164. Ausgabe, ET 26.07.2014

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Ausgabe 164 am 26. Juli 2014

Filmeschmaus vom Feinsten Und die Welt 36 Freiburg-Premieren beim 11. Freiburger Filmfest vom 24. Juli bis 3. August, mit Komödien, Dramen, Dokus und Kinderfilmen aus aller Welt. Seite 2

Aufwind durch Abgang

Viel Sicherheit

SC Freiburg

Medizin

Der Wechsel des Freiburger Weltmeisters Matthias Ginter nach Dortmund kann dem Ausbildungsverein SC Freiburg weiteren Aufwind geben. Seite 7

Am Loretto-Krankenhaus gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema “Patientensicherheit und Qualität im Krankenhaus.” Seite 12

Wahnsinn eines Krieges Das legitime Interesse Israels, sein Land und seine Bevölkerung vor terroristischen Angriffen der Hamas zu schützen, droht durch die Art und Weise der Kriegsführung im Gazastreifen zu zerbröseln. Die UN kritisiert scharf. Von Michael Zäh

K

inder spielen Fußball am Strand. Das ist unschuldig. Dann fällt eine Rakete vom Himmel, auf die spielenden Kinder. Sie werden getötet. Das ist real. Und Wahnsinn. Es kann keine noch so verkopfte Rechtfertigung geben, dass das tatsächlich passiert. Es gibt keine Gründe, die das legitimieren können. Jede zivilisierte Gesellschaft müsste sofort die Waffen ruhen und das Schießen einstellen lassen, wenn so etwas passiert ist. Doch der Krieg im Gazastreifen geht einfach weiter. Es waren israelische Raketen, die diese unschuldigen Kinde mitten im Spiel getötet haben. Hunderte von wehrlosen Zivilisten sind seit der israelischen Offensive nun schon zu unschuldigen Opfern geworden. Es hätte diese Toten nicht geben dürfen. Ganz egal, wie legitim der Grund für Israels Militäraktion auch sein mag. Man kann nicht mit roher Gewalt auf Ziele schießen, wissend, dass dort vor allem die Zivilisten getroffen werden. Da hilft selbst das Argument nicht, dass die Hamas sich bewusst inmitten und hinter den Zivilisten versteckt. Umso zynischer erscheint es, dass die unschuldigen Toten der Hamas sozusagen in die Karten spielen. Je mehr zivile Opfer es gibt, desto mehr kommt Israel unter Druck. Es ist ein moralischer Druck. Dem sich Israel aber nicht dadurch entziehen kann, dass es die Schuld für die Toten von sich weist, zurück zur Hamas, die das so gewollt habe. Oder gar den Opfern selbst vorwirft, dass sie trotz Aufforderung nicht die Flucht ergriffen haben. Wer feuert, der trägt auch Schuld. Angesichts toter Kinder ist alles andere schlicht menschenverachtend.

HALLO ZUSAMMEN

Niemand ist mehr unbeteiligt

Das legitime Interesse Israels, sein Land und seine Bevölkerung vor den terroristischen Angriffen der Hamas zu beschützen, droht durch die Art und Weise dieser Kriegsführung zu zerbröseln. Wer außerdem wie Israel gegenüber der Hamas die militärische Übermacht hat, trägt dadurch umso mehr Verantwortung. Wenn sich Israel von der Hamas mit seiner militärischen Offensive sogar in die bewusst gestellte Falle locken ließ, möglichst viele zivile Opfer auf seine Schultern zu laden, dann mag dies einerseits ein äußerst zynisches Kalkül der Hamas gewesen sein, mindert aber andererseits nicht die Schuld am Tod der Zivilisten. Israel wusste schon vor seinem Waffengang, dass es so kommen würde. Und steht jetzt da als ein

Land, das jedes Blutvergießen in Kauf nimmt, um sich zu schützen. Das wird weiteren Hass schüren. Es heizt eine Spirale der Gewalt an, die dann wieder dem eigentlichen Ziel des Selbstschutzes zuwider läuft. Israel pocht zwar auf sein Recht zur Selbstverteidigung. Dieses ist ja auch ohne Zweifel gegeben. Und die vorausgegangen Terrorakte der radikal-islamischen Hamas sind auch durchaus ein Grund, sich zu wehren. Das erklärte Ziel, mit der Bodenoffensive im Gazastreifen die militärische Infrastruktur der Hamas zu zerstören (oder zu schwächen) mag ebenfalls einleuchtend sein. Die Frage ist aber, welchen Wert dabei dann auch dem Schutz der Zivilbevölkerung beigemessen wird.

So hat vergangenen Mittwoch schließlich auch die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay scharf kritisiert: Es sei sehr wahrscheinlich, dass Israel Völkerrecht verletzt und Kriegsverbrechen begangen hat. Sie sagte: „Eine Reihe von Vorfällen ebenso wie die hohe Zahl ziviler Opfer widerlegen die Behauptung, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um das Leben von Zivilisten zu schützen.“ So hätten selbst angebliche Warnschüsse durch israelische Drohnen zu Todesopfern geführt. Zum Zeitpunkt dieser Erklärung waren laut Unicef allein 121 Kinder bei Bombardements getötet und mehr als 900 verletzt worden. Die Logik des Krieges birgt den Wahsinn, mit Waffen für „Ruhe“ zu sorgen. Das wird nie gelingen.

„Fast 300 unschuldige Menschen getötet…“, so war es nach dem Abschuss des Passagierflugzeugs über der Ukraine zu lesen. Es geht nicht um Unschuld. Auch junge Menschen, die plötzlich in den Kampf ziehen müssen oder ideologisch dorthin getrieben werden, sind erst einmal unschuldig. Es geht darum, dass die Passagiere eines Linienflugzeugs unbeteiligt waren. Der Abschuss der Maschine ist ein entsetzlicher Tabubruch und muss uns doch allen die Augen öffnen: Es gibt keine Unbeteiligten mehr in diesen kriegerischen Zeiten in unserer globalisierten Welt. Wir können uns nicht in unserem vermeintlich sicheren Europa verstecken und Krisengebiete hoch überfliegen. Um uns herum ist Krieg und wir sind betroffen, nicht nur Betroffene. 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist die nah herangerückte Welt um uns ein Kriegsschauplatz. Und in diesen Zeiten kommt dieBundesregierung mit einem neuen Gesetzentwurf, welcher der Mehrzahl der Flüchtlinge „missbräuchliche Einreiseabsichten“ unterstellt, weshalb die Leistungen (auch medizinische) gekürzt werden. Barbara Breitsprecher


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164. Ausgabe, ET 26.07.2014 by ZEITUNG AM SAMSTAG Verlags GmbH - Issuu