Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage
Ausgabe 225 am 10. Juni 2017
Man kann mehr tun
Bunter Haufen
Open Air im Park
Interview
Confed Cup
Tipps
Professor Tim Krieger über den Zusammenhang von Terrorismus und Migration und die wichtige Prävention. Seite 2
Joachim Löw hat eine alternative DFB-Auswahl zusammen gestellt, die in Russland zur Weltklasse reifen soll. Könnte spannend sein. Seite 7
Viele Stars – wie der Filmmusik-Komponist Klaus Doldinger – werden beim Open Air im Park in Bad Krozingen mit dabei sein. Seite 10
Klima als Gradmesser Wenn der völlig unbedeutende „Berliner Kreis“ der CDU sich an die Fersen von US-Präsident Donald Trump heftet und den Ausstieg vom Pariser Klimaabkommen fordert, wird die ideologische Tragweite deutlich: Jeder für sich oder alle zusammen? Von Michael Zäh
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as Klima ist für den Zustand der Welt ein prima Beispiel. Als Zankapfel eignet es sich, weil es ja als solches nicht so leicht zu fassen ist. Im Unterschied zum Wetter, über das ja jeder jeden Tag mal spricht, ist das Klima nicht selbst anwesend, sondern erschließt sich ja nur über wissenschaftliche Untersuchungen und den daraus folgenden Empfehlungen. Wenn da also der sogenannte „Berliner Kreis“, bestehend aus konservativen CDU-Abgeordneten von Kanzlerin Angela Merkel den Ausstieg aus dem Klimaabkommen von Paris fordert und den Weltklimarat als „Weltrettungszirkus“ bezeichnet, folgt es dem Muster, dass man zwar das Wetter für relevant hält, aber den Klimaforschern nicht glaubt. Der einfach gestrickte Geist soll das Wetter für wahr halten, das Klima jedoch für eine Erfindung. Der US-Präsident Donald Trump ist aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestigen, weil er damit seinen Wählern beweisen will, dass sie ihm doch viel wichtiger sind als diese Erderwärmung, die man in einem kalten Wintertag in New York gar nicht spürt, sondern sich dort mal wünscht. Schon früh hat Trump ja behauptet, dass der Klimawandel „eine Erfindung der Chinesen“ sei. Das Thema Klima bildet somit auch im übertragenen Sinne ab, was an Eigensucht in der Politik herrscht. Trump selbst ist da als Egomane, der stets einen „guten Deal“ wünscht, das beste Beispiel. Aber auch Autokraten wie Putin, Erdogan und andere von Ungarn bis Polen, sowie die Brexit-Ice-Queen Theresa May könnte man in diese Reihe stellen.
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HALLO ZUSAMMEN
Pfeffer auf der weißen Kruste
Im übertragenen Sinne tobt der Kampf der Isolationisten, die sich nur um sich selbst kümmern wollen, „America first“ heißt „Ich zuerst“, und die mit einfachen Lösungsversprechen ihre Wähler hinter sich bringen, zur Festigung der eigenen Macht, und auf der anderen Seite der Vertreter einer so globalen wie komplexen Welt, in der es keine einfachen Lösungen gibt, dafür aber ein Interessensausgleich, der für alle Vorteile bringt. Der Kampf um das Klima hatte hier das Zeug zum Aufbruch. Denn das Klimaabkommen von Paris, das zum Ziel hat, die Erderwärmung auf zwei Grad zu bregrenzen, haben alle Länder der Erde unterschrieben, bis auf Nicaragua (dem das Abkommen nicht weit genug ging) und Syrien. Eine solche weltweite Einigung in der Absicht, gemeinsam das Klima zu schützen (oder gar zu retten), war
ein Signal, auch wenn nicht so sehr die Unterschriften sondern die Taten zählen, die daraus folgen sollten. Selbst wenn man seine Zweifel daran hat, dass die gemeinsamen Ziele wie vereinbart auch erreicht werden, war die Einsicht hinter der Vereinbarung doch die, dass es nur alle zusammen schaffen können, aber keiner allein. Mit dem Ausstieg der USA unter Trump (als drittes Land der Erde) hat dieser genau an der falschen Stelle ein Zeichen gesetzt. „America first“ heißt hier, dass die Welt darunter leiden soll, dass Trump sein Wahlversprechen hält, das er den „kleinen Leuten“ gab, die ja angeblich „vergessen“ worden waren. „Ich zuerst“ steht somit gegen „Alle zusammen“, was nirgendwo einleuchtender ist als beim Klima. Es bringt Trump in Misskredit, dass er dabei wieder einmal einen „Deal“
machen will. Aber das Klima lässt sich nicht drohen. Es macht nur das Wetter von morgen. Die Neigung der Menschen, auf das Wetter zu schauen (toll heute, da fahren wir das Motorrad oder den Porsche mal so richtig aus, dank unserer Kanzlerin, die gegen ein generelles Tempolimit ist), aber sich nicht so sehr einen Kopf um das Klima zu machen, ist ja ohenhin weltweit verbreitet. Da muss man ja nur einen aktuellen Blick auf die Vermüllung der Weltmeere werfen, wo die Fische inzwischen Plastik fressen. Gerade deshalb ist aber das Klimaabkommen von Paris von den Staatenlenkern der Erde ein Aufruf zur Solidarität. Das Klima ist ein Gradmesser dafür, was die Menschen zusammen schaffen. Wenn es drei bis fünf Grad aufheizt, ist es aus.
Das wird jetzt nicht nur die Franzosen freuen, deren Baguette ja unvergleichlich gut schmeckt (und das es aus unerfindlichen Gründen so in Deutschland nicht zu kaufen gibt), sondern auch die vom Ciabatta extrem verwöhnten Italiener, das es hierzulande sogar als Ciovanni zu kaufen gibt, also mit reichlich Pfeffer auf der Brotkuruste: Nach neuen Studien stimmt es gar nicht, dass Weißbrot den Tod bringt, während Vollkornbrot gesund sei. In einem Experiment haben israelische Forscher überprüft, wie der Körper auf unterschiedliche Arten von Brot reagiert. Sie fanden keine wesentlichen Unterschiede bei den Effekten von Weißbrot und Vollkornbrot auf die Gesundheit. Bei etwa der Hälfte ihrer Probanden stieg halt der Blutzuckerspiegel schneller an, wenn sie Weißbrot gegessen hatten, bei der anderen Hälfte zeigte sich dieser Effekt bei Vollkornbrot. „Verschiedene Menschen reagieren unterschiedlich auf ein und dasselbe Lebensmittel“, so die Wissenschaftler. Da sind wir froh und lieben den Ciovanni sowieso! Michael Zäh