Ausgabe 186 am 25. Juli 2015
Mehr als ein Huhn Und die Welt
Rumoren der Erwartung
Sich und andere begeistern
SC Freiburg
Eine ungewöhnliche Ausstellung im Museum für Neue Kunst würdigt den berühmten Cartoon-Zeichner Peter Gaymann. Seite 2
Am Montag, 27. Juli, kommt gleich der “Club” aus Nürnberg zum “Topspiel” der Zweiten Liga nach Freiburg. Seite 9
Leben Abenteuer Schwarzwald: 16 Jugendliche erkunden eine Woche lang den Bannwald und werden Nationalpark-Botschafter. Seite 13
Doppelte Brandstiftung Horst Seehofer spielt eine bestimmte Gruppe von Flüchtlingen gegen eine andere Gruppe von Flüchtlingen aus und dies dann auch noch im Namen der “eigenen Bevölkerung”. Seine Idee von Zeltlagern ist grauenhaft. Von Michael Zäh
W
HALLO ZUSAMMEN
Der ältere, größere Cousin
Montage: S. Schampera
enn Horst Seehofer nun wieder einen seiner sehr populistischen Vorstöße macht, verspielt er die große Chance, sich dem Thema Flüchtlinge und Asyl inhaltlich zu nähern. Es ist nämlich nur ein Trick von ihm, wenn er Flüchtlinge aufteilt, in jene mit einer hohen Chance, bleiben zu dürfen, und jene, mit einer kleinen Chance, Asyl zu bekommen. Wenn er dann gar herzzerreißend wird und von der “Verantwortung der Politik gegenüber Flüchtlingen, die um ihre Gesundheit und ihr Leben fürchten müssten” spricht, dann nur, um sofort die Verantwortung der Politik nun quasi in die andere Richtung zu wenden: Diese habe man nämlich gegenüber der eigenen Bevölkerung, die mit ihren Sorgen und Ängsten ebenfalls ernst genommen werden wolle. Und wie geht das dann, dass man der Verantwortung gegenüber schutzbedürftigen Flüchtlingen und gleichzeit gegenüber sorgenvollen Einheimischen gerecht wird? Ganz einfach: Indem man eine Gruppe von Flüchtlingen zum Feindbild macht: Jene aus dem Balkan, die sich hervorragend eignen, alte CSUParolen in neue Worte zu kleiden. Es gehe diesen Flüchtlingen doch nur darum, ihrer Armut zu entfliehen. Mal eben ganz pauschal, Stempel drauf und ab dafür! Und damit es auch richtig finster wird, kommt dann auch noch Seehofers Idee ins Spiel, zwei Abschiebelager direkt in Grenznähe zu errichten, womöglich sogar als Zeltlager, in denen dann alle Balkan-Asylbewerber landen sollen, um sie im Schnellverfahren wieder abzuschieben. Alles an dieser Idee ist ganz
grauenhaft. Allein schon der Begriff eines Sammellagers lässt einem doch einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Dann auch noch auf eine bestimmte Gruppe von Menschen zugeschnitten und zwar definiert über deren Herkunft. Und schließlich auch noch das Bild von möglichst unwirklichen und abschreckenden Bendingungen in Zelten. Das dies in Deutschland noch denkbar ist, kaum dass die letzten Nazi-Verbrecher vor Gericht standen, sollte man eigentlich kaum glauben. Sonderzentren für Roma in Deutschland? Unfassbar! Besonders übel ist auch, dass hier versucht wird, eine Gruppe von Menschen gezielt gegen eine andere Gruppe von Menschen auszuspielen und dabei in Wirklichkeit nur auf die “Gefühle” der eigenen Wähler zu spekulieren. Das ist eine doppelte Brandstiftung: Kriegsflüchtlinge aus
Syrien (mit hoher Wahrscheinlichkeit, bleiben zu dürfen) gegen Roma, die in den Balkanstaaten als eine Minderheit mindestens mal nicht geachtet werden (mit einer geringen Wahrscheinlichkeit, Asyl zu bekommen) auszuspielen, ist zynisch. Und der Asylmissbrauchs-Vorwurf, den Seehofer gegenüber BalkanFlüchtlingen gerne im Munde führt, ist nicht nur geistig brandschatzend, sondern auch unvereinbar mit dem anderen Argument Seehofers, dass diese Gruppe ja zu 95 Prozent mit ihrem Asylantrag scheitert. Worin soll also der Missbrauch bestehen, wenn der Asylantrag abgelehnt wird? Das Schlimme an dem ganzen Bild, das Seehofer entwirft, ist ja auch, dass es auf Wähler am ganz rechten Rand schielt. Überspitzt könnte man sagen: Es zielt auf jene Leute, die massenhaft Flüchtlinge
anpöbeln oder sogar Heime in Brand stecken. Diesen Leuten wird ein Feindbild hingeworfen, wieder der Balkan, und gleichzeitig wird ihnen versprochen, dass Seehofers Freistaat Bayern hier mal richtig durchgreift. Die Frage ist allerdings, ob dies tatsächlich der Stimmung im Lande entspricht. Seehofer könnte sich arg täuschen, was die Gefühle der Wähler angeht. Gerade angesichts der Tatsache, dass viele Kommunen und Hilfsorganisationen die vielen Flüchtlinge nicht mehr ohne die freiwilligen Helfer aus der Bürgerschaft versorgen können, zeigt sich eine andere Mentalität als jene Seehofers. Helfen kann nämlich auch eine erfüllende Tätigkeit sein. Und dies tun im Moment überall Leute, aus allen Schichten und Verhältnissen.
Diese Meldung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Und zwar am Donnerstag, Punkt 18 Uhr. Dazu muss man wissen, dass wir unsere ZaS immer schon am Donnerstagabend in die Druckerei geben. Und 18 Uhr an diesem Tag ist also letzte Eisenbahn, um als Meldung noch in der ZaS landen zu können. Das mit dem Landen ist außerdem bei dieser Sache nicht ganz auszuschließen. Denn die Meldung kam von der Weltraumorganisation Nasa und besagte, dass soeben ein “Cousin” der Erde entdeckt worden sei. Und zwar handele es sich um den “größeren” und “älteren” Cousin. Okay, wir sind da jetzt auch nicht immer im Bilde, ob die Erde bereits den jüngeren Cousin hat, und auch wissen wir nicht, wie das mit den Cousinen aussieht. Der neue erdähnliche Planet sei mit dem Kepler-Weltraumteleskop entdeckt worden und "in einer "bewohnbaren Zone". Er sei 60 Prozent größer als die Erde, sei ungefähr 1400 Lichtjahre entfernt und befinde sich im Sternbild Cygnus. Gut, damit geht die ZaS in ihre alljährliche Sommerpause bis Mitte September. Michael Zäh