Jugendzeitung YAEZ

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November 2009 kostenlos

#42

Die Jugendzeitung Studie:

Warum S. 18 ben Sitzenblei ngt nichts bri

Warum Mädchen und Jungs befreundet sein können –   die Freundschaft aber meist an der Liebe scheitert

Lass uns Freunde bleiben  Ich + Ich

Medienberufe

Franziska Drohsel

Warum Castings nicht berühmt machen 15

Wie man einen Job in den Medien kriegt 12

»Nazis konsequent bekämpfen« 18


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intro 03

Inhalt dieser Ausgabe

für die einen ist Michael Ballack ein gutaussehender Promi in kurzen Hosen, für die anderen ein Sportler mit unglaublicher Ballkontrolle. Die Rede ist von Mädchen und Jungs. Auch wenn sie über das gleiche reden, meinen sie oft etwas ganz anderes. Und so stellen viele in Frage, ob es Freundschaft zwischen Mann und Frau überhaupt geben kann. Und wenn man in die Klassen schaut, gibt es eine Trennung Janos Burghardt Chefredakteur der Geschlechter oft tatsächlich: Mädchen und Jungs bleiben gerne unter sich. Die oft zitierte platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau ist aber kein bloßes Phantom aus der Literatur – Freundschaft sollte doch auch unabhängig vom Geschlecht funktionieren. yaez-Autorin Katrin Brinkmann ist der Frage nach der Freundschaft zwischen Mädchen und Jungs auf den Grund gegangen (»Harry und Sally«, Seite 4) und hat dabei eine ganz erstaunliche Zahl erfahren: Jede dritte Freundschaft zwischen Mann und Frau entsteht aus einer Beziehung. In diesem Licht gesehen ist »Lass uns Freunde bleiben« zwar immer noch ein dummer Spruch für eine Trennung, aber ein klein wenig ist doch Wahres dran. Und jährlich grüßt das Murmeltier Sitzenbleiben in der Schule ist wie Sitzenbleiben im Kino, nur ohne Popcorn und für ein ganzes Jahr. Alles wiederholt sich, nur die, mit denen man zusammen lernt, sind nun andere. Jede Schulbuchseite kommt einem Sitzenbleiber bekannt vor, jede Bemerkung des Lehrers hat den faden Beigeschmack des schon mal da gewesenen. Das soll den Sitzenbleibern jetzt nicht die letzte Motivation nehmen, im besten Fall macht man tatsächlich etwas aus dieser unschönen Situation. Das Problem ist das System des Sitzenbleibens: Es kostet Zeit, Geld und Nerven, und bringt nichts, wie Forscher nun herausgefunden haben. Viel Spaß beim Lesen!

Illustration: Christoph Rauscher; Foto: Verleih

Liebe Leserinnen und Leser,

08 Rockstar Schiller

Titel: Lass uns Freunde bleiben Zwischenspiel: Mädchen-Jungs-Freundschaften scheitern beim Verlieben.....................4 Lippenbekenntnis: Küssen ist nicht nur schön, sondern auch gesund............................6 Quasselstrippen: Was Mädchencliquen von Jungs lernen können...................................7

Rubriken+Standards Wege nach der Schule: Studium, Ausbildung, Praktikum, Ausland oder Dienst.....9 Schulen: In Brasilien entscheidet der Geldbeutel der Eltern, welche Schule man besucht.....14 Film: »2012«, »New Moon – Biss zur Mittagsstunde«, Filme zur Wiedervereinigung........17 Musik: Interview mit einer der erfolgreichsten deutschen Bands – Ich + Ich.......................15 Impressum...........................................................................................................18

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Cover (kleine Fotos): PR, Jakob Hinrichs, Jan Kopetzky; Titelfoto: Jan Kopetzky

17 Twilight: New Moon


04 freundschaft

Harry und Sally Mädchen-Jungs-Freundschaften, kann das gut gehen? Zumindest solange es nicht knistert. Entdeckt einer von beiden seine Gefühle für den anderen, wird es für alle Beteiligten alles andere als leicht Text: katrin brinkmann

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Fotos: jan kopetzky

ch verlor meinen besten Freund Jan mit Anfang 20. Aber nicht der Tod war Schuld. Es war die Liebe. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns erstmal nicht mehr sehen«, hatte er gesagt und die Tür hinter sich zugezogen. Ich blieb allein zurück und konnte es nicht fassen. War das jetzt das Ende unserer Freundschaft? Was sollte ich denn ohne ihn machen? Gemeinsam hatten wir ganze Nächte verquatscht, über die Zukunft, unsere Träume, die Liebe sinniert. Und uns dabei gegenseitig unsere musikalischen Neuentdeckungen vorgespielt. Bei meinem Umzug in die neue Wohnung schleppte Jan freiwillig meinen wuchtigen Schrank. Und wenn es mir schlecht ging, rief ich ihn an und zehn Minuten später stand der mit einer Packung Schokoeis vor meiner Tür. Nie langweilten wir uns miteinander. Wir verstanden uns einfach gut. Vielleicht zu gut.

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Psychologen nennen so was »Harry-und-Sally-Syndrom«. In der amerikanischen Liebeskomödie ist es der skeptische Harry (gespielt von Billy Crystal), der die These aufstellt: »Männer und Frauen können nie nur Freunde sein, der Sex steht immer zwischen ihnen.« Am Ende behält er Recht. Besonders Männern fällt es schwer, bei der besten Freundin nicht auch ans Fummeln zu denken. Laut einer Untersuchung der Psychologinnen Cornelia Rohde-Höft und Regine Heißenbüttel-Röhr von der Universität Oldenburg fühlen sich 44 Prozent der befragten Männer von ihrer besten Freundin angezogen. Bei den Frauen sind es nur 31 Prozent. Ein weiteres Hindernis liegt in unserer Erziehung: In der Schule werden wir erst darauf geeicht, uns aus dem Weg zu gehen (»Mädchen spielen doch eh nur mit Puppen«), und später in der Pubertät darauf, im anderen Geschlecht das Objekt der Begierde zu sehen.


freundschaft 05 Nach der Sache mit Jan habe ich gesagt: Nein! Klappt nicht. Heute weiß ich: Eine platonische Freundschaft zwischen Junge und Mädchen kann

Können Jungs und Mädchen dann überhaupt Freunde sein?

»Da läuft doch was!«: Wenn Freund und Freundin sich in den Arm nehmen, werden die meisten misstrauisch

doch funktionieren! Dank Markus. Ich habe ihn bei einem Praktikum kennengelernt. Wir verstanden uns sofort. Ich lachte Tränen, wenn er mir per Mail witzige YouTube-Videos schickte. Er liebte die Musik, die ich ihm auf CDs brannte. Gemeinsam lästerten wir bei einem Feierabend-Pils über die Macken unserer Partner. Aber immer waren die Fronten geklärt. Wir steckten jeweils in festen Partnerschaften. Überhaupt ist mit ihm alles so entspannt. Wenn er vorbeischaut, muss ich weder den Bauch einziehen, noch auf meine alte Jogginghose verzichten. Und kippt er auf einer Party betrunken vom Barhocker, rege ich mich nicht auf – er ist ja schließlich nicht mein Freund. Zum Glück sahen unsere Liebsten das ebenso entspannt. Denn so eine Mädchen-Jungs-Freundschaft bietet den perfekten Nährboden für Eifersucht. Die Vorstellung, dass die eigene Freundin sich einmal in der Woche mit einem anderen Jungen trifft und dabei Geheimnisse austauscht, behagt den meisten gar nicht. Besonders das Umfeld reagiert auf diese Konstellation meist höchst misstrauisch und mit klaren Unterstellungen: »Da läuft doch was!« Weil sich eben keiner vorstellen kann, dass mal nichts läuft, wenn Mädchen und Junge sich häufig sehen, sich in den Arm nehmen oder sich beim jeweils anderen ausheulen. Das passt nicht in unser traditionelles Bild. Dabei hat es nur Vorteile, eine beste Freundin und einen besten Freund zu haben! Mit ihr suche ich nach Makeln bei den »Germany’s Next Topmodel«Kandidatinnen, mit ihm die Anschlussfehler bei Star Wars. Sie weiß genau, welcher Schal zu welchem Top passt – er kann mir endlich die AbseitsRegel erklären. Sie versteht, warum Reden in einer Beziehung so wichtig ist – er, warum Mann manchmal lieber schweigt. Wer einen besten Freund hat, braucht keinen professionellen Beziehungsberater. Aber was, wenn doch etwas lief? Kann aus Liebe Freundschaft werden? Die Berliner Freundschaftsforscherin Ann-Elisabeth Auhagen fand heraus, dass immerhin 30 Prozent aller Mann-FrauFreundschaften aus Partnerschaften hervorgehen. Sicher wird man trotzdem leiden, auch wenn man Angehörigen. Aber man wird trotzdem in Kontakt sich freundschaftlich trennt. Weil ein Scheitern in bleiben. Und wenn man nur bei Facebook schaut, der Liebe, diesem ultimativen Glücksziel, einfach was der andere geschwer zu akzeptierade so treibt. Weil ren ist. Nach längeren einen mehr verbindet Beziehungen kann es 30 Prozent aller Mann-Frauals trennt. Und je zuMonate dauern, viel- Freundschaften gehen aus friedener sich beide leicht sogar Jahre, Partnerschafter hervor in verschiedene Richbis die Scherben zutungen entwickeln, je sammengekehrt sind. glücklicher sie in einer neuen Beziehung sind, desto Richtiger Liebeskummer ist eine traumatische Ereinfacher gelingt die Freundschaft. fahrung. In der psychologischen Stress-Skala steht Vor einem Jahr habe ich Jan wiedergetroffen. Ich eine Trennung auf Platz zwei, nach dem Tod eines

hatte in der Stadt zu tun, in der er heute lebt. Gemeinsam mit seiner Freundin. Wir haben uns auf ein Bier verabredet. Seit er gegangen war, haben wir das nicht mehr gemacht. Plötzlich war alles wie früher: Wir haben in alten Zeiten geschwelgt, über Feten, Freunde, unser früheres Leben geredet. Und viel gelacht. Es war schon sehr spät, als wir uns zum Abschied fest umarmten. Für einen kurzen Augenblick sahen wir uns an und ich glaube, wir waren beide traurig. Weil wir erkannten, dass es nie mehr so werden würde wie früher. Dass wir beide einen Freund verloren haben. •

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06 freundschaft

Viel-Küsser leben länger Er ist das Symbol für Zuneigung und Liebe: der Kuss. Aber wusstest du, dass Lippenbekenntnisse auch gesund sind? Text: ineke haug

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ls Kinder fanden wir es einfach nur eklig, ritualisierten Fütterung ist. Früher zerkauten die wenn sich Erwachsene küssten. Und es Mütter nämlich die Nahrung für ihre Kinder und stimmt natürlich, beim Küssen wechgaben sie von Mund zu Mund an sie weiter. Weil seln auch unzählige Viren und Baktedas eine sehr angenehme Erfahrung war, wurde sie rien den Besitzer. Das hört sich nicht gerade einlaeinfach in Form von Küssen beibehalten. Die zweite dend an, wirkt aber wie eine Schluckimpfung auf Gruppe sieht das Küssen als eine Art Prüfung, bei unser Immunsystem: Es lernt die fremden Mikroben kennen »Durch den Kuss entsteht eine besondere und kann dann nicht mehr so Bindung zwischen zwei Menschen« leicht von ihnen aus der Bahn geworfen werden. Manche Mediziner glauben sogar, dass häufiges Küssen die der wir anhand des Speichelgeschmacks testen, ob Lebenserwartung um bis zu fünf Jahre verlängert. unser Immunsystem mit dem des Partners harmoAuch die Psyche profitiert von der feuchten Sympaniert. Bei der Partnerwahl bevorzugen wir intuitiv thiebekundung. Die Verhaltensforscherin Elisabeth Küsser mit einem Immunsystem, das unserem eiOberzaucher erklärt: »Beim Küssen werden Endorgenen nicht entspricht, und erhöhen so die Lebensphine ausgeschüttet; gleichzeitig entsteht durch erwartung unseres Nachwuchses. den Kuss eine besondere Bindung zwischen zwei Menschen und diese Kombination löst ein starkes Reine Gefühlssache Glücksgefühl aus.« Wann ist denn nun der richtige Zeitpunkt für den ersten Kuss und wie lange soll er dauern? Den KussWer hat’s erfunden? Rekord von 31 Stunden, den ein englisches Pärchen Bei der Frage, warum wir uns eigentlich küssen, aufgestellt hat, sollte man sich nicht zum Vorbild streiten sich die Evolutionsforscher. Das eine Lager nehmen, aber prinzipiell gibt es keine Richtliist überzeugt, dass das Küssen ein Überbleibsel der nie dafür, wie intensiv der erste Kuss sein sollte.

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Er darf ruhig leidenschaftlich sein, aber nicht zu draufgängerisch, sonst läuft man Gefahr, den Anderen zu verschrecken. Ratsam ist es, sich nicht allzu viele Gedanken zu machen. Klar, der erste Kuss ist ein besonderer Moment, aber wer allzu viel darüber nachdenkt, zerstört die Atmosphäre. Am besten einfach auf die Intuition vertrauen und den Augenblick genießen. Beruhigend für alle, die sich für schlechte Küsser halten: Sigmund Freud war der Meinung, Küssen sei ein Instinkt, der uns angeboren ist – schlechte Küsser gibt es demnach also gar nicht. Mille baci, grosses bises Küssende Pärchen im Park gehören bei uns zum Stadtbild. In Japan sind sie undenkbar, denn im Land des Lächelns gelten selbst Wangenküsse als höchste Intimität, Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind tabu. Ganz anders in Frankreich: 85 Prozent der Franzosen gaben bei einer Umfrage an, sich für die weltweit besten Küsser zu halten. Kein Wunder, dass der Zungenkuss im Englischen »French Kiss« genannt wird. Uns Deutschen dagegen fehlt es leider an Selbstbewusstsein – nur 30 Prozent halten sich für Knutsch-Weltmeister. •


illustration: katia fouquet

Frauen wollen ständig alle Missverständnisse aus der Welt räumen. Und deshalb reden sie ununterbrochen. Schade eigentlich, findet Kira Brück

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ädels reden viel. Kommunikation bedeutet ihnen alles. Das fängt bei der Organisation eines Mädchen-Treffens an: »Lass uns zum Quatschen treffen.« Jungs treffen sich zum Champions-League-Abend oder zum Joggen. Wenn es sich ergibt, wird auch geredet. Mädchen treffen sich zum Reden. Und wenn es sich ergibt, wird gejoggt. Für uns Frauen ist Quatschen nämlich schon genug Sport. Nach zwei Stunden intimster Gespräche fühlen wir uns innerlich so aufgeräumt wie ein Typ nach dem Krafttraining. Wir sind dann ausgeglichen, mit uns im Reinen, ja geradezu körperlich und seelisch entspannt. Weil wir wissen, dass da eine ist, die uns versteht. Die immer und immer wieder beteuert, dass es ihr genauso geht mit den Männern, der Ernährung, den Klamotten und dem komplizierten Leben an sich. Hier liegt auch der Schlüssel zum weiblichen Dampfgequatsche: Wir wollen verdammt nochmal verstanden werden! Wir wollen Seelenverwandtschaft! Wir brauchen Verbündete! Wir müssen alle Missverständnisse dieser Welt klären. Mit Reden. Und dafür geben wir alles, was die Kommunikation hergibt: Erklären, Reflektieren, Bewerten. Ich bin auch so eine. Wenn ich im Stau stehe, freue ich mich. Denn dann werden meine Mädels telefonisch abgeklappert. Im Stau hat man aufgrund des Mangels an Alternativen die Legitimation zum Reden. Im Auto habe ich schon ganze Gesprächstherapien abgehalten – nicht nur am Telefon. Schließlich ist so ein Auto der perfekte Platz für all den seelischen Müll, den man als Frau aus sich heraus reden muss: Man ist definitiv unter sich, es ist gemütlich und bei Bedarf kann man doch noch ins Kino fahren. Wenn ich meine Mädels zum Ausgehen abhole, kommen wir oft nicht bis zur ersten Bar, sondern bleiben mit den wichtigen Themen des Lebens im Auto hängen. Die ganze Nacht. Es gibt aber auch die Momente, in denen ich leer gequatscht bin. Doch. Dann habe ich alles gesagt. Doch, doch, doch. In der Sauna zum Beispiel. Da möchte ich meine Ruhe haben. Aber immer dann, wenn ich in der Wärme schön wegdöse, kommen zwei Freundinnen rein und plaudern ungeniert, als wäre niemand anwesend. Das ist meistens peinlich. Für die Mädels. Weil alle mithören. Selbst wenn sie flüstern. Dann schäme ich mich ein bisschen für die Frau an sich: Weil sie sich nicht zügeln kann und nicht versteht, dass es für alle Menschen Momente gibt, in denen Funkstille herrscht. Aber gegen die weibliche Kommunikationswut ist kein Kraut gewachsen und manchmal schlägt sie ins Negative um. Dann merke ich, dass es Mädels gibt, die nicht nur von der besten Freundin verstanden werden wollen. Sondern von allen Saunagängern, dem ganzen Zugabteil, der ganzen Welt. Das ist ein bisschen traurig. •

Männerfreundschaften brauchen kein Gequatsche. Manchmal macht erst das mädchenhafte Besprechen von Beziehungen echte Freundschaft aus, findet Marc Röhlig

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igentlich gibt es zu einer echten Männerfreundschaft gar nichts zu sagen. Die ist halt so. Punkt. Frauen mögen da unendlich viele Worte finden, um ihre Zuneigung zueinander zu beschreiben – Männer tun das nicht. Punkt. Aber dann wäre dieser Text schon zu Ende. Was also macht eine richtige Beziehung zwischen Kerl und Kerl aus? Wann wird einer vom Kumpel zum Freund? Freunde, das gilt meiner Meinung nach geschlechts-, alters- und herkunftsunabhängig, sind erst mal schnell gefunden. An jeder Straßenecke können die stehen. Wer sich verschließt, wer andere erst auf Interessen und Gemeinschaften hin abklopft, der findet keine. Er wird vielleicht das Glück haben, nie zu erfahren, was ein »falscher Freund« ist. Er wird aber auch leider das Pech haben, gar nicht erst eine große Truhe an guten Freunden anlegen zu können. Also der Grundstein zur Kumpelei, der lässt sich bei beiderlei Geschlecht schnell legen. Jungs im Besonderen sind nun zwar nicht so kontaktfreudig wie Mädchen, dafür aber unkomplizierter. Wir finden also keine Freunde, weil wir auf dem Schulhof andere für ihr Outfit loben oder nach einem Kinobesuch die Begeisterung oder Enttäuschung mit dem fremden Sitznachbarn teilen. Aber wir finden Freunde, weil wir solch kleine Zufälle trotzdem registrieren. Und uns dann einfach mal zunicken. Dass der Kumpel zum richtigen Freund wird, das ist nun ein langer und unerforschter Prozess. Es hat nichts mit der Dauer der Facebook-Verlinkung zu tun. Und auch nicht mit der Anzahl an gemeinsamen Partys. Es hat nichts mit Raufereien beim Campingurlaub und auch nichts mit dem Mädel zu tun, das beide mal geküsst haben. Und doch hat es mit all dem zu tun. Wir Jungs sind auf dem Weg zum Erwachsenen wahrscheinlich orientierungsloser als Mädchen. Wir machen Fehler und wir fahren Siege ein; wir leiden, wir lieben, alles zum ersten Mal. Wir wollen und können uns dabei nicht so leicht mitteilen, weder den Eltern, noch der Freundin, noch irgendeinem Kumpel. Aber irgendwie würden wir das gerne mal. Wenn es also dann jemanden gibt, von dem wir nicht nur annehmen – nein, bei dem wir spüren können: dem geht’s genauso wie mir – dann ist das plötzlich ein Freund. Und dann wird es plötzlich möglich, auch mal, nun ja, Mädchenmomente miteinander zu verbringen. Was ein Mädchenmoment ist? Na, eben so Beziehungskram besprechen und nicht einfach nur schlüpfrige Witze drüber machen. Und das vielleicht sogar auf einer Wiese am See im Abendrot. Und da wissen wir dann, dass eben eine richtige Männerfreundschaft besiegelt wurde. Sicherheitshalber haben wir noch Bier dabei. Sonst wäre das mit der Sonne echt zu kitschig. Punkt. •

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08 schule

Rockstar Schiller Deutschlehrer wollen uns Friedrich Schiller oft als verkopftes Genie verkaufen. Dabei war Schiller der coolste Hund des 18. Jahrhunderts. Eine Enthüllungsgeschichte zum 250. Geburtstag Text: kira brück illustration: CHRISTOPH RAUSCHER

F

ür viele ist Schiller einer zum Abgewöhnen, unsere Assoziationen mit ihm sind furchtbar: Weil wir »Wilhelm Tell« in der Schule lesen müssen. Weil wir bei der fünfstündigen Theaterinszenierung von »Don Carlos« einschlafen. Weil kein Lehrer und kein Regisseur und kein Feuilletonist wahrhaben will, dass Schiller Deutschlands erster richtiger Rockstar war. Auch deshalb sollten wir uns Schiller schnellstens angewöhnen. Revoluzzer, Rebell, Frauenheld 1782: Schon als 22-Jähriger ist Schiller ein Draufgänger. Er türmt als politischer Flüchtling aus dem Herzogtum Württemberg, weil man ihm dort das kritische Schreiben verbietet. Schillers Ansichten sind dem zensurbesessenen Landesherrn Carl Eugen zu revolutionär. Dieser macht keine Witze: Wenn Schiller weiter schreibe, lande er auf unbestimmte Zeit im Knast. Aber Schiller hat ein ganz heißes Ding geschrieben, »Die Räuber«. Er kann es nicht erwarten, sein Debüt uraufgeführt zu sehen – im streng konservativen Württemberg undenkbar. Also tritt der junge Dichter die Flucht aus der Heimat an und türmt nach Mannheim. Im 18. Jahrhundert, wo Deutschland, einem Flickenteppich gleich, in kleine Herzogtümer eingeteilt ist, ganz klar Ausland. So hinterlässt Schiller nicht nur einen wütenden

Schiller ist ein Rebell Herzog, sondern gibt auch seine sichere Karriere als Regimentsmedikus auf. Für Schiller kein Problem, er ist ohnehin ein lausiger und leidenschaftsloser Arzt. Also begeht er als Militärdoktor eiskalt Fahnenflucht. Kompromisse sind halt nicht Schillers Ding: Fortan schreibt er, was er will. Lieber auf der Flucht sein, als mit Zensur leben. Lieber chronisch pleite sein, anstatt als Arzt zu versauern. Das alles für Gedankenfreiheit. Schiller ist ein Rebell, der sich für seine Ideale in Lebensgefahr begibt. Wer das im Hinterkopf hat, liest Schillers Dramen mit anderen Augen.

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With a little help from his friends Schiller ist zeit seines Lebens in Geldnot, krank oder auf der Flucht. Außerdem fehlen ihm oft die richtigen Kontakte zu einflussreichen Leuten. Sein Glück ist es, dass ihm stets gute Freunde und Gönner zur Seite stehen, die ihm Geld leihen, ihm eine Bleibe geben oder ihn in die richtige Gesellschaft einführen. Zahlmeister der ersten Stunde ist der Musikstudent Andreas Streicher, mit dem Schiller in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Stuttgart nach Mannheim flieht. Unter falschem Namen kommen sie über die Grenze. Dort erleben sie die Uraufführung der »Räuber«. Das Publikum ist begeistert, die Damen fallen in Ohnmacht: Obwohl Schiller seinen Plot in der Vergangenheit spielen lässt, dechiffrieren die Zuschauer seine Gegenwartskritik. So viel Realität und Brutalität hat man bis dato auf keiner deutschen Bühne gesehen. Schiller wird zum Shootingstar der Theaterszene, er setzt die brandheißen Themen der Zeit mit Spannung und Sprachgefühl um. Klar, dass er damit auch aneckt. Schiller enfant terrible der deutschen Literaturszene des 18. Jahrhunderts.

Schiller lässt Frauen staunen Schiller hat einen schweren schwäbischen Akzent, den er auch im vornehmen Weimar nicht ablegt, womit er in der feinen Gesellschaft nicht unbedingt punktet. Schiller, immer pleite, meistens auf der Flucht und oft krank, hat trotzdem einen Schlag bei den Frauen: Sein inneres Feuer macht ihn zum Helden. Schillers Freiheitsdrang hat Sexappeal und seine Intelligenz lässt die Frauen schwach werden. Frauen lieben Rebellen, Revoluzzer, wilde Typen. Das geht an Schiller nicht vorbei: Immer wieder bandelt er mit Frauen an, verliert sich dann und wann in aussichtslosen Liebeleien. Beispielsweise begehrt er die 17-jährige Tochter seiner Gönnerin Henriette von Wolzogen aufs Tiefste. Der mittellose Bürgerliche ist zwar gern gesehener Gast, aber bei weitem weder vornehm noch adelig genug für das junge Fräulein. Außerdem soll er ein Verhältnis mit seiner älteren Vermieterin in Mannheim unterhalten haben. Dann hat Schiller jahrelang eine intime Beziehung mit der verheirateten Charlotte von Kalb, die sich später von ihrem Mann scheiden lassen will, um frei für Schiller zu sein. Doch zu diesem Zeitpunkt hat sich Schiller zu einer Verlobung mit Charlotte von Lengefeld entschieden, nachdem er lange Zeit zwischen dieser und deren Schwester Caroline stand. Sein Problem: Er begehrt beide zu gleichem Maße und jede von ihnen hofft auf Schillers Antrag. Dabei ist Schiller mit seiner ewigen Geldnot alles andere als eine gute Partie. Sei’s drum. Schiller ist eben ein richtiger Rockstar. Den heiratet man nicht für seinen Kontostand. Größenwahnsinnig? Großartig Nicht nur die Frauen und das Publikum sind von Schiller überwältigt – auch der Dramatiker selbst findet sich ziemlich genial. Das Idealbild des Genies, welches die Stürmer und Dränger propagieren, lebt Schiller kurzerhand selbst aus. Ohne diese größenwahnsinnige Einstellung hätte es Schiller nie zum bedeutendsten Dramatiker der deutschen Aufklärung geschafft. Auch einer wie Superstar Robbie Williams muss an sich selbst glauben, um andere faszinieren und mitreißen zu können. Friedrich Schiller ist also der erste Popstar, den wir hatten. Das sollte uns klar sein, wenn wir seine Texte lesen. •


Nach der Schule gibt es die Qual der Wahl: Studium oder . Eine Ausbildung, Freiwilliges Jahr oder Auslandsaufenthalt bei lichen exklusive Umfrage zeigt jetzt, dass die meisten Jugend . dieser Entscheidung nicht nur an die Karriere denken Jugendliche zu ihren Zukunftsplänen nach yaez hat zusammen mit der Internetcommunity Habbo 2144 Bild: Jugendliche setzen auf Werte, die der Schule befragt. Die Ergebnisse zeigen ein überraschendes angegeben, später einmal Kinder haben sie auch von Zuhause her kennen. 86 Prozent der Teilnehmer die Hälfte der Befragten möchte Knapp . heiraten zu haben zu wollen. Genauso viele planen, einmal bringen lässt. Nach der Schule Familie einer mit g Einklan in sich sie nur dann Karriere machen, wenn ein Studium an, ein weiteres Drittel eine wollen nur die wenigsten eine Pause: Über 50 Prozent streben wollen sich bilden, aber erwarten faire iche Ausbildung. Die Botschaft an die Wirtschaft ist klar: Jugendl angesagt. mehr nicht eben age Arbeitsplätze. Reines Karrieredenken ist heutzut

Schnupperkurs in die Realität: Das Praktikum

Für Wissensdurstige und Faulenzer: Studieren

Wer sich für ein Studium entscheidet, möchte viel Neues lernen und das in der Schule gelernte Wissen spezialisieren. Die Wahl des Studienfaches ist dabei nicht leicht. Hilfestellung bieten Berufsberater, Uni-Schnuppertage oder Tests, welche von Unis oder auch zum Beispiel von den Arbeitsagenturen angeboten werden. Die Bewerbung läuft entweder über die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) oder über die Unis selbst. In den meisten Bundesländern werden inzwischen 500 Euro Studiengebühren pro Semester verlangt, hinzu kommt die Verwaltungsgebühr der jeweiligen Hochschule. Hilfe bei der Finanzierung bieten aber spezielle Studierendenkredite und das BAföG.

texte: christiane traub

illustration: jakob hinrichs

Wen das Fernweh packt: Der Auslandsaufenthalt Nie wieder wird die Zeit für längere Reisen so günstig sein wie in der Zeit nach dem Schulabschluss. Ein ungezwungener Trip durch Südostasien oder doch eher die Mitarbeit an einem Kinderhilfsprojekt in Südamerika? Die authentischsten Antworten findet man bei Bekannten, die eine längere Auslandsreise hinter sich haben. Sie können am eindrucksvollsten von ihren Erlebnissen berichten und beraten. Erfahrungsberichte im Internet oder auch die Beratung diverser Agenturen helfen dann, die richtige Entscheidung zu treffen und vorbereitet abzureisen.

Für diejenigen, die nach ihrem Schulabschluss zwar schon eine Idee haben, in welchem Berufsfeld sie arbeiten möchten, sich aber noch nicht sicher sind, welcher Beruf es genau sein soll, ist das Praktikum richtig. Es dient vor allem der Orientierung und bietet die perfekte Gelegenheit, in ein Unternehmen reinzuschnuppern und das reale Arbeitsleben kennenzulernen. Hier bewirbt man sich direkt in einem Betrieb für eine bestimmte Zeit. Je nach Branche, Tätigkeit und Länge der Hospitanz werden Praktika bezahlt, andere müssen unentgeltlich abgeleistet werden. Verläuft das Praktikum gut, bieten manche Unternehmen sogar eine Lehr- oder Werkstudentenstelle im Anschluss an.

Der schnelle Einstieg in die Arbeitswelt: Ausbildung Eine Ausbildung ist meistens praktischer orientiert als ein Studium, aber in der Regel anstrengender. Neben der Tätigkeit im Ausbildungsbetrieb, während der man ganz normal arbeitet, muss eine Berufsschule besucht werden. Auch hier bieten Berufsberater und Arbeitsagenturen Eignungs- und Talent-Tests an, um den richtigen Ausbildungszweig zu finden. Bewerben muss man sich bei den Betrieben direkt, je nach Branche wird in den Bewerbungsgesprächen auch ein kleiner Praxistest durchgeführt. Eine Ausbildung dauert in der Regel zwei bis drei Jahre, wird im Gegensatz zum Studium aber bezahlt.

Dienen und lernen: Wehrdienst, Zivildienst und Freiwilliges Jahr

Habbo ist ein virtuelles Hotel, in dem sich Nutzer als Avatare in öffentlichen Räumen treffen oder eigene Räume gestalten können. In Habbo gibt es Star-Events, man kann Haustiere pflegen oder sich mit Freunden austauschen. Die Umfrage wurde unter den Nutzern von Habbo durchgeführt, 91 Prozent der Befragten waren zum Zeitpunkt der Befragung Schüler. www.habbo.de

Für die meisten Jungs steht nach der Schule der Dienst an der Waffe auf dem Programm. Alternativ kann auch der Zivildienst in einer sozialen Einrichtung angetreten werden. Sowohl der Zivildienst als auch der Wehrdienst werden vergütet. Mittlerweile ist als Zivildienst aber auch ein Freiwilliges Jahr anerkannt – das können auch Mädchen machen. Hier arbeitet man gegen eine sehr geringe Aufwandsentschädigung ein Jahr lang im kulturellen, sozialen oder ökologischen Bereich. Sowohl Zivildienst als auch ein Freiwilliges Jahr können im Ausland absolviert werden.


10 schule

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Wenn Schüler an Rendite denken Ein eigenes fiktives Unternehmen gründen und mit etwas Glück tolle Preise gewinnen: Der Deutsche Gründerpreis für Schüler geht in die nächste Runde Text: Carmen Leimann

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b sofort können alle Schüler ab 16 Jahren wieder am Schülerwettbewerb des Deutschen Gründerpreises teilnehmen. Das besondere an diesem Wettbewerb: Durch praktische Aufgabenstellungen, mit denen Unternehmen jeden Tag konfrontiert sind, kann man als Schüler lernen, was wirtschaften heißt. Alles was du für die Teilnahme tun musst, ist dich bis zum 12. Februar 2010 zusammen mit drei bis fünf Mitschülern auf der Internetseite des Deutschen Gründerpreises zu registrieren und dort eine Unternehmensidee anmelden, die ihr im Rahmen des Wettbewerb weiterentwickeln wollt. Grundsätzlich sind dabei alle Geschäftsideen erlaubt. Im Verlauf des Onlinespiels werden euch dann Aufgaben gestellt für deren Lösungen ihr Punkte erhaltet. Ihr müsst Kontakte zu realen Unternehmen aufnehmen, eure Produkte vermarkten und einen Businessplan erstellen. Eure Arbeit wird natürlich auch belohnt: Insgesamt 6000 Euro Preisgeld winken den zehn besten Teams, den fünf Besten sogar noch ein mehrtägiges Persönlichkeits- und Managementtraining. Alle Teilnehmer bekommen zudem ein Teilnehmerzertifikat und eine Siegerurkunde für die Bewerbungsmappe. Der Deutsche Gründerpreis wird seit 1997 jährlich in den Kategorien Lebenswerk, Schüler, Startup, Aufsteiger und als Sonderpreis für außergewöhnliche Unternehmerleistungen vergeben. Ziel der Auszeichnung ist es, Gründer und Unternehmer in ihrem Handeln zu bestärken. Unterstützt wird der Gründerpreis vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. • www.deutscher-gruenderpreis.de/schueler ANZEIGE

Das erste Mal – und andere »Katastrophen«

Beim Erwachsenwerden hilft das Sachbuch »Sex, Zahnspangen und der andere Stress« Es gibt nichts Peinlicheres als Sexualkundeunterricht in der Schule: Der altväterliche Biologielehrer steht mit hochrotem Kopf vorne und druckst herum, die Mädels kichern verschämt und die Jungs reißen starke Sprüche. So macht Aufklärung keinen Spaß! Wer sich als Jugendlicher wirklich kompetent und gleichzeitig unterhaltsam mit den Veränderungen im eigenen Körper beschäftigen möchte, ist mit dem Sachbuch »Sex, Zahnspangen und der andere Stress« bestens bedient. Denn es kommen darin alle Themen rund um’s Erwachsenwerden mit entsprechender Lockerheit vor, ohne auf die nötige Sachlichkeit zu verzichten. Die Cartoon-Figuren, die alle Infos begleiten, bringen Themen wie das erste Mal oder den Frauenarztbesuch genauso direkt zur Sprache wie die drängenden Fragen zu Safer Sex, Selbstbefriedigung, Homosexualität oder Penisgröße. Man findet also seine eigenen Ängste oder heimlichen Befürchtungen in den Cartoons wieder – und erhält hilfreiche Antworten. Daneben kommen aber auch die biologischen Grundlagen und sozialen Aspekte nicht zu kurz: Was passiert in meinem Körper? Wieso wachsen mir Barthaare? Warum habe ich plötzlich ständig Zoff mit meinen Eltern? Und im Anhang finden sich nützliche Hinweise zu Websites und ein umfassendes Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe erklärt werden. So macht Aufklärung nicht nur Spaß – sondern auch stark. Jacqui Bailey »Sex, Zahnspangen und der andere Stress: Pubertät überstehen – so geht’s« 112 Seiten, 19,50 €, Verlag an der Ruhr ISBN: 978-3-8346-0442-2


schule 11

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In guter Gesellschaft Rund 250.000 Schüler bleiben in Deutschland jährlich sitzen – und dürfen sich das gesamte Schuljahr nochmals in der Wiederholung anhören. yaez zeigt, wo besonders oft sitzen geblieben wird – und wo besonders selten

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eun Millionen Schüler gibt’s in Deutschland und knapp jeder 40. schafft den Sprung in die höhere Klassenstufe nicht. Diese Zahlen gelten für das Schuljahr 2007/2008 und wurden in einer Studie der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht. Mit einer Wiederholerquote von 1,7 Prozent schneidet Baden-Württemberg noch am besten ab – die Schwaben sparen sich wohl den Mehraufwand. Im Gegensatz dazu drehen die bayerischen Schüler die meisten Ehrenrunden. Hier liegt die Quote bei 3,6 Prozent. Unterschiedlicher könnte der Süden der Republik nicht aussehen! Dass es auch anders geht, zeigen – wieder einmal – die Finnen. Gerade 0,4 Prozent der finnischen Schüler wurden 2007 nicht versetzt. Die Forscher gaben sich damit aber nicht zufrieden, berechneten die Kosten, die wegen der Ehrenrunden jährlich anfallen, und kamen auf stolze 931 Millionen Euro allein in Deutschland. Besonders traurig daran: Gleichzeitig konnte keine Leistungsverbesserung bei Wiederholern festgestellt werden. Teuer und nutzlos, so lassen sich die Ergebnisse der Forscher also zusammenfassen. Einige Länder reagierten sofort. Hamburg will Sitzenbleiben ganz abschaffen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wollen gefährdete Schüler individuell fördern – was sich erstmal toll anhört, aber in der Schule wohl kaum umsetzbar ist. Übrigens: Einige Sitzenbleiber haben es richtig weit gebracht. Harald Schmidt, Edmund Stoiber und Peer Steinbrück mussten auch eine Ehrenrunde drehen. Und ehrlich gesagt Verona Pooth auch, wen wundert es. • 2,0 2,5

3,1

3,4

2,4 3,2 2,6 2,3

2,1 3,4 2,2

Anteil der sitzengebliebenen Schüler im Schuljahr 2007/2008 (in %)

2,4

3,6

1,7 Illustration: Jakob Hinrichs Quelle: Klassenwiederholungen – teuer und unwirksam. Bertelsmann Stiftung, 2009

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illustration: jakob hinrichs

BRANCHENZOOM: MEDIEN

Irgendwas mit Medien Medien bestimmen den Alltag von Jugendlichen – kaum verwunderlich, dass viele von einer Arbeit in der Medienbranche träumen. Doch die Berufe bieten nicht nur Glamour. Hinter den Kulissen wird genauso hart geschuftet, wie in jeder anderen Branche auch Text: anne allmeling

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nnas Terminkalender ist ein Kapitel für sich. Montag, Dienstag, Mittwoch – keine Zeit. Donnerstag? Vielleicht ein Treffen gegen fünf, da ist noch eine Stunde Luft. Das Wochenende jedenfalls ist schon verplant. Aber Anna macht das nichts aus. Im Gegenteil: Sie ist gerne unterwegs. Morgens in Bonn, mittags in Köln, abends in Essen – für die 25-Jährige ist das ganz normal, denn es gehört zu ihrem Beruf. Anna Kuhn-Osius arbeitet als freie Journalistin – und sie liebt ihren Job. »Ich sitze nicht nur im Büro, sondern gehe auch raus, mache Reportagen«, erzählt die 25-Jährige, die vor allem für den Auslandsrundfunk Deutsche Welle arbeitet. »Ich liebe es, Geschichten zu erzählen, zu schreiben, immer wieder neue Dinge zu lernen, neue Themen zu bearbeiten. Und ich wollte einen kreativen Beruf, in dem ich nicht von morgens bis abends im Büro sitzen muss, sondern Menschen treffen und reisen kann.« Bevor Anna als Reporterin beim Radio anfing, musste sie erst einmal eine ganze Menge leisten.

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Anna hat ein sehr gutes Abitur gemacht und mit ihrer Spitzennote einen der begehrten JournalistikStudienplätze an der Universität Dortmund ergattert. »In Deutschland gibt es Hunderte kommunikationswissenschaftliche Medien-Studiengänge, aber viele davon sind weit vom praktischen Arbeiten entfernt«, erzählt sie. »Der Studiengang in Dortmund ist vom ersten Tag an sehr nah an der Praxis – und vor allem: Ein Redaktionsvolontariat ist in den Studiengang integriert. Ohne Volo geht im Journalismus gar nichts!« Ein Jahr lang hat Anna beim WDR in verschiedenen Radio- und Fernsehredaktionen gearbeitet, den journalistischen Alltag kennen gelernt und bestimmte Themen und Techniken in Seminaren vertieft: Wie man ein Interview führt zum Beispiel, oder was einen guten Fernsehbeitrag ausmacht. »Davon habe ich sehr profitiert«, sagt Anna. Noch während des Studiums konnte sie nebenbei für verschiedene Rundfunkanstalten arbeiten. Inzwischen hat sie ihr Diplom in der Tasche und arbeitet ganz offiziell als »Freie«. »Ich habe monatlich kein festes

Gehalt, sondern werde nur für die Tage bezahlt, an denen ich auch wirklich gearbeitet habe«, erzählt Anna. »Da gibt es Monate, in denen ich mich totarbeite, und Monate, in denen ich nicht so viel zu tun habe. Ich bin immer abhängig von den fest angestellten Redakteuren.« Einer dieser fest angestellten Redakteure ist Roman Stumpf. Der 31-Jährige arbeitet in der Redaktion »Wirtschaft und Recht« des WDR. Er plant Sendungen wie »Markt«, spricht die einzelnen Fernsehbeiträge mit den Reportern ab und ist für die Themenwahl verantwortlich. »Ich kann bei meiner Arbeit oft auf das zurückgreifen, was ich im Studium gelernt habe«, erzählt Roman. Im Gegensatz zu Anna hat er sich für ein Fachstudium entschieden und Jura studiert. Nach dem Examen folgte ein Volontariat beim WDR – und die Übernahme als Redakteur. »In unseren Sendungen geht es oft um Rechtsprobleme – da ist es gut zu wissen, wie der Hase läuft«, sagt Roman. Auch für ihn ist die Arbeit als Redakteur ein Traumberuf. Aber Roman hat auch die Nachteile der Branche kennen gelernt:


berufswahl 13 »Der Medienbereich gehört zu einer der härtesten Berufsbranchen. Man muss mit dem Herzen dabei sein und braucht viel Energie. Außerdem sollte man kritikfähig sein und mit Rückschlägen umgehen können. Es gibt kaum feste Stellen, und von denen werden zurzeit viele gestrichen. Die Stellen, die übrig bleiben, sind oft befristet – und nicht sonderlich gut bezahlt.« Gerade einmal 3000 Euro brutto verdient ein ausgebildeter Redakteur in den ersten Berufsjahren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – nach abgeschlossenem Hochschulstudium und Volontariat. Dennoch ist das Interesse an Medienberufen in den vergangenen Jahren gestiegen – und damit auch die Zahl der Ausbildungsangebote. Neben den schon länger bestehenden Studiengängen wie Journalistik und Kommunikationswissenschaft wurden neue Studiengänge wie Medienmanagement, Medienwirtschaft und Medieninformatik entwickelt. Für Absolventen der eher technischen Studiengänge seien die Berufsaussichten besser als für die der künstlerisch-gestalterischen, sagt Benno Stein, Dekan der Medien-Fakultät

»Der Medienbereich gehört zu einer der härtesten Berufsbranchen. Man muss mit dem Herzen dabei sein und braucht viel Energie« der Universität Weimar. Vor allem Medieninformatiker seien gefragt. Aber auch die Absolventen des Studiengangs Medienkunst/Mediengestaltung hätten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind zum Beispiel als Selbstständige in Medienagenturen tätig. Wer lieber im kreativen Bereich arbeitet, muss sich trotzdem immer häufiger auch mit der Technik auseinandersetzten. Andrea Rönsberg zum Beispiel arbeitet als Radiomoderatorin für die Deutsche Welle. Dass sie ein Mischpult bedienen kann, ist für die 34-Jährige selbstverständlich. Auch mit Schnittprogrammen für Hörfunkbeiträge kennt sie sich aus. Schließlich kann es immer einmal vorkommen, dass sie kurz vor Beginn einer Sendung noch spontan einen Beitrag kürzen muss – auch wenn das mit ihrer eigentlichen Arbeit wenig zu tun hat. Weil viele Unternehmen sparen wollen, übernehmen auch Redakteure immer häufiger technische Aufgaben: das Layouten von Zeitungsartikeln, die Produktion von Hörfunkbeiträgen, das Drehen von Fernsehbeiträgen. Und wer als freier Reporter nicht nur texten, sondern auch filmen und produzieren kann, steigert seinen Marktwert. Kein Wunder, dass sich auch Anna Kuhn-Osius mit der Technik vertraut macht. Sie produziert ihre Hörfunkbeiträge oft selbst. Das hat für sie immerhin den Vorteil, dass sie keinen Techniker braucht – vor allem, wenn sie unterwegs ist. »Ich würde gerne längere Reportagen machen, sowohl aus anderen Ländern als auch aus Deutschland«, sagt Anna und arbeitet zielstrebig darauf hin. Von den eher mäßigen Jobaussichten will sie sich nicht abschrecken lassen. »Gute Journalisten«, sagt sie, »werden immer gebraucht!« Und Annas Terminkalender kann sich sehen lassen. •

Medienbranche: Der Einstieg Wer Journalist werden will, sollte schon möglichst früh Erfahrung sammeln – zum Beispiel als Redakteur der Schülerzeitung oder als freier Mitarbeiter bei einer Lokalzeitung. Auch ein Praktikum in einer Zeitungsredaktion, beim Radio oder beim Fernsehen kann ein Einstieg in die Medienbranche sein. Um später als Redakteur arbeiten zu können, ist fast immer ein Volontariat erforderlich – also eine – ein bis zwei Jahre lange – Ausbildung bei einer Zeitung oder beim Rundfunk. Um ein Volontariat zu bekommen, braucht man meist ein abgeschlossenes Hochschulstudium und jede Menge journalistische Erfahrung. Die Konkurrenz ist groß: Bei öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern zum Beispiel bewerben sich in der Regel mehrere Hundert Hochschulabsolventen pro Jahr auf zehn Volontariatsplätze. Auch der Wettbewerb um Plätze an Journalistenschulen ist hoch. Um eine der begehrten Ausbildungsstellen zu bekommen, ist ein abgeschlossenes Studium nicht unbedingt notwendig – aber die Aufnahmeprüfungen sind hart. Wissenstests, Schreiben unter Zeitdruck und ein Vorstellungsgespräch vor einem Expertengremium gehören dazu. Dafür bietet die Arbeit als Journalist aber auch viel Abwechslung und spannende Entwicklungsmöglichkeiten.

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Der mit den Nutzern spricht Die wenigsten Nutzer von Online-Netzwerke wie SchülerVZ und Lokalisten wissen, dass es immer jemanden gibt, der aufpasst, damit die Regeln eingehalten werden. Doch ohne Community-Manager würden die Netzwerke nicht funktionieren. So ist ein neuer Beruf entstanden Text: Jenna Santini

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ir sind das Bindeglied zwischen Nutzern und Kollegen«, sagt Community-Manager Martin Czerner über den noch unbekannten Berufszweig des Community-Managers. Der 20-Jährige kümmert sich bei dem Freundesnetzwerk Lokalisten.de um die News, lokale Wochenbe- richte, den Chat, die Gruppen und die Diskussionsforen. Außerdem weiß er ganz genau, wie seine Nutzer ticken und kann so die Ideen seiner Arbeitskollegen unterstützen oder Anstoß für neue Projekte auf der Plattform geben. Wenn Aktionen vor Ort stattfinden, verbringt der junge Manager auch mal sein Wochenende mit den Nutzern. Ihn stört das nicht, schließlich bringt der enge Kontakt zu den Nutzern eine Menge Spaß: »Eine Community lebt eben sieben Tage die Woche und das 24 Stunden lang«, berichtet Czerner, der 2007 als ehrenamtlicher Lokalhelfer bei den Lokalisten angefangen hat. Den Ausbildungsberuf Community-Manager gibt es nicht wirklich, weshalb Martin Czerner, wie viele seiner Kollegen, Quereinsteiger ist. Nur wenige Plattformen fordern ein abgeschlossenes Studium der Kommunikationswissenschaften von ihren Community-Managern. Der Bundesverband Community Management e.V. möchte die vorhandenen Schulungsangebote in den kommenden Jahren noch verbessern, um gut ausgebildete Mitarbeiter und Medienkenner in die wachsende Branche aufnehmen zu können. Interesse am Internet und den neuen Medien, Identifikation mit der Plattform, Sprachgefühl, Teamgeist, persönliches Engagement und Einfühlungsvermögen sind nur einige Eigenschaften, die ein Community-Manager im engen Kontakt mit Usern und Kollegen braucht. Wer auch privat Stunden in Online-Netzwerken verbringt, ist ohnehin für diesen Job geeignet. •

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14 schule SCHULEN IM AUSLAND: BRASILIEN

Zwei-Klassen-Schule: Lernen wie geschmiert Wie gut die Schulbildung ist, entscheidet in Brasilien der Geldbeutel der Eltern: Jeder, der es sich leisten kann, besucht eine Privatschule. An den staatlichen Schulen dagegen ist der Unterricht schlecht Text und foto: katharina stökl

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aiane dos Santos Cruz steht an einen Baum gelehnt vor dem Tor ihrer Schule. Wie alle anderen trägt sie ein T-Shirt in Orange und Weiß. Abgesehen von der Schul-Uniform verbindet die Schüler nicht viel – bis auf die Armut. Wer auf die staatliche Schule geht, hat kein Geld für die Privatschule. Daiane lebt in einem StadtrandViertel von Alagoinhas, einer Stadt im Norden Brasiliens. Dort, wo Geld Mangelware ist. Die Menschen leben in ständiger Angst. Die Kriminalität ist so verbreitet und alltäglich wie kaum woanders in der Welt. Jeden Tag aufs Neue wird auch Daiane mit der Armut konfrontiert – einem Problem, das ihre Zukunftsträume wie Seifenblasen zerplatzen lässt. Das Leben von Daianes Familie wird von Alkohol, Gewalt und Drogen beherrscht. Armut lähmt die Menschen. Dabei will Daiane nur eines, raus aus dem Elend, ein Leben in Sicherheit. Doch dieser Wunsch wird ohne solide schulische Ausbildung ein ehrgeiziger Traum eines 13-jährigen Mädchens bleiben. Das brasilianische Schulsystem ist nicht auf ihrer Seite. Obwohl unter dem Militärregime seit den 70ern allen sozialen Schichten offiziell der Zugang zu schulischer Bildung ermöglicht wird, sieht es in der brasilianischen Realität anders aus. Schulpflicht hin oder her, der ärmere Teil der Bevölkerung ist allzu oft gezwungen, auf die Schulbildung zu verzichten. Da die guten Schulen in privater – meist kirchlicher – Hand sind, ist das Gefälle beachtlich: Zwischen öffentlichen und privaten Schulen liegen Welten. Wer bezahlt, kriegt fundierten Unterricht an einer privaten Schule. Wer zwar nichts bezahlen, aber sich dennoch die Schulzeit leisten kann, geht immerhin noch auf die staatliche Schule. Doch sowohl Unterrichtsqualität als auch Ausstattung unterscheiden sich gewaltig. Zwar müssen sich auch die brasilianischen Schüler an den staatlichen Schulen mit Fächern wie Mathematik auseinandersetzen, doch Frontalunterricht statt Eigeninitiative lautet hier die Devise. Anders an den privaten Schulen: Die Lehrkräfte werden hier entsprechend ihrer erbrachten Arbeit entlohnt – die Schüler müssen etwas lernen, damit der Lehrer seinen Job behält. Den öffentlichen Schulen fehlt das Geld und die Flexibilität,

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um an diesem Spiel teilnehmen zu können. Hier haben die Lehrer ihre Anstrengungen auf das Allernötigste heruntergefahren. Zusätzlich grenzt das brasilianische Schulsystem die Armen aus: Nach der »Escola Primária«, der

Serie:

Schulen im Ausland

Einer, der mit diesen Anforderungen der Prüfung kein Problem haben dürfte, ist Gabriel Tem Pass aus São Bento do Sul. Dem 17-Jährigen stehen alle Türen offen. In nahezu perfektem Deutsch erklärt der Junge mit den dunklen Locken, warum sich nicht alle gleichermaßen auf die Zulassungstests vorbereiten können: »Das Vestibular muss bezahlt und manchmal sogar außerhalb der Stadt gemacht werden.« Gabriel war für einen Schüleraustausch schon in Deutschland. Er kennt das deutsche Abitur: »Bei uns wird gerade ein freiwilliges Zentralabitur eingeführt, das ENEM. Wer hier eine gute Note bekommt, hat die Möglichkeit, direkt zu studieren.« Die aktuelle Bildungspolitik setzt tatsächlich auf Veränderung, man möchte den Ärmeren mehr Bildung ermöglichen. So vergibt das Programm »Bolsa Escola« zum Beispiel seit 2001 Schulstipendien an arme Kinder. Doch Daiane hat noch nie von diesem Projekt gehört. Ihre Gedanken drehen sich ohnehin nicht um die Schule, sondern um ihre Familie und ihre Probleme. • yaez-Autorin Katharina Stökl absolviert derzeit einen sechsmonatigen Freiwilligendienst in Alagoinhas, Brasilien.

Im nächsten Heft: yaez-Autorin Sophia Gerbe besucht eine Schule in Italien

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Grund- und Hauptschule, endet mit Erreichen des 14. Lebensjahres die Schulpflicht. Die »Escola Secundária« wird daher nur von denen besucht, die es sich leisten können. Wer die drei Jahre an der »Escola Secundária« dranhängt, kann später einmal studieren – doch hierfür muss noch ein Test pro Hochschule geschrieben werden, denn eine Hochschulberechtigung gibt es nicht. Anstatt sich mit dem Abizeugnis an der Uni anzumelden, muss der Studierwillige in Brasilien an jeder Universität ein »Vestibular« bestehen. Das ist eine Aufnahmeprüfung der Universitäten, die wie eine Abiprüfung im Schnelldurchgang als Multiple-Choice-Test funktioniert. Doch der Test will gut vorbereitet sein: Jede Hochschule stellt eigene Fragen und bei besonders beliebten Fächern müssen 98 bis 100 Prozent der erreichbaren Punkte geschafft werden.


musik 15

Ich + Ich

Foto: Olaf Heine/www.olafheine.com

Gute Reise

»Man wird nicht über Nacht zum Popstar« Ich + Ich gehört zu den erfolgreichsten deutschen Bands: Über 1,25 Millionen Tonträger hat das Duo inzwischen verkauft. yaez sprach mit den beiden Musikern Adel Tawil (31) und Annette Humpe (59) über das neue Album »Gute Reise«, ihre Erfolgsgeschichte – und was sie Nachwuchsmusikern raten Euer neues Album heißt »Gute Reise«. Was ist anders als auf den beiden Vorgängeralben? Adel: Unser erstes Album war noch sehr elektronisch, beim zweiten hatten wir schon deutlich mehr Live-Instrumente drin. Und jetzt sind wir mit einer Band ins Studio gegangen und haben alle Stücke eingespielt. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Annette, du hast wieder die Songs geschrieben. Wie kommst du auf deine Ideen? Annette: Aus Beobachtungen, die ich so mache. Nehmen wir den Song »Danke«, in dem es um Menschen geht, die Tag und Nacht ihre Arbeit tun: Bei mir um die Ecke ist ein großer Supermarkt, der bis Mitternacht aufhat. Das ist für mich sehr schön, weil ich dann noch sehr spät einkaufen kann. Und da war ich und eine Frau mit Ringen unter den Augen hat meine Einkäufe über den Scanner gezogen. Und ich war so gerührt, weil sie total müde war. Und so ist dieses Lied eben entstanden. Habt ihr mit einem so großen Erfolg gerechnet, als ihr die Band gegründet habt? Adel: Nein, definitiv nicht. Es ist ein Geschenk, das uns sehr freut. Aber das ist alles etwas aus dem Ruder gelaufen. Unsere erste Single war ein Flop. Dann wäre das ganze Projekt fast gekippt. Wir haben aber doch noch unsere Hörer gefunden. Das zweite Album wurde dann schon zu einem Selbstläufer. Annette: Es ist nicht einfach, denn wenn du weit oben bist, kannst du natürlich auch tief fallen. Und irgendwann kann man Dinge auch nicht mehr toppen. Was hilft euch dabei, nicht abzuheben? Adel: Ich habe das ja mit 18 schon mal alles erlebt, als ich bei »The Boyz« gesungen habe. Damals bin ich mit dem Erfolg anders umgegangen: Ich habe kurz vor dem Abi alles hingeschmissen, was ich niemandem empfehlen kann. Heute lasse ich mich

auf diesen Pop-Zirkus gar nicht mehr ein. Denn für mich ist klar: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das hier sind nicht alles gute Kumpels, die roten Teppiche und diese ganze Glamour-Glitzer-Welt bringen nichts. Annette: Wir wissen, dass es in der Musikbranche auf und ab geht. Wir sind keine 19 und gecastet und denken, dass wir morgen Weltstars werden. Ich habe einen Sohn, und der findet auch nicht alles gut, was ich mache. Das wäre ja auch komisch, wenn er cool fände, was seine Mutter macht. Hat er Schulfreunde, die Ich + Ich cool finden? Annette: Ja, klar. Er kommt dann immer und sagt: »Die und die will ein Autogramm von dir haben.« Und ich frag dann schon immer, ob es ihm peinlich ist. Was haltet ihr von Casting-Shows? Adel: Heute will irgendwie jeder Zweite Popstar werden. Das ist einfach nicht möglich. Annette: Es kann natürlich klappen für eine kurze Zeit, wenn man bei irgendwelchen Casting-Shows mitmacht. Da werden kurzfristig Märchen wahr, aber am Ende erinnert sich keiner mehr an die Gewinner. Die werden total verheizt. Denn da geht es ums Fernsehen, nicht um die Musik. Was muss ich machen, wenn ich unbedingt in die Musikbranche möchte? Annette: Unser Tipp: Sucht euch gleichgesinnte Freunde, mit denen ihr Musik machen wollt. Tretet in kleinen Clubs in eurem Kiez auf, findet euer Publikum. Bleibt am Ball, und stellt eure Sachen auch immer ins Internet. Adel: Wer Spaß an der Musik hat, soll Musik machen. Aber dazu braucht man eben Ausdauer. Der klassische Weg ist immer noch der beständigste, langfristigste und sicherste. Man wird nicht über Nacht zum Popstar. interview: jochen blind

Mit ihrem dritten Album führt das Projekt Ich + Ich weiter, was es begonnen hat. Annette Humpe und Adel Tawil gelingt es wieder, wirklich eingehende, berührende und teilweise poetische Texte wunderbar zu vertonen. Adel Tawils Stimme erfüllt dabei die Songs mit seiner einzigartigen, jetzt reifer klingenden Stimme. Tatsächlich schicken uns beide auf eine »Gute Reise«, nachdenklich, manchmal etwas melancholisch, aber nie klagend – es klingt immer Hoffnung mit. Es geht um Liebe (»Was wäre ich ohne dich«), um das Alleinsein (»Hallo, Hallo«) oder um Trennungsschmerz (»Es tut mir Leid«). Annette Humpe greift in »Die Lebenden und die Toten« und in »Danke«, einer Hymne an den kleinen Mann, sogar selbst zum Mikrofon und bringt so noch mehr gesangliche Abwechslung mit auf die CD. Mein persönlicher Favorit jedoch ist »Stein«: ein metaphorisches und klangliches Meisterstück. • ms

Fu Manchu

Signs of Infinite Power Fu Manchu haben sich schon lange einen Namen in Stoner-Rock-Kreisen aufgebaut. Seit ihren Anfängen 1985 sind die Kalifornier ihrem düsteren, harten Sound treu geblieben, einer Mischung aus Black Sabbath, Led Zeppelin und Helmet. Doch obwohl man Fu Manchu sicher nicht als fortschrittlich bezeichnen kann, überzeugt ihr neues Album dennoch. Einfache, eingängige Gitarrenriffs gepaart mit hartem Gesang werden immer wieder von blues-inspirierten Soli durchbrochen. Grundsätzlich aber knallt der Sound, die Geschwindigkeit ist hoch und man ertappt sich immer wieder selbst beim Kopfnicken. Besonders »Bionic Astronautics« hat mir mit seinem treibenden Beat gut gefallen. Auch der titelgebende Track, »Signs of Infinite Power«, oder das groovende, etwas langsamere »Take It Away« spiegeln den insgesamt positiven Eindruck wider. Nach dem Hören muss man sagen: Fu Manchu haben wirklich Power! • ms

Die andere Seite der Medaille Es ist ein steiniger Weg, bis man als Band berühmt ist. Ich + Ich haben es längst geschafft, doch viel zahlreicher sind Bands wie Grizzly & Shot, die noch daran arbeiten. Seit über vier Jahren machen die beiden Bamberger Christopher und Christoph gemeinsam Musik – und haben sich durch LiveAuftritte und Exklusive-Tracks auf MySpace einen Namen in der Hip-Hop-Szene gemacht. Geld verdienen sie mit der Musik aber nicht. Kürzlich ist ihr Debütalbum »Jetzt raucht’s« erschienen. • www.grizzly-shot.de

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16 film

Welche 12 Dinge möchtest du noch machen, bevor 2012 die Welt untergeht? Der Countdown läuft: Noch drei Jahre bis zum Weltuntergang! Zumindest wenn es nach einem alten Maya-Kalender geht. Dieser wird von Esoterikern so gedeutet, dass am 21. Dezember 2012 Schluss mit lustig ist. Erfolgsregisseur Roland Emmerich hat daraus seinen neuen Blockbuster »2012« gemacht, der diesen Monat in die Kinos kommt. Wir wollten von Prominenten wissen, was sie noch alles anstellen möchten, bevor 2012 die Welt untergeht

TextE: jochen blind

Simon Gosejohann (33), Schauspieler und Comedian

Meine Krankenkasse kündigen. Ich brauche für meine nächsten Punkte ein gewisses Budget...

Erst mal einen ordentlichen Kredit aufnehmen. So hoch es geht. Damit runter nach Spanien fahren, Fliegen lernen in einer kleinen Cessna. Die kann ja ruhig Johnny Cash hören, Chorizo fressen, auch mal abstürzen. Auf die paar Monate mehr oder weniger Wein trinken, surfen (lernen), abhängen kommt es auch nicht drauf an. und den Weltuntergangsschock verdauen. Müsste klappen.

Eine Mercedes S-Klasse kaufen (W126, Baujahr 1989, Motorisierung egal), um das schönste Auto aller Zeiten wenigstens für zwei Jahre mein Eigen nennen zu dürfen.

Immer alle Zeit zwischendurch mit meinen Freunden verbringen oder mit meiner Familie Kuchen essen gehen.

Den Keller aufräumen. Sonst schwimmen

Tokio sehen und Indien erleben. Das meine ollen Sachen überall rum. mache ich auf einer Reise, deshalb ist es nur ein Punkt. So, Endspurt: den Bausparvertrag in St. Tropez Ein paar Filme möchte ich noch gucken – zum Beispiel den

Die Olympischen Spiele in London 2012 sind noch vor dem Weltuntergang? Bitte Karten für Leichtathletik, ja? Danke.

versaufen. Mal richtig auf die Kacke hauen wie Flavio! Mit Escort Ladys und »Piper Heidsieck«Magnumflasche. Damit ich meinen Kumpels im Himmel was zu erzählen habe.

Raúl Richter (22), GZSZ-Darsteller

»Tim und Struppi«-Animationsfilm von Peter Jackson und »Das Gelbe M«. Hoffentlich werden beide Filme fertig, bevor hier alles zappenduster ist.

Erste Klasse im A380. Gerne auch, wenn die Katastrophe in vollem Gange ist. So Arche-Noah-mäßig. Wobei, ob man sich an der A380-Bar noch so wohl fühlt, wenn unter einem über 6 Milliarden Menschen... Na, bin mir nicht sicher. Aber die Aussicht wäre unschlagbar.

Eine Insel kaufen und darauf entspannen. Fragebögen wie diesen hier ausfüllen. Eine Expedition ins All machen.

Eine Weltreise machen. Viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen.

Ins Berliner Tierheim fahren, alle Tiere »befreien« und ihnen drei schöne Jahre ermöglichen.

Mit einem Formel 1-Wagen fahren.

So viele Rollen wie möglich spielen, im Fernsehen und im Kino. Eine

Nach einer Möglichkeit suchen, den Weltuntergang zu verhindern.

riesengroße Party in St. Tropez feiern.

Bei einem Spiel der Fußball-Nationalmannschaft mitspielen.

Einen Tandemsprung aus 5000 Meter Höhe machen.

»2012« – Worum es im Film geht

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die die Welt, wie wir sie kennen, an den Abgrund treiben wird. Das Jahr 2012 markiert das Ende der Zeitrechnung im Maya-Kalender. Die Tibeter, die alten Ägypter, die Cherokee- und Hopi-Indianer nahmen diesen 26.000 Jahre alten Zyklus ebenfalls in ihren mystischen Glaubenssystemen und Zeitrechnungen auf. Der Zyklus endet am 21. Dezember 2012. Zu diesem Zeitpunkt ergibt sich eine äußerst seltene astronomische Konstellation, die sich bereits seit Jahrtausenden abzeichnet. Auf dieser Prophezeiung basiert der Film von Roland Emmerich – nicht zuletzt Dank »Independence Day« und »The Day After Tomorrow« der Hollywood-Experte für Weltuntergangsszenarien. •

USA 2009, ca. 158 Minuten, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Chiwetel Ejiofor, Amanda Peet, Oliver Platt, Thandie Newton, Danny Glover, Woody Harrelson, Filmstart: 12.11.2009

Gewinnspiel: Fanpakete abstauben Und was würdest du tun, falls die Welt 2012 wirklich untergeht? Welche 12 Dinge möchtest du unbedingt noch vorher machen? Einfach auf www.yaez.de/2012 die Liste ausfüllen und die fünf kreativsten Einsendungen gewinnen je ein »2012«-Fanpaket mit Notizbuch, Rucksack und Filmposter. Eine Auswahl der Einsendungen wird auf yaez.de veröffentlicht.

Fotos: RTL (1), HPR (1), Verleih (2)

Im Jahre 2009 erhält die USRegierung einen vertraulichen Bericht, der bestätigt, dass die Erde schon in wenigen Jahren dem Untergang geweiht ist. Schnell wird ein geheimer Katastrophenplan entwickelt, der jedoch nur die Rettung eines sehr kleinen, privilegierten Teils der Weltbevölkerung vorsieht. Als Jackson Curtis (John Cusack) und seine zwei Kinder eines Tages einen Familienausflug in den YellowstoneNationalpark unternehmen, entdecken sie zufällig eine Forschungseinrichtung – und erfahren von der bevorstehenden Katastrophe. Jackson nimmt die Sache selbst in die Hand, um einen fast hoffnungslosen Kampf gegen die Zeit zu gewinnen. »2012« ist ein Film über eine globale Katastrophe,


film 17 Den nahen Osten entdecken

»New Moon – Biss zur Mittagsstunde«

Zahlreiche sehenswerte Filme behandeln die deutsche Teilung und die Wiedervereinigung TextE: jochen blind

Die Jugendbuchreihe »Twilight« hat innerhalb weniger Jahre Kultstatus erreicht. Die Geschichten über die Beziehung zwischen der HighschoolSchülerin Bella Swan und dem Vampir Edward Cullen erfreuen sich allergrößter Beliebtheit. Vor einem Jahr lief die Verfilmung des ersten Bandes in den Kinos, Ende November kommt nun die Fortsetzung. »New Moon – Biss zum Morgengrauen« schließt nahtlos an den Vorgängerfilm an. Die jungen Liebenden Bella Swan (Kristen Stewart) und Vampir Edward Cullen (Robert Pattinson) finden keine Ruhe. Ihre Zweisamkeit und die Nähe zu den Vampiren ist vor allem für Bella eine große Gefahr. Deswegen beschließt Edward zu verschwinden. Zwar findet Bella Trost bei ihrem Jugendfreund Jacob Black (Taylor Lautner), die Gefahr ist allerdings längst nicht gebannt: Sie steckt bald mitten in einem Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen. »New Moon – Biss zur Mittagsstunde« dürfte wieder ein großer kommerzieller Erfolg werden. Dafür gibt es viele Faktoren: Die mystische Atmosphäre der Vampirgeschichte fesselt, die Dramatik der jugendlichen Liebe berührt, und die beiden Hauptdarsteller haben großes Starpotential. Vor allem von Robert Pattinson wird man noch viel hören. 2005 übernahm er die Rolle des Cedric Diggory in »Harry Potter und der Feuerkelch« und hatte damit seinen großen Durchbruch. Seitdem geht es für den Briten stetig bergauf. Aber nicht nur als Schauspieler feiert der 23-Jährige große Erfolge: Ende Juli wurde Robert Pattinson von der Zeitschrift »Glamour« zum »World’s Sexiest Man« gewählt – und ließ dabei so berühmte Kollegen wie Johnny Depp und Hugh Jackmann hinter sich. •

V

or genau zwanzig Jahren fiel die Berliner Mauer. Der Kalte Krieg war beendet, die Grundlage für eine friedliche Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland gelegt. Wer heute zur Schule geht, hat diese Ereignisse gar nicht selbst erlebt – und doch haben sie i m m e r noch entscheidenden Einfluss auf unser Land. Im Geschichtsunterricht kommen die damaligen Entwicklungen jedoch oft zu kurz. Aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich auch auf unterhaltsame Weise über die Zeit der Teilung und der Wiedervereinigung zu informieren – mit Filmen, die in Kürze in den Kinos anlaufen, oder die bereits auf DVD erschienen sind. Ein Klassiker ist nach wie vor die Komödie »Good Bye, Lenin!« aus dem Jahre 2003. Kurz vor Öffnung der Mauer fällt Mutter Kerner (Katrin Saß) ins Koma. Als die überzeugte Sozialistin Monate später wieder erwacht, ist die DDR längst Vergangenheit. Da die Ärzte jegliche Aufregung verboten haben, lässt ihr Sohn Alex (Daniel Brühl) zusammen mit Freunden auf 79 Quadratmeter Plattenbau die DDR wieder auferstehen. Der Film von Wolfgang Becker wurde in Ost und West gleichermaßen zu einem ungeahnten Publikumserfolg und räumte zahlreiche Preise ab – der Oscar blieb ihm jedoch verwehrt. Nicht so einem anderen deutschen Film: Das Drama »Das Leben der Anderen« (2006) von Florian Henckel von Donnersmarck – 2007 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet – erzählt von der Verlorenheit des Individuums im totalitären System. Ein Stasi-Hauptmann (Ulrich Mühe) spioniert einen verdächtigen Theaterregisseur (Sebastian Koch) und dessen Partnerin (Martina Gedeck) aus – und erkennt dadurch die Leere im eigenen Dasein. Auch andere Filme geben einen Einblick in das Leben in der DDR: »Sonnenallee« (1999) zeigt den Alltag von Jugendlichen der 1970er-Jahre an der gleichnamigen Straße, die im Westteil der Stadt beginnt und im Ostteil endet. In »Der rote Kakadu« (2006) erzählt Regisseur Dominik Graf vom Aufbegehren der Jugend im Osten Deutschlands zur Zeit von Beat und Mauerbau. Demnächst wird die Tragikomödie »Liebe Mauer« anlaufen. Der Film spielt im Wendejahr 1989: Studentin Franzi (Felicitas Woll) wohnt aus Kostengründen direkt an der Berliner Mauer. Großer Vorteil: Sie kann in Ostberlin günstig einkaufen. Als sie wieder mal »drüben« ist, lernt sie den NVA-Soldaten Sascha (Maxim Mehmet) kennen. Die beiden werden bald ein Liebespaar – was den Geheimdiensten in Ost und West natürlich nicht verborgen bleibt. In den Januar 2010 verschoben wurde der Starttermin der Komödie »Friendship!«. Darin nutzen die Freunde Tom (Matthias Schweighöfer) und Veit (Friedrich Mücke) die neue Freiheit nach dem Fall der Mauer und reisen in die USA. Ohne Geld, ohne Englischkenntnisse müssen sich die beiden von New York nach San Francisco durchschlagen. Die Reise wird ein Kulturschock für sie: Trucks statt Trabbis, Burger statt Broiler, Wolkenkratzer statt Plattenbau. •

Fotos: Verleih (2)

»Disneys Eine Weihnachtsgeschichte« Charles Dickens’ »Weihnachtsgeschichte« über den notorischen Geizhals Ebenezer Scrooge ist ein Klassiker der Weltliteratur und wurde unzählige Male verfilmt. Walt Disney bringt das Märchen nun in einer sehenswerten Neufassung in die Kinos – mit Komödien-Superstar Jim Carrey in sieben Hauptrollen. Das Besondere daran: Der 3D-Film von Regisseur Robert Zemeckis (»Der Polarexpress«) wurde im bahnbrechenden Motion-Capture-Verfahren produziert. Dabei werden menschliche Bewegungen via Computer nachgezeichnet. Der technisch brillante Film mit der nach wie vor magischen Geschichte ist die optimale Einstimmung auf die Vorweihnachtszeit. • USA 2009, R: Robert Zemeckis, D: Jim Carrey, Gary Oldman, Colin Firth, Robin Wright Penn, Kinostart: 05.11. 2009

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USA 2009, R: Chris Weitz, D: Robert Pattinson, Kristen Stewart, Taylor Lautner, Dakota Fanning, Kinostart: 26.11. 2009

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18 meinungsmacher

Leserbriefe

Foto: Jan Kopetzky für yaez

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2008 haben Rechtsextreme in Deutschland zwei Menschen getötet, vier versuchte Tötungsdelikte und 893 Köperverletzungen begangen. Nazis versuchen so, ihre Mitmenschen einzuschüchtern und Angst zu schaffen. Viele Projekte gegen Rechtsextremismus helfen, den Hass und die Gewalt aufzuhalten. Die schwarz-gelbe Bundesregierung aber will die Mittel für diese Projekte kürzen. Das darf nicht sein! Ich fordere daher eine langfristige finanzielle Absicherung für die kontinuierliche Arbeit gegen Rechts. Ich setze mich für eine Stiftung für Demokratie ein, die die Finanzierung für Projekte gegen Rechtsextremismus sichert.« Franziska Drohsel (29) ist seit November 2007 Bundesvorsitzende der Jusos

Die schwarz-gelbe Bundesregierung macht einen Fehler, wenn sie die Mittel für den Kampf gegen rechts kürzt. Lasst junge Köpfe nicht braun werden, findet Patrick von Krienke

Wer nach rechts schaut, muss auch nach links gucken. Gewaltsame Straßenschlachten von Autonomen gilt es genauso zu stoppen wie rechtsradikale Schläger, findet Leon Wennigloh

Die graue Zeit des Jahres mit kalten, langen Nachmittagen steht wieder vor der Tür. Es sind die Monate des Jahres, in denen junge Leute mit viel Energie und wenig Ideen auf den Spielplatzbänken dieser Republik sitzen. Sie bleiben dort nicht unbemerkt. Bloß leider allzu oft von der falschen Klientel. Es gibt Landstriche und Stadtteile, in denen die NPD und die mit ihr zusammenarbeitenden Kameradschaften als einzige den jungen Menschen ein Angebot für die Freizeit machen. Es sind die traurigen Milieus von Enttäuschung und dem Rande der Gesellschaft, die junge Schädel braun werden lassen. Vor etwa achtzig Jahren genügte eine Wirtschaftskrise – freilich mit größeren Auswirkungen – große Teile der Bevölkerung an den rechten Rand des politischen Feldes zu treiben. Eine Regierung, die Mittel in der Jugendförderung und Bildung mit dem Argument abbaut, dies sei Aufgabe des bürgerlichen Engagements freier Vereine und Stiftungen, negiert ihre eigene Daseinsberechtigung. In letzter Konsequenz wird damit nur eines gezeigt: die Ohnmacht. Bei aller Rohheit und Stumpfsinn, der radikalen Bewegungen zumeist innewohnt, erkennen und nutzen sie solche Ohnmachtsräume. Eine Regierung, die Gelder für Jugendarbeit kürzt, beschafft sich kurzfristig Geld für Klientelpolitik auf unsere Kosten. Mit dem braunen Gedankengut ist es wie mit braunem Rost – hat der sich einmal eingefressen, ist es zu spät. Das gilt übrigens für alle sich schwarz vermummenden Gesinnungen. •

Ohne jeden Zweifel ist die Bekämpfung von Rechtsextremismus für unsere streitbare Demokratie überlebenswichtig. Allerdings wird allzu zu oft vergessen, dass es auch einen Linksextremismus gibt, der den demokratischen Verfassungsstaat gefährdet. »Seit Jahren bedrohen gewaltbereite Linksextremisten, vor allem aus der autonomen Szene, die innere Sicherheit Deutschlands«, heißt es in einem Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz. Dieses Spektrum umfasste Ende 2008 rund 6300 Personen, darunter bis zu 5800, die sich selbst als Autonome bezeichnen. Viel zu oft wird dieser Linksextremismus verharmlost. Wenn linke Chaoten im Hamburger Schanzenviertel Dutzende Autos anzünden, finden manche Salon-Linke und Alt-68er das höchstens »frech« und sympathisieren insgeheim mit den Möchtegern-Revolutionären. Doch längst richtet sich linke Gewalt nicht mehr nur gegen Sachen, sondern auch gegen Menschen. Über 400 Mal wurden im vergangenen Jahr Polizisten von Autonomen angegriffen, viele davon verletzt. Linke Demos enden immer öfter als Straßenschlachten. So gab es 2008 etwa genauso viele links- wie rechtsextremistische Gewalttaten. Politik, Forschung und Medien müssen daher in Zukunft jegliche Formen des Extremismus fokussieren und eben auch die Gefahren des Linksextremismus erkennen und bekämpfen. Es bringt nichts, nur an einer Stelle des demokratischen Körpers ein Geschwür zu therapieren, wenn sich längst auch anderswo Tumore ausgebreitet haben. •

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Mail an: redaktion@yaez.de

Mit Erstaunen musste ich einen Artikel über die Abi-Durchschnittsnoten lesen. In diesem Bericht entsteht der Eindruck, dass man in den thüringischen Schulen weniger lernt als in den übrigen Bundesländern. Ich möchte dem widersprechen! Wir haben nicht nur G8 und meistern trotzdem unsere Freizeit, sondern lernen auch so viel wie Schüler in anderen Bundesländern. Ich habe dort einige Freunde und weiß, dass sich die Schulen eigentlich ziemlich gleichen. Ich hoffe, ihr versteht meine Empörung, denn mein Schulalltag ist voll ausgelastet und nur weil Bundesländer wie Bayern sich für etwas Besseres halten und ihre Abschlüsse besser bewerten, sind wir in Thüringen nicht schlechter! Johanna, per E-Mail Liebe Johanna, wir geben dir Recht! Die Durchschnittsnoten von verschiedenen Schulen und Bundesländer sind schwer zu vergleichen.

Impressum yaez erscheint jeden Monat (außer Schulferien) und liegt kostenlos an rund 5000 weiterführenden Schulen in ganz Deutschland aus. ISSN: 1612-8257 HERAUSGEBER: Janos Burghardt, Simon Keller, Michael Hartung REDAKTION & VERLAG: Yaez Verlag GmbH Arminstraße 15, 70178 Stuttgart Tel: (0711) 13 77 80-20, Fax: (0711) 13 77 80-22 E-Mail: redaktion@yaez.de, www.yaez-verlag.de Chefredakteur: Janos Burghardt (ViSdP) ART DIRECTOR: Simon Keller Redaktion dieser ausgabe: Janos Burghardt (verantwortlich), Simon Keller, Jochen Blind, Katrin Brinkmann, Leon Wennigloh, Kira Brück, Anne Allmeling, Marc Röhlig, Patrick von Krienke, Ineke Haug, Marian Spohn, Henrike Meyer, Maria Janine Steiner, Christiane Traub, Katharina Stökl, Jenna Santini, Carmen Leimann, LEKTORNET (Lektorat) Illustrationen: Jakob Hinrichs, Katia Fouquet, Christoph Rauscher, Niko Burger Fotos: Jan Kopetzky (Titelbild), PR HERSTELLUNG: Simon Keller AnzeigenLEITUNG: (verantwortlich für den Anzeigenteil) Michael Hartung (13 77 80-16, mh@yaez-verlag.de) verbreitete auflage: 360.023 Exemplare (IVW Q2/2009) Die Auflage wird regelmäßig von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) geprüft. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 01.06.2009. abo & vertrieb: Tel: (0711) 13 77 80-20, Fax: (0711) 13 77 80-22 E-Mail: vertrieb@yaez.de Der Bezug der Jugendzeitung ist für Vertriebsstellen kostenlos. Das Abo im Einzelbezug kostet 2,99 Euro/Jahr. Abo-Bestellung über vertrieb@yaez.de Druck: Bechtle Verlag&Druck, 73730 Esslingen Die Jugendzeitung yaez arbeitet mit Landesschülervertretungen und SMVen zusammen Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.


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Handy für das Mitmach-Netz Bunt, schick und schnell: Das Samsung Corby S3650 präsentiert sich mit SocialNetworking-Angeboten, Touchscreen und buntem Akkudeckel zum Wechseln zu einem günstigen Preis. Damit hat es das Zeug zum Schülerhandy. Facebook und MySpace sind genauso vorinstalliert wie Flickr und YouTube. Damit kannst du Fotos und Videos direkt vom Corby aus ins Netz stellen. Für eine simple Bedienung sorgt beim Corby die fingerfreundliche Benutzeroberfläche. Mittels Smart Touch gelangst du vom Standby-Bildschirm mit einem Fingerstreich direkt zu einer vordefinierten Anwendung. Besonders praktisch für die Schule: Ein Wörterbuch (Englisch-Deutsch) ist vorinstalliert. Auch technisch weist das Corby keine Lücken auf: Schnelles Internet via EDGE, 2-Megapixel-Kamera für Fotos und Videos, MP3-Player, UKW-Radio, USB 2.0 und Bluetooth sind mit an Bord. Der Preis liegt bei rund 230 Euro. yaez verlost zwei Samsung-Handys Corby S3650.

Die Lokalisten legen noch eins drauf Die Lokalisten starten durch: Mit Lokalisten Fon, dem neuen Community-Handytarif, kannst du für 2 Cent pro Minute von Lokalisten Fon zu Lokalisten Fon telefonieren und simsen, in alle anderen deutschen Fest- und Mobilfunknetze für günstige 12 Cent. Surfen auf dem mobilen Portal m.lokalisten. de ist kostenlos, ansonsten kostet ein Megabyte 24 Cent. Lokalisten hat zum Start des eigenen Handytarifs das angesagte Samsung Corby S3650 in einer streng limitierten Spezial-Edition angefertigt: yaez verlost zwei weitere, Lokalisten-grüne Corbys! Die Lokalisten sind natürlich vorinstalliert. Eine Lokalisten Fon SIM-Karte mit einer Stunde Gesprächsguthaben in der Community ist auch dabei.

Lümmeln und lesen mit Sherman Alexie Arnold Spirit beschließt mit 14, als erster seines Stammes sein Reservat zu verlassen, um auf eine »weiße« High School zu gehen. Als Outcast zwischen zwei Kulturen schlägt er sich mit Galgenhumor, Ausdauer und entwaffnender Ehrlichkeit durch seine Welt. Unendlich witzig, schonungslos und voller Dramen – eben wie das Leben selbst. als Vorgeschmack zum Kultroman von dtv kann man sich kostenlos Comics auf sein Handy laden. Dafür musst du eine SMS mit SPIRIT an die 54444 senden. yaez verlost dreimal das Buch und dazu je einen Lümmel im Wert von 170 Euro. Mehr Infos unter www.sherman-alexie.de und www.myluemmel.de Sherman Alexie »Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers« Comic-Zeichnungen Ellen Forney (ISBN 978-3-423-2472-9)

illustration: niko burger

Blattvorschau #43 Die nächste yaez-Ausgabe erscheint am 7. Dezember. Titelthema: Woran glaubst du? Wir begleiten Jugendliche auf dem Weg nach Taizé und sprechen mit islamischen Schülern über ihren Glauben. Außerdem in der kommenden Ausgabe: yaez-Autorin Sophia Gerber zu Besuch in einer italienischen Schule. Laufend neue Artikel im Netz. www.yaez.de Gewinnspielteilnahme: Auf www.yaez.de den Webcode 247010 oben rechts eingeben (ohne Enter drücken). Voraussetzung für die Teilnahme ist die kostenlose Anmeldung in der yaez.de-Community. Teilnahmeschluss: 04.12.2009.

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