Ausgabe 175 am 21. Februar 2015
Tour statt Kur
Kapser und der Diamant
Interview
Tipps
James Last wird 86 Jahre alt und geht mit seinem Orchester noch einmal auf Europatournee. Ein Interview mit dem Unermüdlichen. Seite 2
Das Freiburger Puppentheater zeigt „Kaspers Suche nach dem Roten Diamanten“, ein Abenteuer für Kinder ab vier Jahren. Weitere Tipps auf Seite 3
Badisches Derby SC Freiburg Jenseits der Tabelle ging es bisher im ungleichen Derby gegen die finanzstarken Hoffenheimer immer hoch und heiß her. Seite 7
Nix isch over Für Wolfgang Schäuble ist klar, dass es frisches Geld für Griechenland nur gegen Auflagen gibt. Dabei wird auch eine politische Dissonanz deutlich: Er will der neuen Linksregierung gar nicht erst zur Entfaltung verhelfen. Von Michael Zäh
W
ieder polarisiert der Streit um eine Verlängerung der Hilfsprogramme für Griechenland. Und erneut scheinen die Gegensätze sich Gesichtern zu bedienen: Wolfgang Schäuble, der deutsche Sparminister als eiserner General des Euros auf der einen Seite und auf der anderen der lässige griechische Finanzminister Giannis Varoufakis, von dessen freien Kehlkopf ohne Krawatte wohl auch eine politische Botschaft ausgeht: Man lasse sich in Athen nicht mehr die Luft abschnüren. Böse Troika und so. Und die Deutschen, also Merkel und Schäuble, als geradezu verhasste Spardiktatoren, die der griechischen Bevölkerung viel Leid zumuten. Schäuble will es nicht in den Kopf, was das denn heißen soll. In seiner Lesart verdreht dies geradzu die Realität. Die Hilfskredite der EUPartner sind es ja, die Griechenland Luft verschaffen. Ohne sie steht das Land vor der Staatspleite. Deshalb sagte Schäuble den (vermeidbaren) Satz: „Am 28. Februar, 24 Uhr, isch over.“ Will heißen: Mit oder ohne Krawatte wird dann die Luft dünn für Giannis Varoufakis und dessen Staatsfinanzen. Dieser jedoch kontert den Satz von Schäuble damit, dass sich sein Griechenland und die Partner im Euroland „Stunde um Stunde“ näher kämen. Warte, warte, nur noch ein Weilchen, lautet seine Botschaft. Die Schäuble nicht versteht. Ohne Moos nix los, lautet sein Credo. Die beiden Männer sprechen eine politisch vollkommen verschiedene Sprache. Sie konnten sich jüngst nach einem Treffen auf einer Pressekonferenz noch nicht einmal darüber einigen, ob sie sich nun uneinig sind, oder
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Mein Daddy ist so cool!
noch nicht einmal das. „Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind“, wollte Schäuble eine gewisse Ordnung herstellen. „Wir haben uns nicht einmal geeinigt, dass wir uns uneinig sind“, hebelte daraufhin Varoufakis diese Ordnung wieder aus. Ein listiger Satz, weil er ja eine Einigung weiter für möglich hält. So etwas kann Schäuble zur Weißglut treiben. In seiner Welt gibt es Geld nur im Tausch gegen Ordnung. Alles andere nimmt er als Chaos wahr. Und in diesem werde Griechenland versinken, wenn es nicht bereit sei, die (restriktiven) Bedingungen der EU-Partner für weitere Hilfskredite zu akzeptieren. Das Dumme ist nur: Chaos kann sich auch dort verbreiten, wo sonst Ordnung herrscht. Niemand kann die Folgen wirklich abschätzen, die drohen, wenn Griechenland aus der Währungsunion rausfliegt. Dies
wird aber zwangsläufig der Fall sein, wenn man sich nicht über neue Hilfsmaßnahmen einigt und Griechenland in seiner Not dann ganz schnell eigenes Geld drucken müsste. So weit wird es nicht kommen. Denn es gibt ja durchaus einen kleinsten gemeinsamen Nenner. In ihrem gerade noch fristgerechten „Antrag für eine sechsmonatige Verlängerung der Kredithilfen“ an die Euro-Gruppe hat die griechische Regierung dargelegt, wie sie sich das weitere Vorgehen vorstellt. Man wolle in diesem halben Jahr „ohne Erpressung und Zeitdruck“ mit den Gläubigern einen dann auf vier Jahre angelegten Reformplan aushandeln. Aus dem Hause Schäuble kam umgehend die Mitteilung, dass der Antrag, da er weiter Reform- und Sparauflagen ablehnt, „kein sub-
stantieller Lösungsvorschlag“ sei. Es handele sich folglich um eine reine Brückenfinanzierung, ohne die Anforderungen des Programms zu erfüllen. Wahrscheinlich wird aber über diese Brücke gegangen werden. Denn es spricht nicht so sehr viel dagegen, sich ein halbes Jahr Zeit zu verschaffen, um sich erst mal mit den neuen Wegen der gerade gewählten griechischen Regierung eingehender zu befassen. Denn man fremdelt schließlich noch arg mit dem Wählerauftrag der Griechen an den Linken Alexis Tsipras. Schäuble will genau den „Zeitdruck“ nutzen, den die Griechen als „Erpressung“ empfinden. Hier wird aber die politische Dissonanz sehr deutlich: Schäuble will der linken Regierung nicht zur Entfaltung verhelfen.
Menschen sind sonderbar. In rund zehn Jahren will also die niederländische Stiftung „Mars One“ damit beginnen, solche sonderbaren Menschen auf den Mars zu schießen. Für diese Mission haben sich 200.000 Leute beworben, von denen mittlerweile 100 ausgewählt wurden, 50 Männer und 50 Frauen, darunter auch drei Deutsche. Geplant ist ein acht Monate langer Flug, ohne fließendes Wasser und frische Nahrung. Wer dies überstanden hat, den erwartet das Paradies: Bei Temperaturen von minus 125 Grad Celsius verbringt ein jeder Teilnehmer dann den Rest seines Lebens auf dem Mars in einem 50 Quadratmeter großen Wohncontainer. Denn es gibt keinen Rückflug. Einer der Deutschen unter den letzten 100 Kandidaten, verheiratet und Vater von drei Kindern, hat betont, dass seine Familie ihn bei seinem Vorhaben sehr unterstütze. Das ist menschlich groß: Seine Frau ist wohl nicht eifersüchtig, obwohl dann die Frauenquote auf dem Mars bei 50 Prozent liegt. Und die Kinder können sagen: Mein Daddy ist cool! Michael Zäh