Ausgabe 171 am 22. November 2014
Kontrabass und Traum Interview
Motivations-Trick SC Freiburg
Der Bassist Gabriel Takano aus Brasilien findet sein Glück in Berlin und im Schwarzwald. Sein Ziel: die Berliner Philharmoniker Seite 2
Panda-Schutzmaske Leben
Nach den Siegen über Köln und Schalke geht es jetzt nach Mainz. Christian Streich betont, dass man bei 100 Prozent sein muss. Seite 11
Der Musiker Cro, der stets nur mit Pandamaske auftritt, kommt auf seiner Tournee auch nach Freiburg. Wir verlosen Tickets! Seite 15
Gespräch des Grauens Vier Stunden lang hat sich Angela Merkel mit Wladimir Putin vertraulich unterhalten. Danach erinnerte sie in einer Rede an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Das klingt nicht nach einem harmonischen Gesprächsverlauf. Von Michael Zäh
V
HALLO ZUSAMMEN
Ein A. vom A. war immer da
Montage: S. Schampera
ier Stunden lang hat also Angela Merkel unter vier Augen mit Wladimir Putin gesprochen. Heißt es jedenfalls. In Brisbane, zu nächtlicher Stunde, am Rande des G-20-Gipfels. Allein die Tatsache, dass es zu einem solchen vertraulichen Gespräch kam, weckt ja die Assoziation, dass dies positiv ist. Man glaubt, wer miteinander spricht, trägt immer irgendwie zur Entspannung bei. Was man sich da nicht vorstellt, ist ein Gespräch des Grauens. Statt Nähe zu erzeugen, könnte auch Angst geschürt worden sein. Statt warmherzig Argumente auszutauschen, könnte auch finster gedroht worden sein. In vier Stunden könnte Putin das gemacht haben, was ihm im Umgang mit Merkel gerne unterstellt wird: Sie mit Wort und Geste eingeschüchtert haben. Was genau gesprochen wurde, will Merkel nicht sagen, da dieses Gespräch eben vertraulich gewesen sei. Na ja. Aber wie sehr Putin sie in Angst und Schrecken versetzt haben muss, zeigte dann ihre Rede kurz darauf in Sydney. Dort bezichtigte sie Putin eines „alten Denkens“ in Einflusssphären. Ja, sie zog da eine Linie bis zurück zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Auch damals sei aus einer „zunächst regionalen Krise auf dem Balkan innerhalb weniger Wochen ein Flächenbrand“ geworden. Da sie noch anfügte, dass Putin „nach den Schrecken zweier Weltkriege die europäische Friedensordnung insgesamt infrage“ stelle, lässt dies das Ausmaß des Schocks erkennen, den Merkel unter vier Augen erlitten haben muss. Unter dessen Eindruck (und man kann das ja nur erahnen, wie heftig das Gespräch wohl gewesen sein muss) sagt sie
dann öffentlich: Putin trete das internationale Recht mit Füßen. Das klingt mindestens nach verbalen Kriegsdrohungen, die Putin ihr ganz vertraulich ins Ohr geflüstert hat. Wie ernst das ist, sieht man an den fast konträren Äußerungen von Außenminister Steinmeier auf dem Treffen der EU-Außenminister kurz darauf in Brüssel. Er sagte dort, in seiner typisch umständlichen Art, dass man aufpassen müsse, „in der Benutzung unserer öffentlichen Sprache“ nicht die Möglichkeit zur Entspannung zu untergraben. Also da hätte er auch sagen können, dass genau die öffentlichen Äußerungen von Angela Merkel jetzt gar nicht helfen. Er verwies darauf, dass ja eben solche Gespräche wie das von Merkel und Putin in Brisbane nicht abbrechen dürften und dass diese „nicht zu Schauplätzen eines Show-
downs gemacht werden dürfen“. Ach so? Natürlich hat Merkel dem Außenminister Steinmeier von den vertraulichen Gesprächsinhalten mit Putin erzählt. Die Frage ist nur, wer wohl dieses Gespräch zu einem Schauplatz des Showdowns gemacht hat. Dreimal dürfen wir alle raten. Da Steinmeier an anderer Stelle auch vor militärischen Großkonflikten warnte, wird deutlich, dass er sich mit der Kanzlerin zumindest eine Sache teilt: Die Angst vor einer raschen Eskalation. Die Angst vor einem Krieg. Die Angst vor Putin. Es sind daher zwei Seiten derselben Medaille, wenn Merkel Putin in der Öffentlichkeit an den Pranger stellt und Steinmeier gleichzeitig an eine besonnene Wortwahl appelliert. Er will die Wogen aus demselben Grund glätten, aus dem Merkel sich
so entrüstet. Beide sind alarmiert durch die Inhalte des vertraulichen Gesprächs, das Merkel mit Putin führte. Dabei verwies die Kanzlerin dann ja auch ganz konkret darauf, dass es nicht nur um die Ukraine gehe, sondern auch um Moldawien, Georgien, womöglich Serbien und die Westbalkanstaaten. Das hat sie sich nicht einfach ausgedacht. Das hat Putin ihr zu verstehen gegeben. Weshalb dann wieder Steinmeier zu Gesprächen nach Moskau aufbrach. Der Druck, den Putin unter vier Augen wohl aufgebaut hat, hat mächtig Eindruck gemacht. Im günstigsten Fall handelt es sich nur um die ihm eigene Taktik, mit diesem Druck etwas ganz anderes erreichen zu wollen. Etwa das Ende von Sanktionen.
Wahre Ästheten wurden da auf eine harte Probe gestellt. Beim Fußball-Länderspiel der LöwElf gegen Spanien ruhte das Auge des Betrachters schon bald nicht mehr auf Ball, Spiel und Gegner. Falls es da sogar technische Kabinettstückchen weltmeisterlicher Hackentricks gegeben haben sollte – sie mussten uns entgehen. Denn das Auge ruhte auf dem A. von Antonio Rüdiger. Also nicht auf dem ersten Buchstaben des Vornamens, sondern viel weiter unten, wo der Mensch jene vier Buchstaben hat, auf die er sich setzen soll, vor allem wenn er ein hippeliger Teenager ist. Also der A. war immer da. Er huschte ständig durchs Bild. Er irritierte Gegenspieler, aber auch uns Zuschauer. Hat denn der DFB keine Kickerhosen mit straffen Gummibändern drin? Die Hose war weiß, der A. war schwarz, also weil Antonios Unterbuchse pechschwarz war. Ein Schauspiel, das uns am Anfang den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Irgendwann, da waren wir sicher, würde dem Abwehrrecken die weiße Hose zwischen den Knien landen. Aber nein, es war nur ein modischer Kicker am Werk. Michael Zäh