170. Ausgabe, ET 08.11.2014

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Ausgabe 170 am 8. November 2014

Spindeldürr im Dirndl

Ganz cool runterfahren

Dokumentarfilm

SC Freiburg

Kommende Woche startet der Film “Die Mannschaft” in den Kinos. Man sieht schon an der Werbung des DFB, dass das lustig sein könnte. Seite 2

Nach den Siegen im DFB-Pokal und im Ligaspiel in Köln, kommt mit Schalke eine Mannschaft, deren Trainer für defensive Taktik streht. Seite 9

Leuchtende Bilder Leben Mundologia-Live-Reportagen tragen uns weit fort, beflügeln unsere Sehnsüchte und lassen uns teilhaben an Abenteuern. Wir verlosen Tickets! Seite 13

Karren aus dem Dreck Die Gewerkschaft der Lokomotivführer wird von etlichen Politikern in der Öffentlichkeit diskreditiert. Dabei gab es noch nie einen besseren Grund zu streiken, als eben dafür, die Eigenständigkeit zu verteidigen. Von Michael Zäh

W

enn nun die Lokomotive steht, weil die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) durchsetzen will, dass sie nicht nur die Lokomotivführer, sondern auch Zugbegleiter in den Tarifverhandlungen vertreten will, ist das kein konventioneller Streik. Das heißt, es geht hier nicht um mehr Lohn, nicht um Reduzierung der Arbeitszeiten und derzeit auch nicht um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es geht um eine Grundsatzfrage. Es geht um Macht. Dies wird der GDL und vor allem ihrem Boss Claus Weselsky von der Politik und natürlich auch von der Deutschen Bahn vorgeworfen, als sei es unverhältnismäßig, einen Streik vom Zaun zu brechen, der nicht die üblichen Ziele verfolgt. So hat der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) von der Deutschen Bahn den Gang vor das Gericht verlangt. Diese tat denn auch wie geheißen (das Urteil im Eilverfahren stand bei Redaktionsschluss noch aus). Scharfe Kritik für die GDL kommt auch von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), was kein Wunder ist, wo doch der wirtschaftliche Schaden durch den Stillstand der Lokomotiven auf 100 Millionen Euro geschätzt wird – und zwar pro Tag. Überhaupt fällt auf, dass hier die Politik sich aufgeregt einmischt, wo doch eigentlich das Streikrecht unter die im Grundgesetz grundsätzlich geschützte Tarifautonomie fällt. Das sind hier der Arbeitgeber Deutsche Bahn und die Arbeitnehmer, die von der GDL vertreten werden. Da haben Gabriel, Dobrindt und auch Merkel sich rauszuhalten. Das tun sie aber nicht. Verbal

HALLO ZUSAMMEN

Die große Kunst der Hinterlist

mischen sie sich mächtig ein. Noch mehr: Es ist eigentlich eine Drohung der Politik, mit einem neuen Gesetz eben die Macht einer kleinen Gewerkschaft wie der GDL faktisch zu brechen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat gerade jetzt ihren Gesetzentwurf vorgelegt, der die kleinen Berufsgewerkschaften entmachten soll. Diese Provokation hat die Kampfbereitschaft der GDLMitglieder bestärkt. Hier wird die Sache fast schon zu einem echten Krimi. Weil von dem Streik der Lokomotivführer die gesamte Öffentlichkeit betroffen ist, halten redegewandte Politiker es für eine schlaue Idee, die GDL in der Öffentlichkeit an den Pranger zu stellen. Nach dem Motto: Wenn die Akzeptanz in der Öffentlichkeit fehlt und die streikenden Arbeitnehmer zu Buhmännern der Nation

werden, knicken sie ein. Und das kann man doch mal ein bisschen fördern, indem man wie Merkel und Co. von Unverhältnismäßigkeit und ähnlichem Quatsch redet. Denn im Grunde geht es bei diesem Streik ums Ganze, weshalb er auch hart geführt werden darf. Es geht nämlich darum, dass sich die Arbeitnehmer jene Gewerkschaft aussuchen dürfen, die sie dann ihrer Meinung nach auch am besten vertritt. Wenn die GDL darum streikt, auch die Zugbegleiter in den Tarifkonflikten vertreten zu dürfen, dann doch deshalb, weil es offenbar immer mehr Zugbegleiter gibt, die der GDL beitreten, anstatt sich der anderen, größeren Bahngewerkschaft EVG anzuschließen. Und das hat ja auch Gründe. Die EVG gilt vielen als eine Art Haus- und Hofgewerkschaft der

Deutschen Bahn. Viele Zugbegleiter glauben nicht, dass sie dort dann so vertreten werden wie es sein sollte. Insofern kämpft die GDL an zwei Fronten: Gegen den Arbeitgeber, wie das ja immer ist, aber halt auch gegen die EVG, von der sie weder verschluckt werden möchte, noch von deren (vielleicht schlechteren) Verhandlungsergebnissen sie sich abhängig machen will. Wenn es heute um die freie Wahl der Arbeitnehmer geht, ist das die Grundlage für deren Erfolg bei üblichen Tarifkonflikten. Wenn die GDL jetzt nicht ihre Eigenständigkeit verteidigt, kann sie morgen gar nicht mehr kämpfen. Deshalb gab es nie bessere Gründe für einen Streik. Die Lokomotivführer ziehen hier den Karren aus dem Dreck. Vor einer Drohkulisse der Regierung. Und trotz Diffamierung.

Seine blonde Mähne hat zu den goldigen Bärchen gepasst, wie sonst nur seine extravaganten Klamotten zu „Wetten dass?“. Nun wurde also bestätigt, dass Thomas Gottschalk es satt hat, weiterhin Gummibärchen vor laufender Kamera hinterlistig zu verspeisen. Denn so war das doch immer: Erst hat er ihnen schöne Augen gemacht, sie dann bequatscht, was für ein schönes Bärchen, was für ein liebes Bärchen, und dann: Happs! Das war große Kunst der Gemeinheit, als Vorbild für die Kinder im Land, die Haribo angeblich froh macht. Geht man denn so man seinen Schutzbefohlenen um? Falls das Kinder froh gemacht hat, dann nur, weil es gruselig war. Schließlich können sich Kinder ganz prima in die Bärchen aus Gummi versetzen, mein lieber Junge, mein braves Mädchen, und dann: Räum gefälligst dein Zimmer auf! Thomas Gottschalk sagte zum Abschied: „Die Goldbärchen werden immer einen festen Platz in meinem Herzen behalten“. Das ist zum Schluss wieder so eine Hinterlist: Erst isst er sie auf und dann hält er auch noch einen Nachruf auf sie. Das macht ihn froh. Michael Zäh


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