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Ausgabe 245 am 28. April 2018
„Da kimma her“ Konzert
Endspiele
Nelsons dirigiert
SC Freiburg
La Brass Banda kommt nach Furtwangen. Die unverwechselbar quirlige, bayerische Band ist derzeit auf Bierzelt-Tour. Wir verlosen Tickets fürs Konzert! Seite 2
Nach den Niederlagen in den direkten Duellen gegen Wolfsburg, Mainz und Hamburg sagen TV-Experten immer noch, dass der SC das „leichteste“ Restprogramm habe. Seite 7
Tipps Der neue Chefdirigent des Gewandhausorchesters Leipzig kommt mit seinen Musikerinnen und Musikern nach Baden-Baden, mit Tschaikowsky und Mozart . Seite 11
Ein Kreuz fürs Kreuzchen Es ist unverschämt und beschämend zugleich, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das Christentum für seine parteipolitischen Zwecke einspannt, im Wahlkampf gegen die AfD. Und er grenzt per Staatsorder Menschen aus. Von Michael Zäh
D
as ist dreist: Markus Söder befiehlt, ein Kreuz gehorcht. Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat sei als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz „als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland“ anzubringen. Da machen wir schnell drei Kreuze, wenn uns ein Söder sagt, wie unsere Grundwerte aussehen, also außerhalb von Bayern. Denn es ist ja völlig klar, dass diese ganze PR-Aktion zur Austreibung aller Teufel aus den Dienstgebäuden des Freistaats nur dazu dient, dass die Bayern ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle machen bei der kommenden Landtagswahl. Das ist deren Sache, sozusagen alte Sitte, wenn sich CSU-Wähler für blöd verkaufen lassen. Wirklich ungeheuerlich dreist ist aber die Formulierung, nach der das Kreuz für die „Rechts- und Gesellschaftsordnung“ in „Bayern und Deutschland“ stehen soll. In Berlin, Hamburg, Köln oder auch Freiburg ziehen sie schon die Zugbrücken hoch, weil die bayerischen Kreuz-Ritter jetzt auch den Rest der Republik erobern wollen. Wir dachten ja bisher, dass die deutsche Rechtsordnung vom Grundgesetz bestimmt sei (das zudem Religionsfreiheit garantiert) und nicht durch das Christentum oder Markus Söder himself. Das hat natürlich wunderbaren Spott nach sich gezogen. „Wenn mir Bayern mit unseren Flutaxis den Weltraum erobert haben, muss so ein Kreuz an JEDEM Planeten
HALLO ZUSAMMEN
Eine Marke ist am Ende
aufgehängt werden“, twitterte etwa Jan Böhmermann. Wenn ab 1. Juli in Bayern nicht nur in den Ministerien, sondern eben auch in Universitäten, Schulen und Gerichtssälen ein „sichtbares Bekenntnis“ in Form eines Kreuzes von oben angeordnet ist, dann widerspricht allein schon die Zwangsaufhängung dem (nur vorgeschobenen) Argument Söders, dass das Kreuz nicht religiös zu verstehen sei, sondern lediglich als Symbol für „Nächstenliebe, Menschenwürde und Toleranz.“ Denn ab 1. Juli 2018 toleriert der Freistaat Bayern es eben nicht, wenn zum Beispiel ein Uni-Rektor oder ein Schulleiter das Kreuz nicht aufhängen will. Das hat natürlich Weiterungen. Was ist mit all den Menschen, die in ein staatliches Gebäude gehen, in der Erwartung, dass dort nicht der Glaube sondern das Grundgesetz
vorherrscht? Was ist mit Leuten, die vielleicht gar nicht an Gott oder höhere Mächte glauben? Söders Staatsanordnung schließt solche Menschen nicht mit ein, sondern will ihnen vermitteln, dass sie im Freistaat Bayern eigentlich aus der Rolle fallen. Söder sagt es so: „Das Kreuz ist grundlegendes Symbol unserer bayerischen Identität und Lebensart.“ Oje, da traut sich keiner mehr, noch Piep zu sagen, etwa als Wissenschaftler an der Uni. Ist Jesus als Bayer am Kreuz gestorben? Oder als Deutscher? Die Instrumentalisierung des Kreuzes und insofern auch des Glaubens für reine Wahlkampftaktik der CSU ist im Grunde so unverschämt wie beschämend. Noch dazu, weil das Kreuz gegen Andersgläubige ein „sichtbares Bekenntnis“ ablegen soll. Das setzt natürlich genau die Linie der Provokation fort, die Horst
Seehofer eröffnete, mit seinem „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“Interview. Markus Söder hat mit seiner Kreuz-Offensive doch nur im Sinn, gegen jenen Satan vorzugehen, der ihm und der CSU die absolute Mehrheit kosten könnte. Natürlich ist es die Angst vor der AfD, die Söder mit dem Kreuz bannen will, wie es sonst nur in Vampirfilmen passiert. Die Frage ist: Ginge das nicht auch mit Knoblauch? Wenn hier also der Staat ein „sichtbares Bekenntnis“ ablegt, dann ist es eines per Zwang und zur Einschüchterung. Da sieht man, welche Wirkung die rechte AfD schon entfaltet. Wie wäre es, wenn nun ein Gericht entscheiden muss, ob das alles rechtens ist? Das Kreuz schaut von oben zu!
Das Echo auf den „Echo“ hat dazu geführt, dass der „Echo“ jetzt abgeschafft wurde. Das hat nun der Bundesverband Musikindustrie, der die Preisverleihung bisher organisiert hat, bekannt gegeben. Er folgt damit lediglich den Gesetzen des Marketings, da die sonst so schillernde „Marke“ nach der letzten Preisverleihung zu stark beschädigt worden sei. Also, die Marke „Echo“ bestand ja darin, dass die Musikindustrie (mit Betonung auf die zweite Worthälfte) sich selbst und ihre Verkaufsschlager gefeiert hat, ohne weitere künstlerische Ambitionen. Was zählte, war die Kasse, die klingelte. Und der Rest war halt Show, um die Verkaufszahlen weiter zu steigern. Nun war es aber so, dass wegen der Echo-Auszeichnung der beiden deutschen Rapper Felix Blume alias Kollegah und Farid Hamed El Abdellaoui alias Farid Bang für ein Album mit antisemitischen Texten der Preis heftig kritisiert worden war. Da hatte man wohl nicht so aufgepasst, wen und was man auszeichnet. Es bleibt allerdings wahr, dass diese Rapper hierzulande bestens verkaufen. Michael Zäh