NEUE Bericht: CSI: TRACE your FOOD

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VORARLBERG NEUE – FREITAG, 22. APRIL 2016, SEITE 14

Interessante Einblicke in die Welt der Wissenschaft DORNBIRN/LUSTENAU. An welchen Herausforderungen Vorarlbergs Forschende arbeiten und was daraus entsteht, kann bei der Langen Nacht der Forschung am Freitag, 22. April 2016, live erlebt werden. Bei dieser Gelegenheit geben über 220 Experten Einblicke in ihre Arbeiten und Projekte. An insgesamt sechs Standorten in Dornbirn und im Lustenauer Millennium Park gibt es 67 Forschungsstationen zu den unterschiedlichsten Themengebieten zu entdecken. Dabei werden auch komplexe Sachverhalte einfach und anschaulich dargestellt. Erstmalig werden heuer im Rahmen der Veranstaltung auch zwei Sparkling Science Projekte vorgestellt. Dabei geht es um reale Forschungsfragen, die von Schüler-Teams gemeinsam mit einer oder mehreren Hochschulen bearbeitet werden. Ein Beispiel hierfür ist „CSI: Trace your Food“ um die Herkunftsbestimmung von Nahrungsmitteln anhand des Multielement- und Isotopenfingerabdrucks. An diesem Projekt arbeitet unter anderem die Universität für Bodenkultur in Wien mit der HTL Dornbirn zusammen (siehe Text links). Zudem präsentiert eine Gruppe Schüler der Neuen Mittelschule Nenzing in Kooperation mit dem Unternehmen MyRobot-Center wie Robotern Leben eingehaucht werden kann und anderes mehr. Auch heimische Unternehmen wie beispielsweise die Zumtobel Gruppe, Blum, Wolford oder Liebherr sind bei der „Langen Nacht der Forschung“ vertreten. Forschungsstationen sind in Dornbirn – sowie in vier Gebäuden des Millennium Parks in Lustenau. Kostenfreie Shuttlebusse verbinden alle Standorte. Programm unter: http://www.langenachtderforschung.at/vbg

Die Herkunft steckt in den Gräten „trace your food“ - Schüler der HTL-Dornbirn haben gemeinsam mit Experten der Boku Wien eine Methode zur Herkunftsanalyse von Lebensmitteln entwickelt.

RUBINA BERGAUER

it dem etwas sperrigen Begriff Isotopenanalyse können wahrscheinlich nur die wenigsten etwas anfangen. Krimifans kommt der Begriff vielleicht bekannt vor, denn mit Hilfe dieses wissenschaftlichen Verfahrens kann unter anderem anhand von menschlichen Knochen oder Haaren festgestellt werden, wo die betreffende Person aufwuchs und lebte. Doch nicht nur in der Gerichtsmedizin, auch in der Archäologie findet diese Methode Anwendung, um mehr über Herkunft und Wanderbewegung der Menschen zu erfahren. Die Schüler der HTL Dornbirn stellen im Rahmen der „Langen Nacht der Forschung“ am 22. April nun eine weitere Einsatzmöglichkeit der Isotopenanalyse vor. Unter dem Titel „CSI: trace your food“ haben sich die Mädchen und Burschen der Klasse 10aCB in Zusammenarbeit mit den Experten der Universität für Bodenkultur in Wien mit der Herkunftsbestimmung von Nahrungsmitteln beschäftigt. Schwerpunkt des Projekts ist die systematische Erstellung von eindeutigen chemischen Fingerab-

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drücken in Lebensmitteln aus unterschiedlichen Regionen in Österreich. Diese werden dann beispielsweise zur Herkunftsbestimmung von Gemüse herangezogen. Denn immer mehr Konsumenten legen Wert auf die Regionalität. „Ein wesentliches Ziel ist die Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Umweltfaktoren wie beispielsweise der Geologie, des Bodens, der Seehöhe und der chemischen Zusammensetzung der Lebensmittel. Zwölf Schüler des Maturajahrganges haben sich rund zwei Jahre mit diesem Projekt auseinandergesetzt“, erläutert Michael Grünwald, einer der betreuenden Lehrer. Im Zuge dessen wurden von den Jugendlichen Boden-, Wasser- und Nahrungsmittelproben gesammelt, die später aufbereitet und untersucht wurden. Virtuelles Klassenzimmer Während des gesamten Projektes standen die Vorarlberger Schüler in Kontakt mit dem Team der Boku Wien. „Vorlesungen wurden online via Konferenzschaltung abgehalten. Jeder hatte einen Kopfhörer auf und sah den Dozenten via Kamera. Auch

Workshops wurden auf diese Weise durchgeführt. Es war spannend, ein virtuelles Klassenzimmer zu erleben“, schildert Lehrerin Barbara Griehser. Während der Langen Nacht der Forschung werden die Schüler Interessierten Informationen zu ihrer Arbeit geben und den Prozess anhand der Aufbereitung von Wasserund Bodenproben sowie einfacher Analysen veranschaulichen. Auch die Untersuchung von Bodensee-Felchen wird


Die Schüler der Klasse 10aCB der HTL Dornbirn haben im Rahmen von Sparkling Science mit den Experten der Boku Wien zusammengearbeitet.

Sara Knezevic (links) und Susanne Schwendinger haben eine Diplomarbeit über ihre Arbeit zur Herkunftsbestimmung von heimischen Süßwasserfischen verfasst. KLAUS HARTINGER

im Schullabor“, berichtet Susanne sichtlich begeistert. Und ihre Kollegin fügt hinzu: „In einem sogenannten Reinraum tätig zu sein, war schon ein ganz besonderes Erlebnis.“ Untersucht wurden von den beiden Vorarlbergerinnen Fischgräten und Fischfilet der Bodenseefelchen sowie Wasserproben. Schließlich kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Gräten eines Fisches für eine Herkunftsbestimmung mittels Isotopenanalyse geeignet sind. Ein voller Erfolg für die beiden Schülerinnen. Zukunftspläne

gezeigt. Denn SüßwasserFische sind in Sachen Herkunftsanalyse ein Spezialfall. Für eine dementsprechende Untersuchung wurden bisher die Gehörsteine der Tiere verwendet. Bei abgepackten Filets, wie sie meist im Handel zu finden sind, ist dies jedoch nicht möglich, da der Kopf des Fisches fehlt. Dieses Problems haben sich die beiden Schülerinnen Susanne Schwendinger und Sara Knezevic angenommen. Für ihre Diplomarbeit haben

sie nach alternativen Wegen zur Herkunftsbestimmung gesucht. Ihre Untersuchungen haben die jungen Frauen an Felchen, einer für den Bodensee typischen Fischart, durchgeführt. Denn sie hatten festgestellt, dass offenbar viele sogenannte „BodenseeFische“ verkauft werden. Und das obwohl deren Bestände in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind. „Unsere Aufgabe war es, eine Methode zu entwickeln, bei der man die Gehörsteine, die sogenannten

Otholiten, nicht benötigt“, fasst Sara zusammen. Für die Untersuchungen arbeitete das Duo sogar im Labor der Boku in Tulln. Möglich wurde dies im Rahmen des Sparkling Science Projekts durch das Schüler in universitäre Forschungsarbeiten eingebunden werden. „Uns wurden die Verfahren genau erklärt und wir durften sogar die hochsensiblen Geräte nutzen. Die Arbeitsweise in einem Forschungslabor unterscheidet sich sehr von jener

„Mit ihrer Diplomarbeit nehmen Sara und Susanne auch am Bundeswettbewerb Jugend innovativ teil. Unter den 500 Einreichungen haben sie es bereits ins Halbfinale geschafft“, erzählt Lehrerin Barbara Griehser mit stolzem Unterton. Nun können die Maturantinnen auf ein Ticket ins Bundesfinale 2016 hoffen. Unabhängig davon steht für die beiden bereits fest, welche Laufbahn sie nach der Matura einschlagen möchten: so möchte Sara Biologie auf Lehramt studieren, während sich Susanne vorstellen könnte, weiterhin in der Forschung tätig zu sein.


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