Das Magma Nr.1
DIE JÄGER DER ARTEMIS 28. Juni 2014 - 12 Juli 2014 Gruppenausstellung im Kabinett der Visionäre, Sägenstrasse 75, 7000 Chur
Herzlichen Dank an die Ausstellenden: Elvira Held (Malix), Nadia Hunziker (Flims/Basel), Vera Janakievska (London), Marietta Kobald (Fideris), Lena Lengsfeld und Lysann König (Basel), Nubia Landell Valdivia (Präz), Yvonne Michel ( Chur/Zürich), Katia Rudnicki (Berlin) und Thomas Zindel (Chur).
Titelseite: Fotografie von Nubia Landell Valdivia, 2014 „Phosphoria“ von Vera Janavievska im Kabinett der Visionäre, Chur
„Mit einem magischen Bogen bewaffnet ist Artemis die unangefochtene Göttin der Jagd, die jungfräuliche Göttin der Geburt, der Ehe und der Familie. Sie ist die Tochter des Zeus und der Leta und stellt zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Apollo, dem Gott der Weisheit und der schönen Künste, das Ergebnis aus Zeus Untreue gegenüber seiner Frau Hera. Hasserfüllt verfluchte Hera Leta, so dass sie ihr Kind weder auf dem Land noch im See gebären konnte. Glücklicherweise fand sie eine Insel, welche den Meeresboden nicht berührt hat. Zuerst wurde Artemis geboren, welche als Hebamme ihre Mutter bei der Geburt ihres darauf folgenden Bruders Apollo unterstützte. Artemis verbrachte ihre Kindheit in den Hügeln und Wäldern, wo sie mit ihrem Bogen trainierte und wilde Tiere tötete. Sie wurde älter und schöner, aber auch stolz und rücksichtlos. Sie war sofort beleidigt, wenn jemand behauptete ein besserer Jäger zu sein als sie. Besonders Adonis tat das gerne, so dass Artemis ihm ein Wildschwein hinterher jagte, um ihn aufzuspießen. Als der Jäger Aktaion sie und ihre Gefährtinnen beim Baden im Mondschein beobachtete, verwandelte sie ihn zur Strafe in einen Hirschen und er wurde daraufhin von seinen eigenen Hunden zu Tode gehetzt. Schön und tödlich, die Gejagte. Selbst die Zwillingshalbgötter Otos und Ephialtes, welche sich nur gegenseitig töten konnten, drohten Artemis zu entführen und sie zu zwingen einen von ihnen zu heiraten. Aber sie wurden von Artemis übertölpelt; sie erschien als Reh und sprintete zwischen ihnen durch. Als die Zwillinge mit ihren Speeren das Reh töten wollten, trafen sie sich gegenseitig …“
21 PFEILE DER ARTEMIS IN DAS JAHRHUNDERT DES VOLLENDETEN NIHILISMUS I „zitate in meiner arbeit sind wie räuber am weg, die bewaffnet hervorbrechen und den müssiggängern die überzeugung abnehmen.“ (benjamin) “unsterbliche sterblich, sterbliche II unsterbliche- sie leben den tod jener und sterben das leben jener.“ (heraklit) III die menschen werden sich das flüssige, das klebrige, das lasche, das feige entreissen,,es gibt noch keine welt wir sind noch nicht auf der welt die dinge sind noch nicht gemacht der sinns des seins ist noch nicht gefunden.“ (artaud) IV „der geist der zeit kennt sich selbst nicht“ (hegel) „die sonne ist so gross wie sie uns V erscheint......“ (heraklit) VI „der mythos verbirgt nichts und stellt nichts zur schau. er deformiert. Der mythos ist weder eine lüge noch ein geständnis. Er ist eine abwandlung. (roland barthes) VII „die sprache unterstellt und verbirgt das, was sie ans licht bringt, im selben akt, indem sie es ans licht bringt (agamben) (1) „in „rameaus neffe“ besteht der geschmack mithin in der rolle eines moralischen geschwürs, die jeden anderen inhalt, jeden anderen geistigen impuls verzehrt, und dessen ausübung zuletzt in einem reinen vakuum besteht.“ (agamben) VIII „wer nicht verachtet, kann auch nicht achten“ (schlegel) IX
„die poesie ist das wirklichste, was es
gibt, das, was nur in einer ganz anderen welt wahr ist...“ (baudelaire) X frage im TA an die frühere hamasspecherin isra almodallal, 2. juli: „bedauern sie den den tod der drei israelischen teenager?“ „nein. ich empfinde kein bedauern, denn wir kämpfen seit jahren um unsere freiheit. wir sind nicht verantwortlich für die situation.....die ganze geschichte ist 100 % eine israelische inszenierung.“ „die kunstwerke sind stets das XI ereignis eines ein-her-gegangen risikos, einer bis an ihr extrem, an den punkt, an dem der mensch nicht nicht mehr weitermachen kann, getriebene erfahrung.“ (Rilke) XII „geschmack besteht aus tausenderlei ekel“ (valery) XIII „der künstler ist der mensch ohne inhalt. er hat keine andere realität als die eines unablässigen auftauchens aus dem nichts des ausdruck und keine andere konsistenz als seine unverständliche lage jenseits seiner selbst ... solange der nihilismus heimlich über den lauf der geschichte des okidents herrscht, so lange wird die kunst geblendet bleiben in ihre endlose dämmerung“ (agamben) XIV „die blindesten aber sind göttersöhne“ (hölderlin) XV „weit, weit geht die weltgeschichte vor sich, die weltgeschichte deiner seele“ (Kafka) XVI „die mysterien des einzelnen sind mythen und riten genauso wie jene der völker es waren“ (flurio jesi) XVII kein faschistischer zentralismus hat das geschafft, was der zentralismus der konsumgesellschaft geschafft hat
... was sich in wahrheit daraus ablesen lässt, ist die tatsache, dass in italien eine ‚kulturelle mutation‘ stattgefunden hat..... der hauptsatz lautet: ‚die herrschenden haben beschlossen, dass wir alle gleich sein sollen‘... mein thema heisst: VOELKERMORD. Ich glaube nämlich, dass in der heutigen italienischen gesellschaft alte werte zerstört und durch neue ersetzt werden, wodurch – ohne blutbäder und massenerschiessungen – weite teile unserer gesellschaften eliminiert werden ... es ist klar, dass überflüssige güter das leben überflüssig machen ... wenn ich sehe, wie die jugendlichen einer erschreckenden sprachlosigkeit und brutalen kritiklosigkeit zum opfer fallen, habe ich plötzlich das gefühl, als ob sich der schatten des hakenkreuzes über unsere städte senkte“ (pasolini) XVIII „was wir nicht denken können, das können wir nicht denken; wir können also auch nicht SAGEN, was wir nicht denken können.“ (wittgenstein) XIX „den verkieselten spruch in der faust, vergisst du, dass du vergisst.“ (celan) XX „der einzige weg zur wirklichen erotik: das schaudern.“ (bataille) XXI „die sybille, die mit rasendem munde, ungelachtes und ungeschminktest, ungesalbtest, kündet, reicht vom gotte erfüllt, mit ihrer stimme durch tausend jahre“ (heraklit) SUPPLEMENTE I wer die vielfach zer-klüfteten, unendlichen 40.000 jahre alte terrtiorien, deterritorialisierungen mit ihren unzählbaren verwerfungen, unübersehbaren semantischen Rhizomen, des MYTHOS betritt, muss sich auf projektile, die er in ihnen findet, entnimmt, konzentrieren, wie es diese ausstellung die jäger der artemis
tut ... ihre archi-tektonik (d.h. aufreissen des anfangs) ist jene des labyrinths ... die dann im minoischen mythos selbst dessen bestandteil wurde, dessen projketile des dädalus noch heute immer neue ziele suchen ... dass dädalus mit in die urszene, dessen, was wir ‚technik ‚ nennen, gehört, ist unübersehbar ... der faden der ariadne aber ist, wenn nicht zerschnitten, so unauffindbar verloren ... II auch diese ausstellung im „kabinett der visionäre“ (eine pardoxe wortbildung, die gerade so auf die bogenspannung der artemis und apollons zu verweisen vermag) ist so - unter dem listigen titel des genitivus objektivus und subjektivus „die jäger der artemis“ - zumindest das ferne echo eines pfeiles der artemis, dieser nie zu ende erzählbaren göttin, die zweifelsohne aus den zeiten des matriarchats nach griechenland gelangt ist, dort sich im kanon der grossen mythen, den 12 grossen olympischen gottheiten etabliert hat, und zugleich ihre fäden zu isis, semele, kybele, diana ... weitergesponnen hat. mythen werden stets in dislokationen, verschiebungen, ‚widersprüchen erzählt ... so ist die angebliche ‚keuschheit‘ artemis von feministischer seite stets auf die enthaltsamkeit von männern beschränkt, wie später, als letzte, jene von penthesilea. - Nirgends m.e., zumindest nicht seit hesiods „theogonie“, dem ersten schriftensammler der mythen, etwa in der zeit des ‚performers‘ homer, bis zu plato und dessen letzten reminiszensen an den mythos aber wird sie als ‚göttin der ehe und familie‘ benannt, wohl aber stets als göttin der jagd, wobei allerdings diese im altgriechischen die sorge um die heiligen tiere ebenso umfasst, wie die später so genannte ‚natura‘ selbst. doch wie alle olymp. goetter errichtet auch sie ihre eigene zone der gefahr, des todes, des eros, der ge-walt - diese finden wie ein projektil zusammen in der begegnung mit aktaion, einem enkel des kadmos-und so das ganze thebanischen mythen-terrain aufreissend, welches mit kreon und antigone ‚endet‘... (ein projektil allerdings, welches in
anderen überlieferungen der hekate oder auch persephone zugeschrieben wird); es ist ein rhizom des blickes - unlesbar ohne sartres philosophie des blickes - der tiere, der nackheit, der metamorphose, nicht zuletzt der frage nach der photographie, des licht-bildes selbst ... artemis ist jedoch auch eine – im umkreis der grossen göttin des matriarchats göttin des lichtes, denn sie wird oft auch als die ‚posphorera‘, die ‚lichtbringerin‘ oder ‚mondlingin‘ bezeichnet, so noch bei hölderlin. Ihre wesentlichen attribute sind derer drei: Bogen-Leier (wie zugleich jene ihres zwillingsbruders apollon) und zwei Fackeln in ihren händen ... das reich des mythos ist scheinbar III längst überwunden, geschichtlichfortschrittlich entsorgt, in wirklichkeit aber gibt es gar keine möglichkeit, dieses zu verlassen; der ‚urknall‘, die monotheistischen religionen können ebenso als mythen bezeichnet werden, wie ein sogenannte ‚auf-klärung‘ (die den licht-nacht-mythos aktualisiert hat) oder den verheerenden gegenwärtigen mythos des ‚fortschritts, der freiheit‘, den sich der nihilismus als eine seiner ‚festen burgen‘ errichtet hat ... dies, indem er sich z.b. auf prometheus oder odysseus beruft..... neben prometheus (2) wirkt die blendungskraft anderer götter, halbgötter weiter, wie orfeus, herakles, dionysos ( dieser allerdings noch sehr konkret als gründungsfigur des theaters wie des weinstocks u.a.), sisyphos (den camus wieder beschworen hat, wie freud zuvor den oedipus, kafka die sirenen), die teil des konsumismus gewordenen aphrodisiaka, olympia etc ... appolon, artemis bruder war (zusammen mit aphrodite/venus) die sonne der renaissance und über diese hinaus des winkelmannschen klassizismus mit seine katastrophischen idolen, wie z.b. dem werk angelika kauffmanns, der klassik (die zeusjupiter hinzunahme , z.b. in der ebenfalls katastrophischen ‚jupiter-sinfonie‘ mozarts, - bis zu seiner eigentlichen verabschiedung durch nietzsche ...
IV und doch ist vielleicht das erbe der artemis das – unerkannt - bedeutsamste des griechischen mythos und bis heute – und sicher nicht nur bis heute – wirkungskräftigste, dies durch ihren ‚schüler‘ heraklit, der sich selbst so nannte und in den anfangszirkel des griechischen denkens gehörte; er, der epheser, weilte täglich im grossen tempel der artemis in ephesos, welcher im altertum das 7. weltwunder genannt wurde ... für ihn wurden die attribute der artemis, bogen, leier, feuer zu denk-eck-steinen: „Das wider-strebende (die spannung des bogens) vereinige sich und aus den entgegengesetzten tönen entstehe die schönste harmonie, und alles geschehe auf dem wege des streites“... sie begreifen nicht, dass das all-eine, auseinanderstrebend, mit sich selbst übereinstimmt wie bei bogen und leier ... die welt entstehe aus dem feuer und löse sich wieder in feuer auf, in stetigem wechsel ... alle dinge steuert der blitz...“ heraklit war es schliesslich auch, der den begriff, das wort LOGOS formte, dessen wortgeschichte zugleich die abendländische geschichte formte, bestimmte ... allerdings hatte der logos des heraklits nichts gemein mit unserer logik (das blieb aristoteles‘ „kategorien“ vorbehalten, die direkt und einzig zur modernen wissenschaft, technik, hochtechnologie führten, - dies wesentlich durch die WARUM-frage, die allen anderen hochkulturen, wie ägypten oder china aus religiösen gründen nicht gestellt werden konnte ) in ihren oft überbanalsten wendungen, sondern bedeudete, in den worten heideggers, für den das denken heraklits, wie zuvor schon für hoelderlin, hegel, nietzsche ebenfalls zu einem grund-eckstein wurde: „die sich entbergende ‚sammlung‘ – im sinne des urspünglich sich fügenden Einen der unscheinbaren fügung“... zum begriff des logos führte heraklit das ‚legein‘, das zusammenlesen, die sammlung, die ja auch im deutschen noch nachklingt. die ‚fysis‘, griechische benennung der ‚natura‘, ist das verbergen und bergen, dieses findet sich im
legein und wird als ‚a-ledei-a‘ entborgen, den griechischen begriff der wahrheit ... das anfängliche denken der griechen (zu welchem noch parmenides und anaximenes rechnet) bestimmte die FYSIS als reine, ungeschiedenen anwesenheit des seins, zu welcher götter wie menschen und tiere gleichermassen ge-hören, ohne hier-archien. der eingangs zitierte satz des heraklit: DIE SONNE IST SO GROSS WIE SIE UNS ERSCHEINT hat als eine art nie mehr ereichter ‚weltformel‘ alles geschehende des seins und des seienden mit seinem pfeil getroffen: die ‚welt‘ besteht aus zwei VARIABLEN: die sonne hat kein AN SICH, sowenig wie der diese betrachtende mensch. für andere ‚essenzen‘, epistemata, bleibt kein raum. andrey tarkowski, der letzte grosse künstler vielleicht, nachdem 1989 der nihilismus den eisernen vorhang des sozialismus durch seinen eigenen ersetzte, vermochte dem in seinem film „solaris“ (1980) ein bild zu geben, der sich immer drehenden welt-spiralen wolke ... für heidegger u.a. blieb daher nur die maxime: „rückkehr in den anfang“... V „ein rätsel ist reinentsprungenes“ (Hölderlin) dies gilt auch für das denken, jedenfalls die geschichte des frühen abendländischen denkens, eben jene des artemis-schülers heraklit, die von platon den namen ‚philosophie‘ enthielt, welcher wörtlich etwa sagt: ‚dem denken die gunst schenken‘. hölderlin ist es auch, der in „Brod und Wein“ vom „kommenden gott“ spricht, der aus jenem anfang zurückkehre.......noch heidegger hielt sich an einer solchen hoffung fest. „nur ein gott kann uns retten“, so im berühmten SPIEGEL-gespräch. aber die heutigen letzten hoffnungen gleichen doch zu sehr den „blinden hoffnungen“ des aischylos in seinem gefesselten Prometheus“, indem er das banale verständnis des physischen feuers zugunsten des LOGOS-feuers ersetzt. ... und wenn doch hoffnung, so wie im kleistschen „marionettentheater“ in der hoffnung auf ein zurück-finden in
den anfang ... denn nicht nur für nietzsche begann nur ein jahrhundert später der abendländische nihilismus, in der - im grunde unerklärbaren seitenwunde (aber auch hier ist jedoch an ein wort heraklits zu denken: ALLES GESCHIEHT NACH DEM VERHÄNGNIS) der platonischen errichtung der beiden getrennten welten der ideen und der sinne, des scheins – die dem mythischen denken ein ende setzte, gleichwohl levy-strauss, der grosse ethnologe und mitgründer des STRUKTURALISMUS stets auf der IDENTITAS des menschen von lascaux mit dem ‚heutigen‘ hinwies bestand - die das christentum, selbst eine art seitenwunde des jüdischen denkens, welches in der gestalt des MESSIAS sein telos fand und bis heute auf dieses EREIGNIS wartet ... - in modifizierter form allerdings übernahm, ihm jedoch das eine ‚subjekt‘ des einen gottes zufügte, welches dann über jahrhunderte im scholastischen denken eines thomas von aquin oder anselm von canterbury u.a. schliesslich zum denken der PERSON als des entscheidenden mediums führt, welches dann descartes leicht zum ‚die welt vor sich hinstellenden‘ SUBJEKT führte: cogito ergo sum- wörtlich: ‚ich bin als ein die welt vor mich hinstellender‘ – eine art aristotelischer entelechie also, die im INTERNET ihre endliche erfüllung findet ... von descartes, bacon, locke etc. war der weg zu nietzsches „unheimlichsten aller gäste“, dem nihilismus, nicht mehr weit: er ist skandiert durch die jahreszahlen 1648, die habeas corpus-akte in england, die den menschen seitdem als bio-politischen stigmatisiert, über die amerikanische unabhängigkeitserklärung mit ihrem unglaublichen begriff der „hapiness“ und des daraus folgenden „american way of live“ als leitwort, gültig-übergültig bis heute, und zusammen mit der franz. Revolution 1789 siegel und politische vollstreckung der säkularisation, vor-zu-bereitet ebenso durch die ‚reformation‘ luthers, für die ihm nietzsche spöttisch-höhnisch dankte ... es begann also die zeit des nunmehr
unbestrittenen kapitalismus, dem es zunächst noch gelang sich die maske der HUMANITAS anzulegen (welche ja nur ein meilenstein auf ihn zu gewesen war) die zeit der grossen kolonialunterwerfungen, die zeit des ‚bürgertums‘, aus welcher – ihren internen kämpfen und insbesondere auch der PFLICHT- sittenlehre des übervaters kant – und den letzten versuchen eines widerstandes wie der pariser kommune 1871 - die totalitären bewegungen des 20. jahrhunderts hervorgingen ... die mit dem ‚weltsieg‘ der USA endeten, der seine globale erfüllung 1989 mit dem totalen ENDE DER IDEE, des ideellen streites – den bis dahin die eiserne mauer der sozialistischen staaten zumindest formal noch aufrechterhielt – endete, einem datum, nur ein vierteljahrhundert zurückliegend, dessen folgewirkungen, emanationen aber bis heute völlig unterschätzt werden ... VI eine kleine phänomenlogie des nihilismus: dieser kontaminiert inzwischen zwar den grossteil des ‚globus‘, aber da er weder sehbar noch messbar ist – im gegensatz zur radioaktivität tschernobyls, fukushimas – ‚existiert‘ er für das moderne rechnerische denken schlicht nicht. Man erfährt ihn höchstens durch die rückkehr aus einem der noch vielen armenhäuser der erde oder durch die KUNST bzw. ein gegenlesen der grossen theologie, philosophie und literatur (joyce, beckett, kafka, celan, simon, blanchot etc. auch der -‘klassischen‘- musik - der einzigen kunst, der es bis heute gelungen ist, sich von der herrschaft des MARKTES fernzuhalten - ,niemals aber z.b. durch die nobelpreisträger hesse und mann, die die literatur vielmehr in die mitte des 19. jahrhunderts zurückwarfen ...) ... kommt man z.b. nach monaten aus havanna zurück, ist der schweizer alptraum des reichtums unerträglich, der sich in unzähligen lediglich exhibitionistischen autos zeigt, gleichermassen wie in den
unglaublichen teermassen, die jedes stück erde in städten wie dörfern zudecken, der erfindung des eigenheimes, die zur zerstörung, aufhebung der nachbarschaft, gemeinschaft geführt hat. der klinische sauberkeits - sicherheits-wahn, den noch freud zu den symptomen der hysterie gerechnet hat, die bereits von foucault aufgezeigte disziplinargesellschaft, die sich z.b. im strassen‘bild‘verkehr in einer unzählbaren reihe von regelungen äussert, die zweifellos bald mühelos den fahrer durch den auto-piloten ersetzen wird ... dies alles, nachdem sich die grossen ländlich-bäuerlichen sippen-stammverbände wie die zünfte schon im zug der säkularisation aufgelöst hatten ... die moderne zeichnet sich also gleichermassen durch den tod gottes wie den tod der alten sozialstrukturen aus ... beide orte sind leer, verwaist - sie sind suplementiert durch die unterirdischen kavernen der banken und grossindustrie, ‚gefüllt‘ nur durch happiness, fun. spektakel und die unglaubliche begierde nach geld, exhibitionismus ... eine welt der sirenenbilder-und klänge der werbung, medien – welchen es tatsächlich gelingt, die beteiligung gerade der schweiz an den genoziden der armen, hungernden der welt und der von dort her flüchtenden zu überdecken ... es ist ein verdienst jean zieglers, diese genozide im detail nachzuweisen: „WIR lassen die verhungern. (2012) VII kehrt man in die randregion GR zurück, zeigt der nihilismus auch unverhohlen sein gefrässiges, hässliches, farcenhaftes gesicht. In allen randkantonen der ch, zu denen auch GR trotz seiner flächenmässigen grösse rechnet, haben sich seit 1989 eigentliche einheitsparteien gebildet, im grunde unverhohlen den modellen, modulen einer DDR nacheifernd - die auf dem unheilvollen fundament der ‚idee‘ der schweizerischen kollegialregierungen (auf allen ebenen: stadt-kanton-bund), jegliche opposition verunmöglichen, und zusammen
mit den medien-konzentrationen (SO), der abhängigkeit aller institutionen von dieser, wie von der – demokratisch gewählten politik, welche in der schweiz auch die justiz wählen dürfen, was jede klage, beschwerde gegen eine dieser ‚kollegen-regierungen‘ verhindert, die in kollaboration- stammtisch-gesprächen einer stadt, in der notwendig jeder jeden der ‚wichtigen‘ kennt, mit banken und industrie zu einem kleinen, aber umso gefrässigeren leviathan hochgefressen hat. in GR liesse sich diese einheitspartei leicht nachweisen: es gibt absprachen zwischen dem SO-konzern mit der GKB vgl. fall parmalat, hoeness etc.), der kollegialregierung, der justiz etc., dass man jede gegenseitige kritik-streit (die ERIS, schwestergöttin des STREITES der artemis und des heraklits) ausblendet, vermeidet, ‚zum wohle aller‘ ... tatsächlich haben es die SO-medien fertiggebracht, niemals einen kritischen kommentar zu vorgängen in politik, auch der kulturpolitik natürlich, der justiz, wirtschaft, kulturellen institutionen wie das BKM, das IGK, das rhätische museum etc., die schulen zu veröffentlichen ... oder zumindest entsprechende leserbriefe zu veröffentlichenm ... dadurch sind alle ‚herrschenden‘ vor jedem hauch auch nur einer kritik oder opposition sicher und geniessen diese gewissheit ganz offensichtlich ... der nihilismus hat aber auch fast alle individuen ‚gefressen‘, wie es hobbes sich in seinem „leviathan“ ja erwünscht und prohezeit hat; auch die jugend, die jeden anschluss an die protest und jugendbewegungen von 1966-82 ‚verpasst‘ hat (verstehbar sogar nach der brutalen zerschlagung der anti-wefbewegung in landquart vor etwa 10 jahren); auch die völlig ver-zer-streuten, wenigen ‚übriggebliebenen‘ kulturschaffenden sitzen lieber per DU an den stammtischen der einheitspartei, - vgl. die völlige inexistenz der verbände, wie visarte oder act, dem ads, der swissculture etc. die schweizer nehmen
ihre ‚welt‘ als ‚selbstverständlich‘, die ‚ihrige‘, an. dabei ist es nicht nur der reichtum der sie vom grossteil der menschheit völlig trennt ... noch immer gibt es regionen der welt, die der nihilismus noch nicht – jedenfalls nicht gänzlich, erreicht hat. in cuba gibt es noch zahlreiche relikte mythischen denkens, da ja ca. 90% der bevölkerung mestizen, mulatten oder direkte nachfahren der afrikanischen sklaven sind, welche dem reichtum europas zuzuarbeiten hatten ... im geheimen aber gelang es ihnen in der santeria-religion (und verwandten) ihre mythen und riten zu bewahren, etwa die verehrung der 18 orishakoeniginnen und könige, ebenso ihren ganz eignen umgang mit ihren körpern und der medizin ... auch gibt es in cuba noch individuen, fast jeder, jede ist eines – im gegensatz zu den uniformierungen und totalen formatierungen der ‚westlichen‘ welt. das kubanische leben ist ein endloser kampf um die einfachsten dinge, den jeder auf seine weise zu kämpfen hat, der aber gerade so auch gemeinschaft schafft ... man kann vielleicht sagen, dass kuba die „grösste not“ noch nicht erreicht hat, die das abendland seit langer zeit beherrscht: DIE NOT DER NOTLOSIGKEIT“ (heidegger). zudem währt in kuba der versuch der gerechtigkeit wenigstens noch an: noch immer verdient ein uni-professor nicht mehr als ein strassenarbeiter (ca. 45 sfr. im monat).
was für die zukunft in aus-sicht steht, ist nur die radikal-totale verwirklichung der anti-utopie-romanewells, orwells und huxlejs „schöner neuer welt“ - oder der kollaps die im-explosion des internationalen -und damit auch des nationalen neo-liberalen, neoanalphabetischen systems – oder das wunder - anders könnte man es nicht mehr benennen – eines neuen zuspruchs des seins (heidegger), denn die räume des SEINS sind zuletzt unendlich und zeitlos – so dass die herakliteischen PFEILE DER ARTEMIS vielleicht doch noch vermögen, ihre eigentlichen ziele zu erreichen.
ANMERKUNGEN
LITERATUR
1. giorgio agamben rechnet zu den bedeudendsten noch lehrenden philosophen, zusammen mit jean-luc nancy, a. Badiau ... ; obwohl praktisch sein gesamtwerk ins deutsche übersetzt vorliegt (überwiegend bei suhrkamp), wird er von medien und ‚öffentlichkeit‘ im dt-sprachigen raum kaum wahrgenommen; in den SO-medien tauchte sein name noch nie auf.
-die vorsokratiker. hrsg. v. w. capelle, stuttgart 1968
2. pier paolo pasolini, 1975 in ostia bei rom ermordet, wuchs im friaul (carsarsa) auf und schrieb alle seine frühen gedichte und texte im friaulianischen idiom, welches das noch meistgesprochene der räto-romanische sprachfamilie ist ... die GR-rätoromanen allerdings meiden ihn, den einzigen weltbekannten vertreter ihrer sprachfamilie, wie der teufel das weihwasser, die hiesige minderheit, überfüttert, hat sich in den letzten 2 jahrzehnten dafür dankbar, völlig und definitiv an die dt.sprachige mehrheit und deren riten des nihilismus angepasst ... 3. nicht zufällig ist der wohl bedeudenste roman des 20.jahrhunderts der „ulysses“ von james joyce, eine fast rituelle widerspiegelung der homerischen „odyssee“. 4. die diesjährigen zürcher festspiele standen unter dem thema des „prometheus“ - die unglaublich banale eröffnungsrede des TV-‘philosophen‘ r. safranski wurde in allen medien unwidersprochen wiedergegeben und gepriesen. über luigi nonos einzigartiges musikwerk PROMETEO wurde zumindest berichtet, ohne jedoch auf die ganz eigene interpretation des prometeo durch den kommunisten nono wiederzugeben.
-robert von ranke-graves. griechische mythologie. gesamtausgabe hamburg 1992 - martin heidegger. heraklit. band 55 der gesamtausgabe. klostermann-verlag.1979 - giorgio agamben. homo sacer – die souveränität der macht und das nackte leben. frankfurt 2002 - jean ziegler. wir lassen sie verhungern. massenvernichtung in der dritten welt. münchen 2012 - claude levi-strauss. mythos und bedeutung. frankfurt 1978
Thomas Zindel Thomas Zindel (1956) ist in Chur aufgewachsen. 1978 Kunstgewerbeschule Zürich. 1980 Aufenthalt in Berlin. Bis 1987 arbeitete er in Chur. Hier veranstaltete Zindel 1982 bis 1984 Ausstellungen mit über 30 Künstlerinnen und Künstlern (Aqua sana zeigt) und betrieb die Lithographie & Radierwerkstatt Chur, Aqua sana. 1984 Preis der Bündner Presse. 1987 zog Zindel nach Basel. 1991 Preis der Stiftung für graphische Kunst in der Schweiz. 1994 Werkjahr der Schweizerischen Bankgesellschaft und Manor-Kunstpreis, Chur. 1995 verbrachte er einen intensiven Arbeitsaufenthalt in Pejriac de mer (Frankreich) und arbeitete 1996 bis 1997 in der Cité internationale des arts in Paris. Seit 1998 wieder in Chur. 2002 Anerkennungspreis der Stadt Chur. 2011 Anerkennungspreis des Kantons Graubünden.
Thomas Zindel "Artemis' goldene Pfeile", 2014 Acryl auf Baumwolle 130x100 cm
Vera Janakievska "Phosphoria" (The Light Bringer), 2014 Verschraubte Plumber-Rohre, poliert
Vera Janakievska (1987) born in Skopje, Macedonia, currently living in London. Studied Interior Architecture at London Metropolitan University and is a freelance designer / maker since 2010.
Katia Alena Rudnicki
„Jäger / Objekt“ Die Serie Jäger/Objekt ist die Auseinandersetzung mit der Verletzlichkeit des Menschen, sowohl seines Leibes, als auch seiner Seele. In der Massivität des umgebenden Gesteins und der menschengebauten Stuktur erobert er sich einen Platz/nimmt den Platz ein, stellt sich dar, entblösst sich und demonstriert Stärke. Gleichzeitig macht er sich angreifbar, indem er aus der Schutzzone heraustritt, aus der Umgebung herausgelöst wird. Der Mensch/Körper wird hier zum Handelnden und zum Ziel. Er ist Jäger und Objekt.
Katia Alena Rudnicki (1987) in St. Gallen geboren, studierte Architektur an der Universität Liechtenstein und Design im Masterstudio in Basel. Seither lebt sie in Berlin. In ihren Studien beschäftigt sie sich mit der Räumlichkeit, deren Abbildung sowie der Grenze zwischen Mensch, Körper und Raum. Architektur und Mensch sind auch in ihren fotografischen Arbeiten das zentrale Thema.
Katia Rudnicki „Jäger / Objekt“, aus der Reihe „Jäger / Objekt“, 2013-2014 Fotografie, 90x60 cm
„Jäger/Objekt“ von Seraina Peer Die Fotografie ist dominiert von einer massiven Treppe und der Andeutung von Säulen in der oberen Bildhälfte. Es handelt sich um das Alte Museum in Berlin, welches 1823-1830 unter der Leitung des Architekten Karl Friedrich Schinkel erbaut wurde. Es war das erste öffentliche Museum Preussens und zählt zu den wichtigsten Gebäuden des Klassizismus. Das Alte Museum folgt mit seiner klaren Gliederung der äusseren Form und einer präzisen inneren Struktur dem Gestaltungskanon der griechischen Antike und verkörpert das Bildungsideal der Humboldt Brüder, Alexander und Wilhelm, das Museum als Bildungseinrichtung dem Bürgertum zu öffnen.
Die architektonischen Elemente des Museums, wie die weit gespannte Vorhalle, die Freitreppe, die dem Vorbild des Pantheon in Rom folgende Rotunde und die monumentale Ordnung der kannelierten ionischen Säulen, die als Galerie den kreisrunden Kuppelraum umgeben, unterstreichen die sakrale Dimension des Museums als Kunsttempel und sind ausserdem Würdezeichen, die bis dahin nur den Herrschaftsbauten vorbehalten waren. Die Rotunde ist mit antiken Skulpturen geschmückt unter welchen auch eine Statue des olympischen Gottes Apollon zu finden ist. Apollon ist in der griechischen Mythologie der Gott der Weisheit und der schönen Künste und der Zwillingsbruder der Artemis.
Mit ihren goldenen Pfeilen und dem silbernen Bogen wird Artemis als Göttin der Jagd aber auch als jungfräuliche Göttin der Geburt, der Ehe und der Familie geehrt. Artemis gilt auch als Göttin des Mondes, welcher mit der Lichtquelle in der fotografierten Szene in Verbindung gebracht werden kann. Sie hat den Ruf einer strengen Göttin und ermuntert Frauen, ihren Raum einzunehmen, klare Grenzen zu ziehen und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Die jungfräuliche und eiserne Artemis strafte jeden, der diese Prinzipien zu ändern versuchte. Ihr Verhältnis zum männlichen Geschlecht ist von Grund auf gespannt, da Artemis die Männer für die Geburtswehen der Frauen
verantwortlich macht. In ihrer Art ist sie eine wilde und unzähmbare Göttin, die das Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt. Der auf der Fotografie abgebildete Mann, wurde zum Objekt der Jagd und flüchtet als Gehetzter auf allen Vieren die Treppe hoch. Artemis ist nicht nur die Göttin der Jagd, sie hat auch die Macht über ihre Jäger. Diese Rollenverteilung begünstigt deutlich eine starke, unabhängige Frau, derer die Männer unterstellt sind. Interessant ist die Darstellung des „starken“ Mannes, nun plötzlich als den „Schwachen“, „Unterdrückten“. Dies soll nicht nur die männliche Stärke in Frage stellen, sondern vielmehr ihre Schwäche ausdrücken und im Grossen betrachtet auch die Verletzlichkeit des Menschen darstellen.
Marietta Kobald
Marietta Kobald (1960) Journalistin und Fotografin. Wohnt und arbeitet in Strahlegg, Fideris und widmet sich von Herzen der Kultur vom Pr채ttigau.
Marietta Kobald "Eowyn", 2014 Fotografie-Malerei Digitaldruck auf Alu hinter Acryl 90x60 cm, 1/5 + 1AP
Yvonne Michel "Ydris", 2014 Gibsobjekt
Yvonne Michel (1980) studierte nach der Zeichnerlehre nebenberuflich Architektur an der HTW Chur, der Uni Liechtenstein und an der ETH Z端rich. Sie lebt und arbeitet in Chur und Z端rich und widmet sich vermehrt der Kunst und deren Vermittlung.
Yvonne Michel "Faydon", 2014 Lack auf Karton 74,5 x 44,5 cm
Yvonne Michel "Inmunidad", 2014 Rivespapier 250 gr: 56x76 cm Rahmen: 60x80 cm Lithografie, 1/5 + 1 AP
„Inmunidad“ von Yvonne Michel Das weibliche Geschlecht in einer sehr archaischen Ausführung - das Erbe des Matriarchats. Als Merkel-Raute wird eine Haltung der Hände bezeichnet, bei der die Form einer Raute beschrieben wird. Benannt ist die Geste nach der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, bei der diese Form der Handhaltung zu einer charakteristischen Haltung geworden ist. Die Merkel-Raute begründete eine Diskussion über nonverbale Kommunikation und löste eine Vielzahl von öffentlich geäußerten Spekulationen über die Bedeutung dieser Geste aus. Das britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ interpretierte die Merkel-Raute in Anspielung an Tolkiens „Herr der Ringe“ als magischen Ring: „One ring to rule them all“. „In der Raute liegt die Kraft“ titelte „Die Welt“ auf der Frontseite und wies darauf hin, dass die Raute für die Ruhe und Kraft einer Bundeskanzlerin stehe. Es bedürfe keiner weiteren Ausführung. „Die Merkel-Raute drückt Besonnenheit aus und die Fähigkeit, die Dinge zusammenzuführen“ analysierte das Blatt in demselben Artikel.
Und was sagt die Bundeskanzlerin? Auf die Frage eines Reporters, was ihre Geste denn nun bedeute, sagte sie tatsächlich: „Nichts.“ Merkel soll zu ihrer Handhaltung lediglich gesagt haben: „Es birgt eine gewisse Symmetrie.“ Bereits 2012 erklärte sie, die Raute helfe ihr, den Rücken gerade zu halten. Es gilt zu bedenken, dass Merkel eine Naturwissenschaftlerin und keine Ausdruckstänzerin ist, findet Silke Burmester in ihrer Spiegel-Kolumne: „Ich habe die Raute immer aber auch als eine Einladung verstanden. Angela Merkel formt eine Art Höhle. Sie ist geöffnet, und es ist, als sagten die Hände: „Komm zu Mutti! Hier ist es warm und trocken.“ Einladung ist gut. In Wirklichkeit bedeutet die Raute doch: Penetra me. Die Bundeskanzlerin möchte signalisieren, dass sie tatsächlich eine Frau ist - die Gebärde heisst: „Ich habe eine Vagina.“ Wir können es fast nicht glauben, dass Kohls „Mädsche“ solche Ansprüche hat. Wie kann das sein? Die nach heutigen Schönheitsidealen eher unattraktive Bundeskanzlerin ist höchstens die Mama der Nation, aber ganz sicher keine Frau - und wenn, dann ist das in einer immer noch patriarchal dominierten Gesellschaft, wo Frauen systematisch unterdrückt und verhindert werden, mit Sicherheit keine Stärke.
Während junge, schöne und intelligente Frauen es heute trotz ihres Selbstbewusstseins kaum übers Studium hinaus Karriere machen, gelangt Frau Merkel dank ihrer Immunität gegenüber Machos und Dummschwätzern an die Spitze eines der politisch einflussreichsten Länder der Welt. Sie war derart unscheinbar, dass niemand sie als Gefahr betrachtete, bei keinem Mann hätte sie je ein Defizit auslösen können. Niemand hätte sich Hals über Kopf in sie verliebt, ausser vielleicht ihren Mann. So konnte sie im Stillen ihr Profil schärfen, sich durch Fleiss das nötige Vertrauen schaffen und so ganz nebenbei ihr Netzwerk ausbauen - es stand ihr nichts und niemand im Weg. Heute muss sie auch fast nichts mehr machen oder sagen und wird doch immer wieder gewählt.
Prof. Samy Molcho, internationaler Körpersprachenexperte, interpretiert ihre Haltung so: „Die zueinander gedrückten Fingerspitzen errichten eine Schutzpyramide vor dem weichen Bauch. Diese nach vorne gesenkte Pyramide wirkt wie ein Keil, wie der Bug eines Eisbrechers: Die nach vorne gerichtete Spitze weist ab und alle entgegenkommenden Angriffe oder Einwürfe werden vom Körper abgeleitet. Bundeskanzlerin Merkel ist nicht aufgeschlossen für Kritik oder andere Meinungen, sondern sie geht ihren Weg vorwärts.“ Genau, wie auch immer wir dieses Zeichen deuten, eines ist sicher: Sie ist immun gegen alles: Machos, Kritik, Meinungen = egal : Ihr Schiff fährt gerade aus, dahin wo sie will. Und sie ist eine Frau.
Nadia Hunziker Nadia Hunziker "Hunting Bird", 2014 Kohle-Kreide-Zeichnung auf Holzplatte 34x100 cm Die Hintergrundfarbe wurde mit Pfeil, Bogen und Luft/Farbbalons auf den Hintergrund aufgetragen.
Nadia Hunziger (1981) geboren in Basel. Die Polygrafin (Bild) wohnt und arbeitet seit 2006 in Flims und Umgebung. 2007 Abschluss der cap Fotoschule. 2012 Abschluss dipl. Graphic Designer, SfG Basel.
Nubia Landell Valdivia
Nubia Landell Valdivia (1977) ist K端nstlerin und Werkstattleiterin der Lithographie- und Radierwerkstatt im Schloss Haldenstein, GR. Seit 1997 stellt sie regelm辰ssig im In- und Ausland aus. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Malerei, und in den letzten Jahren auch die Lithographie und Radierung. Lebt und arbeitet als freischaffende K端nstlerin seit 7 Jahren in Graub端nden.
Nubia Landell Valdivia "radiografia de una musa", 2014 Steindruck und Alulithographie auf Zerkallpapier 50x70 cm, gerahmt
Lena Lengsfeld und Lysann Kรถnig
Lena Lengsfeld und Lysann KÜnig alle o.T., aus der Reihe "Land of the darkness", 2012 Fotografie Lena Lengsfeld und Lysann KÜnig beschäftigen sich in ihrer Fotoserie mit alten, aber vor allem nordischen und germanischen Sagen.
Elvira Held
Elvira Held (1959). Die Buchhalterin aus Malix verbringt ihre Freizeit mit Bildender Kunst, Vogelkunde und mit der Familie.
Elvira Held alle o.T. (Landschaften 1-3), 2014 Lack auf Holzplatte je 37.5x36.5 cm
Der visionäre Kulturraum befindet sich an der Sägenstrasse in Chur und bietet Atelierplätze an, sowie Raum für Events. Wir wollen mit unserem Projekt aufzeigen, dass in Chur das Bedürfnis nach einem Off-Space abseits der etablierten Kulturbetriebe besteht und dass wir, eine Gruppe von Künstlerinnen, Künstler, Kulturschaffenden und Kulturbegeisterter, fähig sind, einen solchen in Eigenregie aufzubauen. Wer sind wir? Die Idee eines Kulturraums geistert schon lange im öffentlichen Diskurs der Stadt Chur umher. Für uns entstand aber der Eindruck, dass sich in dieser Sache, bedingt durch die finanzielle Situation der Stadt, nicht viel bewegt. Abhilfe sollte die Zwischennutzungsinitiative schaffen: Leerstehende Gebäude sollen Künstler/-innen und Kulturschaffenden zugänglich gemacht werden, anstatt brach zu liegen. Schnell konstituierte sich aus Initiativ- und Unterstützerkomitee eine Gruppe, die bereit war, den Aufbau eines Kulturraums auch selbst in die Hand zu nehmen. Diese Gruppe schloss sich schliesslich zum Verein Kabinett der Visionäre zusammen. Was sind unsere Ziele? Primäres Ziel ist die Einrichtung eines kulturell zu nutzenden, nicht-kommerziellen Raumes, der allen offensteht. Kunstschaffende sollen die Möglichkeit erhalten, ohne Druck ihr Schaffen präsentieren zu können. Ausserdem soll jungen Kulturinteressierten leichter Zugang zu zeitgenössischem Kunstschaffen ermöglicht werden. In unserem Off-Space sollen alle Arten von Kunst möglich sein, unabhängig von der Breite des Publikums. Denkbar sind Ausstellungen bildender Künstler/-innen, Theater, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Performances, und so weiter. Ausserdem soll der Raum für Anlässe ausserhalb unseres Programms zu fairen Preisen untervermietet werden.
Wir organisieren uns in drei Projektgruppen: eine beschäftigt sich mit Musik und Literatur, eine mit bildender Kunst und eine kümmert sich um Administratives. Den Projektgruppen fällt die Aufgabe zu, ein Monatsprogramm herauszugeben und den Off-Space zu kuratieren. Wie wollen wir einen Off-Space finanzieren? Haupteinnahmequelle unseres Kulturbetriebs wäre in erster Linie Einnahmen, die wir durch die Veranstaltung von Anlässen generieren werden sowie die Beiträge der Vereinsmitglieder. Um die finanzielle Last aufzuteilen werden Räume als Ateliers an Kunstschaffende untervermietet. Profitiert auch die Stadt? Die Jugendproteste im Sommer 2012 haben gezeigt, dass die Jugend sich vergessen fühlt. Sie haben aber auch gezeigt, dass bei der Churer Jugend Kreativität und der Wille zu kreativem Ausdruck vorhanden sind. Ein Kulturhaus ist in Chur noch nicht in Sicht. Die einzige valable Alternative, der Sennhof, wird frühestens in 5 Jahren verfügbar. Wir werden uns um den Sennhof bemühen und suchen Verbündetete. Wir freuen uns über jegliche Unterstützung. Euer Kabinett Kontodaten: Kabinett der Visionäre, Salisstrasse 12, 7000 Chur Iban : CH94 0020 8208 1064 3540Y UBS AG, Clearing: 208, Poststrasse 1, 7000 Chur HP: http://kabinettdervisionaere.tumblr.com/ Twitter: https://twitter.com/kdvchur
Layout: Yvonne Michel und Seraina Peer Kabinett der Vision채re, S채genstrasse 75, 7000 Chur