Yoga Vidya Journal Nr. 40 /2020

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Brahma Vidya:

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VERSTEHEN UND VERWIRKLICHEN von Sarada Martina Drautzburg „Es gibt eine unveränderliche, unteilbare Wirklichkeit, welche sich, obwohl sie unmanifestiert ist, in unendlicher Vielfalt und Verschiedenheit offenbart.“ – Anandamayi Ma Um mich herum wirbeln dreißig ausgelassen singende und tanzende indische Schulkinder – so laut, dass ich meine eigene Stimme nicht mehr höre. Nach einer Weile weiß ich gar nicht mehr, wo ich selbst aufhöre und wo die anderen anfangen. Alles was uns trennt, alle kulturellen Unterschiede sind in diesem Moment aufgehoben. Aus der Verschiedenheit wird Einssein, ein Klang, eine Freude, ein Moment. Diesen besonderen Moment durfte ich im September 2016 erleben, als ich für einen Monat Ma Sharanam besuchte. Der Ashram von Swami Gurusharanananda liegt in Madhya Pradesh, in der Mitte Indiens am heiligen Fluss Narmada. Damals besuchten etwa 150 Kinder aus den umliegenden Dörfern die zugehörige Schule, heute sind es schon über 200. Etwa 30 Jungs im Alter von 6-18 Jahren (heute 40) lebten ganz im Ashram.

Dieses Eine – Die Höchste Wahrheit – ist immer überall und in allen Umständen gegenwärtig. Anandamayi Ma Überall ist die Anwesenheit von Anandamayi Ma spürbar, der großen indischen Heiligen, die mit liebevollem Blick über ihre Kinder wacht. In der Schule wird neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch Yoga gelehrt. Die Ashram-Schüler beginnen und beenden ihren Tag mit dem gemeinsamen Arati – begleitet von Singen, Tanzen und ausgelassener Freude. Wer an irgendetwas besonderes Interesse zeigt, Harmonium spielen, trommeln oder kochen zum Beispiel, wird darin, meist von den älteren Schülern, unterrichtet. Jeder der Schüler darf sich in seine eigene Richtung entwickeln, entfalten und verwirklichen.

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Ich werde hier nicht als Gast aufgenommen, sondern als Teil der Familie. Auch ich darf hier lernen, an der Freude teilhaben, bekomme von aufgeregt leuchtenden Kinderaugen die Narmada gezeigt und sehe Maheshwar und Omkareshwar, die beiden nächsten größeren Städte. Aber vor allem bin ich ganz natürlich Teil des Alltags – beim gemeinsamem Essen, bei dem alle, Swamiji, der Schuldirektor und die Lehrer, alle Kinder und ich auf dem Boden sitzen, mit den Händen essen, genauso wie zum Arati am Morgen und am Abend, wenn alle gemeinsam singen und tanzen.

Deine einzige Aufgabe ist die Erinnerung daran, dass Er alleine existiert und dass alles Sein Werk ist. Anandamayi Ma

Vor Errichtung des Ashrams war das Gelände Brachland, mit dornigem Pflanzenbewuchs und wenigen tierischen Bewohnern, die sich in dem unwirtlichen Gebiet wohlgefühlt haben. Stolz erzählte mir Swami Gurusharanananda, wie mit der Zeit immer mehr Pflanzen dazukamen – heute kann er mir Papayas und Bananenstauden präsentieren. Jeden Morgen geht einer der Schüler durch den Garten, um aus dem Blütenmeer einige Blüten für die Morgenpuja zu pflücken. Kröten und Eidechsen zeigen sich regelmäßig am großen Shivalingam, Streifenhörnchen und Spatzen warten auf ihren Anteil der Reiskörner bei der kleinen Hütte für das Feuerritual und immer wieder flirren ein paar bunte Kolibris in unterschiedlichen Farben und Formen vorbei, wenn ich mich draußen zur Meditation hinsetze. Swami Gurusharanananda zeigt mir auch einen Mandelbaum voller Blütenknospen und sagt, was auch immer er versuchen würde, er könnte den Baum nicht dazu bringen, früher zu blühen. Die Natur braucht eben ihre Zeit. Und genauso dürfen die Kinder in Ma Sharanam auch in ihrer Zeit wachsen und ihre Blüten austreiben. Liebevoll beschützt und mit allem versorgt, was sie brauchen – so wie der Mandelbaum.


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