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Nirvikalpa Samadhi
Nirvikalpa
Auszug aus dem Buch Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
Nirvikalpa Samadhi ist jener ruhige Geisteszustand, der wie eine unbewegte Flamme an einem Ort ohne Windhauch ist.
Ein gelehrter Besucher brachte einige Zweifel vor: „Swamiji, ich möchte etwas über Nirvikalpa Samadhi erfahren. Die Schriften sagen, dass jemand, der diesen Zustand erreicht hat, nicht öffentlich kundtue, dass er ihn erreicht habe. Wie können wir denn nun wissen, ob ein bestimmter Mensch die höchste Weisheit erreicht hat oder nicht?“ Der Meister antwortete: „Wir können es erkennen, indem wir seine Handlungen beobachten, sein Verhalten, seine Gespräche, seine Visionen, seinen Frieden, seinen Segen, seine beispiellose Heiterkeit, sein ausgeglichenes Wesen unter allen Bedingungen, seine kosmische Liebe und seine dauerhafte Weisheit.“
„Wie kann er selbst wissen, dass er den Zustand von Nirvikalpa Samadhi erreicht hat?“, war die nächste Frage. „Wenn seine Erfahrungen mit denen der Seher der Upanishaden (Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus) übereinstimmen, wenn ihn Frieden und Segen begleiten, wenn er in den schlimmsten Situationen gelassene Heiterkeit bewahrt, wenn alle seine Zweifel verschwunden sind, wenn er in der Verschiedenheit die Einheit erkennt, wenn er das Selbst in allen Wesen fühlt und die ganze Welt sein Körper ist. Wenn er komplett frei ist von sinnlichen Bedürfnissen, wenn er nicht beeinflusst wird durch Anziehung oder Ablehnung und frei ist von Lust, Ärger, Egoismus, Stolz und Anhaftung – dann kann er sicher sein, dass er Selbstverwirklichung erreicht hat.“
Der freie Wille
Ein anderer Schüler fragte: „Swamiji, Gott ist doch barmherzig, warum sollte er nicht aus seiner Gnade heraus alle Menschen aus dem Elend erretten? Warum müssen Menschen denn überhaupt leiden?“ Und der Meister antwortete: „Gott hat dem Menschen den freien Willen gegeben, so zu handeln, wie er möchte. Der Mensch genießt oder leidet je nach Art seiner Handlungen, je nachdem, ob sie gut oder schlecht sind. Gott zwingt seinen Willen niemandem auf. Es kommt auf die Menschen an, seinen Willen mit offenen Armen zu empfangen. Nur wenn der Mensch sich dem göttlichen Willen hingibt, wird dieser in ihm arbeiten. Es gibt keinen Zwang, der von Gott ausgeht. Er wartet einfach nur, bis der Mensch von selbst den Willen Gottes seinem eigenen Willen vorzieht.“
Swami Venkatesanandaji sagte dann: „Swamiji, wo Gott doch allmächtig ist, kann er nicht bewirken, dass der Mensch immer in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen handelt, um so die Sünden und Leiden, die durch das Handeln gegen den göttlichen Willen entstehen, von vornherein zu vermeiden?“ Zur Antwort erzählte der Meister die folgende Begebenheit: „Als der Kurukshetra-Krieg zu Ende war und die Kauravas (in der Bhagavad Gita die Gegner der Pandavas) getötet worden waren, kam Udanka zu Gott Krishna und fragte diesen, warum er auf Seiten der Pandavas gewesen war und die Zerstörung der Kauravas herbeigeführt hatte, obgleich beide seine eigene Kreation waren. Krishna erklärte, dass er sein Bestes getan habe, den Krieg zu verhindern und Frieden zwischen den Cousins herzustellen und wie er den Krieg erst zugelassen hatte, nachdem er herausgefunden hatte, dass die Kauravas fest entschlossen waren, zu kämpfen. Udanka fragte, warum Krishna dann nicht die Gefühle der Kauravas dahingehend geändert habe, dass sie die Pandavas lieben gelernt hätten, so dass der Krieg hätte umgangen werden können. Krishna antwortete, dass der Mensch einen freien Willen habe und er niemanden dazu zwingen würde, Gott zu lieben, bis derjenige von sich aus die Liebe zu Gott und seinem Willen entwickele.