236. Ausgabe, ET 02.12.2017

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Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage

Ausgabe 236 am 2. Dezember 2017

Völkerverständigung Und die Welt Beim „Weihnachtsoratorium“ mit der Camerata Academica Freiburg werden auch südafrikanische Musikstudierende mitwirken, die vom Orchester ein Stipendium erhalten haben. Seite 2

Zukunfts-Karusell Bundesliga

Atemberaubende Artisten Leben

Weil die beiden deutschen TopKlubs aus München und Dortmund bald einen Trainer mit Perspektive suchen, dreht sich alles um Leute wie Julian Nagelsmann. Seite 9

Der Weihnachtszirkus Circolo kommt wieder nach Freiburg: mit tollen Artisten und Comedians. Wie verlosen bei unserem Weihnachtsgewinnspiel Eintrittskarten dafür. Seite 13

Die beleidigte Leberwurst SPD-Chef Martin Schulz hat sich gleich im ersten Statement nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen damit verrannt, dass er Neuwahlen als eigenen Vorteil betrachtete. Nur gut, dass Frank-Walter Steinmeier das Sagen hat. Von Michael Zäh

G

leich schon das erste Statement von SPD-Chef Martin Schulz, direkt nachdem die Jamaika-Sondierungen gescheitert waren, strotzte nur so vor dem Pathos der beleidigten Leberwurst. Da sagte Schulz doch glatt, dass in einer Demokratie ja der Souverän schließlich der Wähler sei, und seine Stimme vibrierte dabei vor Groll. Und nun solle eben jener Wähler die Chance erhalten, „die Situation neu zu bewerten.“ Will heißen: Nun mal dem Schulz die Stimmen zu geben, die dem Schulz gebühren! Der Mann ist ja seit der herben Wahlniederlage chronisch schlecht gelaunt und keilt dabei nach allen Seiten aus. Die Merkel war gleich am Wahlabend noch schuld an der Misere, die SPD in Personen der Vorgänger von Schulz kurz darauf ebenso, weil man erstens viel zu spät in den Wahlkampf eingestiegen war und zweitens sowieso den Wähler durch die Teilnahme an der GroKo in den vergangenen Jahren vor den Kopf gestoßen habe. Der übel gelaunte Schulz wollte also nach dem (von der FDP wohl frühzeitig geplanten) Scheitern der Jamaika-Sondierungen aus seinem Herzen keine Mördergrube machen und dem „Souverän“ die letzte Chance geben, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Dummerweise hatte der Wähler gerade eben sein Votum abgegeben. Und das hieß für Schulz und seine SPD: Nix mit Kanzlerschaft! Man darf wohl annehmen, dass sich zwischenzeitlich Leute bei der SPD gefunden haben, die dem noch immer dem Wähler zürnenden Schulz nahe gebracht haben, dass eine erneute Wahl nicht etwa eine

HALLO ZUSAMMEN

Der Yeti ist uns ein Mensch

Korrektur zum Guten für die SPD sei, sondern womöglich eine noch größere Schlappe nach sich ziehen könnte. Denn das „Souverän“ hat so langsam die Faxen dicke. Statt das Wahlergebnis zu missachten, oder gar zu negieren – nichts anderes ist ja der Ansatz, dass die Wähler die Lage neu bewerten sollen, also bis es halt passt, aber wem nur? – sollten die Parteien vielleicht mal an das Land, an Europa und an die Welt denken, in der sich alles abspielt, anstatt an sich selbst. Um nicht ungerecht zu sein: Natürlich ist es hauptsächlich die mit der Regierungsbildung beauftrage Angela Merkel, die sich mit ihrer Union mal bewegen muss. Aber es kann andererseits auch nicht sein, dass ein Martin Schulz sich so lange in seinem SPD-Gerechtigkeits-Fimmel suhlt, bis auch der letzte Wähler davon überzeugt ist, dass es mit diesem Mann nicht weiter geht.

Denn tatsächlich steht mehr auf dem Spiel als sich hier altvordere Parteivertreter vorstellen. Wenn es nämlich quer durch die etablierten Parteien nicht mehr möglich ist, sich auf einen Kompromiss zu einigen, werden natürlich jene profitieren, die ja sowieso das Establishment für gescheitert erklären. Diese Kräfte werden dann behaupten, dass sie allein an Land und Leute denken, derweil Lindner, Schulz, Seehofer, Merkel und Co. sich nur um die eigene Partei scheren. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es nun ausgerechnet Frank-Walter Steinmeier ist, der als Bundespräsident die Fäden in den Händen hält. Denn er allein kann bestimmen, ob es Neuwahlen gibt. Und er hat bereits deutlich gemacht, dass er das nicht so einfach (oder einfach so) veranlassen will wie es

sich der beleidigte Martin Schulz vorstellt. Der Diplomat und SPDMann Steinmeier könnte Schulz damit sogar einen Dienst erwiesen haben. Wo dieser nämlich keinerlei Glaubwürdigkeit mehr vorweisen konnte, kann er sich jetzt dahinter verstecken, dass ihm die Gespräche mit der schrecklichen Merkel quasi „von oben“ auferlegt wurden. Angela Merkel selbst folgt der ihr eigenen Strategie, indem sie den möglichen GroKo-Partner umgarnt. Sie könne ja gar nicht verstehen, weshalb die SPD die Erfolge der letzten Jahre nicht auch für sich erwähnt. Da wiederum kann man das Grummeln des Martin Schulz erahnen.

Jetzt reicht es uns aber! Es gibt ja Aberglaube in jeder Hinsicht, aber dass es den Yeti gar nicht gegeben haben soll, ist doch wohl der Gipfel der Ignoranz. Der ist doch der legendäre Schneemensch, der uns mit mildem Lächeln hinter seinem weißen Bart angrinst, weil er von jeher noch jeden Berg erstieg. Nun berichtet ein Team um die Biologin Charlotte Lindqvist von der University of Buffalo, dass es sich beim Yeti um Bären gehandelt haben soll. Und zwar um Asiatische Schwarzbären, Himalaya-Braunbären oder Tibetische Braunbären. Aha. Und wie haben sie das raus gekriegt? Na klar, mittels DNA-Analysen von einem Stück behaarter Haut (also von einer Hand oder Pranke), die in einem Kloster (Gott weiß warum!) aufbewahrt worden war, wie auch von einem Stück Oberschenkelknochen, das in einer Höhle auf dem Tibetanischen Hochplateau in 4500 Meter Höhe gefunden wurde. Ist ja gut jetzt! Um an dieses DNA-Zeug zu glauben, haben wir doch US-Serien zuhauf. Der Yeti ist uns ein Mensch! Michael Zäh


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