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Ausgabe 221 am 15. April 2017
Anarchische Medien Interview Wolfgang Freitag wird bei der Demo „March of Science“ am 22. April gegen Trumps Auslegung von Fakten dabei sein. Seite 2
Jetzt kommt die Kür SC Freiburg
Freiburger Festival Leben
In Leipzig und dann zu Hause gegen Leverkusen wird man sehen, ob das SC-Team nach dem erreichten Klassenerhalt frei für Europa spielt. Seite 9
Max Giesinger wird einer der Stars sein, die beim Freiburger Festival vom 27. bis 30. April in der Brauerei Ganter auftreten werden. Seite 13
Wie flugs Raketen fliegen US-Präsident Donald Trump hat viel Beifall von fast allen Seiten dafür bekommen, dass er einen Angriff auf einen Militärflughafen in Syrien befahl. Der Applaus könnte verfrüht sein, weil Trumps Befehl gut in sein Persönlichkeitsprofil passt. Von Michael Zäh
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er Raketenangriff der USA auf einen Militärflughafen in Syrien passt haargenau in das Persönlichkeitsprofil, das der neue US-Präsident Donald Trump bisher zeigt. Stets emotional bis aufbrausend, oft überhastet in seinen Entscheidungen, die ihm offenbar nicht eilig genug sein können. So hat er das gleich anfangs mit seinen Federstrich-Dekreten gemacht, die das Ziel hatten, Muslime nicht mehr in die USA einreisen zu lassen. Und so hat er es jetzt mit den Raketen gemacht, 59 Marschflugkörper und ab dafür. Es ist nur scheinbar ein Widerspruch, dass Trump ja vor seiner Wahl und dann auch in seiner Antrittsrede als Präsident immer wieder den Eindruck erweckt hat, dass er „Amerika First“ als eine Abkehr von der Rolle der USA in der Welt versteht. Mitunter war ja sogar die Rede davon, dass er die Nato quasi verlassen wolle. Also: Kümmere dich selbst um dich, du Welt da draußen. Das ist nicht unser Job und nicht unser Problem. Wir kümmern uns ab jetzt nur noch um uns selbst, bauen die Mauer zu Mexiko und ziehen Strafzölle von deutschen Autobauern ein. So klang das und so war es auch gemeint. Man muss es nur übersetzen. Man kann „Amerika First“ getrost mit „Trump First“ übersetzen. Das entspricht nämlich dem Profil des Mannes, der gegen alles wettert, was nicht von ihm kommt und daher auch alles anders machen will, um zu zeigen, dass sein Wille geschehe. Und zwar nur seiner. Ob er sich an jene angeblich „vergessenen“ Arbeiter wendet, um ihnen zu versprechen, ihnen „ihr
HALLO ZUSAMMEN
Kosmos von Geld und Lügen
Land zurück zu geben“, oder ob er nun den Marschbefehl für die 59 Tomahawk gegen Assad gab, ist in einer Hinsicht dasselbe: Ich Trump bin zu allem in der Lage, weil ich Trump bin. Nun ist es ja auch so, dass der US-Präsident in seiner Funktion als Oberbefehlshaber der Streitkräfte dort Strukturen findet, die ganz nach seinem Geschmack sind. Wenn er sagt: Angriff!, dann quatscht ihm keiner blöd dazwischen und dann gibt es auch keinen Richter, der ihm den Befehl wieder kassiert wie zuvor seine Einreiseverbote. Da wird getan, was Trump sagt. Und zwar prompt. Auch der Beweggrund für den Angriff in Syrien passt da rein. Es war wohl so, dass Donald Trump
die Videos und Fernsehbilder von den grausam und elend sterbenden Kinder nach dem Giftgasangriff in der syrischen Stadt Khan Scheikhun gesehen hat. Wie jeder Mensch, der noch halbwegs zu Mitgefühl fähig ist, kam zum Entsetzen dann die Wut hinzu. Bei Donald Trump hieß das, dass er sich die Frage stellte: Wer Bin ich denn? Muss ich mir das gefallen lassen, diesen Schmerz, den ich empfinde, wenn die Babys massakriert werden? Völlig undenkbar, dass einer wie Trump da nicht sofort handelt, schon um sich selbst von der Last dieser quälenden Untätigkeit zu befreien, dieser Hilflosigkeit, die jeder zivilierte Mensch bei den Bildern des Massakers empfinden muss. Also kann man sagen, dass Donald Trump die toten Kinder rächen wollte.
Dafür hat er zwar viel Beifall von fast allen Seiten bekommen, wie auch von Angela Merkel und Sigmar Gabriel. Im eigenen Land lobten ihn sogar seine bisherigen Gegner, bis hin zu Hillary Clinton, was einen wie Trump dann wohl schon wieder herausfordern wird, den nächsten Schwenk zu tun. Bei allem Lob dafür, Assad mit dem Raketenangriff mal ein Zeichen geschickt zu haben, geht allerdings etwas unter, dass Syriens Mörder-Machthaber wegen einer einzigen zerstörten Militäranlage wohl kaum schlaflose Nächte haben wird. Im Gegenteil kann sogar sein, dass ihm der Angriff in die Karten spielt, weil ein Schulterschluss von Putin und Trump damit eher unwahrscheinlicher wird (siehe auch Seite3). Was bleibt, ist eine Erkenntnis, die nicht wirklich beruhigt: Trump hat vielleicht Spaß daran gefunden, wie flugs Raketen fliegen.
Manchmal ist Fußball nicht so wichtig. Dann ist sogar das Ergebnis eines sogenannten Champions-League-Spieles völlig egal. Dass Dortmund gegen Monaco überhaupt gespielt hat, grenzt an die Verheizung von Menschen, die hier zu Maschinen gemacht werden, in einem Kosmos von Geld, Gier und Lügen. Es ist abartig, dass ausgerechnet jene Menschen nun aller Welt und Öffentlichkeit etwas beweisen sollten, die nur 24 Stunden zuvor das Ziel eines tödlich gemeinten Bomben-Angriffes waren. Diese 24 Stunden waren wahrscheinlich haargenau genug Zeit für die Spieler, um sich bewusst zu machen, dass man nur knapp dem Tod entgangen war. Es ist daher nicht nur die gnadenlose Maschinerie im Fußball, die keine Pause erlaubt, die man hier in Zweifel ziehen muss. Es sind dann vor allem diese Statements von Funktionären wie etwa Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke, die völlig schief liegen. Er habe an die Mannschaft appelliert, zu beweisen, dass „wir vor dem Terror nicht einknicken.“ Tore gegen Terror geht`s noch? Michael Zäh