Ausstellungskatalog Max Weiler - Die späten 70er Jahre

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MAX WEILER Die späten 70er Jahre Katalog zur Ausstellung 9.6. bis 31.07.2020




Liebe Kunstfreunde, seit vielen Jahren befassen wir uns mit der Arbeit von Max Weiler und präsentieren dessen Werke regelmäßig im In- und Ausland. Wir freuen uns nun sehr, mit unserer neuen Ausstellung "Max Weiler - Die späten 70er Jahre" eine der wichtigsten Schaffensphasen dieses Ausnahmekünstlers zeigen zu können. Die 70er Jahre sind für Max Weilers Zeichenkunst sicherlich das wichtigste Jahrzehnt. Arbeiten aus dieser Zeit zeigen den Künstler als „einen Zeichner gegen die Linie und für den Strich“ (Gottfried Böhm). Weiler legt hier eine unglaubliche Leichtigkeit an den Tag, die auch sein späteres Oeuvre bestimmt. Im Rahmen der Ausstellung präsentieren wir nicht nur außergewöhnliche klein- und großformatige Arbeiten auf Papier sondern auch ausgewählte Gemälde dieser Zeit. Danke an dieser Stelle auch an Günther Oberhollenzer, Kurator der Landesgalerie Niederösterreich, für dessen Beitrag und Unterstützung für diese Ausstellung. Wir wünschen viel Freude mit dem Katalog und den wunderbaren Arbeiten. Ebi Kohlbacher & Lui Wienerroither

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Günther Oberhollenzer spricht zu Max Weiler Kurator, Landesgalerie Niederösterreich

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MAX WEILER - Die späten 70er Jahre Max Weiler (1910-2001) ist einer der großen Vertreter der österreichischen Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war nicht nur ein grandioser Maler, sondern auch einer der bedeutendsten und wohl auch produktivsten europäischen Zeichner seiner Generation. Diese Einschätzung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verfestigt – wohl auch durch wegweisende Ausstellungen im MUMOK (2004), im Essl Museum (2010), in der Albertina (2011) oder auch in der Pinakothek der Moderne in München (2012). Zeit seines Lebens fühlte sich der aus Tirol stammende Künstler dem chinesischen Denken und der chinesischen Kunst verbunden – zurückzuführen auf ein gemeinsames kosmologisches Welt- und Naturverständnis. Weiler ging es in seiner Kunst nicht um die topographische Wiedergabe von Landschaften, er wollte die Natur als Ganzes, in ihrem Werden und Vergehen verstehen und versuchte, das Geistige in der Natur zu begreifen und darzustellen. Ausgehend von der Natur und in enger Verbindung mit ihr entwickelte er eine gestisch expressive bis meditative abstrakte Malerei. Seit den Anfängen hat Weiler auch auf Papier gearbeitet und ein weites Feld erschlossen, das von kleinen spontanen Skizzen bis zu großflächigen Bildern reicht und stets im Austausch mit den Gemälden steht. In den Arbeiten der 1970er Jahre – das für Weilers Zeichenkunst sicherlich wichtigste Jahrzehnt – dominiert die

Vertikale. Alles ist im Fluss, Schluchten, Abgründe und gewaltige Gefälle sind wichtiger als eine statische, waagrechte Landschaftsbühne. Vieldeutig mit fließenden Grenzen und Übergängen, den Zufall zulassend aber doch auch planerisch erschafft der Künstler seinen zeichnerischen Kosmos immer wieder neu. Dabei ist Weiler, wie es Gottfried Boehm einmal treffend formuliert hat, „ein Zeichner gegen die Linie und für den Strich“. Aus der Nähe betrachtet sehen wir ein Gewitter aus Zeichen, Mikrostrukturen aus Schraffungen und Kritzeleien, eine dichte Komposition aus Kringeln, Punkten, Flecken, Knäulen und Wirbeln. Fast scheint es so, als entstehe gerade jetzt erst, worauf wir blicken, als trage die kleinste lineare Zelle die potenzielle Kraft zu Ausdehnung und unbegrenztem Wachstum in sich. „Wenn ich zeichne, bin ich ein Nachzeichner“, schreibt Max Weiler in den „Tag- und Nachtheften“ im Jahr 1976 und führt uns mit diesem Satz ein wenig in die Irre. Denn er fährt fort: „Ich finde es da liegen, ich brauche die Striche nur an den rechten Platz zu zeichnen, aber sie sind selbst schon da, ich finde sie, und mich freuen die unglaublichen Kapriolen meiner Fundbilder, meiner Vorbilder, meiner Urbilder, die ich, indem ich sie sehe, zu Wert bringe, weil ich sie aufzeichne, wirklich mache (...).“ Günther Oberhollenzer

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#4170

o. T., 1977 Feder in Tusche, Aquarell auf Papier 62,5 x 48,8 cm signiert und datiert unten rechts

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#4171

o. T., 1979 Bleistift, Farbstifte auf Papier 31,6 x 24,9 cm signiert und datiert unten rechts

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#4176

Die Wolken dieser Landschaft, 1977 Eitempera auf Leinwand 200 x 198 cm signiert und datiert unten links

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#4172

o. T., 1979 Farbkreiden auf Papier 31,2 x 24,8 cm signiert und datiert unten rechts

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#4173

o. T., 1977 Aquarell auf Papier 62 x 48,6 cm signiert und datiert unten rechts

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#4174

o. T., 1976 Pinsel in Tusche auf Papier 88 x 60 cm signiert und datiert unten rechts

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#4177

Mit Himmel, 1976 Pinsel in Tusche auf Papier 88 x 60 cm signiert und datiert unten rechts

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#4180

Landschaft mit Regenwolke, 1979 Kohle auf Papier auf Leinwand kaschiert 161,8 x 204 cm signiert und datiert unten rechts

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#4181

Vögelsberg, 1977 Eitempera auf Leinwand 115 x 160 cm signiert und datiert unten rechts

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#4184

Weidenstümpfe, 1978 Kohle, Wachskreiden auf Papier 157 x 203 cm betitelt, signiert und datiert unten mittig

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#4186

Es wächst, 1979 Kohle auf Papier auf Leinwand kaschiert 189,2 x 158,9 cm signiert und datiert unten rechts

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#4189

o. T., 1978 Eitempera, Bleistift auf Papier 88 x 60,1 cm signiert und datiert unten links

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#4191

Naturdenkmal, 1977 Eitempera auf Leinwand 100 x 100 cm signiert und datiert unten links

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#4193

Blauer Hügel, 1978 Kohle und Wachskreiden auf Papier, auf Leinwand kaschiert 201,7 x 159,9 cm betitelt unten links; signiert und datiert unten rechts

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#4196

o. T., 1977 Feder in Tusche auf Papier 88 x 60,1 cm signiert und datiert unten rechts

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#4199

Himmel und Wolken, 1977 Eitempera auf Leinwand 200 x 198 cm signiert und datiert unten rechts

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#4202

Ödland, 1977 Kohle, Farbstifte auf Papier 87,8 x 62,4 cm betitelt unten links; signiert und datiert unten rechts

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#4204

o. T., 1977 Bleistift, Farbstift auf Papier 65 x 48,2 cm signiert und datiert unten rechts

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#4206

Bewachsen, 1977 Bleistift, Farbstifte auf Papier 62 x 48,8 cm signiert und datiert unten rechts

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#4208

o. T., 1977 Bleistift, Farbstift auf Papier 65 x 48,2 cm signiert und datiert unten rechts

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#4211

Im Hohlweg, 1977 Aquarell auf Papier 88 x 60,1 cm signiert und datiert unten rechts

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#4213

Erde, 1976 Pinsel in Tusche auf Papier 87,9 x 60 cm betitelt unten links; monogrammiert und datiert unten rechts

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#4214

Enge Durchfahrt, 1978 Kohle auf Papier 88 x 60,1 cm betitelt unten links; signiert und datiert unten rechts

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Foto: Franz Hubmann © Archiv Max Weiler; Wien 58


Max Weiler Max Weiler zählt zu herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Malerei des 20. Jahrhunderts. Sein beeindruckendes, sieben Jahrzehnte umfassendes intensives Schaffen, dreht sich im Wesentlichen um Landschaft und Natur als gesehene und empfundene Wirklichkeit. Neben seinen nach 1960 ausschließlich in Eitempera gemalten Bildern umfasst das Werk ein gewaltiges zeichnerisches Oeuvre sowie zahlreiche Fresken wie auch Mosaiken, Keramikwand- und Glasbilder im öffentlichen Raum. Max Weiler wird am 27. August 1910 in Absam bei Hall in Tirol, als Sohn eines Richters, geboren. 1925 tritt er der Jugendbewegung „Bund Neuland“ bei, deren Naturbegeisterung verbunden mit spirituellen Erneuerungsidealen für ihn zu einer grundlegenden Erfahrung wird. Im Alter von 20 Jahren wird er in die Malerschule von Prof. Karl Sterrer in der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen, kehrt aber mit Ausbruch des Krieges wieder nach Tirol als Zeichenlehrer zurück. 1945 erhält Max Weiler mit der Ausgestaltung der Theresienkirche auf der Hungerburg oberhalb Innsbrucks seinen ersten großen öffentlichen Auftrag, der jedoch wegen der Bildinterpretation zu einem Eklat führt. Zu den weiteren bedeutenden öffentlichen Aufträgen gehören die Apsis der Friedenskirche in Linz-Urfahr (1951), die Schalterhalle des Innsbrucker Hauptbahnhofs (1954/55) und die Wandbilder im Casino Innsbruck (1992/93). 1960 wird Weiler als Vertreter Österreichs für die Biennale in Venedig gewählt, von 1964 bis 1981 wird er als Professor für Malerei an die Akademie in Wien berufen. In den späteren Jahren unternimmt er ausgedehnte Reisen, zahlreiche Großausstellungen finden national wie international statt, zuletzt in der chinesischen Nationalgalerie in Peking 1998, im Künstlerhaus und in der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Für sein Werk wird Max Weiler bereits zu Lebzeiten mit Preisen und Ehrungen gewürdigt, u.a. mit dem österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1979) und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit Stern der Republik Österreich (2000). Er ist Ehrenmitglied der Wiener Akademie und Ehrenbürger der Stadt Wien und wird nach seinem Tod am 29. Jänner 2001 in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Die erste Phase seines künstlerischen Schaffens bis zum Ende des Krieges ist geprägt von einer vereinfachten Figurenmalerei. In weiterer Folge schlägt der Künstler stilistisch einen expressiveren Weg ein, bis er ab den 50er Jahren eine eigene, abstrakt-gestische Chiffrensprache für die Natur entwickelt. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich in fünf großen Zyklen wider, die gleichzeitig die wesentlichen Werkabschnitte bis 1980 bestimmen. Das Spätwerk Max Weilers zeichnet sich durch intensive Farben und eine dynamische Pinselführung aus, in dem noch einmal überzeugend die spirituelle Kraft der Natur versinnbildlicht wird.

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W&K—Wienerroither & Kohlbacher Strauchgasse 2 1010 Vienna Austria

W&K—Palais Renngasse 4 1010 Vienna Austria

Shepherd W&K Gallery 58 East 79th Street New York, NY 10075 USA

+43 1 533 99 77 office@w-k.art www.w-k.art

+43 1 533 99 77 palais@w-k.art www.w-k.art

+1 (212) 861-4050 shepherdNY@aol.com www.shepherdgallery.com


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