193. Ausgabe, ET 05.12.2015

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Ausgabe 193 am 5. Dezember 2015

Zufrieden sein Interview Der Psychologe Jens Förster hat ein Buch über das Haben und Sein, über Konsum und Verzicht geschrieben. Seite 2

Dritter Dreier? SC Freiburg Nach den zwei Siegen über Paderborn und in Heidenheim kommt nun Union Berlin nach Freiburg. Die wurden anfangs hoch gehandelt. Seite 9

Überall sein Leben Im Januar sind auf dem 13. Mundologia-Festival wieder überwältigende Live-Reportagen zu sehen, außerdem gibt es Workshops und Ausstellungen. Seite 13

Bomben als Bausteine?! Der Bundeswehr-Einsatz in Syrien mag als Signal an Frankreich gut gemeint sein. Gut durchdacht ist er aber deshalb noch lange nicht. Auf zu viele Fragen gibt es nämlich keine Antwort. Von Michael Zäh

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enn der Bundestag das beschlossen haben wird (bei Redaktionsschluss noch nicht der Fall), was zuvor schon das Kabinett und insbesondere Angela Merkel als Bundeskanzlerin entschieden hat, markiert dies eine Kehrtwende. Die Bundeswehr soll sich in Syrien und dem Irak an Luftoperationen beteiligen. Mit "Tornado"-Aufklärungsjets, mit Betankungsflugzeugen und einem Kriegsschiff sollen bis zu 1200 Bundeswehrsoldaten einen Beitrag im "Kampf gegen Terrorismus im Rahmen der Allianz gegen den IS" leisten. Ziel sei die "Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen." So jedenfalls steht es in dem Kabinettspapier. Bisher hatte sich Deutschland nur sehr zurückhaltend an der von den USA angeführten Koalition von rund 60 Nationen beteiligt, die mit Luftschlägen in Syrien und dem Irak gegen den IS kämpfen. Deutschland schickte zwar Ausbilder und Waffen für die kurdischen Peschmerga im Nordirak, jedoch keine Kampfjets wie die anderen Nationen. Erst nach

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den blutigen Terroranschlägen von Paris, die auch zur Bitte von Francois Hollande führten, dass Deutschland die Franzosen im Kampf gegen den IS unterstützen sollen, hat Bundeskanzlerin Merkel und mit ihr auch das Kabinett die Kehrtwende vollzogen. Das ist als Signal an Frankreich ja auch nachvollziehbar. Hingegen ist nur schwer zu ertragen, welche Rhetorik daraufhin Ursula von der Leyen im Bundestag wählte. “Nicht nur durch Handeln kann man sich schuldig machen, sondern auch durch Nichthandeln kann man schwere Fehler machen", sagte sie. Na sowas! Aber dann kommt es noch dicker: Das Mandat, das der Bundestag beschließen soll, sei nur ein Baustein, um die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu bekämpfen. Bomben als Bausteine?! Und wer bitte baut da eigentlich alles mit, an einer angeblichen Lösung

des Problems jenseits der Bomben? Hier wird ernst. Denn auch wenn das Signal Deutschlands gut gemeint ist. Es ist nicht unbedingt schlüssig durchdacht. Natürlich ist es wichtig, den IS zu bekämpfen. Aber tut man das, indem man sich auf einen Kriegseinsatz einlässt, der ausgerechnet Assad und dessen Truppen mit einbezieht. Ganz egal, ob es dabei zu einer kosmetischen Korrektur kommt, indem nämlich Assad nicht mehr den Oberbefehl über seine Truppen haben würde – nach fünf Jahren Bürgerkrieg in Syrien, nach 300.000 Toten und Millionen von Flüchtlingen kann man nicht ernsthaft daran denken, Seite an Seite mit Assads Truppen zu kämpfen. Noch absurder wird das Szenario, wenn da gar die “Freie Syrische Armee” zusammen mit ihrem Todfeind, nämlich Assads Truppen, marschieren sollen. Schon die Idee wirkt komplett konstruiert,

nur um die von Francois Hollande so sehr gewünschte internationale Allianz ins Leben zu rufen. Und da ist ja auch noch Russlands Präsident Wladimir Putin, der sich selbst eine Schlüsselrolle in dieser internationalen Allianz verschafft hat, weil er seine militärische Präsenz in Syrien bereits ausgebaut hat und als Assad-Unterstützer nicht nur IS-Kämpfer angreift. Der internationale Kampf gegen den IS scheint Putin eine willkommene Hintertüre, um wieder international gefragt zu sein. Ohne ihn geht es nämlich nicht. Aber geht es tatsächlich mit ihm? Solche Fragen sind es, die vor dem Bundeswehr-Einsatz nach Antworten verlangen. Die aber hat keiner. Ja, man kann auch durch Nichthandeln Fehler machen. Durch bloßes Mitmachen allerdings auch. Ein klares Ziel sollte ein Einsatz schon haben, bis zu Ende gedacht.

Und wieder tagte in Zürich das Fifa-Exekutivkommitee. Und weil das jetzt schon Programm ist, fehlten dabei zwei Herren, die zuvor im Luxushotel mal eben verhaftet wurden und nun in Auslieferungshaft sitzen: Alfredo Hawit aus Honduras und Juan Ángel Napout aus Paraguay. Napout ist Präsident der Südamerikanischen Fußball-Konföderation (Conmebol), Hawit steht dem Nordund Zentralamerikanischen Fußballverband (Conacaf) vor. Beide sind Vizepräsidenten der Fifa. Federführend für die Festnahmen war erneut das US-Justizministerium und in beiden Fällen geht es darum, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben. Obwohl der Fifa so langsam die Präsidenten und Vizepräsidenten auszugehen scheinen, wurde aber trotzdem getagt und gar eine Reihe von Maßnahmen bewilligt, die die Fifa in ihrer eigenen Struktur verändern soll. Darunter gibt es den einen Punkt, der wohl tatsächlich etwas bringt. Die Fifa will eine Frauenquote einführen. Denn wo Frauen wachen, hat die US-Justiz nix mehr zu tun. Das weiß die Chefanklägerin aus den USA natürlich genau. Michael Zäh


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