224. Ausgabe, ET 27.05.2017

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Ausgabe 224 am 27. Mai 2017

Lebenslügen platzen Und die Welt Das Theaterstück „Who‘s afraid of Virginia Woolf“ wird live aus London nach Freiburg ins Cinemaxx übertragen. Seite 2

Das alte Lied SC Freiburg Wieder wird der SC nach einer starken Saison einige wichtige Spieler verlieren. Aber gejammert wird deshalb nicht. Seite 9

Uraufführung Filmmusik Leben Dirigent Lukas Grimm hat zum Buster Keaton-Stummfilm „Der General“ Filmmusik kompniert und wird sie mit der Camerata Academica aufführen. Seite 13

Sucht für Serienfreaks Donald Trump wurde von einem genialen Serienschreiber erfunden. Er hat alles, um uns täglich zu faszinieren: Geheimnisverrat an die Russen, FBI-Chef gefeuert, Säbeltanz in Saudi-Arabien, blonde Tolle, tolle Tochter. Und er ist ganz lieb. Von Michael Zäh

N

ein, wir sind nicht im Kino. Dafür ist die Darbietung dann doch viel zu schlicht. Es handelt sich natürlich um eine amerikanische Serie, die quasi in Endflosschleife über die Bildschirme flimmert. Donald Trump ist hierfür zweifellos die Idealbesetzung. Und zwar optisch, geistig, verbal sowie in seiner eher unfreiwilligen Komik. Er hat diese blonde Tolle und diese tolle Tochter. Die Frage, die diese Serie am Leben hält: Was dieser Donald denn für einer ist. Krank im Kopf? Narziss und sonst gar nix? Entertainer in eigener Show? Die Qualität dieser Serie aus dem Weißen Haus besteht zweifellos darin, dass tatsächlich kaum jemand wegschauen kann, und sei er noch so genervt davon, ständig erfahren zu müssen, was Donald Trump mal wieder getan und getwittert hat. Wer auch immer sich die Rollen und deren Entwicklung ausgedacht haben mag, ist also keinesfalls zu unterschätzen. Donald Trump, der Einfaltspinsel, der sich ständig selbst am Bauch streichelt und sich gleichzeitig dadurch geißelt, dass er ohne Not jede erdenkliche Blöße sucht, vor der ihn seine Mitarbeiter zu schützen versuchen. Wenn diese sagen, es habe keinen Geheimnis-

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Beinharte Kost für die Kicker

verrat an die Russen gegeben, ja wenn sogar der russische Präsident Putin den amerikanischen Behörden eine Mitschrift von Trumps Treffen mit dem russischen Außenminister Lawrow anbietet (wie lustig ist das denn?), dann twittert Trump prompt, dass er als Präsident „das absolute Recht“ habe, genau dies getan zu haben. Der Erfinder und Ghostwriter dieser Serie hat somit eine Figur geschaffen, die auf ihre Art völlig authentisch ist. Um nicht zu sagen: Liebenswert(!), im Sinne der Serie, da er ja eigentlich ein reines Herz hat, wie alle Kinder in seinem Alter. Und dann diese Wendung, die sich genial an das Suchtpotenzial der Serienfreaks andockt! Denn es kommen plötzlich die wahren Bösewichte ins Spiel, selbstredent auf den ersten Blick als die Guten getarnt. Nämlich: das FBI.

Toll an dieser Inszenierung ist freilich, dass wir Konsumenten ja bisher gewohnt waren, dass zwar die CIA und natürlich auch die NSA von bösen Absichten nur so wimmelten (ferngesteuerte Autos, mit denen man Leute um die Ecke bringt etc.), doch das FBI quasi immer für die Guten stand. Nun also hat Trump erst den FBI-Direktor James Comey gefeuert (ganz im Sinne seiner Vorgeschichte als Fire-Man), ihn dann hinterher auch noch per Twitter als Angeber und Großmaul diskreditiert, um ihn schließlich öffentlich zu erpressen, dass er der Presse nix durchstecken solle, ohne sich zu „überlegen“, dass es womöglich Aufzeichnungen der gemeinsamen Gespräche mit Trump geben könne. Und dies nur, um dann ein gewissen Robert Mueller auf den Hals gehetzt zu bekommen, und zwar als Sonderermittler vom

stellvertretenden (hahaha!) Justizminister Rod Rosenstein beauftragt. Da ist die Spannung garantiert. Denn der Sonderermittler Mueller soll mit dem gefeuerten Comey gut befreundet sein und war außerdem früher selbst lange Jahre Chef des FBI. Zusammen sollen sie auch schon George W. Bush die Stirn geboten haben. Das bringt jedenfalls „Die Unbestechlichen“ als Kinoklassiker in die Trump-Serie mit rein. Mal ehrlich: Wir alle freuen uns doch schon auf die Fortsetzung, täglich über Nacht aktualisiert. Trump und die Russen, heißt das große Thema der Serie. Trump beim Säbeltanz in Saudi-Arabien, wo er einen Waffendeal über 100 Milliarden Dollar abschloss, gehört auch dazu. Trump dailey!

„Du blinde Bratwurst“ und „du Pfeife du“, haben etwas gemeinsam. Schon klar, denn „die Bratwurst“ ist wie „die Pfeife“ so weiblich wie „die Blondine.“ Und wenn sich Fußballer mal emotional auf dem Platz gegenseitig aufbauen wollen, sagen sie schon auch mal: „Mach die doch rein!“ Obwohl der Ball männlich ist, dem Worte nach. Es ist bis heute noch nicht endgültig geklärt, ob mit „der“, die da „rein“ soll, nun „die Pille“ gemeint ist, oder einfach „die Chance“, die der Mann hat und nicht vergeben soll. Was fest steht, ist die Tatsache (so weiblich wie „die Tat“), dass ab der kommenden Saison in der Fußball-Bundesliga quasi historisch zum ersten Mal eine Schiedsrichterin pfeifen wird. Bibiana Steinhaus, 38 Jahre alt, Polizeibeamtin aus Hannover, die auch noch eine gewissen Howard Webb, der ebenfalls sowohl Schieri war wie auch Polizist, zum Lebenspartner auserkoren hat. Das ist also beinharte Kost für die Männer, die da dem Bundesliga-Ball als männlich rundem Spielgerät per se huldigen. Michael Zäh


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