WIB Dezember 2017

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DEZEMBER 2017 | JANUAR 2018 CHF 9.80 | EUR 9.00

womeninbusiness.ch

DAS SCHWEIZER WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DIE FRAU

Woman of the Year 2017 Robin Errico: Mit Engagement und Humor zum Erfolg

Geld & Anlage Wie gross ist Ihre Risikobereitschaft? National Die Welt zu Gast in Davos DEZEMBER 2017

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ENDLICH EINER, DER MEINEN STIL UNTERSTREICHT. DAS BMW 4er GRAN COUPÉ.

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Darüber reden wir 3

22

So müde …

Ein Tag mit …

Im Januar 2018 werden sich

6 … WOMEN IN BUSINESS

die Augen der Welt auf die Schweiz richten: Dann findet

National

das Annual Meeting Davos des

10 «Inspiration und Vorbild sein» – Interview

Tina Heide, Direktorin des

Grandhotel Belvédère in Davos

World Economic Forum statt.

mit Robin Errico, WOMAN OF THE YEAR

erzählt im Interview, was

2017

dieser Grossanlass für ihr Haus bedeutet.

Kolumne 21 Regula Stämpfli

«Was war 2017 – was soll 2018?»

International 22 «Die Schweiz repräsentieren» Interview mit Tina Heide

28

Im Zeitalter der Digitalisierung

Unternehmen 28 Die Renaissance der Schreibkultur

scheint Handgeschriebenes oft nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Doch gerade im Meer der flüchtigen digitalen

Geld & Anlage

Nachrichten gewinnt die

39 Sicherheit oder Mut zum Risiko?

wieder an Bedeutung.

handschriftliche Botschaft

Aufgelesen 42 Neue Biographie über Gabriele Münter

Geniessen 45 Vorsicht, Geschenke!

45

50 Kultur

WOMEN’S TALK 52 «Innovationsweltmeister Schweiz»

Wir nähern uns dem Fest

Rückschau auf den TALK im November

aller Feste, was das Schenken angeht. Vielen bereitet das oft

schon Monate zuvor Kopf-

Rubriken

zerbrechen. Wissenswertes und Erbauliches über diese

3 Impressum

Wissenschaft für sich.

5 Editorial 36 Inspirationen 56 Männersicht

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Unsere Schmuckstücke sind von der faszinierenden Innenwelt der Edelsteine inspiriert. Erfahren Sie mehr über die Ohrhänger «Ancient Path» mit Smaragden auf gubelin.com/mysticalgarden Ein Schweizer Familienunternehmen seit 1854 2  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Impressum

Darüber reden wir

WOMEN IN BUSINESS

WIB

Impressum Ausgabe: Nr. 12/2017 Druckauflage: 10 000 Exemplare Verleger Daniel Kaczynski Geschäftsführung Christine Lesnik c.lesnik@womeninbusiness.ch Chefredaktion Irene M. Wrabel i.wrabel@womeninbusiness.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe David Egg, Ingrid Diener, Regula Stämpfli, Lara Surber, Brigitte Ulmer, Irene M. Wrabel, Katrin Zeug Korrektorat Dominik Süess Art Direction | Bildredaktion Nicole Senn nicole.senn@swisscontent.ch Bilder Cover: Giorgia Müller Inhalt: Giorgia Müller, Bernisches Historisches Museum, Christine Moor, pathé live, Johannes Fredheim, Anna-Tina Eberhard, BreakThru Films / Good Deed Entertainment, Christian Dancker, Shutterstock. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber. Verkauf Rita Nock r.nock@womeninbusiness.ch Koordination Marketing, Event Noemi Leonhardt n.leonhardt@womeninbusiness.ch Herausgeber Swisscontent AG Hottingerstrasse 12 8032 Zürich 044 245 45 15 abo@womeninbusiness.ch www.womeninbusiness.ch Abonnemente abo@womeninbusiness.ch Einzelpreis: CHF 9.80 Jahresabo: CHF 79.–, Ausland CHF 99.– Probeabo: (3 Ausgaben) CHF 18.– Ausland CHF 35.– Marken des Verlages: WOMEN IN BUSINESS | WOMEN’S TALK WOMEN’S WORKSHOP | WOMEN’S TRAVEL womeninbusiness.ch Druck und Vertrieb: AVD GOLDACH AG Haftungsausschluss: Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung.

So müde … Murmeltiere, Siebenschläfer und Bären – um nur ein paar zu nennen – haben sich bereits in den wohlverdienten Winterschlaf begeben. Und wenn man sich aktuell bei seinen Mitmenschen umhört, dann könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass sich auch unsere Spezies diese Ruhephase wünschen würde. «Ich bin froh, wenn das Jahr vorbei ist» – das begegnet einem in diesen Tagen immer wieder. Woran liegt diese Müdigkeit, das Gefühl, dass einem alles zu viel wird und man nur noch schlafen möchte? Verallgemeinerungen sind natürlich immer schwierig, doch was sich allenthalben beobachten lässt, ist der wachsende Druck, zum Jahresende alles noch zu erledigen – und gleichzeitig das neue Jahr bereits durchgeplant zu haben, bevor man sich dem privaten Umfeld und den kulinarischen Köstlichkeiten der festlichen Jahreszeit hingibt. Das macht müde, keine Frage. Doch gleichzeitig nimmt es auch die Vorfreude auf eine Phase, in der sich alle mehr auf Familie und Freunde konzentrieren und sich nicht von der Agenda hetzen lassen. Geniessen wir also diesen Endspurt im Bewusstsein, dass alles, was Freude macht, viel schneller vergeht. «Ich bin müde» steht bei uns in der Redaktion jedenfalls auf dem Index. Wir stimmen uns trotz der hektischen Endphase des Jahres zwischendurch schon einmal mit Guetzli und Glühwein auf unseren kleinen Winterschlaf ein. Denn Vorfreude ist bekanntlich ja die schönste Freude. ★ DEZEMBER 2017

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

S

chon wieder dürfen wir Ihnen die letzte Ausgabe des Jahres präsentieren – kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht! Und es ist uns eine besondere Freude, Ihnen wie in jedem Jahr die von Ihnen gewählte WOMAN OF THE YEAR vorzustellen. Lernen Sie in unserem Interview Robin Errico, Head of Risk Management bei EY Schweiz, kennen (ab Seite 10). Ausserdem laden wir Sie in unserer Rubrik «Ein Tag mit» zu einem Besuch in unserer Redaktion ein. Hinter WOMEN IN BUSINESS stehen engagierte Frauen, die mit ihrer Arbeit in jeder Ausgabe aufs Neue versuchen, Ihnen Wissenswertes, Spannendes und Unterhaltsames zu vermitteln. An dieser Stelle möchte ich diesem Team meinen ganz persönlichen Dank für ihr Engagement aussprechen. Und schon jetzt freue ich mich auf alles, was wir im nächsten Jahr für Sie geplant haben. Unser erstes Heft wird nach der Winterpause am 22. Februar 2018 erscheinen. Neben unserem Magazin werden wir auch im neuen Jahr wieder mit dem WOMEN’S TALK an verschiedenen Orten in der Deutschschweiz zu Gast sein. Alle Termine und Locations finden Sie demnächst auf unserer Website womeninbusiness.ch, wo Sie sich auch direkt anmelden können. Schauen Sie vorbei! Ihnen nun einen schönen Jahresausklang und einen guten Start in ein erfolgreiches und spannendes 2018! Ihre

Irene M. Wrabel Chefredaktorin

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Ein Tag mit  …

Ein Tag mit WOMEN IN BUSINESS Text Irene M. Wrabel

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Bilder Giorgia Müller

Jede Meinung zählt: Das WOMEN IN BUSINESS-Team bei der abschliessenden Diskussion der November-Ausgabe. Von links nach rechts: Nicole Senn, Art Directorin, Christine Lesnik, Geschäftsführerin, Irene M. Wrabel, Chefredaktorin, Noemi Leonhardt, Teamassistentin, und Rita Nock, Anzeigenverkauf.

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Konzeptsitzung

Themenabfolge

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er ein Magazin regelmässig liest, hat bestimmte Erwartungen. Um diese Erwartungen der Leserinnen und Leser immer wieder zu erfüllen, wird in der WOMEN IN BUSINESSRedaktion viel über mögliche Themen diskutiert, es wird Material gesammelt und wieder verworfen, es werden Termine vereinbart, Drittmeinungen eingeholt, Anfragen gestartet – und das oft bis spät in den Abend.

Layout Konzeptsitzung Das Kernteam von WOMEN IN BUSINESS besteht aus fünf Frauen: Geschäftsführerin Christine Lesnik, Art Directorin Nicole Senn, Chefredaktorin Irene M. Wrabel, Assistentin Noemi Leonhardt und Rita Nock, die für den Anzeigenverkauf zuständig ist. Bevor es an die Produktion der neuen Ausgabe geht, wird im Teammeeting von der Chefredaktion das Inhaltskonzept vorgestellt. Der erste Schritt zur neuen ➤ DEZEMBER 2017

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Ein Tag mit  …

Stand der Dinge

Coverdiskussion

«Was am Ende zählt, ist, dass das Magazin für die Leserinnen und Leser attraktiv ist.» Ausgabe ist bereits gemacht. Interviews mit interessanten Persönlichkeiten, informative Artikel zu Geld- und Anlagethemen, Kulturtipps, aktuelle Themen aus der Wirtschaft – die einzelnen redaktionellen Beiträge sind in den vergangenen Wochen von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden und liegen bereits redigiert vor. Doch bis ein Magazin daraus wird, ist es noch ein langer Weg. Neben den redaktionellen Inhalten gibt es die Inserate. Rita Nock gibt ein Update über den Stand der Dinge im Verkauf. Nun wird der exakte Umfang festgelegt.

Layout Der beste Inhalt kann nicht gewinnen, wenn er nicht schön gestaltet und präsentiert wird. Dafür zuständig ist Nicole Senn. Sie setzt die Themen entsprechend in Szene und sorgt auch für eine ansprechende Illustration. Keine einfache Aufgabe, denn es müssen sehr viele Faktoren berücksichtigt werden. Das Corporate Design des Magazins gibt gewisse Dinge wie Schriften oder Positionierungen vor. Doch keine Ausgabe ist wie die andere: Vor allem in Bezug auf die Bilder und Illustrationen gibt es immer wieder neue Herausforderungen. Und auch die Vorstellungen der Chefredaktorin kollidieren manchmal mit denen der Art Directorin. Aber gerade diese Diskussionen bringen oft die besten Ergebnisse.

Themenfolge Gewisse Bestandteile eines Magazins wie etwa das Inhaltsverzeichnis oder das Editorial haben feste Plätze. Doch bei den einzelnen Stories und Artikel eignen sich je nach Thema unterschiedliche Platzierungen. Kommt das Interview vor einer Kolumne? Passt der Buchtipp zu den Kulturseiten? Christine Lesnik und Irene Wrabel wägen die unterschiedlichen Optionen gegeneinander ab. Am Ende zählt vor allem, dass das Magazin für die Leserschaft attraktiv ist und man Lust bekommt, weiterzublättern.

Finish Wenn das Magazin gelayoutet ist, wird alles einmal ausgedruckt und an die Wand des Meetingrooms gehängt. Den kompletten Ablauf sehen alle nun zum ersten Mal im Überblick. Jetzt zeigt sich, ob die Illustrationen stimmig sind, die Headlines überzeugen und der Ablauf im Heft stimmt. Erst wenn alles festgelegt ist, geht es an den Feinschliff. Mehrere Korrekturlesungen und eine Schlusskorrektur folgen, bevor die Druckdaten erstellt und an die Druckerei gesendet werden. Eine neue Ausgabe der WOMEN IN BUSINESS ist fertiggestellt! ★

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Inspiration und Vorbild sein Robin Errico wurde von der Leserschaft zur WOMAN OF THE YEAR 2017 gewählt. Im Interview zeigt sie sich als reflektierte und vielseitig interessierte Gesprächspartnerin mit sehr viel Humor, aber auch Tiefe. Interview Irene M. Wrabel | Bilder Giorgia Müller

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rau Errico, ist für Frauen in der Schweiz der Weg in Führungsetagen schwieriger? Eine Karriere ist immer eine Herausforderung, finde ich – was auch gut ist. Für die Frauen hier ist es aus meiner Sicht aber nach wie vor nicht einfach, ganz nach oben zu kommen. Vielleicht sogar für Schweizer Frauen mehr wie damals für mich als Fremde. Ich konnte in heiklen Situationen damit spielen, dass ich die geltenden Regeln nicht so genau kannte und verstand – und habe mir wohl generell wenig Gedanken über meine Rolle gemacht, da ich aus einer anderen Kultur komme, was Frauen in der Arbeitswelt anbelangt. In der Zeit, die ich nun hier in der Schweiz bin, sehe ich aber schon, dass sich etwas bewegt. Und ich meine das im positiven Sinn.

Erinnern Sie sich noch an Ihren Start damals? Oh ja, dazu gibt es eine lustige Geschichte. An meinem Bewerbungsgespräch bei EY in der Schweiz begann einer der Gesprächspartner mit den Worten: «Das hat jetzt nichts mit Ihnen zu tun …» Da war ich bereits etwas irritiert, und er fuhr fort: «… wir hatten vor einigen Jahren eine britische Kollegin, aber sie war nicht sehr beliebt.» Ich antwortete: «Oh, wie schade. Aber warum erzählen Sie mir das?» Darauf habe ich nie eine Antwort erhalten. Jedenfalls entschieden sich meine damaligen Vorgesetzten dann schliesslich doch für mich und machten mir ein eher bescheidenes Angebot – auf Assistenzebene. Ich hatte damals jedoch bereits sieben Jahre Erfahrung auf Managerlevel und war entsprechend etwas enttäuscht. Trotzdem reizten mich der Job und die Arbeit in der Schweiz, ich willigte also ein – jedoch unter der Bedingung, dass wir nach drei Monaten eine Evaluation machen und meinen Lohn anpassen würden. An meinem ersten Arbeitstag in Basel hatte ich dann eine Kontaktliste aller Kollegen auf meinem Schreibtisch und suchte natürlich gleich nach meinem Namen, ganz stolz, nun offiziell bei EY dabei zu sein. Gefunden habe ich ihn in der Rubrik Sekretariat. Ich ging also zu einem der Partner – auch ein Amerikaner –, zeigte ihm die Liste und forderte natürlich eine Anpassung. Dieser griff sofort zum Telefon und brachte diesen Lapsus in Ordnung. Nach den vereinbarten drei Monaten und einem positiven Evaluationsgespräch war ich dann auch von der Position her dort, wo ich sein wollte. Ich mag die Geschichte und sage heute oft, dass ich wohl die einzige Partnerin bin, die als Sekretärin begann – eine steile Karriere! (Lacht.) Das war also meine Einführung in die Schweizer Arbeitswelt. Hätte das auch in den USA passieren können? Eher weniger – wobei es natürlich auch dort unterschiedliche Firmenkulturen gibt. Aber wenn ich zurückschaue auf meinen beruflichen Einstieg in den USA, empfinde ich das Arbeitsumfeld dort wirklich offener, was Frauen in Führungs­ positionen angelangt. Obwohl auch in den USA die Füh­rungsspitzen sehr männlich dominiert waren und es auch heute noch sind. Es gibt also auch hier noch zu tun. Für mich persönlich war es nie eine Frage, ob ich studieren würde oder nicht, sondern nur was, wo und mit welchem beruflichen Ziel.

Ein Leben als Hausfrau konnte ich mir nie vorstellen – das ist auch heute noch so, obwohl ich von Herzen gerne Mutter bin.

Und wie ging es dann in Basel weiter? Am Anfang sprach niemand mit mir. Wahrscheinlich fragten sich alle, was diese amerikanische Frau hier überhaupt macht. Doch das änderte sich zum Glück rasch. Als ich schliesslich nach drei Jahren wieder in die USA zurückkehrte, organisierte ich eine Abschiedsparty. Es kamen über 100 Leute! Mein Chef war ganz erstaunt und fragte mich, woher ich denn so viele Leute kenne. Ich bin ein offener Mensch und war schon immer sehr vielseitig interessiert. Die Mitgliedschaft in zahlreichen Organisationen und Gremien hat mir geholfen, mich rasch zu vernetzen. Warum sind sie nicht damals schon geblieben? Nun, das hatte organisatorische Gründe, nach drei Jahren musste ich zurück in die USA. Doch schon zwei Jahre später zog es mich zurück in die Schweiz, diesmal zu EY in Zürich. Mir hat es sehr gefallen hier und ich wusste, dass ich, so rasch es ging, wieder herkommen wollte. Wie lief der Start in Zürich? Ich durfte hier eine tolle Position antreten und rasch sehr interessante Mandate übernehmen. Mein grösster Kunde war ein globales Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, wo wir als Revisionsstelle gewählt waren. Zudem mussten sie zu dieser Zeit gerade ihre Rechnungslegungsstandards ändern, um an der amerikanischen Börse ihre Aktien handeln zu können. Dabei habe ich die Firma unterstützt. Das Mandat endete zwar nach fünf Jahren, ich übernahm den Kunden dann aber als Global Engagement Partner und bin in dieser Funktion bis heute für das Unternehmen im Einsatz. Und ich bin von der Firma, ihren Produkten und Innovationen und vor allem von den Menschen, mit denen ich arbeite, immer noch sehr fasziniert. ➤ DEZEMBER 2017

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Sind das immer so lange Perioden, in denen man Kunden begleitet? Ja, das ist oft so. Eine langfristige Beziehung ist sowohl als Prüfer wie auch als Berater wichtig und anzustreben. Ich prüfe vorwiegend Schweizer und US-Unternehmen. Zudem bin ich im Bereich Kapitalmärkte tätig, das heisst, wenn es Kapitalmarkttransaktionen gibt, arbeite ich mit den Teams als Expertin, insbesondere um die US-Spezialthemen abzudecken. Letztes Jahr habe ich unter anderem eine Biotechfirma bei ihrem Gang an die New Yorker Technologiebörse NASDAQ begleitet. Aktuell unterstütze ich wieder ein Unternehmen in diesem Bereich.

Menschen, die meinen Alltag spannend machen – und gemeinsam sind wir erfolgreich.

Haben Sie nun in Ihrer neuen Position weniger Kontakt mit Ihren Kunden? In meinem Kundenportfolio hat sich wenig geändert. Ich habe keinen meiner Kunden aufgegeben, jedoch ein paar Zusatzaufgaben gefasst. Als Chief Risk Officer bin ich nun sozusagen auch noch mein eigener Kunde. Ich habe ausserdem heute natürlich auch mehr Mitarbeitende, an die ich Dinge delegiere, damit ich mich auf meine Kernaufgaben konzentrieren kann. Ohne diese Unterstützung ginge gar nichts.

«Kein Tag ist wie der andere – genau so mag ich es.»

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus? Gestern war ich beispielsweise um acht Uhr im Büro, hatte dann diverse Besprechungen mit Kunden oder Teamkollegen und schliesslich noch eine Abendsitzung bis um 21.30 Uhr. Aber das ist nicht die Norm, an anderen Tagen bin ich viel früher zu Hause. Kein Tag ist jedoch wie der andere und genau so mag ich es. Ich liebe die Herausforderung und kann mir tatsächlich nichts anderes vorstellen, weil ich jeden Tag etwas Neues lerne und erlebe. Es ist niemals langweilig, es ist herausfordernd, manchmal auch frustrierend, aber es macht mich glücklich. Und ich habe das Privileg, jeden Tag mit grossartigen Menschen zusammenzuarbeiten. Meine Kolleginnen und Kollegen bei EY, die mich täglich in verschiedenen Teams und Projekten kompetent und mit viel Elan unterstützen, bereichern mich genauso wie meine Kunden, mit denen ich eng zusammenarbeite. Schliesslich sind es für mich immer die

Als Wirtschaftsprüferin müssen Sie Ihren Kunden ja auch kommunizieren, wenn etwas schiefläuft. Ist das schwierig? Das ist eine gute Frage. Als Wirtschaftsprüferin bin ich natürlich unabhängig. Für mich ist Transparenz das Allerwichtigste, ich bin da ein bisschen wie ein offenes Buch. Das Vertrauensverhältnis mit dem Kunden muss aufgebaut werden und hat für mich oberste Priorität, es ist wichtig, dass der Kunde weiss, dass man immer zu seinem Besten handelt. Wir unterstützen Unternehmen darin, Lösungen für ihre Probleme zu finden, und zeigen Wege, wie etwas besser gemacht werden könnte. Wenn ich etwa mit einem Verwaltungsratsmitglied spreche und ihm meine Beobachtungen zu kritischen Punkten mitteile, dann treffe ich immer auf ein offenes Ohr. Natürlich sage ich dabei nicht einfach, dass etwas falschläuft, sondern versuche gleichzeitig, Lösungen für die aktuelle Situation ➤ DEZEMBER 2017

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aufzuzeigen. Es braucht einen offenen und ständigen Dialog mit dem Kunden – dadurch entsteht eine vertrauensvolle Atmosphäre, die es erlaubt, jederzeit auch heikle Punkte anzusprechen. Ich verstehe mich als Partnerin, die den Kunden eng begleitet und mit ihm zusammen die beste Strategie für seine Herausforderungen sucht. Das ist mir extrem wichtig.

Was geschieht, wenn Unternehmen mit dem Gesetz in Konflikt kommen? Das passiert natürlich – oftmals unbewusst. Ich hatte in meiner Karriere einige sehr interessante Fälle, aber da kann ich natürlich nicht ins Detail gehen. Ich arbeite mit Unternehmen aus aller Welt, die in Ländern aktiv sind, in denen ganz andere Werte gelten als bei uns hier in der Schweiz. Ein wichtiger Teil meiner Aufgabe ist es, das Unternehmen und seine Branche zu verstehen. Am Anfang starten wir immer mit der Frage, wo die Risiken liegen. Um dann auf die identifizierten Risiken reagieren zu können, entwickeln wir eine Auditstrategie. Welchen Einfluss hat die schwierige Lage der globalen Wirtschaft auf Ihren Alltag? Die Kunden brauchen uns in schwierigen Zeiten mehr als in Zeiten, in denen alles rundläuft. Gleichzeitig sind aber auch wir selber als globales Unternehmen von der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung betroffen. Somit kann es heissen, dass wir vielleicht weniger neue Kunden gewinnen, aber die bestehenden uns mehr brauchen. Damit wären wir beim Kern Ihrer Position angelangt: Sie sind Chief Risk Officer. Was sind Ihre Aufgaben? Ich muss innerhalb unserer eigenen Organisation alle möglichen Risiken erkennen und Massnahmen entwickeln, um diese einzudämmen. Dabei werde ich von einem kompetenten Team unterstützt. Es gibt ein Quality Team, bestehend aus Qualitätsbeauftragten für jede Serviceline und jeden Funktionsbereich, die ihre Einschätzungen an mich liefern, damit das Risk Management Team auf dieser Basis arbeiten kann. Im Quality Team sind es 20 solcher Personen, dazu gibt es ein General Council Office Team und einen Datenschutzbeauftragten. Mit ihnen allen spreche ich regelmässig, ich halte Workshops und Meetings ab, um alle relevanten Informationen zu sammeln. Worin liegen Ihrer Ansicht nach aktuell die grössten Risiken für Ihr Business? Aus meiner Sicht liegen die grössten Risiken in der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität der fundamentalen Transformation, der alle Unternehmen heute aufgrund der Digitalisierung ausgesetzt sind. Diese Transformation bedingt den Bedarf an neuen Betriebsmodellen, wirft Fragen darüber auf, welche Mitarbeitenden eingestellt werden müssen und welche neuen Dienstleistungen und Produkte wir unseren Kunden anbieten sollen. Die Risiken sind vielfältig und man muss diese gründlich analysieren, um zu verstehen, welche davon die grössten sind. Diese müssen wir dann natürlich besonders sorgfältig überwachen und kontrollieren.

Gibt es da eine internationale Abstimmung? Ich bin als Chief Risk Officer in der Schweiz in die DACHRegion eingebunden und arbeite mit dem Kollegen, der auch für Deutschland und Österreich zuständig ist, zusammen. EY ist global organisiert und wir sind, was die Prozesse, aber auch die Strukturen anbelangt, sehr international – was mir sehr entspricht. Ich bin zudem aktuell als Schweizer Vertreterin der DACH-Region auch im Soundingboard für EMEIA und Global aktiv. Das tönt nach vielen Reisen … Zeitweise bin ich schon sehr viel unterwegs. Zum einen reise ich zu meinen Kunden, zum anderen wegen den verschiedenen internationalen Gremien, in denen ich Mitglied bin. Und da ich auch mit grossen internationalen Firmen arbeite, tausche ich mich mit den Kollegen aus aller Welt aus. Ich liebe dieses internationale Umfeld, die vielen Kulturen und unterschiedlichen Menschen und Unternehmen. Auf die Reisen selbst könnte ich jedoch auch verzichten, denn natürlich würde ich gern mehr daheim sein. Zum Glück habe ich aber eine stabile Struktur zu Hause, die mir den lebendigen Alltag überhaupt ermöglicht. ➤ DEZEMBER 2017

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Sie haben ja auch eine Tochter. Ja, sie ist neun Jahre alt. Wenn ich nicht da bin, ist mein Mann für sie da. Ausserdem haben wir eine sehr liebevolle Nanny – eine Mexikanerin, die schon lange in der Schweiz lebt und hier verheiratet ist. Wir sehen sie auch ein wenig als Ersatzgrossmutter, und ohne sie ginge vieles nicht so einfach. Sie holt die Kleine von der Schule ab, bringt sie ins Ballett und so weiter. Wichtig ist mir, dass wir jeden Morgen zusammen frühstücken, ausserdem gehören die Wochenenden voll und ganz der Familie.

geht es dann nicht nur um die Geschlechterfrage, sondern auch um kulturelle und religiöse Diversität, um nur zwei weitere Aspekte zu nennen. Wir haben auch in der Schweiz Menschen mit unterschiedlicher Herkunft – es sind 60 Nationen hier vertreten! –, Hautfarbe, Ausbildung und Kultur, diese möchten wir zusammenbringen. Das machen wir zum Beispiel mit einem monatlichen Inclusion-Newsletter, in dem wir viele unterschiedliche Themen und Gruppen ansprechen, wie etwa die LGBTCommunity. Es ist wichtig, dass jeder sich so, wie er ist, akzeptiert und angenommen fühlt und hier bei EY Wertschätzung und Freude findet. Nur so können wir in einer Welt, die geprägt ist von Innovation und Kreativität, dank vielfältigen Teams das Beste für unsere Kunden erreichen.

«Es ist wichtig, dass sich jeder so, wie er ist, angenommen fühlt.»

Das muss gut organisiert werden … Ich bin eine sehr organisierte Person. Aber man muss auch das Glück haben, dem richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu begegnen. Da fühle ich mich schon sehr privilegiert. Und ich bin mit einem sehr ausgeglichenen Kind beschenkt worden, sonst würde das alles nicht so einfach gehen. Sie ist unkompliziert und eine richtige Schweizerin, die Züritüütsch spricht. Wir haben sie auch nicht auf eine internationale Schule geschickt, sie besucht die reguläre Volksschule hier. Das ist mir wichtig. Als gebürtige Amerikanerin kennen Sie mehrere Kulturen. Wo sehen Sie die grössten Unterschiede zwischen den USA und der Schweiz im Hinblick auf die berufliche Karriere von Frauen? Beispielsweise bei den Infrastrukturen für die Kinderbetreuung. Und auch in den Erwartungen, die vom Umfeld an die Frauen gestellt werden. Die Unternehmen spielen dabei auch eine wichtige Rolle. Wir bei EY nehmen diese sehr ernst und versuchen laufend, neue Möglichkeiten zu geben und ein Umfeld zu bieten, in dem Frauen Wahlmöglichkeiten haben. In der Schweiz stelle ich immer noch stark traditionelle Rollenbilder fest. Traditionen ändern sich nun einmal sehr langsam, das ist hier nicht anders. Es ist deshalb aus meiner Sicht wichtig, den nachfolgenden Generationen zu zeigen, dass man als Frau Karriere und Familie haben und in beiden Rollen glücklich sein kann. Man muss sich also nicht für das eine oder das andere entscheiden. Dabei steht für mich das Wohl meiner Familie immer an erster Stelle. Sie sind bei EY auch für Diversity & Inclusion zuständig. Was geschieht da? Das Projekt ist global angelegt und beinhaltet sehr viele verschiedene Initiativen, die sich von Land zu Land unterscheiden. Die Schweiz ist in Bezug auf Genderfragen etwas speziell, deshalb haben wir hier einen Schwerpunkt darauf gesetzt. Wir versuchen mit unseren Initiativen alle Bereiche, vom Re­ cruiting bis hin zum Markt, abzudecken. Unser Ziel ist es, ganz unterschiedliche Menschen in gemischten Teams zusammenzubringen. Eine offene Arbeitsatmosphäre soll es jedem Einzelnen ermöglichen, seine Talente und Fähigkeiten gezielt einzubringen. Denn das ist ein echter Erfolgsfaktor. Da 18  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Sind Sie dafür ein gutes Vorbild? Ich bin hier zwar im Lead für unsere Initiative und bringe als Frau und Ausländerin sicher sinnvolle Erfahrungen ein, unsere Arbeit lebt aber selber genauso von der Vielfältigkeit. Entsprechend haben wir bei EY unglaublich viele gross­a rtige Menschen mit Vorbildfunktion. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden mit meiner Geschichte in­ spirieren kann – gleichzeitig erlebe ich es fast täglich, dass mich andere mit ihren Erfahrungen begeistern. Wichtig ist, dass wir alle uns gegenseitig motivieren, die eigenen Ziele zu verfolgen und voneinander zu lernen – egal, wie unterschiedlich wir sind. ★

Über Robin Errico Eine fast 30-jährige Berufserfahrung in der Betreuung von kotierten globalen Unternehmen kann Robin Errico vorweisen. Diese hohe Kompetenz und ihre Erfahrung im Führen internationaler Teams hat sie zur ersten Frau in der Geschäftsleitung von EY in der Schweiz gemacht: Seit dem 1. Juli 2017 hat sie die Position des Chief Risk Officers (CRO) inne. Die US-schweizerische Doppelbürgerin ist zugelassene Revisionsexpertin in der Schweiz, besitzt die äquivalente Zulassung in den USA und betreut verschiedene Unternehmen, die in diesen Ländern kotiert sind. Ihr Ziel ist es, die strategische Bedeutung des Risikomanagements im Unternehmen angesichts des sich rasch wandelnden Umfeldes zu stärken. Dazu verantwortet sie das globale EY-Fokusthema «Diversity &  Inclusion» in der Schweiz mit «Women Fast Forward» seit 2007.


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Kolumne

Was war 2017 – was soll 2018?

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Gastkolumnistin Regula Stämpfli

eine Lieblingskomikerin aus den Nullerjahren hiess Dawn French. Die füllige Sixpack-Comedian antwortete auf die Frage einer eher schlichten Journalistin, was denn die Eltern gemeint hätten, als sie einen Schwarzen nach Hause gebracht hatte (French war lange mit Lenny Henry, einem bekannten dunkelhäutigen Schauspieler, liiert): «The bastard is black? He never told me.» An diese Episode fühlte ich mich erinnert, als ich das Jahr 2017 in der Politik mit dem Businessjahr verglich. Wer sich in den vergangen Monaten nicht um Hashtags, grölende Politiker oder schmierige Sexmogule aus Hollywood gekümmert hat, sieht die Welt punkto Frauen- und Moneypower ziemlich rosa. Der Anteil von Frauen in den Verwaltungsräten der grössten Schweizer Unternehmen hat zugenommen. Zwar nur leicht, aber Cornelia Ritz Bossicard von Valora gibt unumwunden zu, dass sie «gezielt auf eine Karriere als Verwaltungsrätin» hingearbeitet hätte. Deshalb mein Wunsch für 2018: Machen wir Frauen es Ritz Bossicard nach! Nur 164 von insgesamt 916 Verwaltungsratsmandaten sind von Frauen besetzt, lediglich fünf Frauen sitzen auf einem Präsidentenstuhl. Deshalb ist die Lohnverteilung an oberster Spitze immer noch schwer zu Ungunsten der Frauen, dennoch: Für 2018 sieht die Ausgangsposition viel heller aus als auch schon. 2017 gab es darüber hinaus einen Generationenwechsel unter den Top 100 der erfolgreichsten Kommunikationsfrauen in der Schweiz: beispielsweise Ladina Heimgartner als Direktorin RTR oder Petra Volpe, deren Regie bei «Die göttliche Ordnung» ihr sogar eine Reise nach Los Angeles zu den Oscars 2018 beschert. Was mich zur Offenbarung einer meiner BusinessFehlentscheide der letzten Jahre führt: Ich wurde nämlich für die Mitarbeit am Film, aber vor allem auch die Finanzierung desselben angefragt, und habe damals dankend abgelehnt. Zu oft schon hatte ich Frauenprojekte unterstützt, die auf dem Friedhof der guten Absichten gelandet waren. Selbstverständlich bereue ich angesichts des grossen Erfolgs von «Die göttliche Ordnung» meinen damaligen Entscheid. Deshalb mein Rat für alle Businessfrauen 2018: «Go for it!» Decken Sie die Notwendigkeit – selbstverständlich muss zunächst das Geld stim-

men. Doch sind der notwendige Cash & Credit mal gesichert: Investieren, investieren, investieren. In Ideen, in Kreativität, in Ungewohntes, in neue Umgebungen und vor allem in innovative Frauen. Geben Sie 2018 der wilden Zukunft eine Chance. Sie werden sehen: Es wird sich lohnen wie keine Investition zuvor. Und noch einen Wunsch hätte ich für 2018: Wie wäre es, wenn sich Frauen, wie die weiblichen Bonobos oder wie eine Herde Elefanten, die immer der Grossmutter folgt, zusammenschliessen würden? Wie wäre es, wenn sich die weibliche Konkurrenz nicht bis aufs Blut bekämpfen, sondern unterstützen könnte? Was würde alles geschehen, wenn Frauen endlich ihre Mentorinnen ehren und nennen würden? Bis das klappt, lese ich Marion Knaths «Spiele mit der Macht». Sie erklärt mir nämlich, wie Frauen sich durchsetzen, was in meinem Männerhaushalt grosse Freude hervorrief: «Noch mehr durchsetzen? Jetzt wissen wir mit Bestimmtheit: Donald Trumps Tage sind gezählt.» (Bitte Ironiedetektor einschalten.) Stimmt nicht ganz, denn 2017 waren hohe Kooperationsbereitschaft, soziale Kompetenz und die Fähigkeit, sich temporären hierarchische Ordnungen zu unterwerfen, immer noch Männersache. Höchste Zeit, dass sich dies 2018 ändert. ★ DEZEMBER 2017

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International

Die Schweiz repräsentieren Tina Heide steht seit dem Sommer an der Spitze des Grandhotel Belvédère in Davos. Im Januar 2018 werden sich die Augen der Welt auf die Schweiz richten: Dann findet das Annual Meeting Davos des World Economic Forum statt – in ihrem Haus. Interview Irene M. Wrabel

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rau Heide, Sie sind seit mittlerweile fünf Jahren im Hotel Steigenberger. Wie kamen Sie hierher? Es gibt ja dieses schöne Sprichwort: «Das Leben passiert, während man plant.» Ich wollte mit 16 unbedingt nach Amerika und habe dort meine ersten Hotelerfahrungen gesammelt, die ich, zurück in Deutschland, weiter ausbaute. Irgendwann erhielt ich das Angebot, in die Schweiz zu gehen, um dort den Support für das Annual Meeting des World Economic Forum in Davos zu übernehmen. Allerdings erschien mir das nicht so verlockend. Ein Hotel in den Schweizer Bergen mit 126 Zimmern: Das ist langweilig, dachte ich damals, verglichen mit den grossen Häusern, in welchen ich bis dahin tätig war. Doch ich wurde immer wieder angerufen. Und eines Tages habe ich irgendwo eine 50-Rappen-Münze auf dem Boden gefunden. Das Schicksal hatte also für die Schweiz entschieden und ich habe zugesagt.

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Wie war der Start in Davos? Ich kam in einer Phase des Umbruchs nach Davos. Es gab einen Direktorenwechsel und keiner konnte mir genau sagen, was auf mich zukommt als Eventmanagerin. Da sagte ich mir, gut, ich mache das nun für diese eine Veranstaltung und dann gehe ich wieder. Im Januar 2013 war mein erstes Annual Meeting. Als es vorbei war, dachte ich mir, nein, das kann ich nicht so lassen, da muss etwas geschehen. Die Aufgabe reizte mich dann doch viel mehr, als ich anfangs dachte, und ich blieb. Ihre Aufgaben wuchsen mit der Zeit … Anfangs kam ich nach Davos mit der Hauptaufgabe, die Veranstaltungen im Belvédère zum Weltwirtschaftsgipfel zu optimieren. Anschliessend war ich als Operations Manager und stellvertretende Hoteldirektorin tätig, in der Saison 2014 wurde ich zur Interims-Hoteldirektorin ernannt und hatte nachfolgend den Aufgabenbereich des Resident Managers unter mir. Seit August 2016 bin ich als Hotel Manager für die operative Leitung und seit Juni 2017 für die Gesamtführung des Belvédère verantwortlich.

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Ihr Vorgänger Thomas Kleber kam im Dezember 2014, davor waren Sie interimistisch als Direktorin tätig. Warum übernahmen Sie damals nicht direkt? Man wollte zu dem Zeitpunkt eben jemanden mit grosser internationaler Erfahrung, der das Haus am Annual Meeting nach aussen vertritt. Mit Herrn Kleber war ich ohnehin schon in alles eingebunden. Ich hatte immer grossen Entscheidungsspielraum, vor allem durch die Interimsphasen bedingt. Es hat sich also nicht sehr viel geändert. Und als Herr Kleber nun ging, wurden die Konzernleitung und ich uns schnell einig.

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Sie sind jetzt also die Entscheiderin. Gefällt Ihnen diese Rolle? Ja, aber ich muss mich noch immer daran gewöhnen. Für mich ist es etwas ganz Neues, dass es jetzt um meine Person geht. Ich kann nicht mehr alles selber machen, muss vertrauen und auch loslassen können. Jetzt muss ich sehr viel repräsentieren, ich bin Trouble Shooter und kümmere mich um Guest Relations. ➤


International

Immer im Januar wird Davos zum Treffpunkt grosser Namen aus aller Welt.

Das komplette Operative unterstütze ich nur noch auf der Entscheidungsebene, ich halte das Team zusammen.

Haben Sie denn noch genug Zeit für Ihre Mitarbeitenden? Meine Tür ist immer offen, da bekomme ich sehr viel mit. Und dann habe ich auch den Drang, mich überall einzubringen – aber ich halte mich meist zurück. Ich bin da vielleicht auch so eine kleine Mutter Teresa, ich möchte einfach helfen. Das ist Ihr sechstes Annual Meeting. Was hat sich in diesen Jahren verändert? Die Gäste und Teilnehmer an sich haben sich aus meiner Sicht nicht verändert. Was sich aber auf jeden Fall geändert hat, ist der Umgang mit den Ressourcen. Es wird viel bewusster damit umgegangen. Das Thema Nachhaltigkeit hat immer mehr an Bedeutung gewonnen. Man schaut mittlerweile sehr stark auf gesundes Essen, extreme Sonderwünsche wie etwa eine spezielle Schokolade einfliegen zu lassen, gibt es nicht mehr. Man fährt mit Elektroautos, das Umweltbewusstsein ist gestiegen. Was ändert sich jetzt in der neuen Position für Sie persönlich? Ganz vieles, was mich schon auch etwas traurig macht. Ich habe in den Jahren viel aufgebaut, ich kenne meine Gäste und meine Kontakte. Doch jetzt musste ich meine Veranstaltungen abgeben, da ich das nicht mehr mit meinen neuen Aufgaben 24  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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kombinieren kann. Da gibt es unzählige Gespräche, Meetings und Vereinbarungen, und das ist realistischerweise nicht alles zu bewerkstelligen.

Sie sind nun also die Gastgeberin. Genau. Wir haben pro Tag 7000 bis 8000 Gäste, es läuft eigentlich rund um die Uhr. Morgens um vier wird schon wieder für die nächste Veranstaltung aufgebaut. Ich bin Auge und Ohr des Programms. Wer sind Ihre Ansprechpartner? Viele denken, wir wären das Partyhotel, was so aber nicht stimmt. Bei uns finden Network-Veranstaltungen statt, hinter denen grosse Unternehmen, Global Player stehen. Organisiert wird das von den Vice Presidents, den Heads of Global Communications und so weiter. Auch Stiftungen, die sich präsentieren und ihre Arbeit vorstellen, sind bei uns zu Gast. Und wie bewältigen Sie das personell? Normal sind wir um die 100 Personen, zum Annual Meeting kommen nochmal 200 dazu. Allein die Unterbringung ist eine Herausforderung, denn wir haben nur 60 Personalzimmer. Da heisst es zusammenrücken. Die Personalleiterin ist da besonders gefordert, denn wir müssen in der Zeit eben viele zusätzliche Leute wie Messebauer, Schreiner und so weiter betreuen. Intern haben wir aber sehr viel Unterstützung, auch aus ➤


Das Grandhotel Belvédère ist bestens auf das nächste Annual Meeting vorbereitet.

unserer Gruppe international. Mein Chef wird ebenfalls vor Ort sein und er sagte mir im Vorfeld: «Egal, was ich machen muss, ich komme und unterstütze euch – wenn es sein muss, wasche ich auch die Teller ab.» Die Hoteldirektoren unserer Häuser in Köln und Wien habe ich bei einem Meeting so motiviert, dass auch sie kommen und mich unterstützen werden.

Diese Sicherheitsbestimmungen gelten sicher auch für die Mitarbeiter. Wir kontrollieren alle unsere Mitarbeiter sehr sorgfältig. Es ist bisher noch nie passiert, dass wir jemand aussortieren mussten. Zudem müssen alle eine Stillschweigevereinbarung unterzeichnen. Eine neue Herausforderung ist natürlich die digitale Welt, denn vor allem die ganz jungen Mitarbeiter verstehen oft gar nicht, dass sie ihr Handy nicht dabeihaben dürfen. Für sie gehört das zu ihrem Alltag in jeder Situation. Ich verstehe das auch, denn sogar ich würde manche Augenblicke gern festhalten, aber das geht natürlich nicht. Doch alle halten sich daran, weil sie gern wiederkommen möchten.

«Unsere Gäste sind in einem geschützten Raum.»

Zum Annual Meeting kommen namhafte Gäste aus aller Welt. Ist die Sicherheit in den letzten Jahren ein grösseres Thema geworden? Das Sicherheitslevel war immer sehr hoch, da habe ich in den letzten fünf Jahren keine merkliche Steigerung erfahren. Wir wurden schon immer rund um die Uhr geschützt und haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der kantonalen Polizei und dem Militär. Es ist also aus unserer Sicht nicht angespannter geworden. Unsere Gäste sind in einem geschützten Raum. Wir bekommen auch viele Anfragen von aussen, die wir aber einschränken. Wir möchten auch das Ziel des Forums nicht gefährden. Vor vier Jahren sagte der Sicherheitschef zu mir: «Fünf-Sterne-Hotellerie und Sicherheitsbestimmungen passen nicht gut zusammen.» Denn da wird jedes Päckchen kontrolliert, aber wir arbeiten sehr gut zusammen. Ich würde da auch nie ein Auge zudrücken.

Das Grandhotel Belvédère ist ja seit Beginn Partnerhotel des Annual Meeting. Wird das so bleiben? Wir pflegen einen sehr guten Kontakt zum Forum und zu Herrn Professor Klaus Schwab, der das Forum ins Leben gerufen hat. Er ist gerne in Davos. Wir arbeiten bei der Organisation eng zusammen und schauen auch zukünftig gemeinsam, um die bestmögliche Lösung für alle zu finden. Das Forum hat nach wie vor unsere 100-prozentige Unterstützung. ➤ DEZEMBER 2017

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International

Sobald ein Annual Meeting vorbei ist, geht es wieder mit der Planung des nächsten los. Wie weit im Voraus planen Sie? Das Annual Meeting Davos bucht ja einen Grossteil unserer Zimmer. Die Veranstalter geben uns ein paar Wochen nach Ende des Annual Meeting den Termin für das nächste Jahr bekannt. Dann beginnt bei uns bereits wieder die Vorbereitung. Bauliche Veränderungen, Partnerverträge, all das muss organisiert werden.

der Gästekarte: Im Sommer sind damit viele Aktivitäten kostenfrei oder zumindest vergünstigt, um die Region attraktiver zu machen, auch für Familien mit Kindern.

Sie scheinen gut angekommen zu sein in Ihrer neuen Herausforderung. Hatten Sie auch schon mit Vorurteilen zu kämpfen? Ab und zu habe ich das Gefühl, aber davon lasse ich mich nicht mehr beeindrucken. Das war am Anfang meiner Karriere anders. Aber etwa mit Mitte 30 habe ich angefangen, ich selbst zu sein und mich nicht mehr beeinflussen zu lassen. Ich weiss, was ich kann und was ich nicht kann, und habe gelernt, mich so zu nehmen, wie ich bin. Wenn ich in einem bestimmten Bereich etwas beitragen kann, dann tue ich das, unabhängig von meinem Umfeld. Ich möchte eine Meinung haben und diese auch vertreten. Das funktioniert in meinem kleinen Kosmos sehr gut.

«An einer Quotendiskussion möchte ich mich nicht beteiligen.»

Wann haben Sie dann etwas Zeit zum Durchatmen? Wir haben jeweils Pausen von Mai bis Mitte Juni und von Ende September bis Ende November. Da habe ich auch mal Zeit für Familie und Freunde. Die meisten denken dann immer, ich könnte wochenlang bleiben, aber ich muss den laufenden Betrieb beaufsichtigen, vor allem die Renovationen und Umbauten, die in dieser Zeit stattfinden. Wir hatten noch nie eine Zwischensaison, in der nicht etwas umgebaut wurde. Und das gesamte Personal ist weg in diesen Phasen? Nicht alle, aber viele machen genau in dieser Zeit Ferien oder Weiterbildungen. Zudem schicken wir unsere Auszubildenden in andere Häuser zur Weiterbildung. Sie können dort neue wertvolle Erfahrungen sammeln. Davos ist während des Annual Meetings im Ausnahmezustand. Wie wirkt sich das auf die lokale Wirtschaft und das Gewerbe aus? Es gibt Geschäfte, die ihren Laden während dieser Zeit vermieten, weil sie da mehr verdienen. Doch für andere ist diese Zeit sehr lukrativ, wie zum Beispiel Luxuswaren, Uhren und Schmuck und so weiter. Auch das lokale Handwerk und die Zulieferer profitieren. Mehr Gäste heisst mehr Essen, mehr Getränke, aber auch mehr Aufbauten. Wir brauchen in dieser Zeit alle lokalen Zulieferer, wir möchten da ja auch die Schweiz repräsentieren. Und der normale Tourismus? Wenn Sie das Glück haben, während des Annual Meeting irgendwo ein Zimmer zu bekommen, ist das natürlich die herrlichste Zeit auf der Piste. Aber im Ort ist extrem viel los. Das ist ausserhalb der Zeiten des Annual Meetings anders. Wer kommt dann nach Davos? Wir haben generell sehr viele Aktivsportler wie Mountain­ biker, Bergsteiger, Wanderer oder im Winter natürlich die Skifahrer und Snowboarder. Doch wir sind auch vom Wetter abhängig. Zu Beginn des Winters fehlt oben manchmal der Schnee. Und wenn unten im Mittelland schon Frühling ist, hat keiner mehr Lust auf die Piste, obwohl die Bedingungen hier dann toll wären. Da müssen wir aktiv sein. Wir arbeiten sehr gut mit dem Tourismusbüro zusammen wie zum Beispiel bei

Können Sie sich an die Schlagzeile «Eine Frau an der Spitze» erinnern? Ja! Auf den ersten Blick verstand ich diese Schlagzeile gar nicht. Dann war ich schon ein wenig stolz darauf, die erste Frau an der Spitze dieses Hauses zu sein. Doch an einer Quotendiskussion möchte ich mich gar nicht beteiligen, weil das für mich keinen Unterschied macht, ich habe mit so vielen tollen und fähigen Frauen als auch Männern gearbeitet. Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? Wollen Sie länger in Davos bleiben? Ich möchte die Tradition des Hauses fortführen und es gleichzeitig in die Moderne überführen. Und ich möchte Vorbild sein, egal, wo ich bin. Doch hier bin ich sehr gern. ★

Über Tina Heide Tina Heide, geboren 1975 im bayerischen Rosenheim, war schon früh von der Welt der Hotels fasziniert. Nach ihrem Schulabschluss ging sie in die USA und sammelte in diesem Bereich wertvolle Erfahrungen in Las Vegas. Nach Hotelfachstudium und Fachausbildung durchlief Tina Heide verschiedene Stationen in internationalen Hotelbetrieben wie Hilton, Kempinski und Radisson Blu. Seit 2012 ist Tina Heide im Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos tätig und bekleidete dort bereits verschiedene Führungspositionen. Seit Juni 2017 ist sie Direktorin des Hauses. Ihre reiche Erfahrung, die sie dort bereits sammeln konnte, hilft ihr, auch die wichtigste Veranstaltung in jedem Jahr, das Annual Meeting Davos des World Economic Forum erfolgreich durchzuführen.

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Unternehmen

– r e i p a P f u a r e t k a r a h C e c n a s s i a n e di e R r u t l u k b i e r h c S r e d Die Handschrift erfreut sich einer Renaissance. Denn im Meer flüchtiger digitaler Nachrichten gewinnt die persönliche Botschaft auf Papier wieder an Bedeutung. Studien belegen auch klare kognitive Vorteile gegenüber dem Tippen. Text Brigitte Ulmer

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n ausladend-geschwungener Schrift bedankte sich einst Arthur Schnitzler, der österreichische Schriftsteller, Anfang des letzten Jahrhunderts für eine Einladung bei einem Freund. Das Schriftstück, das kürzlich von einem Auktionshaus versteigert wurde, wäre eigentlich lapidar, wären die Zeilen nicht charakteristisch für den berühmten Verfasser und zugleich für die Zeit, aus der sie stammen. Mit grosser Leichtigkeit und Eleganz schien der Füllfederhalter über das Papier geglitten zu sein. Die schwungvoll miteinander verbundenen Buchstaben beschwören eine Zeit herauf, da man auf den formvollendeten Umgang Wert legte und fürs Briefeschreiben noch Musse hatte. 28  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Zwar klimpern wir heutzutage unsere Nachrichten mit gleicher Leichtigkeit in die Messaging Apps und verschicken sie unseren Freunden. In der Menschheitsgeschichte wurde sogar noch nie so viel geschrieben und Nachrichten verschickt wie heute – und das quer durch alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen. Was dabei jedoch auf der Strecke bleibt, ist der persönliche Ausdruck und die Zeit zur Reflexion. Individuelle Gefühlsäusserungen übernehmen Emoticons, kein extrava­ ganter Schnörkel. Statt eines Briefes erhält man Tag für Tag eine E-Mail-Lawine. Der handgeschriebene Brief aber verlangt Zeit. Er ist Charakterausdruck und verspricht Intimität. «Die Handschrift ist ein Ausdruck von Individualität unter vielen. Verschwindet sie, verschwindet diese Ausdrucksform»,


Handschriftliches wird in Zeiten der Digitalisierung wieder mehr geschätzt.

schreibt Miriam Meckel in ihrem Buch «Wir verschwinden. Der Mensch im digitalen Zeitalter».

Edel Handgeschriebenes Doch so weit sind wir nicht. Sogar im Gegenteil: Es ist gar ein Revival zur Schreibkultur zu vermelden. Untrügliche Anzeichen dafür sind die Umsatzsteigerungen von Papeteriegeschäften seit rund fünf Jahren. Die Firma Moleskine mit ihren Notizbüchern meldet einen Rekordumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Während 2016 der Markt für Schweizer Luxusgüter stagnierte, stieg der Umsatz von hochwertigen Schreibgeräten. Während des Weihnachtsgeschäfts ist etwa der legendäre Füllfederhalter «Meisterstück» von Montblanc

besonders gefragt. Caran d’Ache verzeichnet mit ihren Schreib- und Farbstiften Umsatzgewinne. In England vermelden Papeterien wie Paperchase, Scribbler und Smiggle dieses Jahr schwunghaften Marktzuwachs. Trendsetter-Modemarken wie & Other Stories, Anlaufstelle für neueste Mode- und Kosmetiktrends, verkaufen eigenes Briefpapier und Notizbücher. In London wurde die Pop-up-«Letter Lounge» gegründet, ein ambulanter Treffpunkt, wo man zusammenkommt, um Briefe zu schreiben bei Tee und Kuchen.

Wieder Schreiben lernen Die Flüchtigkeit, welche der digitalen Kommunikation eigen ist, scheint wieder den Drang zum Handfesten, Konkreten ➤ DEZEMBER 2017

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Unternehmen

Von Hand schreiben wird mit edlem Schreibwerkzeug zum Vergnügen.

zu wecken. Hierzulande erfreuen sich Schreibkurse neuer Beliebtheit. Vor rund zehn Jahren etwa begann Stefanie Ingold, in der Nähe von Bern «Handlettering»-Kurse anzubieten. Seit drei Jahren sind sie regelmässig ausgebucht. «Meinen Kunden liegt am Herzen, eine schöne Handschrift zu entwickeln», sagt sie. Das Spektrum reiche vom Geschäftsmann über Kreative und Werber bis zur Bäckerin. «Für viele ist es ein lustvolles Wiederentdecken des Schreibens von Hand, für andere ein Neuentdecken der eigenen, individuellen Handschrift», sagt sie.

fen aber gilt unsere Wertschätzung, manchmal ein Leben lang. Wer einer Nachricht wirklich Bedeutung verleihen will, schreibt sie von Hand. Mit ihr schicken wir einen Teil unserer Persönlichkeit mit. «Handschrift ist Charakter», sagt Ingold.

Handschrift ist eine Art sinnliche Selbstbehauptung.

Marktforschungen zufolge sind es erstaunlicherweise die Jungen, die wieder vermehrt von Hand schreiben und damit den Papeteriemarkt beflügeln. Die Millennials kaufen mehr Grusskarten als die Babyboomers, sie schreiben sich wieder mehr persönliche Nachrichten. Dass gerade die Kinder der digitalen Revolution zu der grössten Abnehmergruppe gehört, legt den Zusammenhang zwischen dem wachsenden Wunsch nach persönlichem Ausdruck in einer zunehmend digitalisierten Welt nah. In einer Welt der Nonstop-Kommunikation und der flüchtigen Zeichen gewinnt Authentizität und Einzigartigkeit an Bedeutung. Der Markt boomt also nicht trotz, sondern wegen der elektronischen Kommunikation: Der handgeschriebene Brief, das Wiederaufblühen der Schreibkultur ist eine Reaktion auf die elektronische Kommunikation. Eigentlich kein Wunder. Wer kann seinen Austausch wirklich noch verfolgen in der Lawine von elektronischen Messages, die nicht mal ausgedruckt werden? Handgeschriebenen Brie30  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Rückkehr zur Emotion Die Hinwendung zur Kultur der Handschrift beobachtet man auch bei Montblanc, der in Hamburg domizilierten Marke für hochwertiges Schreibwerkzeug. «Obwohl Technologie in unserem täglichen Leben relevant ist, wohnt der Handschrift eine Kunst inne, die durch keinen Computer und kein Smartphone ersetzt werden kann», erklärt Delphine Favier, Geschäftsführerin von Montblanc Schweiz, die Wertschätzung. «Handschrift ist etwas Kostbares. Einen Brief mit der Hand zu schreiben, erfordert Absicht, vermittelt Emotionen und einen sinnlichen Genuss, der durch Tippen unerreicht ist.» Handschrift ist eine Art sinnliche Selbstbehauptung in der digitalen Welt. Interessanterweise hat sie aber auch handfeste Vorteile gegenüber Tippen auf der Tastatur, wie neueste Studien belegen. Forscher der norwegischen Universtity of Science and Technology in Trondheim zeigten, dass das Hirn aktiver ist, wenn ein Text mit der Hand aufgeschrieben wird als mit dem Computer. «Werden die Worte geschrieben oder gezeichnet, sind weit mehr und auch andere Bereiche im Hirn aktiv», sagt Studienautorin Audrey van der Meer. Beim Schreiben von Hand seien der taktile Sinn und die Feinmotorik beteiligt, während beim Tippen solche motorische Erinnerungen an individuelle Buchstaben und Worte gar nicht erst entstehen. ➤


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Unternehmen

Sind aber beim Schreiben mehr Bereiche im Hirn aktiv, könne man Informationen besser abspeichern. Somit ist die Merkfähigkeit höher. Auch Studien in den USA haben ergeben, dass die Fähigkeit eines Kindes, zu denken und eigene Ideen auszudrücken, grösser ist, wenn es von Hand schreibt, als wenn es die Tastatur benutzt. In den USA ist man deshalb in vielen Staaten zur Kursivschrift an Schulen zurückgekommen, nachdem sie eine Dekade lang aus dem Lehrstoff ausgeklammert war.

formt werden muss, erfordert dies jedes Mal eine andere Aktion, wohingegen man beim Tippen dieselbe Bewegung immer wieder aufs Neue wiederholt – egal, um welches Wort es sich handelt. Ausserdem zwingt einen das Schreiben von Hand dazu, stärker auszuwählen, weil es schlichtweg langsamer ist. Last but not least ermöglicht das von Hand schreiben auch weniger Ablenkung – denn im Laptop sind mit Google, Twitter und Facebook Zerstreuung quasi im Gerät integriert.

Gut fürs Gehirn Kognitive Vorteile hat das von Hand schreiben aber auch für Erwachsene. Forscher der Princeton University fanden heraus, dass es erwachsenen Studenten, die ihre Notizen auf Laptops geschrieben hatten, schwerer fiel, nachher konzeptionelle Fragen zu stellen. Sie schrieben zwar das Gehörte wörtlich mit, aber verarbeiteten die Information weniger und verwendeten für ihre Notizen auch weniger eigene Worte. Weil beim Schreiben von Hand mehr Hirnaktivitäten beteiligt sind, werden Erinnerungsvermögen, die klarere Organisation der Gedanken und die Fähigkeit, Ideen zu generieren, begünstigt. Denn wenn jedes Wort, jeder Buchstabe individuell ge-

Paradoxerweise verhelfen die Fortschritte in der Datenverarbeitung der Handschrift neuerdings ganz praktisch zu einem Revival. Schrifterkennungssoftware verwandelt Handschrift flugs in elektronische Daten. Damit können Benutzer ihre Gedanken festhalten, als ob sie sie von Hand auf Papier schreiben würden. Damit erhält die Handschrift – kraft der digitalen Verbreitung – neue Macht. Das Zusammenspiel aus innerer Sammlung, psychomotorischer Bewegung und grafischem Niederschlag auf schönes Papier übt eben nach wie vor seinen ganz eigenen Reiz aus. Denn da gibt es einfach nur einen selbst, das imaginierte Gegenüber, ein Blatt Papier und den Schreibstift. ★

Das Hirn ist aktiver, wenn mit der Hand geschrieben wird.

Zauberpapier von Montblanc: Handschrift digital vernetzt Was wie Science Fiction tönt, ist bereits Realität. Man packt seine elegante Schreibmappe aus, nimmt den Notizblock hervor, schreibt mit seinem Stift Notizen, seien es Gedanken für einen Vortrag, die Liste für Weihnachtsgeschenke oder Beschlüsse der Stockwerkeigentümerversammlung – und auf Knopfdruck verwandeln sie sich in ein digitales Dokument. Auf dem linierten Papier schreibt es sich ganz wie gewohnt, nur dass man statt zu blättern per Knopfdruck auf die nächste Seite kommt. Ist man fertig, betätigt man nochmals den Button – und digitalisiert dabei mittels einer App das Geschriebene auf sein mobiles, über Bluetooth verbundenes Smartphone oder Tablet. Die gespeicherten Notizen lassen sich beliebig erweitern, ändern, neu organisieren oder verschicken. Der hochwertige Lederumschlag mit dem digital vernetzbaren Zauberblock und dem StarWalker-Stift heisst «Augmented Paper», wurde von Montblanc letztes Jahr auf den Markt gebracht und ist in acht Farben erhältlich. «Augmented Paper integriert traditionelles Schreiben in den digitalen Workflow», so Delphine Favier, Geschäftsführerin von Montblanc Schweiz. «Die Innovation verbindet den Schreibgenuss auf Papier mit der Effizienz der Digitalisierung.» Die Montblanc-App lässt sich über den AppStore oder GooglePlay herunterladen. Während «Livescribe 3 Smartpen» oder das Moleskine Smart Writing Set ebenfalls Handgeschriebenes in digitale Texte konvertieren, gilt das smarte Notizbuch von Montblanc, das Handschriften in zwölf Sprachen erkennt, darunter auch Russisch und Chinesisch, als das avancierteste. Aber Achtung: Unsaubere Schreibstile oder gar unleserliche Notizen erkennt auch das beste Texterkennungsprogramm noch nicht.

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Anlageerfolg beginnt im Beratungsgespräch

Investition und den individuellen Vorstellungen des Kunden.

Mit der richtigen Begleitung erreicht man jedes Ziel besser. Das gilt ganz besonders beim Anlegen. Darum bietet die Zürcher Kantonalbank mit ihrer neuen Anlagewelt neue Servicemodelle an – für jeden das passende. Soll es der Uetliberg, das Matterhorn oder gar der Kilimandscharo sein? Egal, ob man eine einfache Bergwanderung oder eine anspruchsvolle Hochgebirgstour in Angriff nehmen will: Ein kompetenter Partner hilft mit, die Route optimal zu planen, Steine aus dem Weg zu räumen und Risiken möglichst klein zu halten. Realisten kommen weiter Ähnlich wie die Berge versprechen die globalen Finanzmärkte attraktive Aussichten – und zwar punkto Renditechancen. Doch Anleger müssen auch hier gefährliche Abhänge ohne Sturz überwinden können. Darum empfiehlt es sich, den wichtigen Schritt an die Börse mit einer erfahrenen Fachperson vorzubereiten. Die Berater der Zürcher Kantonalbank begleiten ihre Kunden gerne dabei. Seriöse Beratung beginnt immer mit einer umfassenden Bedürfnisabklärung. Je genauer Kundenbetreuer die individuelle finanzielle Situation von Kunden verstehen, desto besser können sie diese zu einer passenden Lösung führen. Schon vor dem ersten Anlageschritt muss geklärt sein, ob ein Kunde finanzielle Sicherheit sucht, Gewinnmaximierung anstrebt oder einen langgehegten Wunsch verwirklichen will. Dabei gilt es realistisch zu bleiben und das Machbare zu verfolgen.

Die Risikofreude definiert die Strecke Jede Lebensphase zeichnet sich durch neue Herausforderungen aus. Je nachdem, ob man eine Familie gründen will oder bereits Enkelkinder hütet, stehen andere finanzielle Aspekte im Vordergrund. Wer sich nur auf sicheren Pfaden wohl fühlt, sollte eine andere Wegstrecke wählen als jene, die bereit sind, riskante Felsen zu erklimmen. Die Einstellung zu Risiken bestimmt darum, welche Anlagestrategie sich für einen Kunden eignet. Zudem bringen heute nicht wenige Kunden Erfahrungen in der Finanzwelt mit, andere wollen sich nicht damit befassen – oder haben keine Zeit dazu. Um jedem dieser Bedürfnisse entgegenzukommen, bietet die Zürcher Kantonalbank drei Servicemodelle an: «Delegation», «Beratung» und «Execution Only». Servicemodelle: Wegweiser oder Bergführer? Das Modell «Delegation» bietet einen Allesinklusive-Service. Spezialisten kümmern sich verantwortungsvoll und weitsichtig um die gesamte Vermögensverwaltung. Anleger werden entlastet und gewinnen wertvolle Zeit für sich selbst. Dieses Modell umfasst das ZKB Fondsportfolio und die ZKB Vermögensverwaltung. Letztere gibt es in den Varianten «Classic», «Premium» und «Expert». Jedes Angebot richtet sich nach der Höhe der

Im Modell «Beratung» überwachen die Experten der Bank das Kundenportfolio. Und sie unterbreiten den Kunden interessante Anlagevorschläge, die auf die individuellen Bedürfnisse und das Portfolio ausgerichtet sind. Doch es liegt am Kunden, die Vorschläge umzusetzen. Auch bei der ZKB Anlageberatung hat man die Wahl zwischen «Classic», «Premium» und «Expert». Wer sich für Expert entscheidet, erhält sogar einen Anlagespezialisten zur Seite. «Execution Only» schliesslich, die dritte Variante, bietet sich Kunden an, die nur ihre Aufträge über die Bank abwickeln möchten, aber keine Beratung benötigen. Dank ihrer neuen Anlagewelt ermöglicht die Zürcher Kantonalbank einem breiten Publikum Anlagen nach seinen Vorstellungen zu tätigen. Genau wie beim Bergsteigen entscheidet jeder Kunde, ob er seinen Weg gehen oder sich von einem erfahrenen Bergführer begleiten lassen will. Für jeden findet sich das passende Servicemodell.

Kompetentes Expertenteam Die Zürcher Kantonalbank stellt ihre ganze Wertschöpfungskette in den Dienst ihrer Kunden: Christoph Schenk, der Chief Investment Officer (CIO) und sein Expertenteam analysieren laufend die Märkte und bestimmen die monatliche Anlagepolitik, mit der sie die Anlagen stets auf die aktuelle Marktsituation ausrichten. Im optimalen Portfolio des CIO sind Risiko und Rendite jederzeit optimal aufeinander abgestimmt. In der Vermögensverwaltung delegieren Kunden die Anlageentscheidungen an die Zürcher Kantonalbank. Beim Beratungsmandat erhalten sie Vorschläge zur Portfoliooptimierung, die sie annehmen oder ablehnen können. In beiden Servicemodellen profitieren Kunden direkt vom Expertenwissen und einer laufenden Portfolioüberwachung. Jetzt Beratungstermin vereinbaren Prüfen Sie jetzt, ob Sie bereits optimal investiert sind – und lassen Sie sich persönlich und professionell beraten. Hier sind Sie an der richtigen Adresse: zkb.ch/anlegen

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Geld & Anlage

Sicherheit oder Mut zum Risiko? Obligationen, Aktien, Fonds oder Gold – Anlagemöglichkeiten sind zahlreich. Bevor Sie sich für eine Variante entscheiden, sollten Sie Ihre Risikofähigkeit und Risikoeignung testen. Text Ingrid Diener

Risikobereitschaft

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nlegen ist nicht jedermanns Sache. Denn Anlegen ist mit Risiko verbunden. Wie sagte John Maynard Keynes, britischer Starkökonom und erfolgreicher Anleger: «Mehr Risiko bringt mehr Rendite.» Doch wissen Sie, wie risikofreudig Sie sind? Nervenkitzelliebhaber oder Angsthase? Je nach Risikoprofil eignet sich die eine oder andere Sparmethode besser. Am besten spricht man darüber mit dem Fachmann. Davor sollten Sie sich je-

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doch selbst ein paar Fragen zu Sparzielen und Anlagehorizont stellen. Auch müssen Sie sich Ihrer Risikofähigkeit und -eignung bewusst werden: Wie viel Geld können Sie verlieren, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten? Die Risikoeignung hält die Reaktion auf finanzielle Verluste und verpasste Chancen fest – etwa Wut oder Gelassenheit. Banken wie etwa die UBS haben vorgefertigte Fragebögen zur Eruierung der persönlichen Risikoeignung. Der Financial Personality Test, abrufbar auf der UBS Website unter Wealth ➤ DEZEMBER 2017

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Geld & Anlage

Management, soll dabei helfen, den individuell richtigen Weg zur perfekten Anlagestrategie zu finden.

kungen. Je länger aber der Anlagehorizont ist, umso kleiner wird das Risiko von Kursverlusten.

Klassisches Anlegen Wer sein Geld mit kleinstmöglichem Risiko anlegen möchte, kann sich für Sparen mit einem Säule-3a-Konto entscheiden. Privatpersonen können 2017 und 2018 maximal 6768 Franken in die Säule 3a, Selbstständige ohne Pensionskasse dürfen 33 840 Franken oder höchstens 20 Prozent des Nettoeinkommens einzahlen. Zudem sollten Sie einen Einkauf in die Pensionskasse (2. Säule) in Betracht ziehen. Das Geld ist in der 2. und 3. Säule sicher angelegt, generiert aber aufgrund tiefer Zinsen kaum Rendite. Trotzdem ist freiwilliges Sparen in der beruflichen und privaten Vorsorge beliebt, weil das Geld von den Steuern abgezogen werden kann. Streben Sie hingegen nach höheren Renditen, müssen Sie mehr Risiko in Kauf nehmen. Die Alternativen sind zahlreich.

Fonds – angepasst auf jedes Risikoprofil Eine weitere Anlagemöglichkeit sind Fonds. Darin wird Geld von mehreren Anlegern gebündelt investiert. Mit der Investition in einen Fonds erwerben Sie Anteile am Gesamtvermögen des Fonds. Diese können Sie jederzeit zum aktuellen Marktwert verkaufen oder weitere Anteile hinzukaufen. Fonds sind somit – wie Aktien – eine flexible Anlagequelle. Wer sein Geld in einem Fonds anlegt, streut das Risiko eines Verlustes breiter als bei einer Aktie. Denn Fonds investieren Ihr Geld – je nach Fondsthema oder Anlagestrategie – in mehrere Bereiche wie Aktien, Immobilien, Gold oder Wertschriften. Das Konzept: Würde eine einzelne Aktie aufgrund von Kursschwankungen an der Börse an Wert verlieren, könnte eine anderen Aktie den Verlust ausgleichen. Deshalb sind Fonds eine attraktive Anlegestrategie. Sie eignen sich je nach Zusammensetzung sowohl für sicherheitsbedachte als auch risikofreudige Anlegerinnen. Denn je nach Investitionsbereich ist das Risiko kleiner oder grösser. Der Vorteil: Wie auch immer Ihr Risikoprofil aussieht – mit Fonds gibt es für jedes die passende Abstufung.

Für höhere Renditen muss man mehr Risiko in Kauf nehmen.

Obligationen und Aktien Da wären beispielsweise Wertpapiere wie Anleihen oder Aktien. Wer sich für Erstere entscheidet, kauft bei einem Staat oder Unternehmen Obligationen, also Schuldscheine, und wird zum Gläubiger. Das gewährte Darlehen wird fest verzinst. Obligationen sind für Personen geeignet, die Verluste schlecht verschmerzen können und grossen Wert auf Sicherheit legen. Allerdings werfen gerade Staatsobligationen infolge Negativzinsen kaum mehr Rendite ab. Bei Unternehmensanleihen wiederum sollten Sie bei der Wahl des Schuldners Acht geben. Helfen können dabei Rating-Einschätzungen. Sie geben einen Überblick über Anleiheschuldner und sind bei der Bank erhältlich. Im Gegensatz zu Anleihen eignen sich Aktien für risikofreudige Menschen. Mit dem Kauf einer Aktie erwerben Sie einen Teil des Unternehmens. Am Ende eines Jahres zahlen viele Unternehmen Dividenden, also Gewinnbeteiligungen, aus. Machen Ihnen Verluste nicht viel aus und bringen Sie nicht in finanzielle Schwierigkeiten, kann die Investition in Aktien eine Möglichkeit sein. Aktien versprechen meist eine hohe Rendite und sind aufgrund ihrer Liquidität beliebt. Denn die Firmenpapiere können an der Börse rasch gekauft und verkauft werden. Aber Achtung: Aktien unterliegen Kursschwan40  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Etwas Festes in der Hand Wer etwas Handfestes sucht, dem stehen Immobilien oder Gold als Alternativen zur Verfügung. In unsicheren Zeiten ist eine Immobilie eine solide Anlage. In den vergangenen Jahren hat sich der Wert von Immobilien in der Schweiz stets gesteigert. Gold ist ebenfalls eine Versicherung für schlechte Zeiten. Sein Wert steigt meist, wenn die Finanzmärkte im freien Fall sind. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht, weil Gold auf viele Faktoren reagiert und somit Preisschwankungen ausgesetzt ist. Deshalb ist ein langer Anlagehorizont empfehlenswert. Wenn Sie also geduldig sind und kein grosses Risiko eingehen wollen, kann Gold für Sie eine Option sein. Ob es schliesslich Gold, Immobilien, Aktien oder Fonds werden – wichtig sind der Austausch mit Ihrem Bankberater und die Analyse des eigenen Risikoprofils, um sich vor bösen Überraschungen abzusichern. Denn es geht um nicht weniger als die eigene Zukunft. ★


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Zeit, über Geld zu reden. DEZEMBER 2017

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Aufgelesen

Der Leidenschaft folgen Frauen fristeten auch in der Kunst sehr lange ein Schattendasein. Gabriele Münter war eine herausragende weibliche Figur in der Kunstwelt des 20. Jahrhunderts. Eine neu erschienene Biografie beleuchtet ihr bewegtes Leben.

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n einer Zeit, in der Frauen eigenständiges künstlerisches Schaffen noch weitestgehend verwehrt war, erkämpfte sich Gabriele Münter ihren Platz in der Kunstgeschichte. 1877 als jüngstes von vier Kindern in Berlin geboren, wuchs sie nach dem frühen Tod ihres Vaters bei der Mutter auf. Diese gab ihr sehr viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg. Mit 19 Jahren reiste sie in die USA und blieb dort zwei Jahre lang. Ihr künstlerisches Schaffen konzentrierte sich auf die Fotografie. 1901 kehrte die junge Künstlerin nach Deutschland zurück und ging nach München. Das Studium an der dortigen Akademie war Frauen damals jedoch noch verwehrt und so ging sie an eine private Kunstschule. Dort lernte sie Wassily Kandinsky kennen, der ihr Lehrer und ihr Partner im Privatleben wurde. 1903 verlobte sich das Paar. Beide lebten in ihrem Haus in Murnau, das bald zu einem Treffpunkt der damaligen Künstlerszene wurde: Hier gründete sich «Der blaue Reiter». Gabriele Münter hatte ein bewegtes Leben. Es folgten Stationen in der Schweiz und Skandinavien, die Trennung von Wassily Kandinsky und schliesslich 1920 die Rückkehr nach Deutschland. Ein Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten, die ihre Kunst als «entartet» ansahen, zwang sie 1937 zum Rückzug ins Privatleben. Nach dem 2. Weltkrieg nahm sie ihr künstlerisches Schaffen wieder auf. Gabriele Münter ging gegen alle Widerstände ihren ganz

eigenen künstlerischen Weg und ist in der Kunstgeschichte eine der grossen weiblichen Persönlichkeiten. In seiner Biographie schildert Boris von Brauchitsch kompakt und differenziert zugleich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Künstlerinnenkarriere um 1900, die kreative Selbstbehauptung Münters an der Seite Kandinskys, die Intrigen der Künstlerkollegen, die emotionalen Höhen und Abgründe sowie die Einsamkeit, der sie immer wieder Bilder entgegensetzt, die Vitalität und Melancholie gleichermassen zum Ausdruck bringen. ★

Boris von Brauchitsch: Gabriele Münter – eine Biographie insel taschenbuch 4590 Klappenbroschur, 172 Seiten ISBN 978-3-458-36290-6 CHF 21,90 (auch als E-Book erhältlich)

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WEIHNACHTEN WIE IM GRAND HOTEL 44  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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G e n i e s s e n_ Ri c h t i g s c h e n ke n

Vorsicht, Geschenke! Erst lesen, dann auspacken! Schenken ist eine Wissenschaft für sich. Wer sie kennt, lebt glücklich und kann sogar seinen Blutdruck senken. Text Katrin Zeug

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n einem irischen Märchen lebten vor langer, langer Zeit in dem Dorf Swabedoo kleine Leute, die nichts mehr liebten, als sich gegenseitig kleine Felle zu schenken. Jeder trug einen Beutel voller Fellchen über der Schulter, und jedes Mal, wenn sie sich trafen und ein Fellchen gaben oder bekamen, freuten sie sich. Ihr Leben war sehr glücklich. Doch eines Tages kam ein grosser grüner Kobold aus seiner Höhle. Er warnte die kleinen Leute, dass sie aufpassen müssten, nicht zu viele Fellchen zu verschenken, weil sie sonst bald keine mehr hätten. Die kleinen Leute begannen zu grübeln und wurden vorsichtig. Sie überlegten nun genau, wem sie ein Fellchen gaben und wem nicht, beobachteten einander argwöhnisch und wurden ängstlich. Bald gingen die Ersten gebückt, ihre Beutel schleiften am Boden, und schliesslich liessen die kleinen Leute sie zu Hause. Ihr Leben war nicht mehr glücklich, einige wurden krank. Ohne dass Menschen schenken und beschenkt werden, würde eine Gesellschaft gar nicht zustande kommen. Das schrieb der Soziologe Georg Simmel 1908 in seinem Exkurs über Treue und Dankbarkeit, und nicht nur für Soziologen ist Schenken eine der stärksten sozialen Kräfte überhaupt. Schenken ist ein grosses Gesellschaftsspiel, in dem sich Menschen miteinander verstricken. Jeder kann sich darin eine Rolle aussuchen: der viel und auch ohne Anlass Schenkende sein, die in letzter Mi-

nute Losrennende oder der Wunschzettelabhaker. Es gibt die Internetbesteller, Selbermacher, Geld- und Gutscheinschenker. Nur eines steht nicht zur Wahl: ob man mitspielen will oder nicht. Auch wenn manche versuchen, sich dem Ganzen durch Absprachen zu entziehen, sicher ist keiner davor, nicht doch etwas zu bekommen – und dann in irgendeiner Weise reagieren zu müssen. Schenken ist etwas tief im Menschen Verwurzeltes. Dabei ergibt es, rein ökonomisch betrachtet, gar keinen Sinn: Wir geben ohne die Sicherheit, etwas dafür zu bekommen. Schon Darwin grübelte über das Phänomen, weil es nicht mit seiner Idee vom Leben als Konkurrenzkampf zusammenpasste. Seitdem haben sich Forscher der unterschiedlichsten Disziplinen daran abgearbeitet. Warum tut sich der Mensch so etwas an? Fest steht: Was an Weihnachten mit dem ganzen Gold und Geklimper so leicht daherkommt, ist in Wirklichkeit ein hochkomplexes Hin und Her, ein uraltes Spiel um Liebe, aber auch um Macht und Überleben. Und es steckt voller ungeschriebener Regeln. Nüchtern betrachtet bedeutet dieses Spiel vor allem zu Weihnachten für den Einzelhandel einen guten Umsatz: 280 Euro gibt eine Person in Deutschland durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke aus, zusammen macht das gut 14 Milliarden Euro und 30 Prozent des Jahresumsatzes. Aber wer will ➤ DEZEMBER 2017

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Ausdruck eines Lebensstils Hochzeit im Baur au Lac – Eine grosse Liebe findet ihre Erfüllung. Die wichtigsten Menschen im Leben des Paares kommen zusammen und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Heute muss alles perfekt sein. Vorfreude, Lampenfieber und Glücksgefühle bestimmen diesen Tag. Da überlässt man nichts dem Zufall: atemberaubende Dessertkreationen und eine einmalige Hochzeitstorte, kunstvolle Blumenarrangements und zauberhafte Brautsträusse, dazu der herrliche Park mit dem satten Grün der Bäume und dem glitzernden See im Hintergrund. Vertrauen Sie den erfahrenen Experten des Baur au Lac, einem der traditionsreichsten Hotels der Schweiz. www.bauraulac.ch/de/hochzeiten

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G e n i e s s e n_ Ri c h t i g s c h e n ke n

schon nüchtern bleiben? Geschenke sind eben nicht nur Waren mit einem Preis. Weihnachten ist auch: 22 Millionen geschmückte Bäume, Adventskränze, Goldkugeln und andere Dekorationen in 70 Prozent der Haushalte, Weihrauchschwaden, Kilometer an Geschenkpapier und Schleifenband und Tonnen selbst gebackener Plätzchen. «An Weihnachten gibt es eine magische Ökonomie», sagt Elfie Miklautz, Professorin für Kultursoziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien: «Geschenke regnen vom Himmel, dargebracht von mythischen Figuren.» Die Wurzeln liegen noch in vorchristlicher Zeit, die Rauh- und Weihnächte waren Nächte des Geister- und Gespensterglaubens. Es heisst, sagt Miklautz, dass man in den Kindern die Wiedergänger von Ahnengeistern erkannte und sie stellvertretend beschenkte, um die Geister gütig zu stimmen. Weihnachten als Familienfest, besinnlich und abgeschottet von der Aussenwelt, entstand erst mit der Reformation. Es sollte eine Umkehr des Alltäglichen sein: ohne Knappheit, voller Verausgabung und Hingabe, einmal im Jahr. «In einer Konsumgesellschaft, die täglich auf Verschwendung setzt, ist Weihnachten eigentlich kein stimmiges Ritual mehr», sagt Miklautz.

Geschenken verteilt: Wolldecken, Kleider, Fischöl. Manche Familien geben dabei alles, was sie haben. Der französische Ethnologe Marcel Mauss hat mit «Essai sur le don» (der deutsche Titel lautet «Die Gabe») das wohl einflussreichste Buch über das Schenken geschrieben, nachdem er diese Feste erforscht hatte. Auch für ihn dient die Gabe dem Zweck, ein soziales Band herzustellen, das noch in schlechten Zeiten hält. Nicht zu schenken oder ein Geschenk nicht anzunehmen gleicht für Mauss einer Kriegserklärung: Man verweigert sich dem sozialen Austausch und damit der Gemeinschaft.

Ein Geschenk kann vieles sein: Liebesbezeugung, Fessel, Schlussstrich.

Ein Geschenk kann vieles sein: Liebesbezeugung, Fessel, Schlussstrich, Anlass für Scham oder Freude Aber auch die, die alles haben, verweben sich in das gegenseitige Geben und Nehmen. Der Mensch schenkt zu Geburtstagen und Essenseinladungen, Taufen und bestandenen Prüfungen, zum Danken, Wiedergutmachen und manchmal auch einfach so. Viola König glaubt, dass der Antrieb dazu ein sehr alter ist, dem der Mensch nicht weniger verdankt als das Überleben seiner Art. Die Amerikanistin und Direktorin des Ethnologischen Museums Berlin beschreibt als den Ursprung des Schenkens das Verteilen von Gütern – eine frühe Art Lebensversicherung für Gemeinschaften, die von den Launen der Natur abhingen. «Wenn die Jagd oder Ernte gut war, dann gab man ab, auch über weite Distanzen. Grosse Mengen über längere Zeit aufzubewahren war weder möglich noch angestrebt.» So spann sich ein Netz miteinander verbundener Gemeinschaften oder Familienverbände. Bei Missernten, unergiebigen Fischzügen oder ausbleibender Jagdbeute musste man sich auf Nachbarn, die mehr Glück hatten, verlassen können. «Das Geben und Teilen war ein Deal über lange Zeiträume: Früher oder später würde er sich als lebensrettend erweisen», sagt König. Regelrecht berühmt wurden die Verteilfeste der Kwakwaka’wakw, eines Volks, das im Südwesten Kanadas lebt. Mehrere Tage geht ein solcher «Potlatch», es wird mit Masken getanzt, getrommelt und von den Gastgebern eine Flut von

Schenken macht also glücklich Die Frist, die zwischen Gabe und Gegengabe verstreicht, erzeugt eine Spannung, eine Unvorhersagbarkeit, die soziale Netze webt. Der Bereich des Gehirns, der dafür zuständig ist, liegt hinter der Stirn. Es ist der Ort der Selbstbeherrschung, des Planens und gewissermassen auch des Gerechtigkeitsempfindens. Das Areal ist beim Menschen stärker ausgeprägt als bei allen anderen Lebewesen und zugleich eines, das recht langsam heranreift: Wenn Kinder zu sprechen anfangen, ist eines der häufigsten Wörter noch «meins». Mit zwei, drei und vier teilen sie zwar noch nicht gern, fühlen sich aber bereits wohler, wenn alle etwas bekommen haben. In einem Experiment des Wirtschaftswissenschaftlers Ernst Fehr von der Universität Zürich war das Bedürfnis nach Fairness erst bei Kindern ab einem Alter von etwa acht Jahren so gross, dass es sie zum Teilen antrieb, zumindest dann, wenn sie die, mit denen sie teilen sollten, kannten. Nach der Pubertät ist das Stirnhirn voll funktionsfähig und bereit für die Feinheiten des Schenkens. Ein Geschenk kann vieles sein: Liebesbezeugung, Fessel, Schlussstrich, Anlass für Scham oder Glück. Immer aber ist es eine Offenbarung: Ich habe an dich gedacht. Passt das Geschenk, zeugt es von Einfühlungsvermögen und Nähe, anderenfalls von Distanz, vielleicht gar Ignoranz. Schenken ist immer auch Risiko. Und manchmal Erziehungsinstrument: der Einkaufsladen statt der BarbiePuppe, die Gitarre statt der Playstation. Es ist wie eine Sprache, die es zu beherrschen gilt. Die einen können sie besser, fühlen sich wohl dabei, sich zu zeigen und erkannt zu werden, die anderen sicherer im Schweigen. Was das Ganze so kompliziert macht, sind die Erwartungen und Annahmen, die unvermeidlich – und prinzipiell unausgesprochen – mitschwingen. Der Schenkende erwartet neben Dank auch eine Würdigung des Geschenks. Schön wäre es, wenn es einen besonderen Platz bekäme, durchgehend genutzt, liebevoll gepflegt und zu dauerhafter Freude beim Beschenkten führen würde. Die Würdigung des Geschenks ➤ DEZEMBER 2017

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G e n i e s s e n_ Ri c h t i g s c h e n ke n

verwechseln manche Schenkenden mit der Würdigung ihrer selbst. Aber auch der Nehmende kann Druck aufbauen: wenn er versucht, in einem Geschenk zu lesen, wie gut der andere ihn versteht und mit all seinen Seiten annimmt. Sich dann aber vielleicht nicht erkannt fühlt. Wer das Schenken und Beschenktwerden mit Erwartungen überfrachtet, kann es schaffen, es als Akt der Manipulation, des hinterhältigen Angriffs oder sogar als Gewaltausübung zu sehen. Pierre Bourdieu, einer der einflussreichsten Soziologen des 20. Jahrhunderts, sprach von der «doppelten Wahrheit der Gabe»: Wir wünschten uns und glaubten auch, es sei alles uneigennützig, dabei gehe es immer um Vorteile. Zu den Regeln des Schenkens gehöre es allerdings, dass seine tatsächlichen Regeln verdeckt bleiben. Entscheidend, um den Schein der Grosszügigkeit zu wahren, sei die Pause zwischen dem Schenken und dem Beschenktwerden. Nur sie mache es möglich, das Geben wie auch die Gegengabe als einzelne Akte erscheinen zu lassen – ohne Zukunft und Vergangenheit, bar jeder Berechnung. Der Philosoph Jacques Derrida befand ein unschuldiges, reines Geschenk, frei von Verpflichtungen und nicht auf den Eigennutz des Schenkenden gerichtet, als das Unmögliche schlechthin.

die das Geld für andere ausgegeben hatten, war der Blutdruck signifikant gesunken – etwa so viel, als hätten sie angefangen, Sport zu treiben. Übrigens: Als der Kobold das Elend der kleinen Leute sah, tat es ihm leid. Er erinnerte sich, dass er Steine in seiner Höhle hatte, und füllte sie in Beutel für die kleinen Leute. Diese bedankten sich und tauschten fortan Steine. Allerdings waren die kalt und spitz, und die kleinen Leute sehnten sich nach der Zeit, in der sie Fellchen verschenkt hatten. Aber immer wenn einer hinausgehen und es tun wollte, bremste ihn etwas. Er sah, dass es kein anderer tat, und dachte: Wer weiss, ob überhaupt jemand mein Fellchen möchte? Das ist der Grund, warum heute nur selten Fellchen verschenkt werden. Doch jeder könnte damit anfangen.

Schenken macht nicht nur glücklich, sondern auch gesund.

Damit sich der Mensch beim Schenken trotzdem freuen kann, hat die Natur eine Droge erfunden: Glück. Jordan Grafman konnte mit seiner Forschung zeigen, dass wir beim Schenken von ihr geflutet werden. Der Hirnforscher am Rehabilitation Institute of Chicago gab Probanden Geld, das sie Hilfsorganisationen spenden durften, manchmal bekamen sie auch selbst etwas auf ihr Konto. Der Hirnscan zeigte: Wenn sie Geld bekamen, reagierte ihr Belohnungssystem und sorgte für ein wohli­ges Gefühl. Gaben sie aber Geld, war das Belohnungssystem noch viel aktiver! Schenken macht also glücklich. Und nicht nur das: Es ist auch gesund, wie ein Team der kanadischen University of British Columbia zeigte – durch eine Studie mit Erwachsenen mit hohem Blutdruck. Über drei Wochen hinweg bekamen die Teilnehmer insgesamt 120 kanadische Dollar, die sie ausgeben sollten. Das Geld war in 20-Dollar-Scheinen in einer Flasche, die registrierte, wann sie geöffnet wurde – und die mit einer Anweisung kam: Die einen sollten das Geld für sich ausgeben, die anderen für andere. Die Teilnehmer der ersten Gruppe kauften sich Wollpullis oder gingen zur Massage. Die anderen kauften Cookies für Nachbarn und Spielzeug für ihre Enkel. Am Ende sagten alle, dass sie es mochten, Geld zu bekommen, aber es gab einen wichtigen Unterschied: Bei denjenigen, 48  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

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Katrin Zeug fällt das Schenken eher schwer. Beim Schreiben dieses Textes ist ihr die Lösung für das Problem eingefallen: Möglichst oft und viel schenken. Damit jede einzelne Gabe etwas von ihrer Deutungsmacht verliert. ★

Dieser Text erschien erstmals in DIE ZEIT WISSEN, Ausgabe 1 / 17.


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G e n i e s s e n_ K u l t u r

Bezaubernde Vielfalt zum Jahreswechsel

Kulturtipps fernab von Silvesterstress und Januarloch – mit Klassik zum Jahresbeginn, Oper aus New York und Vincent van Gogh im Kino. Mein Highlight Dr. Gudrun Föttinger, Leiterin Sammlungen des Bernischen Historischen Museums, empfiehlt die Ausstellung «1968 Schweiz»: «Die Ereignisse um 1968 waren geprägt von Protesten gegen das Establishment. Es waren sehr ‹bewegte› Jahre: Ich erinnere mich an die Frauen-, Friedens-, Lesben- und SchwulenBewegungen, an neue radikal-ästhetische Strömungen in Literatur, Film, Kunst und Musik. Viele gingen auf die Strasse und konfrontierten – und schockierten – die Nachkriegsgesellschaft mit ihren Forderungen. Zusammen mit sechzehn Zeitzeugen gehen wir den Spuren dieser für unsere Gesellschaft

prägenden Jahre nach und fragen, was heute in Politik, Kultur und Alltag geblieben ist – und stellen Ihnen die Frage: Wofür würden Sie heute auf die Strasse gehen?» Bis 17. Juni 2018 | Bern | bhm.ch

Musikalisches Opera Live Es muss ein Erlebnis der ganz besonderen Art sein, einmal eine Oper in New York zu erleben. Für viele ein unerfüllter Wunsch. Eine preiswertere Alternative schafft Abhilfe: Das Verkehrshaus überträgt Opern direkt aus der weltberühmten Metropolitan Opera in Manhattan auf die grösste Leinwand der Schweiz. Das Programm liest sich wie ein Best-of der grossen Kompositionen und ihrer Schöpfer: Opern von Puccini, Verdi oder Mozart sind nur einige der Inszenierungen, die es 2018 zu sehen gibt. Die nächsten Vorstellungen sind Puccinis «Tosca» (Bild) am 27. Januar und Donizettis «L’Elisir d’Amore» am 10. Februar. Wer keine Tickets mehr erhält, muss sich gedulden – der Vorverkauf für die nächste Spielzeit startet im Juni. 27. Januar – 28. April | Luzern | verkehrshaus.ch

Klassik zum Jahresanfang Der Tag, an dem klassische Musik am meisten Beachtung findet, ist wahrscheinlich der 1. Januar. Dann locken die traditionellen Neujahrskonzerte in Schweizer Konzertsäle und Kirchen. Einige Empfehlungen: Das Zürcher Kammerorchester spielt in der Tonhalle Maag unter anderem Stücke von Beethoven, Mendelssohn und Mozart. In Luzern läutet das Sinfonieorchester das neue Jahr mit Gershwins Kompositionen ein. Ein Überraschungsprogramm des Sinfonieorchesters St. Gallen (Bild) mit Werken von Strauss lädt zum Besuch in die Ostschweiz. Und: In Basel präsentiert das Sinfonieorchester gemeinsam mit Solistinnen und Solisten des Opernensembles ein etwas moderneres Neujahrskonzert unter dem Titel «American Dreams». 1. Januar | diverse Orte | radioswissclassic.ch

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Festival Zauberwald Lichtgestalten tanzen auf schneebedeckten Bäumen. Ein Kind sitzt auf einer Schaukel aus Licht. Überall im Wald leuchtet es aus unerklärlichen Gründen. Diese Atmosphäre schafft das Sinnesfestival Zauberwald Lenzerheide. Zwei Wochen lang verwandeln Lichtkünstler und Kreative den winterlichen «Eichhörnliwald» in einen magischen Ort der Begegnung und des Entdeckens. Das Erlebnis wird mit einem vielseitigen Konzertprogramm – unter anderen sind James Gruntz, Anna Känzig und Stiller Has zu Gast – und einem kleinen Markt mit lokalen kulinarischen Leckerbissen abgerundet. Die Highlights der vergangenen fünf Jahre können die Gäste in einer Fotoausstellung geniessen.

Unsere Weinexperten empfehlen: Champagne Charles Bertin Millésimé, brut, 75 cl

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15. – 30. Dezember | Lenzerheide | lenzerheide.com

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Film Loving Vincent Es ist wohl eines der aufwendigsten und revolut ion ä rsten Produktionskonzepte, das je für einen Animationsfilm angewendet wurde. «Loving Vincent» ist der erste komplett von Hand gemalte Langspielfilm. Er besteht aus 65 000 einzelnen Ölbildern. Ein Team von 125 Malerinnen und Malern fertigte diese anhand von zuvor gedrehten Filmaufnahmen an. Doch damit nicht genug: Jedes Bild ist im unverkennbaren Stil von Vincent van Gogh gemalt – der Film erweckt damit die Kunst eines der grössten Malers der Weltgeschichte zum Leben.

Einen Grund gibt es immer. Frisches, helles Gelb mit feiner Perlage. Aromen von Quitten und Zitrusnuancen mit wenig Hefe. Zum Anstossen oder Sichselbst-Gönnen. Weitere Weinempfehlungen finden Sie auf mondovino.ch

Die Geschichte folgt dem jungen Armand, der nach van Goghs Tod einen Brief an dessen Bruder ausstellen soll. Mittlerweile ist auch dieser nicht mehr am Leben, weshalb sich Armand immer tiefer auf Spurensuche in Vincent van Goghs Vergangenheit begibt. (deg) Kinostart 28. Dezember | Drama / Krimi PL / GB 2017

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Regie Dorota Kobiela | Produktion Hugh Welchman

Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren. Erhältlich in grossen Coop Supermärkten sowie unter coopathome.ch und mondovino.ch DEZEMBER 2017 | JANUAR 2018 · WOMEN IN BUSINESS  51


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Sich an positiven Beispielen orientieren Die beiden Podiumsgäste Sunny Groeneveld und Jürg Stuker diskutierten am WOMEN’S TALK zum Thema «Innovationsweltmeister Schweiz – und was kommt morgen?» Wege in eine erfolgreiche Zukunft unseres Landes. Bilder Christian Dancker Text Irene M. Wrabel

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ie Schweiz ist seit sieben Jahren Innovationsweltmeister. Auf diesen Lorbeeren darf man sich jedoch nicht ausruhen, da sind sich Sunny Groeneveld, Managing Partner des Beratungsunternehmens Inspire 925 GmbH, und Jürg Stuker, Partner und Verwaltungsrat der FullserviceDigitalagentur Namics AG, einig.

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Die Position Innovationsweltmeister schafft eine trügerische Sicherheit. Die Bewertungsgrundlagen dieses Rankings bilden nicht zwingend echte Innovationskraft ab. Als Beispiel wird die Anzahl an Patenten genannt. Ein Patent ist per se noch keine Innovation – seine Innovationskraft entfaltet sich erst dann, wenn es in wirtschaftlichen Erfolg mündet und Arbeitsplätze schafft. ➤

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1.  Hotel Einstein  2.  Sunnie J. Groeneveld | Inspire 925 GmbH  3.  Irene M. Wrabel | WOMEN IN BUSINESS, Jürg Stuker | Namics AG, Sunnie J. Groeneveld | Inspire 925 GmbH  4.  Jürg Stuker | Namics AG  5.  Sandra Thalmann | Christian Jakob AG, Nicola Wurster-Eichmann | Victoria Druck AG  6.  Sunnie J. Groeneveld | Inspire 925 GmbH, Jürg Stuker | Namics AG, Irene M. Wrabel | WOMEN IN BUSINESS 7.  Fabia Stutzer | OMEGA, Therese Fässler DEZEMBER 2017

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x x xM E N ’ S TA L K _ R ü c k b l i c k WO

In der Wissenschaft ist die Schweiz zwar international ganz weit vorn, doch es gibt noch enorm viel Potenzial, diesen Vorsprung auch in die Wirtschaft zu überführen. Sunny Groeneveld hat in den USA studiert und kennt die Unterschiede. Nachholbedarf sieht sie an der Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft: «Es muss irgendwann der Weg vom Forscher zum Unternehmer stattfinden. Es tut weh zu sehen, dass wir nicht digitale Weltmarktführer wie etwa Google oder Facebook hervorgebracht haben, obwohl wir das Potenzial dazu haben.» Verschenkt die Schweiz also ihr Potenzial? Beide Podiumsteilnehmer sehen diese Gefahr.

besucht. Wir hatten sehr viele Gründer, die ihre Ideen mit Herzblut entwickelt haben und die alles mit Kreativität angepackt haben. Die Schweiz ist Weltklasse in Bezug auf Innovationen.» Sunny Groeneveld und Jürg Stuker kennen sich bereits von Digital Switzerland, einer Initiative, in der sie gemeinsam daran arbeiteten, die Schweiz für Startups und Investoren sichtbarer zu machen. Sunny Groeneveld war Geschäftsführerin, Jürg Stuker war als Mentor aktiv. Grösstes Projekt war der Kickstart Accelerator, der die Vernetzung der etablierten Wirtschaft mit innovativen Startups zum Ziel hatte. «Natürlich sind da auch oft zwei Welten aufeinandergeprallt», erzählt Sunny Groeneveld. «Doch die etablierten Unternehmen wollten auch erleben, wo die Probleme liegen und wie andere das lösen.»

Es besteht die Gefahr, dass die Schweiz ihr Potenzial verschenkt.

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt sich am Beispiel Digitalisierung. Schweizer Medienunternehmen etwa können ein Lied davon singen. Die zuvor genannten amerikanischen Unternehmen Google und Facebook haben sehr viel Wert abgeschöpft, der zuvor in der Schweiz blieb. Das Bewusstsein, dass das auch in anderen Branchen stattfinden könnte, zum Beispiel Fintech-Branche, wächst zusehends.

Jürg Stuker sagt, dass Banken mittlerweile begriffen haben, wo die Gefahren liegen. «Das war erstmals der Fall, als Apple Pay aufkam. Da spannte man zusammen, um dem mit einer eigenen Lösung zu begegnen.» In Bereichen wie Maschinenbau, wo es um Patente oder Know-how bei Fertigungsverfahren geht, ist das vielleicht schwieriger zu bewerkstelligen. Im Forschungsbereich ist die Grenze zwischen dem, was Teams für sich behalten, und dem, was mit anderen Teams im Sinne der Weiterentwicklung geteilt wird, fliessend. Ein Faktor ist der Umgang mit den Talenten, die in der Schweiz ausgebildet werden – auch mit denjenigen, die nicht aus der Schweiz stammen. Jürg Stuker sieht grossen Handlungsbedarf auf politischer Ebene: «Im Anschluss an ein Studium in den USA bekommt man dort eine dreijährige Arbeitsbewilligung. In der Schweiz darf man als Ausländer zwar studieren, aber nicht arbeiten oder eine Firma gründen. So wandert Know-how und innovatives Potenzial ab.» Sunny Groeneveld war vor kurzem als Jurorin Teil des TVFormats «Kampf der Ideen». Wieviel Innovation ist ihr dort begegnet? «Wir haben in sieben Sendungen insgesamt 19 Startups

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In der Schweiz ist die Nutzung innovativen Potenzials weniger eine finanzielle Frage als viel mehr eine des Sich-Trauens, sagen beide Podiumsgäste. Der Mut zum Risiko fehle oft. Die Versuche, alles zu kontrollieren. sind hierzulande etwas zu stark, konstatieren sie. Je mehr man versucht, alles zu organisieren, umso starrer werden die Strukturen. «Gärtlidenken und Bedenkenträger sind die grössten Hindernisse für Innovationen», sagt Sunny Groeneveld. «Wenn man hierzulande mit einer Idee scheitert, ist das schlecht. In den USA hingegen wird man dafür gefeiert, dass man es versucht hat. So bestraft man bei uns mutige Menschen.» Den dahinter steckenden Perfektionismus – der auch einer der Erfolgsfaktoren der Schweiz ist – müsse man jedoch nicht abschaffen, sondern nur besser dosieren. Jürg Stuker ergänzt: «Die Lust, neue Dinge auszuprobieren und auszubrechen, muss man kultivieren, denn Menschen, die neugierig sind, sind viel eher bereit, immer wieder Anfänger zu sein.» Innovative Ideen müsse man so schnell wie möglich auch zum Leben erwecken und nicht nur darüber reden. Beim Fazit ist man sich auf dem Podium einig: Es muss ein kultureller Wandel in der Schweiz stattfinden, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Doch das soll nicht heissen, dass es keine ermutigenden Beispiele gäbe – im Gegenteil. Von denen gibt es bereits heute eine Vielzahl. Genau an diesen muss man sich zukünftig orientieren. ★

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1. Maren Reich | BMW, Sandra Thalmann | Christian Jakob AG, Miranda Amsler | BMW  2. Susanne Scheu | UBS, Michael Schoch | UBS, Veronica Halg | UBS, Susanna Mösle-Hüppi | UBS  3. Manuela Dreussi | UBS  4. Isabel Leonardi, Miriam Egli | Agentur am Flughafen AG  5. Christine Reichardt | Aduno Gruppe, Regina Butenberg | CHT Switzerland AG  6. Corinne Lang | UBS, Erica Caimi  7. Valérie Härle | UBS, Barbara Brezovar | UBS  8. Brigitte Lüchinger | Lüchinger Metallbau AG, Christine Reichardt | Aduno Gruppe  9. Sandra Zeugin, Pia Prader | Labhart Chronometrie  10. OMEGA am WOMEN’S TALK DEZEMBER 2017

| JANUAR 2018 · WOMEN IN BUSINESS  55


Männersicht

10 Fragen an Marco Tietze 45, Inhaber Tietze’s Catering

Marco Tietze ist Koch aus Leidenschaft. Nach der Lehre war er in Deutschland und der Schweiz tätig, bevor er Küchenchef bei Mercedes wurde, wo er in der Formel 1 für VIPs , Fahrer und Presse kochte. Nach weiteren Positionen in führenden Häusern und einem Betriebswirtschaftsstudium zog es ihn 2004 wieder zurück in die Schweiz, wo er sich mit Tietze’s Catering und Events selbstständig machte.

1.

Sie sind gelernter Koch – war das Ihr Traumberuf?

2.

Warum haben Sie einen Cateringbetrieb und kein Restaurant eröffnet?

3.

Wie überzeugen Sie Ihre Kunden?

4.

Was ist aktuell der wichtigste Foodtrend?

5.

Was würden Sie niemals essen?

6.

Was würden Sie Ihren Kunden niemals präsentieren?

7.

Welches Land hat aus Ihrer Sicht die beste Küche?

8.

Was macht Ihre Kunden glücklich?

9.

Wo kaufen Sie privat am liebsten ein?

10.

Ihr Leibgericht?

56  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

| JANUAR 2018


Laurent-Perrier die Wahl von

Gstaad Palace.

Photographe : Iris Velghe / Illustration : Pierre Le-Tan

CUVÉE ROSÉ AUSGEWÄHLT VON DEN BESTEN

DEZEMBER 2017

| JANUAR 2018 · WOMEN IN BUSINESS  3


xxx

T R A D I T I O N DA M E 70 3 8

HISTORY IS STILL BEING WRITTEN ...

M A R I E - A N TO I N E T T E ( 175 5 - 1 7 9 3 ) T R E U E B R E G U E T K U N D I N – W W W. B R E G U E T. C O M

4  WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2017

| JANUAR 2018


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