung denken, wenn
40
Maria Montessori nicht vor über 100 Jahren den ersten Kindergarten gegründet und damit die frühkindliche Bildung revolutioniert hätte? Würden wetterbedingte Ernteausfälle Landwir-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
umso wichtiger. Eine der Hauptfragen des Abends war, wie nur mit Sonnenoder Windenergie die 24/7 Energieversorgung für die Wirtschaft sichergestellt wird? Die Problematik besteht darin, dass Strom schlecht speicherbar ist und Wind- bzw. Sonnenenergie daher schlecht zur dauerhaften Stromversorgung geeignet ist. Denn beide Ressourcen stehen dem Verbraucher nicht 24 Stunden durchgehend zur Verfügung. Abschießend wurde natürlich auch noch das Thema EEG erörtert und entsprechend diskutiert. Fazit des Abends: Der Junge Wirtschaftrat möchte das Thema „Volksentscheid“ stärker thematisieren; denn es hat den Anschein, dass die Auswirkungen von einem Volksentscheid nicht von jedem Bürger überblickt werden können und somit auch negative Folgen für den Bürger bzw. die Stadt haben kann. Florian Eilken
te heutzutage noch immer in die Armut stürzen, wenn Friedrich Wilhelm Raiffeisen nicht die Genossenschaftsbanken erfunden hätte? Montessori und Raiffeisen sind nur zwei von vielen Beispielen für unternehmerische Menschen, die eigentlich „nur“ ein gesellschaftliches Problem lösen wollten und damit ganze Wirtschaftszweige erfunden haben. Das sind Sozialunternehmer – Frauen und Männer, die innovative Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme gefunden haben und sich mit ihrem Unternehmergeist dafür einsetzen, diese Lösungen weiter zu verbreiten. Beim Treffen des Wirtschaftsrates Hamburg am 18. März 2014 im social impact lab Hamburg gaben Laura Haverkamp und Christin Heuer von der Ashoka Deutschland gemeinnützigen
J U N G E R W I RTS C H A F TS R AT GmbH einen Einblick in die Welt des Social Entrepreneurship. Das globale Netzwerk Ashoka, 1980 gegründet, fördert heute in 85 Ländern mehr als 3.000 Social Entrepreneurs – erster Ashoka Fellow in Deutschland wurde in 2005 Andreas Heinecke, Gründer von Dialogue Social Enterprise in Hamburg. Die Unterstützung besteht aus Lebenshaltungsstipendien, umfänglicher professioneller Beratung und Vernetzung – untereinander sowie mit Unternehme(r)n, Stiftungen und Institutionen, die das Interesse an der Lösung bestimmter Probleme teilen und in den professionellen Austausch mit diesen innovativen Vordenkern treten möchten. Das Unternehmen Boehringer Ingelheim beispielsweise arbeitet mit Ashoka global im Rahmen der „Making More Health“ Initiative an der Identifikation und Förderung von Innovationen im Gesundheitsbereich. Begleitet wird dies durch den Austausch zwischen Führungskräften und Social Entrepreneurs sowie der Aktivierung der Auszubildenden im Rahmen eigener Projektideen. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre lässt sich klar erkennen: Gesellschaftliche Veränderung braucht
Laura Haverkamp
neben den Pionieren ebenso viele Mitgestalter und Mitstreiter, die sich mitverantwortlich machen und erkennen, dass nicht die rein finanzielle Unterstützung eines sozialen Zwecks im Zentrum steht, sondern das gemeinsame Vorantreiben von Innovation, die Stärkung der Zukunftsfähigkeit von Organisationen und das gegenseitige Lernen über Branchen und Funktionsbereiche hinaus. Die Anknüpfungspunkte für Unternehmen, Stiftungen und andere Organisationen sind vielfältig: Sozialunternehmer bieten oft attraktive Dienstleistungen an, beispielsweise im Bereich Familienfreundlichkeit (z.B. zwei Hamburger Sozialunternehmer und Ashoka
Fellows: Rose Volz-Schmidt, Gründerin von wellcome, sowie Volker Baisch, Gründer der Väter gGmbH). Social Entrepreneurs brauchen je nach Entwicklungsphase Experten für die verschiedensten Aufgaben. Viele Unternehmen entscheiden sich, ihre Expertise pro bono einzubringen – und dadurch das eigene soziale Engagement zu stärken. Eine Dritte Möglichkeit ist die direkte Förderung von Social Entrepreneurs nah am Kerngeschäft oder aus unternehmerischer Leidenschaft heraus – als (thematischer) Förderer und Stipendiengeber oder im Rahmen von Investitionen (www.fa-se.eu für mehr Informationen). Fest steht: Nur gemeinsam kann die große Aufgabe gelingen, neue, wirksame Lösungen für gesellschaftliche Probleme großflächig zu verankern. Die vielfältig positiven Reaktionen am Abend zeigten deutlich das Interesse der Hamburger Wirtschaft an dieser Verbindung von Unternehmertum und sozialer Mission. Tim Albrecht
INNOVATIONSTREIBER IT Entwicklung der vernetzten Gesellschaft
Die Kommission ITK des Landesverbandes Hamburg legt den 6. TrendReport vor.
Der neue Report kann als Hardcopy über die Geschäftsstelle des Wirtschaftsrats Hamburg bezogen werden (E-Mail: lv-hh@wirtschaftsrat.de) und steht als pdf auf der Site www.wirtschaftsrat.de zum Download zur Verfügung.
41
PR-Bericht
Berufsbegleitend zum Master
mit der NORDAKADEMIE Graduate School
Mit dem sog. Bologna-Prozess wurde 1999 ein einheitlicher Europäischer Hochschulraum geschaffen. Hiermit verbunden war eine Umstellung der bisherigen Diplomstudiengänge auf Studiengänge mit den international gebräuchlichen Abschlüssen Bachelor und Master. Mit diesem gestuften Studiensystem wurde nicht zuletzt eine zentrale Forderung der Wirtschaft umgesetzt, dass Studierende auch in Deutschland früher als bisher zu einem ersten Hochschulabschluss geführt werden sollten.
42
Die Kehrseite eines nur 6-semestrigen Bachelorstudiums ist naturgemäß, dass in der begrenzten Zeit lediglich Grundlagenwissen vermittelt werden kann und kein Raum für tiefergehende Wissensvermittlung zur Verfügung steht. Hierfür sollen die Hochschulen konsekutive (inhaltlich an das Erststudium anknüpfende) oder weiterbildende Masterstudiengänge einrichten; die Gesamtdauer eines Hochschulstudiums bis zum Masterabschluss beträgt in diesem System (mindestens) 10 Semester. Neben Vollzeitstudiengängen, deren Belegung Mitarbeiter eines Unternehmens zu einem Ausscheiden aus dem Betrieb zwingen würde, kommen auch berufsbegleitende Varianten in Betracht. Spezialisiert auf berufsbegleitende Masterstudiengänge ist die im September 2013 eröffnete NORDAKADEMIE Graduate School. Trägerin ist die NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft, die 1992 von namhaften Unter-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
nehmen (u.a. Airbus, Axel Springer, Dräger, Hauni, Philips) sowie dem Arbeitgeberverband Nordmetall gegründet wurde und mit rd. 1.500 Studierenden und über 300 Kooperationsbetrieben zu den größten privaten Hochschulen in Deutschland zählt. Während die dualen Bachelorstudiengänge (tertiäre Bildung) weiterhin in Elmshorn durchgeführt werden, wird die quartäre Bildung (ab Bachelor aufwärts) an der Graduate School in Hamburg angeboten. Flaggschiff des Studienangebots ist der bereits seit 2001 angebotene MBAStudiengang, der 2008 bei der Reakkreditierung als erster Studiengang überhaupt von der Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA) aufgrund herausragender Qualität mit dem „PremiumSiegel“ ausgezeichnet wurde. Inzwischen umfasst das Studienangebot der NORDAKADEMIE in Hamburg 6 berufsbegleitende Masterstudiengänge, die jeweils auf eine Gesamt-
dauer von 24 Monaten angelegt sind. Die Studiengänge sind für unterschiedliche Zielgruppen gedacht: MBA-Studiengang Der international ausgerichtete MBAStudiengang ist das klassische Programm zur Vorbereitung auf Führungsaufgaben im „Global-Business“ für „Nicht-Ökonomen“ (z. B. Ingenieure, Naturwissenschaftler, Informatiker, Juristen, Mediziner, Soziologen), aber auch für Wirtschaftswissenschaftler.
Mit Studiengebühren von 15.000 Euro (MBA-Programm) und jeweils 8.900
in Shanghai/Peking sowie Moskau/ St. Petersburg sowie – speziell für die Teilnehmer des MBA-Studiengangs – in Mexico City an der IPADE, die regelmäßig im Ranking der Financial Times an der Spitze der lateinamerikanischen Hochschulen steht. Das Blended Learning Konzept der Graduate School sieht einen Wechsel von Selbststudienphasen sowie Präsenzphasen (1- bis 2-wöchige Abschnitte sowie zweieinhalb-tägige Kurse) in der Hochschule vor. Plattform für die Studienmaterialien und gleichzeitig Verbindungsstelle zur Hochschule ist ein iPad (in den Studiengebühren enthalten). Für Interessenten, die (noch) kein komplettes Masterstudium absolvieren möchten, bietet die Graduate School die Möglichkeit, einzelne Weiterbildungsmodule oder Zertifikatskurse (z. B. Basiskurs BWL, Rechnungswesen, Finanzmanagement, Marketing) zu belegen. Schon jetzt steht fest, dass das Konzept der Graduate School auch in wirt-
Euro (übrige Masterstudiengänge) bietet die NORDAKADEMIE dank gemeinnütziger Trägerschaft ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Vergleich zu herkömmlichen Fernstudiengängen umfasst das Modell rd. 500 Präsenzstunden im MBA-Studiengang und rd. 300 Präsenzstunden bei den übrigen Masterstudiengängen und ermöglicht damit einen engen Austausch mit Professoren und Kommilitonen. Studienstandort ist die 5. Etage des Hamburger „Dockland“ mit spektakulärem Ausblick über die Elbe. Weitere Highlights der Masterstudiengänge sind die International Week
schaftlicher Hinsicht aufgeht: Mit rd. 200 Studierenden hat die Hochschule bereits jetzt die Spitzenposition unter allen privaten Hochschulen mit berufsbegleitenden Masterstudiengängen in Hamburg erreicht und schreibt – für private Hochschulen nicht selbstverständlich – von Beginn an „schwarze Zahlen“. Nächster Aufnahmetermin für alle Masterstudiengänge ist der 1. Oktober 2014. Nähere Informationen zu den Studiengängen, Bewerbungsverfahren und den zusätzlichen Weiterbildungsangeboten finden sich unter www.nordakademie-gs.de
Wirtschaftsingenieurwesen Die innovative Verbindung von Wirtschaftswissenschaft und Technologiemanagement erweitert und aktualisiert für Ingenieure und Wirtschaftsingenieure das Know-how im Schnittstellenbereich zwischen Wirtschaft und Technik.
General Management Zielgruppen sind ebenfalls in erster Linie „Nicht-Ökonomen“, die fehlende betriebswirtschaftliche Kenntnisse aus dem Erststudium durch ein wirtschaftswissenschaftliches Masterstudium ausgleichen wollen. Marketing and Sales Management Für Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlichen Vorkenntnissen ermöglicht dieser Studiengang eine Vorbereitung auf Führungsaufgaben in Marketing und Vertrieb. Financial Management and Accounting Ebenfalls für Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlicher Vorbildung bietet dieser Studiengang eine Spezialisierung auf dem Gebiet der nationalen und internationalen Rechnungslegung. Wirtschaftsinformatik/IT-Management Für Ökonomen sowie Informatiker vermittelt dieser Studiengang aktuelles Wissen aus den wichtigsten Bereichen des IT-Managements.
43
WR-Golfturnier am 26. Mai
Golfturnier: Wenn eine Dame gewinnt, dann darf … ... der Geschäftsführer den schweren bronzefarbenen Wanderpokal schleppen.
Der Pokal ist vergeben – diesmal an Frau Dietlinde Heitmann-Guth in der Klasse A. Wie es den 63 Mitbewerbern aus Hamburg und SchleswigHolstein erging, erfahren Sie weiter unten. Der 1962 gegründete Golfclub Hamburg-Walddörfer zeigte sich Ende Mai als gastgebender Club von seiner besten Seite. Nicht nur, dass das Wetter mitspielte, Sonne pur, bei leichtem Wind angenehme 18 Grad – nein, blühende Sträucher und Bäume wie Goldregen, Hartriegel und unzählige farbenprächtige Rhododendren bildeten eine traumhafte Kulisse mit den frischen unterschiedlichen Grüntönen auf dem beeindruckenden Golfgelände am Bredenbeker Teich. Allein der Blick von der Terrasse über drei Spielbahnen auf den Bredenbeker Teich hat etwas Faszinierendes. Die diesjährige Golfveranstaltung war ein voller Erfolg. Den Strapazen einer mehr als fünfstündigen Golfrunde war allerdings nur mit einem erfrischenden Getränk beizukommen. Und das wurde genutzt. Das durch Carlsberg gestiftete „kühle Holsten“ mundete
44
und belebte und konnte zum Teil sogar vom eigenen Spiel enttäuschte Golfgemüter trösten. Der sehr aufmerksame Restaurantservice brachte die möglicherweise durch erfolgloses Spiel verloren gegangene gute Stimmung schnell zurück und prägte den geselligen Anlass dieser jährlich wiederkehrenden Sportveranstaltung des Wirtschaftsrates. Das in drei Gruppen eingeteilte 64er Bewerberfeld ging von zwei Abschlägen (1. und 10. Tee) auf die Runde. Den in Klasse A ausgespielten ErnstWerdermann-Wanderpokal gewann Dietlinde Heitmann-Guth vom GC Förde mit 33 Stableford-Punkten. „Ich bin begeistert und noch völlig überrascht, diesen schönen, schweren Pokal zu gewinnen“, meinte die Siegerin. Weitere Nettoränge: Ehrhard Heine (32), Prof. Dr. Karsten Witt, Roland Schwarz, beide 31 Punkte. Das beste Brutto mit 20
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Ian K. Karan
Punkten teilten sich gleich drei Teilnehmer: Pascal Klapp, Carl-Heinz Klimmer und Ehrhard Heine. Die Erst- bis Drittplatzierten der Netto-Klasse B: Dirk Klos (35), Thomas Grigoleit (34) und Martina Hansen (33) Punkte. Mit 32 Punkten siegte in der C-Klasse Karin Altmann vor Jörn Caspar (31) und Dirk Ziemer (30) Punkte. Das kleine abschließende Puttturnier der Schnuppergolf-Gruppe, geleitet durch die Walddörfer Proette
Café Bar Restaurant
Genießen Sie unsere Speisen mittags, abends oder als Catering für Büro oder zu Haus
Siegerfoto: Landesgeschäftsführer Dr. Thomas H. Fiebig, Dr. Andreas C. Peters, Marion Heine, Ulrich Wermter, Dirk Ziemer, Karin Altmann, Martina Heinsen, Dietlinde Heitmann-Guth, Prof. Dr. Karsten Witt, Dirk Klos, Marion Klimmer, Carl-Heinz Klimmer, Pascal Klapp, Bodo Sachau, Uwe Jörg Stamm, Ehrhard J. Heine (v.l.)
Die Schnuppergolfer: Alexander Trappiel, Uwe Jörg Stamm, Sabine Stamm, Christopher Kock, Dr. Renate Bockwoldt, Marius Schmidt, Thomas Stuwe (v.l.)
Wir beliefern Ihre Feier oder Veranstaltung mit unseren kulinarischen Kreationen für bis zu 200 Personen innerhalb Hamburgs. Sprechen Sie uns sehr gerne an.
Inez Jürgens M.A., Dr. Ernst Werdermann
Lindsey Irvine, gewann Uwe Jörg Stamm (Schleswig-Holstein). Alle Birdie-Schützen wurden mit einer CD von Prince Alec „Friends of frozen Jogurt“ belohnt, schöne Idee! Alle Mitglieder und Gäste des Golfturniers hatten viel Spaß und dankten mit großem Beifall der Organisatorin Marcella Altersberger. Sie hatte alles perfekt vorbereitet, sich auch um die gestifteten Sachpreise bemüht: „26Mittelweg“ Hauke Har-
ders, sorgte für die Half-way-Ver-kostung, Andreas Berneike (Honorar Prince Alec), Carlsberg Brauerei, Commerzbank, Donner & Reuschel, Ernst & Young GmbH, Natura Vita, PGA Hamburg, Prince Alec und PWC AG. Den Pokal stiftete unser Mitglied Günter Wienes bereits 2004 anlässlich des Ausscheidens von Dr. Ernst Werdermann als langjährigem Geschäftsführer des Verbandes. EJH
45
Montag - Freitag: 11:00 - 0:00 Uhr Samstag: 10:00 - 0:00 Uhr Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Restaurant Twenty Six Mittelweg 26 | 20148 Hamburg Tel. 0 40/55 89 37 73 www.twentysix-restaurant.de
Neues aus dem Landesverband
IM ÜBRIGEN ... … möchten wir Sie an dieser Stelle auf die Diskussionsbeiträge im ExpertenBlog unter www.hamburg-brauchtmehr.de hinweisen. Landesvorsitzender Prof. Dr. Jörg F. Debatin geht darin ab etwa Mitte Juli der Frage nach, inwieweit wirtschaftliche Prosperität an staatlicher Bürokratie und überlangen Planungsverfahren scheitert. Die Stärke des Logistikstandorts Hamburg ist bedroht, wenn der Staat die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur nicht sicherstellt. Drei Ursachen für die Defizite im Infrastrukturbereich lassen sich ausmachen: Jahrzehntelange Unterfinanzierung des Verkehrsetats, die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren und mangelnde Akzeptanz von Infrastrukturvorhaben. Die Landesfachkommission Logistik und Infrastruktur der Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein hat in ihrem jetzt veröffentlichten Positionspapier „Han-
deln statt Klagen“ Wege aufgezeigt, wie diese Defizite behoben werden können. In seinem Blog-Beitrag erläutert Landesvorsitzender Debatin, wie das Instrument der Verbandsklage nicht nur Gerichte befasst, sondern bereits das Planfeststellungsverfahren erschwert. Am Beispiel der Fahrrinnenanpassung lässt sich zeigen, welche Schwierigkeiten durch die erst- und letztinstanzliche Zuständigkeit des Bundesverwaltungsgerichts entstehen. Dabei könnte eine Änderung der Gerichtszuständigkeit und des Verwaltungsverfahrensrechts schon viel bewirken. Der Bundesgesetzgeber hat es somit in der Hand, mit recht einfachen Mitteln die Planungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mit einem Antrag zur Bundesdelegiertenversammlung hat daher der Landesverband Hamburg Bundesvorstand und Präsidium des Wirtschaftsrats
aufgefordert, in diesem Sinne auf die politischen Entscheidungsträger einzuwirken. In den aktuell unter der o.g. Internetadresse veröffentlichten Beiträgen geht es außerdem um den Wissenschaftsstandort Hamburg und um Stadtentwicklung. Weitere Beiträge zur Hamburger Wirtschaftspolitik werden folgen. Die Blog-Beiträge enthalten natürlich jeweils eine Kommentarfunktion, die Sie gerne nutzen können. Brigitte Nolte
Frauen-Führungskräfte-Netzwerk zu Gast beim Wirtschaftsrat Simone Vera Kenski ist Beraterin für Karriere und Entwicklung mit einem langjährigen wirtschaftlichen Background. Sie verfügt über zahlreiche Kontakte in Unternehmen und in den öffentlichen Dienst. Vor mehr als fünf Jahren gründete sie ihr Netzwerk „Dialog & Werte“, welches mittlerweile mehr als 150 weibliche Führungskräfte umfasst. Beim monatlichen Business Frühstück werden unterschiedliche Themen diskutiert, Informationen gesammelt und Kontakte geknüpft. Ende März war Simone Vera Kenski mit ihrem Netzwerk zu Gast in der Landesgeschäftsstelle. Wofür der Wirtschaftsrat steht, wie der Verband sich im Lauf seiner 50jährigen Geschichte entwickelt hat und was speziell den Hamburger Landesverband ausmacht stieß bei den 25 Frauen aus Wirtschaft und Politik auf großes Interesse. Vorstandsmitglied Astrid Lurati hob hervor, dass es erklärtes Ziel des Landesverbands sei, den Frauenanteil zu erhöhen. Besonders in den Landesfachkommis-
46
Simone Vera Kenski Astrid Lurati
sionen sind zu wenig Frauen vertreten. Dabei interessierten sich die Gäste weniger für frauentypische Themen, wie etwa Vereinbarkeit von Familie und Beruf, als vielmehr für berufsspezifische Fragen: Bildung als Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung, Industriepolitik oder Wirtschaftsförderung im Hamburger Umland. Der Wirtschaftsrat kritisiert seit langem, dass Hamburg zu wenig mit den Nachbargemeinden kooperiert. Die Teilnehmerinnen aus den verschiedensten Wirt-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
Dr. Angelika Kempfert
schaftsbereichen und Verwaltungen sahen hier viel Potenzial für eine weitere Zusammenarbeit. Besonders freute sich Astrid Lurati, mit unserem Mitglied Dr. Angelika Kempfert eine überzeugende Botschafterin des Landesverbands gefunden zu haben. Als ehemalige Staatsrätin in der Sozialbehörde kann Frau Dr. Kempfert nicht nur umfangreiche Erfahrung aus Politik und Verwaltung einbringen, sondern ebenso integrierend für mehr Frauen im Wirtschaftsrat wirken. BN
Vorschau Landesverband Hamburg
BITTE VORMERKEN: 2. Juli 2014 Parlamentarischer Abend am Vorabend des Wirtschaftstages in Berlin
V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U VERANSTALTUNGEN 2. Juli 2014 Parlamentarischer Abend der fünf norddeutschen Landesverbände am Vorabend des Wirtschaftstages (nur für Mitglieder) 25. November 2014 Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) + Dr. Peter Blauwhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung, Shell Deutschland Oil GmbH (SDO) 2. Dezember 2014 Dr. Thomas Schünemann (Thema: Rallye Dakar)
POLITISCHES FRÜHSTÜCK Foto: Deutscher Bundestag / Katrin Neuhauser
9. September 2014 Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke Erzbistum Hamburg
WIRTSCHAFTSRAT VOR ORT
8. Juli 2014 Derby-Meeting
29. September 2014 EUROGATE 10. Oktober 2014 Airbus
JOUR FIXE (nur für Mitglieder) 20. November 2014 Stefan Bergmüller Geschäftsführer, Firma Breeze
Foto: EUROGATE
JUNGER WIRTSCHAFTSRAT 11. Juli 2014 Grill- / Sommerfest 16. Juli 2014 Beirat des Jungen Wirtschaftsrates: Hamburger Dialog
Nachlese
21. August 2014 Gestaltertreffen
„Wohin wir auch blicken auf
dieser Welt, überall entwickeln
sich die Chancen aus den Problemen.“
Nelson Rockefeller
28. August 2014 Golf Lounge mit Peter Merck, Geschäftsführer, Golf Lounge GmbH 11. September 2014 Fabian Heilemann, Gründer und Geschäftsführer, DailyDeal GmbH 17. September 2014 Beirat des Jungen Wirtschaftsrates: Hamburger Dialog 30. September 2014 Neumitglieder- und Gästeabend
Bitte notieren Sie: Der Wirtschaftstag findet am 3. Juli 2014 in Berlin statt. Änderungen vorbehalten
47
Neues aus den Landesverbänden
WIR BEGRÜSSEN ALS NEUE MITGLIEDER IN DEN LANDESVERBÄNDEN HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN Maik Engert Geschäftsführender Gesellschafter HSC-Nord GmbH Glinde Dr. Ottmar Gast Sprecher der Geschäftsführung Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft KG Dr. Anja Victorine Hartmann Inhaberin/Partnerin Bucketrider Unternehmensberatung Julian D. Reichert Seniorconsultant Conjuncta GmbH Dr. med. Christian Taube MBA Geschäftsführer UKE Consult und Management GmbH
Stefan Wiese Geschäftsführender Gesellschafter Oswald Iden GmbH & Co. KG Doris Dreyer Geschäftsführerin FibuNet GmbH Kaltenkirchen Esther Friehs Marktentwicklung – Promotion ALB Handels- Beteiligungsund Transport GmbH Osdorf FibuNet GmbH Kaltenkirchen Rüdiger Langenberg Rechtsanwalt Pötzl Langenberg & Kollegen, Kiel
Jens Ohde Geschäftsführer GAB Ges. für Abfallbehandlung mbH Kummerfeld Markus Schaly Vorstandsvorsitzender Bordesholmer Sparkasse, Bordesholm Klaus Schmidt Geschäftsführer Schmidt Reisen, Dagebüll Wolfgang Weinschrod Gesellschafter BIG-BAU Investitionsgesellschaft mbH Kronshagen Asko Witthuhn Rechtsanwalt Kanzlei Witthuhn & Partner Holm / Kreis Pinneberg
PR-Bericht
Kommen, sehen, informieren: MeridianVital lädt zum Open Day ein
Das neue Stoffwechsel-Kompetenzzentrum MeridianVital im MeridianSpa Wandsbek lädt am 6. Juli im Rahmen seines Open Days zu einem Rundgang ein. Auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen und haben die Chance, von Eröffnungsangeboten, Aktionen und vielem mehr zu profitieren.
48
Bereits Anfang Juni hat der Hamburger Fitness- und Wellness-Experte MeridianSpa das neue Stoffwechsel-Kompetenzzentrum MeridianVital am Standort Wandsbek eröffnet. Am Open Day haben nun alle Gesundheitsinteressierten die Möglichkeit, mehr über Stoffwechselaktivierung, Entgiftung und eine gesunde und vitale Lebensweise zu erfahren. MeridianVital Leiterin und Heilpraktikerin Mara Pelzer empfiehlt: „An diesem Tag bietet sich die Gelegenheit, unsere neuen Räumlichkeiten sowie die Angebote und hochwertige Produkte rund um das Thema Stoffwechselaktivierung genau unter die Lupe zu nehmen. Von B wie BEWEI über E wie Ernährungsberatung bis hin zu V wie Vitalstoffe – im MeridianVital findet jeder sein Konzept für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion, individuelle Gesundheitsvorsorge und ein optimales Wohlgefühl. An diesem Tag führen wir eine kostenlose Körperfett- und Lifestyleanalyse mit Vitalstoffberatung durch und geben individuelle Ernährungs-
Landesverband Hamburg | Ausgabe Juni 2014
tipps.“ Die Türen öffnen sich im Rahmen des Open Days für alle Neugierigen von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Wandsbeker Zollstraße 87-89 im MeridianSpa Wandsbek. Open Day Programm: Sonntag (6. Juli) gibt es zwischen 11.00 und 18.00 Uhr besondere Eröffnungsangebote. Gesundheitsinteressierte sollten aber auch die Präsentationen mit Mara Pelzer, Leiterin MeridianVital und Heilpraktikerin, nicht verpassen. Zeitplan: 12.00 Uhr – Tipps und Tricks, wie Sie Ihren Stoffwechsel aktivieren können – das neue MeridianVital; 13.30 Uhr – Die 21-Tage-Stoffwechselkur – das Abnehmprogramm der Promis; 15.00 Uhr – Schön und vital durch DETOX – was Vitalstoffe wirklich leisten; 16.30 Uhr – Schöner, schlanker, dynamischer – das Geheimnis von BEWEI. Weitere Informationen zum neuen Stoffwechsel-Kompetenzzentrum erhalten Sie auf www.meridianvital.de (Livegang Anfang Juli) oder direkt im MeridianVital in der Wandsbeker Zollstraße 87-89 im MeridianSpa Wandsbek.
Landesverband Schleswig-Holstein
Landeshaushalt auf sehr dünnem Eis Ohne Investitionsreserven und ohne Risikovorsorge
N
Reimer Tewes Landesvorsitzender Schleswig-Holstein (kommissarisch)
ach der Einführung der Schuldenbremse auf der Landesebene hat die Einhaltung des Konsolidierungspfades unverändert oberste Priorität. Ein nachhaltiger Erfolg darf aber nur erwartet werden, wenn Haushaltsrisiken vorbeugend begegnet wird und Investitionsreserven Spielräume offenhalten. Diesen Grundsatz einer seriösen Haushaltspolitik hat die neue Landesregierung bislang nicht befolgt. Vielmehr wurden Einsparungen der Vorgängerregierung zurückgenommen und die Ausgabenmöglichkeiten insgesamt so ausgereizt, daß trotz einer hervorragenden Einnahmeentwicklung weder Reserven für die Absicherung von Risiken noch Investitionsmittel für die Infrastrukturentwicklung abgerufen werden können. Ohne ausreichende Planungsmittel für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur droht dem Haushalt schon länger erkennbar eine deutliche Einnahmendelle. Und ohne Reserven können Risiken aus Beteiligungen wie der HSH Nordbank und dem Universitätsklinikum SchleswigHolstein das Land auf seinem Konsolidierungspfad nachhaltig ins Wanken bringen.
Vor diesem Hintergrund war die Landesregierung nicht gut beraten, die Schulbildung in Schleswig-Holstein auf ganzer Linie aufzureißen und dadurch erhebliche Mittel zu binden, ohne der mangelnden Unterrichtsversorgung an unseren Schulen dabei wirksam zu begegnen. Die Debatte um Bildungsgerechtigkeit sollte an dieser Stelle ansetzen. Die stattdessen eingeleiteten Reformen tragen dagegen alle dazu bei, daß die Unterrichtsversorgung sich noch weiter verschlechtern wird. Angesichts dieser düsteren Vorzeichen für wesentliche landespolitische Entscheidungsfelder – nämlich einer verpaßten Haushaltsdisziplin, gebremster Infrastrukturinvestitionen sowie einer entgleisenden Bildungspolitik – wird das Land absehbar in schwere See geraten – und nimmt die Wirtschaft in Schleswig-Holstein dabei in ihre Geiselhaft. Inwieweit eine solche Politik nach diesen Weichenstellungen bis zum Ende der Legislaturperiode mit einer Einstimmenmehrheit durchzuhalten ist, bleibt abzuwarten.
Reimer Tewes
Ausgabe Juni 2014 | Landesverband Schleswig-Holstein
49
Podiumsdiskussion der Sektion Neumünster am 06. Mai 2014
Welche Differenzierungen braucht unser Schulsystem? Inmitten der verschärften politischen Auseinandersetzungen um die Zukunft der Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein hat die Sektion Neumünster führende Vertreter der Universitäten und der Wirtschaft
eingeladen. Damit sollen die Anforderungen an die Qualität der heimischen Schulabgänger beleuchtet werden, die sich aus dem Anspruch internationaler Wettbewerbsfähigkeit ableiten. Die Grundlage für diese Diskussion liefern Grete Rhenius und Hans-Walter Thee, die die schulpolitischen Entwicklungen aus Sicht der Lehrerverbände darstellen. Rhenius stellt dazu einleitend fest, daß jede neue Landesregierung ein neues Schulgesetz mache. Die CDU habe in der großen Koalition vor acht Jahren mit die Hand dafür gehoben, Haupt- und Realschulen abzuschaffen und sie in Regional- und Gemeinschaftsschulen umzuwandeln. Die Gemeinschaftsschulen wurden von der SPD gefordert und verzichten vollständig auf abschlußbezogene Klassen, während die von der CDU befürwortete Regionalschule ab der 7. Klasse weiterhin zwischen Haupt- und Realschulklassen differenzieren konnte. Zudem wurden die Gymnasien von G9 auf G8 umgestellt und die Sammelfächer „NaWi“ und „Weltkunde“ eingeführt.
50
Die schwarz-gelbe Koalition mußte diese organisatorisch einschneidenden Reformen erst einmal anfangen zu verdauen, was sie aber nicht davon abhielt, das Gesetz erneut zu ändern, um abschlußbezogene Klassen für die Regio-
nalschulen schon ab der 5. Klasse und Y-Schulen mit G8 und G9-Klassen zu ermöglichen. Kurz nachdem diese Änderungen beschlossen waren, habe die Legislaturperiode zum zweiten Mal in Folge verkürzt geendet, wonach nun eine rotgrüne Koalition dank der Minderheitenpartei der Südschleswiger und einer 4 : 3-Entscheidung des Landesverfassungsgerichts mit einer Stimme Mehrheit im Parlament gravierende Schulreformen einleitet. Dafür wurde ein großer Bildungsdialog angekündigt, dessen Ergebnis bereits feststand:
Das Podium von links: UVNord-Präsident Uli Wachholtz, Prof. Dr. Peter Dominiak (Präsident Universität Lübeck), Moderator Norbert Basler (Aufsichtsratsvorsitzender BASLER AG); Prof. Dr. Dr. Frank Kempken, Vizepräsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Prof. Dr. Werner Reinhart, Präsident Universität Flensburg
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Doris Weege, Schulleiterin am Alexandervon-Humboldt-Gymnasium Neumünster, warnte davor, das Pferd durch den Ausbau neuer Oberstufen von hinten aufzuzäumen, und plädiert dafür, bildungspolitische Investitionen eher im Grundschulbereich einzusetzen. v.l. Karsten Kahlcke, Sektionssprecher Plön/Ostholstein des Wirtschaftsrates, im Gespräch mit Grete Rhenius (Vorsitzende der Interessenvertretung der Lehrkräfte IVL e.V.) und Hans-Walter Thee, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Oberstudiendirektoren im Philologenverband SH e.V.
v.l. Prof. Dr. Karsten mit Ehefrau Dr. Wibke Witt im Gespräch mit Helmut Siegmon, Vorsitzender des Philologenverbandes SH, und Prof. Dr. Werner Reinhart, Präsident Universität Flensburg
■ durch Abschaffung der Regionalschulen ein vollständiges Verbot abschlußbezogener Klassen durchsetzen ■ die auf Schüler mit Behinderungen spezialisierten Förderzentren auflösen, ■ Abschaffung der Schulnoten an den Grund- und Gemeinschaftsschulen ■ Abschaffung des „Sitzenbleibens“ ■ Einführung von Oberstufen an Gemeinschaftsschulen, wofür es ausreicht, wenn die Grenze von 50 Prozent der angemeldeten Schüler mit einer Gymnasialempfehlung ein einziges Mal überschritten werde, was in dem einen oder anderen Fall zu merkwürdigen Ausschlägen in der Statistik geführt habe, und schließlich ■ Umstellung der bisher nach Schularten differenzierenden Lehrerausbildung auf ein Stufenlehrersystem, das die in Schleswig-Holstein ausgebildeten Lehrer künftig auf einen Einsatz in Schleswig-Holstein beschränke, weil für eine Anstellung in anderen Bundesländern die Voraussetzungen nicht mehr erfüllt werden würden. Insgesamt verfolge die Landesregierung damit das Ziel, die Quantität der Schulabschlüsse auf Kosten der Qualität zu steigern, so Rhenius. Dieser Folgerung der Lehrerverbandsvorsitzenden konnte Thee aus der Sicht des Philologenverbandes nur bekräftigen und durch den Hinweis ergänzen, daß mit dem Wegfall der Schulartempfehlung nun jedem Schüler der Weg auf das Gymnasium offenstehe und die neue Regierung verschärfend keine Querversetzungen vom Gymna-
Prof. Dr. Peter Dominiak, Präsident der Lübecker Universität, berichtet von einer starken Inflation guter Noten, was die Universität zwinge, Colleges zwischenzuschalten, um den studierfähigen Nachwuchs für die anspruchsvollen Studiengänge in Lübeck auszulesen. Die Technische Universität München habe dazu inzwischen eine eigene schulische Oberstufe gegründet. Eine Einheitsschule erschwere die notwendige Auslese der leistungsfähigsten Studenten, während das Handwerk zugleich über mangelnden Nachwuchs klage. Prof. Dr. Frank Kempken, Vizepräsident der Christan-Albrechts Universität zu Kiel, bestätigt die steigende Leistungsheterogenität bei den Erstsemestern, die insbesondere bei Mathe und Naturwissenschaften zu hohen Abbrecherquoten führten. Um dieses Scheitern zu vermindern, kämen standardisierte Eignungstest vor der Studienaufnahme in Betracht. Das helfe jedoch nicht, die Angebote für die MINT-Fächer besser auszulasten. Prof. Dr. Werner Reinhart, der als Präsident der Universität Flensburg zukünftig den Stufenlehrer ausbilden soll, befürwortet die geplante Umstellung und schlägt vor, die Grundschule von vier auf sechs Jahre auszudehnen. Die Pädagogik sei häufig wichtiger als das Fachliche. Ein Lehrer müsse keinen alten Griechen im Original lesen können. An dieser Stelle entzündete sich jedoch scharfer Widerspruch aus dem Auditorium. Prof. Dr. Karsten Witt warf
sium auf die Gemeinschaftsschulen wünsche. Parallel würden durch die Einführung von Oberstufen an den Gemeinschaftsschulen Doppelstrukturen zu den allgemeinen und den beruflichen Gymnasien aufgebaut, die bereits im harten Wettbewerb um sinkende Schülerzahlen stünden. Man scheue zwar keinen Wettbewerb, müsse aber befürchten, daß man in Schleswig-Holstein dem Weg von Nordrhein-Westfalen folgen möchte, wo die „1“-Abiturienten trotz der Umstellung auf G8 permanent ansteigen. Insofern dürfe man sich nichts vormachen: das erstmalige Angebot von länderübergreifenden Abituraufgaben sei kein Zentralabitur, sondern kaum mehr als „Kosmetik“, weil nur eine von mehreren Abituraufgaben bei nur wenigen Fächern und in nur wenigen Bundesländern gemeinsam gestellt worden sei, wobei der Schwierigkeitsgrad im Spektrum der beteiligten Bundesländer eher am unteren Leistungsstandart ausrichtet sein dürfte. „Aber“, so Thee: „es gibt etwas zu verteidigen!“ Noch seien die meisten Gymnasien intakt. Norbert Basler, Gründer und Aufsichtsrat der Basler AG, dankt den beiden Vorrednern für den fundierten Überblick über die schulgesetzlichen Änderungen und bittet das Podium, aus der Sicht unserer Universitäten und Unternehmen die Anforderungen an unsere Schulbildung zu bewerten.
51
Podiumsdiskussion der Sektion Neumünster am 06. Mai 2014
Jan Reinartz, Studiendirektor am Gymnasium Brunsbüttel: „Lateinisch ist keine alte Sprache, sondern eine für unsere abendländische Bildung wichtige Denkschule. Eine fundierte Fachlichkeit ist für die Lehrfähigkeit unverzichtbar.“ v.l. Uli Wachholtz, Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände HH und SH mit Norbert Basler (Aufsichtsratsvorsitzender BASLER AG) und Prof. Dr. Frank Kempken, Vizepräsident der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel
ein, daß die Kenntnis von Sanskrit und Hebräisch die Persönlichkeitsentwicklung und Innovationen fördere. Und ein junger Lehrer und studierter Theologe aus Brunsbüttel bekräftigte, Latein sei keine alte Sprache, sondern eine Denkschule. Eine fundierte fachwissenschaftliche Bildung sei unverzichtbar für die Lehrfähigkeit. Kempken weist ergänzend darauf hin, daß sich die fachlichen Studienanforderungen für einen Gymnasiallehrer bereits in der Unterstufe deutlich von den Anforderungen der Haupt- und Realschullehrer unterscheiden. Uli Wachholtz, Präsident des Dachverbandes der Unternehmensverbände Hamburg und Schleswig-Holstein, bekennt sich selbst zwar als „68er“, ver-
52
meidet aber Aussagen zur richtigen Differenzierung in der Schulbildung. Dafür kritisiert er das pausenlose Herumdoktern am Schulgesetz und die „furchtbare Kleinstaaterei“ in der Schulpolitik. Im Übrigen betont er, daß die Lehrer – gemessen an vergleichbaren Beschäftigungen in der Wirtschaft und der einzigartigen Arbeitsplatzsicherheit – keinesfalls schlecht bezahlt werden würden. In der anschließenden Diskussion wird gefordert, daß die Bildungsgerechtigkeit beim Unterrichtsausfall ansetzen sollte. Bevor man zusätzliche Lehrkräfte einstelle, um heterogene
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Schulklassen zu bilden und angemessen zu unterrichten, müsse zuallererst die dramatische Unterversorgung zurückgeführt werden. Während die Statistik des Ministeriums jahrelang eine Ausfallquote von 3 Prozent veröffentlicht hatte, sei der strukturell bedingte Stundenausfall für das kommende Jahr inzwischen mit 6 Prozent angegeben. Da dieser jedoch kurzfristige Ausfälle und Erkrankungen von Lehrkräften nicht einrechne, dürfe der tatsächliche Unterrichtsausfall eher bei 12 Prozent erwartet werden. Dieser Durchschnittswert bedeute, daß stark betroffene Klassen über das Schuljahr in einzelnen Fächern kaum Unterricht erhalten. Wer Chancengerechtigkeit proklamiere, müsse Härtegrenzen definieren, ab wann ein betroffener Schüler aus Gerechtigkeitsgründen Nachschulungsmaßnahmen beanspruchen könne, um seine Prüfungsfähigkeit sicherzustellen und einen minimalen Bildungsstandard zu garantiert zu bekommen. Norbert Basler dankt für die Beiträge und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß diese abendliche Diskussion in Neumünster auf das Land und seine Politik ausstrahlen und einen schulpolitischen Wendepunkt herbeiführen möge, um den Anforderungen an einen erfolgreichen Universitäts- und Unternehmensstandorts bald wieder gerecht zu werden. BZ
Messe-Vorschau
Hamburg Messe – COTECA 2014:
Konferenz punktet mit internationalen Experten
Eine zweitägige, hochkarätig besetz-
te Konferenz begleitet die Fachmes-
se mit Vorträgen zu aktuellen Trends, Entwicklungen und Herausforderungen der Kaffee-, Tee- und KakaoMärkte. Bereits zum dritten Mal wird die COTECA im September zum
Treffpunkt für die internationalen Kaffee-, Kakao- und Teebranchen.
Konferenz-Auftakt mit der Welt des Kakaos Am 24. September wird die COTECA Fachkonferenz mit drei hochkarätigen Sprechern aus der Welt des Kakaos eröffnet. Der Geschäftsführer des Internationalen Kakaoverbandes (ICCO) in London, Dr. Jean-Marc Anga, gibt in seinem Vortrag einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Probleme des internationalen Marktes für den Rohstoff Kakao. Wie man den aktuellen Marktanforderungen in Asien begegnet, wird Gricha Safarian, Geschäftsführer von Puratos Grand – Place Vietnam, vorstellen. Er wirft dabei einen Blick auf den Rohstoff Kakao, aber auch auf das Konsumprodukt Schokolade auf den asiatischen Märkten, mit einem Schwerpunkt auf Vietnam. Beate Weiskopf, Projektkoordinatorin bei der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) stellt dem internationalen Auditorium das „Forum Nachhaltiger Kakao“ vor – eine Initiative der deutschen Schokoladen und Süßwarenwirtschaft, die 2012 ins Leben gerufen wurde. Die Entwicklungen der internationalen Kaffee-Branche Am Mittwochnachmittag öffnen sich die Türen der Konferenz für die internationale Kaffee-Branche. Den einführenden Vortrag hält Ross Colbert, Global Strategist – Beverages der Rabobank in
New York. Die besonderen Entwicklungen des Kaffee-, Tee- und Kakaokonsums nicht nur in den Industrienationen, sondern auch in den sich rasch entwickelnden Schwellenländern, sind Schwerpunkte seines Vortrages. Daran anschließend stellen drei renommierte Fachleute wie z. B. Dan Bolton, Chefredakteur des Kaffee- und Tee-Fachmagazins STiR oder auch Dr. Martin Bussmann von der BASF, das weltweite Trendthema Single Serve – Kaffee in Kapseln oder Pads – aus unterschiedlichen Gesichtspunkten dar. ÜBER COTECA Die COTECA Coffee, Tea and Cocoa Global Industry Expo findet vom 24. bis 26. September 2014 von 10.00 bis 18.00 Uhr auf dem Gelände der Hamburg Messe und Congress GmbH statt. Sie ist die einzige Fachmesse in Europa für Kaffee, Tee und Kakao, die die komplette Prozesskette von der Rohware bis hin zum fertigen Produkt abbildet. Begleitet wird die COTECA von einer hochkarätigen Konferenz, die sich mit der Zukunft der Märkte für Kaffee, Tee und Kakao auseinandersetzt. Ideelle Träger der COTECA sind der Deutsche Kaffeeverband, der Deutsche Teeverband, die Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee (WKF) und der Verein der am Rohkakao beteiligten Firmen. Im Mittelpunkt stehen die Themen „Änderung der Konsumgewohnheiten“, „Anforderungen an die Vermahlung im Herstellungsprozess“ sowie neue, nachhaltige Lösungen bei der Verpackung der Einzelportionen. Welchen Herausforderungen der internationale Kaffeemarkt aktuell und zukünftig gegenüber
steht, werden mit Maja Wallengren aus Mexiko und Carlos Brando aus Brasilien zwei international hoch angesehene Fachleute aus den Kaffee-Ursprungsländern beleuchten. Carlos Brando berät weltweit mit seinem Unternehmen P&A International Marketing im Bereich Kaffee namhafte Unternehmen, Kooperativen, Non-Profi-Organisationen oder Regierungsstellen. Vielfältige Vorträge rund um das Thema Tee Der Donnerstag steht ganz im Zeichen des Tees. Der Themenbogen spannt sich von aktuellen Trends und sich ändernden Konsumgewohnheiten über Qualitätskontrolle und Produktsicherheit, Anbauthemen aus Südamerika und Afrika bis zu innovativen Marketingansätzen. Die englische Tee-Expertin Jane Pettigrew führt mit den neuesten Konsumtrends und -Veränderungen in die Welt des Tees ein. Marco Sinram vom Tee Großhändler Wollenhaupt referiert zu Risikomanagement beim Einkauf von Chinatee. Produktsicherheit und Nachhaltigkeit ist auch der Kern des Vortrags zum Thema Verpackung von Neil Banerjee vom englischen Verpackungshersteller Innovia Films. „Vom Tee-Strauch in die Tasse der Konsumenten“ schließt die Vorträge zum Thema Marketing die COTECA Konferenz ab. Wie man als Online-Shop mit einer innovativen Vermarktungsidee erfolgreich ein junges Zielpublikum anspricht, erklärt Patrick Ulmer vom Berliner Start-up-Unternehmen 5 CUPS and some sugar. Zwei Tage geballte Fachkompetenz und spannende Themen rund um Kaffee, Tee und Kakao machen die COTECA zu dem internationalen Branchentreffpunkt im Herbst 2014! EJH
53
Abendveranstaltung der Sektion Pinneberg am 04. April 2014
Verkehrsinfarkt
Zielsetzung: 7,2 Mrd.
Stufenplan Zukunftskonzept „Nachhaltige Verkehrsinfrastrukturfinanzierung“
2017
5 Mrd.
2016
2015
2014
2,7 Mrd.
2013
2019
2018
Abschlussregelung GVFG und Entflechtungsgesetz
Paket III: Nutzerfinanzierung
Erreichen der zusätzlichen Finanzierung von 5 Mrd. Euro
Paket II: Nutzerfinanzierung
Ende Mautmoratorium Perspektive Mauthöhenverordnung
Paket I: Einrichtung Verkehrsfonds (Schiene, Straße, ggf. Wasserstraße) Einbeziehung der Bahndividende in die Netzfinanzierung und Erhöhung der LuFV um 500 Mio. Euro* Bildung eines Sondervermögens „Nachholende Sanierung!“ von jährlich 2,7 Mrd. Euro Revision Regionalisierungsgesetz
* Bestandteil des Sondervermögens
Professor Dr. Torsten Böger gibt es zu: So könne nur eine Einrichtung der öffentlichen Hand heißen: Verkehrsinfrastrukturfinanzierungs-
gesellschaft – kurz VIFG. Doch hinter diesem dem Normalbürger kaum bekannten Begriff steht eine Gesellschaft, die grundlegend das Leben des Autofahrers in der Bundesrepublik bestimmt. Die VIFG verwaltet und
verteilt nämlich die Einnahmen aus den Mautgebühren, steuert die Finanzen dieses Bereiches und sorgt auf der anderen Seite zukünftig verstärkt für die Finanzierung neuer Infrastrukturprojekte. Böger war also der richtige Ansprechpartner und Gast auf der Veranstaltung des Wirtschaftsrates in Pinneberg, zu der Sektionssprecher Jens Sander ebenso Minister a.D. Dietrich Austermann als Pressesprecher der Initiative „A 20 – sofort!“ für einen Bericht eingeladen hatte. Durch die Veranstaltung im Hause Beig Druckerei und Verlag führte sachkundig Hans-Werner Blöcker, stellvertretender Vorsitzender Bauindustrieverbandes Hamburg und SchleswigHolstein. „Zur Zeit erleben wir die größte verkehrstechnische Katastrophe der letz-
54
ten Jahrzehnte“, klagte Blöcker. Nicht eine einzige Maßnahme im Bereich Verkehr sei angeschoben worden. „Die Uhr tickt“, so Blöcker, es sei die Frage des politischen Willens, entsprechende Planungsvorläufe zu machen. Auch Sander beklagte, mit seinem Betrieb Geisel der aktuellen Verkehrssituation zu sein. Schleswig-Holstein rücke zunehmend in eine Randlage, die psychologisch geschäftsschädigend sei. Das sah auch Paul Wehberg, Geschäftsführer des gastgebenden Hauses, so: „Gedrucktes Papier hat eine nur geringe Haltbarkeitsdauer“, gab er mit
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Paul Wehberg, Geschäftsführer des gastgebenden A. Beig Verlags, nutzte die Gelegenheit, auf Mehrkosten im 7-stelligen Bereich für sein Haus hinzuweisen, falls der Mindestlohn wie vereinbart kommen sollte. Die ohnehin stark angespannte Branche werde darauf mit Rationalisierungen in der Beilagenkonfektionierung reagieren müssen.
Hinweis auf die zu langen Lieferwege zu bedenken. Professor Böger durfte bei seiner Anreise gleich mit dem Nadelöhr Hamburg Bekanntschaft machen. Aus Berlin kommend kündigte sein Navigationsgerät die Ankunft in Pinneberg für 13 Uhr an. Dann kam der Elbtunnel. Und
Das Podium v.l. Dietrich Austermann (Minister a.D.) Vorsitzender Initiative A20 – sofort!; Moderator Hans-Werner Blöcker, stellv. Vorsitzender Bauindustrieverband HH und SH; sowie der aus Berlin angereiste Prof. Dr. Torsten Böger, Vorsitzender des VIFL e.V.
mit ihm eine Dreiviertelstunde Verzug. Auch unterwegs: 150.000 Autofahrer, die täglich den Elbtunnel passieren müssen. Abhilfe sei allerdings nicht in Sicht, so Initiativensprecher Austermann. Jährlich stünden dem Land SchleswigHolstein 150 Millionen für den Straßenbau zur Verfügung, 30 Prozent davon für den Neubau, 70 Prozent für die Unterhaltung. „Damit ist nicht viel zu schaffen“, so der ehemalige Minister. Dennoch sollten die verantwortlichen Minister schnell planen, für eine Finanzierung sorgen und mit der Umsetzung aktuell nötiger Vorhaben beginnen. Voraussetzung für die Generierung finanzieller Bundesmitteln sei allerdings, fertige und genehmigungsfähige Pläne in der Schublade zu haben, flexibel zu reagieren und von gewohnten Pfaden abzuweichen. Also beispielsweise auch von West nach Ost die A 20 zu bauen, anstatt abzuwarten, Mut beweisen. Für eine transeuropäische Magistrale Zuschüsse einfordern – zum Beispiel 20 Prozent der Baukosten von der Europäischen Union.
„Eine weitere Elbquerung ist für Schleswig-Holstein unerläßlich“, so Austermann. Das Problem: Es gebe keine entsprechende Koalitionsvereinbarung, kein Projekt sei genehmigungsfähig, und die Zahl der Straßenplaner sei halbiert worden. Schon jetzt weise das südliche Schleswig-Holstein die geringste Zahl an Ansiedlungen auf, ein Resultat der katastrophalen verkehrstechnischen Situation. Weitere Folge: Stärkster Rückgang der Ausbildungsplätze rechts und links der A 23. Während Austermann sich eine Maut bei einer neuen Elbquerung nicht vorstellen mag, ist diese für Böger durchaus eine Option. „Wir müssen weg von der Steuer- zu einer Nutzerfinanzierung“, fordert der Verkehrsfachmann, Herr über 12.800 km Autobahn und 39.700 km Bundesstraße. Ein schrittweiser Wechsel sollte zentrales Thema der Verkehrsplanung sein. „Durch Nichtstun vernichten wir täglich 12,6 Millionen Vermögenswert“, so Böger. Eine öffentliche-private Partnerschaft für Straßenbauprojekte sei im Einzelfall durchaus überlegenswert. kp
Harro Possel (Geschäftsführer IPP Ingenieurgesellschaft, Kiel) im Austausch mit dem Dithmarscher Landtagsabgeordneten und Unternehmer Jens Matthiessen MdL (v.l.)
Dr. Thorsten Reitmeyer, (re.) Vorstandsvorsitzender der Comdirect Bank AG, unterrichtet Sektionssprecher Jens Sander von einem ersten Ausweichstandort in Mecklenburg-Vorpommern. Die verkehrliche Erreichbarkeit erschwere schon jetzt einen ausreichenden Nachwuchs am Stammsitz Quickborn.
Länderfachkommission – Logistik und Infrastruktur Die am 09. Januar 2014 zusammengeführte Kommission der Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein des Wirtschaftsrates hat in den letzten Monaten in einer Reihe von Arbeitssitzungen ein Positionspapier erarbeitet, daß sich an die Landesregierungen und die Bundesregierung richtet und eine Reihe von Verbesserungen zur Finanzierung, Planung und Akzeptanz der notwendig anstehenden Verkehrsinfrastrukturprojekte anmahnt. Dadurch soll verhindert werden, daß mit dem Verlust der verkehrlichen Erreichbarkeit der norddeutschen Hä-
Prof. Dr. Peer Witten Vorsitzender der Läderfachkommission Logistik & Infrastruktur
fen die deutsche Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Positionspapier fließt ein in die inhaltlichen Vorbereitungen
Jens Broder Knudsen stv. Vorsitzender der Läderfachkommission Logistik & Infrastruktur
des Wirtschaftstages am 2. Juli 2014 in Berlin und ist ab Mitte Juni 2014 in den Landesgeschäftstellen Hamburg und Schleswig-Holstein abrufbar.
55
Mittagsveranstaltung der Sektion Neumünster am 25. März 2014
Operation am offenen Herzen: Baustellenmanagement A7 Auf Einladung der Sektion Neumünster des Wirtschaftsrates informierte Torsten Conradt, der als Direktor des Landesbetriebes Straßenbau und Verkehr SH mit 1.461 Beschäftigten 8.308 km Straßen, darunter 535 km Bundesautobahnen verwaltet, über die künftig größte deutsche Baustelle. Conradt verweist einleitend darauf, daß dieses Ausbauprojekt unverzichtbar sei. Aufgrund seiner Größe wären Beeinträchtigungen in den nächsten Jahren zwar unvermeidbar, man habe aber alles getan, um die wirtschaftlichen Einschränkungen gering zu halten. So habe die DEGES für beide Länder die
Planung übernommen und setze in der Ausschreibung auf ein Verfügbarkeitsmodell, was die Vergütung an den tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten der Autobahn ausrichte. Mit diesem Modell habe man in Thüringen beim Bau der A 9 bereits gute Erfahrungen gemacht. Zudem seien bisher alle ÖPP-
v.l. Torsten Conradt, Sektionssprecher Holger Bajorat (Neumünster) und Jürgen Schabow (Geschäftsführer Ernst Krebs GmbH, Neumünster)
56
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Torsten Conradt (Direktor Landesbetrieb Straßenbau SH) erläutert die Maßnahmen für ein gutes Management der Großbaustelle A 7
Projekte im Bundesfernstraßenbau vor Vertragsfrist fertig geworden. Flankierend setze man auf eine gute Kommunikation über die verkehrlichen Ein-
Mitglieder der Sektion Neumünster fordern die Landesregierung auf, die sächlichen Planungsmittel für den Straßenbau umgehend zu verdoppeln.
schränkungen, die durch ein Bündel von Auflagen an den Baustellenbetreiber möglichst gering gehalten werden sollen. In der anschließenden Diskussion fand die durchdachte Baustellenplanung lobende Worte. Allerdings wurden Zweifel laut, ob eine solche Baumaßnahme ohne ein Angebot von Ausweichstrecken durchgeführt werden sollte. Es sei daher dringend geboten, daß die Verkehrs- und Baustellenplanung der Länder nicht nur für das A7-Projekt, sondern insgesamt besser miteinander abgestimmt werde. Auf Nachfrage zur Personalausstattung des Landesbetriebes erläutert Conradt, daß von den 1.300 im Jahr 2010 vorhandenen Stellen 100 abgebaut werden sollen, was durch einen erwarteten Altersabgang von 260 Beschäftigten möglich werde. Zur Aufstockung der Planungsabteilung habe man bereits eine gute Handvoll Stellen ausgeschrieben habe, wovon zumindest zwei in den nächsten Wochen hoffentlich besetzt werden können. Insgesamt sei der Markt für Bauingenieure leergefegt, weshalb man das Anforderungsprofil jetzt auf Naturwissenschaftler erweitert habe. Der Wirtschaftsrat fordert die Landesregierung auf, angesichts der vollkommen unbefriedigenden Planungskapazität, die im krassen Widerspruch zu den Ausbaunotwendigkeiten stehe, die sächlichen Planungsmittel für den Straßenbau umgehend zu verdoppeln. Derzeit, so Sektionssprecher Holger Bajorat, gäbe es in Schleswig-Holstein kein einziges baureifes Straßenbauprojekt. Ohne eine abgeschlossene Streckenplanung dürfe man in Kiel nicht mit dem Ruf nach Bundesmitteln über den fehlenden politischen Willen hinwegtäuschen, die zentralen Verkehrsinfrastrukturprojekte für den Standort Schleswig-Holstein endlich mit Hochdruck auf den Weg zu bringen. BZ
57
Mittagsgespräch der Sektion Pinneberg am 12. Mai 2014
Europäische Finanzmarktregulierung und deutsche Regionalbanken – wer haftet künftig für systemrelevante Bankenrisiken? Um sich ein Bild von den europäischen Verhandlungen über die Bankenunion zu machen, hat die Sektion Pinneberg Burkhard Balz als Europaabgeordneten und Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion in die VR Bank Pinneberg eingeladen. Balz, der auch stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament ist, informierte über Beschlüsse zu den drei Säulen der Bankenunion: die Bankenaufsicht, die Bankenabwicklung und die Bankensicherung. Bei der Aufsicht hätten die Franzosen zunächst auf die Beaufsichtigung aller 6.000 europäischen Banken gedrängt, am Ende habe man sich aber auf die Großbanken mit einem Umsatz von über 30 Milliarden Euro beschränkt. Dennoch sei künftig darauf zu achten, daß die neue Aufsicht nicht Standards für alle Banken setze. Bei der Bankenabwicklung habe man sich nach harten Verhandlungen auf Regeln geeinigt, wie eine insolvente Bank notfalls über Nacht vom Markt genommen werden könne. Noch offen sei hingegen die Befüllung des Bankensicherungsfonds, in den über die kommenden acht Jahre 55 Milliarden Euro einzuzahlen sind, wobei jedes EU-Land einen bestimmten Beitrag zu leisten habe. Wer in Deutschland zahlen müsse, entscheide die Bundesregierung im Juni 2014, wobei der Großbankenverband gerne die Sparkassen und die genossenschaftlichen Regionalbanken einbeziehen würde. Offen sei zudem noch, ob die Einzahlungen steuerlich absetzbar sein werden, was Deutschland im Gegensatz zu allen
58
Jens Sander, Sektionssprecher Pinneberg, begrüßt den europapolitischen Bankenexperten Burkhard Balz MdEP.
anderen Staaten strikt ablehne, um den Steuerzahler von einer Mithaftung künftig freizuhalten. Für die weitere Entwicklung sei es zudem notwendig, daß Staatsanleihen nicht mehr mit einer „Null“-Gewichtung in die Risikobewertung von Einlagen eingehen, was allerdings nur schrittweise eingeführt werden könne. Insgesamt konstatiert Balz wichtige Fortschritte bei der europäischen Finanzmarktregulierung, die allerdings an einigen Stellen bereits über das Ziel hinausgeschossen seien. Deshalb müß-
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Gastgeber Dr. Horst Alsmöller, Vorstand der VR Bank Pinneberg eG, erläutert die Erfolgsgeschichte des deutschlandweiten Einlagensicherungsfonds der VR Banken.
ten die 28 beschlossenen Regulierungen noch einmal auf ihre Verhältnismäßigkeit geprüft werden. Nationale Lösungen seien ebenso wie die Einlagensicherung der VR Banken häufig besser als eine europäische Einheitslösung. Dr. Horst Alsmöller, Vorstand der gastgebenden VR Bank Pinneberg eG, berichtete in der anschließenden Diskussion von den Folgen einer Niedrigzinspolitik für das Geschäftsmodell der Regionalbanken. Balz stellt dazu fest, daß die Situation bei den Lebensversicherern noch schwieriger sei und man sich bewußt sein müsse, daß ein Niedrigzins auf die Dauer nicht funktionieren könne und spätestens nach zwei weiteren Jahren auch zu strukturellen Veränderungen in der Finanzwirtschaft führen müsse. Insofern, so Sektionssprecher Sander, sollten neben der Entwicklung der Bankenunion auch die Folgen der Geldpolitik für den Mittelstand und seine Finanzierung im politischen Blickfeld gegenwärtig bleiben. BZ
Spargelessen der Sektion Stormarn am 15. Mai 2014
Aktuelles zur Europawahl
Über Europa reden, das sei dringend geboten. Die Europawahl stehe kurz bevor, und nun heiße es, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, wählen zu gehen, so Wolf Rüdiger Reichardt vom Sektionsvorstand Stormarn, der in das Schloß Tremsbüttel geladen hatte. Denn während im Jahr 1979 noch 63 Prozent der wahlberechtigten Bürger zu den Urnen gingen, waren es 2009 nur noch 23 Prozent. Dabei gebe es eine Menge Sprengstoff zur Diskussion. Seine Gäste: Jannis Andrae, Landessprecher SH Alternative für Deutschland (AfD), und Norbert Brackmann MdB, Mitglied im Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages (CDU/CSU). Andrae ging in einem Eingangsreferat kurz auf die Motivation zur Gründung der AfD ein: Die Rettung der Gemeinschaftswährung. Diese habe zu einer tiefen Vertrauenskrise geführt. Die Folgen der Rettung kritisiere der AfD: Mehr Zwang zur Zentralisierung. „Wir halten das für einen schlechten Weg“, so
Andrae. Der sei zu technokratisch, verbunden mit weniger Freiheit. Trotzdem sehe die AfD die Europäische Union (EU) als starke Institution, allerdings in Form eines Verbundes europäischer Staaten (nicht als Vereinigte Staaten von Europa), der sinnvolle Währungsbünde eingehe. Andrae nahm sich zur Untermauerung seiner Thesen einen prominenten Politiker, nämlich Ludwig Erhard, der zum „Prinzip Freiheit“ (S. 152ff) feststellt: „Ein bürokratisch manipuliertes Europa, das mehr gegenseitiges Mißtrauen
als Gemeinsamkeit atmet und in seiner ganzen Anlage materialistisch anmutet, bringt für Europa mehr Gefahren als Nutzen mit sich.“ Und weiter: „Wer dieser Harmonisierungstheorie folgt, darf nicht der Frage ausweichen, wer die Opfer bringen und womit die Zeche bezahlt werden soll. In der praktischen Konsequenz muß ein solcher Wahn naturnotwendig zur Begründung sogenannter „Töpfchen“ führen, das heißt von Fonds, aus denen all diejenigen, die im Nachteil sind oder es glauben, entweder entschädigt oder künstlich hochgepäppelt werden. Das aber sind Prinzipien, die mit einer Marktwirtschaft nicht im Einklang stehen. Nein, dieses Europa hat seinen Wert auch für die übrige Welt in seiner Buntheit, in der Mannigfaltigkeit und Differenziertheit des Lebens.“ Europa sei mehr als wirtschaftliche Bünde, so Brackmann in seiner Entgegnung. „Wir schauen auf die Ukraine Fortsetzung auf Seite 60
59
Spargelessen der Sektion Stormarn am 15. Mai 2014
Fortsetzung von Seite 59
und sind berührt.“ Europa habe eine magnetische Wirkung, und das habe einen entscheidenden Hintergrund: „Seit 1945 kennen wir keinen Krieg mehr innerhalb der Europäischen Union.“ Und das habe zu Sicherheit und Wohlstand geführt: Zwar würden nur sieben Prozent der Weltbevölkerung durch Europa gebildet, dafür stehe
Jannis Andrae, Landessprecher Alternative für Deutschland in Schleswig-Holstein, unterstrich durch einen fundierten Vortrag den politischen Anspruch der neuen Partei.
Europa jedoch für 25 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts und gleichzeitig 50 Prozent der Sozialausgaben. Deutschland profitiere davon am meisten, sei also der Gewinner des Zusammenschlusses der Staaten. „165 Milliarden Euro wirtschaftlicher Vorteil“, gibt Brackmann als mathematische Größe. Und das bei einer Inflation unter zwei Prozent. Kein Grund für Angstmacherei also. Und zu Griechenland: „Wir reden hier von zwei Prozent von Gesamteuropa“, so Brackmann, hier gelte es zu relativieren. Norbert Basler ging als Aufsichtsratsvorsitzender eines Technologieunternehmens in der Diskussion auf das
Norbert Brackmann MdB, Mitglied im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages (CDU/CSU), warb auf Schloß Tremsbüttel für die historischen Erfolge der europäischen Einigung.
Statement von Andrae ein: „Man muß die Kräfte schon bündeln“, argumentierte er, solle das Subsidiaritätsprinzip dabei aber ernst nehmen. Brackmann: „Wir Deutsche kritisieren Normen für Gemüse, fordern sie aber für Technologie (beispielsweise Mautsysteme).“ Das sei nicht konsequent. Man solle über die großen Linien nachdenken: Europäische Botschaften statt nationalstaatliche. Einen Außenminister für die Vielzahl der einzelnen Länder. Bedeute Harmonisierung und Zentralisierung gleichzeitig weniger Freiheit und Demokratie, wie es Andrae befürchtet? Landwirt und Bauernpräsident Werner Schwarz möchte das glatt verneinen. Andrae: „Gerade die Vielstaaterei seit dem Mittelalter habe in Europa langfristig zu Wohlstand geführt, der Wettbewerb untereinander sei konstruktiv gewesen. Michael von Schmude, der fünf Legislaturperioden für die CDU als Abgeordneter im Deutschen Bundestag erlebt hat, nahm einen anderen Blickwinkel ein: „Gerade durch den europäischen Gedanken ist viel an Freiheit dazugewonnen worden. Die Abschaffung der D-Mark ist nicht beliebt gewesen,
doch eine Weigerung, den Euro einzuführen, wäre fatal gewesen. Heute sind wir die großen Gewinner.“ Brackmann mahnte: Demokratie lebe von Vertrauen. Allerdings hätten die europäischen Staaten ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie, es gebe unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Die Wähler müßten mehr mitgenommen werden. Noch gäbe es kein europäisches Menschenbild, das müsse erst wachsen. Andrae: Mentalität und Traditionen könnten nicht geändert werden. Was geschehe also? Es werde mehr gegängelt. Die Stabilität des Euro: eine Illusion. Kohl habe damals mit Europa Frieden schaffen wollen, aber Zwietracht gesät. Europa könne für einige Länder auch als Drohung verstanden werden. „Ja, vielleicht haben wir den Politikern damals etwas zu blauäugig vertraut“, sagt Kurt Kuhn aus Bargteheide. Das schärfe jetzt die Kritik und die Skepsis an der Beherrschbarkeit. Moderator Reichardt dankte und schließt mit dem Hinweis: „Wir müssen das Ganze im Blick behalten. Die historische Bedeutung gerät manchmal durch kleine Streitigkeiten in den Hintergrund.“ Und fügt für sich abschließend hinzu: „Die AfD greift ähnlich wie seinerzeit die Grünen Fragen auf, die bei den etablierten Parteien für viele Menschen offenbar bisher nicht ausreichend beantwortet werden können. Im Hinblick auf die bevorstehende Europawahl sehe er persönlich allerdings genügend Perspektiven, die Position der CDU in diesem Sinne erfolgreich weiterzuentwickeln. kp
Landesfachkommission – Gesundheitswirtschaft
Zusammen mit Jens Spahn MdB, dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat die Kommission am 14. Mai 2014 ihre Arbeit nach der Bundestagswahl wieder aufgenommen. Ziel war es, zunächst die neuen Eckpunkte und personelle Besetzung abzuwarten, um auf dieser Grundlage die eigene Arbeit auszurichten. In dem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten wurden vier Aspekte vertieft diskutiert:
60
■ Die Verknüpfung von Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ■ Verbesserte sektorübergreifende Vergütungsansätze ■ Sicherstellung der Versorgung in der Fläche ■ Die Position zum Reformvorhaben der EU-Medizinprodukteverordnung Die Kommission wird sich in seiner Arbeit künftig vorrangig dem ersten Punkt zuwenden, auch weil zu den übrigen Punkten bereits gefestigte Position entwickelt worden sind, die es in der Umsetzung weiter zu verfolgen gilt.
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Jens Spahn MdB, Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Florian Friedel, Vorsitzender der Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft
Abendveranstaltung der Sektion Schleswig/Flensburg am 08. April 2014
Krankenhausinfrastruktur der Zukunft „Wir vernachlässigen, daß wir im Bereich der Kommunikation große Versäumnisse haben – die Medizin ist längst digital, die Kommunikation noch analog“, gab Dr. Franz-Joseph Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein und der Bundesärztekammer, zu bedenken. Bartmann war Gast der Podiumsdiskussion der Sektion Schleswig/Flensburg in der Aka-
Prof. Dr. Roland Trill, Institut für eHealth & Management an der Fachhochschule Flensburg
demie Sankelmark zum Thema „Krankenhausinfrastruktur der Zukunft“.
Torsten Koch, Sektionssprecher Schleswig/Flensburg, begrüßte die Teilnehmer in Sankelmark
In der Diskussionsrunde: Professor Dr. Roland Trill, Leiter des Instituts für „eHaelth und Management im Gesundheitswesen“ der Fachhochschule Flensburg, Simon Faber, Oberbürgermeister der Stadt Flensburg, Dr. Heiner Garg (MdL), Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein und Karl-Heinz Vorwig, Kaufmännischer Vorstand in der Diakonissenanstalt Flensburg. Letztere plant Investitionen in Höhe von 85 Millionen Euro in ein Neubauvorhaben. Eine sinn-
volle Investition angesichts eher rückläufiger Landesmittel? Zunächst gaben Trill und Vorwig Einführungsreferate zur Situation der Krankenhäuser des Landes. So sinke deren Anzahl mäßig, aber kontinuierlich, ebenso die Bettenzahl und die Verweildauer der Patienten. Allerdings: die Fallzahlen stiegen, der Personalbedarf ebenso. Das bedeute finanzielle Mehrbelastungen, doch Mittel, auch und gerade öffentliche, dürften in Zukunft ebenso
knapp zur Verfügung stehen wie bereits in der jüngsten Vergangenheit. Die Folge: Besondere und aufwendige Operationen könnten nur noch in großen Krankenhäusern gemacht werden. Der Patient habe zunehmend kein Problem, dafür auch 50 bis 100 Kilometer zu fahren. Das bedeute gleichzeitig: Mehr Konkurrenz für die bestehenden Einrichtungen. Trill: „Der Bürger sollte nicht dem Krankenhaus hinterherfahren müssen, sondern sich auch auf eine Rundum-
Das Podium v.l. Oberbürgermeister Simon Faber (Stadt Flensburg); Dr. Heiner Garg MdL (Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion); Moderator Joachim Pohl (sh:z); Prof. Dr. Roland Trill (FH Flensburg) und Karl-Heinz Vorwig (Diako Flenburg)
61
Abendveranstaltung der Sektion Schleswig/Flensburg am 08. April 2014
die vorhandene Infrastruktur und ergänzen sie durch sinnvolle Investitionen“, so seine Forderung. Um eine gewisse Zentralisierung komme man nicht herum, so Dr. Heiner Garg MdL. Flensburg besitze über die Diako und Malteser eine Strahlkraft weit über die Grenzen hinaus. „Die Bedeutung solcher Häuser nimmt zu.“, so Garg, die Frage allerdings sei: „Bringt eine Landesregierung den Mut auf,
versorgung in der Nähe seines Wohnortes verlassen können.“ Die Versorgung solle dort möglich sein, wo der Mensch zuhause sei. Eine Lösung dafür: der Einsatz moderner Technologie. Schon jetzt würden sich 79 Prozent der Menschen in Deutschland im Internet über Gesundheitsfragen informieren, 55 Prozent vertrauten den Aussagen von Ärzten im Internet, ein beachtlicher Teil von ihnen sogar mehr als ihren Hausärzten. 17 Prozent würden es sogar vermeiden, zum Arzt zu gehen.
v.l. Florian Friedel (Geschäftsführer der Helios Klinikum Schleswig GmbH) im Gespräch mit Martin Wilde (Geschäftsführer der Imland GmbH – Akademisches Lehrkrankenhaus) und Jörg Harthun (Vertriebschef SH/HH der Dräger Medical GmbH)
Eine Vernetzung aus technischer und organisatorischer Sicht sei also unverzichtbar. Schlußfolgerung: Die Prozesse müßten vor der Bauplanung eines Krankenhauses festliegen. Das müsse über eine flexible Raumplanung verfügen, keine „Grüne-Wiesen-Planung“, eine mitarbeiterorientierte Personalführung sei ebenso notwendig wie ein ausgereiftes Technologie- und Risikomanagement. In 55 Plankrankenhäusern in Schleswig-Holstein wären nach Aussagen von Vorwig 838.000 Mit-
62
arbeiter beschäftigt. Die Investitionen trage die öffentliche Hand, die Betriebskosten müßten die Krankenhäuser selbst erwirtschaften. Die Diakonissenanstalt arbeite eng mit dem Malteser-Krankenhaus zusammen, und das ohne Überschneidungen. „So lassen sich enorme Kosten sparen“, erklärt Vorwig. Und gibt ein paar Zahlen: 37.000 stationäre Fälle, 2.150 Mitarbeiter, 915 Betten, 500 Hubschrauberanlandungen. Aber eine verschachtelte und alte Gebäudesubstanz aller Baujahre von 1883 bis 2002. Die Idee eines Neubaus auf der grünen Wiese wurde verworfen, weil das Malteser-Krankenhaus nicht umziehen wollte. Nun wird auf dem bestehenden Gelände geplant, und Oberbürgermeister Simon Faber setzt auf Pragmatismus. „Nutzen wir
Dr. Franz-Joseph Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein
einen solchen Solitär finanziell zu unterstützen?“. Die Idee sogenannter Patientenhotels für die medizinische Nachsorge der Patienten und zur Unterbringung deren Angehöriger könnte ein weiterer Baustein sein, eine Zentralisierung zuzulassen und die Kosten – vor allem die Personalkosten – im Rahmen zu halten. kp
Das zukünftige Gesundheitswesen
Quelle: Fachhochschule Flensburg, Institut für eHealth und Managemant im Gesundheitswesen
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Mittagsgespräch der Sektion Segeberg am 05. Mai 2014
Verbrauchsinformationen via smartphone für die Kunden der Stadtwerke Norderstedt
Quelle: Stadtwerke Noderstedt
Intelligente Stromzähler und Glasfasernetz – Perspektiven für die Energiewende Weit über ihren regionalen Wirkungsgrad haben sich die Stadtwerke Norderstedt einen Ruf als Entwickler von intelligenten Steuerungssystemen zur Optimierung des Energieverbrauchs in Privathaushalten und Gewerbebetrieben erworben. Auf Einladung der Sektion Segeberg fanden sich am 05. Mai 2014 Experten aus der Energiewirtschaft beim Besuch der Stadtwerke Norderstedt zusammen, um sich vom fortschrittlichen Energiekonzept der Stadt zu überzeugen. „Die Werte setzt die Politik. Daraus ergeben sich unsere langfristigen Ziele, aus denen wir unsere Strategie für die Stadtwerke Norderstedt ableiten.“ Mit diesen Worten stellte Kommunikationschef Theo Weirich die Leitlinien für das kommunale Energiekonzept der Stadt dem Wirtschaftsrat vor. Dieser wollte sich über die Erfahrungen informieren, die die Stadtwerke auf der Grundlage ihres Glasfasernetzes gesammelt haben. Die Entscheidung für den flächendeckenden Ausbau dieses Hochleistungsnetzes im gesamten Stadtgebiet wurde vor 15 Jahren gefällt. Bis zum Jahr 2015 sollen jetzt alle 35.000 Haushalte mit einem intelligenten Stromzähler ausgestattet sein. Dann, so Weirich, beginne für die Stadt ein neues Zeitalter. Nicht nur, daß man die zunehmenden Fehlalarme für die Feuerwehr, immer-
hin 40 pro Woche allein in Hamburg, zukünftig ausschließen könne, sondern jeder Bürger in Norderstedt könne dann via Smartphone auch den Stromverbrauch für seine Haushaltsgeräte online abfragen. Diese neue Transparenz werde die Energieeffizienz beflügeln und eine Plattform für neue digitale Anwendungen eröffnen. Alle neuen Haushaltsgeräte seien inzwischen mit digitalen Schnittstellen ausgestattet. In wenigen Jahren werde sich die Vernetzung auf die Smartphones konzentrieren. Dafür würde man das jetzige Netz aus 400 Mobilfunkantennen auf über 1.000 Antennen ausbauen müssen, was angesichts der bereits ausgereizten Eigenkapitalquote der stark über die Stadtgrenzen hinaus expandierenden Gesellschaft weitere unterstützende politische Entscheidungen erfordern könnte.
Theo Weirich, Geschäftsführer der Stadtwerke Norderstedt GmbH, stellte das Strategiekonzept für den expansiv ausgerichteten Regionalversorger vor.
Christian Sowada, Sprecher des Wirtschaftsrates für die Sektion Segeberg, beglückwünschte den gastgebenden städtischen Versorger zu seiner weltweiten Vorreiterrolle, merkte aber zugleich an, daß ein ausgebautes Glasfasernetz offenbar noch nicht der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende sei. In der Tat hatte Weirich eingeräumt, daß man die Stromtarife bislang nicht nach den tatsächlichen Stromkosten ausdifferenzieren könne und deshalb auch in Zukunft für den Haushalt lediglich drei zeitliche Tarifzonen über die Woche anbieten wolle. BZ
63
Mittagsveranstaltung der Sektion Schleswig/Flensburg am 05. März 2014
Versorgungs- und Preisstabilität für die Energieversorgung der Region Flensburg Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit zeichnen sich die Stadtwerke Flensburg als regionaler Versorger durch interessante Besonderheiten aus. Das wurde klar bei dem Besuch des Vorsitzenden der Geschäftsführung Maik Render in der Sektion Schleswig-Flensburg, die dazu in den Historischen Krug nach Oeversee eingeladen hatte. Zum einen, so Render, würden die Stadtwerke Flensburg mit ihrem Netz nicht am deutschen, sondern am dänischen Stromnetz hängen. Risiken im deutschen Stromnetz, die aus einem wachsenden Anteil fluktuierender Stromeinspeiser im Zuge der Energiewende erwachsen könnten, seien für den hiesigen Regionalversorger daher weniger relevant. Zudem blicken die Dänen auf längere Erfahrungen bei der Einspeisung von erneuerbaren Energien zurück als die häufig zitierte Vorreiterrolle Deutschlands es erwarten ließe. Zum anderen hätten die Stadtwerke Flensburg kürzlich in einen gewaltigen Tauchsieder investiert, der überschüssige Strommengen aus der Windenergie in Wärme umwandelt und in das Fernwärmenetz einspeise. Dieses Wärmenetz wurde bereits seit Ende der 1960er Jahre so konsequent ausgebaut, daß die Anschlußquote der Region Flensburg bundesweit Spitze sei.
64
Das Fernwärmenetz werde inzwischen durch einen Kraftwerkspark auf der Basis von Kohle, Holz und Ersatzbrennstoffen sowie Gas intelligent befeuert. Um die insgesamt gute CO2Bilanz weiter zu verbessern, soll in den nächsten Jahren schrittweise von Kohle auf Gas umgestellt werden. Die Politik, so Render, lege jedoch für die Entwicklung der städtischen Tochtergesellschaft ebenso Wert auf ein positives Beteiligungsergebnis wie auf eine Sicherstellung günstiger Energiepreise für die Region. Als bundesweit günstigster Fernwärmeanbieter werde man dieses Ziel auch zukünftig erreichen, im Gegensatz zum Standort Kiel, der sich offenkundig aus dem Kreis der bundesweit günstigsten Anbieter verabschieden müsse. Sektionssprecher Torsten Koch dankte für die interessanten Einblicke und begrüßte, daß trotz der wiederholten Abschreibungen von Beteiligungen fortgesetzt mit stabilen Niedrig-
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Maik Render, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Flensburg GmbH, erläutert die strategische Position des regionalen Versorgers
preisen für den Unternehmensstandort zu rechnen sei. Die strategischen Vorteile aus dem guten Fernwärmenetz und aus der Anbindung an das dänische Stromnetz könnten im Zuge der Energiewende weitere Chancen eröffnen, durch im bundesweiten Vergleich wachsende Energiekostenvorteile die Attraktivität des Standorts weiter auszubauen. Ein besonders herzlicher Dank ging an Gatgeberin Lenka Hansen-Mörck, die uns im Historischen Krug in Oeversee einen hausgemachten süß-sauren Linseneintopf nach alter Art servieren ließ, der mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. BZ
Mittagsgespräch der Sektion Dithmarschen am 20. Mai 2014
Der Anschluss von dezentralen Energieerzeugnissen – Konsequenzen für die Verbraucher im Norden Die Stadtwerke Brunsbüttel sind bislang einzigartig, stellt Geschäftsführer Andreas Wulff einleitend zu seinem Vortrag auf Einladung der Sektion Dithmarschen fest. Die im Jahr 2008 im Wege einer Rekommunalisierung von der Stadt Brunsbüttel gegründete Gesellschaft gewinne inzwischen mehr Strom durch dezentrale Einspeisung, als es für die Versorgung der Verbraucher in der Region benötige. Im Jahr 2011, so Wulff, habe man die Konzession des städtischen Gasnetzes erworben und im Folgejahr die für das Stromnetz. Die Betriebsführung erfolge in Kooperation mit den Stadtwerken Itzehoe. Zuletzt habe man einen Jahresgewinn von 160.000 Euro ausweisen können, was bei einer Bilanzsumme von 24,5 Millionen Euro im Zuge einer wachsenden Marktdurchdringung im Versorgungsgebiet noch steigerungsfähig sei. Sorge bereite mehr die Liquiditätsentwicklung, wenn auf der untersten Verteilnetzebene in einen intensiven Netzausbau investiert werden müsse.
Knut Frisch (li), Sprecher der Sektion Dithmarschen, freute sich über den Besuch von Andreas Wulff (re), Geschäftsführer der Stadtwerke Brunsbüttel GmbH
Der Wälzmechanismus der Investitionskosten über die Netzentgelte dauere mit bis 5 Jahren bis zum „Return“ auf dieser Netzebene am längsten. Die Netzentgelte machten inzwischen 27 Prozent des Strompreises aus, Tendenz weiter steigend. Was würde denn mit dem überschüssig eingesammelten Strom passieren, wollte ein Teilnehmer wissen. Dieser Strom werde auf der nächsthöheren Verteilnetzebene eingespeist, konkret nur wenige Kilometer entfernt beim Umspannwerk von E.ON. Dies kann Oliver Henry Koch, Abteilung Strategie/Politik von E.ON, bestätigen,
Strompreiszusammensetzung Schleusen Strom 2013 Brunsbüttel*
* bei einem Verbrauch von 3.000 KWh pro Jahr Quelle: Stadtwerke Brunsbüttel
wie auch den Umstand, daß man bei dem Ausbau der Verteilnetze noch vor großen Herausforderungen stünde, was für die ländlichen Region noch mehr gelten müsse als für ein Stadtgebiet. Hilfreich wäre dafür der Aufbau einer Netzentgeltdatenbank. Sektionssprecher Knut Frisch warnt angesichts der nicht verursachungsgerechten Umlage der Netzentgelte vor einem übertrieben forcierten Ausbau. Derzeit fehlten Anreize zur Vermeidung von Ausbaukosten. Sollten die Netzentgelte – wie politisch gefordert – zukünftig einmal gesenkt werden, während die Kosten weiter steigen, wären solche Geschäftsmodelle gescheitert. Wenn man die Situation der Stadtwerke Brunsbüttel als Vorläufer betrachte, der im Zuge der Energiewende zunächst Schleswig-Holstein und am Ende womöglich ganz Deutschland zu einer solchen Insel mache, die jeweils nur funktioniere, falls die benachbarte Umgebung überschüssige Strommengen aufnehme, dann hänge die Kompatibilität der Deutschen Energiewende von einer Anpassung der Energieversorgung bei unseren europäischen Nachbarn ab, die sicherlich nicht ohne Weiteres bisherigen Investitionen in die nationale Energieversorgung abschreiben möchten. BZ
65
Mittagsgespräch der Sektion Kiel am 13. Mai 2014
Die Abfallwirtschaft als Teil der Daseinsvorsorge
Enno Petras, geboren 1958, ist als Volljurist bei der Landeshauptstadt Kiel beschäftigt und seit 2006 Werkleiter der Müllverbrennung Kiel Verwaltung GmbH, einem öffentlich-rechtlichen Dienstleistungsbetrieb der Stadt mit 410 Beschäftigten. Er gestaltet die Entwicklung der kommunalen Abfallwirtschaft in Kiel hin zur lokalen Kreislaufwirtschaft.
Schwarze, blaue, gelbe und braune Tonnen überfluten das Land. Was ist aus den alten Mülldeponien geworden? In der Abfallwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten Einiges verändert. Petras gab eine ausführliche Übersicht über den Wandel, der die Stadt Kiel nicht unberührt gelassen habe. Bis 1972 sei der Abfall wild entsorgt worden, im besten Fall auf Deponien, nie jedoch sortiert oder mit einem anderen Hintergrund, sich des Mülls zu entledigen. Das Abfallbeseitigungsgesetz aus dem gleichen Jahr habe dem ein Ende bereitet. Aufgrund des Deponienotstandes 1985 wurde ein Jahr später der Weg in die Kreislaufwirtschaft eingeschlagen. 1994 schließlich habe die Devise laut Gesetz geheißen: Abfallvermeidung vor -verwertung vor -entsorgung. Das Verursacherprinzip habe zur Folge gehabt, daß Kiel 30-40.000 Tonnen weniger Abfall zu entsorgen gehabt habe, so Petras. 2008 hat die Europäische Union neue Rahmenrichtlinien beschlossen, die 2012 schließlich im Abfallwirtschaftsrecht definiert wurden. Ab da ging es nach einem fünfstufigen Plan: Vermeidung, vorherige Wiederverwertung, Recycling, sonstige Verwertung,
66
auch Verbrennung, schließlich stoffliche Verwertung. Probleme bereite bisher den Entsorgern der Inhalt der Restmülltonne. Denn darin befänden sich bisher immer noch 50 Prozent organischer Abfall und zehn Prozent Papier und Pappe. Und die Wertstofftonne? Wer soll Träger sein, wie soll finanziert werden? Und vor allem: Was soll hinein? Metalle und Kunststoffe, aber nicht alles. Und vor allem nicht zu schwere Teile. Die Begehrlichkeiten führten zu Konflikten bei den Verbraucherverbänden. Die Bundesregierung habe angekündigt, daß im Herbst ein Entwurf vorgelegt werden soll, der Übersicht schafft, so Petras. Dabei habe der Verbraucher das längst entschieden, eine Heilung des Abfallbeseitigungsgesetzes sei kaum möglich, argumentiert Jochen Baberowski, Kommunalberater der Investitionsbank SH. Kritik kommt auch von dem Kieler Bundestagsabgeordneten Thomas Stritzl MdB (CDU): „Der Verbraucher befüllt die Wertstofftonne – und hat nichts davon, obwohl er dem Entsorger wertvolle Materialien zur Verfügung stellt, mit denen der Geld verdient.“ Und wenn der Entsorger schlau wirtschafte, einen Überschuß erziele
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Enno Petras, Leiter ABK – Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel, zu Gast in der Sektion Kiel
und Rücklagen schaffe, sei das dann nicht eher ein Darlehen der Verbraucher? Petras konterte, die ABK habe keine Gewinnerzielungspflicht. Zwar gäbe es Jahre, in denen einen Gewinn erzielt werde, andere Jahre würden das jedoch wieder ausgleichen, und schließlich habe der Betrieb einen hohen Logistikaufwand. „Für den Verbraucher hieße es sonst eine ständige Gebührenanpassung nach oben und unten“, so der Betriebsleiter. Entsorgung und Recycling sei Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung – entweder in Eigenregie oder mittels Vergabe an Dritte. Ist die nationale Regelung „europafest“? Petras Meinung nach ja. Die Regelung gehöre zur Daseinsvorsorge, auch wenn der Begriff international nicht bekannt sei. Elisabeth Pier regt an: „Man sollte bessere Ansätze schaffen, damit der Verbraucher die entsprechenden Tonnen richtig nutzt“. Darüber werde nachgedacht, so Petras. Möglich seien entsprechende Gebührenstrukturen, zum Beispiel eine Grund- und eine Leistungsgebühr. kp
Namen und Nachrichten
N E U E S AU S D E M M I TG L I E D E R K R E I S
Wyk auf Föhr wird zur Speicherstadt Föhr – Die E.ON Hanse Wärme betreibt auf der Insel Föhr ein Vorreiterprojekt zur Wärmespeicherung – das erste seiner Art in Schleswig-Holstein. Hierbei wird die von zwei kundenseitigen Blockheizkraftwerken (BHKW) erzeugte Wärme in das Netz der E.ON Hanse Wärme eingespeist und dort gespeichert. „Da es sich hierbei um überschüssige Wärme handelt, die anderweitig nicht genutzt werden kann, hat dieses Projekt Modellcharakter für Schleswig-Holstein und die Energiewende“, sagt Jörg Lampe, Geschäftsführer der E.ON Hanse Wärme. Mit der Einbindung der zwei BHKW in das Wärmenetz können insgesamt fast 300 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Bereits heute ist ein weiteres Speicherprojekt dieser Art in Grömitz in Planung. „Durch diese Projekte können die BHKW auch dann
Amrumbank West auf Kurs Amrum – Beim Bau des Windparks Amrumbank West in der Nordsee hat E.ON einen wichtigen Meilenstein erreicht. Auf hoher See wurde jetzt das Offshore-Umspannwerk errichtet. Die größte technische Einzelkomponente des Milliardenprojekts hat ein Gewicht von etwa 3.000 Tonnen. Sie besteht aus dem im Meeresboden verankerten Fundament sowie dem als Topside bezeichneten Aufbau mit den elektrischen Schaltanlagen und Transformatoren. Die unbemannte Station liegt mitten im Baufeld des Windparks und verfügt auf einer Höhe von 42 Metern über dem Meeresspiegel über einen Hubschrauber-Landeplatz. Um den extremen Wetterbedingungen auf See standhalten zu können, wurden spezielle Standards für Design und Betriebssicherheit entwickelt. Für das optimierte Konzept hat E.ON die Erfahrungen aus vorhergehenden Offshore-Projekten genutzt und so weitere Kostensenkungen für die Offshore-Technologie erzielt. Die Fertigstellung erfolgte im
Strom erzeugen, wenn keine Wärme benötigt wird.“, sagt Lampe. „So ermöglichen wir unseren Partnern, dezentral und mit hoher Effizienz mehr umweltfreundlichen Strom zu erzeugen. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Energiewende.“ Ein weiterer Vorteil sei, dass bei zusätzlichem Bedarf auch Wärme aus dem Netz entnommen werden könne. Dies sei besonders in den Wintermonaten der Fall. So sei die Wärmeversorgung nicht an den produzierten Strom gebunden, sondern könne abhängig vom Bedarf des Endverbrauchers aus dem Wärmenetz entnommen werden. Dezentrale BHKW erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme – das macht sie besonders effizient und schont die Umwelt, allerdings nur wenn sowohl der erzeugte Strom als auch die erzeugte Wärme genutzt werden. Und genau da gab es in der Vergangenheit Probleme, weil Abnehmer für die Wärme fehlten. Wird die Wärme im Rahmen dieses Pro-
jektes nicht benötigt, kann sie nun im Netz der E.ON Hanse Wärme zwischengespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden. Durch die Einbindung in das Netz kann die Effektivität des BHKW deutlich verbessert und die Umwelt entlastet werden würden. Mit diesem Projekt wird Wyk auf Föhr zur „Speicherstadt“ für Wärmeenergie – nirgends sonst in SchleswigHolstein wird diese besondere Form der Energiespeicherung bislang angewendet. Weitere Partner der E.ON Hanse Wärme – wie beispielsweise in Grömitz – haben bereits Interesse bekundet. Erste Vorbereitungen wurden getroffen, so daß voraussichtlich noch in diesem Jahr weitere Projekte im nördlichsten Bundesland an den Start gehen werden. Mögliche Partner sind unter anderem auch Krankenhäuser, Hotels und weitere große öffentliche Gebäude, die einen hohen Strom- und Wärmebedarf haben.
Zeit- und Budgetrahmen. „Von der Planung bis zur Installation ist das eine große Ingenieurleistung“, sagt Eckhardt Rümmler, Chef der Erzeugungssparte von E.ON. Die erfolgreiche Errichtung biete gute Voraussetzungen für die fristgerechte Anbindung der Amrumbank West an das Versorgungsnetz. Im späteren Betrieb sammle die Umspannstation die erzeugte Energie der 80 Windanlagen und leite sie an eine Konverterstation weiter, bevor der Windstrom über eine Distanz von 100 Kilometern an Land transportiert werde. Die Servicestation des Windparks auf Helgoland werde das Umspannwerk betreiben, während E.ONs Offshore Marine Coordination Center in Hamburg den Einsatz überwache und steuere. Auf einer Fläche von 32 Quadratkilometern werden für das Projekt Amrumbank West insgesamt 80 Windturbinen errichtet. Die hochmodernen 3,6 Megawatt-Anlagen erzielen eine Gesamtleistung von 288 Megawatt und können bis zu 300.000 Haushalte versorgen. Dabei werden mehr als 740.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme von
Amrumbank West ist für Herbst 2015 vorgesehen. E.ON hat seit 2007 etwa 9,5 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert und ist heute weltweit der drittgrößte Betreiber von Offshore Windparks. Mitgliedschaften seit 2002
Erneuerbares Kraftwerk der ARGE Netz im Praxistest Breklum – Die ARGE Netz, wirtschaftlicher Vertreter der erneuerbaren Energien aus dem Norden, ist dafür bekannt, mit Zukunftsthemen voranzugehen. Aktuellstes Projekt ist der Aufbau eines Erneuerbaren Kraftwerks, das Anfang des Jahres von Energiewendeminister Dr. Robert Habeck eingeweiht wurde. Zentrales Anliegen dieses mit EU-Mitteln (EFRE) geförderten Projektes ist es, eine gesicherte Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien herzustellen. Dabei kommen Wind, Photovoltaik, Biomasse, Kraft-Wärme-Kopplung und bald auch Energiespeicher über
67
Namen und Nachrichten
N E U E S AU S D E M M I TG L I E D E R K R E I S eine Leitwarte zusammen und können entsprechend dem aktuellen Verbrauch wie ein herkömmliches Kraftwerk gesteuert werden. Für die Verbraucher heißt dies, daß jeder das Licht einschalten oder die Wäsche waschen kann, wann immer er will – so wie bisher auch. Mit erneuerbaren Kraftwerken übernehmen die erneuerbaren Energien Systemverantwortung, erschließen neue Vermarktungswege für grünen Strom (beispielsweise das Endkundenprodukt ARGE Netz Strom) und sorgen so für eine breit gestreute Wertschöp-
fung. Diese Konstellation sieht die ARGE Netz mit ihrem Geschäftsführer Dr. Martin Grundmann als das Energiesystem der Zukunft – Erneuerbare Energie intelligent vernetzt. Die ARGE Netz GmbH & Co. KG ist Dienstleister für mehr als 250 Gesellschaftern aus dem Energiemittelstand im Norden. Das Unternehmen bearbeitet energiewirtschaftliche Zukunftsthemen und erarbeitet Systemlösungen und Geschäftsmodelle, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Persönliches Mitglied seit 2013
Alte Feuerwache nimmt Gestalt an
nungen Terrassen, Balkone und Loggien vor, einige mit Blick auf den Kleinen Kiel und die Kieler Förde. Mit den Tiefbaumaßnahmen wurde bereits begonnen. Wenn alles nach Plan läuft, können die ersten Nutzer ihre Wohnungen voraussichtlich Ende 2015 beziehen. Die beiden Projektpartner BIG und FRANK investieren in die Realisierung des Quartiers 30 Millionen Euro. Die BIG BAU-Unternehmensgruppe mit ihren über 150 Mitarbeitern ist eines der führenden Immobilienunternemen in Norddeutschland. Die BIG ist seit 60 Jahren in den Kerngeschäftsfeldern Wohn-, Senioren-, Büroimmobilien, Grundstücksentwicklung und Immobilienhandel tätig und gehört im Bereich der städtebaulichen Sanierung und Entwicklung zu Deutschlands Marktführern. Firmenmitglied seit 2013
Kiel – An der Alten Feuerwache mitten in der Kieler Innenstadt hat der Vertrieb von 68 klimafreundlichen Neubauwohnungen und sechs Stadthäusern begonnen, die im Zuge der Quartiersentwicklung geplant werden. Unmittelbar neben dem Ratsdienergarten und dem Kleinen Kiel errichten die BIG BAUUnternehmensgruppe gemeinsam mit der FRANK-Gruppe ein urbanes Stadtviertel mit sieben Wohnbauten, sechs Stadthäusern, 50 Studentenappartements sowie einer Ladenfläche. Die 56 bis 178 Quadratmeter großen lichtdurchfluteten Einheiten verteilen sich auf mehrere Gebäude. Der Entwurf der Architekten LRW, Böge Lindner K2 (beide aus Hamburg) sieht für alle Woh-
Netz weiter gesponnen Lübeck – Die interactive digital media GmbH (IDM) aus Lübeck hat ihre Spezialisierung auf dem internationalen Markt für SMS Messaging und mobile Dienste in den vergangenen Monaten weiter vorangetrieben und MobilfunkNetzlizenzen in Deutschland, Schweden, Dänemark, Finnland, Luxemburg und den Niederlanden erworben. Damit erweitert IDM ihr Portfolio um weitere mobile Services. Mit ihrer zehnjährigen Erfahrung als weltweit tätiger Mobile Messaging Spezialist bietet das Unternehmen leistungsstarken Service zu wettbewerbsfähigen Preisen sowohl Mobilfunkbetreibern, Service Providern und Aggregatoren als auch Endkunden aus allen Branchen an. Die Anbindung an den GSMA-zertifizierten SMS-Hub gewährt weltweiten Zugang für A2P, P2P und Bulk Messaging Services weltweit. Persönliches Mitglied seit 2006
Gemeinsam stark Flensburg/Neumünster – Die Kanzlei EHLER ERMER & PARTNER hat zum 01. April.2014 mit der Kanzlei Grund und Partner in Neumünster fusioniert und ist damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer bedeutenden Wirtschaftskanzlei im Norden vorangekommen. Firmenmitglied seit 2004
Kurzer Draht nach Estland
In Deutschland wie in Dänemark zu Haus
Flensburg/Schwerin – Rechtsanwalt Jens O. Leisse (Sozietät HLL Heine Leibing Leisse, Schwerin und Flensburg-Handewitt) ist im März 2014 zum Honorarkonsul der Republik Estland ernannt worden. Der Konsularbezirk umfaßt das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Konsul Leisse sieht eine seiner Hauptaufgaben in der Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des Austausches zwischen Estland und der Bundesrepublik. Auf seine Initiative hin hat der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Wirtschaftsra-
Flensburg – Die vier ehemaligen Gesellschafter der DanRevision FlensburgHandewitt Steuerberatungsgesellschaft OHG gehen seit Anfang 2014 getrennte Wege. Die Steuerberater Thorsten Manewald, Christian Kuth und Benjamin Julius Feindt haben daraufhin die Sozietät Tyskrevision / TR Steuerberater gegründet. Anfang April 2014 haben die drei Steuerberater zusammen mit 30 Mitarbeitern ihre Arbeit in neuen, modernen Geschäftsräumen im CITTI-Park in Flensburg aufgenommen. Aufgrund der
68
Rechtsanwalt Jens Otto Leisse ist jetzt auch Honorarkonsul Estlands
tes. Ende Mai 2014 eine fünftägige Unternehmerreise in die estnische Hauptstadt Tallinn durchgeführt, auf der den 22 Teilnehmern ein vielfältiges Programm mit Kontakten zu estnischen Unternehmern geboten wurde. Persönliches Mitglied seit 1999
Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Neues aus dem Landesverband
N E U E S AU S D E M M I TG L I E D E R K R E I S Lage unmittelbar an der nördlichen Bundesgrenze zählt die Sozietät traditionell viele skandinavische Unternehmen mit Aktivitäten in Deutschland zu ihrem Kundenkreis. Daneben werden deutsche Unternehmen bei der Etablierung in Skandinavien unterstützt. Tyskrevision / TR Steuerberater kann auf eine langjährige Erfahrung im deutsch-skandinavischen Bereich, insbesondere in Bezug auf Dänemark, zurückgreifen. Die Mandanten profitieren von einem mehrsprachigen Team, das auch einen dänischen Revisor umfaßt, sowie einem exzellenten internationalen Netzwerk. Persönliches Mitglied seit 2007
GAB investiert eine Million Euro Tornesch – Die Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB) aus Tornesch, ist ein Anbieter zur Verwertung von Abfall in der Region Pinneberg. Es werden Entsorgungsleistungen sowohl für Kommunal- als auch für Privatkunden angeboten. Im Abfallwirtschaftszentrum Tornesch werden jährlich mehr als 150.000 t Abfallstoffe getrennt, sortiert und verwertet. Beim Ausbau des vorbeugenden Brandschutzes hat sich das Unternehmen entschlossen, neueste Systemtechnik nachzurüsten. Dazu wendete
sich die GAB an die Firma Rosenbauer International AG aus Leonding/Linz in Österreich, einen weltweit arbeitenden Anbieter von Sonderlöschanlagen für alle Bereiche der Industrie. Die Firma Rosenbauer entwickelte ein bestehendes System aus verschiedenen Löschtechniken. Die Technologie von Rosenbauer leiste einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von Schäden und Gefahren für Mensch, Maschine und Umwelt bei der GAB, so das Unternehmen. Das Investitionsvolumen für die komplette Maßnahme beträgt etwa eine Million Euro. Persönliches Mitglied seit 2014
... IM ÜBRIGEN
Dr. Philipp Murmann MdB
Reimer Tewes
■ Unser bisheriger Landesvorsitzender Dr. Philipp Murmann MdB, Geschäftsführender Gesellschafter der Zöllner Holding GmbH, ist im Nachgang der Bundestagswahl zum Schatzmeister und Präsidiumsmitglied der CDU Deutschland gewählt worden. Um den Anschein einer Interessenkollusion aus dem Weg zu gehen, hat er am Folgetag seine Ämter als Landesvorsitzender und Mitglied des Bundesvorstandes im Wirtschaftsrat der CDU e.V. niedergelegt. Daraufhin hat der Landesvorstand des Wirtschaftsrates in Schleswig-Holstein den Bundestagsabgeordneten als Mitglied in den Landesvorstand kooptiert. Das Amt des Vorsitzenden des Landesvorstandes hat sein gewählter Stellvertreter Reimer Tewes übernommen, der damit kommissarisch ebenso als geborenes Mitglied im Bundesvor-
stand des Wirtschaftsrates der CDU e.V. aufgenommen worden ist. Neuwahlen des Landesvorstandes sind turnusgemäß für den Herbst 2014 vorgesehen.
Dr. Martin Grundmann
■ Die Sektion Nordfriesland hat Dr. Martin Grundmann, Geschäftsführer Arge Netz GmbH & Co. KG, Breklum, auf ihrer Mitgliederversammlung am 27. Mai in Husum einmütig zum Sektionssprecher gewählt. Der bisherige Sprecher Rickmer Johannes Topf, Geschäftsführer Johannes Topf Baubeschlag GmbH aus Husum, ist ebenso wie Andreas Eichler, Seeth, wieder in den Vorstand gewählt worden. Neu in den Vorstand gewählt wurden Dr. Thomas Ebel, Geschäftsführer FTCAP GmbH aus Husum, Nis Richard Richardsen, Geschäftsführender Gesellschafter der Holzhäuser & Zimmerei Richardsen GmbH aus Langenhorn sowie Klaus Schmidt, Inhaber Schmidt Reisen GbR aus Dagebüll. Peter Cohrs, Geschäftsführender Gesellschafter der C. J. Schmidt GmbH aus Husum, der nach zehn Jahren nicht wieder ange-
treten ist, danken wir sehr herzlich für seinen Einsatz und die erfolgreiche Aufbauarbeit. ■ Nach langer Vorbereitung wird sich unsere neue Landesfachkommission Immobilienwirtschaft am 09. Juli 2014 in Kiel konstituieren. An einer Mitwirkung interessierte Mitglieder sollten Kontakt mit der Landesgeschäftsstelle aufnehmen. BZ
Dr. Dieter Murmann
Unser Ehrenvorsitzender des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Dr. Dieter Murmann, ist am 12. Mai 2014 achtzig Jahre alt geworden. Wir freuen uns, daß er neben seinen Aufgaben als Vorsitzender des Beirates der J.P. Sauer & Sohn Maschinenbau Beteiligungsgesellschaft mbH auch unser Anliegen weiter befördert. Wir danken für das herausragende unternehmerische Engagement für die stete Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards und gratulieren ihm sehr herzlich.
69
Vorschau Landesverband Schleswig-Holstein / Impressum
V E R A N S TA LT U N G S V O R S C H A U 17. Juni 2014 · Husum Nicole Knudsen, Leiterin Landesbüro Bundesverband WindEnergie e.V. Schleswig-Holstein „Risiken im Entwurf zum neuen Denkmalschutzgesetz – Was kommt auf die Windmüller zu?“
Ehrengast: Marcus Weinberg MdB, Landesvorsitzender der CDU Hamburg 30. Juni 2014 · Rendsburg Mitgliederversammlung mit Wahlen des Sektionsvorstands RendsburgEckernförde 30. Juni 2014 · Rendsburg Andreas Breitner, Innenminister des Landes Schleswig-Holstein Reinhard Sager, Landrat Kreis Ostholstein „Kommunaler Finanzausgleich“ Moderation: Kai Petersen, Geschäftsführender Gesllschafter Petersen + Co. GmbH
17. Juni 2014 · Schönberg/Holstein Betriebsbesichtigung und Vortragsveranstaltung im Hause Doormann & Kopplin GmbH & Co. KG Dr. Birgit Malecha-Nissen MdB, Mitglied des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag (SPD-Bundestagsfraktion) „Verkehrspolitische Perspektiven für Schleswig-Holstein“
18. Juni 2014 · Lübeck Dr. Konstantin von Notz MdB, stellv. Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Netzpolitik der grünen Bundestagsfraktion „Grüner haushalten, nachhaltiger wirtschaften: Der Green New Deal als Antwort auf den Wandel von Umwelt, Wirtschaft und Wissensgesellschaft“
09. September 2014 · Kiel Mitgliederversammlung mit Wahlen des Sektionsvorstands
03. Juli 2014 · Berlin Wirtschafttag 04. Juli 2014 · Berlin Junger Wirtschaftsrat SchleswigHolstein und Hamburg Besuch des Deutschen Bundestages
19. Juni 2014 · Kiel Matthias Wittenburg, Vorstand Corporates und Markets HSH Nordbank AG „Perspektiven für die HSH Nordbank AG“ 21. Juni 2014 · Kiel Regattabegleitfahrt zur Eröffnung der Kieler Woche
07. August 2014 · Pinneberg Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit „Die Pinneberger Baumschulen als deutscher Marktführer, die Regulierung und ihre Auswirkungen“
02. Juli 2014 · Berlin (Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern) Parlamentarischer Abend der 5 norddeutschen Länder
18. Juni 2014 · Lübeck Mitgliederversammlung mit Wahlen des Sektionsvorstands
der Landesfachkommission Immobilienwirtschaft; Dr. Marc Weinstock, Vorsitzender der Bundesfachkommission Statdtentwicklung, Bau und Immobilien des Wirtschaftsrates der CDU e.V.; Dr. Paul Kowitz, Fachgebietsleiter Bundesfachkommission Statdtentwicklung, Bau und Immobilien des Wirtschaftsrates der CDU e.V.; Theo Weirich, Werkleiter Vertrieb/Kommunikation Stadtwerke Norderstedt
08. Juli 2014 · Pinneberg Alexander Blažek, Verbandsvorsteher Haus und Grund e.V. „Risiken im Entwurf zum neuen Denkmalschutzgesetz – Wer ist betroffen?“ 09. Juli 2014 · Kronshagen bei Kiel konstituierende Sitzung Landesfachkommission Immobilienwirtschaft Wolfgang Weinschrod, Vorsitzender
09. September 2014 · Kiel Raymund Karg, Leiter Verkauf der BIMA Bundeanstalt für Immobilienaufgaben MV und SH „Konversion und mehr – Chancen für Investitionen“ 18. September 2014 · Neumünster Sektionsvorständekonferenz mit Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftrates der CDU e.V.
Änderungen vorbehalten
IMPRESSUM Herausgeber, V.I.S.d.P.: Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg Brigitte Nolte (BN) Referentin für Wirtschaftspolitik Colonnaden 25/II. Stock 20354 Hamburg Tel.: 040-30 38 10 49 Fax: 040-30 38 10 59 E-Mail: LV-HH@wirtschaftsrat.de Landesverband Schleswig-Holstein Dr. Bertram Zitscher (BZ) Landesgeschäftsführer Kleiner Kuhberg 2-6, 24103 Kiel Tel.: 0431-67 20 75 Fax: 0431-67 20 76 E-Mail: LV-S-H@wirtschaftsrat.de www.wirtschaftsrat.de
70
Redaktion: Ehrhard J. Heine (EJH) Dr. Manfred Hermann (He) Simone Niekammer (Ni) Kai Pörksen (kp) Nicole Weich (We) Bildnachweis: nicht gesondert gekennzeichnete Bilder WR-Archiv, Aufmacherfotos: ©ccvision.de (S. 4/5, 20, 22, 24, 37, 50, 54, 56, 58, 61, 63, 64, 66) Fotolia.com: © Julydfg (Titel), © Belkin & Co (S. 6), © vege (S. 7), © jarma (S. 12), © janniswerner Das nächste Heft erscheint im September 2014 mit dem Schwerpunktthema „Metropolregion Hamburg“
Landesverband Hamburg und Schleswig-Holstein | Ausgabe Juni 2014
Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare Satz/Layout: (Wolfgang Schlett, KGV) Herstellung und Anzeigen: copy-druck Gesellschaft für Digital- und Offsetdruck mbH Neumann-Reichardt-Straße 27-33 (Haus 21) 22041 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 - 689 45 45 Telefax: +49 (0) 40 - 689 45 444 E-Mail: info@copy-druck.de www.copy-druck.de Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.