Ausgabe 191 am 7. November 2015
Der Westen kann nicht siegen Interview
Spitzen-Diskussion
Faszination der Formen
SC Freiburg
Jürgen Todenhöfer war zehn Tage bei der IS. Daraus ist ein Buch entstanden. Für eine Lesung kommt er nach Freiburg. Seite 2
Oldtimer-Museum
Ob der SC Spitze ist, wird sich später mal zeigen. Jetzt schon eine lustige Diskussion darüber zu führen, bringt keine Punkte. Seite 9
Martin Waltz hat etwas sehr Schönes geschaffen, mit „Volante“, dem Museum der besonderen Art. Seite 13
Verstrickt! Wolfgang Niersbach hat seit seiner Amtsübernahme als DFB-Chef 2012 die Geschicke des Verbandes gut geleitet. Nur war da früher mal etwas, bei dem er eben auch dabei war. Und das kann er nicht mehr rückgängig machen. Von Michael Zäh
E
ine kleine Umschau in dem Deutschland dieser Tage, bringt es ans Licht. Da ist ganz plötzlich Götzendämmerung. Der Weltkonzern VW trudelt mal eben von oberster Spitze in Tiefen, die unauslotbar sind. Und der DFB ist von gestern auf heute nicht mehr der Saubermannverband in einer sonst kopfschüttelnd qittierten Sumpflandschaft. Ist das alles ein Grund, traurig zu sein? Eigentlich gar nicht. Denn in beiden Fällen kam es so, wie es kam, weil etwas funktioniert hat. Bei VW waren es mal wieder die Amerikaner, die den Stein ins Rollen brachten und den Abgas-Betrug ans Licht der Öffentlichkeit zerrten. Die Amis haben ja auch die glanzvolle Zeit des zuvor unangetasteten Sepp Blatter auf dem FifaThron abrupt beendet. Also nicht, dass die Amis an sich nun bessere Saubermänner sind, sondern es sind die amerikanischen Behörden mit ihrem langen Arm, die hier Aufklärung bieten. Während also alles übereinander purzelt, kein Klischee mehr hilft und Ausreden schon gar nicht, ist auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach schon aus Amt und Würden katapul-
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Krokodile und kein Kasper
tiert, womöglich ohne das selbst bereits zu wissen. Denn wie bei VW ist es auch hier so, dass alles noch viel schlimmer werden wird. Die Razzien bei Niersbach, Ex-DFB-Chef Zwanziger, Ex-DFB-Generalsekretär Schmidt sowie in der DFB-Zentrale in Frankfurt werden ja nach Auswertung des Materials auch zu Konsequenzen führen. Niersbach und Zwanziger drohen sogar hohe Haftstrafen wegen einer “Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.” Es ist nahezu ausgeschlossen, dass dieser Vorwurf der Staatsanwaltschaft aus dem Weg geräumt werden kann. Denn so strittig es ist und so sehr getrickst und getäuscht wird, was denn nun mit den 6,7 Millionen Euro gemacht worden ist (also ob Stimmen von asiatischen Funktionären gekauft wurden, oder nur eine schwarze Kasse für Blatters Karriere gefüllt werden musste) – es gibt eine Sache, die offensichtlich ist: Die 6,7 Millionen Euro waren nicht für ein Kulturprogramm der WM 2006,
das ja auch nie stattfand. In der Steuererklärung des DFB für das Jahr 2006 wurde diese Summe aber so verbucht, was dem Verband rund zwei Millionen Steuern sparte. Da wird es zur Anklage kommen. Man kann an der ganzen Misere immerhin noch gut finden, dass es am Ende durch eine öffentliche Kontrolle doch irgendwie immer rauskommt, was so getrickst wurde, sei es beim Weltkonzern VW, sei es beim großen DFB, hier auch durch eine Spiegel-Recherche, hinter der irgendwie auch Theo Zwanziger steckt. Eine gewisse Tragik ist allerdings ebenfalls offensichtlich. Im Falle von Wolfgang Niersbach hat man ja den Eindruck, dass er seine Karriere gar nicht so wahnsinning aktiv betrieben hat, sondern durch viele Wendungen der Zeit in das Amt des DFB-Chefs gehievt wurde. Er kam als eher zurückhaltender Funktionär daher, etwa als er der Medienchef des DFB war. Erst als 2012 Theo Zwanzinger unvermittelt als DFB-Chef zurück trat,
wurde Niersbach quasi in das Amt gespült. Das hatte die Anmutung, dass Wolfgang Niersbach durch seine bescheiden wirkende Art genau der Richtige sei. Und seither hat Niersbach ja das Amt auch überzeugend ausgefüllt. Es ist kein Zufall, dass die intime Feindschschaft von Zwanziger seither immer kuriosere Blüten trieb. Man kann dies als Indiz nehmen, dass Niersbach den DFB quasi als Anti-Zwanzinger gut führte. Nach den Erschütterungen im Weltfußball, nachdem sowohl FifaChef Blatter wie auch Uefa-Chef Platini suspendiert wurden, schien Niersbach sogar für höhere Weihen als Fußballfunktionär genau das richtige, ehrliche Gesicht zu sein. Und er ist ja in gewisser Hinsicht auch ehrlich geblieben. Er hat nämlich nicht mit dem Finger auf andere gezeigt. Weil er davon wusste (Intimfeind Zwanziger im Rücken), dass da mal etwas war, wo er eben auch dabei war. Verstrickt!
Der neue Bond ist soeben in den Kinos gestartet, wo der Film alle bisherigen Rekorde übertrifft. Also finanziell. In Großbritannien legte er gar den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten hin und spielte in den ersten sieben Tage 41,7 Millionen Pfund (etwa 58,6 Millionen Euro) ein. Ja, was haben denn die Briten mit dem 007 am Laufen? Ist das jetzt schon eine Art Nationalismus? Weil der Brite Daniel Graig den Bond spielt, weil das MI6 im Film gerettet werden muss, weil das alles so schön britisch ist? Christoph Waltz, der in “Spectre” den Oberschurken mit dem wunderbaren Namen “Franz Oberhauser” gibt, führt den Andrang des Publikums eher darauf zurück, dass “die archetypische Konstellation innerhalb der Bond-Geschichte quasi moderne Mythologie ist." Es sei wie im Kasperl-Theater, 007 sei der Kasperl und er spiele das böse Krokodil, das am Ende verliert. Daniel Graig bewies hingegen in seiner Reaktion viel Gespür: Er rief die europäischen Regierungen zu mehr Einsatz in der Flüchtlingskrise auf. Ah, auch England?! Michael Zäh