153. Ausgabe, ET 22.02.2014

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Ausgabe 153 am 22. Februar 2014

Irische Erfolgsgeschichte Lebentipps

Enge Kiste

Merkel setzt sich ein

SC Freiburg

Vom irischen Straßenmusiker zum Sänger und Songwriter: Ryan Sheridan kommt ins Jazzhaus, wir verlosen CDs und Tickets. Seite 3

Duale Ausbildung

Mit Augsburg kommt ein äußerst konterstarker Gegner. Der Spagat ist, nicht ins offene Messer zu laufen, aber dennoch mehr Torgefahr zu entwickeln. Seite 7

Das Handwerk ist mit 5,3 Millionen Beschäftigten und 500 Milliarden Umsatz ein starker Wirtschaftszweig. Kanzlerin Merkel macht sich dafür stark. Seite 13

Verratene Vertraulichkeit Die „Edathy-Krise“ innerhalb der Koalition zeugt von politischen Rachegelüsten und völlig verdrehten Vorwürfen. Seehofer hätte gerne den Kopf von Oppermann, weil der Kopf von Friedrich rollen musste. Ein Schauerstück! Von Michael Zäh

D

ie „Edathy-Krise“ innerhalb der Koalition hat das Zeug zum Kalauer. Da wirft Horst Seehofer der SPD, Sigmar Gabriel als Parteichef sowie Thomas Oppermann als Fraktionschef doch glatt „Geschwätzigkeit“ vor. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Koalitionspartner von der SPD hätten also nicht davon „schwätzen“ sollen, dass der CSUMann Hans-Peter Friedrich ihnen unter Umgehung seiner Schweigepflicht als ehemaliger Innenminister das Dienstgeheimnis anvertraute, dass gegen den SPD-Abgeordneten Edathy wegen Kinderpornographie ermittelt werde. Die Geschwätzigkeit von Friedrich hätte also gefälligst geheim bleiben sollen. Verdrehter geht es wohl nicht. Doch schon! Denn Seehofer will im Grunde politische Rache dafür, dass sein CSU-Mann Friedrich am Ende seinen Rücktritt einreichen musste, weil eben Gabriel und Co. so geschwätzig waren. Doch nicht die SPD hat Friedrich gefeuert, sondern Merkel und Seehofer im Verbund. Also heißt der Vorwurf: Wenn ihr über den unerlaubten Tipp von Friedrich Stillschweigen bewahrt hättet, hätten wir nicht einen guten Mann von uns opfern müssen. Perfekt wird dieser lächerliche Zirkus dadurch, dass es umgekehrt Sigmar Gabriel ist, der Friedrichs Rücktritt bedauert und sogar dessen Verhalten als „menschlich höchst anständig“ bezeichnet hat. Was wohl heißen soll: Das Dienstgeheimnis zum Wohle der SPD zu umgehen (damit diese erst gar nicht auf die Idee kam, den damals bereits verdächtigen Edathy für einen Posten in der Koaltion vorzuschlagen), ist

HALLO ZUSAMMEN

Spitzen-Idee: Wäsche-Gesetz

menschlich doch mal was. Zumal wenn einer dann selbst den Hut nehmen muss, anstelle eines SPDOberen, dem genau dies wohl geblüht hätte, wenn Friedrich keinen Tipp gegeben und dann Edathy ins Rennen geschickt worden wäre. So ist auch die Abbitte von Gabriel zu verstehen: „Das ist wirklich nicht fair. Ich verstehe jeden in der Union, der über die Ereignisse der vergangenen Tage irritiert, enttäuscht und auch erzürnt und verärgert ist.“ Ach ja? Das klingt ja gerade so, als ob Parteichef Gabriel auch den Rachewunsch von Horst Seehofer verstehen könnte. Nur den Kopf von Oppermann, auf den es die CSU quasi als Gegenopfer abgesehen hat, will Gabriel dann doch nicht rollen sehen. Der habe sich nämlich (im Unterschied zum menschlich

ganz großartigen Friedrich) völlig korrekt verhalten, als er bei BKAChef Jörg Ziercke anrief, um mal nachzuforschen, was an dem Verdacht gegen Edathy dran sei. Da dürfe schließlich jeder Bürger in Deutschland anrufen. Wir haben selten so gelacht! Vertraulichkeit in bestimmten Kreisen zieht schnell den Ruch nach sich, dass gemauschelt wird. Und das wiederum ist halt politischer Zündstoff. Wie Kanzlerin Merkel in der Sache sagte: „Weil ich glaube , dass es im Grundsatz um Vertrauen geht. Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Rechtsstaat.“ Die Brisanz des unerlaubten Tipps von Friedrich liegt ja darin, dass es sein könnte, dass daraufhin Edathy von der Ermittlungen gegen ihn erfuhr und Beweise vernichtete. Und sollte

es so gewesen sein, dann dürfte die Warnung wohl aus SPD-Kreisen gekommen sein. Friedrich selbst war das ja in keinem Fall. Er hat es nur ermöglicht, indem er das Dienstgeheimnis brach. Wer hier Täter und Opfer im politischen Stühlerücken ist, darf angesichts der tatsächlichen Opfer ohnehin als zweitrangig gelten. Denn das sind die Kinder, mit deren Fotos Geld gemacht wird. Wenn der Fall Edathy eine gute Seite hat, dann ist es die, dass der ohnehin unerträgliche Graubereich ans Licht gezerrt wird, an dem Ermittler schon länger verzweifeln: Dass Fotos nackter Kinder verkauft (und von einem wie Edathy angeschaut) werden dürfen. Denn hier beginnt der Missbrauch.

Die Eurasische Zollunion ist für Russland, Kasachstan und Weißrussland das Pendant zur EU. Putin hat damit ein Instrument der Normierung und (Über-)Regelung geschaffen. Und dieses jetzt auf die Spitze getrieben, wortwörtlich. Von Juli an ist es innerhalb der Zollunion verboten, Unterwäsche aus Spitze zu importieren, zu produzieren und zu verkaufen. Wer jetzt denkt, was sind das nur für alte, moralinsaure Säcke, die sich das ausgedacht haben, der liegt natürlich ganz falsch. Das hat nichts, aber auch garnichts mit dem neuen Gesetz gegen die „Propaganda nichttraditioneller Sexualität unter Minderjährigen“ zu tun, das Russland erlassen hat. Es waren allein um die Gesundheit der Frauen besorgte, wohlmeinende Herren, die diesen Beschluss gefasst haben. Unterhosen, so haben sie erkannt, müssen mindestens sechs Prozent Feuchtigkeit aufnehmen können. Spitzenhöschen müssen da aufgrund ihrer Löchrigkeit passen. Frauen! Die Antwort darauf kann nur lauten: Auf und Spitzendessous kaufen! Barbara Breitsprecher


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