172. Ausgabe, ET 06.12.2014

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OSSES

GR TSWEIHNACSHPIEL

Ausgabe 172 am 6. Dezember 2014

Bloß keine Schulden machen Interview

Lauf verschenkt

GEWINN 14 Seite

Körperbeherrscher

SC Freiburg

Marc Friedrich hat zusammen mit seinem Kollegen Matthias Weik zwei Bestseller geschrieben und gibt Anlagetipps. Seite 2

Leben

Die Derby-Pleite gegen Stuttgart war bitter, weil sich die Streich-Elf selbst schlug. Jetzt geht es nach Paderborn. Seite 9

Circolo – Der Freiburger Weihnachtszirkus zeigt mit mitreißenden und humorvollen Artisten ab 20. Dezember eine Jubiläumsshow. Seite 13

Kälte. Hunger. Tod. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen musste Lebensmittelgutscheine für 1,7 Millionen Syrien-Flüchtlinge aus Geldmangel stoppen. Denn Zusagen von Geberländern wurden nicht eingehalten. Von Michael Zäh

A

lle wissen, wie dramatisch die Situation ist. Und es fehlt nicht an Zusagen der reicheren Länder dieser Erde, die UN-Hilfsorganisationen mit Geld zu unterstützen. Was aber fehlt, ist die unmittelbare Einhaltung all dieser Zusagen. Und somit das Geld selbst, ohne das es keine Hilfe mehr gibt. 1,9 der 3,5 Millionen syrischen Flüchtlinge wurden bisher durch die Uno mit Essen versorgt - nun wird die Hilfe aus Geldmangel gestrichen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat jetzt die Vergabe von Lebensmittelgutscheinen an 1,7 Millionen SyrienFlüchtlinge gestoppt. Betroffen seien Flüchtlinge in Jordanien, Libanon, der Türkei, dem Irak und in Ägypten. „Ohne die Gutscheine müssen viele Familien hungern“, teilte die Organisation mit. Demnach würden 64 Millionen Dollar benötigt, um die Not leidenden Menschen nun im Dezember zu unterstützen. Gerade für Menschen, die schon jetzt mit einem harten Winter zu kämpfen hätten, seien die Konsequenzen verheerend. Viele Geberländer hätten zugesagte Gelder nicht überwiesen, sagte WFP-Sprecherin Abeer Etefa, die Lebensmittel reichten nun nur noch bis Januar. Wie kann das sein? Dies ist eine verstörende Nachricht, weil es ja ganz offenbar weder einen Dissens darüber gibt, welche Länder hier wieviel spenden wollen, noch kann es daran liegen, dass diese Geberländer nicht über die nötigen Mittel verfügen würden. Es fehlt auch nicht an der rechtzeitigen Planung und schon gar nicht an Pathos. Schon im Oktober hatte etwa der deutsche Entwicklungsminister Gerd

HALLO ZUSAMMEN

50 Jahre voller fieser Tests

Müller (CSU) gesagt: „Es regnet, dann kommt die Kälte, dann der Tod.“ Und nun ist es womöglich ganz genau so. Das ist sehr schwer zu verstehen. Erst recht, wenn man nach den Gründen sucht und dann in einem komplexen System von Bürokratie und deren Finanztöpfen landet. Da ist zum Beispiel von einer „Sondermilliarde“ die Rede, die laut Müller von der EU jederzeit bereit gestellt werden könnte, weil „die Töpfe voll sind.“ Doch das scheint ein Papiertiger zu sein. Die Budgets sind vorgesehen, aber die Konten sind leer. Die Realität in diesem BudgetDschungel ist wohl die, dass die EU von Jahr zu Jahr noch unbezahlte Rechnungen mitschleppt. Schon 2012 beliefen diese sich bezüglich der humanitären Hilfe auf rund 56

Millionen Euro, und im Jahr darauf waren es schon 160 Millionen. Die EU-Kommission hat deshalb um 250 zusätzliche Millionen gebeten, um die Lücke zu schließen, doch das blockieren die EU-Staaten. Sie wollen nicht zahlen. Es ist schwer zu ergründen, wie das zusammen passen soll. Aber klar ist eben auch, dass sich 2014 die Krisenherde in der Welt enorm ausgeweitet haben. Laut UN gibt es derzeit fünf humanitäre Krisen der höchsten Stufe, erstmals überhaupt: Irak, Syrien, Sudan, Zentralafrika und dann auch noch Ebola. Wenn sich nun ein einzelner Staat oder die EU entscheidet, Geld für Ebola zu geben, fehlt es für die anderen Krisen. Weil jedes Land selbst bestimmt, für welche Krise es Geld gibt, droht hier auch, dass eben nicht nach

Dringlichkeit, sondern nach dem jeweiligen politischen Willen der Geberländer geholfen wird. „SaudiArabien hat gerade 150 Millionen US-Dollar gespendet, nur für den Irak“, erzählte Ralf Südhoff, Leiter des deutschen Büros des Welternährungsprogramms bei ZEIT-Online. „Dort ist unser Hilfsprogramm nun mittelfristig finanziert, aber kurzfristig können wir die Mittel nicht in den anderen Ländern einsetzen, wo das Geld noch dringender fehlt.“ Die Realität ist, dass es Gründe hat, warum die humanitären Krisen so zunehmen. Man ist immer zu spät dran. Mit Geld allein können die Krisenherde nicht mehr gelöscht werden. Doch das wenigstens sollte fließen.

Als am 4. Dezember 1964 die „Stiftung Warentest“ von der Bundesregierung unter Ludwig Erhard gegründet wurde, war die Welt noch eine andere. Da gab es noch kein Internet, keine Suchmaschienen und keinen Austausch der Verbraucher in entsprechenden Foren. Die Idee war eher am klassischen Schulsystem orientiert, wo halt die Oberlehrer so schöne Noten, wie etwa „Mangelhaft“ ins Zeugnis schrieben. Und die Ober-Checker von Warentest gaben dem Wort „Mangelhaft“ eine buchstäbliche Bedeutung zurück. In nun 50 Jahren sind es die Mängel, die sie suchten und sie haben so manchen der Produzenten dadurch schwer in die Mangel genommen. Eine Creme von Uschi Glas wurde in die Pleite getestet, weshalb Uschi seither das Vertrauen in die Stiftung verloren hat. Ganz im Unterschied zu den meisten Verbrauchern, die sich mit schier diebischer Vorfreude auf die nächsten gemeinen Tests freuen. Gepanschtes Oliven-Öl, gefährliche Häcksler, Sexualtonikum im „Härtetest“ oder „Heimcomputer“ – die machten halt alles nieder. Gefällt! Michael Zäh


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