Ausgabe 160 am 31. Mai 2014
Ohne Schuhe
Test gegen Kamerun
Nicht nur die Haare schön
Interview
Nationalmannschaft
FC Freiburg-St.Georgen
LaBrassBanda kommt zu „I EM Music“ nach Emmendingen. Die bayerische Band hat unglaubliches Tempo und sprüht vor Energie. Seite 2
Im vorletzten Testspiel des LöwTeams vor der WM in Brasilien wird es erste Antworten geben. Zusätzlicher Reiz der Partie: Volker Finke trainiert die Gäste. Seite 7
Der Aufstieg des etwas anderen Fußballvereins in Freiburgs Süden birgt viele Geschichten. Etwa jene, was passiert, wenn Trainer Eugen Beck mit dem Vorstand spricht. Seite11
Populistisches Paradies Es ist zwar nicht so, dass europafeindliche Gruppen nun im Europaparlament viel ausrichten können. Der indirekte Hebel liegt eher darin, dass sich Regierungen national bedrängt sehen und deshalb einen Kurswechsel fordern. Von Michael Zäh
E
uropa, wir kommen! Ja, so könnte glatt der vorfreudige Ausruf all jener lauten, die da kommen, um Europa von innen zu wurmen. Es ist paradox, dass sich halt auch europafeindliche Gruppen ins Europaparlament wählen lassen können. Da sind nun griechische Linksradikale und Neofaschisten vertreten, italienische Grillogegen-Alles-Fundamentalisten, „Wahre Finnen“, ungarische Antisemiten, britische Ukip-Füchse und die rechtsradikale „Front National“, die in Frankreich die stärkste Partei bei der Europawahl wurde. Aber das ist ein demokratisches Paradoxon. Etliche Wähler in vielen Ländern Europas haben so votiert. Und dabei ist es nun nicht so, dass die Europagegner im Parlament die Mehrheit hätten, oder auch nur die Möglichkeit einer grundlegenden Blockade. Zudem sind diese allzu verschiedenen, populistischen Gruppen kaum untereinander zu einem Konsens fähig. So gesehen könnte Europa auch den Kopf in den Sand stecken, nach dem Motto: Ist ja nichts passiert. Das Problem dabei ist, dass es indirekte Hebel gibt, die den Kurs in Europa nachhaltiger beeinflussen können als die europafeindlichen Europaabgeordneten es tun. Das zeigt sich ja unmittelbar nach der Wahl in Frankreich. Dort hat gleich nach dem Wahldebakel der Präsident Hollande ein Umdenken in Europa gefordert. Er deutete den Sieg der rechtsradikalen Front National als ein Zeichen des Misstrauens der Franzosen, gegenüber einem Europa, das mehr beunruhige als schütze.
Der Schwerpunkt müsse künftig auf „Wachstum, Beschäftigung und Investitionen" und nicht mehr auf Sparpolitik liegen, sagte Hollande in einer Fernsehansprache. Na, das klingt ja prima. Wer will schon sparen, wo er doch wachsen und investieren kann? Bleibt nur die Frage, woher das Geld kommt, um zu investieren. Und hier wird auch deutlich, dass die Antwort von François Hollande auf das Debakel eben auch auf jene Elemente zurück
greift, die den Populisten quer durch Europa Stimmen einbrachten. Der griechische Linke Alexis Tsipras hat ja schon mal gesagt, dass er die Schulden nicht zurückzahlen wolle, die Griechenland hat. Jobs auf Pump sind unter solchen Gesichtspunkten ein populistisches Paradies. Da könnte man den französischen Präsidenten also prompt falsch verstehen, wenn er sagt: „Europa muss einfach und klar sein, um dort effektiv zu sein, wo es erwartet wird, und
sich da zurückziehen, wo es nicht gebraucht wird." Im Klartext heißt das, dass der indirekte Hebel europafeindlicher Gruppen über deren Bedrohungspotenzial bei nationalen Wahlen funktioniert. Um dort nicht ebenfalls gefährlich an Boden zu verlieren, will Hollande den Kurswechsel in Europa. Alle anderen Regierungen, die sich national von Populisten schwer bedrängt sehen, werden dies ebenfalls fordern. Das wiederum könnte auch ein Problem für Angela Merkel mit sich bringen. Denn sie rangiert in der Wählergunst in Deutschland nicht zuletzt deshalb ganz oben, weil sie bisher den Eindruck machte, die deutschen Interessen in Europa gut zu vertreten (was sie übrigens auch umgekehrt zur Zielscheibe der „Front National“ in Frankreich, oder der griechischen radikalen Linkspartei „Syriza“ machte). Wenn sie nun Zugeständnisse an andere europäische Mitgliedsstaaten macht, hin zu mehr Investitionen und ein Stück weit weg von der von ihr bisher „verordneten“ Sparpolitik (was natürlich nicht per se falsch ist), geht sie automatisch das Risiko ein, vor dem die AfD die ganze Zeit warnt. Sie stärkt damit also einen nationalen Konkurrenten, der ihr mehr und mehr am rechten Rand erwachsen könnte. Die Geschicke Europas werden also mehr denn je von nationalen Szenarios bestimmt. Das zu überwinden wird schwer.
HALLO ZUSAMMEN
Zweifelhafte Werbebotschaft Der schwere Unfall bei einem Sponsorendreh mit deutschen Nationalspielern und den dafür extra angereisten Nico Rosberg (Formel1-Pilot) und Pascal Wehrlein (DTM-Fahrer) in Südtirol hat nun wirklich nichts mit dem „Restrisiko“ zu tun, das es laut Oliver Bierhoff im Leben halt immer gebe. Da sollte mit der Prominenz der deutschen Kicker ganz einfach Werbung für einen 360 PS starken Mercedes gemacht werden. Motto: Junge Kicker und die Freude am Rasen. Quasi als Gegenleistung dafür, dass Mercedes bekanntlich der Hauptsponsor des DFB-Teams ist. Selbst wenn es dabei keinen Unfall gegeben hätte, ist diese Botschaft doch zweifelhaft. Denn sie richtet sich an andere jungdynamische Männer mit Geld in der Tasche, die dann im wahren Leben nicht etwa auf einer abgesperrten Strecke, sondern auf den öffentlichen Straßen unterwegs sind. Wie Bundestrainer Joachim Löw, der ständig zu schnell fuhr und seinen Führerschein abgeben musste. Es ist aber kein Spiel, das „mit Tempo zum Titel“ heißt, sondern gefährlich für andere. Michael Zäh