Yogakongress: Der Yogakongress des Berufsverbandes der Yoga Vidya Lehrerinnen und Lehrer e.V. vom 15. bis 17. November 2019, das Thema:
Yoga – Weisheit & Dynamik Eindrücke von Christine Endris (BYV)
Beim Yogakongress ist (fast) immer alles außergewöhnlich. Ein namhafter Neurowissenschaftler, Arzt und Buchautor sitzt morgens um viertel nach acht – mit Socken an den Füßen – zu Füßen Sivanandas, wartet auf die Zuhörer seines Vortrags und wundert sich ein wenig - mit Socken, das habe er auch noch nie gemacht; ein internationaler Autor und Filmemacher preist begeistert diese Yogastadt, so etwas habe er noch nie zuvor gesehen; Honoratioren aus nah und fern sitzen auf Stühlen und Kissen – jawohl, mit Socken – und warten auf die Eröffnung des 22. Yogakongresses. Sukadev begrüßt die Gäste und berichtet Aktuelles: 650 Teilnehmer sind angemeldet. Es ist der erste Kongress nach Eröffnung des großen Mahameru-Komplexes. Dieses Haus zwischen der Chakrapyramide und Haus Shanti wurde vollständig saniert und umgebaut und erst im Frühjahr 2019 eingeweiht. Hier ist nun der Küchenbereich zu Hause mit vielen großen und kleinen, sehr schönen Speiseräumen und dazu noch viel Platz zum Essen im Freien. In den höheren Etagen können Sevakas wohnen. Viele Räume werden noch ihrer endgültigen Bestimmung übergeben. Ein Gramm Praxis ….. Der Kaufvertrag für einen Teil des Silvaticumparks neben den Gebäuden ist unterschrieben. Bei den Grußworten der Ehrengäste zeigen sich wie bisher in all den Jahren auch eine breite Basis von Vertrauen, viel Wohlwollen und die Bereitschaft zu intensiver Zusammenarbeit. Bad Meinberg und der Landkreis Lippe profitieren vom Ruf und den Aktivitäten der „Yogastadt“, Yoga Vidya selbst natürlich auch. Hier wird Raum geschaffen für die Verbreitung von Yoga, Ayurveda, dem Wissen vom Menschen in seiner unermesslichen Ganzheitlichkeit. Und – wie es immer wieder von den Gästen und Teilnehmern gesagt wird: Yoga ist Friedensarbeit und hier wird sie tagtäglich gemacht! „Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“ - Swami Sivananda (1887 bis 1963), in dessen Tradition wir leben, lernen und lehren, hat es seinerzeit auf den Punkt gebracht! Sukadev zum Kongressthema: Yoga ist die älteste Weisheitslehre überhaupt, 2000 bis 5000 Jahre alt, und die alten Schriften wie die Upanishaden bestehen in all dieser Zeit unverändert. Jede Kultur braucht eine Grundweisheit, auf die sie sich stützen kann. Die Dynamik entwickelt sich beim Praktizieren, angepasst an die Erfordernisse der Zeit. Als Sukadev mit Yoga anfing, gab es das Konzept Yogamatte nicht, es gab auch kein Meditationskissen. Das Wort Akroyoga existierte nicht, Rückbeugen, Drehungen und Vorwärtsbeugen wurden gerade ganz vorsichtig eingeführt. Unsere heutige Physiotherapie erlaubt alles, wie es der Mensch für sich braucht, einzig die aktuellen Erkenntnisse aus der Forschung werden berücksichtigt. Yoga Vidya arbeitet auf allen Ebenen mit Wissenschaftlern, Ärzten, Krankenkassen, Physio- und Psychotherapeuten
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zusammen und kann durch eigene Erfahrungen und die aktive Unterstützung von Forschungsprojekten eminent viel erreichen. Yoga Vidya gibt darüber hinaus Antworten auf viele Fragen, die uns aktuell bewegen, wie Klima, Gesundheit und Friedensarbeit. Dreieinhalb Millionen Deutsche praktizieren Yoga regelmäßig, zehn Millionen haben Yoga schon einmal geübt, es bleiben 75 Millionen Deutsche, die noch kein Yoga gemacht haben … ja, da könnt ihr euch leicht vorstellen, was Sukadev dazu meint! Seid dynamisch, um aus den alten Weisheitslehren heraus Yoga in die Welt zu tragen! Bad Meinberg macht es vor: Xperience Festival, Kinderyoga-Kongress, Ayurveda-Kongress, Musikfestival – das jährliche Programmheft legt ein buntes, umfangreiches Zeugnis davon ab.
Nicht alle Yogis sind zwangsläufig empathisch Wissen ist Strömungen unterworfen und muss sich fortwährend erneuern. Auch spirituelles Wissen entwickelt sich, kann aber auch einmal zum Stillstand kommen, Sukadev gebraucht dafür den Begriff „Geistige Trockenheit“ und leitet dann zur Empathie über. Grundlagen der Empathie gehören zur Weisheit dazu, aber - nicht alle Yogis sind zwangsläufig empathisch. Da ist also noch Luft drin …. Weisheit entsteht durch Unterscheidungsfähigkeit, durch das Erleben reinen Bewusstseins, durch das Üben von ganzheitlichem Yoga und die Erfahrung von Öffnung. Der Weltyogatag trägt inzwischen einen erheblichen Anteil zu diesen Erfahrungen bei. Den ersten Vortrag hält Swami Nityamuktananda Saraswati (Dr. Christa-Maria Herrmann). Sie promovierte im Fach Öko-Philosophie und studierte auch in den Bereichen Theologie, Erziehung, Psychologie, Yoga, Taoismus und Zen und unterrichtet weltweit. Ihr Thema Die Dynamik zwischen Wissen und Weisheit. Ihr erster Satz lautet: Niemand kann Wahrheit wissen und sagen! Unser „Wissen“, das wir hören oder lesen, die Informationen, die permanent zu uns kommen, nehmen wir nur entsprechend unserer aktuellen Konditionierung auf. Es gibt keine Fakten. Sie sind abhängig davon, wer das Wort sagt und wer das Wort hört! Wir stellen das Gehörte für „unsere Geschichte“ um, dem entsprechend beispielsweise, was wir wissen, was wir wollen, wofür wir besondere Aufmerksamkeit haben. Wir können gar nicht anders. Aber: Wir können unser Bewusstsein erweitern, somit ändert sich die Aufnahmefähigkeit. Wege zur Weisheit können sein: • Offenheit • Akzeptanz, andere Perspektiven einschließen • Dankbarkeit • Vergebung • nicht voreilig urteilen • Resilienz • kein Neid, kein Bedauern denn: Alles ist!