Weltmeister Österreich 2021

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In Österreich und auf der ganzen Welt.

2021

Foto: © OMV, Kurt Prinz

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Weltmeister Österreich 2021

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WELTMEISTER ÖSTERREICH – Das Jahrbuch zum Wirtschaftsstandort

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Wienerberger’s use of natural resources is guided by ecological awareness. We take our responsibility seriously, starting with raw material extraction: Depleted clay pits, for example, are not merely left behind, but are gradually reintegrated into the eco-system. In this way, excavated sites once again become habitats for numerous species of flora and fauna. we are wienerberger

Foto: Uwe Strasser

Heute das Richtige fĂźr morgen tun.



WeltMeister Österreich

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Editorial

Die Coronakrise hat die gesamte Weltwirtschaft und damit auch Österreichs Betriebe mit ihren Beschäftigten schwer getroffen. Viele Bereiche fahren derzeit wieder hoch, und um unsere Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, bereiten wir ein weiteres umfassendes Maßnahmenpaket vor. Oberstes Ziel ist, unsere Betriebe und damit heimische Arbeitsplätze zu erhalten und wenn möglich neue zu schaffen. Gemäß Frühjahrsprognose der EU-Kommission wird das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) heuer um 5,5 Prozent sinken, jedoch im Jahr 2021 wieder um fünf Prozent wachsen. Mit steigender Zuversicht der Menschen wird der Konsum steigen, und auch die Unternehmen werden vermehrt investieren. Wir sind optimistisch und setzen alles daran, dass sich unsere Wirtschaft in den nächsten Monaten erholt und es 2021 wieder aufwärts geht. Umso wichtiger sind zielgerichtete Maßnahmen zur Stärkung des heimischen Wirtschaftsstandorts. Meine Absicht ist es, den Wirtschafts- und Digitalstandort Österreich noch weiter voranzubringen. Jedes Unternehmen, vom Start-up, über KMU bis hin zum Leitbetrieb, soll entlastet werden. Es braucht dafür ein Weniger an Gesetzen und ein Mehr an Service. So unterstützen wir beispielsweise mit „KMU Digital“ kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation. Um das Angebot an digitalen Amtsservices noch attraktiver und vielfältiger zu machen, entwickeln wir das Digitale Amt und die Plattform oesterreich.gv.at laufend weiter. Von der Digitalisierung, welche insbesondere auch die Wirtschaft betrifft, profitiert sowohl der städtische als auch der ländliche Raum. Hier hat uns die Coronakrise binnen kürzester Zeit in eine digitale Zukunft gebeamt. Diese Dynamik müssen wir weiter nützen. Deshalb gilt es, die digitale Infrastruktur aufzuwerten, um Arbeitsplätze in den Regionen zu schaffen. Um unseren Bedarf an Fachkräften abdecken zu können, wurde bei der Austrian Business Agency (ABA) eine Abteilung eingerichtet, welche arbeitskräftesuchende Unternehmen beim Anwerben qualifizierter Fachkräfte im Ausland unterstützt. Mit „Invest in Austria“ der ABA werben wir aktiv für die Ansiedelung ausländischer Betriebe in Österreich. Unsere Maßnahmen zur Attraktivierung unseres Standorts sind vielfältig; wir werden diese auch weiterhin zielstrebig und konzentriert vorantreiben. Gleichzeitig stärken wir den für uns so wichtigen Export weiter. All dies sind gute Voraussetzungen für Wachstum und Wohlstand, für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Dr. Margarete Schramböck Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

Foto: Bundeskanzleramt

Liebe Leserin, lieber Leser!


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WeltMeister Österreich

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Editorial

Was für ein Jahr. Was für Herausforderungen. Corona, Krise, Covid-19 – alles Ausdrücke, die manch einer nicht mehr hören kann und lesen will ... Dennoch: Selten, dass ein globales Ereignis ­tatsächlich jeden einzelnen betrifft. Und das ist auch der fühlbare Unterschied zu anderen Krisen. Hatte uns schon die Finanzkrise 2008 hart getroffen – einen Lockdown und Hamsterkäufe konnte sie nicht verursachen. Und auch wenn es damals vielen zum Heulen zumute war – Taschentücher und WC-Papier waren nie ausverkauft gewesen ... Und: Damals wie heute, abgedroschene Phrase hin oder her – Krisen haben auch ihr Gutes und bergen Chancen. Ohne die seinerzeitige Finanzkrise hätten unsere heimischen Banken ihre Hausübungen möglicherweise nicht gar so sorgfältig gemacht und könnten unseren Unternehmen nicht so tatkräftig zur Seite stehen. Über genutzte Chancen soll es auch in diesem Buch gehen: Was unsere Bundesländer für deren Wirtschaftsstandorte bereits tun oder zu tun gedenken, um ihre Betriebe zu unterstützen oder um besagte Chancen wie unverhoffte Schätze zu heben. Gibt es gar weltmeisterliche Betriebe, die der Krise trotzen konnten? Wie geht es den schwer geprügelten Branchen? Wie resilient sind eigentlich Österreichs familiengeführte Welt- und Europamarktführer? Wo mag die Wiege des heimischen Wirtschaftsstandorts liegen? Bis wohin hat es die österreichische Technologie schon geschafft? Wie schaut es mit der so wichtigen Forschung&Entwicklung aus? Wo steht Österreich im großen Bereich der Digitalisierung? Sind unsere Betriebe wirklich so innovativ, wie gerne behauptet wird? Spoiler-Warnung: Ja, das sind sie!

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!

Helga Krémer Chefredakteurin

PS: Ich möchte mich an dieser Stelle auch gerne bedanken: Herzlichen Dank an all unsere Partner. Und vielen lieben Dank an all meine direkt oder indirekt Beteiligten – ohne euch wäre dieses Buch nicht möglich gewesen.

Foto: ELSK

Liebe Leserin, lieber Leser!


Die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich

h c i e r r e t s ö r . e n d e r e ü s.at Ni T t e u öffn ecopl

Seit über 50 Jahren beraten und begleiten wir bei Betriebsansiedlungen und -erweiterungen, regionalen Förderungen und Internationalisierung, überbetrieblichen Kooperationen und Branchen-Netzwerken, Forschung und Entwicklung. Wir verbinden Wirtschaft und Politik, Unternehmen und Verwaltung, Investoren und Initiatoren regionaler und internationaler Projekte.


WeltMeister Österreich

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Inhalt

Auf einen Blick 12 „Unsere Industrie kann nicht hoch genug geschätzt werden“

48 Ballsaal heimischer Aktiengesellschaften

IV-Präsident Georg Knill gibt im Interview Einblicke in die aktuellen Herausforderungen der heimischen Industrie.

Der Tanz übers Börsenparkett war schon 2019 kein ­leichter. Im Frühjahr gab Covid-19 der Wiener Börse einen noch schwierigeren Takt vor.

14 Hidden Champions – krisenfeste Topstars

54 „Die Luftfahrt wird es immer geben“

Eine von der Julius Raab Stiftung in Auftrag gegebene Studie erforschte die Krisenfestigkeit und Anpassungsfähigkeit Österreichs familiengeführter Welt- und Europamarktführer.

58 Unternehmen setzen auf die Schiene

20 Starker Standort und innovative Investitionen

Wirtschaftswachstum und Digitalisierung kosten Geld – in einer noch nie dagewesenen Krise ganz besonders. Diese bietet aber auch Chancen. Damit eben diese nicht verpasst werden, hat das BMDW zahlreiche Initiativen in Gang gesetzt und auch viel Geld in die Hand genommen.

Interview mit Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner über Logistik, Klimaschutz und – natürlich – Corona.

Clemens Först, Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria, über Innovationen, Digitalisierung im Güterverkehr

75 Förderland – Burgenland in exzellenter Lage

Attraktive und unternehmensfreundliche Förderangebote, kombiniert mit der Nähe zu den zentralen Wirtschaftsdrehscheiben.

28 Das Jahrbuch Weltmeister Österreich hört zu

78 Das Burgenland mit allen Sinnen erfahren

Die Granden des Senats der Wirtschaft Österreich im ­Gespräch über den heimischen Wirtschaftsstandort.

Weiches Frottee greifen, Hanf riechen und schmecken, mit Helferleins gut hören – drei Best Practice-Beispiele aus dem Osten Österreichs.

32 Ideen via Patent zur anwendbaren Innovation

Forscher, Erfinder und Entwickler gestalten die Zukunft. Für den Schutz deren geistigen Eigentums gibt es das Österreichische Patentamt.

84 Wien – Weltmeisterstandort und Metropole

Die Bundeshauptstadt überzeugt mit Lebensqualität, ­Stabilität, Sicherheit und Infrastruktur. Den Titel „Greenest City“ trägt sie auch – zu Recht.

36 Verantwortungsvoll Urlaub genießen

Nachhaltiger Tourismus ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten; willkommener Nebeneffekt inklusive: Auch die Erholung ist nachhaltig.

88 Fürsprecher des Infrastrukturausbaus

Im Gespräch mit Alexander Biach, Standortanwalt Wien, über sein erstes Jahr und künftige Projekte.

38 Highlights des virtuellen Exporttags 2020

90 Damit Sie Ihre Fingerfertigkeit erhalten

Das jährliche Get-together der Aussenwirtschaft wurde zum Plädoyer für offene Märkte und einen starken europäischen Standort.

Schwere Unfälle mit Formatkreissägen waren gestern; heute schützt eine an Zauberei grenzende Erfindung der Felder Group und der TU Wien.

40 Unsichtbare Hand und Lebenssaft der Wirtschaft

96 Tiroler Kompetenzdreieck

Unternehmen brauchen Kapital, um sie am Laufen zu ­halten; Österreichs Banken spielen dabei eine sehr verantwortungsvolle Rolle.

Für seine Hauptakteure T ­ echnologie, Gesundheit und Tourismus setzt Tirol auf D ­ igitalisierung, Innovation ­sowie Forschung & Entwicklung.

44 Österreichische Assekurenzen sind Weltklasse

100 Exportmeister Vorarlberg

Die Vienna Insurance Group ist ein Big Player in CEE. CEO Elisabeth Stadler erzählt im Interview über die Aktivitäten der VIG.

Unser westlichstes Bundesland punktet mit starker ­Innovationskraft, der höchsten Industriequote und zählt zu den Top-20-Standorten in Europa.


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WeltMeister Österreich Inhalt/Impressum

104 Verknüpfung von Tradition und Innovation

132 Weltraumforschung im 3/4-Takt

Vorarlberg ist einer der globalen Hotspots für die ­Entwicklung und Fertigung edler Stoffe und smarter ­Textilien.

Wenn die Europäische Weltraumagentur ESA einen ­Satelliten ins All schickt, ist auch österreichische ­Technologie mit an Bord.

110 OÖ gilt als mitteleuropäischer Topstandort

138 In der Steiermark ist die Forschung daheim

Dynamisch, innovativ, bestens ausgebildet – damit dies so bleibt, hat das Land die Strategie #upper VISION2030 ins Leben gerufen.

Die „grüne Mark“ hat nicht nur den höchsten Waldanteil Österreichs, sie liegt auch bei Forschung & Entwicklung auf Platz 1.

114 Österreicherin leitet globalen Computerverband

142 Kleine Überflieger mit wirtschaftlichen Potenzial

JKU-Informatikerin Gabriele Kotsis wurde zur Präsidentin der renommierten Association for Computing Machinery (ACM) gewählt.

Drohnen sind ein heißes Hightech-Thema, bei dem österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen kräftig mitmischen.

116 Die Wiege des heimischen Wirtschaftsstandorts

146 In Kärnten hat die Technologie ihr Zuhause

Die Tourismus- und Kulturkompetenz Salzburgs ist weltmeisterlich, Forschung & Entwicklung brettert erfolgreich auf der Überholspur.

Informations- und Kommunikationstechnologie inklusive 5G Playground in Klagenfurt, Mikro- und Nanoelektronik im Raum Villach.

122 Niederösterreich, Land der Unternehmer

150 Modisch und technisch auf der Höhe der Zeit

Internationalität, Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die vier Arbeitsschwerpunkte in der Wirtschaftsstrategie für den Standort.

Ein Big Player für Uhrenarmbänder kommt aus Österreich – daneben sorgen auch einige Newcomer für den chicen Tick am Handgelenk.

128 Das Büro der Zukunft aus dem Waldviertel

Rechtzeitig zur Rückkehr in den „normalen Büroalltag“ präsentierte Bene eine neue Möbelserie und interessante Einblicke in aktuelle Trends.

Impressum HERAUSGEBER Germanos Athanasiadis CHEFREDAKTEURIN Helga Krémer PROJEKTLEITUNG Mag. Erich Danneberg, MAS GRAFIK Grafik medianet AUTOREN Britta Biron, Andreas Brunner, Mag. Sylvia Foissy, FH-Prof. Mag. Dr. Georg Jungwirth, Helga Krémer, Reinhard Krémer FOTOS C redits bei den jeweiligen Bildern bzw. beigestellte Fotos MEDIENINHABER MN Anzeigenservice GmbH, 1110 Wien, Brehmstraße 10/OG 4, Tel. +43/1/919 20-0, Fax +43/1/298 20-2231, www.medianet.at ANZEIGEN Mag. Thomas Parger, Michael Stein ADVERTORIALS Helga Krémer MARKETING & VERTRIEB Alexandra Otto DRUCK Druckerei Bösmüller Gesellschaft mbH, Josef-Sandhofer-Straße 3, 2000 Stockerau, Österreich ISBN 978-3-903254-28-2 VERKAUFSPREIS 27,50 Euro VERTRIEB Medienlogistik Pichler-ÖBZ GmbH & Co KG, IZ NÖ Süd, Straße 1, Objekt 34, 2355 Wiener Neudorf BESTELLHOTLINE www.medianet.at oder Tel.: +43/1/919 20-2115 oder Fax: +43/1/298 20-2231 COPYRIGHT © 2020 by MN Anzeigenservice GmbH. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks oder der Reproduktion einer Abbildung, sind vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.


ERFOLGSGESCHICHTE Schützen, was zählt. Unsere Gruppe feiert 30 Jahre in CEE. 1990 expandierten wir nach Osteuropa und stellten als First Mover die Weichen für die Marktführerschaft. So konnten wir zur Nummer 1 werden und erwirtschaften nun mehr als die Hälfte aller Gewinne und Prämien in der CEE-Region. Was noch für uns zählt, erfahren Sie unter www.vig.com


WeltMeister Österreich Interview

„Unsere Industrie kann nicht hoch genug geschätzt werden“ IV-Präsident Georg Knill über Herausforderungen, die für Österreichs Industrie wichtigsten Themen und seine Wünsche ans Christkind.

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Warum braucht Österreich die IV? Der Stellenwert der österreichischen Industrie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn sie ist der Garant für Stabilität, ist der Treiber für Innovation und Fortschritt. Sie steht im engeren Sinn für 22 Prozent der nationalen Wertschöpfung und für rund eine Million Arbeitsplätze, sie steht für Beschäftigung und Wohlstand – dafür setzen wir uns weiter ein. Als Interessenvertretung, ThinkTank, Serviceinrichtung und Netzwerkorganisation setzen wir uns dafür ein, den Standort Österreich zu verbessern – davon sollen alle Menschen im Land profitieren. Neben der Coronakrise – welchen Herausforderungen muss sich die heimische Industrie auf welche Weise stellen? Und wie kann die IV da unterstützen? An oberster Stelle steht für die Industrie die Bewältigung der Covid19-Auswirkungen. Krisenmanagement ist noch immer die zentrale Herausforderung. Der Kampf gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie ist noch lange nicht gewonnen. Einige Industriebereiche sind mit einem regelrechten Auftragsloch konfrontiert. Eine weitere Herausforderung ist, die Handelsströme und auch die Kontakte zu den Kunden aufrechtzuerhalten. Ich habe auf raschere Erleichterungen beim Reisen gehofft, doch es wird noch länger dauern, bis wir wieder zu unseren Kunden kommen können und sie zu uns. Dadurch ist unsere exportorientierte Wirtschaft aber stark

Foto: www.alexandermueller.at

ie Industriellenvereinigung (IV) – die freiwillige und unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren – hat seit Juni einen neuen Präsidenten. Georg Knill, Präsident der IV-Steiermark und Geschäftsführender Gesellschafter der Knill Gruppe sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Rosendahl Nextrom GmbH, folgte Georg Kapsch nach acht Jahren als IV-Präsident nach. Wir trafen uns mit dem neuen Präsidenten auf ein Interview.

IV-Präsident Georg Knill sieht positiv in die Zukunft der österreichischen Industrie.

beeinträchtigt. Die IV unterstützt ihre Mitglieder als unbürokratische, schnelle Informationsdrehscheibe zwischen Unternehmen und Politik. Wichtig ist, dass Empfehlungen und Rückmeldungen aus der unternehmerischen Praxis rasch mit der Politik abgestimmt und umgesetzt werden können. „Die Industrie braucht mehr MINT-Fachkräfte“, sagte IVGeneralsekretär Christoph Neumayer schon vor dem Sommer (wobei MINT Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bedeutet, Anm.). – ich habe den Eindruck, dass unser


Foto: IV/Katzer

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Bildungsangebot oft der Nachfrage hinterherhinkt. Liegt das tatsächlich ‚nur‘ an nicht ausreichenden Ausbildungs- bzw. Studienplätzen oder kommt das Angebot beim Lernwilligen nicht an? Was müsste sich diesbezüglich ändern? Was würden Sie einem jungen, lernwilligen Erwachsenen ohne Ausbildung mit Pflichtschulabschluss raten? Mehr denn je sind wir heute auf motivierte und kreative Techniktalente – Frauen und Männer – angewiesen, denn Österreich ist ein Innovationsland. Neben einem entsprechenden Angebot an Ausbildungsplätzen ist auch entscheidend, dass die Begeisterung für Technik geweckt wird. Das muss bereits in Kindergarten und Pflichtschule beginnen. Denn es gibt bei vielen Menschen immer noch einen gewissen Respekt oder gar eine Scheu gegenüber Mathematik, Naturwissenschaften und Technik – das müssen wir überwinden! Und: Obwohl die Situation am Arbeitsmarkt wegen der Covid19-Krise ausgesprochen herausfordernd bleibt, ist die Bereitschaft der Industrie ungebrochen, junge Menschen auszubilden und ihnen ausgezeichnete berufliche Perspektiven zu bieten – unserer Lehrlinge sind die Fachkräfte der Zukunft. Viele der rund 1.200 lehrlingsausbildenden Industriebetriebe suchen nach engagierten und motivierten Bewerberinnen und Bewerbern. Eine Lehre in der Industrie bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten. Was wünschen Sie sich von der Politik für den Wirtschaftsstandort Österreich? Es ist schon Herbst, so mancher denkt da schon an Weihnachten ... Wir müssen unseren Standort stärken und mehr Wertschöpfung nach Österreich bringen. Die Ausgangslange ist denkbar gut, wenn man an die Forschungs- und die Investitionsprämie denkt. Wenn sich noch eine Senkung der Körperschaftssteuer umsetzen lässt,

würde das sehr für Österreich als Standort sprechen. Aufholbedarf sehe ich im Digitalisierungsbereich, wo wir nur im Mittelmaß sind. Das betrifft auch den Ausbau von Breitband sowie die Digitalisierung in der Verwaltung und das Angebot an digitalen Bildungsangeboten. Auch bei der Klimaneutralität haben wir noch einen steilen Weg vor uns. Wenn wir ihn erfolgreich gehen wollen, müssen wir Vernunft walten lassen, damit nicht die Wertschöpfung vertrieben wird. Wir brauchen vielmehr vonseiten der Politik als finanzielle Mittel, um den Wandel herbeizuführen. Was muss also in Zukunft beziehungsweise für die Zukunft getan werden? Welche Ideen gibt es da seitens der IV? Unser Anspruch in der Industrie ist es, zu den Besten zu zählen. Die Industrie in Österreich ist der Motor dafür, dass unser Land heute zu den wohlhabendsten der Welt zählt. Diese hohe Lebensqualität, diesen hohen Wohlstand möchten wir stärken und ausbauen. Und dafür müssen wir dort zu den Besten aufschließen, wo die Zukunft entschieden wird. Etwa bei Digitalisierung, Forschung und Entwicklung. Wie müssen darüber nachdenken, wohin sich die Industrie entwickeln wird und welche Rahmenbedingungen es braucht. Dabei geht es auch um den Stellenwert, den die Industrie in Österreich und der EU einnehmen sollte. Um die Industrie langfristig und nachhaltig in Österreich zu stärken, brauchen wir eine innovative und mutige Industriestrategie mit klar definierten und messbaren Zielen. Hier werden wir bis Jahresende einen mutigen Vorschlag vorlegen. Dabei wird die Expertise aus unseren Landesgruppen, aus den Mitgliedsbetrieben, von unseren Expertinnen und Experten am Schwarzenbergplatz einfließen. ◆


WeltMeister Österreich Hidden Champions

Hidden Champions – krisenfeste und anpassungsfähige Top-Stars Eine von der Julius Raab Stiftung in Auftrag gegebene Studie erforschte die Resilienz Österreichs familiengeführter Welt- und Europamarktführer. Von GEORG JUNGWIRTH und HELGA KRÉMER

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Wie schaut „er“ aus? Rund zwei Drittel aller Hidden Champions verstecken sich in den Branchen Maschinenbau, der metallverarbeitenden Industrie und der Elektroindus­ trie. In der Regel handelt es sich um produzierende Betriebe im Hightech-Bereich. Wollte man einen typisch österreichi-

schen Hidden Champion klassifizieren, so wäre dieser ein Unternehmen mit mittelständischen Strukturen, mit flachen Hierarchien und es wäre f­amiliengeführt. In der Familienführung liegt auch oft ihr Erfolg begründet. Familienbetriebe müssen im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen nicht quartalsmäßig ihren Aktionären Rede und Antwort stehen; daher können sie ihre Unternehmensstrategie und ihre Ziele langfristig ausrichten. Wobei die Forschung an der Grazer Fachhochschule Campus 02 konstatierte: Der Terminus „langfristig“ ist ein äußerst dehnbarer. Denn meist werde nicht in Quartalen oder Jahren, sondern in Generationen gedacht. Das hat auch auf die Unternehmenskultur und die Mitarbeiter eine Auswirkung. In familiengeführten Betrieben besteht oftmals eine zweiseitige Loyalität: Auf der einen Seite halten Familienunternehmer ihren Mitarbeitern auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Treue und setzen diese nicht auf die Straße, wenn das Geschäft für einen bestimmten Zeitraum nicht so gut läuft; auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Mitarbeiter dem Unternehmen treu bleiben, auch wenn sich für sie woanders ein besseres Stellenangebot auftut.

Foto: studio22.at

ie sind in ihrem Gebiet nicht einfach spitzenklasse, sie führen die Spitzenklasse an. Sie liegen für den „gemeinen“ Verbraucher oft im Verborgenen, denn sie arbeiten resp. produzieren im Business-to-Business Bereich (B2B). Und sie sind, zumeist schon seit langer Zeit, in Familienbesitz. Die Rede ist von den Hidden Champions, den versteckten Stars der österreichischen Wirtschaft, den internationalen Top-Spielern in ihrer Branche. Um in Österreich laut wissenschaftlicher Definition als Hidden Champion zu gelten, müssen im Prinzip vier Kriterien erfüllt sein: Erstens sind Hidden Champions in ihrer Branche die Nummer 1, 2 oder 3 auf dem Weltmarkt bzw. zumindest die Nummer 1 in Europa. Zweitens sind sie in der Öffentlichkeit kaum bekannt, weil ihre Geschäftsfelder in der Regel im B2B-Bereich angesiedelt sind. Drittens müssen sie ihren Firmensitz in Österreich haben, wobei dies nicht für die Eigentumsverhältnisse gilt. Viertens übersteigt ihr jährlicher Umsatz nicht 300 Mio. € – tun sie das doch, so wird in der Forschung nicht mehr von Hidden Champions, sondern von großen Weltmarktführern gesprochen (in Österreich etwa die Andritz AG, Doppelmayr oder Swarovski).

Polyurethan zur Dämmung von Vibrationen und Lärm: Hidden Champion Getzner Werkstoffe ist der führende Spezialist für Schwingungs- und Erschütterungsschutz.

Erfolgsfaktoren Doch was macht diese familiengeführten Unternehmen aus Österreich so innovativ und resilient? Welche Werte prägen ihre Arbeit? Welche Kultur herrscht in diesen Unternehmen vor? Und was können wir von Österreichs Weltmarktfüh-


Fotos: Palfinger

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International führender Hersteller innovativer Lifting Solutions: Am Weltmarkt für hydraulische Ladekrane ist Palfinger nicht nur Markt-, sondern auch Technologieführer.

rern lernen? Studien der FH Campus 02 zeigten schon mehrmals auf, dass einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren dieser Unternehmen vor allem mit dem Themenbereich Innovation zusammenhängen. Die Julius Raab Stiftung (JRS) wollte es genauer wissen und gab weit vor den Corona-Unbillen bei jener Grazer Fachhochschule für Wirtschaft, Studienrichtung International Marketing & Sales Management eine Studie in Auftrag. Ziel dieses Forschungsprojekts war es einerseits, zu untersuchen, wie die familiengeführten Welt- und Europamarktführer aus Österreich ihre Innovationsaktivitäten gestalten; andererseits sollte auch analysiert werden, warum sich diese Unternehmen in der Vergangenheit als überaus resilient erwiesen und weshalb sie gerade in wirtschaftlich instabilen Zeiten überdurchschnittlich krisenfest agierten. Krisenfest? Das wollen wir genauer wissen. Resilienz – eine Selbsteinschätzung der Hidden Champions Der Begriff Resilienz wird in der Fachliteratur oftmals als die Fähigkeit von Individuen oder Organisationen beschrieben, Krisen oder herausfordernde Situationen unter Rückgriff auf eigene Ressourcen bewältigen zu können oder diese für neue Entwicklungen zu nutzen. Demnach wurde Resilienz auch für die JRS-Studie als ein zu erforschender Faktor definiert, um die Innovationsfähigkeit von Unternehmen besser zu erfassen. Hier beschäftigte sich das Forschungsteam im Rahmen der Befragungen verstärkt mit der Frage

nach der Fähigkeit von österreichischen Welt- und Europamarktführern, in Krisensituationen das Fortbestehen des eigenen Unternehmens gewährleisten zu können. Die Anpassungsfähigkeit als ein wesentlicher Bestandteil der Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, flexibel und zeitnah auf Veränderungen äußerer Umstände (sei es gesellschaftlich oder organisational) zu reagieren. Auf einer 5er-Skala schätzen 26% der familiengeführten Welt- und Europamarktführer aus Österreich die Anpassungsfähigkeit ihres Betriebes als sehr gut, 50% als gut und 20% als mittelmäßig ein. Nur 2% bezeichneten die Anpassungsfähigkeit ihres Unternehmens als schlecht und weitere 2% sogar als sehr schlecht. Der zweite Bestandteil der Resilienz eines Unternehmens ist die Widerstandsfähigkeit. Diese Fähigkeit, Krisen oder herausfordernde Situationen mithilfe unternehmensinterner Ressourcen bewältigen zu können, wurde von den befragten Personen mehrheitlich mit sehr gut (42%) bzw. gut (47%) eingeschätzt. Nur 5% der ProbandInnen schätzen diese als mittelmäßig, 3% als schlecht und weitere 3% als sehr schlecht ein. Außerdem wurde untersucht, ob Familienbetriebe in Krisenzeiten als widerstandsfähiger eingeschätzt würden als andere Unternehmen. Dieser Aussage stimmten 47% der Befragten voll zu, weitere 26% stimmten eher zu. Lediglich 3% stimmten eher nicht zu und weitere 3% stimmten dieser Aussage gar nicht zu. Die rest-


WeltMeister Österreich

lichen 21% der ProbandInnen waren der Meinung, dass es in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit keine Unterschiede bei diesen beiden Unternehmensformen gibt. Insgesamt halten die befragten Führungskräfte aber eindeutig die Familienunternehmen für widerstandsfähiger. Warum? Die wesentlichen Gründe dafür scheinen unter anderem in der langfristig ausgerichteten strategischen Orientierung zu liegen, aber auch in der höheren Flexibilität und Schnelligkeit von Familienbetrieben, einer familiäreren Unternehmenskultur sowie dem größeren Engagement und Commitment der Eigentümer. Das zweite Statement zur Resilienz lautete: „Unser Unternehmen wird alle künftigen Herausforderungen erfolgreich meistern“. Dieser Aussage stimmten 28% der ProbandInnen voll und 47% eher zu. Nur 5% der Befragten stimmten dieser Aussage eher nicht bzw. 2% gar nicht zu. Vor dem Hintergrund, ob die Unternehmen in der Vergangenheit bereits existenzbedrohende Krisen erlebt haben, weist die Auswertung keine eindeutigen Tendenzen auf. ProbandInnen, die existenzbedrohende Krisen erlebt haben, verweisen in der Regel auf die Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009. (Zur Zeit der Befragungen lag die Corona-Pandemie ja noch in der Zukunft, Anm.)

Julius Raab Stiftung Die Julius Raab Stiftung ist ein Think-Tank mit Sitz in Wien und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbands für gemeinnütziges Stiften. Ihrem unternehmerischen Selbstverständnis folgend, sieht sie sich auch als „Do-Tank“. Sie will neue politische Ideen ­entwickeln, die Österreich und Europa nach vorne bringen. Dabei orientieren sich die Denkansätze an den Grundwerten der Freiheit, Verantwortung, Solidarität, ­Chancengerechtigkeit und Ehrlichkeit. In der Tradition des Namensgebers Julius Raab wird ­Unternehmertum und der Mittelstand gefördert sowie das erfolgreiche Modell der Ökosozialen Marktwirtschaft für das 21. Jahrhundert weiterentwickelt. www.juliusraabstiftung.at

Foto: SAG

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SAG – führender Hersteller von Aluminiumteilen für Automotive und Nutzfahrzeuge.

Interessant die konkrete Aussage einer befragten Führungskraft: „Die Finanzkrise war für uns extrem existenzbedrohend, da sie zur Folge hatte, dass unser Markt völlig eingebrochen ist. Der Markt war einfach weg, auch wenn es nicht unser Verschulden war. Wir reden hier von 80 bis 90 Prozent Umsatzeinbruch, also wirklich massiv. Das hat viel Kraft gekostet, aber auch gezeigt, dass, wenn das Geschäftsmodell intakt ist und alle Stakeholder wie Eigentümer, Kunden, Banken, Kreditversicherung am selben Strang ziehen, es überwindbar ist.“ Der letzte Satz könnte für wirtschaftlich Corona-Geplagte zum Mantra werden. Außerdem wurde erfragt, wie die Krisenfestigkeit eines Unternehmens erhöht werden könne. Die Auswertung weist gemischte Antworten auf, da kaum Tendenzen zu erkennen sind. Unter anderem werden die Vermeidung von Abhängigkeiten, die Erschließung von neuen Geschäftsfeldern und Märkten sowie die Differenzierung von Kundensegmenten und das Bereitstellen einer attraktiven Produktpalette als Ansätze zur Steigerung der Krisenfestigkeit angesehen. Weitere genannte Aspekte waren das Etablieren eines Risikomanagements, die Gewährleistung von Flexibilität, das Vorantreiben von Innovation, selbstreflektiertes Verhalten und die Absicherung durch Eigenkapital. Resilienz und Innovation gehen Hand in Hand Laut den Studienergebnissen stimmt die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen der Aussage voll zu, dass innovative Unternehmen anpassungs- und widerstandsfähiger sind als andere Betriebe (73%). Während weitere 18% dieser Aussage eher zustim-


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änderungen und Bedrohungen früher und können dementsprechend schneller darauf reagieren.“ Resümee der JRS-Studie Innovation und Resilienz Österreichs familiengeführte Welt- und Europamarktführer verdanken ihre Erfolge auf den internationalen Märkten vor allem ihren innovativen und hochqualitativen Produkten und Dienstleistungen. Dafür investieren sie nicht nur einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihres Umsatzes in Forschung & Entwicklung, sie zeichnen sich auch durch eine Unternehmenskultur aus, die flexible Ansätze und kreative Lösungen ermöglicht und nachhaltig fördert. Ohne den starken Fokus auf Innovationen und qualitativ überlegene Produkte und Dienstleistungen wäre es nicht möglich, dass ein Hochlohnland wie Österreich trotz eines im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Preisniveaus aktuell fast 250 Welt- oder Europamarktführer stellt. Diese Vorzeigeunternehmen zeichnen sich auch durch hervorragende betriebswirtschaftliche Kennzahlen aus und weisen beispielsweise eine Eigenkapitalquote von 51% auf. Die in dieser Studie analysierten, familiengeführten

Foto: König Maschinen

men, stimmen ihr nur 2% eher nicht zu. Auch hier wurde die Antwort ‚stimme gar nicht zu‘ von den ProbandInnen überhaupt nicht ausgewählt; insgesamt wies somit dieses Statement die höchste Zustimmung auf. Im Rahmen der qualitativen Befragung wurde diese hohe Zustimmung ergründet. Knapp 90% der Studienteilnehmer gaben dabei an, dass innovative Betriebe anpassungsfähiger seien als andere Unternehmen. Das scheint vor allem daran zu liegen, dass innovative Unternehmen ihr Umfeld intensiver analysieren und daher Risiken und Trends frühzeitig erkennen. „Wenn man innovativ ist, sorgt man halt eher für die Zukunft. Man schaut, dass das derzeitige Geschäft, das vermutlich ein Ablaufdatum hat, auch durch ein neues Geschäft ersetzt werden kann. Wenn man das nicht macht, wird man irgendwann verschwinden. Die Frage ist halt, wann“, meinte dazu einer der Probanden. Ein weiterer unterstrich den Faktor Zeit: „Wenn ich innovativ bin, beschäftige ich mich auch mit dem Markt – was will er. Ich sehe Veränderungen früher kommen. Ich glaube, dass die Unternehmen oft in der Grundstruktur nicht besser dastehen als andere, aber sie erkennen Ver-

Vom Ein-Mann-Betrieb zum global agierenden Unternehmen: König Maschinen ist heute Weltmarktführer für Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Kleingebäck.


WeltMeister Österreich Hidden Champions

Welt- und Europamarktführer aus Österreich erwirtschaften im Schnitt einen Umsatz von 184 Mio. € und beschäftigen durchschnittlich 1.081 Mitarbeiter. Damit sind die oft im ländlichen Raum angesiedelten Betriebe häufig auch der mit Abstand größte Arbeitgeber ihrer Region. Im Bereich Innovation setzen diese international so erfolgreichen Betriebe zwar immer noch vor allem auf Produkt-Innovationen, die Bedeutung der Prozess- und Service-Innovationen nahm in den letzten Jahren aber ständig zu. Als wichtigste Innovationsquellen bezeichnen sie in erster Linie ihre F&E-Abteilungen sowie die eigenen Kunden. Von der ersten Idee bis zur Markteinführung benötigen diese internationalen Marktführer im Schnitt 22 Monate, danach sind ihre Produkte durchschnittlich 14 Jahre erhältlich. Sie binden meistens ihre Kunden schon sehr früh in den Innovationsprozess ein und schützen die eigenen Innovationen vor allem durch Patente. Nicht wenige der befragten Welt- und Europamarktführer aus Österreich verzichten allerdings weitgehend auf Patente, da sie der Meinung sind, dass der beste Schutz darin besteht, den Mitbewerbern technologisch um mindestens einen Schritt voraus zu sein.

Insgesamt ist die Innovationsfähigkeit nicht nur der wichtigste Erfolgsfaktor der österreichischen Markt- und Technologieführer; nicht zuletzt deshalb erwiesen sie sich auch in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen als überaus krisenfest und resilient. Die untersuchten Familienbetriebe waren im Schnitt 74 Jahre alt, wobei das älteste Probandenunternehmen bereits im Jahr 1599 gegründet wurde. Auch die Tatsache, dass die österreichischen Welt- und Europamarktführer im Schnitt schon von der dritten Generation geführt werden, ist ein klares Indiz dafür, dass man Wirtschafts- und Finanzkrisen erfolgreich meistern kann. Die befragten Unternehmen bezeichnen sich als anpassungsfähig, aber noch stärker schätzen sie die eigene Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Situationen ein. Dies führen sie unter anderem darauf zurück, dass Mitarbeiter von Familienbetrieben oft eine überdurchschnittlich hohe Leistungsbereitschaft an den Tag legen und auch der Einsatz und die Hingabe des Managements höher sei als in anderen Unternehmensformen.

Am Ende steht der Anfang Wie Anfangs erwähnt, wurde diese Studie vor der Covid-19-Krise in Auftrag gegeben und auch erstellt. In Hinblick auf die „wirtSie arbeiten verborgen, aber nicht allein schaftlichen Grauslichkeiten“, die Corona mit sich brachte und Im Bereich Forschung & Entwicklung kooperieren fast alle österreivermutlich weiter bringt, wird sich zeigen, wie nachhaltig die chischen Marktführer mit externen Partnern (wie z.B. FachhochschuSelbsteinschätzung der Studien-Teilnehmer tatsächlich sein wird. len, Universitäten, sonstige Forschungseinrichtungen, Experten); sie „Es gibt Unternehmen, da versprechen sich dadurch nicht herrscht von Haus aus eine nur wertvollen Input für ihre schlechte Stimmung. Die warInnovationsprozesse, oft sind Der WeltMeister- und Hidden Champions-Experte ten eigentlich nur auf eine Kridiese Kooperationen auch die FH-Prof. Dr. Georg Jungwirth se und dann potenziert sich Basis für die Gewinnung neuer, hat mehrere detaillierte und das noch“, meinte ein Proband qualifizierter Arbeitskräfte. 86% umfassende Studien über die auf die Frage, ob sich die Under untersuchten Betriebe nehösterreichischen Hidden ternehmenskultur positiv auf men auch Fördergelder von Champions auch zu Detail­ die Krisenfestigkeit eines UnBund, Land oder EU für ihre aspekten und speziellen Erternehmens auswirke, und erF&E-Aktivitäten in Anspruch. folgsfaktoren realisiert. gänzte: „Wenn die Stimmung Diese Finanzmittel machen es im Unternehmen positiv ist, einerseits einfacher, ein höheres dann sieht man die Krise vielEntwicklungsrisiko auf sich zu Campus 02 Fachhochschule der Wirtschaft GmbH leicht nicht als Bedrohung, nehmen, andererseits werden Studienrichtung International Marketing & Sales Management sondern als Herausforderung die Erfüllung gewisser Förde8010 Graz, Körblergasse 126 und man findet eher einen rungskriterien und der hohe büTel: +43/316 6002 8161, Fax: +43/316 6002 1230 Ausweg.“ Dem kann man rokratische Aufwand oft als georg.jungwirth@campus02.at kaum noch etwas hemmende Faktoren für die Inwww.campus02.at hinzufügen ... ◆ anspruchnahme genannt.


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Über die Studie

Über die Teilnehmer der Studie

Untersuchungsdesign c qualitative Einzelinterviews c quantitative Befragungen

Von den rund 200 Hidden Champions in Österreich wurden für die Phase „quantitative Erhebung“ 60 Unternehmen nach folgenden Kriterien ausgewählt: c Welt- oder Europamarktführer bzw. 2. oder 3. am Weltmarkt c Familiengeführtes Unternehmen c Firmensitz in Österreich

In drei Phasen gegliedert c qualitative Vorexplorationen c quantitative Erhebung c qualitative Einzelexplorationen 39 Fragen zur Datenerhebung in den Bereichen c Unternehmensstruktur c Innovation c Forschung und Entwicklung c Resilienz

Foto: Stoelzle Oberglas

Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse finden Sie unter www.juliusraabstiftung.at/publikationen/ studie-innovation-und-resilienz-bei-familiengefuehrten-kmus/ oder als Booklet, das bei der Julius Raab Stiftung angefordert werden kann.

Unternehmen der qualitativen Einzelexplorationen c AKS Doma Solartechnik c Ekey biometric system GmbH c Getzner Werkstoffe GmbH c König Maschinen GmbH c Lumitech Lighting Solution GmbH c Palfinger AG c SAG c S.O.L.I.D. GmbH c Stahl Judenburg c Stoelzle-Oberglas GmbH c Teufelberger GmbH c Umdasch GmbH

Stoelzle Oberglas fertigt seit über 200 Jahren hochwertiges Verpackungsglas für pharmazeutische Produkte, Parfümerie und Kosmetik, Spirituosen, aber auch Kleinglas.


WeltMeister Österreich Digitalisierung

Starker Standort und innovative Investitionen Wirtschaftswachstum und Digitalisierung kosten Geld – in einer noch nie dagewesenen Krise ganz besonders. Diese bietet aber auch Chancen. Damit eben diese nicht verpasst werden, hat das BMDW zahlreiche Initiativen in Gang gesetzt und auch viel Geld in die Hand genommen.

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und Unternehmer bis Ende Februar 2021 die Möglichkeit, die Investitionsprämie zu beantragen. „Mit der Investitionsprämie schaffen wir jetzt attraktive Bedingungen für unternehmerische Neuinvestitionen mit besonderem Schwerpunkt auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Life Science und Gesundheit. Durch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss leisten wir einen Anreiz zur Sicherung von Betriebsstätten, die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich“, hält Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck fest. Abgewickelt wird die Investitionsprämie von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH, kurz aws. (Die aws ist als Förderbank des Bundes zu 100% im Eigentum der Republik Österreich, Anm.). Anträge können ab sofort über den aws Fördermanager gestellt werden, Investitionen ab 1. August 2020 werden gefördert. Anträge, die im Betrachtungszeitraum zwischen 1. September 2020 und 28. Februar 2021 eingebracht werden, sind aufgrund der beihilferechtlichen Konstruktion als allgemeine Maßnahme Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Margarete Schramböck.

Investieren wird prämiert Um die Investitionstätigkeit der Unternehmen anzuregen, erhalten Unternehmerinnen

Foto: ÖVP/Glaser

in wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik ist es, die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich weiter zu erhöhen, heißt es aus dem zuständigen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Für das BMDW sei es entscheidend, ein unternehmensfreundliches Umfeld zu schaffen: Mit Rahmenbedingungen, die strukturelle Verbesserungen bringen, die Entwicklung und das Wachstum von Unternehmen begünstigen, Neugründungen erleichtern und den offenen Marktzugang gewährleisten. Der internationale Standortwettbewerb wird ständig intensiviert. Daher müsse der Wirtschaftsstandort laufend verbessert und international beworben werden. Außerdem müsse er an neue Herausforderungen angepasst werden, zu denen insbesondere die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft zählt. Nun, vor neuen Herausforderungen standen und stehen heuer wahrscheinlich alle.


Foto: Pixabay

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jedenfalls zu bedienen. Im Bedarfsfall werden die Mittel von einer Milliarde Euro für die Investitionsprämie durch eine Gesetzesänderung aufgestockt. Die aws Investitionsprämie richtet sich an alle Branchen und an alle Unternehmensgrößen. Einzige Voraussetzung: Das Unternehmen muss über einen Sitz und/oder eine Betriebsstätte in Österreich verfügen sowie rechtmäßig im eigenen Namen und auf eigene Rechnung betrieben werden. Was, wann, wie viel? Investitionen von mehr als 5.000 € und maximal 50 Mio. € werden mit einem Zuschuss von sieben Prozent gefördert. Wichtig ist dabei, dass die Unternehmen zwischen dem 1. August 2020 und dem 28. Februar 2021 erste Maßnahmen setzen, die den Beginn der Investitionstätigkeit kennzeichnen. Erste Maßnahmen können Bestellungen sein, Lieferungen, der Beginn von Leistungen, Anzahlungen, Zahlungen, Rechnungen, Abschluss eines Kaufvertrags oder der Baubeginn der förderungsfähigen Investitionen. Bei einem Investitionsvolumen von bis zu 20 Mio. € haben die Unternehmen ein Jahr Zeit, die Investition durchzuführen; über 20 Mio. € muss die Investition bis zum 28. Februar 2024 abgeschlossen sein. „Durch die Investitionsprämie wollen wir unseren Standort nachhaltig stärken. Dabei ist wichtig, Anreize für Unternehmensinvestitionen zu schaffen. Nur so kann einer aktuellen Zurückhal-

tung entgegengewirkt werden. Die Investitionsprämie schafft genau diese Anreize“, so die Wirtschaftsministerin. Die Prämie beantragen können Unternehmen, die nun materielle und immaterielle, aktivierungspflichtige Neuinvestitionen in das abnutzbare Anlagevermögen tätigen. Ausgeschlossen sind klimaschädliche Investitionen oder Investitionen in unbebaute Grundstücke, in Finanzanlagen, Übernahmen oder in aktivierte Eigenleistungen. Ausgezahlt wird der Zuschuss nach Abrechnung und Prüfung. Dieser Zuschuss kann mit weiteren Programmen der aws kombiniert werden; dies betrifft insbesondere die aws-Garantie und den aws erp-Kredit. Geldflüsse von der aws Mit der aws-Garantie bietet die Förderbank des Bundes Sicherheiten, die die Bank eines Unternehmers bei der Kreditvergabe von ihm fordert – und erhöht so seine Chance, seinen Kredit zu erhalten. Mit dem aws erp-Kredit will die aws Wachstum, Investitionen und Innovation durch zinsgünstige Kredite mit flexibler Laufzeit und fixer Verzinsung ermöglichen. Die Aufgaben der aws sind – ganz allgemein – die Vergabe und die Abwicklung von unternehmensbezogenen Wirtschaftsförderungen des Bundes sowie die Erbringung sonstiger, im öffentlichen Interesse liegender Finanzierungs- und Beratungsleistungen zur Unterstützung der Wirtschaft. Im Detail gehört dazu:


WeltMeister Österreich Digitalisierung

Erfolgsprojekt „KMU.DIGITAL“ wird fortgesetzt Die Initiative des BMDW und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) wurde seit ihrem Bestehen sehr gut von den heimischen kleinen und mittleren Unternehmen angenommen. Mehr als 10.000 Beratungs- und Umsetzungsinitiativen konnten dank dem Programm bereits unterstützt werden. Im vergangenen Jahr verzeichnete das erneuerte Programm eine starke Nachfrage. Insgesamt wurden seit Oktober 2019 mehr als 3.000 Unternehmerinnen und Unternehmer bei ihrem Schritt in die Digitalisierung unterstützt. „Die aktuellen Entwicklungen haben die Notwendigkeit der Digitalisierung noch deutlicher gemacht. Das Wirtschaftsministerium stellt daher für das zweite Halbjahr drei Millionen Euro zur Verfügung, um KMU.DIGITAL fortzuführen und den Bedarf an Digitalberatung heimischer Klein- und Mittelbetriebe zu decken“, hält Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck fest. In Österreich gibt es rund 340.000 Klein- und Mittelbetriebe und fast die Hälfte dieser Betriebe, nämlich 41,7%, hat einen geringen Digitalisierungsgrad. „Österreichs KMU sichern rund sieben von zehn Arbeitsplätzen in Österreich. Wenn diese Betriebe den digitalen Anschluss verpassen, hat das weitreichende Folgen für unseren Wirtschafts- und Arbeitsstandort und bremst unsere Ambitionen Richtung Innovationsführer“, mahnt Harald Mahrer, Präsident der WKÖ, und erklärt, „Digitalisierung ist eine Chance für den Standort! Wir müssen Ängste nehmen und Chancen aufzeigen. Mit dem Programm KMU DIGITAL stärken wir das

Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und die Qualifikation der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn digitale Kompetenz ist ein entscheidender Faktor für alle Branchen.“ Insbesondere im Bereich E-Commerce, Social Media Marketing und bei der Nutzung von Cloud-Diensten gibt es für österreichische KMU Aufholbedarf. Aktuell sind erst 20% der Händler im E-Commerce tätig. Dieser Aufholbedarf wird durch die Coronakrise zusätzlich verstärkt. Hier knüpft das Förderungsprogramm KMU DIGITAL an: KMU werden im Zuge einer Beratungsförderung bei der Analyse digitaler Trends und der Entwicklung passender Digitalisierungsprojekte unterstützt. Dabei werden KMU praxisnah zu technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Bereich E-Commerce, bei der Digitalisierung des Geschäftsalltags und dem steigenden Sicherheitsbedarf bei der digitalen Vernetzung beraten. Die neun Landeskammern der Wirtschaftskammer-Organisation inklusive der Bezirksstellen fungieren als Vertriebsnetzwerk für KMU DIGITAL.

Foto: WKÖ Marek Knopp

c die Vergabe und die Abwicklung von Förderungen und sonstigen Finanzierungen nach dem Garantiegesetz und dem KMUFörderungsgesetz c die Innovationsvermittlung und die Innovationsberatung zum Nutzen der österreichischen Wirtschaft c die Abwicklung von Beihilfen im Sinne des Bundesgesetzes betreffend die Arbeitsmarktförderung (AMFG) c die Besorgung der Aufgaben und Geschäfte des erp-Fonds nach dem erp-Fonds-Gesetz c die Vergabe und Abwicklung von Förderungen und sonstigen Finanzierungen sowie die Übernahme von Geschäftsbesorgungen, die der Gesellschaft durch Gesetz oder Abwicklungsvertrag übertragen werden c die Erbringung von Beratungsleistungen, insbesondere gegenüber dem Bund cd ie Beteiligung an kleinen und mittleren Unternehmen.

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich.


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Wie der Name schon sagt ... Eine Kernaufgabe des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort ist, sein Name nimmt es bereits vorweg, die Digitalisierung in Österreich voranzutreiben. Vorrangige Ziele sind dabei die Verbesserung bestehender Rahmenbedingungen,

um die Gesellschaft fit für den digitalen Wandel zu machen, digitale Innovation und Technologietransfer in der Wirtschaft zu ermöglichen sowie die österreichweite Koordination und Umsetzung von E-Government-Lösungen für Bürgerinnen, Bürger und die Wirtschaft.

Künstliche Intelligenz Durch Künstliche Intelligenz (KI) können Maschinen ihre Umwelt ähnlich wie Menschen wahrnehmen, Situationen ­ verstehen und autonome Handlungen setzen, um definierte Ziele zu erreichen. Diese Systeme lernen und agieren über Regelwissen von Expertinnen und Experten oder aus Daten abgeleiteten statistischen Modellen (Maschinenlernen oder Deep Learning). KI kann sowohl reine Softwaresysteme, die in virtuellen Umgebungen Aktionen setzen, aber auch ­Hardware – wie zum Beispiel Roboter – beinhalten.

c Suche in radiologischen Bilddatenbanken c Medienmonitoring durch automatische Spracherkennung c Automatisches Zusammenfassen von Dokumenten und Nachrichtentexten c Automatische Erkennung von Haut- und Netzhauterkrankungen c Selbstlernende Software für Buchhaltung und Rechnungsmanagement c Automatische Auditsysteme zur Verbesserung der Compliance c Intelligente Verkaufsplattformen für den Vertrieb c Expertensysteme für automationsunterstützten telefonischen Kundenservice c KI und Sprachverstehen als intelligenter automatischer Lehrer für fremde Sprachen c Automatische Übersetzung c Intelligente Stundenplanung c Logistikplanung & -optimierung c Elektronische Passkontrolle c Betrugserkennung c Automatische Musikklassifikation und Musikempfehlung c Roboter für die textile Gestaltung

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Beispiele für KI aus Österreich


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Digitalisierung

„Gerade jetzt brauchen heimische Betriebe unsere Unterstützung, um den Schritt in die Digitalisierung zu wagen. KMU.DIGITAL bietet eine persönliche Beratung und Hilfe bei der Umsetzung im Betrieb. Diese Kombination aus Beratung und Umsetzung sowie die individuelle Begleitung der KMU führt dazu, dass digitale Tools erfolgreich in den Betrieben eingesetzt werden. Die Digitalisierung ist für unsere KMU eine große Chance, die wir im Interesse des ganzen Standorts nutzen müssen“, so Schramböck. Digitalisierung und KI Die Digitalisierung ist der Konjunkturmotor in der Krise. Laut der Accenture-Studie „Digitalisierung – Konjunkturmotor in der Krise“, in Auftrag gegeben vom BMDW, kann eine Erhöhung des Digitalisierungsgrads ein BIP-Wachstum von bis zu 1,9% pro Jahr ermöglichen. Allein der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bis 2035 hat das Potenzial, 7 Mrd. € Wertschöpfung pro Jahr zu generieren. Österreich braucht exzellente KI-Forschung, um von der internationalen technologischen Entwicklung zu profitieren und eine breite Wissensbasis zu schaffen, die die Grundlage für spätere Anwendungen ist. Trotz der Fortschritte besteht bei KI-Techno-

logien weiter großer Forschungsbedarf – von der Grundlagenforschung bis hin zu vielen Schnittstellenthemen, etwa bei KI-Anwendungen in Unternehmen. Die KI-Forschung an österreichischen Hochschulen und in Unternehmen ist daher ein wichtiges Handlungsfeld. Der Forschung kommt außerdem eine wichtige Rolle für die Ausbildung zu. Österreich muss in der Lage sein, KI-Technologien innovativ einzusetzen. Dazu benötigt es ausgebildete Expertinnen und Experten, die idealerweise durch eigene Projekte an Universitäten und Fachhochschulen den Stand der Forschung in KI kennengelernt haben. Neben dem technischen Wissen sollten diese Fachkräfte im ­Optimalfall auch über Kenntnisse der wirtschaftlichen Anwendungsfelder verfügen. Die Anwendungsgebiete sind mannigfach – sie reichen von Systemen, die menschliche Sprache verstehen (wie automatische Übersetzer), über Programme, die Videoszenen analysieren (etwa autonomes Fahren), sowie Suchmaschinen bis hin zu Systemen, die aus Daten Schlüsse ziehen. Dazu gehören auch Assistenz- und Beratungsprogramme oder autonome Roboter und Fahrzeuge. Häufig sind KI-Systeme integrierter Bestandteil anderer technischer Systeme wie in Kraftfahrzeugen. Die KI-Technologien schaf-


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fen in vielen Branchen neue oder stark veränderte Produkte und Dienstleistungen, stützen bestehende oder erzeugen völlig neue Geschäftsmodelle. Deshalb wird von der Anwendung ein wesentlicher Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamik Österreichs erwartet. Österreichs Unternehmen verfügen über eine gute Basis für die erfolgreiche Entwicklung und den innovativen Einsatz von KI. Vor allem produzierende Unternehmen können von der Flexibilität von KI-Systemen profitieren und in Industrie 4.0-Systeme integrieren (z.B. Automobilzulieferindustrie). Die zunehmende Digitalisierung bietet aber auch vielfältige Einsatzmöglichkeiten außerhalb der Produktion – von Marketing und Kundenbetreuung bis zur Buchhaltung. KI im Dienstleistungssektor gilt als einer der vielversprechendsten Wachstumsfelder, etwa bei Banken, Versicherungen oder Beratungsdienstleistungen. KI wird neue Möglichkeiten für Produkt- und Prozessinnovationen in beinahe allen Branchen des Unternehmenssektors schaffen. Neue Technologien sind aber auch oft mit hohen Kosten für Investitionen und neues Wissen verbunden, was für den Einsatz von KI in kleinen und mittleren Unternehmen eine Herausforderung darstellen kann. Womit wir wieder bei den Förderungen, Zuschüssen oder Krediten des aws wären.

Strategien Das BMDW entwickelt, fördert und unterstützt modernstes E-Government, damit alle Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen einfache, sichere und schnelle Verwaltungslösungen zur Verfügung haben. Nutzung bereits vorhandener Behördendaten, Straffung von Prozessen und Förderung der Mobilität sind nur einige Prinzipien, an denen sich künftiges Verwaltungshandeln orientieren wird. Die Unterstützung der Wirtschaft mit Best Practices im Zusammenhang mit der digitalen Transformation, die Schaffung digitalisierungsfreundlicher rechtlicher Rahmenbedingungen und die Zurverfügungstellung entsprechender finanzieller Förderangebote sind Voraussetzungen, um Österreich als attraktiven und digitalen Zukunfts- und Wirtschaftsstandort zu etablieren. Dabei sind folgende Schwerpunkte der Digitalisierung in Österreich definiert worden: c Unterstützung der Wirtschaft mit digitalen Services (z.B. eGründung) c Schaffung eines digitalisierungsfreundlichen Umfelds, um ­digitale Innovationen zu fördern c Ausbau digitaler Services für die Bürgerinnen und Bürger (z.B. durch oesterreich.gv.at)


WeltMeister Österreich

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Digitalisierung

c Koordinierung der Digitalisierungsmaßnahmen der gesamten Bundesregierung durch Etablierung einer Task Force ­Digitalisierung. Von der Digitalisierung profitieren Die Initiative „Digitaler Aktionsplan“ das BMDW soll dafür sorgen, dass alle – Personen und Unternehmen – von den Chancen der Digitalisierung profitieren können. Denn die digitale Transformation ist auch für die Zukunft ein entscheidender Hebel für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand in ganz Österreich. Das Projekt „Once Only“ setzt zum Beispiel auf eine massiv verbesserte Datenverarbeitung zur Entbürokratisierung. Once Only steht dabei für die einmalige Bereitstellung und Erfassung von Daten. Die öffentliche Verwaltung kann dadurch – unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und des Datenschutzes – Daten wiederverwenden und untereinander austauschen. Der

klare Vorteil: Es müssen nicht immer wieder die gleichen Daten gemeldet werden, Online-Anträge sind bereits vorausgefüllt und dadurch schneller abwickelbar. Das entlastet sowohl Unternehmen als auch die Verwaltung. Indirekt steigert dies die Wettbewerbsfähigkeit und sichert den österreichischen Wirtschaftsstandort. Wie groß die Entlastung ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2007: Unternehmen müssen 230.000.000 Mal im Jahr Informationen an die öffentliche Hand schicken. Dies entspricht einer Belastung von 4,3 Mrd. €. Durch das Unternehmensserviceportal (usp.gv.at) und damit mit einem ersten Schritt in Richtung Digitalisierung konnten bereits mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr an Aufwand gespart werden – mit Spielraum für Verbesserungen. Auch auf europäischer Ebene bemüht man sich, die Bürokratie durch das „Once Only-Prinzip“ zu verringern. Durch die SDG (Single Digital Gateway)-Verordnung (Artikel 14) werden in


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Österreich technische Systeme für den grenzüberschreitenden, automatisierten Austausch von Nachweisen aufgebaut. So kann der Grundsatz der einmaligen Erfassung auch europaweit umgesetzt werden. Mehrwert für Unternehmen Um Unternehmen – und speziell Start-ups – Behördenwege abzunehmen, sollen zukünftig nicht nur alle Gründungsschritte am USP (Unternehmensserviceportal) voll digital abgewickelt werden können, sondern auch Registrierungen zu Verwaltungsverfahren nach dem Once Only-Prinzip erfolgen (z.B. Anmeldung zu WKO-Services, Finanz Online, Sozialversicherungsservices). Unternehmen können an einer Stelle (am USP) alle notwendigen Daten eingeben und müssen nicht vor Ort vorstellig werden. Behörden bekommen die Erfassungsdaten automatisiert, sparen sich vor Ort diese Dateneingaben und können sich auf andere Tätigkeiten wie z.B. die Beratung konzentrieren. Neben der Zeit-

ersparnis auf allen Seiten soll dadurch auch die Datenqualität steigen. Digitaler Aktionsplan Austria Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen, die Lebensqualität für Menschen in allen Regionen und Altersgruppen erhöhen, sicheren, modernen und zugänglichen Verwaltungsservice für Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger bieten – diese Ziele verfolgt der Digitale Aktionsplan Austria, der in Zusammenarbeit mit zahlreichen Experten in mehreren Aktionsfeldern erarbeitet wird. Damit soll das „System Österreich“ krisenfest gemacht werden, die Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut und Daten für Innovationen gezielt genutzt werden. Weiterer Schwerpunkt ist die Förderung von Qualifzierungs- und Ausbildungsformaten und die der digitalen Spitzenforschung. Der Digitale Aktionsplan Austria bündelt dazu konkrete Maßnahmen, damit Österreich die Chancen der Digitalisierung optimal nützt. ◆


WeltMeister Österreich Zugehört

Das Jahrbuch Weltmeister Österreich hört zu Die Granden des Senats der Wirtschaft Österreich im Gespräch über den heimischen Wirtschaftsstandort. Von SYLVIA FOISSY und ANDREAS BRUNNER

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er Senat der Wirtschaft ist als parteiunabhängige Unternehmensorganisation seit seiner Gründung 2006 eine treibende Kraft zur Gestaltung einer ökosozialen und zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft. Vorstandsvorsitzender Hans Harrer lud Präsident Erhard Busek und Vizepräsidentin Benita Ferrero-Waldner zum Gespräch über den Wirtschaftsstandort Österreich. Harrer: Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind, ein paar Worte über den Wirtschaftsstandort Österreich zu wechseln. Meiner Meinung nach ist Österreich schon alleine aufgrund der kulturellen Qualität der Gesellschaft ein hervorragender Standort. Die gesellschaftliche und soziale Sicherheit im Land zeichnet Österreich aus, wir können sagen, dass Österreich ein sicherer Lebensraum für Unternehmen und Mitarbeiter verschiedener Kulturen ist. Österreich besitzt also ein perfektes Fundament, welches für die Weiterentwicklung als prosperierender Wirtschaftsstandort benötigt wird.

den Infrastrukturprojekten vertreten zu sein. Ansonsten gibt es nach oben hin keine Grenze, um sich mehr zu engagieren. Gerade unter der Corona-Situation wäre es notwendig, mehr Druck in diese Richtung zu machen. Harrer: Auch in der EU brauchen wir mehr Selbstbewusstsein, um unsere Leistungen anders als ‚von der Stange‘ zu präsentieren. Welche Ereignisse rund um Österreichs Mitgliedschaft in der EU waren bisher für dich entscheidend?

Harrer: Auf dem Weg zum Standort-Weltmeister gibt es aber noch einigen Aufholbedarf in verschiedenen Bereichen. Wir brauchen mehr Mut und vor allem Freiraum für Innovationen, denn wir werden die Zukunft nur schaffen, wenn wir allen Herausforderungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und sozialen Fragen mit Innovation begegnen. Busek: Der Aufholbedarf besteht vor allem darin, dass man bemüht sein sollte, bei den absehbaren EU-Mitteln in entsprechen-

Foto: Senat der Wirtschaft

Busek: Eine beachtliche Leistung der österreichischen Wirtschaft besteht darin, etwa in Ost-, Mittel- und Südosteuropa stark investiert zu haben. Die Präsenz unseres Landes ist durch die Wirtschaft übrigens stärker als durch die Politik ...

Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender Senat der Wirtschaft Österreich.


Busek: Für mich waren Österreichs Beitritt zur Europäischen Union sowie der Fall des Eisernen Vorhangs und die Vorgänge in Südosteuropa entscheidende Erlebnisse. Ich hatte die Möglichkeit, diese Dinge zu beeinflussen und mitzugestalten, so etwa durch den Stabilitätspakt für Südosteuropa oder das Engagement bei der Erweiterung der Europäischen Union. Ich bin angenehm überrascht, dass es eigentlich doch besser gegangen ist, als ich geglaubt habe. Dort ist nach wie vor für uns Österreicher sehr viel zu holen. Harrer: Corona hat die EU vor große Herausforderungen gestellt. Ob die Coronakrise mitgeholfen hat, die Gesellschaftsordnungen in den Bereichen menschlicher Umgang miteinander, ökologische Zukunftsverantwortung, Bildung, Gesundheit und Wirtschaftsgefüge zu verändern, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Busek: Die Coronakrise lässt bei uns ein Bouquet von Notwendigkeiten übrig, die wir dringend herbeiführen müssen. Zu den erkennbaren Zielen zählt zweifellos die Auseinandersetzung, welche Arbeit künftig überhaupt Zukunft hat. Wir müssen uns auch von Dingen verabschieden, die liebe Formulierungen sind, aber in Wirklichkeit nicht realisiert werden können. Harrer: Richtig! Wir müssen unser Denken und Handeln einem Prinzip unterstellen, wo wir nicht nur in Floskeln mit den Worten ‚sollten, könnten, müssten‘ sprechen. Nur das Tun ist für jeden Einzelnen entscheidend. Busek: Um nur ein Beispiel zu nennen: Wien als internationales Drehkreuz! Die Austrian Airlines werden einen hohen Preis dafür zahlen müssen, dass wir hier die falsche Strategie haben. Wir hängen an der Lufthansa, die unter deutschem Regierungseinfluss andere Prioritäten hat als wir. Es wäre besser, wir hätten eine regionale Fluglinie gemeinsam mit anderen Ländern gebildet,

Foto: Senat der Wirtschaft

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Erhard Busek, Präsident Senat der Wirtschaft Österreich.

die die Region bedient und dann einen internationalen Zusammenhang herstellt, etwa mit den Emirates oder Turkish Airlines. Das wäre weitaus realistischer und zukunftsorientierter. Ferrero-Waldner: Um bei der Coronakrise zu bleiben, möchte ich darauf hinweisen, dass die EU kaum Kompetenzen in Fragen der Gesundheit hat. Deshalb haben manche Mitgliedsstaaten gemeinsame Hilfsaktionen, wie sie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen worden waren, behindert. Ich hoffe, dass heute alle EU-Staaten aus dieser Krise gelernt haben und gemeinsame Aktionen künftig gutheißen. Mehr Europa, nicht weniger, wäre notwendig! Harrer: Wir brauchen die Gemeinschaft und Allianz Europa mehr denn je. Wir dürfen nicht in nationalstaatliche Strukturen zurückfallen, weil die nationalstaatliche Politik keine wichtigen Zukunftsthemen alleine lösen kann. Ferrero-Waldner: Für mich ist Multilateralismus in dieser globalisierten Welt grundsätzlich unverzichtbar. Voraussetzung für das Funktionieren der Organisationen ist allerdings die Besetzung der Führungspositionen mit Führungspersönlichkeiten. Darüber hinaus sind es oft Partikulärinteressen von Staaten, die rasche und weitreichende Entscheidungen verhindern. Busek: Die österreichische Gesetzgebung und Verwaltung muss in Wirklichkeit den europäischen und globalen Aspekten Rech-


WeltMeister Österreich Zugehört

ckelt. Um die Gesellschaft zukunftsfit zu machen, fordere ich daher schon seit Jahren, Wirtschaft und Gesellschaft in eine ökologische und soziale Balance zu bringen. Daher sind die SDGs auch ein Leitfaden für alle unsere Senatsinitiativen zur Umsetzung einer ökosozialen Marktwirtschaft. Foto: Senat der Wirtschaft

nung tragen. Die nationalstaatlichen Aufgaben werden sicher auch weiter vorhanden sein, sollten aber mehr auf regionale Fragen abstellen. Wir müssen in der Diplomatie wieder internationale Lösungen finden! So sollte zum Beispiel realisiert werden, dass die gegenwärtige Organisation der Vereinten Nationen der Situation überhaupt nicht Rechnung trägt. Wir müssen die Wirksamkeit der UN genauso sicherstellen wie auf europäischer Ebene.

Busek: Zusätzlich zu den SDGs und etlichen anderen Reformen brauchen wir einen anderen Zugang zu der Art und Weise, wie Recht gebildet Benita Ferrero-Waldner, Vizepräsidentin Senat der Wirtschaft Österreich. wird. Wir haben auf der einen Seite die Globalisierung, die uns trotz Krise erhalten bleibt, wir Ferrero-Waldner: Global hat es sich schon vor der Covid-19- Krise gehen aber rechtspolitisch hier nicht weiter, wobei die Sache abgezeichnet, und mit der Pandemie eher verstärkt, dass China schon auf europäischer Ebene bislang gescheitert ist. immer stärker die Lücke nützt, die die USA durch ihren Rückzug aus der internationalen Zusammenarbeit ermöglicht hat. TatsächHarrer: Was die SDGs ebenso nicht abbilden, sind die gelebte lich baut China seine ‚soft power‘ klug und konsequent aus. Werte, die das Fundament für jegliches Handeln sind – sich von Ich glaube, dass wir künftig eher mit einer ‚multipolaren‘ Welt Demut begleiten lassen, aber trotzdem den Mut zum Handeln rechnen müssen. Die EU sollte in dieser multipolaren Welt eine finden. Die Coronakrise hat das von uns gefordert. Corona hat die starke Position einnehmen. Leider wird die verspätete, aber zum Welt verändert. Teil von den eigenen Mitgliedsstaaten verschuldete Verzögerung durch die EU von einigen Parteien in populistischer Form genützt, Busek: Das ist richtig, die Coronakrise hat natürlich die Welt verund daraus werden auch Anti-EU-Debatten entstehen. Hier müssändert, weil die Globalisierung hier auf eine anstrengende Weise te klar kommuniziert werden, was die EU an riesigen finanziellen sichtbar wurde. Das ist bestenfalls aber der Beginn. Ich glaube Hilfspaketen zur Verfügung stellt. aber, dass die Veränderung auch noch in eine andere Richtung geht, dass nämlich Investitionen in manche Richtungen in Zukunft Harrer: Was aber die Vereinten Nationen hervorragend gemeistert in derjenigen Höhe unterbleiben werden, wie sie bisher waren. haben, ist die Ausarbeitung der SDGs (Sustainable Development Das gilt für den Tourismus, wenn nicht auch für eine gewisse Goals). Die 17 SDG-Ziele für nachhaltige Entwicklung sind ein Überflussgesellschaft. Meisterwerk für einen Kompass aller unserer gesellschaftlichen Wir sind abgemahnt worden, dass wir eigentlich auch ErspaOrdnungsmechanismen. Sie sind politische Zielsetzungen der rungen brauchen, wie auch die wirtschaftlichen Krisen deutlich Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigezeigt haben. In der Bildung brauchen wir eine Überlegung, wo gen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer wir wirklich Arbeitskräfte mit welcher Ausbildung brauchen; in Ebene dienen. Sie öffnen den Raum, um frei und selbstbestimmt der Gesundheit ist die Einstellung darauf, dass es globale Phänostatt fremdbestimmt Handlungen zu setzen. mene gibt, dringend notwendig, und in der Wirtschaft müssen wir In den letzten 15 Jahren, als ‚schneller, größer und weiter‘ die sehen, wie wir auf diese Faktoren entsprechend Rücksicht nehMaxime waren, haben sich ökonomische und gesellschaftliche men können und auch die notwendigen Verbindungen haben. Das Veränderungen in einer unheimlichen Geschwindigkeit entwi-


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Harrer: Daher ist es jetzt notwendiger denn je, für eine moderne Gesellschaft die ökosoziale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft mit Begleitern zu entwickeln, die keiner parteilichen Farbenlehre verpflichtet sind, um von dort die wertneutrale Draufsicht auf die Notwendigkeit der Veränderungen und deren Umsetzung zu ermöglichen. Das zählt zu den Hauptaufgaben des Senats und dafür werden wir uns weiterhin unermüdlich einsetzen. Vielen Dank für das Gespräch! ◆

Foto: Senat der Wirtschaft

ökologische Thema ist zweifellos wichtig, muss aber praktischer und wirklich auch praktikabel angegangen werden. Es gibt nur einige Luftblasen, die manchmal zu wenig Verbindung mit der Realität haben. Die Diskussion wird uns aber weiter begleiten.

Der Senat der Wirtschaft Der Senat der Wirtschaft ist eine Wertegemeinschaft und strebt die Balance von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielsetzungen in Wirtschaft und Gesellschaft an. Als parteiunabhängige Unternehmensorganisation sorgt der Senat für Wissenstransfer zu politischen Entscheidungsträgern, um relevante Verbesserungen der unternehmerischen Rahmenbedingungen zu bewirken. Frei von parteipolitischen Zwängen und Partikularinteressen und finanziell unabhängig, strebt er nach größtmöglichem Nutzen für seine Mitglieder und ist eine treibende Kraft zur Gestaltung einer ökosozialen und zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft. Die Senatsarbeit ist in die Bereiche Wirtschaft, Ökologie, Bildung und Gesundheit gegliedert. Sämtliche Mitglieder des Senats sind sich ihrer Verantwortung gegenüber Staat und Gesellschaft besonders bewusst und wirken gemeinsam für eine ökosoziale Ausrichtung von ­ Wirtschaft und Gesellschaft. Unter den Senatoren und ­ ­Senatorinnen sind unter anderen Vorstände von ­Großunternehmen und internationalen Konzernen, Inhaber und ­ Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen, Repräsentanten aus P ­ olitik, Behörden, Diplomatie, Verbänden, Sport und Kultur. Gemeinsam mit Hunderten Unternehmen in Österreich sowie weiteren

­ nternehmen in den umliegenden Ländern und den Ländern des U Donauraums, werden nach dem Leitspruch „Wirtschaft – Das sind wir alle!“ neue Denkanstöße und innovative Lösungsansätze erarbeitet. Die Politik gilt hier als Dialogpartner. Der Senat der Wirtschaft pflegt Partnerschaften und Kooperationen zu namhaften und gleichgesinnten Institutionen aus Wirtschaft und Wissenschaft, die ihr Wissen über Strategien und Wege zur Bewältigung aktueller Herausforderungen austauschen und ­ multiplizieren. Der Senat unterhält Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, Arbeitskreise und Think-Tank-Runden, setzt praxisorientierte Initiativen und konkrete, selbstentwickelte ­ Projekte um, veranstaltet Symposien, Kongresse sowie ­regionale Business-Talks und engagiert sich in der Medienarbeit mit ­eigenen Veröffentlichungen. Als international agierendes Netzwerk mit Schwesterorganisationen in ganz Europa können die Mitgliedsunternehmen auch von internationalen Vernetzungsmöglichkeiten profitieren. Der Senat der Wirtschaft Österreich wurde im Jahr 2006 gegründet; die Präsidentschaft hat seitdem Erhard Busek inne. www.senat.at


WeltMeister Österreich Patente

Aus Ideen via Patent zur anwendbaren Innovation Forscher, Erfinder und Entwickler gestalten die Zukunft. Für den Schutz deren geistigen Eigentums gibt es das Österreichische Patentamt.

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kompetenzen österreichischer F&E nutzt und ausbaut und dass aus diesen Förderungen des BMK auch viel an verwertbaren, patentierbaren Innovationen herauskommt und am Markt und in unserem Leben landet. „Innovationen sind die Grundlage für unsere Entwicklung als Gesellschaft, und mit Erfindungen können wir die Herausforderungen von morgen bewältigen“, sagt Bundesministerin Gewessler und erklärt: „Patente spielen dabei eine maßgebliche Rolle, weil sie zeigen, dass aus Ideen anwendbare Innovationen werden. Deshalb ist es besonders erfreulich, dass die Menschen und Unternehmen aus Österreich im vergangenen Jahr 2019 so Österreich erfindet (für) den Klimaschutz viele Patente angemeldet haben wie nie zuvor. Denn wer forscht, Sieht man sich die Anmeldungen beim Europäischen Patentamt im erfindet und entwickelt, der gestaltet die Zukunft. Das Patentamt letztverfügbaten Jahr (2017) an, so zeigt sich, dass Österreich beleistet viel, um die Patentanmeldung und Markenregistrierungen sonders in drei wichtigen Bereichen des Green Tech punkten konnzu ermöglichen, und geht hier auch über das Standardangebot eite, nämlich beim Umweltmanagement, bei umweltfreundlichen nes Patentamts hinaus. So werden spezielle Services angeboten, Gebäuden und bei den klimaschonenden Verkehrstechnologien. In um den Einstieg in den Erfindungs- und Markenschutz so leicht wie diesen Bereichen liegen unsere Patentanmeldungen weit über dem möglich zu machen. Es zeigt EU-Schnitt. Bei den umweltsich, dass die Nachfrage zu freundlichen Verkehrstechnolodiesen Services ansteigt.“ gien liegen wir patentmäßig Bei der Präsentation des zumindest 2017 auf Platz 2 in neuesten Zahlenmaterials und der EU (nach Dänemark). Wir des Jahresberichts des Östermeldeten um knapp 50% mehr reichischen Patentamts ging Patente an als der Durchschnitt Patentamtspräsidentin Mariader EU-Innovation Leader na Karepova ins Detail: „2019 Schweden, Finnland, Dänewaren Österreichs Erfinder und mark und die Niederlande. Kreative extrem aktiv. Im ÖsterDiese Ergebnisse zeigen reichischen Patentamt hatten auch, dass die themenorientierwir um sechs Prozent mehr te Forschungsförderung, wie Markenanmeldungen und eine z.B. durch Programme wie stärkere Nachfrage nach Pa„Stadt der Zukunft“ und „Motent-Dienstleistungen als im bilität der Zukunft“, richtig anVorjahr. Unsere IP Academy hat Helmut List führt mit „seiner“ AVL List zum wiederholten Male das Ranking an. setzt und vorhandene KernFoto: Österreichisches Patentamt/APA-Fotoservice/Reither

ür österreichische Erfinder war 2019 ein Rekordjahr: Weltweit kamen 11.731 Patentanmeldungen aus Österreich. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zeigte sich sehr erfreut über diesen Rekord: „Mehr Patente aus Österreich als je zuvor. Gerade die vielen Patentanmeldungen aus dem Bereich Klimaschutz zeigen – in diesem Feld gehören wir europaweit zu den Besten. Das ist wichtig, denn Innovation und Erfindungen werden im Kampf gegen die Klimakrise eine wichtige Rolle spielen.“


Fotos: Österreichisches Patentamt/APA-Fotoservice/Reither

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Patentamtspräsidentin Mariana Karepova und Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Leonore Gewessler.

fast 2.000 Newcomern beigebracht, wie man geistiges Eigentum schützt. Letztes Jahr – noch rechtzeitig vor der Krise – haben wir es geschafft, für unsere Kunden zu 100 Prozent digital verfügbar zu sein. Das hat uns sehr geholfen, unser Angebot auch während des Lockdowns im vollen Umfang am Laufen zu halten.“ Denn der Lockdown habe laut Karepova seine Spuren hinterlassen. Am stärksten hatten die Markenanmeldungen reagiert – sie sind im April und Mai gleich um 30% zurückgegangen. „Kein Wunder, denn ein neues Logo kann nur schwer am Markt positioniert werden, wenn die Rollbalken der Geschäfte unten sind. Bei den Patenten waren vor allem private Einzelerfinder betroffen, die vermutlich aus Kostengründen mit dem Anmelden gezögert haben“, so Karepova weiter. Die Patentanmeldungen der Unternehmen seien bisher stabil geblieben: „Erfindungen, die schon vor der Krise in der Pipeline waren, wurden zum Patent angemeldet. Wie sich die Wirtschaftskrise weiterhin auf Forschung, Entwicklung und Patente auswirkt, bleibt noch abzuwarten.“ Zahlen im Detail Österreichischer Rankingführer ist zum wiederholten Male AVL List (mit 169 zum Patent/Gebrauchsmuster angemeldeten Erfindungen), gefolgt von Julius Blum und Engel. Insgesamt wurden letztes Jahr 2.724 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist mit 642 Erfindungsanmel-

dungen Oberösterreich – über zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Bundesländer auf Platz zwei und drei: die Steiermark mit 463 und Wien mit 436 Erfindungsanmeldungen. Die größte Chance, eine Erfinderin oder einen Erfinder zu treffen, hat man in Vorarlberg – das westlichste Bundesland liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohner. „Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs stellt eine Schlüsseltechnologie zur nachhaltigen CO2-Reduktion dar. Wir bei AVL sehen einen Wettlauf und ein Miteinander unterschiedlicher Technologien in den Bereichen der Primärenergie, der Energieträger und der Antriebssysteme. Zur Erreichung der Klimaziele hat AVL in den letzten drei Jahren nahezu 100 Erstanmeldungen allein mit Schwerpunkt Wasserstoff und Brennstoffzellen eingereicht“, erklärt Helmut List, CEO AVL List, sein Abschneiden im Ranking. Marken und Innovationen 2019 brachte auch einen satten Anstieg der Markenanmeldungen. 6.261 Marken wurden beim Österreichischen Patentamt angemeldet – das ist um rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Marken wurden in Wien angemeldet (1.852), gefolgt von Niederösterreich (866) und Oberösterreich (748). Insgesamt wurden fast 11.000 Innovationen an das Österreichische Patentamt herangetragen – nicht nur Patent- und Markenanmeldungen: Auch die Serviceleistungen des Patentamts fanden


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WeltMeister Österreich

2019 regen Zuspruch. 1.292 Mal wurden die Services für Erfindungen, Marken und Designs von den heimischen Tüftlern und Erfindern in Anspruch genommen. Schützen Sie Ihr geistiges Eigentum! Internationale Studien zeigen: Junge Unternehmen vernachlässigen oft den Schutz ihres geistigen Eigentums. Denn nur neun Prozent aller KMU in der EU besitzen eigene Marken, Patente und Designs. Wenn man alleine die Patente betrachtet, dann sind es nur noch 0,8 Prozent aller KMU in der EU. „Viel zu wenig!“, heißt es dazu aus dem Österreichischen Patentamt. Daher wurde die IP Academy gegründet, wo Interessierte in Schulungen alles über Patente und Marken erfahren. Auch die Dienstleistungen des Patentamts haben besonders Newcomer im Fokus: Charlotte Ohonin hat z.B. der ‚Patent Scheck‘ geholfen, ihre Idee zu schützen. Die Gründerin des Start-ups Norganoid hat ein Gerät erfunden, mit dem Medikamente für neurologische Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson, am Gehirn eines konkreten Patienten getestet werden, ohne den Körper zu berühren. Dafür wird eine Miniatur des Organs auf einem Chip

Foto: Österreichisches Patentamt/APA-Fotoservice/Reither

Patente

Norganoid-Gründerin Charlotte Ohonin plant, weitere Ideen patentieren zu lassen.

hergestellt. Organ-On-Chip nennt sich die Technologie, die sich gerade zum Megatrend auswächst. Ohonin: „Zunächst waren wir uns nicht im Klaren darüber, dass unsere Ideen patentierbar sind. Erst Science Park Graz machte uns auf den Patent Scheck aufmerksam. Nun planen wir weitere Anmeldungen.” ◆

Das Patent

Die Marke

Ein Patent schützt Ihre Erfindung. Diese muss neu und erfinderisch sein und darf zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht veröffentlicht sein – alles, was vor der Anmeldung, irgendwo auf dieser Welt, auf welche Weise auch immer, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist Stand der Technik und damit nicht mehr neu.

Die Marke ist ein Unternehmenskennzeichen, das Waren und Dienstleistungen unterschiedlicher Erzeuger/Anbieter voneinander unterscheidet; sie ermöglicht dem Konsumenten, zu erkennen, aus welcher Quelle das Angebotene stammt.

Ein Patent ist ein territorial und zeitlich begrenztes Ausschließungsrecht (Monopol); Sie alleine dürfen die geschützte Erfindung in Österreich betriebsmäßig herstellen, vertreiben oder gebrauchen. Wichtig: Melden Sie Ihre Erfindung zuerst an, bevor Sie an die Öffentlichkeit gehen! Folgen Sie der Redewendung: „Reden ist Silber – Schweigen ist Gold!“ www.patentamt.at

Dem Unternehmen dient sie im geschäftlichen Verkehr als Abgrenzungsmittel gegenüber anderen und als unentbehrliches Marketingtool. Rechtlich gesehen, ist die Marke ein territorial begrenztes, selbstständiges Vermögensrecht. Es gibt keine „Bundesländermarken“. c Eine Unionsmarke schützt Ihre Marke in der gesamten Europäischen Union. c Eine internationale Marke nach dem Madrider System bietet Ihrer Marke internationalen Markenschutz in mehr als 120 Ländern (darunter z.B. in der EU, den USA, China oder Japan).


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24/7/365 # Gebäude-Infrastruktur # Facility Management # Analyse # Consulting # Ser vices # Monitoring # Repor ting

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WeltMeister Österreich Tourismus & Nachhaltigkeit

Verantwortungsvoll Urlaub in Österreich genießen Nachhaltiger Tourismus ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten; willkommener Nebeneffekt inklusive: Auch die Erholung ist nachhaltig.

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ine erstmalige Verwendung der Bezeichnung Nachhaltigkeit in deutscher Sprache im Sinne eines langfristig angelegten, verantwortungsbewussten Umgangs mit einer Ressource ist bei Hans Carl von Carlowitz im Jahre 1713 in seinem Werk Silvicultura oeconomica nachgewiesen, weiß Wikipedia. Carlowitz fragte, „wie eine sothane [solche] Conservation und Anbau des Holzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentbehrliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag“. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt also eigentlich aus der Forstwirtschaft und bedeutet, nie mehr zu verbrauchen, als nachwachsen kann. Heute geht der Begriff über die reine Rohstoffversorgung hinaus und beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems insgesamt – gegliedert nach dem ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekt. Alles Aspekte, die man auch im Tourismus findet.

Nachhaltige Anreise und nachhaltige Mobilität Laut der Gästebefragung T-Mona, Tourismus-Monitor Austria, ein Gästebefragungsprojekt, das seit 2004 besteht und von der Österreich Werbung gemeinsam mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und der Wirtschaftskammer Österreich, dem Marktforschungsunternehmen Manova und den neun Landestourismusorganisationen entwickelt wurde, reisten im Tourismusjahr 2017/18 lediglich 12% der Inlandsgäste umweltfreundlich mit der Bahn an. Im Tourismusjahr 2018/19 waren es bereits 16%; daran ist ersichtlich, dass die Anreise mit Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Foto: Österreich Werbung/Jungwirth

Wertvoller Beitrag „Verantwortungsvoller Tourismus leistet einen Beitrag für den Lebensraum, dessen Bewohner und die Gäste. Dabei geht es um Urlaubs-Erlebnisse, die sich am Menschen und an der Umwelt orientieren“, erläutert Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW). Und es zeigt sich: Nachhaltiger Tourismus wird für Österreich, aber auch für Österreicher immer wichtiger. Im Auftrag der neun Landestourismusorganisationen und der Österreich Werbung

hat die Meinungsforscherin Sophie Karmasin eine Studie rund um das Thema Inlandsurlaub in der Zeit nach der Coronakrise erstellt. Eine Frage im Rahmen der Studie war: Was hat die Krise mit den Werten in der Bevölkerung gemacht? Die Verschiebungen sind teils beachtlich. Über 50% der Befragten gewichten die Themen Freiheit, Natur, Miteinander und Sicherheit jetzt stärker als vor der Pandemie. Auch Heimat, Vertrautheit und Gelassenheit gewinnen an Bedeutung, genauso wie Entschleunigung und Nachhaltigkeit. „Das neue gesellschaftliche Klima ist mehrheitlich optimistisch. Die neue Situation wird als Anlass genommen, seine lebens- und Werteprinzipien zu überdenken. Ein neuer Lebensstil zeichnet sich ab: Bedachter, achtsamer – auf Natur, Heimat, Nachhaltigkeit und Gelassenheit ausgerichtet“, sagt Sophie Karmasin.


Foto: Österreich Werbung/Harald Eisenberger

Foto: Österreich Werbung/Julius Silver Foto: Österreich Werbung/Dietmar Denger

Foto: Österreich Werbung/Gerhard Trumler

Foto: Tourismus Salzburg GmbH Foto: Österreich Werbung/Julius Silver

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Kunst, Kultur, Natur, Kulinarik. Egal ob Städtereise, zu Lande oder zu Wasser, am Berg oder im Tal – Österreich hat für jeden Urlaubszweck die passenden Destinationen.

der Bahn – schon vor Corona – immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Auch bei den Gästen aus Deutschland und der Schweiz, die nach Japan am meisten Bahn fährt, liegt die klimafreundliche Anreise auf Schienen im Trend. Die T-Mona-Studie zeigt außerdem, dass Inlandsgäste, die per Bahn anreisen, im Hinblick auf die Wertschöpfung besonders attraktiv für den Tourismus sind: Mit Tagesausgaben von 174 € pro Person/Nacht (ohne Anreise) liegen sie deutlich höher als beispielsweise Autofahrer mit 150 € pro Person/Nacht. Angebot trifft auf Nachfrage und umgekehrt Im Travel & Tourism Competitiveness Index 2019 des World Economic Forum belegt Österreich von 140 Ländern Platz 1 in der Kategorie Gesundheit und Hygiene, Platz 2 bei der touristischen Infra­struktur sowie Platz 3 in der Kategorie Umweltverträglichkeit. Im Gesamtranking machte Österreich einen Platz gut und erreicht mit 5,0 Punkten den elften Rang. Die steigende Nachfrage nach nachhaltigem Urlaub trifft in Österreich auf ein reichhaltiges Angebot. Wie eine Überprüfung des heimischen Tourismus durch die ÖW verdeutlicht, kann Österreich anhand der fünf touristischen Erlebnisfelder – Natur, Kultur, Kulinarik, Regeneration und Begegnung – reüssieren. Beispiele gefällig? Es gibt wohl kaum noch Gastronomiebetriebe, die nicht auf regionale und damit saisonale Produkte setzen. Was die Kultur

betrifft, so hat Österreich, international betrachtet, die höchste Museumsdichte, und auf die Regeneration mittels Thermalquellen schwörten schon die Römer in der Antike. Umweltschutz ist bei uns schon seit jeher Thema, genauso wie der Klimaschutz – mit oder ohne Tourismus. Dass aber auf das Klima ganz besonders acht gegeben werden müsse, macht Umweltministerin Eleonore Gewessler begreiflich: „Die Klimakrise spüren wir aktuell sehr ­ deutlich: Trockene Wiesen und Felder, immer extremere Hitzetage, unterbrochen von Unwettern und Überschwemmungen. Auch der Tourismus leidet darunter, wenn beispielsweise der Wasserstand im Neusiedlersee so niedrig wird, dass man dort nicht mehr schwimmen oder segeln kann.“ Auf ihren Lorbeeren ausruhen können sich die österreichischen Tourismusbetriebe jedenfalls nicht, und „sie werden sich nach der Coronakrise – mehr denn je – mit den Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und Hygiene auseinandersetzen müssen“, meint Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, und ergänzt: „Österreich war immer schon ein besonders sicheres Urlaubsland, und Sicherheit wird in jeder Hinsicht auch ein wichtiges Erfolgskriterium für den rot-weiß-roten Tourismusstandort bleiben. Damit können und werden wir bei unseren Gästen punkten.“ Dieser Meinung schließt sich auch Petra Stolba an: „Sicherheit und Nachhaltigkeit sind für Österreich keine neuen oder fremden Themen. Das steckt in unseren Genen.“ ◆


WeltMeister Österreich Exporttag 2020

Die Highlights des diesmal virtuellen Exporttags 2020 Das jährliche Get-together der Aussenwirtschaft Österreich wurde zum Plädoyer für offene Märkte und einen starken europäischen Standort.

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er Exporttag gilt alljährlich als der Höhepunkt des rotweiß-roten Exportjahres und die bedeutendste Veranstaltung der Aussenwirtschaft Austria. Dieses Jahr fand er, Corona lässt grüßen, erstmals völlig digital statt. Im Zentrum stand der Neustart des heimischen Exportmotors: Wo entstehen bereits jetzt neue Chancen? Wie entwickeln sich die Märkte während und nach Corona? Und welche Unterstüt­zungen können österreichische Exportunternehmen in Anspruch nehmen?

mischen Betriebe seien aber durch ihre qualitativen Produkte und Dienstleistungen in den Weltmärkt bereits stark positioniert, worauf man nun aufbauen könne. Europäischer Wiederaufbaufonds im Fokus Über den europäischen Wiederaufbaufonds und die Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaft sprach die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel im EU-Talk mit EU-Kommissar Johannes Hahn; dabei ging es vor allem um die Frage, wann die neuen Unterstützungsprogramm für die heimischen Unternehmen verfügbar sind und welche Branchen dabei im Mittelpunkt stehen. „Worum es nun vor allem geht, ist der Restart der österreichischen Wirtschaft, der ja eng mit dem Restart der europäischen Wirtschaft zusammenhängt. Denn 80 Prozent der Regularien, die unsere Unternehmen betreffen, kommen ja aus Brüssel“, rief Kühnel in Erinnerung. Johannes Hahn betonte vor allem die Sicherstellung der Lieferketten für die europäischen Schlüsselindustrien und -produktionen und forderte zudem mehr Mut und mehr Risikobereitschaft, um auch nach Corona wirtschaftlich weiterhin so erfolgreich sein zu können.

Foto: WKÖ

Die Neuordnung der Weltwirtschaft nach Covid-19 Bei einer der vielen hochkarätigen Diskussionsrunde, bei der neben der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Margarete Schramböck, und WKÖ-Generalsekretär-Stellvertreterin Mariana Kühnel auch die Keynote-Speaker Matthias Horx, Parag Khanna und Gernot Wagner teilnahmen, drehte sich alles um die Neuordnung der Wirtschaft und konkrete Handlungsempfehlungen für die Wirtschaft und Betriebe nach Covid-19. „Was wir daraus lernen, ist ganz klar: Dass wir mehr auf die Resilienz achten“, forderte Schramböck. Denn natürlich solle es den globalen Handel weiterhin geben, aber man müsse auch einen Blick darauf werfen, wo produziert werde, so die Ministerin. Kühnel unterstrich die Hilfsmaßnahmen der Aussenwirtschaft für die heimische Exportwirtschaft, die mit ihren Services wie dem WKÖ-Exportradar den Firmen mit exklusiEU-Kommissar Johannes Hahn war via Liveschaltung beim Exporttag dabei. ven Infos unterstütze. Die hei-

EU-Handelspolitik „Wir haben die Europäische Union immer unterstützt und werden sie immer unterstützen, damit sie angesichts eines fehlgeleiteten Protektionismus ihre führende Rolle bei der Förderung des freien und nachhal-


Foto: WKÖ

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WKÖ-Generalsekretär-Stellvertreterin Mariana Kühnel und Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Margarete Schramböck, auf der Main Stage.

tigen Handels behält“, sagte Jürgen Roth, Vizepräsident des europäischen Handels-Dachverband EuroCommerce, im Rahmen des Exporttags 2020 der Wirtschaftskammer Österreich in einem Videocall mit EU-Handelskommissar Phil Hogan. „Wenn es eine Lektion aus den Entwicklungen der letzten Monate gibt, dann ist es die, die Märkte offen zu halten“, hob Roth in Richtung EU-Handelskommissar Hogan hervor. „Die europäischen Einzel- und Großhändler sind weltweit tätig, sei es als Exporteure von in Europa hergestellten, stark nachgefragten Produkten oder als Importeure, wo wir dazu beitragen, den Verbrauchern eine große Auswahl der besten Produkte der Welt zu bieten“, hielt Roth fest. Roth geht davon aus, „dass sich die EU-Handelspolitik mehr denn je auf die Chancen im digitalen Bereich konzentrieren wird. Die digitale Agenda der EU muss unseren Unternehmen helfen, zu wachsen und Möglichkeiten auf den Weltmärkten durch den elektronischen Handel zu erkunden.“ Auf der virtuellen Main Stage plädierte Eurochambres-Präsident Christoph Leitl für die Position Europas in der Welt: „Mit einem starken gemeinsamen Markt und möglichst vielen Freihandelsabkommen in der ganzen Welt, unterstützt durch europäische Innovation und Qualifikation, können wir alle globalen Herausforderungen erfolgreich meistern“, betonte Leitl. Dazu sei es nun essenziell, dass die Europäische Union die Betriebe zielgerichtet unterstützt und dass diese Hilfe möglichst rasch ankomme. ◆

Das Exportjahr 2019 Das Vorjahr brachte ein schönes Exportwachstum von 2,3%. Da die Importe nur um 1,1% zulegten, ging auch das Außenhandelsdefizit zurück. Die Warenausfuhren kamen auf 153,50 Mrd. €, die Einfuhren auf 157,82 Mrd. €. Das Defizit der Handelsbilanz verringerte sich damit von 5,99 Mrd. € auf 4,32 Mrd. €. Die Warenexporte in die EU legten 2019 um 1,9% auf 106,94 Mrd. € zu, die Importe aus der EU um 0,3% auf 110,66 Mrd. €. Der Außenhandel mit Drittstaaten wuchs schneller: Die Exporte stiegen um 3,2% auf 46,56 Mrd. €, die Importe um 3,1% auf 47,16 Mrd. €. Über die Hälfte des österreichischen Außenhandels entfiel 2019 auf die fünf Länder Deutschland, Italien, USA, China und Schweiz. Mit jeweils nur 20 Ländern werden rund 85% der Exporte und Importe abgewickelt. Außer Liechtenstein gehören alle Nachbarländer dazu. Australien schaffte es mit einem Exportzuwachs von 29,6% unter die 20 wichtigsten Partnerländer und verdrängte damit die Republik Korea.


WeltMeister Österreich Banken

Die unsichtbare Hand und der Lebenssaft der Wirtschaft Unternehmen brauchen Kapital, um sie am Laufen zu halten. Österreichs Banken spielen dabei eine verantwortungsvolle Rolle.

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hne Geld läuft in der Wirtschaft nichts – die Versorgung mit dem „Lebenssaft der Ökonomie“ ist die Grundaufgabe der Banken. Kaum ein Unternehmen, das ohne entsprechenden Polster seinen Betrieb aufrechterhalten kann. Die Finanzinstitute erledigen diesen Job der Kapitalversorgung oft ohne dass dies einer breiten Bevölkerung bewusst ist – als „unsichtbare Hand“ quasi, die alles ins Laufen bringt und in Schwung hält; ihre Bedeutung für die Wirtschaft ist eminent. Das hat sich während der Coronakrise so deutlich gezeigt wie kaum jemals sonst, denn hier spielte auch die Versorgung der Be-

völkerung mit dem „Lebenssaft“ eine zentrale Rolle. Österreich verfügt zur Bargeldversorgung mit rund 9.000 Bankomat- und Geldausgabegeräten und weiteren Auszahlungsmöglichkeiten an Kassenterminals im stationären Handel sowie an Tankstellen über eine sehr gute Infrastruktur zur Bargeldversorgung – die machte sich eindeutig bezahlt; es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für den Geldfluss. Das Land verfügt über ein dichtes Netz an Banken und belegt dabei einen der Spitzenplätze in Europa. Insgesamt existieren in der Republik Österreich rund 600 Geldinstitute und circa 3.600 Zweiganstalten.

Foto: Erste Bank Österreich

Wirtschaft und Banken „Nur wenn es den Unternehmen und der Wirtschaft gut geht, geht‘s auch den Banken gut“, sagt der Präsident des Verbandes österreichischer Banken und Bankier, Robert Zadrazil. „Alle österreichischen Banken tun ihr Möglichstes, um ihre Kunden durch diese schwierige Zeit zu begleiten. Und sie sind dafür auch gut aufgestellt, denn die heimischen Banken verfügen über ausreichend Kapital und Liquidität“, so Zadrazil. „Das ist ein wesentlicher Unterschied zur Finanzkrise 2008 – damals waren die Finanzmärkte Teil des Problems, in der Coronakrise 2020 sind die Banken und andere Finanzinstitutionen Teil der Lösung.“

„Wir tun weiterhin alles, um Überbrückungskredite, Stundungen und die Abwicklung staatlicher Hilfsmaßnahmen raschest umzusetzen, um die Folgen der Krise für Unternehmen möglichst gering zu halten.“ P e t e r B o s e k , Vo r s t a n d s v o r s i t z e n d e r E r s t e B a n k Ö s t e r r e i c h

System ist weltweit führend Das österreichische Bankensystem funktioniert reibungslos und gilt als eines der besten und sichersten weltweit – das zeigt sich auch an den Zahlen. Dabei sind nicht die Summen relevant, denn Österreich gehört schon alleine wegen seiner Bevölkerungszahl hier nicht zu den „Riesen“, sondern die prozentuelle Entwicklung. So legten Unternehmenskredite 2019 um beachtliche 6,2 Prozent auf insgesamt 163,4 Mrd. € zu, die Ausleihungen an private Haushalte sind im Jahresabstand um 4,2 Prozent auf 168,8 Mrd. € gestiegen.


Foto: Pixabay/Philippe Delaviea

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Liquidität ist der Lebenssaft der Wirtschaft. Österreichs Banken als Partner der Wirtschaft stellen eine reibungslose Versorgung sicher.

Gleichzeitig erhöhte sich das Einlagenvolumen von Unternehmen bei österreichischen Banken um 5,2 Prozent auf einen neuen Höchststand von 70,9 Mrd. €. Es wird also weiter fleißig gespart in Österreich! Die österreichischen Banken haben in den letzten Jahren ihre Eigenkapitalreserven deutlich gestärkt. Insbesondere haben sie ihr Krisenpolster, also ihr hartes Kernkapital, zwischen 2008 und 2019 von acht auf rund 16% verdoppelt und das Volumen der faulen Kredite von 14 auf rund zwei Prozent abgebaut. Dank der stabilen Ertragslage, den niedrigen Kreditzinssätzen und dem hohen Bestand an kurzfristig verfügbaren Bankeinlagen waren die österreichischen Banken für die Bewältigung der besonderen Herausforderungen durch Covid-19 dann gut gerüstet. Die Geldflut hält die Flotte am Schwimmen Auch hier gibt es respektable Zahlen: Alleine in den wenigen Monaten seit Beginn der Krise im März bis zum Ende Mai 2020, als sich eine Lockerung der Situation abzeichnete, haben die Banken in Österreich insgesamt zusätzliche liquide Mittel in Höhe von rund 28 Mrd. € an heimische Unternehmerinnen und Unternehmer vergeben, um die Auswirkungen der Krise zu glätten. Darüber hinaus wurden rund 194.000 freiwillige Stundungen bei Kreditzahlungen im Ausmaß von rund 29 Mrd. € vorgenommen.

Auf die Bedeutung der Banken für die Wirtschaft macht auch Peter Bosek, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank Österreich, aufmerksam: „Zentraler Faktor in der Krise ist die Liquiditätsversorgung. Wir tun weiterhin alles, um Überbrückungskredite, Stundungen und die Abwicklung staatlicher Hilfsmaßnahmen raschest umzusetzen, um die Folgen der Krise für Unternehmen möglichst gering zu halten.“ Dies erfolgte trotz aller Hürden, die die Krise mit sich brachte und die Wirtschaft weltweit mit voller Breitseite traf: „An den ­negativen Wirtschaftsprognosen kann man nicht vorbeisehen. Für sehr viele Branchen, aber vor allem für Tourismus, der Gastronomie und auch viele kleine heimische Unternehmen und Start-ups, ist das ein Fiasko. Das lässt sich nicht schönreden und es bleibt ­abzuwarten, welche Folgen das letztendlich haben wird“, ­analysiert der Erste-Bank-Österreich CEO. „Es ist immens wichtig, dass auch die kleinen Unternehmen überleben und Österreichs Wirtschaft sich weiterhin durch Diversität auszeichnet. Wir sind sehr bemüht, hier alle mit den Möglichkeiten, die uns zu Verfügung stehen und im Rahmen der Gesetze sind, bestmöglich zu unterstützen.“ Bosek hat auch ein Credo für die Zukunft: „Wir müssen alle zusammen an der Zuversicht arbeiten. Wirtschaftstreibende und Konsumenten brauchen wieder Vertrauen in die Zukunft, um ­Normalität in Konsum und Wirtschaftsleben zu bekommen.“


WeltMeister Österreich

Foto: Sabine Klimpt

Banken

Die Raiffeisen Bank International hat mehr als 16 Millionen Kunden im CEE-Raum.

Die Lust am Unternehmertum stärken Ein Problem, das auf die Wirtschaft drückt, ist hausgemacht und hierzulande historisch gewachsen – jedoch sicher keine österreichische Eigenart: „Ein großes Hindernis für Unternehmen sind leider oft noch bürokratische Hürden“, sagt Peter Bosek. „Es hat in der Ausnahmesituation schon Lockerungen gegeben, die die Abwicklung vieler Maßnahmen wie Unternehmenskredite oder auch Stundungen deutlich beschleunigt haben.“ Das ist jedoch noch nicht genug: „Wir brauchen dringendst für Unternehmen weitere Lockerungen; sozusagen eine Proportionalität der Auflagen. Es macht echt keinen Sinn, zum Beispiel kleine Gastronomen oder sonstige kleine Unternehmer ständig regulatorisch zu sekkieren. Es sollten da dringendst ein paar Dinge diskutiert werden, um Hürden aus dem Weg zu räumen und den Unternehmern wieder die Lust am Unternehmertum zurückzugeben“, sagt der CEO der Erste Bank. Das Banking für Kunden angenehm machen Eine der wichtigsten Banken für die österreichische Wirtschaft ist die Raiffeisenbank International, kurz RBI: Die RBI versteht sich als Relationship-Bank und pflegt naturgemäß zur österreichischen Wirtschaft besonders intensive Beziehungen, so das Unternehmen. „Daher ist es uns ein Anliegen, unsere Relationship-Kunden auch in Zeiten der Krise bestmöglich mit Finanzierungs- und Beratungs-

lösungen zu servicieren. Darunter fällt natürlich auch die kompetente Beratung zu den im Zusammenhang mit Covid-19 ins Leben gerufenen Fördermodellen für Unternehmen.“ Darauf will man es aber bei der Raiffeisenbank International nicht beruhen lassen: „Natürlich wollen wir das Banking für unsere Kunden so angenehm wie möglich gestalten und daher bauen wir unser digitales Angebot kontinuierlich aus, wie zum Beispiel bei der elektronischen Abwicklung des KYC-Prozesses (eKYC; Anm.) sowie der Kontoeröffnung auf elektronischem Weg (eAccountOpening; Anm.).“ Ein verlässlicher Partner Die RBI ist ein verlässlicher Partner und Financier der heimischen Wirtschaft: „Dies zeigt sich einerseits, wenn es um Investitionen in Österreich geht, und andererseits, wenn es darum geht, heimische Unternehmen in unseren Kernmarkt CEE zu begleiten. Innerhalb Österreichs ist der Raiffeisensektor Marktführer: Rund 1/3 der Kredite an Firmenkunden werden von Raiffeisen ausgereicht – Tendenz steigend“, heißt es bei der Raiffeisenbank International. Die RBI stellt sich den Herausforderungen, die auf den Bankensektor zukommen: „Auch wenn das Jahr 2020 sicherlich durch Covid-19 geprägt war, blicken wir auch in die Zukunft: Neben der Digitalisierung werden auch die Anforderungen des Klimawandels die Finanzwirtschaft nachhaltig beeinflussen, was Auswirkungen


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Foto: Lukas Bezila

Mitteln einen Schub geben: auf die Geschäftsmodelle vieler „Für uns Banken liegt es im österreichischer Unternehmen ureigensten Interesse, alle Hehaben wird.“ Gegenüber neuen bel in Bewegung zu setzen, Ideen ist man bei der Raiffeidamit die heimische Wirtschaft senbank International immer gut durch die Krise kommt und offen: „Wir sind bereit, diesen bald wieder durchstarten Weg der Veränderung gemeinkann.“ sam mit unseren Kunden zu gehen, indem wir ihnen ‚grüne‘ Der Vorstandsvorsitzende der UniCredit Bank Austria, Robert Zadrazil, ist auch der Erschließung neuer Märkte Finanzierungslösungen anbieChef des Österreichischen Bankenverbandes. In der ersten Phase war es extten. Es ist uns wichtig, als Vorrem wichtig, so Zadrazil, durch Maßnahmen wie Stundungen und reiter auf diesem Gebiet unsere gesellschaftliche Verantwortung Überbrückungskredite sicherzustellen, dass die Kunden liquide wahrzunehmen.“ bleiben und weiterhin zur Inlandsnachfrage in Österreich beitragen können: „Worum es geht, ist, die Unternehmen einerseits durch die Klein und Groß Krise zu begleiten, aber auch bei Rücknahme der Einschränkungen Robert Zadrazil ist nicht nur Chef des Bankenverbandes, er ist auch bestmöglich zu unterstützen. Hier beraten wir Unternehmen mit Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria. Er beschreibt unserem umfangreichen Finanz-Know-how. Wir bieten neben undie Rolle seines Unternehmens in Österreichs Wirtschaft so: „Als serer Kernkompetenz bei der Finanzierungs- und Förderberatung Österreichs führende Unternehmerbank sind wir ein stabiler und auch qualifizierte Beratung bei der Liquiditätsplanung, der Überarverlässlicher Partner der heimischen Betriebe – von Ein-Personenbeitung von Businessplänen oder wenn es darum geht, neue MärkUnternehmen bis hin zum großen Konzern. Wir sind grundsolide te zu erschließen“, sagt Robert Zadrazil. aufgestellt und verfügen über ausreichend Kapital und Liquidität, um private Haushalte und Unternehmen jeder Größe zu finanzieren Der Blick in die Zukunft und zu unterstützen. Wir sind sowohl in der Lage als auch willens, Die Krise hat den Zugang der Kunden zu Banken in ein neues Licht unsere Verantwortung wahrzunehmen.“ gerückt: Durch die Ausgangsbeschränkungen haben viele festgeDie Versorgung mit Liquidität ist für Zadrazil ein zentrales Anstellt, dass sich manche Bankgeschäfte auch sehr gut online abwiliegen: „Wir vergeben jede Woche Kredite in Höhe von vielen Hunckeln lassen. Die Experten des Bankenverbandes gehen dadert Millionen. Zu Beginn der Coronakrise haben wir von aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und in zum Beispiel in wenigen Wochen Kredite in der d e n Filialen künftig eher nur noch Beratung für Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro vergekomplexe Produkte und individuelle Löben und Zehntausende Stundungen sungen stattfinden wird. umgesetzt, um Unternehmen und Mobile Payment rückte immer private Haushalte zu unterstütmehr in den Fokus und wurde oft zen. Damit sind wir als eine der zum ersten Mal ausprobiert. Wenn führenden Banken des Landes die Erfahrungen der Kunden daein verlässlicher Partner unsemit positiv waren und sie festgerer Kunden.“ stellt haben, dass alles problemDer Vorstandsvorsitzenlos funktioniert, werden sie de der UniCredit Bank Ausdiese Zahlungsoption weitria will der Konjunkterhin nützen, ist man tur mit den Banbeim Bankenverken zu Verfüband überzeugt. ◆ Foto: Pixabay/Gerd Altman gung stehenden


WeltMeister Österreich Versicherungen

Die österreichischen Assekuranzen sind Weltklasse Die Vienna Insurance Group ist ein Big Player in CEE. Im Interview erzählt CEO Elisabeth Stadler über die Aktivitäten der VIG.

Ein neuer Stern im Osten Einer der Big Player in Zentral- und Osteuropa ist die Vienna Insurance Group, kurz VIG. Hervorgegangen aus der seinerzeit nur in Österreich aktiven Wiener Städtischen Versicherung, quasi die „Urmutter“ des heutigen Konzerns, hat das Unternehmen heute rund 50 Töchter im gesamten CEE-Raum. Seit 2016 steht die studierte Versicherungsmathematikerin Elisabeth Stadler an der Spitze der VIG Holding. Im Gespräch mit Weltmeister Österreich berichtet sie über Aktivitäten und Pläne einer der größten Assekuranzen in Zentral- und Osteuropa.

Welche Vorteile sehen Sie im Standort Österreich für Ihre Aktivitäten? Wir konnten als österreichisches Unternehmen, wie viele andere heimische Betriebe auch, den Fall des Eisernen Vorhangs für unsere Expansionspläne in den Osten nutzen. Österreich ist durch die Ostöffnung vom Rand Europas in die Mitte gerückt und bietet aufgrund der hohen wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung eine optimale Plattform für unsere Erweiterungsstrategie. Wir haben vor genau 30 Jahren als First Mover begonnen, in die CEE-Region zu expandieren. Heute sind wir nicht nur in Österreich, sondern auch in CEE klarer Marktführer. In der Mehrheit der Märkte, in denen wir vertreten sind, nehmen wir Platz 1 ein bzw. sind unter den Top 5.

Foto: PhilippLipiarski

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sterreichs Versicherer gehören zu den stabilsten Unternehmen der Welt. Während in den USA und sonstwo schon einmal die eine oder andere Firma über die Klinge sprang, haben rot-weiß-rote Assekuranzen auch in der schwersten Krise nicht einmal gezuckt. Versicherungen sind in der Alpenrepublik ein wichtiger Arbeitgeber mit rund 60.000 Mitarbeitern und wirken sich stabilisierend auf die Finanzmärkte aus; sie haben Vermögenswerte von über 110 Mrd. € in Staatsanleihen, Immobilien, Beteiligungen oder Aktien investiert. Zu gesellschaftspolitischen Belangen wie zum Beispiel Altersvorsorge, Gesundheit, Schutz in Freizeit und Verkehr, Sicherheit von Eigentum und betriebswirtschaftlicher Tätigkeit leistet die Branche einen maßgeblichen Beitrag. Die Österreicher sind recht versicherungs-affin: Über 50 Mio. aufrechte Verträge haben sie bei heimischen Versicherungen abgeschlossen. Insgesamt verzeichnete die österreichische Versicherungswirtschaft im Jahr 2019 ein Wachstum der Prämieneinnahmen um 2,1% auf 17,7 Mrd. €. In der Lebensversicherung gab es jedoch, bedingt durch das Niedrigzins-Umfeld, das die Entwicklung der Sparte in ganz Europa drückt, erneut einen Rückgang der Prämienentwicklung. Das Gesamtprämienaufkommen lag 2020 bei rund 18 Mrd. €; das entspricht einem Zuwachs von etwa 1,9%.

Elisabeth Stadler ist die Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group.


Foto: Pixabay

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Die Österreicher mögen Versicherungen: Über 50 Millionen aufrechte Verträge haben die Alpenrepublikaner bei rot-weiß-roten Versicherungen abgeschlossen.

Nordeuropa, nutzen. Sprich, wir sind immer offen für GelegenheiWas macht die VIG-Gruppe als österreichisches Unternehmen ten, wenn es um Wachstum geht. Primärer Fokus bleibt aber die so erfolgreich in Zentral- und Osteuropa? CEE-Region – wir sehen hier noch enormes Wachstumspotenzial. Erstens, früh die Chance zur Expansion in diese aufstrebende Region genutzt zu haben. Die Vienna Insurance Group legt ihren FoNach welchen Kriterien werden Wachstumsmöglichkeiten sekus auf Zentral- und Osteuropa und verfolgt eine langfristige Gelektiert? schäftsstrategie in den Märkten, in denen sie tätig ist. Es war nicht Bei all unseren Überlegungen muss natürlich immer die Profitabilinur wichtig, als eine der ersten Versicherungen die neue Ostöfftät im Vordergrund stehen. Was sich nicht rechnet, bleibt tabu für nung zu nutzen; das war auch eine goldrichtige Entscheidung. uns. Wir setzen Maßnahmen, damit wir nicht nur von guten WirtMittlerweile erwirtschaften wir mehr als die Hälfte unserer Prämien schaftsdaten profitieren, sonund unseres Gewinns in der dern aufgrund unserer langfrisCEE-Region. Zweitens eine tigen Perspektive auch nachlangfristige und kundenorien„Das Geschäftsmodell Versicherung an und für sich haltig erfolgreich und profitabel tierte Strategie in den Märkten wird sich nicht verändern, aber ich sehe eine Adapsein können. Bezüglich Akquizu verfolgen. tion als notwendig .“ sitionen prüfen wir laufend entWir haben – mit Ausnahme sprechende Möglichkeiten am von Russland – noch keinen Elisabeth Stadler Markt. Nicht alles, was wir uns Markt, den wir erschlossen haansehen, entspricht auch unseben, wieder verlassen. Wir inren Anforderungen. Zukäufe erfolgen dort, wo es wirtschaftlich vestieren nachhaltig und leisten einen wertvollen Beitrag zur posisinnvoll und möglich ist. tiven Entwicklung der Versicherungsmärkte, in denen wir tätig sind. Drittens unsere breite Streuung und Diversifizierung. So nutWelche Positionierungsstrategie verfolgen Sie? zen wir alle Chancen bei gleichzeitiger Verteilung von Risiken. Unser klares Ziel ist, uns als verlässlichen und stabilen Partner zu Wie und wo will die Gruppe weiter wachsen? positionieren. Ich sehe das unter anderem durch unsere GeschäftsUnser Kompass zeigt klar weiter nach Osten, wobei wir auch sehr ergebnisse bestätigt. Wir haben seit 2016 unsere Planvorgaben erfolgreich spezifische Geschäftsmöglichkeiten, wie zum Beispiel in


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Foto: Group Robert Newald

Versicherungen

gen betroffen. Daher beobachten wir die laufende Entwicklung der Kapitalmärkte sehr genau. Wir sind jedoch zuversichtlich, die Auswirkungen der Coronakrise so gut wie möglich zu bewältigen. Denn wir haben eine solide Kapitalstärke und ein sehr gutes Jahr 2019 mit Topergebnissen vorzuweisen. Eine starke Bilanz und eine umsichtige Rechnungslegung bilden gerade in Zeiten wie diesen ein belastbares Fundament. Als dritte Stärke sehe ich unser Managementprogramm Agenda 2020 mit Fokus auf Effizienzsteigerung und der Forcierung der digitalen Transformation der Gruppe. Wir haben 2017 mit dem Programm begonnen und führen die gesetzten Maßnahmen auch während der Coronakrise konsequent weiter. Welche Ziele haben Sie sich für das Jahr 2020 gesetzt? Im Fokus steht die bereits erwähnte Agenda 2020, die in erster Linie dazu dient, unsere Profitabilität und Zukunftsfähigkeit weiter zu steigern. Darin enthalten sind auch Chancen, Wachstumspotenziale zu nutzen, die wir zum Beispiel in der Krankenversicherung, dem Bankversicherungsvertrieb, im Firmenkundengeschäft, im Ausbau des Rückversicherungsgeschäfts und in profitablen Akquisitionen sehen. Wir arbeiten bereits an einem Folgeprogramm bis 2025.

Der Ringturm an der Wiener Ringstraße ist das Wahrzeichen der VIG.

stets übererfüllt. In und für Generationen zu denken, Leistungsversprechen gegenüber den Kunden jederzeit einlösen zu können, bestimmen seit jeher unser Kerngeschäft. Vorausschauendes Wirtschaften und ertragreiches Wachstum sind somit Grundvoraussetzungen für die langfristige Stabilität der Gruppe. Wie hoch ist Ihr Marktanteil in Ihrem Aktionsgebiet? Wir sind nicht nur die größte Versicherungsgruppe Österreichs mit einem Marktanteil von 25,5 Prozent, sondern auch die führende Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa mit einem Marktanteil von rund 18 Prozent. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie dort insgesamt? Für die VIG-Gruppe sind über 25.000 Mitarbeiter in 30 Ländern tätig, die mehr als 22 Millionen Kunden betreuen. Wie lief 2020 für Sie? Welche Aktivitäten gab es? Die Covid-19-Pandemie bringt uns eine weltweit wirtschaftliche Ausnahmesituation, die natürlich auch an uns nicht spurlos vorübergeht. Insbesondere sind wir von den Kapitalmarktentwicklun-

Wo setzen Sie Schwerpunkte? Aus unserer Sicht sind Nachhaltigkeit und die Digitalisierung zwei Bereiche, die die umfassendsten Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft darstellen und entscheidend für die Chancen auf Wachstum sind. An deren Wichtigkeit sehe ich auch keine Änderung durch die Coronakrise, im Gegenteil. Das Leben mit der Pandemie wird Spuren hinterlassen und den Trend zu mehr Nachhaltigkeit meiner Einschätzung nach sogar noch beschleunigen. Denn die Auswirkungen beispielsweise eines Klimawandels, mit denen wir bereits alle spürbar konfrontiert werden, verschwinden wegen der Coronakrise nicht. Wir sehen Nachhaltigkeit als wesentlichen Teil der Unternehmensstrategie und als Wettbewerbsvorteil. Zu einer nachhaltig und langfristigen Perspektive gehört für mich auch, sich zukunftsfit zu halten und deshalb sehen wir auch die digitale Transformation als Wachstumschance. Durch die Digitalisierung kann ich einen klaren Mehrwert für den Kunden schaffen und unser Geschäftsmodell dem vor allem technisch getriebenen und veränderten Nutzungsverhalten der Kunden anpassen. Wir haben derzeit mehr als 180 Digitalisierungsprojekte in unserer Gruppe laufen und investieren jährlich rund 50 Millionen Euro in die Digitalisierung.


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Das alles wird von Ihrem Firmensitz, dem Wiener Ringturm, gesteuert, der heuer sein 65jähriges Bestandsjubiläum feiert. Für Sie ein besonderes Bürogebäude? Zweifellos, es ist nicht nur der Unternehmenssitz unseres Hauptaktionärs, des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, unserer größten Einzelgesellschaft, der Wiener Städtischen Versicherung und der Vienna Insurance Group, es war das erste Bürohochhaus Österreichs und wurde kurz nach Unterzeichnung des Staatsvertrags am 14. Juni 1955 eröffnet. Es hat somit auch einen gesellschaftlich hohen Stellenwert, denn es galt als Symbol der wiedergewonnenen österreichischen Freiheit und des wirtschaftlichen Aufschwungs. Wir sehen unseren Unternehmenssitz heute auch als Ort der Begegnung und des Austauschs. Es finden zahlreiche kulturelle und politische Diskussionen und Ausstellungen statt. Besonderen Stellenwert hat der Ringturm als eines der größten urbanen Kunstwerke in Europa erlangt: Seit 2006 verwandelt sich der Ringturm regelmäßig in ein 4.000 Quadratmeter großes Kunstwerk; bedingt durch die Corona-Pandemie, fand aber 2020 die berühmte Ringturmverhüllung leider nicht statt. ◆

Foto: Robert Newald

In welcher Form wird die Digitalisierung das Geschäftsmodell der Versicherung verändern? Das Geschäftsmodell Versicherung an und für sich wird sich nicht verändern, aber ich sehe eine Adaption als notwendig und zwar dahingehend, dass wir Leistungen und Services bieten, die nicht dem ursächlichen Versicherungsgedanken, sprich dem Absichern von Risiken, zuzuordnen sind, wie zum Beispiel AssistanceLeistungen. Ich sehe beim Kunden ein verändertes Absicherungsverhalten, das durch Kurzfristigkeit und Anlassbezogenheit geprägt ist. Und hier geht es darum, dass wir uns als Versicherung anpassen: In erster Linie müssen wir unser Geschäftsmodell dem geänderten, vor allem technisch getriebenen, Nutzungsverhalten anpassen, um damit den Bedürfnissen der Kunden zu entsprechen. Somit sehen wir in der Digitalisierung vor allem einen Mehrwert: Wir treten nicht erst mit dem Kunden im Schadenfall in Kontakt, sondern können darüber hinaus viele attraktive Services für unsere Kunden bieten. Wir setzen bereits zahlreiche Maßnahmen in diesem Bereich.

Die Komunálna Versicherung im österreichischen Nachbarstaat Slowakei ist eine der Konzerngesellschaften der Vienna Insurance Group.


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Die Wiener Börse – Ballsaal heimischer Aktiengesellschaften Der Tanz übers Börsenparkett war schon 2019 kein leichter, im Frühjahr 2020 gab Covid-19 einen noch schwierigeren Takt vor.

S

ie ist eine der traditionsreichsten Börsen der Welt, gegründet im Jahre 1771. Heute ist die Wiener Börse ein modernes, kunden- und marktorientiertes Infrastruktur-Unternehmen, das die Börsenplätze Wien und Prag betreibt. Die Börsengruppe stellt modernste Infrastruktur, Marktdaten und Informationen zur Verfügung. Das Geschäft steht auf fünf Säulen: Wertpapierhandel und -listing, Marktdaten, Index-Berechnung, IT-Services und Zentralverwahrung von Wertpapieren.

Die Handelszeiten und der Kurszettel wurden erweitert, die Geschäftsfelder IT-Services, Marktdaten und Zentralverwahrung verzeichneten ein signifikantes Wachstum. Dadurch konnten sinkende Handelserträge kompensiert und das Ergebnis stabil und über den Planungen gehalten werden. „Die Wiener Börse überzeugt mit Qualität und neuen Initiativen in einem fordernden Wettbewerbsumfeld. Sie stellt die bestmögliche Infrastruktur für heimische Unternehmen, globale Investoren und regionale Partner bereit. Mit Blick auf Post-Corona-Zeiten ist der Staat gut beraten, privates Kapital zu aktivieren und auf die Börse zu setzen, damit es mit Österreichs Wirtschaft rascher bergauf gehen kann“, so Heimo Scheuch, Aufsichtsratspräsident der Wiener Börse. „Das Erfolgsrezept am Börsenprodukt ist, dass kein anderes Instrument gleichzeitig für mehr Finanzierung, Sichtbarkeit des Unternehmens und Sicherstellung einer nachhaltig professionellen Unternehmensorganisation sorgt. Genau das wird nach der Coronakrise gefragt sein, auch wenn derzeit noch Kredite im Vordergrund stehen.“

Foto: Wiener Börse

Rückschau: Stabilität durch breite Diversifizierung Über das Geschäftsjahr 2019 zog die Wiener Börse AG Bilanz und gab Einblicke in ihre aktuellen Initiativen. Der Ausbau der Handelsdienstleistungen, drei IPOs – diese Unternehmen debütierten im Top-Segment prime market: Marinomed Biotech (01.02.2019), Frequentis (14.05.2019) und Addiko Bank (12.07.2019). RHI Magnesita notiert seit März 2019 wieder im standard market – neue KMU-Segmente und zunehmende Anleihen-Listings unterstreichen die Attraktivität des Wiener Marktplatzes für Unternehmen. In einem sich konsolidierenden Markt, der weiterhin starken regulatorischen Belastungen unterworfen ist, entwickelte sich der Aktienhandel in ganz Europa rückläufig. In diesem herausfordernden Umfeld baute der heimische Börsenbetreiber seine Marktanteile und seine Position Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse AG. als Infrastrukturanbieter aus.

Zahlen 2019 Der Unternehmensumsatz belief sich 2019 auf 66,8 Mio. €, ein leichter Rückgang von 3,3% (2018: 68,9 Mio. €), was vorrangig auf die rückläufige Aktivität der Handelsteilnehmer zurückzuführen ist (Wien 2019: 62 Mrd. €, 2018: 70 Mrd. €, -12%, Prag: 2019: 8,5 Mrd. €, 2018:


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2019 wurde der Bulle von Analysten immer wieder angezählt, 2020 hat der Bär den Bullen abgelöst – ob wegen Corona oder nicht, darüber scheiden sich die Geister.

11,1 Mrd. €, -24%). Die Rückverlagerung von Geldern nach Nordamerika sowie die Unsicherheiten aufgrund des Brexit ließen die internationalen Investoren verhaltener agieren. Sehr positiv entwickelten sich die Umsätze im Geschäftsbereich IT-Dienstleistungen. Auch im Datengeschäft, im Listing, dem Handel von Auslandswerten sowie bei der Wertpapierverwahrung konnte Wachstum erzielt werden. Durch die weiter ausgebaute Diversifikation wurde damit der E ­ rtragsrückgang im Handel fast vollständig kompensiert. Mit der Verschmelzung der Wiener Börse AG auf die frühere Holding wurde die Konzernstruktur zur Kosteneinsparung vereinfacht. Die Wiener Börse AG erwirtschaftete im Jahr 2019 ein Ergebnis vor Steuern von 34,19 Mio. €. Dies sind 6,4% weniger gegenüber dem Vorjahr (36,52 Mio. €). Das Ergebnis ist damit etwas besser, als es die Planung für 2019 vorsah, die neben einer verhalteneren Handelsaktivität der Teilnehmer auch einige Investitionen beinhaltete. Für 2020 wird bislang mit deutlichem Wachstum gerechnet. Das Eigenkapital der Wiener Börse AG betrug per 31. Dezember 2019 143,3 Mio. €, der Jahresüberschuss 2019 ergab 26,4 Mio €. Per Ende Dezember 2019 beschäftigte die Wiener Börse AG 160 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent). Die Wiener Börse agiert – wie viele ihrer notierten Unternehmen – international. 84% ihrer Umsätze erwirtschaftet sie mit internationalen Kunden. „Breite Diversifikation und ein starker Fußabdruck in der Region leisten einen erheblichen Beitrag dazu, dass wir un-

sere Jahresplanung erreichen konnten. Ich möchte jedoch Folgendes nicht verhehlen: Eine stärkere heimische Aktionärsbasis wäre keinesfalls nur Schmuck für die Börse, sondern eine solide Stütze für die Krisenbewältigung und Unternehmensfinanzierung. Länder mit entwickelten Kapitalmärkten zeigen mehr Wachstum und erholen sich schneller von Krisen“, sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse AG. Bilanz Covid-19: Börse als kritischer Infrastrukturanbieter Im Frühjahr 2020 sind sowohl die Handelsumsätze als auch die Preisschwankungen stark gestiegen. Seit Jahresbeginn bis inklusive Mai 2020 beträgt das Handelsvolumen bei Beteiligungswerten 32,03 Mrd. €, ein Plus von 21,4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Jänner-Mai 2019: 26,38 Mrd. €). Beim Management hoher ­Volatilität und massiv steigender Umsätze setzt der Börsenbetreiber auf erprobte Schutzmechanismen wie die Volatilitätsunterbrechung. Mit 7,2 Mrd. € war der durchschnittliche Monatsumsatz im ersten Quartal 2020 so hoch wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Allein im Monat März wurden 10,94 Mrd. € umgesetzt, ein Plus von 82,64% im Vergleich zum März 2019 (5,99 Mrd. €). Die umsatzstärksten Handelstage Qu.1/2020 waren der 20. März mit 777 Mio. € (Quartalsverfall), gefolgt vom 9. März (765 Mio. €) und dem 28. Februar (748 Mio. €).


WeltMeister Österreich Börse Wien

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nen Weges. Nach der ÜberwinDie umsatzstärksten österdung der Gesundheitskrise gilt reichischen Aktien waren im es, auch, die finanzielle Geersten Quartal 2020 Erste sundheit und den Wohlstand Group Bank AG mit 3,68 Mrd. €, aller Bürger nachhaltig zu sivor OMV AG mit 3,04 Mrd. € chern“, so Boschan. und der voestalpine AG mit 1,92 Mrd. €. Auf Platz vier und Angebot erweitert fünf folgten Raiffeisen Bank Seit Ende April 2020 launcht International AG (1,79 Mrd. €) die Wiener Börse den neuen und Verbund AG (1,45 Mrd. €). Index CECE SOFT. Er fasst die Die Wiener Börse AG begrößten und liquidesten Untertrieb ihre Infrastruktur für neun nehmen im Bereich „Software Wochen zum Großteil mittels & IT-Dienste“ aus Zentral-, OstFernzugriff und Teleworking; und Südosteuropa zusammen. seit Mitte Mai wird der Betrieb Die Softwarebranche in der Ream Standort in alternierenden Heimo Scheuch, CEO Wienerberger AG und Aufsichtsratspräsident der Wiener Börse. gion hat sich in den letzten Teams fortgesetzt. Jahren stark entwickelt und innovative Produkte sowie Blockbus„Börsen überzeugen in Krisenzeiten durch Transparenz. Sie ter-Produktionen hervorgebracht. Die größten Unternehmen des bieten eine Echtzeit-Anzeige der wirtschaftlichen Gesundheit und Index sind das tschechische Softwareunternehmen Avast (AntiviLage. Wenn wir hin und wieder mit der Schließungsfrage konfronrus-Programm), eines der größten Softwareunternehmen in Europa, tiert werden, kann ich nur eines entgegnen: Ein Fieberthermometer Asseco und der polnische Entwickler und Publisher von Computerwirft man auch nicht weg, wenn es erhöhte Temperatur anzeigt“, spielen, CD Projekt (Action-Rollenspiele „The Witcher“ oder „Cysagt Christoph Boschan. berpunk“). Die Auswahl der umsatzstärksten Unternehmen dieser Zudem wertet die Wiener Börse die Gesundheitskrise rund um Branche garantiert die HandelCorona als Chance, privatem barkeit des CECE SOFT, welKapital in Österreich einen ercher als Basiswert für struktuweiterten Stellenwert zu geben „Die Wiener Börse überzeugt mit Qualität rierte Produkte herangezogen und Staatshaushalte zu entlasund neuen Initiativen in einem fordernden werden kann. ten. Dafür muss die KrisenbeWettbewerbsumfeld. “ Seit 24. April 2020 berechnet wältigung auf breitere Beine die Wiener Börse den ROTX gestellt werden. Das RegieHeimo Scheuch Total Return. Der rumänische rungsprogramm enthält bereits Dividendenindex wurde auf alle Bausteine, um mehr privaNachfrage internationaler Marktteilnehmer gelauncht; er spiegelt tes Kapital für Österreich zu aktivieren. Eine konsequente reguladie attraktiven Dividendenrenditen des Wachstumsmarktes Rumätorische Modernisierung sowie die Stärkung der wirtschaftlichen nien wider. Bildung in Österreich sind die Basis für die weitere Entwicklung des Kapitalmarkts. Eine Einführung der Behaltefrist und damit eine Neuigkeiten im Listing steuerliche Entlastung von langfristigem Aktienbesitz macht die Die planmäßige Überprüfung der Zusammensetzung österreichiBeteiligung für die Bevölkerung attraktiver. scher Aktienindizes unter Anwendung des Regelwerks bedingete „Unternehmen werden bei der Bewältigung der Krise im Herbst folgende Wechsel und Änderungen: Der weltweit größte Produzent Eigenkapital für ihre Rekapitalisierung brauchen. Damit es für von gestrichenem Recyclingkarton, Mayr-Melnhof Karton AG, erÖsterreichs Wirtschaft schneller bergauf geht, braucht es eine rasetzt künftig den oberösterreichischen Flugzeugkomponentenhersche Fortsetzung des von der Regierung vor Corona eingeschlage-


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steller FACC AG im Leitindex ATX. Mayr-Melnhof AG überholte die FACC AG bei der Höhe der Streubesitzkapitalisierung. Zuletzt war sie zwischen 1994 und 2014 fast durchgängig im Leitindex vertreten. Im ATX five, der die fünf größten börsennotierten Unternehmen zusammenfasst, ersetzt die Bawag Group AG die voestalpine AG. Die fünf größten Unternehmen an der Wiener Börse sind damit: Erste Group Bank AG, OMV AG, Verbund AG, Raiffeisen Bank International AG und, erstmals, Bawag Group AG. Nach einem Aktienrückkauf mit darauf folgender Einziehung der Aktien erhöht sich der Streubesitzfaktor der Bawag Group AG von 0,7 auf 0,8. Der Streubesitzfaktor von Marinomed Biotech AG steigt von 0,5 auf 0,6, nachdem ein Hauptaktionär im Jänner Anteile veräußerte. Der Streubesitzfaktor von S Immo AG sinkt von 0,7 auf 0,6. Die Investoren Pecik und Ketterer haben ihre Anteile im Rahmen einer Kapitalerhöhung der S Immo AG im Jänner erhöht. Der Streubesitzfaktor drückt aus, wie viele Aktien eines Unternehmens im Publikum gestreut sind und beeinflusst, wie stark eine Aktie im Index gewichtet ist.

Foto: Wiener Börse

Kooperation der Börsen Budapest und Wien Die Budapester Börse und die Wiener Börse verlängerten Anfang des Jahres ihre Kooperation bis ins Jahr 2026. Die Wiener Börse

stellt der Budapester Börse Services zum Betrieb des Handelssystems, den Vertrieb von Marktdaten und die Berechnung von Indizes bereit; beide Börsen blicken bereits auf 15 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zurück. „Unser Ziel ist es, unseren Marktteilnehmern moderne, stabile Infrastruktur und Services zur Verfügung zu stellen. Die Wiener Börse hat sich dabei als sehr zuverlässiger Service-Partner erwiesen. Wir freuen uns, unsere langjährige und bewährte Zusammenarbeit fortzusetzen“, sagt István Máté-Tóth, Vorstand der Budapester Börse – ein Lob, das in Wien gut ankommt:„Mit der Verlängerung der Kooperation unterstreicht die Budapester Börse ihr Vertrauen in die Zuverlässigkeit unserer Dienstleistungen. Wir freuen uns, unserem Partner weiterhin hochwertige Dienstleistungen und Spitzentechnologie anzubieten“, so Ludwig Nießen, COO & CTO der Wiener Börse. Die Wiener Börse kooperiert mit über zehn Börsen in Mittelund Osteuropa und ist mit Prag gesellschaftsrechtlich verknüpft. Sie stellt die technische Handels-Infrastruktur und IT-Dienstleistungen für fünf Märkte bereit, darunter Kroatien, Österreich, Slowenien, die Tschechische Republik und Ungarn; darüber hinaus betreibt sie den zentralen Marktdatenfeed und berechnet über 150 Indizes für die Region. ◆

Die Wiener Börse: Market Data Hub für elf Märkte, 780 Aktien, 3.868 Anleihen (Bonds), 1.260 Optionsscheine (Warrants), 5.034 Zertifikate, 117 ETFs, mehr als 140 Indizes.


WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Innovativ, nachhaltig, sicher

Unternehmerische Tätigkeiten, Forschung, Technologie und Innovation müssen vor allem immer eines sein: sicher! Eine ­Sicherheit und Security, für die der TÜV AUSTRIA als führender Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleister in Österreich und mit Standorten in mittlerweile über 20 Ländern auch längst weltweit sorgt. Die Unternehmensgruppe offeriert Industriedienstleistungen, (Labor-)Tests, Über­ wachung, Zertifizierung, begleitet in allen Bereichen von Informationssicherheit und Datenschutz, technischer Beratung, Aus- und Weiterbildung und vielem mehr. Stets aus der Sicht eines unabhängigen Dritten, systemunabhängig und lösungsorientiert. Neben den Kernkompetenzen in Prüfung, Inspektion und Zertifizierung versteht sich der einzige österreichische, unabhängige TÜV als Technologie- und Innovationsbegleiter für die Industrie, für das produzierende Gewerbe, im kommunalen Bereich sowie für Institutionen – und leistet damit einen wichtigen Beitrag, dass Herausforderungen im Bereich S ­ icherheit, Technik, Umwelt, Qualität und Nachhaltigkeit erfolgreich bewältigt werden können. Labs für funktionale Sicherheit und Cybersicherheit Um als Technologiebegleiter bei Kunden und Partnern bestmöglich aufgestellt zu sein und die eigene Technologieposition ständig zu verbessern, baut der TÜV AUSTRIA seine digitalen Lösun-

TÜV AUSTRIA Group Das Leistungsspektrum der TÜV AUSTRIA Group reicht von Aufzugstechnik, Druckgeräten, Anlagensicherheit und Werk­stoffprüfung, Aus- und Weiterbildung, Medizintechnik, Elek­trotechnik, Umweltschutz, Industrie 4.0, Produktion 4.0, Schallschutzgutach­ ten, Carbon Footprint-Evaluierungen, Personen-, System- und Produktzertifizierung, über Cyber Security, Internet of Things, E-Mobility, AppChecks, Loss Adjusting, Real Estate Management, Kalibrierungen, Produktprüfungen, Robotik, technischer Due Diligence und Legal Compliance-Checks bis zu Wasserhygiene, Covid-19-Prävention und Prüfungen von Bühnen-, Photovoltaik- und Windkraftanlagen. www.tuvaustria.com

Foto: T ÜV AUSTRIA, AdobeStock, Marcel Schauer

Mit seinen vernetzten Lösungen ist der TÜV AUSTRIA starker Partner für Sicherheit, Technik, Umwelt und Qualität. Von der Entwicklung und ­Realisierung bis zur Nutzung und den laufenden Betrieb. In Österreich und auf der ganzen Welt.

gen laufend aus; die entsprechenden Konzepte dafür entstehen am TÜV AUSTRIA Campus im Digital Acceleration Incubator Next Horizon, dem Zukunfts-Lab der Unternehmensgruppe für die Entwicklung neuer Denkweisen in Sachen Safety- & SecurityKonzepte für die Bereich Industrie 4.0, IoT und automotive Dienstleistungen. Im TÜV AUSTRIA Technology & Innovation Center in Wien ist ein eigenes Safe-Secure-System-Lab zur Prüfung cyberphysischer Systeme hinsichtlich funktionaler und ­IT-Sicherheit etabliert. Das interdisziplinäre # ­ SafeSecLab, eine große Kooperation mit der Technischen Universität Wien, soll wesentlich dazu beitragen, ein Mehr an integrativer Sicherheit zu bringen. In Köln betreibt der TÜV ­ AUSTRIA ein Lab für ­Sicherheitsanalysen von Soft- und Hardware-Architekturen von IoT-Devices, identifiziert konzeptionelle Schwachstellen und zeigt Verbesserungspotenziale auf. Das zu Jahresbeginn eröffnete TÜV AUSTRIA Cybersecurity Lab in Malaysia – ein Joint Venture mit LGMS, einem führenden Anbieter von IoT-Sicherheitsdienstleistungen – ist als Kompetenzzentrum für Cybersecurity-Tests und -Zertifizierungen im gesamten asiatischen Raum tätig.


Marktpositionen ausbauen, neue Märkte erschließen Die jüngsten Akquisitionen und Unternehmensbeteiligungen spiegeln die Diversität und Wachstumsstrategie der TÜV ­AUSTRIA Group. Regionale Kompetenzen werden ergänzt, um bestehende Kundenbeziehungen horizontal weiterzuentwickeln. Gleichsam integriert der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleister seine Lösungen in zunehmenden Maße vertikal. Das ist ein großer Vorteil für Unternehmen mit weltweit verteilten Produktions- und Entwicklungsstätten, die TÜV AUSTRIA ortunabhängig über den gesamten Projekt-Lebenszyklus prüftechnisch begleitet. Mit der Integration von METALogic, dem Korrosionsspezialisten an der Universität Leuven, in den TÜV AUSTRIA baut die Unternehmensgruppe ihre Werkstoffkompetenzen nunmehr auch in Belgien maßgeblich aus. In der Türkei ist der TÜV AUSTRIA mit seinen Tochterunternehmen TÜV AUSTRIA Sila Kalite, Eurocont Türkiye und TÜV AUSTRIA Personal Belgelendirme größter sicherheitstechnischer Industriedienstleister des Landes – und sichert zudem Marktzugänge in Russland, Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Georgien und der Golfregion. Mit ihrem Spezialunternehmen TÜV AUSTRIA Mobility erweitert die TÜV AUSTRIA Group in der Türkei das Portfolio im Bereich internationale Homologation von Schwerfahrzeugen. Ausgestattet mit langjähriger Erfahrung, Prüfstationen und Labors bedient TÜV AUSTRIA Mobility die Fahrzeugentwicklung und -herstellung internationaler Erzeuger mit sicherheitstechnischer Fachkompetenz vor Ort. Das in Moskau angesiedelte Unternehmen TÜV AUSTRIA Standards & Compliance konnte bei großen lokalen Kunden in den Bereichen Energie, Luft- und Raumfahrt, Transport, Gesundheit sowie IT- und Datensicherheit am russischen Markt, aber auch in Märkten benachbarter Staaten reüssieren. So vertraut beispielsweise Kaspersky, weltweit führendes Unternehmen auf dem Gebiet der Cybersicherheit, auf Zertifizierungsleistungen des TÜV ­AUSTRIA. Durch den Zukauf des renommierten Osnabrücker Unternehmens Innotec rundete der TÜV AUSTRIA sein Prüf- und Zertifi-

Foto: Andreas Ams¸ss

Foto: Eric Cruysweegs

Foto: Eric Cruysweegs

Foto: Saskia Jonasch

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zierungsangebot im Bereich der funktionalen Sicherheit für den Maschinen- und Anlagenbau in der gesamten Bundesrepublik Deutschland strategisch ab. TÜV AUSTRIA festigte auch seine Marktführerschaft im Bereich Konformitätsprüfung von Export- und Importgütern. Als zuverlässiger, kundenorientierter Anbieter von GMAP-Dienstleistungen (Global Market Access Program) ist die Unternehmensgruppe mittlerweile für Sudan, Saudi-Arabien, Ägypten, Türkei, Kanada und die USA in Sachen Sicherstellung von Legalität und Produktqualität tätig – ein wichtiger Schritt für den TÜV AUSTRIA bei der Weiterentwicklung einer Schlüsseldienstleistung für den globalen Markt. Mit der Integration des Turiner Unternehmens Boreas, das sich erfolgreich im Bereich Aufzugstechnik und Arbeitsmittelsicherheit am italienischen Markt etabliert hat, in die TÜV AUSTRIA Group eröffneten sich neue Möglichkeiten im ­Bereich Industriedienstleistungen, Werkstofftechnik, Maschinen-, Anlagen- und Produktsicherheit, Managementsystemzertifizierungen, Third-Party-Checks sowie Aus- und Weiterbildung in Ligurien, der Lombardei, Apulien und der Toskana. Starker Partner im weltweiten Covid-19-Lockdown Mit einer Reihe von „Remote Solutions“ unterstützte TÜV AUSTRIA seine Kunden auch während des Lockdowns im Frühjahr 2020. Von der Werkstoffprüfung und Maschinensicherheit, IT-Sicherheit und Datenschutz, über Online-Audits, OnlineAus- und Weiterbildungen sowie E-Learning-Programme bis zu sicheren Aufzugsanlagen, Qualitätssicherungssystemen und Pandemie-Hygiene-Managementsystemen „COVID Shield“ und „V-Safe“ in Österreich, Belgien, Deutschland, Griechenland, Portugal, Rumänien, Spanien und der T ­ ürkei. Innovativ, nachhaltig, sicher Mit seinem vernetzten Dienstleistungsangebot übernimmt die TÜV AUSTRIA Group Verantwortung für Kunden, Partner, Mitarbeiter und die Gesellschaft. Und leistet damit einen ­ ­substanziellen Beitrag, die Welt sicherer zu gestalten.


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„Also die Luftfahrt, die wird es immer geben“ Dieses Interview mit Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner hätte sich um hervorragende Zahlen und Ziele drehen sollen. Nun, es kam anders...

Corona hat die Luftfahrt weltweit massiv getroffen. Wie geht es dem Flughafen Wien in der aktuellen Situation? Die Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die weltweite Luftfahrt und auch auf den Flughafen Wien. Die Entwicklungen bei den Fallzahlen und Reisebeschränkungen in den einzelnen Ländern führen zu einer deutlichen Reduktion der Reisetätigkeit, Airlines haben ihre Flugprogramme drastisch gekürzt. In den ersten Monaten der Krise kam der Flugverkehr am Flughafen Wien nahezu vollständig zum Erliegen, seit Mitte Juni 2020 verzeichnen wir wieder eine leichte Zunahme beim Passagieraufkommen, insge-

samt jedoch noch deutlich hinter dem Niveau des Vorjahres. Die Mitarbeiter der Flughafen Wien AG befinden sich derzeit in Kurzarbeit, und größere Investitionen wurden verschoben. Fertiggestellt werden aber der neue Office Park 4 und in weiterer Folge die Sanierung des Terminal 2. Einzigartig in der Luftfahrtgeschichte ist die globale Dimension der Corona-Pandemie: Nahezu jedes Land der Erde weist mittlerweile Infektionsfälle auf, nationale Reisebeschränkungen und ein rückläufiges Reiseverhalten sind die Folge. Das Coronavirus wird uns im Alltag allerdings noch einige Zeit begleiten und deshalb braucht es einheitliche Reisebestimmungen, vor allem für die Einreise in den europäischen Raum, um internationalen Geschäfts- und Urlaubsreiseverkehr wieder flächendeckend zu ermöglichen. Ohne funktionierenden internationalen Flugbetrieb droht sich die Krise zu verlängern – das gilt nicht nur für Tourismus und Konferenzen, sondern für große Teile von Wirtschaft und Industrie. Wer in einer

Foto: Flughafen Wien AG

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as Jahr 2020 hatte so gut angefangen – die Zahlen des Flughafen Wien waren mehr als erfreulich. 2019 war von einem starken Passagierwachstum geprägt: 39,5 Mio. Reisende (+15,0%) verzeichnete die Flughafen-WienGruppe (inklusive der Beteiligungen Malta und Kosice), der Standort Wien knackte mit 31,7 Mio. Reisenden (+17,1%) den alten Passagierrekord von 2018. Für 2020 erwartete der Flughafen Wien zwar eine voraussichtliche Abflachung der Kurve, der Ausblick blieb aber positiv – gerechnet mit einem Passagierwachstum von +3% bis +4% sowie Steigerungen bei Umsatz, EBITDA und Nettoergebnis. Für den Standort Wien wurde im Jahr 2020 ein Passagierplus von +3% bis +5% erwartet. Die hohe Auslastung hatte auch dazu geführt, dass ab 2020 keine weiteren Slots in den Spitzenzeiten verfügbar sein würden, was wiederum zur Folge gehabt hätte, dass künftig nur noch ein sehr gebremstes Wachstum möglichen gewesen wäre. Ja und dann, dann brach Covid-19 weltweit über uns herein und alles wurde anders ... Terminals – normalerweise Orte sehr reger Betriebsamkeit – blieben auf der ganzen Welt menschenleer, komplette Flugzeugflotten am Boden. Der reinste Horror für einen Flughafen. Vor diesem gar grauslichen Szenario baten wir Günther ­Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, zum Interview.

Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG.


Foto: Flughafen Wien AG

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Der Flughafen Wien – derweil wird von seiner Drehscheibenfunktion als Ost-West-Hub weiter ausgegangen; seine Zukunft sowie die des globalen Luftverkehrs bleibt ungewiss.

so vom Export abhängigen Wirtschaft wie der österreichischen heute nicht auf den Märkten präsent ist, wird morgen keine Aufträge und damit keine Arbeit haben. Am Flughafen Wien haben wir uns auf die aktuelle Situation eingestellt und zahlreiche Maßnahmen zur Sicherheit von Passagieren und Beschäftigten gesetzt: Im Terminal gilt die Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Abstandhalten, alle Check-in-, Informations- und Serviceschalter wurden mit Plexiglas ausgestattet, es gibt zahlreiche Desinfektionsmittelspender, und Passagiere können direkt am Flughafen einen PCR-Test machen. Mit diesem Angebot ist der Flughafen Wien weltweit Vorreiter.

Die Luftfahrt wird es also immer geben und, auch wenn es noch etwas dauern wird, sie wird stärker wachsen als zuvor. Anlagenbauer werden ihre Kraftwerke nicht über Videocalls verkaufen, und 80 Prozent der Weltbevölkerung sind überhaupt noch nie in ein Flugzeug gestiegen. Eine Volkswirtschaft wie Österreich, deren Bruttoinlandsprodukt zu 60 Prozent vom Export abhängt, braucht gute internationale Verkehrsanbindungen, und auch der Tourismus wird, wie schon vor der Krise, weiter zunehmen. Besonders die Regionen rund um den Flughafen in Osteuropa entwickeln sich schnell; hier wird es weiteren Zustrom zum ‚Heimatflughafen Wien‘ geben.

Wird sich die Luftfahrt durch Corona verändern? Gerade diese Krise hat gezeigt, dass es ohne Luftfahrt nicht geht und dass ein funktionierender Flugbetrieb essenziell für die Versorgungssicherheit eines Landes ist. Am Höhepunkt der Coronakrise in Österreich landeten täglich Flugzeuge mit medizinischen Hilfsgütern wie Schutzmasken, Schutzanzügen und Handschuhen am Flughafen Wien. Kein anderer Verkehrsträger ist in der Lage, dringend benötigte Güter so schnell und in dieser Größenordnung an den Bedarfsort zu bringen.

Was bedeutet das für die Logistik? Um die Versorgungssicherheit des Landes sicherzustellen, war und ist der Flughafen Wien auch während der gesamten Coronakrise durchgehend in Betrieb. Jeden Tag brachten Frachtflugzeuge und AUA-Maschinen dringend benötigte medizinische Güter nach Wien, die in Spitälern und bei Hilfsorganisationen gebraucht wurden. Unsere Vorfeld-Mannschaft war hier intensiv im Einsatz und hat rund um die Uhr dafür gesorgt, dass die Ware rasch weitertransportiert werden konnte.


WeltMeister Österreich Interview

Schnelle Prozesse, ein effizienter Frachtumschlag und eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden sorgen für eine leistungsfähige Frachtabfertigung. Derzeit liegt das Frachtaufkommen krisenbedingt zwar unter dem Vorkrisenniveau, aber langfristig wird sich die Luftfracht wieder erholen. Wir sind darauf eingestellt: Mit unserem Pharma Handling Center gewährleisten wir einen schnellen Frachtumschlag von temperatursensiblen Waren ohne Unterbrechung der Kühlkette, und unser Air Cargo Center bietet ausreichende Kapazitäten für einen leistungsfähigen Frachtumschlag. Die auch schon fleißig genutzt werden? Diese Vorteile erkennen viele Unternehmen: DHL hat in der unmittelbaren Flughafen-Nachbarschaft einen Logistik-Campus errichtet, Kühne & Nagel hat seine Unternehmenszentrale in die Airport City direkt am Flughafen verlegt, und mit Makita und Cargo Partner haben sich ein japanischer Werkzeugmittelhersteller und sein Logistikpartner gemeinsam am Rande des Flughafenareals angesiedelt. Die Vorteile eines Betriebsstandorts am Flughafen Wien liegen auf der Hand: Logistikunternehmen sind direkt an die wichtigsten Verkehrsträger Flugzeug, Straße und Schiene angebunden, profitieren von der hohen Dienstleistungsqualität der Flughafenorganisation und finden in der Airport City umfassende Nahversorgungs-,

Investitionen vom bzw. am Flughafen Wien Im ersten Halbjahr 2020 wurden in Summe 39,2 Mio. € ­investiert; hier die größten Posten: c Terminalumbau: 12,5 Mio. € c Verbindungsbrücke zum Parkhaus 3: 2 Mio. € c Grundstücke: 2 Mio. € c Flugzeugschlepper: 1,3 Mio. € c Passagierbusse: 1,2 Mio. € c Office Park 4: 1,2 Mio. € c neue Werbeflächen: 1,1 Mio. € c Flughafen Malta, Auslandsbeteiligung der Flughafen Wien AG, in Summe 5,5 Mio. €. Die geplanten Investitionen für 2020 werden laut Geschäftsbericht auf unter 100 Mio. € reduziert – Office Park 4 und Terminal 2 sollen fertiggestellt werden, die anderen wesentlichen Bauvorhaben, wie auch Süderweiterung und Pier OstSanierung, werden verschoben.

Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, wie einen Kindergarten, ein Fitnessstudio, ein Gesundheitszentrum, Hotels und Einkaufs- und Gastronomieangebote. Apropos: Wie entwickelt sich die Airport City? Die Airport City ist in den letzten Jahren zu einem modernen und multifunktionalen Standort herangewachsen, zahlreiche Unternehmen haben sich angesiedelt. Neu ist der Office Park 4, der 26.000 m² Büro- und Conferencingfläche und eine völlig neue und topmoderne Arbeitsumgebung bietet. Mitten im Herz der Airport City ist der Office Park 4 die ideale Arbeitsumgebung für große und kleine Betriebe, vom Start-up bis zur internationalen Unternehmenszentrale. Co-Working-Arbeitsplätze, modernste Event- und Conferencing-Flächen, ein Kindergarten und modern gestaltete Büroflächen stehen den Mietern zur Verfügung. Über eine neue Fußgängerbrücke ist der Office Park 4 direkt mit dem Parkhaus 3 und dem Terminalgebäude verbunden. Diese Brücke ziert Österreichs größte LED-Werbefläche, die jeder, der auf das Flughafen-Areal fährt, sehen kann. Unternehmen, wie Huawei und Magenta nutzen die 180 m² große Multimedia-Fläche bereits für ihre Werbeanzeigen. Inwieweit ist der Flughafen Wien eigentlich vom ‚Wohlbefinden‘ bzw. vom Erhalt der AUA abhängig? Austrian Airlines ist die größte Fluglinie am Standort Wien, die Hälfte aller Passagiere in Wien fliegt mit dem österreichischen Homecarrier. Die Airline betreibt am Flughafen Wien ein Drehkreuz, das heißt, sie transportiert Passagiere aus anderen Ländern über Wien in die weite Welt hinaus. Durch diesen Umsteigeverkehr sind ab Wien zahlreiche Städte und Regionen direkt mit dem Flugzeug erreichbar, die sonst nicht angeflogen werden würden. Vor allem die Langstrecke braucht diese Zubringerflüge, weil sie für die Auslastung der Flugzeuge sorgen. Ohne Kurzstreckenflüge gibt es keine Langstrecke; darunter würde der gesamte Wirtschafts- und Tourismusstandort Österreich massiv leiden. Unternehmen brauchen den direkten Zugang zu ihren Märkten, die Exportwirtschaft braucht eine leistungsfähige internationale Luftverkehrsanbindung, und der österreichische Tourismus profitiert von Reisenden, die aus Europa, aber auch über Interkontinentalverbindungen in unser schönes Land kommen. Am Flughafen-Standort arbeiten rund 25.000 Menschen in 230 Firmen, insgesamt sorgt die Luftfahrt für über 80.000 Arbeitsplätze im gesamten Land. Austrian Airlines und alle anderen Airlines sind mit ihren Mitarbeitern und ihrem Streckennetz dafür ein direkter und indirekter Motor.


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Der neue Office Park 4 ist eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs, am Flughafen-Standort sind sieben Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt rund 16.000 m² Solarfläche in Betrieb, der betriebliche Fuhrpark wird laufend auf E-Mobilität umgestellt, energiesparende LED-Technologie kommt bei den zahlreichen Beleuchtungsanlagen zum Einsatz, und wir arbeiten an vielen weiteren Maßnahmen. Das größte Potenzial zur Reduktion von CO2-Emissionen bieten alternative Treibstoffe. Diese Treibstoffe emittieren nur so viel CO2, wie zuvor zur Herstellung benötigt wird. Die Industrie forscht bereits intensiv daran, Europa könnte hier ein Vorreiter werden. Auch ein europäisch einheitlicher Luftraum, der sogenannte Single European Sky, könnte wesentlich zur CO2-Reduktion beitragen, die Flugstrecken wären kürzer und damit auch der Treibstoffverbrauch geringer. ◆

Foto: Flughafen Wien AG

Flugverkehr und Klimaschutz – wirklich ein Widerspruch? Nein, denn die Luftfahrt trägt einerseits nur einen Teil zur weltweiten Emissionsbilanz bei, kann aber durch Innovation viel zur Lösung des Problems beitragen: Der Luftverkehr ist weltweit für nur etwa zwei Prozent der CO2 Emissionen, in Europa für 0,52 Prozent und in Österreich für nur 0,16 Prozent verantwortlich. Die Branche nimmt ihre Verantwortung wahr und hat sich als einzige Industrie weltweit zu internationalen Klimazielen und Reduktionsmaßnahmen verpflichtet. So sieht etwa das Programm ‚Corsia‘ CO2-neutrales Wachstum ab 2020 vor, die CO2-Emissionen müssen bis 2050 um 50 Prozent reduziert werden, und die Luftfahrt kompensiert ihren CO2-Ausstoß durch den Ankauf von Zertifikaten. Der Flughafen Wien hat hier schon viel erreicht: Seit 2012 konnten die CO2-Emissionen um 70 Prozent und der Energieverbrauch um 40 Prozent gesenkt werden.

„Die Luftfahrt wird es immer geben“, ist Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner überzeugt – auch, dass es dem Flughafen Wien wieder besser gehen wird.


WeltMeister Österreich Logistik

Unternehmen ­setzen ­zunehmend auf die Schiene Mehr und mehr Güter wollen von A nach B bewegt werden, logistische Abläufe hierfür serviceorientiert und natürlich auch klimaneutral.

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komplette Lastkraftwagen bestimmte Teilstrecken ihrer Route mit der Bahn zurücklegen. Besonders in belasteten Regionen wie Tirol hat die Rola eine große Bedeutung: Rund 2,4 Mio. Lkws wälzen sich jährlich über die Straßen Tirols – Tendenz steigend. 2019 wurden 151.274 Lkws umweltschonend auf die Bahn verlagert, davon 124.873 auf der Relation Wörgl–Brenner und 9.162 auf der Strecke Wörgl–Trento. Hatte die Bruttokapazität am Brenner 2019 noch 206.000 Lkws pro Jahr betragen, so steht seit Jahresbeginn eine Kapazität von 250.000 Lkw pro Jahr auf der Rola auf der Brennerachse zur Verfügung. Schrittweise will die RCG diese auf 400.000 Lkw pro Jahr steigern, was einer Verdopplung der Vorjahreskapazitäten gleichkommt. Notwendig macht dies das mit Jahreswechsel in Kraft getretene, ausgedehnte sektorale Fahrverbot in Tirol. Bei den transportierten Lkw konnte in kürzester Zeit ein deutliches Plus von rund 32% verzeichnet werden. Waren es von 1. Jänner bis 15. Februar 2019 noch 16.165 Lkw, waren es heuer im gleichen Zeitraum bereits 21.394 Lkw, die mit der Rola auf der Brennerachse befördert wurden. Betrachtet man nur die erste Februarhälfte, beträgt die Steigerung sogar rund 40% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Mit etwa 200.000 transportierten Lkw jährlich ist die RCG europaweit marktführender Anbieter der Rollenden Landstraße. Über die Zukunft des Schienengüterverkehrs unterhielten wir uns mit Clemens Först, Clemens Först, Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria AG.

Von Land auf Schiene Der europäische Landgüterverkehr wächst weiterhin stark, und das leider vor allem auf der Straße. Für die ÖBB gilt es nun, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Eine von vielen Initiativen in diese Richtung ist die „Rollende Landstraße“, Kurz Rola. Mit diesem speziellen Transportsystem können

Foto: RCG/Scheiblecker

ie laufende Weiterentwicklung des Gesamtsystems der Mobilität, Logistik und Infrastruktur habe im ÖBB-Konzern eine zentrale Bedeutung, heißt es im ÖBB-Geschäftsbericht 2019. Der Fokus liege in diesem Kontext auf dem Kundennutzen und der Steigerung von Kapazität, Produktivität und Qualität. Die ÖBB sei sich ihrer wichtigen Rolle als Innovationsmotor der österreichischen Bahnindustrie sowie der gesamten Mobilitätsbranche bewusst. Die Tätigkeiten orientieren sich an strategischen Zielen des Konzerns, an aktuellen Trends sowie an zukünftigen Bedürfnissen. Technische Schwerpunkte umfassen aktuell beispielsweise Automatisierung, alternative Antriebstechnologien, Generierung neuer Services für Kunden sowie Implementierung von neuartigen, insbesondere datenunterstützten Prozessen. Soweit ganz allgemein zur Bahn; was den Güterverkehr betrifft, so entwickeln die ÖBB schon heute intelligente, innovative Logistiklösungen für morgen. Mit ihrem Digitalisierungsprogramm ist die Rail Cargo Group (RCG), die international agierende Güterverkehrstochter der ÖBB, quasi auf dem Weg vom Fax zur Buchungsplattform.


Fotos: David Payr

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Die RCG zählt zu den führenden Bahnlogistikunternehmen Europas und verbindet europäische Ballungszentren und Häfen mit prosperierenden Wirtschaftszentren bis Asien.

Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria AG, hat die RCG doch mehr auf Schiene als die Rollende Landstraße.

Güterverkehr weiterhin positiv zu bilanzieren und notwendige Investitionen in die Zukunft zu tätigen.

Die Rail Cargo Group konnte ja im Bilanzjahr 2019 mit einer Gesamttransportleistung von etwas über 105 Mio. Nettotonnen ihre Spitzenposition im europäischen Schienengüterverkehr wie­ derholt behaupten. Bezüglich der transportierten Mengen ist die RCG damit weiterhin eines der größten Schienengüterverkehrs­ unternehmen Europas und mit der Rail Cargo Austria und der Rail Cargo Hungaria jeweilige klarer Marktführer. Was sind die Rail Cargo Group-Pläne fürs kommende Jahr 2021? Sind Investitionen geplant? Und wenn ja, welche? Unsere höchste Priorität aktuell und voraussichtlich auch für 2021 ist, die Covid-19-Krise zu überleben. Diese Herausforderung teilen wir uns mit dem Schienengüterverkehrssektor. Trotz Klimarelevanz – in den nächsten 10+ Jahren gibt es keine Alternative zur Schiene für nachhaltigen Landverkehr – und bewiesener System- und Versorgungsrelevanz in dieser Krise wurde der Sektor bisher nicht wesentlich seitens der Politik unterstützt; dies trotz massiver Mengen- und damit Umsatzeinbrüche und obwohl gerade wir als Rail Cargo Group das für die österreichische Wirtschaft so wichtige Einzelwagennetzwerk während der Krise aufrechterhalten haben. Unser Motto im Schienengüterverkehr ist daher: ‚Zukunft erleben, ohne sie zu verkaufen‘ – also trotz Ergebnisdruck auch im

Was bringt die Digitalisierung im Güterverkehr? Welche Trends sind in diesem Bereich zu beobachten? Im mittelfristigen Trend beobachten wir, dass sich der Schienengüterverkehrsmarkt in Europa rasant transformiert – mehr und mehr kleine und mittelständische Unternehmen entdecken den nachhaltigen Bahntransport für sich. Noch viel mehr als unsere industriellen Kunden, die seit vielen Jahrzehnten auf die Bahn setzen, brauchen diese Kunden einen einfachen Zugang zum System Schiene und die Möglichkeit, kleinere Sendungen – zum Beispiel einen einzelnen Waggon – zu versenden. Welchen Service bietet die RCG im Bereich Digitalisierung? Gerade im Bereich Digitalisierung arbeiten wir verstärkt daran, das System Schiene zu transformieren. Abläufe zu automatisieren, sie einfacher und schneller zu gestalten und analoge, aufwendige und teure Prozesse durch digitale Lösungen zu ersetzen, um in den Bereichen Kosten, Transparenz und Effizienz besser zu werden, sind unsere erklärten Ziele. Dafür braucht es agile Teams, die flexibel, beweglich und fortschrittlich sind. Im Bereich Innovation arbeiten wir unter anderem an der Ausstattung unserer Güterwagen mit modernster Telematik und Sensorik, unserer Wageninnovation


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Apropos Telematik: Was genau ist das Rail Cargo-Projekt ­‚Atlas‘? ‚Atlas‘ ist die Plattform für die Verarbeitung der Telematik-Daten von SmartCargo. Mit SmartCargo haben wir in Zusammenarbeit mit A1 eine Telematik-Lösung zur GPS-Transportüberwachung für unsere Güterwaggons geschaffen und machen damit einen großen Schritt in Richtung intelligenter Güterzug. Spezielle Telematik an unseren Waggons ermöglicht unseren Kunden neue Services sowie eine deutlich verbesserte und noch effizientere Wartungskoordination. Auf einer IT-Plattform werden übersichtlich und kompakt sämtliche Informationen rund um einen spezifischen Transport im Anschluss digital abrufbar sein.

Foto: ÖBB/Mühlanger

TransANT oder dem Vorantreiben der digitalen automatischen Kupplung (DAK) in ganz Europa.

Die Rola verzeichnete am Brenner ein deutliches Plus an transportierten Lkws.

Führender Bahnlogistiker in Europa bis nach Asien Mit 9.340 Mitarbeitern, Niederlassungen in ganz Europa und einem Jahresumsatz von rund 2,3 Mrd. € zählt die Rail Cargo Group (RCG) zu den führenden Bahnlogistikunternehmen Europas. Die RCG betreibt gemeinsam mit Partnern ein flächendeckendes Netz an End-to-end-Logistik in Europa und darüber hinaus bis Asien. Sie verbindet europäische Ballungszentren und Häfen mit prosperierenden Wirtschaftszentren Russlands, der Türkei bis nach China. Operative Leitgesellschaft der Rail Cargo Group ist die Rail Cargo Austria AG. Die RCG hat 2019 ... c ... mit einem Gesamtertrag von 2.372,7 Mio. € einen Gewinn vor Steuern von 5,1 Mio. € erwirtschaftet. c ... Investitionen (Fuhrpark und Digitalisierung) in Höhe von 140,1 Mio. € getätigt (2018: 79,1 Mio. €). c ... 1 05,3 Mio. t Güter transportiert. c ... mit der Rollenden Landstraße 151.274 Lkw umweltschonend auf die Bahn verlagert, davon alleine 124.873 Lkw über den Brenner und 23.942 Lkw auf der Strecke Wels– Maribor. www.railcargo.com

Was gibt es Neues von der Seidenstraße? Wir sind seit 2017 auf allen Routen der Seidenstraße aktiv. Durch die Forcierung unserer China-Verkehre leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Entwicklung der österreichischen Exportwirtschaft. Das Wachstum in China ist dabei entscheidend für das Wachstum des Güterverkehrs in Europa und Asien. In der Anbindung an Piräus sind wir führender Anbieter. 2017 wurden insgesamt 280 Ganzzüge abgewickelt, 2018 waren es 500 und 2019 bereits 625 Züge. Aber auch auf der kontinentalen Südroute über die Türkei, bis in den Iran, Kaukasus und nach Zentralasien, nehmen wir eine Vorreiterrolle ein. In den vergangenen Monaten haben wir den Ausbau der HubFunktion von Budapest und Wien für unsere Asien-Verkehre entwickelt und die Anbindung an das komplette Intermodal-Netzwerk der RCG realisiert. Die Frequenz für aktuell wöchentlich gefahrene Verbindungen wird in den kommenden Monaten Schritt für Schritt erhöht. Wie kann ein Logistikunternehmen mit der Rail Cargo seine eigenen Klimaziele verbessern? Gütertransporte auf der Schiene verursachen in Österreich im Unterschied zum Straßengüterverkehr 44 Mal weniger CO2. Mit unseren Schienengüterverkehrsdienstleistungen sparen wir gemeinsam mit unseren Partnern jährlich rund eine Mio. Tonnen CO2. Unser 100 Prozent grüner Bahnstrom aus erneuerbaren Energien in Österreich, der sechs Mal geringere Energieverbrauch bei hoher Leis-


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tungsfähigkeit, die drei Mal geringere Lärmemissionen und die acht Mal geringere Luftverschmutzung tragen zudem wesentlich zum Umweltschutz bei. Daher ist es unser Ziel, die Verkehrsverlagerung auf die Schiene weiter voranzutreiben. Unternehmen, die für ihre Warentransporte auf die Schiene umsteigen, sind ganz wesentlich, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Hier haben wir die Möglichkeit, zu ermitteln, welchen Anteil jeder einzelne Transport leistet, und können für Unternehmen den Energiebedarf und die Emissionen ihrer Transporte auf der Schiene berechnen.

Welche Herausforderungen sind im Güterverkehr in den nächs­ ten Jahren respektive in der nächsten Zeit zu erwarten? Wie wird die RCG damit umgehen? Der Schienengüterverkehr wurde von der Covid-19-Krise hart getroffen und wir sind immer noch mit sehr schwankenden Mengen konfrontiert. Dennoch halten wir aber Ressourcen bereit, um kurzfristig auf eine mengenmäßige Erholung reagieren zu können. Erschwerend kommt hier der enorme Preisdruck der Straßenfrächter dazu. Sollten hier nicht EU-weite Maßnahmen gesetzt werden, wie eine Senkung der Schienenmaut, droht eine Rückverlagerung auf den Lkw. Das hätte enorme Auswirkungen auf die Erreichung der österreichischen und europäischen Klimaziele. Wir investieren intensiv in die Kommunikation und Abstimmung unternehmensintern und mit unseren Kunden, um weiterhin die Versorgungssicherheit garantieren zu können. ◆

Foto: David Payr

Was tut die RCG ihrerseits für den Klimaschutz? Ohne die ÖBB wären die österreichischen, aber auch die europäischen Klima- und Umweltziele nicht zu erreichen. Bessere Luftqualität, weniger Verkehrslärm und Staus bei gleichzeitig mehr Mobilität als heute erreichen wir, wenn der Verkehr in Zukunft deutlich klimaverträglicher und gesünder abläuft. Hier ist der Schienengüterverkehr eine wesentliche Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Der Verkehrssektor ist einer der größten Quellen der CO2-Verschmutzung und des Treibhauseffekts. Unser erklärtes

Ziel ist es, das steigende Verkehrsaufkommen von der Straße auf die Schiene zu verlagern und den Modalanteil des Schienengüterverkehrs in Europa bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen.

„Grüner“ kann man Güter nicht transportieren, in Österreich fährt die RCG mit 100% grünem Bahnstrom aus erneuerbaren Energien.


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„Key Account“ für Industrie und Wirtschaft In der Sektion IV des BMLRT sind die Experten und Ansprechpartner der Bereiche Telekommunikation, Post und Bergbau für Österreichs Grundstoffindustrie unermüdlich im Einsatz. Standortpolitik für die Grundstoffindustrie unter der Prämisse „Vom Rohstoff zum Endprodukt durch Einklang von Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit“ – so lautet das hohe Ziel der Sektion IV des Bundesministerium Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). Bei maximaler Serviceorientierung der Verwaltung für die Grundstoffindustrie soll in erster Linie der Zugang zur Verwaltung für die Industrie erleichtert werden. Aber um welche Zugänge? Und zu welcher Verwaltung genau? Zu den Abteilungen der Sektion IV gehören neben Post und Telekom die Bereiche Bergbau, Sicherheitsforschung, aber auch Digitalisierungsprojekte & Grundstoffindustrie mit den Untergruppen Industriepolitik, Technologietransfer sowie EU, Wettbewerb und globale Position. Oder, etwas „griffiger“ ausgedrückt, hier ist nicht nur die Digitalisierung mit etwa Breitbandkommu-

Sektion IV – Telekommunikation, Post und Bergbau

c Stabsstelle „Sicherheitsforschung und Technologietransfer“ c Post und Telekom Abteilung Grundsatzangelegenheiten der Post und Telekom Abteilung Recht – Post und Telekom Abteilung Technik – Post und Telekom Stabsstelle „Informations- und Kommunikationsinfrastruktur“

c Bergbau Abteilung Bergbau – Rechtsangelegenheiten Abteilung Mineralrohstoffpolitik Abteilung Bergbau – Technik und Sicherheit Montanbehörde West (+ Außenstelle Salzburg) Montanbehörde Süd (+ Außenstelle Leoben) Montanbehörde Ost

nikation, Internet der Dinge, E-Commerce, Smart Home, Industrie 4.0 oder 5G daheim, sondern auch Industrieminerale wie Magnesit, Energie- und Baurohstoffe sowie Erze, die Bekämpfung von Cybercrime und vieles mehr. Was vielleicht auf den ersten Blick nicht recht z­ usammenpasst, birgt für die Industrie ungeahnte Möglichkeiten, denn die Sektion IV empfiehlt sich als aktive Schnittstelle für Fachverbände und Industrie und als Begleiter industrieller Transformationsprozesse – seien es energiepolitische Herausforderungen, generelle Umweltfragen, Umweltverträglichkeitsprüfungen oder monetäre Förderungen (IPCEI; Important Projects of Common European Interest). In Kooperation mit anderen Fachsektionen – auch über Ressortgrenzen hinweg – wird ganz gezielt unterstützt. Bergbau ist überall Wie sehr die Sektion IV Anteil an unserem täglichen Leben hat, zeigt sich besonders schön im Bereich Bergbau. Oder wussten Sie etwa schon, dass … c … jeder Österreicher rund zwölf Tonnen mineralische Rohstoffe pro Jahr bzw. 33 Kilogramm pro Tag benötigt? c … jährlich ca. 100 Mio. Tonnen mineralische Rohstoffe abgebaut werden? c ` … in Österreich eine der größten Wolframerzlagerstätten der westlichen Welt liegt? (Mittersill/Salzburg) c … Österreich global der achtgrößte Produzent von Wolfram ist? c … Wolfram in beinahe jedem Smartphone und Werkzeug enthalten ist? c … in Österreich die größte Talklagerstätte Mitteleuropas liegt? (Rabenwald/Steiermark) c … Österreich global der dreizehntgrößte Produzent von Talk ist? c… Seife Talk enthält, um den Seifenschaum zu verbessern? c… Talk im Autolack als Korrosionsschutz dient? c … in Österreich einer der größten untertägigen Magnesitbergbaue der Welt betrieben wird? (Breitenau/Steiermark) c … Österreich der fünftgrößte Produzent von Magnesit weltweit ist?


Foto: BMLRT/ Alexander Haiden

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Der Inbegriff österreichischen Bergbaus – der steirische Erzberg, größter und modernster Tagbau Mitteleuropas; jährlich produzierte Verhaumenge: ca. 12 Mio. Tonnen.

c … Eisenglimmer aus Kärnten in Rostschutzanstrichen weltweit eingesetzt wird – von der Bosporus-Brücke in der Türkei bis zur Sydney Harbour Bridge? Nahezu alles, was wir für unser tägliches Leben benötigen, besteht aus mineralischen Rohstoffen, die im Bergbau gewonnen werden. Bei einigen Rohstoffen wie Wolfram oder Magnesit zählt Österreich sogar zu den weltweit führenden Produzentenländern. Das Breitbandbüro Seit Anfang 2013 positioniert sich das in der Sektion IV angesiedelte Breitbandbüro als Koordinations- und Servicestelle für Gemeinden, Bundesländer und Betreiber und trägt dazu bei, den Breitbandausbau in Österreich voranzutreiben und dessen Errichtungskosten zu verringern. Erste positive Ergebnisse in der Dimensionierung von Ausbauvorhaben bietet die vom Breitbandbüro entwickelte Machbarkeits- und Grobkostenanalyse auf Gemeindeebene. Beide Planungswerkzeuge nutzen geografische Informationssysteme und bieten dadurch räumlich hochauflösende Darstellungen zu möglichen Breitband-Ausbauszenarien. Diese beiden Tools werden von zahlreichen Gemeinden in Anspruch genommen und stellen

damit eine der Grundlagen für die Entscheidung über ein Ausbauprojekt dar. Zudem nimmt das Breitbandbüro auch wichtige soziale Aufgaben wie zum Beispiel die Tarifbefreiung für Postsendungen für Blinde und Sehschwache oder den Fernsprechentgeltzuschuss für sozial Bedürftige wahr. Die Sektion IV – Mehrwert für die Industrie Auf den folgenden Seiten stellt sich die Sektion IV mit Beispielen aus der Praxis beziehungsweise mit einem genaueren Überblick der betreffenden Abteilungen vor. Sie erklärt, warum leistungsfähige Datennetze und eine stabile Kommunikationsinfrastruktur Zukunftsfragen für unser Land sind. Wo die Spezialisten die österreichische Rohstoffstrategie entwickeln, verfolgen und damit die Industrie nachhaltig unterstützen. Sie zeigt, wo auf innovative Ideen und Digitalisierung gesetzt wird, etwa bei regionalen Projekten wie Künstliche Intelligenz im Hochwasserschutz oder in der Landwirtschaft. Sie gibt uns Einblick in die Programme der Sicherheitsklammer Ö ­ sterreichs und macht auch die Wichtigkeit des Technologietransfers deutlich. Aber ganz gleich, welche Leuchttürme hier vorgestellt werden – die Sorgfalt der Sektion IV gilt Österreich als Wirtschafts- und Lebensstandort und damit allen, die hier leben.


WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Leistungsfähige Datennetze – Zukunftsfrage für unser Land Unsere stabile Kommunikationsinfrastruktur trägt derzeit nahezu das ganze ­gesellschaftliche Leben in Österreich. Bis vor Kurzem haben wir die uneingeschränkte Kommunikation als selbstverständlich angesehen. Seit dem Ausbruch der ­Covid-19-Pandemie in Österreich ist uns die Bedeutung einer resilienten, flächendeckenden und leistungsfähigen Kommunikationsinfrastruktur stärker ins Bewusstsein gerückt. Die Sicherstellung kritischer Infrastrukturen für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft ist gerade in Krisenzeiten überlebenswichtig. Dazu gehören stabile Telefonnetze, leistungsfähige Datennetze und verlässliche Post-Versorgungsnetze. Arbeiten, studieren, einkaufen, spielen – alles online In vielen Bereichen kann die Arbeit unabhängig von unserem Aufenthaltsort weiterhin erledigt werden. Kinder, Jugendliche sowie Studierende können ihren Lernalltag mithilfe digitaler Plattformen fortsetzen. Online-Bestellungen sichern die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten auch in Quarantäne. Sogar der Austausch mit Ärztinnen und Ärzten kann bis zu einem gewissen Grad über das Internet erfolgen. Und nicht zuletzt bieten uns Streamingdienste, Online-Spiele, Videotelefonie und Social Entwicklung Gesprächsminuten Q2 2017 – Q1 2020 Entwicklung gesendete SMS Q2 2017 – Q1 2020

Media etwas Unterhaltung und ermöglichen es uns, mit der Familie, Freundinnen und Freunden in Kontakt zu bleiben und die persönlichen Beziehungen untereinander aufrechtzuhalten. Anstieg schon vor Corona In der momentanen Situation hat sich unser Nutzungsverhalten intensiviert. Das Datenvolumen in den heimischen Mobilfunknetzen ist bereits in den letzten Jahren explodiert. Im Jahr 2019 wurden 1,9 Milliarden Gigabyte an Daten übertragen; im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht dies einer Erhöhung um das 27-Fache. In den letzten Wochen hat sich dieser Trend jedoch noch einmal verstärkt. Seit dem Lockdown erleben wir auch eine Renaissance der Telefonie – es wird wieder deutlich mehr und länger telefoniert. Digitaler Innovationsführer Die Kommunikationsinfrastruktur ist ein unverzichtbares Rückgrat für Österreichs künftige Entwicklung. Nur auf einer soliden infrastrukturellen Basis wird es Österreich auch in Zukunft mögEntwicklung Breitbandanschlüsse Q1 2018 – Q1 2020 Entwicklung Up-/Downloadvolumen Q1 2018 – Q1 2020 Breitbandanschlüsse in Tausend

Der Corona-Lockdown Mitte März machte sich besonders in unserer Telefonie bemerkbar: Im ersten Quartal 2010 telefonierten die Österreicherinnen und Österreicher 6.562 Mio. Minuten mit dem Handy und 544 Mio. Minuten mit dem Festnetz. Das sind um 14% oder 886 Mio. Minuten mehr als im 4. Quartal 2019. Treiber der Gesprächsminuten war der Mobilfunk. Weiter abwärts geht es hingegen bei den SMS: minus 9% im Qu. 1/2020 im Vergleich zu Qu. 4/2019.

Up-/Downloadvolumen in Petabyte

Die Entwicklung der Breitbandanschlüsse zeigt sich in den letzten zwei Jahren stabil leicht ansteigend. Verglichen mit dem Vorquartal, stieg der Verbrauch des Datenvolumens im Festnetz im ersten Quartal 2020 um 135 Petabyte auf 1.133 Petabyte und in den Mobilnetzen um 73 Petabyte auf 603 Petabyte, also auch hier eine Zunahme von 14%. Für das zweite Quartal 2020 kann von einem weiteren Anstieg ausgegangen werden, kommt hier doch das volle Corona-Ausmaß zum Tragen.


Foto: Pixabay

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Superschnelle Glasfaser: Beim Glasfaser-Internet werden Daten nicht durch Strom verschickt, vielmehr werden Lichtwellen über sogenannte Lichtwellenleiter geschickt.

lich sein, als wettbewerbsstarker digitaler Innovationsführer sein Wirtschafts- und Sozialmodell beizubehalten sowie Chancengerechtigkeit und soziale Sicherheit durch innovative, leistungsfähige Unternehmen und Arbeitsplätze abzusichern.

rung – soll unser Land bis 2030 flächendeckend mit gigabitfähigen Anschlüssen versorgt sein.

Regionen profitieren vom Breitbandausbau Schnelles Internet trägt zur Chancengleichheit zwischen Stadt und Land bei. „Leistungsfähige Datenverbindungen gewinnen zunehmend an Bedeutung, egal ob in Ballungsräumen oder am Land. Das ist für die Menschen und die Wirtschaft entscheidend. Gerade in Bezug auf das ‚Internet der Dinge‘ ist schnelles Internet eine Grundvoraussetzung, es wird aber auch einen massiven Beitrag gegen das Phänomen der Landflucht leisten“, betont der für Post&Telekom zuständige Sektionschef Andreas Reichhardt.

Breitband Austria – Breitbandmilliarde Bereits seit dem Jahr 2015 stellt der Bund im Zuge der Initiative Breitband Austria 2020 österreichweit eine Milliarde Euro an Förderungsmitteln, die sogenannte Breitbandmilliarde, für den Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur zur Verfügung. Durch den geförderten Ausbau wird sowohl die feste als auch die mobile Breitbandversorgung deutlich verbessert. Im Breitbandatlas (www.breitbandatlas.at) ist nicht nur der aktuelle Stand der Breitbandversorgung von österreichweit über 200 Telekombetreibern ersichtlich, sondern auch, wo ein geförderter Ausbau derzeit stattfindet.

Vorreiterrolle ausbauen Um Wohlstand, Arbeitsplätze und Lebensqualität langfristig zu sichern und auszubauen, hat sich die österreichische Bundes­ regierung zum Ziel gesetzt, Österreich zu einer der führenden Digitalnationen innerhalb der Europäischen Union weiterzuentwickeln. „Österreich will seine Vorreiterrolle sowohl im Mobilfunkbereich als auch bei der Versorgung mit festen Anschlüssen festigen und ausbauen“, erklärt Reichhardt. Im Bereich der Kommunikationsinfrastruktur – dem Fundament der Digitalisie-

Internet wird noch schneller mit 5G Aufgrund des gestiegenen Datenaufkommens rückt auch die Notwendigkeit eines zügigen 5G-Ausbaus wieder in den Fokus. Mit Anfang Juni 2020 waren bereits 695 Sendestationen in 195 österreichischen Gemeinden aktiv; die meisten befinden sich in Wien, den Landeshauptstädten sowie den Städten mit Bezirkshauptmannschaften. Die 5G-Versorgung in ländlichen Regionen wird sich mit dem laufenden Ausbau und der Vergabe weiterer Frequenzen deutlich verbessern.


WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Strategen der BMLRT-Sektion IV als ­Unterstützer der Industrie Der Weg vom Rohstoff zum Endprodukt steht in Österreich im Einklang mit Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit – Spezialisten sei Dank. Als Ansprechpartner für Industrieunternehmen der Schwer- und Grundstoffindustrie unterstützt die Sektion IV des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) Betriebe im Rahmen von Digitalisierungsprojekten, bildet Technologiebrücken für den Exportmarkt, tritt als Bindeglied zwischen Unternehmen und Universitäten auf und koordiniert Industriethemen auf europäischer Ebene. Klimaneutralität, Dekarbonisierung und IPCEI Eine zentrale Rolle innerhalb der Sektion IV nimmt die Dekarbonisierung der Industrie ein, die durch innovative Ansätze vorangetrieben werden soll. Unterstützend wirkt hier – im Rahmen der sogenannten Important Projects of Common European Interest (IPCEI) – das von der Europäischen Kommission initiierte Vorhaben, Wertschöpfungsketten innerhalb Europas zu halten und auszubauen – ein industriepolitisches Instrument zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, das sich mit Themenbereichen wie Hydrogen oder Low CO2-Emission auseinandersetzt und die Eckpfeiler zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise innerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten setzt. Ansprechpartner für Industrie

Ansprechpartner für Bergbau

DI Dr. Andreas Weber

DI Thomas Spörker

Bundesministerium für Landwirtschaft,

Bundesministerium für

Regionen und Tourismus

Landwirtschaft, Regionen

Sektion IV – Sektion Telekommunikation,

und Tourismus

Post und Bergbau

Abteilung IV/6: Bergbau – Technik

+43 1 711 62-653201

und Sicherheit

+43 6642645017

43 1 71100 608540

Radetzkystraße 2, 1030 Wien

Denisgasse 31, 1200 Wien

andreas.weber@bmlrt.gv.at

thomas.spoerker@bmlrt.gv.at

www.bmlrt.gv.at

www.bmlrt.gv.at

Wohlstand und Herausforderungen Mit einem Anteil von 25% des österreichischen Brutto­ inlandsprodukts und 1,3 Millionen Beschäftigten trägt die Rohund Grundstoffindustrie einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand unseres Landes bei. Unvorhersehbare Ereignisse, sich durch Technologieentwicklungen stark verändernde Rohstoffbedarfe sowie Rohstoffabhängigkeiten von instabilen Ländern stellen nur einige Herausforderungen dar, denen heimische Industrieunternehmen ausgesetzt sind. Österreichische Rohstoffstrategie Mit der neuen österreichischen Rohstoffstrategie soll die Basis für eine Industrie- und Standortpolitik für rohstoffproduzierende und -verarbeitende Unternehmen geschaffen und industrielle Wertschöpfung in Österreich sowie die Resilienz gegenüber Versorgungsrisiken gestärkt werden. Angelehnt an die europäische Rohstoffstrategie, basiert die österreichische Rohstoffstrategie auf einem 3-Säulen-Modell. Dieses Modell umfasst die nachhaltige Versorgung aus heimischen Quellen, die nachhaltige Versorgung aus internationalen Zulieferketten sowie das Themengebiet Smart Production – die Vernetzung der gesamten Produktionskette in der Industrie 4.0. Begleitet wird das 3-Säulen-Modell darüber hinaus von Querschnittsthemen wie Digitalisierung, Bildung und Akzeptanz, Forschung und Entwicklung sowie Dialog, Foresight Policy und Umfeldanalyse, die einen Bogen über alle drei Säulen spannen. Chancen im internationalen Umfeld Im Bereich Technologie und Innovation genießt Österreich bereits seit Jahren einen hohen Stellenwert; gleichermaßen gilt dies für die Weltproduktion von mineralischen Rohstoffen. Neben Magnesit, Wolfram und Talk besitzt Österreich unter anderem bedeutende Vorkommen an Lithium, das aufgrund des steigenden internationalen Nachfragebedarfs signifikant an Bedeutung gewinnt. Ein wesentliches Ziel des BMLRT ist daher, derartige Potenziale durch gezielte Maßnahmen und effiziente Zusammenarbeit mit Unternehmen zu sichern, um Österreich im internationalen Umfeld erfolgreich zu positionieren.


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KIRAS und FORTE bilden die Sicherheitsklammer Österreich ist nicht von ganz allein ein so sicheres Land. Die Programme KIRAS und FORTE tragen – als unsere Sicherheitsklammer – dazu bei.

Foto: BMLRT

Das Jahr 2020 war gezeichnet von Aufruhr auf breiter Linie, von verheerenden Busch- und Waldbränden in den USA, Australien und dem Amazonas, über die weltweite Verbreitung des Corona Virus und allen damit zusammenhängenden Folgen, bis hin zu massiven Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften aufgrund sich entladender, gesellschaftspolitischer Spannungen. Jede dieser Herausforderungen benötigt innovative Lösungsansätze. Um Österreich auf diese und andere Arten von Bedrohungen sowie Krisen und Katastrophen möglichst gut vorzubereiten, werden im zivilen Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS und dem Verteidigungsforschungsprogramm FORTE, welche gemeinsam die Sicherheitsklammer bilden, seit dem Jahr 2005 Forschungsprojekte gefördert. Jährlich stehen durchschnittlich € 14 Mio. an Fördermittel zur Verfügung, um entsprechende innovative Lösungen zu erforschen. Mithilfe dieser Forschung wird der Grundstein für Anwendungen gelegt, Österreich sicherer zu machen und seine Menschen sich auch sicherer fühlen zu lassen. Da werden Ersthelfer und Einsatzkräfte unterstützt um deren Arbeit zu vereinfachen, die

Sicherheitsklammer kurz & bündig Jährliches Budget: € 14 Mio. Zielgruppe für Förderungen: Forschungseinrichtungen und Unternehmen KIRAS

FORTE

zivile Sicherheitsforschung € 9 Mio. www.kiras.at

Verteidigungsforschung € 5 Mio. www.forte-bmvit.at

Programmverantwortung: Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Programmabwicklung: FFG Ausschreibung 2020: geöffnet von Oktober 2020 bis Februar 2021 durchschnittliche Projektförderungen: von € 200.000 bis € 500.000 (max. 85% der Projektkosten) Projektdauer: bis max. 3 Jahre TRL (Technology Readiness Level): 4-6 Kontakt: Stabsstelle Sicherheitsforschung und Technologietransfer E-Mail: stabst.sifo-tt@bmlrt.gv.at

Versorgung lebensnotwendiger Güter sichergestellt bis hin zu Maßnahmen zum Schutz vor Angriffen aus dem Cyberraum und anderer Gefahren für kritische Infrastrukturen ergriffen. Abgerundet wird das Forschungsspektrum mit Projekten mit einem geistessozial- und kulturwissenschaftlichen Fokus, der zeitgemäße Probleme wie Hass im Netz oder gewaltbereite politische Radikalisierung adressiert. Der Erfolg dieser Forschungsergebnisse beruht auf ihrem Einsatz. Nur so können die aus KIRAS und FORTE entstehenden Anwendungen als Produkte und Dienstleistungen bei der Krisenbewältigung eine wichtige Rolle spielen, nach der Krise bei der Wiederherstellung des Normalzustandes einen wesentlichen Beitrag leisten und diese vielleicht sogar verhindern. Das ist auch für den Wirtschaftsstandort Österreich hochrelevant. Durch die Forschung entstehende Wertschöpfung kann wesentlich gesteigert werden, wenn die Ergebnisse durch Referenznutzer in Österreich Anwendung finden und somit als Produkte „Made in Austria“ mittels Technologietransfer in die ganze Welt exportiert und vermarktet zu werden. Das wiederum schafft und sichert Arbeitsplätze und Beschäftigung. Die Programme der Sicherheitsklammer stehen bereit, all jenen Forschern und Unternehmern eine Fördermöglichkeit zu bieten, die sich den sicherheitspolitischen Herausforderungen von morgen mit dem Einfallsreichtum von heute stellen wollen.


WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Technologietransfer – der Schritt von der Theorie in die Praxis Im 21. Jahrhundert sind Technologie, Forschung & Entwicklung in aller Munde und nicht mehr wegzudenken.

So funktioniert der Technologietransfer Aufgabe des kommerziellen internationalen Technologietransfers ist es, den Anteil österreichischer Technologie an Exporten zu erhöhen, um Arbeitsplätze zu erhalten beziehungsweise zu schaffen und den Wirtschafts-, Industrie- und Tourismusstandort Technologietransfer kurz und bündig Die Stabsstelle unterstützt heimische Unternehmen und die österreichische Industrie bei ihren Aktivitäten in ausgewählten Zielländern durch folgende Kerninstrumente: c Herstellung eines direkten Austauschs mit Entscheidungsträgern c Unterstützung bei der Suche nach Projektpartnern c Erleichterte Kommunikation und optimierter Ablauf durch Koordination von Arbeitsgruppen und Projektlisten c Erhöhte Chancen bei internationalen Ausschreibungen durch Einbindung in die Frühphase von Projekten c Hohe Projektsicherheit durch abrupte bilaterale Vermittlungsmechanismen Dabei deckt sie folgende Technologiebereiche ab: c Grundstoffindustrie c Bergbau c Kreislaufwirtschaft c Energie c Telekommunikation c Digitalisierung c Sicherheit und Verteidigung c Landwirtschaft c Holzwirtschaft Stabsstelle für Sicherheitsforschung und Technologietransfer im BMLRT E-Mail: stabst.sifo-tt@bmlrt.gv.at

Foto: pixabay

Im 21. Jahrhundert sind Technologie und Forschung in aller Munde und nicht mehr wegzudenken. Doch macht Technologie erst Sinn, wenn sie Anwendung findet; das in Forschung und Entwicklung investierte Geld erzielt nur dann volkswirtschaftliche Nachhaltigkeit, wenn es in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden kann. Österreichische Unternehmen sind in vielen Technologiebereichen Weltmarktführer, insbesondere bei Nischenanwendungen. Spitzentechnologie aus Österreich zeichnet sich durch Qualität, maßgeschneiderte Lösungen und Erfahrung aus. Dies sind zweifelsohne ausschlaggebende Kriterien im Wettbewerb um internationale Projekte.

Österreich nachhaltig zu sichern sowie die Exzellenz österreichischer Spitzentechnologien herauszustreichen. Der Technologietransfer funktioniert als bilaterale Initiative zwischen der Republik Österreich und einem Zielland mit entsprechendem Bedarf an bereits angewandter Hochtechnologie. Eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem BMLRT und einem Partnerministerium im jeweiligen Zielland erfolgt mittels institutioneller Instrumente wie bilaterale Vereinbarungen für Zusammenarbeit, sogenannte Kooperationsabkommen. Wesentliche Bestandteile für diese bilateralen Kooperationsvereinbarungen sind die Erarbeitung und Abstimmung konkreter Projektlisten, die Einrichtung regelmäßig tagender, gemischter bilateraler Arbeitsgruppen und die Einsetzung von fixen Projektkoordinatoren sowie strategische (Rohstoff-)Partnerschaften und Regionalkooperationen. Zielmärkte der Technologietransferaktivitäten des BMLRT sind insbesondere aufstrebende Länder mit hohem Wirtschaftswachstum, sogenannte Emerging Markets (BRICS – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, GUS, SO-Asien, etc.), die Aufholbedarf beim Ausbau und der Modernisierung ihrer Infrastrukturen haben. Grundsätzlich wird die Stabsstelle dabei dort aktiv, wo der Bedarf der heimischen Industrie sie hinführt.


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Innovation Farming oder Digitalisierung am Bauernhof Das BMLRT setzt auf Innovation – in der Landwirtschaft, aber auch ganz grundsätzlich bei regionalen Projekten wie KI im Hochwasserschutz.

Foto: BMLRT

Mit der Initiative der Regionalen Innovationssysteme (RIS) beschreitet das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) neue Wege, um auch die Verwaltung in das 21. Jahrhundert zu holen. Hierfür wurde im März 2020 als Teil der Stabsstelle Strategie und Datenanalyse der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) das neue Team RIS gegründet. RIS wird vom BMLRT finanziert und hat zum übergeordneten Ziel, Digitalisierungsund Innovationsprojekte mit regionalem Bezug umzusetzen, Community Management zu betreiben sowie Förderinitiativen aufzubauen und umzusetzen. Das BMLRT verfolgt damit das Ziel, der Verwaltung mit digitalen Anwendungen unter die Arme zu greifen und letztendlich auch der Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern zu dienen. Konkrete RIS-Projektbeispiele sind zum Beispiel: c Künstliche Intelligenz (KI) für flächendeckendes HochwasserRisiko-Monitoring – mithilfe von KI und verbauter Sensorik sollen möglichst früh Überschwemmungen antizipiert werden, um rechtzeitige Vorsorge und Evakuierungen vornehmen zu können. c Bestimmung bewässerter Flächen mittels Satellitendaten – Entwicklung einer Methode zur Ermittlung tatsächlich bewässerter landwirtschaftlicher Flächen (Testregion Marchfeld) mittels hochaufgelöster, kontinuierlicher Satellitendaten zur Landnutzung und Landbedeckung. Digitalisierungs-Vorzeigeprojekt „Innovation Farm“ Die Innovation Farm liefert einen wichtigen Beitrag, um die Landwirtschaft zukunftsfit zu machen. Insbesondere in den Betriebszweigen Ackerbau, Grünland und Tierhaltung werden neue Technologien getestet und so aufbereitet, dass ein Nutzen erkennbar wird; damit wird ein wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung der österreichischen Landwirtschaft geleistet. Das Projekt war ein langgehegtes Vorhaben und wurde von

Heinrich Prankl, Leiter für Forschung & Innovation der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum und Geschäftsführer von Josephinum Research, initiiert. Prankls Expertise reicht von der Sensortechnik, über Agro-Mechatronik bis zu Daten- und Informationsmanagement-Technologien (Precision Farming, Smart Farming, Landwirtschaft 4.0). Das grundlegende Ziel der Innovation Farm ist es, den Nutzen neuer technischer Lösungen für die österreichische Landwirtschaft herauszuarbeiten und den Zugang zu neuen Entwicklungen für Landwirtinnen und Landwirte zu erleichtern. Aufgabe der Innovation Farm ist daher die praktische Erprobung, Optimierung und Vermittlung von modernen, technischen Entwicklungen, Produkten und Konzepten sowohl in der Innenwirtschaft (Tierhaltung) als auch in der Außenwirtschaft (Ackerbau, Grünland). Die Innovation Farm wird im Rahmen des Clusters „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ vom BMLRT gefördert. An drei Standorten werden 20 Pilot- & Demobetriebe in Österreich realisiert. In enger Zusammenarbeit mit der Industrie sowie mit Bildungsanbietern werden hier neue Entwicklungen getestet und ein entsprechendes Schulungsangebot erarbeitet: c Francisco Josephinum, Wieselburg (Ackerbau und Grünland) c Bildungswerkstatt Mold (Ackerbau) c Research & Development Raumberg Gumpenstein (Tierhaltung und Grünland).


ÖSTERREICHISCHE VORZEIGE-UNTERNEHMEN

Das HERZstück der Gebäudetechnik

Prefa, stark wie ein Stier.

Die HERZ-Gruppe ist mit rund 3.300 Mitarbeitern weltweit und 36 Produktionsstätten in Europa einer der bedeutendsten Hersteller im Bereich Gebäudetechnik. Das Produktportfolio umfasst Armaturen, Fittinge, Regel- und Thermostatventile für die Hausinstallation im Bereich Heizung, Kühlung, Sanitär und Gas sowie BiomasseKessel bis 20.000 kW und Wärmepumpen.

Die Prefa Aluminiumprodukte GmbH ist europaweit seit über 70 Jahren mit der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Dach- und Fassadensystemen aus Aluminium erfolgreich. Insgesamt beschäftigt die Prefa Gruppe rund 500 Mitarbeiter. Die Produktion der über 5.000 hochwertigen Produkte erfolgt ausschließlich in Österreich und Deutschland. Prefa ist Teil der Unternehmensgruppe des Industriellen Dr. Cornelius Grupp, die weltweit über 8.000 Mitarbeiter in über 40 Produktions­ standorten beschäftigt.

Mit dem Sortiment der zur Unternehmensgruppe gehörenden Hirsch Servo AG – Dämmstoffe aus EPS und EPP – zählt HERZ zum Komplettanbieter der HKLS-Branche. Innovative Produkte, höchste Qualitätsansprüche und maximale Kundenzufriedenheit stehen bei HERZ im Fokus. 1896 gegründet und mit Stammsitz in Wien, ist HERZ heute mit seinen Produkten in mehr als 100 Ländern präsent.

Herz Armaturen GmbH

Prefa Aluminiumprodukte GmbH

Richard-Strauss-Straße 22 · A-1230 Wien Tel.: +43 (0) 1 616 26 31-0 | Mail: office@herz.eu · Web: www.herz.eu

Werkstraße 1 | 3180 Marktl/Lilienfeld +43 2762 502 0 | office.at@prefa.com | www.prefa.com

Die SAATBAU LINZ ist mit 3.200 bäuerlichen Eigentümern die größte genossenschaftliche Organisation für Pflanzenzüchtung und Saatgutvermehrung in Österreich. Das Portfolio umfasst mehr als 400 Sorten von rund 85 Kulturarten für den konventionell und biologisch wirtschaftenden Landwirt. Rund die Hälfte davon wird über Vermehrungen selbst produziert.

Kraus & Naimer ist ein 1907 gegründeter Hersteller von elektrischen Schaltgeräten mit Stammsitz in Wien. Das Markensymbol des Unternehmens ist das griechische „Phi“. Kraus & Naimer ist ein starker Partner für Kunden aus unterschiedlichen Bereichen wie Verkehr (Bahnen, Fahrzeuge, Schiffe, etc.), Förder-und Liftsysteme sowie für Maschinenbau oder für Anlagentechnik der Stromerzeugung und Stromverteilung.

70 Jahre nach ihrer Gründung agiert die SAATBAU LINZ als international aufgestelltes Unternehmen und vertreibt hochwertiges Saatgut weltweit in rund 35 Länder. Seit 1994 ist die SAATBAU LINZ in der Vertragslandwirtschaft aktiv und als verlässlicher Partner der nationalen und internationalen Lebensmittelwirtschaft sowie als größter Biohändler Österreichs etabliert.

Das familiengeführte Unternehmen ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Nockenschalter und unterhält ein globales Produktions-und Distributionsnetzwerk mit rund 900 MitarbeiterInnen.

Saatbau Linz eGen Schirmerstraße 19 4060 Leonding +43 732 389 00-0 office@saatbau.com www.saatbau.com

Kraus & Naimer Produktion GmbH Schumanngasse 39 | 1180 Wien +43 1 404 06 0 | sales-at@krausnaimer.com | www.krausnaimer.com


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Boehlerit mit Sitz im österreichischen Kapfenberg setzt Maßstäbe mit Hartmetallen und Werkzeugen für die Bearbeitung von Metall, Holz, Kunststoff und Verbundwerkstoffen. Mit Schneidstoffen, Halbzeugen und Präzisionswerkzeugen sowie Werkzeugsystemen zum Fräsen, Drehen, Stechen und Umformen sorgt Boehlerit weltweit für Prozesssicherheit und Effizienz. Zum umfassenden Produktspektrum gehören auch hochspezialisierte Werkzeuge für die Kurbelwellenbearbeitung, für die Hüttentechnik, zum Drehschälen, zur Rohr- und Blechbearbeitung sowie zur Schwerzerspanung. Außerdem fertigt Boehlerit Hartmetalle für Konstruktionsteile und für den Verschleißschutz. Im Bereich der Beschichtungstechnologie bietet Boehlerit, von der weltweit ersten Nano-CVD Anbindungsschicht bis zur härtesten Diamantschicht, eine globale Alleinstellung. Darüber hinaus ist Boehlerit mit seinem langjährigen Know-how in der Metallurgie, der Beschichtungstechnologie und mit modernster Presstechnik ein kompetenter Entwicklungspartner für Toolmaker.

Boehlerit GmbH & Co KG Werk VI-Straße 100 | 8605 Kapfenberg +43 (3862) 300-0 | info@boehlerit.com www.boehlerit.com

Was 1991 als Garagenprojekt von Robert Kanduth begann, hat sich in den letzten Jahrzenten mit einer jährlichen Produktionskapazität von über 1,6 Mio. m² Kollektoren zum weltweit größten thermischen Flachkollektor-Hersteller entwickelt. Bei GREEN­ oneTEC mit Hauptsitz im kärntnerischen St. Veit an der Glan steht der Kunde im Mittelpunkt. Das nach ISO 9001 und ISO 14001 zertifizierte Unternehmen verfügt über fast 30 Jahre Erfahrung in der Solarbranche und entwickelt und produziert Solarkollektoren und Befestigungssysteme in kundenspezifischen OEM-Ausführungen. 2019 erweiterte GREENoneTEC sein bisheriges Produktsortiment von thermischen Sonnenkollektoren mit einem kompakten und ästhetischen Warmwassersystem, dem SUNPAD. Das Produkt wird mittlerweile in mehr als 50 Länder weltweit erfolgreich vertrieben.

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Das niederösterreichische Unternehmen ist einer der bedeutendsten Anbieter von Feuerungsanlagen für biogene Brennstoffe. Polytechnik bietet diese Feuerungsanlagen in einem Leistungsbereich von 300 kW – 30.000 kW an. Medienträger sind Warm- bzw. Heißwasser, Dampf oder Thermoöl. Die Anlagen können für Heizungs- und Prozesswärme bzw. für die Stromerzeugung (200 kWel – 20.000 kWel) eingesetzt werden. Neu im Produktionsprogramm sind Carbonisierungsanlagen sowie die H.E.L.D. Verbrennungstechnologie (hohe Effizienz und geringste Emissionen ohne Rauchgasreinigung). Weltweit sind bereits über 3.200 Polytechnik-Anlagen im Einsatz, die Exportrate beträgt derzeit über 95%.

Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH A-2564 Weissenbach, Austria Tel. +43/2672/890-0, Fax: 890-13 office@polytechnik.at · www.polytechnik.com

Wir installieren Ihren zukünftigen Erfolg. Die SGS Industrial Services ist eine international anerkannte Industriemontage-Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Österreich. Ihr kompetenter Partner für die mechanische Montage und elektrische Installation von Industrieanlagen sowie deren Instandhaltung. Weltweit profitieren Kunden von unserer Montagekompetenz in den Industrien Holz & Holzwerkstoffe, Steine/Erde/Zement, Metall, Energie, Umwelttechnik, Logistik und Automotive. Langjährige Erfahrung, höchste Standards bei Qualität und Arbeitssicherheit haben die SGS zu einem attraktiven und stabilen Partner für internationale Großprojekte im Anlagenbau gemacht.

SGS Industrial Services GmbH GREENoneTEC Solarindustrie GmbH Energieplatz 1 | 9300 St. Veit an der Glan +43 (0) 4212 28 136-0 | info@greenonetec.com | www.greenonetec.com

Gewerbepark 14751 | Dorf an der Pram T: +43 7764 20048 0 | F: +43 7764 20048 1050 office@sgs-industrial.com www.sgs-industrial.com


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SUNPOR Kunststoff GmbH Tiroler Straße 14, A-3105 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 291-0 office@sunpor.at, www.sunpor.at Die Firma ACE Apparatebau construction & engineering GmbH ist ein international tätiges Apparatebauunternehmen und Teil der vielseitigen Christof Group. ACE entwickelt seit Jahrzehnten weltweit anerkannte Speziallösungen für den industriellen Apparatebau. Das Unternehmen produziert anspruchsvolle Druckbehälter, Wärmetauscher, Kolonnen, Reaktoren, FCC-Komponenten und andere Spezialprodukte für internationale Kunden in den Bereichen Petrochemie, Chemische Industrie und Kunststoffindustrie sowie in der Papier- und Lebensmittelindustrie. Im Werk Lieboch können Apparate mit Drücken bis zu 750 bar, Gewichten bis 600 Tonnen bzw. Durchmessern von bis zu 5,4 m gefertigt werden.

sunpor-Innovation für Mensch und Umwelt sunpor zählt in Europa zu den Technologieführern bei der Herstellung von Granulaten für Premium-EPS (Expandierfähiges Styrol). Mit einer Produktion nach modernsten Standards und dem Fokus auf Qualität. Mit einer breiten Palette an Typen für alle Anwendungen von Dämmung, Schutz und Verpackung bis hin zu innovativen Speziallösungen. Mit umfassendem, persönlichem Support für Verarbeiter weltweit. Und mit ganzer Leidenschaft für ein Ziel: Die besten Ideen für EPS mit wirtschaftlichem und ökologischem Mehrwert.

ACE Apparatebau construction & engineering GmbH Hans Thalhammer Straße 18 | 8501 Lieboch 03136/636000 | ace.office@christof-group.com | www.christof-group.com

Gold und Silber kaufen und verkaufen in Wien Wir handeln mit allen Produkten in den Bereichen Edelmetall-Investment und Numismatik, d.h. es werden alle Münzen und Barren aus Gold, Silber Platin und Palladium zum gegebenen Marktwert angekauft oder verkauft! GOLDINVEST hat weitreichende nationale und internationale Handelsverbindungen und ist Ehrenmitglied im Verband Österreichischer Münzenhändler. Bringen Sie Ihren Export-Kunden etwas ganz Besonders aus Österreich mit! Die Uhren der GOLDINVEST Collection sehen nicht nur großartig aus, sie sind noch dazu einzigartige Kunstwerke aus Ihrer Heimat!

Seit der Gründung im Jahr 1960 durch Franz Binder hat sich das Familienunter­ nehmen zu einem der Marktführer für Rundsteckverbinder entwickelt. Nach fast 60 Jahren Unternehmensgeschichte arbeiten rund 1.800 Mitarbeiter für binder. Ende März 2019 wurde mit dem Bau des neuen Headquarters in Neckarsulm begonnen. Der Neubau bietet viel Raum, um Wachstum und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Einer der 15 binder-Standorte außerhalb Deutschlands befindet sich in Wien. „Der österreichische Standort ist nicht nur für Verkauf und lokale Kundenbetreuung zuständig“, wie Martin Grabler, Niederlassungsleiter von binder Austria GmbH, betont. „An unserem Standort bieten wir neben dem Vertrieb der fertigen Steckverbinder auch Sonderbaugruppen an. Sie werden im Wiener Werk entwickelt und produziert. Daher rührt auch das starke Wachstum. So hat der Umsatz im Wiener Werk seit 2015 um etwas mehr als 250 Prozent zugelegt.“

binder Austria GmbH GOLDINVEST Edelmetalle GmbH Seilerstätte 15 | A-1010 Wien Tel. +43 1 888 05 100 | E-Mail: info@goldinvest.at | www.goldinvest.at

Slamastraße 23 | 1230 Wien +43 1 616 15 53 0 info@binder-connector.at www.binder-connector.at


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Die Kostwein Gruppe, ein Familienunternehmen in dritter Generation, produziert mit 1.000 Mitarbeitern für globale Weltmarktführer in verschiedenen Branchen des Maschinenbaus mit Standorten in Österreich, Kroatien, Indien und den USA. Die Vision ist, durch globale Aufstellung und Prozessinnovation das beste Maschinenbauunternehmen im Built-to-Print-Business zu sein. Die Umsetzung erfolgt durch eine World Class Manufacturing-Philosophie, Lean-Prinzipien, EFQM-Methodik und Digitalisierung in allen Prozessen. Die wertorientierte Konzernkultur und die Einbindung aller Mitarbeiter bilden dabei die Basis für die Motivation und den nachhaltigen Erfolg. Die Exportquote liegt bei 97%.

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HOFMANN über 70 Jahre Tradition Hersteller von Wärmebehandlungsanlagen für die Automotiv- und Luftfahrtindustrie (Aluminium und Titan) sowie die Stahlbranche. In unseren Referenzen finden sich die bekanntesten Hersteller weltweit, die Exportquote beträgt knapp 85%. Von der kompletten Planung, Programmierung bis zur Fertigung – alles aus einer Hand. Auf HOFMANN-Qualität können Sie zählen, es wird nichts dem Zufall überlassen.

Kostwein Maschinenbau GmbH

Berthold-Schwarz Straße 51 | 9020 Klagenfurt +43 (0)463 43204 | office.klagenfurt@kostwein.at | www.kostwein.at

ILF Consulting Engineers (ILF) besteht aus mehreren international tätigen, unabhängigen Ingenieur- und Beratungsunternehmen mit mehr als 50-jähriger Erfahrung in verschiedenen Kompetenzbereichen. Über 2.400 fest angestellte Mitarbeiter in mehr als 40 Büros weltweit entwickeln überzeugende Projektlösungen für anspruchsvolle Kunden. ILF stellt seinen Kunden innovative Ingenieurs- und Beratungsleistungen in den Geschäftsbereichen Energie & Klimaschutz, Wasser & Umwelt, Verkehr & Urbane Räume, Öl, Gas & Industrie zur Verfügung.

Qualität mit System! Das ist GIFAS ELECTRIC – ein international tätiges Unternehmen mit Sitz in Eugendorf bei Salzburg, seit 1966 Garant für qualitativ hochwertige, elektrotechnische Systemlösungen. Das Produktportfolio des innovativen Traditionsunternehmens erstreckt sich von robusten Vollgummi-Verteilern und Leitungsrollern für härteste Ansprüche, über Bodensteckdosen, Unterflurverteiler und Energiesäulen für den Innen- sowie Außenbereich bis zu modernsten LEDLeuchten für Industrie und Gewerbe mit nahezu unendlichen Einsatzbereichen. Egal ob Standardausführung oder maßgeschneiderte Sonderlösungen, das GIFASTeam versteht die Kundenwünsche und setzt die Anforderungen nach dem letzten Stand der Technik unter Einhaltung aller Vorschriften und Normen um.

ILF Consulting Engineers Austria GmbH Feldkreuzstraße 3 6063 Rum/Innsbruck Austria E-Mail: info.ibk@ilf.com Tel. 0043 512/24 12 - 0

GIFAS ELECTRIC Gesellschaft m.b.H Strass 2, A-5310 Eugendorf bei Salzburg +43 6225 7191-0 | verkauf@gifas.at | www.gifas.at


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Der Name Meissl steht längst nicht mehr nur für unterschiedlichste Schirmformate und Schirmbars, sondern auch für individuelle Großflächenüberdachung und mobile Windschutzwände. Ganz gleich, wie extrem der Standort und die Belastung auch sein mögen: Meissl findet immer eine Lösung, die nicht nur überzeugt, sondern wirklich begeistert – die Gastronomie genauso wie deren Gäste. Heute geben rund 50 Mitarbeiter auf mehr als 8.500 m2 Betriebsfläche ihr ganzes Herzblut für die immer noch bessere Lösung in dem 1976 gegründeten Familienunternehmen, das bereits in zweiter Generation geführt wird. Und ganz gleich, wo Sie auf der Welt sind, überall werden Sie Meissl-Konzepte finden.

ALGE-TIMING ist auf dem Sektor der elektronischen Sportzeitmessung seit Jahrzehnten weltweit ein Begriff. Über ein internationales Netz von selbstständigen Verkaufspartnern werden die Produkte in mehr als 40 Ländern vertrieben. ALGE-TIMING produziert ein umfangreiches Sortiment an Zeitmessprodukten und Anzeigesystemen. Sowohl kleine Vereine, wie auch Zeitmessprofis finden gute Beratung und den Kundenwünschen angepasste Lösungen. Auch der Wintersport hat einen hohen Stellenwert: Bei über 40% der alpinen FIS-Rennen werden weltweit Systeme von ALGE-TIMING eingesetzt. Wichtigste Sportarten: Schwimmen, Leichtathletik, Pferdesport, Motorsport, Radfahren und Skifahren.

Meissl Open-Air Solutions GmbH

ALGE-TIMING GmbH

Ellmauthal 40, 5452 Pfarrwerfen, Tel: 06462/25100 E-Mail: office@meissl.com, Internet: www.meissl.com

Rotkreuzstraße 39 · 6890 Lustenau · Austria Tel: +43-5577-85966 · Fax: +43-5577-85966-4 office@alge-timing.com · www.alge-timing.com

Schirmbar- und Wetterschutzkonzepte

Die IMA Schelling Group hat sich auf die Entwicklung und Fertigung modularisierter Sonderanlagen und Verarbeitungslösungen für die Holz-, Metall- und KunststoffIndustrie spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt und fertigt intelligente High-EndLösungen, die weltweit über Service- und Vertriebsgesellschaften vertrieben werden. Zum Produktprogramm gehören Anlagen für die gesamte Prozesskette vom Lagern, Aufteilen, Transport, Kantenanleimen, Bohren bis hin zum Sortieren und Stapeln plattenförmiger Werkstoffe aus Holz, Metall oder Kunststoff, ebenso wie ein umfangreiches Dienstleistungsprogramm und Digitalisierungsprodukte. Durch den Einsatz der Maschinen profitieren Anwender von automatisierten Abläufen und effizienteren Fertigungsprozessen.

Hightech trifft auf Tradition Das niederösterreichische Unternehmen Ing. Roman Kaubek bietet seit Jahrzehnten umfangreiches Knowhow, wenn es um Schmierstoffe für Oldtimer (Flugzeuge, Autos, Traktoren, Motorräder, Schiffe) und historische Motoren aller Art geht. Es werden sämtliche Öle für Fahrzeuge und Motoren von 1900 bis 1990 – egal ob Motoröl, Getriebeöl oder auch Benzinzusätze produziert. Die Firma ist der einzige Anbieter dieser Spezialschmierstoffe in Europa, welcher alle Öle und alle Flüssigkeiten für Oldtimer anbieten kann. Unter dem Label LABRADOR Oldtimeröl bzw. LABRACIN Benzinstabilisator beliefert Ing. Kaubek auf der ganzen Welt Spezialunternehmen für historische Motore bis 1990.

Ing. Roman Kaubek Schmiermittel IMA Schelling Group Gebhard-Schwärzler-Straße 34 · 6858 Schwarzach · Österreich Tel. +43 5572 396-0 · E-Mail: info@imaschelling.com · Web: www.imaschelling.com

Triesterstraße 27 · 2620 Neunkirchen · Österreich Mobil: +43 650 300 999 6 Email: office@kaubek-oil.at Web: www.oldtimer-schmierstoffe.at oder: www.kaubek-oil.at


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WeltMeister Österreich Burgenland

Förderland – Burgenland in exzellenter geografischer Lage Attraktive und unternehmensfreundliche Förderangebote, kombiniert mit der Nähe zu den zentralen Wirtschaftsdrehscheiben.

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Foto: Landesmedienserviec Burgenland

ls Teil der Vienna Region ist das Burgenland wie kaum ein anderes Bundesland von Wirtschaftschancen um­ geben. Man findet sich in perfekter Lage zwischen Ost und West, zwischen Alpen und Pannonien. Die Metro­ polen Wien, Bratislava, Graz, Ljubljana und Budapest, die neuen Wachstumsmärkte des Ostens und ein Heimmarkt von knapp vier Mio. Kon­su­menten, liegen direkt vor der Haustür. Durch die direkte Nachbarschaft zur Slowakei sowie zu Ungarn und Slowenien bietet sich das Burgenland als Drehscheibe an. Im Umkreis von nur 100 km befinden sich drei internationale Flughä­ fen: Wien-Schwechat, Bratislava und Graz-Thalerhof. Die meisten Standorte sind über ein hochrangiges Straßennetz erreichbar (A3, A4 und A6 im Nordburgenland, S 31 im Mittelburgenland und A2 im Südburgenland) und verfügen zum Teil über Bahnanschluss. Vier Businessparks machen den Wirtschaftsstandort Burgen­ land für nationale und internationale Unternehmen attraktiver und

Leonhard Schneemann, Wirtschaftslandesrat der Landesregierung Burgenland.

wollen den angesiedelten Unternehmen den Weg zum Erfolg er­ leichtern. Alle sechs burgenländischen Technologiezentren sind mittels Glasfaserkabelnetz direkt an den burgenländischen DatenHighway angeschlossen. Fragen an den Landesrat Was sich am Standort Burgenland so tut, wollten wir vom burgen­ ländischen Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann wissen. Wirtschaftsstandort Burgenland – wo liegt der Fokus im Moment? Wo langfristig? Momentan liegt der Fokus des Wirtschaftsstandorts Burgenland auf der Existenzsicherung. Existenzsicherung deshalb, weil die Coronakrise dafür gesorgt hat, dass viele burgenländische Unter­ nehmen aufgrund von massiven Auftragsrückgängen und damit einhergehenden Umsatzeinbrüchen in eine Schieflage geraten sind. Hier sehen wir es als oberste Priorität, mit entsprechenden Maß­ nahmen entgegenzuwirken und die Strukturen der burgenländi­ schen Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Nach Ausbruch der Krise haben wir ein Corona-Hilfspaket ge­ schnürt. Dieses besteht zum einen aus einem Härtefällefonds mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen und zum anderen aus Haftungs­ übernahmen des Landes für Überbrückungsfinanzierungen, welche von den Hausbanken abgewickelt werden. Für Tourismusbetriebe, die eine Finanzierung über die Österreichische Hotel- und Touris­ musbank erhalten, trägt das Land Burgenland die Zinsen. Mittelfristig gilt es, konjunkturbelebende Maßnahmen zu set­ zen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sie auf das Niveau vor der Krise zu bringen und damit eine Basis für langfristiges Wachs­ tum zu schaffen. Diese werden derzeit erarbeitet. Weiters setzen wir auf eine verstärkte Betriebsansiedlungsoffensive. Als Unter­ stützung bietet das Land eine Begleitung von Unternehmen bei der Ansiedlung in Kombination mit einem attraktiven Förderangebot.


WeltMeister Österreich

Foto: Siemens AG/Wolfgang Geyer

Burgenland

Coca-Cola HBC Österreich investierte im burgenländischen Edelstal in eine moderne High-Speed-Linie, eine der schnellsten weltweit und dabei ausgesprochen energieeffizient.

Businessparks

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Heiligenkreuz c Gesamtgröße 680.000 m² c Im Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowenien

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut

c Kittsee c Gesamtgröße 350.000 m² c Nahe zu Wien und Bratislava

106.042

c Lehrlinge

2.579

c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2

8.411

c Arbeitslosenquote2 7,3% c Wirtschaftskammermitglieder 25.838

c Müllendorf c Gesamtgröße 587.000 m² c Direkte Anbindung A3

c Unternehmensneugründungen3 1.638

c Parndorf/Neusiedl am See c Gesamtgröße 1.075.000 m² c Direkte Anbindung A4

c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

8.047

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

9.006

c Anteil am österreichischen BIP (2018)

2,3%

c Bruttoregionalprodukt / Einwohner € (2018)

30.700

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

Technologiezentren

c Importe

1.311

c TZ Eisenstadt – Informatik und Kommunikation c TZ Güssing – Erneuerbare Energien c TZ Jennersdorf – Optoelektronik und LED-Technologien c TZ Mittelburgenland – Informatik und eBusiness c TZ Neusiedl am See – Innovative Unternehmen c TZ Pinkafeld – Wirtschaft und Wissenschaft

c Exporte

1.214

c Tourismus Übernachtungen in 1.000 c Patenterteilungen, national (2018) 1

3.144 17

W e r t e 2 0 1 9 , 2 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungs­ t r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d B u r g e n l a n d , A M S


Digitalisierung, Klimaziele, Forschung & Entwicklung: Wo steht beziehungsweise was macht das Burgenland konkret? All diese zukunftsträchtigen Schlagworte befinden sich bereits in unserem Zukunftsplan und bilden dort zentrale Umsetzungsprojek­ te. Die Digitalisierung soll nicht zuletzt bei den burgenländischen Unternehmen mittels attraktiven Fördermaßnahmen gestärkt, son­ dern auch im Amt der Landesregierung praktiziert werden; hierzu soll die Verwaltung im Burgenland in mehreren Projekten auf digi­ tale Beine gestellt werden. Auch die Klimaziele prägen unsere Vorhaben und Projekte und werden stets in unser Handeln miteinbezogen. Hierzu sollen neben den bereits bestehenden Förderungen zur CO2-Reduktion weitere Maßnahmen zum Erhalt unseres Klimas und der für uns so wert­ vollen Natur beitragen. Was plant das Burgenland punkto Forschung & Entwicklung? Oder anders gefragt, worauf liegt der Fokus? Bis dato ist der Fokus des Landes Burgenland hinsichtlich ­Forschung in überwiegendem Maße auf der projektbezogenen Forschung ge­ legen. Diese sehr erfolgreiche Forschung spiegelt sich vor allem in der Vorreiterrolle des Burgenlandes in der Nutzung von ­erneuerbaren Energie wider. Das Burgenland hat es in den vergangenen beiden Jahrzehnten geschafft, den eigenen Strombedarf aufs Jahr ­gerechnet zu 150 Prozent zu decken. Diese europäische Vorreiter­

Förderland – Burgenland c Informationen zu Förderungen im Burgenland www.burgenland.at/foerderungen Ansprechpartner für das IWB/EFRE-Programm der EU c Regionalmanagement Burgenland GmbH www.rmb.at; www.eu-service.at c Wirtschaft Burgenland GmbH www.wirtschaft-burgenland.at c Austria Wirtschaftsservice GmbH/ERP-Fonds www.awsg.at c Kommunalkredit Public Consulting www.publicconsulting.at c Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft www.ffg.at

Foto: Energie Burgenland

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Bis 2025 investiert die Energie Burgenland 420 Mio. Euro in den Ausbau „Erneuerbarer“.

rolle ist nicht zuletzt auf die sehr erfolgreiche projektbezogene Forschung zurückzuführen. In den kommenden Jahren soll zusätz­ lich noch die Grundlagenforschung forciert werden. In etwa wie? In der Grundlagenforschung soll zukünftig der Fokus vor allem auf die Daseinsvorsorge gelegt werden, deren Wichtigkeit aufgrund der Abhängigkeit in allen Bereichen von anderen Staaten vor allem in der Krise mehrmals unterstrichen wurde. Zusätzlich sollen in den Themengebieten wie Nachhaltigkeit, Wasserwirtschaft, Energieund Kreislaufwirtschaft signifikante Meilensteine erreicht w ­ erden. Warum sollten sich Betriebe gerade im Burgenland ansiedeln? Das Burgenland ist für Betriebe ein attraktiver Standort, weil es viele relevante Komponenten für ein erstrebenswertes Arbeitsum­ feld aufweisen kann. Vor allem die geografische Lage in der ‚Vienna Region‘ mit der Nähe zu den zentralen Wirtschaftsdrehscheiben wie Wien, Bratislava und Budapest ist von großer Relevanz. Neben der idealen Infrastruktur findet sich im Land ein hervorragendes Facharbeiterangebot. Darüber hinaus bietet das Land Burgenland sehr attraktive und unternehmensfreundliche Förderangebote und dank der kurzen Behördenwege eine rasche Abwicklung – dies hat sich speziell auch während der Krise gezeigt. ◆


WeltMeister Österreich Burgenland

Das Burgenland mit allen Sinnen erfahren Weiches Frottee greifen, Hanf riechen und schmecken, mit Helferleins gut hören – drei Best Practice-Beispiele aus dem Osten Österreichs.

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ür unsere Auswahl an quasi „Burgenland-Botschaftern“ haben wir uns im ganzen Bundesland umgesehen und jeweils ein Unternehmen von „oben, unten und der Mitte“ herausgepickt. Im Norden wurden wir in Gols fündig, in der Mitte in Grafenschachen und im Süden in Jennersdorf. Eines ist schon etwas älter – ein klassisches Traditionsunternehmen, eines in den sogenannten besten Jahren und eines gehört zu den aufstrebenden Youngstern.

logische Verträglichkeit, heißt es aus dem Unternehmen. Die qualitative Einzigartigkeit erhalten alle Vossen-Tücher durch die revolutionäre Airpillow Technology, das ist eine Auflösung der Drehung und Gleichrichtung der Faserstruktur. Wiewohl es die Frottierware von Vossen in allen erdenklichen Farben gibt, so ist sie dennoch „grün“. Denn Vossen setzt bei der Produktion seiner Handtücher zu 100% auf erneuerbare Energien aus Wind, Wasser, Biomasse und Sonne. „Unsere Produkte werden im Herzen Europas hergestellt und legen keine weiten Distanzen zurück. Wir verfügen über einen überdurchschnittlich geringen Carbon Footprint“, erläutert die Vossen-Geschäftsführung.

Foto: Deep Nature Project

Frottierware aus Jennersdorf Die Wahrscheinlichkeit, schon einmal Produkte dieses burgenländischen Betriebs gehalten zu haben, ist groß – besonders als Tourist, Perfektes, mildes Klima für Pflanzen der Familie Cannabaceae denn speziell die gehobene Hotellerie schwört darauf. Die Rede ist Der Anbau von Hanf hat in Europa eine lange Tradition – seit ein von Vossen, einem der führenden Frottierwarenhersteller in Europa paar Jahren erlebt Nutzhanf eine Renaissance, und weltweit entund die bekannteste Frottierware in Österreich und Deutschland. steht wieder das Bewusstsein Jährlich werden rund sechs für seine positiven EigenschafMio. höchst exklusive Produkte ten. Dazu gehören unter ande– unter anderem Handtücher, rem die Steigerung des geistiBadetücher, Bademäntel und gen und körperlichen WohlbeBadteppiche – hergestellt. Seit findens. „Hanf wird häufig nur über 50 Jahren produziert Vosmit THC (Tetrahydrocannabisen am Standort Jennersdorf im nol, kann in größeren Mengen Südosten Österreichs, der Proberauschend wirken, Anm.) in duktionsstandort sei laut VosVerbindung gebracht“, sagt Ansen bewusst gewählt worden. drea Bamacher, Gründerin und Pro Jahr werden mehrere TonGeschäftsführerin von Deep Nanen Rohgarn in einer hoch moture Project, und erklärt: „Unsedernen Produktion zu Frottierre Produkte enthalten allerdings waren verarbeitet und in über so geringe Spuren von THC, 40 Länder der Welt exportiert. dass sie weit unter dem SchwelDabei lege Vossen größten lenwert von 0,2 Prozent und Wert auf Qualität, Innovation, damit garantiert im gesetzlich Hanf erlebt mit Andrea Bamacher, Gründerin Deep Nature Project, eine Renaissance. internationale Designs und öko-


Foto: Deep Nature Project

Foto: Konrad Limbeck

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Flauschiges Frottee von Vossen (Vegan Life) aus dem Südburgenland.

Im hauseigenen Labor werden die Deep Nature Project-Produkte stetig kontrolliert.

erlaubten Rahmen liegen. Bei unseren Bio-Lebensmitteln konzentrieren wir uns ausschließlich auf ein einzigartiges Geschmackserlebnis und den Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung.“ Seit 2015 produziert der österreichische Hanf-Pionier, die Deep Nature Project GmbH, mit Sitz im burgenländischen Gols zertifizierte und streng kontrollierte Bio Hanf-Produkte: hochwertige Bio Hanf-Lebensmittel und Bio Hanf-Extrakte (CBD/CBFG) unter den Handelsmarken Medihemp und Vetrihemp. In Kooperation mit Vertragsbauern in Österreich, Deutschland und Kroatien wird auf 510 ha Bio Nutzhanf angebaut, nach dem neuesten Stand der Technik geerntet und besonders schonend weiterverarbeitet. Die Produkte werden in knapp 30 Länder weltweit vertrieben und unterliegen regelmäßigen externen wie internen Kontrollen. Deep Nature Project ist einer der führenden europäischen Hersteller von Bio-Hanf und Vitalprodukten. Das Unternehmen verfügt über einen vollintegrierten, biologisch zertifizierten und kontrollierten Wertschöpfungsprozess, ist in den letzten fünf Jahren von fünf auf 70 Mitarbeiter gewachsen und so eine wichtige Arbeitgeberin in der Region. Deep Nature Project ist mit über 250 Distributionspartnern sowie online direkt in 27 europäischen Ländern vertreten. Im Wettbewerb der Wirtschaftskammer Burgenland um die Auszeichnung „Familienfreundlichster Betrieb 2019/2020“ konnte Deep Nature Project die Kategorie „Mittelbetriebe“ für sich entscheiden. Das Golser Unternehmen punktete vor allem mit flexiblen

Arbeitszeitmodellen, wie etwa Jobsharing, Altersteilzeit, eigenständige Auswahl der Arbeitstage, Vertrauensarbeitszeit, mobiles Arbeiten, Homeoffice und Zeitansparmodelle sowie unbezahlten Urlaub aus familiären Gründen und Employee Assistance-Programme. Dabei kann sich jeder Mitarbeiter Coaches aus einer Liste aussuchen und deren Leistungen in Anspruch nehmen. Auch bei der Kinderbetreuung versucht Deep Nature Project, so gut es eben geht, Eltern unter die Arme zu greifen, indem sie durch den Abbau von Überstunden, vorübergehende Heim- und Telearbeit sowie durch Berücksichtigung der Urlaubsplanung, aber auch dadurch, dass die Kinder in den Betrieb mitgenommen werden können, unterstützt werden. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Mütter und Väter, vor allem in den ländlichen Regionen des Burgenlands, eine enorme Herausforderung“, so Kommerzialrätin Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Burgenland und Mitinitiatorin des Wettbewerbs. Andrea Bamacher wurde 2019 zudem mit dem Regionalitätspreis Burgenland ausgezeichnet; dieser Preis wird alljährlich für herausragende unternehmerische Leistungen verliehen. Das Burgenland sieht man bei Deep Nature Project sowohl als Marke als auch als Qualitätssiegel. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dem Burgenland ist für Deep Nature Project ein entscheidendender Innovationsmotor für eine erfolgreiche Zukunft.


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WeltMeister Österreich Burgenland

auch eine individuelle Lösung für all jene, die aus medizinischen oder körperlichen Gründen kein Hörgerät im Ohr vertragen oder dort einfach keines haben möchten. Speziell für Kinder mit Hörbeeinträchtigung bietet BHM eine echte Alternative zur Operation, denn gerade bei Kindern ist eine rasche akustische Versorgung notwendig, da die Sprachentwicklung untrennbar mit dem Hörvermögen verbunden ist. Das Unternehmen entwickelte das weltweit erste digitale Miniatur-Knochenleitungshörsystem. Das System wird dafür einfach und unsichtbar in Kopfbedeckungen, wie Sportkappen, Haarbändern/-reifen oder Stirnbändern eingearbeitet. Außerdem fertigt BHM am neuesten Technologiestand Komponenten und Baugruppen für Hörimplantate und Prothesenteile. Als Vorreiter im Bereich Hörhilfsmittel und Präzisionsbauteile für den medizinisch-technischen Bereich entwickelt und produziert die Manufaktur seit ihrem Bestehen technisch hoch anspruchsvolle Mikrobauteile. Die langjährige Erfahrung und der Perfektionsgeist machen BHM dabei zu einem weltweit angesehenen Spezialisten für Knochen- und Luftleitungshörgeräte. ◆

Fotos: Pixabay

Gut hören mit Technologie aus dem Südburgenland Im südburgenländischen Grafenschachen entwickelt die Manufaktur BHM hochwertige Hörsysteme, die gänzlich in Österreich hergestellt und weltweit vertrieben werden. Der Name BHM steht dabei nicht nur für Berl Hörgeräte Manufaktur, sondern zugleich für eine Erfolgsgeschichte, die im Jahr 2002 mit der Herstellung von Hörgeräte-Ersatzteilen begann. Die Kernkompetenz von BHM ist die Weiterentwicklung und Fertigung von speziellen Knochenleitungshörsystemen und Knochenleitungshörern für unterschiedlichste Anwendungen, die etwa in Form von Hörbrillen den Trägern große Vorteile im Vergleich zu anderen Systemen bieten. Bei Knochenleitungshörsystemen wird der Schall in einem winzigen Vibrationshörer erzeugt und direkt auf den Kopf übertragen, wo er als Körperschall durch den Schädelknochen zum Innenohr gelangt und dort direkt in einen Nervenreiz umgewandelt wird. Hörbrillen, basierend auf der Knochenleitungs-Technologie, gelten als ideale Lösung für jene Menschen, die nicht nur beim Hören, sondern auch beim Sehen eine Unterstützung brauchen. Sie sind

Knochenhörleitsysteme: In einem Vibrationshörer erzeugter Schall wird via Schädelknochen ins Innenohr transportiert und dort in einen Nervenreiz transformiert.


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Wenn Sie das Austria Gütezeichen auf einem Produkt sehen, können Sie sich sicher sein, dass es sich hierbei um ein überdurchschnittliches, geprüftes Qualitätsprodukt aus Österreich handelt.

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WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Wirtschaftsstandort Burgenland Um sich zur dynamischsten Wirtschaftsregion Österreichs zu entwickeln, hat unser östlichstes Bundesland sehr gute Karten. Dazu gehören nicht nur die positiven Effekte der EU – die Trümpfe sind vielmehr die typisch burgenländischen Eigenschaften. Natürlich haben die vergangenen Wochen und Monate unser Leben massiv verändert. Die gesundheitspolitische Krisenbewältigung hat einschneidende Wirkungen auf Menschen und ­Betriebe, auf Arbeitsplätze und betriebliche Umsätze mit sich gebracht. Aber unabhängig davon hat das Burgenland die Coronakrise und die daraus resultierenden Folgen bislang gut gemanagt. Das Burgenland ist gut aufgestellt und hat zweifelsohne wie kein anderes Bundesland vom EU-Beitritt Österreichs profitiert. Dies spiegelt sich in vielen Kennzahlen wider. Dennoch ist das ­Burgenland strukturschwach, insbesondere im Landessüden, wo es an Verkehrsinfrastruktur oder an Breitbandinfrastruktur fehlt. Im Gegensatz dazu entwickelt sich das Nordburgenland – als Teil der sogenannten Vienna-Region – deutlich besser. Das heißt, wenn man über das Burgenland spricht, braucht es eine differenziertere Herangehensweise.

Wirtschaftskennzahlen des Burgenlands

c 18.870 aktive Wirtschaftskammer-Mitglieder c 2.608 Lehrlinge c 777 Lehrbetriebe c 3.092.657 Übernachtungen c davon 2.418.051 in gewerblichen Betrieben c ca. 1.200 Firmengründungen pro Jahr c 108.549 unselbstständig Beschäftigte Wirtschaftskammer Burgenland Robert-Graf-Platz 1, 7000 Eisenstadt Tel. +43 5 90 907 2000 wkbgld@wkbgld.at wko.at/bgld

Unbestritten ist, dass der wirtschaftliche Aufschwung und die besondere Lebensqualität des Burgenlands untrennbar mit den rund 20.000 burgenländischen Unternehmerinnen und ­Unternehmern verbunden sind. Sie sorgen für Arbeitsplätze, Einkommen und die nötige Steuerleistung für die Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsysteme, für Infrastruktur, öffentliche ­Verwaltungen et cetera. Positive Standortbedingungen sind für diese Unternehmen daher die Grundlage unseres Wohlstands. Im Nord-, Mittel- und Südburgenland gibt es eine Reihe von Schlüsselthemen, die alle Unternehmen gleich intensiv betreffen: die Verkehrsinfrastruktur – egal ob Schiene oder Straße –, Ausbau der digitalen Infrastruktur, der Mangel an Lehrlingen und Fachkräften, Service durch Landesagenturen und Verwaltungsvereinfachung, Lebens­ qualität als Standortfaktor. Identität, Selbstbild, Fremdbild Zu den Fakten: Zunächst ist das Burgenland das östlichste ­Bundesland Österreichs. 400 Kilometer Grenze, ein flaches, mitunter hügeliges, selten wirklich bergiges Land. Sieben Bezirke, 171 Gemeinden, drei Landesteile, vier Sprachen, Tausende kleine Facetten und noch mehr liebenswerte Eigenheiten. Heute ist das Burgenland nicht zuletzt deswegen jenes österreichische Bundesland, das das höchste Wirtschafts­ wachstum vorweisen kann. Das Burgenland hat sich 2017 mit einer Wachstumsrate von drei Prozent des Bruttoregionalprodukts (BRP) wirtschaftlich hervorragend entwickelt. Seit 2012 wurde vier Mal das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer erreicht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ­Burgenlands steigerte sich von 3,8 Mrd. € im Jahr des E ­ U-Beitritts auf 8,2 Mrd. € im Jahr 2016. Es zeigen sich Erfolge in den unterschiedlichsten Bereichen: Das Burgenland hat mittlerweile die höchste Maturanten-Quote ­Österreichs; zudem setzte das Burgenland schon sehr früh auf die Windkraft und ist heute mit seiner Windenergie in S ­ pitzenzeiten autark. Damit ist das Burgenland auch ein Vorbild für ganz Europa.


Foto: WKB/Lexi

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Der Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland, Honorarkonsul Peter Nemeth, hat die Gestaltung der positiven Zukunft der burgenländischen Wirtschaft täglich im Fokus.

Wirtschaftsförderung Ziel der Wirtschaftsförderung ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der burgenländischen Wirtschaft zu stärken. Dabei soll eine Verbesserung der betrieblichen und regionalen Wettbewerbs­ fähigkeit durch Erschließung neuer Kundengruppen herbeigeführt werden. Im Vordergrund steht dabei die Verbesserung der strategischen und zielgruppenorientierten Ausrichtung der B ­etriebe durch Einführung bestehender oder neuer Produkte beziehungsweise Dienstleistungen in einem neuen Markt; ein wesentlicher Punkt ist hier aber auch die Einhaltung von Spielregeln, also f­ airer Wettbewerb. Allgemein gesagt, müssen – um den nächsten Schritt in Richtung wirtschaftsfreundlichstes Bundesland zu machen – die Vorzüge des Burgenlands noch besser dargestellt und Problemfelder ­bekämpft werden. Konkret geht es dabei um ... c faire Kontrollen und gleiche Regeln für alle (grenzüberschreitende Dienstleistungen)

c Hebung und Absicherung der Lebensqualität c hochwertige Arbeitsplätze in Wohnsitznähe c Raumplanung und Regionalentwicklung c die Vernetzung in Clustern im Land und über die Landesgrenzen hinweg. Zukunftsfragen Das Burgenland kann sich durch kluge und nachhaltige Regionalentwicklung zur dynamischsten Wirtschaftsregion Österreichs entwickeln; die Basis ist die hohe Lebensqualität und die ­Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen im Land. Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Menschen müssen sich darauf einstellen. Eigeninitiative, neue Ideen, Zukunftskonzepte, Innovationen, Digitalisierung und neue Branchen werden mehr gefragt sein denn je. Aber auch die typisch burgenländischen Eigenschaften: der Fleiß, der Wissensdurst, der Wille, etwas zu schaffen, und nicht zuletzt: der Sinn für die Sonnenseiten des Lebens, das Hochhalten der Lebensqualität in einer sich immer schneller entwickelnden Welt werden zu wesentlichen Standortfaktoren.


WeltMeister Österreich Wien

Wien – Weltmeisterstandort und internationale Metropole Die Bundeshauptstadt überzeugt mit Lebensqualität, Stabilität, Sicherheit und Infrastruktur. Den Titel „Greenest City“ trägt sie auch – zu Recht.

W

ien ist Weltmeister in Sachen Lebensqualität, sei es die Mercer-Studie, „The Economist“ oder die UNO, Wien liegt auf Platz 1. Zudem belegt Wien im weltweiten „Greenest City“-Ranking und „Bester Startup Hub der Welt“-Ranking Platz 1. Die Stadt hat, etwa mit dem Flughafen Wien und ihren zahlreichen Zuganbindungen, eine weltmeisterliche Infrastruktur und verfügt mit dem Knoten VIX über einen globalen Internetknotenpunkt. Laut „Guardian“ ist Wien sogar die am besten mit der Bahn verbundene Stadt Europas. Mit seiner hohen Produktivität zähle Wien zu den Top-Regionen der EU, heißt es bei der Wirtschaftsagentur Wien – auch die geografische Lage als Drehscheibe zu den Märkten im CEE-Raum werde von vielen Unternehmen geschätzt.

Wirtschaftsstandort Wien – wo liegt der Fokus im Moment? Unser Fokus liegt im Moment noch auf der bestmöglichen Abfederung der Auswirkungen der Coronakrise. Neben Maßnahmen für Unternehmen in Wien zur Überbrückung krisenbedingter wirtschaftlicher Engpässe setzen wir auch Förderschwerpunkte bei Projekten, die Lösungen entwickeln, wie Unternehmen und Institutionen trotz der Einschränkungen durch Corona bestmöglich operativ bleiben können. So schnell als möglich muss die Wirtschaftspolitik aber wieder vom ‚Schützen‘ aufs ‚Entwickeln‘ umstellen. Wien braucht jetzt dringend Impulse, die ein nachhaltiges Hochfahren der Wirtschaft als Ziel haben; als Stadtregierung planen wir daher auf allen Ebenen umfassende Peter Hanke, Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, DigitaMaßnahmen mit dem Ziel, die Nachlisierung und Internationales. Foto: Jungwirth/PID

Forschung & Entwicklung in Wien 1.560 Forschungsstätten und 848 F&E - betreibende Unternehmen machen Wien zum Forschungszentrum Österreichs und mit einer Forschungsquote von 3,6% zählt Wien auch hier zu den Top-Regionen in der EU. Wien ist mit 5,3% aller in Wien Beschäftigen das Zentrum für Grundlagenforschung wie auch angewandte Forschung in Mitteleuropa. 3,5 Mrd. € oder 1.800 € pro Einwohner werden laut Wirtschaftsagentur Wien jährlich für Forschung und Entwicklung aufgewendet. Dabei spielen neben den Universitäten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie die Öster-

reichische Akademie der Wissenschaften, das Austrian Institute of Technology, die Christian Doppler-Labore oder die Ludwig Boltzmann-Institute eine wichtige Rolle. Die größten F&E-Aufwendungen werden von Siemens, Böhringer-Ingelheim, Bosch und Kapsch getätigt. Wien ist Standort von rund 125.000 Unternehmen, darunter viele Weltmarktführer in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern. Über 200 internationale Konzerne nützen Wien als Standort für regionale Headquarters, häufig mit Zuständigkeit für den CEE-Raum. Mehr über den Wirtschaftsstandort weiß Peter Hanke, Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales.


Foto: Johannes Zinner

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Der öffentliche Verkehr in Wien ist ohne jeden Zweifel weltmeisterlich; täglich transportieren die Wiener Linien 2,6 Millionen Menschen schnell und sicher durch die Stadt

Universitäten

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Universität Wien c Technische Universität Wien c Wirtschaftsuniversität Wien c Universität für Bodenkultur Wien c Medizinische Universität Wien c Universität für Musik und darstellende Kunst Wien c Veterinärmedizinische Universität Wien c Universität für angewandte Kunst Wien c Akademie der bildenden Künste Wien c Sigmund Freud Privatuniversität Wien c Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien c Modul University Vienna c Webster Vienna Private University

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut c Lehrlinge

864.116 17.153

c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2

114.869

c Arbeitslosenquote2 11,7% c Wirtschaftskammermitglieder 141.219 c Unternehmensneugründungen3 9.221 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

86.155

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

96.417

c Anteil am österreichischen BIP (2018)

25,0%

c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018)

51.000

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

Fachhochschulen

c Importe

19.115

c Fachhochschule Campus Wien c Fachhochschule Technikum Wien c FHWien der WKW c Fachhochschule des BFI Wien c Lauder Business School

c Exporte

10.357

Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien

c Tourismus Übernachtungen in 1.000

17.605

c Patenterteilungen, national (2018) 1

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W e r t e 2 0 1 9 , N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , S t a d t W i e n , A M S 2

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WeltMeister Österreich Wien

sind am Standort 1.000 Unternehmen und rund 46.000 Menschen tätig. Damit das so bleibt, setzen wir gezielte Maßnahmen für den Forschungs-Nachwuchs wie auch für Forschungseinrichtungen.

frage zu stimulieren und damit den heimischen Unternehmen die Grundlage ihres Wirtschaftens zurückzugeben.

Foto: Siemens

Und à la longue? Was plant die Stadt Wien für den Standort? Bei Zukunftsfragen drängen Langfristig werden wir uns dasich natürlich die Themen Dibei insbesondere an den sechs gitalisierung, Klimaschutz und Spitzenthemen orientieren, die Klimaziele auf. Wo steht da die in der 2019 fertiggestellten Stadt Wien? Wirtschaftsstrategie ‚Wien Den Themen Digitalisierung 2030 – Wirtschaft & Innovation‘ und Klimaschutz haben wir gemeinsam mit Stakeholdern schon seit Längerem in Wien aus Zivilgesellschaft, Wirteinen hohen Stellenwert einschaft und Politik festgelegt geräumt. Mit der ‚Digitalen wurden. Diese bauen auf jeAgenda 2025‘ haben wir einen nen Themen auf, bei denen in Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (mi.) im Gespräch mit Wolfgang Hesoun, Vorsitzenklaren Fahrplan vorgelegt, wie Wien bereits besondere Komder des Vorstands der Siemens AG Österreich (re.), und einem Siemens-Mitarbeiter. wir Digitalisierungshauptstadt petenzen und Stärken vor­ in Europa werden wollen. Der gezielte Ausbau des neuesten Mobilhanden sind. Die Spitzen­themen sind besonders geeignet, Löfunkstandards 5G wird uns auch im Wettbewerb der Standorte sungen für die städtischen Herausforderungen des kommenden einen entscheidenden Vorteil bringen. Jahrzehnts zu liefern. Die Smart City-Rahmenstrategie gibt ambitionierte Ziele vor, ‚Wiener Lösungen‘ sollen hier zu neuen innovativen Ansätzen beim CO2-Ausstoß und in vielen anderen Bereichen, die uns als führen, die sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen können. Als Spitzenthemen haben wir zum Beispiel die ‚GesundKlimamusterstadt wichtig sind. Außerdem bietet die Stadt über die heitsmetropole Wien‘ oder die ‚Wiener Digitalisierung‘ definiert; Wirtschaftsagentur Wien eine Reihe von Maßnahmen, die Wirtmehr dazu kann man auf www.stolzaufwien.at nachlesen. schaft und Forschung dabei unterstützen sollen, Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu finden. Zum Beispiel Wien zählt österreichweit die meisten F&E-Unternehmen. Was werden große Unternehmen mit KMUs, Start-ups und Forschungsmacht die Stadt konkret in diesem Bereich? treibenden vernetzt. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet; ein Forschung schafft Innovationen und Innovationen schaffen Arbeitsanschauliches Beispiel dafür ist die ‚Regenwasserchallenge‘: Zwiplätze. Als Stadt setzen wir deshalb gezielt Initiativen, damit der schen Stadt, Forschenden und Unternehmen wurden Lösungen Standort auch weiterhin zu den Top-Regionen in Europa gehört erarbeitet, um den sich häufenden Starkregenereignissen und ihren – mit Erfolg: Die Anzahl der forschenden Unternehmen hat sich in Auswirkungen zu begegnen und gleichzeitig die großen Regen15 Jahren um 300 Prozent erhöht! Wien bietet zum Beispiel eigene wassermengen zur Kühlung der Stadt zu nutzen. Labors für kleine Forschungseinheiten und Immobilien für Big Player. Darüber hinaus zeichnet die Stadt ein forschungsfreundliches Warum sollten sich Betriebe gerade in Wien ansiedeln? Umfeld aus, wo Vernetzung und Zusammenarbeit ganz einfach Wien ist eine internationale Metropole; daher siedeln sich interfunktioniert. Wien ist als größte deutschsprachige Universitätsstadt nationale Unternehmen auch immer öfter in Wien an. Im Jahr ein mächtiger Talente-Pool: Das schätzen Unternehmen und diese 2019 konnte die Stadt Wien mit 266 neu angesiedelten internaschaffen wiederum attraktive Arbeitsplätze – allein in der Forschung tionalen Unternehmen zum achten Mal in Folge einen Ansied-


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Tages ist das verfügbare Einkommen für Familien in Wien höher als in vergleichbaren Städten. Vereinfacht gesagt: In Wien ist gute Qualität und hoher Lebensstandard auch leistbar. ◆

Für Unternehmer, Wirtschaft und Standort Die Wirtschaftsagentur Wien fördert lokale und i­nternationale Unternehmen in allen Phasen ihrer geschäftlichen ­Entwicklung, berät bei unternehmerischen Fragestellungen und hilft Expats bei ihrem Start in Wien. Sie richtet sich an Unternehmer aus allen Branchen, die F ­ örderungen, Betriebsflächen, Büros, kostenlose Beratung oder Workshops suchen oder neue Partnerschaften knüpfen wollen. Wirtschaftsagentur Wien. www.wirtschaftsagentur.at

Foto: Stadt Wien/Wiener Gewässer

lungsrekord verbuchen. Stabilität und Sicherheit sind gewichtige Faktoren, mit denen Wien trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Coronakrise in der ganzen Welt in Verbindung gebracht wird. Dazu kommen noch die hervorragende Infrastruktur, Verkehrsknotenpunkte sowohl im Luft- als auch im Schienenverkehr, qualifizierte Fachkräfte und die Nähe zu CEEMärkten als Standortfaktoren, die für Wien sprechen. Internationale Unternehmen bescheinigen, dass sich Wien als Standort in den vergangenen Monaten hervorragend geschlagen hat. Insbesondere für die in Wien beschäftigten Expats, die oft aus von Corona stark betroffenen Regionen stammen, hat sich dabei ein weiteres Mal die hohe Lebensqualität bestätigt. Wien ist eben nicht nur für Unternehmen attraktiv, sondern auch für mitübersiedelnde Arbeitskräfte, weil leistbar. Alleine für Wohnen und Kinderbetreuung zahlt eine vierköpfige Familie in New York um das Vierfache mehr als in Wien, in Zürich um das Dreifache. Diese Differenz kann nur in den wenigsten Fällen durch höheres Einkommen kompensiert werden, am Ende des

Wien ist die Bienenhauptstadt Europas. Im Rahmen des EU-Projekts Life DICCA („Danube Island Climate Change Adaptation“ ) wird die Donauinsel zur Bienen-Insel.


WeltMeister Österreich Wien

Fürsprecher und Unterstützer des Infrastrukturausbaus Weltmeister Österreich im Gespräch mit Alexander Biach, Standortanwalt Wien, über sein erstes Jahr und künftige Projekte.

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eit Juli 2019 hat Wien mit Alexander Biach einen bundesgesetzlich verankerten Standortanwalt. Dieser werde künftig bei UVP-Verfahren Parteienstellung haben und die volkswirtschaftlichen Vorteile von ­ standortrelevanten Infra­strukturprojekten hervorheben, hieß es damals bei seiner Vorstellung. Wir nahmen uns Zeit für ein Interview.

Foto: Weinwurm

Herr Biach, warum braucht Wien einen Standortanwalt? Nicht nur Wien braucht einen Standortanwalt, alle Bundesländer brauchen Standortanwälte. Es freut mich deshalb sehr, dass sich unsere Idee des Standortanwalts nach der gesetzlichen Verankerung nach einem Jahr Tätigkeit bereits so etabliert hat. In allen neun Bundesländern sind die Standortanwälte aktiv in UVP-­ Verfahren und Begutachtungen eingebunden worden; zudem ist es uns gelungen, auf allen Ebenen mehr Verständnis für wichtige Infrastrukturprojekte zu schaffen.

Alexander Biach, Standortanwalt Wien.

Wir sind in Wien in sehr gutem Einvernehmen mit der Politik und Wirtschaft. Durch unsere Tätigkeit konnten wir die volkswirtschaftliche Bedeutung von Baumaßnahmen und Modernisierungen in der Infrastruktur berechnen und aufzeigen. Wenn man Menschen mit ­Zahlen und Fakten erklärt, dass neue, moderne Infrastruktur Jobs und Wertschöpfung schafft, Vorteile im i­nternationalen Standortwettkampf bringt und darüber h ­inaus e ­ffizienter und ­klimafreundlicher ist, dann stößt man auf breites ­Verständnis – Infrastruktur ist ja dazu da, das Leben der Menschen ­einfacher und besser zu ­machen. Das soll der Standortanwalt auch zu vermitteln. Wenn Sie auf ein Jahr Standortanwalt in Wien zurückblicken, was waren Ihre Highlights? Und wie ist das Jahr grundsätzlich gelaufen? Der Start ist uns als Standortanwalt-Team sehr gut gelungen. Durch eine Vereinbarung mit der Stadt Wien konnten wir die bundesgesetzlich geregelten Aufgaben des Wiener Standortanwalts gleich um bundeslandspezifische Projekte erweitern. In der Praxis sieht das dann so aus, dass wir eng mit dem Rathaus und dem Wiener ­Magistrat kooperieren. Und wir errechnen die volkswirtschaftlichen ­Effekte von regionalen Projekten wie dem Brückeninstandhaltungsprogramm, der Revitalisierung von Einkaufsstraßen oder dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Außerdem haben wir im Herbst 2019 für den ‚Standortanwalt – von der Idee bis zur gesetzlichen Verankerung‘ den Staatspreis PR in der Kategorie Spezialprojekte/Innovationen bekommen – das ist eine schöne Auszeichnung und Bestätigung für unsere Arbeit. Und dann kam Corona, der Lockdown mit all seinen wirtschaftlichen Auswirkungen. Dazu haben wir eine Publikation herausgebracht: Wie sich die Wiener Wirtschaft im nationalen und internationalen Kontext vor, während und nach Corona entwickeln wird. Zusätzlich konnten wir als Standortanwalt die volkswirtschaftlichen Effekte und die Bedeutung der Austrian Airlines als Home-Carrier für Wien berechnen. Damit haben wir einen


Foto: Austrian Airlines/Florian Schmidt

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Zu den Aufgaben eines Standortanwalts gehören nicht nur neue Projekte – an der Rettung der Austrian Airlines war Alexander Biach und sein Team maßgeblich beteiligt.

wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Rettung der Austrian Airlines geleistet. Davon wird der Wirtschaftsstandort Wien noch ordentlich profitieren. Wagen wir einen Blick nach vorn: Was steht am Programm? Die gesamte Metropolregion Wien wächst. Vieles muss wegen Corona und den gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Auswirkungen neu überdacht werden. Klar ist jedenfalls: Die Apokalypse bleibt aus, und wir müssen den Blick nach vorn richten. Jetzt geht es darum, die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu braucht es ein Bündel an Maßnahmen, die Modernisierung und der Ausbau der Infrastruktur ist hier sicher ein wichtiger Pfeiler. Projekte gibt es jedenfalls viele. Wir müssen der Frage des Personennah- und Pendlerverkehrs sowie des Güterverkehrs mit einem neuen Gesamtkonzept begegnen. Wir benötigen in Wien auch eine moderne und zukunftsfähige digitale Infrastruktur. Und es braucht Investitionen in die Stadtentwicklung und den Ausbau der medizinischen Infrastruktur. Das letzte Quartal 2020 ist fast da und Weihnachten für manch einen nicht mehr weit: Was sind Ihre Wünsche als Standortanwalt ans Christkind? An oberster Stelle steht, dass wir die Pandemie ehemöglich hinter uns lassen. Dieser Virus ist nicht sichtbar, stellt aber das Leben der ganzen Menschheit auf den Kopf. Die Verwerfungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft werden wir noch länger spüren. Es gibt aber auch positive Erfahrungen, die wir mitnehmen können: Es hat sich gezeigt, dass die Menschen zusammenhalten, wenn es schwierig wird. Bemerkenswert auch die hohe Flexibilität der Wirtschaft und Arbeitnehmer, wenn es darum

ging, von zu Hause aus zu arbeiten. Wir haben heuer sicher einen fundamentalen Schritt in Richtung digitale Gesellschaft gemacht, für den wir mehrere Jahre benötigt hätten. Die Realwirtschaft ist im digitalen Zeitalter angekommen. Ich bin frohen Mutes und optimistisch, dass der Wirtschaftsstandort gut aus der Krise kommt. Das wünsche ich mir für die Menschen, die hier leben und arbeiten. Und dafür werde ich mich als Standortanwalt einsetzen. ◆

Standortanwalt Wien Seine Aufgabe ist es, die volkswirtschaftliche Bedeutung und öffentliche Interessen wie Energieversorgung, Arbeitsplatz­ sicherung oder Steueraufkommen in Genehmigungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) zu unterstreichen. Der Standortanwalt hat dafür vom Gesetzgeber eine Parteistellung in UVP-Verfahren eingeräumt bekommen. Seine bundesgesetzlich verankerten Kompetenzen wurden in Wien auf Landesebene ausgeweitet. Der Standortanwalt wird in Wien auch jene Projekte begleiten und Stellungnahmen in Verfahren abgeben können, für die keine UVP erforderlich sind – etwa Projekte zum Ausbau des Öffi-Netzes oder der Straßeninfrastruktur, Flächenwidmungsverfahren oder Stadterweiterungsprojekte. www.wko.at/site/standortanwalt-wien/start.html


WeltMeister Österreich Innovation & Erfindung

Damit Sie Ihre Fingerfertigkeit und Handschlagqualität erhalten Schwere Unfälle mit Formatkreissägen waren gestern; heute schützt eine an Zauberei grenzende Erfindung der Felder Group und der TU Wien.

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kristallisiert, weil sie alle diese Anforderungen erfüllte und zudem noch ein österreichischer Forschungspartner ist.“ Laut Thomas Weiler vom Institut für Fertigungstechnik und Photonische Technologien der TU Wien gibt es schon seit Beginn der 60er-Jahre Versuche, aktive Sicherheitstechnik in Kreissägen einzubauen, nur: „Die bisherigen Systeme reagieren allerdings erst, wenn das Sägeblatt tatsächlich direkten Kontakt mit menschlichem Gewebe hat, doch dann ist es eigentlich schon zu spät. Die Notbremsung muss extrem abrupt erfolgen, um keine tiefergehenden Verletzungen zu riskieren. Derart intensive Bremsvorgänge führen zu Beschädigungen am Sägeblatt und erfordern auch den Austausch der verwendeten Bremseinheit.“ Beschädigung, Austausch – klingt teuer. Ist es auch. Und kostet viel Zeit. Wieder teuer. Die Erste Überlegungen und kongenialer Partner Felder Group und die TU Wien standen vor der Quadratur des Die Grundidee mit ersten Lösungsansätzen sei bereits 2013 geboKreises: Schnellstens detektieren und reagieren, ohne Bestandteile ren worden, heißt es bei der Felder Group; intensiv habe man sich der Kreissäge in Mitleidenschaft zu ziehen, sie somit betriebs- und seit 2015 mit der Entwicklung einer völlig neuartigen Sicherheitseinsatzfähig zu erhalten. Technologie beschäftigt. Bald darauf wurde daraus ein Kooperati„Die entscheidende Idee war, das Sägeblatt selbst als kapazitionsprojekt mit der Technischen Universität Wien. Warum mit der ven Sensor zu verwenden“, sagt Weiler. Es ist kein kostenintensiTU Wien? „Wir suchten uns einen wissenschaftlichen Partner mit ves Zusatzsystem und keine aufwendige Kamerasensorik entsprechender Forschungskompetenz, der uns in dienötig – eine Hürde, an der viele Unternehmen mit sem Projekt unterstützen konnte und der das ihren Entwicklungsprojekten gescheitert profunde Know-how aller mechatronischen sind, weil die Technologie dadurch sehr Bereiche, das heißt Mechanik, Elektrik teuer werden würde. und Elektronik und SoftwareentÄhnlich wie eine Antenne wird wicklung, unter einem Dach verdas Sägeblatt elektrisch zum einte“, erzählt Robert Tratter, Schwingen gebracht – und dieLeiter Forschung & Entwickse elektrische Schwingung lung bei der Felder Group, wird davon beeinflusst, ob und ergänzt „Nach Vorgeein menschlicher Körper in sprächen mit mehreren Forder Nähe ist oder nicht. Man schungseinrichtungen hat kennt den Effekt von Radiosich die TU Wien für uns als geräten mit schlechtem Wer ist näher, Holz oder Mensch? Das Sägeblatt „spürt“ den Unterschied sofort. optimaler Partner herausie Kreissäge – eine der gefährlichsten Maschinen in der Holzverarbeitung. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kommt es nach wie vor zu vielen Unfällen, viele enden mit einer Amputation. Zwar gibt es wohl eine Reihe von gesetzlich vorgeschriebenen Schutzeinrichtungen, zum Beispiel Schutzhauben, die Praxis zeigt aber leider immer wieder: Wegen mangelnder Benutzerfreundlichkeit werden diese oft nicht verwendet. Und das ist genau der Punkt, an dem die Felder Group ansetzte. Auch waren die bisherigen Versuche, etwa das Abbremsen des Sägeblattes in sehr kurzer Zeit, bei größeren Maschinen wenig erfolgreich. Es musste also eine neue Idee her ...


Foto: Felder Group (2)

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Robert Tratter, Leiter Forschung & Entwicklung der Felder Group: „Die TU Wien war der optimale Partner für unser Projekt, die Zusammenarbeit hat bestens funktioniert.“

Empfang: Manchmal kann man ein störendes Rauschen hören, wenn man sich der Antenne nähert oder sich von ihr entfernt. „Der menschliche Körper kann elektrischen Strom leiten, und daher kann es auch zu einer Wechselwirkung zwischen einer Antenne und dem menschlichen Körper kommen, zumindest auf kurze Distanz“, erklärt Weiler und erläutert den innovativen Lösungsansatz: „Nähert sich ein Finger dem Sägeblatt an, beeinflusst das die elektrische Schwingung im Sägeblatt.“ Dann bemerke man, dass sich punktuell ein Objekt mit höherer Leitfähigkeit nähert. Ein feuchter Baumstamm, der das Sägeblatt insgesamt ähnlich stark beeinflussen könnte, würde sich großräumiger auswirken. „Dadurch hat der Finger eine andere Signatur als ein Holzstück, das geschnitten werden soll. Das kann man detektieren, und es kommt zur Notabschaltung.“ Der Zauber heißt Verschwindibus Notabschaltung? Aber da war doch das mit der Abbremsung und Beschädigung der Säge. Richtig. Daher wird – vorerst – gar nicht gebremst. Und was macht man, wenn man zwei Objekte – das eine schnell drehend und schneidend, das andere menschlicher Natur und gleich blutend – von einander trennen will? Richtig, man lässt das via Software steuerbare verschwinden. Die Versenkung des Sägeblatts wird durch ein neuartiges elektromagnetisches AktorPrinzip realisiert. „In den ersten Millimetern passiert das mit 5G –

also der mehrfachen Erdbeschleunigung“, erklärt Tratter. Dieses weltweit patentierte Sicherheitssystem PCS – Preventive Contact System erkennt somit menschliches Gewebe in der Gefahrenzone und lässt das Sägeblatt wie von Zauberhand in wenigen Millisekunden verschwinden: Es wird schlagartig unter den Tisch versenkt, wenn Gefahr droht – kein Kontakt, keine Verletzung und sofort wieder einsatzbereit. Detektion, Reaktion, Aktion „In der Aktorik war unser Anspruch, extrem kurze Reaktionszeiten zu ermöglichen und gleichzeitig zu gewährleisten, dass das System zerstörungsfrei und sofort wieder einsetzbar ist“, so Tratter. Der Anwender könne so nach einem Not-Stopp sofort, ohne Instandsetzungs- oder Einstellarbeiten, mit seiner Arbeit fortfahren – ein Knopfdruck genüge. Die Sensorik zur Detektion von menschlichem Gewebe im Nahbereich einer Säge wurde von der TU Wien bereits patentiert – ebenso wie eine zweite Erfindung, die für das Gelingen des Projekts nötig war: Es genügt schließlich nicht, die Gefahr zu erkennen, das Gerät muss auch korrekt und mit extrem kurzer Latenzzeit darauf reagieren. An der TU Wien wurde daher ein spezieller elektromagnetischer Aktor entwickelt, der das Sägeblatt in das Innere des Gerätes verschwinden lässt. Die Bewegung wird bereits in der ersten Millisekunde nach dem Erkennen des herannahenden Fin-


WeltMeister Österreich

Fotos: Felder Group (3)

Innovation & Erfindung

Das Sicherheitsumfeld umschließt das Sägeblatt und schützt vor Zugriff aus allen Richtungen; bei Unfallgefahr-Erkennung verschwindet das Sägeblatt aus der Gefahrenzone.

gers eingeleitet. Nach wenigen Millisekunden hat das Sägeblatt die Fluchtgeschwindigkeit erreicht – das bedeutet, dass sich das Sägeblatt jetzt schneller von der Hand entfernt, als der Mensch in Richtung Sägeblatt greifen kann. Wichtig hierbei ist, dass die Rückzugsbewegung des Sägeblatts zwar hochdynamisch, aber doch auf kontrollierte Art und Weise geschieht. Die Säge wird nicht beschädigt, und die Maschine ist auf Knopfdruck innerhalb weniger Sekunden wieder einsatzbereit. Die Absenkung des Sägeblattes wird beim PCS durch elektromagnetische Aktoren realisiert. Das Werkzeug (Kreissägeblatt) wird inklusive Kreissägewelle und Antrieb mit zwei Permanentmagneten in Position gehalten. Wird eine Gefahr erkannt und der Befehl zur Auslösung gegeben, werden die Permanentmagneten

elektrisch mit einem sehr hohen Stromimpuls umgepolt. Dadurch entsteht eine enorme Abstoßkraft, welche das Werkzeug mit mehrfacher Erdbeschleunigung unter den Maschinentisch und somit aus dem Gefahrenbereich schießt. Vor dem Aufprall in der unteren Endlage wird die komplette Einheit über Dämpfer abgebremst und die komplette kinetische Energie abgebaut. Dadurch werden weder Maschinenkomponenten noch das Werkzeug bei einer Auslösung beschädigt. Die PCS-Sicherheitsabsenkung funktioniert unabhängig von Verschmutzung durch Staub, auch bei verdeckten Schnitten oder beim Schneiden mit ausgeschwenktem Oberschutz und ist auf Knopfdruck sofort wieder einsatzbereit – das Sägeblatt kommt dann langsam wieder hinauf. Außerdem arbeitet PCS ohne VerschleißKomponenten und ist dadurch völlig einstell- und wartungsfrei.

Nach einer Sicherheitsabsenkung ist die Säge innert weniger Sekunden einsatzbereit.

Wenn der Westen mit dem Osten ... „Die Zusammenarbeit mit der TU Wien hat sehr gut funktioniert und wir konnten in intensiver Zusammenarbeit zunächst die entwickelten Lösungsansätze durch Vorversuche absichern und in weiterer Folge in mehreren Entwicklungszyklen eine serientaugliche Lösung entwickeln“, erzählt Tratter über die Kooperation. „Das Projekt mit der TU Wien hat insgesamt vier Jahre gedauert. Die Zusammenarbeit war für uns sehr positiv, konstruktiv und motivierend und auch für das gesamte Entwicklungsteam in unserem Haus eine wertvolle Erfahrung, durch die wir auch für uns für die Zukunft gute Inputs mitnehmen konnten.“ Ein Anschub für die Entwicklung des Systems war die Förderung über das EU-Programm IWB/EFRE (Investitionen in Wachstum und Beschäftigung/Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, Anm.). Durch diese finanzielle Unterstützung sind wir deutlich schneller vorangekommen, als wir das mit unseren normalen Entwicklungsbudgets abwickeln hätten können“, sagt Tratter. Außer-


Foto: Felder Group

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dem sei durch die Förderung das Risiko abgefedert worden, „denn der Erfolg bei Start des Projekts war alles andere als garantiert“. Staunen in der Branche Vorgestellt wurde PCS auf der Ligna 2019, der Weltleitmesse für Werkzeuge, Maschinen und Anlagen zur Holzbe- und -verarbeitung. „Das hat natürlich für große Augen gesorgt, als wir auf der Ligna bereits eine voll funktionsfähige Maschine präsentiert haben und authentische Live-Demos im Halbstundentakt zeigten. Die Lösungen der Mitbewerber waren ja teilweise noch im Prototypenstadium“, erinnert sich Tratter. „Natürlich existierten bereits zahlreiche Patente am Markt, auch wenn die meisten davon nie umgesetzt wurden. Wir wollten außerdem eine völlig neue Lösung entwickeln, eine Innovation, die sich vom Stand der Technik deutlich abhebt. Das ist uns auch gelungen. Mit PCS haben wir ein Produkt, das wirklich einzigartig am Markt ist: berührungslos, extrem schnell und zerstörungsfrei.“ Seit der Markteinführung bei der Ligna arbeitet die Felder Group laufend an der Verbesserung und Perfektionierung des Systems im Sinne der bestmöglichen Arbeitssicherheit für FormatkreissägenAnwender auf der ganzen Welt weiter. Dabei spielen verschiedenste Faktoren wie regionale Umwelteinflüsse oder unterschiedlichste Werkstoffe eine wichtige Rolle. Außerdem wurde und wird PCS Sicherheitsabsenkung von unabhängigen Prüfinstituten geprüft und zertifiziert. Die Nachfrage nach Formatkreissägen mit PCS sei jedenfalls ebenso gewaltig wie das Echo in den Sozialen Netzwerken nach der Präsentation auf der Ligna 2019, besonders das Interesse von Ausbildungsstätten und Versicherern – was laut Experten Tratter

nicht weiter verwunderlich sei, bedenke man, dass Tischler und Schreiner zu den Berufen mit überdurchschnittlich hohem Unfallrisiko zählen. Jedes Jahr erleiden alleine in Österreich knapp 1.000 Holzbearbeiter Schnittverletzungen, mehr als 50 davon verlieren dabei einen oder mehrere Finger. Die Arbeit an der Kreissäge ist in der Tischlerei mit großem Abstand die häufigste Ursache für Handverletzungen. Und in welchen Sägen ist PCS nun drin? Und sieht man der Säge an, dass sie PCS enthält? „PCS ist auf Wunsch als Erstausstattung mit der Format4 Formatkreissäge kappa 550, siehe Bild oben, erhältlich. Wir nehmen seit der PCS-Vorstellung auf der Ligna 2019 Bestellungen an. Der Auslieferungsstart ist geplant fürs vierte Quartal 2020“, sagt Tratter. „Schritt für Schritt ist eine Ausweitung auf weitere, kleinere Baureihen geplant. Man erkennt die Ausstattungsoption ‚PCS‘ nur am Logo auf der Maschine und am Menüpunkt in der Touchscreen-Steuerung.“ So beeindruckend es ist, es bleibt eine Sicherheitseinrichtung Zu guter Letzt eine Warnung an all die neugierigen Schelme, die die innovative Sicherheitslösung am eigenen Leib testen wollen. „Einige Mitarbeiter haben es bereits freiwillig in ihrer Freizeit probiert, natürlich ohne Verletzungen“, erzählt der F&E-Leiter der Felder Group und wird ernst: „Wir raten aber aus Gründen des Arbeitsschutzes davon ab. Es ist eine Sicherheitseinrichtung für den Fall der Fälle und auch wenn die Technologie keine Fehler zulässt, soll es natürlich rein zum Zweck der Unfallverhütung eingesetzt werden.“ Hat doch jeder Holzbearbeiter, und mit ihm auch jeder holzbearbeitende Betrieb, zehn gute Gründe, bei seiner Arbeits­ sicherheit keine Kompromisse zu machen ... ◆


WeltMeister Österreich Unternehmen stellen sich vor

Digitales Servus aus Wien mit den Wiener online Services

Schnelle Amtswege In Wien kann man viele Amtswege online rund um die Uhr und unbürokratisch erledigen – das Virtuelle Amt der Stadt Wien unterstützt bei ihrer raschen Erledigung. Bereits über 600 Internetseiten liefern Infos über die Dienstleistungen und Serviceangebote der Stadtverwaltung sowie über Fristen, Kosten und notwendige Unterlagen. Wer sich zum Beispiel selbstständig macht, kann sämtliche Verfahren online abwickeln. Das Angebot reicht von der Anmeldung, über die Standortverlegung und die Bestellung einer neuen Geschäftsführung bis hin zur Anzeige einer weiteren Betriebsstätte. Weitere Beispiele für erfolgreiche E-Services der Stadt Wien sind die Onlinebeantragung und auch die Verlängerung des Parkpickerls, die Hundeabgabemeldung oder die Bewilligung einer Ladezone. Auch die aktuellen Wartezeiten bei den Pass- und Meldeservicestellen in den Magistratischen Bezirksämtern sind online ­abrufbar.

Virtuelle Bücherei Die Virtuelle Bücherei bietet eine große Bandbreite an digitalen Medien, wie eBooks, eAudios und ePapers, die per Mausklick ausgeborgt werden können. Das Angebot steht allen Kundinnen und Kunden der Büchereien Wien mit einem gültigen Büchereiausweis zur Verfügung. Sie können aus rund 69.000 digitalen Medien auswählen, die Sie rund um die Uhr ausleihen können. Die E-Medien können auf vielen Geräten (z.B. eBook-Reader, Tablets, Smartphones) genutzt werden. Besonders praktisch: ­ Durch eine automatische Rückgabe können keine Versäumnisgebühren anfallen. Außerdem warten in der virtuellen Bücherei unter eLearning über 1.500 Kurse des führenden Videotraining-Anbieters Lynda auf Lern- und Weiterbildungswillige. Probier das aus: In der Overdrive-eLibrary der Büchereien Wien stehen fast 9.000 englischsprachige eBooks und digitale Hörbücher zur Verfügung.

mein.wien.gv.at

buechereien.wien.gv.at

Foto: Stadt Wien

Foto: R. Krischanitz

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Das Online-Angebot der Stadt Wien kann sich sehen lassen: Viele ­Amtswege können schon per Mausklick erledigt werden. Neu ist der Stadt Wien Podcast. Jetzt liegt es an dir, dieses Angebot zu nützen.


frauen.wien.at Wertvoller Datenschatz Die Stadt stellt öffentliche Daten und Dienste (Open Government Data), die nicht dem Datenschutz unterliegen und nicht als infrastrukturkritisch eingestuft werden, frei zugänglich und gratis zur Verfügung. Sie teilt so ihre Daten mit BürgerInnen, Wirtschaft und Forschung. Dazu zählen Geo-, Verkehrs-, Umwelt-, Budgetdaten oder statistische Daten. Diese eröffnen zig Möglichkeiten, weil sie zum Nutzen vieler Menschen eingesetzt werden können. Damit haben z.B. Start-ups und Unternehmen, aber auch die Forschung die Möglichkeit, ohne Risiko und kostengünstig innovative Lösungen zu schaffen. Das wiederum ist ganz im Sinne der „Open by default“-Datenstrategie der Stadt. Diese setzt auf Transparenz, Teilhabe und enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und allen Stakeholdern.

Mit den offenen Daten sind rund 300 Apps geschaffen worden – etwa Applikationen für die Nutzung der Öffis bis zu Visualisierungen der statistischen Daten. open.wien.gv.at Neu: Der Stadt Wien Podcast Die Stadt setzt bei der Information der Wienerinnen und Wiener zunehmend auf digitale Kanäle – daher kann sich die Stadt Wien nun auch hören lassen: Der Stadt Wien Podcast widmet sich den wichtigsten Themen der Stadt. Hier kommen ungeschnitten und ungefiltert Wiener Stimmen zu Wort, zu wichtigen Themen, die Wien bewegen. In der ersten Staffel widmet sich der Stadt Wien Podcast der Corona-Pandemie: Wienerinnen und Wiener erzählen von ihren Erlebnissen, Sorgen, Erfahrungen. Das reicht von Bewohnerinnen eines Pensionistenwohnheims bis zum Ladenbesitzer in Ottakring, der um seine Existenz ringt. Der Podcast ist kostenlos auf gängigen Audio-Plattformen zu hören, zum Beispiel: Apple Podcasts, Google Podcasts oder ­Spotify. Sie können den Stadt Wien Podcast auch in Ihrem Browser (Firefox, Chrome, Internet Explorer) oder einem RSS-Reader Ihrer Wahl direkt abonnieren. Wenn Sie auf Ihrem Smartphone (Android oder iPhone) eine Podcast-App installiert haben, können Sie ihn dort ebenfalls abonnieren. Mit dem Stadt Wien Podcast wächst unser breites Online-­ Spektrum um einen weiteren digitalen Baustein – er ist die ­logische Ergänzung für das multimediale Angebot der Stadt. podcast.wien.gv.at

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Angebot für Frauen Unser Alltag wird immer stärker vom Internet bestimmt. Wir besuchen Webinare, chatten mit FreundInnen und Familie, hören Podcasts und wickeln unsere Bankgeschäfte online ab. Und wo viel Licht, da viel Schatten ... Wie reagiert man richtig auf Hass im Netz? Wie geht man mit Fake News um? Welche Fotos sollte ich nicht posten und welche Daten besser für mich behalten? Welche Fallstricke sind im Online-Dating ausgelegt? Die kostenlose Broschüre „Frau im Netz“ des Frauenservice Wien gibt Tipps für sicheres Surfen und den Umgang mit Sexismus, von dem Frauen und Mädchen leider besonders häufig betroffen sind. Zudem sind hilfreiche Anlaufstellen für Notfälle aufgelistet. ­Wichtig: Betroffene sollten sich Unterstützung bei ExpertInnen suchen! Frauenservice Wien +43/1/4000-83515

Foto: PID/Markus Wache

Foto: pexels.com

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WeltMeister Österreich Tirol

Tiroler Kompetenzdreieck für eine starke Wirtschaft Für seine Hauptakteure Technologie, Gesundheit und Tourismus setzt Tirol auf Digitalisierung, Innovation sowie Forschung & Entwicklung.

M

ehr als 46.000 aktive Unternehmen, acht Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen, über 20 Universitätskliniken; Hochburg der Grundlagenforschung mit Forschungsleistungen im internationalen Spitzenfeld und eine Forschungsquote von 3,14%, berichtet die österreichische Standortagentur über den Wirtschaftsstandort Tirol. Sieben Innovationscluster sowie Branchennetzwerke mit rund 500 innovationsaktiven und kooperationserfahrenen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft – etwa in den Disziplinen der Erneuerbaren Energien, der Informationstechnologien, der Life Sciences und der Mechatronik – sorgen für Rückenwind. Tirol hat definitiv viel mehr zu bieten als Berge, Landschaft, Kulinarik und den damit einhergehenden Tourismus, es ist vielmehr zum Technologieland avanciert. Worauf richtet sich Tirols Aufmerksamkeit in Bezug auf Standortfragen? Welche Rolle spielt dabei Tirols Standortagentur? Darüber und über weitere Zukunftsthemen unterhielten wir uns mit Marcus Hofer, Geschäftsführer Standortagentur Tirol GmbH.

Wie sieht es mit der Digitalisierung in Tirol aus? Unternehmen haben am Standort Tirol die Chance, den Strukturwandel aus der Digitalisierung an vorderster Front mitzugestalten. Das liegt zum einen an der schon heute starken Digitalleistung im Land und zum anderen am kräftigen Rückenwind aus der 150 Millionen Euro schweren Digitalisierungs­ offensive des Landes Tirol, aus der soeben frisch dotierten und erweiterten Tiroler Digitalisierungsförderung, aus der Initiative digital.tirol sowie aus dem Digital Innovation Hub West, der die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und KMU zum Thema Digitalisierung in Westösterreich unter dem Lead der Universität Innsbruck stärkt. Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Foto: Johannes Puch

Schlagwort Wirtschaftsstandort – worauf legt Tirol seinen Fokus? Der Fokus am Wirtschaftsstandort Tirol liegt konsequent auf Forschung und Entwicklung, Innovation und Digitalisierung, erst recht im Umfeld der Corona-Pandemie. Das regionale Innovationssystem ist ausgezeichnet entwickelt und bietet Unternehmen

beste Voraussetzungen dafür, ihren Markterfolg mit smarten Technologien zu sichern. Nicht umsonst zieht Tirols Technologietransfer laufend beeindruckende Investitionen an. Jüngste Erfolgsbeispiele sind die Millionen-Investments der öffentlichen Hand in das Universität Innsbruck Spin-off AQT zum Bau eines Quantencomputers, der Europäischen Union in bahnbrechende Innovationen der KMU Oroboros Instruments und Bluecode sowie des deutschen Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim in den Ausbau des Biotech-Unternehmens ViraTherapeutics an einem neuen Standort in der Nähe von Innsbruck.


Foto: Standortagentur Tirol (2)

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Alpine Quantum Technologies (AQT), ein Spin-off der Universität Innsbruck, entwickelte den ersten universell einsetzbaren Quantencomputer auf Basis von gefangenen Ionen.

Ausbildung/Forschung

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Leopold-Franzens-Universität Innsbruck c Medizinische Universität Innsbruck c UMIT, private Universität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik (Hall in Tirol) c Management Center Innsbruck c Fachhochschule Kufstein c Fachhochschule Gesundheit, Innsbruck

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut

Besondere universitäre Forschungseinrichtungen c CMBI, Zentrum für Molekulare Biowissenschaften c Institut für Biomedizinische Alternsforschung, ÖAW (Österreichische Akademie der Wissenschaften) c ADSI (Austrian Drug Screening Institute), Krebsforschung

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen c IQOQI - Institut für Quantenoptik und Quanteninformation, ÖAW c Institut für Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt, ÖAW c Ludwig-Boltzmann-Institut für Aidsforschung Quelle: ABA Invest In Austria

344.082

c Lehrlinge

10.874

c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2

16.310

c

Arbeitslosenquote2 4,5%

c Wirtschaftskammermitglieder 54.616 c Unternehmensneugründungen3 2.912 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

30.983

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

34.673

c Anteil am österreichischen BIP (2018) c Bruttoregionalprodukt / Einwohner € (2018) c Außenhandel in Mio. € (1. HJ.) c Importe c Exporte c Tourismus Übernachtungen in 1.000 c Patenterteilungen, national (2018) 1

9,0% 46.100 5.840 6.616 49.897 39

W e r t e 2 0 1 9 , 2 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p , 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d T i r o l , A M S


WeltMeister Österreich Tirol

Was können wir uns unter ‚nachhaltig Marktvorsprung entwickeln‘ genauer vorstellen? Im Auftrag der Lebensraum Tirol Holding fördert und vernetzt die Standortagentur Tirol in einem neuen Schwerpunkt zudem die Entwicklung nachhaltiger Alpintechnologien. Unternehmen mit Fokus auf ressourcenschonenden Lösungen für den alpinen Raum profitieren im dafür eigens gegründeten Alpine Tech Innovation Hub von branchenübergreifenden Programmen, Experteninput und Kooperationsmöglichkeiten mit Start-ups. Wie unterstützt ihr als Standortagentur Tirol diese angesprochenen oder ganz generell interessierte Unternehmen? Auch in der Standortagentur Tirol setzen wir seit mehreren Jahren einen entsprechenden Schwerpunkt und beraten im Rahmen unserer Innovationsservices zur erfolgreichen Einbindung digi-

Wachstum durch Innovation in Tirol Die Standortagentur Tirol unterstützt Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Gemeinden oder Regionen bei deren Wachstums-, Digitalisierungs- und Gründungsprojekten sowie von der regionalen bis zur internationalen Vernetzung. Ihr Ziel ist die Stärkung der Position des Wirtschaftsstandorts Tirol durch Entwicklung, Gründung und Ansiedlung von Unternehmen zur Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie die Vermarktung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts Tirol im In- und Ausland. Standortagentur Tirol GmbH www.standort-tirol.at

Foto: Standortagentur Tirol

Warum sollten sich Betriebe gerade im Tirol ansiedeln? Der Standort Tirol ist prädestiniert für KMU, die auf Wachstum durch Innovation und Digitalisierung setzen. Gemeinsam mit den ansässigen Forschungseinrichtungen und mit innovationsstarken Unternehmenspartnern aus sechs Clustern in Zukunftsbranchen – wie beispielsweise den Erneuerbaren Energien, Informationstechnologien oder Life Sciences – lässt sich nachhaltig Marktvorsprung entwickeln.

Lisa Egerer, Geschäftsführerin ViraTherapeutics, entwickelt mit ihrem Team am neuen Standort in Rum bei Innsbruck innovative Therapien zur Krebsbehandlung.

taler Technologien und Kultur in Unternehmen und neue Geschäftsmodelle. Die von uns gemanagten Cluster treiben Digitalisierung zudem branchenübergreifend voran – so forciert der ‚Cluster Erneuerbare Energien Tirol‘ die Digitalisierung als einen der zentralen Treiber der Energiewende oder fördert sie auch der ‚Cluster Mechatronik Tirol‘ als Motor für mehr Energieeffizienz und zur Stärkung regionaler Lieferketten. ◆

proHolz Tirol Der Cluster proHolz Tirol ist eine firmenbezogen agierende Organisation, die auf die horizontale und vertikale Vernetzung innerhalb der Tiroler Forst- und Holzwirtschaft setzt. Zu den Hauptbetätigungsfeldern zählen Kooperationen, Qualifikation, Produktentwicklung, Innovation, Markterschließung und Internationalisierung. Die Generierung von geförderten Projekten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene spielt dabei eine zentrale Rolle. Themenschwerpunkte: c Design und Handwerk c Gebirgsholz und Regionalität c Qualifizierung und Facharbeiternachwuchs


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Erneuerbare Energien Tirol

IT Tirol

c 85*Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit über 8.000 Mitarbeitern in den Betrieben nutzen den Cluster ­Erneuerbare Energien Tirol.

c 112* Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit über 2.000 Mitarbeitern in den Betrieben nutzen den Cluster IT Tirol.

c Technologiefelder: Solarthermie Photovoltaik Wärmepumpe Biomasse, Biogas, Kraft-Wärme-Kopplung Elektromobilität (Klein)-Wasserkraft Energieeffizienz und Energieeffizientes Bauen

c Technologiefelder: Softwareentwicklung Datenverarbeitung Beratung Service und Schulung Kommunikation Soft- und Hardwareverkauf

Life Sciences Tirol

Wellness Tirol

c 74* Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit über 23.000 Mitarbeitern in den Betrieben nutzen den Cluster Life Sciences Tirol.

c 109* Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit über 4.000 Mitarbeitern in den Betrieben nutzen den Cluster ­Wellness Tirol.

c Technologiefelder: Biotechnologie Pharma Medizintechnik Dienstleistungen Forschung & Bildung

c Technologiefelder: Hardware- und Anlagenbau Wellness- und Gesundheitsanwendungen Planung Wellnesshotels Consulting

Mechatronik Tirol

kreativ.land.tirol

c 98* Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit über 4.000 Mitarbeitern in den Betrieben nutzen den Cluster ­Mechatronik Tirol .

Der Cluster kreativ.land.tirol unterstützt Kreativwirtschaftsunternehmen mit maßgeschneiderten Serviceangeboten, damit sie noch professioneller miteinander und mit anderen Branchen kooperieren und wachsen können. Zur Kreativwirtschaft zählen insbesondere Architektur, Design, Werbung, Filmwirtschaft, Musikwirtschaft, Buch und Verlagswesen, Radio & TV, Software und Games und der Markt für darstellende Kunst.

c Technologiefelder: Werkzeug- und Formenbau Metallveredelung Leichtbau und neue Materialien Automotiv Optik Kunststoffverarbeitung Engineering und Industriedesign Maschinen- & Anlagenbau

Zudem arbeitet dieser Cluster an der Weiterentwicklung des Kreativlands Tirol und darüber hinaus auch daran, ­dessen Sichtbarkeit regional und überregional zu erhöhen.

* inkl. Mitgliedern, welche sich zur fachübergreifenden Zusammenarbeit in mehreren Tiroler Clustern vernetzen.


WeltMeister Österreich Vorarlberg

Exportmeister Vorarlberg mit starker Innovationskraft Unser westlichstes Bundesland punktet mit der höchsten Industriequote und zählt zu den Top-20-Standorten in Europa.

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lich“, sagt Jimmy Heinzl, Geschäftsführer Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH. Nun, das macht uns neugierig, wir fragen mal nach ... Wirtschaftsstandort Vorarlberg – wo liegt der Fokus im Moment? Wo langfristig? Trotz Krise gehen wir davon aus, dass die Wirtschaft arbeitsteilig ausgerichtet bleibt und sich jeder auf das konzentriert, was er am besten kann. In unserem Fall ist das die hochautomatisierte Herstellung von Waren und deren Verkauf auf internationalen Märkten – neben der höchsten Industriequote hat Vorarlberg auch die höchste Exportquote Österreichs. Das ist der Fokus in Vorarlberg derzeit und wird es auch in Zukunft bleiben. Natürlich ist es so, dass die produzierende Industrie stark im Wandel ist und sich digitalisiert. Ich möchte hier beispielsweise die Themen Industrie 4.0, also die Digitalisierung und Vernetzung von gesamten Wertschöpfungsketten, oder die immer höher werdende Automatisierung erwähnen. Ich sehe das als große Chance. Digitalisierung kann uns einen Nutzen bringen beim Erhalt des Produktionsstandorts und dessen Wertschöpfung. Auch langfristig gesehen ist das eine Perspektive für uns. Neben rein digitalen Geschäftsmodellen, die immer zahlreicher werden, schauen wir aber zusätzlich darauf, dass wir die bestehenden Industrien wettbewerbsfähig halten. Dafür braucht es Forschung, Innovation, innovative sowie immer mehr digitale Produkte, um im Jimmy Heinzl, Geschäftsführer Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH

Über den Standort Vorarlberg „Vorarlberg ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort und zählt zu den Top-20-Standorten in Europa. Mitverantwortlich dafür ist der hohe Grad an Industrialisierung: Die Industrie ist für rund 30 Prozent der regionalen Wertschöpfung verantwort-

Foto: Studio Wälder

orarlberg zählt heute zu den stärksten Wirtschaftsregionen in Europa. Basis dieser überaus hohen Wirtschaftskraft ist eine überdurchschnittlich hohe Industrialisierung, gepaart mit einem wettbewerbsfähigen Gewerbe, zahlreichen innovativen Handwerksbetrieben und einer starken Tourismuswirtschaft. So gilt etwa Lech am Arlberg als Nr. 1-Destination im Alpenraum. Mit über 43.000 € jährlichem Exportvolumen pro Erwerbstätigem liegt die Region noch weit vor den starken Exportländern Schweiz und Deutschland, weiß die ABA – Invest in Austria, die Betriebsansiedlungsagentur der österreichischen Standortagentur Austrian Business Agency, kurz ABA. Diese erfreuliche Exportquote ist das Ergebnis einer klaren Fokussierung der heimischen Wirtschaft auf neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, welche es sogar in gesättigten Märkten erlaubt, Marktanteile hinzuzugewinnen. Diese hohe Innovationskraft zeigt sich beispielsweise in der Patentstatistik – die Region Vorarlberg rangiert regelmäßig unter den Top-5 Regionen Europas, was die Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt pro einer Million Einwohner betrifft.


Foto: Marcel Hagen

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Messung der elektromagnetischen Strahlung bei Bachmann Monitoring, führender Anbieter von Überwachungssystemen für Windenergieanlagen.

Rahmenbedingungen im Ländle

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Strategisch günstige Lage inmitten der stärksten Wirtschaftsregionen Europas c Sehr gut entwickelte Infrastruktur unter anderem für den Waren- und Individualverkehr c Professionell betriebene Technologie- und Impulszentren als Betriebsstätten c Hohe Verfügbarkeit von sehr gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften c Überdurchschnittlich hohe Arbeitsproduktivität c Vergleichsweise niedrige Energiepreise (z.B. Strom) c Sehr gute Verfügbarkeit von Finanzierungsmöglichkeiten durch gesundes Regionalbankenwesen c Professionelle Zulieferindustrie direkt am Standort c Attraktive Wirtschaftsförderungen für Innovations- und Investitionsvorhaben c Effiziente Verwaltung, kurze Wege, keine Bürokratie c Wirtschaftsfreundliches Klima am Standort c Hohe Lebensqualität, zahlreiche Sport- und Freizeitmöglichkeiten

c Erwerbstätige (Stat. Jahrbuch 2019)

Quelle: ABA Invest In Austria.

194.064

c Arbeitslose (Ø 2018)

9.492

c Arbeitslosenquote (2018)

5,4%

c Wirtschaftskammermitglieder1 26.328 c Unternehmensneugründungen (2018)

1.411

c Bruttowertschöpfung zu c Herstellerpreisen in Mio. € (2017)

15.638

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2017)

17.532

c Bruttoregionalprodukt/EW2 € (2017)

44.900

c Sachgüterproduktion in Mio. € (2018)

13.869

c Sachgüterproduktion/EW2 € (2018)

32.151

c Industrieproduktion in Mio. € (2018)

8.264

c Bauproduktion in Mio. € (2018); Hochbau

942

c Gewerbeproduktion in Mio. € (2018)

3.072

c Gästenächtigungen (So 18/Wi 18/19)

9.054.026

c Exporte in Mio. € (2018)

10.491

1 Stichtag 31.12.2018, 2 Einwohner Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, WKO, Land Vorarlberg, AMS


WeltMeister Österreich Vorarlberg

Im Bereich Digitalisierung hat das Land Vorarlberg eine digitale Agenda entwickelt, die ein strategisches ArbeitsproApropos, was macht Vorarl­ gramm zur Unterstützung und berg konkret im Bereich Foraktiven Mitgestaltung des digischung und Entwicklung? talen Strukturwandels in VorForschung und Entwicklung arlberg darstellt. Digitalisiesind im Wesentlichen das Funrung ist ein breites Thema und dament der Wettbewerbsfähiggeht weit über die Wirtschaft keit der Vorarlberger Wirthinaus. schaft. Forschung und EntDer Schlüssel zur Digitalisiewicklung wird stark von den rung liegt meines Erachtens in Unternehmen vorangetrieben der Bildung. Wenn es uns ge– 80 Prozent der AufwendunGeschmackvolle Automatisierung bei Rudolf Ölz Meisterbäcker, Standort Dornbirn. lingt, bereits in der Frühpädagen von Forschung und Entgogik und in den Schulen digitale Kompetenzen zu vermitteln, wird wicklung tragen bei uns die Unternehmen selbst mit internen die Digitalisierung fast von allein vonstattengehen. Dazu braucht F&E-Abteilungen, wie sie alle Vorarlberger Leitbetriebe haben. es natürlich auch eine Breitband-Infrastruktur und ähnliche notIn den Betrieben wird vorrangig angewandte Forschung betriewendige Rahmenbedingungen. Aber vorrangig braucht es digitalben, bei der immer das Produkt und der Markt im Auge behalten affine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Schulen entsprewerden. Das macht uns letztlich sehr erfolgreich. Als Region mit chend ausgebildet werden. einem sehr effizienten Einsatz von Forschungsgeldern und überdurchschnittlich vielen Patentanmeldungen ist jeder investierte Wo steht Vorarlberg in puncto Klimaziele? Euro sehr gut angelegt. Was die Klimaziele anbelangt, so sind wir Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Und die wissenschaftliche ForElektromobilität und die erste schung? Region Österreichs, die sich zur Zugang zu wissenschaftlicher „Forschung und Entwicklung sind im Wesentlichen Klimaneutralität bekannt hat. Forschung ermöglichen einerdas Fundament der Wettbewerbsfähigkeit der Das zeigt nicht nur der Prozess seits Forschungseinrichtungen Vorarlberger Wirtschaft.“ der Energieautonomie Vorarlvor Ort, wie zum Beispiel die FH berg, das beweist auch der ErVorarlberg am Campus V oder Jimmy Heinzl folg des Ökoprofit-Programms im das Forschungsinstitut für TextilLand. Ökoprofit ist nirgendwo so chemie und Textilphysik der Unierfolgreich wie in Vorarlberg! versität Innsbruck in Dornbirn, andererseits überregionale Zentren. Für die Wirtschaft bedeutet das in Zukunft einen verstärkten Die Vorarlberger Wirtschaft hat gelernt, mit überregionalen Zentren Fokus auf ökologisch ausgerichtete neue Märkte und Produkte, die intensiv zu kooperieren, insbesondere im Bereich der Digitalisieeinen Beitrag dazu leisten. Eine Reihe aktueller Beispiele – von Wärrung. Ein gutes Bespiel ist der Bereich Data Science, in dem wir mepumpen, über recyclebare Plastikflaschen bis hin zu Cradle-tosehr stark mit überregionalen Zentren wie dem AIT Austrian InstiCradle-Produkten in der Textilindustrie – zeigt, wie Vorarlberger tute of Technology zusammenarbeiten. Unternehmen aus nachhaltigen Ideen marktfähige und ressourcenschonende Produkte kreieren. Nachhaltiges Wirtschaften ist sicher Sie haben gerade die Digitalisierung angesprochen. Was tut da eines jener Zukunftsfelder, die es gilt, weiter auszubauen und denen das Land? Oder anders gefragt: Was könnte respektive sollte getan sich die Vorarlberger Wirtschaft in zunehmendem Maß widmen wird. werden? Foto: Weissengruber+Partner

internationalen Umfeld erfolgreich bleiben zu können.


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triebe, die gute Kundenbeziehungen in die Schweiz haben und den Wunsch hegen, in der Nähe zu ihren Kunden einen Sitz zu haben und zugleich im Binnenmarkt zu bleiben. Für diese Unternehmen ist Vorarlberg ideal. Darüber hinaus machen die hohe Arbeitsproduktivität und die überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft der Menschen die Region interessant für Ansiedelungen. ◆

Partner der Vorarlberger Unternehmen Die Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH, kurz WISTO, ist eine Servicegesellschaft zur Forcierung der Innovationsdynamik im Land. Gesellschafter sind zu gleichen Teilen die Vorarlberger Landesregierung, die Hypo Vorarlberg Bank AG und die Wirtschaftskammer Vorarlberg. Die WISTO versteht sich als Partner der ansässigen Unternehmen, unbürokratisch und flexibel. Sie bietet Orientierung, setzt Impulse und unterstützt im Hintergrund. Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO) http://www.wisto.at

Foto: Matthias Rhomberg

Zum Schluss die Einserfrage: Warum sollten sich Betriebe gerade in Vorarlberg ansiedeln? Gerade weil wir schon seit Langem ein Produktionsstandort sind, verfügen wir über das gesamte notwendige Know-how vor Ort. Ein Standort, dessen Kernkompetenz unter anderem in der Herstellung neuer, moderner, digitaler Produkte liegt, braucht auch die erforderlichen Voraussetzungen dafür. Diese haben wir deshalb, weil alle Ausbildungssysteme darauf ausgerichtet sind – wie das Beispiel der in Vorarlberg sehr stark ausgeprägten dualen Ausbildung zeigt. Genau aus diesen Gründen sind wir für Betriebe interessant, vor allem auch aufgrund der Kompetenz, höchst automatisiert Waren herzustellen, die auf internationalen Märkten wettbewerbsfähig sind. Ein weiterer Anreiz für eine Ansiedelung im westlichsten Bundesland Österreichs ist die strategisch günstige Lage. Die direkte Nähe zu kaufkräftigen Absatzmärkten inmitten einer der weltweit stärksten Wirtschaftsregionen ist ein wesentlicher Vorteil. Diese besondere Vier-Länder-Region ist mitverantwortlich für die Internationalität der hier ansässigen Wirtschaft. Gerade für Unternehmen aus der Schweiz sind wir ein interessanter Standort aufgrund des Zugangs zum europäischen Binnenmarkt. Die räumliche Nähe wird von vielen Schweizer Unternehmen für eine zusätzliche Niederlassung innerhalb der EU genutzt. Umgekehrt gibt es viele Be-

Erlebbare Lichtwelt: Auf 4.000 Quadratmetern ließ die Zumtobel Group am Stammsitz in Dornbirn das größte Lichtforum in der Branche entstehen.


WeltMeister Österreich Textilindustrie

Die perfekte Verknüpfung von Tradition und Innovation Vorarlberg ist einer der globalen Hotspots für die Entwicklung und Fertigung edler Stoffe und smarter Textilien.

Innovative Schlüsseltechnologie im Fokus „Dieses Engagement hat dazu geführt, dass Technologiekonzerne wie Google, Amazon und Microsoft zu den Kunden der Vorarlberger Textilunternehmen gehören. Auch der Forschungsbereich hat sich weiterentwickelt. So ist beispielsweise in Dornbirn ein Textiles Kompetenzzentrum errichtet worden, und das Textilforschungsinstitut hat eine zweite Professur mit Schwerpunkt Textile Verbundwerkstoffe und technische Textilien erhalten“, freut sich Andreas Staudacher von der Wirtschaftskammer Vorarlberg über die positive Entwicklung. Die Bandbreite der Produkte, an denen zurzeit geforscht wird, ist breit und reicht von Sensorstühlen, über Batteriespeichertechnologie bis hin zu Karbonleichtbauverbundwerkstoffen und Textilbeton. Auch eine Reihe marktreifer Produkte, in denen eingestickte Sensorik aus Vorarlberg steckt, sind aus den bisherigen Aktivitäten der Smart Textiles Platform bereits hervorgegangen, so etwa ­Texible mit der WISBI-Betteinlage, die Nässe und Bewegung er-

kennt, die intelligente Sensorschuheinlage von Stapp One oder das QUS-Sensorsportshirt von SanSirro. Intelligente Textilien und technische Gewebe ... Mittlerweile entfällt bereits gut die Hälfte der Wertschöpfung der Vorarlberger Textilbetriebe auf technische Fasern und es liegt auf

Foto: Jens-Ellensohn

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war hat die Textilindustrie in den letzten Jahrzehnten ihre Stellung als Leitsektor verloren – da liegt längst der Maschinenbau mit einem Anteil von gut 50% in Führung –, eine wesentliche Rolle für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg spielt die Herstellung von Stoffen, Bändern und Spitzen aber nach wie vor. Sowohl, was traditionelle Produkte betrifft, aber ganz besonders in der Schlüsseltechnologie der smarten Textilien. Dass die Zukunft in der Verbindung von Stoffen und Elektronik liegt, haben die Textilhersteller schon früh erkannt. Vorreiter in den neuen Geschäftszweig waren einige Stickereiunternehmen, die sich vor rund zwölf Jahren zur „Smart Textile Platform“ zusammengeschlossen hatten; mittlerweile arbeiten hier bis zu 50 Betriebe und Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland zusammen.

Rund die Hälfte der Vorarlberger Textilproduktion entfällt auf technische Gewebe.


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Foto: Marcel-Hagen-Studio

Ted Baker, Walbusch, Olymp der Hand, dass man diese Eroder Tiger of Sweden sowie folgsgeschichte fortsetzen will. zahlreiche Corporate FashionIm April 2021 soll das Textile Unternehmen setzen auf die Competence Centre Vorarlberg hochwertigen Hemden- und 2 starten. Neben Bund und Blusenstoffe, die nicht nur mit Land sind Vorarlberger Unterhoher Qualität und Ästhetik nehmen, Firmen aus anderen überzeugen. Ganz dem Trend Bundesländern und dem Auszu mehr Ökologie in der Mode land (Deutschland, Schweiz, entsprechend, wurde die Eco Italien, Spanien und GroßbriSoft-Reihe heuer deutlich ertannien) sowie wissenschaftliweitert. Die nachhaltig erzeugche Partner beteiligt. In der te Linie auf Basis von BioZusammenarbeit mit forBaumwolle bietet jetzt wie die schungsstarken ausländischen anderen Kollektionen neben Partnern und in der weiteren Unis in verschiedenen Farben Internationalisierung sieht Lanauch Karo-, Struktur-, Bunt- und deshauptmann Markus Wallner Der „Boubou“, ein edles Gewand aus glänzendem Jacquardstoff, gilt in Westafrika Schaft-Gewebe. einen zentralen Schritt, um auf als Statussymbol. „Mit den vielen verschiedelängere Sicht als textiles nen Varianten eröffnen wir den Designern ganz neue Wege, attrak­Comet-Zentrum (K1) anerkannt zu werden. Für den gesamten Protive und gleichzeitig nachhaltigere Textilien zu entwerfen“, freut jektzeitraum 2021-2025 sind knapp 5,1 Mio. € veranschlagt, von sich Gerhard Leitner, Geschäftsleiter der Business Unit Shirting bei denen die Hälfte von den Betrieben beigesteuert wird. Getzner Textil. Die in den hauseigenen Labors entwickelte AusrüsSchwerpunktmäßig werden sich die TCCV2-Projekte auf das tung ermöglicht, dass sich die auf Bio-Baumwolle basierenden ArThema Nachhaltigkeit fokussieren, wie etwa abbaubare Fasern für tikel ohne Kunstharz, Formaldehyd und Silikone fertigen lassen, geotechnische Textilien, Sport- und Arbeitskleidung, Hygiene und ohne dabei auf die gewohnte hohe Qualität verzichten zu müssen medizinische Anwendungen sowie die Energiespeichertechnik. – was auch Laborwerte belegen. „Designer und nicht zuletzt auch der Kunde können sich über ein schönes und schonend erzeugtes ... gewinnen an Bedeutung Produkt freuen, das hohe Qualitätsansprüche erfüllt. Nachhaltigkeit Technische Textilien spielen auch beim Traditionsunternehmen auf diesem Niveau gibt es nur bei uns.“ Getzner eine zunehmend wichtige Rolle, und der Geschäftsbereich Nachhaltigkeit und der Schutz der Umwelt sind bei Getzner – umfasst Gewebe für unterschiedliche Bereiche, wie zum Beispiel wie generell in der Vorarlberger Textilindustrie – seit vielen Jahren industrielle Anwendungen, Schutzkleidung für Einsatzkräfte, Outein fest verankerter Teil der Firmenkultur. „Unser Team arbeitet doormode, Sportequipment, Sonnenschutz oder Akustiktextilien. In täglich mit Hochdruck daran, die Umweltleistung an allen Standorden letzten Jahren wurde unter der Dachmarke Getzner Technics ten des Unternehmens ständig zu verbessern. Umso mehr freut es intensiv in Know-how, Infrastruktur und Ressourcen investiert. uns natürlich, dass auch unsere Kunden und Partner den Bereichen Neben dem Hauptstandort in Bludenz ist vor allem Bayreuth mit Nachhaltigkeit und Umwelt mehr Relevanz zusprechen“, sagt den beiden Unternehmen SR Webatex und Blaha Textilveredelung Getzner-CEO Roland Comploj. „Wie sich dieses Umdenken schlusszu einem wichtigen Standort in diesem Bereich geworden. endlich auf die Märkte niederschlägt, ist in Anbetracht der aktuelRund 15% des Umsatzes, der 2018 insgesamt 375 Mio. € betrug, len Situation im Zuge der Corona-Pandemie eher schwer einzuwerden mit technischen Textilien erwirtschaftet, ebenso hoch ist schätzen. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass unser Know-how der Anteil im Bereich Mobility mit Stoffen für Sitzbezüge für Bus, sowie die qualitativ hochwertigen Produkte aus bewusster, nachBahn und Auto. Mit fünf Prozent klein, dafür aber besonders fein haltiger Produktion auch in Zukunft sehr gefragt sein werden.“ ist der Bereich Shirting. Bekannte Modemarken wie z.B. Hugo Boss,


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Foto: Hoferhecht

Foto: Hoferhecht

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Foto: Udo Mittelberger

Ende 2018 wurde in LusteStarke Exportorientierung nau ein repräsentativer ShowDer mit Abstand wichtigste room für die umfangreiche AfriAbsatzmarkt von Getzner (rund ca-Kollektion eröffnet, die sich 70%) ist aber die Modebranche seither regen Interesses erfreut in Westafrika. Am Anfang der und der Business Unit Africa Erfolgsgeschichte stand allerzudem auch zusätzliches Gedings eine einschneidende Krischäft eröffnet hat. se. Vor allem Kunden, welche „Im Jahr 1976 kam es aufnur verhältnismäßig geringe grund des verstärkten AufkomDie Möglichkeiten gestickter Elektronik wurden in Vorarlberg früh erkannt. Stoffmengen benötigen – dazu mens von Drucken und allgezählen kleine Designer sowohl aus Afrika, aber auch aus Europa meinen Marktveränderungen zu einer sinkenden Nachfrage bei und den Vereinigten Staaten – können über diesen Vertriebsweg jacquardgewobenen Textilien. Da unser Unternehmen damals noch erreicht werden. hauptsächlich Bettwäsche und Modestoffe produzierte, war diese Veränderung natürlich deutlich spürbar“, erzählt Comploj. „So erSpitzenleistung seit mehr als 150 Jahren gab es sich, dass der heutige Leiter unserer Business Unit Africa Ein wichtiger Absatzmarkt ist Afrika, im Speziellen Nigeria, auch während der Suche nach neuen Absatzmärkten unter anderem für die Vorarlberger Stickereiproduzenten, die sich neben der ErforAfrika bereiste und dort auf eine enorme Nachfrage nach jacquardschung von Hightech-Anwendungen in den verschiedenen Smart gewobenen Textilien stieß. In kürzester Zeit verkaufte er dort rund Textiles-Projekten natürlich auch weiterhin dem modischen Aspekt zwei Millionen Meter – der Rest ist Geschichte.“ Und eine, die ihres Gewerbes widmen. laufend um weitere Kapitel ergänzt wird.


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dition trug wesentlich zur Förderung der Verbreitung, Vermarktung und Verwendung von Stickereien in Nigeria bei. Aso-Ebi bezeichnet ein Familiengewand, das bei gesellschaftlichen Anlässen von großen Gruppen getragen wird. So ist es üblich, dass sich bis zu mehrere Hundert Personen in gleiche Kleider aus dazu eigens angefertigten Stoffen hüllen. „Ein Erfolgsrezept für die Etablierung der Vorarlberger Stickerei war, dass Unternehmensvertreter statt über Zwischenhändler zu agieren, nach Lagos flogen und persönliche Kontakte mit den Händlern in Nigeria knüpften“, so Staudacher weiter. Die engen Geschäftsbeziehungen aus dieser Zeit bestehen zum Teil noch heute. Allerdings bedient man mittlerweile nicht mehr Trendsetter für die afrikanische Oberschicht ... den Massenmarkt – seit Anfang der 1980er-Jahre importiert Nigeria Der Beginn der Unabhängigkeitsbestrebungen Ende der 1930erzunehmend kostengünstige Jahre rückten dann lokale TraStickereistoffe von asiatischen ditionen in den Fokus, und mit Herstellern –, sondern das Preder Unabhängigkeit im Jahr mium- und Luxussegment, das 1960 kamen lokale Kleidungsnur einer kleinen, aber sehr formen in Mode, die zum Teil kaufkräftigen Kundenschicht neu interpretiert oder sogar erzugänglich ist. funden wurden. Und die Pro2010 lag das Exportvolumen dukte der Vorarlberger Spitzender Vorarlberger Stickereibranproduzenten, die damals nach che, die noch rund 100 Betriebe neuen Exportmärkten suchten, mit insgesamt etwa 350 Mitarwaren sowohl durch ihre Leichbeitern umfasst, bei rund 60 tigkeit als auch ihre FarbenMio. €. Mittlerweile beträgt das pracht und Opulenz ganz nach Volumen 31 Mio. €, die Exportdem Geschmack der Nigeriaquote liegt bei über 90%. ner. Vor allem die Aso-Ebi-TraIn kürzester Zeit wurden in Vorarlberg hochwertige Schutzmasken entwickelt. Foto: Alexandra Folie/WISTO

Die Kunst der Spitzenfertigung im Ländle begann im Jahr 1869 und sie beeinflusste nicht nur die Wirtschaft der Region maßgeblich, sondern – und das ist wohl ein besonderer Aspekt – auch den Kleidungsstil einer weit entfernten Region. „Die in Nigeria als traditionell bezeichneten Kleidungsstile, wie wir sie heute kennen, haben sich erst seit den 1960er-Jahren etabliert. Vorher gab es kaum Stickereien in Nigeria“, weiß Staudacher. Während der Zeit als britische Kolonie trugen die Nigerianer bei festlichen Anlässen europäische Kleidung, die als ein Indiz für Bildung, Urbanität und Zugehörigkeit zum Christentum galt.


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Foto: Textible

... und europäische Luxusmarken Zu den Unternehmen, die bis heute mit Afrika gut im Geschäft sind, gehört die 1880 gegründete Stickerei Hoferhecht. „Ungefähr 70 Prozent unseres Umsatzes entfallen auf dieses Segment, das nicht nur das größte ist, sondern auch deutlich stabiler läuft als jenes mit internationalen Fashionbrands und Designern, das sehr stark von den rasch wechselnden Modetrends abhängig ist“, sagt Geschäftsführerin Selma Grabher. So seien Stickereien zurzeit eher bei Fashion Discountern ein Thema und weniger im Highend-Bereich. Über kurz oder lang werde sich das aber wieder ändern und für die Zukunft sieht sie daher weiterhin Bedarf an den exquisiten Stickerein und aufwendig mit Strass und Pailletten verzierten Geweben, die im Lustenauer Familienbetrieb hergestellt werden. Zu den treuen Kunden für die kostbaren Stoffe zählt schon seit Jahrzehnten das Who is Who der internationalen Luxusmarken, wie zum Beispiel Chanel, Dior, Armani oder Oscar de la Renta sowie auch kleinere Designlabels, die sich auf kostspielige Brautkleider und Abendroben spezialisiert haben. Neben den Eigenkollektionen sei vor allem auch die Expertise Hoferhechts bei kundenspezifischen Sonderanfertigungen, für die spezielles Know-how notwendig ist, ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um als Zulieferer der Luxusbranche reüssieren zu können.

Texible erkennt dank eingestickter Sensorik aus Vorarlberg Nässe und Bewegung.

Foto: Andreas Staudacher

Textilindustrie

„Aus der Smart Textiles Platform Austria und den verschiedenen Forschungsprojekten des Textilforschungsinstituts sind schon zahlreiche Produkte und Start-ups entstanden.“ Andreas Staudacher

Schutzmasken made in Vorarlberg Großen Innovationsgeist und die notwendige Flexibilität, sich rasch an neue Situationen anzupassen, bewiesen die Vorarlberger Textilproduzenten auch angesichts der Coronakrise: Innerhalb kürzester Zeit entwickelte das Konsortium von Grabher Group, Bandex Textil, Getzner Textil, Wolford, der Stickerei Harald Hämmerle und Technoplast für den medizinischen Bereich zertifizierte, hochwertige Mehrweg-Masken und startete die Produktion. „Je nach Filterleistung gibt es unterschiedliche Abstufungen von Masken. Mit den medizinisch zertifizierten Mund-Nasen-Masken haben wir aufgrund eines zusätzlich eingenähten Vliesteils eine Filterleistung von 95 Prozent erreicht, was der Qualität von Masken des Typs FFP2 entspricht. Somit bieten sie einen optimalen Schutz für Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und Blaulichtpersonal“, ist Günter Grabher, Geschäftsführer der Grabher Group und Initiator der Initiative, zu Recht stolz. Ob sich die Masken made in Vorarlberg, nachdem die Fabriken in Asien wieder angelaufen sind und die Maskenpflicht weiter gelockert wurde, langfristig am Markt werden halten können, ist allerdings ungewiss und wird vor allem davon abhängen, ob die Pandemie tatsächlich zu einem nachhaltigen Umdenken in der Beschaffung führt – Stärkung der heimischen Wertschöpfung, mehr Fokus auf Qualität statt nur den niedrigen Preis. ◆


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Unternehmen stellen sich vor

Internorm setzt europaweit Maßstäbe made in Austria Seit der Geburtsstunde des Kunststoff-Fensters bis zu den heutigen Holz/Aluminium-, High-Tech- und High-Design-Innovationen gilt das Unternehmen als Marktführer – mittlerweile seit Jahrzehnten.

Europas führende Fenstermarke Internorm nimmt in der Fensterproduktion seit jeher eine Pionierund Vormachtstellung ein. 1931 als Metallbaubetrieb gegründet, begann das Unternehmen im Jahr 1963 als erster in Österreich mit der Produktion von Kunststoff-Fenstern. Seit Jahrzehnten ist Internorm österreichischer Marktführer in den Segmenten Kunststoff-Fenster, Kunststoff/Aluminium-Fenster, Holz/Aluminium-

Facts & Figures Für das neue Kunststoff/Aluminium-Fenster KF 520 wurde Internorm, Europas führende Fenstermarke, mit dem German Innovation Award 2020 in der Kategorie „Winner“ ausgezeichnet. Zudem erhielt Internorm für das Premium-Fenster den internationalen MUSE Design Award in Gold. Die Auszeichnungen sind ein Beleg dafür, dass die neue Fenstergeneration von Internorm innovatives Design mit technischem Know-how in einer neuen Dimension verbindet. Im Fensterflügel verbirgt sich die revolutionäre Verriegelungstechnik I-tec Secure, die ein Aushebeln des Fensters nahezu unmöglich macht. Internorm International GmbH Ganglgutstraße 131, 4050 Traun Tel. +43 7229 / 770-0 www.internorm.com

Foto: Internorm

Als die führende, international tätige Fenstermarke Europas bietet Internorm anspruchsvollen Kunden richtungsweisende Lösungen für Fenster und Türen. Seit der Gründung im Jahr 1931 hat das Familienunternehmen mit Firmensitz in Traun/OÖ bereits mehr als 25 Mio. Fenster und Türen produziert. Vom ehemaligen Pionier für Kunststoff-Fenster hat sich Internorm längst zum Technologie- und Innovationsführer der Branche und zu einem renommierten Anbieter von hochwertigen Holz/Aluminium-Systemen weiterentwickelt. Internorm beschäftigt heute 1.906 Mitarbeiter. Gemeinsam mit rund 1.300 Vertriebspartnern in 21 Ländern baut das Unternehmen seine führende Marktposition in Europa seit jeher weiter aus.

Fenster, Niedrigenergie- und Passivhaus-Fenster, Hauseingangstüren, Fensterläden und Isolierglas sowie die führende Fenstermarke Europas. Zur Produktpalette gehören neben den Fenster- und Türsystemen auch Sonnen- und Insektenschutz­ systeme. 2019 erwirtschaftete das Unternehmen mit 1.906 Mitarbeitern (Vollzeitäquivalent) einen Umsatz von 371 Mio. €. Die Fenster- und Türsysteme werden in drei hochmodernen Werken und zu 100% in Österreich entwickelt und hergestellt. Die „Gesamtkonzeption Fenster- und Türsystem“ gibt Internorm dabei nicht aus der Hand – das reicht von der Forschung und Entwicklung, über die eigene Extrusion, die Isolierglasproduktion bis zu den modernsten Fertigungstechnologien und Logistiksystemen. Unabhängig von Systemlieferanten, entwickelt Internorm eigene Flügel- und Rahmendesigns bis hin zu individuellen Beschlagsystemen. Obwohl Internorm europaweit tätig ist, bekennt sich das Unternehmen klar zum Wirtschaftsstandort Österreich: „Wir sind ein international tätiges Unternehmen, aber produzieren unsere hochqualitativen Produkte ausschließlich in Österreich“, sagt Miteigentümer Christian Klinger.


WeltMeister Österreich Oberösterreich

Oberösterreich gilt als mitteleuropäischer Topstandort Dynamisch, innovativ, bestens ausgebildet – damit dies so bleibt, hat das Land die Strategie #upperVISION2030 ins Leben gerufen.

S

chon jetzt zählt Oberösterreich zu den dynamischsten Wirtschaftsregionen im Herzen Europas und ist führendes Export-, Technologie- und Industriebundesland innerhalb Österreichs. Vor allem hinsichtlich ihrer Innovationsquote sind Oberösterreichs Unternehmen an der europäischen Spitze zu finden. Und es sind vor allem Innovationen, die für einen erfolgreichen Neustart nach der aktuellen Coronakrise sorgen können. „Die Karten im Standortwettbewerb werden in der Post-Corona-Zeit neu gemischt. Oberösterreich kann mit seiner Innovationsfähigkeit punkten“, sagt Werner Pamminger, Geschäftsführer der oö. Standortagentur Business Upper Austria. Mit #upperVISION2030 hat das Land Oberösterreich eine neue Wirtschafts- und Forschungsstrategie vorgegeben, mit der Oberösterreich bis 2030 zum wirtschaftlichen Überflieger auch in Europa werden soll. Für die Umsetzung der Strategie wird das Land OÖ bis 2030 eine Mrd. € an Wirtschafts- und Forschungsförderungen investieren, um Oberösterreich im Wettbewerb der Standorte noch

weiter nach vorn zu bringen. Die Strategiearbeit wird sich auf folgende vier zentrale Handlungsfelder fokussieren: c Digitale Transformation c Effiziente und nachhaltige Industrie und Produktion c Systeme und Technologien für den Menschen c Vernetzte und effiziente Mobilität. Standort Oberösterreich Über die Besonderheiten Oberösterreichs baten wir den Geschäftsführer der oberösterreichischen Standortagentur zum Interview. Wo punktet Oberösterreich als Wirtschaftsstandort? Warum sollte ich mich als Betrieb in Oberösterreich ansiedeln? Oberösterreich punktet in der Standortfrage mit hochqualifizierten Arbeitskräften, erstklassiger Infrastruktur und einem exzellenten Innovations- und Forschungsnetzwerk mit aktuell elf Technologieund Impulszentren, einem Bildungsnetzwerk mit vier Universitäten,

Business Upper Austria ist die Standortagentur des Landes Oberösterreich. Sie ist Innovationsmotor und erster Ansprechpartner für Unternehmen aus dem In- und Ausland, denen sie für ihre Investitions- und Innovationsvorhaben maßgeschneiderte Lösungen anbietet. Business Upper Austria ist aktiver Mitgestalter der Wirtschafts- und Forschungspolitik in OÖ. Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH www.biz-up.at/

Foto: Egbert Padhuis/Go-Install

Ansprechpartner in Sachen Wirtschaftsstandort OÖ

CTC-Partnerunternehmen PicoEnergy: Wärmepumpenlösung für die Niederlande.


Foto: Amag

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Mit einem Rezyklatanteil von durchschnittlich 75–80% im Einsatzmaterial ist die Amag quasi Weltmeister in Sachen Recycling und Spezialist unter den Walzwerken.

Ausbildung & Forschung in Oberösterreich

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur 2019

Universitäten

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut

c Johannes Kepler Universität Linz c Universität für industrielle und künstlerische Gestaltung c Katholisch-theologische Privatuniversität Linz c Anton Bruckner Privatuniversität Linz

c Lehrlinge c Arbeitslose –

675.417 23.294

Jahresdurchschnitt1

34.052

c Arbeitslosenquote1 4,8% c Wirtschaftskammermitglieder

98.886

c Unternehmensneugründungen2 5.440

Fachhochschulen

c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

58.841

FH Oberösterreich University of Applied Sciences Upper Austria c Campus Linz – Gesundheit und Soziales c Campus Hagenberg – Informatik, Kommunikation, Medien c Campus Wels – Technik, Umweltwissenschaft c Campus Steyr – Management

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

65.850

c Anteil am österreichischen BIP (2018)

17,1%

c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018)

44.600

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

c Importe

15.199

c Exporte

19.971

c Tourismus Übernachtungen in 1.000

Postgraduale Weiterbildung

c Patenterteilungen, national (2018)

c Limak Austrian Business School GmbH Quelle: ABA Invest In Austria.

8.544 250

1 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , 2 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d O Ö , A M S


WeltMeister Österreich Oberösterreich

Foto: BusinessUpperAustria

Um den Wirtschafts- und Forschungsstandort Oberösterreich fit für die digitale Transformation zu machen, hat das Land OÖ bereits 2016 die Leitinitiative Digitalisierung gestartet. Die Fäden laufen bei der oö. Standortagentur Business Upper Austria zusammen, wo die Umsetzung der Leitinitiative koordiniert wird. „Mit seinen Clustern ist Oberösterreich Vorreiter in Ein wesentlicher Faktor für der europäischen Clusterpolitik. Mehr als 2.000 eine gelungene digitale TransPartner sind Mitglieder in oö. Clustern.“ formation ist das Know-how der We r n e r P a m m i n g e r Mitarbeiter und MitarbeiterinGeschäftsführer der oö. Standortagentur Business Upper Austria nen. Business Upper Austria unterstützt dabei mit individuellen Qualifizierungs- und Beratungsangeboten wie zum Beispiel Also tatsächlich begehrt oder eher ein Geheimtipp? dem Qualifizierungsverbund ‚Digitale Kompetenz & IT-Security‘ – Dass Oberösterreich tatsächlich ein begehrter Standort für Untergefördert vom AMS OÖ und vom Wirtschaftsressort des Landes OÖ. nehmensansiedlungen ist, belegt nicht zuletzt die Erfolgsbilanz der Dabei werden Unternehmen, Mitarbeiter und Arbeitsuchende auf oö. Standortagentur Business Upper Austria: Im Jahr 2019 konnten ihrem Weg ins digitale Zeitalter mit zahlreichen Maßnahmen wie Investitionsprojekte mit einem Volumen von 620 Mio. Euro realisiert Schulungen, Beratungen oder Erfahrungsaustausch mit anderen und 2.795 neue Arbeitsplätze generiert werden. 160 AnsiedelungsBetrieben aktiv unterstützt. 100 oö. Unternehmen profitieren bereits und Investitionsprojekte hat das Investoren- und Standortmanagevon diesem maßgeschneiderten Schulungsprogramm. Erstmals gibt ment Team der Business Upper Austria neu in die Bearbeitung es seit 1. Jänner 2020 spezielle Förderungen für Investitionen in ITaufgenommen; knapp 50 davon kamen nicht aus Oberösterreich – Security sowohl für Hard- und Software als auch für Mitarbeiterein Wert, der zeigt, dass Oberösterreich im regionalen Vergleich Qualifizierung. eine Top-Position einnimmt. Eine weitere Maßnahme ist die Initiative #IT_rocks: Um den Allein heuer sind bislang 55 neue Ansiedelungs- und InvestitiFachkräftebedarf in den Berufsfeldern der Informations- und Komonsprojekte hinzugekommen, im Rahmen derer 1.062 neue Arbeitsmunikationstechnologie zu decken, muss das Interesse von Kindern plätze geschaffen wurden. und Jugendlichen für IT-Berufe frühzeitig geweckt werden. Daher hat die Standortagentur gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort Früher hieß es oft ‚Clusterland Oberösterreich‘. Ist das noch so? des Landes OÖ diese Initiative gestartet. Sie will Schüler auf die Auf jeden Fall. Die intensive Vernetzung ist ein weiterer wesentlivielfältigen Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in der ITcher Erfolgsfaktor für die Unternehmen am Standort OberösterBranche aufmerksam machen. reich: Mit seinen Clustern ist Oberösterreich Vorreiter in der europäischen Clusterpolitik. Mehr als 2.000 Partner sind Mitglieder in Damit geben Sie mir ein Stichwort – wie schaut es in Oberösterfolgenden oö. Clustern: Automobil-Cluster, Medizintechnik-Cluster, reich mit Forschung und Entwicklung aus? Kunststoff-Cluster, Möbel- und Holzbau-Cluster, MechatronikUnser Ziel als Wirtschafts-, Industrie- und Forschungsstandort ist Cluster, Cleantech-Cluster, IT-Cluster und Lebensmittel-Cluster. immer ein ganzheitliches: Es geht darum, die Entwicklung von Produkten, Services und Technologien voranzutreiben und letzten Die Digitalisierung ist nach wie vor in aller Munde. Was macht Endes mehr gründende, forschende, technologieaffine und exporihr als Standortagentur in diesem Bereich? vier Fachhochschulstandorten (68 Studiengänge), zwei pädagogischen Hochschulen sowie zwei großen Einrichtungen für Erwachsenenbildung. Oberösterreich profitiert von seiner zentralen Lage und der unmittelbaren Nachbarschaft zu Deutschland und Tschechien. Eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur mit einer Kombination von Straße, Schiene und Wasserstraße macht das Bundesland auch aus logistischer Sicht zu einem mitteleuropäischen Top-Standort.


Foto: Land Oberösterreich/Max Mayrhofer

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Mit #upperVISION2030 soll OÖ mit gebündelten Kräften zum wirtschaftlichen Überflieger werden: Johann Kalliauer, Präsident AK OÖ; Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner; Landeshauptmann Thomas Stelzer; WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer Industriellenvereinigung OÖ (v.l.).

tierende Betriebe am Standort zu haben. Der entscheidende Hebel dafür ist, Forschungsergebnisse rasch in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Daher ist unsere Wirtschafts- und ­ ­Forschungsstrategie auch entlang der Innovationskette Forschung/ Wissenschaft – Wirtschaft – Tertiäre Bildung ausgerichtet. Wo steht Oberösterreich in puncto Klimaziele?

Mit den Handlungsfeldern ‚Effiziente und nachhaltige Industrie & Produktion‘ sowie ‚Vernetzte und effiziente Mobilität‘ sowie ihren jeweiligen thematischen Schwerpunkten ist Oberösterreich auf dem richtigen Weg zu einer lebenswerten und nachhaltig agierenden Industrieregion, in der der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt. Unter Begleitung unserer Cluster setzen oö. Unternehmen richtungsweisende Kooperationsprojekte um. ◆

Ein richtungsweisendes Kooperationsprojekt: CTC Cleantech-Cluster und NEFI Die Vorzeigeregion New Energy for Industry (NEFI) möchte mit innovativen Energietechnologien aus Österreich Musterlösungen für intelligente, sichere und leistbare Energiesysteme der Zukunft entwickeln und demonstrieren. Der NEFI Innovationsverbund hat sich um ein Konsortium aus AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität ­Leoben, OÖ Energiesparverband und oö. Standortagentur Business Upper Austria formiert und bündelt die vielfältige Erfahrung im Bereich der Energieforschung und Umsetzung von Projekten.

Gemeinsam will man den Weg zur vollständigen Dekarbonisierung der produzierenden und energieintensiven Industrie aufzeigen. NEFI ist eine „Vorzeigeregion Energie“, gefördert vom Klimaund Energiefonds. New Energy for Industry CTC Cleantech-Cluster www.nefi.at www.cleantech-cluster.at


WeltMeister Österreich Computerwissenschaften

Österreicherin leitet weltweiten Computerverband JKU-Informatikerin Gabriele Kotsis wurde zur Präsidentin der renommierten Association for Computing Machinery gewählt.

Foto: Gebhart de Koekkoek

Seit 1. Juli 2020 steht Prof. Gabriele Kotsis, Informatikerin der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), der Association for Computing Machinery (ACM) vor. ACM ist die weltgrößte wissenschaftliche Computergesellschaft und vernetzt rund um den Globus Informatiker aus Praxis, Wissenschaft und dem Bildungssektor. Eine der bekanntesten Aktivitäten der ACM ist die Vergabe des Turing-Preises, der höchsten Auszeichnung für Informatiker. Er ist vergleichbar mit dem Nobelpreis oder der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung für Mathematiker, der Fields-Medaille. Gegenkandidatin von Prof. Kotsis war Google-Vizepräsidentin Elisabeth Churchill. „Ich empfand bereits die Nominierung als große Ehre, mit der ich nicht gerechnet hatte Die Prominenz meiner Gegenkandidatin von Google hat in mir ehrlicherweise nicht so große Erwartungen auf eine erfolgreiche Wahl aufkommen lassen. Umso mehr freue ich mich nun, dass ich als JKU-Wissenschaftlerin und Österreicherin die erste, nicht-anglo-amerikanische Präsidentin sein werde“, sagt Kotsis, die ihre Wahl auch als internationale Anerkennung für die Informatik an der Johannes Kepler Universität Linz betrachtet. Auch JKU-Rektor Meinhard Lukas sieht den Weg der JKU bestätigt: „Den bequemen und bekannten Pfad zu verlassen und Neues zu schaffen, zeichnet Pioniere und Pionierinnen aus. An der JKU fördern wir den Mut und die Bereitschaft, über den Tellerrand zu schauen und so Innovation hervorzubringen. Dieses Umfeld, diese ständige Bereitschaft

zur Erneuerung bringt Personen wie Prof.in Gabriele Kotsis hervor, die dann auch über die Grenzen unseres Landes prägend wirken.“ Für die Zeit ihrer Präsidentschaft möchte Kotsis das Know-how und die Expertise der ACM-Mitglieder stärker in den Fokus rücken. „Kein anderer Bereich hat mehr Einfluss auf die Gestaltung der Zukunft und der künftigen Technologien“, betont die JKU-Forscherin. „Globale Probleme müssen auch global und unabhängig von Einzelinteressen in Angriff genommen werden. Egal ob Klimawandel, medizinische Forschung oder die Bewahrung der Demokratie – ACM hat das Potenzial, ethischer Vorreiter für alle Bereiche der Informatik zu sein.“ ◆

Zur Person Gabriele Kotsis wurde 1967 geboren. Sie studierte Wirtschaftsinformatik in Wien, wo sie auch ihr Doktorat mit Auszeichnung erwarb. 2002 kam sie an die JKU, wo sie das Institut für Telekooperation leitet und von 2007 bis 2015 als Vizerektorin für Forschung tätig war. Sie war Gründungsmitglied von ACM Europe und wurde für ihre Forschung vielfach ausgezeichnet, u.a. als „femtech Expert/Researcher of the Month“ und mit dem Heinz Zema­ nek Award, verliehen von der Österreichischen Computer Gesellschaft für herausragende wissenschaftliche Forschungsarbeiten auf den Gebieten der Informatik und fachverwandten Bereichen.


WeltMeister Österreich

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Unternehmen stellen sich vor

RUAG Space: Österreichische Technik für Sonne und Mond Österreichische Technik ist auf dem Weg zur Sonne: Im Februar 2020 startete eine europäische Weltraummission zur Sonne, dem Zentrum des Sonnensystems. Technologie von RUAG Space aus Österreich ermöglicht dieses Projekt. In Berndorf wurde die Hitzeschutzisolation des Satelliten hergestellt. Die Isolation ­ ­widersteht Temperaturen von bis zu 300 Grad Celsius und ist neben einem speziellen Schutzschild Teil des Thermalsystems der Sonnensonde „SolarOrbiter“. „Wer Weltraumhitzeschutz für eine Mission zur glühend heißen Sonne macht, spielt in der absoluten Top-Liga. Wir sind nicht umsonst europäischer Marktführer für Thermalisolation“, so Andreas Buhl, Geschäftsführer von RUAG Space Austria. Weltraumelektronik für Mond-Zwischenstation Auch bei einer Mond-Zwischenstation für Astronauten mischt RUAG Space an vorderster Front mit. Gemeinsam mit dem österreichischen Hochtechnologieunternehmen TTTEch bietet RUAG Space Weltraumelektronik für das sogenannte Lunar Gateway der NASA an. Dieses dient ab 2024 als Nachfolger der Internationalen Raumstation ISS den Astronauten als Zwischenstopp für

Facts & Figures RUAG Space Austria mit Sitz in Wien ist mit einem Umsatz von rund 45 Mio. € der größte österreichische Weltraumtechnikbetrieb. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus. Das Unternehmen ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, mit denen die Position von Satelliten im All präzise bestimmt wird, sowie Marktführer bei Thermalisolation, die Satelliten vor der extremen Kälte und Hitze im All schützt. Das Unternehmen beschäftigt an den Standorten in Wien-Meidling und Berndorf (Niederösterreich) insgesamt rund 250 Mitarbeitende und ist Teil des internationalen Technologieunternehmens RUAG International mit Sitz in der Schweiz. RUAG Space GmbH Stachegasse 16, 1120 Wien +43/1/801 99 www.ruag.com/space

Foto: RUAG, Anna Rauchenberger

RUAG Space Austria ist Österreichs größtes Weltraumunternehmen und liefert Hochtechnologie für Weltraumissionen etwa zu Sonne und Mond.

„Wer Weltraumhitzeschutz für eine Mission zur glühend heißen Sonne macht, spielt in der ­ab­soluten Top-Liga. Wir sind nicht umsonst euro­päischer Marktführer für Thermalisolation.“ Andreas Buhl, Geschäftsführer von RUAG Space Austria

weitere Missionen zu Mond und Mars. Die Technologie aus Österreich ermöglicht der Raumstation, Daten in größter Geschwindigkeit und Sicherheit hin- und herzuschicken. „An einem Projekt für die NASA mitzuarbeiten, ist für jeden Weltraumingenieur der Ritterschlag. Mit der Kooperation zwischen zwei Wiener Unternehmen zeigen wir, wie man mit vereinten Kräften im Weltraumbereich neue Standards setzen kann“, betont Buhl. Hightech-Positionsbestimmung von Satelliten Eine führende Marktstellung hat RUAG Space auch in der ­genauen Positionsbestimmung von Satelliten. „Die Genauigkeit der Satellitendaten hängt stark von der präzisen Positionsfeststellung ab“, erklärt Buhl. RUAG Space liefert seit Jahrzehnten Hightech-Navigationsempfänger, die die Position eines Satelliten im All auf wenige Zentimeter genau bestimmen können. 20 Navigationsempfänger von RUAG Space sind derzeit im Weltall im Einsatz, etwa für Umweltsatelliten der NASA oder der europäischen Weltraumorganisation ESA.


WeltMeister Österreich Salzburg

Die Wiege des heimischen Wirtschaftsstandorts – Salzburg Die Tourismus- und Kulturkompetenz Salzburgs ist weltmeisterlich, Forschung & Entwicklung brettert erfolgreich auf der Überholspur.

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Im Gespräch mit Walter Haas Welche Themen stehen in Salzburg bezüglich Wirtschaftsstandort im Vordergrund? Forschung und Innovation sind kurz- und mittelfristig ganz zentrale Themen für die Wirtschaftsstandortentwicklung, wofür Salzburg auch große An-

strengungen unternimmt. Mit der im Jahr 2016 durch die Landesregierung beschlossenen Wissenschafts- und Innovationsstrategie Salzburg 2025, kurz WISS, wurde ein kräftiger Impuls und Motivationsschub für das Thema ausgelöst. Seither wird sehr konsequent umgesetzt und investiert, Unternehmen, Hochschulen, Forschungsund Bildungseinrichtungen arbeiten eng mit der Politik und Verwaltung zusammen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Gerade in der Zusammenarbeit und im guten Kooperationsklima liegt auch die Kraft, um sich als kleinerer Standort in diesem Bereich wettbewerbsfähig und smart aufzustellen. Statt eines wachsenden Standortdenkens, statt eines Institutionendenkens sind kurze Wege und schnelle Entscheidungen immens wichtig.

Foto: Wildbild

alzburg: Das ist Mozart, Mozartkugeln, Festspiele, Berge und Seen, das Salzkammergut – ungeachtet dessen, dass der größte Teil des Salzkammerguts zu Oberösterreich gehört und nur der kleinste zu Salzburg. Und dennoch, eben das Salz, das „Weiße Gold”, wie Salz gerne genannt wird, war ein Grund für die frühe Besiedlung des Gebiets und brachte schon den Kelten im 6. Jahrhundert vor Christus einen gewissen Wohlstand und im Mittelalter den Salzburger Erzbischöfen Reichtum und Einfluss – man könnte also sagen: Salzburg ist die Wiege des Wirtschaftsstandorts Österreich. Heute besticht der Wirtschaftsstandort Salzburg durch eine ausgeglichene Mischung aus ‚harten‘ und ‚weichen‘ Standortfaktoren. Das Zusammenspiel von qualifizierten Arbeitskräften, einer modernen Infrastruktur und höchster Lebensqualität sowie Sicherheit macht Salzburg für Unternehmen besonders interessant. Wir haben uns mit Walter Haas, Geschäftsführer ITG – Innovationsservice für Salzburg, über die Zukunft Salzburgs unterhalten.

Walter Haas, Geschäftsführer ITG – Innovationsservice für Salzburg.

Worauf liegt der Fokus? Oder anders gefragt: Wo setzt Salzburg Schwerpunkte? Der große Change für den Standort liegt unter anderem in einer stärkeren Fokussierung auf zukunftsrelevante Schwerpunkte, auf der Schaffung von kritischen Größen und Kompetenzen im Forschungssystem und auf dem Brückenbau von der Forschung in die Wirtschaft und in der Anwendung und Verwertung am Standort. Mit der WISS 2025 konzentrieren wir uns innerhalb der Spezialisierungsfelder, wie Life Sciences, IKT/Digitalisierung, Smart Materials, Intelligentes


Foto: Kästenbauer Ettl

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medPhoton, eines der kleinen, aber feinen Medizintechnik-Unternehmen, die Salzburgs Life Science bereichern, entwickelte den bildgebenden Ring – ein Computertomograf.

Ausbildung

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Paris Lodron Universität Salzburg c Pädagogische Hochschule Salzburg c Universität Mozarteum Salzburg c Paracelsus Medizinische Privatuniversität c Private Wirtschaftsuniversität Schloss Seeburg c Fachhochschule Salzburg c University Of Salzburg Business School c Salzburger Bildungsnetz c IFM – Institut für Management c Universität Schloss Seeburg

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut c Lehrlinge c Arbeitslose –

8.454 Jahresdurchschnitt2

12.694

c Arbeitslosenquote2 4,6% c Wirtschaftskammermitglieder 45.944 c Unternehmensneugründungen3 2.410 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

25.953

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

29.045

c Anteil am österreichischen BIP (2018) c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018)

Forschung

262.127

7,5% 52.400

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

c Salzburg Research c ICTS Center Advanced Studies and Research in Information and Communication c ZGIS – Zentrum für Geoinformatik Universität Salzburg c Akademie der Wissenschaften „Geographic Information Sciences“

c Importe

c Exporte

c Tourismus Übernachtungen in 1.000 c Patenterteilungen, national (2018)

1

Quelle: ABA Invest In Austria

6.809 5.298 29.971 48

W e r t e 2 0 1 9 2 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d S a l z b u r g , A M S


WeltMeister Österreich Salzburg

Die WISS 2025 gibt es also seit 2016; was hat sich alles getan? Bereits über 100 Projekte konnten mit der WISS 2025 auf den Weg gebracht werden, wodurch über 80 Mio. Euro in den Standort investiert werden. Darunter fallen Forschungsstiftungsprofessuren durch das Land Salzburg in strategisch wichtigen Bereichen, wie Data Science, Human Computer Interaction, oder im Bereich Biomedizin der Aufbau von Forschungs- und Transferzentren etwa im Bereich der Krebs-, Bau- oder Materialforschung, bis hin zu einer wachsenden Zahl von Kooperationsprojekten von Forschungseinrichtungen mit Unternehmen. In Summe werden damit in etwa bereits 180 Forschungsarbeitsplätze, umgelegt auf Vollzeitäquivalente pro Jahr, geschaffen. Ganz wichtig ist, dass wir Salzburg in diesem Bereich, neben der starken und international anerkannten Tourismus- und Kulturkompetenz, besser sichtbar machen und dieses innovative Salzburg auch zeigen. Bemühungen in Sachen Forschung tragen auch schon Früchte, wie die Ansiedlung des neuen Ludwig Boltzmann Instituts für Digital Health and Prevention am Salzburger Universitätsklinikum beweist.

Foto: Land Salzburg/Gerald Valentin

Bauen und Siedlungssysteme, Creative Industries und Dienstleistungsinnovationen, auf konkrete, exzellente Schwerpunkte. Spezialisierung bedeutet auch, dass wir in der Region nicht alles abdecken können und hier noch stärker mit anderen Standorten kooperieren werden.

Forschungsprojekt zur Felsstabilität von Permafrost auf dem Ödenwinkelkees.

Sichtbarmachung Salzburgs als modernen Arbeits- und Innovationsstandort. Letzterer ist an der Webadresse digitalsalzburg.at anzutreffen. Fachveranstaltungen und Qualifizierungsworkshops zum Thema Digitalisierung haben ebenfalls bereits Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer angezogen. Das Herzstück der Offensive ist neben der WISS 2025 die Landesförderung ‚Digital.Salzburg‘, die von kleinen und mittleren Unternehmen in verschiedenen Digitalisierungsphasen in AnLassen Sie uns ein paar spruch genommen werden Schwerpunkte ‚herauspflü„In Sachen Innovation und Forschung setzen wir kann – von den ersten Entwickcken‘. Wie geht es Salzburg auch zielgerichtete Schwerpunkte – etwa, um die lungsschritten bis hin zur Immit der Digitalisierung? b ­ iogene Materialforschung rund um den Salzburger plementierung. Bereiche der WISS wie zum Seit dem Start der ­Förderung Beispiel die dazugehörige StraLeitwerkstoff Holz nachhaltig auszubauen.“ vor etwa einem Jahr haben tegie zur Digitalisierung (IKTWalter Haas bereits einhundert UnternehMasterplan) befinden sich dermen ihre Projekte eingereicht, zeit in Evaluierung. Das Land achtzig davon erhielten eine fixe Förderzusage. Etwa vierzig ProSalzburg hat in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Salzburg, zent nutzen die Förderung, um in die Digitalisierung einzusteigen mit dem ITG – Innovationsservice für Salzburg und mit weiteren und erste Schritte zu planen, etwas mehr als die Hälfte realisiert Partnern im Jahr 2016 die Digitalisierungsoffensive ins Leben gerudamit bereits ihre Projekte. Das Gesamtinvestitionsvolumen dieser fen; seither wurden verschiedenste Maßnahmen realisiert, die beDigitalisierungsprojekte macht bereits mehr als neun Mio. Euro aus, reits Wirkung zeigen. die damit unmittelbar in die Weiterentwicklung des Standorts flieDazu gehören etwa der Breitbandausbau in Salzburg, wo wir in ßen. Davon wurde über eine Mio. Euro vom Wirtschaftsressort des Österreich einen Top-Versorgungsgrad haben, die Vernetzung von Landes gefördert. Wissenschaft und Wirtschaft, neue Studienangebote oder auch die


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Nachdem Sie die Start-ups angesprochen haben und Innovation mit ihnen zumeist Hand in Hand geht – wie gut sind Innovative bei euch aufgehoben? Im Bereich Innovation, Kreativwirtschaft und Start-up setzen wir auch weiter an: Mit der ‚Pioniergarage Salzburg‘ wird die erste Innovationswerkstätte samt Makerspace (Werkstatt und Arbeitsraum für Tüftler) im Raum Salzburg geschaffen. Dadurch soll ein starkes Innovationsnetzwerk am Standort aufgebaut werden, indem verschiedene regionale Akteure aus Bildung, Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichen Organisationen miteinander vernetzt werden. Die Pioniergarage soll nachhaltig als die zentrale Innovationswerkstätte in einem Umkreis von 60 km etabliert werden. Damit wird auf einen starken regionalen Bedarf reagiert, der aktuell durch zunehmende Investitionen in Innovation, die steigende Anzahl von Start-up-Neugründungen und die dynamische Entwicklung im Forschungs- und Technologiebereich zu sehen ist. Mit unserer neuen Open Innovation-Plattform (www.openinnovation-salzburg.at) möchten wir der Region und der Wirtschaft neue Innovationszugänge ermöglichen. Wir bauen hier sukzessive

Foto: Scheinast

Was dürfen sich Gründer in respektive von Salzburg erwarten? Im Bereich Gründung und Verwertung setzen wir auch stark auf Zusammenarbeit und haben mit dem Inkubationsnetzwerk ‚Startup Salzburg‘ (www.startup-salzburg.at) vor rund vier Jahren eine Gründeroffensive gestartet. Einerseits werden damit wissens- und technologieintensivere Start-ups von der ersten Idee, über die Vorgründung bis hin zu einem Inkubator- und Mentoringprogramm zielgerichtet und hoch individuell begleitet, serviciert und gefördert. Hier sind auch die Fachhochschule und die Universität wichtige Partner, die den Start-up-Geist bei den Studierenden und Lehrenden entfachen versuchen. Andererseits arbeiten wir damit auch stark am Innovations- und Pionier-Mindsetting des Standorts, am Aufbau einer Szene und einem kreativen Spirit. Der ‚Startup Salzburg Demoday‘, der in Westösterreich und im angrenzenden bayerischen Raum bereits ein Einzugsgebiet hat, ist ein Beispiel dafür. Mit dem Inkubations­ programm Factory, das mit der Wirtschaftskammer Salzburg umgesetzt wird, konnten wir bereits rund 30 Start-ups unterstützen.

Naturwissenschaftliche Fakultät der Uni Salzburg; Medical Biology, Human-Computer Interaction, Science and Technology of Materials sind nur drei der 16 Studienrichtungen.


WeltMeister Österreich

Foto: Marco Riebler

Salzburg

AustroCel produziert Bio-Ethanol aus Holzzucker, einem Nebenprodukt aus der G ­ ewinnung von Zellstoff, der wiederum aus Restholz aus der Sägeindustrie gewonnen wird.

eine Innovations-Crowd auf und setzen Innovations-Challenges um, wie etwa kürzlich für Innovationen in der Holzwirtschaft. Daraus entstehen wichtige Impulse und spannende Ideen für Branchen und den Wirtschaftsstandort. Wie geht Salzburg mit dem Klimaschutz, mit der Erreichung der Klimaziele um? Der ‚Masterplan Klima + Energie 2030‘ (https://www.salzburg. gv.at/salzburg2050) ist Teil der langfristigen Klima- und Energiestrategie Salzburg 2050 und wird das Umsetzungsprogramm des Landes für das kommende und entscheidende Jahrzehnt in Sachen Klimaschutz und Energiewende sein. Hier werden auf allen Ebenen verschiedene Maßnahmen umgesetzt, vom Ausbau der Solarenergie, über Umweltförderungen für Unternehmen bis hin zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs.

ckelt. Flankierend zur Materialentwicklung soll der Einsatz dieser Materialien im Bereich der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung unserer Umwelt getestet werden. Kompakte und energieeffiziente Sensoren oder Aktoren sind nicht nur im Bereich Industrie 4.0 von Bedeutung, sondern in jeder Interaktion, in der digitalen Erfassung oder gezielten Steuerung von Prozessen. Mit der Inbetriebnahme von Österreichs erster Anlage zur Herstellung von Bio-Ethanol der zweiten Generation in der Stadt Hallein kann Salzburg neue Wertschöpfung in einem zukunftsträchtigen Bereich generieren. Beim Zellstoffwerk der Firma AustroCel kommen als Rohstoff keine potenziellen Nahrungs- oder Futtermittel zum Einsatz, sondern Holzzucker. Damit soll rund ein Prozent des österreichischen Benzinverbrauchs ersetzt und der CO2-Ausstoß um rund 50.000 Tonnen reduziert werden. Das sind innovative Wertschöpfungsketten rund um die Holzwirtschaft. Biogene Ressourcen spielen auch in unseren Life Sciences im Bereich der Biomedizin eine zentrale Rolle. Bioökonomie ist daher ein wichtiger Entwicklungspfad für Salzkonnten mit der burg:

Oft spielt der Klimaschutz auch in die Bereiche Innovation, Forschung & Entwicklung „Bereits über 100 Projekte mit hinein. Ist das in Salzburg WISS 2025 auf den Weg gebracht werden, auch so? ­wodurch über 80 Millionen Euro in den In Sachen Innovation und ForWarum sollten sich Betriebe schung setzen wir auch zielgegerade in Salzburg ansiedeln? Standort investiert werden.“ richtete Schwerpunkte, etwa Salzburg ist eine gute Adresse Walter Haas um die biogene Materialforund sehr bekannt. Viele Headschung rund um den Salzburger quarters, gerade im Bereich Leitwerkstoff Holz nachhaltig auszubauen. Hier geht es auch um die Automobil- und Handel, haben in Salzburg ihren Standort. NamhafNutzung von Nebenprodukten der Holzwirtschaft und um die Verarte Firmen, wie Sony, Red Bull, Spar, BMW, Porsche, Bosch, Hoferbeitung von Biomasse zu stofflichen Produkten, wie ChemiesubstiAldi, Lidl, dm und viele mehr setzen erfolgreich auf Salzburg. tute. Ein Leitprojekt dafür ist das neue Salzburg Center for Smart Die geografisch gute Lage nahe an der Metropolregion MünMaterials (smartmaterials.at), das auch neue adaptive und intelligenchen-Oberbayern mit schneller Erreichbarkeit von Wien und dem te Ober- und Grenzflächen auf der Basis biogener Ressourcen entwioberitalienischen Raum und am Kreuz wichtiger Verkehrsachsen im


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europäischen Autobahn- und Schienennetz, dem zweitgrößten Flughafen Österreichs, der hervorragenden Breitbandversorgungen – das sind einige Faktoren, die bei Standortentscheidungen relevant sind. Als Messe- und Kulturstadt hat Salzburg ein international sehr positiv besetztes Image. Die herausragende Lebens- und Freizeitqualität Salzburgs, die Nähe zu Natur, Bergen, Seen, Angeboten für Kultur und Sport und eine ausgezeichnete Versorgungsqualität sind bei Fachkräften aus dem In- und Ausland sehr geschätzte Assets. Zudem bieten wir mit sechs Universitäten und Hochschulen, der größten HTL Westösterreichs und spannenden tertiären Ausbildungsschwerpunkten – wie im Bereich Biowissenschaften, IT, Multimedia, Life Sciences – auch sehr hochwertige Fachkräfte, gerade für wissens- und technologieintensivere Unternehmen. Und besonders attraktiv für Betriebe, die nach Salzburg kommen möchten, sind die kurzen Wege, schnelle Entscheidungen und eine gute Einbindung in unser Innovationsökosystem und unsere Technologienetzwerke mit anderen Unternehmen und den Forschungseinrichtungen. Mit der neu aufgestellten ITG als Innovations- und Standortagentur für Salzburg setzen wir auch ganz stark auf Service und Unterstützung aus einer Hand, was von vielen Unternehmen und Investoren sehr geschätzt wird. ◆

Forschung & Entwicklung Beispiele aus den Life Sciences bzw. Digitalisierung c 2019 wurde das Transferzentrum für extrazelluläre VesikelTherapien, kurz EV-TT-Zentrum (Kooperation von Paracelsus Medizinischer Privatuniversität und Universität Salzburg) eröffnet. Weil Vesikel (kleine Zellteilchen) viele körpereigenen Barrieren überwinden können, wollen die EV-TT-Forscherinnen und -Forscher sie sich für den Transport von Medikamenten zunutze machen. Das Land Salzburg und der Europäische Fonds für Regionalentwicklung stellen über das IWB-Programm (Investitionen in Wachstum und Beschäftigung, Anm.) zusätzliche Fördermittel zur Verfügung. c Das neu angesiedelte Ludwig Boltzmann Institut wird anwendungsnah und an der Schnittstelle von Gesundheit und Digitalisierung forschen; zentral dabei ist die Fragestellung, wie digitale Anwendungen Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems helfen können.

Innovationsberatung und Standortentwicklung

Die Services der ITG sind für Salzburger Unternehmen kostenlos. Die ITG richtet sich an Betriebe aller Branchen, ob mit oder ohne Innovationserfahrung. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die über weniger Ressourcen für Forschung und Entwicklung verfügen, können von den ITG-Angeboten profitieren. ITG – Innovations- und Technologietransfer Salzburg GmbH www.itg-salzburg.at

Foto: Land Salzburg/Melanie Hutte

Die Innovations- und Technologietransfer Salzburg GmbH (ITG) versteht sich als regionales Innovationsservice für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und regionale Akteure. Sie ist Umsetzungspartner der Cluster- und Stärkefeldthemen sowie technologie- und innovationspolitischer Strategien im Bundesland Salzburg.

Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik am Sonnblick.


WeltMeister Österreich Niederösterreich

Niederösterreich, Land der Unternehmer Internationalität, Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – vier ­Arbeitsschwerpunkte in der Wirtschaftsstrategie für den Standort.

N

Foto: Philipp Monihart

ellen Herausforderungen und seinen Zukunftsfragen umgeht, wolliederösterreich zählt zu den wirtschaftlich leistungsfäten wir vom NÖ Landesrat für Wirtschaft, Tourismus, Technologie higsten Regionen Europas, anerkannt als innovationsund Sport, Jochen Danninger, und ecoplus-Geschäftsführer und exportstarker Hightech-Standort mit exzellenter Helmut Miernicki wissen. Forschungsinfrastruktur. Das größte Bundesland Österreichs punktet mit seiner geoDas Frühjahr 2020 war Cografischen Lage und seiner Ver„Es geht darum, kleine und mittelständische rona-bedingt zweifellos herausnetzung mit Wien. Die starke ­Unternehmen in eine neue Phase der Innovation fordernd; worauf hat sich das industrielle Tradition NiederösLand Niederösterreich zur Stärterreichs, vor allem in der Stahlmitzunehmen.“ kung seines Wirtschaftsstandund Metallverarbeitung oder Jochen Danningerl, Landesrat für Wir tschaft, orts besonders konzentriert? der Chemischen Industrie, zuTo u r i s m u s , Te c h n o l o g i e & S p o r t Seit Beginn der Coronakrise hasammen mit der Wandlungsfäben wir eine Vielzahl an Maßhigkeit seiner Unternehmen, nahmen gesetzt, um die Betriehaben diese Region besonders be auf ihrem Weg durch diese von der Öffnung Osteuropas herausfordernde Zeit zu unterprofitieren lassen. Niederösterstützen: Es wurden zwei Maßreich versteht sich als Land für nahmenbündel mit den SozialUnternehmerinnen und Unterpartnern geschnürt, darunter nehmer, heißt es in der Wirtauch das erste Maßnahmenpaschaftsstrategie Niederösterket aller Bundesländer mit Hafreich 2020. Betriebe sollen in tungen für kleine- und mittlere Niederösterreich optimale RahUnternehmen, Initiativen zur menbedingungen für ihre EntStärkung des regionalen Onwicklung und Wettbewerbsfäline-Handels gesetzt, Maßnahhigkeit vorfinden; dazu gehöre men für den Sport auf den Weg die gesamte Bandbreite von gebracht, ein 22 Mio. Euro-Tourelevanten Infrastrukturen über rismus-Paket beschlossen, zuServiceleistungen bis hin zu Fisätzliche 100 Mio. Euro für den nanzierungsunterstützungen. Breitbandausbau in NiederösWas wird in Niederösterterreich freigemacht und ein 10 reich für seine Betriebe, den Mio. Euro schweres DigitalisieStandort aber wirklich getan? rungspaket präsentiert. Wie das Bundesland mit aktu-


Foto: aeluftbilder.at/Ede

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Als internationales Zentrum für Bioenergiesysteme, Lebensmittel- und Agrartechnologie ist Wieselburg der jüngste Technopolstandort in Niederösterreich.

Niederösterreichische Technopole

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

Technopole sind Zentren, die an einem Standort ­Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft Synergien schaffen lassen. Sie sind gezielt um Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen angesiedelt und nützen die idealen Standortbedingungen sowie technisch-wissenschaftlichen Voraussetzungen.

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut

c Krems – internationales Zentrum für Gesundheitstechnologien; zwei lokale Standorte: Campus Krems und TFZ – Technologie und Forschungszentrum Krems c Tulln – Zentrum für Biobasierte Technologien. Schwerpunkte: Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit, Biobasierte Prozesstechnologien und Agro-Biotechnologie c Wieselburg – internationales Zentrum für Bioenergiesysteme, Lebensmittel- und Agrartechnologie c Wiener Neustadt – Medizin- und Materialtechnologie Schwerpunkte: Materialien, Medizin-Technik, Oberflächen, Tribologie (Reibung, Verschleiß, Schmierung) und SensorikAktorik

c Unternehmensneugründungen3 8.042

Quelle: ecoplus

629.613

c Lehrlinge

16.811

c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2

50.745

c

Arbeitslosenquote2 7,5%

c Wirtschaftskammermitglieder 135.357 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

54.526

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

61.020

c Anteil am österreichischen BIP (2018)

15,8%

c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018)

36.500

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

c Importe

13.797

c Exporte

11.641

c Tourismus Übernachtungen in 1.000 c Patenterteilungen, national (2018) 1

We r t e 2 0 1 9 ,

2

7.678 157

N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozial­ v e r s i c h e r u n g s t r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d N Ö , A M S


WeltMeister Österreich Niederösterreich

Foto: ecoplus

Digitalisierung und NachhalIm Detail ...? tigkeit. Damit haben wir die Im Detail haben wir mit Hafzentralen Zukunftsthemen in tungen und Stundungen im den Fokus unserer Arbeit geUmfang von rund 30 Mio. Euro stellt. im Rahmen der NÖ Bürgschaften und Beteiligungen GmbH Wie steht es um die DigiNÖBEG im April und Mai 206 talisierung in Niederösterreich niederösterreichischen Unterganz konkret? Was können sich nehmerinnen und UnternehUnternehmen in diesem Bereich mern bei der Bewältigung der erwarten? Covid 19-Krise helfen können. Gerade während der Pandemie Ein großer Erfolg war auch haben sich digitale Tools als unsere Homepage-Plattform unverzichtbar erwiesen – von ‚Niederösterreich wird nah Homeoffice-Lösungen bis zum versorgt‘ – eine Auflistung mit Online-Handel. Aber Digitaliden Angeboten heimischer sierung im Wirtschaftsbereich Online-Händler. Gestartet ist natürlich viel mehr als der Online-Handel. sind wir mit rund 70 Angeboten – mittlerweile sind weit über In der Krise hat sich bezahlt gemacht, dass wir in Niederös1.400 Händler gelistet. Eine weitere Entwicklung, mit der wir terreich die enorme Zukunftsdimension der Digitalisierung beeinen Nerv getroffen haben, war www.meinschaufenster.at – reits sehr frühzeitig erkannt und entsprechende Aktivitäten zur eine App-Alternative für alle stationären Geschäfte, die kein eiBewusstseinsbildung gesetzt haben. Dreh- und Angelpunkt genes Online-Angebot haben. Es wurde die Möglichkeit geschafunserer Maßnahmen ist das ‚Haus der Digitalisierung‘, das in fen, dass diese Händler mit ihren Kunden ein virtuelles Verkaufsdrei Phasen umgesetzt wird. Im ersten Schritt wurden digitale gespräch über WhatsApp führen können. Niederösterreichweit Knotenpunkte geschaffen, um sind über 300 Geschäfte regisdas vorhandene Know-how zu triert. Zusätzliche konjunkturvernetzen. Phase 2 startete belebende Maßnahmen wer„Betriebe sehen unter anderem die günstige Lage im Anfang 2019 mit dem virtuelden bis zum Herbst erarbeitet. europäischen Kernraum, nahe der osteuropäischen len Haus der Digitalisierung, Wachstumsmärkte und den Ballungsräumen Wien einer interaktiven Plattform, Und langfristig betrachtet? mit der speziell KMU angeund Bratislava.“ Worauf werdet ihr den Fokus sprochen werden, die sich für ­setzen? Helmut Miernicki, Geschäftsführer ecoplus digitale Technologien interesWas die langfristige Planung sieren. Rund 500 Unternehbetrifft, haben wir ja seit dem men nutzen bereits das virtuelle Haus der Digitalisierung. Mit Vorjahr die Wirtschaftsstrategie 2025, die uns die Leitlinien vordem Bau des physischen Haus der Digitalisierung in Tulln bis gibt, um die Wettbewerbsfähigkeit weiter voranzutreiben und 2022 wird das bestehende Digitalisierungsnetzwerk sichtbar und auszubauen und die wir trotz Krise weiterhin mit Leben erfüllen. angreifbar. Das Haus der Digitalisierung wird der zentrale AnDabei ist der Titel unserer Wirtschaftsstrategie, ‚Unternehmerlaufpunkt für Digitalisierung in Niederösterreich. Es verbindet land Niederösterreich. Qualität mit Zukunft.‘, zugleich unser digitale und reale Welt und macht die Digitalisierung für alle Leitmotiv, weil es den Kern der Strategie auf den Punkt bringt. erlebbar. Es geht darum, kleine und mittelständische Unternehmen in eine Ohne Digitalisierung ist nicht nur erfolgreiches Wirtschaften neue Phase der Innovation mitzunehmen. Dafür wurden vier heute undenkbar, sondern auch internationale Spitzenforschung. Arbeitsschwerpunkte definiert – Internationalität, Innovation,


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also in Summe bis zu 53.300 Euro Förderung pro Betrieb, die von einem Betrieb abgeholt werden können. Mit der Förderaktion digi4KMU wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe stärken sowie Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. Helmut Miernicki zu Zukunftsthemen und zum Standort NÖ Neben der Digitalisierung sind ja auch andere Zukunftsthemen wie Klimaziele/Klimaschutz, Forschung&Entwicklung relevant; was macht da das Land? F&E sowie Digitalisierung sind Punkte, die natürlich auch in das Thema Nachhaltigkeit hineinspielen. Wir sind davon überzeugt, dass Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit einander nicht ausschließen – ganz im Gegenteil. Der Klimawandel ist für uns alle eine Herausforderung, gleichzeitig aber auch eine Chance, die schon von vielen Unternehmen genützt wird – Stichwort e-Mobilität, Stich-

Foto: ecoplus

Mit der Coronakrise hat die Digitalisierung noch mehr an Bedeutung gewonnen und sie wird auch in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen; wir unterstützen daher kleine und mittlere Betriebe, Gründer und Start-ups noch intensiver beim Ein- und Umstieg in die digitale Welt mit einem 10 Mio. Euro schweren Förderpaket. Das Digitalisierungspaket mit dem Titel ‚digi4KMU‘ enthält drei konkrete Maßnahmen: Zum Ersten können Betriebe einen digi-Assistenten anfordern, um in Beratungsgesprächen Ansatzpunkte der Digitalisierung im jeweiligen Unternehmen zu identifizieren. Wir fördern diese Beratungsleistungen im Umfang von bis zu 60 Stunden und 3.300 Euro. Zum Zweiten fördern wir auch die Erstellung von digi-Konzepten, und zwar mit 50 Prozent bis zu 25.000 Euro. Zum Dritten werden auch digi-Investitionen unterstützt werden, also die konkrete Umsetzung und Implementierung von Digitalisierungsmaßnahmen im Betrieb. Es sind

Der Wirtschaftspark Wolkersdorf punktet u.a. mit erklassiger Infrastruktur – direkt an der Autobahn (A5), 1 km neben dem Bahnhof Wolkersdorf.– und seiner Nähe zu Wien.


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WeltMeister Österreich

wort Green Technologies. Aber auch bei ecoplus gibt es ganz konkrete Beispiele. So sind viele unserer Wirtschaftsparks interkommunale Wirtschaftsparks – d.h. mehrere Gemeinden kooperieren und es entsteht ein professionell gemanagtes, attraktives Betriebsgebiet. Das bringt Wertschöpfung und Arbeitsplätze in die Regionen, und die Menschen müssen nicht auspendeln – auch das ist aktiver Klimaschutz. Die Infrastruktur wird einmalig errichtet, es wird dadurch weniger Fläche versiegelt, der Ziel- und Quellverkehr wird konzentriert und, da wir auch auf eine gute Verkehrsanbindung achten, so gut wie möglich von Siedlungsgebieten ferngehalten. Infrastrukturmaßnahmen haben heute oft automatisch einen schlechten Beigeschmack – aber auch der Ausbau von Ladestationen für e-Fahrzeuge, den wir in unseren Wirtschaftsparks vorantreiben, ist eine Infrastrukturmaßnahme. Es gibt in den Wirtschaftsparks Wolkersdorf und Kottingbrunn einen Shuttleservice zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir bieten den Unternehmen individuelle Mietobjekte, die wir nach den Bedürfnissen der Betriebe energieeffizient errichten oder bereits bestehende Objekte nach klimaaktiv-Kriterien adaptieren und so einer Nachnutzung zuführen. Auch alle Sanierungsmaßnahmen an unseren Mietobjekten entsprechend den klimaaktiv-Kriterien. Einmal abgesehen vom bereits Aufgezählten, warum sollten sich Betriebe gerade in Niederösterreich ansiedeln?

NÖ – nachhaltige & wirtschaftliche Entwicklung Die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, ecoplus, ist verlässlicher Partner für Unternehmer, Investoren und Initiatoren regionaler oder internationaler Projekte. Sie ­ fungiert als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und ­ Wissenschaft. Dazu gehören Standort- und Förderungsberatung, Betriebsansiedlung und Regionalförderung in Niederösterreich, Management von Wirtschaftsparks und Beteiligungen, Durchführung von grenzüberschreitenden Projekten, Aufbau von Clustern, Technologie, Technopolen sowie das Haus der Digitalisierung. ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH www.ecoplus.at

Foto: Gerald Lechner

Niederösterreich

Forschung am österreichischen Kompetenzzentrum für Tribologie in Wr. Neustadt.

Betriebe sehen unter anderem die günstige Lage im europäischen Kernraum, nahe der osteuropäischen Wachstumsmärkte und den Ballungsräumen Wien und Bratislava, die vergleichsweise günstigen Betriebsgründe, die gute Infrastruktur, die Vielfalt an Bildungseinrichtungen und auch die hohe Lebensqualität als besondere Vorteile unseres Wirtschaftsstandorts. Das sind die Rückmeldungen, wir als Wirtschaftsagentur von Investoren regelmäßig erhalten und das sind auch die Assets unseres Standorts, mit denen sich Niederösterreich von anderen Wirtschaftsregionen abhebt. Im Rahmen des ecoplus Investorenservice bieten wir in ganz Niederösterreich umfassende Dienstleistungen in allen Fragen rund um betriebliche Ansiedlungs- oder Erweiterungsprojekte; die Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Standortsuche und Förderungen. Ein zusätzliches Asset im internationalen Standortwettbewerb sind die 18 niederösterreichischen Wirtschaftsparks, die wir von ecoplus in allen Landesteilen entweder im Eigentum oder in Beteiligung betreiben. Die Vorteile sind unter anderem modernste Infrastruktur und großzügige Betriebsflächen aus einer Hand – also auch ein Ansprechpartner in allen standortbezogenen Fragen. Die stetig wachsende Nachfrage der letzten Jahre hat auch zu einer steigenden Auslastung unserer Wirtschaftsparks geführt. Daher haben wir einerseits angefangen, Maßnahmen zu setzen, um in den Wirtschaftsparks vorhandene Flächen für neue Ansiedlungen freizubekommen. Im IZ NÖ-Süd haben wir etwa ein Parkhaus exklusiv für die angesiedelten Betriebe gebaut. Solche Maßnahmen wirken aber natürlich nur kurzfristig – um die Entwicklung langfristig zu steuern, haben wir 2018 eine neue Offensivstrategie gestartet, die langfristig zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Wirtschaftsparks schaffen wird; ein Punkt dabei ist die Forcierung von interkommunalen Wirtschaftsparks. ◆


Von Natur aus du. Wir achten die Natur. Von Pflanze und Mensch – von Körper und Geist. So entwickeln wir nachhaltig biologische, pflanzliche Produkte, die höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Und dich dabei unterstützen, deine inneren Potenziale zu aktivieren - im Einklang mit der Natur.

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WeltMeister Österreich Möbelindustrie

Das Büro der Zukunft kommt aus dem Waldviertel Rechtzeitig zur Rückkehr in den „normalen Büroalltag“ präsentierte Bene eine neue Möbelserie und interessante Einblicke in aktuelle Trends.

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Foto: Bene GmbH

Aber wie sieht der „typische“ Büromensch seine Zukunft? Welass sich der Arbeitsalltag mit der technischen Weiterentche Erwartungen, Wünsche oder Ängste hat er? Das hat Bene jetzt wicklung nicht nur in den Fabrikshallen, sondern auch in mit dem Challenge the Future of Work-Report untersucht, für den den Büros wandelt, liegt auf der Hand. Wie diese Entgemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und wicklung allerdings genau aussehen wird, ist dagegen dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) eine Frage, bei der sich die Geister scheiden. In den vergangenen 1.200 Personen aus 34 Ländern befragt wurden – mit zum Teil Jahren sind zahlreiche Umfragen und Studien dazu erschienen – mit überraschenden Ergebnissen. sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Bandbreite reicht von dystopischen Szenarien, in denen die Arbeit weitgehend automaKünstliche Intelligenz wird ziemlich positiv gesehen tisiert und der Mensch praktisch obsolet und arbeitslos ist, bis zu Eines davon betrifft den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Mehroptimistischen Szenarien, die im Einsatz von Künstlicher Intelligenz heitlich wird die nämlich nicht als Bedrohung gesehen, sondern (KI) vor allem eine Möglichkeit sehen, die Arbeit leichter und angedurchaus positiv. Und zwar unabhängig vom Alter, Geschlecht oder nehmer zu gestalten. 2018 hatte Bene den aktuellen Stand der wie dynamisch das eigene Unternehmen eingeschätzt wird. InterForschung um die Einschätzungen von 40 internationalen Experten essant dabei ist aber auch, dass KI im Zusammenhang mit dem ergänzt und zu einem umfassenden Future of Work-Report zusamBüroumfeld positiver bewertet wird als generelle Technologien der mengefasst. Er gliedert sich in vier Themenschwerpunkte: Wie Automatisierung und das, obwohl die meisten Befragten der Meikann die Interaktion zwischen Mensch und Maschine aussehen? nung sind, dass ihr Arbeitgeber auf die Veränderungen, die der Welche Anforderungen stellt New Work an das Management und vermehrte Einsatz von KI mit die Führungskultur? Wie erlesich bringen wird, bestenfalls ben Menschen ihre Arbeit, welmittelmäßig gut vorbereitet ist. chen Sinn sehen sie in ihr? Und Für einen weiteren großen viertens die möglichst optimale Aha-Effekt haben auch die Antarchitektonische Gestaltung worten rund um Sinn und des Arbeitsumfelds. Zweck der Arbeit gesorgt. Der Seither wurden eine Reihe Wunsch, die eigenen Fähigkeiweiterer Interviews mit Fachten einzubringen und sich mit leuten, Kunden und Partnern den Zielen des Unternehmens geführt, Podiumsdiskussionen identifizieren zu können, ist bei und Webinare veranstaltet, um 73% der Befragten vorhanden die Evolution der Arbeit und und damit deutlich stärker ausder Räumlichkeiten, in denen geprägt, als man ursprünglich sie stattfindet, aus den unterund auf Basis des ersten Reschiedlichsten Blickwinkeln ports erwartet hatte. ÜberraMit der Parcs-Serie startete 2009 eine neue Ära der offenen, flexiblen Bürolandschaft. noch genauer zu beleuchten.


Foto: Bene-GmbH

Foto: Bene-GmbH/Dominik Stixenberger

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Rund um die neueste Nespresso-Kaffeemaschine konzipierte Bene eine innovative Pausenstation

schend war in diesem Zusammenhang vor allem der Umstand, dass das Alter der Befragten dabei keine Rolle spielt.„Im ersten Future of Work Report hatten wir den Jüngeren noch eine Sonderrolle zugeschrieben, hatten betont, dass die Generation Y besonders hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber stellt. Diese Annahme muss jetzt revidiert werden. Der Wunsch nach Selbstentfaltung und persönlicher Entwicklung bei der Arbeit – Know-why statt Know-how – ist offenbar eher ein generelles Zeichen unserer Zeit als ein Charaktermerkmal einer bestimmten Gruppe. Mitarbeiter, so die Erkenntnisse, erwarten mehr denn je, dass die Unternehmen, in denen sie einen Großteil ihrer Lebenszeit verbringen, überzeugende Antworten auf die Frage nach dem Wozu liefern“, erläutert BeneGeschäftsführer Michael Fried. Klare Hierarchien weichen mehr Flexibilität Bestätigt hat die Umfrage dagegen den Trend weg von starren Hierarchien hin zu demokratischen, offenen und flexiblen Organisationsformen. 91% der Befragten sprechen sich dafür aus, möglichst selbstständig arbeiten zu können, ohne allzu viel Kontrolle und Vorgaben durch ihre Vorgesetzten, und fast ebenso viele (86%) wünschen sich, dass ihre Chefs Verantwortung delegieren, auf Kooperation und Partizipation setzen. Auch mehr Flexibilität im Hinblick darauf, an welchen Orten die Arbeit erledigt wird, rückt zunehmend in den Vordergrund. „Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten“ ist die mit Abstand häufigs-

Ports wurde schon vor dem Launch mit zwei Designpreisen prämiert.

te Antwort auf die Frage nach einem guten Arbeitsfeld; an zweiter Stelle steht aber schon der Wunsch nach „regelmäßigen physischen Treffen im Gesamtteam“. Im Ranking folgen „Raum für informelle Gespräche“, für „spezifische Räume für Zusammenarbeit“ und „gemeinsame Veranstaltungen während der Arbeitszeit“. Demgegenüber spielen „ständige virtuelle Absprachen“ eine bestenfalls untergeordnete Rolle. Im Licht der wochenlangen, Corona-bedingten Ausnahmesituation sind diese Punkte besonders interessant. Denn sie zeigen, wie wichtig der Mix aus Nähe und Distanz ist. Untermauert wird das durch eine Reihe von Umfragen, die sich mit dem ebenso groß angelegten wie unfreiwilligem Homeoffice-Experiment beschäftigen und der Diskussion rund um die Zukunft der Büroarbeit und welche Rolle Remote Work dabei spielen kann eine spannende neue Facette verleihen. Generell kann man sagen, dass Homeoffice besser funktioniert, als ursprünglich angenommen wurde. Laut einer aktuellen Umfrage der Jobvermittlungsplattform Stepstone hat sich zum Beispiel mehr als die Hälfte (53%) im Homeoffice wohler gefühlt als gedacht, 41% gaben an, effektiver und produktiver gearbeitet zu haben, und die Gruppe jener, die auch nach der Krise gern verstärkt von daheim arbeiten wollen, ist mit 64% sogar noch größer. Sorgen, dass das Büro über kurz oder lang zum Auslaufmodell wird, hat der Bene-Chef aber trotzdem nicht. Denn während der Lockdown-Phase sind auch die Schwachpunkte der „schönen, neu-


WeltMeister Österreich Möbelindustrie

Foto: Bene GmbH/David Payr

den damals vorherrschenden, en und mobilen Arbeitswelt“ kantigen und kühlen Büromöklar zum Vorschein gekommen. beln auf den Markt gebracht So gaben 42% in der Stepstonewurde und sich seither zu eiUmfrage an, daheim mehr zu nem echten Klassiker entwiarbeiten als im Büro, ein weiteckelt hat. res Drittel (34%) machte selteMit Ports, das wie Parcs in ner Pausen und 36% fand es Kooperation mit den internatioanstrengend, ausschließlich nal renommierten Designern über digitale Wege zu kommuLuke Pearson und Tom Lloyd nizieren. Fast ein Fünftel (19%) entwickelt wurde, geht man hält in Ermangelung eines erjetzt noch einen Schritt weiter, gonomischen Arbeitsplatzes im indem die Multifunktionalität Homeoffice sogar gesundheitlidirekt in die Produkte integriert che Schäden für möglich. Probwurde. Was auf den ersten leme bereiteten darüber hinaus Blick wie ein gemütlicher und auch Ablenkung durch Familichicer Lounge Chair aussieht, enmitglieder, unzureichende ist gleichzeitig auch ein Bürotechnische Ausstattung und stuhl. Möglich wird das durch die fehlende Abgrenzung zwi„Ports bietet Raum für inspirierendes und eine neuartige Sitzneigeverstelschen Privat- und Berufsleben. lung, die einen nahtlosen Auf Grundlage der Tätigproduktives Teamwork ebenso wie für die not­ Wechsel zwischen entspanntkeitsschwerpunkte aller unwendige Privatsphäre.“ passiver und aufrechter, aktiver selbstständigen Beschäftigten Michael Fried Sitzposition ermöglicht. Kombiin Österreich hat das niert mit einem drehbaren Wirtschafts­forschungs Institut Tisch sowie einer kabellosen (Wifo) im Frühling 2020 ein theLadestation für Smartphone und Laptop, ergibt das einen ergonooretisches Home-office-Potenzial von rund 45% errechnet. misch perfekt ausbalancierten Arbeitsplatz auf kleinstem Raum. „Ich gehe nicht davon aus, dass das Homeoffice das Büro in Die einzelnen Modelle können nach Wunsch und den jeweiligen absehbarer Zeit komplett ersetzen wird“, ist der Bene-Chef überRaumverhältnissen zu größeren Einheiten gruppiert werden. zeugt. „Ich halte es aber durchaus für möglich, dass man künftig Wandlungs- und anpassungsfähig – vom informellen Meeting bis nicht ins Büro gehen muss, sondern darf.“ zu klassischen Konferenz – ist auch der stufenlos höhenverstellbare Tisch. Für Struktur und Gliederung sorgt das Storage-Modul – ob Multifunktionell, praktisch und formschön als Garderobe, Stauraum oder Träger von Pinnwand, Regal, WhiteDas Büro als Privileg? Wenn man sich die Möblierung im Beneboard oder Screen. Büro in der Wiener Innenstadt ansieht, dann klingt das nicht abwegig. Hell, freundlich, anregend – aufgeteilt in verschiedene Zonen, Ausgezeichnetes Design die perfekt auf die unterschiedlichen Aufgaben abgestimmt sind. „Ports steht für inspirierende Zusammenarbeit und produktives Im Zentrum steht natürlich die neue Möbelserie Ports. Miteinander, reflektiert die hohen Ansprüche an zeitgemäßes Lea„Der Name nimmt Bezug darauf, dass die einzelnen Bereich wie dership und ermöglicht im Zusammenspiel der einzelnen Elemente multifunktionale Häfen fungieren, die in einem Netzwerk zusamdie Anpassung an die individuellen Bedürfnisse in einer modernen menarbeiten“, erläutert Fried das Konzept, das aus drei Modulen Arbeitswelt“, so Fried. Die Designfachwelt hat man mit dem neu– Lounge, Table und Storage – besteht. Auf den ersten Blick ähnelt artigen Konzept auf jeden Fall schon überzeugt, denn schon vor der es der Parcs-Serie, die 2009 als unkonventioneller Gegenentwurf zu


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Möbel helfen beim Social Distancing ... Und auch in einem Punkt, der aktuell bei der Gestaltung von Büroräumlichkeiten eine essenzielle Rolle spielt – nämlich beim Abstand halten – kann Ports überzeugen. Allerdings trifft das auf so gut wie alle Möbelserien von Bene zu. „Denn die Frage, wie viel Nähe oder Distanz im Büroalltag notwendig oder sinnvoll ist, war auch schon vor Corona ein Thema, mit dem wir uns bei Produktentwicklungen intensiv beschäftigt haben. Grundsätzlich spielen dabei die unterschiedlichen Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel das kulturellen Umfeld, die jeweilige Unternehmensphilosphie, aber auch individuelle Vorlieben und Abneigungen“, erläutert Fried. Aktuell stehen natürlich vor allem praktische Überlegungen im Vordergrund, nämlich wie sich die notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen und mögliche gesundheitliche Bedenken, die weiterhin bestehen, mit einer möglichst raschen Rückkehr in einen „normalen“ Arbeitsalltag vereinbaren lassen. „Die wichtigste Spielregel für das neue Miteinander heißt Social Distancing. Das ist jedoch gerade im Büro nicht immer einfach umzusetzen.“ Um Maßnahmen in diesem Bereich zu erleichtern, haben wurde im Zuge von Corona Shielded by Bene entwickelt. Dabei handelt es sich um ein transparentes Schutzschild aus hochwertigem Acrylglas. Es kann vertikal oder horizontal, als Einzelelement in verschiedenen Größen oder auch in Kombination freistehend auf Schreibtischen, Empfangspulten und Theken platziert werden, um einzelne Arbeitsplätze oder ganze Bereiche voneinander abzuschirmen. ... reduzieren Stress und stärken das Miteinander Bei einer anderen Neuheit, die heuer gelauncht wurde, stand die Lärmreduzierung im Großraumbüro im Pflichtenheft. Schließlich zählt ein zu hoher Geräuschpegel – wie eine Untersuchung des Forschungsprojekts Office 21 des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zum Thema „smarte Büroumgebungen“ gezeigt hat – zu den größten Stör- und Stressfaktoren in offenen Bürolandschaften. Mit dem Nooxs Think Tank, der ebenso wie Ports gemeinsam mit dem Büro PearsonLloyd entwickelt wurde, sorgt Bene jetzt für die nötige Ruhe. Das bis zu 2,65 m hohe, freistehende Raum-in-Raum-System ist ohne bleibende Verbindung mit dem Gebäude völlig autark mit

integrierter Beleuchtung, Be- und Entlüftungssystem, kann bei Übersiedlungen einfach mitgenommen bzw. an neue Bürolayouts sehr flexibel angepasst werden. Auf eine weitere Neuheit aus dem Nooxs-Programm, die erstmals Ende 2019 vorgestellt wurde und einen Ehrenplatz im Beneeigenen Office hat, ist Fried besonders stolz: Coffee Nooxs ist ein Möbelstück, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Kaffeekonzern Nespresso rund um das neueste Kaffeemaschienen-Modell, die Momento, entwickelt wurde und aus der simplen Kaffeeküche einen stilvollen und kommunikativen Treffpunkt macht. Ausgestattet mit Stromanschluss und Wassertank, kann Coffee Nooxs freistehend und ganz nach Wunsch aufgestellt und eingesetzt werden. Für alle Utensilien – vom Kaffee bis zu Gläsern, Tassen und Zucker – gibt es formschöne und praktische Boards und Ablagen, das gebrauchte Geschirr verschwindet auf kleinen Tablets in einem mobilen Caddy, der in den Korpus integriert ist. „Mit Coffee Nooxs ist es gelungen, Expertisen aus verschiedenen Feldern ineinanderfließen zu lassen und so eine optimale Lösung für kreativen Austausch und Kaffeegenuss am Arbeitsplatz zu schaffen. Durch die Kooperation mit Bene konnte ein innovatives Möbel kreiert werden, das den Ansprüchen des modernen Arbeitsplatzes gerecht wird und wie unsere Kaffeelösungen punktgenau an die Bedürfnisse des jeweiligen Umfelds angepasst werden kann“, ist auch Wolfgang Eberhardt, Director Nespresso Professional bei Nespresso Österreich, mit dem Ergebnis vollauf zufrieden. ◆

Foto: Bene-GmbH

Markteinführung wurde Ports mit zwei sehr renommierten Auszeichnungen prämiert, dem „Red Dot Design Award: Best of Best“ und dem „iF Gold Award 2020“.

Shielded by Bene ermöglicht räumliche Distanz, ohne das Miteinander zu behindern.


WeltMeister Österreich Österreich im All

Weltraumforschung und Erdumkreisung im 3/4-Takt Wenn die Europäische Weltraumagentur einen Satelliten ins All schickt, ist auch österreichische Technologie mit an Bord.

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Foto: ESA

eute schon den Wetterbericht gelesen oder das Navi benutzt? Dann haben Sie auch auf Weltraumtechnologie zurückgegriffen. Denn egal ob Erdbeobachtung, Navigation, Telekommunikation oder natürlich Weltraumforschung: Ohne Satelliten geht heute gar nichts mehr. Auch die Erreichung der Klimaziele wird von Satelliten abhängig sein, sind ihre übermittelten Daten, Bilder, Messwerte doch essenziell für die Klimaforschung. Schon das Ozonloch wurde einst mithilfe modernster Weltraumtechnologie entdeckt. Und heute ist es dank spezieller Radartechnologie sogar möglich, durch Wolken und Dunkelheit zu blicken. Einzigartige, von Satelliten gesammelte Daten sind unerlässlich, um unsere Umwelt zu verstehen und zu überwachen – und sie werden immer wichtiger für alltägliche Anwendungen.

Vereinte Satellitenkraft zur Erdüberwachung und Analyse der Corona-Auswirkungen.

Die Erdbeobachtung kann uns auch dabei helfen, Erkenntnisse über soziale und wirtschaftliche Veränderungen zu gewinnen, so wie sie etwa aufgrund der Coronavirus-Pandemie stattfanden. Die ESA und die Europäische Kommission haben gemeinsam mit europäischen Industrieunternehmen innovative Ansätze untersucht, um die Auswirkungen von Coronavirus-Ausgangssperren mithilfe von Daten der Sentinel-Satelliten des EU-Copernicus-Programms sowie anderer Erdbeobachtungs-Plattformen wie Euro Data Cube und DIAS (Copernicus Data and Information Access Services) nachzuverfolgen. Daraus ist das Rapid Action Coronavirus Earth observation, kurz RACE-Dashboard entstanden. Dieses nutzt aus den jeweils aktuellsten Satellitendaten generierte Informationen, um die Auswirkungen von Coronavirus-Ausgangssperren sowie die Erholung nach der Aufhebung dieser auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu analysieren. Das Dashboard konzentriert sich dabei auf die Überwachung und Analyse von Umweltparametern, etwa Veränderungen bei der Luft- und Wasserqualität, sowie bei der landwirtschaftlichen Produktivität und der wirtschaftlichen Aktivität (zum Beispiel indus­ trielle Produktion, Bauwesen und Transport). Es umfasst aus Erdbeobachtungssatelliten­ daten gewonnene Informationen von den Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms sowie ESA-Drittmissionen. Darü-


Foto: Airbus

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Die Raumsonde Solar Orbiter auf ihrem Weg zur Sonne – vor der enormen Hitzebelastung schützt zuerst ein Schutzschild und dahinter die RUAG Space Thermoisolation.

ber hinaus enthält RACE Beiträge von Copernicus, Aerospacelab, Airbus, BIRA-IASB, CNR Ismar, e-Geos, EarthPulse, ECMWF, EMSA, EOX, Euro Data Cube, GMV, ICEEYE, KNMI, KSAT, Mundi Web Services, Planetek Hellas, RHEA, SERCO, S&T, S5P PAL, SEN4CAP, Sen4Stat, Sinergise, Sistema, Spaceknow, SRON, UCLouvain, der Universität Bremen und Vodafone. Österreich im All Seit den 1960er-Jahren ist Österreich im Weltraum – oder auf dem Weg dorthin – engagiert. Mittlerweile sind „wir“ bei Raumsonden mit dabei und sämtliche von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) ins All gesendeten Satelliten haben österreichische Technologie an Bord. Eine dieser Technologien sorgt dafür, dass der Satellit einen wohltemperierten Kopf bewahren kann und stammt von der RUAG Space Austria, dem europäischen Marktführer in Sachen Weltraumthermalisolation „Vor der Kälte und Hitze im All von ca. minus 150 °C bis plus 150 °C schützt die Satelliten Technik aus Österreich“, erklärt Andreas Buhl, Geschäftsführer RUAG Space Austria.

Den Hitzeschutz produziert RUAG Space im niederösterreichischen Werk in Berndorf. Die Isolation besteht aus mehreren Schichten metallbedampfter Kunststofffolien. Auch für den Hitzeschild der Raumsonde „Solar Orbiter“ der europäischen Weltraumorganisation ESA war RUAG Space Austria verantwortlich. „Solar Orbiter soll den Sonnenwind, das sogenannte Weltraumwetter, analysieren. Der Satellit wird der Sonne sehr nahe kommen; entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Hitzeschutz“, sagt Buhl. Ein spezieller Schutzschild auf der Sonnenseite schützt den Satelliten durch Abschattung vor dem größten Teil dieser enormen Hitzebelastung. Hinter diesem Schild übernimmt RUAG Space die Kühlung der Sonde: „Der gesamte Satellit ist mit einer Thermalisolation aus Österreich umhüllt“, so Buhl. Auch hier wurde die schwarzfärbige Thermalisolation in Berndorf hergestellt und besteht aus mehreren Lagen metallbedampfter Polyester- und Polyimidfolien. Mit einem Gesamtwert von fast zehn Mio. Euro ist das Thermalschutzsystem des „Solar Orbiter“ einer der bislang größten Einzelaufträge für RUAG Space im Bereich Hitzeschutz.


WeltMeister Österreich

Atos Space Österreich Atos IT Solutions and Services Österreich ist europäischer Marktführer für modernste Satelliten-Testprodukte und -lösungen. „Unsere technologische Expertise ermöglicht es uns, Gesamtlösungsanbieter für elektrische Bodenausrüstungen (EGSE) und Testplätze zum Testen von beispielsweise Satellitenplattformen, Instrumenten und Nutzlasten zu sein“, erklärt Steiner und führt aus: „Wir sind weiters führender Anbieter von Lösungen zur Satellitenkommunikationsüberwachung und -ortung, wobei mehr als 25 Prozent der weltweit verfügbaren kommerziellen Transponder mit dem Produkt SkyMon überwacht werden.“ Atos Österreich ist auch langjähriger anerkannter Entwicklungspartner und Anbieter von Bodensegmentlösungen für Satellitensteuerung und Erdbeobachtung. Als Marktführer hat Atos freilich immer wieder neues im Köcher. „Eine unserer neuesten Entwicklungen namens ProUST univerSAS revolutioniert gerade die elektrischen Tests im Satellitenbau“, be-

Ankunft im Kennedy Space Center mit kompletter Testausrüstung.

Austrospace-Präsident Max Kowatsch

Foto: feel image/Felicitas Matern

Der Start der Raumsonde Solar Orbiter, die im Februar 2020 vom Kennedy Space Center in Florida aus ihre zehn Jahre dauernde Reise zur Erforschung unserer Sonne begonnen hat, ist auch das heurige persönliche Highlight Hans-Martin Steiners, CTO of Space & Avionics bei Atos IT Solutions and Services GmbH Austria und Vizepräsident der Austrospace: „Die österreichische Industrie hat zu dieser herausfordernden Mission, die von der europäischen Weltraumagentur ESA gemeinsam mit der amerikanischen Weltraumagentur NASA betrieben wird, ganz entscheidende Beiträge geliefert.“ Im Hinblick auf die intensiven Temperaturen in Sonnennähe muss der Hitzeschild von Solar Orbiter Temperaturen von mehr als 500 °C standhalten. Gleichzeitig sind die Treibstofftanks der Raumsonde und die beschatteten Teile, die in den Weltraum zeigen, Temperaturen von etwa -180 °C ausgesetzt. RUAG Space in Wien entwickelte und produzierte unter anderem die äußerst komplexe Thermalisolation von Solar Orbiter, um das Überleben von Solar Orbiter zu garantieren. Darüber hinaus simuliert die von Atos Space gelieferte Testausrüstung die Hard- und Software des Solar Orbiters im Hinblick auf das Zusammenspiel des Bordcomputers mit den peripheren Subsystemen. „Im Zentrum der Testanlage befindet sich ein erstmalig eingesetzter und für diesen Zweck entwickelter, hoch-performanter, parallelisierter Interface-Simulator. Der Simulator hat entscheidend zur verbesserten Performance bei den Satellitentests beigetragen“, erläutert Steiner.

Foto: ESA

Österreich im All

„Austrospace vereinigt die wichtigsten österreichischen ­Weltraum-Akteure aus Industrie und Wissenschaft. Der Verein vertritt die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder ­gegenüber der nationalen Weltraumagentur FFG/ALR, dem zuständigen Ministerium und politischen Entscheidungsträgern.

Angesichts der heterogenen Struktur und Spezialisierung der heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich in ausgewählten Technologie- und Anwendungsbereichen eine Spitzenposition in Europa und auch weltweit erarbeitet haben, ist ein koordiniertes Auftreten im Hinblick auf die ­österreichische Weltraumstrategie und die daraus abgeleiteten Entscheidungen über die Beteiligung an internationalen ­Kooperation die Basis für den nachhaltigen Erfolg. Der Verein fördert den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern und vor allem auch die Information der Öffentlichkeit über die ­Bedeutung von Weltraumdienstleistungen für unseren Alltag und die österreichischen Beiträge zum Bau und Betrieb der dazu erforderlichen Infrastruktur.“


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richtet Atos Österreich-CTO Steiner. „Die komplette Bandbreite an elektrischen Tests ist in einem voll digitalen Gerät vereinigt. Nicht nur, dass univerSAS in Bezug auf die Stromleistungsdichte einzigartig ist, kann es auch durch seine enorme Energieeffizienz als ‚grünes‘ Gerät bezeichnet werden. Damit trägt es maßgeblich zur Dekarbonisierung im Satellitenbau bei.“ ProUST univerSAS wird für sowohl beim Test von Einzelsatelliten als auch in der Massenproduktion von Satelliten eingesetzt und wird sich als Power-Test Standard etablieren.

c Aerospace and Advanced Composites c Atos IT Solutions and Services c TTTech Computertechnik AG c Enpulsion c EODC Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring GmbH c EOX IT Services GmbH c Fachhochschule Wiener Neustadt c GeoVille Information Systems and Data Processing GmbH c Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH Digital Institute for Information and Communication Technologies c Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG, Division Aerospace c OHB Digital Solutions GmbH c Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG c Österreichische Akademie der Wissenschaften c RUAG Space Austria c Seibersdorf Labor GmbH c Technische Universität Graz www.austrospace.at

Foto: RUAG Space

Die Rolle von Austrospace „Mein persönliches Highlight der letzten Jahre ist die Raumsonde BepiColombo, die im Oktober 2018 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou aus ihre sieben Jahre dauernde Reise zum Planeten Merkur angetreten hat“, blickt Max Kowatsch, Präsident der Austrospace und Geschäftsleiter RUAG Space, zurück. „Die österreichische Industrie hat zu dieser herausfordernden Mission, die von der europäischen Weltraumagentur ESA gemeinsam mit der japanischen Weltraumagentur betrieben wird, essenzielle Beiträge geliefert. So werden die elektrischen Antriebe der Sonde während des langen Fluges durch Mechanismen und Elektronik gesteuert, die von RUAG Space in Wien entwickelt und produziert wurden. Die äußerst komplexe Thermalisolation, die das Überleben des Raumflugkörpers unter den extremen Temperaturbedingungen des son-

Österreichische Unternehmen und Institutionen bei Austrospace

Von der RUAG Space in Wien entwickelt und in Berndorf produziert: Aus mehreren Lagen metallbedampfter Kunststofffolien entsteht die Thermoisolation für Satelliten.


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WeltMeister Österreich

Foto: RUAG Space

Foto: RUAG Space

Österreich im All

nennahen Merkur ermöglicht, kommt aus dem RUAG Space-Standort im niederösterreichischen Berndorf.“ Insgesamt war RUAG Space an der Entwicklung und dem Bau von BepiColombo mit Aufträgen in der Höhe von rund 35 Mio. € beteiligt. Von wissenschaftlicher Seite ist das Weltrauminstitut der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz maßgeblich in die Mission eingebunden. Die RUAG Space Österreich hat ihre Position als führender Lieferant von Navigationsempfängern für die hochgenaue Bestimmung der Position von Satelliten weiter ausgebaut. Alle Satelliten der ersten Generation des Erdbeobachtungssystems Copernicus, das von der ESA entwickelt und von der EU betrieben wird, sind mit dem Produkt aus Wien ausgerüstet. Auch für die zweite Gene-

ration, die in den kommenden Jahren gebaut wird, erwartet das Unternehmen interessante Aufträge. RUAG Space beliefert neben allen europäischen Systemfirmen Kunden in den USA, in Südkorea und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Als besonderer Erfolg ist die Auswahl für den neuen Umweltsatelliten PACE der amerikanischen Weltraumorganisation NASA zu sehen, der im Zeitraum 2022-2023 gestartet werden soll. „Ein weiterer wichtiger Produktbereich sind Positionier-Mechanismen für elektrische Triebwerke an Bord von großen Telekommunikationssatelliten. Eine Entwicklung für die französisch-italienische Systemfirma Thales Alenia Space ist an Bord des Hochleistungs-Satelliten Eutelsat Konnect im Einsatz, der im Jänner dieses Jahres gestartet wurde“, so Kowatsch. ◆

Der neue Umweltsatellit der NASA, PACE, hat österreichische Technologie an Bord.

Foto: ESA

RUAG Space Triebwerkspositioniermechanismus für Telekommunikations-Satelliten.

Foto: NASA

Mechanismen für die Steuerung der elektrischen Triebwerke von BepiColombo.

Die elektrischen Antriebe für BepiColombo stammen von RUAG Space Wien.


UNSERE INDUSTRIE ist für die Menschen da. Österreichs Industrie steht für fast ein Drittel unserer Wirtschaftskraft und rund eine Million Arbeitsplätze. Sie hat Österreich zu einem modernen, erfolgreichen Land gemacht und auch in schwierigen Zeiten bewiesen, dass man sich auf sie verlassen kann – als Treiber für Fortschritt und Garant für Stabilität und Lebensqualität.

www.iv.at


WeltMeister Österreich Steiermark

In der Steiermark ist die Forschung zu Hause Die „grüne Mark“ hat nicht nur den höchsten Waldanteil Österreichs, sie liegt auch bei Forschung & Entwicklung auf Platz 1.

D

Forschung & Entwicklung Im Wettbewerb der Regionen und Nationen wird dem Bereich der Wissenschaft, industriellen Forschung und Entwicklung sowie dem Wissenstransfer hohe Bedeutung zugemessen. Ein erfolgreicher Wirtschaftsund Forschungsstandort muss

dabei das gesamte Spektrum der Innovationskette – von der universitären Grundlagenforschung bis hin zur erfolgreichen Einführung von Produkten und Dienstleistungen – abdecken. Die Steiermark befindet sich hier in einer guten Position, da sie mit den Universitäten, den außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Instituten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, landeseigene Forschungsgesellschaft Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH und Fachhochschulstudiengänge) über eine sehr breite wissenschaftliche Basis verfügt. Die Kooperationen der wissenschaftlichen Basis mit den am Standort ansässigen Unternehmen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Positionierung der Steiermark als Wirtschafts- und Forschungs­ standort im internationalen Wettbewerb. Zusätzlich werden diese Kooperation durch eine seit Jahrzehnten bewährte Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsförderungspraxis unterstützt.

Foto: Lunghammer

ie Steiermark ist ein Innovationsland inmitten der Zukunftsregion Europas, dem Alpen-Adria-Raum. Als Kernkompetenz und Erfolgsgeschichte der Steiermark gelten Wissens- und Technologietransfer: Ein Großteil der österreichischen Kompetenzzentren forscht und arbeitet hierzulande, Spin-offs aus dem universitären Bereich gehören zur gelebten Praxis, und freie Forschungseinrichtungen wie Joanneum Research stehen Unternehmen jederzeit offen. Laut der ABA – Invest in Austria bringt kein anderes österreichisches Bundesland derart viele innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt wie die Steiermark. Mit einer F&E-Quote von 5,16% nimmt die Steiermark eine Top-Position unter Europas Regionen ein. Grund dafür sind neben einer hervorragenden Ausbildungs-, Forschungs- und Unternehmenslandschaft vor allem die Menschen im Land. Fünf Universitäten mit mehr als 55.000 Studierenden, ein international renommiertes Fachhochschulsystem und zahlreiche Forschungseinrichtungen machen die Steiermark zur Technologiefabrik Österreichs; als logische Konsequenz daraus ist die Dichte an qualifizierten Fachkräften europaweit bemerkenswert hoch.

Steirische Wirtschafts- oder besser Zukunftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Steirische Kompetenzen 18 Kompetenzzentren zählt die ABA (siehe Kasten rechts), eines davon ist das Austrian Research Centre of Industrial Biotechnology (acib). acib versteht sich als wesentliches Bindeglied zwischen Forschung und Industrie und bildet derzeit ein Netzwerk aus etwa 200 Universitäten und Unternehmen auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie, wie BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer oder VTU Technology. Das internationale Kompetenzzentrum hat


Foto: Lunghammer/TU Graz

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Forschung im Bereich Human & Biotechnology an der TU Graz: Biologische Mechanismen einer Hefeart.

Kompetenzzentren

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c acib (Austrian Center of Industrial Biotechnology) c Virtual Vehicle (K2-Mobility) c MCL – Materials Center Leoben Forschung GmbH c Bioenergy 2020+ c CBMed c Evolaris c Know-Center c LEC EvoLET c PCCL Polymer Competence Center Leoben c RCPE Research Center for Pharmaceutical Engineering c ASD– Acoustic Sensing and Design c MedUni Graz c ECO – Cool c ECO Power Drive c Flippr² c Join c SeCoS c Vision+

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut

Quelle: ABA Invest In Austria.

531.523

c Lehrlinge

15.543

c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2

34.038

c

Arbeitslosenquote2 6,0%

c Wirtschaftskammermitglieder 92.880 c Unternehmensneugründungen3 5.966 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018)

44.324

c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018)

49.604

c Anteil am österreichischen BIP (2018)

12,9%

c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018)

40.000

c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.)

c Importe

c Exporte

c Tourismus Übernachtungen in 1.000 c Patenterteilungen, national (2018) 1

10.097 13.376 13.289 220

W e r t e 2 0 1 9 , 2 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d S t e i e r m a r k , A M S


WeltMeister Österreich Steiermark

Foto: Lunghammer/TU Graz

das Hauptaugenmerk? Worauf seinen Hauptsitz in Österreich langfristig? (Standorte in Graz, Innsbruck, Die Auswirkungen der CoronaTulln, Wien) und weitere Standkrise sind derzeit in der Steierorte in Heidelberg, Bielefeld, mark – so wie in allen anderen Hamburg (D), Pavia (I), RzesRegionen Europas und der Welt zów (PL), Barcelona (ES), Can– das bestimmende Thema. Coterbury (NZL) und Taiwan. rona hat auch in der Steiermark Ein weiteres Kompetenzzu einer Vollbremsung der zentrum ist die Virtual Vehicle Wirtschaft geführt. Aus diesem Research GmbH; GesellschafGrund ist unser Fokus aktuell ter sind die TU Graz (34%), AVL darauf gerichtet, Betriebe und List (16%), Magna Steyr Fahrdamit Arbeitsplätze zu erhalzeug (16%), Siemens Mobility ten. Wir haben die Soforthilfe(10%), Joanneum Research maßnahmen des Bundes sei(8%), voest­alpine (8%) und Infitens des Landes verstärkt und neon (8%). Sie ist mit 310 MitarMotorforschung an der TU Graz im Bereich Antriebssystementwicklung. arbeiten derzeit an einem Konbeitern Europas größtes Forjunkturpaket für die steirische Wirtschaft. schungszentrum für virtuelle Fahrzeugentwicklung. Ihr ForDie Steiermark hat gute Voraussetzungen, wieder auf die Erschungsschwerpunkt ist die enge Verknüpfung von numerischen folgsstraße zurückzukehren. Deshalb geht es langfristig darum, Simulationen und Hardware-Tests in der Automobil- und Bahninunsere wirtschaftlichen Stärkefelder – Mobilität, Green Tech, Hudustrie. Damit wird die Gestaltung und Automatisierung von Testmantechnologie sowie Mikroelektronik – weiter zu forcieren. und Validierungsverfahren auf einem definierten Qualitätslevel erreicht. Virtual Vehicle koopeDigitalisierung in der Steierriert mit 30 nationalen und 50 mark: Wo stehen wir? internationalen Industriepart„Die Steiermark ist zu klein, um das Klima zu Die Coronakrise hat einen enornern (OEMs, Tier-1 und Tier-2 r ­ etten, aber sie kann Technologien dafür liefern.“ men Digitalisierungsschub ausZulieferern sowie Software-Angelöst. Entwicklungen, für die bietern) sowie 18 nationalen B a r b a r a E i b i n g e r- M i e d l es sonst Jahre gebraucht hätte, und 30 internationalen wissenwaren innerhalb weniger Tage schaftlichen Institutionen. Die notwendig und möglich. Ich denke da etwa an die Einrichtung von kontinuierliche Entwicklung und Absicherung von komplexen Online-Shops in Unternehmen, die Einrichtung von TelearbeitsplätHardware-Software-Gesamtsystemen wird ermöglicht. Der Fokus zen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder auch die Etablierung auf industrienahe Forschung macht Virtual Vehicle zum Innovativon Homeschooling sowie der Fernlehre an den Hochschulen Das onskatalysator für Fahrzeugtechnologien der Zukunft. sollte uns motivieren, die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, noch stärker zu nutzen als bisher. Dafür werde ich mich weiterhin mit ganzer Kraft einsetzen. Und etwas weniger spezifisch? Worauf liegt in der grünen Mark generell der Fokus? Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für WirtWie schaut es in der Steiermark mit den Klimazielen aus? Was schaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung – kurz tut ihr für den Klimaschutz? des Zukunftsressorts in der Steiermark, weiß es. Der Klimaschutz ist nicht nur eines der großen Ziele der Bundesregierung, sondern auch im steirischen Koalitionsabkommen als Fragen an die Landesrätin zum Wirtschaftsstandort Steiermark wesentlicher Schwerpunkt verankert. Wir haben ein Gremium Worauf liegt am Wirtschaftsstandort Steiermark im Moment


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etabliert, dem neben allen im Landtag vertretenen Parteien auch externe Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen angehören. Hier beraten wir regelmäßig, welche Maßnahmen wir in den einzelnen Ressorts der Landesregierung setzen können, um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Steiermark ist zu klein, um das Klima zu retten, aber sie kann Technologien dafür liefern. Dass sich wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz nicht ausschließen, zeigt gerade die Steiermark mit vielen innovativen Unternehmen in der Energie- und Umwelttechnik, aber auch der Mobilität.

Was erwartet Unternehmen in der Steiermark? Beziehungsweise warum sollten sich Betriebe gerade in der Steiermark ansiedeln? Die Steiermark ist das Innovations- und Forschungsland Nummer eins in Österreich. Eine besondere steirische Stärke ist die Zusammenarbeit: Die Kooperation zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und der Politik wird in der Steiermark auf herausragende Art und Weise gelebt. Dies leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass viele heimische Unternehmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf der ganzen Welt punkten. Darüber hinaus gibt es in den Clustern auch ein intensives Miteinander zwischen großen industriellen Leitbetrieben sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Die exzellenten Fachkräfte und die Lebensqualität sind zwei weitere Argumente, die für die Steiermark sprechen. ◆

Foto: Lunghammer/TU Graz

Die Wirtschaftsstrategie Steiermark ‚Wachstum durch Innovation‘ liegt ja gerade quasi bei der Halbzeit; worauf fokussiert ihr euch für die ‚zweite Halbzeit‘? Die Wirtschaftsstrategie ist der Rahmen für die konkreten Maßnahmen, die wir im Wirtschaftsressort zur Unterstützung der Unternehmen setzen. Wir überarbeiten derzeit die bestehende Wirtschaftsstrategie und passen sie an die aktuellen Entwicklungen und Rahmenbedingungen, wie etwa das rasante Fortschreiten der

Digitalisierung an. Klar ist aber, dass die bereits erwähnten Stärkefelder sowie der Fokus auf Forschung und Entwicklung auch in der kommenden Strategie eine bedeutende Rolle spielen werden.

Forschung im Bereich Mobility & Production an der TU Graz zum Thema Antriebssystementwicklung aus dem AVL-TU Graz Transmission Center.


WeltMeister Österreich Drohnen

Kleine Überflieger mit großem wirtschaftlichen Potenzial Drohnen sind ein heißes Hightech-Thema, bei dem österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen kräftig mitmischen.

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Rot-weiß-rote Initiative … Daneben sind aber auch die Inspektion von Industrieanlagen und Infrastruktureinrichtungen, Landvermessung, Luftaufnahmen, Inventuren, die Unterstützung von Rettungskräften oder die punktgenaue Schädlingsbekämpfung in der

Landwirtschaft sowie die Verkehrsüberwachung Einsatzgebiete, in denen die Miniflieger zunehmend an Bedeutung gewinnen und dementsprechend auf der To do-Liste vieler Unternehmen sowie Forschungsinstituten ganz weit oben stehen. In Österreich beschäftigt man sich bereits seit etwa 2007 mit Drohnen – sowohl mit der Grundlagenforschung als auch praktischen Anwendungen und der Erarbeitung von Regularien für die Integration der Fluggeräte in neue Mobilitätskonzepte; und mit dem Start des AirLabs-Projekts Anfang 2020 wurde eine Plattform geschaffen, von der man sich kräftigen Aufwind erwartet Dabei handelt es sich um eine auf vorerst fünf Jahre angelegte Infrastruktur-Plattform im Rahmen des FTI-Luftfahrtprogramms „Take Off“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), die sämtliche Entwicklungsstufen – von der Simulation, über die Testung einzelner Bauteile bis hin zu Flugversuchen – abdeckt. Insgesamt werden über vier Mio. € in das Projekt investiert, davon kommen zwei Mio. von der Forschungsfördergesellschaft (FFG).

Foto: AAU/Daniel Waschnig

nbemannte Flugkörper waren lange Zeit nur in der Science-Fiction unterwegs, mittlerweile sind sie in der Realität angekommen und erleben einen echten Höhenflug. Laut einer Analyse des Hamburger Beratungsunternehmens Drone Industry Insights wurden 2018 weltweit rund 14 Mrd. USD mit zivilen Drohnen umgesetzt, 2019 waren es bereits schon etwa 20 Mrd. und bis 2024 wird mit einem Anstieg auf 43 Mrd. gerechnet. Hauptgrund für die rasante Entwicklung ist vor allem, dass Drohnen immer kleiner, leichter und einfacher zu bedienen sind – ein Konzept, mit dem sich der chinesische Hersteller Da Jiang International Sciences and Technology (DJI) in nur wenigen Jahren vom ambitionierten Start-up zum globalen Marktführer entwickelt hat. Ein Umstand, der in den USA, aber auch in Europa durchaus kritisch gesehen wird – dementsprechend groß sind die Anstrengungen, Forschung und Entwicklung selbst voranzutreiben. In einer aktuellen Studie verweist das Beratungsunternehmen Roland Berger auf derzeit rund 110 Projekte (etwa die Hälfte davon in Europa), die sich allein mit den Einsatzmöglichkeiten von Drohnen im Transport-Sektor beschäftigen.

Stephan Weiss in der Ende 2019 eröffneten Drohnentesthalle in Klagenfurt.

… ist heuer gestartet „Airlabs wird wesentlich dazu beitragen, neue Technologien für die künftige Mobilität zu entwickeln und zu testen. Wir können uns damit als Testgebiet für autonomes Fahren und nun auch autonomes Fliegen international als eine Kompetenzregion für die Mobilität der Zukunft positionieren“, davon


Foto: Skyability (3)

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Die Flotte des burgenländischen Drohnendienstleisters Skyability ist mit einem modernen Laserscansystem ausgestattet, das in Österreich entwickelt wurde.

ist Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl überzeugt. Michael Holzbauer, der vonseiten der Frequentis AG die AirlabsAktivitäten steuert, ergänzt: „Der Wirtschaftsstandort Österreich positioniert sich mit Airlabs Austria auch international als Vorreiter in der Drohnenforschung. Vor allem in Hinblick auf die Anfang 2021 in Kraft tretende Drohnenverordnung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) spielt das Drohnen-Innovationslabor eine bedeutende Rolle.“ Neben den sechs Gesellschaftern (FACC Operations GmbH, Frequentis AG, AIT – Austrian Institute of Technology GmbH, FH Kärnten, TU Graz und die FH Joanneum) sind noch weitere 19 Konsortialpartner aus Wissenschaft, Industrie sowie Bedarfsträgern in das Projekt eingebunden, unter anderem Riegel Laser Measurement Systems, die Post AG, A1 Telekom Austria AG und die Rail Tec Arsenal Fahrzeugversuchsanlage. Moderne Infrastruktur als großes Asset … Eine besondere Stellung innerhalb des AirLabs-Projekts nimmt die Alpen Adria Universität Klagenfurt ein, an der man sich seit mehr als zehn Jahren mit unbemannten Fluggeräten beschäftigt und die seit Ende 2019 über die größte Drohnenflughalle Europas verfügt. „Die Entwicklung technologischer Innovationen braucht entsprechende Infrastruktur. Die Drohnenforschung steht vor großen

logistischen und technologischen Herausforderungen, ist der Luftverkehr hierzulande doch besonders engmaschig gestaltet und Testflüge sind vielerorts nur schwer möglich. Wir brauchen also geschützte Räume wie diese bis zu 1.300 m³ große Halle, die unseren Forschungsteams optimale Bedingungen zur Erprobung neuer Technologien bietet“, sagt Stephan Weiss, Professor am Institut für Intelligente Systemtechnologien. Er leitet die Gruppe Control of Networked Systems, in der an neuen Drohnenflugtechnologien, unter anderem an der kamerabasierten Navigation (ohne GPS), geforscht wird. Die moderne Infrastruktur ist aber nicht nur für Lehre und Forschung an der Universität Klagenfurt, an der sich aktuell rund 30 Wissenschafter mit dem Thema Drohnen beschäftigen, unentbehrlich, sondern bietet auch viele Möglichkeiten für andere Institutionen und Firmen: „Die Öffnung der Halle zur Nutzung für Externe wird für alle Beteiligte wertvolle Einsichten und Erfahrungen bringen, sodass wir die (Drohnen-)Technologie der Zukunft gemeinsam definieren können“, meint Weiss. … für den Forschungsstandort Österreich Darüber hinaus ist für das AirLabs-Projekt auch eine Reihe von Open Air-Testgebieten im gesamten Bundesgebiet – unter anderem in Oberkärnten und der Steiermark – geplant. „Die Drohnen-Testgebiete ermöglichen die vielseitige Betrach-


WeltMeister Österreich Drohnen

Praktischer Einsatz Zu den Entwicklungprojekten, die bereits im praktischen Einsatz sind, gehört jenes des Joint Ventures „StrucInspect“ der Unternehmen Palfinger, VCE und Angst Group. Dabei handelt es sich um ein innovatives Verfahren zur Inspektion von Bauwerken in unzugänglichen Lagen, das Drohnen, SenFlugverhalten verbessern sorik und Künstliche Intelligenz Aber auch abseits des AirLabs miteinander kombiniert. Erfolgarbeiten heimische Wissenreich eingesetzt wurde es beschafter an der Weiterentwickreits beim Monitoring der Fallung der kleinen Überflieger. kensteinbrücke in Kärnten, eiErst kürzlich gestartet ist das ner der längsten EisenbahnbrüForschungsprojekt BioKollAvocken Österreichs, und im Oktoid am Institut für Biologie der ber 2019 mit dem Iceberg InnoUniversität Graz, dessen Ziel es vation Leadership Award des ist, das Flugverhalten der HeuAustrian Innovation Forums schrecken auf jenes von DrohManfred Hartbauer und Konstantinos Kostarakos von der Universität Graz. ausgezeichnet. nen zu übertragen. „Mithilfe Neuronaler Netze und Deep Learning-Modellen kön„Die bewegungsempfindlichen Augen der Wanderheuschrenen wir das volle Datenpotenzial nutzen. Bildklassifikation und cken besitzen beinahe einen Rundumblick. Sie reagieren auf die Objekterkennung sind so präzise, dass wir Risse bis zu einem Milrasche Kantenexpansion von sich annähernden Objekten reflexarlimeter erkennen. Damit ist eine äußerst genaue Diagnose des tig. So weichen einzelne Individuen in Schwärmen mit bis zu zehn Brückenzustands möglich“, erläutert Arne Ragoßnig, GeschäftsfühMillionen Insekten gekonnt Hindernissen aus, ohne dabei zu kollirer der Angst Group. dieren“, erklärt der Zoologe Manfred Hartbauer, der das Projekt leitet. Steigende Nachfrage bei … Dieses Anti-Kollisionsverhalten kann durch das Anbringen von Noch in den Kinderschuhen bzw. in der Pilotphase stecken dagegen Elektroden an zwei auf Nervensträngen sitzenden Neuronen der die Versuche, Drohnen in der Paketzustellung einzusetzen. Ähnlich Wanderheuschrecken, den sogenannten Kollisionsdetektorneurowie DHL oder Amazon, hat auch die Österreichische Post dazu nen, abgeleitet werden. „Über zwei gekrümmte Monitore werden schon einige durchaus erfolgreiche und medienwirksame Projekte den Insekten verschiedene Szenen vorgespielt, vergleichbar wie in durchgeführt Dass Miniflieger in absehbarer Zeit den Postboten einem IMAXX-Kino. Droht eine Kollision, werden bestimmte Neroder Amazon-Zusteller ersetzen, bleibt aber bis auf Weiterers Zuvenfasern aktiviert, was eine Abfolge von elektrischen Potenzialen kunftsmusik. Vom Tisch ist das Thema Drohne bei der österreichierzeugt. Die werden von uns abgenommen und die Daten weiterschen Post aber trotzdem nicht, allerdings will man sich dabei in verarbeitet“, beschreibt der Bioniker den Ablauf des Versuchs. erster Linie auf Schwerlastdrohnen für den Einsatz in LogistikzenDie so gewonnenen Daten werden dann von Wissenschaftern tren konzentrieren. der FH Joanneum sowie IT-Experten der Drone Rescue Systems in Generell sehen Experten im Transportsektor einen großen komForm eines Algorithmus auf einen Chip gespeichert. Ein erster menden Einsatzbereich für die Drohnen – eine Meinung, die auch Demonstrator mit optischem Kollisionssensor soll im Oktober 2021 Philipp Knopf, Mitgründer und Geschäftsführer von Skyability, teilt. vorgestellt werden. Foto: Uni Graz/Joel Kernasenko

tung von Drohnenmissionen unter Realbedingungen, etwa in unterschiedlichen Wetterlagen oder über weite Strecken, und bieten uns die Gelegenheit, Sicherheit und Vorteile dieser Technologie zu validieren“, erklärt Airlabs AustriaGeschäftsführer Joachim Edel.


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… der Digitalisierung von Städten im In- und Ausland In diesen Bereich entfallen etwa die Naturbestandserfassung und das Sammeln detaillierter Daten für die Erstellung von Gefahrenzonenplänen. „Bisher haben wir solche Projekte in etwa 15 Gemeinden und Städten im Burgenland, in Niederösterreich, Kärnten, Tirol und der Steiermark durchgeführt, zum Beispiel für die Hochwasserprävention oder den Oberflächenabfluss. Die Erfassung eines 33 Quadratkilometer großen Gebiets war das bisher größte Befliegungsprojekt in Österreich. Weiterhin groß ist auch das Interesse von Gemeinden im In- und Ausland am Thema Friedhofsdigitalisierung. Bisher haben wir in diesem Bereich rund 250 Projekte durchgeführt.“ Ausgestattet sind die Skyability-Drohnen mit dem Laserscansystem VUX1-UAV der Riegl Laser Measurement aus Horn in Niederösterreich. Der Laserstrahl, der mit einem Durchmesser von etwa

10 cm am Boden auftrifft, kann auch Informationen über gestreifte Objekte wiedergeben, ebenso wie Gebäudeteile, die von Vegetation überdeckt sind. So ist es möglich, auch bei dichtem Bewuchs ein lückenloses Geländemodell zu berechnen, aus dem dann ein detailund maßstabsgetreuer digitaler Zwilling oder im 3D-Druck ein Modell generiert werden kann. Darüber hinaus fliegt Skyability Einsätze im Rahmen des österreich-chinesischen Forschungsprojekts SmaCiSe, bei dem es darum geht, Mikroklima- und Luftqualitätsmodelle für urbane Gebiete zu erstellen. Die bisher existierenden Simulationsverfahren für das Stadtklima oder einzelne Gebäude basieren meist auf makroskopischen Daten, die entweder von Satelliten oder hochfliegenden Forschungsflugzeugen oder einem groben Netz von stationären Messstationen abgeleitet werden „Für eine genaue Beschreibung der lokalen Bedingungen in und um Gebäude ist es aber wesentlich, die relevante mikroklimatische Einheit, die zumeist einige Gebäude und deren Umgebung umfasst, möglichst präzise zu erfassen und zu beschreiben“, erklärt Knopf und freut sich über die bereits erzielten Erfolge. „Durch die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt ist es nun möglich, bei der Planung von Plätzen in Städten und Gemeinden Hitzeinseln zu simulieren und für individuelle Standorte Wohlfühlfaktoren zu berechnen. Hierbei werden Brunnen, Grünflächen, künstliche- sowie natürliche Beschattung bis zur Oberfläche von Fassaden in Betracht gezogen.“ ◆

Foto: FH Joanneum/Miriam Weiß

Allerdings seien dafür noch eine Reihe rechtlicher und sicherheitstechnischen Fragen zu klären. Insgesamt attestiert er der Branche jedoch gute Aussichten: „Aktuell hat das Thema Drohnen in vielen Bereichen Einzug gehalten. Man darf allerdings nicht erwarten, dass Inspektionen, Vermessungen, Thermografie, Spritzmittelausbringung, Logistik, etc. künftig vollends durch Drohnen übernommen werden können. Als ergänzende Maßnahme allerdings erledigen sie viele Bereiche sehr effizient.“ Von der steigenden Nachfrage hat das 2015 gegründete burgenländische Start-up, das bereits zwei Mal mit dem Innovationspreis des Landes ausgezeichnet wurde, auf jeden Fall profitiert: „Das Wachstum hat stetig zugenommen, und wir sehen durch die nachhaltige Zusammenarbeit mit großen Auftraggebern, dass das Potenzial immer noch steigt. Mittlerweile beschäftigen wir neun Mitarbeiter für den Betrieb der Drohnen und die Datenerfassung sowie die Auswertung und Prozessierung.“ Erfreulich sei auch, dass negative Auswirkungen der Coronakrise zumindest bis Mitte des Jahres deutlich geringer ausgefallen seien, als man ursprünglich erwartet hatte. Nur wenige Projekte seien gecancelt oder – vor allem wegen der Reiseeinschränkungen innerhalb Österreichs sowie ins angrenzende Ausland – verschoben worden. Insgesamt sieht Knopf das Unternehmen aber gut aufgestellt. Einerseits ist man auf Anwendungen für die Industrie – von Dach- und Anlageninspektionen, über Baustellendokumentation bis hin zu Inventuren in der Holzbranche – sowie klassische Vermessungen spezialisiert und setzt andererseits auf den Digitalisierungstrend in der öffentlichen Verwaltung.

v.l.n.r.: Karl Peter Pfeiffer (FH Joanneum), Horst Bischof (TU Graz), Andreas Vrabl (AIT), Isabella Breit (FACC Operations), Martin Payer (FH Joanneum), Claudia Pacher (FH Kärnten) und Joachim Edel (Frequentis) mit dem AirLabs-Vertrag


WeltMeister Österreich Kärnten

In Kärnten hat die Technologie ihr Zuhause gefunden Informations- und Kommunikationstechnologie inklusive 5G Playground in Klagenfurt, Mikro- und Nanoelektronik im Raum Villach.

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ärnten, das südlichste Bundesland Österreichs, bündelt bestes Know-how, hochwertige Technologien und einen attraktiven Branchenmix – alles eingebettet in ein innovatives Umfeld. Zentral gelegen im Herzen Europas und im logistischen Dreiländereck Italien-Slowenien-Österreich, entwickelt sich Kärnten mit einer attraktiven Infrastruktur und einer Forschungsquote von rund drei Prozent zum Innovation-Hub der Alpen-Adria Region. Maßgeblich für die Technologiekompetenz Kärntens sind die international agierenden Leitbetriebe wie zum Beispiel Infineon Technologies Austria, Intel, Lam Research, KapschTrafficCom, CISC Semiconductor oder Flex (Flextronics International). Sie sind Leuchttürme, die gemeinsam mit den „Local Heroes“ wie Ortner Reinraumtechnik, Augmensys, PMS Elektro- und Automationstechnik oder Wild Hi-Precision weit über die Landesgrenzen strahlen. Mit dem übergeordneten Ziel der strategischen Standortentwicklung verbindet der Silicon Alps Cluster Industrie, Forschung & Entwicklung sowie die öffentliche Hand.

Villach, Agglomeration der Mikroelektronikbranche Kärntens Bezirkshauptstadt Villach hat sich in den letzten Jahren zu dem Ballungszentrum der Branche Mikro- und Nanoelektronik, dem Rückgrat der Digitalisierung, entwickelt. Als Speerspitze kann man Österreichs forschungsstärkstes Unternehmen – Infineon Technologies – betrachten; bereits seit 1997 ist am Standort Villach das weltweite Infineon Kompetenzzentrum für Leistungselektronik beheimatet. Im Mittelpunkt der Villacher Aktivitäten steht die Entwicklung von immer kleineren und energieeffizienteren Chips für Anwendungen in der Automobil-, Industrie- und Konsumentenelektronik. Nun entsteht in Villach das modernste Chipwerk der Welt mit einer vollautomatisierten Fertigung der 300 mm-Dünnwafer und einem Gebäudekomplex für Forschung & Entwicklung (Investitionsvolumen 1,6 Mrd. €). Markus Hornböck, Geschäftsführer der Kärntner Babeg. Foto: Johannes Puch

Innovation im Fokus „Die Wirtschaftsstrategie des Landes hat sich auf Innovation und Forschung fokussiert“, erklärt Markus Hornböck, Geschäftsführer der Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H., kurz Babeg, und geht ins Detail: „In Villach hat sich, rund um Infineon beziehungsweise den High Tech Campus, ein Ballungszen-

trum für Mikroelektronik/Sensorik entwickelt. In Klagenfurt positioniert sich der Lakeside Science & Technology Park international als attraktiver Innovations-Campus mit bestmöglicher Anbindung an Forschung und Bildung. Beide Standorte zeichnen sich durch innovative Klein- und Mittelbetriebe sowie internationale Leitbetriebe aus und verfügen über eine ausgezeichnete Anbindung an außeruniversitäre Forschungseinrichtungen – ein idealer Mix, in dem Innovationen gefördert werden und neue Technologien entstehen.“


Foto: Infineon Austria

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60.000 m2 Bruttogeschoßfläche, 120 m lang, 110 m breit und 35 m hoch – der Rohbau der Chipfabrik am Infineon-Standort in Villach ist fertiggestellt.

Ausbildung

Arbeitsmarkt & Wirtschaftsstruktur

c Alpen-Adria-Universität Klagenfurt c School of Management, Organizational Development and Technology (MOT) c Fachhochschule Kärnten c International School Carinthia c Coding School Wörthersee

c Beschäftigungsverhältnisse – Anzahl absolut 216.025 c Lehrlinge 7.165 c Arbeitslose – Jahresdurchschnitt2 20.749 c Arbeitslosenquote2 8,8% c Wirtschaftskammermitglieder 41.994 c Unternehmensneugründungen3 2.400 c Bruttowertschöpfung in Mio. € (2018) 18.660 c Bruttoregionalprodukt in Mio. € (2018) 20.882 c Anteil am österreichischen BIP (2018) 5,4% c Bruttoregionalprodukt/Einwohner € (2018) 37.200 c Außenhandel in Mio. € (1. Hj.) c Importe 3.476 c Exporte 3.807 c Tourismus Übernachtungen in 1.000 13.360 c Patenterteilungen, national (2018) 17

Forschung c ASSIC Austrian Smart Systems Integration Research Center c SAL – Silicon Austria Labs c Joanneum Research – Institut für Robotics c Lakeside Labs – Plattform für Informations- und Kommunikationstechnik c W3C – Wood Carinthian Competence Center Quelle: ABA Invest In Austria.

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W e r t e 2 0 1 9 , 2 N a t i o n a l e s B e r e c h n u n g s k o n z e p t , 3 Vo r l ä u f i g e Z a h l e n Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungst r ä g e r, W K Ö - S t a t i s t i k , L a n d K ä r n t e n , A M S


WeltMeister Österreich

IKT in Klagenfurt am Lakeside Science & Technology Park Was die Mikroelektronik für Villach ist, ist der Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien für die Landeshauptstadt am Wörthersee. Im 34.000 m2 großen Lakeside Science & Technology Park hat sich ein IKT-Campus mit optimalen Synergien zwischen Unternehmen, Forschung & Entwicklung gebildet. Aktuell sind hier 76 Unternehmen mit rund 1.400 Mitarbeitern, drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, das educational lab sowie Kärntens Start-up Inkubator „build!“ ansässig. Dieses innovative Umfeld bietet für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Lakeside Labs oder Joanneum Research Robotics optimale Rahmenbedingungen für deren Forschungsprojekte. Der Lakeside Science & Technology Park sieht sich als Ort der interdisziplinären Forschung und Entwicklung, Ausbildung, Produktion und Dienstleistung. Gemeinsam mit der Universität Klagenfurt, den außeruniversitären Forschungsinstitutionen und den Unternehmen ist der Lakeside Park ein hochspezialisierter Standort für IKT-Forschung und Entwicklung. Mobilfunkspielplatz der Extraklasse Außerdem ist am Lakeside Science & Technology auch der 5G Playground, das österreichweit das erste Testlabor für die Erforschung und Weiterentwicklung von 5G-spezifischen Anwendungen, Services und Geschäftsmodellen. Der 5G Playground steht jedem offen, der unter optimalen 5GBedingungen seine Produkte und Anwendungen testen möchte. Die fünfte Mobilfunkgeneration zeichnet sich durch Spitzendatenraten bis zu 10 Gigabit pro Sekunde, extrem niedrige Latenzzeiten sowie eine hohe Energieeffizienz aus. All diese Vorteile stehen Ihnen im 5G Playground im Lakeside Science & Technology Park in Klagenfurt am Wörthersee zur Verfügung. Die technische Infrastruktur wurde von Österreichs führenden Mobilfunkanbieter A1 Telekom Austria Group zur Verfügung gestellt. Der Playground selbst wird von der Babeg Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligung GmbH betrieben. „Der 5G Playground Carinthia im Lakeside Science & Technology Park in Klagenfurt ist das modernste 5G-Testlabor für Forschung und Entwicklung von 5G-Anwendungen, Produkten, Prozessen sowie Applikationen in Österreich“, erklärt Hornböck und ergänzt: „Den Nutzern steht nicht nur die aktuell beste Infrastruktur zur Verfügung, sondern auch Arbeitsplätze mit neuester Servertechnik und Intranetinfrastruktur sowie die direkte Anbindung an das Innovationsökosystem des Lakeside Science & Technology Parks.“

Foto: Manuela Schwarzl/Joanneum Research

Kärnten

Robotics Institut: Erstes akkreditiertes Prüflabor für Robotersicherheit in Europa.

Aktuelle Forschungsprojekte am 5G Playground Carinthia Das Projekt „Virtual Reality“ erforscht, entwickelt, erprobt und evaluiert ausgewählte VR-Anwendungen über 5G-Netze, z.B. Streaming von 360°-Videos, und von neuen Formen immersiver Medien, etwa von volumetrischen Daten (Point Clouds). Diese Anwendungen erfordern und testen sowohl die hohen Datenraten als auch die extrem geringen Verzögerungszeiten von 5G-Netzen im Download (Streaming zu einer VR-Brille) wie auch im Upload (Streaming von Live-Inhalten von einer 360°-Kamera weg). „Wireless Industrial Robotics“ – Einsatz von 5G im Umfeld von mobilen Robotersystemen testet den Einsatz von 5G-Technologien, die es möglich machen sollen, Sensoren dynamisch für den Roboter an jenen Orten zugänglich zu machen, an denen sie benötigt werden. Dabei gibt es unterschiedlichste Sensortechnologien, die spezielle Anforderungen bzgl. Bandbreite, Latenz und Verlässlichkeit an eine 5G-Konnektivität stellen. Ziel des „Smart-City“ Use-Cases ist es, Anwendungen zu erforschen, die mittels der 5G-Mobilfunktechnologie effizienter betrieben oder überhaupt erst realisiert werden können; daraus entwickelte Prototypen sollen im Rahmen von Feldtests im räumlichen Umfeld des 5G Playgrounds Carinthia auf ihre Einsetzbarkeit untersucht werden. Warum nach Kärnten? Na darum ... Das Hochtechnologieland Kärnten zählt zu den Top Forschungsregionen Europas und als Mitglied der Gruppe „Strong Innovators“ zu den innovativsten Regionen Europas. Und die Kärntner Forschungslandschaft hat zuletzt noch Auftrieb bekommen: Fraunhofer hat das Institut „KI4Life“ (Schwer-


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punkt Künstliche Intelligenz) gegründet, das ehemalige Carinthian Tech Research wird zu einem der Kernstandorte der Silicon Austria Labs (Schwerpunkt Sensorsysteme) und personell deutlich aufgestockt. Das Robotics-Institut von Joanneum Research in Klagenfurt ist am Standort im Lakesidepark deutlich gewachsen. Weiterhin bleibt das Wood K Plus Forschungszentrum ein wichtiger Partner für Holz- und Papierbranche. Neben einer attraktiven Förderlandschaft bietet das Land sehr

gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte; darauf bauen bereits international erfolgreiche Leitbetriebe aus den Schwerpunktbereichen Informations- und Kommunikationstechnologien, Sensorik, Mikroelektronik, Maschinenbau und Fertigungssysteme. Kärnten ist logistische und wirtschaftliche Drehscheibe im Alpen-Adria-Raum – im Herzen Europas an zwei europäischen ­ Verkehrsachsen, der Tauern-Achse und der Baltisch-Adriatischen Achse. ◆

Gut zu wissen am Wirtschaftsstandort Kärnten novation Hub Süd (DIH Süd) an. Der DIH Süd ist ein nicht-wirtschaftlich tätiges Kompetenznetzwerk, das als Koordinationsund Anlaufstelle für Unternehmen dient. Überdies treibt die Babeg Vorzeigeprojekte in der Region im Bereich Forschung, Technologie sowie Innovation voran; sie versteht sich in diesem Bereich als Drehscheibe und Vernetzer regionaler Schlüssel­ akteure und arbeitet an der stärkeren Sichtbarkeit dieser Zukunftsthemen. BABEG Kärntner Betriebsansiedlungs- & Beteiligungsgesellschaft http://www.babeg.at

Foto: Pixabay

Die Babeg trägt zur Stärkung der Wirtschaftskraft sowie des Wirtschafts- und Technologiestandorts im Innovations- und Wissensdreieck von Bildung, Forschung und Wirtschaft bei. Durch die Unterstützung neuer und die Erweiterung bestehender innovativer in- und ausländischer Unternehmen soll die Sichtbarkeit des Standorts Kärntens erhöht werden. Dafür stellt die Babeg Unternehmen kostenlose Beratung/Begleitung durch Experten, attraktive Standorte sowie vollständig erschlossene Flächen zur Verfügung und schafft damit eine wesentliche Voraussetzung, um Investitionen zu ermöglichen. Zudem bietet die Babeg ein kostenloses Beratungsservice zum Thema Digitalisierung im Unternehmen, u.a. im Digital In-

Innovationszentrum Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – KI4LIFE Fraunhofer Innovationszentrum in Kärnten: Mittler zwischen universitärer Forschung und Industrie.


WeltMeister Österreich Uhrenindustrie

Modisch und technisch auf der Höhe der Zeit Ein Big Player für Uhrenarmbänder kommt aus Österreich – daneben sorgen auch einige Newcomer für den chicen Tick am Handgelenk.

U

m die korrekte Zeit zu wissen, braucht niemand mehr eine klassische Uhr, trotzdem erfreuen sich die feinmechanischen Instrumente weiterhin großer Beliebtheit. Dominiert wird der Markt von Schweizer Marken – allerdings nicht, wenn es um jenen Teil geht, der eine Uhr erst zur Armbanduhr macht. Denn beim Thema Uhrenarmband spielt mit Hirsch ein österreichisches Unternehmen als einer der Weltmarktführer eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle. Seit 2003 ist der in Klagenfurt ansässige Familienbetrieb einer der Hauptlieferanten der Schweizer Uhrenindustrie.

ersten Prototypen aus Lederresten fertigte. Zehn Jahre später – mitten im Wirtschaftswunder und zu einer Zeit, als Armbanduhren groß in Mode kamen – entwickelte er ein Verfahren zur fugenlosen Verbindung von Oberleder, Polsterung und Futterleder, um das Eindringen von Feuchtigkeit, Parfum, Sonnenschutz- oder Lösungsmitteln zu verhindern. Die noch im selben Jahr patentierte Hirsch Rembordier-Technik ist bis heute State of the art. Seither hat man bei Hirsch ständig an der Verbesserung des nur auf den ersten Blick simplen Bandes gearbeitet, das die Uhr dort hält, wo sie hin gehört. „Es gibt nichts, was nicht noch besser gemacht werden könnte“ – das Credo von Hans Hirsch haben auch seine Nachfolger verinnerlicht.

Foto: Habring Uhrentechnik

Vom Handwerksbetrieb zum Weltkonzern „The Bracelet since 1765“ – der Zusatz zum Firmennamen mag Zahlreiche Innovationen verwirrend klingen, denn die erste Armbanduhr wurde schließlich „Da ein Uhrenarmband direkt auf der Haut getragen wird – oft jeerst 1812 von Abraham-Louis Breguet für Caroline Murat, Königin den Tag für mehrere Stunden –, sind die Anforderungen deutlich von Neapel und jüngste Schwester Napoleon Bonapartes, gefertigt. höher als an andere Lederpro„Die Jahreszahl ist ein Hindukte, sowohl was die Robustweis darauf, seit wann sich heit gegenüber mechanischen unsere Familie mit der HerstelBeanspruchungen betrifft als lung und Verarbeitung von Leauch den Tragekomfort und die der beschäftigt“, erklärt NikoHautvertäglichkeit“, erläutert laus Hirsch, der die Bereiche Nikolaus Hirsch. Marketing und Vertrieb leitet Entsprechend lange ist daund der mittlerweile neunten her auch die Liste der InnovatiGeneration der Unternehmerfaonen. Bereits in den 1980ermilie angehört. Jahren wurden mit der UniverDass aus einem kleinen Lesitäts Hautklinik in Wien allerderverarbeitungsbetrieb einer gische Reaktionen auf Leder der weltweit führenden Heruntersucht und in der Folge die steller von Uhrenarmbändern patentierte Pro Skin-Schutzbeentstehen konnte, liegt vor alschichtung entwickelt. Dazu lem an Hans Hirsch, der 1945 passend, wurde dann auch eine Richard und Maria Habring, Gründer und Inhaber der Habring-Uhrenmanufaktur. am heimischen Küchentisch die


Foto: Habring Uhrentechnik

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In der Habring-Manufaktur wird Uhrmacherkunst auf Topniveau zelebriert; bereits vier Mal gab es dafür den Grand Prix de la Haute Horlogerie.

anti-allergische Abdeckung für den Gehäuseboden von Uhren geschaffen, sowohl in einer vorgestanzten Version für runde Modelle in verschiedenen Größen als auch zum Selbstausschneiden für rechteckige und/oder Tonneau-Gehäuse. Mit einer andere Oberflächenbehandlung konnte die Kratzfestigkeit des Leders verbessert werden, eine weitere enthält hautpflegende Aloe Vera-Extrakte. Viele Neuentwicklungen drehten sich vor allem darum, dem Leder seine typische Wasserscheu auszutreiben – was nützt schon eine wasserdichte Uhr, wenn das Band der Beanspruchung durch das feuchte Element nicht standhält. Mittlerweile überstehen die Armbänder von Hirsch unbeschadet auch den Einsatz beim Wassersport – selbst Tauchgänge bis zu 100 m Tiefe – oder den Besuch in der Sauna. Ein Meilenstein in diesem Bereich war die Performance-Serie, deren Kern aus einem speziellen Naturkautschuk besteht, der mit edlem Leder beschichtet ist. Die ersten Modelle kamen 2014 auf den Markt, ein Jahr später wurde die Serie mit dem renommierten „Red Dot Design“-Preis ausgezeichnet. Das Uhrenarmband als Mode-Accessoire „Die Optik war neben den inneren Werten schon immer ein wichtiges Thema für uns und hat in den letzten Jahren noch stärker an Bedeutung gewonnen, da die Armbanduhr nicht mehr nur ein Instrument zur Zeitanzeige ist, sondern zunehmend ein modisches

Accessoire, mit dem man seinen persönlichen Stil ausdrückt“, erklärt der Juniorchef. Entsprechend ist die Farbpalette immer umfangreicher geworden, und längst gibt es Modelle in den angesagten Trendfarben der Saison – aktuell etwa in bunten Camouflage-Mustern. Das neue Motto „Dress up your Watch“ unterstreicht zudem, wie wichtig das Armband als ästhetisches Element einer Uhr ist. Und dank des Quick Release-Schnellwechselsystems, das mit einem Großteil der gängigen Uhrenmodelle kompatibel ist, kann das Band vom Träger ganz einfach selbst – nach Lust, Laune und passend zum jeweiligen Outfit – getauscht werden. Mit dem Appetizer Tray bietet Hirsch auch eine eigene Box, in der bis zu zwölf Uhrenarmbänder übersichtlich aufbewahrt werden können. Alternative Materialien Trends verfolgt die Produktentwicklung von Hirsch aber nicht nur hinsichtlich der Modefarben, sondern auch bei den Materialien. Zwar glaubt man nicht, dass das Uhrenarmband aus Leder ein Auslaufmodell werden könnte; dem Fakt, dass Produkte tierischen Ursprungs – auch wenn sie wie im Fall von Hirsch natürlich ausschließlich aus zertifizierten Quellen stammen und sämtlichen Richtlinien des Natur- und Artenschutzes entsprechen – von immer mehr Menschen als problematisch gesehen werden, wolle man klarerweise Rechnung tragen. So wurde der Performance Collection


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WeltMeister Österreich Uhrenindustrie

Foto: Hirsch

rengeschäfte und Juweliere zum Beispiel schon eine OberHirsch-Uhrenarmbänder im Sorfläche aus Schiefergestein – datiment –, rückt jetzt das B2Cfür gab es 2018 den InnovaGeschäft stärker in den Fokus. tions- und Forschungspreis des In mehreren Ländern werden Landes Kärnten – oder Birkenunter der Marke „In-Time“ eirinde verpasst. Beide Produkte gene Geschäfte betrieben, über zeichnen sich nicht nur durch die Uhrenarmbänder verkauft eine außergewöhnlich Optik sowie verschiedene Dienstleisaus, sondern sind auch zu 100% tungen im Bereich des Uhrenvegan. und Schmuckservices angebo„Seit etlichen Jahren beten werden. 2019 ging dann mit schäftigten wir uns verstärkt der Neugestaltung der Website mit Alternativen zu Leder. Ak„Im Moment laufen bei uns sehr viele Entwickauch ein Webshop online. tuell laufen sehr viele Projekte, Zudem wurden auch die Akspeziell im Bereich von tierfreilungsprojekte speziell im Bereich von tierfreien und tivitäten in den Sozialen Netzen und nachhaltigen Materialinachhaltigen Materialien.“ werken ausgebaut, um die en, wie zum Beispiel verschieNikolaus Hirsch Community über Produktneudenen Pflanzenfasern“, erklärt heiten zu informieren, modiHirsch und rechnet damit, dass sche Inspirationen, aber auch man im Bereich der veganen Einblick in die Produktion und die Firmenphilosophie zu geben. Produkte in den kommenden Jahren so manche Neuheit wird präDiese direkte Kommunikation mit dem Endverbraucher ist sowohl sentieren können. im Hinblick darauf, Hirsch als Marke sowie das Uhrenarmband auch Auch mit der Integration von Hightech beschäftigt man sich bei als eigenständiges Accessoire – Stichwort Trend zum Zweit- oder Hirsch. 2002 wurde auf der Uhren- und Schmuckmesse in Basel das Drittband – stärker in der Blickpunkt zu rücken, ein wichtiger Faktor. erste Armband mit eingebautem Microchip vorgestellt. Seither fertigt man smarte Armbänder sowohl für Uhrenhersteller als auch Der besondere Tick für Geschäftskunden aus anderen Branchen, wie zum Beispiel BanUhren made in Austria sind bis heute eine Ausnahme; die wenigen ken oder dem Gesundheitswesen. Zeiterfassung und ZutrittskontMarken, die es gibt, können mit der Konkurrenz aus der Schweiz, rolle für die Belegschaft im Klagenfurter Werk erfolgen natürlich Deutschland oder Japan aber durchaus Schritt halten. auch schon mit Wearables aus der eigenen Fertigung, und über die Im Sektor der günstigen Zeitmesser konnte sich Jacques Le2014 von Nikolaus und seinem Bruder Matthäus gegründete Lifemans erfolgreich etablieren. Das 1975 gegründete und in St. Veit an stylemarke NiMa Atelier werden dem Endverbraucher neben moder Glan ansässige Unternehmen hat aktuell rund 600 Uhrenmodischen Lederarmbändern auch solche für das kontaktlose Bezahdelle im Sortiment und beliefert den Fachhandel in 120 Ländern len angeboten. rund um den Globus. Wie zufrieden diese mit den Produkten sind, Die jüngste Neuheit rund um digitale Devices ist ein eigens zeigte Anfang des Jahres eine vom Uhren- und Schmuck-Fachvergeschaffener Adapter, mit dem jetzt auch die immer beliebtere lag Meth Media bei 9.000 Händlern durchgeführte Umfrage, bei die Apple Smartwatch mit einem Hirsch-Armband ausgestattet werMarke in der Kategorie „bis 250 Euro“ zum Lieblingslieferant und den kann. zur „Top-Uhrenmarke“ gekürt wurde. „Diese Ehrungen machen uns besonders stolz, denn sie zeigen, dass wir den Geschmack und Neue Vertriebskonzepte die Ansprüche des Kunden treffen. Das bestärkt uns darin, diesen Mit der Zeit geht das traditionsreiche Familienunternehmen auch erfolgreichen Weg fortsetzen“, erklärt Alfred Riedl, Inhaber und im Vertrieb. Lag der Schwerpunkt in den letzten Jahrzehnten vor Geschäftsführer von Jacques Lemans. allem auf dem Uhrenfachhandel – weltweit haben gut 16.000 Uh-


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Aktuelle Themen, Case-Studies, und umfassender Serviceteil

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WeltMeister Österreich Uhrenindustrie

Foto: Waltz

Foto: Hirsch

zur Tradition, denn schon das Luxusklasse in rot-weiß-rot ursprüngliche Unternehmen In der Luxusklasse spielt mit hatte seinen Produktsstandort Habring ebenfalls eine österreiin der Schweiz, nämlich in La chische Marke mit. Das 2004 Chaux-de-Fonds. Der Bezug zu von Richard und Maria Habring Österreich und speziell zu Wien gegründete Unternehmen ist ist ebenso subtil wie innovativ sogar eine Manufaktur im klas– einerseits im Modellnamen: sischen Sinne, was heißt, dass Waltz No1 soll an den Wiener auch die Uhrwerke selbst entWalzer erinnern, ebenso wie wickelt und gebaut werden. die sich drehende Scheibe, die 2007 wurde ein komplett neu Neben Handarbeit steckt in Hirsch-Uhrenarmbändern auch viel Innovationsgeist. den klassischen Sekundenzeientwickeltes Kaliber mit springer ersetzt. Für das Muster, das die Innenseite des Armbands ziert, gender Sekunde vorgestellt, patentiert und in Produktion genomwurden Anleihen bei Adolf Loos genommen. Um die neue, alte men. Das ist bei vielen renommierten Schweizer oder auch deutMarke bei Händlern, aber vor allem bei Uhrensammlern bekannt zu schen Uhrenherstellern längst die Ausnahme – oft ticken im Innemachen, wurde bisher schon eine Reihe von Präsentationen in ren der Zeitmesser Kaliber von Zulieferern, die „nur“ noch indiviEuropa, den USA und Asien organisiert, zudem hat man auf hochduell adaptiert werden. Die Habrings gehören aber zu dem kleinen, karätigen Branchenevents wie der Baselworld, dem Quatar Show feinen Kreis jener, die so weit als möglich auf das eigene Können Forum oder im Herbst 2019 an der Austria Connect-Ausstellung in setzen – und dazu auch höchst erfolgreich. Immerhin vier Mal wurTokyo anlässlich des 150jährigen Bestehens der Handelsbeziehunde die Marke mit den Grand Prix de la Haute Horlogerie, dem gen zwischen Österreich und Japan teilgenommen. Mit „Oscar“ der feinen Uhrmacherkunst, ausgezeichnet – jediesem Konzept hat man es geschafft, in relativ kurzer weils der Kategorie „Kleiner Zeiger“. Zeit ein Vertriebsnetz mit international renommierten Einen Nachteil hat das Manufaktur-Konzept der HabUhrenhändlern, wie z.B. Hübner in Wien, Chronopassion rings natürlich: Die Kapazität der kleinen Manufaktur, die in Paris, Noble Styling Inc. in Tokio oder The Lavish Attic über einige wenige ausgesuchte Uhrenhändler – neben in Hongkong, aufzubauen. Österreich auch in Deutschland, der Schweiz und bis Bezug zur k&k Zeit nimmt auch Thomas Hiden nach Japan und Australien – verkauft und nur nach mit seiner 2017 gegründeten Marke Viribus Unitis. Bestellung fertigt, liegt bei maximal 200 Uhren pro Die im Mittelpreissegment angesiedelten ModelJahr. Wer sich also eine Habring ums Handgelenk le mit Edelstahl-, Bronze- oder Keramikgehäuse schnallen möchte, braucht ein wenig Geduld. sind betont sportlich, orientieren sich im DeKlasse statt Masse und selektiver Vertrieb sign an klassischen Flieger- und Taucheruhist auch das Motto von Carl Suchy & Söhne, ren und tragen die Namen und Farben vereiner Marke, die in der k&k Monarchie zu den schiedener Heereseinheiten oder spezieller ersten Adressen für anspruchsvolle UhrenfreunFlugzeugtypen aus der österreich-ungarischen de zählte, nach dem Ersten Weltkrieg aber vom Geschichte. Zu diesem recht martialischen Ansatz Markt verschwand und 2017 wiederbelebt wurde. passen auch die Wechselarmbänder, die man zusätzWobei – rein österreichisch ist die Neuauflage nicht. lich im Programm hat und die aus Leder bzw. historiAls Partner für das ambitionierte Projekt hatte sich schen Uniformstoffen- und Details von der Waldviertler Finanzier Robert Punkenhofer den Schweizer UhrmaManufaktur Roman Jandl hergestellt werden und die chermeister Marc Jenni, Mitglied der Académie Horloösterreichische DNA der Uhren (die von Schweizer Selligère des Créateurs Indépendants, und die auf Luxusuhta-Kalibern angetrieben werden) noch zusätzlich unterren spezialisierte Schweizer Manufaktur Vaucher Fleuristreicht. ◆ er mit ins Boot geholt. Das passt allerdings durchaus gut


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Foto: Uwe Strasser

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