Auf den Spuren Frédéric Chopins in Wielkopolska

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Auf den Spuren FrĂŠdĂŠric Chopins in Wielkopolska


Musikinstrumentenmuseum in Poznań, Foto: Z. Schmidt

Auf den Spuren Frédéric Chopins in Wielkopolska

WARSZAWA

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Frédéric Chopin hat in der Region Wielkopolska nur wenige materielle Andenken hinterlassen. Wir wissen noch nicht einmal genau, wie oft er diese Region besucht hat. Dort, wo sich auf Chopin beziehende Traditionen erhalten haben, werden sie weiterhin gepflegt und erweitert. Es kann sein, dass, so wie im Fall von Strzyżew, überhaupt keine materiellen Spuren mehr vorhanden sind, die man in die Traditionspflege einbeziehen könnte. Manchmal verhält es sich aber auch ganz anders. Ein Beispiel ist das berühmte Konzert in Poznań, das zwar niemals stattgefunden hat, aber dennoch eine so bekannte Legende bildet, dass es im allgemeinen Bewusstsein wie ein tatsächliches Ereignis behandelt wird. Chopin hat Wielkopolska im Laufe seiner ersten zwanzig Lebensjahre, die er in seinem Heimatland verbracht hat, besucht, also in dem wichtigen Lebensabschnitt, in dem sich seine Persönlichkeit und Empfindsamkeit formten. Seine Aufenthalte in dieser Region, besonders in Antonin, fanden Ausdruck in seinem künstlerischen Schaffen, beispielsweise in der Polonaise C-Dur, op. 3, oder im berühmten Hornmotiv des dritten Satzes des Klavierkonzerts f-Moll. Es gibt noch einen Aspekt, der manchmal vergessen wird, wenn wir über die immer noch kaum bekannten Verbindungen Frédéric Chopins zur Region Wielkopolska sprechen.

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Es waren nämlich Poznań und die umliegende Region, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass seine Werke bekannt geworden sind. Bereits 1825, als Chopin lediglich 15 Jahre alt war, gab es in der Presse des Großherzogtums erste Meldungen über einen ungewöhnlich talentierten, jungen Musiker aus Warszawa und seine Auftritte. 1836 erschien in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben der in Leszno herausgegebenen Wochenzeitschrift „Przyjaciel Ludu“ („Volksfreund“) die erste sehr zutreffende Bewertung des Schaffens Chopins in den polnischen Gebieten, verfasst vom Herausgeber und Musiker Antoni Woykowski. Woykowski schrieb damals: „Polen hat der Welt in letzter Zeit ein musikalisches Genie geschenkt, das einzigartig ist und gewiss noch lange sein wird. Dieses Genie heißt Chopin! Wir können mit Gewissheit sagen, dass sich keine Nation eines so großen, wahrhaft nationalen Komponisten rühmen kann!“ Es wurde noch ein wichtiger Beitrag geleistet. In Poznań nämlich wurde 1873 von der Buchhandlung Jan Konstanty Żupański das erste polnische Buch über das Genie aus Żelazowa Wola mit dem Titel „Frédéric Chopin und seine musikalischen Werke“ („Fryderyk Chopin i utwory jego muzyczne“), verfasst von Marceli Antoni Szulc, herausgegeben. Daran sollte man denken, wenn man auf den Spuren Frédéric Chopins durch Wielkopolska reist.


F.-Chopin-Park in Poznań, Foto: Z. Schmidt Konzert im Weißen Saal der Stadtverwaltung Poznań, Foto: Z. Schmidt

Poznań Ich bin gesund und habe gesehen, was man sehen konnte. Ich kehre zu Euch zurück. Am Montag (das ist übermorgen in einer Woche) schließen wir uns in die Arme. Die Reise tut mir gut. Ich mache nichts, sondern gehe nur ins Theater. (....) Höchste Zeit, ins Bett zu gehen, denn morgen müssen wir in aller Herrgottsfrühe an der Post sein. Zwei Tage bleiben wir in Poznań, wegen des Mittagessens, zu dem uns Erzbischof

Wolicki eingeladen hat. Wenn wir uns sehen, werden wir viel zu bereden haben! Auf Wiedersehen… Berlin, Samstag, den 27. September 1828, in einem Brief an die Eltern Die beiden Besuche Chopins in Poznań verdanken wir nicht der Musik, sondern einem Naturforscherkongress, der im Herbst 1828 in Berlin stattfand. Zur Reise nach Berlin hatte Frédéric der mit den Chopins befreundete Zoologe und Professor Feliks Paweł Jarocki aus Warszawa, ein Teilnehmer des Berliner Kongresses, überredet. Der junge Frédéric hatte nun endlich die Gelegenheit, zum ersten Mal die preußische Hauptstadt zu sehen. Jarocki und Chopin kamen am 12. September 1828 in Poznań an. Die zwei Stunden, die sie hier auf die Abfahrt der Postkutsche nach Berlin warten mussten, nutzten sie gewissenhaft, denn sie hatten in dieser Stadt eine besondere Mission zu erfüllen. Zu diesem Zweck statteten sie auf der Dominsel Erzbischof Teofil Wolicki einen Besuch ab und überreichten ihm eine Sendung von Julian Ursyn Niemcewicz. In dieser Sendung befanden sich Dokumente, die für die Überführung der sterblichen Überreste des Bischofs Ignacy Krasicki aus Berlin nach Gniezno bedeutsam waren. In dieser Angelegenheit sollte nämlich Teofil Wolicki, der Bischof von Poznań, vermitteln. Frédéric Chopin war mit

Büste F. Chopins im nach ihm benannten Park, Foto: Z. Schmidt

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Innenbereich des erzbischöflichen Palasts in Poznań, Foto: Z. Schmidt

Erzbischöflicher Palast in Poznań, Foto: Z. Schmidt

ihm über seine Taufpatin Anna Wiesiołowska, geborene Skarbek, verschwägert. Während dieses kurzen Besuchs auf der Dominsel lud Erzbischof Wolicki Professor Jarocki und den ihn begleitenden Chopin zum Essen während ihrer Rückreise von Berlin nach Warszawa ein. Darüber berichtete Chopin in seinem Brief an die Eltern, den er noch in Berlin aufgab. So war wahrscheinlich die vom Erzbischof ausgesprochene Einladung Grund für den mehrtägigen Aufenthalt Chopins in Poznań, als er sich auf dem Rückweg von Berlin nach Warszawa befand. Aus der preußischen Hauptstadt reisten Jarocki und Chopin am Morgen des 28. September 1828 ab. In Poznań kamen sie am 30. September gegen 13.00 Uhr an. Da die nächste Postkutsche in Richtung Warszawa erst in drei Tagen, am 3. Oktober um 15.00 Uhr, abfuhr, hatten sie Zeit, die Stadt zu besichtigen und Bekannte zu besuchen. Wahrscheinlich begaben sie sich zum erzbischöflichen Palast auf der Dominsel und aßen gemeinsam mit Erzbischof Teofil Wolicki zu Mittag. Was haben die beiden in Poznań während der Tage vor ihrer Weiterfahrt gemacht? Wir wissen es nicht. Vielleicht gingen sie ins Stadttheater und besuchten Bekannte, darunter den seinerzeit in Poznań sehr geschätzten Jan Motty, Professor für Naturkunde am MariaMagdalena-Gymnasium. Nicht bekannt ist, wo sie gewohnt haben. Wahrscheinlich wählten sie das damals populärste Sächsische Hotel an der

ulica Wrocławska als Unterkunft. Trotz der fast zwei Jahrhunderte alten Überlieferung hat Chopin in Poznań kein Konzert gegeben. Es mag sein, dass er sich bei Erzbischof Wolicki nach dem erwähnten Essen ans Klavier gesetzt hat. Jedoch sind hierzu keinerlei schriftlichen Informationen erhalten geblieben. Mit Sicherheit spielte der junge Chopin nicht im Statthalterpalais, d.h. im Gebäude der heutigen Stadtverwaltung, obwohl eine an seiner Vorderseite im Jahr 1960 angebrachte und sich dort weiterhin befindende Tafel davon spricht. Erhaltene Quellen und Korrespondenzen belegen eindeutig, dass Fürst Antoni Radziwiłł, der Statthalter des Großherzogtums Posen, während des Aufenthalts Chopins nicht in Poznań war. Radziwiłł hielt sich zu dieser Zeit mit seiner Familie in seiner Sommerresidenz in Ruhberg (Ciszyca) bei Kowary auf. Bestärkt wurde diese Legende auch durch ein Gemälde Henryk Siemiradzkis, das ein Konzert Frédéric Chopins im Salon des Fürsten Antoni Radziwiłł darstellt. Obwohl es erst 1887 auf Bestellung des in Poznań ansässigen Buchhändlers und Herausgebers Karol Kozłowski entstand, sah man dieses Bild mit der Zeit als künstlerische Vision eines authentischen Ereignisses an. Das Gemälde, dem der Autor den Titel „Konzert Chopins bei Radziwiłł in Berlin im Jahr 1829” verlieh, entbehrt jeder historischen Grundlage. Es stimmen weder das Jahr (Chopin war 1828 in Berlin) noch der Ort.

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Weißer Saal der Stadtverwaltung Poznań, Foto: P. Skórnicki

Der Musiker ist niemals im Berliner Palais der Radziwiłłs an der Wilhelmstraße aufgetreten. Mit der Zeit hat sich der Titel „Frédéric Chopin im Salon des Fürsten Antoni Radziwiłł (Jahr 1829)” durchgesetzt, der suggeriert, dass es sich vielleicht um den Radziwiłł-Salon in Poznań handeln könnte. Das Datum wäre aber weiterhin fehlerhaft. Reproduktionen des Bilds verbreiteten sich jedoch schnell und festigten die Legende. Mit Poznań verbanden Chopin noch weitere Ereignisse. Hier erschien in der Tageszeitung „Dziennik Poznański” am 25. Oktober 1849, eine Woche nach dem Tode des Komponisten, ein erster Nachruf, verfasst von Cyprian Kamil Norwid. In Poznań wurde ebenfalls die erste polnische Biografie des Künstlers herausgegeben. Das Buch „Frédéric Chopin und seine musikalischen Werke“ („Fryderyk Chopin i utwory jego muzyczne“), verfasst von Marceli Antoni Szulc, wurde 1873 von der berühmten Buchhandlung Jan Konstanty Żupańskis verlegt.

In Poznań gedenkt man Frédéric Chopin an vielen Orten. Am auffälligsten ist der Weiße Saal der Stadtverwaltung in Poznań, der allgemein als Veranstaltungsort des vermeintlichen Konzerts im Jahr 1828 gilt. Als Andenken dient eine Büste Chopins, ein Werk Marcin Rożeks. Eine Kopie befindet sich an der Rückseite des ehemaligen Jesuitenkollegs im Chopin-Park. An der Fassade des Gebäudes wiederum wurden zwei Chopin und dem vermeintlichen Konzert im Jahr 1828 gewidmete Tafeln angebracht. Im Musikinstrumentenmuseum am Alten Markt in Poznań gibt es einen ChopinSaal mit sich auf den Komponisten beziehenden Exponaten. Hier kann man u.a. ein etwa aus dem Jahr 1820 stammendes Klavier sehen, das sich im Schloss in Antonin befand. Wahrscheinlich hat Chopin auf ihm während seiner Besuche bei Fürst Antoni Radziwiłł gespielt. Darüber hinaus kann man Portraits des Musikers, Kopien seines Handabdrucks und seiner Totenmaske sowie des berühmten Bilds Hen-

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Gedenktafel zur Erinnerung an den 100. Geburtstag des Komponisten, Foto: Z. Schmidt

ryk Siemiradzkis, das Frédéric Chopin im Salon des Fürsten Antoni Radziwiłł darstellt, besichtigen. Ausgestellt wurde hier ebenfalls der hölzerne Entwurf des von Wacław Szymanowski geschaffenen Denkmals Frédéric Chopins, das im Łazienki-Park in Warszawa steht. In der Nähe des Großen Theaters verläuft die nach ihm benannte Straße und auf dem Hof der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften an der ulica Mielżyńskiego wurde 1910 anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten eine Tafel enthüllt. Die (von den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs zerstörte) Originaltafel war ein Werk Władysław Marcinkowskis. Gegenwärtig befindet sich hier eine Kopie. Wenn man Poznań auf den Spuren Chopins erkundet, sollte man auch den Friedhof für verdiente Einwohner der Region Wielkopolska auf dem Adalbertsberg (Wzgórze św. Wojciecha) besuchen. Hier ruht die BeinahSchwiegermutter Chopins, Teresa Wodzińska, die Mutter von Maria Wodzińska, der Muse des Künstlers. Maria Wodzińską, in die sich auch Juliusz Słowacki verliebt hatte, lernte Chopin 1835 in Dresden kennen. Dort hat er ein Jahr später um ihre Hand angehalten. Er war 26 Jahre alt, sie erst 16. Marias Familie stimmte zunächst der Eheschließung zu, später jedoch, als sie Gerüchte über eine Erkrankung Chopins erreichte, nahm sie davon Abstand. Zwar geschah dies niemals offiziell, aber sie stellte dem „Pianisten“, wie er genannt wurde, unannehmbare Bedingungen, so dass die Beziehung scheiterte. Dennoch verband Chopin mit seiner BeinaheSchwiegermutter bis zu seinem Lebensende ein gutes Verhältnis. Den Chopin-Rundgang durch Poznań kann man auf der Dominsel abschließen. Hier steht noch immer der erzbischöfliche Palast, in dem Erzbischof Teofil Wolicki Chopin zum Essen empfangen hatte. Erzbischof Wolicki verstarb im Dezember 1829 und wurde in der Krypta des Doms von Poznań bestattet. In der Cäcilienkapelle��������������������� ������������������������������������ wurde ein ihm gewidmetes Epitaph angebracht. Strecke: ulica Chopina – Hof der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften an der ul. Mielżyńskiego – Gebäude des früheren

Chopin-Saal im Schloss Antonin, Foto: Z. Schmidt

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vergnügten sie sich jedoch hervorragend auf der anschließenden Hochzeit. Es handelte sich um eine gemeinsame Hochzeitsfeier des Brautpaars Kurnatowski und von Melanias Cousine Aniela Kurnatowska, die eine Woche zuvor (am 25. August 1829 in der römisch-katholischen Kirche des Dorfs Charłupia) Wojciech Gałczyński geheiratet hatte, was Frédéric in seinem Brief an Tytus ebenfalls erwähnt. Drei Tage lang wurde in Żychlin ausgelassen gefeiert. Als die Gäste schon abreisen wollten, begann man noch ein Pfandspiel, das Dr. Adam Helbich in seinen Erinnerungen so beschrieb: „Um 11 Uhr morgens standen schon die Pferde angespannt bereit, aber hat es das schon einmal gegeben, dass jemand aus einem gastlichen Haus ohne Frühstück abreist? Die Pferde mussten also warten. Es wurde 12 Uhr und die Gäste versammelten sich im Saal. Daneben, im Esszimmer, wartete man darauf, dass der Tisch gedeckt werden würde, und führte lebhafte Gespräche. Dann machte jemand folgenden Vorschlag: - Lasst uns, um den Spaß abzurunden, Gesellschaftsspiele spielen, und da wir in verschiedene Richtungen abreisen,

Kathedrale in Poznań, Foto: Z. Schmidt

Żychlin kam Chopin rein zufällig. Als er nach einer längeren Reise, während der er zwei herausragende������������������������������ Konzerte in Wien gegeben hatte, auf dem Rückweg nach Warszawa war, legte er einen Zwischenstopp in Kalisz ein. Der junge Musiker reiste damals mit zwei Freunden, dem Medizinstudenten Alfons Brandt und dem Juristen Ignacy Maciejowski. Die Reiseunterbrechung in Kalisz nutzten die jungen Männer für einen Besuch bei Doktor Adam Helbich. Der Arzt, der sich gerade auf dem Weg zur Familie Bronikowski in Żychlin befand, um an der Hochzeit der Tochter Melenia teilzunehmen, beschloss, die unerwarteten Gäste einfach mitzunehmen. Die hübsche Melania, die Chopin im Brief an seinen Freund Tytus Woyciechowski erwähnte, hatte der Komponist einst in Warszawa kennen gelernt. Obwohl die Gäste es zur eigentlichen Vermählung von Melenia und Wiktor Adam nicht mehr schafften (sie kamen nämlich abends an, die Eheschließung erfolgte aber schon am Mittag des 2. September 1829),

Sächsischen Hotels (ul. Wrocławska) – Chopin-Park – Stadtverwaltung Poznań (pl. Kolegiacki) – Musikinstrumentenmuseum (Alter Markt) – Friedhof verdienter Einwohner der Region Wielkopolska (Adalbertsberg - Wzgó����� rze św. Wojciecha) – Dominsel

Żychlin Ich hingegen war während der Rückreise auf der Hochzeit von Fräulein Melania Bronikowska; ein hübsches Kind, das sich mit Kurnatowski vermählt hat. Sie hat Dich oft erwähnt, ich soll Dich grüßen. Ihre gleichaltrige Cousine hat auch ein paar Tage zuvor geheiratet. Sie ist ein noch schöneres Kind. Sie sahen hübsch aus im Hochzeitskleid… Warszawa, den 12. September 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski

Ins unweit von Konin gelegene

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am besten ein Reisespiel. Es wurden also Städtenamen ausgegeben und jeder achtete darauf, entsprechend aufzustehen; dennoch mangelte es nicht an Pfändern. Als Henryk an der Reihe war, sein Pfand auszulösen, stellte ihm eine der Damen die Aufgabe, etwas zu tun, das alle Anwesenden zufrieden stellen würde. Er überlegte eine Weile und lief hinaus. Bald darauf kehrt er zurück, einen Efeuzweig mit einem daran gebundenen Bändchen in der Hand haltend, setzt diesen Frédéric auf den Kopf und spricht: „Ich kröne Talent und Tugend!“ Ein lang anhaltender und ständig wiederholter Beifall setzte ein. Frédéric liefen die Tränen über die Wangen. Im Saal blieb sicherlich kein Auge trocken.“ Auf diese Weise ehrte der Gutsbesitzer Henryk Unrug das Talent des Pianisten und erinnerte gleichzeitig noch einmal an eine Begebenheit, die sich drei Jahre zuvor ereignet hatte und von der er den Gästen schon zuvor erzählt hatte. Er war nämlich selber Zeuge eines Konzerts, das der 16-jährige Frédéric in Bad Reinerz (dem heutigen Duszniki Zdrój)

Kirche in Żychlin, Foto: Z. Schmidt

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Kalisz

rechteckigen Grundriss und einem Walmdach errichtet wurde. An der Vorderseite besitzt es einen Vorbau. Umgeben wird das Schloss von einem Park mit unter Denkmalschutz stehendem Baumbestand. Heute dient es einem Schulzentrum mit Wirtschafts- und Gewerbeschulen, das 2005 nach Frédéric Chopin benannt wurde. An dem Gebäude befindet sich eine dem Komponisten gewidmete Gedenktafel mit folgender Inschrift: „Hier hielt sich in den ersten Tagen des September 1829 Frédéric Chopin auf.“ Außerdem wurde vor dem Schloss 2010 anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten ein von Marcin Mielczarek geschaffenes Chopin-Denkmal aufgestellt.

Auf dem Rückweg habe ich einen Abend in Kalisz verbracht, wo Frau Łączyńska und Fräulein Biernacka waren. Sie hat mich zum Tanzen aufgefordert. Ich musste eine Mazurka tanzen, und das mit einem Fräulein, das noch schöner war als sie, mindestens ebenso schön wie Fräulein Paulina Niszkowska, die General Miecielski nicht will, der ihr eifrig den Hof macht. Fräulein Biernacka hat mir gegenüber viel von Dir und Deinem Bruder gesprochen. Man sah ein süßes Gefühl, das dieser in Warszawa verbrachte Winter in ihr geweckt hat. Ich habe den ganzen Abend mit ihr geredet, eigentlich musste ich antworten und fragen. Besonders entzückt schien sie zu sein, als sie vom bezaubernden Charakter Herrn Karols gesprochen hat. Ich scherze nicht. Ich habe ihr gesagt, dass Du vom ganzen Abend erfahren wirst, dass ich mich bei Dir darüber beklagen werde, dass sie mich zum Tanz verführt,

Das gegenwärtige an der ul. Zamkowa und am Hauptmarkt gelegene Haus stammt aus der Zwischenkriegszeit, Foto: Z. Schmidt

Schloss in Żychlin, Foto: Z. Schmidt

gegeben hat und dessen Erlös für mehrere Waisenkinder bestimmt war, deren Vater in dem Kurort plötzlich verstorben war. In Żychlin wird das Andenken an Frédéric Chopin weiterhin gepflegt. Die hier 2002 gegründete Frédéric-Chopin-Gesellschaft ist sehr aktiv. Das Wissen über den Komponisten und seine Musik wird durch die Veranstaltung von Konzerten, Festivals und sogar Freilichtmalerei-Aktionen gefördert. Seit 2004 findet hier jedes Jahr das Gesamtpolnische Klavierfestival „Chopin-Interpretationen junger Musiker“ statt. Erhalten geblieben sind auch Orte, die Chopin 1829 besucht hat. Bis heute steht hier das calvinistische Gotteshaus, in dem Melania Bronikowska und Wiktor Adam Kurnatowski 1829 geheiratet haben. In der Kirche hat sich auch das Epitaph Melanias erhalten, die nur fünf Jahre nach der Hochzeit verstorben ist. Die Inschrift lautet: „Wiktor Kurnatowski hat hier das Herz seiner Gattin Melania Kurna-

towska, geborene Bronikowska, seligen Angedenkens, geboren am 16. Juli 1811, verstorben am 31. Okt. 1834, bestattet.” Eine erste calvinistische Kirche aus Holz wurde in Żychlin vor 1610 gebaut. Das gegenwärtige klassizistische Bauwerk wurde in den Jahren 1821-22 errichtet. Es besitzt einen Portikus mit zwei Säulen an der Fassade. Das Innere ist sehr bescheiden mit charakteristischen Emporen gestaltet. In der Nähe der Kirche stehen andere calvinistische Bauwerke, nämlich ein klassizistisches Pfarrhaus und ein hölzerner Glockenturm aus dem 18. Jahrhundert. An der Kirche befindet sich ein Lapidarium, in dem Grabsteine aufgelöster oder aufgegebener calvinistischer Friedhöfe in Polen zusammengetragen werden. Die calvinistische Kirchengemeinde in Żychlin besteht unverändert seit 400 Jahren. An Chopin erinnert auch das frühere Schloss der Bronikowskis, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit einem

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Theater in Kalisz, Foto: Archiv der Stadtverwaltung in Kalisz, M. Hertmann

Dich aber nicht gefürchtet hat. Ich habe ihren Vater kennen gelernt. Nahe Antonin besitzt er Sulisławice. Sehenswert war unter anderem der Tanz von Jaxa Marcinkowski, der an diesem Abend mit verdreckten Schuhen bis zum Umfallen das Tanzbein schwang. Ich war nur einen Tag in Kalisz…

Ende Juli und Mitte September 1826, als er auf dem Weg nach Bad Reinerz (heute Duszniki Zdrój) war und anschließend von dort zurückkehrte. Er hielt sich hier mit Sicherheit am 2. September 1829 auf, als er während seiner Rückreise aus Wien unerwartet von Dr. Adam Helbich mitsamt den ihn begleitenden Freunden, dem Medizinstudenten Alfons Brandt und dem Juristen Ignacy Maciejowski, nach Żychlin auf die Hochzeit von Melania Bronikowska und Wojciech Kurnatowski mitgenommen wurde. Ein weiteres Mal dürfte Chopin Kalisz am 21./22. Oktober und am 7. November 1829 während seiner Reise nach Strzyżew und Antonin besucht haben. Ein letztes Mal legte er hier einen Zwischenstopp ein, als er das Land verließ, nämlich vom Abend des 3. November 1830 bis zum 5. November 1830. Eine Unterkunft bot ihm damals sein guter Bekannter, Dr.

Warszawa, den 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski Wie oft hat Frédéric Chopin Kalisz besucht? Nach Ansicht von Henryk F. Nowaczyk, des unermüdlichen Forschers nach Spuren des Komponisten in der Region Wielkopolska, befand sich Chopin hier mindestens sechsmal auf der Durchreise. So viele Aufenthalte konnten zumindest belegt werden. In der Stadt an der Prosna war der Komponist

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Basilika in Kalisz, Foto: Z. Schmidt

Adam Helbich, an. Wahrscheinlich spielte er am 4. November im Haus des Arztes für seine Freunde. Er ließ sich jedoch zu keinem öffentlichen Konzert überreden. Am 5. November verließ er mit Tytus Woyciechowski, der sich ihm dort anschloss, Kalisz und reiste weiter Richtung Wrocław. Unterwegs besuchte er noch Antonin, aber er traf die Radziwiłłs nicht an. Ob er auch einen Abstecher nach Strzyżew machte, um sich vor seiner Ausreise aus dem Land von seiner Taufpatin zu verabschieden? Wir wissen es nicht. Kalisz war die letzte polnische Stadt, in der der Komponist Halt machte, bevor er das Land für immer verließ. Nach Chopin wurde in Kalisz eine Straße benannt. Dort, wo die ulica Zamkowa (in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts hieß sie noch ulica Warszawska) auf den Hauptmarkt trifft, stand das Haus, in dem der Musiker mit Fräulein Paulina Nieszkowska, die er so ausführlich im Brief an seinen Freund Tytus Woyciechowski erwähnte, getanzt hat. Dieses Haus gibt es jedoch nicht mehr. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude aus der Zwischenkriegszeit. An die Aufenthalte Frédéric Chopins in Kalisz erinnert das an diesem angebrachte Flachrelief, das ein Werk des Bildhauers Wiesław Andrzej Oźmina darstellt. An der ulica Zamkowa befindet sich hingegen immer noch das Postamt, an dem die Fahrgäste nach Kalisz befördernden oder mit ihnen zu einer weiteren Reise aufbrechenden Postkutschen gehalten haben. Mit solchen Postkutschen ist auch Chopin auf seinem Weg von und nach Warszawa gereist.

Antonin Antonin bildet den am stärksten mit Frédéric Chopin verbundenen Ort in der Region Wielkopolska. Seine Aufenthalte im Jagdschloss des Fürsten Antonin Radziwiłł, des Statthalters des Großherzogtums Posen, sind am besten bekannt. Der Musiker und der Fürst lernten sich 1825 in Warszawa im Salon der Fürstin Ludwika Czetwertyńska kennen. Der junge Chopin verzauberte damals den Fürsten mit seinem Spiel, besonders deshalb, weil dieser selber komponierte und Cello spielte. Er be-

An Chopins Aufenthalt in Kalisz erinnerndes Flachrelief, Foto: Z. Schmidt

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Województwo Lubuskie

LESZNO

Województwo Zachodniopomorskie

Województwo Pomorskie

ANTONIN

OSTRÓW WLKP.

GNIEZNO

Województwo Opolskie

KALISZ

Województwo Kujawsko-Pomorskie

KONIN


Innenbereich des Schlosses in Antonin, Foto: Z. Schmidt

handelte den Pianisten deshalb sehr wohlwollend und lud ihn zu einem Besuch, nach Berlin oder Wielkopolska, ein. In Wielkopolska besaß Fürst Radziwiłł zwei Anwesen. Das eine war der Statthalterpalais in Poznań, also das Gebäude des ehemaligen Jesuitenkollegs (gegenwärtig Stadtverwaltung Poznań am Plac Kolegiacki), das andere befand sich in der Ortschaft Szperek unweit von Ostrów Wielkopolski, die später nach seinem Vornamen in Antonin umbenannt wurde. In Antonin oder in Ruhberg (Ciszyca) bei Kowary in Niederschlesien hat der Fürst am liebsten seine Zeit verbracht. Karl Friedrich Schinkel, der herausragendste Architekt der deutschen Romantik, errichtete in seinem Auftrag in Antonin ein Jagdschloss. Das viergeschossige Bauwerk entstand in den Jahren 1822 bis 1824 mit einem an ein griechisches Kreuz erinnernden Grundriss. Obwohl es hauptsächlich aus Lärchenholz errichtet worden ist, gibt es auch viele gemauerte Elemente, so einen Teil des Treppenhauses, den Schornstein und den Keller. Außerdem sind die Außenwände aus Holz mit Ziegeln ausgefüllt. Am außergewöhnlichsten im Schloss ist der sich über drei Geschosse erstreckende Hauptsaal, dessen verzierte Decke von einem säulenartigen Schornstein gestützt wird, der mit drei von Hirschköpfen gebildeten Ringen verziert ist. Von den den Innenbereich des Schlosses umgebenden Balkonen im ersten und zweiten Stock erreicht man direkt die Zimmer. Umgeben wird das Schloss von einem Landschaftspark, in dem u.a. das Schweizerhaus Wilhelms, des Sohns von Fürst Antonin, sowie die Kapelle mit dem Mausoleum der Familie Radziwiłł stehen. Beide Bauwerke sind ebenfalls ein Werk Karl Friedrich Schinkels. Das reizende Schloss Antonin, mitten im einst dichten Wald von Przygodzice gelegen, war eine Oase des Familienglücks und der Ruhe für den Fürsten und sein Umfeld, aber auch ein gern von fürstlichen Gästen besuchter Ort. Zu diesen Gästen zählte auch Frédéric Chopin. Die Anzahl seiner Besuche in Antonin ist bis heute umstritten und weckt Zweifel. Die am häufigsten genannten Daten sind 1826 und 1829 oder 1827 und 1829. Mit Hilfe von

Innenbereich des Schlosses in Antonin, Foto: Z. Schmidt

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Gemälde im Schloss in Antonin, Foto: Z. Schmidt

Schloss in Antonin, Foto: Z. Schmidt

zen, bis sie mich rauswerfen, aber meine Interessen, insbesondere mein noch nicht abgeschlossenes Konzert [f-Moll op. 21], das ungeduldig sein Finale erwartet, zwingen mich dazu, dieses Paradies rasch zu verlassen. Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski

Quellen konnten einige Aufenthalte Chopins und seiner Familie in Antonin im Jahr 1826 und 1829 bestätigt werden. So fuhr der junge Künstler am 1. oder 2. August 1826 auf seiner Reise nach Bad Reinerz, dem heutigen ����� Duszniki Zdrój, durch den Ort Antonin, aber im Schloss machte er erst während seiner Rückreise um den 15. September Station. Während dieses kurzen Aufenthalts entstand das bekannte, von Prinzessin Eliza Radziwiłł angefertigte, Bildnis Chopins am Klavier. Drei Jahre später, im August 1829, waren Chopins Eltern im Schloss Antonin zu Gast, aber es ist nicht bekannt, ob Frédéric sie begleitet hat. Mit Sicherheit hat er Antonin in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1830 auf dem Weg von Kalisz nach Wrocław besucht, als er sein Heimatland für immer verlassen hat. Er traf die Radziwiłłs jedoch nicht im Schloss an. Sie hielten sich damals noch in Ruhberg (Ciszyca) bei Kowary auf. Am bekanntesten war jedoch jene „Woche in Antonin“ (in Wirklichkeit waren es 10 Tage), die Chopin dort im Herbst 1829, Ende Oktober und Anfang November, verbrachte.

Was diesen Aufenthalt des Komponisten in Antonin angeht, werden Diskussionen über die genauen Daten geführt. Nach einer Ansicht handelte es sich um den Zeitraum zwischen dem 26. Oktober und 4. November 1829, nach einer anderen stattete Chopin den Radziwiłłs am 26. Oktober zusammen mit Anna und Stefan Wiesiołowski nur einen Höflichkeitsbesuch ab, um danach mit ihnen nach Strzyżew zurückzukehren. Nach Antonin reiste er nach dieser Meinung wieder am 30. oder 31. Oktober und blieb dort bis zum 7. November, um von dort aus direkt nach Warszawa aufzubrechen, ohne einen Zwischenstopp in Strzyżew einzulegen. Für die zweitgenannten Daten sprechen unter anderem erhaltene Briefe. Prinzessin Eliza erwähnt in ihrem Brief an Klaudyna Potocka, geb. Działyńska, vom 29. Oktober 1829 Chopin mit keinem Wort, obwohl sie über andere Gäste schreibt, die sich zu diesem Zeitpunkt in Antonin aufhalten. Auch Chopin erwähnt in seinem Brief an Tytus Woyciechowski, obwohl er seinen Aufenthalt in Antonin relativ detailliert beschreibt, weder den auf den 28. Oktober entfallenden Geburtstag

Ich war eine Woche dort. Du glaubst gar nicht, wie gut ich es bei ihm hatte. Ich bin mit der letzten Postkutsche zurückgekehrt und konnte mich nur leidlich einem längeren Aufenthalt entziehen. Was meine Person und mein gegenwärtiges Vergnügen angeht, könnte ich dort solange sit-

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ein talentierter Cellospieler und auch Komponist der Musik zum „Faust“ Johann Wolfgang von Goethes.

te Polonaise f-Moll, op. 71 Nr. 3, die sie unaufhörlich hören wollte. Offensichtlich entsprach dieses melancholische Werk damals am besten ihrer Stimmung. Chopin war in Antonin nur wenige Monate nach der Hochzeit des preußischen Thronnachfolgers Wilhelm und der Weimarer Prinzessin Augusta zu Gast. Über die Liebe Wilhelms und Elizas sprach damals ganz Europa. Eine Heirat ließen jedoch die politischen Eliten Preußens nicht zu. Wilhelm beugte sich dem Willen seines Vaters und vermählte sich im Juni 1829 mit Augusta. Kann es verwundern, dass Eliza vier Monate nach diesem Ereignis eine Musik bevorzugte, die ihrem Gemüt entsprach?

Du weißt, wie sehr er die Musik liebt. Er hat mir seinen Faust gezeigt und viele Dinge waren so gut durchdacht, so genial, dass ich dies niemals vom Statthalter erwartet hätte. (...) Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski Diese im Jagdschloss herrschende musikalische Atmosphäre beeinflusste auch das Schaffen Chopins selbst. Das berühmte Hornmotiv im dritten Teil seines Klavierkonzerts f-Moll entstand nämlich dank seines Aufenthalts in Antonin. Mit dem Klang des Horns wurde Chopin während der Jagden auf den Gütern der Radziwiłłs bei Antonin, an denen er mit dem Gewehr in der Hand teilnahm, vertraut. In Antonin arbeitete er an dem ein Jahr früher begonnenen Trio g-Moll, op. 8, das er letztendlich Fürst Antoni Radziwiłł widmete. Hier entstand auch die Polonaise C-Dur für Klavier und Cello, die der Komponist selber mit Humor betrachtete. Chopin-Saal im Schloss Antonin, Foto: Z. Schmidt

Dort waren zwei Evas, junge Prinzessinnen, überaus höflich und gut, musikalische, empfindsame Wesen. Die alte Fürstin selbst weiß, dass nicht die Geburt einen Menschen ausmacht. So verhält sie sich auch, so dass man sie einfach gerne haben muss…

der Prinzessin noch den Besuch von Erzbischof Teofil Wolicki in Antonin an diesem Tag. Es ist bekannt, dass Chopin am 20. Oktober 1829 von Warszawa „in den Raum Poznań” aufgebrochen ist und zwei Tage später in Strzyżew bei seiner Taufpatin Anna Wiesiołowska, geb. Skarbek, ankam. Als ihn die Nachricht von der Rückkehr der Familie Radziwiłł aus Ruhberg nach Antonin erreichte, besuchte Chopin am 26. Oktober in Begleitung seiner Taufpatin und ihres Mannes Antonin. Chopin fuhr eher wiederwillig nach Antonin. Er folgte dabei dem Rat seines Vaters, der auf eine eventuelle Hilfe des Fürsten Radziwiłłs hoffte, um die Karriere Frédérics zu fördern. Die Gastfreundlichkeit und das Wohlwollen, das ihm dort entgegengebracht wurde, überraschten ihn dann.

Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski In an Freunde gerichteten Briefen, die er nach seiner Rückkehr nach Warszawa verfasste, äußerte er sich enthusiastisch über die Gastfreundschaft des Fürsten und seiner Gattin, über die Prinzessinnen, über das gemeinsame Musizieren mit Antoni Radziwiłł und über die musikalische Leidenschaft, die den Fürsten und den jungen Komponisten einander so sehr angenähert hat. Der Gastgeber war schließlich

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Ich konnte es ihnen nicht abgeschlagen, ihnen meine Polonaise f-Moll, die Prinzessin Eliza so gefallen hat, zu schicken. Daher bitte ich Dich, sie mir mit der ersten Post zu schicken, denn ich möchte nicht unhöflich erscheinen, und aus dem Portrait Chopins von George Sand, Foto: P. Skórnicki

Ich habe bei ihm ein Stück alla polacca mit Cello geschrieben. Nichts außer Tand, für den Salon, für die Damen; weißt Du, ich wollte, dass Prinzessin Wanda es erlernt. Ich habe ihr während dieser Zeit Unterricht erteilt. Sie ist jung, 17 Jahre alt, wahrhaftig hübsch, so dass es Spaß machte, ihre Fingerchen an die richtige Stelle zu setzen. Spaß beiseite. Viele verfügen über ein wahrhaft musikalisches Gefühl, so dass keine Worte notwendig sind. Hier ein Crescendo, hier Piano, hier ein bisschen schneller, hier langsamer, und so weiter. Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski Anhand dieser Beschreibung und der Qualität des Werks selbst kann man feststellen, dass Prinzessin Wanda ein erhebliches musikalisches Talent und Können besessen haben muss. Ihre Schwester Eliza bezauberte eher die von Chopin in den Jahren 1825-26 komponier-

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gastfreundlichen Eigentümer des Schlosses Antonin hat er nie wieder getroffen, erinnerte sich aber gerne an ihn. In Paris vermerkte im Frühjahr 1840 Friederike Müller, eine Schülerin Chopins, in ihrem Tagebuch: „Nach dem Abschluss des Trios sagte er mir: Wie heute scheinen mir die Tage, an denen ich das komponiert habe! Das war bei Poznań, in einem von großen Wäldern umgebenen Schloss des Fürsten Radziwiłł, in kleiner, aber erlesener Gesellschaft. Morgens sind wir auf die Jagd gegangen und abends haben wir musiziert.“ Heute wird an Chopin in Antonin auf verschiedene Weise erinnert. An den Wänden des ihm gewidmeten Musiksaals des Schlosses hängen Portraits des Komponisten. Außerdem befinden sich dort eine Büste sowie Kopien eines Handabdrucks und der Totenmaske. Hier steht auch ein Instrument aus der Epoche Chopins, nämlich ein Klavier der Firma Buchholtz. Vor dem Eingang wurde hingegen 1979 eine von Marian Owczarski gefertigte Büste des Komponisten angebracht.

Das Schloss der Radziwiłłs hat in seiner Geschichte unterschiedliche Zeiten erlebt. Vor der Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg haben es Musikfreunde aus Ostrów und Jerzy Waldorff bewahrt. Heute wird es vom Kultur- und Kunstzentrum in Kalisz verwaltet. In ihm befinden sich ein Hotel und ein Restaurant. Am bekanntesten ist dieser Ort für seine musikalischen Events, besonders für das internationale Festival „Chopin in den Farben des Herbstes“.

Strzyżew Ich fahre heute Abend um 7.00 Uhr mit der Postkutsche zu den Wiesiołowskis in den Raum Poznań ab. Deshalb schreibe ich vorab, besonders weil ich nicht weiß, wie lange ich mich dort aufhalten werde, obwohl ich nur einen Pass für einen Monat mitgenommen habe. Ich habe vor, in zwei Wochen zurückzukehren. - Grund für meine Reise ist auch der Aufenthalt Radziwiłłs auf seinen Gütern in Kalisz. Mir wurde nämlich

Fragment des Parks in Antonin, Foto: Z. Schmidt Chopins Totenmaske im Schloss Antonin, Foto. P. Skórnicki

Gedächtnis möchte ich sie nicht niederschreiben, mein Lieber, denn vielleicht würde ich sie anders aufzeichnen als sie tatsächlich ist. Du kannst Dir den Charakter dieser Prinzessin vorstellen, wenn ich ihr jeden Tag diese Polonaise vorspielen musste. Nichts liebte sie mehr als das Trio AsDur. So gut sind sie dort alle.

Du wolltest mein Portrait haben. Wenn ich eins Prinzessin Eliza entwenden könnte, würde ich es Dir schicken, zweimal hat sich mich im Stammbuch verewigt und, wie die Leute sagen, mich gut getroffen. Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski

Warszawa, 14. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski

Wenn man von der erstgenannten Ansicht über die Daten des Aufenthalts Chopins in Antonin ausgeht, ist er dort am Donnerstag, den 5. November 1829, gegen Mittag, abgereist. Von dort hat er sich nach Strzyżew begeben und ist anschließend nach Warszawa zurückgekehrt. Wenn wir jedoch von der zweiten Meinung ausgehen, hat der Komponist das gastliche Antonin am Samstag, den 7. November, verlassen, um direkt nach Warszawa zu fahren. In beiden Fällen ist eins gewiss. Am 10. November war er schon zu Hause. Den

Im Schloss Antonin entstanden auch die sog. „exercisa“, also Übungen fürs Klavier, die für die Prinzessinnen Radziwiłł bestimmt waren und heute als vier Etüden aus op. 10 bekannt sind. Alle zwölf Etüden dieses Opus widmete er später Franz Liszt. Am 4. November hat Eliza Radziwiłł das Profil des Komponisten in einem bis heute erhaltenen Stammbuch skizziert.

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Ebenso hat es einen Gemüsegarten gegeben. Im Herrenhaus befanden sich dieser Beschreibung nach ein „Spielzimmer, dessen Tür zum Schlafzimmer“ führte, sowie ein Essraum, in dem Portraits der Eltern Anna Wiesiołowskas, also von Kasper Skarbek und seiner Gattin Ludwika, geb. Fenger, hingen. Außerdem gab es im Herrenhaus ein Klaviechord, das wahrscheinlich im Spielzimmer stand. Ludwika hat nämlich in ihrer Geschichte, deren Erzähler Józio Skarbek war, geschrieben: „ … und als es dämmerte, gingen wir ins Zimmer zurück. Die Tante spielte auf dem Klaviechord und ich habe mit Ludwika eine Mazurka, Walzer und andere Tänze getanzt, und das bis zum Abendessen.“ Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch Chopin während seiner Besuche bei seiner Taufpatin auf diesem Klaviechord gespielt hat, besonders während seines längeren, belegten Aufenthalts im Jahr 1829, der von Donnerstag, den 22. Oktober, bis Montag, den 26. Oktober, sowie von Donnerstag, den 5. November, bis Samstag, den 7. November (oder von Donnerstag, den 22. Oktober, bis Freitag, den 30. Oktober) dauerte. Die Zeit zwischen

dem 26. Oktober und 5. November (oder vom 30. Oktober bis 7. November) verbrachte er im nahen Antonin als Gast von Fürst Antoni Radziwiłł. Man kann davon ausgehen, dass Chopin sich oft in Strzyżew aufhielt. Er soll dort sogar einen Monat lang seine Sommerferien verbracht haben, aber leider sind zu diesem Thema keine Überlieferungen erhalten geblieben.

Umgebung von Strzyżew, Foto: P. Skórnicki

Dorf Strzyżew, Foto: P. Skórnicki

erklärt, dass ich nach Berlin fahren möge, dort in seinem Palais wohnen kann und ähnliche Worte – schöne, erheiternde. Aber ich sehe darin keinen Vorteil, falls dies tatsächlich eintreten sollte, woran ich zweifele, denn ich habe schon so manchen gnädigen Herren auf einem Schecken gesehen, aber Papa will nicht glauben, dass es sich nur um schöne Worte handelt, und das ist der Grund für meine Abreise, von der ich Dir, wie es mir scheint, schon einmal geschrieben habe. Warszawa, 20. November 1829, in einem Brief an Tytus Woyciechowski Im Dorf Strzyżew in der Gemeinde Sieroszewice, Landkreis Ostrów, hat Frédéric Chopin mit Ausnahme der Grundschule, die seinen Namen trägt, keine Spuren hinterlassen, obwohl sich der Komponist hier oft aufgehalten hat. In Strzyżew wohnte nämlich seine Taufpatin Anna Wiesiołowska, geb. Skarbek. Heute

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weiß man noch nicht einmal, wo das Anwesen von Anna und Stefan Wiesiołowski stand und wie es aussah. Sowohl die gegenwärtige Kirche als auch der erhaltene Gutshof stammen aus den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Auf dem Friedhof im nahen Kotłów, auf dem Anna und Stefan Wiesiołowski bestattet wurden, sind ihre Gräber auch nicht erhalten geblieben. Der damalige Pfarrer ordnete Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts an, ihr verfallendes Grabmal zu beseitigen. An seiner Stelle wurden sodann weitere Verstorbene beerdigt. Aus den bescheidenen Aufzeichnungen von Ludwika, der Schwester Chopins, die in einem Büchlein ihre eigene Reise in Form einer kindlichen Erzählung für Gleichaltrige mit dem Titel „Józios Reise aus Warszawa zu den schlesischen Gewässern von ihm selbst beschrieben“ geschildert hat, wissen wir, dass um den Gutshof Kirschbäume standen und im Garten Himbeeren und Erdbeeren wuchsen.

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Hilfreiche Adressen: Stadtverwaltung in Kalisz Główny Rynek 20, 62-800 Kalisz Tel. 62 765 43 00, Fax 62 764 20 32 www.kalisz.pl Kultur- und Kunstzentrum in Kalisz ul. Łazienna 6, 62-800 Kalisz Tel. 62 765 25 50, 62 765 25 01 Fax 62 767 23 18, www.ckis.kalisz.pl

ANTONIN Übernachtungen und Gastronomie: Jagdschloss der Fürsten Radziwiłł in Antonin ul. Pałacowa 1, Antonin, 63-422 Przygodzice Tel. 62 734 83 00, 62 734 83 02 Fax 62 734 83 01 www.chopin-antonin.pl, www.ckis.kalisz.pl Freizeit- und Sportzentrum “Lido” in Antonin ul. Wrocławska 6, 63-421 Przygodzice Tel./Fax 62 73 48 127, 609 198 426 www.antonindomki.pl Hilfreiche Adressen: Kultur- und Kunstzentrum in Kalisz ul. Łazienna 6, 62-800 Kalisz Tel. 62 765 25 50, 62 765 25 01 Fax 62 767 23 18, www.ckis.kalisz.pl Stadtverwaltung in Ostrów Wielkopolski al. Powstańców Wielkopolskich 18 63-400 Ostrów Wielkopolski Tel. 62 58 22 400, 62 736 62 41, 62 591 78 88 Fax 62 736 64 07, 62 591 82 06 www.ostrow-wielkopolski.um.gov.pl www.ostrow-wielkopolski.eu

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