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Der Rekordmann sagt good-bye

Mit Alexander Mühling verlässt der erfolgreichste HolsteinSpieler des vergangenen Jahrzehnts das Storchennest

Alexander Mühling absolvierte für unsere KSV Holstein die Rekordanzahl von 180 Zweitliga-Spielen und traf dabei stolze 38 Mal ins Schwarze –ebenfalls Bestmarke. Doch Mühling knackte damit nicht nur die beiden Uralt-Rekorde der ehemaligen Störche Bernd Jordt und Manfred Jochimiak, sondern er feierte in seinen insgesamt sieben Jahren an der Kieler Förde auch größere Erfolge mit der KSV, als jeder andere Holsteiner seit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1912. Allen voran der Aufstieg in die 2. Bundesliga 2017, die zweimalige Relegation zur 1. Bundesliga in den Jahren 2018 und 2021 sowie den Einzug in das DFB-Pokal-Halbfinale. Vor seinem letzten Heimspiel im Holstein-Stadion sprachen wir mit unserem ultimativen Rekordmann Alex Mühling.

Alex, nach insgesamt sieben Jahren bei der KSV Holstein heißt es nun am Saisonende Abschied nehmen. Du hast immer wieder betont, dass die Zeit bei den Störchen Deine beste als Profifußballer war. Was waren Deine Highlights in Kiel?

Ich glaube, dass ich bei Holstein immer Trainer und Mitspieler hatte, die gut zu meinen Stärken gepasst haben. Ich besaß immer das Vertrauen und die volle Rückendeckung des Vereines und konnte mich frei entfalten. Es war einfach eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit mit einem enormen Wohlfühleffekt. Es war hier immer das, wonach ich lange gesucht hatte.

Trotz der vielen Erfolge mit Holstein hast Du hier fast Jahr für Jahr neue Trainer erlebt. War das für Euch Spieler schwierig?

Ich glaube Trainerwechsel haben auch ihre guten und wichtigen Seiten für die Entwicklung von Spielern und auch für die Entwicklung eines Vereins. Vor allem dann, wenn sie in erfolgreichen Jahren passieren und nicht in Krisenzeiten. Immer wieder neue Ansätze des Fußballs kennenzulernen bringt jeden Spieler in seiner Entwicklung weiter, glaube ich. Für mich war das eine spannende Zeit.

Welche Bedeutung hat Kiel inzwischen als Stadt für Dich?

In der Zeit ist Kiel zu meiner zweiten Heimat geworden. Außerdem sind meine drei Kinder hier geboren worden und ich habe meine Frau in Kiel geheiratet. Zu dieser Stadt wird immer eine Verbindung bestehen, wir werden sicher oft und gern hierherkommen. Vor allem an die Orte, die besondere Erinnerungen bei uns hervorrufen. Deswegen wird Kiel unabhängig vom Sportlichen immer in unseren Herzen sein.

Gab es bei all den Erfolgen den einen, ganz besonderen Tag für Dich? Wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich tatsächlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga nennen. Da hing einfach so viel mit dran für uns alle. Der Sprung in den Bundesliga-Fußball und die riesengroßen Steine, die uns damals vom Herzen gefallen sind, das bleibt unvergesslich – unfassbar schön!

Die Kieler Fans wählten den 3:0-Sieg im Volksparkstadion im August 2018 zum besten Zweitliga-Spiel der Vereinsgeschichte, geht es Dir da ähnlich? Das kann ich wohl bestätigen. An dem Spiel hing ja noch sehr viel dran, allem voran die etwas schleppende Vorbereitung unter Tim Walter. Dann der Last-Minute-Wechsel von Jae Sung Lee zu uns. Ich glaube so einen Paukenschlag hat sich im Vorfeld wirklich niemand vorstellen können. Ich erinnere mich noch, wie wir es nach dem Schlusspfiff unter der Dusche vor Glück immer noch nicht so ganz fassen konnten.

Es war damals die Galavorstellung von Neuzugang Jae Sung Lee. War er der beste Spieler, mit dem Du in Deiner Laufbahn zusammenspielen durftest? Definitiv gehörte er zu den allerbesten, das steht außer Frage. Im Volkspark war er genial, hat aber zum Glück noch sehr viele besondere Auftritte im Holstein-Trikot folgen lassen. Ein fantastischer Spieler. Von ihm hat die ganze Mannschaft sehr profitiert. Dabei hatte ich ihn vorher bei der WM gar nicht so richtig auf dem Schirm.

Wie oft denkst Du noch an den zweimal knapp verpassten Aufstieg in die 1. Bundesliga?

Klar ist inzwischen etwas Gras drüber gewachsen. Aber es gibt doch schon die Momente, an denen ich darüber nachdenke, wie es gewesen wäre, mit Holstein Erstliga-Fußball zu spielen. Aber klar ist auch, dass im Leben nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht.

In Deiner Zeit bei Holstein hat sich der Zuschauerschnitt mehr als verdoppelt. Wie nimmt man so eine Entwicklung als Spieler wahr?

Das ist heute schon etwas Anderes als damals in der 3. Liga. Oft wird kritisiert, dass es bei Holstein mit dem Stadion nicht so richtig voran geht. Aber letztlich konnten wir in den Jahren sehr viele Fans in der Stadt für uns begeistern, die neue Osttribüne wurde gebaut und ich glaube, stimmungstechnisch ist es hier oben im Norden alles Andere als unterkühlt.

Sicherlich wird man Alexander Mühling noch ein paar Jahre auf den Fußballplätzen sehen. Gibt es trotzdem schon Pläne für die Zeit nach der aktiven Laufbahn im Hause Mühling?

Ein paar Jahre habe ich glücklicherweise noch, so richtig Konkretes gibt es da noch nicht. Es hängt aber auch davon ab, wo wir unseren Lebensmittelpunkt als Familie haben werden. Ein wenig unruhig sind wir schon, wie es denn irgendwann mal nach dem Fußball weitergeht, aber wie gesagt, es ist noch Zeit und ich bin für alles offen.

Heute gegen den FC St. Pauli wirst Du zum letzten Mal als Storch das Holstein-Stadion betreten. Wie emotional wird der Moment sein?

Wenn der Moment am Freitagabend da ist, dann geht mir sicherlich so einiges durch den Kopf. Auch wenn wir als Familie in den nächsten Wochen unser Haus verlassen werden. Da werden wir sehr merken, was uns die Zeit in Kiel bedeutet hat.

Vielen Dank für das Gespräch, Alex. Und danke für all die Jahre, in denen Du unseren Verein so erfolgreich mitgeprägt hast!

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