Endlich ausziehen: Wir sagen, wie du auch ohne Mutti durch’s Leben kommst! Ausgabe
September/Oktober 2012 · kostenlos
#61
Warum es ganz schön erfüllend ist, auch mal was für andere zu tun und wo du überall mitmischen kannst.
Aufgetischt: Was in deutschen Schulkantinen serviert wird Angenommen: Wo Behinderte und Nichtbehinderte zusammen lernen Abgehoben: Eine Luft- und Raumfahrttechnikerin im Porträt
Aus der Redaktion Making-of
Engagement hat viele Gesichter, einige stellen wir dir in dieser Ausgabe vor.
Total beeindruckt war YAEZ-Autor Birk Grüling davon, wie selbstverständlich die Abitur-Klasse von Philipp mit seiner Behinderung umgeht. Auch der 19-Jährige selbst lässt sich von seiner angeborenen Behinderung nicht entmutigen, und nimmt sogar am Sportunterricht teil. Mehr über Philipp und seine Zukunftspläne kannst du auf Seite 12 lesen.
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Was ist dein Einsatz?
Dürfen wir vorstellen...? Jura, BWL, Lehramt – die beliebten Studiengänge sind meistens auch ziemlich überlaufen und nicht selten GIBT’S DEN sind die Hörsääle so voll, dass WIRKLICH? man keinen Sitzplatz mehr bekommt. Wir stellen deshalb in unserer neuen Serie »Gibt’s den wirklich?« ungewöhnliche Studiengänge vor und porträtieren Absolventen. Die erste Folge zum Studiengang »Brauwesen« gibt’s auf Seite 17.
Titelfoto: Jan Kopetzky
Inhalt #61 Titelthema Engagement: Warum sich der Einsatz für andere lohnt..............................4 Initiative: Was man in Organisationen erreichen kann..................................6 Verpflegung: Was an deutschen Schulen serviert wird................................9 Schülerwettbewerbe.....................................................................................11 Inklusion: Ganz selbstverständlich zusammen lernen...............................12 Lernhilfen: Die besten Schul-Apps...................................................................13 Umzug: So klappt das Leben ohne Mutti.....................................................14 Studium: Wir stellen ungewöhnliche Fächer vor..........................................17 Umwelt: Die neuen Ingenieursberufe................................................................19 Beruf: Was macht ein Luft- und Raumfahrttechniker?.............................20 Fünfminutenpause: Neue CDs und Filme.....................................................23 Gewinnspiel / Impressum.....................................................................................26
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Ich mach’s für mich! Schule, Lernen, Freunde, Hobbys: Unsere Zeit reicht kaum, das alles unter einen Hut zu bringen. Trotzdem gibt es Schüler, die sich trotz vollem Terminkalender für andere einsetzen. Und sie haben dabei nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten, im Gegenteil. Für Sophie, Olga und Adrian ist ihr Ehrenamt eine Bereicherung – und sie haben dabei auch noch das Gefühl, Gutes zu tun. protokolle: Erik Brandt-Höge Adrian, 18, Abiturient, ist Juuuport-Scout
lich jemandem geholfen! Man wird einfach reicher an Erfahrung und lernt sich selbst etwas besser kennen. Es kann vorkommen, dass einen selbst gerade genau das beschäftigt, was den Anrufer umtreibt. Natürlich sind wir darauf vorbereitet worden, was wir tun können, falls uns mal ein Gespräch besonders berührt. Da ich nach der Schule gern Psychotherapeutin werden möchte, ist diese Aufgabe der perfekte Einstieg für mich. www.nummergegenkummer.de
Ich war 15, als ich JuuuportScout wurde. Meine Freunde und ich haben immer schon gern an Computern gebastelt und hatten zu der Zeit Kontakt zur Landesmedienanstalt. Mitarbeiter von dort fragten uns, ob wir uns eine Plattform im Internet vorstellen könnten, bei der sich Jugendliche von anderen Jugendlichen beraten lassen – anstatt wie üblich von Erwachsenen. Wir fanden die Idee gut und waren von Anfang an dabei. Als Juuuport-Scout bin ich seitdem für die Betreuung der Plattform zuständig. Dazu gehört zum Beispiel die Moderation des öffentlichen Forums. Wenn jemand Fragen hat, kann er sie dort loswerden, und alle anderen Juuuport-Nutzer können sie beantworten. Und dann gibt es natürlich noch die persönliche Beratung. Dabei geht es um Themen, die jemand nicht öffentlich diskutieren möchte. Die Betroffenen haben die Möglichkeit, sich direkt an einen Scout zu wenden, die Beratung findet dann per E-Mail statt. Oft geht es dabei um Probleme wie Mobbing oder CyberMobbing, Fragen zum Datenschutz und rechtliche Fragen, zum Beispiel nach dem Urheberrecht. Unsere Aufgabe ist es, sich in die Betroffenen hineinzuversetzen, um sie bestmöglich beraten zu können. Jeder Scout entscheidet selbst, wie sehr er sich einbringen möchte. Man kann jeden Tag eine Anfrage beantworten, aber auch nur einmal die Woche reinschauen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, E-Mails später zu beantworten oder weiterzuleiten, wenn wir uns dazu gerade nicht in der Lage fühlen. Meine Arbeit macht mir großen Spaß, weil ich dabei das Gefühl habe, den Betroffenen wirklich helfen zu können und wir häufig positives Feedback zurückbekommen. Auch privat hat mir mein Wissen aus dem Beratungs-Alltag schon häufig weiter geholfen. www.juuuport.de
Sophie, 16, 11. Klasse, arbeitet beim Kinder- und Jugendtelefon Seit diesem Sommer arbeite ich beim Kinderund Jugendtelefon in Potsdam. Natürlich konnte ich nicht sofort anfangen und Anrufe entgegennehmen. Ich musste
Olga, 17, 10. Klasse, gehört zu den Klinikclowns
Mitreden, sich einmischen, an aktuellen Diskussionen teilnehmen – auch das ist Engagement. eine Ausbildung machen, die ein halbes Jahr lang gedauert hat. An einigen Wochenenden wurden ich und andere Ehrenamtliche auf die Arbeit vorbereitet, es gab Themenabende, und ab einem bestimmten Ausbildungszeitraum habe ich hospitiert. Man bekommt dann einen Mentor oder eine Mentorin zugeteilt, der/ die schon länger beim Kinder- und Jugendtelefon arbeitet. Bei der ersten Hospitation hört man nur zu, bei der der zweiten telefoniert man schon selbst. Anrufen können alle Kinder und Jugendlichen, und sie können uns auch alles erzählen. Es ist natürlich anonym, und ich habe Schweigepflicht. Ich glaube, ich bin momentan die Jüngste beim Kinder- und Jugendtelefon, mache das neben der Schule, bekomme Schule und Engagement aber immer gut unter einen Hut. Letztendlich kann man ja auch nicht immer nur lernen und Hausaufgaben machen. Wenn man es wirklich will, schafft man beides. Außerdem ist die Arbeit beim Kinder- und Jugendtelefon eine total erfüllende Aufgabe. Vor allem dann, wenn man nach einem Telefonat merkt: Ich habe da gerade wirk-
Zu den Klinikclowns bin ich über einen Mitarbeiter des Jugendzentrums gekommen. Er hat die Klinikclowns ins Leben gerufen und mir immer viel davon erzählt. Als ich 16 war, hat er mich dann mal mitgenommen, und mir hat es sofort gefallen. Neulinge fangen bei den Klinikclowns in Ganzkörperkostümen an, zum Beispiel als Affe oder Frosch. In diesen Kostümen kann man die ersten Male mitkommen, zugucken, zuhören und ein Gefühl dafür bekommen, wie man als Klinikclown so ist und spricht und wie man auf die Kinder zugeht. Einmal in der Woche gehen wir ins Krankenhaus, jeden Freitag um 15 Uhr. Und natürlich gehen wir vor allem zu den Kindern. Wir sind in der Regel drei bis fünf Leute, klopfen an die Zimmertüren und schauen dann erst mal kurz hinein, um uns zu erkundigen, ob die Kinder uns denn überhaupt sehen möchten. Wenn sie möchten, stolpern wir durch die Tür und machen unsere Scherze. Meistens haben wir auch etwas für die Kinder dabei, was Süßes oder ein kleines Buch. Und wir machen auch etwas mit ihren Eltern, damit sie was zu lachen haben. Natürlich fühlen wir mit den Kindern, ihre Schicksale berühren uns. Aber sobald wir in ihre Zimmer kommen, sind wir ganz in unserer Rolle. Die Kinder wollen ja auch kein Mitleid. Sie freuen sich einfach, wenn wir da sind. Und wenn ich später nach Hause gehe, freue ich mich selbst, weil ich weiß: Ich habe da gerade etwas Gutes getan. Seit ich bei den Klinikclowns bin, weiß ich viel mehr zu schätzen, was ich als gesunder Mensch habe und kann. Es fällt mir seitdem auch leichter, auf Menschen zuzugehen. www.klinikclowns.de Wie engagierst du dich? Schreib uns auf Facebook: www.facebook.com/yaezde
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Tu Gutes und rede darüber! Klar, wer sich sozial engagiert, hat viele Gründe dafür, aber oft spielt auch der Gedanke an den eigenen Lebenslauf dabei eine Rolle. Wir haben Personaler gefragt, wie wichtig ihnen der Einsatz für andere bei ihren Bewerbern ist. interviews: Erik Brandt-Höge titelfotos: jan kopetzky Christian Wand Recruiter für Auszubildende bei der BMW Group
Dr. Bernd Baasner Leiter des Bereichs Bildung der BayerBeteiligungsgesellschaft Currenta sowie Leiter der BayerAusbildungsinitiative Rheinland
Achten Sie bei der Einstellung von Nachwuchskräften besonders darauf, dass die Bewerber sich ehrenamtlich engagieren? Bei der ersten Auswahl achten wir zunächst mal auf die fachlichen und schulischen Leistungen der Bewerber. In den weiteren Auswahlrunden und im Vorstellungsgespräch kann dann aber durchaus auch das Engagement eine Rolle spielen. Wir wollen uns ein umfassendes Bild von der Persönlichkeit des Bewerbers machen und herausfinden, wie gut jemand zu uns passt. Ein soziales oder ehrenamtliches Engagement, aber auch ein Hobby können da durchaus etwas über einen Menschen aussagen. Deshalb ist es uns schon sehr wichtig, dass ein Bewerber auch etwas über seine Interessen außerhalb der Arbeit sagt. Letztlich ist es aber kein hartes Auswahlkriterium. Welche Art von Einsatz beeindruckt Sie dabei am meisten? Es geht gar nicht so sehr darum, dass ein Engagement uns beeindruckt. Es sind oft die kleinen Dinge, die etwas über den Bewerber oder die Bewerberin aussagen. Wir suchen Azubis, die gut in einem Team arbeiten, die motiviert sind, zuverlässig, pünktlich und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Diese Eigenschaften sind eben auch bei sozialem Einsatz oder einem Hobby erforderlich.
Frank Schmith Leiter KonzernPersonalmarketing und -auswahl Deutsche Lufthansa AG Achten Sie bei der Einstellung von Nachwuchskräften besonders darauf, dass die Bewerber sich ehrenamtlich engagieren? Lufthansa bietet schon im Bewerbungsbogen die Möglichkeit, Auskunft über die außerschulischen Aktivitäten zu geben. Neben dem üblichen Abfragen von fachlichen und überfachlichen Kriterien des Anfor-
Verantwortung übernehmen!
Wer sich für andere einsetzt, beweist zukünftigen Arbeitgebern, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. derungsprofils kann ein Bewerber Pluspunkte durch zusätzliche Aktivitäten sammeln, und dazu zählen, neben Praktika und Auslandsaufenthalten, auch Aktivitäten im ehrenamtlichen und sozialen Bereich. Welche Art von Einsatz beeindruckt Sie dabei am meisten? Eindrucksvoll sind Menschen, die Verantwortung für andere übernehmen. Die Beispiele dafür sind vielfältig und sollten nicht unterschiedlich gewertet werden. Grundsätzlich wissen wir aber, dass ein Schüler, der schon einmal über den Tellerrand schauen durfte und sich mit hilfsbedürftigen Menschen beschäftigt oder aber einfach nur die Vereinskasse verwaltet hat, bereits Erfahrungen machen konnte, die für seine weitere berufliche Laufbahn hilfreich sein können.
Achten Sie bei der Einstellung von Nachwuchskräften besonders darauf, dass die Bewerber sich ehrenamtlich engagieren? Natürlich spielen bei der Einstellung im Vorstellungsgespräch neben Berufsmotivation und Lebenslauf auch gesellschaftliche Aktivitäten, Interessen und Engagements in der Freizeit eine Rolle. Diese sind wichtig, um neben den schulischen auch die sozialen Kompetenzen des Bewerbers kennenzulernen und einschätzen zu können. Dazu zählen unter anderem Organisationstalent, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Flexibilität, Belastbarkeit, Kommunikationsstärke, Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein. Welche Art von Einsatz beeindruckt Sie dabei am meisten? Engagiert der Bewerber sich beispielsweise ehrenamtlich als Trainer in Sport- oder politischen Gruppen, sagt dies sehr viel über seine Teamfähigkeit aus. Zudem haben Bewerber, die sich in ihrer Freizeit freiwillig engagieren, ihre Eigeninitiative und Selbstständigkeit unter Beweis gestellt. Für alle Ausbildungsberufe spielen die über derartige Engagements erworbenen sozialen Kompetenzen, insbesondere Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit, eine sehr wichtige Rolle. Gefragt sind Teamplayer.
Engagement gewinnt! Um zu zeigen, wie viele Menschen sich auf unterschiedlichste Weise engagieren, wird der Deutsche Engagementpreis jährlich an Einzelpersonen und Organisatoren verliehen. Ausgelobt wird er vom Bündnis für Gemeinnützigkeit, einem Zusammenschluss von Institutionen aus dem Dienstleistungssektor und außerdem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Generali Zukunftsfonds gefördert. Das Besondere ist, dass man sich nicht bewerben kann, sondern Bürgerinnen und Bürger die Teilnehmer nominieren. www.deutscher-engagementpreis.de
»An den Schulen wird man oft nicht ernst genommen« Den Regenwald retten, die Schule reformieren, die Gesellschaft verändern: Jugendorganisationen geben die Möglichkeit, all das in Angriff zu nehmen. Aber lohnt sich das Engagement überhaupt? Wir haben mit Vertretern von Jungen Piraten, WWF Jugend und Co darüber diskutiert. Interview: Mark Heywinkel und Carsten Schrader Fotos: Elena Wagner
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Eure Organisationen ermöglichen Engagement auf allen Ebenen. Aber stößt man nicht irgendwann auch an Grenzen, besonders als Schüler? Immo Fischer: Grenzen gibt es natürlich, aber ich glaube, dass die Grenzen letztlich nicht so sehr auf die Tatsache zurückzuführen sind, dass man jung ist. Es ist leider so, dass man nicht immer die Dinge von heute auf morgen zum Besseren verändern kann, sondern manchmal einen langen Atem braucht und auch Rückschläge einstecken muss. Yvonne Everhartz: Ich finde, man kann das auch gar nicht an Themen festmachen, für mich sind das eher die Strukturen. Ich sehe das zum Beispiel daran, dass, wenn wir außerschulische Verbandsarbeit machen, die Schule unsere Grenze ist. Gerade wenn es in immer mehr Ländern Ganztagsschulen gibt, wenn die Schulen einen immer größeren Lebensraum der Jugendlichen einnehmen, dann ist es schwierig zu sagen: Okay, wir machen jetzt mittwochabends auch noch unsere Pfadfindergruppenstunde. Immo Fischer: Man muss Strukturen schaffen, um Grenzen und Hürden abzubauen. Bei der WWF Jugend ist es so, dass die Jugendlichen nicht in bestimmte Funktionen gewählt werden, sondern es ist eher aktionistischer. Es gibt viele Angebote, bei denen man mitmachen kann. Es kommen aber auch sehr viele Ideen aus der Community selbst. Das heißt, wir verzichten auf feste Vorgaben, was wann gemacht werden kann, und es liegt an jedem Einzelnen, sich einzubringen. Damit kann man sehr viel erreichen. Ist nicht die größte Hürde, dass ihr oft nicht ernst genommen werdet? Henriette Labsch: Bei uns in der evangelischen Jugend schon. Auch wenn die Mitglieder erst 14 sind, lassen wir sie Verantwortung übernehmen, wenn sie wollen. In der Schule sieht das leider anders aus. Immer wieder hört man, dass die Schülervertretungen nicht ernst genommen werden mit ihren Wünschen und Äußerungen.
Monat für ein ehrenamtliches Hobby … Was ich damit sagen will: Es gibt da Vorstellungen, die teilweise ins Absurde gehen. Politik ist ein Hobby, bei dem man wirklich viel gestalten kann, aber auch eine Menge Spaß hat.
YAEZ-Interview in großer Runde: Die Vertreter von Jugendorganisationen in Berlin.
Karl Bär: Unser Verband ist offen, was das Alter anbelangt. Die Jüngsten sind neun. Und wenn mal eine Veranstaltung ist, dann sind da auch Zwölfjährige dabei. Wir nehmen die ernst. Es gibt dann natürlich diesen großen lebensweltlichen Unterschied zwischen mir mit 27 am Ende des Studiums und denen, die gerade ins Gymnasium gekommen sind. Aber wenn sich jemand engagiert und etwas zu sagen hat, dann wird er zumindest auch gehört. Sören Siegismund-Poschmann: Ich bin mit 16 oder 17 bei den Piraten eingestiegen. Und ich hatte nie das Problem, dass es von Seiten der Piraten hieß: Du bist noch jung, du hast noch keine Ahnung. Ich wurde ernst genommen, genauso wie der 30-Jährige neben mir auch. Aber Außenstehende haben bestimmt ab und an Vorbehalte. Vor allem, wenn man sich in der Jugendorganisation einer Partei bewegt ... Lasse Becker: Wenn man abstrakt sagt: Ich engagiere mich politisch, dann kommt gar nicht so der Vorbehalt. Allerdings gibt es himmelweite Unterschiede bei den Vorstellungen darüber, was man dann in der Politik tatsächlich tut. Zum Beispiel fragte mich einer meiner Mitschüler beim Abi: »Lasse, warum gehst du denn jetzt studieren? Du bist doch in der Politik!« Und ich: »Was denkst du denn, was ich in der Politik so verdiene?« Es kam dann die spontane Schätzung von 3000 Euro im
Josephine Michalke: Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass nicht politisch engagierte Leute sich ehrenamtliche Politik nicht vorstellen können. Oft heißt es: »Du machst Politik? Dann willst du später Bundeskanzlerin werden?« Dass man aus Überzeugung politisch aktiv ist und seine Freizeit dafür opfert, können sich nur wenige vorstellen. Geld verdienen kann man nur in euren Dachorganisationen und Mutterparteien. Und am Ende werden auch nur da die großen Entscheidungen getroffen. Sollte man sich also besser gleich bei denen engagieren? Lasse Becker: Zuallererst sind auch in den Parteien mehr als 95 Prozent der Leute ehrenamtlich unterwegs. Man muss, finde ich, aber festhalten, dass gerade bei den Seniorenorganisationen, also den Mutterparteien, die Strukturen noch sehr festgefahren sind. Wenn sich jemand engagieren möchte, würde ich – egal bei welcher Partei – raten: Geh immer erst zu einer politischen Jugendorganisation und engagier dich da. Da ist man dichter dran am realen Leben eines jungen Menschen, hat eine gemeinsame Lebenswelt, und man findet auch nicht ganz so abgestumpfte Strukturen vor. Josephine Michalke: Das ändert sich aber, und ich glaube, zu diesem Wandel trägt auch die demografische Entwicklung bei. Es ist ja grundsätzlich so, dass eine Partei, die sich nicht um Nachwuchs kümmert, irgendwann den Bach runtergeht. Dazu kommt in Deutschland die Entwicklung, dass es irgendwann nicht mehr so viele Leute geben wird und man sich dementsprechend intensiver um Nachwuchs kümmern muss. Und ich habe in den letzten drei, vier Jahren mitbekommen, dass die Parteien Strategien gegen das politische Aussterben ausarbeiten. Dazu gehört, die jungen Parteimitglieder mehr miteinzubeziehen.
Die Diskussionsrunde Yvonne Everhartz Bundesvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend
Lasse Becker Vorsitzender der Jungen Liberalen
Immo Fischer
Josephine Michalke
Pressestelle WWF Jugend
Bundessprecherin der Linksjugend
Sören SiegismundPoschmann Kapitän der Berliner Crew der Jungen Piraten
Karl Bär Bundessprecher der Grünen Jugend
Henriette Labsch Beisitzerin im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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Gute Schulen, schlechte Kantinen Fünf Jahre lang haben Wissenschaftler die Schulverpflegung in Deutschland analysiert. Das Ergebnis dürfte nicht jedem schmecken: Die meisten Schulen erfüllen die Qualitätsstandards nicht. Aber es gibt auch Schulen mit kreativen Lösungen.
Text: michael metzger illustration: jakob hinrichs
Ein verbratener Cheeseburger und ein Wassereis, eine fettige Pizza und ein Muffin – die neunjährige Martha hat Anfang des Jahres ganz schön Aufsehen erregt, als sie über das Essen an ihrer schottischen Schule gebloggt hat. Die ganze Welt hatte Mitleid mit der armen Schülerin, und am Ende kam sogar Unterstützung von Starkoch Jamie Oliver. Auch er fand: Das Essen biete weder genug Ausgewogenheit noch Nährstoffe, um die Schüler gesund durch den Tag zu bringen. Ob es auch an deutschen Schulen einen Starkoch braucht, der die Kantinen auf Vordermann bringt? Seit der Einführung der Ganztagsschule müssen sich immer mehr Schulen Gedanken um die Verpflegung ihrer Zöglinge machen. Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Richtlinien für ein ausgewogenes Schulessen entwickelt. Das Ergebnis: Rohkost, Salat und gegartes Gemüse gehören ebenso zu einem schülergerechten Mittagessen wie eine Stärkebeilage und ein Getränk.
Seitdem haben Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein das Speiseangebot in Schulmensen untersucht. Ihre Studie wurde jetzt veröffentlicht, und sie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Derzeit erfüllen über 90 Prozent der Schulen in Deutschland die Qualitätsstandards für gesundes Essen nicht. »Die bisherigen Versuche, in Deutschland die Situation zu verbessern, schlugen leider fehl«, sagt Prof. Dr. Volker Peinelt, Leiter der AG-Schulverpflegung an der HSN. Seiner Meinung nach sieht die Ideallösung für die Schulverpflegung in Deutschland so aus: »In einer top ausgestatteten Zentralküche mit gutem Personal wird hochwertiges Essen zubereitet, welches anschließend heruntergekühlt oder tiefgefroren wird. Das nennt man TemperaturEntkopplung. In diesem Zustand wird es in die Schulen transportiert und erst unmittelbar vor der Ausgabe erhitzt. Der gesamte Prozess sollte in der Hand von Profis liegen.« Das größte Problem an hiesigen Schulkantinen sei, dass die Speisen zu lange warm gehalten würden. »Oft vergehen mehr als drei Stunden zwischen Zube-
reitung und Ausgabe – sehr ungünstig für die Qualität der Speisen«, so Peinelt. Seine AG-Schulverpflegung hat ein Zertifizierungsverfahren entwickelt, an dessen Ende teilnehmende Schulen und Catering-Unternehmen ein Gütesiegel erwerben können. Das Beauftragen eines externen Catering-Unternehmens ist eine Lösung für das Verpflegungsproblem. Einen anderen Weg geht die Friedrich-Ebert-Schule in Pfungstadt. Schüler des Haupt- und Realschulzweigs kochen hier ab der 7. Klasse im Rahmen des Fachs Arbeitslehre selbst. Auf dem Speiseplan stehen Gerichte wie »Rindergulasch, Spätzle, Salat, Quarkspeise« oder »Kartoffelgratin mit Putenschinken, Salatvariationen, Grießpudding«, jeden Tag gibt es außerdem optional eine vegetarische Alternative. Das Schöne dabei ist: An der Friedrich-Ebert-Schule wird den Schülern nicht nur ein ausgewogenes Mittagessen serviert. Sie lernen dabei auch gleich, wie das Kochen funktioniert. neverseconds.blogspot.de
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Mehr Power für Elektroautoser: Im
Science-Fiction im Doppelpack
und Bastl Colin de Vrieze ist ein wahrer Tüftler entwickelte er einen d« kLoa »Indu kts Proje s seine en Rahm von Elektroautos den Aufla Mikrochip, der das kabellose innovativen Arbeit r seine Mit . ssert mittels Induktion verbe ttbewerbs Invent a überzeugte er die Jury des Bundeswe . Kaum zu glauben, Chip und sicherte sich den ersten Platz ereitungen für sein Vorb den dass er sein Projekt parallel zu hat. Abitur durchgezogen
Mit Lichtgeschwindigkeit zum Bundessieg Fast hätte niemand von seiner außergewöhnlichen Erfindung erfahren. Dann hat sich Julius Kunze aber doch noch dazu entschieden, seine Simulationssoftware bei Jugend forscht einzureichen und gewann prompt den ersten Preis. Das Programm stellt dar, wie sich Einsteins Relativitätstheorie auf die Wahrnehmung auswirkt. Interesse an solchen Themen hat der 17-Jährige schon seitdem er denken kann und es überrascht nicht, dass er nach dem Schulabschluss als SoftwareEntwickler arbeiten möchte.
Die Zwillinge Hauke und Lars Thiessen machen für ihr Leben gern Filme. Mit ihrem anim ierten ScienceFiction-Kurzfilm 3-7-4 überzeugten sie die Jury des Bundeswettbewerbs Up and Coming. »Wir haben alle Szenen des Films vor einem blauen Hint ergrund gedreht und diesen dann durch eine digitale Landschaft ersetzt, die wir am Computer gebaut haben«, erzäh lt Hauke. Beide sind große Bewunderer des Star-Wars-Reg isseurs George Lucas und ließen sich von seinen Filmen inspi rieren.
Tag der Talente: Der Club der außergewöhnlichen Jugendlichen
Von der Bühne ins Studio Katharina Henß ist gerade einmal 12 Jahre alt und schon Gitarristin und Sängerin in ihrer eigenen Band. Nachdem sie die Gruppe »The Black Notes« gegründet hatte, standen bereits nach wenigen Monaten die ersten Konzerte in der Region an. Nun möchte die junge Band bald eine CD aufnehmen: »Wir sind schon wahnsinnig gespannt, was im Studio alles auf uns zukommen wird und freuen uns riesig, bald eine eigene CD zu produzieren«, erzählt Katharina.
Jedes Jahr werden Jugendliche aus ganz Deutschland beim Tag der Talente in Berlin für ihre Leistungen bei Schülerwettbewerben ausgezeichnet. Wir stellen euch die jungen Talente vor. Unter dem Motto »Grenzenlos« findet der Tag der Talente des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in diesem Jahr vom 15. bis zum 17. September statt. Die Gewinnerinnen und Gewinner erleben drei spannende Tage in der Hauptstadt und können an Workshops oder Führungen teilnehmen und sich untereinander und mit Experten aus verschiedenen Bereichen austauschen. YAEZ porträtiert einige der etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die durch ihr überdurchschnittliches Können in Bereichen wie Naturwissenschaft, Musik, Literatur oder Informatik aufgefallen sind.
Der Alltag als Inspirationsquelle
Die 17-jährige Katharina Korbach schre ibt für ihr Leben gern. In ihrem Zimmer stapeln sich Notizheft e mit Gedichten und Kurzgeschichten. Dass sie damit auch andere Menschen begeistern kann, hat sie im letzten Jahr gezeigt, als sie beim Bundeswettbewerb Treffen junger Autoren ausgezeichnet wurde. »Ich will in meinen Texten die Dinge nicht konkret auf den Punkt bringen, sondern die Leser dazu animieren, die Texte selbs t zu erfassen«, beschreibt sie ihren Stil.
Auf der Tonleiter nach oben Parvis Hejazi-Nico fing schon im Alter von fünf Jahren an, Klavier zu spielen. Bald darauf schrieb er eigene Kompositionen und wurde zur Frühlingswerkstatt der Jeunesses Musicales auf Schloss Weikersheim eingeladen. Auch für die Zukunft werden bereits große Pläne geschmiedet: »Momentan bereite ich mich auf die Aufnahmeprüfung für ein Jungstudium vor, das ich im nächsten Jahr anfangen möchte«, berichtet der Nachwuchsmusiker.
Über Stock und Stein Vincent Kellner belegte zusammen mit zwei Freunden den ersten Platz beim Bundeswettbewerb Jugend gründet. Und zwar mit einer Schülerfirma, die Teambildungsseminare auf Streuobstwiesen anbietet und auf diese Weise Naturschutz, gesellschaftliche Verantwortung und Erlebnispädagogik miteinander verbindet. Die Idee war so gut, dass die ersten echten Kunden vor der Tür stehen.
Bass im Blut
Antonia Sladek ha t beim Bundeswett bewerb Jugend mu den ersten Preis in sizier t der Kategorie Bass Pop gewonnen. Di 19-jährige Abiturie e ntin suchte die Stü cke dafür selbst au resümier t: »Für mi s und ch war das Schöns te an dem Wettbewe dass ich anfangen rb, musste, eigene Stü cke zu komponier Auch in Zukunft mö en.« chte sie neue Stile ausprobieren und an ihrem Instrume sich nt weiterentwickeln .
Mit dem Robby Car ins Kanzleramt
Niklas Demel ist schon seit seiner Kindheit von techni schen Tüfteleien fasziniert. Zuerst spielte er mit Legost einen, dann fing er an, ferngesteuer te Flugzeugmodelle zu bauen . Nun hat er das »Robby Car« entwickelt, ein Auto, das sich selbst steuer t und automatisch Straßenverlauf und Verkeh rsschilder erkennen kann. Das gefiel den Juroren des Wettb ewerbs Jugend forscht so gut, dass sie dem 18-Jährigen den Bundessieg bescherten.
Die ausführlichen Portraits gibt es unter www.yaez.de/talente2012
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Blaue Füße für den Klimaschutz Nicht mehr als zwei Grad darf die Erderwärmung in Zukunft betragen, haben die Vereinten Nationen beschlossen. Beim 2°Campus des WWF forschen Schülerinnen und Schüler, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Text: michael metzger
Schülerwettbewerb der Siemens Stiftung Interessant für: diejenigen, die nicht nur ihr naturwissenschaftliches Talent beweisen wollen, sondern auch das diesjährige Wettbewerbsmotto: »Stadt – Land – Fluss. Zukunftsplanung ist ein Muss!« unterstützen. Du darfst mitmachen, wenn: du Schüler der oberen Jahrgangsstufen bist, also die Klasse 10 oder eine höhere Klassenstufe besuchst. Das gibt’s zu holen: Finanzspritzen für ein zukünftiges Studium der Gewinner im Gesamtwert von rund 100.000 Euro.
Jugend forscht Interessant für: alle, die eine eigene Idee in einem Forschungsprojekt realisieren möchten und Spaß an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik haben. Du darfst mitmachen, wenn: du unter 22 Jahre alt bist. Die Teilnahme ist allein, in Zweier- oder Dreierteams möglich. Das gibt’s zu holen: Der Wettbewerb findet auf regionaler, Landes- und Bundesebene statt. Auf allen drei Ebenen gibt es Geld- und Sachpreise zu gewinnen. 30.11.2012 | www.jugend-forscht.de
15.11.2012| www.siemens-stiftung.org
Jean Pauls Taschendruckerei
Ganz blau sind die Füße von Freya Sternkopf, und filigrane silberfarbene Linien folgen dem Verlauf ihrer Adern. Die Bemalung ist inspiriert von dem Science-Fiction-Streifen »Avatar«, und auch der Film, den die 19 Jahre alte Hamburgerin und ihre Mitstreiter gleich drehen werden, spielt in der Zukunft. »Wir stellen uns vor, wie wohl im Jahr 2050 eine Grillparty aussehen wird«, erklärt Freya. Über dem Feuer brutzeln Tofu und Algen, während die blau bemalten Nachwuchs-Schauspieler über die Vergangenheit sinnieren: »Damals, im Jahr 2012, haben unsere Vorfahren noch echtes Fleisch konsumiert. Wie klimaschädlich und aufwendig das in der Produktion doch ist! Kein Wunder, dass damals Energie knapp und Hunger weit verbreitet war.« Freya ist eine von 19 Teilnehmern des WWF-Projekts 2°Campus. Zwei Grad, diesen Wert haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als maximale Erderwärmung festgelegt, und die jugendlichen Teilnehmer/innen des 2°Campus entwickeln Visionen, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Aus ganz Deutschland kommen die Jugendlichen. Sie suchen nach innovativen Lösungen, die es uns ermöglichen, 2050 in einer emissionsarmen Gesellschaft zu leben. Dabei forschen sie an Fragestellungen im Bereich Ernährung, Energie, Mobilität und Wohnen. So auch Peter Lechner, der ein Konzept für sogenannte »Parasitenhäuser« entwickelt hat. »Parasitenhäuser sind neue Wohnungen, die auf alte und schlecht isolierte Altbauten obendrauf gesetzt werden«, erklärt der Schüler. Die Idee dahinter ist, dass die Neubauten mithilfe von Solarzellen und anderen technischen Kniffen mehr Energie produzieren, als sie selbst brauchen – und somit in Symbiose mit den Altbauten diese mit Energie versorgen. Was Peter und sein Team sich da ausgedacht haben, ist kein bloßes Hirngespinst. »Ein Experte hat uns dabei geholfen, belastbare Modellrechnungen für unser Konzept zu erstellen«, sagt Peter. »Das kann auf jeden Fall funktionieren.« Das Ziel, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen, ist machbar. Und es macht Spaß, an Lösungsideen zu forschen – so könnte man die Kernmessage des 2°Campus auch beschreiben. Dass Freya, Peter und die anderen 17 Jugendlichen das 2-Grad-Limit nicht ohne Unterstützung erreichen werden, ist ihnen klar. Freya hat sich ja nicht umsonst die Füße blau angemalt. »Wir wollen möglichst vielen Leuten unsere Vision und unsere Lösungsideen nahebringen«, sagt die 19-Jährige. »Mit Filmen funktioniert das besser.« Die können, zusammen mit vielen weiteren Informationen, auf der Projektseite unter www.2-grad-campus.de angeschaut werden. Der 2°Campus ist die WWF-Schülerakademie zum Klimaschutz. Die Bewerbungsphase für die nächste Akademie im Sommer 2013 beginnt am 14. September: www.wwf-jugend.de/durchstarten/2-grad-campus
Interessant für: alle, die gern Kurzgeschichten schreiben und einmal einen ihrer Texte veröffentlichen möchten. Du darfst mitmachen, wenn: du die Klassenstufe 7 bis 12 besuchst und gern ein Werk von Jean Paul interpretieren möchtest. Das gibt’s zu holen: eine Onlineveröffentlichung eures Textes und eine Einladung zu einer Lesung in Wunsiedel. 12.12.2012 | www.jean-paul-2013.de
Un-endlich wertvoll Interessant für: die Visionäre unter euch. Entwerft euer »Zukunftsprojekt Erde« in Form von Texten, Bildern und Kunstwerken oder Medien. Du darfst mitmachen, wenn: ihr zwischen 11 und 20 Jahre alt seid. Die Teilnahme ist einzeln oder in Gruppen möglich. Das gibt’s zu holen: Es gibt verschiedene Sachpreise zu gewinnen wie zum Beispiel ein Smartphone oder eine Slackline. 3.10.2012 | www.lizzynet.de
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»Ich bin doch kein Mutant« Als Philipp zu früh auf die Welt kam, machten die Ärzte seinen Eltern wenig Hoffnung auf ein normales Leben. Heute steht der 19-Jährige kurz vor dem Abitur und will entweder zum Zoll oder Bundesliga-Spiele kommentieren. Text: birk grüling Fotos: hannah schuh
Philipp bereitet sich gerade auf das Abitur vor, Anfang nächsten Jahres stehen die Prüfungen in Geschichte, Englisch, Spanisch und Bio an. In seiner Freizeit trifft er sich mit Freunden, und vielleicht möchte er nach der Schule zum Zoll gehen oder Sportmoderator werden. Eigentlich ganz normale Pläne und ein ganz normaler Alltag am Ende einer fast ganz normalen Schulzeit. Diese heutige Normalität ist alles andere als selbstverständlich. Der 19-Jährige kam als Frühchen auf die Welt, lange wusste seine Familie nicht, wie stark seine Behinderungen sein würden. »Er wird nie schreiben können. Eine normale Schule ist nichts für Philipp, schicken Sie ihn bloß auf eine Schule für Kinder mit einer körperlichen Behinderung«, lautet der damals wohl gut gemeinte Rat der Ärzte. »Zum Glück haben meine Eltern für eine normale Schullaufbahn gekämpft«, sagt Philipp und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Das mussten sie auch, denn die meisten Hamburger Schulen verweigerten kategorisch die Aufnahme von Philipp. Immerhin bedeutet ein Schüler mit Behinderung Mehraufwand, und gemeinsames Lernen hatte in Deutschland lange Zeit kein gutes Standing. Knapp 80 Prozent aller Schüler mit einem »besonderen« Förderbedarf besuchen hierzulande eine Sonderschule. Damit war der Weg vieler Kinder lange Zeit vorprogrammiert: Förderkindergarten – Sonderschule – Werkstatt für Menschen mit Behinderung. »Zum Glück hatten wir relativ schnell eine Zusage von den Bugenhagen-Schulen. Und von der Vorschule bis heute bin ich dieser Schule treu geblieben. Ihr habe ich ja auch viel zu verdanken«, sagt der 19-Jährige und blickt etwas nachdenklich aus dem Fenster auf die roten Backsteingebäude vor dem Klassenraum. Die Hamburger Privatschule gehört zur Evangelischen Stiftung Alsterdorf und ist in der Hansestadt so etwas wie die Vorreiterin in Sachen Inklusion – also dem Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. »Ich war von Anfang an in einer normalen Klasse, aber es gab einen Integrationsstatus für mich«, erklärt Philipp. Dieser Sonderstatus hatte mit seiner schlechteren Feinmotorik zu tun und nicht mit fehlender Intelligenz. Für Hausaufgaben und während Klassenarbeiten bekam er einfach länger Zeit als seine Mitschüler, außerdem half ihm ein Zivildienstleistender bei den Wegen zum Sportunterricht oder zur Physiotherapie. Für längere Schulausflüge wurde ein Rollstuhl mitgenommen. Heute braucht Philipp meistens keinen Sonderbonus mehr: »Ich versuche,
alles so normal wie möglich zu machen. Ich kann mit einem ärztlichen Attest zwar eine Schreibverlängerung für das Abitur bekommen, aber am Sportunterricht nehme ich immer teil«, erzählt er weiter und fügt lachend hinzu: »Meine Mitschüler haben beim Fußball mehr Angst, mich umzulaufen als ich.« Überhaupt gehört Philips Gehhilfe für seine Mitschüler längst zum Alltag. Nur auf der Straße wird er manchmal schief angeschaut. »Ich bin doch kein Alien. Statt mich so anzustarren, wären mir Fragen nach meiner Behinderung lieber. Ich bin da ganz offen.« Doch es gab auch Phasen, in denen der Hamburger nicht so entspannt mit seiner körperlichen Beeinträchtigung umgehen konnte. »In der neunten und zehnten Klasse ist mir die Schule sehr schwergefallen. Damals habe ich endgültig erkannt, dass ich später nicht alles machen kann, was ich vielleicht will«, gibt Philipp zu. In dieser Zeit stellte er sich häufig die Frage: »Warum noch das Abitur machen?« Auch in der Freizeit blieb er lieber zu Hause und spielte Playstation oder sah stundenlang fern. »Meine Eltern haben mich zum Glück immer unterstützt und mir neuen Mut gemacht.« Von dieser Mutlosigkeit ist heute wenig zu spüren. Längst geht Philipp wieder abends mit seinen Freunden weg. »Ich gehe selbstbewusst mit den Blicken um. Wenn ich die Gelegenheit habe, spreche ich neue Leute in unserer Gruppe gleich an, und dann stellt sich ja raus, dass ich kein ‚Mutan‘ bin«, sagt Philipp. Auch an einem Spanien-Austausch hat er teilgenommen, ausgerechnet bei einer Familie mit Wohnung im fünften Stock, ohne Fahrstuhl versteht sich. »Das habe ich ganz gut hinbekommen, diese Zeit war ein gutes Training für die Arme.« Auch über seine berufliche Zukunft hat er sich inzwischen Gedanken gemacht. Der Zoll stellt für die höhere Laufbahn auch Bewerber mit körperlicher Behinderung ein, seine Bewerbung liegt schon fertig zu Hause. Nur richtige Fotos müssen noch gemacht werden. Vorstellen könnte er sich auch einen Job als Sportmoderator beim Radio oder Fernsehen. »Mein großes Vorbild ist Tom Bartels. Vielleicht bewerbe ich mich noch um ein Praktikum«, überlegt Philipp. Vor ihm und seinen Träumen vom Sportjournalismus liegen noch drei Stunden Mathe. Eine Vorstellung, die Philipp genauso wenig begeistert wie viele seiner Mitschüler.
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Helfer für die Hosentasche Smartphone-Apps können mehr als »Angry Birds« und »Doodle Jump«: Wir haben die besten Schul-Apps für das iPhone und Android-Handys für dich getestet. Texte: Jörg Breithut Illustrationen: Christoph Rauscher
Stundenplan (iPhone, 1,59 €)
AnkiDroid (Android, kostenlos)
Plus: Vor allem zu Beginn des Schuljahrs gibt die App Stundenplan einen guten Wochenüberblick. Neben Raumnummer, Lehrer und Uhrzeit lassen sich sogar Hausaufgaben eintragen, Prüfungstermine erfassen und Notenlisten erstellen.
Plus: Vokabeln lernen mit dem Smartphone: Das Karteikartensystem AnkiDroid spart Papier und zeigt die Lernkärtchen auf dem Display an. Schwierige Fragen lassen sich bei Bedarf so oft wiederholen, bis sich der Lernstoff eingeprägt hat.
Minus: Die App lässt sich leider nicht an die iCloud koppeln – und somit nicht mit anderen Geräten synchronisieren. Außerdem beklagen sich einige Nutzer darüber, dass erledigte Hausaufgaben nicht gelöscht werden. So wird die To-do-Liste immer länger.
Deutsch-Englisch-Wörterbuch (iPhone, kostenlos) Plus: Klar, überall im Internet lassen sich Wörter problemlos ins Englische übersetzen. Der Vorteil am Deutsch-Englisch-Wörterbuch ist, dass die Vokabeln auf dem Smartphone offline gespeichert sind. Die Übersetzung geht so einfach viel schneller. Minus: Die App zeigt ihre Stärke klar bei einzelnen Wörtern und auch bei häufig gebrauchten Redewendungen wie »Guten Morgen allerseits«. Bei ganzen Sätzen wie »Wo finde ich das Lehrerzimmer?« macht das Programm aber schlapp.
The Elements (iPhone, 5,49 €) Plus: The Elements ist eine App, mit der Chemie ein bisschen mehr Spaß macht. Xenon-Scheinwerfer, Kupfermünzen und Nickel-Cadmium-Akku: Mit der Anwendung sieht man schnell, wozu die Elemente aus dem Periodensystem genutzt werden. Toll gestaltet und animiert. Minus: Die App ist ganz schön teuer. Zwar kostet die Anwendung nur halb so viel wie auf dem iPad, doch bei mehr als 5 Euro sollte man es sich genau überlegen, wie viel einem der Chemiespaß auf dem iPhone wert ist.
Minus: Es ist ein wenig umständlich, die Karten auf dem Smartphone zu erstellen. Besser ist es, fertige Karteikartenstapel zu importieren oder seine Karteikarten mit dem Desktop-Programm Anki anzulegen.
Kurvendiskussion online (Android, 1,20 €) Plus: Ein kleiner Rechenfehler – und schon klappt die Kurvendiskussion nicht mehr so, wie sie soll. Die App Kurvendiskussion online hilft bei den Ableitungen. Einfache Formeln berechnet das Tool und zeigt Ableitungen und Grenzwerte an. Minus: Die App hat ihre Grenzen. Einfache x-Funktionen lassen sich in der Regel lösen, doch bei Tangensund Cosinusfunktionen macht die Anwendung schlapp. Leider zeigt das Programm auch nicht an, wie die gezeichnete Funktion schließlich aussieht.
Evernote (Android, kostenlos) Plus: Evernote speichert einfach alles: Links, Bilder, Textdateien und Sprachnotizen. So lassen sich Rechercheschnipsel für Präsentationen bequem sammeln. Über die iCloud bleiben die Daten überall synchron und lassen sich mit Freunden teilen. Minus: Die kostenlose App erlaubt es den Nutzern nicht, die Notizen auch offline zu bearbeiten. Außerdem wird die digitale Sammelmappe schnell unübersichtlich. Bevor also der Ordner überquillt, sollte man sich daran machen, die Schnipsel zu verarbeiten.
Welche Wohnu passt zu mir?
Endlich die Füße unter deinen eigenen Tisch stellen und kommen und gehen, wann du willst – das klingt verlockend, oder? Doch auch WGZimmer, Einraumwohnung oder Studentenverbindung haben ihre Tücken – deshalb haben wir einen Guide für das Leben in den eigenen vier Wänden zusammengestellt.
Kannst du dich wochenlang einschließen, ohne mit e le zu sprechen? Oder fängt es schon an, dich zu juc mal für fünf Minuten allein bist? Im ersten Fall bist d ner eigenen Wohnung aufgehoben. In einer WG dag los, und die nächste Party mit den Mitbewohnern Studentenwohnheim sind die Zimmer meist pappsc aber auch billig. Wer einfach nur schnell eine Bleibe ein Zimmer zur Zwischenmiete suchen, bis der eig von seiner Weltreise wiederkommt. Eine weitere Mö dentenverbindungen. Wimpeltragen und verstaubte ren hier aber meistens dazu.
Texte: Markus heinrich illustrationen: ana albero
Die Freiheit genießen Hat man sich erst einmal eingelebt, kann man die neu gewonnene Freiheit endlich in vollen Zügen genießen. Und, oh Wunder! Auf einmal versteht man sich auch mit den Eltern um einiges besser. Trotzdem ist es kein Fehler, die Wäsche mal selbst zu waschen und nicht immer der Mama mitzugeben. Und wer was Neues lernen möchte, kann sich im Bügeln versuchen. Endlich von zu Hause weg, stehen Grillabenden auf dem Balkon oder Mottopartys im eigenen Reich nichts mehr im Wege. Ganz wichtig: Vor der nächsten großen Feier besser die Nachbarn vorbereiten und mit Süßigkeiten oder Blumen bestechen, ansonsten steht die Polizei schneller vor der Tür, als man denkt. Profitipp von Uwe Linke: Gäste schätzen Sitzmöglichkeiten und angenehmes Licht. Hoch im Kurs stehen auch Unterhaltungselektronik und Accessoires wie Duftkerzen, Kuscheldecken oder bunte Kissen.
Allein klark
Ist der Umzug endlich geschafft, darf die E fen, dass jemand anders aufräumt, hat nun spießig verpönte Putzplan ist übrigens durc wenn du zwischen Pizzaschachteln und Pfan findest. Das Geschirr am besten gleich nach irgendwann im Tellermeer. In der ersten Ble Der Wohnsitz muss umgemeldet werden, m und am besten ein Konto für die Miete einr denken, eine Internetverbindung einrichten
Profitipp: Wer Rechtshänder ist, sollte d sen und prüfen, ob der Blick aus dem Fe tig ist genügend Licht zu schaffen und R
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Einweihungsparty nicht fehlen. Zu hofn allerdings keinen Zweck mehr. Der als chaus sinnvoll, das merkst du spätestens, ndflaschen deine Zahnbürste nicht mehr h dem Essen abspülen, sonst ertrinkt man eibe warten aber noch weitere Aufgaben: man sollte sich die Post nachsenden lassen richten. Und du solltest rechtzeitig daran n zu lassen, denn das dauert bekanntlich.
das Tageslicht von links einfallen lasenster ablenkt oder motiviert. WichRuhezonen zu ermöglichen.
Suchen und finden Jetzt musst du nur noch deine Traumwohnung finden, und das ist natürlich leichter gesagt als getan. Hilfreich ist vor allem, die Suche einzugrenzen: In welchem Stadtteil soll die Wohnung sein, wie viel Quadratmeter darf sie haben, und wie viele Mitbewohner kommen infrage? Auf den meisten Webseiten kannst du die Suchergebnisse nach bestimmten Kriterien sortieren und so die Anzahl deiner Besichtigungstermine übersichtlich halten. Außerdem solltest du einen finanziellen Rahmen abstecken: Wie viel Geld kann ich höchstens im Monat fürs Wohnen aufbringen? Und ist dann noch Geld für Kaution und eventuell Maklergebühren übrig? Profitipp von Uwe Linke: Wer in eine WG zieht, macht das meistens, weil er Gemeinschaft will. Deshalb ist es klug, sich kooperativ und hilfsbereit zu zeigen, handwerkliche Fähigkeiten kommen ebenfalls gut an.
Raus hier! Irgendwann gehört auch die erste Bude zum alten Eisen, und der nächste Umzug steht an. Dann heißt es Abschied nehmen, jedoch sind einige wichtige Details zu beachten. Zum Beispiel die Kündigungsfrist: Wenn der Vermieter rechtzeitig Bescheid weiß, kann er sich um Nachmieter kümmern. Gleiches gilt für die WG, obwohl dort nur selten ein Untermietvertrag abgeschlossen wird. Wer es verschwitzt, muss im schlimmsten Fall trotzdem bis zum Ende der Vertragszeit bezahlen. Für notorische Sammler ist der Auszug eine gute Gelegenheit, unnützes Zeug loszuwerden. Zur Belohnung muss dann auch weniger geschleppt werden. Zu guter Letzt kommt dann die Renovierung, denn es gilt wie schon so oft: Verlass die Räumlichkeiten so, wie du sie vorgefunden hast. Uwe Linke ist Wohnpsychologe und berät seine Kunden in Fragen der Raumgestaltung. In seinem Buch »Die Psychologie des Wohnens« beschreibt er unter anderem, was Wohnungen über ihre Bewohner aussagen.
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GIBT’S DEN WIRKLICH?
Ungewöhnliche Studiengänge (1) BWL, Jura und Co sind dir zu langweilig? Dann wären vielleicht Brauwesen, Coffeemanagement oder Besamungstechnik was für dich. Der Vorteil der Nischenfächer: Die Studenten müssen sich nicht in überfüllte Hörsäle quetschen und haben auch bei der Jobsuche gute Chancen. Protokoll: michael metzger
Patrick Huber, 24 Jahre alt, studiert im 3. Bachelorsemester »Brauwesen und Getränketechnologie« an der TU München in Weihenstephan. Gegessen und getrunken wird immer. Um die Zukunftsfähigkeit eines Berufs in der Getränkeindustrie muss man sich also keine Sorgen machen. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass ich etwas Technisches mit der ursprünglichen Heimatverbundenheit, die das Bier nun mal so an sich hat, verbinden wollte, haben mich nach dem Abi zu einer Ausbildung zum Bierbrauer gebracht. Dort habe ich gelernt, wie das Bierbrauen funktioniert. In meinem aktuellen Bachelorstudium »Brauwesen und Getränketechnologie« erfahre ich nun, warum die einzelnen Arbeitsschritte genau so ablaufen: Woraus besteht Malz? Wie werden Bitterstoffe freigesetzt? Welchen Einfluss hat die Temperatur, der Druck oder die Gärzeit auf den späteren Geschmack des Biers? Die ersten beiden Semester sah mein Stundenplan wie der eines klassischen Ingenieurstudiums aus: Grundlagen in Physik, Chemie, Mathe und Bio. Dann konnte ich mich spezialisieren. Es gibt einzelne Module zu Kesseln, Heizen, zur Rolle einer Klimaanlage in der Brauerei oder zum Anlagenbau. Wir machen aber auch unsere eigenen Brau-Experimente. Zum Bierbrauen braucht es eigentlich nur die vier Grundzutaten Wasser, Hefe, Malz und Hopfen, mehrere große Gefäße zum Maischen und Kochen und eine Filtervorrichtung (fürs Läutern). Wenn die Fachschaft oder die Fakultät ab und zu Wettbewerbe für kreative neue Getränkekreationen ausruft, dann werden uns die benötigten Rohstoffe von den Brauereien der Umgebung oder der Universität bereitgestellt. Anschließend setzen wir uns in irgendeiner WG zusammen und »köcheln« unser Getränk. Eine langwierige Angelegenheit! Bis so ein Bier in Grundzügen fertig ist, vergeht ein ganzer Tag. Die Flüssigkeit muss auf dem Herd, beim Läutern und Kühlen ständig beaufsichtigt werden. Nebenbei hören wir Musik und spielen Karten, aber immer wieder muss die Temperatur hoch- oder runtergedreht und verschiedenste Werte kontrolliert werden, damit nichts schiefgeht. Eine ganze Woche zieht ins Land, bis im Gärprozess der Alkohol gebildet ist. Und noch mindestens weitere drei Wochen gehen für die Nachgärung drauf. Trotzdem macht das Bierbrauen sehr viel Spaß, und es ist ein großes Erfolgserlebnis, wenn das Bier am Ende gut schmeckt. Sobald ich fertigstudiert habe, kann ich aber nicht nur Bier brauen. Ich kann überall in der Getränkeindustrie arbeiten. Erst mal würde ich gern im Auftrag einer großen Brauerei ins Ausland gehen, vielleicht nach China oder Brasilien. Dort will ich neue Anlagen planen und konstruieren. Deutsches Bier ist überall sehr beliebt, und so kann ich noch was von der Welt sehen, ehe ich irgendwo mal sesshaft werde. Privat trinke ich gern Pils, aber ganz ehrlich: Ich stamme aus Mannheim, das liegt in der Nähe der Pfalz. Und da ich mich den ganzen Tag beruflich mit Bier auseinandersetze, freue ich mich abends auch mal über einen gepflegten pfälzischen Weißwein.
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An der Energiewende schrauben Der Ingenieursberuf gilt als krisensicher, die Jobchancen stehen gut. Allerdings haben sich die Einsatzorte geändert: Wo Ingenieure früher viel Rauch fabriziert haben, werkeln sie heute daran, umweltfreundlichen Strom zu produzieren. text: michael metzger Illustration: jakob hinrichs
nergie einen weiteren Großteil des Energie-Mixes ausmachen soll. Wer als Ingenieur in den Umwelttechnologien arbeiten will, der braucht sich aber nicht auf das Umsetzen bestehender Technologien zu beschränken. Gerade das abrupte Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland hat die Energiebranche vor große Herausforderungen gestellt, für die es noch keine maßgeschneiderten Lösungen gibt. Bedarf an jungen qualifizierten Mitarbeitern existiert daher auch in der Grundlagenforschung.
»Was heut sich regt mit hunderttausend Rädern / In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht / Was durch die Länder donnernd saust / Und durch die fernen Meere braust / Das Alles schafft und noch viel mehr / Der Ingenieur!« Was der Tüftler und Schriftsteller Heinrich Seidel da vor über 100 Jahren dichtete, zeigt, wie es Ingenieuren schon immer gelang, die Umwelt, die Elemente und gar das Wetter zu in den Griff zu kriegen. Das ist heute nicht anders. Nur stampfen und dampfen tun Ingenieure immer seltener. Stattdessen entstehen mehr und mehr Berufe in »sauberen« Branchen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zählt die Herausforderungen der kommenden Jahre auf: »Tausende Windräder an Land müssen ans Netz angeschlossen werden – genauso wie Tausende von Solardächern und Hunderte neuer Bioenergie-Anlagen.« Eine besondere Herausforderung für die Stromnetze seien die über das ganze Land verstreuten kleinen Kraftwerke: »Bei Windstille oder Dunkelheit fließt kein Strom. Wenn es dann wieder windet oder die Sonne scheint, wird auf einmal viel Strom dezentral ins Netz eingespeist.«
Solche neuen Stromnetze und Verteilerkonzepte werden von Ingenieuren geplant, getestet und konstruiert. Dementsprechend groß sind die Jobchancen im Bereich Umwelt: Mehr als 130.000 Arbeitsplätze sind bis heute im Bereich der Photovoltaik-Technologie geschaffen worden, weitere 20.000 in der Solarthermie. 100.000 Beschäftigte arbeiten derzeit im Bereich der Windenergie, die laut Bundesumweltministerium neben der Solare-
»Die Vorgabe aus der Politik ist ja: Wir wollen bis 2050 immerhin 80 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Nur ist das technisch nicht wirklich fundiert«, kritisiert Reiner Speh, Ingenieur bei Siemens und Vorstandsmitglied der Energietechnischen Gesellschaft im VDE, dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. »Jetzt ist es an uns, Rahmenbedingungen zu finden, die das ermöglichen.« Die Erzeugungsstruktur werde dezentraler ausfallen, und Ingenieure der Energietechnik müssten künftig noch besser verstehen, wie sie Datenmengen bewältigen können um die Versorgung zu gewährleisten.
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Studieren mit Raketenantrieb Menschen wie Friederike Graf haben wir es zu verdanken, dass Flugzeuge und Satelliten immer schlauer werden. Denn die 25-jährige Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik wird später Autopiloten entwickeln. text: david fischer
Hätte sie an diesem verregneten Tag in Florida nicht unter einer Trägerrakete gestanden, wäre alles wohl so nicht passiert. Die Faszination als Kind für die unbekannte Welt. Die Begeisterung für Mathe und Physik in der Schule. Das Diplomstudium in Stuttgart. Die Studienarbeit für die Europäische Weltraumbehörde ESA in den Niederlanden. Das Traum-Praktikum nahe San Francisco bei der NASA. Die 25-Jährige würde heute wohl auch nicht in ihrem Zimmer am Revell-Modell einer Saturn-V-Rakete basteln, wäre da nicht der Besuch des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral mit ihren Eltern gewesen. Blinkende Computer, Countdownzähler, ausgestellte Astronautenanzüge – der erste Kontakt mit der Welt außerhalb unseres Planeten hat im Lebenslauf von Friederike Graf deutliche Spuren hinterlassen. Die Anziehungskraft der unendlichen Weiten ist ihr nie verloren gegangen. Friederike ist heute ein »Lufti«. So werden die Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik
auf dem Campus genannt. Vor fast sechs Jahren hievte die Karlsbaderin ihre Kartons in einen Umzugswagen und zog von der Region Karlsruhe nach Stuttgart. Der Plan: am Campus Vaihingen ein ingenieurwissenschaftliches Studium zu beginnen. »Ich muss nicht unbedingt eine Rakete bauen. Mich hat immer schon fasziniert, was außerhalb der Erde ist, und ich fliege unglaublich gern. Das Gefühl im Bauch, wenn ein Flugzeug abhebt, ist unbeschreiblich«, sagt die 25-Jährige, die gerade ihre Diplomarbeit schreibt. Allein unter Männern – in etwa so lassen sich die ersten Wochen im Studiengang beschreiben. Als Friederike mit dem Studium anfing, kamen in ihrem Jahrgang auf hundert »Luftis« nur elf Frauen. »Wenn man im ersten Semester mit Stöckelschuhen zu spät in den Vorlesungssaal kommt und sich zehn Reihen Männer genervt oder
begeistert nach dir umschauen, geht der Trend schnell zu flachen Schuhen«, sagt sie. Die anfängliche Angst sei dennoch schnell gewichen. Als Frau habe sie bisher in der Männerdomäne ihres Fachs noch nie Probleme gehabt, weder im Studium noch im Berufsleben. Nach einer Statistik des deutschen Ingenieurinnenbunds liegt der Frauenanteil in den Ingenieursstudiengängen nach wie vor bei nur etwa 20 Prozent. Neben dem Vermeiden eines Catwalks im Auditorium entpuppten sich die wahren Herausforderungen vor allem in Form anspruchsvoller Prüfungen: »Man muss sich in den ersten vier Semestern durch Physik und höhere Mathematik kämpfen. Wenn du keinen Bezug zu deinem Wunschfach hast, ist das schon hart. Viele geben frühzeitig auf«, sagt Friederike. Durchhaltevermögen ist gefragt: In Hochphasen habe die 25-Jährige wöchentlich bis zu 60 Stunden am Schreibtisch gesessen. »In den Se-
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mesterferien stehen Prüfungen an, während des Semesters Abgaben, Übungen und Nachbereitungen. Du hast quasi nie Urlaub«, erläutert sie. Da verwundert es nicht, dass nach einer aktuellen Studie des Bundesbildungsministeriums rund die Hälfte der Bachelorstudenten in Ingenieurswissenschaften an Unis vorzeitig aufhören. Ansonsten sind die Aufgaben im Studiengang breit gefächert, Theorie und Praxis eng verzahnt. Mal zeichnen die »Luftis« am Computer die Außenhülle eines Flugzeugs.
die Temperaturregelung einer Klimaanlage ein Mysterium. Mir war nicht klar, wie die Sensoren mit der Kühlung kommunizieren«, sagt sie.
Du interessierst dich auch für Luft- und Raumfahrt?
Dies hat Friederike auf ihr heutiges Spezialgebiet Flugmechanik, Raumfahrtsysteme und Regelungstechnik geführt. Sie ist damit für die »Gehirnaktivitäten« von Flugzeugen und Satelliten zuständig. Dabei geht es etwa darum, intelligente automatische Steuersysteme für Flugzeuge – sogenannte Autopiloten – zu entwerfen.
Dann solltest du unbedingt am Freitag, 14. und Samstag, 15. September das ILA CareerCenter in Berlin besuchen. Die größte Aerospace-Jobbörse der Welt im Berlin ExpoCenter Airport ermöglicht den Kontakt zu Arbeitgebern aus der zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrt und eröffnet dir die besten Einstiegsmöglichkeiten in deine Karriere. Mehr Infos gibt’s auf www.ila-careercenter.de
»Die Aufgaben im Studiengang sind breit gefächert«
Doch nicht nur gute Noten in Mathe und Physik seien für ein erfolgreiches Studium in Luft- und Raumfahrttechnik entscheidend. »Du entwickelst gewissermaßen etwas neu, da muss man Enthusiasmus und Leidenschaft fürs Fach mitbringen«, rät sie Studienanfängern. Und Neugierde. »Als Kind war für mich beispielsweise
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie ist seit Jahren auf Wachstumskurs. Doch nicht nur da kommen ambitionierte »Luftis« wie Friederike gut an. Durch ihre Spezialkenntnisse in Aerodynamik, alternativen Antrieben oder Leichtbau sind die jungen Ingenieure auch bei Autoherstellern gefragt. Laut Bundeswirtschaftsministerium sind die Perspektiven, eine Stelle als Luft- und Raumfahrttechniker zu bekommen, mittel- und langfristig weiterhin günstig. Luft- und Raumfahrttechnik kann man an verschiedenen deutschen Universitäten studieren, mehr Infos gibt es unter www.yaez.de/!h
Foto: ESA
Mal beweisen sie in einer physikalischen Rechnung, dass ihr 3D-Modell in der Wirklichkeit nicht abstürzt. In Gruppenarbeiten ist jeder als Experte für einen Teilbereich zuständig. »Ich bin meistens die Mathe-Expertin. Im Studiengang arbeitet man viel im Team. Allein ist es schwierig, sich durchzuboxen«, sagt sie.
Fünfminutenpause
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Texte: Birk grüling, jannis funk
Für Spione
»Das Bourne Vermächtnis« Für Poeten
»Dichter und Kämpfer« Der erste – und damit längst überfällige – Film über Poetry Slam im deutschen Kino! Der moderne Dichterwettstreit hat in den letzten Jahren rasant an Popularität gewonnen. Gerade die Ausstrahlungen im Fernsehen haben zu einer Professionalisierung und Kommerzialisierung geführt – die Szene befindet sich im Umbruch, ringt um familiäre Vertrautheit und Authentizität. Die Journalistin Marion Hütter hat vier Slammer ein Jahr lang begleitet, auf Reisen und in den unterschiedlichsten Alltagssituationen. Ihr Dokumentarfilm transportiert die Faszination für die Kunst und den Wettkampf gleichermaßen. Start: 6. September
Paul Greengrass’ »Bourne«-Filme mit Matt Damon setzten neue Impulse fürs ActionKino. Keiner von beiden ist in der neuesten Fortsetzung dabei. Stattdessen übernimmt Drehbuchautor Tony Gilroy die Regie und Jeremy Renner (»The Avengers«) die Hauptrolle des Aaron Cross – Jason Bourne kommt nämlich nur indirekt vor: Sein Handeln veranlasst CIA-Offizier Byers (Edward Norton), alle mit Drogen manipulierten Agenten der geheimen »Operation Outcome« töten zu lassen. Doch mithilfe einer Chemikerin (Rachel Weisz) kann Aaron Cross entkommen und plant die Befreiung seiner Kollegen. Fazit: Bahnbrechend ist das nicht mehr, aber ein »Bourne«-Film kann auch ohne Jason Bourne toll sein. Start: 13. September
Für Romantiker
»Liebe«
Michael Haneke (»Das weiße Band«, »Funny Games«) ist vor allem für seine unerträglich nahegehende Inszenierung von Gewalt bekannt. Sein neuer Film »Liebe« widmet sich aber tatsächlich einem ganz anderen Phänomen: Die beiden Musikprofessoren Anne und Georges, längst im Ruhestand und seit Jahrzehnten ein Paar, werden durch einen Schlaganfall auf die Probe gestellt. Verzweifelt bemüht sich Georges, dass seine Frau nicht ins Pflegeheim muss. Mit der ganzen Wucht seines Kinos, großartigen Darstellern und poetischem Gefühl für die Figuren erzählt Haneke von »Liebe«. In Cannes gab es dafür die Goldene Palme 2012. Start: 20. September
Für Rocker
Madsen – »Wo es beginnt« Es kracht und rumpelt wieder im Hause Madsen. Auf ihrem inzwischen fünften Album haben sich die Jungs aus dem Wendland auf ihre punkigen Wurzeln besonnen und die innere Wut neu entdeckt. Ohne Produzenten und nach dem Abgang des Keyboarders ist das Streben nach glatten Popsongs vorbei. Stattdessen werden die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht, und Sascha Madsen an den Drums haut gerade in Songs wie »Generation im Arsch« oder »Wo es beginnt« ordentlich zu. Gleichzeitig schafft die Stimme von Sebastian Madsen auch ruhige Moment wie in »Nimm den Regen mit«. Dieses Auf und Ab der Gefühle und Klänge macht »Wo es beginnt« zum vielleicht spannendsten Album der Band. Bereits erschienen bei Columbia/Sony Music
Für Nostalgiker
Bloc Party – »Four«
Für den Freundeskreis
Max Herre – »Hallo Welt!« Mit einem rauschenden Radio und dem Ausspruch »Hallo Welt!« beginnt die gleichnamige Platte von Max Herre, und damit auch seine Rückkehr zur Rapmusik. Nehmen wir mal das Urteil vorweg: Diese Rückkehr zum Sprechgesang gleicht einem musikalischen Triumphzug. Mit seinem Produzententeam Kahedi im Rücken und umrahmt von zahlreichen namhaften Gäste wie Aloe Blacc, Philipp Poisel oder Samy Deluxe verpasst Max Herre »Hallo Welt!« einen ganzen Regenbogen aus Klangfarben – von Soul (»Vida« oder »DuDuDu«) über Klaviereinlagen (»Berlin – Tel Aviv«) bis hin zu harten Beats (»Rap ist«). So abwechslungsreich, tiefgründig und soulig war ein Rapalbum selten und in diesem Jahr definitiv noch nicht. Bereits erschienen bei Nesola/Universal Music
Nach vier Leuten in einem Raum, die Freude am Musikmachen haben, soll das neue Album klingen – das war der Wunsch von Bloc-Party-Frontmann Kele Okereke. Eine Vorgabe, die sicherlich viele Fans freuen wird. Nicht umsonst gilt das Debüt »Silent Alarm« als das bisher stärkste Album der Band. Mit den elektronischen Experimenten der Nachfolger sorgten die Briten eher für Verwirrung als für Jubelstürme. Bei »Four« scheint sich die Band genau diese Kritik zu Herzen genommen zu haben und setzt wieder auf geraden, fast rauen Gitarrensound ohne unnötige Schnörkel. Damit klingt das neue Album nicht nur nach Freude an der Musik, sondern auch nach einer harmonischen Band. Ein Gefühl, das man bei Bloc Party zuletzt nicht immer hatte. Bereits erschienen bei Cooperative/Universal Music
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Vorsicht, Netznäpfchen! Auf Facebook und Co kann jeder aus seinem Alltag posten. Und wie im richtigen Leben kann dabei einiges schiefgehen. Wir haben einen Experten gefragt, wie man Peinlichkeiten im Netz vermeidet. text: Christopher Weckwerth illustration: till hafenbrak
Um schulische Dinge zu besprechen, gibt es schließlich auch andere Wege als eine Facebook-Freundschaft.
»Gefällt mir« zu drücken, ist keine gute Idee: Jeder kriegt es mit, und doch ist es keine klare Ansage. Im Chat hingegen kann man zu zweit mal über andere Dinge als die Schule reden.
Vor einer Frage stehen nach den Sommerferien wieder viele Schüler: Ist es in Ordnung, wenn Lehrer und Schüler virtuell befreundet sind? In England ist das laut der Tageszeitung »The Guardian« bereits bei jedem zehnten Schüler der Fall. Aber wollen Schüler wirklich die Urlaubsfotos ihrer Lehrer sehen? Und müssen die Schüler dann umgekehrt auch alles preisgeben?
Doch was tun, wenn Mama und Papa auf einmal eine Freundschaftseinladung schicken? Am besten ist es, mit ihnen darüber zu reden. Wenn sie verstehen, dass ihr offen mit dem Thema umgehen könnt, werden sie euch auch nicht ständig überwachen. Ein Kompromiss könnte sein, sie als Familienmitglieder hinzuzufügen und bei Beiträgen, die geheim bleiben sollen, die Sichtbarkeit einzuschränken.
Die erste Kontaktaufnahme ist so vielleicht leichter, als wenn man sich gegenübersteht. Dennoch sollte man nichts schreiben, was man der Person nicht auch ins Gesicht sagen würde. Reagiert der Schwarm wie erhofft: nicht vergessen, dass das Leben offline weitergeht – dranbleiben! Das entspräche dann auch der nach Roland Bendigs Ansicht sinnvollsten Nutzung von Facebook: »Das Ziel sollte es immer sein, das Virtuelle ins Reale zu bringen.«
»Nein«, sagt der Experte und berichtet: »Oft gehen diese Verbindungen von den Lehrern aus, während die Schüler das gar nicht wollen.« Wem unwohl bei einer solchen Anfrage ist, der darf sie also guten Gewissens ablehnen.
Wollt ihr zum Beispiel endlich mit eurem heimlichen Schwarm in Kontakt treten, muss man den Eltern das ja nicht auf dem Silbertablett servieren. Nur wie vorgehen? Einfach bei jedem Beitrag des- oder derjenigen
Roland Bendig, Dozent an der Social Media Schule bei Münster www.social-media-schule.com
Siehst du die Musik? Musik für Gehörlose? Das klingt komisch. Doch in Kooperation mit N-JOY, dem Jugendsender des NDR, hat Laura M. Schwengber Popsongs in die Gebärdensprache übersetzt. text: Birk grüling
Aus den Boxen dröhnen laute Beats, und Frida-GoldSängerin Alina fragt sich, wovon wir eigentlich noch träumen sollen. Vor dem blauen Hintergrund im Studio formt Laura Schwengber mit den Händen Zeichen und wippt im Rhythmus. In ihrem Gesicht kann man die Emotionen des Songs ablesen. So verzieht sie bei der Zeile »Ich fühle mich beschissen« zusätzlich zur Handbewegung auch ihren Mund. Entstehen wird daraus am Ende eine Mischung aus dem ursprünglichen Musikvideo von Frida Gold und einer Übersetzung des Songtexts in Gebärdensprache. Wenn sie keine Musikvideos übersetzt, studiert die 22-Jährige an der Humboldt Universität Berlin »Deaf Studies«, zu Deutsch »Sprache und Kultur der Gehörlosengemeinschaft« und arbeitet neben ihrem Studium als Assistentin für Gebärdensprache. »Mein bester Freund ist taubblind, seit dem Sandkasten haben wir uns über das Lormen verständigt. Dabei zeichnet man mit dem Finger Buchstaben auf die Handfläche des anderen, davon bin ich dann schnell zur Gebärdensprache gekommen«, erklärt Laura ihre Studi-
zu gebärden, sondern mit dem ganzen Körper den Inhalt des Songs sehr genau wiederzugeben.« Darin liegt auch der Unterschied zur normalen Übersetzung in Gebärdensprache, bei der man viel freier gebärden und außerdem stärker mit dem Gegenüber interagieren kann.
enwahl und gibt zu: »Musik hat bei uns an der Uni bisher eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Daher war das Projekt am Anfang für mich auch absolutes Neuland.« Entsprechend intensiv ist deshalb auch die Vorbereitung auf die Drehs. Mehrfach schaut sich Laura die Musikvideos an und achtet dabei auf jedes Detail, von den Emotionen in der Stimme bis zur Geschwindigkeit des Rhythmus. Danach übt sie jeden Song noch mal vor dem Spiegel. »Ich versuche, nicht nur mit den Händen
Trotzdem sieht sie das Projekt als eine gute Möglichkeit, um noch bessere Einblicke in den Alltag der Gehörlosen zu bekommen. »Musik ist wichtig für viele Gehörlose: Es gibt zum Beispiel Tauben-Partys, die einfach unglaublich laut und beatlastig sind, damit man die Musik körperlich erfahren kann.« Umso mehr hat Laura sich deshalb über die positiven Rückmeldungen aus der Gehörlosengemeinschaft gefreut. »Ich habe gar nicht mit so viel Feedback gerechnet. Ich bin absolut begeistert, gerade weil auch viele neue Anregungen dabei waren, die ich gleich beim nächsten Mal umsetzen kann.« Darauf freut sich die 22-Jährige schon so sehr, dass sie sich manchmal sogar unter der Dusche beim Mitsingen ertappt, in Gebärdensprache, versteht sich.
26 pausenhof
Das gibt’s zu gewinnen! Bombastische Beats von CASIO
Schöne Städte mit dem Lonely Planet Cityguide Für den nächsten Städtetrip ist ein perfekter Begleiter gefragt. Wer mit den City Guides von Lonely Planet unterwegs ist, erlebt die coolsten Städte ganz individuell. Erfahrene Autoren recherchieren weltweit vor Ort Informationen, Ratschläge und Tipps und beschreiben diese witzig, ehrlich und verantwortungsbewusst. Der herausnehmbare Cityplan und die Nahverkehrspläne in allen Bänden machen die Orientierung ganz einfach. YAEZ verlost eine Umhängetasche mit 3 der City Guides Lonely Planet nach Wahl!
Fiese Flatterer zum Tauschen Bisher gab es die ANGRY BIRDS nur als Computerspiel und iPhone-App. Nun sind die lustigen Vögel auch auf Tauschkarten abgedruckt. Die neue Kollektion umfasst 13 Charaktere mit verschiedenen Designs und in unterschiedlichen Situationen. Wer als einer der Ersten die neuen Karten in den Händen halten möchte, sollte unbedingt mitmachen. YAEZ verlost 5 Starter-Packs mit jeweils einem Sammelalbum, 6 Tauschkarten und einer goldenen Super-Spezial-Karte!
Schicke Shirts von Rebecca Bonbon Die neue Trendmarke von Yuko Shimizu, der Erfinderin von Hello Kitty, ist bereits in aller Munde. Gerade wurde die neue »REVIEW Fourteen«-Shirt-Kollektion mit dem Motiv der kleinen französischen Bulldogge Rebecca Bonbon veröffentlicht und ist nun auch hierzulande in ausgewählten Läden zu haben. Mehr Infos gibt’s auf www.facebook.com/RebeccaBonbonGermany. YAEZ verlost 2 Produktpakete mit Schreibtischunterlage, Notizbuch, Heftbox, einem Blazer (Gr. 38) und Rock (Gr. 36)!
japanischer Meerrettich
Gruppe von acht Solisten (Musik) engl.amerik. Längenmaß
Wohnort Anspanwechnung seln
kurzer Schmerzenslaut
auf diese Weise
Für das Kind in dir: Mit dem »RC Fire Fighter Watergun« von Carrera bist du im Kampf gegen die Sommerhitze bestens gerüstet. Er ist das perfekte Werkzeug für die nächste Wasserschlacht im Garten. Der rote Flitzer spritzt nicht nur Wasser bis zu sechs Meter weit, sondern macht dank integriertem Blaulicht, Sirene sowie Front- und Bremslicht stilecht und unüberhörbar auf sich aufmerksam. Mehr Infos gibt’s auf www.carrera-rc.com YAEZ verlost einen »RC Fire Fighter Watergun« von Carrera inklusive Controller!
USSchauspieler (Edward)
dt. Musiker (Nachname)
03
Schulabschluss
berufl. Arbeit; Gefälligkeit franz. männlicher Artikel
01 02
schlaues Handy (engl.)
4
Held d. griechischen Sage flüchtiger Augenblick
curriculum vitae (dt.)
04 05
3
Stadt am oberen Kocher
durch, mit (lat.)
Anwendungsprogramm
freiwilliger Einsatz
indian. Volksgruppe auf Feuerland
Flächenmaß
neunter Ton einer diaton. Tonleiter griech. Vorsilbe: wieder; gemäß
1
06
Schulfach
amerik.engl. Dichter (T. S.)
7
Kurzschrift (Kzw.)
07 08
KfzZeichen Niederlande
8
kleines hirsch- Geliebte artiges des Zeus Waldtier
schulfreie Zeit
Sumpf-, Kranichvogel Fluss in den Finn. Meerbusen
...-Partei Vorsilbe: Schall, Ton (griech.)
Edelgas lehrhafte Fehllos kleine bei der ErzähLotterie lung
Abkürzung für Shilling Album von Bloc Party
2
in der Nähe von
französisch: er
das Ich (lateinisch)
5
Berufsvereinigung, Zunft Teddybär aus dem Kino
Abk. für Altes Testament
Wohngemeinschaft (Abk.) abgeschaltet, nicht an chem. Zeichen für Lithium
Getränk aus Asien weibliches Märchenwesen
Nachsicht, Langmut griechischer Name Trojas
6
persönl. Fürwort (dritte Person)
Impressum
HERSTELLUNG: Simon Keller
Die Jugendzeitung yaez erscheint zweimonatlich und liegt kostenlos an 4.700 weiterführenden Schulen in ganz Deutschland aus.
AnzeigenLEITUNG: (verantwortlich für den Anzeigenteil) Michael Hartung (0711 997983-01, mh@yaez-verlag.de)
ISSN: 1612-8257
verbreitete auflage: 380.469 Exemplare (IVW Q2/2012)
HERAUSGEBER: Janos Burghardt, Simon Keller, Michael Hartung REDAKTION & VERLAG: Yaez Verlag GmbH Kornbergstr. 44, 70176 Stuttgart Tel: 0711 997983-0 Fax: 0711 997983-22 redaktion@yaez.de, www.yaez-verlag.de Chefredakteur: Janos Burghardt (ViSdP) Yaez Verlag GmbH
1 – ART 8 PUTZPLAN DIRECTOR: Simon Keller
Wendiger Wasserwerfer von Carrera RS
Sängerin aus Barbados
Textchefin: Ineke Haug Redaktion dieser ausgabe: Erik Brandt-Höge, Birk Grüling, Markus Heinrich, Michael Metzger, Jannis Funk, Mark Heywinkel, Jörg Breithut, David Fischer, Christopher Weckwerth, Lektornet (Schlussredaktion)
Am Gewinnspiel kannst du auf www.yaez.de teilnehmen! Webcode: »@54982291« Teilnahmeschluss: 04.11.2012.
Mit dem Synthesizer »XW-P1« von CASIO steht deiner musikalischen Karriere nichts mehr im Wege, und du bist der Star auf der Bühne. Sowohl zum Komponieren elektronischer Sounds als auch für die Live-Performance ist es genau das richtige Instrument. Potenzial für fantastische Vintage- oder digitale Sounds liefert der Solo-Synth. Ein Step-Sequenzer ermöglicht spielend einfach die Erstellung von krachenden Beats, beeindruckende Flächen aus bis zu neun Klängen gibt’s dagegen beim Hex-Layer. Zusätzlich dazu stehen noch verschiedene Orgelsounds zur Verfügung, damit du wirklich immer den passenden Sound griffbereit hast. Mehr Infos gibt’s auf www.casio-europe.com oder www.facebook.com/casiosynthesizer. YAEZ verlost einen Performance-Synthesizer »XW-P1« von CASIO!
Die Auflage wird regelmäßig von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) geprüft. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 01.01.2012. abo/vertrieb: Tel: 0711 997983-0, Fax: -22 E-Mail: vertrieb@yaez.de Der Bezug der Jugendzeitung ist kostenlos. Druck: Bechtle Verlag&Druck, 73730 Esslingen Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.
Vorschau #62
Illustrationen / grafik: Julia Humpfer, Ana Albero, Christoph Rauscher, Melina Diener, Jakob Hinrichs, Till Hafenbrak
Alles Chemie: Was passiert im Gehirn, wenn wir uns verlieben? Doppelt hält besser: Wir sagen, wann ein duales Studium sinnvoll ist.
Fotos: Jan Kopetzky (Titel), Hannah Schuh, Elena Wagner
Die nächste YAEZ erscheint am 5. November 2012
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